Alltagsherausforderung Demenz

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Alltagsherausforderung Demenz
Stefan Wilde

„I now
begin the
journey
that will
lead me to
the sunset
of my life“
Ronald Reagan,
Speach, 05.11.1994
Stefan Wilde
100
Alter [Jahre]
80
60
40
20
0
 
Jahr 1950

Jahr 2050
Stefan Wilde

Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur

Quelle: statistisches Bundesamt 11/2004
Stefan Wilde

Häufigkeit von Demenzerkrankungen
Erstellt nach den Daten aus H. Bickel: „Demenzsyndrom und Alzheimer Krankheit:
Eine Schätzung des Krankenbestandes und der jährlichen Neuerkrankungen in
Deutschland“ in „Das Gesundheitswesen“ 62, 04/2000, Thieme Verlag, S. 211-218
Stefan Wilde
Häufigkeit von Demenzerkrankungen
Altergruppenabhängige
Inzidenz
in % und
Absolutzahlen
Anzahl
der Neuerkrankungen pro
Jahr (Inzidenz
) in in
% und
in Absolutzahlen
250000
10,11
10
231
00
0
12
200000
Inzidenz %
8
Inzidenz absolut
150000
6,47
6
1,88
0
0,43
65-69 Jahre
560
00
460
00
320
00
2
300
00
4
500
00
100000
170
00

1,9
4,09
0,88
70-74 Jahre
50000
0
75-79 Jahre
80-84 Jahre
85-89 Jahre
90+ Jahre
65+ Jahre
ebd., (Anmerkung: Die Absolutzahlen basieren auf den Daten des Jahres 1999 in Deutschland)
Stefan Wilde

Daten von H. Bickel, 2000
Indem die durchschnittliche Lebenserwartung
ansteigt, steigt natürlich auch die Häufigkeit des
Auftretens der altersabhängigen Symptomatik der
Demenz
Ca. alle 5,1 Jahre verdoppelt sich die Prävalenz von
Demenz
Im Jahr 2000 lebten zwischen 800.000 und 1,2 Mio.
Menschen mit Demenz in Deutschland
Die Zahl der Betroffenen wird jedes Jahr um ca.
20.000 ansteigen und sich bis zum Jahr 2050
verdoppelt haben.
Stefan Wilde


Dr. Philippe Pinel, französischer Arzt 1745-1826:
„Durch Gehirnschäden hervorgerufene mentale
Beeinträchtigung und Idiotie“
WHO, 1986:
„eine erworbene Beeinträchtigung der höheren
Gehirnfunktionen, einschließlich des Gedächtnisses,
der Fähigkeit Alltagsprobleme zu lösen, der
Ausführung sensomotorischer und sozialer
Fertigkeiten, der Sprache und Kommunikation sowie
der Kontrolle emotionaler Reaktionen ohne
ausgeprägte Bewusstseinstrübung. Meist ist der
Prozess progredient, jedoch nicht notwendigerweise
irreversibel.“

De – mens (gr.) = Ohne
Geist / ohne Verstand
Stefan Wilde

Medizinische Aspekte
Formen der Demenz und ihre
Häufigkeit
10%
(S)DAT
25%
Vaskulär
50%
Mischtyp
andere
15%

Senile Demenz vom
Alzheimertyp
Vaskuläre Demenz
(Multi Infarkt Demenz)
Morbus Pick
Kreuzfeld Jakob
Lewy Body Demenz
Korsakow Demenz
Demenz in Folge von
Hirnverletzung (nach
Unfällen, Hirnblutung,
Sauerstoffmangel,
raumgreifende
Prozesse)
Statt „Demenz“ findet man manchmal als Diagnose auch den
Begriff des Hirnorganisches Psychosyndroms (HOPS) ohne
weitere Spezifizierung.
Stefan Wilde
Störungen in folgenden Bereichen
Soziale
Kompetenz
Gedächtnis
Obligat
Mind. 1 Bereich
Obligat
Stefan Wilde
Demenz – Diagnose nach DSM
Um eine Demenzerkrankung mit einiger Sicherheit diagnostizieren zu können müssen zunächst alle anderen
möglichen Ursachen für das auffällige Verhalten oder die Gedächtnisstörung (insbesondere Depression)
ausgeschlossen werden. Nach dem DSM III R müssen zur Diagnose einer Demenz die Merkmale von A, B, C,
D und E vorhanden sein.
A)
B)
C)
D)
E)
Nachweisbare Beeinträchtigung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses
Mindestens eines der folgenden Merkmale:
1. Beeinträchtigung des abstrakten Denkens
2. Beeinträchtigtes Urteilsvermögen
3. Andere Beeinträchtigungen, wie:
•Sprachstörung (Aphasie)
•Trotz intakter Motorik Unfähigkeit, praktisch zu handeln. (Apraxie)
•Trotz intakter Sinnesorgane Unfähigkeit, die Bedeutung von Gegenständen zu erkennen. (Agnosie)
•Probleme bei konstruktiven Aufgaben (z.B. Zeichnen)
Die Störung von A) und B) ist so schwer, dass hierdurch die Arbeit, soziale Alltagsaktivitäten oder
persönliche Beziehungen zu anderen Menschen deutlich beeinträchtigt werden.
Die Störung darf nicht nur während eines Delirs vorhanden sein.
Entweder 1. oder 2. müssen zutreffen:
1. Es ist ein organischer Faktor bekannt, der mit der Entstehung der Störung in Zusammenhang steht.
2. Ist kein organischer Faktor bekannt, kann man einen solchen Faktor annehmen, wenn andere
psychische Störungen (z.B. eine Depression) ausgeschlossen werden können.
Stefan Wilde
Stefan Wilde


