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Fachtag
Die Zunahme
psychischer Störungen
bei Mädchen und Jungen
- unabänderliches Schicksal
oder gesellschaftlich gestaltbar?
16. November 2010, München
SOZIALDIENST KATHOLISCHER FRAUEN
Landesverband Bayern e.V.
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
in der vorliegenden Dokumentation stellen wir Ihnen die Vorträge unseres Symposiums
„Die Zunahme psychischer Störungen bei Mädchen und Jungen – unabweisbares
Schicksal oder gesellschaftlich gestaltbar?“ vom 16. 11. 2010 zur Verfügung.
In Fortsetzung des bei unserem ersten Symposium in 2009 begonnenen interdisziplinären Diskurses ist es unser Ziel, mit unserer Veranstaltung die gegenseitige Kenntnis
von Jugendhilfe, Gesundheitshilfe und Schule über die Beiträge der anderen Systeme
zum benannten Thema zu befördern.
Der Schwerpunkt des Symposiums lag auf der Frage, inwieweit Gesundheitshilfe,
Jugendhilfe und Schule die psychische Gesundheit von Mädchen und Jungen fördern
können und bereits fördern – eine Frage, die spätestens mit der Rezeption des
13. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung im Frühsommer 2009 große
Aufmerksamkeit erfährt.
„Der größte Risikofaktor zur Ausbildung einer psychischen Störung ist in der Kindheit
der, Junge zu sein“ – resümierte Professor Andreas Warnke von der Universitätsklinik
Würzburg die Datenlage zur unterschiedlichen Ausprägung psychischer Störungen bei
Mädchen und Jungen. Für Mädchen gelte das gleiche im Jugendalter.
Die im Folgenden dokumentierten Vorträge weisen Ansätze zur Förderung der psychischen Gesundheit auf, verdeutlichen aber auch, dass das Thema noch weiterer Unterstützung bedarf.
Zu den Vorträgen:
Prof. Heiner Keupp stellt in seinem Beitrag den Zusammenhang zwischen der Verbreitung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit folgenden drei Faktoren
her: dem Geschlecht, dem Migrationshintergrund und der sozialen Lage. Desweiteren
stellt der Vorsitzende der Berichtskommission des 13. Kinder- und Jugendberichts der
Bundesregierung die Bedeutung eines erweiterten Gesundheitsbegriffs für die Arbeit in
der Kinder- und Jugendhilfe dar. Er erläutert das Konzept der Salutogenese sowie den
Gesundheitsbegriff der Ottawa Charta. Entscheidend für ein gesundes Aufwachsen sind
Selbstbestimmung, ein positives Selbstbild, das Gefühl der Zugehörigkeit sowie die
Möglichkeit, sich selbst als handlungsfähig zu erleben.
Prof. Peter Paulus von der Leuphana Universität Lüneburg stellt in seinem Vortrag das
von ihm aus Australien nach Deutschland importierte Programm MindMatters zur Förderung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern. Aufbereitet stehen
den Lehrkräften Methoden wie „Freunde finden, behalten, dazugehören“, „Umgang mit
Stress“, „Mobbing“ sowie „Rückrat für die Seele“ zur Verfügung. In Bayern wird das
Konzept im Rahmen des Programms „Gute gesunde Schule“. Darüber hinaus betont
Professor Paulus, dass Schule insbesondere dann die gesunde Entwicklung von Mädchen und Jungen fördert, wenn sie Gesundheit als Voraussetzung für gutes Lernen in
den Schulalltag integriert.
Prof. Andreas Warnke appelliert in seinem Vortrag an die Verantwortung aller gesellschaftlichen Kräfte. Psychische Erkrankungen müssen endlich die gleiche gesellschaftliche Beachtung erhalten wie körperliche Krankheiten. Als wichtigen Beitrag fordert
Andreas Warnke von der Schule, auffälliges Verhalten oder mangelnde Schulleistung als
möglichen Hinweis auf zugrundeliegende Störungen abzuklären. Ziel müsse es sein,
allen Mädchen und Jungen eine erfolgreiche Schullaufbahn zu ermöglichen. „Kinder mit
Legasthenie oder mit Autismus haben das Recht auf entsprechende Hilfestellungen“.
