Aufgabenblatt zum Seminar 03 PHYS70356 Klassische und relativistische Mechanik (Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt, Nebenfach Physik) Othmar Marti, ([email protected]) 3. 12. 2008 1 Aufgaben 1. Zwei Autos fahren entlang eines Meridians und kollidieren. die positive x- Achse zeigt nach Norden. Das erste Auto A hat vor dem Zusammenstoss km die Geschwindigkeit 55 und eine Masse von 1385 kg . Das zweite Auto h . Nach B hat eine Masse von 1817 kg und eine Geschwindigkeit von −47 km h km dem Stoss hat B die Geschwindigkeit −1 . Berechnen Sie die bei der h Kollision in Wärme und Deformation umgewandelte Energiemenge Q, wenn keine Masse von A zu B oder von B zu A transferiert wurde. Vergleiche Q mit den kinetischen Energien der Autos vor dem Stoss. km in h der Ebene. Als sie zu einem Hang kommen sind Sie frustriert und hören 2. Sie radeln mit gesenktem Kopf mit einer Geschwindigkeit von 47.23 auf zu treten. Nach wie vielen Höhenmetern wird ihr reibungsfreies Gefährt stoppen? 3. Eine Strecke hat das Höhenprol z(x) = 9 61 1 x− ln x2 − 2 x + 2 + arctan (x − 1) 100 160 400 31 17 + ln x2 − 6 x + 10 − arctan (x − 3) 160 80 Berechnen Sie die Gleichgewichtspunkte und bestimmen Sie, ob es sich jeweils um ein labiles, um ein stabiles oder ein indierentes Gleichgewicht handelt. 4. Schätzen Sie ab, mit welcher maximalen Geschwindigkeit ein LKW (aktuelles Modell) eine Steigung von 5%, 10% und 20% hochfahren kann. 5. Ein Auto beschleunigt in 12s von 0 auf 100 km/h. Die Bremsen haben die fünache Leistung wie der Motor. Wie lang dürfte die Bremsstrecke sein, wenn das Auto vorher mit 80 km/h fuhr? 6. Ein System ist durch die ortsabhängige Kraft F (x) = −kxn n ∈ N terisiert. Geben Sie die potentielle Energie dazu an. charak- 3. 12. 2008 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 2 7. Ein Flugzeug gerät in eine Vrille mit der Bahnkurve ω·t · exp(−t/τ ) vx · t + R · cos exp(−t/τ ) ω·t r(t) = R · sin exp(−t/τ · exp(−t/τ ) ) 1 2 − 2 gt Berechnen Sie die momentane Geschwindigkeit und die momentane Beschleunigung, wenn R > 0, τ > 0, ω > 0 und g > 0. m = 237 g rotiert an einer massefreien Stange gehalten im Abstand von 50 cm um eine Achse. Berechne die Winkelgeschwindigkeit, bei der die Zugkraft auf der Stange 234 N beträgt. 8. Eine Punktmasse 9. Beim Herabrollen der Kugel auf diesem Hang a) nimmt ihre Geschwindigkeit zu und ihre Beschleunigung ab b) nimmt ihre Geschwindigkeit ab und ihre Beschleunigung zu c) nehmen beide zu d) bleiben beide konstant e) nehmen beide ab a) aa 2 c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti Aufgaben 3 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 3. 12. 2008 10. (in dem Seminar) Betrachten wir einen Wettkampfsprinter, der 100 Meter in 10.0 Sekunden laufen kann. Nehmen wir an, seine Beschleunigung beim Start betrage das 0.8 fache der Erdbeschleunigung (was aufgrund der Reibung seiner Schuhsohlen auf dem Boden realistisch scheint). Diese Beschleunigung behalte er bei, bis er seine konstante Endgeschwindigkeit erreicht, a) Wie groÿ ist seine Endgeschwindigkeit? b) Für welche Dauer beschleunigt er? c) Welchen Streckenanteil durchläuft er beschleunigend und welchen Streckenanteil durchläuft er mit seiner konstanten Endgeschwindigkeit? Zeit: 20 Minuten = 20 Punkte Aufgaben c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti 3 3. 