Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae

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Massereiche Sterne und
Kernkollaps-Supernovae
Eva Ziegerer
15. Dez. 2008
Betreuer: Prof. Dr. Ulrich Heber
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Übersicht
• Geschichte der Supernovae
• Klassifikation
• Entwicklung massereicher Sterne
–
–
–
–
Geburt eines Sterns
Nukleare Entwicklung
Endstadium und Kernkollaps
Entstehung schwerer Elemente
• Beispiele
– Supernova 1987A
– Supernova 1993J
• Simulationen
• Überreste
Eva Ziegerer
Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Geschichte der Supernovae
• 185: älteste beschriebene SN → Emissionsnebel
RCW 86
• 1054: chinesische Astronomen beobachten SN,
deren Überrest den Krebsnebel bildet
HST-Aufnahme
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Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Geschichte der Supernovae
• 1572: Tycho Brahe beobachtet SN im Sternbild
Cassiopeia → prägt den Begriff "nova"
• 1604: Johannes Kepler beobachtet SN im Sternbild
Schlangenträger
Chandra-Aufnahme
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Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Klassifikation nach Spektrum und Lichtkurve
• Typ I: enthält im Frühen Spektrum keine
Wasserstofflinien
– Typ Ia: Spektrum enthält Si-Linien
– Typ Ib: Spektrum enthält keine Si-Linien, He-Linien
enthalten
– Typ Ic: Spektrum enthält weder Si-Linien, noch He-Linien
• Typ II: enthält im Frühen Spektrum
Wasserstofflinien
– Typ II L: Lichtkurve fällt linear ab
– Typ II P: Lichtkurve bildet ein Plateau aus
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Vergleich der Lichtkurven
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Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Vergleich der Spektren
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Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Klassifikation nach Mechanismus
• Hydrodynamiche SN: Typen II, Ib, Ic
– massereiche Sterne M > 8MS
– Kern kollabiert zu Neutronenstern
– Schockwelle
• Thermonukleare SN: Typ Ia
– enges Doppelsternsystem aus weißem Zwerg und Rotem
Riesen
– weißer Zwerg akkretiert Masse vom Begleiter, bis krit.
Masse überschritten
– explosionsartige Zündung der Kernfusion
→ siehe Vortrag T. Kupfer
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Sternentstehung
• Gaswolke kollabiert, wenn Gravitationskräfte
größer als Gasdruck → Jeanssches Kriterium
3
2
−1
 kT
 ⋅ ρ 2
MJ > 5,46 ⋅ 
 µmuG 
• Masse des Protosterns groß genug → Zündung
der Kernfusion
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Nukleare Entwicklung
• Wasserstoffbrennen: pp-Kette
3He(3He,2p)4He
1H(p,e+ν)2D(p,γ)3He
3He(α,γ)7Be
7Be(e-,ν)7Li(p,α)4He
7Be(p,γ)8B(e+ν)8Be(2α)
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Nukleare Entwicklung
• Wasserstoffbrennen
nach CNO-Zyklus
– Voraussetzung:
Existenz der ZyklusElemente
– Netto:
4p → α + 2e+ + 2ν
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Nukleare Entwicklung
• Brennstoff im Kern verbraucht → Kontraktion
• Dichte und Temperatur steigt
• Zündung des Heliumbrennens: 3α-Prozess
4He
+ 4He ↔ 8Be
8Be
+ 4He ↔ 12C* → 12C + γ
12C(α,γ)16O(α,γ)20Ne(α,γ)24Mg(α,γ)28Si
liefert Kern, der hauptsächlich aus C und O besteht
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Nukleare Entwicklung
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Entwicklungsweg massereicher Sterne
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Endstadium
• Bildung eines Eisenkerns
• Stabilisiert durch Gleichgewicht Gravitation –
Entartungsdruck des Elektronengases
→ Pauli-Prinzip
• bis Chandrasekhar-Grenzmasse ~ 1,44 MS
• Photodesintegration
56Fe + γ → 134He + 4n
4He + γ → 2p + 2n
• Elektroneneinfang durch Protonen und schwere
Kerne
p + e- → n + νe
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Kernkollaps
• Wegfall des Entartungsdruck der Elektronen
• Kollaps des Kerns
• Extremer Energieverlust durch Neutrinos
insgesamt wird 1046J an Gravitationsenergie frei, davon
99% durch Neutrinos
• Entstehung von entartetem Neutronengas;
Neutronen bilden Fermi-Gas
• Neutronenkern wird inkompressibel
• weiter nachstürzende Materie wird schlagartig
gestoppt
→ Schockfront
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Kernkollaps
• extreme Temperatur-Dichte-Erhöhung
• explosionsartiges Einsetzen von Fusionsreaktionen
• Neutrino-Wechselwirkung nicht mehr zu
vernachlässigen → zusätzliche Energiequelle für
Stoßwelle
→ Explosion
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Simulation
• Neutrino-Materie Wechselwirkung
• Neutrions erhitzen Materie hinter der Stoßfront und
treiben diese voran
→ "verzögerte" Explosion
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Simulation
• Aufgrund der
Entdeckungen durch
SN 1987A neue,
aufwändige
Simulationen, die
Mischen
berücksichtigen
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Simulation
