info Zeitschrift Nr. 2/07, Mai 2007 Nachhaltigkeit geht durch den Magen Ernährung erfordert Gesundheitsbewusstsein und Gemeinsinn ! Bei unserer Ernährung sind wir auf Schritt und Tritt mit den vielfältigen Herausforderungen der Nachhaltigkeit konfrontiert. Seite 2 Nanotechnologie in der Ernährung – Chance oder Risiko? Frau Monigatti vom Konsumentenforum kf gibt Auskunft. Seite 7 Editorial Über den Tellerrand hinaus: ökologische und soziale Herausforderungen Unsere Essgewohnheiten wirken sich direkt auf unsere Lebensqualität, auf Wirtschaft und Umwelt aus. Um so entscheidender ist es, dass wir uns der Vorzüge einer ausgewogenen Ernährung für unseren Körper und der Vorteile der Nachhaltigkeit bei Lebensmittelproduktion und -konsum für unsere Regionen und Nachhaltige Ernährung – was gut ist für die Erde, ist gut für uns! In Sachen Nahrung herrscht weltweit gesehen ein Mangel im Überfluss: die einen haben zu viel, die anderen zu wenig. Ein Widerspruch, der durch folgende zwei Eckdaten unterstrichen wird: 850 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Gleichzeitig leiden mehr als eine Milliarde Menschen an den Folgen von Überernährung. Mit den durch Fehlernährung verursachten Gesundheitskosten könnte man die Welt ernähren... Damit steht die Ernährung eindeutig hoch oben auf der Prioritätenliste für eine nachhaltige Entwicklung. Und nachhaltige Entwicklung beinhaltet auch das Recht auf Nahrung für alle. Doch ist dieses Recht als solches nicht genügend, genau wie Nahrung nicht gleich Nahrung ist. Wir essen im Übermass – zu viel Fett, zu viel Fleisch, zu viel Zucker und Salz. 80% unserer Nahrungsmittel werden heute industriell hergestellt. Produkte des Bodens, aus Pflanzen, Tiere und Natur werden zu einem banalen Einerlei verarbeitet – auf Kosten ihres Geschmacks und ihrer regionalen Besonderheiten. Durch Lebensmittelimporte ist alles überall und jederzeit zu haben, ungeachtet der Folgen für Umwelt und Gesellschaft. Angesichts dieser Fehlentwicklung findet derzeit eine Rückbesinnung statt, wobei die nachhaltige Entwicklung Konzepte zur Förderung einer intakten Umwelt und der menschlichen Gesundheit sowie zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und der biologischen und kulturellen Vielfalt vereint. Es entsteht ein neues Ernährungsbewusstsein, das frischem lokalem Saisonobst und -gemüse aus biologischem oder wenigstens naturgerechtem Anbau den Vorzug gibt. All dies hat eine ausgewogenere und nicht zuletzt gerechtere Ernährungsweise zum Ziel. René LONGET Präsident von equiterre Was tun wir eigentlich, wenn wir essen? Essen ist eine alltägliche Handlung, die ein lebenswichtiges Bedürfnis erfüllt. Vom wissenschaftlichen Standpunkt befriedigt die Nahrungsmittelaufnahme eines der körperlichen Grundbedürfnisse – die erste Stufe der Maslowschen Bedürfnispyramide1 – und trägt damit zur Erhaltung, Entwicklung und Pflege von Körper und Geist bei. Essen kann aber auch Gelegenheit sein, gemütlich zusammenzusitzen, und fördert damit den sozialen Zusammenhalt. Dieser Zweck hält – oder hielt? – sich konstant über Generationen, Kulturen und Zivilisationen: Mahlzeiten sind immer Augenblicke, in denen man gibt, mit anderen teilt und sich näher kommt. In vielen Weltreligionen sind Mahlzeiten etwas Heiliges. Lokale und globale Probleme Doch genügen diese Dimensionen der Nahrungsaufnahme der Bedeutung von Essen nicht vollauf. Der Konsum von Lebensmitteln bringt heute eine Vielzahl von lokalen wie globalen Herausforderungen mit sich – angefangen vom Organismus bis hin zur Biosphäre –, derer wir uns nicht unbedingt bewusst sind. Dabei ist diese Problematik von grösster Bedeutung für das Überleben des Einzelnen und der Gemeinschaft. Verweilen wir noch ein wenig bei der Einzelperson und wie sie sich möglichst gesund ernähren kann. Dazu müssen nahrungsbezogene, kulturelle und finanzielle Aspekte berücksichtigt werden: Gesund essen heisst, Produkte aus den vier wichtigen Lebensmittelkategorien zu sich zu nehmen, die nachstehend in Nachhaltige Ernährung aus globaler Sicht Seit 1948 ist das Recht auf Nahrung als grundlegendes Menschenrecht festgeschrieben. Ernährungssicherheit ist dann gegeben, wenn alle Menschen physischen und wirtschaftlichen Zugang zu sicheren Lebensmitteln in ausreichender Menge haben. Heute leiden mehr als 850 Mio. Menschen an Hunger. Das Milleniumsziel der Halbierung dieser Zahl bis 2015 wird voraussichtlich weit verfehlt werden. Am schlimmsten betroffen sind nach wie vor viele Staaten Afrikas. Es mangelt unserem Planeten jedoch nicht an Ressourcen. Das Problem liegt vielmehr darin, dass wirtschaftliche Interessen vor soziale und ökologische Notwendigkeiten gestellt werden. In Europa werden 2/8 z.B. doppelt so viele Nahrungsmittel hergestellt wie konsumiert werden. Überschüsse werden weggeworfen. Ein anderes Problem stellen die Futtermittelexporte dar. Weltweit gehen 36% der Getreideernte und 70% der Sojaernte in die Mägen von Tieren. Unsere Nutztiere sind für die Bevölkerungen der Entwicklungsländer zu Nahrungskonkurrenten geworden. Ein möglicher Weg um das globale Ernährungssystem gerechter zu gestalten ist der faire Handel. Mit dem Kauf von fair gehandelten Produkten kann jeder und jede Einzelne einen Teil dazu beitragen. Mehr Informationen unter: www.fao.org Die landwirtschaftliche Produktion ist eine zentrale Stufe in der Ernährungskette. Die Art und Weise der Bewirtschaftung wirkt sich auf unsere Umwelt und auf unsere Gesundheit aus. absteigender Reihenfolge der täglichen Menge aufgeführt sind2 : Pflanzliche Produkte (Gemüse und Früchte) Stärkehaltige Produkte (Kartoffeln, Reis, Teigwaren, etc.) Milchprodukte (Milch, Joghurt, Käse, etc.) Eiweisshaltige Produkte (Fisch, Fleisch, Eier, Tofu, etc.) Von sozialen Ungerechtigkeiten… Heute verlieren sich die kulinarischen Überlieferungen unserer Ahnen in dieser zunehmend stressgeplagten Zeit, und industriell hergestellte High-tech-Lebensmittel entsprechen nicht immer den empfohlenen Normen für eine ausgewogene Ernährung. Unsere Ess- und Kochkultur hat sich grundlegend verändert, vor allem durch die neue Schnelllebigkeit, die Reduktion auf die Kernfamilie und die zunehmende Isolation, aber auch wegen der immer stärkeren Einkommens- und Bildungsunterschiede. Milieubedingte gesundheitliche Ungleichheiten ergeben sich sehr wohl auch aus unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten. Personen aus niedrigen sozioökonomischen Klassen neigen deutlich stärker zu Übergewicht, mit allen bekann- ten Konsequenzen für die körperliche und geistige Gesundheit. Ausgrenzung aller Art verstärkt die Probleme und die körperlichen Komplexe, die durch den aktuellen Schlankheitswahn noch verschlimmert werden. Hyperkonsum, Snackautomaten und –stände allerorts, ein nicht abreissender „süsssaurer Regen“ aus überzuckerten, kohlensäurehaltigen Getränken, der durch die Kehlen unserer Jugendlichen rinnt. Muss man daraus schliessen, dass wirtschaftliche Faktoren und Kaufkraft unser Wohlbefinden direkt beeinflussen? Teilweise schon, wenngleich eine gesunde Ernährung nicht viel kosten muss. Obst und Gemüse sind auf