1
Deshalb sei die Eingliederungshilfe, die über das Jugendamt gewährt wird, wichtig.
Professor Warnke verdeutlicht, dass trotz rückläufiger Geburtenrate die Bedürftigkeit
nach Jugendhilfeleistungen wie auch nach psychiatrischer Behandlung gestiegen ist.
Diese Entwicklung müsse im Kontext gesellschaftlicher Wandlungsprozesse gesehen
werden. Dazu gehören zunehmend Armutsrisiken für Familien ebenso wie die Verunsicherung von Kindern in ihren familialen Bezügen durch die Zunahme von Patchworkfamilien und Alleinerziehenden. Familien können Krisen immer schlechter selbständig
abfangen.
Klaus Schwarzer von der AOK Bayern führt spezifische Förderprogramme der AOK zur
Förderung der psychischen Gesundheit aus. Hierzu zählen „relaxed kids“ und „Warum ist
Mama krank“. Es wird deutlich, dass auch bei der AOK als mitgliederstärkste Krankenkasse Bayerns der präventive Bereich an Bedeutung gewonnen hat, ebenso die
Förderung ambulanter vor stationärer Versorgung. Klaus Schwarzer weist ferner auf die
unzureichende Versorgung mit niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern hin.
Wir bedanken uns bei den Referenten für die Freigabe ihrer Vorträge für unsere
Dokumentation.
München, Januar 2011
Beate Frank und Alexandra Myhsok
SkF Landesverband Bayern e. V.
2
Symposium 16. November 2010
Die Zunahme psychischer Störungen
bei Mädchen und Jungen
- u n a b ä n d e r lic h e s Sc h ic k s a l o d e r g e s e lls c h a ftlic h g e s t a ltb a r ?
10.00 Uhr
Begrüßung
Elisabeth Maskos
Vorsitzende, SkF Landesverband Bayern e.V.
10.15 Uhr
Was verhindert, was fördert gesundes Aufwachsen
von Mädchen und Jungen?
- der Beitrag der Kinder- und Jugendhilfe
Prof. em. Dr. Heiner Keupp
Vorsitzender der Sachverständigenkommission des
13. Kinder- und Jugendberichts, München
11:30 Uhr
Gute gesunde Schule –
das Konzept „MindMatters“
Prof. Dr. Peter Paulus
Institut für Psychologie an der Leuphana Universität
Lüneburg
ca. 12.30 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr
Die unterschiedlichen Ausprägungen psychischer
Störungen bei Mädchen und Jungen
Prof. Dr. med. Andreas Warnke
Klinik und Poliklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg
15:15 Uhr
Die Förderung der psychischen Gesundheit von
Mädchen und Jungen
– die AOK Bayern
Klaus Schwarzer
Referent Leistungsmanagement, AOK Bayern
ca. 16.30 Uhr Ende der Veranstaltung
Tagungsleitung
Beate Frank und Alexandra Myhsok
Referentinnen, SkF Landesverband Bayern e.V.
SOZIALDIENST KATHOLISCHER FRAUEN
Landesverband Bayern e.V.
Inhaltsverzeichnis
Was verhindert, was fördert gesundes Aufwachsen
von Mädchen und Jungen?
