Hauteffloreszenzen bei Infektionskrankheiten I, H.Klinker, P

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Hauteffloreszenzen bei Infektionserkrankungen
H. Klinker1, P. Langmann1, R. Gillitzer2
1
Medizinische Poliklinik, Standort Luitpoldkrankenhaus, Schwerpunkt
Hepatologie/Infektiologie, Universität Würzburg
2
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Universität Würzburg
Viele Infektionserkrankungen gehen mit Hauterscheinungen einher. Hierbei ist
die Haut entweder Manifestationsort systemischer Infektionen oder selbst
primär von einer Infektion betroffen.
Als Exanthem (griechisch exantheo: „ich blühe auf“) wird ein generalisierter
Hautausschlag bezeichnet. Klassische, exanthematische Kinderkrankheiten
sind seit der Einführung umfassender Impfprogramme viel seltener geworden,
treten nun jedoch vermehrt bei ungeimpften Erwachsenen auf.
Exantheme finden sich darüberhinaus aber auch bei der akuten HIV-Infektion
oder der Lues im Stadium II. Nur die korrekte Einordnung der
Hautveränderungen kann hier zur frühzeitigen Diagnose und Therapie führen,
die Patienten vor jahrelangem weiteren Krankheitsverlauf bewahren und die
weitere Übertragung der Infektionen verhindern.
Für die Differenzialdiagnose ist die Erkennung der Art der Effloreszenzen (z. B.
makulös, papulös, vesikulär) und ihre Verteilung von großer Bedeutung. Neben
erregerbedingten Krankheiten ist immer auch an (auto-) immunologische,
allergische und paraneoplastische Phänomene zu denken.
Auch die Bedeutung der Erfassung lokalisierter Hauteffloreszenzen liegt nicht
nur in der fachgerechten Behandlung dieser Veränderungen selbst, sondern
häufig mehr in der
hierdurch möglichen Aufdeckung systemischer
Erkrankungen. Beispielhaft seien die Diagnose eines Diabetes mellitus bei
rezidivierenden bakteriellen Hautinfektionen, die Aufdeckung eines malignen
Lymphoms bei Herpes zoster oder die Feststellung einer HIV-Infektion bei
Auftreten von Mollusca contagiosa genannt.
Die folgende Übersicht gibt Informationen zu Epidemiologie, Pathogenese,
Klinik, Diagnostik und Therapie von Infektionserkrankungen, die mit
generalisierten oder lokalisierten Hauteffloreszenzen einhergehen. Dabei liegt
der Schwerpunkt auf den häufigen und/oder für die tägliche Praxis besonders
wichtigen Erkrankungen.
Teil I beschäftigt sich mit Hauteffloreszenzen bei viralen Erkrankungen, Teil II
mit Hauteffloreszenzen bei bakteriellen Erkrankungen, Dermatomykosen und
Epizoonosen.
1
Hauteffloreszenzen bei viralen Erkrankungen
Einen Überblick über Hauteffloreszenzen bei viral bedingten Erkrankungen gibt
Tabelle 1.
Inkubationszeit
Infektiosität
Masern
8 –12 Tage
Prodromalstadium
bis 5 Tage nach
Beginn des
Exanthems
Röteln
14 – 21 Tage
2 Tage vor bis 5
tage nach Beginn
des Exanthems
Infektiöse
Mononukleo
se
10 – 50 Tage
5 Tage vor Beginn
der Erkrankung,
intermittierende
Virusausscheidung
lebenslang möglich
Varizellen
12 – 21
2 Tage vor bis 5
Tage nach beginn
des Exanthems
Herpes
zoster
Reaktivierung
einer latenten
VZV-Infektion
bis zum
Eintrocknen der
Vesikel
Herpes
simplexInfektion
3 – 6 Tage
bis zum
Eintrocknen der
Vesikel
akute HIVInfektion
4 – 8 Wochen
unmittelbar nach
der Infektion –
lebenslang,
Ausmaß abhängig
von der Viruslast,
parenterale
Übertragung
Art und Verteilung
der Effloreszenzen
makulöses,
konfluierendes
Exanthem, Beginn
retroaurikulär,
Ausbreitung von
kranial nach kaudal
kleinfleckiges, wenig
konfluierendes
Exanthem, Beginn
im Gesicht,
Ausbreitung
kraniokaudal
Klinik
Komplikationen
Fieber, Husten,
Konjunktivitis,
Photophobie
Otitis media, bakterielle
Pneumonie, Enzephalitis
geringe
Allgemeinsymptomatik,
retroaurikuläre
Lymphknotenschwellungen
selten Arthritiden, Otitis;
Röteln-Embryopathie!