den ersten Blick teuer, doch bieten lokale Saisonprodukte oft besten Geschmack und höchste Qualität zu günstigen Preisen. Und die Fleischwaren? Fleisch muss nicht zu jeder Mahlzeit und noch nicht einmal täglich gegessen werden. Die darin enthaltenen tierischen Eiweisse lassen sich problemlos durch verschiedene pflanzliche Proteine ersetzen, indem man etwa (stärkehaltige) Getreideprodukte, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte isst. Die Folgen lassen nicht auf sich warten, und Übergewicht ist schon jetzt ein weit verbreitetes Phänomen, besonders auch bei Kindern. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Fettleibigkeit den Status einer weltweiten Epidemie, verstärkt durch stundenlanges Nichtstun vor dem Fernsehgerät oder Bildschirm und allgemeinen Bewegungsmangel. Sie gilt als Risikofaktor insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Krebsarten und Typ-2-Diabetes. Auch sollte man sich Fragen zu unseren Lebensbedingungen stellen: Ist unser Umfeld unserer Ernährungsgesundheit eigentlich zuträglich? Eine Antwort ergibt sich aus den aktuellen Tendenzen: (vor-)städtische Zentren mit riesigen Parkplatzanlagen für Car-Shopping und 3/8 Inmitten der Überflussgesellschaft sind wir uns der verheerenden Folgen unserer Ernährungsgewohnheiten nicht immer bewusst, obwohl sie unser wertvollstes Gut, unsere Gesundheit, gefährden. … und Umweltschäden Doch nicht nur das. Diese Trends haben auch ernsthafte Folgen für unsere Umwelt. Das Wachstum des Lebensmittelmarkts trägt wegen des hohen Transportbedarfs deutlich zur Verschmutzung Mit zunehmender Verarbeitung eines Lebensmittels steigen die negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur. der Erdatmosphäre und Erhöhung der CO2-Emissionen bei. Auch die Landwirtschaft verursacht hohe Umweltkosten. So macht der Konsum von Tierprodukten etwa 9% des gesamten ökologischen Fuss-abdrucks der Schweiz3 aus. Das ist ganz einfach auf den enormen Futterbedarf für die Nutztierhaltung zurückzuführen: Für die Herstellung eines tierischen Proteins in Form von Fleisch, Eiern oder Käse werden zehn bis zwölf pflanzliche Proteine benötigt. Somit bedarf es zehn Kilo Körner für ein Kilo Rindfleisch4. An diesem Beispiel wird deutlich, dass wir unseren ökologischen Fussabdruck nur verkleinern können, wenn wir die Menge an tierischen Lebensmitteln auf unserem Teller reduzieren. Die erste für die Schweiz in diesem Zusammenhang erstellte Nachhaltigkeitsstudie schlägt vor, diesen Konsum langfristig (2050) um zwei Drittel auf 50 Gramm pro Person und Tag zu senken5. Ebenso im Sinne der nachhaltigen Entwicklung ist es, das Ackerland zu erhalten und inwertzusetzen, das heute schätzungsweise 60% unseres Nahrungsmittelbedarfs abdeckt. Durch den Erhalt der nationalen Lebensmittelproduktion lässt sich auch unsere Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren. Ziel muss es sein, die lokale Landwirtschaft zu fördern und die Bewohner der umliegenden Ballungsgebiete als Kunden zu gewinnen. Das kann etwa durch ein verstärktes Augenmerk auf biologischen Anbau, auf Rückverfolgbarkeit, Herkunft und Identität erreicht werden – Stichwort regionale Produkte mit Label. Seit Ende 2004 gibt es bei Coop beispielsweise die neue Produktlinie Regionale Bio Produkte. Diese Linie beinhaltet vorwiegend Molkereiprodukte und Käsespezialitäten. Heute gibt es bereits über 60 Produkte dieser Art, die alle entsprechend verpackt und gekennzeichnet sind. Oft schaffen Regionen auch unabhängig ihre eigenen Labels, die direkt oder im Detailhandel vertrieben werden. Wir können es nicht leugnen: Unsere körperliche Gesundheit ist eng mit der Gesundheit unserer Erde verflochten. Essen ist also keine harmlose alltägliche Tätigkeit. Essen heisst Verantwortung übernehmen, im Bewusstsein unserer lokalen Handlungen, wie auch deren globalen Folgen. Alexandre Burnand Projektleiter 1 Die Bedürfnispyramide beruht auf einem vom US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow 1958 entwickelten Stufenmodell zur Beschreibung von menschlichen Motivationen. 