OUR Cats DIE Spezialisten Eine Chance für Bernie Vor einiger Zeit wurde uns Bernie, eine 7 Jahre alte Europäisch KurzhaarKatze, vorgestellt. Der Besitzerin ist eine kleine Umfangsvermehrung am rechten unteren Augenlid aufgefallen. Der kleine Tumor machte zu diesem Zeitpunkt noch kein Problem. Um eine Diagnose zu stellen, wurde eine Gewebeprobe entnommen. Die Diagnose lautete Plattenepithelkarzinom. Dieser Tumor kommt vor allem bei Katzen mit weißem Fell im Bereich der Nase der Augenlider und der Ohren vor. Dieser Tumor wird durch Sonnenstrahlen ausgelöst. Zur weiteren Untersuchung wurde eine Blutuntersuchung vorgenommen, alle Werte waren normal. Um zu sehen, ob der Tumor sich schon ausgebreitet hat, wurde ein Röntgenbild vom Brustkorb gemacht. Dieses Bild zeigte eine verdächtige Verschatt ung. Es bestand der Verdacht, dass der Tumor schon gestreut hat. Im Gespräch mit der Besitzerin erfuhren wir, dass Bernie als junger Kater eine schwere Lungenentzündung hatte. Die Verschatt ung konnte auch von dieser Infektion kommen. Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass Bernie keinen Tumor in der Lunge hatte. Mittlerweile war der Tumor am Auge sehr stark gewachsen. Plattenepithelkarzinome am Nasenspiegel und an den Augenlidern der Katze lassen sich sehr gut mit einer Strahlentherapie behandeln. Mit dieser Therapie können 8 von 10 Katzen geheilt werden. Bernies Besitzerin Vor- und nach der Behandlung hat sich für diese Therapie entschieden. Bernie hat die Bestrahlung gut überstanden. Bereits 3 Wochen nach der Bestrahlung hatte sich der Tumor am Auge vollständig zurückgebildet. Das Auge konnte erhalten werden, sodass Bernie heute wieder auf Mäusefang gehen kann. Onkologie – Strahlentherapie Jeder von uns wird irgendwann leidvolle Erfahrung mit einer Tumorkrankheit gemacht haben, eine Tumorerkrankung bei Verwandten, Freunden oder bei sich selbst. Auch unsere vierbeinigen Freunde bleiben leider nicht von Tumorkrankheiten verschont. Sie erkranken genauso häufig an „Krebs“ wie Menschen. Die verzweifelten Tierliebhaber suchen dann mit ihrem Hund oder mit ihrer Katze Rat bei einem tierärztlichen Onkologen. Heute bieten spezialisierte Kleintierkliniken und -praxen eine Onkologiesprechstunde an. Im ersten Schritt stellt der Onkologe eine exakte feingewebliche Diagnose (Histopathologie) des Tumors. Im zweiten Schritt untersucht der Onkologe, wie groß der Tumor ist und wie weit sich der Tumor schon im Körper ausgebreitet hat. Anhand der feingeweblichen Tumordiagnose und des Ausbreitungsgrads des Tumors wird ein Therapieplan erstellt. Manche Tumoren werden in erster Linie operativ, manche Tumoren medikamentös, andere wiederum REPORTAGE werden mittels Strahlentherapie behandelt. Bei vielen Tumorpatienten werden Operation, medikamentöse Behandlung und Strahlentherapie kombiniert. Eine für die Tierliebhaber äußerst wichtige Information ist, dass eine medikamentöse Therapie (zytostatische „Chemotherapie“) bei unseren Hunden und Katzen ganz anders durchgeführt wird, als es die Tierliebhaber aus ihrem Erfahrungsbereich kennen. Bei einer „Chemotherapie“ wird immer genau zwischen Therapiechance und -risiko abgewogen. Im Prinzip gilt: je höher die Chemotherapiedosis, desto mehr Tumorzellen sterben ab. Allerdings bringt eine höhere Chemotherapiedosis mehr Nebenwirkungen mit sich. In der Tiermedizin steht die Lebensqualität des Patienten absolut im Vordergrund. Die Dosis wird so gewählt, dass die meisten Patienten keine nennenswerten Nebenwirkungen erfahren. Die Strahlentherapie ist eine hochtechnologische Errungenschaft unserer Kleintierklinik. Wir verfügen seit Anfang 2011 über einen ganz modernen Linearbeschleuniger zum Bestrahlen von Tumoren. Mittels Multileaf-Collimator (MLC) und Intensitäts-Modulierter-Radiotherapie (IMRT) können Tumoren exakt bestrahlt und umliegendes, gesundes und besonders strahlenempfindliches Gewebe wie z.B. das Auge optimal geschont werden. Auch bei dieser Therapie sind die Nebenwirkungen sehr viel milder, da auch hier die Lebensqualität im Vordergrund steht. Wir bestrahlen Patienten mit unvollständig entfernten Tumoren („Schnitt ränder nicht im Gesunden“), meist Mastzelltumoren und Sarkome. Des Weiteren werden Nasenhöhlen-, Maulhöhlen-, Hirntumoren usw. bestrahlt. Zudem dient die Strahlentherapie der Schmerzlinderung bei bestimmten Tumoren. Eine ganz wichtige Stütze ist uns die Strahlentherapie in der Behandlung des Fibrosarkoms der Katze. Dieser Tumor kommt bei der Katze sehr häufig vor und ist sehr schwer zu kontrollieren. Hier ist es sinnvoll, bereits frühzeitig einen spezialisierten Tierarzt hinzuzuziehen. Wir beraten sie gerne. Dr. Melanie Wergin Dr. Melanie Wergin ist Radioonkologin an der LudwigMaximilians-Universität in München. Sie studierte von 1993-1998 Tiermedizin. Ihre Doktorarbeit schrieb sie in Zürich im Bereich Onkologie von 2000-2002 ab. Danach war sie PhD in Zürich im Bereich Strahlentherapie. Danach ging bis 2009 in die USA in die Forschung im Bereich der humanen Onkologie. Von 2009-2012 arbeitete Dr. Wergin in der Radioonkologie der FU Berlin. Seit 2012 ist sie nun in der LMU München tätig. Linearbeschleuniger 12-0478_BL_Anzeige_94x130_Zuechterclub_120914_KS.indd 1 14.09.12 13:06