kleinfleckiges
Exanthem an
Stamm und
Extremitäten, vor
allem unter
Ampicillin-Therapie
vesikuläres
Exanthem,
„Sternenhimmel“,
Beteiligung der
Mundschleimhaut
vesikuläre
Effloreszenzen,
unilateral, innerhalb
eines Dermatoms
Kopfschmerzen,
Fieber,
Halsschmerzen,
Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie
Fieber, Juckreiz
Pancytopenie,
Pneumonie, Peri/Myokarditis, spontane
Milzruptur
Juckreiz,
Hyperästhesie (oft
noch vor Auftreten
der Bläschen!),
Schmerzen
Brennen, Juckreiz,
Spannungsgefühl
Superinfektion,
Dissemination bei
Immunsuppression,
postzosterische
Neuralgie
Herpesenzephalitis,
bakterielle Superinfektion
Kopf-/Gliederschmerzen,
Fieber,
Lymphknotenschwellungen
keine
gruppiert stehende
Bläschen auf
gerötetem Grund,
Prädilektionsstellen:
Perioralregion (HSV
I), Genitalregion
(HSV II)
Masern-/Rötelnähnliches,
generalisiertes
Exanthem
Bakterielle
Superinfektion,
Varizellenpneumonie,
Hepatitis
Masern (Morbilli)
Das Masern-Virus ist ein RNA-Virus und gehört zur Familie der Paramyxoviren. Der
Mensch ist der einzige Wirt. Die Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Masern sind ►hochkontagiös. Die Durchseuchung erreicht bei ungeimpften
Personen nahezu 100% (17). Die Übertragung erfolgt als Tröpfcheninfektion vor
allem während des Prodromalstadiums. Eine saisonale Häufung besteht in den
Winter- und Frühjahrsmonaten. Seit Einführung der Masernlebendimpfung im Jahre
2
1967 ist die allgemeine Erkrankungsrate rückläufig, es hat eine Verschiebung von
Masernerkrankungen in das junge Erwachsenenalter stattgefunden.
In den Ländern der 3. Welt hingegen zählt die Maserninfektion teilweise heute noch
zu den häufigsten Todesursachen im Kindesalter.
Nach einer Inkubationszeit von 8-12 Tagen kommt es zunächst zu einem
►Prodromalstadium mit katarrhalischen Symptomen. Hierzu gehören hohes
Fieber, Schnupfen, trockener Husten und häufig eine ausgeprägte Lichtscheu, die
mit einer Konjunktivitis einhergeht. Nach ca. 2-3 Tagen entwickeln viele Patienten die
typischen ►Koplik-Flecken, weiße, ca. 1-2 mm große, nicht abwischbare flache,
weißliche Papeln mit rotem Hof im Bereich der Wangenschleimhaut gegenüber den
unteren Molaren. Daneben zeigt sich am Gaumen ein dunkelrotes Enanthem.
Etwa 2-3 Tage nach Auftreten der Koplik-Flecken entwickelt sich das
makulopapulöse Masern-Exanthem zunächst retroaurikulär, an der Stirnhaargrenze
und Hals. Es breitet sich in den folgenden 3-4 Tagen kaudal über den Rumpf und die
Extremitäten aus, neigt zur Konfluation und weist manchmal eine hämorrhagische
Komponente auf. Das Allgemeinbefinden ist in der Regel erheblich eingeschränkt.
Das Exanthem blasst in der Reihenfolge des Auftretens meistens leicht schuppend
ab.
Atypische Masern können sich bei Personen, die mit Masern-Totimpfstoff (bis 1967)
geimpft wurden, entwickeln. Der Verlauf ist gekennzeichnet durch eine starke
sekundäre Immunantwort, klinisch stehen hohes Fieber, Myalgien, schwer
verlaufende Pneumonien und ein atypisches, oft hämorrhagisches Exanthem im
Vordergrund.
Bei Immunsupprimierten kann das Masern-Exanthem völlig fehlen und der
Krankheitsbeginn auffallend blande sein. Es entwickeln sich allerdings gehäuft
schwere Organkomplikationen in Form einer Riesenzellpneumonie oder MasernEinschlusskörperchen-Enzephalitis. Die Erkrankung endet in bis zu 30% letal.
Die häufigste Komplikation der Masern ist die ►Otitis media. Daneben treten
►bakterielle Pneumonien auf. In einer Häufigkeit von einem Fall auf ca. 1.0002.000 Masernerkrankungen entwickelt sich, meist 4-7 Tage nach dem Exanthem,
eine akute Enzephalitis. Die Letalität dieser Erkrankung liegt bei etwa 10%, mit
zerebralen Residualschäden muss in ca. 20% gerechnet werden.
Sehr selten (Häufigkeit etwa 1 zu 1.000.000 Masernerkrankungen) kann es nach
einer Latenzperiode von bis zu 15 Jahren zu einer tödlich verlaufenden ►subakut
sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) kommen. Hierfür wird die persistierende
ZNS-Infektion mit strukturveränderten Masernviren verantwortlich gemacht (13).
Klinisch im Vordergrund stehen Verhaltensauffälligkeiten, Bewusstseinsstörungen,
Krampfanfälle, Ataxie, Sehstörungen, später eine Spastik aller Extremitäten sowie
Verlust kognitiver Funktionen.
Eine Masernerkrankung führt häufig zu einer vorübergehenden, oft einige Monate
andauernden Suppression der zellulären Immunität, im Hauttest zeigt sich
entsprechend eine verminderte Antwort auf Recall-Antigene.
Die Diagnose kann unter Berücksichtigung der Impfanamnese und der Epidemiologie
in der Regel klinisch gestellt werden. Differentialdiagnostisch kommen andere
Virusexantheme, Scharlach und Arzneimittelexantheme in Betracht.
