Pharmakoth. entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

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Rheuma-Gicht-Osteoporose
PD M. Hippius 24.10.2016
Pharmakotherapie
Symptoma„Basis“tisch
behandlung
Psychotherapie
Gesprächstherapie
medikamentös
Operative
Therapie
Physikalische
Therapie
aktiv und passiv
Prävention und
Wiederherstellung
2
http://www.rheumanet.org
3
4
Unterscheidungsmerkmale degenerativer und
entzündlicher Gelenkerkrankungen
5
Rheumatoide Arthritis (RA)
6
Pathogenese der RA
7
Feldmann M et al. Annu Rev Immunol. 1996;14:397–440.
8
Rolle der B-Zellen in der Pathophysiologie der
Rheumatoiden Arthritis (Shaw et al. Ann Rheum Dis 2003)
H. Burkhardt, U. Müller-Ladner
Thieme Drug Report 20111; 5(7):
1-12
9
Martin Wehling
Klinische Pharmakologie,
Georg Thieme Verlag 2005, S. 174 ff
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
10
Thieme Verlag
11
Cyclooxygenase-Stoffwechsel
12
Pharmakon 5/2016
Nebenwirkungen von NSAR
Gastrointestinaltrakt
Erosionen, Ulcera ventriculi et duodeni mit
Komplikationen, Transaminaseerhöhungen (Diclofenac)
Haut
allergische Reaktionen, Urticaria,
Arzneimittelexanthem, medikamentöses Lyell-Syndrom
Hämatopoetisches
System
Leukopenien (bis hin zur Agranulozytose),
Thrombopenie
Niere
Ödeme, Einschränkung der Nierenfunktion
(reversibler Kreatininanstieg bei
Perfusionsminderung, aber auch intestitielle
Nephritis), arterielle Hypertonie
ZNS
Kopfschmerzen, Schwindelgefühl,
Konzentrationsschwäche
Lunge
„Aspirin-Asthma“
13
Auswahl von NSAR zur
symptomatischen Therapie
14
Pharmakon 5/2016
Prostacyclin-ThromboxanGleichgewicht
(A) Stimulie für Thrombozytenaggregation
(Thromboxan A2) und - disaggregation
(Prostacyclin) stehen im Gleichgewicht
(B) Bei Gabe eines COX-1-Hemmers
verschiebt sich das Gleichgewicht in
Richtung Thrombozytendisaggregation
(C) Bei Gabe eines COX-2-Hemmers
verschiebt sich das Gleichgewicht in
Richtung Thrombozytenaggregation
15
PZ 2004; 45: 80-82
Coxibe
„Historische“ Übersicht
•
•
•
•
•
•
Pharmakon 5/2016
Celecoxib
Rofecoxib
Valdecoxib
Parecoxib
Etoricoxib
Lumiracoxib
Celebrex®
Dynastat®
Arcoxia®
16
Durch Hemmung der Cyclooxygenasen bewirkte funktionelle Änderungen im
Herz-Kreislauf-System, die Ursachen unerwünschter Wirkungen sind,
COX Cyclooxygenase, PGE Prostaglandin E, PGI Prostaglandin I, TxA Thromboxan A.
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
17
Thieme Verlag
Nichtsteroidale Antirheumatika / Antiphlogistika
Medikament
Dosierung
Halbwertszeit
Diclofenac
50 – 150 mg
12, 5 mg OTC
2h
Ibuprofen
800 – 1.200 mg /d
2h
15 mg / kg/ KG
Acetylsalicylsäure
Flurbiprofen
Mefenaminsäure/
Flufenaminsäure
50 – 150 mg
100 – 200 mg / d
750 – 1500 mg / d
Muttermilch
Besonderheiten
unter 2 %
Bedeutung der Metabolite
ungeklärt
kein Übergang
keine NW bei
gestillten
Kindern
ASS
Salicylsäure: Übergang
Möglichst nicht in
geringer Mengen antiphlogistischer Dosierung
nach 0,5 g ASS 2 h Bis 150 mg / d
und nicht nach der 32. SSW
nach 1,0 g ASS 4 h
unbedenklich
nach 5,0 g ASS 20 h
BRD:
nur Augentropfen und
Lutschtabletten im Handel
6h
2h
Minimaler
Übergang
keine Hinweise auf
NW
18
Nichtsteroidale Antirheumatika / Antiphlogistika
Medikament
Indometacin
Dosierung
50 – 150 mg / d
Halbwertszeit
Muttermilch
Besonderheiten
Verminderte
Organdurchblutung möglich;
Intrakranielle Blutungen
beim Frühgeborenen
2h
terminal
4 – 11 h
ab 28. SSW rel. kontraindiziert
Naproxen
bis zu 750 mg / d
10 – 18 h
Phenylbutazon
400 – 600 mg / d
30 – 170 h
Piroxicam
10 – 20 mg / d
30 – 60 h
COX-2 Hemmer
Celecoxib
Parecoxib
200 – 400 mg
11 h
22 min
Etoricoxib
40 mg Parecoxib
i.v. oder i.m.
120 mg
Übergang ist
beschrieben;
Keine NW bekannt
Kontraindikation
keine Übergang
Mangelnde Erfahrungen in Schwangerschaft
und Stillzeit
bis 22 h
Marktrücknahmen und Neuzulassungen berücksichtigen
19
Therapie mit Glucocorticoiden
Grafik:
PTA-Forum 2, 2014, PZ 5
Antirheumatische Wirksamkeit von Cortison wurde ab 1949 publik gemacht
1951 Nobelpreis für Medizin und Physiologie
20
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
21
Thieme Verlag
Glucocorticoide sind die
stärksten bekannten
antiinflammatorisch
wirksamen Substanzen.
Sie sind unentbehrlich
in der Therapie lokaler und
systemisch entzündlicher
Erkrankungen.
