Lösungen zum Mikro 1 Tutorium Thomas Rupp∗ Aufgaben 12 und 13 1. Dezember 2000 Aufgabe 12 Die Nutzenfunktion ist U = y12 y2 . Weiterhin sind gegeben B = 90, p1 = 6, p2 = 1. a) Wir wenden wieder die bereits bekannte Lagrangeoptimierung an. Optimiere den Nutzen U unter der Bedingung, dass das Budget voll ausgeschöpft wird: L = y12 y2 + λ(90 − p1 y1 − p2 y2 ). Das Ergebnis kennen wir bereits; alles verhält sich so, wie bei der optimalen Faktorallokation: Verhältnis der Preise entspricht dem Verhältnis der Grenznutzen: p1 = p2 ∂U ∂y1 ∂U ∂y2 ⇒ 6 2y1 y2 ⇔ 3y1 = y2 = 1 y12 Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Grenznutzen nicht sinken müssen, was aber an der Rechnung und dem Ergebnis nichts ändert (kann man durch eine etwas längere Rechnung beweisen). Setzen wir das in unsere Budgetgleichung ein: 90 = 6y1 + y2 = 6y1 + 3y1 = 9y1 ⇒ y1 = 10 ⇒ y2 = 30 ⇒ U = 102 · 30 = 3000. b) Wenn wir die Nutzenfunktion umstellen, erhalten wir: y2 = y902 (eine Hyperbel); man 1 nennt sie auch Indifferenzkurve, weil sie alle möglichen Kombinationen angibt, mit denen der gleiche Nutzen erzielt wird. Weiterhin können wir die Budgetgleichung umstellen: y2 = 90 − 6y1 (eine Gerade): Das Optimum liegt im Berührpunkt der Budgetgeraden und der Indifferenzkurve. Denn gäbe es keinen gemeinsamen Punkt, könnte die Optimale Güterkombination nie getroffen werden. Würde die Gerade teilweise echt über der Indifferenzkurve liegen, so könnten wir uns mehr leisten, als wir für Optimum bräuchten, was auch einen Widerspruch ergibt. Durch nachrechnen kann man sich überzeugen, dass die eben berechneten Werte wirklich genau den Schnittpunkt (y1 = 10, y2 = 30) ergeben. ∗ [email protected] 1 2 180 160 140 120 100 y2 80 60 40 20 0 2 4 6 8 10 y1 12 14 16 18 20 Da die Budgetgerade die Indifferenzkurve genau im optimalen Punkt berührt, hat die Indifferenzkurve die gleiche Steigung wie die Budgetkurve. Die Steigung ist ja gerade jeweils die Ableitung der Funktion. Der optimale Punkt ergibt sich also auch dann, wenn man die beiden Ableitungen gleichsetzt: Steigung der Indifferenzkurve: −2 · 3000y1−3 , Steigung der Budgetgeraden: −6. Beides gleichsetzen bringt −6000 = −6y13 ⇔ y1 = 10. Allerdings muss dann U (oder y1 ) bekannt sein. Eine Funktion ist immer dann konvex, wenn ihre 2. Ableitung positiv ist. Denn dann steigt die Steigung der Funktion (hier fällt die Funktion, ihre Fallgeschwindigkeit wird aber immer langsamer; ihre Steigung, die zwar negativ ist, steigt, denn die negativen Steigunswerte werden immer kleiner): Unsere Indifferenzkurve hat ja die Form y2 = f (y1 ) = yU2 = U y1−2 . Also gilt f 0 (y1 ) = −2U y1−3 und somit f 00 (y1 ) = 6U y1−4 > 0. 1 Wir können aber auch allgemein zeigen, das jede Indifferenzkurve konvex verläuft. Denn wenn jede Erhöhung einer Gütermenge auch zu einer Erhöhung des Nutzens führt, dann muss folgendes gelten (wir verwenden wieder die Vereinfachung auf 2 Güter y1 und y2 ): Die Indifferenzkurve gibt alle y1 , y2 Kombinationen an, die den gleichen Nutzen ergeben. Dieser sei nun vorgegeben (und somit konstant). • Wenn y1 gegen unendlich geht, dann geht die Indifferenzkurve gegen Null (denn dann sind ↓ 0 Einheiten von y2 notwendig um den vorgegebenen Nutzen zu erreichen). Geht y2 gegen unendlich, dann ebenso die Indifferenzkurve (weil ↓ 0 Einheiten von y1 notwendig sind). • Die Funktion