12-15_asp_0705 19.07.2005 10:09 Uhr Seite 12 Tagungsbericht BIS Entzündungen des äußeren Auges – vom Befund zur Diagnose Das Berliner Immunologie Seminar (BIS) 2005 Beim diesjährigen 11. Berliner Immunologie Seminar (BIS) im Kaiser-Friedrich-Haus in Berlin standen die Einzelvorträge unter den Themenkomplexen Allergie, Endokrine Orbitopathie und entzündliche Orbitaerkrankungen. Auch in diesem Jahr war der Hörsaal bis auf den letzten Platz besetzt. Thema und Referenten waren wiederum sehr dazu geeignet, das breite Auditorium anzusprechen und praxisrelevante Empfehlungen zu geben. Ein Beitrag von Priv.-Doz. Dieter E. Moeller. Im ersten Abschnitt (Allergie) berichtete Priv.-Doz. Dr. Knop aus der Augenklinik der Charité über „Grundlagen immunologischer Reaktionen des äußeren Auges“. Hornhaut und Konjunktiva bilden eine feuchte Mukosaoberfläche und es gibt zunehmende Belege dafür, dass, abgesehen von angeborenen Abwehrmechanismen, auch Lymphoidzellen zur normalen Homöostase der Hornhautoberfläche beitragen. Existenz, Zusammensetzung und Funktion des mukosa-assoziierten Lymphoidgewebes (MALT) der Augenoberfläche sorgen für den Hornhautschutz. Die Existenz von Lymphoidzellen auf der Oberfläche der Hornhaut ist seit Jahren bekannt, sie wurden aber lange Zeit irrtümlich als Entzündungszellen angesehen. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass sie zusammen mit der bekannten Präsenz von Lymphoidzellen in der Tränendrüse auch MALT in der Konjunktiva als konjunktiva-assoziiertes Lymphoidgewebe (CALT) und in den Tränenwegen als tränenwegs-assoziiertes Lymphoidgewebe (LDALT) bilden. Zusammen stellen sie das „eye-associated lymphoid tissue“ (EALT) dar, das eine neue Komponente des Mucosa-Immunsystems des Körpers ist. Da das CALT auf der Augenoberfläche verteilt ist, bedeckt es die Kornea während des Lidschlusses und ist daher geeignet, den HornhautImmunschutz während des Blinzelns und nachts zu unterstützen. Es kann Hornhautantigene und primär verschiedene EffektorZellen wahrnehmen oder Schutzfaktoren als sekretorisches IgA verteilen. Zum Thema Epidemiologie, Diagnostik und Therapie allergischer Erkrankungen sprach Prof. Dr. Niggemann von der Klinik für Pädiatrie der Charité. Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahren objektiv zugenommen. Zahlen der „International Study of Asthma and Allergy in Childhood“ (ISAAC) besagen, dass in Deutschland etwa 7 Prozent der Kinder an atopischer Dermatitis (Neuro- DER AUGENSPIEGEL 12 dermitis), 10 Prozent an Asthma bronchiale und 15 Prozent an allergischer Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) leiden. Für Erwachsene scheinen die Zahlen etwas geringer zu sein. Risikofaktoren lassen sich mit den Begriffen „Hygiene – Hypothese“ oder allgemeiner „Westlicher Lebensstil“ beschreiben. Prof. Dr. Niggemann fasste diese Tatsache in der Formulierung „reich und allergisch oder arm und infektiös“ zusammen. Eine Allergiedisposition (Vererbung) spielt für die Manifestation eine besondere Rolle. Über Periorbitale Dermatosen referierte Frau Prof. Dr. Worm von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Charité. Aus dermatologischer Sicht sind zahlreiche Erkrankungen in der Periorbitalregion interessant. Eine zentrale Bedeutung ist den Angioödemen und den Kontaktekzemen beizumessen. Auch infektiöse Prozesse und Autoimmunerkrankungen spielen eine Rolle. Daneben sind auch das seborrhoische Ekzem, die atopische Dermatitis und Tumoren zu nennen. Während die allergische Kontaktdermatitis T-Zell-vermittelt ist, können periorbitale Kontaktekzeme auch toxisch-irritativ bedingt sein, also keine Immunreaktion