Laborgemeinschaft Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG. Zürich Info Microsporidien 1. Bedeutung Microsporidien ist der Sammelbegriff für die noch nicht definitiv klassifizierten Protozoen des Stammes Microspora. Es sind kleine, einzellige Organismen, die sich auschliesslich innerhalb der Wirtszelle über komplexe Entwicklungsstadien vermehren und schliesslich umweltresistente Sporen bilden, welche vom Wirt ausgeschieden werden. Die Sporen besitzen im reifen Stadium eine einzigartige Struktur, nämlich einen bis zu 100 mm langen Polschlauch, der in die Wirtszelle eingeschleudert wird und durch welchen infektiöses Sporoplasma in die Wirtszelle einwandert. Microsporidien werden zur Zeit noch als Protozoen betrachtet, obschon sie genetisch eher Verwandtschaft mit Pilzen zeigen. Mehr als 100 Gattungen sind bekannt, wovon die meisten wirbellose und Wirbeltiere infizieren, was zeitweise beträchtliche wirtschaftliche Verluste in Fisch-, Bienen- und Seidenraupenzuchten verursachte. Über Infektionen beim Menschen lagen lange nur marginale Kenntnisse vor. Ihre humanpathogene Bedeutung erlangten die Microsporidien erst mit der AIDS Pandemie. Sie gelten heute als wichtige Erreger opportunistischer Erkrankungen bei AIDS- und anderen Patienten mit zellulären Immundefekten. Vertreter von 6 Gattungen, nämlich Encephalitozoon, Enterocytozoon, Nosema, Pleistophora, Trachipleistophora, Vittaforma sowie dem Kollektiv “Microsporidium“ wurden bisher beim Menschen nachgewiesen. Einige davon wurden auch als Krankheitserreger bei immunkompetenten Patienten gefunden [1,2]. Die häufigste klinische Manifestation ist die chronische, fieberhafte Diarrhoe mit Gewichtsverlust, wie sie auch von Cryptosporidien und Isospora bekannt ist. Es sind aber auch disseminierte Erkrankungen beschrieben, die Augen (Keratokonjunktivitis), Atemwege (Sinusitis, Bronchitis, Pneumonie), Harnwege (Urethritis, Zystitis, Nephritis), Leber (Hepatitis), Skelettmuskulatur (Myositis) und Zentralnervensystem (Enzephalitis) betreffen. Systemische Infektionen mit letalem Verlauf wurden publiziert, bei welchen die Microsporidien autoptisch in praktisch allen Organen und Geweben nachgewiesen werden konnten [1]. Infektionsquellen und Übertragung sind noch weitgehend unklar. Immerhin geben molekularbiologische Analysen von tierischen und menschlichen Isolaten Hinweise darauf, dass Tiere als Reservoir für den Menschen eine Rolle spielen könnten [3]. Da die Sporen via Exkrete und Sekrete ausgeschieden werden, sind Erkrankte mögliche Infektionsquellen. Direkte, fäkal-orale Transmission, evt. auch indirekte, z.B. über Wasser als Vehikel [4], scheinen naheliegend, aerogene und sexuelle werden diskutiert. WebSite www.lg1.ch Literatur All Content Copyright© LG1 Oktober 2002 1 2. Nachweismethoden Einige Gattungen oder Arten von Microsporidien konnten auf Zellkulturen isoliert werden. Die Anzüchtung wird aber nur für experimentelle Untersuchungen eingesetzt, für diagnostische Zwecke ist sie nicht geeignet, da aufwendig und unzuverlässig. Die infektiösen Sporen sind sehr klein (1-3 mm), ihr Nachweis erfolgte darum zunächst elektronenmikroskopisch. Diese Methode ist kaum routinemässig anwendbar. Später wurden verschiedene Färbetechniken für die licht- oder (immun-) fluoreszenzoptische Analyse mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. Die derzeit meist empfohlene Methode ist die Chromotrop-Färbung, die den lichtmikroskopischen Nachweis erlaubt [5]. Sie verlangt aber immer noch viel Erfahrung vom Untersucher. Die Serologie spielt diagnostisch keine Rolle. Die PCR ist eine rasche, hochempfindliche und äusserst spezifische Alternative des Direktnachweises. Verschiedene in house PCR Protokolle wurden beschrieben [6,7,8]. Eine vergleichende Studie zwischen 6 Laboratorien, die ihre in house PCR einsetzten und 6 anderen, die die Stuhlproben von Patienten lichtmikroskopisch untersuchten, ergab eine durchschnittlich höhere Empfindlichkeit der PCR (89%) als der Mikroskopie (80%). Die Spezifität beider Methoden erwies sich mit 95 bzw. 98% als sehr gut [9]. 3. Therapie Albendazol bei intestinaler und disseminierter Infektion [10]. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Microsporidien geeignet: Stuhl nativ Urin Liquor Duodenalsaft Biopsie Respiratorische Proben Augenabstrich EDTA Blut Literatur [1] R. Weber, E.U. Cunning. Microsporidia, p. 1413-1420. In: Manual of Clinical Microbiology, 7th edition. P.R. Murray, E.J. Baron, M.A. Pfaller, F.C. Tenover, R.H. Yolken (ed.). American Society for Microbiology, Washington D.C. 1999. [2] E.S. Didier. Microsporidiosis. State-of-the-art article. Clin. Infect. 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