online katalog - Mozarthaus Vienna

Werbung
Mozart und seine Wiener Netzwerke.
Ein Querschnitt
Mozart und seine Wiener Netzwerke.
Ein Querschnitt
kuratiert von Manfred Wagner
1781 vollzog Mozart seinen gewaltigen Schritt vom
Salzburger Angestellten zum Wiener Unternehmer.
Dafür brauchte er einen neuen Ort (Wien), neue Auftraggeber (von Kaisern bis zu Bürgern), neue Musiker,
neue Verleger, neue Spielstätten, neue Sponsoren und
neue Zuhörer. Diesen Ansprüchen nachkommend,
schuf er seine Netzwerke. Alle Mitglieder derselben
kommen nur bei seinen Opernpremieren und seinen
Akademien zusammen. Ansonsten finden Kontakte
nur vereinzelt statt, je nach Bedarf oder Wunsch.
Von seinem Vater hatte Mozart nicht nur das musikalische Handwerk gelernt, sondern auch, wie man Netzwerke bildet. Die Reisen als siebenjähriges Kind quer
durch Europa brachten ihn mit den Spitzen der Königsund Fürstenhäuser, mit der hohen Geistlichkeit bis hin
zum Papst zusammen, mit hochrangigen Militärs, Gelehrten, Philosophen und Wissenschaftlern, Künstlern,
Dichtern, reichen Bürgern und auch dem normalen
Volk, sodass er keine Berührungsängste hatte.
Diese kindlichen Erfahrungen, die ihn zweifellos für
sein Leben prägten, kamen ihm später zugute. Auch
in Wien begegneten ihm der Hof mit Joseph II. an der
Spitze, hohe Militärs, reiche Bürger, Beamte, Verleger, Künstler, Dichter, Intellektuelle, Theaterleute, die
Freimaurer. Viele von ihnen sponserten ihn materiell
und immateriell.
Joseph II. und die erstarkenden Freimaurer pflegten
ebenso wie Mozart die Ideale der Aufklärung. Der
2
­ aiser war sich der Bedeutung der Kunst für den
K
Transport der neuen Gedanken bewusst, da er selbst
ausübender Musiker war und den emotional vermittelten Hintergrund hoch einschätzte. Die Freimaurer,
die bis zu 40 % der Zuhörer in Konzerten Mozarts
ausmachten, waren durch ihre eigenen Gesetze und
Regeln ohnehin der Aufklärung verpflichtet.
Die Wiener Klassik stellte das ideale Instrumentarium
zur Demonstration aufklärerischen Gedankenguts dar:
die Sonaten und Sinfonien mit ihren dialektischen
Themen und deren Diskussion in der Durchführung,
die Inklusion des Tanzes in die Struktur, die Konfrontation von Individuum und Kollektiv im Instrumentalkonzert und schließlich die Oper, die an Menschenmodellen darstellte, was gelebte Aufklärung bedeutete.
Als logische Folge wurden Joseph Haydn als „Vater“
der Wiener Klassik und Mozarts Vater Leopold, der
seit seiner Ausbildung aufklärerische Ideen vertrat, von
„Bruder“ Mozart dem Bund der Freimaurer zugeführt.
Mozart konnte aufgrund seiner Netzwerke bis auf sehr
wenige Krisen gut von seiner Arbeit leben und festigte seinen europäischen Ruhm. Ohne diese geschickte
Unternehmerstrategie, die die Präsentation zu erhellen
sucht, wäre ihm dies nicht geglückt. Außerdem setzte
er damit ein Zeichen für die musikalische Zukunft.
Grundriss der Residenzstadt Wien
und der sämtlichen Vorstädte nach
den neuesten Verbesserungen 1783
Unbekannt: Grundriß der Residenzstadt
Wien und der sämtlichen Vorstädte nach den
neuesten Verbesserungen
Unbekannt: Bildnis Constanze von Weber
(1762–1842)
o.J., Schwarz-Weiß-Negativ
1783, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 8441
Original in: Österreichische Nationalbibliothek,
Inv.Nr. NB 501.643 C
Mozarts Musik war quer über die Stadt verstreut.
Mozarts Ruf und auch seine Beziehungen erstreckten
sich über ganz Wien zum Kaiser, zur Hof- und
Hocharistokratie, der Hochbürokratie, zu Beamten und
Militär, zum Klein- und Finanzadel, zu Diplomaten
und adeligen wie bürgerlichen Salons, zu Musikern,
Künstlern und Freimaurern, von denen viele zu seinen
Sponsoren gezählt werden können.
Constanze Mozart heiratete den Komponisten im
August 1782. Sie bewohnte mit ihm elf Wohnungen
und gebar sechs Kinder, von denen nur zwei überlebten.
Das Ehepaar führte vermutlich eine offene Ehe, war
tolerant und einander auch sehr zärtlich zugetan.
Constanze anerkannte nicht nur Mozarts Genie,
sondern versuchte auch nach seinem Tod gemeinsam
mit ihrem zweitem Ehemann Georg Nikolaus von
Nissen, das musikalische Erbe gut zu verwalten. Für
die negativen Urteile in der Literatur fehlen alle Belege.
3
Sponsoren und Salons
1
2
Francesco Casanova:
Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg,
Johann Ernst Mansfeld, nach Joseph Hickel:
Jean Thomas de Trattnern,
o.J., Aquarell
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 103211
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 12547
Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg (1711–
1794) war knapp 40 Jahre Staatskanzler unter
Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II. Der
promovierte Jurist ordnete die Verwaltung im Sinne
der Aufklärung, bremste aber durch sein langsames
Tempo den darüber ungehaltenen Joseph II. Seine
diplomatische Bündnispolitik, die Abschaffung der
kirchlichen Steuerfreiheit, die Verwaltungsreformen
sowie seine Kunstpolitik vermehrten seinen Ruhm. Er
schätzte Mozart, der ihn oft besuchte, außerordentlich:
„[…] daß solche Leute nur alle 100 jahre auf die welt
kämmen“.
Johann Thomas Edler von Trattnern (1717–1798)
Verleger und Buchhändler, Besitzer des Trattnernhofes
am Graben in Wien, einer der gewichtigsten
Unternehmer der Stadt und Freimaurer. Seiner
Frau Therese von Trattnern, einer von Mozarts
Klavierschülerinnen, widmete der Komponist die
Klaviersonate KV 457.
4
3
4
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Ernst Gideon Freiherr von Laudon
(Loudon) (1717–1790), Feldmarschall,
Wilhelm Gmeiner: Fotografie zweier
Schüsseln des Liechtensteinischen
Speiseservices, mit Blumen-Motiv, von der
Kaiserlichen Porzellanmanufaktur Wien,
1784–1787, 1904
o.J., Kupferstich, koloriert, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 12338
Original in: MAK – Museum für angewandte Kunst/
Gegenwartskunst, Inv.Nr. KI 7577-298
Von Laudon war ein österreichischer Feldmarschall
baltendeutscher Herkunft. Er war einer der
„berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung
würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“
(Kaiser Franz Joseph I., 1830–1916). Haydns Verleger
Artaria gab der Sinfonie HBV 1:69 den Beinamen
Loudon. Mozart schrieb für die „Müllersche
Kunstgalerie“ von Joseph Graf Deym eine Trauermusik
auf den Feldmarschall in f-Moll KV 594 für eine
mechanische Orgel, die in einer Uhr eingebaut war.
Die Liechtensteinische Dynastie stellte nicht nur
österreichische Feldherren, sondern auch enge Vertraute
Josephs II. Sie waren wie alle anderen Hochadeligen sehr
an Musik interessiert und galten auch als wesentliche
Sponsoren Mozarts. Ihr Essgeschirr kann als Prototyp
der damals hochadeligen Speiseservice gelten.
5
5
6
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Wolfgang Franz Xaver Fürst Orsini
Rosenberg (1723–1796), Oberstkämmerer,
Staats- und Konferenzminister
Unbekannt: Franz Anton Mesmer
1783, Kupferstich, laviert, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62143
Der ehemalige Obersthofmeister von Josephs II.
Bruder Leopold, dem Großherzog der Toskana, wurde
1777 Oberstkämmerer und Konferenzminister in
Wien. Von 1776–1794 war er auch, ausgenommen
1791, Direktor der Wiener Hoftheater. Die Mozarts
kannten ihn schon seit 1770 aus Florenz und trafen
ihn oft bei diversen Akademien. Ein Vorschlag Orsinis
für eine italienische Oper war nicht umsetzbar, aber die
Wünsche Mozarts wurden wohl nach Anordnungen
von Joseph II. erfüllt.
