Pilzerkrankungen und Hygiene Pilze können unterschiedliche Bedeutung in der Medizin haben: als Erreger von Pilzerkrankungen (sog. Mykosen) als Produzenten von Giftstoffen (sog. Mykotoxinen) als Ursache allergischer Reaktionen als Antibiotikaproduzenten Pilze können eingeteilt werden in: Sprosspilze (Hefen) Schimmelpilze Hautpilze (=Dermatophyten) Sprosspilze bestehen aus rundlichen bis eiförmigen, 4-8µm (1 µm = 1/1000 mm) großen Zellen, die sich durch Sprossung (=Herauswachsen einer kleinen Tochterzelle aus der Mutterzelle) vermehren. Eine wichtige Gattung der Sprosspilze ist Candida, insbesondere die Spezies Candida albicans.Candida kann in geringer Zahl auf der Haut, im Mund und im Darm vorkommen, ohne Krankheitserscheinungen zu verursachen. Candidainfektionen sind meist endogene Infektionen. (Eine endogene Infektion ist eine Infektion durch körpereigene, in bestimmten Körperbereichen wie Haut, Schleimhaut oder Darm normalerweise vorkommende Keime.) Risikofaktoren für eine Candidainfektion können sein: eine vorausgegangene Antibiotikatherapie (eine Antibiotikatherapie kann als biologische Nebenwirkung normalerweise auf der Haut, der Schleimhaut und vor allem im Darm vorkommende Bakterien abtöten und dadurch eine Überwucherung von Sprosspilzen vor allem im Darm ermöglichen.) Minderung der körpereigenen Abwehr Stoffwechselerkrankungen (Diabetes) bösartige Erkrankungen immunsuppressive Therapie AIDS Man unterscheidet eine mukokutane Candidose von einer systemischen Candidose. Die Candidose der Schleimhaut ist durch weißliche Beläge, die abwischbar sind, charakterisiert. Beispiele für eine Schleimhautcandidose sind Mundsoor, Candidaösophagitis und die Vaginalcandidose. Candida-Hautinfektionen treten vor allem in Hautfalten (Interdigitalfalten, Leistenbeuge, Analbereich) auf. Die betroffenen Hautstellen sind stark gerötet mit Juckreiz, es kann zu Mazeration und Nässen der Haut kommen. Schimmelpilze sind allgemein bekannt vom Verschimmeln von Lebensmitteln. Sie sind Hyphenpilze (=Fadenpilze). Sie bilden ein Substratmycel und ein Luftmycel. Am Luftmycel bilden sie spezielle Strukturen, an denen sie vegetativen Sporen bilden. Risikobereiche für Schimmelpilzbefall können sein: Blumentopferde verschimmelte Lebensmittel Gewürze, Nüsse Baumaßnahmen Feuchtstellen an Wänden Nur wenige Schimmelpilze können als Krankheitserreger gefunden werden. Zu nennen sind hier Pilze der Gattungen Aspergillus (=Gießkannenschimmel) und Mucor (=Köpfchenschimmel). Durch Aspergillus verursachte Erkrankungen können sein: Aspergilluspneumonie (Gefährdet sind Patienten mit reduzierter Immunabwehr, Patienten nach Knochenmarktransplantation oder Organtransplantation, Patienten mit Neutropenie, Patienten mit Aids oder Patienten unter hochdosierter Cortisontherapie.) Aspergillom (= Pilzball; Wachstum von Aspergillus in der Kieferhöhle, in vorbestehenden, z.B. durch Tuberkulose entstandenen Lungenhohlräumen oder in erweiterten Bronchien) Otomycose (= Wachstum von Aspergillus im äußeren Gehörgang) Mycose von Verbrennungswunden Dermatophyten sind Fadenpilze, die durch Enzyme Hornsubstanz auflösen und daher in verhornten Teilen der Haut wachsen können. Abhängig von der Pilzgattung befallen sie Haare, Haut und Nägel. Sie verursachen nie eine Systemmycose. Man unterscheidet folgende Gattungen: Epidermophyton Mikrosporum Trichophyton Prädisponierende Faktoren für Hautpilzerkrankung sind: übermäßiges Schwitzen Veränderung des pH-Wertes der Haut ungeeignete Fußbekleidung (Turnschuhe) mangelndes Trocknen der Füße erhöhte Exposition (infizierte Matten oder Roste) Erregerhaltiges Material können sein: Hautschuppen Haare (Mikrosporie) Mögliche Infektionsquellen können sein: gemeinschaftlich genutzte Duschen Sauna öffentliche Bäder Hygienemaßnahmen Zum Schutz vor exogenen Infektionen sollte barfuss gehen in gemeinschaftlich genutzten Räumen wie Duschen, Saunen oder öffentlichen Bädern vermieden werden. Zehenzwischenräume sollten gründlich abgetrocknet werden. Einer Mazeration (Aufweichen) der Haut sollte durch Pflege vorgebeugt werden. Zum Schutz von Risikopatienten sollten in den von ihnen genutzten Räumen keine Pflanzen in Blumentopferde stehen. Kunstblumen sind vorzuziehen. Feuchtstellen an Wänden sollten trockengelegt werden. Im allgemeinen kondensiert das Wasser an den kältesten Stellen der Wand („Kältebrücke“) – dagegen hilft eine Kälteisolierung. Luftfeuchtigkeiten über 80-85 % sollen vermieden werden, da es dann leicht zur Kondensation kommt. Klimaanlagen und Geräte zur Luftbefeuchtung sollten hygienisch überwacht werden. Inhaliergeräte sollen z.B. einfach zerlegbar sein und völlig ausgetrocknet werden können. Maßnahmen an Patienten, die ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Pilzinfektion haben, sollten mit Schutzkittel und Schutzhandschuhen durchgeführt werden. Bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material sind Schutzkittel und Handschuhe zu tragen, nach Kontakt mit erregerhaltigem Material oder mit kontaminierten Objekten, auch nach Ablegen von Handschuhen, ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Zur Desinfektion und Reinigung sind Mittel und Verfahren des Wirkungsbereichs A RKI-gelisteter Desinfektionsmittel und Verfahren zu verwenden. Alle Flächen, auf denen Patienten barfuss gehen, sollten routinemäßig desinfiziert werden. Autor: D. Hansen; Stand: 27. März 2002