Kenntnisse der
Corticosteroid-Kinetik und
-dynamik sind die Grundlage
für das Verständnis ihrer
erwünschten und
unerwünschten Effekte.
Lüllmann, Mohr, Hein:
Taschenatlas
Pharmakologie
Thieme Verlag
22
Physiologische Cortisolwirkungen
• Rückkopplung auf CRH und ACTH (Feed-backMechanismus)
• Erhalt von Blutzucker und Leberglykogen
• Sicherung der kardialen Funktionen
• Ausscheidung einer Wasserüberladung
• Permission (Förderung) der Pressor-, lipolytischen
und glukoneogenetischen Hormonfunktion
• Schutz vor mäßigem Stress
Nebenwirkungen einer hochdosierten Glucocorticoidtherapie
(in der Reihenfolge der Häufigkeiten bei Cushing-Syndrom)
•Vollmondgesicht
• Fettsucht
• Hypertonie
• Amennorrhö
• Hirsutismus
• Striae rubrae
distensae
• brüchige Kapillaren
• Osteoporose
• Stiernacken
• Akne
• psychische Veränderungen
• Kopfschmerzen
• schlechte Wundheilung
23
Grafik:
PTA-Forum 2, 2014, PZ 5
Vergleich der Wirkung
verschiedener Glucocorticoide
Wehling,
24M.
Klinische Pharmakologie
Thieme Verlag
Glucocorticoidtherapie: Dosisbereiche und deren
Indikation in der Rheumatologie
(Angaben in mg Prednisolon-Äquivalent)
Dosierung
Ultrahohe Dosen
Hohe Dosen
Megadosen
(„Pulstherapie“)*
7 – 15 mg / kg / KG
oder
0,5 – 1 g / d
über 100 mg
1 – 2 mg / kg KG
Mittlere Dosen
40 – 80 mg
0,5 mg / kg KG
absteigend; wenige
bis mehrere Monate
Niedrige Dosen
15 – 30 mg
< 0,1 mg / kg KG
bis 5 mg / d
Sehr niedrige Dosen
(„low dose
glucocorticoid
Therapy“)
2,5 – 10 mg
In der Regel ohne Schaden
für die Patienten
Indikation
Lebensbedrohliche Schübe
sogenannter Kollagenosen
Riesenzellarteriitis;
cP-Vaskulitis
Akute Schübe
(z. B. Polyserositis) bei
sogenannten Kollagenosen
Akuter Schub einer rheumatoiden
Arthritis;
Polymyalgia rheumatica
ohne Riesenzellarteriitis
Langzeiterhaltungstherapie
Fehler:
Langzeittherapie ohne Basistherapie
*)“Pulstherapie“: z.B. 250-1000 mg Methylprednisolon an drei aufeinander folgenden Tagen intravenös:
auch Megadosen genannt
25
Klassen
Wirkstoff
gebräuchliche Konzentration
I (schwach wirksam)
Hydrocortison
0,25–1,0 %
Prednisolon
0,1–0,5 %
Dexamethason
0,05 %
Fluprednidenacetat
0,05–0,1 %
Hydrocortisonbutyrat
0,1 %
Methylprednisolonaceponat
0,1 %
Prednicarbat
0,25 %
Triamcinolonacetonid
0,025–0,1 %
Amcinonid
0,1 %
Betamethasondipropionat
0,5 %
Betamethasonvalerat
0,1 %
Desoximetason
0,25 %
Diflucortolon
0,1 %
Fluocinolonacetonid
0,025 %
Fluocinonid
0,05 %
Fluocortolon
0,25 %
Fluticasonpropionat
0,05 %
Mometasonfuroat
0,1 %
Clobetasolpropionat
0,05 %
II (mittelstark wirksam)
III (stark wirksam)
IV (sehr stark wirksam)
Glucocortikoide nach
Wirkstärken
in der
Dermatologie
PTA-Forum 2, 2014,
PZ 5
26
Grundsätze
Die zusätzliche Gabe einer niedrig dosierten CortisonTherapie ist geeignet, die Krankheitsaktivität bis zum
Erreichen der Wirkung der Basistherapie zu
unterdrücken.
Die zusätzliche Gabe einer niedrig dosierten oralen
Cortison-Therapie verzögert die radiologisch
nachweisbare Gelenkzerstörung.
Die medikamentöse Therapie der RA sollte von
Beginn an mit einem DMARD durchgeführt werden.
Ein möglichst früher Beginn der Therapie ist entscheidend
zum Erhalt der Funktion und zur Verminderung späterer
27
Funktionseinschränkungen.
Tipps für das Beratungsgespräch
• Patienten sollten unbedingt ihr Glucocorticoid-Präparat sowie
die Dosierung benennen können.
• Sie sollen einen Notfallausweis haben.
• Nach jeder Glucocorticoid-Inhalation (Asthma) sollten die
Patienten etwas essen, den Mund spülen oder die Zähne putzen,
um Mundsoor vorzubeugen.
• Auch bei Durchfall und Erbrechen ist eine Dosissteigerung
unbedingt erforderlich. Je nach Schwere der Erkrankung muss
der Arzt eventuell kurzfristig das Glucocorticoid intravenös
geben.
• Patienten müssen darüber aufgeklärt werden, dass die
Einhaltung der Dosiervorschriften für Wirksamkeit und
Verträglichkeit der Glucocorticoid-Therapie unerlässlich ist.
PTA-Forum 2, 2014,
PZ 5
28
Tipps für das Beratungsgespräch
• Therapietreue sowohl bei lokaler Anwendungen als auch bei oraler
Therapie.
• Applikationstechnik einüben bei inhalativer Therapie
• Regelmäßige Kontrolle der Technikbeherrschung
• In Stressituationen – dazu zählen fiebrige Infekte, Operationen,
starke körperliche Aktivität – muss die Glucocorticoiddosis auf das
Doppelte bis Dreifache erhöht werden.
• Kein eigenmächtiges Absetzen des Glucocorticoid-Präparat.
