Heinz Holliger - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Donnerstag 9.6.2016
Freitag 10.6.2016
4. Abo B
Herkulessaal
20.00 – ca. 22.15 Uhr
HEINZ HOLLIGER
Leitung
SARAH MARIA SUN
Sopran
CHRISTIAN GERHAHER
Bariton
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
KONZERTEINFÜHRUNG
18.45 Uhr
Schülerinnen und Schüler des Luisengymnasiums München
Vorbereitung: Uta Sailer
LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK
Freitag, 10.6.2016
PausenZeichen:
Fridemann Leipold im Gespräch mit Christian Gerhaher
und Heinz Holliger
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Konzert zum Nachhören (on demand):
Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de
Claude Debussy
»Clair de lune« aus der »Suite bergamasque«
in der Bearbeitung für Orchester von André Caplet
• Andante, très expressif
Heinz Holliger
»Dämmerlicht« (»Hakumei«)
Fünf Haiku für Sopran und großes Orchester
nach Gedichten von Heinz Holliger
(Europäische Erstaufführung)
Claude Debussy
»Prélude à ›L’après-midi d’un faune‹« für Orchester
nach einem Gedicht von Stéphane Mallarmé
• Très modéré
Solo-Flöte: Philippe Boucly
Claude Debussy
»Trois ballades de François Villon«
für Bariton und Orchester
• I. Ballade de Villon à s’amye. Triste et lent
»Faulse beauté, qui tant me couste cher«
• II. Ballade que Villon feit à la requeste de sa mère pour prier Nostre-Dame. Très modéré
»Dame du ciel, regente terrienne«
• III. Ballade des femmes de Paris. Alerte et gai
»Quoy qu’on tient belles langagières«
Pause
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Programm
Claude Debussy
»Trois chansons de France«
in der Bearbeitung für Bariton und Orchester
von Heinz Holliger
(Auftragswerk des Bayerischen Rundfunks, Uraufführung)
• I. Rondel. Joyeux et animé
»Le temps a laissié son manteau« (Charles Duc d’Orléans)
• II. La grotte. Très lent et très doux
»Auprès de cette grotte sombre« (Tristan L’Hermite)
• III. Rondel. Très modéré
»Pour ce que Plaisance est morte« (Charles Duc d’Orléans)
Claude Debussy
»Trois poèmes de Stéphane Mallarmé«
in der Bearbeitung für Bariton und Orchester
von Heinz Holliger
(Auftragswerk des Bayerischen Rundfunks, Uraufführung)
• I. Soupir. Calme et expressif
»Mon âme vers ton front où rêve, ô calme sœur«
• II. Placet futile. Dans le mouvement d’un Menuet lent
»Princesse! à jalouser le destin d’une Hébé«
• III. Éventail. Scherzando
»O rêveuse, pour que je plonge«
Claude Debussy
»Khamma«, Légende dansée
nach einem Szenario von W. L. Courtney und Maud Allan
in einer Bearbeitung für Orchester von Charles Koechlin
• Prélude. Modérément animé – Plus modéré – Scherzando –
• Première danse. Grave et lent –
• Deuxième danse. Léger et craintif –
• Troisième danse. Très lent
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Programm
»Dieser Caplet ist ein Künstler«
Zu Debussys Clair de lune in der Orchestrierung von André Caplet
Anna-Lena Wende
»Gestern habe ich zum
ersten Mal zwei Melodien
André Caplets […] gehört. Dieser Caplet ist ein
Künstler. Er versteht es, eine klangvolle Atmosphäre zu schaffen und besitzt, neben einer wunderbaren Sensibilität, Sinn für Proportionen;
etwas, das viel seltener ist, als man glauben möchte
in unserer Epoche, in der die Musik entweder
schludrig zusammengeflickt oder wie mit einem
Korken hermetisch verschlossen ist«, schrieb
Debussy 1908 begeistert über den damals 29-jährigen Komponisten. Was Debussy hier anerkennend
hervorhob, war ihm auch in seinem eigenen
Schaffen stets ein Anliegen. Doch ausgerechnet
der Mangel an Form, Logik und Stil wurde ihm
zu Lebzeiten, selbst von Kollegen wie Camille
Saint-Saëns, immer wieder vorgeworfen. Die
freundschaftliche Verbindung zu Caplet, in warmherzigen Briefen dokumentiert, und der damit
verbundene geistige Austausch sowie das ähnliche musikalische Empfinden dürfte Debussy als
äußerst beglückend empfunden haben. Von seinem großen Vertrauen in Caplets Fähigkeiten
zeugt auch, dass Debussy seinen 16 Jahre jüngeren Schüler mit wichtigen Bearbeitungen beauftragt hat: Caplet orchestrierte einen Teil von
Debussys Bühnenwerk Le Martyre de Saint Sébastien, dessen Uraufführung er 1911 in Paris auch
leitete, außerdem instrumentierte er große Teile
des Kinderballetts La boîte à joujoux. 1911 entstand auch die Orchesterfassung von Debussys
Klaviersuite Children’s Corner, die – wie Clair
de lune aus der Suite bergamasque – zu den vermutlich am häufigsten aufgeführten Arbeiten
Caplets gehört.
Entstehungszeit
Klavierfassung: 1890
Orchesterfassung: 1922
Lebensdaten der
Komponisten
Claude Debussy:
22. August 1862 in
Saint-Germain-en-Laye –
25. März 1918 in Paris
André Caplet:
23. November 1878 in
Le Havre – 22. April 1925
in Neuilly-sur-Seine
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Claude Debussy
»Clair de lune«
André Caplet und Claude Debussy
Der französische Komponist und Dirigent André Caplet studierte ab
1896 am Pariser Konservatorium die Fächer Harmonielehre, Klavierbegleitung und Komposition, parallel dazu war er bereits als Dirigent bei
verschiedenen Orchestern tätig. Neben seinen Verpflichtungen als Kapellmeister komponierte Caplet, damals noch unter dem Einfluss von César
Franck und Gabriel Fauré, und erhielt 1901 für seine Kantate Myrrha den
Grand Prix de Rome. Nach seinem Rom-Aufenthalt wurde er Schüler
von Debussy, nahm aber auch verschiedene Engagements als Dirigent an:
so bis 1910 bei den Concerts Colonne in Paris und von 1910 bis 1914 an der
Oper in Boston. Sein kompositorisches Schaffen trägt impressionistische,
später auch neoklassizistische Züge. Mit Debussy teilte er das ausgeprägte
Interesse an exotischen Klängen. Caplet ließ sich in seinen Vokalwerken
aber auch von der Gregorianik inspirieren, wie in seinem späten Werk Le
miroir de Jésus – Mystères du rosaire. 1914 meldete sich der 36-jährige
Caplet freiwillig zum Kriegsdienst, aus dem er nach einem Gasangriff gesundheitlich gezeichnet zurückkehrte. Eine späte Folge dieser schweren
Verwundung war eine Lungenerkrankung im März 1925, von der er sich
nicht mehr erholte. Mit nur 46 Jahren starb André Caplet in Neuilly-surSeine bei Paris.
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Claude Debussy
»Clair de lune«
Clair de lune
Votre âme est un paysage choisi
Que vont charmant masques et bergamasques
Jouant du luth et dansant et quasi
Tristes sous leurs déguisements fantasques.
Tout en chantant sur le mode mineur
L’amour vainqueur et la vie opportune
Ils n’ont pas l’air de croire à leur bonheur
Et leur chanson se mêle au clair de lune,
Paul Verlaine
Au calme clair de lune triste et beau,
Qui fait rêver les oiseaux dans les arbres
Et sangloter d’extase les jets d’eau,
Les grands jets d’eau sveltes parmi les marbres.
Paul Verlaine
Mondlicht
Eure Seele ist eine erlesene Landschaft
Durch die Masken und Bergamasken anmutig spazieren;
Sie spielen Laute und tanzen, erscheinen seltsam traurig
Unter ihren fantastischen Verkleidungen.
Alles wird in Moll besungen
Der Sieg Amors und das angenehme Leben
Sie sehen nicht so aus, als ob sie an ihr Glück glaubten,
Und ihr Gesang mischt sich im Mondlicht.
Im stillen Licht des Mondes – traurig-schön
Träumen die Vögel in den Bäumen
Und seufzen die Wasserspiele vor Ekstase,
Die großen schlanken Fontänen zwischen Marmor.
Übersetzung: Renate Ulm
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Paul Verlaine
»Clair de lune«
Vincent van Gogh: Sternennacht (1889)
Der Klavierzyklus Suite bergamasque von Debussy besteht aus vier Sätzen: Prélude, Menuet, Clair de lune und Passepied. Debussy griff hier
auf die alte, auf stilisierten Tänzen beruhende Form der Suite zurück,
lediglich der dritte Satz – eine Naturschilderung – fällt dabei heraus.
Inspiriert wurde das Stück vermutlich durch das gleichnamige Gedicht
von Paul Verlaine, einem wichtigen Vertreter des französischen Symbolismus, dessen Gedichte Debussy mehrfach vertonte. Zarte Klänge im Klavier fangen die zauberhafte nächtliche Atmosphäre einer mondbeschienenen Landschaft ein, die Caplet in seiner Orchestrierung durch vielfältige Instrumentenkombinationen farblich aufzufächern versuchte. Beginnend in den Streichern wird die Melodie bald an verschiedene Instrumentengruppen weitergereicht, wobei die von Caplet so geschätzte Harfe
beinahe durchgängig Arpeggien spielt, die an das fließende Mondlicht
oder die Springbrunnen des Verlaine-Gedichtes denken lassen. Gegen
Ende des Stücks wird die Melodie in der Solo-Violine nochmals hervorgehoben, bevor das Stück im dreifachen Piano ausklingt.
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Claude Debussy
»Clair de lune«
Zerdehnte Sprache, verlöschender
Klang, Abbild der Ewigkeit
Zu Heinz Holligers Dämmerlicht (Hakumei)
Susanne Schmerda
Am letzten Tag des Jahres
1991 schrieb Heinz Holliger im kaiserlichen Park von Tokio fünf Haiku-Gedichte, die um das zentrale Thema Tod und
Vergänglichkeit kreisen. Der Komponist, Oboist und Dirigent befand sich damals auf einer
Tournee mit dem English Chamber Orchestra,
und in der Stille der Imperial Gardens wählte er
für seine Verse die verknappte, 17-silbige traditionelle japanische Gedichtform des Haiku, die ihn
schon als Jugendlichen gefesselt hatte. Die Gedichte sind überschattet von der Vorahnung des
nahenden Todes seines ungarischen Lehrers Sándor Veress, der für ihn »sein ganzes Leben lang
von höchster Wichtigkeit« war und wenige Monate später, am 4. März 1992, verstarb. Den von
Mai bis Juli 2015 komponierten, zwischen Geräusch und Stille schwebenden Gesangszyklus
für Sopran und großes Orchester widmete Holliger dann seinem 1996 verstorbenen Komponistenfreund To-ru Takemitsu. Seit er diesen 1970
kennengelernt hatte, besuchte er ihn beinahe
jährlich in Japan, gemeinsam mit seiner Frau,
der Harfenistin Ursula Holliger. Takemitsu hat
für Heinz und Ursula Holliger nicht nur Solostücke geschrieben (Distance für Oboe und Sho,
1972, sowie Stanza II für Harfe solo und Tonband, 1971), sondern den seit Teenagerjahren
für Japan und dessen besondere Ästhetik überaus empfänglichen Holliger auch in die Tradition der streng ritualisierten Theater- und Musikgattungen des Landes eingeführt: »In die Geheimnisse des No--Theaters, in die Mysterien von
Gagaku, Bugaku und Bunraku. Und auch in
Entstehungszeit
Mai bis Juli 2015
Widmung
Dem Andenken an meinen
lieben Freund To-ru Takemitsu
gewidmet
Uraufführung
27. August 2015 mit der
Sopranistin Sarah Maria Sun
und dem Tokyo Symphony
Orchestra unter der Leitung
des Komponisten in der
Suntory Hall in Tokio
Geburtsdatum des
Komponisten
21. Mai 1939 in Langenthal /
Schweiz
10
Heinz Holliger
»Dämmerlicht«
Imperial Gardens, Tokio
Shinto--Rituale, die ich mit ihm anschauen durfte. Darum ist dieses Stück
sehr nahe an dem, was ich von ihm mitbekommen habe«, erläutert Holliger in einem Gespräch Ende April 2016.
Doch damit nicht genug – auch auf ein wichtiges Instrument nahm Takemitsu in Dämmerlicht Einfluss, auf die Verwendung der japanischen
Tempelglocken Rin, gemeinsam »ausgesucht in buddhistischen Devotionaliengeschäften«. Im Laufe seiner vielen Japan-Tourneen hat Heinz Holliger stets solche Tempelglocken mitgenommen. An die 27 besitzt er mittlerweile, die er immer wieder in seinen Werken einsetzt, etwa im GlockenAlphabet zum Scardanelli-Zyklus. An ihnen schätzt er, »dass der Klang
fast ewig stehen bleibt. Es gibt eine sehr lange Resonanz ohne jede
Schwingung oder Abweichung. Dies ist im Buddhismus ein Abbild der
Ewigkeit«, erklärt Holliger. »Und diese Rin strahlen ab auf die FlageolettTöne der Harfe, des Klaviers, der Crotales, die mit Bogen gestrichen
werden. Es gibt ganz viele solcher Schattenwürfe von diesem Klang ins
Orchester hinein. Aber damit ist es noch längst keine japanische Musik,
wenn ich solche Instrumente verwende.«
Obgleich Dämmerlicht ein Werk mit einer deutlichen Affinität zu Japan
und seiner Klangwelt ist, ging es Holliger hier keineswegs um klanglichen Exotismus. Vielmehr nutzte er das großbesetzte Symphonieorche11
Heinz Holliger
»Dämmerlicht«
To-ru Takemitsu
ster für eine erstaunlich leise Begleitung des Textes: »Auch wenn ich für
großes Orchester schreibe, schreibe ich keinen dicken Orchestersatz. Ich
bin ein Fan von Ohrenmusik, von ganz durchsichtiger Musik.« Deshalb
kann in Dämmerlicht »jedes Instrument atmen, auch das ganze Orchester kann atmen«. Ungewöhnliche Klangverfremdungen erzielt Holliger
dabei: Das Schlagzeug etwa gibt nicht das Metrum vor, sondern irritiert
beim Tamtam mit hohen Frequenzen, die umwickelten Klavier- und Harfensaiten werden mit einem Bogen gestrichen.