►Masern-spezifische IgM-Antikörper sind 3-5 Tage nach Beginn des
Exanthems nachweisbar. Bei geimpften oder immunen Personen lassen sich
langfristig IgG-Antikörper nachweisen. Für eine SSPE ist eine ausgeprägte
3
intrathekale Immunantwort mit hohen IgG-Titern gegen alle Strukturproteine mit
Ausnahme des M-Proteins typisch. Der Zellgehalt im Liquor ist niedrig, der
Eiweißgehalt allenfalls nur gering erhöht.
Die ►Therapie der akuten Masern-Infektion erfolgt symptomatisch, eine
spezifische antivirale Behandlungsoption ist nicht bekannt. Bei bakterieller
Superinfektion mit entsprechenden Organkomplikationen (Pneumonie, Otitis media)
ist eine antibiotische Therapie angezeigt.
Bei schweren Verläufen und in Ländern mit hoher Masern-Sterblichkeit empfohlen
kommt eine hochdosierte Gabe von Vitamin A in Betracht (7).
Zur Prophylaxe einer Masern-Erkrankung steht ein hochwirksamer Lebendimpfstoff
zur Verfügung. Die Impfung sollte mit einem Kombinationsimpfstoff (zusammen mit
Mumps- und Rötelnimpfstoff = ►MMR-Impfstoff) zwischen dem vollendeten 11. bis
14. Lebensmonat erfolgen, eine zweite MMR-Impfung möglichst frühzeitig
mindestens 4 Wochen nach der ersten Impfung (8).
Bei etwa 3-5% der Impflinge treten nach ca. 9-12 Tagen ► „Impfmasern“ auf. Hier
zeigt sich einige Tage nach dem Auftreten von Prodromalerscheinungen ein
masernähnliches, allerdings geringer ausgeprägtes und flüchtiges Exanthem.
Durch eine konsequente Masern-Impfung konnten allein in den USA in den letzten
40 Jahren ca. 80 Millionen Masern-Erkrankungen und damit ca. 7.500 Masernbedingte Todesfälle und ca. 25.000 Fälle zerebraler Defektheilungen vermieden
werden.
Bei ungeimpften Personen, bei Personen mit Immundefekt sowie bei Schwangeren
ohne Masernantikörper kann im Falle einer Masern-Exposition bis 6 Tage
postexpositionell eine passive Immunisierung mit Normalimmunglobulin durchgeführt
werden.
Röteln
Das Rötelnvirus gehört zu den RNA-Togaviren. Es existiert lediglich ein Serotyp.
Die Übertragung des Rötelnvirus erfolgt als ► Tröpfcheninfektion. Die
Inkubationszeit beträgt 2 bis 3 Wochen. Rötelnerkrankungen sind nach Einführung
der Impfung im Kindesalter seltener geworden, das Manifestationsalter hat sich mehr
in das junge Erwachsenenalter verschoben. Die ► Rate seronegativer Frauen im
gebärfähigen Alter beträgt in Deutschland ca. 4-7%. Dies bedeutet, dass bei jährlich
etwa 800.000 Geburten in Deutschland ca. 40.000 durch eine Rötelninfektion
gefährdet sind.
Bis zu ► 50% aller Rötelninfektionen (Rubella; German measles) verlaufen
symptomlos. Dies ist vor allem im Kindesalter der Fall, während bei Jugendlichen
und Erwachsenen ausgeprägtere Symptome auftreten können.
Bei letzteren kommt es nach katarrhalischen Prodromalerscheinungen über 2-3 Tage
charakteristischerweise zum Auftreten ► dolenter Lymphknoten-schwellungen
besonders retroaurikulär und subokzipital. In ca. 50% der Fälle entwickelt sich ein
kleinfleckiges
papulöses
Exanthem,
welches
sich,
meistens
mit
schmetterlingsförmiger Betonung im Gesicht beginnend und nicht konfluierend,
kraniokaudal ausbreitet.
Das Allgemeinbefinden ist oft nur wenig beeinträchtigt.
4
Insgesamt seltene, mit zunehmendem Lebensalter aber häufigere Komplikationen
stellen Arthritiden, eine Otitis, Enzephalitis oder Peri-Myokarditis dar.
Eine wesentliche Gefährdung stellt die Rötelninfektion in der Frühschwangerschaft
dar. Die Infektion kann zum Abort oder zu einer ► Embryopathie, in der klassischen
Form als Gregg-Syndrom mit Katarakt, Innenohrtaubheit und offenem Ductus
arteriosus Botalli, führen. Das Risiko beträgt bei Infektion im ersten
Schwangerschaftsmonat ca. 60%, im 2. Monat ca. 25% und im 3. Monat ca. 15%
(12). In Anbetracht dieser Komplikationen ist bei einer Rötelninfektion während der
Frühschwangerschaft ein Schwangerschaftsabbruch zu erwägen.
Bei Auftreten typischer Lymphknotenschwellungen und eines Exanthems kann die
Diagnose klinisch gestellt werden. Meistens ist die Klinik allerdings unzuverlässig.
Differentialdiagnostisch kommen anderweitige Virusexantheme, Scharlach oder
Arzneimittelexantheme in Betracht.
IgM-, IgA- und IgG-Antikörper können kurz nach Erkrankungsbeginn bzw. nach
Ablauf
der
2-3-wöchigen
Inkubationszeit
nachgewiesen
werden.
