Synthese von Salizylsäureestern Studienwoche „Forschen in der Chemie und Materialwissenschaft” vom 05.02. – 14.02.2014 Projekt von Pamela Reissenberger (Gymnasium Liestal, Baselland), betreut von Guillaume Décoret und Dr. Katrin Groebke Zbinden bei Hoffmann-La Roche 1.Vorstellen des Projektes In meinem Forschungsprojekt bei der Roche durfte ich mich mit der Synthese von Salizylsäureestern befassen. Durch die Reaktion von Salizylsäure mit diversen Alkoholen beziehungsweise Alkylbromiden sollten fünf verschiedene Ester hergestellt werden, die sich im Geruch unterscheiden. Dazu sollten zwei verschiedene Synthesemethoden eingesetzt werden. Da dieses Projekt in ähnlicher Form früher bereits durchgeführt worden war, hatten wir Vergleichsergebnisse. Ein weiteres Ziel war es also die Ausbeute sowie die Reinheit der Reaktionsprodukte hinsichtlich bekannter Ergebnisse zu optimieren. Dementsprechend versuchten wir zu erfahren, welche Methode mit welchen Reagenzien am effektivsten ist. Gegen Ende der Studienwoche blieb uns noch etwas Zeit um eine dritte Methode auszuprobieren, bei der wir eines unserer Produkte zu einem anderen Ester transformierten. Zudem konnten wir die zweite Methode mit einem weiteren Schema 1: Salicylsäure Edukt auf die Effizienz testen. Schema 2: Reaktionsgleichung von der Synthese mit Salicylsäure 2. Verwendete Materialien und Methoden Es wurden sieben Ansätze durchgeführt, in welchen verschiedene Salizylsäureester hergestellt wurden. Dabei wurden drei bekannte Synthesemethoden verwendet: Zum ersten die Veresterung der Salizylsäure mit Alkoholen unter der Verwendung einer Säure als Katalysator, zum zweiten eine Veresterung mit Alkylbromiden mit einer Base als Katalysator und als letztes eine Umesterung unseres Zwischenproduktes, dem Methylsalizylat mithilfe einer Base und eines Alkohols. Während oder nach der angenommenen Reaktionszeit führten wir mit der Dünnschichtchromatographie (DC) eine Reaktionskontrolle aus. Dazu wird eine kleine Probe des zu untersuchenden Reaktionsgemisches auf eine Glasplatte, welche mit Kieselgel (SiO₂)beschichtet ist, aufgebracht. Dieses Dünnschichtchromatogramm wird in eine Glaswanne, welche ein Zentimeter hoch mit einem geeigneten Lösungsmittel gefüllt ist, gestellt. Das Lösungsmittel läuft langsam auf dem Kieselgel empor und nimmt dabei die unpolarere Substanz mit. Das Produkt wird auf diese Weise vom Edukt getrennt, da diese unterschiedliche Polarität haben und daher unterschiedlich weit vom Lösungsmittel mittransportiert werden. Unter dem UV-Licht kann man die Spuren, die Produkt und Edukt hinterlassen haben, genau betrachten (das DC ist mit einer fluoreszierenden Schicht bedeckt, Verbindungen bewirken Fluoreszenzlöschung). Nach der Aufarbeitung durch Extraktion, Trocknen 1 (d.h. Entfernen des Wassers) und Eindampfen wurden die Rohprodukte durch Chromatographie an Kieselgel gereinigt. Eine Reinheitskontrolle durch DC und (die Charakterisierung durch) Massenspektroskopie (MS), sowie magnetische Kernresonanzspektroskopie (NMR) folgte. 2.1. Methode 1 ( Herstellung von Methyl- und Ethylsalizylat) Bei der ersten Methode liessen wir die Alkohole Methanol und Ethanol mit Salizylsäure reagieren. Dabei verwendeten wir Schwefelsäure (H2SO4), welche die Salizylsäure am Sauerstoffatom der Carbonylgruppe ( C=O) protoniert (d.h.ein H+-Atom zufügt. Dadurch wird die Carbonylgruppe aktiviert und kann nun mit dem Alkohol R-OH reagieren (Schema 3). Schema 3: Reaktionsgleichung der Methode 1 Im Weiteren wird die genaue Vorgehensweise beschrieben. Schwefelsäure (1.7 mL, 31.9 mmol / 1.6 mL, 30.0 mmol) wurde zu einer Lösung aus 2-Hydroxybenzoesäure (2.057 g, 14.9 mmol / 2 g, 14.5 