Die Werke für Paul Wittgenstein Bortkiewicz, Serge (1877-1952): Der heute leider weitgehend vergessene polnisch-ukrainische Komponist aus Charkow schrieb für Paul Wittgenstein das Klavierkonzert in c-Moll, (Entstehungszeit unklar), die Konzertfantasie für Klavier und Orchester (Entstehungszeit unklar), dann 1929 das Klavierkonzert Nr. 2 in Es-Dur op. 28 und 1938 ein Notturno. Braun, Rudolf (1869-1925): Der blinde Komponist, geboren und gestorben in Wien, komponierte 1922 für Paul Wittgenstein die Drei Havierstücke für die 1inke Hand (Scherzo; Perpetuum mobile, Serenata), das Klavierkonzert in a-Moll für die linke Hand (Entstehungszeit unklar), uraufgeführt mit dem Wiener Frauen-Symphonieorchester unter Jutius Lehnert am 12. Dezember 1927. Bricht, Walter (1904-1970): Er gehört zu denjenigen Exilkomponisten, die derzeit wiederentdeckt werden. Der hochbegabte Wiener, der in Bkoomington/USA starb, schuf für Paul Wittgenstein die Vier Klavierstücke für die linke Hand allein op. 30, Drei Klavierstücke, Entstehungszeit 1933, eine Fantasie über Themen aus Gounods Oper Faust, 1936 entstanden, eine Fantasie über Walzerthemen aus Die Fledermaus von johann Strauß, von 1937, und Variationen über ein Volkslied für Klavier, Flöte und Violoncello, 1942 datiert. Britten, Benjamin (1913-1976): Der englische Komponist hatte größere Meinungsverschiedenheiten mit Paul Wittgenstein, als er im Jahr 1940 die Diversions on a Theme for the left Hand und Orchestra op. 21 komponierte; uraufgeführt wurden sie am 16. Januar 1942 mit dem Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy mit dem vierundfünfzigjährigen Paul Wittgenstein am Klavier. Demuth, Norman (1898-1968): Der englische Komponist, D i r i g g l und Musikwissenschaftler, der Bücher über Cesar franck, Paul D u k Charles Gounod und Maurice Ravel verfasste, schrieb 1947 das Rom Concerto for the left Hand. GaI, Hans (1890-1987): Der Arztsohn aus dem niederosterreichischen Brunn war ein großer Melodiker, was Paul Wittgenstein entgegenkam Er schuf für ihn ein Klavierquartett in A, opus 23, am 3. Oktober 1928 erstmals aufgeführt. Weil er judischer Abstammung war, musste er 1938 nach Großbritannien emigrieren. Er lebte bis zu seinem Tod m Edinburgh, w o er zwanzig lahre lang an der Universität Komposition lehrte. Godowsky, Leopold (1870-1938): Der litauische Virtuose, schon vor Paul Wittgenstein an Werken für die linke Hand interessiert schrieb im Jahr 1928 fUr Paul Wittgenstein Symphonische M e t u m phosen uber die Schatz-Walzer-Themen aus Der Zigeunerboron var Johann StrauB. Hindemith, PauI(1895-1963): Der Mann, dem zuliebe sich F u r t w w mit den Nationalsozialisten anlegte, komponierte für W i t t g e m 1923 die Klaviermusik für die linke Hand mit Orchester op. 29. Sie de erst ZOO2 irn Nachlass Paul Wittgensteins gefunden und am 9-lk zember 2004 mit den Berliner Philharmonikern unter Simon R a h W aufgefiihrt. Den Solopart spielte Leon Fleisher, der lange unter eims Lähmung der rechten Hand gelitten und sich daher die K l a v i e r l i t m für die tinke erschlossen hatte. Korngold, Erich Wolfgang (1897-1957): Das jüdische Wunderkind as Wien, wie Paul in die USA emigriert, heute vielen noch durch Die tw Stadt ein Begriff und durch seine Filmmusiken im Ohr, kornpmkr8e 1923 fUr Paul Wittgenstein das Klavierkonzert