Als
Standardverfahren wird der Hämagglutinationshemmtest (HAH) eingesetzt. Ein 4facher Antikörpertiteranstieg bzw. Serokonversion in zwei im Abstand von ca. 10
Tagen gewonnenen Blutproben bestätigt eine frische Infektion. In der
Mutterschaftsvorsorge gilt ein HAH-Titer von >1:32 als sicher.
Die Behandlung einer Röteln-Erkrankung erfolgt symptomatisch, eine spezifische
antivirale Therapie existiert nicht.
Besonders
zur
Verhütung
von
Rötelninfektionen
im
Rahmen
einer
Frühschwangerschaft kommt der ► aktiven Immunisierung eine Bedeutung zu. Die
Rötelnimpfung mit einem Lebendimpfstoff wird in der Regel als Kombinationsimpfung
mit Masern- und Mumpsimpfstoff zwischen dem vollendeten 11. und 14.
Lebensmonat erstmalig durchgeführt. Eine Boosterimpfung soll nach den
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission so früh wie möglich, sie kann bereits 4
Wochen nach der ersten Impfung erfolgen. Bei der Jugendgesundheitsuntersuchung
ist sicherzustellen, dass alle Jugendlichen zwei MMR-Impfungen erhalten haben.
Nach Exposition einer nicht immunen Schwangeren kann innerhalb von 5 Tagen
nach der Exposition die Gabe von Rötelnimmunglobulin erwogen werden, welches
die Infektion der Schwangeren modifizieren, eine solche und damit auch die
pränatale Infektion jedoch nicht sicher verhindern kann.
Infektiöse Mononukleose
Das Epstein-Barr-Virus als Erreger der infektiösen Mononukleose ist ein weltweit
vorkommendes Virus aus der Gruppe der Herpes-Viren (doppelsträngige DNAViren).
Die Übertragung des Epstein-Barr-Virus erfolgt in der Regel durch engen Kontakt mit
Speichel („kissing disease“). Nach Infektion epithelialer Zellen des Pharynx und der
Speicheldrüsen können Viruspartikel wahrscheinlich noch über Jahre ausgeschieden
werden. Die ► Durchseuchung steigt im Kindes- und Jugendalter steil an und
erreicht bei Erwachsenen fast 100%.
Das Krankheitsbild der infektiösen Mononukleose tritt als Erstmanifestation einer
EBV-Infektion altersabhängig auf. In den ersten beiden Lebensjahren verläuft die
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Infektion fast immer asymptomatisch, die Manifestationsrate steigt dann bis auf ca.
60% bei Jugendlichen an. Manifestationsgipfel ist das junge Erwachsenenalter.
Es erfolgt zunächst die Infektion der Epithelien der Mundhöhle, im weiteren Verlauf
sind B-Lymphozyten die entscheidenden Zielzellen. Nach einer ► Inkubationszeit
von 10-50 Tagen treten zuerst Prodromi in Form von Kopfschmerzen, Fieber und
Abgeschlagenheit auf. Das typische Krankheitsbild wird dann bestimmt durch eine ►
exsudative Tonsillitis mit weißlichen bis graugelben Belägen und einer
schmerzhaften (Lexikon 20) ► Lymphadenopathie, insbesondere zervikal. Häufig
besteht daneben eine ►Hepatitis mit deutlich erhöhten Transaminasen sowie eine
manchmal ausgeprägte ► Splenomegalie (14). Selten kommt es zu einer
spontanen Milzruptur. In etwa 10% der Fälle tritt ein ► Masern- oder Rötelnähnliches Exanthem im Bereich des Gesichtes, der Extremitäten und des Stammes
auf. Unter einer Therapie mit Ampicillin (gegeben unter der Annahme einer
bakteriellen Angina tonsillaris) beträgt die Häufigkeit des Exanthems nahezu 100%
► („Ampicillin-Exanthem“). Die Dauer einer infektiösen Mononukleose ist sehr
variabel von einigen Tagen bis zu vielen Wochen. Die Rekonvaleszenz ist oft geprägt
von ausgesprochener Müdigkeit und Einschränkung der Leistungsfähigkeit.
Ein ätiologischer Zusammenhang einer persistierenden oder reaktivierten EBVInfektion zum chronic fatigue syndrome, der zunächst diskutiert worden war, konnte
in mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen nicht bestätigt werden (15).
Patienten mit HIV-Infektion und fortgeschrittenem Immundefekt (T-Helferzellen <
200/µl) entwickeln nicht selten als Ausdruck einer EBV-Infektion eine ►orale
Haarleukoplakie (4). Hierbei handelt es sich um weißliche, verruciforme, teils
konfluierende, nicht abstreifbare Schleimhautveränderungen, die besonders im
Bereich der Zunge auftreten. Die Läsionen enthalten replizierendes Epstein-BarrVirus in epithelialen Zellen.
Selten können Panzytopenien, Enzephalitiden, Pneumonien oder Peri-/Myokarditiden
auftreten. Zu einer spontanen Milzruptur kommt es in 0,2% der Fälle.
Eine Assoziation einer EBV-Infektion besteht ferner zu ► lymphoproliferativen
Erkrankungen. Das Burkitt-Lymphom kommt vor allem bei Kindern in Zentralafrika
vor, das Nasopharynxkarzinom bei Erwachsenen in Afrika und besonders in
Südchina.
Bei erworbener Immundefizienz, z. B. bei fortgeschrittener HIV-Infektion oder nach
Organtransplantation, treten gehäuft EBV-assoziierte B-Zell-Lymphome auf.