mmol) in Methanol (26 mL, 642 mmol), respektive in Ethanol (60 mL, 1.03 mmol) (exotherm – die Reaktion gibt Wärme ab) zugegeben. Das Reaktionsgemisch (farblos) wurde für 21 Stundenunter Rückfluss gekocht(Methanol: 65° C, Ethanol: 78° C) und gerührt, nach drei Stunden wurde ein DC gemacht (CH₂Cl₂/MeOH 9:1), das jedoch zeigte, dass die Reaktion noch nicht fertig war. Nach 17 Stunden zeigt das DC, dass die Reaktion fast vollständig abgelaufen ist. Das Reaktionsgemisch wurde auf Zimmertemperatur abgekühlt und dann in Wasser gegeben (40 mL / 80 mL). Dann wurde das Produkt mit CH₂Cl₂ (50 mL + 25 mL / 100 mL + 50 mL) extrahiert. Die vereinten organischen Phasen wurden mit gesättigter Kochsalzlösung (50 mL / 100 mL) gewaschen, mit Magnesiumsulfat getrocknet und filtriert. Das Rohprodukt wurde mit SiO₂ absorbiert und dann chromatographiert. Für die SiO₂ Chromatographie (50 g, 20 mL/min) brauchte man zur Elution des Produkts: n-Heptan (5 min), dann n-Heptan zu n-Heptan/EtOAc 7:3 (35 min) und zum Schluss n-Heptan/EtOAc 7:3 (20 min). Anschliessend wurden die produktenthaltenden Abschnitte zusammen eingedampft, um das reine Produkt zu erhalten.Beide Produkte waren ein farbloses Öl. Vom Methylsalizylat erhielt man 1.83 g (81 % Ausbeute und somit etwas schlechter hinsichtlich des Vergleichsergebnisses von 85%) und vom Ethylsalizylat 1.86 g (75 % Ausbeute und somit etwas besser mit vergleichsweise 68 %). 2 2.2. Methode 2 ( Herstellung von Benzyl-,Hexyl-,Isoamyl- und Cyclohexylmethylsalizilat) Bei der zweiten Methode reagierten die Alkylbromide (Brommethyl)benzol, 1-Bromhexan,1-Brom-3methylbutan und Cyclohexylmethylbromid mit der Salizylsäure. Hierzu wurde die Base Kaliumhydrogenkarbonat (KHCO3) verwendet um die Salizylsäure zu deprotonieren. Eines der Sauerstoffatome des Carboxylates ist nun aktiviert, da es negativ geladen ist und kann nun mit dem Alkylbromid R-Br reagieren. (Schema 4). Schema 4: Reaktionsgleichung der Methode 2 Ein Beispiel des Laborprotokolls wird im Folgenden aufgezeigt. Zu einer gerührten Lösung von 2Hydroxybenzoesäure (2 g, 14.5 mmol) in DMF (20 mL) bei Raumtemperatur unter einer Argonatmosphäre wurde Kaliumhydrogencarbonat (1.74 g, 17.4 mmol) hinzugegeben. Das Gemisch wurde bei Raumtemperatur für 10 Minuten gerührt. Dann wurde (Brommethyl)benzol (2.6 mL, 21.7 mmol), dazugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde auf 40°C aufgeheizt und für 17 Stunden gerührt. Die DC zeigt, dass die Reaktion beendet ist, und darum wird alles auf Raumtemperatur abgekühlt. Das Gemisch wurde dann in Wasser (70 mL) gegeben und mit EtOAc (100 mL + 50 mL) extrahiert. Die vereinten organischen Phasen wurde mit 5 % NaHCO₃ (100 mL) und gesättigter Kochsalzlösung (100 mL) gewaschen, mit Magnesiumsulfat getrocknet, filtriert und eingeengt. Das Rohprodukt wurde mit SiO₂ absorbiert und chromatographiert. Für die SiO₂ Chromatographie (50 g, 20 mL/min) brauchte man zur Elution des Produkts: n-Heptan (5 min), dann n-Heptan zu n-Heptan/EtOAc 9:1 (45 min) und zum Schluss n-Heptan/EtOAc 9:1 (15 min). Anschliessend wurden die produktenthaltenden Abschnitte zusammen eingedampft, um das reine Produkt zu erhalten. Beide Produkte waren ein farbloses Öl. (Protokoll c+p). Vom Benzylsalizilat erhielt man 1.94 g (58 % Ausbeute was im Vergleich zu 93.8% ein schlechtes Ergebnis war, sich aber unter Anderem auf unser Bestreben von 100% Reinheit anstatt 97% zurückführen lässt ). Vom Hexylsailizylat erhielt man 1.74 g (54% Ausbeute eine leichte Verbesserung zu 45%),vom Isoamylsalizilat 1.36 g (45 % Ausbeute, eine deutliche Effizienzsteigerung zu 22 % , was mit der Verwendung von Methode 2 anstatt der ersten Methode und einer längeren Reaktionszeit zu erklären ist), vom Cyclohexylmethylsalizylat 0.53 g ( 15 % Ausbeute, dazu hatten wir kein Vergleichsergebnis). 