- der Beitrag der Kinder- und Jugendhilfe
Prof. em. Dr. Heiner Keupp
Vorsitzender der Sachverständigenkommission des 13. Kinderund Jugendberichts, München
Gute gesunde Schule – das Konzept „MindMatters“
Prof. Dr. Peter Paulus
Institut für Psychologie an der Leuphana Universität Lüneburg
Die unterschiedlichen Ausprägungen psychischer Störungen
bei Mädchen und Jungen
Prof. Dr. med. Andreas Warnke
Klinik und Poliklinik für Kinder-, Jugendpsychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsklinikum Würzburg
Die Förderung der psychischen Gesundheit von Gesundheit
von Mädchen und Jungen
– die AOK Bayern
Klaus Schwarzer
Referent Leistungsmanagement, AOK Bayern
5
6
Die unterschiedlichen Ausprägungen
psychischer Störungen
bei Mädchen und Jungen
Prof. Dr. med. Andreas Warnke
Klinik und Poliklinik für Kinder-,
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsklinikum Würzburg
49
Häufigkeit psychischer Störungen im
Kindes- und Jugendalter
Unterschiedliche Ausprägungen von psychischen
Störungen bei Mädchen und Jungen
¾22 %
¾10 %
psychische Auffälligkeiten
manifest psychisch krank
Prof. Dr. Andreas Warnke
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Psychosomatik und Psychotherapie
Universität Würzburg
Quelle: Kinder- und Jugend-Survey,
Robert-Koch-Institut, Berlin 2006
München
16.11.2010
Epochale Trends bezüglich der Häufigkeit
psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter
in den letzten 50 Jahren
Geschlechtsverhältnis in Bezug auf die Raten
psychischer Auffälligkeiten
(% psych. Auffälligkeit Jungen/ % psych. Auffälligkeit Mädchen)
Häufigkeitszunahme: aggressives Verhalten
Alkohol- und Drogenabhängigkeit
Gewaltdelinquenz
Depression
Essstörungen (Anorexia und Bulimia nervosa)
Psychische Auffälligkeiten
(relatives Risiko)
2,5
Jungen(%)/Mädchen(%)
2,2
2
1,7
1,6
1,5
1,4
1,17
1
0,88
0,82
0,5
0
3 Monate
2 Jahre
4 1/2
Jahre
8 Jahre
13 Jahre
18 Jahre
25 Jahre
Alter
Psychische Störungen überwiegend
bei Jungen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Autistische Störungen
2-3:1
Hyperkinetische Störungen
6-8:1
Sprachstörungen
>>
Stottern
3:1
Legasthenie
2-3:1
Enuresis/Enkopresis
3:1
Zwang
>
Tic
3:1
Störungen des Sozialverhaltens >>
Sucht/Drogenmissbrauch
>>
Brandstiftung
>>
Spielsucht
>>
Suizid
9:1
Psychische Störungen überwiegend
bei Mädchen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
spezifische Phobien
>>
Soziale Phobien
2:1
Dissoziative Störungen/Konversionsst. 3:1
Störung Schlaf-Wach-Rhythmus
20:1
Anorexia nervosa
20:1
Bulimia nervosa
>>
Depression/Dysthymie (Jugend)
>
Generalisierte Angststörung
>
Suizidversuch
>>
Protektive Faktoren – Resilienz des
Kindes
•
•
•
•
•
•
•
Schlussfolgerungen (II) (Esser 2009)
3.
Weibliches Geschlecht
Erstgeborenes Kind
Positives Temperament (flexibel, aktiv, offen)
Positives Selbstwertgefühl
Überdurchschnittliche Intelligenz
Positives Sozialverhalten
Aktives Bewältigungsverhalten
Wesentliche Ursachen liegen in
™
™
™
4.
5.
widrigen psychosozialen Bedingungen
fehlender erzieherischer Kompetenz
schweren prä- und perinatalen Belastungen
Die Risikofaktoren wirken
geschlechtsspezifisch
Bedeutendster früher Indikator
™
Qualität der Eltern-Kind-Beziehung
Entwicklungspsychiatrie
Familie
KiGarten
Schule
Peergroup
Entw.Aufgabe
Regulationsstörungen:
Essen
Schlafen
Schreien
Interaktion
Autismus
Ess-Störungen
Oppositionelle
St.
St.Soz.verh.
Entwicklungskomorbidität
Entwicklungsethik
Entw.-orientierte Therapie
Beruf
Familie
ADHS
EmotionaleAusscheidungsDepressiveZwangTic- Störungen
Legasthenie
Dyskalkulie
Anorexia nerv.