Bei vollausgebildetem klinischen Bild der Mononukleose ist die Diagnose einfach zu
stellen. Differentialdiagnostisch kommen anderweitige Pharyngotonsillitiden
(Streptokokken-infektionen, Diphtherie, Plaut-Vincent-Angina), Lymphadenopathien
(Toxoplasmose), Hepatitiden oder wegen des auffälligen Blutbildes auch
hämatologische Erkrankungen (Leukosen) in Betracht.
Im Blutbild zeigt sich häufig eine Leukozytose mit deutlicher Lymphozytose. Typisch
sind im Ausstrichpräparat große, aktivierte, atypische Lymphozyten ►
(„Pfeifferzellen“).
Die serologische Diagnose einer EBV-Infektion erfolgt über den Nachweis von
Antikörpern gegen virales Kapsidantigen ((VCA-IgM, -IgA, IgG). Meist erst im
späteren Verlauf der Infektion lassen sich Antikörper gegen EBV-nukleäres Antigen
(EBNA) nachweisen.
6
Der früher häufiger verwendete Nachweis heterophiler Antikörper („Paul-BunnellTest“) ist bei milden Verläufen und besonders bei Kindern häufiger falsch negativ.
Die Behandlung der infektiösen Mononukleose erfolgt symptomatisch, eine kausale
antivirale Therapie steht bislang ebenso wie eine Impfprophylaxe nicht zur
Verfügung.
Varizellen, Herpes zoster
Neben dem Herpes-simplex-Virus 1 und 2 ist das Varizella-Zoster-Virus (VZV) das
dritte humanpathogene Alpha-Herpesvirus.
Das einzige bekannte Erregerreservoir des VZV ist der Mensch. Das Virus ist
weltweit verbreitet. Varizellen sind besonders kontagiös, der ► Kontagionsindex
liegt bei fast 1,0. Die Übertragung erfolgt aerogen („Windpocken“). Die Häufigkeit von
Varizellen steigt bereits im Kleinkindesalter stark an. Die Inzidenz von Varizellen wird
in Deutschland auf ca. 700.000 pro Jahr geschätzt. Über 95% der Erwachsenen sind
seropositiv.
In der Erwachsenenmedizin haben VZV-Infektionen selten als Primärinfektionen bei
Seronegativen, überwiegend als Reaktivierungen bei Immunsupprimierten eine
Bedeutung.
Die exogene Primärinfektion mit VZV führt zum Krankheitsbild der Varizellen, die
endogene Reaktivierung zum Herpes Zoster („Gürtelrose“).
► Varizellen: Nach Erstkontakt treten nach durchschnittlich 14 Tagen
uncharakteristische Prodromi, wenige Tage später ein juckendes, vesikuläres
Exanthem und Fieber auf. Der Bläscheninhalt ist zunächst klar, trübt dann ein,
schließlich verschorft die Läsion. Charakteristisch ist das polymorphe Bild der
Hauteffloreszenzen
mit
zeitgleichem
Auftreten
in
verschiedenen
Entwicklungsstadien ► („Heubnersche Sternkarte“. Dies stellt einen
entscheidenden Unterschied zur Pockenerkrankung dar. Die Hauteffloreszenzen
beginnen in der Regel am Stamm und im Gesicht und können sich dann auf andere
Regionen einschließlich des behaarten Kopfes und der Schleimhäute ausbreiten.
Bei kleineren Kindern ist der Verlauf in der Regel gutartig, ältere Patienten zeigen oft
ein schwereres Krankheitsbild.
Besonders bei Neugeborenen und immungeschwächten Patienten kann sich ein
komplizierter Krankheitsverlauf entwickeln.
Häufigste Komplikation ist die ► bakterielle Superinfektion, meistens durch
Staphylokokken.
Vor allem bei Erwachsenen ist mit dem Auftreten einer ► Varizellenpneumonie
(bis ca. 20%) zu rechnen. Tachypnoe, Husten und Fieber sind wichtige Hinweise.
Klinisch und radiologisch ergibt sich das Bild einer atypischen Pneumonie. Selten
sind zentralnervöse Komplikationen, Myokarditiden oder Hepatitiden.
► Perinatale Varizellen können bei einer Varizelleninfektion der Mutter 5 Tage vor
bis 2 Tage nach der Geburt entstehen. Der Verlauf ist meistens sehr schwer, die
Letalität liegt bei ca. 30%.
►Herpes zoster: Nach dem Erstkontakt mit dem Varizella-Zoster-Virus persistiert
das Virus in den Spinalganglien. Bei einer Reaktivierung, für die besonders ältere
und immuninkompetente Personen gefährdet sind, kommt es zum Herpes zoster.
7
Typisch sind vesikuläre Hauteffloreszenzen, die unilateral, innerhalb eines
Dermatoms auftreten und oft mit Schmerzen einhergehen.
Am häufigsten sind die Dermatome T3 – L3 betroffen, Manifestationen mit eigenen
Bezeichnungen sind der ►Zoster ophtalmicus und der ►Zoster oticus.
Vor allem bei Erwachsenen verursacht ein Zoster häufig erhebliche Schmerzen, die
die Gabe potenter Analgetika notwendig machen. Gefürchtet ist die
►postzosterische Neuralgie, die nach Abheilen der Hauteffloreszenzen über Jahre
bestehen kann.