• Mischvorgänge bei
0,04s, 0,08s und
0,2s
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Simulation
• Verteilung der
Elemente
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Entstehung schwerer Elemente
•
•
•
•
Neutroneneinfang
Kern nach Anlagerung instabil
β-Zerfall
s-Prozess:
– bei niedrigen Neutronenflüssen
– β-Zerfall, bevor weiteres Neutron angelagert wird
– nicht alle stabilen, schwere Kerne können gebildet
werden
– erzeugt Elemente bis Bi, Pb
– gelangen durch Konvektionsströme an Sternoberfläche
– können im Spektrum nachgewiesen werden
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Entstehung schwerer Elemente
• r-Prozess:
– bei hohen Neutronenflüssen
– Stoßwelle einer SN reißt neutronenreiches Material von
Kernaußenbereich mit in die Außenbereiche des Sterns
– dadurch: sehr viele Neutronenanlagerungen in
Sekundenbruchteilen, insbesondere auch an instabile
Zwischenprodukte
– endet bei Kernen, die so instabil sind, dass sie spontaner
Kernspaltung unterliegen A~260
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SN1987A – vorher/nachher
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SN 1987A
• entdeckt am
25.2.1987 von Ian
Shelton
• Erdnächste SN seit
1604
• Entfernung ~ 50kpc
in der Großen
Magellanschen
Wolke (LMC)
• erste SN bei der der
Vorgängerstern
beobachtbar war
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SN 1987A
• absolute Helligkeit –15,5mag
→ ungewöhnlich dunkel für Typ II
• langsamerer Anstieg zur maximalen Helligkeit als
andere Typ II
• Ursache:
Vorläufer blauer
Überriese
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SN 1987A - Lichtkurve
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SN 1987A - Spektrum
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SN 1987A - Neutrinonachweis
• Neutrinos wurden am Kamiokande und am Irvine
Michigan Brookhaven Experiment (IBM) simultan,
etwa 3h vor dem Anstieg der Lichtkurve gemessen
• 20 von rund
1058 abgestrahlten
Neutrinos
detektiert
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SN 1987A – Röntgen- und Gammastrahlung
• Röntgen- und Gammastrahlung aus radioaktiven
Zerfällen bereits nach Monaten gemessen
• Beobachtung bedeutet, dass radioaktives Nickel
bei der Explosion bis in die äußerste Hülle des
Sterns verfrachtet wurde
→ Zwiebelschalenstruktur zerstört
→ Großskaliges Mischen während der Explosion
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SN 1987A –Gammaspektrum
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SN 1987A - Ring
• Gas wird von Photonen der SN zum Leuchten
angeregt → Rekombinationsstrahlung
• Elliptizität des Rings durch Neigung zur Sichtlinie
• aus Inklinationswinkel und Laufzeitverzögerung
lässt sich der physikalische Durchmesser
bestimmen
• Vergleich mit dem gemessenen Winkeldurchmesser von ca. 1,7'' ergibt Entfernung
DSN1987A~ 51,8kpc±6%
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SN 1993J
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SN 1993J
• Roter Überriesenstern mit 13-20 MS
• Supernovaexplosion startet spektral als Typ II,
ändert später das Spektrum nach Typ Ib
→ Wasserstoffhülle wird transparent
• Erklärung: stammt aus Doppelsternsystem
Begleitstern "klaut" Wasserstoffhülle
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Überreste - Krebsnebel
• im Inneren befindet sich ein Pulsar
• aufgrund der chemischen Zusammensetzung des
Nebels hatte der ursprüngliche Stern vermutlich
eine Masse von 8-10 MS
• Problem: Masse des Pulsars + Nebel kleiner als
der ursprüngliche Stern
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Überreste – W49B
Chandra-Aufnahme
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Überreste – Cirrusnebel
HST-Aufnahme
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Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Literatur
• Albert G. Petschek – Supernovae, Springer-Verlag,
1990
• A. Unsöld, B. Baschek – Der neue Kosmos,
Springer-Verlag, 2005
• Ph. Podsiadiowksi, J. J. L. Hsu, P. C. Joss, R. R.
Ross – The progenitor of supernova 1993J: a
stripped supergiant in a binary system?, Nature
Vol. 364 5. Aug. 1993
• D. A. Swartz, A. Clocchiatti, R. Benjamin, D. F.
Lester, J. C. Wheeler – Supernova 1993J as a
spectroskopic link between type II and type Ib
supernovae, Nature Vol. 365 16. Sept. 1993
Eva Ziegerer
Massereiche Sterne und Kernkollaps-Supernovae
Literatur
• J. R. Maund, S. J. Smartt, R. P. Kudritzki, P.
Podsiadlowski, G. F. Gilmore – The massive binary
companion star to the progenitor of supernova 1993J
• S. J. Smartt, J. R. Maund, M. A. Hendry, C. A. Tout, G.
F. Gilmore, S. Mattila, C. R. Benn – Detection of a red
supergiant progenitor star of a type II-plateau
supernova, Science Vol. 303 23. Jan. 2004
• http://www.mpagarching.mpg.de/mpa/pub_resources/pop_science/suw/
suw.html
• http://www.mpagarching.mpg.de/mpa/pub_resources/pop_science/phiu
z_www.pdf
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