Dass Holliger fünf Haiku-Gedichte, also fünfmal 17 Silben, auf insgesamt
23 Minuten ausdehnt, steht in reizvollem Widerspruch zur Knappheit
des Textes, in dem jedes Wort einen eigenen Bedeutungsraum erhält. Eine
Dehnung und Verlangsamung, die Holligers besonderem Zeitverständnis
entspricht: »Für mich ist im ganzen asiatischen Raum die Vorstellung von
Zeit faszinierend.« So steht in Dämmerlicht alles unter dem Ideal eines
grenzenlosen Fließens der Zeit, und obgleich es äußerlich ein Metrum
mit einer genauen Rhythmisierung gibt, ist alles meist in einem »so unendlich langsamen Tempo geschrieben, dass man eine Pulsation kaum
mehr feststellen kann«.
Die Instrumente spielen eine Art heterophonen Kanon, jedes Instrument die gleiche Stimme, aber in einem anderen Tempo, also nie synchron, so dass ein Netzwerk von Klängen entsteht. Damit ist die Zeit
hier unendlich verlangsamt bis zum völligen Stillstand – nichts Ungewöhnliches für den Komponisten Holliger, der seinen 1991 abgeschlossenen Scardanelli-Zyklus auf »diesen Zustand der gefrorenen Zeit hin«
geschrieben hat.
Aufhorchen lässt die ungewohnte Text-Vertonung in Dämmerlicht. Extrem
zerdehnt ist die Sprache, Text-Silben erstrecken sich über mehrere Takte.
12
Heinz Holliger
»Dämmerlicht«
Einzelne Phoneme oder Rhythmen der Worte werden zu Klang, der in
das Orchester übergeht, als ob dieses »selber spräche«. Äußerst wichtig ist
der Charakter des Schwebens und der Unschärfe, es gibt stehende Klänge
und verlöschenden Klang, so die Spielanweisung am Ende der Partitur.
»Das ganze Stück ist wie der ewige Strom im Buddhismus, der nie aufhört.
Es könnte ewig weitergehen«, resümiert Holliger. »Irgendwann versinkt
dieser Strom dann im Unhörbaren. Aber vielleicht tönt es auch noch ewig
weiter? Es ist kein Schluss, der das Stück mit einem Punkt abschließt. Es
ist ein offener Schluss.«
Holligers fünf Haikus beinhalten Schlüsselworte: Das titelgebende Dämmerlicht symbolisiert die Grenze von Leben und Tod, die Zeit, bevor am
Tagesende die Nacht hereinbricht. Und die »einsamen Wölkchen am roten
Abendhimmel« aus dem letzten Haiku meinen die Seelen der Verstorbenen, die heimwärts ziehen. Der Rabe, der im ersten und dritten Haiku
genannt wird, ist ein Fabelwesen, und das Zitat »Hüt’ dich schön’s Blümlein!« verweist auf den Schnitter, den Tod höchstselbst, der schon 1991
Holligers Alb-Chehr bevölkerte, jene urige Geister- und Alplermusik nach
einer Walliser Sage.
Holligers Dämmerlicht-Haikus stehen in der Tradition der Jisei, japanischer Todesgedichte. Es sind Requiemstücke, wie sie schon zuvor von
Holliger in den Jisei I–III für vier Männerstimmen und japanische Tempelglocken vertont worden sind. »Die Texte sind voll von Autobiographien, es ist keine Anbiederung an japanische Gedichte. Mir war nur
wichtig, die Knappheit, auch die Knappheit des Ausdrucks in die
deutsche Sprache hineinzunehmen, die längst nicht so viele Doppelsinnigkeiten hat wie das Japanische, wo eine einzige Silbe unendlich vieles
bedeuten kann.«
Es ist eine Welt der Toten, die indes über völlig verschiedene Zugänge
betreten wird. Dämmerlicht wurde am 27. August 2015 vom Tokyo Symphony Orchestra in Tokio mit der Sopranistin Sarah Maria Sun und Heinz
Holliger als Dirigent uraufgeführt. Das Vorgängerwerk dieses so berührenden wie außergewöhnlichen Gesangszyklus sind die sechs Vertonungen rätoromanischer Verse der Dichterin Luisa Famos (1930–1974), betitelt Increschantüm, was zu deutsch mit »Heimweh« umschrieben werden
kann. Es ist eine Gedenkmusik mit den Geistern der Gegangenen, ein
Requiem für Sopran und Streichquartett, entstanden im Frühsommer
2014 im Gedenken an seine im Januar zuvor verstorbene Frau Ursula, die
auch so eng mit To-ru Takemitsu verbunden war.
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Heinz Holliger
»Dämmerlicht«
»Freiheit, Melancholie und Reichtum«
Zu Claude Debussys Prélude à ›L’après-midi d’un faune‹
Susanne Stähr
Enttäuscht und ernüchtert hatte der 24-jährige
Claude Debussy Anfang März 1887 Italien den
Rücken gekehrt, die Villa Medici verlassen, in
der er als Rom-Preisträger und Stipendiat der
Académie des Beaux-Arts zwei Jahre verbracht
hatte – er wollte »die Luft dieser Spleen-Fabrik
nicht mehr einatmen«. Gewiss hatte sein Entschluss auch mit mangelnder Anerkennung zu
tun. Die Juroren, denen er von Zeit zu Zeit seine
Kompositionen vorlegen sollte, sparten nicht
mit Kritik. Als er zum Beispiel seine Symphonische Suite Printemps einreichte, attestierte man
ihm zwar »ein Gefühl für musikalische Farbe,
über dem er jedoch leicht die Bedeutung der Genauigkeit in Linienführung und Form vergisst.
Es wäre sehr zu wünschen, dass er sich dieses verschwommenen Impressionismus erwehren würde.«
Zurück in Paris, mied Debussy zunächst jeden
Kontakt mit den offiziellen Institutionen des Musiklebens. Möglich, dass er zeitweilig gar in Erwägung zog, die kompositorische Laufbahn ganz
aufzugeben: »Gärtner« trug er als Berufsbezeichnung ein, als er sich bei einer Hochzeit als Trauzeuge registrieren ließ. Die literarischen Salons
waren es, in denen er sich wohler fühlte, die
Zirkel der symbolistischen Dichter, die berühmten Dienstage etwa bei Stéphane Mallarmé, wo
sich die Künstler versammelten. Nicht dass Debussy, der sich meist schweigend im Hintergrund hielt, hier die Zuwendung empfing, die er
in Rom vermisst hatte – man nahm ihn eher
am Rande wahr. Aber er fand Geistesverwandte:
Maler, die auf Gegenständlichkeit und klare Konturen verzichteten, oder Poeten, die für ihre
Entstehungszeit
1892–1894
Widmung
Debussys Komponistenkollegen und ehemaligem
Kommilitonen am
Conservatoire
Raymond Bonheur
Uraufführung
22. Dezember 1894 durch
die Société nationale de
musique in der Salle
d’Harcourt in Paris unter
Leitung von Gustave Doret
Lebensdaten des
Komponisten
22. August 1862 in
Saint-Germain-en-Laye –
25. März 1918 in Paris
14
Claude Debussy
»L’après-midi d’un faune«
Marcel Baschet: Claude Debussy (1884)
Lyrik nicht mehr die tradierten Versformen oder Reime benötigten.
Wie Mallarmé selbst, der mit seiner 1876 veröffentlichten Ekloge L’aprèsmidi d’un faune ein Stück Sprachmusik geschaffen hatte. Auch wenn die
antike Hirtendichtung bei diesem Werk Pate stand und die Wahl des
Alexandrinerverses auf historische Vorbilder verweist, beschritt Mallarmé
doch ganz neue Wege. Sein Monolog des Fauns, der sich in sengender
sizilianischer Sonne erotischen Träumereien hingibt, folgt nicht mehr
den Gesetzen der erzählerischen Logik, sondern entspinnt ein loses Netz
assoziativer Bilder. Das strenge Versmaß wird zugunsten eines schwebenden Rhythmus aufgelockert, Zeileneinschübe markieren Pausen und
beschwören das Schweigen, zuweilen wird gar die grammatische Ordnung aufgehoben, Wörter dienen der Lautmalerei, Sprachklänge spiegeln Gefühle. Dieses Gedicht muss in Debussys musikalischer Phantasie
sogleich eine Saite zum Schwingen gebracht haben, auch wenn es bis
1892 dauerte, ehe er seine Adaption in Angriff nahm. Zunächst als Triptychon unter dem Titel Prélude, Interlude et Paraphrase finale pour
›L’après-midi d’un faune‹ geplant, entschied er sich im Sommer 1894
dafür, es beim ersten Teil allein zu belassen – die Reduktion auf ein
knappes, prägnantes Stimmungsbild erschien Debussy als die einzig adäquate musikalische Antwort.
15
Claude Debussy
»L’après-midi d’un faune«
Stéphane Mallarmé als
Faun mit Panflöte und
Gloriole (1887), Titelblatt
der Revue Les hommes
d’aujourd’hui
»Die Musik dieses Prélude ist eine sehr freie Illustration des schönen
Poems von Mallarmé. Auf keinen Fall will es seine Zusammenfassung
darstellen«, erläuterte Debussy und verdeutlichte auf diesem Wege bereits
den großen Unterschied etwa zu den Symphonischen Dichtungen eines
Franz Liszt oder den Tongemälden, an denen Richard Strauss zeitgleich
arbeitete. Denn es ging ihm nicht darum, ein »Programm« zu gestalten
oder die lyrische Vorlage Vers für Vers in Musik zu übertragen; nein,
ganz wie Mallarmé strebte Debussy danach, eine lose Kette von Impressionen aneinanderzufügen, »durch welche sich die Wünsche und Träume
des Fauns in der Hitze dieses Nachmittags bewegen«. Mallarmé, der Vertonungen seiner Gedichte grundsätzlich skeptisch gegenüberstand, zeigte
sich von Debussys Arbeit indes tief beeindruckt und bekannte, dass die
Partitur »keine Dissonanz zu meinem Text ergibt, sondern wahrhaftig
noch viel weiter darin geht, die Sehnsucht und das Licht mit Feinheit,
Melancholie und Reichtum wiederzugeben«.
Mit dem Schweizer Dirigenten Gustave Doret hatte Debussy zu seinem
Glück einen Mitstreiter gefunden, der von der zukunftsweisenden Qualität des Prélude restlos überzeugt war und alles daran setzte, die Urauffüh16
Claude Debussy
»L’après-midi d’un faune«
rung zum Erfolg zu bringen. Keine einfache Aufgabe, denn für die Musiker der Société nationale bedeuteten Debussys Klangwelt und Ästhetik
absolutes Neuland, nicht einmal die notengetreue Wiedergabe schien selbstverständlich, geschweige denn eine gültige Interpretation. »Ich war wie
in Trance, verführt und überwältigt«, schilderte Doret später seine ersten
Eindrücke, als ihm Debussy das Werk am Klavier vorspielte. »Also versprach ich ihm, mir für die Einstudierung alle Zeit zu nehmen, die notwendig war. Niemals habe ich in Proben eine solche Atmosphäre engster
Zusammenarbeit erlebt. Debussy feilte permanent weiter an den klanglichen Wirkungen. Wir probierten seine immer neuen Vorschläge aus, wiederholten, verglichen die Versionen.« Schließlich befand Debussy, dass seine
Ideen besser verwirklicht seien, als er je zu hoffen gewagt habe. Und die
Uraufführung am 22. Dezember 1894 wurde tatsächlich begeistert aufgenommen: »Es war ein vollkommener Triumph«, erinnerte sich Doret,
»und ich zögerte nicht, alle gängigen Gepflogenheiten zu durchbrechen
und das Werk gleich noch einmal zu spielen.«
Das Prélude à ›L’après-midi d’un faune‹ markiere die Geburtsstunde der
modernen Musik, lautet eine gängige Einschätzung. In der Tat verblüfft
Debussys erstes Meisterwerk durch eine Fülle von Neuerungen. Das fängt
schon mit der äußerst reduzierten Orchesterformation an, die wie ein
Gegenmodell zur spätromantischen Gigantomanie erscheint: Die Holzbläser sind nur zweifach besetzt, Trompeten und Posaunen, Pauken, Trommeln und anderes Schlagwerk (mit Ausnahme der Cymbales antiques
am Ende) fehlen vollständig. Dieses Instrumentarium wird häufig solistisch exponiert und kammermusikalisch eingesetzt – die einleitenden
Arabesken der Solo-Flöte geben die Losung vor. Vor allem entbindet
Debussy die Streicher von ihrer traditionellen Führungsrolle; es sind die
Bläser, die das Geschehen prägen, die Streichergruppe fungiert zumeist
eher als Klangschleier. Auf diese Weise entsteht ein transparentes, fein
nuanciertes und farbenreiches Klangbild, luftig, leicht und delikat zugleich. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Debussy mit
der freien, ornamentalen Stimmgestaltung das Grundmetrum aufzulösen
scheint: »Die Rhythmen lassen sich nicht in Takte sperren«, befand er.
»Es ist Unsinn, von ›einfachen‹ und ›zusammengesetzten‹ Zählzeiten zu
sprechen. Es sollte ein unaufhörliches Fließen sein.« Nicht zuletzt überwindet er die herkömmliche (symphonische) Prozesslogik und verarbeitet einzelne Motive nur in lose variativer oder dialogischer Form; er setzt
aparte instrumentale Farbtupfer, schafft schillernde Klangflächen und
evoziert über den häufigen Wechsel zwischen Chromatik und Diatonik
den Eindruck harmonischer Ungebundenheit.
17
Claude Debussy
»L’après-midi d’un faune«
Vaslav Nijinsky als Faun in Claude Debussys Prélude à »L’après-midi
d’un faune«, Photographie von Baron Adolphe de Meyer (1912)
Zu wenig an Form, zu viel an Farbe? Mit seinem Prélude strafte Debussy
die frühe Stilkritik seiner Gutachter Lügen und überhöhte die musikalischen Eigenarten, die man ihm ankreidete, zugleich zu einer neuen Kunst.