Bei Immunsupprimierten können sich aberrierende Bläschen bis hin zum
disseminierten Zoster entwickeln. Diese Krankheitsverläufe sind nicht selten
lebensbedrohlich.
In der Regel bereitet die Diagnose von Varizellen oder Herpes zoster bei typischem
klinischen Bild keine Schwierigkeiten. Bei Zweifeln (z. B. locotypischer Herpes
simplex rezidivans) oder in ausgewählten Fällen kann ein direkter ►Virusnachweis
aus Bläscheninhalt mittels PCR (Polymerase-chain-reaction) oder direktem
Immunfluoreszenztest erfolgen. Serologisch kann die Diagnose durch den Nachweis
von IgG- oder IgM- bzw. IgA-Antikörpern gestellt werden.
Unkomplizierte Varizellen werden bei immunkompetenten Patienten symptomatisch
behandelt. Hierzu zählen neben sorgfältiger Hautpflege (cave: Hautirritation durch zu
häufiges Waschen!) juckreizhemmende Externa. Bei komplizierten Verläufen oder
gefährdeten Patienten ist eine antivirale Therapie mit Aciclovir indiziert, die parenteral
erfolgen sollte.
Der Herpes zoster wird antiviral behandelt, da hierdurch die Abheilung beschleunigt
werden kann, daneben günstige Effekte bezüglich der Schmerzsymptomatik erzielt
werden. Es wird
Aciclovir oral eingesetzt, wegen der deutlich besseren
Bioverfügbarkeit ist allerdings Valaciclovir (Prodrug zu Aciclovir) zu bevorzugen.
Daneben stehen mit Famciclovir und Brivudin weitere oral applizierbare
►Virostatika zur Verfügung. Brivudin wird wegen der nur einmal täglichen
Einnahme vor allem im ambulanten Bereich häufig eingesetzt. Bei Patienten mit
Immunsuppression muss Aciclovir parenteral verabreicht werden.
In der häuslichen Umgebung sind spezifische Maßnahmen für Kontaktpersonen nicht
notwendig. In der Klinik sollten Patienten mit Varizellen oder Herpes zoster strikt
isoliert werden.
Eine gezielte Impfprävention mit attenuierten Lebendvakzinen ist für seronegative,
besonders gefährdete Personengruppen wie immunsupprimierte Patienten zu
empfehlen (3).
Im Falle einer Exposition von Personen aus diesen Risikogruppen sollte eine passive
Immunisierung mit VZV-Immunglobulin erfolgen. Dies gilt auch für seronegative
Schwangere, die kurz vor der Geburt inkubiert oder exponiert wurden.
Herpes simplex Virus-Infektionen
Herpes simplex Viren (HSV) sind umhüllte DNA-Viren aus der Familie der
Herpesviridae. Es werden zwei Varianten, ►HSV Typ 1 und 2, unterschieden. Beide
Virusvarianten sind weltweit verbreitet.
HSV wird von Mensch zu Mensch durch Haut- und Schleimhautkontakte übertragen.
8
Die ►Primärinfektion mit HSV 1 erfolgt bereits häufig im Kindesalter. Meistens
verläuft die Infektion asymptomatisch, bei symptomatischer Primärinfektion entwickelt
sich nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen eine mit schwerem Krankheitsgefühl
einhergehende fieberhafte Gingivostomatitis („Mundfäule“) mit regionaler
Lymphadenopathie.
HSV
2-Infektionen
manifestieren
sich
überwiegend
im
Bereich
der
Genitalschleimhaut. Das Virus ist weniger verbreitet als HSV 1, die Übertragung
erfolgt im Jugend- oder Erwachsenenalter.
Über einen axonalen Transport in sensiblen und autonomen Nerven kommt es
bereits frühzeitig zur Infektion der zugehörigen Ganglienzellen. Hier etabliert sich
eine latente Infektion mit der Möglichkeit von ►endogenen Reaktivierungen, was
zum neuerlichen axonalen Auswandern von Viren
in die Peripherie mit
asymptomatischer Virusvermehrung in der Haut bzw. Schleimhaut (Rekurrenz) oder
zum klinisch manifesten Herpes simplex rezidivans (Rekrudeszenz) führen kann.
In der Regel entstehen Rezidive eines Herpes simplex immer wieder im selben
Bereich. Prädilektionsstellen sind die Perioralregion (HSV 1) sowie die Genital- und
Analregion (HSV 2). Es zeigen sich gruppiert stehende Bläschen auf gerötetem
Grund, oft geht den Hautveränderungen ein Brennen, Jucken oder Spannungsgefühl
voraus. Vom klinischen Bild her lassen sich diese Effloreszenzen nicht von einem
initialen Herpes zoster unterscheiden.
Eine besondere Verlaufsform einer Herpes simplex Infektion stellt das ►Ekzema
herpeticatum dar. Es handelt sich um eine generalisierte HSV-Infektion der Haut bei
Patienten mit atopischem Ekzem mit meist in den ekzematisierten Arealen, auch
disseminiert auftretenden, z. T. konfluierenden Bläschen und Erosionen sowie
Krusten aufgrund staphylogener Sekundärinfektion.