darstellen. Häufige Auslöser der allergischen Kontaktdermatitis im Augenbereich sind vor allem Kosmetika, Duftstoffe und aerogene Pflanzenallergene. Der Beitrag des Veranstalters, Prof. Dr. U. Pleyer von der Augenklinik der Charité, war der Allergischen Konjunktivitis gewidmet. Die Prävalenz der Allergie beträgt etwa 10 bis 25 Prozent und betrifft in Deutschland etwa 15 Millionen. Neben Umwelteinflüssen spielt die genetische Prädisposition eine wesentliche Rolle. Bei Erkrankung eines Elternteiles beträgt das Atopierisiko 25 Prozent, bei Erkrankung beider Eltern 50 Prozent. Häufigste 07-08|2005 12-15_asp_0705 21.07.2005 16:45 Uhr Seite 13 Tagungsbericht BIS Abb. 2. Hornhautkomplikationen: Epitheliale Makroerosion. Form mit etwa 80 Prozent ist die Saisonale Allergische Konjunktivitis (SAC), bedingt durch luftverfrachtete Allergene. Eine ganzjährig auftretende Variante der SAC ist die Perenniale Allergische Konjunktivitis (PAC), deren häufigste allergene Ursache Hausstaub, Pollen und Tierhaare sind. Sie hat eine hohe Assoziation zur Rhinitis. Weitere klinische Formen okulärer 07-08|2005 Den zweiten Teil des Immunologie – Seminars eröffnete Prof. Dr. Gräf vom Stoffwechselzentrum der Medizinischen Klinik, Charité, mit einem Beitrag zur Endokrinen Orbitopathie (EO). Die EO ist eine Autoimmunerkrankung, eng assoziiert mit der immunogenen Hyperthyreose (M. Basedow). Die eigentliche Ursache ist immer noch unbekannt, wenn auch neuere Erkenntnisse T-Zell-vermittelten Autoimmunprozessen, Einflüssen von Zytokinen und insbesondere dem T-Zell-Rezeptorantikörper eine Schlüsselrolle zusprechen. Der Befall von Männern zu Frauen beträgt 7:1. Das klinische Bild ist bedingt durch entzündliche Volumenzunahme des peri- und retrobulbären Gewebes, lymphozytäre Infiltration und Ablagerung hydrophiler Substanzen (z.B. Glycosaminoglycane) in das orbitale Gewebe einschließlich der Augenmuskeln. Die Symptomatik spannt einen weiten Bogen von geringen Beschwerden (Fremdkörpergefühl, Lidödem) bis zu schwerster entzündlicher Krankheitsaktivität mit Exophthalmus, Wahrnehmung von Doppelbildern, Ulcus corneae und Visusverlust. Die Therapie ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung, Basis der weiteren Behandlungen der aktiven EO ist immer eine euthyreote Stoffwechsellage. Risikofaktoren, die den Verlauf der EO beeinflussen, sind Hyperthyreoseverlauf, TSH-Rezeptorantikörperaktivität, Rauchen, Stress, Alter und Geschlecht sowie genetische Faktoren. Dabei unterstrich der Autor, dass das Rauchen nicht nur als Risikofaktor, sondern auch als Ursache für das Versagen therapeutischer Optionen dieser Erkrankung anzusehen ist. Die medikamentöse Therapie AUGENSPIEGEL 13 DER Abb. 1. Palpebrale Form der Keratokonjunktivitis vernalis. Allergien sind die Keratokonjunktivitis vernalis, die atopische Keratokonjunktivitis und die Riesenpapillenkonjunktivitis. Bei der Keratokonjunktivitis vernalis wird die palpebrale (Pflastersteinpapillen, Abb. 1) von der limbalen Form unterschieden, es tritt auch eine gemischte Form auf. Als Hornhautkomplikationen sind bekannt diffuse epitheliale Keratitis punktata, epitheliale Makroerosion (shield ulcer, Abb. 2), „vernal plaque“ und Keratokonus. Die atopische Keratokonjunktivitis tritt bei 25 bis 40 Prozent der Atopiker auf. Zu den Ursachen der Riesenpapillenkonjunktivitis zählen Kontaktlinsen, Keratoprothesen, Augenprothesen und spießende Hornhautfäden nach Keratoplastik. Die Therapie aller Konjunktivitiden richtet sich nach dem Befund. Zu nennen sind Antihistaminika, die einen schnellen Wirkungseintritt haben. Mastzellstabilisatoren wirken schnell und gut, gegebenenfalls auch in Kombination mit Antihistaminika. Chromoglicinsäurepräparate sind preiswert, aber nicht so schnell hinsichtlich des Wirkungseintrittes. Schließlich kommen Steroide in Betracht. Nicht empfohlen wurden vom Autor Vasokonstriktoren und NSAID-Präparate. Die Effektivität der Kryotherapie bei der Keratokonjunktivitis vernalis wurde bezweifelt. 