Dennoch darf man seine Musik nicht als amorphen »Impressionismus«
oder säuselnde Klangkulisse im Weichzeichner missverstehen – dies würde
seinen Intentionen vollkommen widersprechen. Pierre Monteux, der 1912
die Weltpremiere des Fauns als Ballett von und mit Vaslav Nijinsky dirigierte, berichtete jedenfalls: »Debussy stand die ganze Zeit hinter mir,
als wir ›L’après-midi d’un faune‹ mit den Ballets russes erarbeiteten, denn
er wollte nicht, dass zugunsten des Tanzes irgendetwas an seiner Partitur
geändert würde. Und als wir zu einem ›Forte‹ kamen, sagte er: ›Monteux,
das ist ein Forte, spielen Sie forte!‹ Er wollte nichts Schimmerndes, Vages,
er bestand auf Klarheit und Präzision.«
18
Claude Debussy
»L’après-midi d’un faune«
Stéphane Mallarmé
Der Nachmittag eines Fauns
(Ausschnitt)
Die Nymphen hier, ich will, dass sie mir bleiben.
Duft
von rosa Inkarnat durchflimmert diese Luft,
die dumpfer Schlaf betäubt.
War Traum nur meine Liebe?
Mein Zweifel letzter Nacht verliert sich in die Triebe
manch jungen Baums, der mir als Waldeswirklichkeit
bezeugt, dass, ach, allein, in stolzer Trunkenheit
ein wahnhaft Ideal von Rosen ich erkoren.
bedenke …
oder ob die Frauen, gern beschworen,
nur mehr ein Wunschtraum sind für deinen Fabelsinn!
Ach, Faun, ein Trugbild schickt der Reinsten Blick dir hin
mit Augen blau und kühl wie einer Quelle Tränen:
die andre aber, wie ein Seufzer, darfst du wähnen,
dass gleich dem heißen Wind sie deinem Fell sich schmiegt?
Wohl nicht! Durch träge Luft, die regungslos erliegt,
erstickend in der Glut des Morgens kühne Röte,
ertönt kein Quell, und nur das Rieseln meiner Flöte
den Hain mit Klängen tränkt, und einzig und allein
der Hauch des Doppelrohrs, der willig strömend sein
Getön vergeudet wie in einem trocknen Regen,
wenn keine Wolken sich am Horizont bewegen,
ist sichtbarlich und froh der Atem, kunstverklärt,
des Schöpfergeistes, der hinauf zum Himmel fährt.
Übersetzung: Carl Fischer
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Stéphane Mallarmé
»L’après-midi d’un faune«
Nicht in Wagners Schlepptau …
Zu Claude Debussys Vertonungen französischer Lyrik
Renate Ulm
Auf die Frage, wie Lyrik beschaffen sein müsste, zu
der er Musik schreiben würde, antwortete Debussy
wie immer auf ironische Art: »Was nützen der Musik die Verse? Was
denn? Es gibt häufiger schöne Musik zu schlechten Versen als schlechte
Musik auf wirklich schöne Verse. Gute Verse haben ihren eigenen Rhythmus, der uns viel zu sehr behindert. Halt, da habe ich doch letzthin, ich
weiß nicht warum, drei Balladen von Villon vertont … Doch, jetzt weiß
ich, warum: weil ich schon lange Lust dazu hatte. Nun, es ist sehr schwierig, dem Text zu folgen, den Versrhythmus zu ›umkleiden‹ und dabei auf
die Atmung zu achten. Die klassischen Verse haben ein eigenes Leben,
eine ›innere Dynamik‹, wie die Deutschen sagen, die ganz und gar nicht
die unsere ist.«
Die »Deutschen« waren für Claude Debussy und sein Schaffen immer
Maßstab gewesen, im Positiven wie im Negativen. So zählte er die h-MollMesse von Bach und die Neunte Symphonie von Beethoven zu den bedeutendsten Werken, die jemals geschaffen wurden. Bei Wagner verhielt
sich die Sache ambivalenter: »Nach einigen Jahren leidenschaftlicher Pilgerfahrten nach Bayreuth begann ich, an der Lösung Wagners zu zweifeln,
oder vielmehr, es schien mir, dass sie nur für den Spezialfall des Wagner’schen Genies tauglich sei. Wagner war ein großer Sammler musikalischer Formeln, er fasste sie zu einem Gesamtwerk zusammen, das als
originale Errungenschaft erschien, weil man sich in der Musik schlecht
auskannte. Und ohne sein Genie leugnen zu wollen, lässt sich doch sagen,
dass er für die Musik unserer Zeit einen Schlussstein bildet […]. Folglich
sollte man seine eigenen Erkundungen jenseits von Wagner unternehmen
und nicht in seinem Schlepptau.«
Inspiriert wurde Claude Debussy zweifelsohne von Wagner, doch die durch
ihn gewonnenen Erkenntnisse verarbeitete er völlig anders – eben ganz
französisch. So regte ihn dessen Blick zurück ins deutsche Mittelalter wie
bei Tannhäuser, den Meistersingern, Tristan und Isolde und nicht zuletzt
bei Parsifal dazu an, einige seiner eigenen literarischen Vorlagen aus der
reichen Lyrik des französischen Mittelalters auszuwählen. Wagners Werke
hörte er selbst in späteren Jahren noch an, denn er war ja »fanatischer
Wagner-Verehrer gewesen« – wie er in einer Parsifal-Kritik bekannte.
Was ihn aber abstieß, war die Stimmbehandlung: »dieses nerventötende,
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Claude Debussy
atemlose Keuchen, um der krankhaften Leidenschaft eines Tristan auf
der Spur zu bleiben, den tierisch-wilden Schreien einer Isolde sich anzugleichen«. Debussy bevorzugte daher in seinen »Mélodies«, wie die Lieder
in Frankreich genannt wurden, gepflegte kammermusikalische Stimmführung, die auf diese Weise eine genuin französische Eleganz mitsichbrachte.
Im Mai 1910 begann und vollendete Debussy Trois ballades de François
Villon mit Klavierbegleitung und alternativ mit Orchester, das im Verhältnis zu der zeitlichen Ausdehnung der Miniaturen von etwas mehr als
zehn Minuten erstaunlich stark besetzt ist: Drei Flöten, zwei Oboen,
Englischhorn, zwei Klarinetten, drei Fagotte, vier Hörner und Streicher
bilden das Basis-Ensemble, wobei im zweiten Stück noch eine Harfe hinzukommt und im dritten weitere zwei Trompeten den Klang bereichern.
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
François Villon: stets im Konflikt mit dem Gesetz
Mit François Villon hat Debussy einen Dichter vertont, der zu den bekanntesten des französischen Mittelalters gehört, nicht erst seit Klaus
Kinski in den Nachdichtungen von Paul Zech flüsterte: »Ich bin so wild
nach deinem Erdbeermund.« Villon, um 1431/1432 in Paris geboren und
ärmlichen Verhältnissen entstammend, wuchs in einer vom 100-jährigen
Krieg verrohten Welt auf, in der ein Menschenleben kaum etwas galt. Man
weiß von ihm, dass er ein Studium der freien Künste begann, 1449 als
Baccalaureus an die Universität in Paris aufgenommen wurde und 1452
den Magister Artium erhielt. Das Studentenleben war jedoch alles andere
als wohlgeordnet, es herrschte Gewalt bis hin zu brutalen Exzessen, Sittenverderbtheit und Gesetzeslosigkeit. Villons kriminelle Laufbahn nahm
angeblich mit einem Streit um das Straßenmädchen Ysabeau ihren Anfang: Er erdolchte einen Kumpan, der ihn zuvor mit einem Messer angegangen und verletzt hatte. Später muss er sich zeitweise sogar einer organisierten Diebesbande angeschlossen haben, den Coquillards (Muschelbrüdern). Unter deren verhängnisvollem Einfluss unternahm Villon zahlreiche Einbrüche und Diebstähle, zettelte Prügeleien und vielleicht auch
noch Schlimmeres an, was ihn
dauerhaft in Konflikt mit dem Gesetz brachte. Auf Schloss Blois an
der Loire wurde Villon von Charles
Duc d’Orléans aufgenommen, der
sein literarisches Genie erkannte
und förderte. Bei ihm hatte Villon
zunächst ein gutes Auskommen,
wäre ihm nicht wieder einmal sein
loses Mundwerk durchgegangen:
Nach einem Spottgedicht auf einen
Günstling des Herzogs wurde er in
den Kerker geworfen und musste
daraufhin den Hof verlassen. Trotz
mehrerer Gefängnisaufenthalte änderte er seine Lebensweise nicht
und wurde meist sofort wieder straffällig, weshalb er auch ständig auf
der Flucht vor der Gerichtsbarkeit
François Villon, Holzschnitt aus der
Pariser Erstausgabe von 1489
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
war. So schrieb er am Ende seines kurzen Lebens: »Nun bin ich grade
dreißig Jahre alt, / Die Schande hab ich ausgekostet bis zur Neige / Und
alle Scham bis auf den Bodensatz gefressen, / Bin nicht ganz töricht,
nicht recht weise halt, / Und Qualen, überreichlich, hat mir zugemessen /
Herr Thibault d’Aussigny, der Schuft, der feige – / Der Bischof mit dem
Krummstab in der Hand.« Villon, der im modrigen Turm des von ihm
verhassten Bischofs eingesperrt war, wurde zum Tod durch den Strang
verurteilt, die Strafe aber am 5. Januar 1463 in eine zehnjährige Verbannung aus Paris gemildert. Da von dem etwas über 30-jährigen Villon ab
1463 aber keine amtlichen Nachweise mehr erhalten sind, ist anzunehmen, dass er in diesem Jahr umgekommen ist oder ermordet wurde. Die
detaillierten Kenntnisse über ihn sind vor allem aus den zahlreichen Gerichtsakten und aus seinen biographischen Balladen rekonstruierbar, die
er in dem Großen Testament zusammengestellt hatte. Hier reflektierte er
über sein wüstes Leben, urteilte über seine Liebschaften und goss über
seine Zeitgenossen meist bissigen Spott aus.
Villons Frauen: treulos, barmherzig und überwältigend
In den drei Balladen, die Debussy vertonte, besingt Villon seine untreue Freundin, dann in
einer Art Gebet die Mutter Gottes (auf Wunsch
seiner eigenen Mutter) und die fröhlichen Frauen
von Paris. Für Debussy, der sich zu den Frauen
ganz besonders hingezogen fühlte, war dies genau
die Dichtung, die ihn zu einer großartigen Musik im kleinen Format inspirierte.
Die Ballade de Villon à s’amye (Ballade Villons
an seine Freundin) ist kein Liebeslied, wie zunächst zu erwarten wäre, sondern eine Abrechnung: »Falsche Schönheit, die mir so teuer zu
stehen kommt.« Trotz allem ist die Melancholie
einer verflossenen Liebe spürbar. Debussy fordert
gleich mit den ersten Takten die das Stück bestimmende Grundhaltung ein: »Triste et lent«
lautet die Tempobezeichnung und »dolce et expressif« die Spielanweisung für die Klarinetten
und Fagotte. Zur Gesangsstimme notierte Debussy: »avec une expression où il y a autant d’angoisse que de regret« – »mit einem Ausdruck von
»Trois ballades de
François Villon«
Entstehungszeit
Klavierfassung und
Orchesterfassung: Mai 1910
Uraufführung
Klavierfassung:
18. November 1910 mit
Maggie Teyte in London
Orchesterfassung:
5. März 1911 mit Charles W.
Clark unter der Leitung von
Claude Debussy in Paris
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Eine Ballade von
François Villon
gleichermaßen Angst wie Bedauern«. In seinen »mélodies« zog Debussy
eine weitere Wagner-Erfahrung als Inspirationsquelle heran, indem er
das Prinzip des (Leit)-Motivs in stark abgespeckter Form seinem Kompositionsstil anverwandelte: Wagners Idee des signifikanten Motivs – Debussy
bezeichnete ihn als »Großunternehmer in Sachen Leitmotive« – nutzte
er insofern, als er ein charakteristisches, atmosphärisches Motiv zum tragenden Fundament eines jeden Liedes wählte. In der ersten Ballade findet es sich in einer Reihe von seufzerartigen Wendungen mit einer melodischen Figur im Fagott, die die tiefe Melancholie des gehörnten Villon
symbolisiert. Die Gesangslinie ist – wie in den anderen Liedern auch –
streng syllabisch, also Silbe für Silbe gesetzt, manchmal fast rezitativisch.
Gegen Ende des Stücks – »En animant (ironique et léger)« – wandelt sich
die Trauer über die enttäuschte Liebe in Wut: Auch seine hübsche Freundin werde bald altern, und das wünsche er ihr auch von ganzem Herzen,
dichtete Villon. Sogleich bedauert er die zwangsläufige Vergänglichkeit
dieser Schönheit, die es ihm doch so angetan hat. Und so endet die Ballade bei Debussy wieder mit den Seufzermotiven.
Auf Drängen seiner Mutter schrieb Villon ein Mariengebet, damit sie zur
Heiligen Jungfrau beten konnte: Ballade que Villon feit à la requeste de
sa mère pour prier Nostre-Dame. In dieser Zeit war Latein die Sprache
der Kirche und der mittelalterlichen Welt überhaupt. Villon aber schrieb
seinen »Mariengesang« auf Mittelfranzösisch, damit seine Mutter verstehen konnte, was sie betete. Aus dem Inhalt der Ballade wissen wir, dass
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
sie eine einfache Frau war, die weder lesen noch schreiben konnte und
die Glaubensinhalte der Bibel nur von den Fresken an den Kirchenwänden her kannte. Diese Art der Biblia pauperum, Bibel für die Armen,
diente dazu, der Bevölkerung, der eine geistige Bildung versagt war, die
Bibelinhalte im Kirchenraum zu veranschaulichen. Davon beeindruckt,
wünschte sich Villons fromme Mutter nach dem Tode natürlich ins Paradies, das in hellsten, fröhlichen Farben mit musizierenden Engeln gemalt war, während sie die Hölle als grauenvollen Ort der Verdammten
mit Monstern und Teufeln fürchtete.