Gefürchtet ist die Manifestation einer Herpesenzephalitis (16). Diese ist die häufigste
Ursache einer sporadischen, akuten Enzephalitis. Die Erkrankung wird weit
überwiegend durch HSV 1 verursacht.
Gelegentlich kommt es 3 bis 10 Tage nach dem Auftreten herpetiformer
Hauteffloreszenzen zur Entwicklung eines ►Erythema exsudativum multiforme.
Diese Veränderungen sind nicht unmittelbar virusinduziert, sondern beruhen auf
einer allergischen, mit einer Vasculitis einhergehenden Reaktion. Die
Hauteffloreszenzen können sehr eindrucksvoll disseminiert auftreten und mit
erheblichem Krankheitsgefühl einhergehen.
Die Diagnose einer HSV-Infektion erfolgt klinisch anhand der typischen
Hauteffloreszenzen, eine erregerspezifische Diagnostik ist in der Regel nicht
notwendig. Ein Virusnachweis kann aus Abstrichmaterialien oder Bläscheninhalt
durch Anzüchtung oder Antigennachweis erfolgen. Im Liquor wird die PCR
eingesetzt. Serologische Untersuchungen sind nur bei Primärinfektionen
aussagekräftig.
Bei allen komplizierten Herpes simplex-Manifestationen ist eine systemische
antivirale Therapie mit Aciclovir, ggf. parenteral, angezeigt. Die Behandlung des
Herpes simplex rezidivans erfolgt in der Regel mit die Bläschen austrocknenden
Externa (z. B. Zn-Paste), eine lokale Therapie mit Nukleosidanaloga ist nur vor
Auftreten der Bläschen effektiv.
Eine spezifische Impfprophylaxe steht noch nicht zur Verfügung.
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HIV-Infektion
Bei einem Teil der Patienten mit HIV-Infektion entwickelt sich innerhalb von wenigen
Wochen nach der Infektion eine ►akute HIV-Krankheit. Meistens ist die
Symptomatik unspezifisch und geht mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen,
Abgeschlagenheit und gelegentlich Lymphknotenschwellungen einher (9). Am
ehesten erinnert das Krankheitsbild an einen grippalen Infekt oder eine infektiöse
Mononukleose.
Entscheidend ist, überhaupt an die Möglichkeit einer frischen HIV-Infektion zu
denken (Anamnese!). Wegweisend kann insbesondere ein Masern-/Röteln-ähnliches
Exanthem sein, welches allerdings nur bei einem kleinen Teil der Patienten auftritt.
Auf die zahlreichen Hauterscheinungen bei etablierter, fortgeschrittener HIVInfektion, oft Ausdruck opportunistischer Erkrankungen, kann im Rahmen dieses
Artikels abgesehen vom Kaposi-Sarkom nicht eingegangen werden. Eine Übersicht
findet sich bei (10).
Infektion mit dem Humanen Herpesvirus 8
Infektionen mit dem Humanen Herpesvirus 8 stellen einen wichtigen Kofaktor des
HIV-assoziierten ►Kaposi-Sarkoms dar (2).
Das von Chang et al 1994 entdeckte Virus (Synonym: KSHV = Kaposi-Sarkomassoziiertes Herpesvirus) kommt weltweit vor. Seine DNS-Sequenzen können in
nahezu allen Kaposi-Sarkomen nachgewiesen werden. Der Nachweis von HHV-8 in
peripheren Blutzellen von HIV-Infizierten ist für die Betroffenen mit einem erhöhten
Risiko verbunden, im Verlauf der HIV-Infektion mit fortschreitender Immundefizienz
an einem Kaposi-Sarkom zu erkranken (11).
Ein wesentlicher Infektionsweg für HHV-8 ist sicherlich Sexualkontakt,
wahrscheinlich spielen allerdings noch andere Übertragungswege eine Rolle.
Das Kaposi-Sarkom stellt einen von den Gefäßendothelien ausgehenden
hyperplastischen Tumor dar. Das klinische Erscheinungsbild ist vielfältig. Typisch ist
ein multifokales Auftreten. Weit überwiegend sind die Haut und/oder die
Schleimhäute (einschließlich des Magen-Darm-Traktes) betroffen. Selten ist ein
Organbefall, z. B. der Lunge.
Die typische Kaposi-Effloreszenz ist von rötlicher bis bräunlich-livider Farbe aufgrund
von Ansammlungen von Erythrozyten in den Gefäßlakunen in oberflächlichen bzw.
tiefen Hautschichten. Die Effloreszenz kann im Hautniveau liegen oder erhaben sein.
In der Therapie des Kaposi-Sarkoms steht seit der Etablierung der hochaktiven
antiretroviralen Therapie (HAART) Mitte der 90er Jahre die antivirale Therapie ganz
im Vordergrund. Hierunter wird häufig eine Regression der Läsionen beobachtet, was
in erster Linie mit der Verbesserung des Immunstatus (und nicht mit einem direkten
antiviralen Effekt auf HHV-8) zusammenhängen dürfte.
Außer in Kaposi-Sarkomen kann HHV-8 auch in besonderen Formen des
►malignen B-Zell-Lymphoms und in der multizentrischen Variante der
►Castleman-Erkrankung nachgewiesen werden.
Eine spezifische antivirale Therapie der HHV-8-Infektion ist bislang nicht möglich.
