Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: MEHR ZUM THEMA Klassik http://www.ndr.de/kultur/musik/klassik/petrassi101.html Sendedatum: 03.04.2014 10:20 Uhr ORCHESTER UND CHOR Goffredo Petrassi - Ein musikalisches Porträt »Goffredo Petrassi: Piano Concerto« von Pietro Massa Vorgestellt von Franziska von Busse Vorgestellt von Franziska von Busse Fast ein ganzes Jahrhundert sehr bewegter Geschichte und Musikgeschichte hat der italienische Komponist Goffredo Petrassi miterlebt: Pietro Massa hat Petrassis 1904 ist er geboren, 2003 Solowerke und dessen einziges gestorben. Er gilt als einer Klavierkonzert aufgenommen. der größten italienischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Einflussreich war Petrassi auch als Lehrer: Einer seiner Studenten war der Filmkomponist Ennio Morricone. Trotzdem werden viele von Petrassis Werken nur selten aufgeführt. Der italienische Pianist Pietro Massa, der seit langem in Berlin lebt, hat eine CD mit Klaviermusik von Petrassi veröffentlicht: Solowerke aus den 1920er- bis 1940erJahren und Petrassis einziges Klavierkonzert, aufgenommen gemeinsam mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter Leitung von Christoph-Matthias Müller. Dokumentarischer Blick Zumindest beim Klavierkonzert existiert ein Grund, warum es so selten gespielt wird: Petrassi selbst hielt das Werk für misslungen und für nicht originell genug. Nach der WEITERE INFORMATIONEN NDR das neue werk NDR Das Alte Werk NDR Podium der Jungen NDR Jazz Discover Music! Uraufführung 1939 in Rom mit dem deutschen Pianisten Walter Gieseking dauerte es 20 Jahre bis zur nächsten Aufführung. Und erst rund 40 Jahre später gab es die erste Aufnahme zu kaufen. Massa und das Göttinger Symphonie Orchester unter Müller zeigen in ihrer Aufnahme eine große Bandbreite an Stimmungen und Farben: von zart über schrill bis bombastisch. Dabei haben sie auch keine Angst vor spröden Klängen oder derben, holzschnittartigen Passagen. Voll engagiert wirken sie und vermitteln dabei trotzdem den Eindruck, die Musik eher als Dokumentation zu lesen - nicht als einen Roman oder Spielfilm. Dieser dokumentarische Blick ist auch in der Auswahl der Solostücke spürbar: je ein Werk aus den 1920er-, 30erund 40er-Jahren. So entsteht ein kleines biografisches Porträt Petrassis. Seine neobarocke Partita aus dem Jahr 1926 klingt nur mäßig modern, dafür sehr spielerisch und liebenswürdig. Die Toccata von 1933 geht sehr viel freier um mit Form, Tonalität und Rhythmus und zeigt einen gewichtigeren Gestus. Und die Inventionen aus den 1940er-Jahren sind zwar wieder stark an Johann Sebastian Bach angelehnt, gehören aber auch klar ins 20. Jahrhundert - mit Anklängen an Ravel, Messiaen und Schostakowitsch. Der Plan geht auf Massa macht diese Entwicklungen in seinem Spiel deutlich, ohne sie übertrieben zur Schau zu stellen. Seine Stärken liegen dabei in den freieren Passagen, die bei ihm nie ziellos wirken. Die strafferen, barockeren Sätze hätte man sich dagegen noch klarer, noch purer gewünscht. Pedal und viel Hall verhindern hier einen Klang, der wirklich an Bach oder auch an Scarlatti denken ließe. Insgesamt aber geht der Plan auf: Interesse zu wecken für ein weitgehend unbekanntes Repertoire und für den Komponisten Goffredo Petrassi. Goffredo Petrassi: Piano Concerto von Pietro Massa Verlag: Capriccio Bestellnummer: C5155 Dieses Thema im Programm: NDR Kultur | Neue CDs | 03.04.2014 | 10:20 Uhr