Bulimia nerv.
Depressive St.
Schizophrene
Psychosen
Affektive St.
Nach Von Gontard 2007
Quelle: Landratsamt Würzburg
Traditionelle Familie
auf dem Rückzug
Rückgang der Eheschließungen
0
1990
-5
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
60
Lebensgemeinschaften mit Kindern
50
Prozentualer Rückgang
-10
Allein Erziehende
+ 55%
Ehepaare mit Kindern
40
-15
30
-20
20
-25
+ 19%
10
-30
0
-35
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
-10
-40
-20
- 17%
-45
-30
Jahr
Statistisches Bundesamt, 2007
Veränderung zu 1996 in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt
Leben als Single
Ein-Personen-Haushalte der jungen Männer und Frauen im
Alter zwischen 25 und 34 Jahren
51,20 %
34,50 %
21,00 %
10 %
1972
1996
1996
Familie auf dem Rückzug
Erziehungskapital
Traditionelle Familien
100%
Arbeitszeit von Mutter für Erziehung von 27
auf 17 Std./Woche gefallen
1972
Alleinerziehende Mütter
2,9%
2,3%
Alleinerziehende Väter
Lebensgemeinschaften
sonstige
4,7%
2,7%
11,6%
17,2%
80%
56%
60%
40%
83,2%
75,4%
44,00%
20%
0%
April 1996
Jahr 2008
KJP 2008
Rückgang der Geburten
Wandel im System Familie
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Längere Ausbildungszeit (>30 Berufszeit)
Sinkende Heiratsneigung
Späteres Erstheiratsalter-Erstgeburtsalter (28)
> nichteheliche Lebensgemeinschaft /Single
< Geburtenrate
> Scheidungsrate
Alleinerziehende bei Sozialhilfe überrepräsentiert
> Mehrgenerationenfamilie
< Seitenverwandte
1962
1972
1992
2008
Familienatlas 2008,
LRA Würzburg
Bevölkerungspyramide
Landkreis Würzburg
Fallzahlen der Institutsambulanz
Altersaufbau 2003 / 2023 nach Geschlecht
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
2004
2005
Geburten / Fallzahlen
2006
2007
2008
2009
Notstand Kindeswohl
Jährliche Erziehungsberatungen
2500
250000
+ 39%
2000
200000
Anzahl
1500
Anzahl
- 7%
1000
150000
100000
Ambulante Behandlung: KJP-Fallzahlen
500
50000
Geburten im Landkreis Würzburg
0
2004
1992
2005
2006
0
2007
1991
Jahr
Jährliche Erziehungsberatungen
1992
1993
1994
1995
Krankenhausfälle je 10 000 Kinder- und Jugendliche in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
350.000
310.561
Anzahl
300.000
30
27,7
Inanspruchnahme
250.000
+ 101,0 %
24,8
25
21,9
200.000
18,7
20
154.483
19,5
25,9
22,8
20,2
17,1
150.000
15
13,8
14,7
14,6
1995
1996
15,4
100.000
10
50.000
5
0
1991
2006
Jahr
1994
Quelle: Statistisches Bundesamt 2008
Folie 0077, 022008
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Jah r
Quelle: Statistisches Bundesamt
Scheidungszahlen in Stadt und Landkreis
Würzburg
Scheidungszahl
450
400
Landkreis
350
Stadt
300
250
200
150
100
50
19
70
19
72
19
74
19
76
19
78
19
80
19
82
19
84
19
86
19
88
19
90
19
92
19
94
19
96
19
98
20
00
20
02
0
Jahr
Wohnte das Kind bei beiden leiblichen Eltern?
Scheidung in Deutschland
Basisdokumentation
1982 – 1984:
< 14 Jahre
>= 14 Jahre
Alle Patienten
196
261
457
Patienten, die bei
beiden leiblichen
Eltern wohnten
131
178
309
67 %
68 %
68 %
gesamt
Prozentsatz
Basisdokumentation
2001 – 2003:
gesamt
Betroffene Kinder < 18 J.