2 Lebensmittelpyramide, zu finden auf der Homepage der Schweizerische Gesellschaft für Ernährung www.sge-ssn.ch 3 Entspricht der für unseren Bedarf an natürlichen Ressourcen erforderlichen Gesamtfläche. Bundesamt für Statistik (2006), Der ökologische Fussabdruck der Schweiz – Ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion 4 Pierre Rabhi (2006), Manifeste pour la terre et l’humanisme 5 Infras (1996), Auf zu grossem Fuss – Zahlen und Ziele für eine zukunftsfähige Schweiz Nachhaltigkeit und Ernährung: Testen Sie Ihre Kenntnisse ! 1. Der Bereich Ernährung trägt beträchtlich zu der gesamtökologischen Problematik unseres Planeten bei. Welchen Anteil an der Gesamtbelastung unserer Umwelt durch Energie und Treibhausgase hat die Ernährung? a : 20% Primärenergie, 20% Treibhausgase b : 10% Primärenergie, 80% Treibhausgase c : 0,3% Primärenergie, 1,5% Treibhausgase 2. Biologische und konventionelle Landwirtschaft unterscheiden sich nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht: chemische Dünger, Pestizide und Antibioti- karückstände wirken sich beträchtlich auf unsere Gesundheit aus. Wie viel Prozent der Bevölkerung kaufen Bio vor allem wegen ihrer Gesundheit und für wie viele spielt die Umwelt dabei eine Rolle? a : Umwelt: 40%, Gesundheit 50% b : Umwelt: 10%, Gesundheit 80% c : Umwelt 60%, Gesundheit 30% 3. Transporte von Lebensmitteln sind für einen grossen Teil des Energieverbrauchs im Ernährungsbereich verantwortlich. Wie viele kg Obst aus der Region könnte man für denselben Energieaufwand anliefern wie 1kg Neuseeland-Kiwis, die mit dem Flugzeug zu uns transportiert werden? a : 15 kg 4/8 b : 580 kg c : 6’800 kg 4. Hauptargument für den Kauf saisonaler Produkte ist der hohe Energieverbrauch von beheizten Treibhäusern. Es kann unter Umständen sein, dass eine Schweizer Treibhaustomate aus der Region energieintensiver ist als eine Freilandtomate aus Italien. Wie viel mal mehr Energie verbraucht eine Treibhaustomate im Vergleich zu einer Freilandtomate? a : 2x mehr b : 20x mehr c : 10x mehr Service LITERATUR Wie isst die Schweiz? Populärfassung des Fünften Schweizerischen Ernährungsberichtes. Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.), 2005. 70S. & CD, CHF 15.Die Populärfassung enthält ausgewählte Beiträge des 5. Schweizerischen Ernährungsberichts. Der vollständige Bericht liegt in Form einer CD bei. Der Schwerpunkt der Broschüre liegt auf dem Essverhalten der jungen Generation, da die Tendenz zu Übergewichtigkeit vor allem bei Kindern und Jugendlichen stark steigt. Zudem werden interessante Daten zur allgemeinen Ernährungssituation in der Schweiz sowie zu ernährungsbedingten Krankheiten geliefert. Ernährung anders gestalten. Leitbilder für eine Ernährungswende. Claudia Empacher, Doris Hayn (Hrsg.), 2004. oekom Verlag München, 164 S., CHF 30.10 Unser Ernährungsverhalten ist für uns und unsere Umwelt zum Problem geworden. Konsumenten und Konsumentinnen sind überfordert und wissen nicht mehr wie eine bewusste und verantwortungsvolle Ernährung aussieht, weil es uns an