Auguste Deter
wurde am 25.Nov 1901
im Alter von 51 Jahren
von ihrem Ehemann in die
„Städtische Anstalt für Irre
und Epileptische“ in
Frankfurt gebracht. Dort
traf sie auf den
Neuropathologen:
Alois Alzheimer
1864-1915
Alzheimer protokollierte - wie stets
- die ersten Daten und Befunde. Er
fragte:
"Wie heißen Sie?„
"Auguste.„
"Familienname?„
"Auguste.„
"Wie heißt ihr Mann?" –
Auguste Deter zögert,
antwortet schließlich:
"Ich glaube... Auguste."
Als Auguste D. 1906 in Frankfurt an den
Folgen einer Blutvergiftung stirbt, lässt
Alzheimer sich ihr Gehirn nach München
schicken.
Amyloide Plaques
Eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit ist die
Anhäufung amyloider Plaques zwischen den Neuronen
im Gehirn. Amyloid ist der Oberbegriff für ProteinFragmente, die der Körper produziert. Beta-Amyloid ist
das Fragment eines Proteins, das aus einem größeren
Protein mit dem Namen APP (AmyloidVorläufer-Protein)
herausgeschnitten wird. Im gesunden Gehirn werden
diese Fragmente zersetzt und vernichtet. Bei der
Alzheimer-Krankheit aber häufen sie sich zu harten,
unauflöslichen Plaques an.
Neurofibrillenbündel
Fibrillen bestehen aus unauflöslichen, gedrehten
Fasern, die sich im Innern von Hirnzellen finden. Sie
bestehen überwiegend aus dem sogenannten TauProtein, das Teile einer Struktur formt, die man MikroTubuli (Röhrchen) nennt. Mikro-Tubuli helfen beim
Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen
Substanzen von einem Teil der Nervenzelle zu einem
anderen. Bei der Alzheimer-Krankheit ist das TauProtein jedoch abnormal und die mikro-tubularen
Strukturen kollabieren.
Stefan Wilde

Sehr seltene, erbliche Form - (AD) oder Morbus Alzheimer

Senile Demenz vom Alzheimer Typ
◦ Präsenile Demenz (Symptomatik entwickelt sich vor dem 65.
Lebensjahr)
◦ 100 bis 400 Familien weltweit
◦ 0,5% der Menschen mit AD betroffen. Geschätzte Häufigkeit von circa
5 bis 10 auf 100 000 Einwohner (nach Finckh, Dtsch Arztebl 2006)
◦ Schädigung auf Chromosom 21, 19 sowie 14 und 1
◦ Ungefähr die Hälfte aller Nachkommen werden zwischen 50 und 60.
Lebensjahr erkranken. (Autosomal - dominanter Erbgang.)
◦ Tritt erst in höherem Lebensalter auf und verläuft langsamer (75-80
Jahre oder älter)
◦ Neuropathologisch identisch, Ursache liegt jedoch nicht in einem
Gendefekt.
◦ 1992: Allen D. Roses: ApoE- Gen auf dem Chromosom 19 ist
verantwortlich für SDAT. 1996: „There are approximately as many
hypotheses as there are scientists thinking about the problem.“
◦ Ursache der Entstehung der SDAT bleibt ungeklärt.
Stefan Wilde
•1910 Prof. Kraeplin nimmt „Morbus
Alzheimer“ in sein Psychiatrie
Lehrbuch „das senile und präsenile
Irresein“ auf.
- Die senile Variante
wird „Altersblödsinn“ genannt und
nicht als Krankheit definiert.
•1960 Elfriede Albers (Düsseldorf)
stellt die bestehende Unterscheidung
in Frage.
•1970 „Alzheimer Demenz“ wird in
das DSM III aufgenommen. SDAT ist
somit als Krankheit definiert und fällt
in den Zuständigkeitsbereich der
Medizin.
Die Zeit, 21.9.06:
Interview mit dem
Münchner Neurologen
und Psychiater Hans
Förstl: „Training gegen
das Vergessen“, S. 44
[1]
“Inzwischen bezweifle ich,
dass wir es überhaupt mit
einer richtigen Krankheit
zu tun haben. (…) Wir
müssen uns (…) klar
machen, dass jeder
Mensch an Alzheimer
erkrankt, vorausgesetzt, er
wird alt genug, um das zu
erleben. Die Wahrscheinlichkeit, bis zum Alter von
100 Jahren eine Demenz
zu entwickeln, beträgt fast
100%. Es stellt sich also
die Frage, ob es sich nicht
um den natürlichen
Alterungsprozess des
Menschen handelt.“ [1]
Stefan Wilde
Klient
(mit (S)DAT)
Körperliche
Faktoren:
 Erbe, Trisomie 21
 Alter
 Virus Infektionen
 Hirnverletzung
 Hirnarteriosklerose
 Umweltgifte: Alu,
Blei, Lösungsmittel,
Alkohol
 Neurotoxine
 Autoantikörper
 Senile Plaques
 Neurofibrillen bündel
Psychische Verarbeitung
 Verleugnung, Trauer
 Depression, Aggression
 Zwänge, Wahnideen
 Egozentrischer
Rückzug
Geistige Inaktivität:
Mangel
 an Training, Anregung
 an Motivation, Sinn
Umfeldfaktoren:
 Gesellschaftliche
Erwartungen,
 Abwertung, soziale
Isolation
Betreuer
überlastet,
Trauer, gestreßt,
sozial isoliert,
ausgenutzt
Stefan Wilde