Durch die Therapie wird die körpereigene Cortisolproduktion
eventuell unterdrückt, sodass abruptes Absetzen zu einem
gefährlichen Hormonmangel führen kann.
• Die Kombination aus Glucocorticoiden und NSAR erhöht das
Risiko gastrointestinaler Ulzera und Blutungen. Besonders bei
Risikopersonen ist die Gabe eines Magenprotektivums angezeigt.
PTA-Forum 2, 2014,
PZ 5
29
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
30
Thieme Verlag
„Basistherapie“
Therapie mit langsamwirkenden Antirheumatika
1. Symptom-modifizierende
antirheumatische Substanzen
2. Die Krankheit kontrollierende
antirheumatische Therapie
lindern Symptome und Zeichen der
Synovialitis
Ziel:
I. NSAR
I. Funktion verbessern bzw. erhalten
und die Synovialitits unterdrücken
II. Glucocorticoide
III. langsamwirkende Antirheumatika
wie
Chloroquin / Hydroxychloroquin,
D-Penicillamin,
parenterales Gold,
Immunsuppressiva,
Zytostatika
Biologika
II. Gelenkschäden verhindern oder in
ihrer Entstehung signifikannt
hemmen
31
Frühzeitige Diagnose durch frühe
Vorstellung beim Rheumatologen
Um eine rheumatoide Arthritis möglichst frühzeitig zu
diagnostizieren, sollten Patienten mit folgenden klinischen
Zeichen und Symptomen frühzeitig einem Rheumatologen
vorgestellt werden
– ≥ 3 geschwollene Gelenke
– Beteiligung der MTP/MCP Gelenke deutliche Druckschmerzempfindlichkeit
– Morgensteifigkeit ≥ 30 Minuten
Emery P. et al. Ann Rheum Dis 2002;61:290-297
32
Langzeittherapie bei chronischer Polyarthritis
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
33
Thieme Verlag
Einteilung langsamwirkender Antirheumatika
nach Wirkungseintritt
Goldstandard
Wehling, M.
Klinische
Pharmakologie
34
Thieme Verlag
Therapeutisches Vorgehen bei der RA
Z Rheumatol 2012, 71:592-603 S1-Leitlinien der DGRh
35
Hinweise der Gesellschaft
f. Rheumatologie beachten
http://dgrh.de/tetnfblocker.html
Nach Feuchtenberger36
Nov. 2010
Was sind Biologics ?
• Mit Hilfe von gentechnischen Methoden
hergestellte Medikamente
• Herstellung unter extrem hohem technischen
Aufwand mit Hilfe von biotechnologischen
Verfahren
• komplexe Biomoleküle (Eiweiße/Proteine)
• werden subkutan oder intravenös verabreicht
• teurer als konventionelle synthetisch
hergestellte Medikamente
37
Biologics: Einsatz bei der
Behandlung der RA
• greifen in das Immunsystem ein und hemmen
den Entzündungsprozess
• blockieren spezifisch zentrale
entzündungsauslösende Botenstoffe, die
sogenannte proinflammatorischen Zytokine
 Zeichen und Symptome der rheumatoiden
Arthritis werden wirksam und nachhaltig
verringert
 Fortschreiten der Erkrankung und irreversible
Gelenkschädigung wird verhindert
38
Disease Modifying Antirheumatic
Drugs (neuere Präparate)
Methotrexat Lantarel
Leflunomid Arava
Anakinra
Kiniret
IL-1 Rezeptorantagonist
Infliximab
Remicade
TNFα-Blocker
Etanercept
Enbrel
TNFα-Blocker
Adalimumab Humira
TNFα-Blocker
Rituximab
monoklonaler Antikörper gegen CD 20
Mabthera
Tocilizumab RoACTERMA
IL-6-Rezeptorblocker
Abatacept
Costimulations-Blocker
Orencia
Immunsuppressivum
39
Die Rolle von TNF-α und IL-1 bei
der rheumatoiden Arthritis
Abbau von Knochen und
Knorpel
Entzündung und Zellvermehrung der
Synovialmembran
TNF-α
IL-1
Neubildung von
Blutgefäßen
Aktivierung von Zellen des
Immunsystems
40
Wie wirken Zytokine
Normale Interaktion
Neutralisation des Zytokins
Zytokin
monoklonaler
Antikörper
Zytokin
Löslicher
Rezeptor
Rezeptor
Signal
kein Signal
Adapted with permission from Choy EHS, Panayi GS. N Engl J Med. 2001;344:907–916.
Copyright © 2001 Massachusetts Medical Society. All rights reserved.
41
Zytokine
• Lösliche Proteine
• Botenstoffe (Kommunikation zwischen
Zellen)
• Beteiligung an der Koordination des
Immunsystems (Abwehr von
Krankheitserregern)
• Proinflammatorische Zytokine
– fördern die Entzündung
– Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α)
– Interleukin-1 (IL-1)
TNF-α
IL-1
• Inhibitoren dieser Zytokine
– hemmen die Entzündung
– löslicher TNF-α-Rezeptor
– löslicher IL-1-Rezeptor und IL-1Rezeptorantagonisten
42
Tumornekrosefaktor α ist ein zentraler
Regulator des Immunsystems
43
PZ 2013; 27. Ausgabe S. 30-36
Antikörpertherapeutika
Namensbildung
PTA-Forum 15/PZ 31/2016
Entwicklungsstufen der Antikörpertherapeutika: Murine Antikörper sind immer noch wichtige Wirkstoffe für einige
Indikationen, oft sind sie jedoch »nur« die Modellmoleküle, um gentechnisch daraus »vermenschlichte« Antikörper zu
generieren. Chimäre Antikörper enthalten noch die kompletten, variablen Bereiche der murinen Vorgängermoleküle,
humanisierte Antikörper nur noch die complementarity determining regions (CDR) aus der Maus. Mittlerweile 44
lassen
sich auch komplett humane Antikörper ohne murine Sequenzen generieren.