6
o.J., Kupferstich
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 217662
Franz Anton Mesmer (1734–1815) studierte in
Ingolstadt Theologie, Mathematik, Physik und
Philosophie sowie in Wien Medizin bei Gerard van
Swieten, dem Leibarzt der Regentin Maria Theresia.
Er war mit Gluck, Haydn, Leopold Mozart und
dessen Sohn Wolfgang eng befreundet, der auf seinen
Auftrag hin 1767/68 „Bastien und Bastienne“ KV 50
(46b) komponierte. Seine medizinischen Thesen
(animalischer Magnetismus) trieben ihn aus Wien fort
nach Paris, wo er ebenfalls königliche Protektion, aber
keine wissenschaftliche Anerkennung fand. Mozart
sicherte ihm in „Così fan tutte“ KV 588 (1790) mit
einer satirischen Szene Ewigkeitsruhm.
7
8
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Ferdinand Graf von Harrach (1740–1796),
Generalmajor
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Andreas Graf Hadik von Futak (1710–1790),
Hofkriegsratspräsident
um 1780/90, Kupferstich, laviert, Papier
o.J., Kupferstich, koloriert, Papier
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 169869
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62092
Ferdinand Johann Nepomuk Graf von Harrach zu
Rohrau war Ritter des Militär-Maria-TheresienOrdens und Inhaber des 21. Kürassier-Regiments. Er
ist abgebildet auf dem Ignaz Unterberger (1748?–1797)
zugeschriebenen Ölbild einer Logensitzung. Von 1786
bis 1793 war er Mitglied der Loge Zur Neugekrönten
Hoffnung.
Er war österreichischer Feldmarschall, Gouverneur
und schließlich Präsident des Hofkriegsrates, als der er
im Amt verstarb. Mozart pflegte gute Beziehungen zu
den prominenten Militärs seiner Zeit, die ihn gerne zu
Akademien einluden.
.
7
9
10
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Karl Graf Pálffy von Erdöd
Unbekannt, Quirin Mark:
Karl Graf Zichy von Vásonykeö
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 90883
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 216122
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Karl Joseph Hieronymus Graf Pálffy von Erdöd
(1735–1816), ab 1762 k. k. Kämmerer, ab 1776
Hofvizekanzler, ab 1783 königl. Obersthofmeister in
Ungarn. Er gehörte der Freimaurerloge Zur gekrönten
Hoffnung an, wurde ab 1783 deren Ehrenmitglied
und ab 1786 Ehrenmitglied der Sammelloge Zur
Neugekrönten Hoffnung. Mozart spielte in den
verschiedenen Palais der Pálffys anlässlich seiner
Akademien.
Karl Graf Zichy von Vásonykeö (1753–1826) war
Präsident der ungarischen Hofkammer und ab
1790 der allgemeinen Hofkammer, wobei er die
Staatsfinanzen in Ordnung brachte. Er lud Mozart zu
mehreren Akademien ein.
8
Intellektuelle und Künstler
11
1
Constant Troyon:
Alexander Fürst Galitzin
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Gottlieb Stephanie (1741–1800),
Schauspieler
o.J., k.A.
um 1786, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 218328
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/63
Alexander Dmitri Michailowitsch Fürst Golizyn, auch
Galizyn, Gallitzin, Galitzin (1721–1793), aus einer
russischen Fürstenfamilie stammend, wurde Diplomat;
er war zunächst Botschafter in Paris und danach in
Wien. Mozart besuchte ihn oft und spielte einige
Konzerte in seinem Stadtpalais in der Krugerstraße 10.
Johann Gottlieb d. J. Stephanie stammte aus Breslau
und wurde wahrscheinlich von Franz Anton Mesmer zu
einer Bühnenkarriere ermuntert. Er war einer der fünf
Inspektoren des Nationaltheaters und schrieb 1781 das
Libretto zu Mozarts Oper „Die Entführung aus dem
Serail“ KV 384 und 1786 zu „Der Schauspieldirektor“
KV 486.
9
2
3
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Joseph Lange (1751–1831), Schauspieler
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Emanuel Schikaneder (1751–1812),
Schauspieler und Bühnenschriftsteller
o.J., Kupferstich, Papier
1788, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 92350
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 11550
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Der aus Würzburg stammende Schauspieler, Maler,
Komponist und Schriftsteller kam 1767 nach Wien
und studierte dort an der Kunstakademie. Daneben
führte er mit seinem Bruder ein Liebhabertheater.
Später spielte er bis 1811 am Hoftheater. Langes
zweite Frau war Luise Maria Antonia, eine erfolgreiche
Sängerin und die Schwester von Mozarts Ehefrau
Constanze. Außerdem spielte er in Mozarts „Der
Schauspieldirektor“ KV 486 die Rolle des Herz und
des Buff.
Mozarts kongenialer Partner (Textbuch für „Die
Zauberflöte“ KV 620) wuchs in Regensburg auf und
traf die Mozarts bereits 1780 in Salzburg. Später spielte,
sang und dichtete er in Wien, wurde mehrfacher
Theaterdirektor und ließ 1801 das Theater an der Wien
errichten. Bei der Uraufführung der „Zauberflöte“
sang er den Papageno, sein Bruder Urban den Ersten
Priester und dessen Tochter Anna den Ersten Knaben.
10
4
5
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Gelehrten-Almanach von Wien
für das Jahr 1786,
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Theaterkalender für das Jahr 1788
Kupferstich, Papier
Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 90618/14
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 196220/34
Löschenkohl (1753–1807), der ab 1780 in Wien auf
sich aufmerksam machte, gibt selbst an, etwa 20.000
Personen gezeichnet zu haben. Mit dem Kupferstich,
seiner Weiterentwicklung zum kolorierten Kupferstich
und der Ausweitung vom Porträt zum Gruppenbild
oder der Genreszene, ja sogar der Montagetechnik
von mehreren Entwürfen sicherte er sein Geschäft
und seinen Ruhm. Der Gelehrten-Almanach
umfasste neben Kalendarien auch 36 Silhouetten mit
prominenten Gelehrten aus Wien.
Das Schema dieser Theaterkalender bleibt nahezu
unverändert. Nach dem Vorwort, dem Personalstand
des k. k. Hoftheaters und den Veränderungen daselbst
folgen im Journal die neu aufgeführten Stücke, Opern
und Ballette. Dann werden die anderen Theater
aufgelistet. Anschließend folgen Anweisungen,
Bemerkungen, Kritiken und Gedichte.
11
6
7
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Anna Adamberger (1762–1804),
Schauspielerin
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Anna Stephanie (1751–1802),
Schauspielerin
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 18411
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/62
Die Adambergers waren mit Mozart eng befreundet. Bei
der Uraufführung von Mozarts „Schauspieldirektor“
KV 486 übernahm die Schauspielerin die Sprechrolle
der Madame Vogelsang.
Die Ehefrau des Johann Gottlieb Stephanie d. J. war
eine prominente Schauspielerin und spielte in der
Premiere von „Der Schauspieldirektor“ KV 486 (1786)
die Rolle der Madame Pfeil.
12
8
9
Unbekannt, Johann Ernst Mansfeld:
Porträt Franz Heufeld
Johann Hieronymus Löschenkohl:
August Gottlieb Meissner (1753–1807),
Philosoph
o.J., Kupferstich
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 199890
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 168801
Franz Reinhard Heufeld (1731–1795), Dichter und
Direktor des Deutschen Schauspiels in Wien. Er riet
Leopold Mozart, sein Sohn solle eine deutsche komische
Oper schreiben, um den Kaiser zu überzeugen. Mozart
blieb in Wien mit ihm befreundet.
Geboren in der Oberlausitz, studierte er in Wittenberg,
Leipzig und Dresden und wurde Professor für Ästhetik
und klassische Literatur an der Universität in Prag. Er
war engagierter Aufklärer, Freimaurer, Librettist und
Begründer des neuen Genres der Kriminalgeschichten.
13
1
2
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Maria Anna Gottlieb (1745–1797), Sängerin
Unbekannt: Joseph Grassi (1757–1838),
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 85244
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 85980
Die prominente Opernsängerin, die auch als
Schauspielerin am Wiener Hoftheater von 1766 bis
1793 engagiert war, war die Ehefrau des Schauspielers
Johann Christoph Gottlieb, der in Wien unter dem
Namen „Jackerl“ als Darsteller derber komischer
Rollen beliebt war. Beider Tochter Anna Gottlieb sang
bei der Uraufführung des „Figaro“ KV 492 (1786) die
Barberina und 1791 die Pamina in der „Zauberflöte“
KV 620.