Simchowitz (1911) und Gellerstedt (1933):

Kornhuber (2005):

◦ Senile Plaques und Neurofibrillenbündel sind auch in Hirnen nicht
dementer Menschen zu finden
◦ 30 % nicht demente Personen, bei denen die Kriterien einer Alzheimer
Demenz -Pathologie im neuropathologischen Befund erfüllt sind.
Die hirnorganischen Veränderungen bei Demenz stehen nicht in
einem eindeutigen Ursache- Wirkungs-Zusammenhang zum
Auftreten bzw. zur Ausprägung einer kognitiven oder
Verhaltenssymptomatik. Proportionalitätsaussagen wie: „Je mehr
senile Plaques, desto schlechter die kognitiven Fähigkeiten und
desto ausgeprägter das Demenzverhalten.“ Lassen sich nicht
bestätigen.
Stefan Wilde



Das Demenzverhalten kann auch ohne jegliche
hirnorganische Auffälligkeit im Rahmen einer
Depression (Pseudo-Demenz) oder eines Delirs
auftreten.
Die Bildung von senilen Plaques ist auch abhängig
von der geistigen und körperlichen Aktivität (Nietsch
1996)
Es ist nicht zwingend davon auszugehen, dass es sich
bei SDAT um eine Erkrankung handelt. Es ist auch
möglich diese von der genetisch bedingten Variante
Morbus Alzheimer oder FAD abzugrenzen und sie
stattdessen als einen normalen Alterungsprozess zu
verstehen, welcher individuell, in Abhängigkeit zu
verschiedenen Lebensumständen und
Umwelteinflüssen, verschieden schnell abläuft.
Stefan Wilde
Menschen mit Demenz...
•...drücken ihre Gefühle oft in direkter Weise aus, ohne vorher über
Normen und Verhaltensregeln zu reflektieren.
•...sind besonders empfänglich für nonverbale Kommunikation und
können Gefühle und Stimmungen bei anderen deutlich
wahrnehmen.
•...lösen die Zeitstruktur in ihrer eigenen Wahrnehmung auf, so
dass sie Vergangenes in der Gegenwart erleben können.
•...beschäftigen sich mit ihrer Vergangenheit, indem sie subjektiv
relevante Erlebnisse erinnern, wenn diese entweder einen
besonders positiven oder einen traumatischen Charakter haben.
•...nehmen sich oft nicht als verändert, alt oder krank wahr. Sie
halten negative Aspekte der Gegenwart von ihrer Wahrnehmung
fern.
Stefan Wilde