In Europa zugelassene TNF-α-Antagonisten (PZ 2013 Nr. 27)
INN_Name
Fertigarzneimittel
Infliximab
(Remicade®)
Adalimumab
(Humira®)
Certolizumab
Pegol(Cimizia®)
Golimumab
(Simponi®)
Etanercept
(Enbrel®)
Molekülstruktur
chimärer, humanmuriner
monoklonaler
Antikörper (MAB)
humaner MAB
recombinantes
humanisiertes
Antikörper-FabFragment,
konjugiert mit
Polyethylenglykol
humaner MAB
humanes TNFRezeptor-p75-FcFusionsprotein
Zugelassene
Indikationen für
Erwachsene
RA, ankylosierende
Spondylitis,
Psoriasis,
Psoriasis-Arthritis,
Morbus Crohn,
Colitis ulcerosa
RA, ankylosierende
Spondylitis,
Psoriasis,
Psoriasis-Arthritis,
Morbus Crohn,
Colitis ulcerosa
RA
RA,
ankylosierende
Spondylitis,
Psoriasis-Arthritis,
RA,
ankylosierende
Spondylitis,
Psoriasis,
Psoriasis-Arthritis
Zugelassene
Indikationen bei
Kindern und
Jugendlichen
Morbus Crohn,
Colitis ulcerosa
( ab 6 Jahre)
Morbus Crohn,
( ab 6 Jahre),
polyartikuläre juvenile
idiopathische Arthritis
(ab 4 Jahre)
Art der Verabreichung
intravenöse Infusion
subkutane Injektion
subkutane Injektion
subkutane Injektion
subkutane Injektion
Frequenz
initial: Infusionen in
Woche 0, 2, 6
danach alle 8 Wochen
alle 2 Wochen
initial: Infusionen in
Woche 0, 2, 6
danach alle 2 Wochen
monatlich
wöchentlich
1
oder 2 Injektionen
Halbwertszeit
(in Tagen)
8 bis 9,5
14
14
9 bis 15
3
juvenile idiopathische
Arthritis + Polyarthritis
(ab 2 Jahre) PsoriasisArthritis, Enthesitisassoziierte Arthritis(ab
12 J.)
Psoriasis (ab 6 J.)
45
Verschieden Anti-Interleukin-Therapeutika (D)
Molekülstruktur
Canakinumab
(Ilaris®)
Ustekinumab
(Stelara®)
Anakinra
(Kineret®)
Tocilizumab
(RoActemra®)
Basiliximab
(Simulect®)
humaner anti-IL-1β
MAK
humaner anti-IL12/23 MAK
humaner IL-1RezeptorAntagonist
humanisierter anti- murin-/humanchimärer anti-IL-2IL-6-Rezeptor
Rezeptor-αMAK
RA, in
Kombination mit
Methotrexat
RA, in
Kombination mit
Methotrexat
Prophylaxe der akuten
Transplantatabstoßung nach
Nierentransplantation
sJIA und pJIA, ab
zwei Jahren
wie bei Erwachsenen,
ab einem Jahr
Untereinheit MAK
Zugelassene
Indikationen
Erwachsene
CAPS, Gichtarthritis
Zugelassene
Indikationen
Kinder und
Jugendliche
CAPS, ab zwei Jahren mit
einem KG ≥ 7,5 kg; sJIA,
ab zwei Jahren
Art der
Gabe
subkutane Injektion
subkutane
Injektion
subkutane
Injektion
Infusion
intravenöse
Bolusinjektion oder
Infusion
Frequenz
CAPS: alle acht Wochen;
sJIA: alle vier Wochen;
Gichtarthritis: während
Gichtanfall, mindestens
zwölf Wochen Abstand
zur nächsten Injektion
initiale Dosis, nächste
Dosis nach vier
Wochen, danach alle
zwölf Wochen
einmal täglich
RA: alle vier Wochen;
sJIA: alle zwei
Wochen; pJIA: alle
vier Wochen
1. Dosis: zwei
Stunden vor
Transplantation, 2.
Dosis: vier Tage
danach
Halbwertszeit
(Tage)
26
15 bis 32
4 bis 6 Stunden
RA: dosisabhängig 4 bis 10
8 bis 14 sJIA: bis
zu 23 pJIA: bis zu
16
PZ 159[11] 2014
Plaque-Psoriasis,
Psoriasis-Arthritis
CAPS: Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom; MAK: monoklonaler Antikörper;
sJIA/pJIA: systemische/polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis; RA: rheumatoide Arthr.
Abatacept
Orencia® (Bristol Myers Squibb)
T-Zell-Costimulationsmodulator
• Für Patienten mit mäßiger bis schwerer rheumatoider Arthritis (RA), die auf
die bisher verfügbaren Medikamente nicht ausreichend ansprechen oder diese
nicht vertragen
• Das Protein Abatacept wird immer mit Methotrexat kombiniert.
• Abatacept ist ein rekombinant hergestelltes, lösliches Fusionsprotein, das aus
einer extrazellulären Domäne des humanen zytotoxischen T-LymphozytenAntigens 4 (CTLA-4) und einem Fragment des Fc-Anteils vom humanem
Immunglobulin IgG1 besteht.
• Das Protein wird intravenös als 30-minütige Infusion appliziert, hat eine
lineare Pharmakokinetik und eine mittlere Halbwertszeit von rund 13 Tagen.
Die wirksame Dosis von etwa 10 mg/kg Körpergewicht wird an den Tagen 1,
15 und 30 sowie anschließend alle vier Wochen infundiert.
• Neue S1-Leitlinie der DGRh empfehlen Abatacept als First-line-Biologicum.