12. 2008 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 4 2 Lösungen 1. Wir verwenden die Gleichungen mA vA + mB vB = mA vA0 + mB vB0 und 1 1 1 1 2 2 mA vA 2 + mB vB 2 = mA vA0 + mB vB0 + Q 2 2 2 2 Wir lösen die Impulsgleichung nach vA0 = vA0 mA vA + mB vB − mB vB0 mA Wir lösen die Energiegleichung nach vA0 Q auf 1 1 1 1 2 2 mA vA 2 + mB vB 2 − mA vA0 − mB vB0 2 2 2 2 Q= und setzen auf ein 1 1 (mA vA + mB vB − mB vB0 )2 1 1 2 2 2 Q = mA vA + mB vB − − mB vB0 2 2 2 mA 2 Wir setzen die Werte ein und bekommen Q = 314890 J Die Energien der beiden Autos sind 1 EA = mA vA2 2 1 EB = mB vB2 2 =161637 J =154852 J Fast die gesamte kinetische Energie wird in Deformation umgewandelt! 2. Wir benützen die Energieerhaltung. 1 mgh = mv 2 2 Umgestellt: h= Wir setzen v = 47.23 km h = 13.12 m und s 172.12 h= 19.62 4 c 2008-2009 v2 2g m2 s2 m s2 g = 9.81 m ein s2 = 8.77 m Ulm University, Othmar Marti Lösungen 5 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 3. Wir verwenden dass 3. 12. 2008 Epot = mgz(x) ist. Wir müssen zweimal Ableiten. Dazu schauen wir im Taschenbuch der Mathematik nach und sehen, dass d 1 ln(x) = dx x und d 1 arctan(x) = dx 1 + x2 ist. Wir leiten das Höhenprol z(x) = 9 61 1 x− ln x2 − 2 x + 2 + arctan (x − 1) 100 160 400 31 17 + ln x2 − 6 x + 10 − arctan (x − 3) 160 80 getrennt nach den Summanden ab. d dx d dx 1 x 100 ln x2 − 2 x + 2 = = 1 100 1 · (2x − 2) − 2x + 2 d 1 (arctan (x − 1)) = dx 1 + (x − 1)2 d 1 · (2x − 6) ln x2 − 6 x + 10 = 2 dx x − 6 x + 10 1 d (arctan (x − 3)) = dx 1 + (x − 3)2 x2 Zusammengesetzt ergibt sich d 1 9 2x − 2 61 1 2x − 6 31 1 17 z(x) = − + − + 2 dx 100 160 x2 − 2 x + 2 400 1 + (x − 1) 160 x2 − 6 x + 10 80 1 + (x − 3)2 Diese Gleichung muss faktorisiert und auf den gleichen Nenner gebracht werden (Die Zwischenresultate haben teilweise sehr grosse Vorfaktoren, aber keine Panik!) Die Nullstellen 1 (x − 1) (x − 5) (x + 4)2 d z(x) = dx 100 4 + (x − 2)2 sind also x1 = −4 (doppelt), x2 = 1 und x3 = 5. Zur Entscheidung über die Art des Extremums müssen wir die zweite Ableitung bilden: d2 1 (4 + x)2 (x − 5) 1 (x − 1) (4 + x) (x − 5) z(x) = + 4 2 dx 100 4 + (x − 2) 50 4 + (x − 2)4 1 (4 + x)2 (x − 1) 1 (x − 1) (4 + x)2 (x − 5) (x − 2)3 + − 2 100 4 + (x − 2)4 25 4 + (x − 2)4 Hier setzen wir die Nullstellen ein und bekommen d2 =0 z(x) dx2 x1 d2 = −1 z(x) dx2 5 x2 d2 = 81 z(x) 2 dx 2125 x2 Lösungen c 2008-2009 <0 >0 Ulm University, Othmar Marti 5 3. 12. 2008 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 Wir haben also bei Maximum, bei S 4. Die Steigung x3 x1 ein indierentes Gleichgewicht, Bei 6 x2 haben wir ein ein Minimum. und der Winkel zur Horizontalen hängen über S = tan(α) zusammen. Die Hangabtriebskraft berechnet sich aus FH = FG sin(α) = mg sin(α) Laut Wikipedia hat ein Mercedes Actros eine maximale Motorleistung von 440kW , Masse maximal 44000 kg . Aus P = F ·v bekommen wir v= S in % α in P P P = = F mg