Joseph Maria Grassi, klassizistischer Historien- und
Porträtmaler. Studium in Wien, später Professor in
Dresden und Rom. Sein Bruder Anton Matthias Grassi
war Modellmeister der Wiener Porzellanmanufaktur,
ab 1792 Direktor der höheren Kunstklassen an
der Akademie der bildenden Künste. Beide waren
Mitglieder der Loge Zur Beständigkeit.
14
3
4
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Johann Heinrich Friedrich Müller
(1738–1815), Schauspieler
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Anton Hasenhut (1766–1841), Schauspieler
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 85699
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/26
Der gebürtige Sachse lebte ab 1763 in Wien, war auch
als Autor und Schriftsteller tätig und verfasste die
Nummern 11–13 für Mozarts „Bastien und Bastienne“
KV 50 (46b). Seinen Töchtern gab Ludwig van
Beethoven (1770–1827) ein Jahr Klavierunterricht.
Hasenhut war einer der berühmtesten Vertreter des
„Alt-Wiener Humors“. Mit der von ihm kreierten Figur
des „Thaddädl“ feierte er als Geck mit komischem
Äußeren und Fistelstimme ab 1789 große Erfolge.
15
Vitrine
5
5
Carl von Sales: Porträt Caroline Pichler
Franz Schöllnast: Bassetthorn,
o.J., Öl auf Leinwand
nach 1800, Buchsbaum, Horn,
Messing, Trichter ergänzt
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 29513
Original: Sammlung Paul Angerer
Caroline Pichler (1769–1843) schrieb Erzählungen,
Romane, Dramen und Gedichte. Sie war die Tochter
des Hofrats Franz von Greiner (1730-1798), der einen
bürgerlichen Salon in Wien führte (den seine Tochter
später übernahm). Sie fand Mozart als Person wegen
seiner Späße unsympathisch, erkannte aber gleichzeitig
die Bedeutung seiner Musik: „[...] welche Tiefen,
welche Welt von Phantasie, Harmonie, Melodie und
Gefühl lagen doch in dieser unscheinbaren Hülle
verborgen! Durch welche innere Offenbarung kam
ihnen das Verständnis, wie sie es angreifen müßten, um
so gewaltige Effekte hervorzubringen, und Gefühle,
Gedanken, Leidenschaften in Tönen auszudrücken,
daß jeder Zuhörer dasselbe mit ihnen zu fühlen
gezwungen und auch in ihm das Gemüt aufs tiefste
angesprochen wird“.
Mozart setzte in seiner Wiener Zeit, wahrscheinlich
angeregt durch die Virtuosen Anton David und
Vincent Springer, vermehrt auf den eigenartigen,
spezifischen Klang, der auch als Kennzeichen für
Trauer, Tod und Klage firmiert (Requiem) und vor
allem im Zusammenhang mit Freimaurermusiken bis
hin zur „Zauberflöte“ typisch ist.
16
Christian Ludwig Seehas:
Porträt Joseph Haydn
Pietro Antonio Lorenzoni:
Leopold Mozart
um 1785, Öl auf Leinwand
um 1765, Ölgemälde
Original: Internationale Joseph Haydn Privatstiftung,
Eisenstadt, Inv.Nr. IHS-0328-BD
Ab 15. März 2017: Reproduktion
Original in: Internationale Stiftung Mozarteum,
Salzburg
Dieser sensationelle neue Fund eines Ölbildes von
Haydn durch Intendant Prof. Dr. Walter Reicher im
Sommer 2015 in den USA, inzwischen von der Joseph
Haydn Privatstiftung angekauft, wird zum ersten
Mal in Wien präsentiert. Das Bild zeigt nicht nur die
naturnahe Physiognomie des großen Mozartfreundes,
sondern auch dessen internationalen Ruf, fertigte der
letzte Hofmaler des Hauses Mecklenburg (Schwerin)
doch gleich drei Bilder von Haydn an.
Mozarts Vater Leopold (1719–1787) spielte in
mehrerlei Hinsicht eine wesentliche Rolle in der
Ausbildung seines Sohnes: zum einen musikalisch, weil
alles an Wissen und Können von ihm, seiner Familie
und seinen Freunden vermittelt wurde und zum
anderen gesellschaftlich, da Mozart bereits in einem
aufgeklärten Milieu aufwuchs. Außerdem lernte er
schon als Kind Anpassungs- und Marketingstrategien
von Grund auf kennen, sodass er später keine
Probleme mit etwaigen Netzwerkbildungen hatte.
Die immer wieder zitierten Auseinandersetzungen
waren normale Generationskonflikte zweier starker
Persönlichkeiten mit verschiedenen Zielsetzungen.
17
Joseph II. und sein Hof
1
2
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Joseph II.
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Die Bürger Wiens huldigen Joseph II.
1782, Kupferstich, koloriert, Papier
um 1782, Kupferstich, koloriert, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62166
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 20713
Der Kaiser, Sohn Maria Theresias und Franz I., konnte
erst ab 1780 alleine regieren und seine aufklärerischen
Reformen durchziehen. Er drängte den Einfluss von
Adel und Kirche zurück, hob die Leibeigenschaft der
Bauern auf, gründete das Allgemeine Krankenhaus,
öffnete Prater und Augarten für die Bevölkerung und
gewährte Religionsfreiheit.
Joseph II. war trotz seiner Reformen, die manchen
zu weit gingen, bei den Wiener Bürgern sehr beliebt,
auch, weil er sich leutselig gab, in einfacher Kleidung
sich unters Volk mischte und an dessen Vergnügungen
gerne teilnahm.
18
3
4
Wilhelm Gmeiner: Fotografie einer Büste
Kaiser Josephs II. aus Biskuitporzellan
um 1785
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Apotheose auf Joseph II.
1790, Kupferstich, koloriert, Papier
1904, Fotografie
Original in: MAK – Museum für angewandte Kunst/
Gegenwartskunst, Inv.Nr. KL 7577-83
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 20707/1
Natürlich gab es auch eine Reihe von Büsten des
Kaisers, wovon viele allerdings nicht erhalten sind. Die
meisten Denkmäler stammen aus dem 19. Jahrhundert
und wurden vor allem in den östlichen Kronländern
errichtet, um die Bürgernähe und die Reformen in
Erinnerung zu rufen.
Apotheose bedeutet seit dem Altertum die Verklärung
und damit verbundene Huldigung eines Menschen
wegen seinen spezifischen Leistungen. In der Apotheose
für Joseph II. werden von einem engelähnlichen
Bildhauer die Reformen des Kaisers in Stein gehauen,
so deutlich, dass der Betrachter sie noch lesen kann.
19
5
6
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Das Trauergerüst für Joseph II.
bei den Schotten
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Joseph II.
1789, Kupferstich, koloriert, Papier
1790, Kupferstich, koloriert, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 19854
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 179101
Bei Todesfällen im Kaiserhaus war es Brauch, vor
Kirchen temporäre Trauergerüste (Castrum doloris)
zu errichten. Vor dieser „Scheinaufbahrung“ wurden
dann Totenmessen gelesen.
Joseph II. war zwar seit 1765 als Nachfolger seines
Vaters Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches, aber in den österreichischen Landen bis 1780
nur Mitregent von Maria Theresia. Sein aufgeklärter
Absolutismus stand dem Konservativismus seiner
Mutter entgegen, die sich immer noch am Leitbild der
Gegenreformation orientierte. Allerdings kritisierte sie
zu Recht seine Detailverliebtheit und die überschnelle
Hastigkeit, die ihm viel Gegenwind einbrachte.
20
7
8
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Tod Josephs II.,
Huldigungsblatt mit Pyramide
1790, Kupferstich, Papier
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Probedruck von zwei Platten mit
Fürst Kaunitz und einem Ausschnitt
aus „Joseph des II. letzte Rede“
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 31710/1
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62099
Die Pyramide findet sich in allen Kulturen und versteht
sich als heiliger Ort. Ursprünglich bedeutet sie Abstieg
und Aufstieg auf dem Weg zur Erleuchtung. Sie beruht
auf den drei Kräften des Kosmos, übersetzt mit Vater,
Mutter und Sohn. Sie ist ein Zeichen für Kreativität,
Energie und Streben nach Einsicht. Ihre Spitze ist der
Gipfelpunkt des Elitären.
Reichsfürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg
(1711–1794) war knapp 40 Jahre lang Staatskanzler
unter Maria Theresia, Joseph II., Leopold II. und Franz
II. und trug die Reformen Josephs II. engagiert mit. Der
promovierte Jurist ordnete die Verwaltung im Sinne
der Aufklärung, bremste aber durch sein langsames
Tempo den darüber ungehaltenen Joseph II. Seine
diplomatische Bündnispolitik, die Abschaffung der
kirchlichen Steuerfreiheit, die Verwaltungsreformen
sowie seine Kunstpolitik vermehrten seinen Ruhm. Er
schätzte Mozart, der ihn oft besuchte, außerordentlich.