Leitbildern fehlt. In diesem Buch werden vergangene und gegenwärtige Ernährungsleitbilder dargestellt und zukünftige Leitbilder identifiziert. Eine Lektüre für interessierte Laien und Fachleute aus Wissenschaft und Beratung. WEBSEITEN www.sge-ssn.ch Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung bietet auf ihrer Seite vielfältige Unterstützung an: einen online Ernährungstest, Beratung, Abnehmtipps, Rezepte, Literatur und Unterrichtsmaterialien, sowie Information über weitere Dienstleistungen und Projekte. www.bag.admin.ch/themen/ernaehrung Das Bundesamt für Gesundheit BAG setzt sich für die Lebensmittelsicherheit in der Schweiz ein. Dazu gehören die Bewertung von mit Lebensmitteln verbundenen Risiken, die Regelung der gesetzlichen Basis und die Gesundheitsförderung der Bevölkerung. www.slowfood.ch Die Slow Food-Bewegung setzt sich der Standardisierung des Geschmacks entgegen und ehrt das Recht auf Genuss: „Wenn das Fast Life im Namen der Produktivität unser Leben kastriert, Menschen und Umwelt bedroht, so muss Slow Food die entsprechende Antwort einer neuen Avantgarde sein.“ www.gesundheitsfoerderung.ch Eines der Schwerpunktthemen der Gesundheitsförderung Schweiz ist das Körpergewicht. Mit einer Kampagne sensibilisiert GF Schweiz für das Thema Übergewicht und fördert mit Projekten ein gesunderes Bewegungs- und Ernährungsverhalten der Bevölkerung. labelinfo.ch Die Informationsstelle für Umwelt- und Soziallabels der Stiftung Pusch bringt mit einer Datenbank Klarheit in Standards und Produktionsbedingungen von verschiedenen Konsumgütern und schafft so eine Entscheidungsbasis für einen verantwortungsvollen Konsum. 5/8 www.sustainablefoodlab.org Aufgabe dieses Zusammenschlusses von weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Führungspersönlichkeiten ist es, neue Wege in der Lebensmittelproduktion und -vermarktung einzuschlagen, um die Entwicklung zugunsten von nachhaltigen Ernährungsmustern zu beschleunigen. PROJEKTE Suisse Balance Suisse Balance verbindet die Themen Ernährung, Bewegung und Körpergewicht. Auf den Ebenen Politik, Soziales und Bevölkerung unterstützt das Programm Projekte, welche durch die Kombination von Bewegung und Ernährung einen gesunden Lebensstil fördern. Dazu gehört ein breites Spektrum von Massnahmen wie etwa die Ausbildung von Lagerleitenden von Kinder- und Jugendverbänden (Projekt „Voilà bewegt“), die Motivation zu einer aktiven Freizeit von Schülerinnen und Schülern („Moving Lifestyle“) oder die Sensibilisierung von Migrationsfamilien („Miges Balù“). Für mehr Information: www.suissebalance.ch We feed the World Der Dokumentarfilm „We feed the world“ nimmt unsere Lebensmittel und ihre Herkunft unter die Lupe. Er thematisiert Zusammenhänge zwischen Ernährung und Globalisierung und bietet mit eindrucksvollen Bildern Einblick in Produktionsabläufe, Warenströme und Konflikte. Neben Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, und Peter Brabeck, Konzernchef von Nestlé International, kommen im Film auch Fischer und Bauern zu Wort. Ein Film, den man gesehen haben muss! Neben der DVD ist nun auch das Buch zum Film erschienen. Für mehr Information: www.we-feedthe-world.at Intern AUF WIEDERSEHEN KASPAR Kaspar Zirfass ist seit 2005 als Projektleiter bei uns tätig und hat uns mit seiner wissenschaftlichen Logik, seinem Einfühlvermögen und seiner guten Laune stets bereichert. Er hat unter anderen an Klima- und Kommunikationsprojekten und der Entwicklung von Tätigkeitsgebieten für die Mitglieder von equiterre und die breite Öffentlichkeit