1991
2008
136 000 Eltern
geschieden
189 102 Eltern
geschieden
99 000
150 187
< 14 Jahre
>= 14 Jahre
Alle Patienten
204
295
498
Patienten, die bei
beiden leiblichen
Eltern wohnten
105
160
265
51 %
54 %
53 %
Prozentsatz
…und in 2008:
Anlass der Erziehungsberatung
(bis zu zwei Nennungen je Fall sind möglich)
Tätigkeitsbericht 2002 Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Odenwaldkreises
175
125
66
65
59
6
3
3
14
En
tw
ick
lu
ng
sa
uf
Be
Sc
fä
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llig
hu
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en
br
nu
au
ng
ch
/S
ch
ei
du
ng
so
ns
tig
e
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
44%
Merkmale der Gruppe mit
Jugendhilfebedarf nach KJPBehandlung
•
•
•
•
•
Abweichende Elternsituation
An- und ungelernter Arbeiter
Psychische Störung eines Elternteils
Störung im Kindergarten
Externale Störung
Beck et al. .Z.KJPP, 37, 2009, 57-67
BMfFSFJ 2008
Indikation Jugendhilfe-Massnahme
Beck et al. 2009
Quelle: Landratsamt Würzburg
Elterliches Befinden stationärer Patienten KJP Würzburg nach BADO
MAS Achse V
50
45
45
42
Das Kind, das im Lernen versagt
40
34
35
%
30
2001-2006
30
25
20
15
2006-2009
10
5
0
psychische Störung /
abweichendes Verhalten eines
Elternteils
abweichende Elternsituation
Psychische Störung und geistige
Behinderung
• 30 % bis 70% aller Kinder und Jugendlicher
mit geistiger Behinderung leiden auch unter
einer seelischen Störung
• Erhöhtes Missbrauchsrisiko
Erste Selbstwahrnehmung
Benützen der Ichform
Anzahl Kinder / %
Anzahl Kinder / %
100
100
80
80
60
60
Selbstwahrnehmung
Mädchen
Vorname
40
40
Jungen
Ichform
20
20
0
0
22
0
10
20
30
Alter / Monaten
40
50
60
Largo et al. 1986
Geschlecht des Kindes und
Schulbildung der Mutter auf die
Sprachentwicklung
24
27
30
33
36
39
Alter / Monaten
42
45
48
Schulverweigerung
100%
8
18
31
80%
42
60%
92
40%
NichtAufholer
82
69
Aufholer
58
20%
0%
Jungen
Mädchen
(Unterschiede sind nur tendenziell: p < 0.1)
Mutter kein Abitur
Mutter Abitur
ELFRA 1, Grimm & Doil
51
54
Largo et al. 1986
• Schulschwänzen
• Schulangst
• Schulphobie (Trennungsangst)
Schulphobie:
Emotionalstörung mit
Trennungsangst
Therapie
- Somatischer Bereich:
Neubewertung somatischer
Angstsymptome
- Situativer Bereich:
rasche schulische Wiedereingliederung
- Psychischer Bereich:
Therapie der Trennungsangst
- Familienorientierte
- Erziehungsberatung
Intervention
Symptomatik
Kognitionen
Körperl.
Symptome
Vermiedene
Situationen
•Übermäßige Angst vor
Erwartung oder bei einer
Trennung von Bezugspersonen
•Angst vor
Unglück für
Bezugspersonen
•Bauchschmerzen
•Schule
•Kindergarten
•Kopfweh
- Elterntraining
•Übelkeit
- Familientherapie
•Erbrechen
- Schulberatung
- Obsolet:
•Auswärts
übernachten
•Im eigenem
Bett schlafen
Mutter/Kind-Kur, Hausunterricht
[Schneider& In-Albon, 2006]
Merkmale des Schulschwänzens
Schulangst
1. Vermeidung der unlustbetonten schulischen
Leistungssituation
- extreme Angst vor Schulsituationen
- Ätiologische Faktoren:
2. Mangelhafte Leistungshaltung
- Leistungsprobleme
- Beziehungskonflikte mit Lehrern / Mitschülern
3. Dissoziale Verhaltensstörung
4. Desintegrierte und sozial-deviante
Familienverhältnisse
- körperliche Stigmata
- soziale Außenseiterrolle
ADHS - Klassifikation nach ICD-10
(nach Döpfner et al. 2000)
Soziale Phobie
Symptomatik
Kognitionen
Körperl.