47
Charakteristika der TNF-α Antagonisten
Etanercept
Infliximab
Adalimumab
Substanz
TNF RII p75-Fc
Fusionsprotein
chimärer (Maus/
Mensch) IgG1 mAk
rein humaner IgG1
mAk
Zielmolekül
TNF-α + TNF-β
TNF-α
TNF-α
Halbwertszeit 4,8 Tage (median)
8 - 9,5 Tage
14 Tage
Applikation
sc
iv
sc
Dosis

 3 mg/kg in den
Wochen 0, 2 und 6,
dann alle 8 Wochen
 bei ungenügender
Wirkung, ≤ 10mg/kg
alle 4 Wochen
 In Kombination mit
MTX
 40 mg/ alle zwei
Wochen als
Monotherapie
 oder in
Kombination
mit MTX
 oder in
Kombination
mit Standard
48
Antirheumatika
25 mg/
zweimal
wöchentlich
Therapiealgorithmus bei Polyarthritis
Hinweise der Gesellschaft f. Rheumatologie
beachten
http://dgrh.de/tetnfblocker.html
49
Therapeutisches Vorgehen bei der RA
Z Rheumatol 2012, 71:592-603 S1-Leitlinien der DGRh
50
Tipps für das Beratungsgespräch
• Während einer Therapie mit IL-Antagonisten sollte der Patient keine
Lebendimpfstoffe erhalten. Daten, ob das Ansprechen darauf
vermindert oder das Risiko einer Sekundärübertragung von Infektionen
erhöht ist, liegen aber nicht vor.
• In der Regel beeinflussen IL-Antagonisten die Reaktionsfähigkeit nicht.
Jedoch können unter Canakinumab- oder Tocilizumab-Therapie
Schwindel oder Schwächegefühl auftreten.
Der Apotheker sollte dem Patienten dringend empfehlen, nicht Auto zu
fahren oder Maschinen zu bedienen, bis die Symptome abgeklungen
sind.
• Zum Einsatz in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen nur sehr
begrenzte Erfahrungen vor. Ein Einsatz wird daher nicht empfohlen.
Die Anwendung von Basiliximab ist kontraindiziert.
PTA-Forum 2,
2014, PZ 5
PZ 159[11] 2014
Einfluss auf den CYP450Metabolismus
Studien haben gezeigt, dass IL-6 und IL-1 die Bildung der hepatischen
Cytochrom-P450-Enzyme (CYP450) unterdrücken.
Die Gabe von antagonisierenden Antikörpern wie Tocilizumab oder
Canakinumab normalisierte die Enzymexpression in vitro und in vivo.
Wenn Patienten Arzneimittel mit einer geringen therapeutischen Breite
einnehmen, die durch CYP 3A4, 1A2 oder 2C9 metabolisiert werden, zum
Beispiel Atorvastatin, Calciumkanal-Blocker, Theophyllin, Warfarin,
Phenytoin, Ciclosporin oder Benzodiazepine, sollten die Blutspiegel
überwacht werden.
Eventuell muss die Dosis erhöht werden, um die therapeutische Wirkung zu
erhalten. Aufgrund der langen Eliminationshalbwertszeit kann die Wirkung
auf die Enzymaktivität nach Therapieende noch mehrere Wochen anhalten
(8–16, 22–25).
52
PZ 159[11] 2014
Pharmakotherapie
der Gicht
Oft ist das Großzehengrundgelenk
betroffen, man nennt das Podagra
(wörtlich: „Steigbügel“, da ein
Podagra-Betroffener nicht ohne
Schmerzen in einen Steigbügel
hineinkommt).
Wallenstein als Herzog von
Friedland, Obrist von Prag und
kaiserlicher Feldherr, 1625.
53
Ursachen / Klassifikation
• kristallinduzierte Gelenkentzündung auf der Grundlage einer
Störung des Harnsäurestoffwechsels
(sog. metabolische Arthropathie)
• trotz vieler Gemeinsamkeiten mit rheumatischen
Erkrankungen (Gelenkschmerz, -entzündung, -zerstörung,
Befall von Knochen, Knorpel, Sehnen und Schleimbeuteln)
zählt die Gicht eigentlich zu den Stoffwechselerkrankungen
Häufigkeit:
Vorkommen in der Erwachsenenbevölkerung ca. 0,4 bis 0,6%,
Verhältnis von Frauen zu Männern ca. 1:10,
Manifestationsalter zwischen (18.) - 30. - 55. Lebensjahr,
54
Frauen fast nie vor den Wechseljahren
Da die Gicht sehr vielen äußeren Einflüssen unterliegt (falsche Ernährung,
Alkoholmissbrauch) kann man sie auch zu den sogenannten
Wohlstandserkrankungen zählen.
In Kriegszeiten mit Hungersnöten zeigen die Krankheitsstatistiken der
Industrieländer einen deutlichen Rückgang der Erkrankungszahlen bei der
Durchschnittsbevölkerung
(während des 1. Weltkrieges und der folgenden Weltwirtschaftskrise)
55
Karl V.
Ludwig XIV
Luther
Ursachen und Entstehung der
Gicht:
Gicht beruht auf einer erblich
Störung des Purinstoffwechsels
Purin(e) ist eine Sammelbezeichnung
für Guanin, Adenin, Hypoxanthin u.a.
Die Harnsäure besitzt ebenfalls diese
Grundstruktur.
Sie ist das Abbauprodukt von
Guanosin über Guanin und Xanthin.
Purine bilden wasserlösliche Kristalle,
die mit Laugen oder Säuren
salzbildend sind.
PZ 45/2006,
151, 4170-4176
56
Schema des
Purinstoffwechsels:
Im menschlichen
Körper ist
Harnsäure/Urat das
Endprodukt des
Purinstoffwechsels.
Andere Säugetiere
(außer Primaten)
können dieses
weiter zu Allantoin
abbauen
PZ 45/2006, 151,
4170-4176 57
Fällt im Stoffwechsel vermehrt Harnsäure an, so kann diese bei
einer Übersättigung der Körperflüssigkeiten in Form von
Mononatriumuratkristallen ausfallen und in die inneren
(Knochen und vor allem Knorpel) bzw. in die äußeren
(Schleimbeutel, Sehnen) Gelenkstrukturen eingelagert
werden.