Cis-Dur op. 17, u r a f g führt im September 1924 in Wien, ein Klavierquintett in E opus 15 und die Suite für zwei Violinen, Viola, Cello und Klavier, uraufgefihr arn 21. Oktober 1930 im Konzerthaussaal mit dem Rose-Quartett Labor, Josef (1842-1924): Der mit drei Jahren durch eine Pockenerkrankung erblindete Pianist, Organist und Komponist aus Böhmen, Lehrer der Alma Schindler, spätere Mahler, war neben Franz Schmidt Paul Wittgensteins Haus- und Hofkomponist. Er komponierte für ihn als Erster: das Konzertstück mit Orchester in Form von Variationen in D-Dur, 1915, uraufgeführt am 15.Juni 1915. Danach entstanden das Konzertstuck in f-Moll, 1917, uraufgeführt am 16.Mai 1917, das Konzertstück in Es-Dur 1923, und ein Solowerk, die Fantasie in fis-Moll von 1920, außerdem zahlreiche kamrnermusikalische Stücke: das Quartett in c-Moll für Violine, Viola, Violoncello und Klavier, das Trio in e-Moll für Klarinette, Violoncello und Klavier, das Trio in g-Moll für Klarinette, Viola und Klavier, eine Sonate in E-Dur für Violine und Klavier und eine Sonate in C-Dur für Violoncello und Klavier. Unvollendet blieb ein Septett mit Klavier für die linke Hand. Prokofjew, Sergej (1891-1953): Der früh begabte Gutsverwaltersohn aus der Ukraine, als Komponist so genial wie als Opportunist, komponierte für Wittgenstein das 4. Klavierkonzert in B-Dur opus 53 für die linke Hand im Jahr 1931. Erst am 5.September 1956 fand die Uraufführung durch den einarmigen Weimarer Pianisten Siegfried Rapp in Berlin statt. Die Witwe von Prokofjew hatte ihm das Manuskript geschickt und das alleinige Aufführungsrecht erteilt. Wittgenstein hatte es ihm verwehrt. Ravel, Maurice (1875 -1937): Der zunächst in Frankreich als Neuerer umstrittene, später international gefeierte Komponist, Sohn eines Schweizers und einer Baskin, schrieb 1929/30 das Concert pour 10 main gauche in D-Dur für Paul Wittgenstein. Ob es sich bei seiner schweren Erkrankung, die ihn ab 1933 arbeitsunfähig machte, um Morbus Pick, einen Hirntumor oder Demenz handelte, konnten die Medizinhistoriker nicht einwandfrei feststellen. Er starb neun Tage nach einer Schädeloperation, bei der keinerlei Geschwulst gefunden wurde. Rosenthal, Felix (1867-1936): Er war wie der Großteil von Wittgensteins Komponisten Jude und trat auch als Pianist, Musiklehrer und Musikschriftsteller hervor. 1935 widmete er Wittgenstein eine WalzerParaphrase für die linke Hand. Schmidt, Franz (1874-1939): Geboren in Pressburg als Sohn eines Spe ditionsunternehmers, bekam er den ersten Klavierunterricht von sek ner Mutter. Als der Vater wegen eines angeblichen Betrugsversuchs inhaftiert wurde, zog er später nach Wien; 1888 wurde er dort Schüler Leschetizkys, begann sein Studium am Konservatorium, wechselte dann an die Universität. 1892 entstanden seine ersten Kompositionen 1896 bekam er eine Cellistenstelle beim Hofopernorchester. S c b berg nannte ihn den letzten groRen Meister der romantischen Periode. Für Paul Wittgenstein schrieb er Konzertante Variationen uber ein Thema von Beethoven, 1923, uraufgeführt 1924, ein Quintett in G-DV für Klavier, Klarinette, Violine, Viola und Cello, 1926/27, ein Quintett in B-Dur für Klavier, Klarinette, Violine, Viola und Cello, 1932, uraufgeführt 1933, ein Klavierkonzert in Es-Dur, 1934, uraufgeführt 1935. ein Quintett