Future Internet Economy – Geschäftsmodelle für Anbieter digitaler Güter Erstes Symposium Web Research, TU Darmstadt, 11.11.2010 Prof. Dr. Peter Buxmann Fachgebiet Information Systems/Wirtschaftsinformatik Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Technische Universität Darmstadt 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 1 Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets § Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets: § Software Business § Future Internet Economy § Information Management § Die von uns angebotenen Lehrveranstaltungen richten sich hauptsächlich an Studierende der Wirtschaftsinformatik und des Wirtschaftsingenieurwesens sowie an Masterstudenten Informatik mit dem Hauptfach IT-Management. 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 2 Agenda 1. Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter und die Konsequenzen für Anbieterstrategien 2. Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen – am Beispiel der digitalen Musikindustrie 3. Preisstrategien für die Softwareindustrie 4. Ausblick 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 3 1 | Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter § Ausgewählte Eigenschaften digitaler Güter § Hohe Produktionskosten für die erste Einheit ("First-Copy Costs"): § hohe Fixkosten § in der Regel Sunk Costs § Niedrige Reproduktionskosten: § niedrige variable Kosten § keine Kapazitätsgrenzen § Perfekte Kopien ohne Qualitätsverlust möglich 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 4 1 | Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter § Die Eigenschaften haben es in sich… § Tauschbörsen § books.google.com § Copy-Paste-Aktionen aller Art… ⇒ Was zählt das Urheberrecht in der „neuen Welt“? 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 5 1 | Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter § Strategien für Anbieter digitaler Güter § Produktstrategien § Vertriebsstrategien § Kooperations- und Übernahmestrategien § Preisstrategien ⇒ Kooperations- und Preisstrategien in der Musik- und Softwareindustrie 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 6 Agenda 1. Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter und die Konsequenzen für Anbieterstrategien 2. Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen – am Beispiel der digitalen Musikindustrie 3. Preisstrategien für die Softwareindustrie 4. Ausblick 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 7 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Untersuchungen eingebettet in das Forschungsprojekt Zukunftsmusik Umfrage in Kooperation mit Spiegel Online 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 8 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Trade-Off zwischen Absatzzahlen und Stückdeckungsbeitrag: Umsatz Verkaufte Menge Preis 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 9 99 Cent? 99 Cent Preis 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Eine Regressionsanalyse ergab folgende Umsatzfunktionen für verschiedene Titelkategorien: 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 10 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Ergebnis: Anbieter könnten ihren Umsatz also durch eine Preissenkung mehr als verdoppeln. § Problem: Sie sind nicht allein, und die Musikwertschöpfungskette setzt dieser Preispolitik (zunächst) Grenzen Akteure: Musikschaffende, Verwertungsgesellschaften Musikverlage und Tonträgerhersteller Tonträgerhersteller, Musikschaffende und Content-Aggregatoren Digital Service Provider und Downloadshops Musikkonsumenten 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 11 Wertschöpfung: Schöpfung: Komposition Auswahl & Zertifizierung: Artist and Repertoire Management, Promotion & Werbung Produktion: Aufnahme, Produktion der Mastercopy, Digitalisierung, Verknüpfung mit Metadaten Distribution: Digital Rights Management, Hosting, Download Konsumtion 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Eine Niedrigpreis-Strategie ist nur durchsetzbar, wenn die Beteiligten im Sinne eines Kooperationsnetzwerks zusammenarbeiten. § Warum? Wenn die Labels schon 40 – 70 Cent per Download verlangen, ist ein niedrigerer Preis natürlich nicht sinnvoll… ohne Kooperation mit Kooperation Aber wie soll der Kuchen aufgeteilt werden? 