Symptome
Vermiedene
Situationen
•Anhaltende Angst in
sozialen Situationen
•Blamage
•Herzklopfen
•Schule
Aufmerk-
•Abwertungen
(Alter!)
•Zittern
•Erschauern
•Freizeit
samkeits- + aktivität + sivität
Einfache Aufmerksamkeits-
störung
und Hyperaktivitätsstörung
•Mit Gleichaltrigen
und Erwachsenen
Beginn vor 7. Lebensjahr
Hyper-
Impul-
F 90.0
•Übelkeit
•Sorge um Angemessenheit
des eigenen Verhaltens
situationsübergreifend
+
Störung des Sozialverhaltens
[Schneider& In-Albon, 2006]
F 90.1
Hyperkinetische Störung
des Sozialverhaltens
Komorbide Störungen
Erwachsene mit ADHS - Komorbiditäten
%
50
46,9
60%
40
57,9%
50%
30
40%
27,9
20
30%
18,5
18,5
16,7
10
9,5
33,5%
27,2%
17,6
24,9%
20%
10%
0
Oppositionelle Störung
Affektive Störungen
Ausscheidungsstörungen
Legasthenie
Störung des Sozialverhaltens
Angststörungen
Ticstörungen
0%
Affektive
Störungen
(Romanos et al. 2008;n=145 Familien, 222 Kinder)
Angststörungen
Substanzabusus
Substanzabhängigkeit
n=372, Jacob et al.,2007
Signifikante Beeinträchtigungen
psychosozialer Anpassung
bei Erwachsenen mit ADHS
Gruppenvergleich der Prävalenzen
ADHS-Impulsivität-Persistenz bei
erwachsenen Häftlingen
(Schmidt 2003; Wodarz 2003)
60
KG
• Frühe Schwangerschaft
• Geschlechtserkrankungen
40
Prozent
• Finanzielle Probleme
JVA
50
30
20
• Rückkehr zu den Eltern
• Delinquenz
10
0
ADHS in Kindheit
• Sucht (Risiko 4- bis 5-fach erhöht)
ADHS bei Inhaftierten
• ADHSam : 21,7 % (ICD 10) ; 45% (DSM
IV)(Rösler, Retz et al.2004)
• ADHSaw: 24,5 % (DSM IV);
persistierend 10%(Rösler , Retz et al. 2009)
•
• ADHSasex:27,6 % (7,8); pers. 14,2 % (3,0)
•
(Blocher et al. 2001)
Impulsivität erhöht
Persistenz
JVA = Häftlinge der Justizvollzugsanstalt
Symptomdimensionen
(Wewetzer)
• Kontrollzwänge
• Reinigungszwänge
• Symmetrie und
Ordnen
• Sammeln und Horten
Quelle:
Ziegler, Rösler 2003
Entwicklung tatverdächtiger Kinder
Entwicklung tatverdächtiger Jugendlicher
(bis unter 14 Jahre)
(14 bis unter 18 Jahre)
Anzahl
Anzahl
180000
350000
160000
300000
140000
250000
120000
200000
100000
80000
150000
insgesamt
insgesamt
deutsche
deutsche
60000
nichtdeutsche
nichtdeutsche
100000
40000
50000
20000
0
0
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
84
99
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
Jahr
Jahr
Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Bundesrepublik Deutschland – Berichtsjahr 1999
Störung des Sozialverhaltens
Definition
Jugendgewalt in Bayern
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Bundesrepublik Deutschland – Berichtsjahr 1999
3235
9469
3269
9690
Körperverletzungsdelikte durch Heranwachsende und Jugendliche
Körperverletzungsdelikte insgesamt
4151
11820
4441
12074
4662
12798
• dissoziales, aggressives oder aufsässiges
Verhalten
• Verletzung altersentsprechender sozialer
Erwartungen