Debussy erweiterte für diese Ballade das Instrumentarium um eine Harfe,
die seit König David den göttlichen Lobpreis begleitete und hier das Gebet an Maria klangvoll unterstützt. Kirchentonale Wendungen, die reinen
Intervalle der Quarte, Quinte und Oktave und Viertonskalen prägen daher
auch dieses Lied. Debussy zitiert aber nicht, sondern erinnert durch diese
Anklänge nur an alte Kirchenmusik.
Die dritte Ballade ist ein Hymnus auf die Pariserinnen: Ballade des femmes
de Paris. Villon – der selbst ernannte Frauenkenner – vergleicht die Pariserinnen mit allen anderen Europäerinnen und kommt zur Erkenntnis:
Die wortgewandtesten, redseligsten, klügsten, zungenfertigsten, nettesten
Frauen kommen aus Paris: »Il n’est bon bec que de Paris.« Wörtlich heißt
das: »Es gibt keinen besseren Schnabel als den von Paris.« Schnäbeln,
Schwatzen, Lachen sind die Themen dieses Stücks. Debussy setzt dieses anmutige Geplapper in eine quirlige Musik mit schnellen Tonrepetitionen und
pulsierenden Akkorden um, wobei die Terz in seinen Dreiklängen gerne
um einen Halbton erhöht wird. Dies macht den so typischen DebussyKlang aus. Zudem fängt der Komponist das leichtlebige Paris und seine
Frauen mit leisen, hingetupften Pizzicati ein, und in manchem Rubato,
wie im Vers über die Neapolitanerinnen, spielt noch ein laszives Moment
mit hinein. Die beiden hinzugekommenen Trompeten geben gerade dem
fröhlichen Refrain »Il n’est bon bec que de Paris« triumphierenden Glanz.
Charles Duc d’Orléans: die königliche Geisel
Einen weiteren Dichter des französischen Mittelalters hat Debussy in seinen Trois chansons de France vertont: Charles de Valois, Duc d’Orléans.
Im deutschsprachigen Raum wenig bekannt, zählt der am 24. November
1394 in Paris geborene Charles de Valois ebenso wie Villon in Frankreich
zu den bedeutendsten Lyrikern des Mittelalters. Beide sind sich sogar begegnet. Auch der Lebenslauf von Charles Duc d’Orléans grenzt ans Romanhafte: Als sein Vater aus politischen Motiven ermordet wurde und wenig
später seine Mutter einer Krankheit erlag, war Charles gerade 15 Jahre
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
alt und als ältester Sohn nun Familienoberhaupt. Hinzu kam, dass er
nicht nur Vollwaise war, sondern
bereits Witwer und Vater, da seine
fünf Jahre ältere Frau, die er mit 12
Jahren geheiratet hatte, bei der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter
starb. Den Mord an seinem Vater
zu rächen, widerstrebte dem an Literatur und Musik interessierten Charles. Das überließ er dem Grafen
Bernard von Armagnac und seinen
Anhängern, die nach einigen Jahren auch über die feindlichen Bourguignons, die den Anschlag angezettelt hatten, siegten. Um seine politischen Beziehungen enger zu knüpfen, gab Graf Bernard von Armagnac 1410 dem Duc d’Orléans seine
elfjährige Tochter Bonne zur Frau.
Die ab 1414 entstandenen Balladen,
die Charles für sie im hohen Minneton schrieb, lassen mutmaßen, dass
die Ehe glücklich war. Doch dieses Glück währte nicht lange, denn Charles
wurde von den Engländern bei einem Raubzug gefangen genommen
und auf die britische Insel verschleppt. 25 Jahre lebte er als Geisel der
Könige Heinrich V. und Heinrich VI. auf verschiedenen Burgen Englands. In dieser Abgeschiedenheit konnte er sich allerdings ganz seinen
musischen Interessen widmen und schrieb zahlreiche Gedichte über die
Liebe, die Trennung und die Sehnsucht. Seine Frau Bonne sah er nie
wieder, sie starb um 1432 in Frankreich. Erst 1440 wurde Charles gegen
ein hohes Lösegeld freigekauft und kehrte nach Frankreich zurück. Politisch konnte er allerdings nicht mehr viel bewirken, wollte dies vermutlich auch gar nicht. So zog er mit seiner dritten Frau, der 14-jährigen
Maria von Kleve, auf sein Schloss in Blois, das er zu einem literarischen
und musikalischen Zentrum Frankreichs ausbaute. Alle Dichter von Rang
trafen sich hier zu einem Wettstreit, unter ihnen auch François Villon,
der aber bald wieder vom Hofe gejagt wurde. Charles ließ in den folgenden Jahren seine Gedichte, die voller persönlicher Erlebnisse und Empfindungen sind, in einem Sammelmanuskript aufschreiben, so dass sein
Œuvre wohl fast komplett erhalten ist. Anfang 1465 starb er im Alter von
70 Jahren auf Schloss Amboise an der Loire.
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Charles Duc d’Orléans’ Frühlings- und Todeslyrik
Debussy komponierte den kleinen Zyklus Trois
chansons de France 1904 und widmete ihn seiner damaligen Geliebten Emma Léa Bardac, die
später seine Frau wurde. Für die erste und dritte
Chanson des Zyklus – nicht zu verwechseln mit
dem Chanson aus dem 20. Jahrhundert – hat er
Gedichte von Charles Duc d’Orléans ausgewählt:
zwei Rondels als Refrainlieder. Das Rondel I
thematisiert den Frühling, genauer den Wechsel
von der kalten Jahreszeit zum Aufbruch der Natur: »Le temps a laissié son manteau.« Hierfür
entwickelte er ein Motiv, das sich als schnelle,
fließende Bewegung durch das Lied zieht und
am Ende erst durch den Text erklärt wird: mit
dem Glitzern der Flüsse, Brunnen und Bäche.
Wie eine Initiale steht dieses Motiv zu Beginn,
dann wird die Singstimme nur mit Akkordbrechungen rezitativartig begleitet, als herrsche
noch die Winterstarre. Die Musik löst sich allmählich zu einer immer lebhafteren Bewegung.
Heinz Holliger, der die beiden Lied-Zyklen Trois
chansons de France und Trois poèmes de Mallarmé orchestriert hat, schreibt im Vorwort der
Partitur: Seine Instrumentierung sei »kein Versuch, sich mit Debussys unvergleichlicher Orchestersprache zu messen. Vielleicht die Absicht, die
bestürzend schönen Klavierlieder in meinen Orchesterklang hineinzudenken, hineinzuträumen.
Kein historischer Versuch, Unerreichbares zu imitieren, sondern das Bestreben, die wunderbaren,
voneinander so verschiedenen zwei Zyklen bis
in die verborgensten Winkel hinein auszuhören,
ohne ihnen eine einzige fremde Note aufzuzwingen, meine Klangwelt mit der magischen Stimme
von Christian Gerhaher, dem ich mich so nahe
fühle, eins werden zu lassen. Ihm sind die beiden
Orchesterzyklen gewidmet.« Holliger überträgt
den Klavierpart auf die Streicher und einen großen
Holzbläserapparat. Dazu kommen das Schlag-
»Trois chansons de
France«
Entstehungszeit
Klavierfassung: 1904
Orchesterfassung von
Heinz Holliger:
November / Dezember
2015
Widmung
Klavierfassung:
À Madame S. Bardac
Orchesterfassung von
Heinz Holliger:
Für Christian Gerhaher
Uraufführung
Klavierfassung:
15. Mai 1905 in Paris mit
Camille Fourrier und
Auguste Delacroix
Orchesterfassung:
9./10. Juni 2016 mit
Christian Gerhaher und
dem Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks
unter der Leitung von
Heinz Holliger
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Debussy am Klavier bei
seinem Komponistenkollegen Ernest Chausson
(1893)
zeug mit Glockenspiel sowie Celesta und zwei Harfen, die die fließende
Bewegung des Klavierparts in einem farbenreichen, glitzernden Orchesterklang aufgehen lassen. Der Durchbruch des Frühlings wird schließlich
mit den einsetzenden Hörnern und Trompeten verkündet.
Das Rondel II von Charles Duc d’Orléans ist eine Trauermusik mit dem
Refrain: »Pour ce que Plaisance est morte« – »Weil Plaisance gestorben
ist«. Debussy kombiniert hier drei Motive miteinander, die den Verlauf
des kurzen Stücks prägen: eine wiegende Oberstimme (in der Instrumentierung von Heinz Holliger zunächst in den Flöten, dann in den
Violinen), eine punktierte, schreitende Trauermusik (in Kontrabass und
Bassklarinette), und – als ein die Strophen verbindendes Element – eine
langsame Aufwärtsbewegung in Ganztonschritten. Sie erscheint im Fagott, dann in den tiefen Streichern und zuletzt in der Bassklarinette und
verflüchtigt sich wie ein langer Seufzer zum abschließenden Refrain.
Tristan L’Hermites morbide Grotte
Zwischen den beiden Rondels eingeschoben, steht die Chanson La grotte
von Tristan L’Hermite, einem Dichter des französischen Frühbarock, der
1601 auf Schloss Solier in der Marche geboren wurde und in einer verarmten
Adelsfamilie unter dem Namen François L’Hermite, Seigneur du Solier,
aufwuchs. In die Literaturgeschichte ging er unter seinem Pseudonym
»Tristan« ein. Bereits als Fünfjähriger wurde er Page am königlichen Hof.
Da er mit 13 Jahren in einem Duell einen Gardisten erdolchte, musste er
ins Ausland fliehen. Fünf Jahre vagabundierte er durch England und
Schottland und kehrte dann nach Frankreich zurück. Er wurde begnadigt
und verdingte sich wieder in einem Adelshaus. Bis 1634 diente er als
»gentilhomme ordinaire« dem Herzog Gaston de Bourbon, Duc d’Orléans
(einem Nachfahren des Charles Duc d’Orléans), dem er mehrfach ins Exil
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
folgen musste. Wegen seiner herausragenden Gedichte wurde er 1648 in
die Académie française aufgenommen, geriet aber bald in Vergessenheit.
Mit 54 Jahren starb er in Paris.
In seinem Gedicht La grotte beschreibt Tristan L’Hermite die Abgeschiedenheit einer schattigen Grotte (»un air si doux«). In die Beschreibung
der Idylle mischen sich aber düstere Worte wie »kämpfen« (»lutter«) und
»sterben« (»mourût«), um schließlich an den schaurigen Tod des Narziss
zu erinnern, der, in sein Spiegelbild im See verliebt, sich mit diesem vereinen will und dabei ertrinkt. Die gegenläufigen Stimmungen von zarter
Naturschilderung und dem Sterben in all seiner Symbolik inspirierte
Debussy zu einer zarten, sanft wiegenden Wellenbewegung. Um die unheimliche Stimmung in der Grotte hervorzuheben, zieht Holliger hier vor
allem die tiefsten Bläser heran: Bassklarinette und Kontrabassklarinette.
Stéphane Mallarmé: Symbolismus und Impressionismus
Die starke Symbolik der Barocklyrik fand erneut Niederschlag in der
Lyrik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, hier vor allem in den Versen der
französischen Dichter Charles Baudelaire (besonders in seinem dichterischen Hauptwerk Les fleurs du mal), Arthur Rimbaud, Paul Verlaine und
Stéphane Mallarmé. Debussy zeigte sich als ausgezeichneter Kenner von
deren Werken, als ausgewiesener »homme de lettres«, der nicht nur zu
Mallarmés Poème L’après-midi d’un faune Musik komponierte, sondern
auch andere dieser großartigen, vieldeutigen Gedichte vertonte.
Stéphane Mallarmé (1842–1898), der als Fünfjähriger seine Mutter verlor,
wurde von den Großeltern aufgezogen und später in Internaten unterrichtet. Als Jugendlicher begann er bereits Gedichte zu schreiben, die er
in der Sammlung Entre quatre murs zusammenfasste. Später wurde er
Englischlehrer in der Provinz, wo er die Werke Edgar Allan Poes ins Französische übersetzte. Ab 1871 lebte er mit seiner Familie in Paris, wurde bekannt mit Paul Verlaine, Arthur Rimbaud, Émile Zola und dem Maler
Édouard Manet. Zu den von ihm initiierten Dienstagstreffen der Künstler (»Mardis«) erschien die Crème de la Crème der Literatur: Maurice
Maeterlinck, Oscar Wilde, W.B. Yeats, Paul Valérie, André Gide, Rainer
Maria Rilke, Stefan George und Victor Hugo. Mallarmé, stark geprägt
durch die Philosophie Hegels, entwickelte eine Poesie, die in Rhythmus
und Struktur neuartige Wege beschritt. So gilt er als Hauptvertreter des
Symbolismus, der der modernen Lyrik entscheidende Impulse versetzte.
Seine Gedichte gehören zu den am schwierigsten zu übersetzenden Werken überhaupt. Wichtige Bezüge in seinem Œuvre wurden auch zum
Impressionismus in der Bildenden Kunst hergestellt, vielleicht bedingt
durch seine Freundschaft mit dem Maler Édouard Manet.
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Mallarmés subtile Erotik
Die subtile Erotik der Gedichte, das Unausgesprochene zwischen den Zeilen und der weite
Raum der Interpretation sind Kennzeichen der
Lyrik Mallarmés, die er oft, wie in der Sonettform von Placet futile, als Alexandriner verfasste. Über das Schmieden dieser Verse schrieb
Mallarmé: »Der Dichter von scharfem Taktgespür, der diesen Alexandriner [ein Vers von zwölf
oder 13 Silben und einer Zäsur nach der sechsten Silbe] immer als das definitive Kleinod betrachtet, wie einen Degen, eine Blume, selten zu
präsentieren und immer unter Vorbedacht, rührt
wie verschämt daran oder streicht um ihn herum,
er gönnt uns benachbarte Akkorde, bevor er erhaben und nackt ihn schenkt: seinen Finger
straucheln lassend an der elften oder zuweilen
auch 13. Silbe anschlagend.«
Debussy wählte drei Gedichte aus – Trois poèmes
de Stéphane Mallarmé – und komponierte meisterhafte Lied-Miniaturen, deren Wortgehalt er
in der Musik wie auf einer zweiten Ebene interpretierte. Diese Vertonungen aus dem Jahr 1913
hat er dem Andenken Stéphane Mallarmés und
dessen Tochter »Madame Edmont Bonniot, geborene Geneviève Mallarmé« gewidmet.