mitgewirkt. Nun will er sich neu orientieren und beginnt seinen Zivildienst beim Schweizer Vogelschutz (SVS/BirdLife Schweiz). Wir wünschen ihm viel Vergnügen bei seiner neuen Tätigkeit, die ihn noch stärker in die Natur, die er so sehr liebt, eintauchen lässt. Das equiterre-Team freut sich schon jetzt auf ein Wiedersehen! MITGLIEDERPORTRÄT Das Wort hat Arnaud Zufferey, Jahrgang 1980, Siders. Welchen Beruf üben Sie aus? Ich habe an der ETH Lausanne Informatik studiert und dann dort meinen Master in Umweltstudien sowie verschiedene Weiterbildungen zum Thema Energie gemacht. Nun arbeite ich Teilzeit an verschiedenen Projekten in diesen drei Bereichen. In der verbleibenden Zeit setze ich mich in unterschiedlichen Verbänden für nachhaltige Entwicklung ein (Cohabiter.ch, DarkSky.ch, Mobility.ch usw.). Woher kennen Sie equiterre? Für meine Diplomarbeit zur Umwelt war ich auf der Suche nach Publikationen der SGU. Ich habe sie nie gefunden, dafür habe ich equiterre kennengelernt, was noch besser war. Der Einkauf von Lebensmitteln ist wichtiger Bestandteil unseres Ernährungsverhaltens. Gehen Sie zu Fuss, per Velo oder ÖV einkaufen und nehmen Sie sich Zeit! Was gefällt Ihnen besonders an equiterre? Die nachhaltige Entwicklung ist heute in aller Munde, vor allem auch in den Marketingabteilungen der Multinationalen... equiterre steht im Zentrum der nachhaltigen Entwicklung, ist führend, was die Fachkenntnis anbelangt, und zugleich bürgernah. Die vielen intelligenten und engagierten Frauen im Team sind auch ein Plus in dieser nach meinem Geschmack zu männlichen Welt. EQUITERRE MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2007 Die diesjährige Mitgliederversammlung findet am Mittwoch, 27. Juni von 16.0019.00 Uhr in Bern statt. Auch dieses Jahr treffen wir uns im gemütlichen Seminarraum von Vatter. Wie gewöhnlich gibt es neben dem statutarischen einen thematischen Teil, der einen aktuellen Aspekt der nachhaltigen Entwicklung beleuchtet. Genauere Informationen dazu finden Sie in der Einladung zur Mitgliederversammlung. Anschliessend wird ein biologischer Apéro serviert – bei schönem Wetter auf der Dachterrasse! Interview Nanotechnologie in der Ernährung – Chance oder Risiko? Fabiola Monigatti ist Geschäftsleiterin des Konsumentenforums kf, eines wichtigen Beratungs- und Informationszentrums für Fragen rund um den Konsum. equiterre wollte von Frau Monigatti wissen, wie das kf die Anwendung von Nanotechnologie in der Ernährung wahrnimmt. Fabiola Monigatti Frau Monigatti, ihre Organisation kümmert sich auch um Fragen der Ernährung. Seit kurzem thematisiert das kf die Frage der Nanotechnologie in Lebensmitteln. Warum gerade die Nanotechnologie? Die Nanotechnologie ist eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Die Industrie verwendet diese Technologie schon seit einiger Zeit, um damit neue und effizientere Eigenschaften herstellen zu können [vgl. Kasten]. Die Anwendung von Nanotechnologie im Lebensmittelbereich ist aber noch nicht spruchreif. Die Forschung ist sich bewusst, dass in diesem Bereich Vorsicht angezeigt ist. Das Konsumentenforum kf verfolgt diese Entwicklung sehr aufmerksam und fordert Transparenz betreffend Vorteile und Risiken sowohl von der Forschung als auch von der Lebensmittelindustrie. Frühzeitige Aufklärung der Konsumenten und Konsumentinnen verhindert das Entstehen von Ängsten und Unsicherheit. Aus den Fehlern, die diesbezüglich bei der Gentechnologie gemacht wurden, gilt es zu lernen. Die Nanotechnologie bietet aber auch Chancen - gerade für bewusst Konsumierende. So