• Dauer > 6 Monate
• oft schwierige psychosoziale Umstände
• evtl. Kombination mit Symptomen einer
emotionalen Störung (Depression, Angst) (F92)
Quelle: Bayerisches Justizministerium
Symptomatik
Merkmale von Mädchen
mit Störung des SV
Silverthorn & Frick 1999
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Ungehorsam, Streiten oder Tyrannisieren
häufige oder schwere Wutausbrüche
Grausamkeit gegenüber anderen Menschen oder Tieren
Destruktivität gegenüber Eigentum
Zündeln
Stehlen
Häufiges Lügen
Weglaufen
Schuleschwänzen
• mehr passive Aggressivität
• falls körperlich aggressiv: häufig
Selbstverletzung (22% SV)
• Alkohol, Drogen
• 41% Schulprobleme
• 60% schwanger vor 18.LJ
• kritische Lebensereignisse
Symptome der depressiven Episode
Symptome der depressiven Episode
Hauptsymptome
andere häufige Symptome
1. Gedrückte Stimmung
• Konzentrationsstörung
• Vermindertes Selbstwertgefühl
• Schuldgefühle
• Selbstschädigung
• Schlafstörung
2. Interesse-/Freudlosigkeit
3. Antriebsstörung
Altersabhängige Symptomatik der Depression
Weitere Symptome der
Depression
Kleinkinder
(1-3 Jahre)
Schulkinder
(7-12 Jahre)
Jugendliche
Verbalisieren v.
Traurigkeit
psychomotorische
Ausdrucksarmut
Hemmung
Gestörtes Essverhalten Appetitlosigkeit
(Ein-) Schlafstörungen (Ein-) Schlafstörungen
Interessenverlust
Spielunlust
vermehrtes Weinen
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Sozialer Rückzug
Leistungseinbruch
Erschöpfung
„Gefühl der
Gefühllosigkeit“
• Reizbarkeit
Zukunftspessimismus
Selbstzweifel
Anhedonie
Appetitlosigkeit
Hypersomnie
Sozialer Rückzug
Suizidale Gedanken
und Handlungen
Zukunftsangst
Suizidale Gedanken
Drogen-und
Alkoholkonsum
Rezidivierende affektive Störungen
(nach Stahl 2000)
Psychologisches
Testlabor
Manie
Gemischte Episode
Neurobiol.
Labor
Neurophysiol.neuropsych.
Labor
EEG-Labor
TDM
Hypomanie
Ergotherapie
Normale
Gefühlslage
Station
StationWEST
WEST
StationOST
OST Station
(Kinder)
(Jugendliche)
(Kinder) (Jugendliche)
16
16
16Betten
Betten
16Betten
Betten
Heilpädagogik
Reittherapie
Sprachtherapie
Depression
Tagesklinik
Tagesklinik
(14
(14Plätze)
Plätze)
Musiktherapie
Schule
Schulefür
fürKranke
Kranke
Poliklinik/Institutsambulanz
Poliklinik/Institutsambulanz
Pavillon
Pavillon
Familie
Krankengymnastik
Tiergestützte Th.
Intensivstation
Intensivstation
(8
(8Plätze)
Plätze)
Multimodale Therapie
(nach Mehler-Wex)
Elternarbeit
Gruppentherapie
Kochgruppe
Ergotherapie
Musiktherapie
Reittherapie
Heilpädagogik
Soziale
Kompetenzgruppe
Psychotherapie
Psychopharmakotherapie
Milieutherapie
Medizinische Grundversorgung
Schule
Sozialdienst katholischer Frauen
Landesverband Bayern e.V.
Bavariaring 48
80336 München
Tel.: 089/538860-0
Fax: 089/538860-20
[email protected]
www.skfbayern.de
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