21
9
10
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Erzherzog Franz Joseph Karl (1768–1835),
der spätere Kaiser Franz II.
Johann Hieronymus Löschenkohl: Allegorie
auf das Toleranzpatent Josephs II. von 1781
1784, Kupferstich, koloriert, Papier
1790/1791, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62170
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 179095
Der Sohn Leopolds II. regierte als Franz II. von
1792 bis 1806. 1804 begründete er das Kaisertum
Österreich, das er als Franz I. bis zu seinem Tod 1835
beherrschte. Persönlich bescheiden, überließ er viele
politische Entscheidungen seinen Ministern (vor allem
Metternich). Sein strenger Konservativismus drehte
das Rad der Aufklärung zurück. Er war Gastgeber des
Wiener Kongresses.
Joseph II. erließ eigentlich drei Toleranzpatente: das
erste von 1781 für die Protestanten und Orthodoxen,
das zweite von 1782 für die Juden und das dritte
von 1785 für die Freimaurer. 48 Kirchengemeinden
wurden als Toleranzgemeinden festgelegt und die
Freimaurer in Sammellogen zusammengefasst.
22
11
12
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Die Krönung Leopolds II. in Frankfurt
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Erzherzog Maximilian (1756–1801),
Kurfürst von Köln
1790, Kupferstich, koloriert, Papier
o.J., Kupferstich, koloriert, Papier, Aquarell
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 179059/1
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62156
Der Bruder Josephs II., Leopold, hatte nach dem Tod
des gemeinsamen Vaters Franz I. das Großherzogtum
Toskana erhalten, das er gemäß der Aufklärung zu
einem Musterstaat entwickelte. Er vollzog ähnliche
Reformen wie sein Bruder, ließ sich aber mehr Zeit
und erntete dafür weniger Widerstand. Nach dem
relativ plötzlichen Tod Josephs II. musste er die
Herrschaft antreten. Zur Kaiserkrönung in Frankfurt
nahm Salieri drei Messen von Mozart (der auch in der
Stadt residierte) mit. Anlässlich der Königskrönung in
Prag schrieb Mozart 1791 die Oper „La clemenza di
Tito“ KV 621.
Erzherzog Maximilian Franz von Österreich, gleichaltrig
wie Mozart, war wie seine Geschwister vom Vater Kaiser
Franz I. eher liberal, von seiner Mutter Maria Theresia
eher konservativ erzogen worden. Dem Vater war es
gelungen, allen Kindern seine Sicht der Aufklärung
und eines verantwortungsvollen Führungsstiles mit
Hilfe einer eigenhändig geschriebenen Lebensanleitung
(165 Seiten) nahezubringen. Wie viel Erzherzog
Maximilian die Wiener Musikszene bedeutete, ist
daraus ersichtlich, dass er als Erzbischof Kurfürst
von Köln den 17-jährigen Ludwig van Beethoven
zu Mozart und Haydn nach Wien schickte. Mozart
hatte schon als 19-jähriger die Serenata in 2 Akten „Il
re pastore“ KV 208 in Salzburg für einen Besuch des
damaligen Erzherzogs geschrieben.
23
13
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Das Leichenbegängnis Josephs II.
1790, Kupferstich, koloriert, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 179004
Der Trauerzug ist wie damals üblich in Schlangenlinien
dargestellt, um einen Eindruck von dessen Länge zu
vermitteln. Joseph II. hatte nicht nur versucht, die
Friedhöfe aus der Stadt zu drängen, sondern auch,
die individuellen Särge durch einen immer wieder
verwendbaren „Gemeindesarg“, den der Volksmund
„Sparsarg“ nannte, zu ersetzen. Eine Maßnahme, die
er kurz vor seinem Tod wieder zurücknehmen musste.
24
Josef Hauzinger: Kaiser Joseph II. (1741–
1790) am Spinett mit seinen zwei Schwestern,
den Erzherzoginnen Maria Anna (1738–
1789) und Maria Elisabeth (1743–1808)
1778, Gemälde
Original in: KHM-Museumsverband,
Inv.Nr. GG 8856
Joseph II. (1741–1790), Kaiser von Österreich,
versuchte die Ideen der Aufklärung, die ihm vor allem
sein Vater mit seiner niederländisch ausgebildeten
Begleitung vermittelt hatte, in teilweise (zu) radikalen
Reformen umzusetzen. Seine musikalische Bildung
ermutigte ihn, mit Hilfe der neuen „klassischen“
Musik, die Kunst als Transporteur für die neuen Ideen
zu nutzen. Deshalb vertraute er der Kunst Mozarts,
die er oft und ohne Zwang hörte, wahrscheinlich auch
spielte. Er drängte überdies den päpstlichen Einfluss
zurück, versuchte die Kirche in soziale Dienste zu
transferieren und schuf mit dem Toleranzpatent und
dem Freimaurerpatent neue Ordnungsgefüge in
ideologischen Strukturen.
Musiker
1
Joseph Lange: Wolfgang Amadé Mozart,
1789, unvollendetes Ölgemälde
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Antonio Salieri (1750–1825), Komponist
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Internationale Stiftung Mozarteum,
Salzburg
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/46
Joseph Lange (1751–1831) war Mozarts Schwager.
Er kannte ihn sehr gut und es ist vermutlich auch
symbolisch richtig, dass das Ölgemälde nicht mehr
vollendet wurde. Lange wusste, dass der Komponist
seine Ideen zu Hause am Klavier erarbeitete, nicht aber,
welche Ausmaße sie annehmen könnten. Der Begriff
einer Idee von Mozart, den der deutsche Philosoph
Friedrich Wilhelm J. Schelling (1775–1854) für jeden
Porträtisten prognostiziert habe, traf auch hier ein.
Salieri, fälschlicherweise als Gegenspieler Mozarts
verdächtigt, war ein hochgebildeter Musiker und
Pädagoge. 1788 wurde er Hofmusikkapellmeister
und blieb es bis 1824. Von 1788 an war er Präsident
der Tonkünstlersozietät. Seine prominentesten
Schüler waren Beethoven, Schubert, Liszt, Meyerbeer
und auch Mozarts Sohn Franz Xaver. Salieri
komponierte 40 Musiktheaterwerke, bedeutende
Messen und Funktionsmusiken für den Hof. Seine
Liedkompositionen beeinflussten auch Schubert. Er
führte auch Mozarts Werke auf und nahm zur Krönung
Leopolds II. in Frankfurt drei Mozartmessen mit.
25
2
3
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Carolus Ditters von Dittersdorf (1739–
1799), Komponist
Johann Hieronymus Löschenkohl: Christoph
Willibald Gluck (1714–1787), Komponist
um 1786, Kupferstich, Papier
1786, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 213803
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 249419
Der gebürtige Wiener war Violinvirtuose und einer
der produktivsten Klassikkomponisten. Unter den
ca. 130 Sinfonien finden sich auch 12 nach Ovids
Metamorphosen. Er stand mit Mozart und Haydn in
freundschaftlichem Kontakt.
Gluck war ein Schüler Giovanni Battista Sammartinis
und erlangte rasch Berühmtheit durch seine
italienischen Opern. Seit 1752 lebte er in Wien und
versuchte ab 1761 gemeinsam mit dem Textdichter
Calzabigi und dem Choreografen Angiolini, die
erstarrten Opernklischees zu reformieren. Mozart, der
bei Gluck zweimal eingeladen war, profitierte bewusst
und unbewusst von seinem älteren Kollegen.
26
4
5
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Aloisia Lange (um 1761–1839), Sängerin
Johann Hieronymus Löschenkohl: Valentin
Adamberger (1743–1804), Opernsänger
um 1786, Kupferstich, Papier
um 1786, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 92349
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/2
Maria Aloisia Louisa Antonia Lange war die Schwester
von Mozarts Ehefrau Constanze und eine Cousine Carl
Maria von Webers. Mozart hatte sich ursprünglich in
sie verliebt, jedoch heiratete sie den Schauspieler und
Maler Joseph Lange. Sie trat als Sängerin in vielen
Akademien Mozarts auf, der 10 Arien für sie schrieb.
Außerdem sang sie die Donna Anna in der Wiener
Erstaufführung von „Don Giovanni“ KV 527 und eine
Reihe von Händel-Bearbeitungen Mozarts.
Der gebürtige Bayer zog nach einigen Reisen
1780 nach Wien und war sowohl beim deutschen
Nationalsingspiel als auch an der Hofoper engagiert.
