Molekularpathologische Diagnostik Infektionskrankheiten und Tumorleiden zählen in den Industrienationen neben den Herz-Kreislauferkrankungen zu den häufigsten Todesursachen. Mit Blick auf die Infektionskrankheiten sind diese in den letzten Jahren von Rang 5 auf Rang 3 der Todesursachen angestiegen. Dies ist hauptsächlich der Zunahme immunsupprimierter Patienten und der Zunahme multiresistenter Keime geschuldet. Unter diesem Aspekt wird von klinischer Seite in zunehmendem Maße auch von der Pathologie und hier insbesondere von der Molekularpathologie eine entsprechende Diagnostik erwartet. Dies betrifft nicht nur den Nachweis von Tuberkulose, die mit konventionellen Untersuchungsmethoden wie der Ziehl-Neelsen Färbung selbst bei histomorphologisch nachweisbaren verkäsenden Granulomen 50% falsch negative Resultate ergeben, sondern insbesondere auch den Nachweis von atypischen Mycobakteriosen, die mit konventionell pathologischen Untersuchungstechniken nicht zu detektieren sind. Mit Blick auf die granulomatösen Erkrankungen sei hier insbesondere auch noch auf den Nachweis der Chlamydien und Bartonella hingewiesen, die sich konventionell histologisch nicht nachweisen lassen, jedoch mittels PCR einfach zu detektieren sind und seit Einführung der PCR-Diagnostik immer häufiger als causalpathogenetisches Agens erkannt werden. Vielfach finden sich insbesondere auch bei immunsupprimierten Patienten Herpesinfektioen z.B. im Gastrointestinaltrakt, ohne dass sich hier histomorphologische Hinweise für eine entsprechende Infektion belegen lassen, weswegen eine detaillierte Fragestellung des Klinikers unabdingbar ist. Ein wesentlicher Vorteil der PCR-basierten Methoden ist zudem neben der höheren Sensitivität auch die Möglichkeit des Nachweises an fixiertem Material, aus welchem sich keine Kulturen mehr erstellen lassen. Hier ist darüber hinaus molekulargenetisch auch der Nachweis von Resistenzen möglich, so z.B. bei einem Befall mit Helicobacter pylori, bei welchem mittels RealTime PCR und MeltingCurve Analysis Punktmutationen, die zu einer Chlarithromycinresitenz führen, nachzuweisen sind. Dies gewinnt umso mehr an Bedeutung, als in den letzten Jahren eine dramatische Zunahme der Chlarithromycinresitenz nachzuvollziehen ist und dies nicht nur bei Erwachsenen sondern auch bei Kindern. Insbesondere auch im Hinblick auf Neoplasien spielt der Molekularpathologe eine entscheidende Rolle „als Lotse der Therapie“. Die zunehmende Erkenntnis über die molekularen Grundlagen der Tumorentstehung und des Tumorprogresses haben auch die Möglichkeit einer individualisierten Tumortherapie eröffnet. So wird durch molekularpathologische Untersuchungen mittels FISH (Fluoreszenz-in-situ Hybridisierung) beim Mammakarzinom der Her2/neu- Amplifikationsstatus ermittelt, aus welchem dann geschlossen werden kann, ob für den Patienten eine Therapie z.B. mit Herceptin/Lapatinib sinnvoll ist. Für die Behandlung des Coloncarcinoms wird eine Abklärung des KRAS- und NRAS-Mutationsstatus durch RealTime-PCR (mit LNA Clamping), DNA MicroArray (ebenfalls mit mutant enrichment), Sangersequenzierung oder Pyrosequenzierung durchgeführt, da nur bei KRAS- und NRAS Wildtyp (ca. 60% der Patienten) eine Therapie mit dem EGFR-Antikörper Vectibix ® (Panitumumab) bzw. Erbitux ® (Cetuximab) indiziert ist. Für die Behandlung des nicht kleinzelligen Bronchialcarcinoms wird eine Abklärung des EGFR-Mutationsstatus in den Exonen 18, 19, 20, 21 durchgeführt, da nur bei Vorliegen einer aktivierenden Mutation eine zielgerichtete Therapie mit gefitinib bzw. erlotinib sinnvoll ist. Zudem wird auch auf Resistenzmutationen (z.B. T790M), die oft unter einer Therapie mit TKIs nachweisbar wird, getestet, da dann eine Therapieumstellung notwendig wird. Für die Behandlung von Melanomen wird eine BRAFMutationsanalyse durchgeführt, da nur bei Nachweis eine BRAFMutation eine zielgerichtete Therapie z.B. mit vemurafenib sinnvoll ist. Eine MSI (HNPCC) Analytik ist eine kombinierte immunhistochemische und molekularpathologische Untersuchung zum Ausschluß einer hereditären Form eines Coloncarcinoms. Bei klinisch begründetem Verdacht wird diese Untersuchung u.a. auch bei Vorliegen eines Endometriumcarcinoms durchgeführt. Bestätigt sich dieser Verdacht, so ist eine humangenetische Beratung indiziert. Neuerdings wird die MSI-Analytik am Tumorgewebe beim Coloncarcinom jedoch auch eingesetzt, um die Wirksamkeit des Check-Point-Inhibitors pembrolizumab abschätzen zu können. Eine Reihe molekularbiologischer Methoden (RT-PCR, nested PCR, quantitative PCR-Verfahren ("real-time" PCR), direkte DNASequenzierung, in situ Hybridisierung) wurden in den letzten Jahren systematisch zum Nachweis erregerspezifischer Nukleinsäuren (DNA und/oder RNA) von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten in Paraffineingebetteten Geweben bzw. cytologischen Präparaten eingesetzt. Dabei erfordern die Besonderheiten der Paraffin-eingebetteten Untersuchungsmaterialien in der Pathologie mit fixierungsbedingter Fragmentierung von Nukleinsäuren eine stets aufwendige Adaptation konventioneller PCR Protokolle.