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 12 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Grundvoraussetzung für die Kooperationsbereitschaft der Akteure in der Wertschöpfungskette sind Anreize in Form zusätzlicher Deckungsbeiträge. è Entwicklung eines Modells zur Bestimmung pareto-optimaler Verteilungen des Kooperationsgewinns § Bekanntes Problem aus der kooperativen Spieltheorie: Das Bettler-Krösus-Problem 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 13 2 | Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen § Kooperative Preissetzung: è Eine kooperative Preissetzung kann die Umsätze und Deckungsbeiträge der Wertschöpfungskette für Onlinemusik deutlich steigern. è Eine pareto-optimale Umverteilung der Einnahmen ist möglich, allerdings muss eine „gerechte“ Verteilung des Kooperationsgewinns gefunden werden. § Andere Beispiele: § § § § § Strategische Allianzen, z. B. Star Alliance Planung in Supply Chains Kooperationen und Übernahmen in der Softwareindustrie "Wisdom of the Crowds" Open-Source-Entwicklung 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 14 Agenda 1. Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter und die Konsequenzen für Anbieterstrategien 2. Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen – am Beispiel der digitalen Musikindustrie 3. Preisstrategien für die Softwareindustrie 4. Ausblick 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 15 3 | Parameter der Softwarepreisgestaltung Parameter von Preismodellen für Softwareprodukte Preisbildung Struktur des Zahlungsstroms Preisermittlung Einmalzahlung Bemessungsgrundlage Anzahl Preiskomponenten Preisdifferenzierung Preisbündelung Dynamische Preisstrategie 1. Grad Angebot Penetration Pricing kostenbasiert Reine Bündelung nachfrageorientiert / wertbasiert Gemischte Bündel. Entbündelung wettbewerbsorientiert Interaktionsgrad einseitig, nichtinteraktiv interaktiv Regelmäßig wiederkehrende Zahlungen nutzungsabhängig Transaktion Frequenz Speicherbedarf Dauer Zeit Hybride Form … nutzungsunabhängig 2. Grad Produktart mengenbezogen Software zeitbezogen Wartung leistungsbezogen Service/Support 3. Grad Integrationsgrad personenbezogen komplementär regionenbezogen substitutiv Named User unabhängig Concurrent User Server, Rechner CPU mehrdimensional Finanzkennzahlen … 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 16 Preishöhe additiv superadditiv subadditiv Follow-the-freeStrategie SkimmingStrategie 3 | Produktbündelung – Beispiel Microsoft Office Quelle: http://office.microsoft.com/de-de/suites/FX101635841031.aspx 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 17 3 | Vorteile von Preisbündelung § Preisbündelung fördert die Verbreitung von (zusätzlichen) Produkten im Markt. § Wichtig bei Netzeffektenmärkten, wie der Softwareindustrie. § Beispiel: Der Absatz der Creative Suite fördert die Verbreitung von PDFDokumenten. § Der Markteintritt potenzieller Konkurrenten kann erschwert werden § Z. B. für Anbieter, die nur eines der Produkte aus dem Bündel produzieren. § Kosteneinsparung bei der Fakturierung und Lieferung § Mehrere Produkte werden gleichzeitig verkauft. 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 18 3 | Vorteilhaftigkeit der Bündelungsstrategie § Die Vorteilhaftigkeit der Bündelung im Vergleich zur Entbündelung ist im Besonderen von zwei Faktoren abhängig: 1. Korrelation der Zahlungsbereitschaften für die Produkte: § Eine negative Korrelation der Zahlungsbereitschaften liegt vor, wenn die Kunden, die tendenziell viel (wenig) für Produkt A bezahlen würden, eine geringe (hohe) Zahlungsbereitschaft für Produkt B haben. § Eine negative Korrelation führt zu einer Reduktion der Varianz für die Reservationspreise des Bündels und damit zu einer homogeneren Struktur der Zahlungsbereitschaften für das Bündel. 