Mozart war mit ihm nicht nur befreundet, sondern
schrieb auch für ihn die Rolle des Belmonte in „Die
Entführung aus dem Serail“ KV 384, die des Monsieur
Vogelsang in „Der Schauspieldirektor“ KV 486, die
Arien KV 420 und KV 431 sowie die Tenorpartien in
den Kantaten KV 469 und KV 471. Außerdem wurde
Adamberger 1784 in die Loge Zur gekrönten Hoffnung
und 1786 in die Sammelloge Zur Neugekrönten
Hoffnung aufgenommen.
27
6
7
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Theresia Calvesi, Sängerin
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Giuseppe Lolli (um 1740–um 1810), Sänger
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62085
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62112
Die Sängerin und ihr Mann, der Tenor Vincenzo
Calvesi (?–1811), studierten bei dem italienischen
Gesangslehrer Giovanni Battista Mancini (1714–
1800), der ab 1757 als „k. k. Cammermusicus“ auch
Maria Theresia und ihre Töchter unterrichtete.
Allgemein wurde er als Römer bezeichnet. Ab 1786
war er erster Buffotenor in Wien. Lolli sang in der
Prager Uraufführung des „Don Giovanni“ KV 527
(1787) den Commendatore und den Masetto.
28
8
9
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Francesco Benucci (1745–1824), Sänger
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Celestina Cottellini (1760–1828),
Sängerin und Malerin
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 92347
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 168097
Der aus Livorno gebürtige Bariton wurde 1783 nach
Wien engagiert, wo er als Partner von Nancy Storace
(vielleicht auch als ihr Liebhaber) glänzende Erfolge
feierte. Sein Figaro (1786) und sein Guglielmo in „Così
fan tutte“ KV 588 (1790) waren ebenso berühmt wie
der Leporello in der Wiener Erstaufführung des „Don
Giovanni“ KV 527 im Jahr 1788.
Auch sie war eine Schülerin Mancinis und zweimal
am Nationaltheater engagiert. In der liberalen Toskana
unter Leopold Peter (später Leopold II.), dem Sohn
des Kaiserpaares Franz I. und Maria Theresia, geprägt,
vertrat sie die dort gelebten Ideale von Bürgerrechten.
„La perla di Napoli“ war nicht nur kulturpolitisch
tätig, sondern malte auch und führte einen großen
Salon.
29
10
11
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Vincenzo Calvesi, Sänger
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Maria Anna Josepha Gottlieb (1774–1856),
Sängerin
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 168215
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 92348
Der gebürtige Römer kam über Dresden und Mailand
nach Wien, wo ihn die Theaterkritik als einen der
besten Tenöre Italiens beschrieb mit einer „Stimme
voll natürlicher Süße, Angenehmheit und Sonorität“.
In Mozarts „Così fan tutte“ KV 588 sang er den
Ferrando. Später wurde er Impresario in Rom.
Die Tochter des prominenten Wiener Schauspielers
Johann Christoph Gottlieb und der Opernsängerin
Maria Anna geb. Theyner debütierte als 12-Jährige in
Mozarts „Le Nozze di Figaro“ KV 492 als Barberina
und sang als 17-Jährige die Rolle der Pamina in der
„Zauberflöte“ KV 620 von 1791.
30
Vitrine
1
2
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Caterina Cavalieri, eigentlich Cavalier
(1755–1801), Sängerin
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Luigi Marchesi (1754–1829), Sänger
o.J., Kupferstich, laviert, Papier
1787, Kupferstich, Papier
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 168242
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 168791
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
In Wien geboren, wurde sie von Salieri ausgebildet
und protegiert. Sie war ein Star des neuen Wiener
Nationaltheaters und wurde von Mozart, der eine
Reihe von Kompositionen für sie schrieb, äußerst
geschätzt. Die Rolle der Konstanze in „Die Entführung
aus dem Serail“ KV 384 (1782) habe Mozart nach
eigenen Worten „der Gurgel der Mad. Cavalieri
aufgeopfert“. Sie sang auch in „Davidde penitente“ KV
469, „Der Schauspieldirektor“ KV 486, in der Wiener
Erstaufführung des „Don Giovanni“ KV 527, in der
Bearbeitung von Händels „Acis und Galathea“ und in
der Neuaufnahme von „Le Nozze di Figaro“ KV 492.
Er war einer der prominentesten Kastraten zur Zeit
Mozarts. Der gebürtige Mailänder wurde insbesondere
von dem böhmischen Komponisten Josef Mysliveček,
mit dem die Mozarts eng befreundet waren und dessen
Musik sie schätzten, gefördert.
31
3
4
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791),
Komponist
Theodor Lotz: Englischhorn
ca. 1780, Holz, Leder, Horn
o.J., Kupferstich, Papier
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 249418
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Original: KHM, Sammlung alter Musikinstrumente,
Wien, Inv.Nr. SAM 324
Mozart darf wohl als bedeutendster Komponist der
europäischen Musikgeschichte bezeichnet werden.
Seine Werke sind die musikalische Identifikation der
Aufklärung, die entgegen der französischen (über
Philosophie) und der deutschen (über Literatur), in
Wien über die Musik lief. Dies betraf alle Genres der
musikalischen Gattungen und scheint deshalb über alle
Kulturen hinweg auch jene Spiritualität auszustrahlen,
die mit Humanismus, Menschlichkeit und dem
Gleichgewicht von Denken und Fühlen gleichgesetzt
wird.
Mozart liebte es, Instrumente mit ihren spezifischen
Klangschattierungen einzusetzen. Daher nahm er die
Neueinführung des Englischhorns in Wien, 1749
durch Niccolò Jommelli (1714–1774), wahr und
verwendete in seinen frühen italienischen Opern und
Bläserdivertimenti dieses eine Quint tiefere OboenInstrument als Spezifikum, wie es auch Gluck in seinen
Opern vorgeführt hatte.
32
Freimaurer
5
1
Zeitungsbericht The World, Donnerstag,
10. März 1791 zu Joseph Haydn
Ankündigung für Konzerte in London:
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Ignaz von Born (1742–1791), Mineraloge
um 1786, Kupferstich, Papier
10. März. 1791 „Benefit Mr. Webbe“ in der
Freemason’s Hall mit einem Werk Joseph Haydns
11. März. 1791 Konzert Johann Peter Salomons
unter Haydns Mitwirkung und Aufführung einer
neuen Symphonie
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 1442
Original: Internationale Joseph Haydn Privatstiftung,
Eisenstadt, Inv.Nr. IHS-0113-07-SS
Ab 15 März 2017: Reproduktion
Wie prominent der Wiener Freimaurer Joseph Haydn
auch in London war, ist aus mehreren Konzerten
aus der Freemason’s Hall in London, dem Sitz der
Vereinten Großloge von England, abzulesen, die nicht
nur von seinem Agenten Johann Peter Salomon
(Geiger, Komponist, Dirigent und Musikimpresario)
veranstaltet wurden.
Born war eine der Zentralfiguren der Wiener
Freimaurerei. Er war ein Spezialist in Mineralogie
und im Münz- und Bergwesen. Als Meister vom Stuhl
leitete er die Logen Zur Wahren Eintracht (1782–1785)
und 1785–1786 die Loge Zur Wahrheit. Anlässlich
seiner Nobilitierung in den Adelsstand wurde 1785
in Anwesenheit Mozarts und seines Vaters die Kantate
„Die Maurerfreude“ KV 471 uraufgeführt.
33
2
3
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Joseph von Sonnenfels (1733–1817), Jurist
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen
(1755–1836), Publizist
um 1800, Gouache, Deckfarben über Bleistift,
Papier
um 1786, Kupferstich, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62139
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 92335
Der Jurist, Journalist und Schriftsteller war ab 1763
Professor für Polizei- und Kameralwissenschaft an
der Universität Wien. 1777 führte er in Wien die
öffentliche Beleuchtung mit Öllampen ein. Bereits
in Leipzig von den Freimaurern aufgenommen,
kam er in Wien zur Loge Zur Wahren Eintracht, dann
Zur Wohltätigen Eintracht und 1786 zur Sammelloge
Zur Wahrheit.
Wahrscheinlich lernte von Gemmingen Mozart bereits
in Mannheim kennen. Er dürfte damals auch schon
mit der Freimaurerei Kontakt gehabt haben. 1781 zog
er nach Wien und fand schnell Zugang zum Salon der
Gräfin Thun, wo auch Joseph II., Kaunitz, van Swieten
und Mozart häufig verkehrten. 1784 war er maßgeblich
an der Gründung der Großen Landesloge von Österreich
beteiligt und beförderte Mozarts Aufnahme in die
Loge Zur Wohltätigkeit.