Ein solcher kompetenzorientierter Ansatz sollte sich nicht in der Überlegung
erschöpfen, welche Fähigkeiten im Einzelfall trotz Demenz noch erhalten
geblieben sind, sondern stellt darüber hinaus auch die Frage nach dem Sinn
und Zweck der dementiellen Erkrankung selbst.
◦ Welches unbewusste Ziel verfolgt eine Person, die als Demenzkrank gilt, mit ihrem
„Demenzverhalten?
◦ Was hat die betroffene Person davon, sich so zu verhalten, in dieser spezifischen
Art und Weise?
Die Medizin als Leitwissenschaft gibt uns auf solche Fragen keine Antwort.
Als Naturwissenschaft ist es ihre Aufgabe sich an biologisch beobachtbaren
Fakten zu orientieren. Problematisch ist es allerdings, wenn die so
gewonnenen Aussagen der Medizin unreflektiert in die gesellschaftliche
Wahrnehmung eines Krankheitsbildes übertragen werden.
◦ Die Medizin muss auf Grund ihrer naturwissenschaftlichen Wurzeln immer
reduktionistisch sein. Sie liefert wichtige Beiträge zum Thema Demenz, kann und
darf aber nicht das Monopol über Aussagen zu einem Thema erhalten, welches zwar
medizinische Aspekte besitzt, aber zu einem großen Teil hinsichtlich Entstehung
und Verlauf von psychosozialen Bedingungen abhängig zu sein scheint.
Stefan Wilde
Auffälligkeiten im Beruf
Vergesslichkeit
Stimmungslabilität
Aufmerksamkeitsdefizite
auffällige kognitive Defizite
Alltagsaktivitäten eingeschränkt
Orientierungsstörungen (Zeit, Ort, Person)
Aggressionen
Verhaltensstörungen
15 – 30 Jahre
Vorlaufzeit
Beginnendes
Inkontinenz
Moderates
Eingeschränkte Selbstständigkeit
Verlust der
Selbstständigkeit
Gedächtnis- u.
Sprachzerfall
Schweres Stadium
Pflegeabhängigkeit
Stefan Wilde
Demenz als Kompensationsdefizit
Plateau bei SD A T
Warum hören manche Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt auf zu
kompensieren, während andere mit vergleichbarer hirnorganischer
Symptomatik keinerlei Symptome in Kognition und Verhalten zeigen?
Stefan Wilde
Demenz als Kompensationsdefizit
•15- 30 Jahre
Vorlaufzeit
•Abhängigkeit
von psychosozialen
Faktoren
•Plateau bei
SDAT
•Verlauf der VD
Stefan Wilde
Aus der Kompensationshypothese ergeben
sich 3 Fragen:
•Welche innerpsychischen oder sozialen Gegebenheiten
veranlassen ein Individuum zu regressiver Dekompensation?
•Welchen Gewinn bringt regressive Dekompensation, bzw.
was ist ihre Funktion?
•Inwieweit ist der Verlauf der Symptomatik von äußeren
Faktoren, wie der Qualität von Beziehungen und
Kommunikationsstrukturen abhängig?
Stefan Wilde

Alter (als gesicherter Risikofaktor)

Geschlecht: SDAT – Frauen, VD - Männer

Bildung

Freizeitaktivitäten


◦ 90 bis 100- jährige allerdings leiden relativ weniger häufig
an Demenz
◦ Biologisch genetische, biographische Einflüsse ?
◦ Nonnenstudie, erhöhte zerebrale Reservekapazitäten bei
höherer Bildung (Snowdon 1996)
◦ Regelmäßige Teilnahme an sozialen Aktivitäten verzögert
Demenzentwicklung
Depression
Soziale Beziehungen mit subjektiv positiv erlebtem
Charakter (vgl. v. Wedel- Parlow, 2004)
Stefan Wilde

Körperliche Faktoren

Life-Style Faktoren

Alzheimer Demenz
◦
◦
◦
◦
◦
◦
◦
◦
Hypertonie
Diabetes mellitus
Hyperlipidämie
Hypotonie
Bewegungsarmut
Ernährung
Rauchen
Drogen u. Alkoholmissbrauch
„In den vergangenen
Jahren sind jedoch
veränderbare
Risikofaktoren der
Alzheimerdemenz
bekannt geworden, wie
Hypercholesterinämie,
arterielle Hypertonie,
Adipositas,
Hyperhomozysteinämie
und körperliche
Inaktivität. Diese
veränderbaren
Risikofaktoren der
Alzheimerdemenz
entsprechen weitgehend
den bekannten
vasculären
Risikofaktoren.“ [1]
Diener und Dichgans 1994, zitiert nach Gereon Heuft,
Andreas Kruse, Hartmut Radebold: „Lehrbuch der
Gerontopsychosomatik und Alterspsychotherapie“,
München, 2006, S. 179

SIMA (Oswald, Uni Erlangen seit 1991)

Bauer, Bauer und Theising (1990 bis 1992)
◦ Teilnehmer eines kombinierten Gedächtnis- und
Psychomotoriktrainings zeigten noch 13 Jahre nach
Studienbeginn Verbesserungen gegenüber Kontrollgruppe
insbesondere in Bezug auf die Demenzrate.
◦ Einzelfallstudien an Alzheimerpatienten.
 biographischen Werdegang
 teilstrukturierte Interviews mit mehreren Bezugspersonen
(fremdanamnestische Mehrfacherhebung) unter
Berücksichtigung tiefenpsychologischer Gesichtspunkte und
in Anlehnung an das „Freiburger Persönlichkeitsinventar“
 Prämorbide Persönlichkeit
 Traumatische Erlebnisse
Stefan Wilde
Bauer, Bauer und Theising (1990 bis 1992)
Nach Auswertung der Daten zeigten sich in den durchgeführten
Einzeluntersuchungen folgende Ergebnisse:
Ergebnisse
•deutliche Hinweise auf das Vorliegen erheblicher Belastungsfaktoren im
Vorfeld der Entwicklung der Demenz.
•selbstunsichere, anlehnungs- und lenkungsbedürftige Personen sind im
Verlauf einer langjährigen Entwicklung in einen Zustand weitgehender
Fremdbestimmung geraten
•In allen Fällen war zu beobachten, dass, beginnend etwa zwei bis fünf Jahre
vor Auftreten der ersten Symptome, die Beziehungen der Patienten zu ihren
wichtigsten Bezugspersonen ihre bis dahin fürsorgliche Qualität und positive
emotionale Tönung verloren hatten.
•Bezüglich der prämorbiden Persönlichkeitsmerkmale berichten die Autoren
darüber hinaus, dass alle Patienten sich mit überraschender Einheitlichkeit im
Leben schon immer, also auch schon in der Kindheit, bevorzugt
untergeordnet hatten und dass bei allen eine deutliche Abneigung und
Vermeidungshaltung gegenüber Konflikten bestand.
Stefan Wilde