Ursachen der Übersättigung mit Harnsäure?
Zwei Theorien werden diskutiert:
1. Verminderte Ausscheidung über die Nieren (ca. 99% der Fälle)
2. Verstärkte Harnsäure Bildung im Stoffwechsel (1%)
Die Gichtattacke (akute, sehr schmerzhafte Entzündung eines Gelenkes)
wird durch Auslösung von Uratkristallen aus den verschiedenen
Gelenkstrukturen bewirkt und hängt von einer allgemeinen
58
Entzündungsbereitschaft des Körpers ab.
• Mithilfe von Granulozyten versucht
der Körper, die kristallinen
Fremdkörper abzubauen.
• Dazu werden die Uratkristalle von
den Leukozyten aufgenommen.
• Die Kristalle verursachen aber im
Inneren der Zellen Schäden, die zur
Zerstörung der Phagozyten führen.
• Dadurch werden außer den
Kristallen Verdauungsenzyme
freigesetzt und die
Entzündungsreaktion wird
verstärkt.
• Der Körper schickt weitere
Leukozyten, um das Problem zu
bekämpfen, und so läuft der oben
beschriebene Prozess immer wieder
von Neuem ab.
Der Teufelskreis
Grafik: Mathias Wosczyna
PTA-Forum 01,2014
59
Ätiopathogenese der Hyperurikämie
Primäre Hyperurikämie
(keine auslösende Grunderkrankung erkennbar)
• genetisch bedingte Stoffwechselstörung der tubulären
Harnsäuresekretion
(familiäre Hyperurikämie, ca. 99 % aller Patienten)
• vermehrte endogene Harnsäuresynthese infolge von
Enzymdefekten des Purinstoffwechsels
(ca. 1 % aller Patienten)
• familiäre juvenile Nephropathie
60
Ätiopathogenese der Hyperurikämie
Sekundäre Hyperurikämie
• erhöhter Zellverfall bei chronisch myeloischer Leukämie,
Polycythaemie vera, Osteomyelofibrose, hämolytische Anämie,
Zytostatika-/Strahlenetherapie, aber auch bei sekundärer
Polyglobulie infolge einer Herz- oder Lungenerkrankung
• Nierenerkrankungen
• Ketazidose (Fasten, entgleister Diabetes mellitus)
• Hyperlactazidämie (bei hohem Alkoholspiegel,
Glucose-6-Phosphatase-Mangel)
• Arzneimittel (z. B. Saluretika, Ciclosporin, Pyrazinamid,
Ethambutol, Vergiftungen, Blei)
61
Therapie:
Die Therapie der
Gicht sollten wir
aus rein praktischen
Gesichtspunkten in
zwei Kategorien
einteilen
Die Therapie des akuten Gichtanfalles:
Lebensführung und Diät
Medikamentöse Therapie
Behandlung von assoziierten Erkrankungen
Physikalische Anwendungen und Bewegungstherapie
63
Der akute Anfall ist besonders durch die hohe Schmerzintensität
gekennzeichnet.
Die Basistherapie muss sich an den
Ursachen und dem Verlauf der Erkrankung orientieren
und zielt mehr auf
Erhaltung der Gelenkfunktion,
Verhinderung der Gelenkzerstörung und
Linderung der chronischen Schmerzen sowie
Verhinderung von Komplikationen ab.
In Bezug auf die Stadien der Gicht gibt es Überschneidungen.
64
Therapie des Gichtanfalles
1. nichtsteroidale Antiphlogistika
Diclofenac
Piroxicam
Naproxen
Ibuprofen
Indometacin
Acemetacin
50 mg 3 x / d (bis max. 200 mg / d kurzzeitig)
20 – 40 mg /d
200 – 400 (bis max. 600 mg/d)
800 mg 3 x / d
25 – 50 mg 3 x / d (bis max. 200 mg / d
kurzzeitig)
bis 180 mg / d
(Phenylbutazon)
400 – 600 mg / d
Etoricoxib (Arcoxia) hat Zulassung bei akutem Gichtanfall
120 mg / d; für maximal 8 d
2. Glucocorticoide 30 – 50 mg / mit anschließender Reduzierung nach 5 d
65
Colchizin
In seiner Wirkung unbestritten, aber
Dosierungsangaben weichen stark
voneinander ab
A) 3 x 0,6 mg in drei aufeinander folgenden Stunden
rasch nach Beginn der
arthritischen Symptome
B) 12 mg pro Anfall
C) 0,5 mg alle 90 min bis zur Tageshöchstmenge von
8 mg oder bis zum Eintreten von Durchfall
D) Prophylaxe:0,5 -1,5 mg/d für 6 Wochen
66
Therapie der Gicht
Therapiehinweise
• Colchizin
geringe therapeutische Breite;
einige Patienten, reagieren bei normaler Dosierung bereits mit
Vergiftungserscheinungen (Durchfall und/oder Erbrechen).
Dosisanpassung durch verlängertes Dosierungsintervall u./o.
verminderter Dosis, sonst Therapieabbruch
•Acetylsalicylsäure ist kontraindiziert, weil sie in höheren Dosen die
Harnsäureausscheidung noch verlangsamt,
die Wirksamkeit von Probenecid wird abgeschwächt
Wirkungsabschwächung bei Kombination mit Diuretika
•Zitronensäure-Zitrat-Gemische
Zitronensäure-Zitrat-Gemische (z.B. Urolyt®, Blemaren®)
alkalisieren den Harn und halten die Harnsäure damit in Lösung,67 was
eine bessere Ausscheidung über die Nieren bedingt.