in A-Dur für Klavier, Klarinette, Violine, Viola und Cello, 1938. uraufgeführt 1939, und die Toccata in d-Moll, 1938, die er Paul in die Schweiz nachschickte; uraufgeführt wurde sie 1940 in den USA. Schutt, Eduard (1856-1933) wurde in Petersburg geboren. Der nnsische Dirigent, Pianist und Komponist war unter den Pseudonymen Arnolde Clairlie und Henri Marling bekannt. Ausgebildet in P e t e r s m und Leipzig, lebte er ab 1879 in Wien, w o er bei Paul Wittgensteira Lehrer Leschetizky Unterricht hatte. Schütts Klavierwerke waren a, seinen Lebzeiten sehr beliebt. 1892 zog er nach Obermais bei MFür Wittgenstein schrieb er die Paraphrase für Klavier für die linh Hand und Orchester über G'schichten aus dem Wiener Wald von )ohann Strauß. Strauss, Richard (1864-1949): Als alter Freund des Hauses W stein, der mit dem kleinen Paul bereits vierhändig gespielt hatte, m der Münchner Sohn eines Hornisten und einer Pschorr-Erbin nicht t u wegen der Finanzierungsproblememit der Wiener Villa gern bereit fü Paul Wittgenstein zwei Werke zu schaffen: das Parergon zur SinfwiO Domestica op. 73,1924/25, und Punothenüenzug, Sinfonische E t ü d m in Form einer Passacaglia op. 74,1926/27. Takacs, Jenö (1902-2005): Der österreichische Komponist, Pianist, Padagoge und Musikforscher ungarischer Abstammung komponierte für Wittgenstein 1950/51 eine Toccata und Fuge für die linke Hand allein, op. 56. Wittgenstein sandte sie mit dem Kommentar zurück, sie eigne sich nicht für seine #altmodisch gewordenen Ohren«. Tansman, Alexandre (1897-1986) kam als Sohn jüdischer Eltern in Lodz/Polen zur Welt, studierte Musik in Warschau, ging 1919 nach Paris und lernte dort Ravel kennen. 1941 emigrierte Tansman in die USA, 1961kehrte er nach Paris zurück. Er schrieb Orchesterwerke, Kammermusik, drei Opern, Filmmusik - und für Paul Wittgenstein irn Jahr 1943 ein Concerto for piano left hand. Walker, Ernest (1870 -1949): Der Komponist und Musikwissenschaftler, Professor in Oxford, hatte alte Verbindungen zur Familie Wittgenstein: Er war einige Male der Klavierbegleiter des Geigers Josef Joachim gewesen, des berühmten Cousins der Fanny Wittgenstein, Pauls Großmutter. Walkers Werkverzeichnis enthält einige Werke für die linke Hand, zu denen er durch Paul Wittgenstein angeregt wurde. 1931 findet sich dort eine Study for the left hand op. 47, die Neubearbeitung eines Werks, das dreißig Jahre zuvor entstanden war. Irn Auftrag von Paul komponierte er 1933 die Variations on an original theme for pianoforte (left hand), clorinet, violin, viola and cello und 1935 das Solostück Prelude for the left hand op. 61. Weigl, Karl(1881-1949): In Wien bei Alexander von Zemlinsky ausgebildet, unterrichtete der Komponist und promovierte Musikwissenschaftler am Konservatorium der Stadt und lehrte an der Universität. Schonberg, mit dem er sein Leben lang befreundet blieb, hielt Weigl für »einen der besten Komponisten dieser alten Generation«, die »eine glanzvolle Wiener Tradition weiterführen«. Er schrieb 1925 sein Konzert fur Klavier für die Iinke Hand und Orchester, das er Paul Wittgenstein widmete. 1938 gelang dem jüdischen Komponisten mit seiner zweiten Frau, der Pianistin Valerie (Vally), und seinem Sohn die Flucht in die Vereinigten Staaten. Pablo Casals war oberzeugt, Weigl werde eine große Renaissance feiern.