9.6 Es wird eng: Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris und

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9.6 Es wird eng: Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris
und Herzinfarkt (AUSZUG)
Wie äußert sich die koronare Herzkrankheit?
Die koronare Herzkrankheit ist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, die in den meisten Fällen auf eine
Arteriosklerose zurückzuführen ist. Am Beginn steht eine Schädigung der Gefäßinnenwand. Menschen mit
erhöhtem Blutdruck und Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko auf Koronararterienschäden. Ebenso
Patienten mit Diabetes mellitus oder mit einer erhöhten Blutcholesterinkonzentration. Andere begünstigende
Faktoren sind Übergewicht und Bewegungsmangel.
Auf der Schadstelle im Gefäß lagern sich Blutfette und Blutgerinnsel ab (Plaques). Im Laufe der Jahre
verkalken die Plaques und verengen das Gefäß immer weiter. Je enger eine Arterie wird, um so nachhaltiger wird
die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des von ihr versorgten Gewebes eingeschränkt. Der Sauerstoffmangel
erzeugt im Herzmuskel typische Schmerzen. Wenn das Missverhältnis zwischen Angebot und Bedarf an
Sauerstoff zu groß wird, indem sich die Engstelle verschließt, dann stirbt der Herzmuskel in dem betroffenen
Versorgungsgebiet ab (Herzinfarkt).
Was ist eine Angina pectoris?
Wenn der Innendurchmesser eines Herzkranzgefäßes um mehr als 70 Prozent verengt ist, treten Beschwerden
auf. Das wichtigste Symptom der koronaren Herzkrankheit ist Schmerz in der Brust. Dieser ist manchmal sehr
heftig, besonders hinter dem Brustbein. Wenn Patienten ihn beschreiben, legen sie oft zur Illustration die geballte
Faust auf das Brustbein. Der Schmerz kann in andere Regionen des Oberkörpers ausstrahlen, beispielsweise in
den linken Arm, in den Hals oder in den Unterkiefer, aber auch in die Magenregion. Er tritt meist während oder
nach einer körperlichen Anstrengung auf, weil dann der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels am größten ist. Der
Herzmuskel „protestiert“ also gegen den Sauerstoffmangel. Das anfallsweise Auftreten solch eines Schmerzes
bezeichnet man als Angina pectoris. Meist treten außer dem Schmerz Angstgefühle, Schweißausbruch und
eventuell Atemnot auf. Wird die körperliche Anstrengung abgebrochen, verschwinden meist auch die Symptome
wieder.
Patienten mit einer Angina pectoris sind in Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen, und müssen gründlich
untersucht werden. Dazu gehört in der Regel auch eine Kontrastmitteluntersuchung der Herzkranzgefäße
(Herzkatheteruntersuchung).
Wenn es gelingt, spätestens ab dem ersten Angina-pectoris-Anfall die gefäßschädigenden Einflüsse
auszuschalten (mit dem Rauchen aufhören, Blutdruck senken, Übergewicht reduzieren), dann kann ein weiteres
Fortschreiten der Arteriosklerose manchmal noch gestoppt werden; eine einmal vorhandene Gefäßverengung ist
jedoch nicht rückgängig zu machen. Deshalb bleibt die Neigung zu Angina-pectoris-Anfällen bei bestimmten
Anstrengungen zunächst bestehen, wird aber auch nicht schlimmer (stabile Angina pectoris). Kommt es zu
Schmerzen, dann hilft der Patient sich mit dem gefäßerweiternden Stoff Nitroglyzerin. Dieser wird entweder als
Spray unter die Zunge gesprüht („Nitrospray“) oder in Tabletten- oder Kapselform zerbissen. Über die
Mundschleimhaut gelangt das Nitroglyzerin rasch ins Blut und erreicht in Sekundenschnelle das Herz.
Unmittelbar darauf verschwinden die Schmerzen.
Ändern sich die bekannten Beschwerden jedoch (Schmerzen treten häufiger, länger oder neuerdings in Ruhe
auf), dann ist dies ein Zeichen dafür, dass der Sauerstoffmangel des Herzmuskels fortschreitet und ein
Herzinfarkt bevorsteht (instabile Angina pectoris). In diesem Fall muss der Patient umgehend auf einer
Herzüberwachungsstation aufgenommen und ständig überwacht werden. Mit einer Koronarangiographie wird
dann untersucht, welche Koronararterien verengt sind und welche Bereiche des Herzmuskels nicht oder nicht
ausreichend mit Blut versorgt werden. Je nach Ergebnis der Untersuchung wird man dann entweder eine
medikamentöse Behandlung einleiten, eine bestehende Therapie umstellen, eine Aufdehnung der Gefäße
versuchen (Herzkatheterisierung, Angioplastie) oder zu einer Bypass-Operation raten.
Wie geht eine Herzkatheteruntersuchung vor sich?
Die Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) dient zur Diagnostik von Arterienverengungen und
deren Art und Ausmaß. Schon während der Untersuchung können Verengungen mit einem Ballonkatheter
aufgedehnt und mit Hilfe eines Stents dauerhaft offen gehalten werden. Eine Koronarangiographie wird
notwendig bei Patienten mit Anzeichen einer zunehmenden Angina pectoris oder eines Herzinfarkts. Die
Untersuchung wird in den meisten Fällen im Krankenhaus oder bei spezialisierten niedergelassenen Kardiologen
vorgenommen. Die Aufnahmen wurden früher auf Film- oder Videomaterial festgehalten. Heutzutage verwendet
man dazu digitale Speichermedien.