PZ 42/2010
Purinstoffwechsel und Ansatz für die Wirkung:
Xanthinoxidasehemmer:
Allopurinol und Febuxostat (bessere Wirksamkeit)
Uratoxidase:
Rasburicase (Tumorlyse-Syndrom )
Zukunft:
Pegloticase, Anakinra, Rilonacept 68
Pharmaka zur Senkung des Harnsäurespiegels
AMGruppe
Medikament
Urikostatikum
Allopurinol
Urikosurika
Benzbromaron
Wirkmechanismus
Hemmung der Rückresorbtion
der Harnsäure in der Niere,
dadurch vermehrte Ausscheidung
Wichtig: Flüssigkeitszufuhr und
eine Alkalisierung des Urins
(alkalische Mineralwässer o.
Zitronensäure-Zitrat-Gemische)
Probenecid
Lesinurad
Organischer Ionentransporter
URAT1-Transporter im
proximalen Tubulus
Dosis
Neben-wirkungen
1 x /d 200 – 300 mg,
Reduktion der Dosis bei
eingeschränkter
Nierenfunktion
Allerg. Reaktionen,
sehr selten Vaskulitis,
Einzelfälle von
granulomatöser
Hepatitis
1 x /d 25 – 100 mg,
einschleichende
Dosierung, anfangs
Diurese und evtl.
Alkaligaben, um den
Harn auf einen pH-Wert
von 6,5 – 7,0 zu
neutralisieren.
Durchfälle, Hepatitis
in den ersten 6
Monaten,
In USA vom Markt
500 – 1000 mg tgl. auf
3 Einzeldosen verteilt,
einschleich. Dosierung,
anfangs Diurese u. evtl.
Alkaligaben
Gastrointestinale
Störungen, allergische
Reaktionen, sehr selten
nephrotisches
Syndrom
Kombination mit
XanthinoxidaseHemmern
200 mg morgens
Kontraindiziert bei
schwerer
Niereninsuffizienz
cave: Interaktion mit
69
CYP2C9-Inhibitoren
S1-Handlungsanleitung der DEGAM zum
akuten Gichtanfall
Pharmakon 4.Jg 5/2016
70
S1-Handlungsanleitung der DEGAM zum
chronischen Gichtanfall
Pharmakon 4.Jg 5/2016
71
Osteoporose
skeletos: ausgedörrt
Knochen ist aber kein totes Gewebe!
72
Literatur: PZ 148 (2003) 30, 2760 - 2769
Entwicklung der Knochenmasse im Laufe des Lebens
73
Chemische Zusammensetzung des Knochens:
Calcium und Phosphat
(Hydroxylapatit: Ca 10(PO4)6(OH)2 )
74
75
Literatur: PZ 148 (2003) 30, 2760 - 2769
76
77
Rolle von Vitamin D und seine Wirkung auf den
Calcium-Haushalt
Martin Wehling
Klinische Pharmakologie,
Georg Thieme Verlag 2005
78
Vergleich der Wirksamkeit von Vitamin D und seinen
Metaboliten
Vitamin D3
(1 mg =
40.000 IE)
Erhaltungs- 500 –
25000
dosis
Dihydro- 25-OH-D3
1,25tachysterol (Calcidiol) (OH)2-D3
(AT 10)
(Calcitriol)
250 – 1500 50 -200
0,5 – 1,5
2-3
1000 15000
(µg / Tag)
Potenz
(bezogen auf
Vitamin D)
1
10 – 15
79
80
Knochenmetabolismus
2 Zytokine sind essenziell:
• Wachstumsfaktor M-CSF (macrophage
colony stimulation factor
• RANKL, receptor antagonist of NF-ĸB
ligand
Weiterführende Informationen:
K.W. Frommer et al.: Zeitschrift f. Rheumatologie 5,
2016 S. 444-
81
82
Calcium
83
(historisch)
84
(historisch)
85
(historisch)
aktuell:
Tibolon
Hormonersatztherapie bei
postmenopausalen Frauen
86
87
Selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERMs)
Selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren
(SERMs)
Raloxifen (Evista®, Optruma®)
Raloxifen schützt nicht nur vor Frakturen, sondern
möglicherweise auch vor Brustkrebs.
Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat in den USA
für Raloxifen/EVISTA® die Brustkrebs Prophylaxe
(Vorbeugung) als weitere Indikation zugelassen.
88
89
1 x jährlich
5 mg
ZolindronsäureInfusion über
15 min
Achtung:
• Dosierung und Darreichungsformen sehr unterschiedlich:
• einige Substanzen oral, einige i.v. verfügbar.
90
91
Bisphosphonate
Anwendungsmodalitäten
92
Denosumab
erstes Biologikum
Denosumab (Prolia):
monoklonaler Antikörper
Wirkung
• über eine Hemmung des am Knochenauf- und abbau
beteiligten Receptor Activator of NF-κB (RANK)-Ligande
• wirkt antiresorptiv
Anwendung:
2 x jährlich subkutan
Arzneimitteltherapie 2011; 29:142-148
PZ 157, Nr.30 (2012) S. 20- 25
PZ 158. Nr. 43 (2013) S.29
93
Strontium (Protelos® D,A, nicht Ch)
• Strontium ist chemisch eng verwandt mit Ca
• wird in den Knochen eingebaut;
steigert den Knochenaufbau
hemmt den Knochenabbau
• Strontiumranelat steigt die Knochenmasse,
der neu aufgebaute Knochen ist widerstandsfähig
und gleichzeitig elastisch,
Einnahme: Strontium wird einmal täglich eingenommen
Nebenwirkungen: - besonders zu Beginn der Behandlung Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen auf.
Interaktion mit Calcium beachten:
sowohl aus der Nahrung als auch in medikamentöser Form,
kann die Aufnahme von Strontium verringern.
Einnahme von Strontium: 2 h nach dem Abendessen
94
Protelos® (Strontium, vom Pharmaunternehmen Servier)
gegen Osteoporose wurde in
Deutschland Oktober 2004 zugelassen.