z.B. könnte sie Verpackungen hervorbringen, welche die Frische von Lebensmitteln anzeigen. Wo positioniert sich das kf im Spektrum zwischen Risiko und Chance? Das Konsumentenforum kf fordert klare und unabhängige Information betreffend Chancen und Risiken dieser neuen Technologie. Deshalb sind wir in ständigem Kontakt mit der Industrie, den Behörden und den Forschern und arbeiten in Arbeitsgruppen mit. Wir sind uns bewusst, dass die Anwendung der Nanotechnologie bereits in vielen Bereichen im Gange ist. Gerade im Bereich der Verpackungen sehen wir enorme Vorteile für die Konsumenten und Konsumentinnen, wie Sie dies richtig erwähnen. Im Bereich Lebensmittel ist zurzeit noch Vorsicht geboten. Wir sind aber überzeugt, dass sich die Lebensmittelindustrie bewusst ist, welche Skepsis und Vorbehalte bei den Konsumenten und Konsumentinnen diesbezüglich vorhanden sind und dass die Vorteile klar ersichtlich sein müssen, damit die Nanotechnologie bei Lebensmitteln mit Akzeptanz rechnen kann. Wenige Grossverteiler kontrollieren fast die ganze Lebensmittelindustrie. Dadurch wird der Eintritt für kleine Produzenten immer schwieriger. Welche Risiken birgt die Nanotechnologie für eine gesunde Ernährung? Über die Anwendung von Nanotechnologie im Lebensmittelbericht ist viel geschrieben und ebensoviel erfunden worden. Unbestritten ist, dass die Nanotechnologie auch für die Lebensmittelindustrie interessant sein kann, speziell in der Aromaforschung. Nanopartikel können als gesundheitlich unproblematisch bezeich-net werden, wenn sie Bestandteil von pflanzlichen oder tierischen Rohstoffen 7/8 sind. Ob synthetische Nanopartikel in Lebensmitteln Auswirkungen auf die Gesundheit haben, ist noch kaum erforscht. Besteht bereits die Gefahr, dass Konsumenten unwissend „nanofood“ kaufen? Kaum. Wenn unter „nanofood“ Lebensmittel verstanden werden, welche synthetische Nanopartikel enthalten, dann besteht unseres Wissens keine Gefahr, unwissend „nanofood“ zu kaufen. Stellen Sie sich vor, in 20 Jahren wäre erwiesen, dass der Einsatz von Nanotechnologie in der Ernährung absolut risikofrei ist. Welches Nanoprodukt würden Sie sich persönlich wünschen? Ein Milk-Shake, der Erdbeer- oder Vanillearoma entwickelt, je nachdem wie lange man ihn schüttelt. Man spart Verpackungen und man schont die Umwelt! Interview: Kaspar Zirfass Was ist Nanotechnologie? „Nano“ steht für ein Milliardstel. Die Nanotechnologie erforscht Strukturen, die nur einige Milliardstel Meter gross sind. Diese Strukturen (Partikel oder Oberflächen) besitzen andere chemische und physikalische Eigenschaften als grössere Teilchen desselben Materials. So sind z.B. Nanopartikel aus Gold rot. Aufgrund dieser neu entdeckten Eigenschaften, versprechen sich Wissenschaft und Industrie unzählige Einsatzmöglichkeiten von Nanopartikeln. Die Medizin erhofft sich besser verträgliche Implantate, die Bekleidungsindustrie Schmutz abstossende Textilien und die Sportindustrie ultraleichte Tennisrackets. Synthetische Nanopartikel können bekanntermassen aber auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wie gross dieses Risiko ist, wird momentan intensiv erforscht. Mehr über die Nanotechnologie erfahren Sie unter: www.bag.admin.ch, www.ta-swiss.ch oder www.konsum.ch Projekte Ein Bildungskoffer über nachhaltige Ernährung 6 Ziel des Bildungskoffers „Wie uns die Erde ernährt“ ist es, Schüler der Sekundarstufe für die aktuellen Schwierigkeiten in der weltweiten Lebensmittelversorgung zu sensibilisieren, das Ganze vor dem Hintergrund der nachhaltigen Entwicklung. So