34
4
5
Johann Hieronymus Löschenkohl: Johann
Pezzl (1756–1823), Schriftsteller
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Aloys Blumauer (1755–1798), Schriftsteller
1786, Kupferstich, Papier
um 1786, Kupferstich, Papier
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 1449
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 55577/8
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Pezzl gilt als radikaler und antiklerikaler Aufklärer
und wurde oft mit dem französischen Philosophen
Voltaire verglichen. Sein Roman „Faustin oder
das philosophische Jahrhundert“ (1783) wurde als
Illuminatenroman bezeichnet. Die Illuminaten
waren Mitglieder einer geheimen Weisheitsschule,
die sich innerhalb weniger Jahre über weite Teile
Deutschlands und Österreichs ausbreitete. Gerichtliche
Untersuchungen wurden in Bayern und Salzburg gegen
ihn eingeleitet, weswegen er nach Zürich emigrierte.
Ab 1784 betreute er die Bibliothek des Staatskanzlers
Kaunitz und diente ihm auch als Sekretär. 1784 wurde
er als Freimaurer in Mozarts Loge Zur Wohltätigkeit,
dann in die Sammelloge Zur Wahrheit aufgenommen.
Der Jesuitenschüler aus Steyr war ab 1780 Bücherzensor,
Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker, später Journalist
und Verleger, ging allerdings in Konkurs. Er wurde
1782 in die Loge Zur Wahren Eintracht und ab 1786
in die Sammelloge Zur Wahrheit aufgenommen.
35
6
7
Johann Hieronymus Löschenkohl: Lorenz
Leopold Haschka (1749–1827), Schriftsteller
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Leopold Alois Hoffmann (1760–1806),
Schriftsteller und Kritiker
um 1786, Kupferstich, Papier
1784, Kupferstich, Tusche, Papier
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 62091
Original: Wien Museum, Inv.Nr. 43558
Ab 5. Mai 2017: Reproduktion
Haschka war Gymnasialprofessor in Worms und später
Sekretär bei Hofrat Franz von Greiner (1730-1798).
Er schrieb den Text zur Kaiserhymne von Joseph
Haydn „Gott erhalte …“. 1797 war er Kustos an der
Universitätsbibliothek in Wien und danach Professor
für Ästhetik am Wiener Theresianum. 1781 wurde
er in die Loge Zum Hl. Joseph aufgenommen und
wechselte 1785 in die Loge Zum Palmenbaum. Er war
auch der Textdichter von Mozarts Freimaurerkantate
„Dir, Seele des Weltalls“ KV 429.
Hoffmann war zunächst Sekretär bei Otto Heinrich
Freiherr von Gemmingen, später Universitätsprofessor
für deutsche Sprache und Literatur, praktische
Eloquenz, Geschäftsstil und Geschäftskunde in Pest
(Ungarn), dann 1790 in Wien. Ab 1783 prominenter
Freimaurer in der Loge Zur Wohltätigkeit, 1786–1788
in der Sammelloge Zur Neugekrönten Hoffnung.
36
8
9
Johann Hieronymus Löschenkohl:
Johann Ernst Dauer (1746–1812), Sänger
Unbekannt: Bildnis Fürst Karl Lichnowsky
(1761–1814)
o.J., Kupferstich, Papier
o.J., Foto nach Gemälde
Original in: Wien Museum, Inv.Nr. 168263
Original in: Österreichische Nationalbibliothek,
Inv.Nr. pf33.660:E(1)
Der aus Hildburghausen in Thüringen stammende
Schauspieler und Sänger kam 1779 nach Wien und sang
in der Uraufführung von Mozarts „Die Entführung
aus dem Serail“ KV 384 (1782) den Pedrillo. Der
Theaterreformator Friedrich Ludwig Schröder
(1744–1816) charakterisierte ihn als „brauchbaren
Schauspieler und Sänger für zweite Liebhaber und
junge Burschen, denen der Anstrich der feinen Welt
nicht unentbehrlich war.“
Fürst Karl Lichnowsky von Woszcye, Mäzen Mozarts,
später auch Beethovens, war Freimaurer in Mozarts
Loge. Er traf den Komponisten auch oft in den
wichtigen Salons (jenen der Gräfin Thun und Gottfried
van Swietens). Er reiste mit Mozart 1791 nach Berlin,
klagte ihn aber wegen Schulden von 1.435 Gulden.
37
3
4
Gesangsbuch für J. Ginzel: W. A. Mozart:
„Die ihr des unermeßlichen Weltalls
Schöpfer ehrt“, Kleine deutsche Kantate
für eine Singstimme und Klavier KV 619,
Text von Franz Heinrich Ziegenhagen,
Handschrift, 1. Hälfte des 19. Jh.
Schnupftabakdose aus Mozarts Besitz
Original: Musiksammlung der Österreichischen
Nationalbibliothek, Inv.Nr. F152.Zehetgruber.87
Original: Stift Göttweig
um 1780, schwarzes Bein mit einem goldenen
Reifen, Miniatur (mit nächtlicher Szene)
gemalt auf Elfenbein unter Glas
Mozart erhielt für seine Leistungen vor allem von
Monarchen, Adeligen und reichen Bürgern auch
durchaus kostbare und wertvolle Geschenke wie Ringe,
Uhren, Dosen usw., die er in der Regel weiterverschenkte
oder verkaufte. Carl Thomas, der ältere Sohn Mozarts
(1784–1858), der eine Beamtenlaufbahn einschlug,
bestätigte, dass diese Dose aus dem Besitz seines Vaters
stammte.
38
Geschätzte Einnahmen Mozarts in der Wiener Zeit
(nach Volkmar Braunbehrens Kapitel „Mozarts Einnahmen“,
aus: Mozart in Wien. München 1986)
Dieses Selbstbewusstsein resultierte aus dem neuen Beruf
des emanzipierten Alleinunternehmers in Sachen Musik.
Über Mozarts Einkommen und Ausgaben gibt es
keine wissenschaftlich haltbare Gewissheit. Mozarts
Realeinkommen dürfte weit höher gewesen sein, als dies die
belegten Rechnungen ausweisen. Weder er noch seine Frau
führten ein Ein- und Ausgabenbuch, auch wenn wir den
relativ hohen Lebensstandard der Familie kennen.
Die Briefe an seinen Freimaurerbruder Johann Michael
Puchberg (1741–1822), der Mozart in den letzten drei
Lebensjahren mindestens 1.415 Gulden lieh, zeigen
nicht eine Armut Mozarts, sondern nur, dass er von
dem einmal gewählten Standard nicht abrücken wollte.
Das Einkommen dürfte möglicherweise zwischen 3.000
bis 5.000 Gulden jährlich (mit Ausnahme des ersten
Jahres und des Krisenjahres 1788) gelegen haben. Warum?
Weil Mozart seiner Frau gegenüber sogar Einnahmen
verschweigt; er die höchsten Schüler- und möglicherweise
auch Verlegerpreise fordert; weil fast keine Konzerthonorare
belegt sind, schon gar nicht solche für die zahlreichen
Akademien, die Mozart allein oder mit anderen Musikern
bestritt; weil seine Solistengagen außergewöhnlich hoch
sind, und weil die üblichen kostbaren Geschenke der
Adeligen nicht erwähnt werden. Auch die Verlagshonorare
sind nach wie vor undurchschaubar.
1781„Idomeneo“
Quartalsgehalt aus Salzburg
Honorare (Konzerte, Schüler)
Gulden
450
112
400
1782 „Die Entführung aus dem Serail“
Honorare (Konzerte, Schüler, Verleger)
426
1.100
1783 Konzert im Burgtheater (23. März)
Honorare (Schüler)
Honorare (Konzerte, Verleger)
1.600
650
?
1784 Subskriptionskonzerte im Trattnerhof
Honorare (Schüler)
Honorare (weitere Konzerte, Verleger)
1.000
650
?
1785 Akademie im Burgtheater (10. März)
Honorare (Verleger)
Honorare (weitere Konzerte, Schüler)
559
720
?
1786
„Der Schauspieldirektor“
„Le Nozze di Figaro“
Drei Klavierkonzerte nach Donaueschingen
Honorare (Konzerte, Schüler, Verleger)
1787
„Don Giovanni“ (Prag)
Benefizvorstellung „Don Giovanni“
Konzert in Prag
Honorare (Konzerte, Schüler, Verleger)
Erbschaft (nach dem Tod des Vaters)
Gehalt (ab Dezember)
225
450
81
?
450
700
1.000
?
1.000
66
Gulden
1788
„Don Giovanni“ in Wien
Honorare (Konzerte, Schüler, Verleger)
Benefizkonzert mit Händels „Pastorale“
Gehalt (als k. k. Kammerkompositeur)
Von Puchberg geliehen
225
?