„Selye (1953) entdeckte eine immer gleiche Reaktion des
Organismus auf unterschiedliche äußere belastende Einwirkungen
(Stressoren, wie Hitze, Kälte, Schock, etc.) Die Reaktionen des
Organismus teilte er ein in: 1. Alarmstadium, 2. Abwehrreaktion und
3. Erschöpfungsstadium“
(Heiko Waller: „Sozialmedizin“, 3. Auflage, Stuttgart, 1993, S. 23)

Eine Erweiterung erfuhr dieses Konzept in dem Stress-CopingModell, welches das somatisch-organische Geschehen über das
psychosoziale Erleben des Betroffenen mit den sozialstrukturellen
Bedingungen verknüpft.
(Nach Heiko Waller: „Sozialmedizin“, 3. Auflage, Stuttgart, 1993, S. 23 : Ausführlich beschrieben in
Badura, 1981)
Auch Grond geht von einer Alarm- bzw. Widerstandsphase als Reaktion des psychischen
Apparats auf Distress aus. Nach ungenügenden Anpassungs- oder Erholungsphasen, welche
mit den Copingmechanismen in Verbindung gebracht werden können, kommt es bei weiter
einwirkenden alten oder neuen Stressoren zum Zusammenbruch, was einem
Erschöpfungsstadium entspricht. Das Ergebnis ist dann, wenn alle Anpassungs- und
Entlastungsmechanismen zusammenbrechen, die Verwirrtheit. Eine besondere Bedeutung
misst Grond dabei der Zuwendung durch Bezugspersonen bei.[1]
[1]
vgl. Erich Grond: „Die Pflege verwirrter, alter Menschen“, Freibung i.B., 1996, S.161 f
Stefan Wilde
„Diese bis heute immer noch am besten ausgearbeitete und geschlossenste Theorie
psychosomatischer Krankheiten geht davon aus, dass jeder psychosomatischen
Störung, wie auch den Neurosen, ein weitgehend unbewusster emotionaler Konflikt
zugrunde liegt, der im Widerstreit von zwei Bedürfnissen oder von einem Bedürfnis und
Verboten liegt.“
[1]
Thomas Köhler: „Psychosomatische Krankheiten“, Stuttgart, 1995, S. 21

„Bei den präsenilen Formen der AD wurden autosomal –
dominante Vererbungsmuster in einzelnen hochbelasteten
Familien gefunden.“
(Johannes Kornhuber, Stefan Bleich, Jens Wiltfang:
„Demenzerkrankungen und Morbus Alzheimer“, Bremen, 2005, S. 25)

„Alter ist der einzige prädiktive Risikofaktor für die
Entwicklung einer Demenz vom Alzheimertyp, sieht man
von den rund 100 weltweit bekannten Familien mit einer
genetisch identifizierten Form ab.“
(Gereon Heuft, Andreas Kruse, Hartmut Radebold: „Lehrbuch der
Gerontopsychosomatik und Alterspsychotherapie“, München, 2006,
S. 24)
Stefan Wilde
Etwa 0,5 Prozent der AD-Patienten fallen
durch einen sehr frühen Erkrankungsbeginn (vor 60. Lebensjahr) und eine
positive Familienanamnese für
frühmanifeste Demenzen auf. In diesen
Fällen kann es sich um die autosomaldominant erbliche, familiäre AD (FAD)
handeln. Die FAD wird durch
Einzelgenmutationen in einem der Gene
für Amyloidvorläuferprotein (APP),
Präsenilin 1 (PSEN1) oder Präsenilin 2
(PSEN2) verursacht. LOAD und FAD
lassen sich nur mit molekuargenetischen
Methoden und anhand der
Familienanamnese unterscheiden
Dtsch Arztebl 2006; 103: A 1010–6.
Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Finckh
Laboratoriumsmedizin Dortmund
Brauhausstraße 4, 44137 Dortmund
E-Mail: [email protected]

Die FAD kommt in der Bevölkerung mit einer
geschätzten Häufigkeit von circa 5 bis 10 auf
100 000 Einwohner vor und ist damit ähnlich
selten wie andere monogen erbliche
Erkrankungen, wie beispielsweise die Chorea
Huntington. Die bisher molekular geklärten
Formen der FAD, AD1, AD3 und AD4 sind
autosomal-dominant erblich. Entsprechende
Familien sind durch die regelhafte Weitergabe
der Erkrankung durch Betroffene von
Generation zu Generation charakterisiert
(Grafik 2). Erkrankungsverursachend bei AD1,
AD3 und AD4 wirken jeweils heterozygote
Mutation in den entsprechenden Genen APP,
PSEN1 oder PSEN2. Bislang sind in diesen
Genen 185 verschiedene Mutationen in
insgesamt 388 Familien weltweit
molekulargenetisch beschrieben. In 81
Prozent dieser Familien liegen Mutationen in
PSEN1 vor, in 15 Prozent der Familien in APP
und nur in 4 Prozent in PSEN2.
Stefan Wilde
Rückzug / Regression