sin(α) mg sin (arctan(S)) rad FH in v in m/s 5 0,0499584 21555,073 20,4128281 10 0,09966865 42949,7853 10,2445215 20 0,19739556 84651,5686 5,19777728 100 m = 27.7 ms , 3.6 s s. Die kinetische Energie des Autos bei 5. Wir verwenden die Variablen und N t100 = 12 v100 = 80 v80 = 3.6 v100 ist m s = 22.2 m s 1 2 Ekin,100 = mv100 2 Die Motorleistung (als konstant angenommen) ist PM = 2 Ekin,100 mv100 = t100 2t100 Die Bremsleistung ist PB = 5PM 2 5mv100 = 2t100 Die Bremszeit bekommt man mit tB = 6 c 2008-2009 2 Ekin,80 1 v80 = t100 2 PB 5 v100 Ulm University, Othmar Marti Lösungen 7 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 3. 12. 2008 Die Bremsbeschleunigung bekommt man aus aB = 2 v80 5v100 = tB v80 t100 Der Bremsweg steckt in 3 1 v80 2 1 1 v80 1 tB = v80 tB = t100 = 17.06 m sB = aB t2B = 2 2 2 tB 2 10 v100 6. Wir verwenden Zx Epot (x) − Epot (0) = − F (ξ)dξ 0 und setzen ein Zx Epot (x) − Epot (0) = − 0 x 1 1 n+1 ξ = xn+1 −kξ dξ = n+1 n 0 n 7. Die Raumkurve sieht so aus: Wir verwenden ! ! exp − τt ωt t ωt 1+ − R cos τ τ exp − τt exp − τt ! ! exp − τt ωt t ωt 1+ − R sin τ τ exp − τt exp − τt drx =vx − Rω sin vx = dt vy = dry dt =Rω cos vz = drz dt = − gt Lösungen c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti 7 3. 12. 2008 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 8 Nochmals Ableiten ergibt t Re τ dvx =− 2 ax = dt τ t dvy Re τ ay = =− 2 dt τ dvz az = =−g dt 8. Wir haben h i t t t t t ω 2 cos ω te τ (t + τ )2 − sin ω te τ ω e− τ t − cos ω te τ e−2 τ i h t t t t t ω 2 sin ω te τ (τ + t)2 + cos ω te τ ω e− τ t − sin ω te τ e−2 τ r = 0.5 m, m = 0.237 kg und F = 234 N . Die Masse m ber um den Drehpunkt. Die wegt sich auf einer konstanten Bahn im Abstand Beschleunigung um die Masse auf der Bahn zu halten ist a = ω2 r und die Kraft F = m r ω2 Also ist die Grenzwinkelgeschwindigkeit r ω= F = mr s 234 N rad = 44.44 0.237 · 0.5 kg m s 9. Die Antwort lautet a). Die Geschwindigkeit der Kugel nimmt beim Hinabrollen zu, doch die Beschleunigung hängt von der Steilheit des Hangs ab. Ganz oben am Hang ist die Beschleunigung am grössten, weil der Hang dort am steilsten ist. Während die Kugel den Hang hinabrollt, wird der Hang weniger steil und ihre Beschleunigung nimmt ab. Also kann die Beschleunigung abnehmen, während zugleich die Geschwindigkeit zunimmt. Man sollte dieses Beispiel im Gedächtnis bewahren und darauf zurückgreifen, wenn man den Unterschied zwischen Geschwindigkeit und Beschleunigung zu vergessen droht. In der Skizze wird die Beschleunigung a der Kugel parallel zur Hangober- äche gezeigt als Komponente der Erdbeschleunigung g, also der Beschleu- nigung im freien Fall (wie sie bei vertikaler Neigung wirken würde). Je steiler die Neigung, desto mehr nähert sich a an g. Oder man könnte auch sagen, je weniger steil der Hang ist, desto mehr nähert sich 8 c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti a an Null an - Lösungen 9 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 3. 12. 