12-15_asp_0705 19.07.2005 10:12 Uhr Seite 14 Tagungsbericht BIS (Prednisolon) der EO ist antientzündlich und immunsuppressiv. Entscheidend ist der frühzeitige Therapiebeginn. Ist die Glucocorticoid-Therapie nicht ausreichend, kann eine Retrobulbärbestrahlung eingesetzt werden, gegebenenfalls auch als Kombination zur Glucocorticoidtherapie. Andere Therapieoptionen mit Immunsuppressiva, Somatostatinanaloga, Antioxidantien unter anderem werden gegenwärtig noch als experimentelle Therapieoptionen eingeschätzt. Die operative Therapie war Inhalt der nächsten beiden Vorträge. Zum Thema Endokrine Orbitopathie – ophthalmologische Grundlagen – ophthalmochirurgische Therapie berichtete Dr. Schittkowski aus der Universitäts-Augenklinik Rostock. Nach Ausführungen zu Epidemiologie und Pathogenese nannte er die Stadieneinteilung nach Werner, um daran den Therapieentscheid anzuknüpfen. Die Diagnostik beginnt mit dem Messen der Lidspaltenweite (Bestimmen der Lidretraktion) mittels Lineal oder Kestenbaumbrille, auch im Aufblick. Infiltration der Lider und Bindehaut werden mittels Portraitfoto dokumentiert und nach Mourits (Clin. Endocrinol. 1997) skaliert. Der Exophthalmus wird nach Hertel, aber auch wegen der Orbitachirurgie nach Naugl gemessen. Diagnostische Probleme kann immer wieder der einseitige Exophthalmus bieten. Motilitätsstörungen aufgrund der Muskelverdickungen bedürfen einer Diagnostik des Binokularsehens (Binokularstatus) einschließlich der Bestimmung von Fusionsblickfeld sowie Ausmaß und Lage der doppelbildfreien Zone. Unverzichtbar ist die Sonografie der orbitalen Strukturen. Die Hornhautdiagnostik erfolgt mittels Fluoreszeinfärbung und konfokaler Mikroskopie. Besondere Aufmerksamkeit bedarf die Optikus-Diagnostik hinsichtlich der Kompressionsneuropathie. Zur Therapie der Optikuskompression kommt die endonasale Dekompression in Frage zwecks Entlastung in die Nebenhöhlen. Sie birgt aber in hohem Maße die Komplikation des sekundären Strabismus. In Rostock wird die laterale knöcherne Dekompression als modifizierter KrönleinZugang ohne Wiedereinsetzen des Knochenfragmentes bevorzugt. Auch Frau Priv.-Doz. Dr. Schwarz aus der Augenklinik der Charité widmete ihren Beitrag der chirurgischen Therapie unter dem Titel Chirurgische Rehabilitation von Patienten mit endokriner Orbitopathie. Diese Therapie wird notwendig wegen Strabismus incomitans, Lagophthalmus, Trockenem Auge und/oder Protrusio. Die Motilitätsstörungen als Pseudoparese oder sekundär nach knöcherner Dekompression bedingen Diplopie und Kopfzwangshaltung. Die chirurgische Rehabilitation erfolgt in der chronischen Phase, etwa 12 bis 18 Monate nach der aktiven Phase der Erkrankung. Euthyreose und Befundstabilität von über sechs DER AUGENSPIEGEL 14 Monaten sollten erreicht sein. Die Muskelchirurgie dient der Beseitigung von Kopfzwangshaltung, Diplopie und Verbesserung der Motilität. Sie besteht in einer Schwächung des betroffenen Muskels. Dabei wird die Operation der primären Schielstellung sechs Monate nach Befundstabilisierung, die der sekundären Schielstellung als Folge der knöchernen Dekompression eine Woche nach Auftreten durchgeführt. Die Lidchirurgie als Eingriff an den Ober- oder Unterlidretraktoren dient der Beseitigung der Lidschlussinsuffiziens mit den Folgen der