2. Höhe der variablen Kosten 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 19 3 | Verteilungen der Reservationspreise für zwei Produkte Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 117 – Beispielhafte Verteilungen von Reservationspreisen für zwei Produkte (Olderog u. Skiera 2000, S. 143) 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 20 3 | Auswirkung der Korrelationen der Reservationspreise auf die Homogenität der Reservationspreise für das Bündel Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 118 – Auswirkung der Korrelationen der Reservationspreise auf die Homogenität der Reservationspreise auf das Bündel (Olderog u. Skiera 2000, S. 143) 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 21 3 | Auswirkung heterogener und homogener Nachfrage-Strukturen Heterogene Zahlungsbereitschaftsstruktur Homogene Zahlungsbereitschaftsstruktur Preisabsatzfunktion von Bündel I Konsumenten KV(y) Konsumenten KV(y) Preisabsatzfunktion von Bündel II Gewinn Gewinn Geldeinheiten Geldeinheiten Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 118 – Auswirkungen einer homogenen Zahlungsbereitschaftsstruktur auf die möglichen Gewinne des Anbieters (Olderog u. Skiera 2000, S. 144) 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 22 3 | Beispiel: Preisbündelung Variable Kosten je Produkt in Höhe von 7 GE Entbündelung Bündel ZB Produkt 1 ZB Produkt 2 ZB Bündel Konsument 1 8 4 12 Konsument 2 4 8 12 optimaler Preis 8 8 / variable Kosten 7 7 14 Deckungsbeitrag 1 1 0 abgesetzte Menge 1 1 0 1 1 0 Gewinn 2 Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 119 – Beispiel für die Auswirkungen einer Bündelungsstrategie bei relativ hohen variablen Kosten 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 23 > 0 3 | Beispiel: Preisbündelung Variable Kosten je Produkt in Höhe von 0 GE Entbündelung Bündel ZB Produkt 1 ZB Produkt 2 ZB Bündel Konsument 1 8 4 12 Konsument 2 4 8 12 optimaler Preis 8 8 12 variable Kosten 0 0 0 Deckungsbeitrag 8 8 12 abgesetzte Menge 1 1 2 8 8 24 Gewinn 16 Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 120 – Beispiel für die Auswirkungen einer Bündelungsstrategie bei digitalen Gütern 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 24 < 24 3 | Vergleich zwischen Bündelung und Entbündelung § Ab welcher Höhe der variablen Kosten lohnt sich die Bündelung? Quelle: Buxmann et al. 2008, S. 121 – „Break even Point“ der variablen Kosten 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 25 3 | Preisstrategien für Softwareanbieter 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 26 Agenda 1. Ökonomische Eigenschaften digitaler Güter und die Konsequenzen für Anbieterstrategien 2. Win-Win: Mehr Profit durch Kooperationen – am Beispiel der digitalen Musikindustrie 3. Preisstrategien für die Softwareindustrie 4. Ausblick 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 27 4 | Ausblick § Ökonomische Theorie für die Future Internet Economy – Schwerpunkt Geschäftsmodelle für Anbieter digitaler Güter § Branchenschwerpunkt der bisherigen Arbeiten § Softwareindustrie § Musikindustrie § Verlagswesen § Zukünftig gerne Erweiterung des Fokus auf den Bereich Web Research => Evaluierung der Akzeptanz neuer digitaler Angebote im Web => Geschäftsmodelle und Strategien für Content-Anbieter im Web allgemein 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 28 Vielen Dank für Ihr Interesse! Prof. Dr. Peter Buxmann Technische Universität Darmstadt Chair of Information Systems | Fachgebiet Wirtschaftsinformatik Hochschulstr. 1 64289 Darmstadt [email protected] www.is.tu-darmstadt.de www.zukunftsmusik.net www.software-economics.org 11. November 2010 | Fachgebiet Information Systems | Prof. Dr. Peter Buxmann | 29 04. Mai 2009 | Fachgebiet Entscheidungen über den Einsatz Information von IT-Standards Systems | Prof. und –Services Dr. Peter Buxmann |2 | 30