3 2.3. Methode 3 ( Herstellung von Cyclohex-3enylmethylsalizilat) Bei der dritten Methode verwendeten wir nicht mehr Salizylsäure als Edukt sondern unser erstes Produkt, das Methylsalizylat. Diese Methode wird auch Umesterung genannt, da ein Ester in einen anderen transformiert wird. Dazu wird eine Base (K2CO3) und Methylsalizylat mit Cyclohex-3enylmethanol, einem Alkohol, vermischt. Dabei deprotoniert die Base den Alkohol und aktiviert ihn gleichzeitig. Dieser aktivierte Alkohol greift am Ester an, verbindet sich mit ihm und löst eine Abspaltung von Methanol aus. Unser Produkt ist entstanden (Schema 5). Schema 5: Reaktionsgleichung der Methode 3 Im Detail sind wir folgendermassen vorgegangen. Methylsalizilat (1.6547 g, 10.9 mmol, Eq: 1.00), Cyclohex-3-enylmethanol (1.04 g, 1.08 ml, 9.24 mmol, Eq: 0.85) und Kaliumcarbonat (30.1 mg, 218 µmol, Eq: 0.02) wurden in Toluen (ein Lösungsmittel, 50 ml) vermischt. Das Gemisch wurde auf 120° C erhitzt und für 17 Stunden bei dieser Temperatur gerührt. Anschliessend wurde es auf Raumtemperatur herabgekühlt und EtOAc (ebenfalls Lösungsmittel, 50 ml) wurde zugegeben. Danach wurde das Gemisch mit Wasser (50 ml) gewaschen. Nach einer weiteren Zugabe von EtOAc (50 ml)in die wässrige Phase zur Extraktion, gab es Probleme mit der Trennung der verschiedenen Phasen. Es wurde gesättigte Kochsalzlösung (50 ml) hinzu gegeben. Danach wurden die vereinten organischen Phasen mit ges. Kochsalzlösung (50 ml) gewaschen, mit MgSO4 getrocknet und filtriert. Das Rohprodukt wurde aus Kieselgel (SiO2) absorbiert und chromatographiert. Für die SiO2 Chromatographie (50 g, 20 ml/min.) brauchte man zur Elution des Produkts: n-Heptan (10 min.), dann n-Heptan zu n-Heptan/EtOAc 9:1 (40 min.) und zum Schluss n-Heptan/EtOAc 9:1 (10 min.). Nach der ersten Chromatographie zeigte das DC ein neben dem erwarteten Produkt auch noch sehr viel Eddukt, weshalb wir zwei weitere Male chromatographierten. Doch die Verunreinigung konnte nicht vollkommen abgelöst werden vom Produkt und die Endreinheit betrug lediglich 88%. Das Produkt war ein leicht gelbliches Öl. Vom Cyclohex-3enylmethylsalizilat erhielt man 277 mg. (10% Ausbeute, dieses schlechtes Ergebnis kann erklärt werden durch die mehrfache Chromatographie, bei der Material verloren geht und durch eine unpassende Methode). 3. Ergebnisse In der untenstehenden Tabelle sind die verschiedenen Edukte und die zugehörigen Produkte sowie die jeweils verwendete Methode dargestellt. Zudem sind charakteristische Eigenschaften und die Vergleichsergebnisse aufgelistet. 4 4. Diskussion Die Resultate zeigen, dass je nach Methode die Ausbeute und Reinheit variieren kann. Die Methoden 1 und 2 sind am effektivsten. Beim Beispiel des Isoamylsalizylates, erwies sich sogar die Methode 2 als wirksamer. Denn im Vergleich zur Verwendung der Methode 1 konnte die Ausbeute mit Methode 2 gesteigert werden. Die verlängerte Reaktionszeit muss jedoch auch eine Rolle gespielt haben. Andererseits musste beim vierten und fünften Produkt (ebenfalls Methode 2) zweimal chromatographiert werden, da sich bei der Reaktion ein Nebenprodukt gebildet hatte. Dieses liess sich nur bedingt von unserem Produkt trennen, weshalb wir Fraktionen absondern mussten und somit die Ausbeute verschlechtert wurde. Gegenüber gestellt mit unseren Vergleichsresultaten konnten wir allerdings eine leichte Effizienzsteigerung verzeichnen. Der Grund für die Verschlechterung der Ausbeute beim dritten Produkt war, dass wir uns nicht mit einer Reinheit von 97% zufrieden gaben sondern Fraktionen