fällt stetig. Denn erhöhen wir y1 , dann erhöht sich auch der Nutzen (nach Voraussetzung). Damit der Nutzen konstant bleibt, muss y2 sinken. Da stetigkeit vorausgesetzt wird, muss die Indifferenzkurve konvex sein. c) Die Veränderungen sind also p1 : 6 7→ 3 und B : 90 7→ 135. Da das Verhältnis der Preise dem Verhältnis der Grenzkosten entspricht, haben wir nun p1 2y2 3 y2 = ⇒ = ⇔ 3y1 = 2y2 . p2 y1 2 y1 Klar, da sich der Preis von y1 halbiert hat, verdoppelt sich seine Menge im Verhältnis zu y2 . Da die Budgetgleichung erfüllt ist, können wir jetzt y2 bestimmen: 135 = 3y1 +y2 ⇔ 135 = 3y2 ⇔ y2 = 45 ⇒ y1 = 30 ⇒ U = 302 · 45 = 40500. 3 An folgendem Bild ist zu sehen, was die einzelnen Änderungen bewirken: eine Erhöhung des Budgets führt zu einer gleichmäßigen Verschiebung der Budgetgeraden. Eine Änderung von p1 verschiebt den Schnittpunkt der Budgetgeraden auf der y1 Achse (bei Änderung von p2 auf der anderen Achse): 180 160 140 120 100 y2 80 60 40 20 0 10 20 y1 30 40 Hier schön zu sehen. Die Gerade wird gleichmäßig nach oben geschoben, danach der Schnittpunkt auf der y1 Achse. d) Substitutionseffekt Wenn nur der Preis eines Gutes angehoben wird, der Gesamtnutzen aber weiterhin optimal sein soll, muss der Nutzen des teurer gewordene Gut teilweise durch den Nutzen anderer Güter ersetzt werden. Das heisst insbesonder nicht, dass die Nachfrage nach anderen Gütern steigt oder sinkt. Einkommenseffekt Wenn der Preis eines Gutes steigt, sinkt aber auch das Realeinkommen (für die gleiche Menge Geld kann jetzt insgesamt weniger gekauft werden). Diese beiden Effekte möchte man getrennt untersuchen können. Angenommen p1 steigt, dann klappt die Budgetgerade ein und der Gesamte Nutzen sinkt (die Indifferenzkurve verschiebt sich entsprechend), wie im ersten Bild zu sehen. Als Beispiel nehme ich die bereits gegebenen Zahlen. Ausgangszustand ist p1 = 3 (und B = 135). Da hatten wir das Optimum in y1 = 30, y2 = 45. Erhöht sich der Preis auf 6, so haben wir das neue Optimum bei y1 = 15, y2 = 45. Insgesamt hat sich also die Nachfrage nach y1 von 30 auf 15 verringert. 4 180 160 140 120 100 y2 80 60 40 20 0 10 20 y1 30 40 Wenn wir das Budget jetzt soweit erhöhen, bis wir das alte Nutzenniveau erreichen, müssen wir die Budgetgerade entsprechend verschieben, bis sie die alte Indifferenzkurve berührt. Denn dann haben wir eigentlich das Einkommen so angepasst, das der alte √ Nutzen wieder erreicht wird. Unser optimales y1 ist jetzt aber bei 13500 ≈ 23.8 (und, der Form halber, y2 ≈ 71.4, B ≈ 214.3). 180 160 140 120 100 y2 80 60 40 20 0 10 20 y1 30 40 Der gesamte Nachfragerückgang von y1 war also von 30 auf 15. Der Rückgang von 30 auf 23.8 kommt durch den Substituitionseffekt zustande, denn der Rückgang von 23.8 auf 15 entsteht dadurch, das einfach das Realeinkommen zurückgegangen ist (würde man dieses Erhöhen, bis der alte Nutzen wieder erreicht wird, würde nur dieser Rückgang kompensiert). Dieses Verhalten ist typisch. Es trifft auf alle superioren Güter1 zu (dazu in der nächsten Aufgabe mehr). 