?
800
300
1789
Berlinreise: Zwei goldene Dosen mit Geld gefüllt 1.285
Honorare (Konzerte, Schüler, Verleger)
?
Gehalt
800
„Aus dem Ausland“ (?)
450
Von Puchberg geliehen
450
Von Hofdemel geliehen*
100
1790
„Così fan tutte“
Frankfurtreise
Gehalt
Von Puchberg geliehen
1791
„La clemenza di Tito“
„Die Zauberflöte“
„Requiem“ (Anzahlung)
Honorare (Schüler, Verleger)
Gehalt (bis zum Tode ausbezahlt)
Ungeklärte Summe (Brief vom 25. Juni 1791)
Von Puchberg geliehen
900
165
800
610
900
?
225
?
600
2.000
55
* Franz Hofdemel (ca. 1755–1791),
Kanzlist der k. k. Obersten Justizstelle, Freimaurer
39
Mozarts Logen
Verzeichnis der Beamten der Freimaurerlogen,
denen Mozart angehörte
Zur Wohltätigkeit 1785/86
Meister vom Stuhl
Deputierter Meister
1. Aufseher 2. Aufseher
Sekretär
Redner
Schatzmeister
Oekonom
Zeremonienmeister
Almosenpfleger
Otto Heinrich Reichsfreiherr von Gemmingen
Ignaz Matt Karl Escherich Johann Nepomuk Gußmann Johann Daniel Schwanckhardt
Johann Pezzl Leopold von Sonnfeld
Johann Nepomuk von Török
Franz Xaver Würth Wenzel Summer – Schriftsteller, Hofkammerrat
– k. k. wirkl. Rat und nö. Regierungs-Sekretär
– Kanzlist der böhm.-österr. Hofkanzlei
– k. k. Hofrat
– Prof. für Naturgeschichte am Theresianum
– k. k. Rat und Subdirektor, Schriftsteller
– k. k. Rat beim Militär-Verpflegungsamt
– k. k. Raitrat beim Hofkriegsrat
– Münz- und Medaillenobergraveur
– Oratorianer (Kaplan)
Zur wahren Eintracht 1784/85
Meister vom Stuhl Deputierter Meister 1. Aufseher
Subst. 2. Aufseher
Subst. Sekretär
Subst. Redner
Schatzmeister
Subst.
Zeremonienmeister
Subst.
Almosenpfleger
Bibliothekar
Ignaz von Born
Franz Joseph Graf Thun Erasmus von Gretzmiller
Karl von Benigni Joseph Holzmeister Leopold Pläch
David Heinrich von Pilgram
Ludwig Graf Batthyany Jakob Kemper Dominik Siegfried von Köfil
Philipp Schwab
Franz Anton Estner Augustin Edler von Schittlersberg Angelo Soliman Franz Anton Estner Karl von Benigni – Mineraloge, k. k. wirkl. Hofrat im Münz- und Bergwesen
– k. k. Kämmerer und Geheimer Rat
– Reichshofratsagent
– k. k. böhm. und österr. Hofagent
– k. k. Hofkriegsrat
– Univ.-Prof. für Universalgeschichte der Uni Wien
– kaiserl. Reichshofratsagent
– k. k. wirkl. Kämmerer
– Sekretär bei Joseph Graf Thun
– Professor für politische Wissenschaften
– k. k. Rat der nö. Regierung und Großhändler
– Weltpriester
– Hofsekretär
– Vorbereitender Bruder
– Weltpriester
– k. k. böhm. und österr. Hofagent
Zur Neugekrönten Hoffnung 1786/87
Meister vom Stuhl
Deputierter Meister
1. Aufseher
2. Aufseher
Sekretär
Redner
Schatzmeister
Zeremonienmeister
Tobias Philipp Frh. von Gebler
Johann Baptist von Lang Ferdinand Georg Edler von Mitis
Johann Bapt. von Schloissnigg
Ignaz Ettlinger Franz Vanotti
Joseph Graf Stockhammer
Leopold von Sonnfeld
– vormals Hofvizekanzler, Übersetzer
– Hofkriegsratssekretär
– wirkl. Hofrat im Münz- u. Bergwesen
– Präsident des Appellationsgerichts
– Hauptverpflegsamts-Sekretär
– Sekretär des Großmeisters Fürst Dietrichstein
– Oberst der kgl. galliz. Leibgarde
– k. k. Rat beim Militär Verpflegungsamt
Mozart wurde am 14. Dezember 1784 in die Loge Zur Wohltätigkeit aufgenommen.
Am 7. Jänner 1785 wurde er in der Loge Zur Wahren Eintracht zum Gesellen befördert.
Am 13. Januar 1785 erhielt er dort auch den Meistergrad.
Nach dem Freimaurerpatent ist er ab 1786 Mitglied der neuen Sammelloge
Zur Neugekrönten Hoffnung (ab 1788 wieder der Loge Zur Gekrönten Hoffnung).
40
Pflichten eines Freimaurers
Editiert von James Anderson (1678?-1739)
Veröffentlicht in London 1723
(gilt in voller Länge noch heute)
Hier stark gekürzt
Von Gott und der Religion
Der Maurer ist durch seinen Beruf verbunden, dem
Sittengesetz zu gehorchen, und wenn er seine Kunst
recht versteht, wird er weder ein Atheist aus Einfalt
noch ein religionsfeindlicher Wüstling sein. Aber
obgleich in alten Zeiten die Maurer verpflichtet waren,
in jedem Lande von der jeweiligen Religion des Landes
oder der Nation zu sein, so hält man doch jetzt für
ratsam, sie bloß zu der Religion zu verpflichten, in
welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem
seine besondere Meinung zu lassen, das heißt, sie
sollen gute und wahrhafte Männer sein, Männer von
Ehre und Rechtschaffenheit, durch was für Sekten und
Glaubensmeinungen sie auch sonst sich unterscheiden
mögen.
Von der bürgerlichen Obrigkeit der
höchsten und der untergeordneten
Der Maurer ist ein friedfertiger Untertan der
bürgerlichen Gewalt, wo er auch wohnet und arbeitet,
und muss sich nie in Meuterei oder Verschwörung gegen
den Frieden und die Wohlfahrt der Nation einlassen,
noch sich pflichtwidrig gegen die Unterobrigkeiten
betragen. Denn gleichwie Krieg, Blutvergießen und
Verwirrung der Maurerei immer nachteilig gewesen
sind, so waren auch vor alters Könige und Fürsten sehr
geneigt, die Zunftgenossen ihrer Friedfertigkeit und
Treue wegen, wodurch sie den bösen Leumund ihrer
Gegner mit der Tat widerlegten, aufzumuntern und
die Ehre der Brüderschaft zu fördern, welche immer in
Friedenszeiten blühte.
Von den Logen
Eine Loge ist ein Ort, wo sich Maurer versammeln
und arbeiten. Daher wird eine solche Versammlung
oder gehörig eingerichtete Gesellschaft von Maurern
eine Loge genannt, und jeder Bruder muss zu einer
gehören und ihren besonderen Gesetzen und den
allgemeinen Anordnungen unterworfen sein. Die
Loge ist entweder eine einzelne oder eine allgemeine,
wie solches durch den Besuch derselben und die unten
folgenden Anordnungen der allgemeinen oder Großen
Loge deutlicher erhellen wird. In alten Zeiten durfte
kein Meister oder Mitbruder in der Loge fehlen,
besonders wenn ihm selbige angesagt war, ohne sich
einer strengen Bestrafung auszusetzen.
Von den Meistern, Aufsehern,
Gesellen und Lehrlingen
Aller Vorzug unter Maurern gründet sich allein auf
wahrem Wert und persönlichem Verdienst, damit die
Bauherrn wohl bedient, die Brüder nicht beschämt
werden und die königliche Kunst nicht in Verachtung
gerate. Daher wird kein Meister oder Aufseher nach
seinem Alter, sondern nach seinem Verdienst erwählt.
Es ist unmöglich, dies schriftlich auszudrücken. Jeder
Bruder muss sich auf seinem Posten einfinden und
diese Dinge auf eine der Bruderschaft eigentümliche
Art erlernen.
Von dem Verhalten der Zunft bei der Arbeit
Alle Maurer sollen an den Werktagen redlich arbeiten,
damit sie an Fest tagen mit Ehren leben können; auch
sollen sie die durch die Landesgesetze angeordneten oder
durch das Herkommen bestimmten Arbeitsstunden
einhalten. Der Erfahrenste von den Zunftgenossen
soll zum Meister oder Oberaufseher über des Bauherrn
Werk erwählt oder angesetzt und dann von denen,
die unter ihm arbeiten, Meister genannt werden.