abtrennten um eine 100% Reinheit zu erlangen. Im Allgemeinen erhielten wir bessere Ausbeuten bei der Methode 1, diese erwies sich also als wirksamer. Die Methode 3 erwies sich leider als ungeeignet. Sowohl die Ausbeute als auch die Reinheit wiesen schlechte Ergebnisse auf. Dies hängt mit zwei wesentlichen Faktoren zusammen. Erstens war die von uns verwendete Base (K2CO3) zu schwach um wirklich das Edukt vollständig zu protonieren. Es müsste eine stärkere Base herbeigenommen werden, wie beispielsweise ein Alkoholat. Zudem war bei unserer Reaktion der Alkohol Cyclohex-3-enylmethanol nicht im Überschuss eingesetzt, (wäre auch bezüglich der Materialien gar nicht möglich gewesen), was zu unvollständigem Umsatz führte. Diese beschriebene Methode wurde aus einem Patent entnommen in der sie für diue Herstellung grösserer Mengen angewendet wurde. Offensichtlich lässt sich die Methode nicht auf den kleinen Masstab übertragen, ohne die oben genannten Änderungen auszuführen. Doch die andern Produkte waren vollkommen rein. Die Reinheit eines solchen Endprodukts lässt sich leicht durch eine magnetische Kernresonanzspektroskopie (¹H-NMR) feststellen, wie am Beispiel des Hexylsalizylat aufgezeichnet. Um zu verstehen, was ein ¹H-NMR Spektrum überhaupt ist, wird es hier kurz beschrieben: Da für jedes Proton in einem ¹H-NMR Spektrum ein Signal abgegeben wird, kann man genau bestimmen, welches Signal zu welchem Proton im Molekül gehört. An der Signalintensität kann auch noch abgelesen werden, wie viele gleichartige Protonen sich im Molekül befinden. Für die Position des Signals ist die chemische Umgebung des Protons wichtig. Auf dem Spektrum sind verschiedene Bereiche vorhanden, in denen z.B. Protonen angezeigt werden, die sich neben einem Kohlenstoffatom oder einem Heteroatom (O, N, S) befinden. Auch für aromatische Protonen, also Protonen, die an einen Ring gehängt sind, gibt es einen bestimmten Bereich. Dass sich die Protonen auch gegenseitig beeinflussen und dabei, wenn sie sich in der Nähe weiterer Protonen befinden, Duund Triplette ( doppelte oder dreifache Piks) bilden, sollte auch beachtet werden. Ein letztes ist noch, dass ausser den Protonen auch noch Signale von Wasser, dem Standartsignal Tetramethylsilan (TMS) und Dimethylsulfoxid (DMSO) aufgezeichnet werden. Diese können jedoch ausser Acht gelassen werden, wenn es um die Reinheit eines Produktes geht. Im Falle des untenstehenden Beispiels kann auf dem ¹H-NMR abgelesen werden, dass das Produkt, das Hexylsalizylat rein ist. Alle im Molekül vorhandenen Protonen werden vom ¹H-NMR wiedergegeben und sonst gibt es keine weiteren Ausschläge. Dies deutet eindeutig auf ein reines Produkt hin. 5 5. Dank In erster Linie möchte ich mich bei meinen Betreuern Guillaume Décoret und Dr. Katrin Groebke Zbinden herzlich bedanken. Ich durfte in meinen acht Tagen viel Neues von ihnen erfahren, bekam komplizierte Vorgänge von ihnen geduldig erklärt und durfte einen Einblick in ihren Laboralltag erhaschen. Es hat mir grossen Spass gemacht die Arbeiten im Labor durchzuführen und ich kann mir nun sehr gut vorstellen diese Fachrichtung später im Studium einzuschlagen. Ein weiterer Dank geht an Iwan Rohner für die Organisation meines Projektplatzes und natürlich an Hoffmann- La Roche, die ich so gründlich kennenlernen durfte und an dessen Firmenalltag ich teilhaben konnte. Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei Schweizer Jugend forscht für die Durchführung der Studienwoche und die grosszügige Unterstützung bedanken. 6. Quellen 1: US patent US2012/149769 A1 2 : US patent US2012/15908 A1 3: Synthetic Communications, 35: 145-152, 2005 4: European Patent 1505 055 A1 6 7 8 9