1 bei sinkendem Realeinkommen sinkt auch die Nachfrage nach diesem Gut 5 Aufgabe 13 a) ∆y y εy,p = − ∆p = − p ∆y p ∆p y Die Preiselastizität der Nachfrage gibt an, wie sich prozentual die Nachfrage auf eine prozentuale Änderung des Preises reagiert. Da ein positiver Wert praktisch ist und die Nachfrage normalerweise negativ auf eine Preiserhöhung reagiert, wird der Ausdruck mit einem Minus versehen. Schaut man sich marginale Änderungen an, so kann man ∆ durch d ersetzen: dy y εy,p = − dp = − p dy p dp y Also die Ableitung der Nachfragefunktion multipliziert mit dem gegebenen p y. Soweit es möglich ist, sind marginale Änderungen immer zu präferieren, da sie alleine das Verhalten einer stetigen Funktion wiederspiegeln. Einsetzen von prozentualen Änderungen sind immer nur grobe Annäherungen des Sachverhalts. Also: wenn es nicht anders geht (z.B. in der letzten Teilaufgabe (und nur da)) die Prozente bzw. feste Werte einsetzen. Ansonsten immer mit marginalen Änderungen (Ableitung) rechnen. b) 1. εy,p ist nicht definiert. Denn ein Nichtraucher hat nichts mit der Nachfrage nach Zigaretten zu tun. 2. εy,p = ∞ Denn sobald sich der Preis ändert (so muss man die 1 Pfennig Grenze sehen), kauft der Konsument garkeine Zigaretten mehr. Egal wie klein der Preiszuwachs ist, die Nachfrage sinkt sofort auf Null. 3. εy,p = 0 Denn die Nachfrage reagiert überhauptnicht (dy = 0). 4. εy,p = 1 Denn wir haben die Nachfragefunktion y = 20 p . Dann ist Setzen wir das alles ein, so erhalten wir dy p 20 p εy,p = − = − − 2 20 = 1 dp y p p dy dp = − p202 . 5. Da die Zigaretten vorher 4 DM gekostet haben, steigt der Preis um 25 Prozent ∆p p = 0.25. Wenn der Konsument nurnoch die Hälfte raucht, geht sein Konsum um 50 Prozent zurück ∆y y = −0.5. Einsetzen bringt εy,p = − ∆y y ∆p p =− −0.5 =2 0.25 Anhand der Einkommenselastizität der Nachfrage lassen sich auch grundsätzlich 3 verschiedene Güter klassifizieren. Sie ist fast genauso definiert, wie die Preiselastizität der Nachfrage: Ei (B) = ∂y y ∂B B Sie gibt an, wie sich die Nachfrage von einem Gut ändert, wenn sich das zur Verfügung stehende Budget ändert. 6 Relativ superiore Ei (B) > 1 Die Nachfrage reagiert also stärker als die Budgetänderung. Absolut superiore 0 < Ei (B) < 1 Die Nachfrage reagiert schwächer als die Budgetänderung (aber noch in der gleichen Richtung). Abolut superiore Güter sind dasselbe wie relativ inferiore Güter. Absolut inferiore Ei (B) < 0 Die Nachfrage reagiert gegenläufig zur Einkommensänderung (z.B. Einkommen vermindert sich, die Nachfrage nach diesem Gut steigt aber). c) 1. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage gibt an, wie stark sich die Nachfrage nach Gut i ändert, wenn sich der Preis von Gut j verändert (jeweils in Prozent). 2. εyi ,pj = ∆yi yi ∆pj pj = ∆yi pj ∆pj yi Ist sie positiv, so steigt die Nachfrage von Gut i, wenn der Preis von j steigt. Denn Gut j wird durch Gut i substituiert werden. Es handelt sich also um substitutionale Güter (z.B. BMW, Mercedes). Ist die Elastizität negativ, so tritt das Gegenteil ein: steigt der Preis von j, so sinkt die Nachfrage nach i. Dies sind komplementäre Güter (z.B. Benzin, Auto). Das Ganze geht natürlich immer auch in die andere Richtung (Preis von j sinkt ⇒ Nachfrage von i sinkt/steigt). Wie schon gesehen lässt sich ∆ bei marginalen Änderungen durch d ersetzen. Dabei gilt wieder das die marginalen Änderungen vorzuziehen sind, will man das Verhalten der Funktion untersuchen. Feste Werte sind nur grobe Abschätzungen. 3. εyi ,pj = 2 = ∆yi pj ∆yi ∆pj ⇔2 =1 ∆pj yi pj yi Wenn also der Preis von j um ein Prozent steigt, steigt die Nachfrage von i um 2 Prozent (also doppelt so stark).