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Infektionen durch humane Papillomviren (HPV)
Infektionen mit verschiedenen HPV-Typen manifestieren sich als Warzen der
verhornenden Haut und Schleimhäute einschließlich des Kehlkopfes.
HP-Viren befallen immer nur das Epithel, nicht aber die darunter liegenden
perfundierten Strukturen. Von den über 80 verschiedenen HPV-Typen können ca.
30 genitoanale Infektionen hervorrufen und zählen neben Chlamydien und
Herpesviren zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (5, 6).
In den meisten Fällen liegt eine latente Infektion mit alleinigem Nachweis von HPVDNA vor. So liegt die Inzidenz bei der am häufigsten betroffenen Altersgruppe von
15. bis 45 Jahren bei 10%. Klinisch/morphologisch sichtbar wird die HPV-Infektion
bei 1-2% dieser Altersgruppe.
Klinisch manifestiert sich eine Infektion mit HPV 6 und 11 im Genitalbereich durch
Feigwarzen bzw. spitze Condylome ► (Condylomata acuminata), während
►Penis-, Vulva- und Analkarzinome mit dem Genom von HPV 16,18,31,33,35
assoziiert werden. Bei den durch HPV 6/11 (sog. „low-risk-HPV-Typen“) verursachten
Condylomen handelt es sich um teils spitzkegelige, filiforme Papeln, teils bis zu
zentimetergroße Tumore im weiteren Genitoanalbereich (Penis, Vulva, Analbereich,
perinal, perineal und inguinal). Aber auch Infektionen mit HPV-Typen, die
normalerweise Fingerwarzen verursachen (HPV 1,2,4), können sich im
Genitalbereich unter dem Bild der Feigwarzen manifestieren.
Bei geringer Manifestation, d.h. vereinzelter kleiner Papeln im Genitoanalbereich sind
Condylome meist asymptomatisch. Störend und klinisch symptomatisch werden
diese Feigwarzen durch Befall der Urethra oder analem und perianalem Befall und
damit verbundenen hygienischen Problemen. Eine beetartige Aussaat von
Condylomen oder das vorliegen größerer Tumore sollte daran denken lassen, die
Immunsituation des Patienten (iatrogene Immunsuppression, Infekt-assoziierte
Immunsuppression/HIV-Infektion) abzuklären. Häufig kommt es nach Sistieren einer
immunsuppressiven Therapie zum spontanen Verschwinden der Condylome.
Von gewisser forensischer Bedeutung ist das Auftreten von Warzen bei Kindern im
Genitoanalbereich und sollte immer Anlass geben, einen sexuellen Mißbrauch
auszuschließen. Dabei sollte allerdings mit psychologischem Fingerspitzengefühl
ermittelt werden, da auch Autoinocculationen bei vorhandenen Fingerwarzen im
Genitalbereich Warzen verursachen können.
Aufgrund der sexuellen Übertragbarkeit und der im mittleren und höheren
Lebensalter bestehenden Gefahr der malignen Entartung, sollten alle klinisch
manifesten Läsionen entfernt werden.
Allem voran sollte der Patient über die Übertragbarkeit informiert und die
verschiedenen ► Therapieoptionen erläutert werden. Im Vordergrund steht
sicherlich die chrirurgische, thermische oder Laser-unterstützte Abtragung. Sog.
Selbsttherapieverfahren können durch die lokale Anwendung unter Berücksichtigung
der Kontraindikationen (Schwangerschaft, keine Anwendung an Schleimhäuten,
Patienten mit Immunsuppression) von Podophyllotoxin-Lösung/Creme, ImiquimodCreme oder Interferon-ß-Gel erfolgen. Begleitend sollte der Partner des Patienten
klinisch untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden.
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Molluscum Contagiosum Virus (MCV)
Das zu den Pockenviren zählende, streng epidermotrope MCV verursacht die
klinisch meist leicht zu diagnostizierenden ► Dellwarzen (1). Der Name Dellwarze
ist eine treffende Beschreibung der rosa-gelblich-glasigen Papeln, die bei größeren
Papeln eine typische zentrale Eindellung zeigen, die durch die histologisch
charakterisierten
Molluscum-Körperchen
(Virus-befallene
Epidermiszellen)
verursacht wird.
Wie der Name bereits impliziert, handelt es sich um eine ansteckende Dermatose,
die insbesondere im Kindesalter und bei HIV-Infizierten auftritt. Gerade bei HIVInfizierten und Immunsupprimierten imponieren teils große Papeln mit miliarer
Aussaat, gelegentlich auch in untypischer Lokalisation (Gesicht). Unter den Kindern
werden meistens diejenigen mit Neigung zu atopischen Erkrankungen und damit
einhergehend trockener Haut befallen. Ein wesentliche Therapie ist deshalb neben
der ► mechanischen Entfernung (Abtragung mit scharfem Löffel), teilweise unter
lokaler Anästhesie, ein durch Autoinokkulation verursachtes Rezidiv durch
vorbeugende konsequente Rückfettung des Integuments zu vermeiden.
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Priv. Doz. Dr. Hartwig Klinker
Schwerpunkt Hepatologie/Infektiologie
Medizinische Poliklinik, Standort Luitpoldkrankenhaus
Josef-Schneider-Str. 2
D-97080 Wuerzburg
Tel.: 0931/201-36179
Fax: 0931/201-36485
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