2008 dem Wert der Beschleunigung, den die Kugel auf einer topfebenen Fläche erfahren würde. Solchen Vektor-Komponenten begegnet man noch später. Genau genommen ist diese Beschreibung der Beschleunigung noch nicht vollständig. Denn da die Kugel sich auf einer gekrümmten Oberäche bewegt, beinhaltet ihre gekrümmte Bewegung noch einen anderen Eekt, der später besprochen werden wird. 10. Lösungsstrategie Man setze die zurückgelegte Strecke aus einem gleichförmig beschleunigten Anteil und einem Anteil mit konstanter Geschwindigkeit zusammen. Dabei kennt man alle Variablen ausser der Dauer der Beschleunigung, die übrigens quadratisch auftaucht. Nach dieser Grösse löst man die Gleichung für die zurückgelegte Stecke auf - und hat damit das Problem geknackt. Lösungsweg Sei a = 0.8 · 9.80665 sm2 ≈ 7.845 sm2 die konstante Beschleunigung zu Beginn der Bewegung und s0 = 100m dazu v0 = 1 Punkt) die gesamte in der Zeit Endgeschwindigkeit und t0 = 10.0s t = zurückgelegte Strecke, Dauer der Beschleunigungsphase. ( Mit diesen Bezeichnungen können wir die Strecke s0 zusammensetzen aus der Beschleunigungsphase (1.Teil) und der Phase der konstanten Geschwindigkeit (2. Teil) gemäss 1 s0 = at20 + v0 · (t − t0 ) | {z } 2 |{z} 2.T eil (.1) 1.T eil 3 Punkte) ( Man beachte, dass die Dauer der 2. Phase sich als Gesamtdauer abzüglich der Dauer der 1. Phase ergibt. Die Gleichung enthält zwei Unbekannte, v0 und t0 . Also brauchen wir noch eine zweite Gleichung, um auösen zu können. Diese lautet v0 = a · t0 (.2) weil die Endgeschwindigkeit am Ende der Beschleunigungsphase erreicht wird. ( 2 Punkte) Also setzen wir .2 in .1 ein und erhalten 1 1 s0 = at20 + a · t0 · (t − t0 ) = at20 + a · t0 · t − a · t20 2 2 2 Punkte) ( Dies ist eine quadratische Gleichung mit einer Unbekannten (t0 ), die wir nach gewohnter Art auösen: Lösungen c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti 9 3. 12. 2008 KRM 2008-2009, Aufgabenblatt Nr. 03 10 1 2 at + a · t0 · t − s0 = 0 2 0 2 Punkte) ( 2 ⇒ t20 − 2 · t0 · t + s0 = 0 a r t01,2 = t ± ⇒ t20 2 t2 − s0 = 10.0s ± a ≈ 10.0s ± 8.632s = s 100s2 − 2 · 100m 7.845 sm2 18.632s 1.368s 4 Punkte) ( Die physikalisch sinnvolle Lösung ist sicherlich nicht diejenige, bei der die Beschleunigungsphase länger dauert als die Bewältigung der gesamten Strecke. Übrig bleibt t0 ≈ 1.368s. Damit ist die eigentliche Schwierigkeit der Aufgabe bewältigt. Wir brauchen jetzt nur noch die bekannte Beschleunigungsdauer in die Werte der einzelnen Teilaufgaben einsetzen. a) Die Endgeschwindigkeit ist nach .2 10.732 ms ≈ 38.635 km . ( ) h 2 Punkte v0 = a · t0 = 7.845 sm2 · 1.368s ≈ b) Die Beschleunigungsdauer wurde bereits genannt mit c) Der Streckenanteil der Beschleunigungsphase steht t0 ≈1.368s ∗ ( 1) mit 1 2 1 m at0 = · 7.845 2 · (1.368s)2 ≈ 7.34m. 2 2 s 2 Punkte) ( Der Streckenanteil der Phase konstanter Geschwindigkeit steht in .1 mit v0 · (t − t0 ) ≈ 10.732 m · (10s − 1, 368s) ≈ 92, 64m. s 2 Punkte) ( Kontrolle die Summe der beiden Streckenanteile muss die Gesamtstrecke ergeben. Wir addieren 1 2 at 2 0 + v0 · (t − t0 ) ≈7.34m + 92.64m = 99.98m. Im Rahmen der Rundungsungenauigkeiten des Taschenrechners stimmt das Kontrollergebnis mit der Gesamtstrecke von 100.00m in der Tat überein. 10 c 2008-2009 Ulm University, Othmar Marti Lösungen