lernen sie, sich fächerübergreifend mit verschiedenen Themenbereichen wie Gentechnik und Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt, Nord-Süd-Handel und Hungerbekämpfung zu befassen. Die Themen des Bildungskoffers unterteilen sich in folgende Kategorien: „Geschichte der Ernährung und Landwirtschaft“, „Kultur und Nahrung“, „Landwirtschaft heute“, „Gentechnik versus Nahrung“, „Fairer Handel“, „Nahrung für den Planeten“, „Ernährung, Gesundheit und soziale Ungerechtigkeit in Europa“. Der Koffer umfasst einen Ordner mit Unterrichtsblättern, einem Glossar, einer Bibliographie, Hinweisen zu Internetseiten und Ausflugszielen sowie Unterrichtsvorschlägen. Ebenso sind Informationsbroschüren und Videos für LehrerInnen und SchülerInnen darin enthalten. Dieses Projekt führte zur Partnerschaft von Migros Genf und dem Genfer Département de l’économie et de la santé (DES), die sich nun gemeinsam für die Förderung gesunder Lebensmittel in den Supermärkten engagieren. Zürcher Umwelttage : 8.- 9. Juni 2007 Es wurden interaktive Workshops zum Thema „Gesund und preiswert essen“ und Einkaufsberatungen in Supermärkten organisiert. Die Teilnehmer der Workshops konnten sich im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel eine ausgewogene Ernährung zusammenstellen und haben gelernt, die Angaben auf den Verpackungen von industriellen Lebensmitteln zu verstehen. Die Einkaufsberatung half den Konsumenten, im Supermarkt günstige und dennoch ausgewogene Lebensmittel zu wählen, mit denen man einfache und gesunde Mahlzeiten zubereiten kann. Ziel war es, sich so gut wie möglich an bestimmte Umweltkriterien zu halten, zum Beispiel lokale Saisonprodukte, pflanzliche Eiweissprodukte (Hülsenfrüchte) als Alternative zu tierischen Proteinen oder Produkte mit Lebensmittellabel usw. zu konsumieren. Die Stadt und ihre Partner bieten an mehr als 30 Veranstaltungen Erstaunliches und Wissenswertes über Zürich: Herausforder-ung Energie, Wasser-Schätze, Unterwegs mit Velo und zu Fuss, Feinstaub, Lärmschutz und Mobilfunk, Garten biologisch und viele mehr. equiterre ist am Freitag mit aktuellen Fragen zur nachhaltigen Entwicklung mit dabei! Datum: Freitag, 8. Juni 2007, 11-19 h & Samstag, 9. Juni 2007, 10-17 h Ort: Zürcher City Informationen: www.umwelttage.ch Unterstützen auch Sie die nachhaltige Entwicklung ! Werden Sie Mitglied bei equiterre Einzelmitglied: CHF 70.- (pro Jahr) Nichterwerbstätige: CHF 20.Kollektivmitglied: CHF 300.Fördermitglied: freier Betrag IMPRESSUM Für eine gesunde und erschwingliche Ernährung Vor kurzem hat equiterre für den Kanton Genf ein Gesundheitsförderungsprojekt durchgeführt, bei dem gezeigt werden sollte, dass man sich auch mit wenig Geld gesund und umweltbewusst ernähren kann. 6 Nur auf französisch erhältlich. Die Zucker und Süsswarenindustrie stellt nahezu ausschliesslich Lebensmittel mit geringem Nährwert her und verbraucht dabei 20-30% der Gesamtenergie im produzierenden Ernährungsgewerbe. 8/8 equiterre info, Mai 2007 Redaktion: Camille Rol und Andrea Billeter Texte: Andrea Billeter, Alexandre Burnand, Natacha Litzistorf, René Longet, Camille Rol, Kaspar Zirfass Fotos: Andrea Billeter, Gaëlle Haeny, Kaspar Zirfass Gestaltung: Rafael Schweizer, Lausanne Übersetzungen: Susanne Tober, Elisabeth Kopp-Demougeot und Andrea Billeter Auflage: 13’500 ex., Cyclus Print 100% Recyclingpapier Herausgeberin: equiterre (ehemals SGU) Merkurstrasse 45, 8032 Zürich Tel: 043 / 268 83 33 Fax: 043 / 268 83 30 E-Mail : [email protected] Internet : www.equiterre.ch Postcheckkonto: 80-20177-4