Indikation: Behandlung der postmenopausalen Osteoporose zur Reduktion des
Risikos von Wirbelsäulen- und Hüftfrakturen (Fachinformation).
Die genaue Wirkweise ist noch unbekannt.
Dosis: Einmal täglich einem Beutel Protelos® 2 g als Pulver zur
Langzeittherapie. Einnahme vor dem Zubettgehen, vorzugsweise mindestens
zwei Stunden nach dem Essen, wird empfohlen.
Nebenwirkungen: Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit (6,6%),
Durchfall (6,5%), Kopfschmerzen (3,0%) sowie Dermatitis (2,1%).
Empfehlung der EMA: Ruhen der Zulassung
(Infarkte, Thromboembolien, Hautreaktionen,
Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle)
Indikationseinschränkung seit März 2014 auf schwere Fälle
Literatur:
Arzneimittel-, Therapie-Kritik,
2007/Folge 2 S. 137 - 141
95
Die wichtigsten Osteoporosetherapien
•
Calcium und Vitamin D3
•
Basistherapie bei Osteoporose
auch bei anderen medikamentösen
Osteoporosetherapien unverzichtbar
•
Bisphosphonate
(z. B. Alendronat, Risedronat)
hemmen Funktion der Osteoklasten
(verantwortlich für den Knochenabbau)
senken Frakturrisiko um ca. 50 %
Nebenwirkungen z.B. Völlegefühl,
Refluxsymptome, Dyspepsie
•
Strontiumranelat
vermindert Osteoklastendifferenzierung und
Osteoklastenaktivität
fördert Knochenaufbau durch
Osteoblastenbildung und Kollagensynthese
Nebenwirkungen: Übelkeit, Diarrhö
Calcitonin
hemmt Osteoklastenaktivität und somit
Knochenabbau
geringere Wirkung als Bisphosphonate
wirkt auch analgetisch
•
Selektive
Östrogenrezeptormodulatoren
(Raloxifen)
wirkt als Östrogenagonist
bewirkt Zunahme der Knochendichte bei
gleichzeitiger Senkung des
Brustkrebsrisikos
nachteilig:ungünstige Wirkung auf
klimakterische/urogenitale Symptome;
Erhöhung des Thromboserisikos
96
Beratungstipps in der Apotheke
Risikofaktoren für eine Osteoporose
Bei erhöhtem Risiko
oder ersten Anzeichen
einer Osteoporose ist es
wichtig, rechtzeitig
geeignete
Präventionsmaßnahmen
einzuleiten
97
Beratungstipps in der Apotheke
Kriterien für die Auswahl des Calcium und
Vitamin-D-Präparats
Der Beratung in der
Apotheke kommt
eine besondere
Bedeutung zu.
98
Verhinderung von Osteoporose
bedingten Brüchen (postmenopausal)
• Generelle Empfehlungen zur Reduktion von Knochenbrüchen
• Stärkung und Erhaltung der Muskelkraft durch Training mit Hanteln,
Terabändern, Geräten, Gehen oder Treppensteigen Steigerung der Koordination
zum Beispiel durch Tai Chi, Einbeinstand und Tandemgang
• Vermeidung von Stürzen durch Prüfung des Visus, gutes Schuhwerk
• Kritischen Einsatz sturzfördernder Medikamente
Gegebenenfalls Einsatz von Hilfsmitteln wie Gehhilfen und Rollatoren
• Optimierung der Vitamin D-Einnahme; tägl. Aufenthalt im Freien > 30 min
• Meidung von Untergewicht (BMI > 20 kg/m2)
• Zufuhr von Calcium durch Milch(-produkte) und Mineralwässer (etwa 1000 mg
täglich) Einstellung des Nicotinkonsums
99
Verhinderung von Osteoporose
bedingten Brüchen (postmenopausal)
Wirkstoff
Dosierung
Alendronat
10 mg täglich beziehungsweise 70 mg
wöchentlich per os
Ibandronat
150 mg monatlich per os beziehungsweise 3
mg alle 3 Monate intravenös
Risedronat
5 mg täglich beziehungsweise 35 mg
wöchentlich per os
Zoledronat
5 mg alle 12 Monate intravenös
Denosumab
60 mg alle 6 Monate subkutan
Strontiumranelat*
2 g täglich per os
Raloxifen
60 mg täglich per os
Teriparatid *
20 µg täglich subkutan
Parathormon 1-84*
100 µg täglich subkutan
PZ 157, Nr.30 (2012) S. 20- 25
100
*begrenzte Verordnungsfähigkeit nach Bundesausschussbeschluss
Therapieeffizienz der Antiosteoporotika
Arzneistoff
Postmenopau-sale
Frauen
Männer
weniger Wirbelkörper- weniger periphere
Frakturen
Frakturen
weniger proximale
Femurfrakturen
Alendronat
A
A
A
Bazedoxifen *
A
B
-
Denosumab
A
A
A
Ibandronat
A
B
-
Raloxifen
A
-
-
Risedronat
A
A
A
B
Zoledronat
A
A
A
A
Teriparatid**
A
B
-
C
Estrogene**
A
A
A
Strontiumranelat**
A
A
B
PZ 160, Nr.10 (2015) S. 38
B
B
C
101
*in D nicht im Handel **Zulassungsbechränkung
Patient
Optimale Therapie
Aber Abgrenzung
von Rachitis und
Osteomalazie
102
Grundsätze
• Rheumatische Erkrankungen sind •
keine Frage des Alters, aber wegen
möglicher Polymedikation stellt die
Therapie im Alter besondere
Herausforderungen.
• Biologica sind keine
•
„Wundermittel“, sie müssen
sinnvoll eingesetzt werden.
Gichterkrankungen sind
selten angeboren, meist hat
der Patient es selbst in der
Hand, mit welchen
Schmerzen er leben muss.
Osteoporose beginnt oft
schon frühzeitig und ist nicht
nur bei Frauen zu finden.
103
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