Wunsch nach Schutz/ Versorgung
Depressive Tendenz
Abgabe von Verantwortung
Die Schwierigkeiten (Verluste) der Gegenwart werden
ausgeblendet (Verdrängt?) Gleichzeitig kann Angenehmes
aus der Vergangenheit wiederblebt werden
Verarbeitung (vergl. Psychoanalyse)



Auflösung der Zeitstruktur mit der Möglichkeit die
Vergangenheit (ungelöste Aufgaben, unverarbeitete
Konflikte) nachträglich zu bearbeiten und zu rechtfertigen
Das Unbewusste (Gefühle, Wünsche, Triebe) verschafft sich
einen Ausgang, kann ungefiltert geäußert werden
Direkte Übertragung mit der Möglichkeit, die wichtigsten
Beziehungen zu anderen Menschen nachträglich zu
bearbeiten und die verbundenen Gefühle auszudrücken als
wären sie aktuell anwesend.
Stefan Wilde


Lange Zeit war in der Betreuung und Therapie von Menschen mit
Demenz das Konzept des Realitätsorientierungstrainings (ROT) von
großer Bedeutung. Dabei ging man davon aus, dass alle Aktivitäten
dazu beitragen sollten das Wahrnehmungsvermögen für die
„tatsächliche Realität“ zu erhalten. Wir wissen heute, dass dieser
Ansatz nicht funktioniert.
„....Wenn eine Patientin also beispielsweise sagt: ‚Ich muss nach
Hause, meine Mutter wartet’ oder ‚Wahrscheinlich schreit mein Baby
schon, ich muss schnell nach Haus und es füttern’, (...) müssen wir
in freundlichem, aber bestimmten Ton antworten: „Nein, Frau
Schmidt, ihre Mutter ist schon 10 Jahre tot, sie sind hier im
Pflegeheim, und wir möchten sie gern in ein paar Minuten mit zur
Musiksitzung nehmen. Welches Kleid wollen sie denn heute
anziehen, das grüne oder das blaue? Mit derartigen Sätzen erinnern
wir die betreffende Person an die Wirklichkeit, ohne uns auf
langwierige Argumente einzulassen; wir benutzen eine
Ablenkungstechnik, die den Gedankenfluss in eine andere Richtung
lenkt, nämlich in Richtung Vorfreude, Auswählen und Entscheiden.“

vgl. Ruth Bright: „Musiktherapie in der Altenhilfe“,
Stuttgart, 1984, S. 91 f
Stefan Wilde

„Ich gab das Ziel der Orientierung auf die Realität auf, als ich
bemerkte, dass die Gruppenmitglieder sich immer dann
zurückzogen oder zunehmend feindselig wurden, wenn ich
sie mit der unerträglichen Realität der Gegenwart zu
konfrontieren versuchte.“
 Naomi Feil, „Validation, ein Weg zum Verständnis verwirrter alter
Menschen“, München, 1999, S. 9

Das Realitätserleben ist immer ein subjektiver Prozess der
Wahrnehmung, auch ohne dass eine hirnorganische
Beeinträchtigung vorliegt, und immer abhängig vom
individuellen Erlebnishorizont und den ohnehin begrenzten
Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten jedes
Subjekts.
Stefan Wilde

„Ich bin von der grundsätzlichen Dominanz des
Subjektiven überzeugt. Der Mensch lebt im Wesentlichen
in seiner persönlichen, subjektiven Welt und selbst seine
scheinbar höchst objektiven Tätigkeiten in Wissenschaft,
Mathematik u.s.w. sind das Ergebnis subjektiver Ansicht
und subjektiver Wahl. (...) Dies bedeutet für mich, dass,
obwohl es so etwas wie objektive Wahrheit zu geben
scheint, ich sie doch niemals erfassen kann.“
 Carl R. Rogers: „Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der
zwischenmenschlichen Beziehungen“, Köln, 1987, S. 17
Us-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut. Nachdem er 1963 seinen
Lehrauftrag als Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Universität von
Wisconsin zurückgegeben hatte, gründete er in La Jolla, Kalifornien, das
„Center for the study of the person“
Stefan Wilde

„In our experience, the counselor who tries to use a
„method“ is doomed to be unsuccessful unless this
method is genuinely in line with his own attitudes.”
 vgl. Carl R. Rogers: “Client-Centered Therapy”, Boston, 1965, S. 20
Die therapeutische Orientierung oder Einstellung (Attitude) des Therapeuten ist
für Rogers von entscheidender Bedeutung. Rogers bezeichnet vor allem drei
Bedingungen (notwendig und hinreichend) als ausschlaggebend für den Erfolg
der Therapie.