Die Themen aller drei Gedichte kreisen um die
Metaphern des Begehrens und der Erotik, deren
Interpretation grenzenlos ist – ob es der Seufzer
des Springbrunnens ist, der Lippenabdruck auf
dem Tassenrand, das himbeerrote Lachen oder
der Fächer, hinter dem man kokettiert. Debussy
interpretiert die Gedichte Mallarmés, indem er
einem bestimmten, wichtigen Wort innerhalb
eines Gedichts ein Motiv zuordnet, das sich dann
gleich einem roten Faden durch das Lied zieht.
Gerade der Fächer wird im zweiten und dritten
Lied (Placet futile und Éventail) zum musikalischen Bild. Er wird je nach Laune langsam geöffnet, schnell zugeklappt oder fächelt als Triller
»Trois poèmes de
Stéphane Mallarmé«
Entstehungszeit
Klavierfassung:
Sommer 1913
Orchesterfassung von
Heinz Holliger:
2016
Widmung
Klavierfassung:
À la mémoire de Stéphane
Mallarmé et en très
respectueux hommage à
Madame E. Bonniot (née
G. Mallarmé)
Orchesterfassung von
Heinz Holliger:
Für Christian Gerhaher
Uraufführung
Klavierfassung:
21. März 1914 in Paris mit
Ninon Vallin und dem
Komponisten am Klavier
Orchesterfassung:
9./10. Juni 2016 mit
Christian Gerhaher und dem
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
unter der Leitung von
Heinz Holliger
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Édouard Manet: Stéphane Mallarmé (1876)
kühle Luft zu. Während Soupir dem Satztypus eines Adagio zugeordnet
werden kann, schreibt Debussy für Placet futile das Tempo eines langsamen Menuetts vor (Dans le mouvement d’un Menuet lent) und für Éventail ein Scherzando (délicat et léger) mit einem schnelleren Mittelteil. Die
Musiksprache Debussys, die sich hier alter Satzformen bedient, setzt sich
ansonsten aus einer Schichtung oder Verzahnung von Intervallen zusammen. So durchziehen Soupir verschiedene Quint-Verbindungen, die entweder nacheinander gespielt oder aber übereinandergelegt werden. Dazu
erzeugen die kleine Sexte oder die übermäßige Quarte Dissonanzen.
Diesen so typisch schillernden Debussy-Klang fächert Heinz Holliger
farbenreich von der Piccoloflöte bis zur Kontrabassklarinette auf und setzt
zu den dunklen Tönen mit Celesta und Harfen helle Farbtupfen.
Stéphane Mallarmé war ein Skeptiker, was die Vertonung seiner Lyrik
anbelangte: »Ich weiß, dass sich die Musik oder was man übereingekommen ist, so zu benennen, im gewöhnlichen Wortverständnis auf die konzertanten Darbietungen von Saiten, Blech und Bläsern beschränkt. Die
Freiheit darüber hinaus, sich die Sprache anzueignen, verbirgt nur, dass
sie nichts zu sagen weiß.« Nachdem er aber Debussys musikalische Umsetzung seines Fauns gehört hatte, von der er zutiefst beeindruckt war,
dürfte er wohl zu einer anderen Ansicht gelangt sein.
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Claude Debussy
Ballades, Chansons, Poèmes
Tanz für den ägyptischen Gott
Amun-Ra
Zu Claude Debussys Légende dansée Khamma
Egon Voss
Khamma ist bis heute weithin unbekannt. Die Mehrzahl der Biographen hält das Werk für »schwach«
und erklärt dies damit, dass Debussy das Stück
nur aus Geldnot komponiert und über den Querelen während der Entstehung schließlich das
Interesse daran vollends verloren habe. Khamma
war ein Auftragswerk der kanadischen Tänzerin
Maud Allan, die 1908/1909 in London mit The
Vision of Salome nach Oscar Wilde Aufsehen erregt hatte. Der Auftrag schien lukrativ, was auch
erklären mag, warum Debussy die Vereinbarung
hinter dem Rücken seines Verlegers Durand traf,
an den er seit 1905 durch einen Exklusivvertrag
gebunden war. In dem Kontrakt mit Maud Allan
war vieles festgelegt, seltsamerweise aber nicht,
welche Dauer das zu komponierende Stück haben
und wie groß das Orchester sein sollte. Darüber
kam es dann auch zum Streit. Debussy entwarf
eine Komposition von rund 20 Minuten Dauer,
für großes Orchester, und teilte der Titelfigur
drei Solotänze zu. Maud Allan dagegen, die mit
dem Ballett auf Tournee gehen wollte, erwartete
ein Stück für ein kleines, leicht und schnell zu
beschaffendes Ensemble, dafür aber von doppelter Länge und mit zumindest sieben Solotänzen.
Da Debussy außerdem den vereinbarten Abgabetermin (6. November 1911) nicht einhielt, drohte
schließlich sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung. Der Komponist sah keinen anderen
Ausweg, als sich seinem Verleger zu offenbaren.
Durand erwies sich als großzügig und übernahm den Vertrag.
Entstehungszeit
Komposition als Particell
Februar 1911 – Frühjahr
1912
Instrumentation der ersten
zehn Seiten: Frühsommer
1912
Instrumentation der übrigen
70 Seiten durch Charles
Koechlin: Dezember 1912 –
3. Februar 1913
Uraufführung
15. November 1924 in
Paris, Concerts Colonne,
unter der Leitung von
Gabriel Pierné (konzertant);
26. März 1947 in Paris,
Opéra-Comique, Salle
Favart, in der Choreographie von Jean-Jacques
Etchevery und unter der
Leitung von Gustave Cloëz
Lebensdaten des
Komponisten
22. August 1862 in
Saint-Germain-en-Laye –
25. März 1918 in Paris
32
Claude Debussy
»Khamma«
Maud Allan aber war nach wie vor
nicht einverstanden mit der weiteren
Vorgehensweise und drohte sogar
damit, einen anderen Komponisten
mit der Erweiterung der Komposition und der Reduktion der Orchesterbesetzung zu beauftragen. Debussy konterte (Juli 1912): »So wie ich
sie komponiert habe, so bleibt sie«,
doch scheint er fortan nicht mehr
an dem Werk gearbeitet zu haben.
Sicher aber ist, dass, angeregt durch
Durand, der Komponistenkollege
Charles Koechlin (1867–1950) beauftragt wurde, die von Debussy begonnene Instrumentation zu Ende zu
führen. Koechlin berichtete darüber
später: »Ich war jede Woche bei Debussy, um ihm den Fortgang meiner
Arbeit zu zeigen; im allgemeinen
stimmte er zu und hat fast nichts
geändert. Ich hatte nicht den Eindruck, er sei uninteressiert an dem
Werk, aber ich glaube, dass er sich
gesundheitlich ziemlich schlecht
fühlte.« Koechlins Instrumentation
kann also als autorisiert gelten. Sein Name allerdings wurde sowohl bei
der Edition der Partitur als auch bei der konzertanten Uraufführung
1924 verschwiegen.
Maud Allan beharrte auf ihren Forderungen, so dass ihr Debussy schließlich
schrieb (Juli 1916): »Was würden Sie machen, wenn man von Ihnen verlangte, mit nur einem Arm und einem Bein zu tanzen?« Man konnte sich
nicht einigen, eine von Maud Allan 1916 in New York geplante Aufführung kam nicht zustande, und danach verlor auch die Tänzerin offensichtlich das Interesse an dem Stück. Debussy starb 1918, ohne sein Werk
je gehört zu haben.
Khamma trägt den Untertitel »Légende dansée«, womit bereits der religiöse Inhalt des Balletts angedeutet ist. Die Handlung – hier nach dem
Klavierauszug referiert – spielt im alten Ägypten, genauer gesagt, in einem
Tempel des Gottes Amun-Ra in einer Stadt, die von Feinden belagert wird.
Zu Beginn hört man den Kriegslärm aus der Ferne. Dann (Erste Szene)
33
Claude Debussy
»Khamma«
Charles Koechlin
kommt der Hohepriester mit Gefolge in den Tempel, um Opfergaben darzubringen und vor der Statue des Gottes für das Heil der Stadt zu beten.
Man erwartet vergeblich ein Zeichen des Gottes. Der Hohepriester schickt
sein Gefolge fort. Bevor er selbst den Tempel verlässt, steigt eine Ahnung
in ihm auf, wie der Gott für den Sieg über die Feinde gewonnen werden
konnte. Er geht schnell ab, um wenig später (Zweite Szene) eine verschleierte Person mit sanfter Gewalt in den Tempel zu drängen. Es ist Khamma,
ein junges Mädchen, das zunächst zu entfliehen versucht. Sie hat Angst.
Im Licht des Mondes, der zum Tempel hereinscheint, nähert sie sich der
Statue des Gottes und wirft sich vor ihr nieder. Dann erhebt sie sich und
beginnt zu tanzen. Ihre drei Tänze sind dazu ausersehen, die Stadt zu
retten. Am Ende bewegt sich die Statue, ihre Hände heben und öffnen sich.
Khamma gerät in Verzückung und tanzt berauscht von Freude, Liebe
und Frömmigkeit (»dévotion«). Schließlich schlägt ein heftiger Blitz ein,
gefolgt von gewaltigem Donner. Khamma stirbt. Beim Morgengrauen
(Dritte Szene) hört man von fern die Fanfaren des Sieges. Der Hohepriester betritt den Tempel, gefolgt von Menschen mit Palmen und Blumen.
Sie entdecken den Leichnam Khammas, den der Hohepriester segnet.
Um eine »Tanz«- oder gar »Ballett«-Musik im traditionellen Sinne handelt
es sich bei Khamma nicht. Ihre Stärke liegt in der Suggestivität und Präg34
Claude Debussy
»Khamma«
nanz, mit der sie die Atmosphäre allgemein und die Situationen und
Affekte im Einzelnen schildert. Dabei ist sie subtil und eher zurückhaltend als plakativ oder auftrumpfend. Sie erreicht ihr Ziel mit wenigen
Mitteln, wie etwa die Andeutung der feindlichen Belagerung zu Beginn
oder der Klagegesang am Ende zeigen.
Die Komposition läuft ohne Zäsuren ab, die Grenzen zwischen den Szenen
und Tänzen sind hörend nicht auszumachen. Die Musik folgt dem Sujet
und scheint sich auf jede neue Situation entsprechend einzustellen. Sie
verzichtet auf vorgegebene musikalische Formschemata, auch in den Tänzen. Als Strukturprinzip im Großen erweist sich daher die Aneinanderreihung von Heterogenem, wenngleich Übergreifendes nicht völlig fehlt,
wie die Motive des Hohenpriesters und Khammas zeigen, die allerdings
nicht mit der Konsequenz der Wagner’schen Leitmotivik gehandhabt
werden. Im Kleinen und Unmittelbaren herrscht das Prinzip der Wiederholung, auch des Ostinato, der Sequenz und der Variation. Die Grundintervalle, die in nahezu allen melodischen und harmonischen Wendungen auftreten, sind kleine und große Terz. Die kleinen Terzen geben der
Musik ihre besondere Geschmeidigkeit und halten sie in der Dur-MollTonalität. Gleichzeitig tendieren die Folgen großer Terzen zur Ganztonreihe, die aus der Dur-Moll-Tonalität hinausführt. Dasselbe tun Dreiklangsketten, die die traditionelle Funktionalität der Akkordik außer Kraft setzen.
Debussy mischt Arten und Formen der Tonalität. Das Thema der erreichten Rettung kurz vor Schluss etwa ertönt in einem g-Moll mit großer statt
kleiner Sexte und ohne Leitton, enthält also wie die Folgen großer Terzen
eine Ganztonreihe mit dem Intervall der übermäßigen Quarte bzw. des
Tritonus. Dass auch die Chromatik ihre Rolle spielt, versteht sich in einer
Musik jener Zeit fast von selbst. Bemerkenswert sind das Motiv zu Beginn des dritten Tanzes mit den Tönen B-A-C-H und die ihm folgenden
kadenzhaft anmutenden fallenden Quinten. Debussy verbindet scheinbar
Unvereinbares, zumindest Widersprüchliches miteinander, ohne dass aber
der Eindruck entsteht, es werde gewaltsam zusammengezwungen.
Allgemein gilt Jeux als Debussys avanciertestes Werk. Khamma ist darüber
zu Unrecht vergessen worden. Charles Koechlin, als Instrumentator des
Werks allerdings gewiss nicht frei von Befangenheit, schrieb 1927: »Das
Werk erschien mir, im Gegensatz zu den ziemlich starken Vorbehalten
der Kritiker, Jeux überlegen, es ist weniger zersplittert und oft kraftvoller, ohne dabei an anderen Stellen den unnachahmlichen debussystischen
Charme zu verlieren.« Heinz-Klaus Metzger, als Gefolgsmann Theodor
W. Adornos weniger verdächtig, hielt Khamma für »Debussys wohl bedeutendste, gewiß avancierteste Komposition«.
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Claude Debussy
»Khamma«
Heinz Holliger
Dämmerlicht (Hakumei)
1. Rabenauge, starr
wirft das Dämmerlicht zurück
lidlos, tränenlos
2. Rose, spät erblüht
Abendtau, der nachts gefriert
»Hüt’ dich schön’s Blümlein!«
3.Sonnenuntergang.
Raben graben – wessen Grab?
Du weißt es – morgen
4. Brüchiger Holzsteg
über tiefdunkle Wasser
sag’, was ist jenseits?
Katsushika Hokusai: Der kleine Rabe mit der
Minamoto Clan-Klinge (1823)
5. Einsame Wölkchen
am roten Abendhimmel:
Seelen ziehn heimwärts
Fünf Haiku, geschrieben von
Heinz Holliger im kaiserlichen Park in Tokio
am 31.12.1991 abends.
Claude Debussy
Trois Ballades de François Villon
Ballade de Villon à s’amye
Faulse beauté, qui tant me couste cher,
Rude en effect, hypocrite doulceur,
Amour dure plus que fer, à mascher;
Nommer te puis de ma deffaçon sœur.