Benetzungsstörung und Keratopathie. Dabei ist differenzialdiagnostisch die echte von der Pseudoretraktion zu trennen. In der aktiven Phase der Orbitopathie ist auch an Punctum plug, Botulinumtoxin und Tarsorrhaphie zu denken. Zusammenfassend dient die chirurgische Rehabilitation einer verbesserten Lebensqualität durch Reduktion der Beschwerden und Funktionssteigerung. Den dritten Abschnitt des Symposions begann Frau Priv.Doz. Dr. Coupland mit ihrem Vortrag Lymphoproliferative Läsionen der Konjunktiva. Die lymphoproliferativen Erkrankungen der okulären Adnexe stellen eine größere Gruppe unterschiedlicher Erkrankungen dar, die mit sehr ähnlichen klinischen und radiologischen Befunden einhergehen können. Bis vor kurzem bedeutete diese Erkrankungsgruppe für den behandelnden Ophthalmologen und den Pathologen Probleme sowohl hinsichtlich einer korrekten Diagnose, der Einschätzung des klinischen Schweregrades der Erkrankung als auch der therapeutischen Konsequenzen. Gegenwärtig bieten morphologische, immunhistochemische und molekularbiologische Kriterien die Möglichkeit, die lymphoproloferativen Erkrankungen der okulären Adnexe in drei Untergruppen zu gliedern: reaktive lymphatische Hyperplasie, atypische lymphatische Hyperplasie und malignes Lymphom. Der Ausdruck „Pseudolymphom“ sollte jedoch vermieden werden. Die WHO-Klassifikation hat sich bei der Zuordnung der Lymphomsubtypen bewährt. Danach ist das Extranodale Marginalzonen B-Zell-Lymphom (EMZL) der mit Abstand am häufigsten auftretende Lymphomsubtyp. In absteigender Häufigkeit folgen Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom, Follikuläres Lymphom, Plasmozytom, Lymphoplasmozytisches Lymphom/Immunozytom, Mantelzelllymphom, Chronische Lymphatische B-Zell-Leukämie, Burkitt-Lymphom, HaarzellLeukämie, T-Zell/NK-Zell-Lymphom und Hodgkin-Lymphom. Grundlage der Behandlung ist ein gründliches Staging zur Abklärung eines eventuell vorliegenden systemischen Lymphoms und zur Klassifizierung des Stadiums der Erkrankung. Eine Strahlentherapie ist Methode der Wahl bei StadiumI-Erkrankungen, bei systemischer Erkrankung ist jedoch eine Chemotherapie indiziert. 07-08|2005 12-15_asp_0705 21.07.2005 14:49 Uhr Seite 15 Tagungsbericht BIS Über entzündliche Orbitaerkrankungen sprach Priv.-Doz. Dr. Nölle aus der Universitäts-Augenklinik Kiel. Die Lokalisation dieser Erkrankungen ist anterior, posterior, diffus, in Tränendrüse oder Augenmuskeln, periskleral, perineural, intra- oder extrakonal. Der Verlauf kann akut, chronisch oder rezidivierend sein. Hinsichtlich der Äthiologie können systemische, lymphatische oder infektiöse Erkrankungen vorliegen, sie kann auch idiopathisch sein. Die Therapie umfasst die Gabe von antimikrobiellen oder antiinflammatorischen Medikamenten, Immunsuppressiva, Biologika (TNF-alpha-Blocker, B-Zellblocker) oder ist chirurgisch-invasiv (Biopsie, Dekompression). 07-08|2005 Als spezielle Entitäten können auftreten Orbitamyositis, Dakryoadenitis, Dakryocystitis, sklerosierende Orbitaentzündung, Trochleitis, Skleritis, Perineuritis, Tolosa-HuntSyndrom, Wegener‘sche Granulomatose, Sarkoidose oder Histiozytose. Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Beitrag von Dr. Jaroszewski zum Thema Arteriitis temporalis – Typisches und Atypisches. Die Riesenzellarteriitis ist eine chronische Vaskulitis, sie führt in 20 Prozent der Fälle zu partiellem oder totalem Sehverlust, der auch ohne erhöhte BSG auftreten kann. Unbehandelt besteht ein hohes Risiko einer Erkrankung auch des zweiten Auges innerhalb kürzester Zeit. Nur etwa vier Prozent der Erkrankten zeigen trotz adäquater Therapie eine Funktionsbesserung der Augenbeschwerden, ebenfalls bei etwa vier Prozent tritt trotz Kortisontherapie eine weitere Sehverschlechterung ein. Das klinische Beschwerdebild ohne Augenbeteiligung ist häufig unspezifisch und wird daher oft fehlgedeutet. Eine notwendige medikamentöse Behandlung darf wegen der Biopsie nicht verzögert werden. Die Notwendigkeit einer präoperativen dopplersonografischen Untersuchung der Carotiden wird noch kontrovers diskutiert, sollte aber aus Sicherheitsgründen erfolgen. Die Labordiagnostik umfasst BSG, CRP und Blutbild, etwa 20 Prozent der Patienten mit einer Riesenzellarteriitis haben eine normale BSG. Hinsichtlich der Therapie stellen Corticoide das Mittel der ersten Wahl dar. Die Behandlungsdauer sollte mehrere Jahre betragen, die Dosisreduktion richtet sich nach dem Verlauf der Erkrankung, Corticoid-Nebenwirkungen sind zu bedenken. Auch anlässlich des diesjährigen BIS wurde das Auditorium mittels TED–Systems in die differenzialdiagnostische Fragestellung projizierter Krankheitsbilder einbezogen. Zur Beantwortung des schon traditionellen BIS–Quiz verlockten nicht nur die Preise. Dem Veranstalter gebührt wiederum der Dank für das gelungene Symposium, verbunden mit dem Wunsch auf weitere interessante Folgen der BIS. Priv.-Doz. Dr. Dieter E. Moeller war langjähriger Chefarzt der Augenklinik am HELIOS Klinikum Berlin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité Berlin und schreibt als freier Autor für den AUGENSPIEGEL. E-Mail: [email protected] AUGENSPIEGEL 15 DER Zum Thema Skleritis – Episkleritis, vom Befund zur Diagnose sprach Dr. Deuter aus der Universitäts-Augenklinik Tübingen. Die Skleritis wird eingeteilt in die diffuse, noduläre, nekrotisierende Form, die Skleromalazie und die posteriore Skleritis, die Episkleritis in die einfache und die noduläre Form. Die Differenzialdiagnose zwischen Episkleritis und Skleritis erfolgt morphologisch, sie tritt im Verhältnis 35,3 Prozent Episkleritis zu 64,7 Prozent Skleritis auf. Während die Episkleritis in der Regel keine Schmerzen bereitet, treten bei der Skleritis Schmerzen auf. Der Episkleritis können infektiöse oder nichtinfektiöse Ursachen (Kollagenosen, Rheumatoid-Arthritis, Vaskulitiden wie M.Wegener, Atopie, Rosacea oder Gicht) zugrunde liegen. Als Komplikationen können bei der anterioren Skleritis Katarakt, Keratitis, auch anteriore Uveitis auftreten. Die nekrotisierende Skleritis bietet gelegentlich eine schnelle Progression und kann als Komplikationen Keratitis und anteriore Uveitis bergen. Bei der nekrotisierenden Skleritis sind Grunderkrankungen häufig nachweisbar (Rheumatoidarthritis, Rezidivierende Polyarthritis, Wegener‘sche Granulomatose oder Lupus erythematodes). Die Skleromalazia perforans ist eine nekrotisierende Skleritis ohne Entzündung. Leitsymptom der posterioren Skleritis sind Schmerzen und Visusreduktion. Am Fundus treten chorioidale Falten, auch Amotio sowie Optikus- oder Makulaödem auf. Häufiger kann sie mit der anterioren Skleritis assoziiert sein. Differenzialdiagnostisch sind zu bedenken bei der Episkleritis Trockenes Auge, Blepharokonjunktivitis, infektiöse oder allergische Konjunktivitis, superiore Limbus-Keratokonjunktivitis. Die Diagnostik umfasst Anamnese, Routine-Labor-Diagnostik, Immunserologie, Infektionsserologie, Röntgen-Thorax und in der Regel internistische Diagnostik. Die Therapie der Episkleritis umfasst die topische Gabe von NSAID und Steroiden. Beide können auch systemisch gegeben werden. Bei der Skleritis können zu der genannten Therapie Schmerzmittel und/oder Cyclosporin A sowie, abhängig von der Grunderkrankung, Immunsuppressiva gegeben werden.