Die Echtheit oder Kongruenz des Therapeuten (Autentizität)
Das vollständige und bedingungsfreie Akzeptieren des Klienten
seitens des Therapeuten (bedingungsfreie Akzeptanz)
Ein sensibles und präzises einfühlendes Verstehen des Klienten
seitens des Therapeuten (Empathie)
Stefan Wilde


Die Rolle des Betreuers wäre in diesem Verständnis die eines
mitfühlenden Begleiters, der sein Gegenüber durch sein
Verstehen und durch seine bedingungslose Zuwendung und
Wertschätzung nondirektiv immer mehr darin bestärkt, sich mit
dem auseinanderzusetzen, was ihm wichtig ist und was er
vielleicht erst jetzt, im Schutz der Demenz und der
emotionalen Begleitung Stück für Stück aus dem Unbewussten
hervorzuholen wagt.
Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie Rogers bildet
m.E. die wichtigste Grundlage, eines von der Sozialpsychologin
Naomi Feil zwischen 1963 und 1980 an der Praxis entwickelten
Kommunikationsansatzes für die Betreuung und Therapie von
Menschen mit Demenz. Welchen Stellenwert auch sie der
Wertschätzung des Individuums beimisst, wird bereits durch
den Namen ihrer Methode deutlich: „Validation“, was nichts
anderes bedeutet als „Wertschätzung“, oder „(die Gefühle) für
gültig erklären.“
Zielgruppe nach Feil:
•80+,
•SDAT,
•Nicht chron. psychisch krank






„Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt
werden. (A. Maslow)
Alle Menschen sind wertvoll, ganz gleichgültig, in welchem Ausmaß
sie verwirrt sind. (N. Feil)
Es gibt einen Grund für das Verhalten von verwirrten, sehr alten
Menschen. (N. Feil)
Verhalten in sehr hohem Alter ist nicht nur eine Folge anatomischer
Veränderungen des Gehirns, sondern das Ergebnis einer Kombination
von körperlich, sozialen und psychischen Veränderungen. (A.
Verwoerdt)
Sehr alte Menschen kann man nicht dazu zwingen, ihr Verhalten zu
ändern. Verhalten kann nur dann verändert werden, wenn die
betreffende Person es will. (S. Freud)
Sehr alte Menschen muss man akzeptieren, ohne sie zu beurteilen.
(C. Rogers)
Naomi Feil: „Validation in Anwendung und Beispielen“,
München, 2000, S.45
Stefan Wilde