Cherme felon, la mort d’ung povre cueur,
Orgueil mussé, qui gens met au mourir,
Yeulx sans pitié! ne veult droicte de rigueur
Sans empirer, ung povre secourir?
Ballade Villons an seine Freundin
Falsche Schönheit, die mir so teuer zu stehen kommt,
Unverschämte, heuchlerische Zartheit;
Zu kauen an einer Liebe, die härter als Eisen ist,
Lässt mich dich Schwester meines Untergangs nennen.
Verlogener Liebreiz, Tod eines armen Herzens,
Verkappter Stolz, der Menschen sterben lässt,
Augen, ohne Gnade! Will nicht sogar das strenge Recht
Einem armen Mann helfen, ohne sein Leid zu verschlimmern?
36
Gesangstexte
Mieulx m’eust valu avoir esté crier
Ailleurs secours, c’eust esté mon bonheur:
Rien ne m’eust sceu de ce fait arracher;
Trotter m’en fault en fuyte à deshonneur.
Haro, haro, le grand et le mineur!
Et qu’est cecy? mourray sans coup ferir,
Ou pitié peult, selon ceste teneur,
Sans empirer, ung povre secourir.
Ung temps viendra, qui fera desseicher,
Jaulnir, flestrir, vostre espanie fleur:
J’en risse lors, se tant peusse marcher,
Mais las! nenny: ce seroit donc foleur,
Vieil je seray; vous, laide et sans couleur.
Or, beuvez fort, tant que ru peult courir.
Ne donnez pas à tous ceste douleur
Sans empirer, ung povre secourir.
Prince amoureux, des amans le greigneur,
Vostre mal gré ne vouldroye encourir;
Mais tout franc cueur doit, par Nostre Seigneur,
Sans empirer, ung povre secourir.
Besser wäre es mir ergangen, wenn ich woanders
Um Hilfe gerufen hätte, es wäre mein Glück gewesen:
Aber nichts hätte mich von ihr abbringen können;
Jetzt muss ich auf der Flucht vor Erniedrigung umherirren.
Schande, Schande über Groß und Klein!
Und was soll das? Ich möchte einfach sterben,
Oder kann Mitleid, nach diesen Zeilen,
Einem armen Mann helfen, ohne sein Leid zu verschlimmern?
Eine Zeit wird kommen, die Eure blütenhafte Zartheit
Vertrocknen, gelb werden und verdorren lässt,
Dann werde ich laut lachen, wenn ich dann noch laufen kann,
Ach, was solls! Nein, es wäre nur allzu traurig,
Alt werde ich dann sein, und Ihr hässlich und farblos.
Also trinkt in vollen Zügen, solange der Bach rauscht.
Fügt nicht allen Männern diesen Schmerz zu, sondern
Helft einem armen Mann, ohne sein Leid zu verschlimmern.
Verliebter Prinz, Herr der Liebenden,
Euer Missfallen will ich wirklich nicht erregen;
Aber ganz offen gesprochen, sollte man, gemäß Unserem Herrn,
Einem armen Mann helfen, ohne sein Leid zu verschlimmern.
37
Gesangstexte
Ballade que Villon feit à la requeste de
sa mère pour prier Nostre-Dame
Dame du ciel, regente terrienne,
Emperière des infernaulx palux,
Recevez-moy, vostre humble chrestienne,
Que comprinse soye entre vos esleuz,
Ce non obstant qu’oncques riens ne valuz.
Les biens de vous, madame et ma maistresse,
Sont trop plus grans que ne suys pecheresse,
Sans lesquelz biens ame ne peult merir
N’avoir les cieulx, je n’en suis menteresse.
En ceste foy je vueil vivre et mourir.
A vostre Filz dictes que je suys sienne;
De luy soyent mes pechez aboluz:
Pardonnez-moy comme à l’Egyptienne,
Ou comme il feit au clerc Theophilus,
Lequel par vous fut quitte et absoluz,
Combien qu’il eust au diable faict promesse
Preservez-moy que je n’accomplisse ce!
Vierge portant, sans rompure encourir,
Le sacrement qu’on celebre à la messe.
En ceste foy je vueil vivre et mourir.
Ballade, welche Villon auf Verlangen
seiner Mutter dichtete, auf daß sie zur
Heiligen Jungfrau beten konnte
Dame des Himmels, irdische Königin,
Herrscherin über den Höllenschlund,
Empfangt mich, Eure niedrige christliche Magd,
Damit ich zu Euren Auserwählten gehöre,
Dem möge nicht entgegenstehen, dass ich gänzlich ohne Wert bin.
Aber Eure Güte, Madame und meine Herrin,
Ist so viel größer als meine Sündhaftigkeit.
Ohne diese Güte verdient keine Seele das Paradies,
Noch kann sie dorthin gelangen, ich spreche nur die Wahrheit.
Mit diesem Glauben will ich leben und sterben.
Sagt Eurem Sohn, dass ich die Seine bin;
Von ihm werden meine Sünden hinweggenommen:
Verzeiht mir wie Ihr der Ägypterin verziehen habt,
Oder wie er dem Bischof Theophilos gegenüber handelte,
Den er von Sünden frei sprach und ihm Absolution erteilte,
Obwohl er mit dem Teufel im Bunde war.
Bewahrt mich vor den Versuchungen!
Die Jungfrau Maria, ohne Sünde auf sich zu ziehen,
Trägt das Sakrament, das in der Messe gefeiert wird.
Mit diesem Glauben will ich leben und sterben.
38
Gesangstexte
Femme je suis povrette et ancienne,
Qui riens ne scay; oncques lettres ne leuz.
Au moustier voy, dont suis paroissienne,
Paradis painct, où sont harpes et luz,
Et ung enfer où damnez sont boulluz:
L’ung me faict paour, l’aultre joye et liesse.
La joye avoir fais-moy, haulte Deesse,
A qui pecheurs doibvent tous recourir,
Comblez de foy, sans faincte ne paresse:
En ceste foy je vueil vivre et mourir.
Ballade des femmes de Paris
Quoy qu’on tient belles langagières
Florentines, Veniciennes,
Assez pour estre messaigières,
Et mesmement les anciennes;
Mais, soient Lombardes, Rommaines,
Genevoises, à mes périls,
Piemontoises, Savoysiennes,
Il n’est bon bec que de Paris.
De beau parler tiennent chayeres,
Ce dit-on Napolitaines,
Et que sont bonnes cacquetières
Allemandes et Bruciennes;
Soient Grecques, Egyptiennes,
Ich bin eine arme und alte Frau.
Ich kann weder lesen noch schreiben;
Im Kloster, wo ich Gemeindemitglied bin,
Sieht man ein gemaltes Paradies mit Harfen und Lauten,
Und eine Hölle, in der die Verdammten schmoren:
Jenes macht mir Angst, das andere bereitet mir Freude und Glück.
Lasst mich diese Freude genießen, Mutter Gottes,
An die sich alle Sünder wenden,
Die glaubensstark und frei von Heuchelei und Trägheit sind.
Mit diesem Glauben will ich leben und sterben.
Ballade von den Frauen von Paris
Ob es sich um die schönen, sprachbegabten
Florentinerinnen und Venezianerinnen handelt,
Die genug schöne Geschichten erzählen können,
Sogar die Alten,
Oder ob es – für mich gefährlich –
die Lombardinnen,
Römerinnen oder die Frauen von Genf sind,
Oder die aus dem Piemont oder aus Savoyen,
Es gibt keinen besseren Schnabel als den von Paris.
Vom herrlichen Sprechen her sollen –
so sagt man –
Die Neapolitanerinnen den Vorsitz haben,
Und das beste Gegackere stammt von den Deutschen;
Seien es Griechinnen, Ägypterinnen,
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Gesangstexte
De Hongrie ou d’aultre païs,
Espaignolles, ou Castellannes,
Il n’est bon bec que de Paris.
Brettez, Suysses, n’y sçavent guères
Ne Gasconnes et Tholouzaines;
Du Petit-Pont deux harengères
Les concluront, et les Lorraines,
Anglesches et Callaisiennes,
Ay-je beaucoup de lieux compris?
Picardes, de Valenciennes …
Il n’est bon bec que de Paris.
Prince, aux dames parisiennes,
De bien parler donnez le prix;
Quoy qu’on die d’Italiennes,
Il n’est bon bec que de Paris.
Frauen aus Ungarn oder einem anderen Land,
Spanierinnen oder Kastilierinnen,
Es gibt keinen besseren Schnabel als den
von Paris.
Britinnen, Schweizerinnen, verstehen kaum etwas davon,
Auch nicht die Frauen aus der Gascogne und aus Toulouse;
Zwei Fischweiber von Petit-Pont sind miteingeschlossen,
Und die aus Lothringen, die Englände-
rinnen und die aus Callais,
Habe ich genügend Orte erwähnt?
Aus der Picardie und von Valencia …
Es gibt keinen besseren Schnabel als den
von Paris.
Prinz, gebt den Preis für gutes Sprechen
Den Damen von Paris;
Was auch immer über die Italienerinnen gesagt wird,
Es gibt keinen besseren Schnabel als den
von Paris.
Übersetzungen der Balladen: Renate Ulm
40
Gesangstexte
Claude Debussy
Trois chansons de France
I. Rondel
(Charles Duc d’Orléans)
Le temps a laissié son manteau
De vent, de froidure et de pluye,
Et s’est vestu de brouderye,
De soleil raiant, cler et beau.
I. Rondel
Il n’y a beste ne oiseau,
Qui en son jargon ne chante ou crye:
Weder Tier noch Vogel gibt es,
Die nicht nach ihrer Art singen oder schreien:
Die Jahreszeit legt ihren Mantel ab.
Le temps a laissié son manteau.
Rivière, fontaine et ruisseau
Portent en livrée jolye
Goultes d’argent d’orfaverie.
Chascun s’abille de nouveau:
Le temps a laissié son manteau.
Die Jahreszeit legt ihren Mantel
Aus Wind, Kälte und Regen ab
Und kleidet sich in Stickereien,
Aus strahlender Sonne, hell und schön.
Fluss, Brunnen und Bach
Tragen als hübsches Gewand
Tropfen aus kunstvoll gehämmertem
Silber.
Jeder kleidet sich von Neuem ein:
Die Jahreszeit legt ihren Mantel ab.
II. La grotte
(Tristan L’Hermite)
Auprès de cette grotte sombre
Où l’on respire un air si doux,
L’ onde lutte avec les cailloux
Et la lumière avecque l’ombre.
II. Die Grotte
Ces flots, lassés de l’exercice
Qu’ils ont fait dessus ce gravier,
Se reposent dans ce vivier
Où mourût autrefois Narcisse ...
Die Wogen, erschöpft vom Auf und Ab
Über schwerem Kiesgrund,
Erholen sich im Teich,
Wo einst Narzissus starb ...
L’ombre de cette fleur vermeille
Et celle de ces joncs pendants
Paraissent êstre là dedans
Les songes de l’eau qui sommeille ...
Der Schatten dieser purpurnen Blüte
Und jener der überhängenden Binsen
Scheinen darin die Träume
Des schlummernden Wassers zu sein ...
Nahe dieser dunklen Grotte,
Wo man so süße Luft atmet,
Kämpft das Wasser mit den Kieseln
Und das Licht mit dem Schatten.
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Gesangstexte
III. Rondel
(Charles Duc d’Orléans)
Pour ce que Plaisance est morte,
Ce may, suis vestu de noir;
C’est grand pitié de véoir
Mon cœur qui s’en desconforte.
III. Rondel
Je m’abille de la sorte
Que doy, pour faire devoir;
Pour ce que Plaisance est morte,
Ce may, suis vestu de noir.
Ich kleide mich also derart,
Wie ich pflichtgemäß muss;
Weil Plaisance gestorben ist,
In diesem Mai, trage ich schwarz.
Le temps ces nouvelles porte,
Qui ne veut déduit avoir;
Mais par force du plouvoir
Fait des champs clore la porte,
Pour ce que Plaisance est morte.
Der Wind bringt die Kunde dem,
Der noch nichts davon gehört hat,
Und der Regen zwingt uns weg von
Den Feldern hinter verschlossene Türen,
Weil Plaisance gestorben ist.
Weil Plaisance gestorben ist,
In diesem Mai, trage ich schwarz.
Es ist bejammernswert, mein Herz
Zu sehen, wie es dadurch gebrochen ist.
Übersetzungen der Chansons: Renate Ulm
Claude Debussy
Trois poèmes de Stéphane Mallarmé
Soupir
Mon âme vers ton front où rêve, ô calme sœur,
Un automne jonché de taches de rousseur,
Et vers le ciel errant de ton œil angélique
Monte, comme dans un jardin
mélancolique,
Fidèle, un blanc jet d’eau soupire vers l’Azur!
– Vers l’Azur attendri d’octobre pâle et pur
Qui mire aux grands bassins sa langueur infinie
Seufzer
Zu deiner Stirne hebt sich, wo ein Herbst verträumt
mit Sommerflecken noch, o stille Schwester, säumt,
nun meine Seele, fort vom Blick, dem engelzarten,
schwebt dann zum Himmel sie, wie in dem späten Garten
verzückt der weiße Strahl des Brunnens seufzt ins Blau!
– Ins Blau, gemildert schon oktobersanft und lau
und spiegelnd im Bassin die Schwermut ohne Grenzen,
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Gesangstexte
Et laisse, sur l’eau morte où la fauve agonie
Des feuilles erre au vent et creuse un froid sillon,
Se traîner le soleil jaune d’un long rayon.
Placet futile
Princesse! à jalouser le destin d’une Hébé
Qui poind sur cette tasse au baiser de vos lèvres,
J’use mes feux mais n’ai rang discret que d’abbé
Et ne figurerai même nu sur le Sèvres.
Comme je ne suis pas ton bichon embarbé,
wo, auf dem Wasser still nach wilden Todestänzen
im Wind verirrtes Laub die kalten Furchen zieht,
ein gelber Sonnenstrahl, ein letzter, langsam flieht.