Die Zunftgenossen sollen sich aller Schimpfreden
enthalten, auch einander nicht bei beleidigenden
Namen, sondern Bruder und Gefährte nennen und
sich in und außerhalb der Loge höflich betragen.
Von dem Betragen
Betragen in der Loge, wenn sie geöffnet ist.
Ihr sollt ohne Erlaubnis des Meisters keine geheimen
Ausschüsse oder ab gesonderten Verhandlungen
pflegen, noch von etwas Ungehörigem oder
Unziemlichem sprechen, auch weder dem Meister
noch dem Aufseher, noch einem mit dem Meister
41
sprechendem Bruder in die Rede fallen. Desgleichen
sollt Ihr nicht Possen oder Scherz treiben, während
die Loge mit ernsthaften und feierlichen Dingen
beschäftigt ist; noch dürft Ihr unter irgendwelchem
Vorwand eine ungebührliche Rede führen, sondern
Ihr habt Eurem Meister, Euren Aufsehern und
Genossen schuldig Achtung zu erweisen und sie in
Ehren zu halten. Wenn Klage einläuft, so soll der
schuldig befundene Bruder dem Urteil und der
Entscheidung der Loge unterworfen sein, welche
der eigentliche und regelmäßige Richter aller
solcher Streitigkeiten ist (es sei denn, dass Ihr an die
Große Loge appellieren wollt) und wo sie anhängig
gemacht werden müssen; jedoch darf des Bauherrn
Werk nicht verzögert werden, in welchem Falle eine
außerordentliche Untersuchung stattfinden mag.
Allein Ihr sollt nie in Sachen, welche die Maurerei
betreffen, vor bürgerliche Gerichte gehen, wenn
es der Loge nicht als unumgänglich notwendig
einleuchtet.
Betragen, wenn die Loge vorüber ist, die Brüder
aber noch nicht auseinander gegangen sind.
Ihr mögt Euch in unschuldiger Lust ergötzen und
Euch einander nach Kräften bewirten. Ihr müsst
aber jede Ausschweifung vermeiden und keinen
Bruder zwingen, über seine Neigung zu essen und
zu trinken, oder ihn am Weggehen hindern, wenn
ihn seine Angelegenheiten abrufen. Ihr müsst
auch nichts tun oder sagen, was beleidigen oder
eine ungezwungene und freie Unterhaltung stören
könnte; denn dies würde unsere Eintracht zerrütten
und unsere löblichen Absichten vereiteln. Daher
dürfen keine Privathändel und Streitigkeiten über
die Schwelle der Loge mitgebracht werden, am
aller wenigsten Streitigkeiten über Religion oder
Nationen oder Staatsverwaltung. Denn wir gehören
als Maurer bloß zu der oben angeführten allgemeinen
Religion, auch sind wir von allen Nationen, Zungen,
Geschlechtern und Sprachen und sind entschieden
gegen politische Erörterungen, welche noch nie zur
Wohlfahrt der Loge gereicht haben und nie dazu
gereichen werden.
42
Betragen, wenn Brüder zusammen kommen,
ohne dass Fremde zugegen sind, doch nicht in
einer förmlichen Loge.
Ihr sollt einander höflich grüßen, wie man Euch lehren
wird, Euch unter einander Bruder nennen, Euch offen
gegenseitig dienliche Unterweisung geben, doch
ohne bemerkt oder behorcht zu werden und ohne
Anmaßung gegeneinander, auch ohne der Achtung zu
nahe zu treten, welche jedem Bruder gebührt, wenn
er nicht Maurer wäre. Denn obgleich alle Maurer als
Brüder miteinander auf gleicher setzwaagegerechter
Ebene stehen, so entzieht doch die Maurerei keinem
eine Ehre, welche er zuvor besaß. Vielmehr vermehrt sie
seine Ehre, besonders wenn er sich um die Brüderschaft
wohlverdient gemacht hat, welche Ehre geben, dem
Ehre gebührt, und schlechte Sitten vermeiden muss.
Betragen in Gegenwart von Fremden, welche nicht
Maurer sind.
Ihr sollt in Reden und Betragen vorsichtig sein, dass
auch der scharf sinnigste Fremde nichts zu entdecken
vermöge, was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu werden.
Zuweilen müsst Ihr auch ein Gespräch ablenken und
es klüglich zur Ehre der Ehrwürdigen Bruderschaft
leiten.
Betragen zu Hause und in Euerer Nachbarschaft.
Ihr sollt handeln, wie es einem sittlichen und weisen
Manne geziemt und besonders Euerer Familie, Euren
Freunden und Nachbarn nichts entdecken, was die
Loge betrifft usw., vielmehr weislich Euere eigene und
der alten Brüderschaft Ehre in Erwägung ziehen, aus
Ursachen, welche hier nicht angeführt werden können.
Ihr müsst ferner auf Euere Gesundheit bedacht nehmen
und nicht zu spät zusammen und zu lange, nachdem
die Logenstunden verflossen sind, vom Hause bleiben,
auch Schwelgerei und Trunkenheit vermeiden, damit
Eure Familie nicht vernachlässigt oder gekränkt, Ihr
selbst aber nicht zur Arbeit unfähig werden möget.
Betragen gegen einen fremden Bruder.
Ihr sollt ihn vorsichtig prüfen, und zwar so, wie Euch
die Klugheit eingeben wird, damit Ihr nicht von einem
Unwissenden durch falsche Ansprüche hintergangen
werdet. Mit Verachtung und Spott müsst Ihr einen
solchen abweisen und Euch in acht nehmen, ihm den
geringsten Wink von Eueren Kenntnissen zu geben.
Wenn Ihr aber in ihm einen echten wirklichen Bruder
entdeckt, so ehrt ihn als einen solchen.
Zum Schluss
Endlich: Alle diese Vorschriften habt Ihr zu befolgen,
wie auch diejenigen, welche Euch auf einem anderen
Wege kundgemacht werden. Übt brüderliche Liebe,
den Grund- und Schlussstein, den Kitt und Ruhm der
alten Bruderschaft. Vermeidet allen Zank und Streit,
alle Lästerungen und Afterreden. Auch erlaubet nicht,
dass andere einen rechtschaffenen Bruder verleumden,
sondern verteidigt seinen Ruf und leistet ihm alle guten
Dienste, soweit es mit Euerer Ehre und Wohlfahrt
bestehen kann, aber nicht weiter.
Gehet aber nie vor Gericht, außer wenn der Fall nicht
anders entschieden werde kann, und gebet geduldig
dem ehrlichen Rate des Meisters und Euerer Genossen
Gehör, wenn sie Euch von einem Rechtsstreite mit
Fremden abzuhalten oder Euch zu bewegen suchen,
allen Rechtshändeln ein schnelles Ende zu machen,
damit Ihr den Angelegenheiten der Maurerei mit
desto mehr Freudigkeit und Erfolg nachdenken
könnt. Was aber prozessierende Brüder oder Genossen
betriff, denen sollen der Meister und die Brüder ihre
Vermittlung liebreich antragen und soll selbige von den
streitenden Brüdern mit Dank angenommen werden.
Sollte es aber untunlich sein, sich dem zu fügen, so
müssen sie dennoch ihren Prozess oder Rechtshandel
ohne Grimm und Erbitterung führen (wie es sonst
geschieht) und nichts sagen und tun, was Erneuerung
oder Fortsetzung brüderlicher Liebe und guter Dienste
verhindern könnte, damit jedermann den guten
Einfluss der Maurerei erkenne, wie alle echten Maurer
getan haben vom An beginne der Welt und tun werden
bis ans Ende aller Zeiten.
Amen, so sei es!
43
Architektonische Gestaltung
Atelier Pichelmann
Grafik
David Peters
Technische Umsetzung
Auer Holzmanufaktur und Vitrinenbau
LDDE Lighting Ideas
44
Fotografieren und Filmen verboten
Das Mozarthaus Vienna dankt folgenden Sponsoren
für die freundliche Unterstützung:
45
A-1010 Wien, Domgasse 5
tägl. 10-19 Uhr
Tel.: +43-1-512 17 91
[email protected]
www.mozarthausvienna.at
Abbildungen vorne:
Josef Hauzinger: Kaiser Joseph II. am Spinett mit seinen zwei Schwestern, 1778 © KHM - Museumsverband (links)
Joseph Lange: unvollendetes Ölgemälde von Wolfgang Amade Mozart, 1789 © Internationale Stiftung Mozarteum (ISM) (Mitte)
Johann Hieronymus Löschenkohl: Valentin Adamberger, um 1786 © Wien Museum (rechts)
Herunterladen