Zu jedem Lebensabschnitt gehören bestimmte Aufgaben. Wenn man diese
Aufgaben nicht im jeweiligen Lebensabschnitt erfüllt, kann das zu
psychischen Problemen führen. (E. Erickson)
Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, versuchen alte Menschen ihr Leben
wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Erinnerungen
zurückgreifen. Wenn die Sehstärke nachlässt, sehen sie mit dem „inneren
Auge“. Wenn das Gehör immer mehr nachlässt, hören sie Klänge aus der
Vergangenheit. (W. Penfield)
Schmerzliche Gefühle, die ausgedrückt, anerkannt und von einer vertrauten
Person validiert werden, werden weniger. Schmerzliche Gefühle, die man
unterdrückt, werden immer stärker. (C.G. Jung)
Einfühlung und Mitgefühl führt zu Vertrauen, verringert Angstzustände und
stellt die Würde wieder her. (N. Feil)“
Naomi Feil beschreibt die grundlegende Haltung des Validations-Anwenders bildhaft als
„in den Schuhen des anderen gehen.“ Die emotionalen Signale des Gegenübers sollen
dabei aufgefangen und in Worte gekleidet, sowie auch nonverbal ausgedrückt werden.
Naomi Feil: „Validation in Anwendung und
Beispielen“, München, 2000, S.45
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Fragen nach Fakten. V/A stellt „wer, was, wo, wann, wie“ - Fragen. Ungünstig sind
jedoch „warum“ - Fragen. Gefühle werden im ersten Stadium vermieden, es sei denn,
dass der Klient sie deutlich ausdrückt.
Wiederholen / Zusammenfassen. Der V/A achtet im Gespräch auf besonders betonte,
wichtige Wörter und fasst das Gesagte unter Verwendung dieser Schlüsselwörter
zusammen.
Polarität verwenden. Der V/A fragt nach dem Extrem „Wann war es am schlimmsten“,
„Wie oft passiert es und in welchem Ausmaß?“
Helfen sich das Gegenteil vorzustellen. „Was würde passieren, wenn das Gegenteil
wahr wäre“; „ist es denn manchmal auch nicht so?“
Erinnern. Der V/A benutzt Worte wie „immer“ oder „niemals“ um die Erinnerung zu
aktivieren. Auf diese Weise sollen Bewältigungsmechanismen aus der Vergangenheit
wiederhergestellt werden. „War das schon immer so?“
Bevorzugtes Sinnesorgan ansprechen. Die meisten Menschen nehmen ihre Umwelt
bevorzugt durch ein bestimmtes Sinnesorgan wahr. Dieses bevorzugte Sinnesorgan
gilt es herauszufinden und durch entsprechende Wortwahl gezielt anzusprechen.
Visuelle Worte sind: bemerken, sich ein Bild machen, sich etwas
vorstellen, erinnern, etc. Akustische Worte: hören, zuhören, laut, klingt
wie, klar, etc. Kinästhetische Worte: ich spüre, fühle, merke, es trifft mich,
schmerzt mich, packt mich, etc.
Stefan Wilde
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Fragen nach Fakten (s.o.)
Wiederholen / Zusammenfassen (s.o.)
Polarität verwenden (s.o.)
Helfen, sich das Gegenteil vorzustellen (s.o.)
Bevorzugtes Sinnesorgan ansprechen (s.o.)
Berührung. Klienten im Stadium 2 reagieren zumeist sehr positiv
auf intensiven, fürsorglichen Körperkontakt. Da die
Realitätswahrnehmung nachlässt, muss man oft sehr nahe an den
Klienten heran, um zu ihm durchzudringen.
Blickkontakt ist zumeist nicht mehr unangenehm. Er ist eine
Grundvoraussetzung um überhaupt näheren Kontakt herstellen zu
können.
Mit klarer, tiefer, warmer Stimme sprechen. Möglichst nicht ohne
vorherigen Blickkontakt und Berührung sprechen.
Stefan Wilde
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Emotionen. Gefühle, die der Klient ausdrückt, sollen erkannt
und benannt, also in Worte gefasst werden. Darüber hinaus
sollen Gesichtsausdruck, Stimme, Atmung, Körperhaltung
und Bewegung des V/A den Gefühlsäußerungen des Klienten
angepasst werden. Es gibt 4 Basisemotionen: Liebe
(Vergnügen / Freude) / Ärger (Wut / Hass / Missvergnügen /
Abneigung) / Angst (Schuld / Scham / Beklemmung) / Trauer
(Elend / Kummer)
Mehrdeutigkeit. Der V/A benutzt offene, vage, mehrdeutige
Worte, um Klienten einen möglichst weiten Freiraum für
Interpretationen zu geben. Beispielsweise ist die Verwendung
von unspezifischen Pronomen, wie „er“ oder „das“ an Stelle
von konkreten Bezeichnungen angebracht.
Stefan Wilde
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Fragen nach Fakten (bei starker verbaler Einschränkung in St. 3
u.U. nicht mehr möglich)
Wiederholen / Zusammenfassen (s.o.)
Bevorzugtes Sinnesorgan ansprechen (s.o.)
Polarität verwenden (s.o.)
Berührungen sind jetzt wichtiger denn je
Blickkontakt (dito.)
Mit klarer, tiefer, warmer Stimme sprechen (s.o.)
Emotionen (s.o.)
Mehrdeutigkeit (s.o.)
Spiegeln. Körperbewegung und -haltung spiegeln. Auf Atmung,
Augen, Gesichtsausdruck etc. achten und ebenfalls nachahmen.
V/A versucht, sich in die Gefühlswelt des alten Menschen
einzufühlen und die Bedeutung des Verhaltens zu verstehen.
Stefan Wilde
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Menschen im Stadium 4 sind kaum noch zu erreichen. Sie
reden nicht, sie haben offensichtlich kein Körperbewusstsein
mehr und ihre Bewegungen sind kaum noch wahrnehmbar.
Gefühle können nicht identifiziert werden, da auch die Mimik
jetzt völlig eingeschränkt ist. Menschen im vierten Stadium
benötigen vor allem Körperkontakt. Manchmal kann es
möglich sein Blickkontakt herzustellen. Validation ist im
Allgemeinen nicht mehr möglich. Es empfiehlt sich in diesem
Stadium besonders mit basaler sensorischer Stimulation und
mit Musik zu arbeiten.
Klienten, die in Stadium 3 nicht die Möglichkeit hatten,
weiterhin zu kommunizieren und so den
Verarbeitungsprozess fortzusetzen, werden sich nach Naomi
Feils Auffassung unweigerlich in das Endstadium der
Desorientierung zurückziehen
Stefan Wilde
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Mit dem Wissen - oder zumindest
einer einigermaßen begründeten
Ahnung - um die psychosoziale
Dimension der Entstehungs- und
Verlaufsbedingungen dementiellen
Verhaltens, seiner Funktion und
seiner Psychodynamik, wäre es nun
ein nächster Schritt, vielleicht auf
der Basis von Validation, ein
therapeutisches Konzept zu
entwickeln, dessen Ziel aber nicht
eine „Heilung“ im medizinischen
Sinne sein kann.
Ziel eines solchen Konzepts müsste es vielmehr sein, Menschen mit Demenz
besser auf ihrem Weg begleiten zu können, auf ihrer Reise, die sie
angetreten haben, und die übrigens nicht in den Sonnenuntergang führt,
sondern in die entgegengesetzte Richtung, - zurück an die Stationen des
Lebens, die ihnen von Bedeutung sind.
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Vgl.: Stefan Wilde: Die psychosoziale
Dimension der Entstehung und des
Verlaufs dementiellen Verhaltens, April
2007
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