Törichte Bitte
Prinzessin! Voller Neid auf einer Hebe Los,
die auf der Tasse hier darf euren Kuss goutieren,
bin ich entflammt, doch da mein Rang, Abbé, nicht groß,
werd auf dem Sèvres kaum ich, nackt gar, figurieren.
Et que sur moi je sais ton regard clos tombé,
Blonde dont les coiffeurs divins sont des orfèvres!
Ich bin für dich zwar nicht das Hündchen auf dem Schoß,
kein Naschwerk, Rouge und keins von deinen Elixieren
doch manchmal, merk ich, trifft ein Blick mich, heimlich bloß,
dein Blondhaar Götter dir, Goldschmiede dir frisieren!
Nommez-nous ... toi de qui tant de ris framboisés
Se joignent en troupeau d’agneaux apprivoisés
Chez tous broutant les vœux et bêlant aux délires,
O macht ... so himbeerrot, wie mir dein Lachen scheint,
gleicht es den Lämmern, die zur Herde zahm vereint
Bewundrung grasen, bähn, erglühen die Gemüter,
Nommez-nous ... pour qu’Amour ailé d’un éventail
M’y peigne flûte aux doigts endormant ce bercail,
Princesse, nommez-nous berger de vos sourires.
o macht ... dass Amor auf den Fächerflügel mal,
wie flötend ich in Schlaf sing diese Schäfchen all,
Prinzessin, macht uns doch zu eures Lachens Hüter.
Ni la pastille ni du rouge, ni jeux mièvres
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Gesangstexte
Eventail
O rêveuse, pour que je plonge
Au pur délice sans chemin,
Sache, par un subtil mensonge,
Garder mon aile dans ta main.
Fächer
O Träumerin, lenk meine Flüge
in reiner Wonnen pfadlos Land,
hilf mir, durch eine zarte Lüge,
halt meinen Fittich in der Hand.
Une fraîcheur de crépuscule
Te vient à chaque battement
Dont le coup prisonnier recule
L’horizon délicatement.
Der Dämmrung Kühle auf den Wangen
wird dir mit einem jeden Schlag
sein Fächeln öffnet dir gefangen
den Horizont und engen Tag.
Vertige! voici que frissonne
L’espace comme un grand baiser
Qui, fou de naître pour personne,
Ne peut jaillir ni s’apaiser.
O Trunkenheit! Hier ist die Weite
erschauernd weht ihr Kuss dich an
es rast, der niemand noch Bereite,
daß er nicht sein noch nichtsein kann.
Sens-tu le paradis farouche
Ainsi qu’un rire enseveli
Se couler du coin de ta bouche
Au fond de l’unanime pli!
Fühlst du das Paradies das wilde
das wie ein Lächeln auf dem Mund
aus seinem Winkel glänzt nun milde
zurückgefaltet aus dem Rund!
Le sceptre des rivages roses
Stagnants sur les soirs d’or, ce l’est,
Ce blanc vol fermé que tu poses
Contre le feu d’un bracelet.
Dies Zepter rosenroter Hügel
im Abendgold, jetzt unbewegt,
hat sich als weiß geschlossner Flügel
an deines Armreifs Glanz gelegt.
Übersetzungen der Poèmes: Carl Fischer
Édouard Manet: Dame mit Fächern (1873)
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Gesangstexte
Schumann
2 CD 900122
Szenen aus Goethes
„Es geht um Liebe, es geht um sinnliche Erkenntnis (…),
es geht um die höchste Schönheit (…), es geht um Politik und Macht,
sogar um Landgewinn. Kurz: den ganzen Horizont menschlicher Gier und Neugier
muss Faust abschreiten. (…) Man kann in diesem Faust-Bild schwelgen.“
Christian Gerhaher
Christian Gerhaher · Christiane Karg · Alastair Miles · Mari Eriksmoen
Bernarda Fink · Andrew Staples · Kurt Rydl · Tareq Nazmi
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
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Daniel Harding
Dokument zu Debussy
www.br-klassik.de/label
Erhältlich im Handel und im BRshop
BR-KLASSIK
HIGHLIGHTS IM FERNSEHEN
BAYERISCHES FERNSEHEN
Sonntag, 12. Juni 2016 | 10.35 Uhr
Julia Fischer
Zwei Welten Musik – Teil 1
Ein Film von Christoph Engel (2009)
Montag, 13. Juni 2016 | 23.35 Uhr
Klassik am Odeonsplatz 2011
Felix Mendelssohn Bartholdy: »Ein Sommernachtstraum«
Sprecher: Udo Wachtveitl
Solistinnen: Anna Prohaska, Elisabeth Kulman
Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Daniel Harding
Sonntag, 19. Juni 2016 | 10.35 Uhr
Julia Fischer
Zwei Welten Musik – Teil 2
Ein Film von Christoph Engel (2009)
ARD-ALPHA
Sonntag, 12. Juni 2016 | 11.00 Uhr
Das Odeon-Trio spielt im Schloss Haimhausen
Julia Fischer
Joseph Haydn: Klaviertrio G-Dur, Hob XV:25
Ludwig van Beethoven: Variationen über das Lied »Ich bin der Schneider Kakadu«
für Klavier, Violine und Violoncello, op. 121a
Antonín Dvořák: Klaviertrio e-moll, op. 90 (»Dumky-Trio«)
Konzertaufzeichnung aus dem Jahr 1980
Sonntag, 12. Juni 2016 | 20.15 Uhr
Sir Neville Marriner dirigiert
W. A. Mozart: Ouvertüre B-Dur, KV 311a; Konzert für Flöte und Harfe C-Dur, KV 299
Solisten: Philippe Boucly (Flöte), Isabelle Moretti (Harfe)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Konzertaufzeichnung aus der Würzburger Residenz 2009
br-klassik.de
BR-KLASSIK
HIGHLIGHTS IM RADIO
Samstag, 11. Juni 2016 | 11.05 Uhr
Meine Musik
Zu Gast: Die Wagner-Sängerin Petra Lang
Moderation: Julia Schölzel
Samstag, 11. Juni 2016 | 20.03 Uhr
Live aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz
Konzert mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks
»Romantische Serenade«
Werke von Johannes Brahms, Robert Schumann, Igor Strawinsky,
Anton Bruckner u. a.
Leitung: Howard Arman
Sonntag, 12. Juni 2016 | 10.05 Uhr
Symphonische Matinée
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Joseph Haydn: Symphonie Nr. 91 Es-Dur (Simon Rattle);
Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur
(Maurizio Pollini, Klavier; Mariss Jansons);
Robert Schumann: Symphonie Nr. 2 C-Dur (Simon Rattle)
Dienstag, 14. Juni 2016 | 19.05 Uhr
Das starke Stück
Musiker erklären Meisterwerke – Maximilian Hornung, Violoncello
Joseph Haydn: Violoncellokonzert D-Dur, Hob. VIIb:2
(Kammerakademie Potsdam: Antonello Manacorda)
Mittwoch, 15. Juni 2016 | 20.03 Uhr
Konzertabend
Wiener Philharmoniker
Leitung: Christian Thielemann
Solist: Yefim Bronfman, Klavier
Carl Maria von Weber: »Oberon«, Ouvertüre
Franz Liszt: Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur
Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 h-Moll – »Pathétique«
Aufnahme vom 13. Dezember 2015 im Wiener Musikverein
br-klassik.de
Sir Simon Rattle
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Biographien
Sarah Maria Sun
Bereits im Alter von zehn Jahren entdeckte Sarah Maria Sun ihre Freude
am Gesang. Nach Gesangsstudien in Köln und Stuttgart bekam die Sopranistin weitere künstlerische Impulse von Darinka Segota und Tanja Ariane
Baumgartner. Sie arbeitet mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Kent Nagano, Thomas Hengelbrock oder Susanna Mälkki zusammen und tritt
dabei u. a. mit dem Leipziger Gewandhausorchester, den Berliner Philharmonikern und den Orchestern des NDR, SWR und WDR auf. In der Vergangenheit interpretierte die Sängerin nicht nur Lieder von Brahms, Mahler,
Mozart, Schubert, Purcell, Ravel und Schumann, sondern bekam überdies
internationale Anerkennung für ihre Auftritte in geistlichen Chorwerken
von Händel (Il pianto di Maria), Mozart (Exsultate Jubilate), Pergolesi (Stabat mater) und Purcell (The Blessed Virgin’s Expostulation). Sarah Maria
Sun gastiert in renommierten Opernhäusern und Konzertsälen, u. a. in
Berlin, Dresden, Basel, Leipzig, Stuttgart, Paris, Amsterdam, Zürich, Madrid,
Tokio und Wien sowie bei namhaften Festivals wie z. B. den Biennalen in
Paris, Venedig und München oder den Salzburger Festspielen. Der besondere Fokus ihres künstlerischen Schaffens liegt dabei auf der Interpretation Neuer und zeitgenössischer Musik: Ihr Repertoire umfasst bereits über
600 Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. So gab sie 2015 den Karl in Helmut
Oehrings Die Brüder Löwenherz beim Lucerne Festival zu Ostern und an
der Dredner Semperoper, sang den Part der Sirene 1 in Rolf Riehms Sirenen – Bilder des Begehrens und des Vernichtens an der Oper Frankfurt und
trat als Kind in AGMD (Giovanni Bertelli) bei der Biennale in Venedig
auf. Hinzu kommen zahlreiche Uraufführungen, u. a. Dieter Schnebels
Utopien bei der Münchener Biennale 2014. Weitere Rollen wie Alban
Bergs Lulu, Bernsteins Cunégonde (Candide), Humperdincks Gretel oder
Adele in Strauß’ Die Fledermaus runden das Profil der Sängerin ab. Sarah
Maria Sun war von 2007 bis 2014 Erste Sopranistin des Kammerensembles
Neue Vocalsolisten Stuttgart, das seit bereits 30 Jahren zu den weltweit
wichtigsten Vorreitern in der Interpretation Neuer und zeitgenössischer
Musik zählt. Für die Einspielung von Georges Aperghis’ Wölfli-Kantate
wurde dem Ensemble 2014 der Preis der Deutschen Schallplattenkritik
verliehen. Als Spezialistin dieses Repertoires gibt Sarah Maria Sun regelmäßig Meisterkurse für Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Dezember kehrt die Sängerin nach München zurück, wo sie gemeinsam mit
dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Rahmen der
musica viva die Uraufführung von Nikolaus Brass’ Der goldene Steig gestalten wird.
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Biographien
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Biographien
Christian Gerhaher
Neben einem Medizinstudium studierte Christian Gerhaher privat Gesang bei Raimund Grumbach und Paul Kuen und besuchte Meisterkurse
bei Dietrich Fischer-Dieskau und Elisabeth Schwarzkopf. Wie kaum ein
anderer setzt er gemeinsam mit seinem Klavierpartner Gerold Huber Maßstäbe in der Liedinterpretation. Das Duo gastiert in allen bedeutenden
Liedzentren und erhielt für seine Aufnahmen zahlreiche renommierte
Preise. Das zuletzt erschienene Schubert-Album Nachtviolen wurde mit
dem Gramophone Classical Award 2015 ausgezeichnet. Neben dem Liedrepertoire widmet sich Christian Gerhaher intensiv dem Konzertgesang.
Aufs Engste verbunden ist er dem Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, dessen »Artist in Residence« er 2012/2013 war. Drei der damals
gegebenen Konzerte liegen auf CD vor: Schumanns Faust-Szenen unter
Daniel Harding, Brittens War Requiem unter Mariss Jansons sowie das
Album FolksLied mit Volksliedbearbeitungen von Haydn, Beethoven und
Britten. 2013/2014 durfte das Publikum der Berliner Philharmoniker
Christian Gerhaher als »Artist in Residence« erleben, 2015/2016 schloss sich
eine Residency an der Londoner Wigmore Hall an, wo er sich mit vier LiedProgrammen und einem Workshop zu Vertonungen aus Goethes Wilhelm
Meister vorstellte. Auch mit Schlüsselwerken seines Konzert- und Opernrepertoires konnte man ihn in London hören: mit den Faust-Szenen unter
Daniel Harding, der Titelrolle in Debussys Pelléas et Mélisande unter Simon
Rattle (beide mit dem London Symphony Orchestra), mit Bergs Wozzeck
(in einem Gastspiel der Oper Zürich) sowie als Wolfram in Wagners Tannhäuser am Royal Opera House Covent Garden. Wie als Liedsänger wurde
Christian Gerhaher auch für seine ausgewählten Opernauftritte vielfach
ausgezeichnet, u. a. mit dem Laurence Olivier Award und dem Deutschen
Theaterpreis DER FAUST. Neben Wolfram, Pelléas und Wozzeck waren
Orfeo (Monteverdi), Papageno, Prinz von Homburg, Marquis Posa und Don
Giovanni wichtige Rollen seiner bisherigen Laufbahn, die ihn u. a. an die
Oper Frankfurt, die Wiener und Berliner Staatsoper, das Theater an der
Wien sowie zu den Salzburger Festspielen führte. An der Bayerischen Staatsoper sang er zuletzt den Orfeo bei den Opernfestspielen 2015, anlässlich derer
er zum »Bayerischen Kammersänger« ernannt wurde. In der kommenden
Spielzeit wird er in München Posa und Wolfram verkörpern. Zwei OpernAlben hat der Bariton veröffentlicht: Mozart-Arien mit dem Freiburger Barockorchester sowie Arien deutscher Opern der Romantik mit dem BR-Symphonieorchester unter Daniel Harding, für die er mit dem International
Opera Award 2013 geehrt wurde. Bei seinem letzten Auftritt mit dem
Symphonieorchester im Februar 2015 sang er Mahlers Rückert-Lieder.
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Biographien
LASSEN SIE UNS
FREUNDE
WERDEN!
Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns.
Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte
und engagierte Menschen zu eigen und gründeten
den gemeinnützigen Verein »Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.
Seine heute über 1000 Mitglieder fördern die herausragende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein
trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten
Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen
Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente
finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Akademie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumenten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden
zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von
exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über bevorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des
Orchesters zu Sonderkonditionen.*
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Welt der klassischen Musik entführen!
Kontakt:
Freunde des Symphonieorchesters
des Bayerischen Rundfunks e. V.
Geschäftsstelle: Ingrid Demel, Sabine Hauser
c/o Labor Becker, Olgemöller & Kollegen
Führichstraße 70
81671 München
Telefon: (089) 49 34 31
Fax: (089) 450 91 75 60
E-Mail: [email protected]
www.freunde-brso.de
* Rechtsverbindliche Ansprüche bestehen jeweils nicht
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte
sich das Symphonieorchester zu einem international renommierten Klangkörper, dessen Ruf die auf Jochum folgenden Chefdirigenten Rafael Kubelík,
Sir Colin Davis und Lorin Maazel stetig weiter ausbauten. Neben den Interpretationen des klassisch-romantischen Repertoires gehörte im Rahmen
der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva von Beginn an auch die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen Aufgaben des Orchesters. Seit 2003 setzt Mariss Jansons als Chefdirigent neue
Maßstäbe. Von den Anfängen an haben viele namhafte Gastdirigenten wie
Erich und Carlos Kleiber, Otto Klemperer, Leonard Bernstein, Günter
Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang
Sawallisch das Symphonieorchester geprägt. Heute sind Bernard Haitink,
Riccardo Muti, Esa-Pekka Salonen, Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst,
Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Sir Simon Rattle und Andris Nelsons
wichtige Partner. Tourneen führen das Orchester durch Europa, nach Asien
sowie nach Nord- und Südamerika. Als »Orchestra in Residence« tritt das
Orchester seit 2004 jährlich beim Lucerne Festival zu Ostern auf, 2006 wurde
es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Schostakowitsch mit dem
Grammy geehrt. Bei einem Orchesterranking der Zeitschrift Gramophone,
für das international renommierte Musikkritiker nach »The world’s greatest
orchestras« befragt wurden, kam das Symphonieorchester auf Platz sechs.
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Biographien
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Biographien
Heinz Holliger
Heinz Holliger gehört zu den vielseitigsten und außergewöhnlichsten
Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit. Geboren in Langenthal (Schweiz),
studierte er in Bern, Paris und Basel Oboe (bei Emile Cassagnaud und Pierre
Pierlot), Klavier (bei Sava Savoff und Yvonne Lefébure) sowie Komposition
bei Sándor Veress und Pierre Boulez. Nach Ersten Preisen bei den Internationalen Wettbewerben von Genf und München (ARD) begann für ihn
eine höchst erfolgreiche Karriere als Oboist. Im beständigen Austausch von
Interpretation und Komposition erweitert er die spieltechnischen Möglichkeiten seines Instrumentes und setzt sich mit großem Engagement für
die zeitgenössische Musik ein. Namhafte Komponisten wie Hans Werner
Henze, György Ligeti, Witold Lutosławski oder Luciano Berio widmeten
ihm Werke. Aber auch die Wiederentdeckung vergessener Werke etwa von
Jan Dismas Zelenka oder August Lebrun zählen zu seinen herausragenden
Leistungen. Als Dirigent arbeitet Heinz Holliger seit vielen Jahren mit
weltweit führenden Orchestern zusammen, darunter die Berliner und
die Wiener Philharmoniker, das Cleveland Orchestra, das Concertgebouworkest Amsterdam, das Philharmonia Orchestra London, das TonhalleOrchester Zürich, das Orchestre de la Suisse Romande und das Chamber
Orchestra of Europe. Neben seiner Tätigkeit als ausübender Musiker ist
Heinz Holliger auch ein hochangesehener Komponist, dessen Werke exklusiv von SCHOTT Music International verlegt werden. Sein Schaffen umfasst
alle Gattungen, wobei die intensive Auseinandersetzung mit lyrischen
Texten einen besonderen Stellenwert einnimmt. Für den Scardanelli-Zyklus
nach Gedichten von Hölderlin wurde ihm 1995 der Premio Abbiati der
Biennale di Venezia verliehen. Christian Gerhaher widmete er 2013 den
Liederzyklus Lunea – 23 Sätze von Nikolaus Lenau. Große internationale
Anerkennung erhielt Heinz Holliger auch für seine 1998 am Opernhaus
Zürich uraufgeführte Oper Schneewittchen, die Einspielung von 2002
wurde mit einem Grammy Award geehrt. Weitere höchste Auszeichnungen
und Schallplattenpreise begleiten seine Laufbahn, u. a. der Ernst von Siemens
Musikpreis, der Grand Prix Suisse de Musique, der Midem Classical
Award, der Grand Prix du Disque sowie mehrere Deutsche Schallplattenpreise. Unter seinen zahlreichen CD-Veröffentlichungen seien Einspielungen der bedeutendsten Orchesterwerke von Charles Koechlin (mit
dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart) sowie der Symphonien, Konzerte
und Ouvertüren von Robert Schumann (mit dem WDR Sinfonieorchester Köln) hervorgehoben. Schumann, u. a. das selten aufgeführte Violinkonzert, stand auch auf dem Programm seines letzten Auftritts am
Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks im Mai 2006.
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Biographien
BR-KLASSIK.DE
Das neue Klassik-Portal.
CHOR
KAMMERKONZERT
SA. 11.6.2016
Herkulessaal der Residenz
20.00 Uhr
Konzerteinführung 19.00 Uhr
Chor Abo plus
SA. 11.6.2016
Max-Joseph-Saal der Münchner
Residenz
20.00 Uhr
SO. 12.6.2016
Evangelische Akademie Tutzing
18.00 Uhr
6. Konzert mit Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks
ROMANTISCHE SERENADE
HOWARD ARMAN
Leitung
CARSTEN CAREY DUFFIN
NORBERT DAUSACKER
THOMAS RUH
FRANÇOIS BASTIAN
Horn
EMILY HOILE
Harfe
CHOR DES BAYERISCHEN
RUNDFUNKS
ROBERT SCHUMANN
»Jagdlieder«, op. 137
IGOR STRAWINSKY
»Unterschale«, russische Bauernlieder
JOHANNES BRAHMS
Vier Gesänge, op. 17
»Nachtwache II«
»Abendständchen«
»Waldesnacht«
EUGÈNE BOZZA
Suite für vier Hörner
GREGOR MAYRHOFER
»Masse« für Chor (UA)
ANTON BRUCKNER
»Abendzauber«
FRANZ SCHUBERT
»Nachtgesang im Walde«, D 913
MÜNCHNER
STREICHQUARTETT:
ANNE SCHOENHOLTZ
Violine
STEPHAN HOEVER
Violine
MATHIAS SCHESSL
Viola
JAN MISCHLICH
Violoncello
FRANZ SCHUBERT
Quartettsatz c-Moll, D 703
BÉLA BARTÓK
Streichquartett Nr. 6, Sz 114
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Streichquartett F-Dur, op. 59/1
München: € 15 / 19 / 23
Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15
(inklusive Eintritt in den Schlosspark und
Schlossführung), Vorverkauf über die
Buchhandlung Held, Hauptstraße 70, 82327
Tutzing Tel.: (08158) 83 88
€ 15 / 22 / 27 / 32 / 38
57
Vorschau
HAUPTSPONSOR
UNTERSTÜTZT
DANIEL HARDING
DIRIGENT
ANNET TE DASCH SOPR AN
ELISABETH KUL M AN MEZ ZOSOPR AN
ANDREW STAPLES TENOR
GER ALD FINLEY BARITON
SYMPHONIEORCHESTER UND CHOR
DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
LUDWIG VAN BEETHOVEN:
LEONOREN - OUVERTÜRE NR. 3 C- DUR OP. 72B
ROBERT SCHUMANN:
NACHTLIED OP. 108 FÜR CHOR UND ORCHESTER
LUDWIG VAN BEETHOVEN:
SYMPHONIE NR. 9 D - MOLL OP. 125
SONNTAG
17. JULI 2016
20.00 UHR
KARTEN:
WWW.KLASSIK-AM-ODEONSPLATZ.DE
0 800/59 00 594
UND BEKANNTE VVK-STELLEN
SYMPHONIEORCHESTER
KARTENVORVERKAUF
DO. 16.6.2016
FR. 17.6.2016
Philharmonie
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
8. Abo A
BRticket
Foyer des BR-Hochhauses
Arnulfstr. 42, 80335 München
Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr
Telefon: 0800 / 5900 594
(kostenfrei im Inland),
0049 / 89 / 5900 10880
(international)
Telefax: 0049 / 89 / 5900 10881
Online-Kartenbestellung:
www.br-klassikticket.de
[email protected]
München Ticket GmbH
Postfach 20 14 13
80014 München
Telefon: 089 / 54 81 81 81
Vorverkauf in München und im
Umland über alle an München Ticket
angeschlossenen Vorverkaufsstellen
BERNARD HAITINK
Leitung
GERHILD ROMBERGER
Mezzosopran
AUGSBURGER
DOMSINGKNABEN
CHOR DES BAYERISCHEN
RUNDFUNKS
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
GUSTAV MAHLER
Symphonie Nr. 3 d-Moll
Schüler- und Studentenkarten
zu € 8,– bereits im Vorverkauf
€ 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82
59
Vorschau
BR-KLASSIK-STUDIOKONZERTE
ABONNEMENT 2016 / 2017
Di. 18. Oktober 2016, Studio 2, 20 Uhr
LIEDERABEND
ANNA LUCIA RICHTER SOPRAN
MICHAEL GEES KLAVIER
Schumann, Britten, Brahms
Di. 4. April 2017, Studio 2, 20 Uhr
ANDREAS BRANTELID VIOLONCELLO
CHRISTIAN IHLE HADLAND KLAVIER
Beethoven, Janáček, Mjaskowski
Di. 15. November 2016, Studio 2, 20 Uhr
KLAVIERABEND
INGRID JACOBY
Mozart, Ponce, Fauré, Debussy u. a.
Di. 9. Mai 2017, Studio 2, 20 Uhr
AUGUSTIN HADELICH VIOLINE
CHARLES OWEN KLAVIER
Beethoven, Schnittke, Mozart,
Strawinsky, Tschaikowsky
Di. 7. Februar 2017, Studio 2, 20 Uhr
LIEDERABEND
BENJAMIN APPL BARITON
GRAHAM JOHNSON KLAVIER
Beethoven, Schumann, Schubert, Wolf
Di./Mi. 30./31. Mai 2017
Studio 2, 20 Uhr
FESTIVAL DER ARD-PREISTRÄGER
Pierné, Mozart, Bax, Jongen, Caplet,
Beethoven, Cras, Debussy, Hosokawa
Abo (7 Konzerte): Euro 155,- / 115,- | 20% Ersparnis im Vergleich zum Einzelkartenkauf!
Einzelkarten (VVK ab 7.6.2016): Euro 32,- / 24,- sowie Euro 20,- / 16,- (Festival der ARDPreisträger); Schüler und Studenten: Euro 8,Abo-Hotline 0800–59 00 595 (national, gebührenfrei), +49 89 55 80 80 (international)
BRticket 0800–59 00 594 (national, gebührenfrei), +49 89 59 00 10 880 (international)
br-klassikticket.de | München Ticket 089 / 54 81 81 81
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
MARISS JANSONS
Chefdirigent
NIKOLAUS PONT
Orchestermanager
Bayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
80335 München
Telefon: (089) 59 00 34 111
IMPRESSUM
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk
Programmbereich BR-KLASSIK
Publikationen Symphonieorchester
und Chor des Bayerischen Rundfunks
REDAKTION
Dr. Renate Ulm (verantwortlich)
Dr. Vera Baur
GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT
Bureau Mirko Borsche
UMSETZUNG
Antonia Schwarz, München
DRUCK
alpha-teamDRUCK GmbH
Nachdruck nur mit Genehmigung
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem
Papier gedruckt.
TEXTNACHWEIS
Anna-Lena Wende, Susanne Schmerda,
Renate Ulm und Egon Voss: Originalbeiträge
für dieses Heft; Susanne Stähr: aus den
Programmheften des Symphonieorchesters
des Bayerischen Rundfunks vom 5./6. März
2009; Vokaltexte nach den jeweiligen Ausgaben; © SCHOTT MUSIC, Mainz (Haiku
von Heinz Holliger); Übersetzung von Verlaine,
Villon, Duc d’Orléans und L’Hermite: Renate
Ulm; Übersetzung von Mallarmé: Carl Fischer,
in: Stéphane Mallarmé – Sämtliche Dichtungen, Carl Hanser Verlag München 1992;
Biographien: Teresa Ramming (Sun); Vera
Baur (Gerhaher; Holliger); Archiv des Bayerischen Rundfunks.
BILDNACHWEIS
Wikimedia (Caplet und Debussy; Verlaine;
Imperial Gardens; Baschet; Nijinsky;
Debussy-Fotos; Maud Allan; Koechlin);
Museum of Modern Art, New York (Van
Gogh); © Tetsuya Fukui (Takemitsu); Bibliothèque Nationale de France (Mallarmé als
Faun); Die Balladen und lasterhaften Lieder
des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung von Paul Zech, Weimar 1931 (Villon;
Manuskript); Bibliotheek Den Haag (Charles
Duc d’Orléans); Musée d’ Orsay, Paris (Gemälde Manets); Rijksmuseum Amsterdam
(Hokusai); © Decca / Felix Broede (Fischer);
© Mat Hennek (Rattle); © Rüdiger Schestag
(Sun); © Jim Rakete (Gerhaher); © Astrid
Ackermann (Symphonieorchester), © Priska
Ketterer (Holliger); Archiv des Bayerischen
Rundfunks.
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Impressum
A
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Sprungbrett
zu den Orchestern der Welt
Ausbildungsplätze
4 Violinen
1 Flöte
2 Violen
2 Violoncelli
1 Oboe
1 Trompete
1 Horn
2 Kontrabässe
1 Klarinette
1 Posaune
1 Fagott
1 Pauke mit Schlagzeug
Ausbildung
• Instrumentaler Einzelunterricht
• Mentales Training
• Kammermusik
• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg
Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern
im In- und Ausland
Konzerttermine
• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg
• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon
Förderer
Die Akademie dankt
F
R
E
U
N
D
E
S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K
e.V.
Kontakt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Geschäftsführung: Christine Reif
Hanselmannstraße 20, 80809 München
Telefon: 089/3509-9756
Fax: 089/3509-9757
E-Mail: [email protected]
www.br-so.de
4. Abo B
9./10.6. 2 016
br-so.de
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