Mit der Herzkatheteruntersuchung lässt sich das Ausmaß einer koronaren Herzkrankheit und damit die
zukünftige Belastbarkeit des Herzens feststellen. Da sich die Herzkranzgefäße und Herzkammern mit einem
einfachen Röntgenbild oder durch eine Ultraschalluntersuchung nicht mit ausreichender Genauigkeit darstellen
lassen, müssen sie durch ein Kontrastmittel sichtbar gemacht werden. Das Kontrastmittel wird über einen
dünnen Plastikschlauch (Herzkatheter) in das Herz und die Herzkranzgefäße gebracht. Röntgenstrahlen machen
das Kontrastmittel sichtbar. Nach Entfernung des Herzkatheters wird die Blutung herkömmlicherweise durch
manuellen oder mechanischen Druck gestoppt, was mindestens 15 Minuten Druckausübung und anschließend
noch einmal 12 Stunden Bettruhe erfordert, wobei das betroffene Bein nicht bewegt werden darf. Inzwischen
geht man zum Verschluss der Punktionsöffnung häufiger operativ vor, indem man das Gefäß mit einem sehr
kleinen Anker, einem Kollagenschwamm und einem Faden verschließt.
Wie kann man einem Herzinfarkt vorbeugen?
Es gibt kein Medikament, das ein Herzinfarktrisiko ausschaltet. Es kann jedoch versucht werden, die
Wahrscheinlichkeit eines Koronararterienverschlusses durch die ständige Einnahme von Acetylsalicylsäure zu
verringern. Mit Acetylsalicylsäure wird die Blutgerinnung etwas herabgesetzt. Die beste Maßnahme ist jedoch
das Ausschalten der Faktoren, die die Gefäßinnenwand schädigen:
1. mit dem Rauchen aufhören,
2. bei Zuckerkrankheit möglichst normale Blutzuckerwerte anstreben,
3. regelmäßig den Blutdruck kontrollieren,
4. einen erhöhten Blutdruck behandeln,
5. erhöhte Blutfettspiegel senken,
6. mindestens zweimal in der Woche eine halbe Stunde Sport treiben.
Was geschieht bei einem Herzinfarkt?
Mit Infarkt bezeichnet man das Absterben von Gewebe infolge eines Sauerstoffmangels. Das betroffene
Gefäß ist meist bereits deutlich durch eine Arteriosklerose eingeengt und wird plötzlich von einem Blutgerinnsel
ganz verschlossen. Infarkte treten nicht nur im Herzen, sondern beispielsweise auch im Gehirn oder im Darm auf
(Darminfarkt). Am häufigsten ist jedoch der Herzinfarkt, der in den Industrieländern gleichzeitig die häufigste
Todesursache darstellt.
Oft ist der tatsächliche Gewebeschaden beim Herzinfarkt eher gering. Aber auch ein kleiner abgestorbener
Bezirk im Herzmuskel kann die Erregungsleitung des Herzens empfindlich beeinträchtigen. Die Hauptgefahr
eines Herzinfarkts liegt daher bei Herzrhythmusstörungen durch eine unkoordinierte Erregungsleitung. Am
meisten gefürchtet ist das Kammerflimmern.
In dem absterbenden Gewebeabschnitt verlaufen die elektrischen Reize nicht mehr geordnet, sondern in
verschiedene Richtungen, so dass sich das Herz nicht mehr zusammenziehen kann. Es zittert zwar noch, pumpt
aber kein Blut mehr aus. Die unmittelbare Folge ist ein Kreislaufstillstand mit Schock. Nur wenn es innerhalb
von etwa fünf Minuten nach einem Kreislaufstillstand gelingt, die Herzkammern wieder zu einer geordneten
Kontraktion zu bewegen, bleibt das Leben erhalten. Je länger ein Herzinfarkt zurückliegt, desto geringer wird die
Wahrscheinlichkeit einer Herzrhythmusstörung. Die erste Stunde nach einem Herzinfarkt ist besonders kritisch,
aber es dauert 48 Stunden, bis die Wahrscheinlichkeit einer lebensbedrohlichen Komplikation deutlich
nachgelassen hat. Darum werden Patienten nach einem Herzinfarkt mindestens 48 Stunden lang auf einer
Intensivstation aufgenommen.
Wer die ersten Stunden nach einem Herzinfarkt überlebt, dessen weitere Überlebenschancen nehmen deutlich
zu. Zwischen der Infarktgröße und der Art einer folgenden Herzrhythmusstörung besteht kein direkter
Zusammenhang. Ein kleiner Herzinfarkt kann zu einem tödlichen Kammerflimmern führen, während mancher
größere Infarkt ohne Komplikationen ausheilt. Sobald man einen Herzinfarkt vermutet, darf man nicht mehr
abwarten, sondern muss sofort den Notarzt verständigen.
Welche Krankheitszeichen weisen auf einen Herzinfarkt hin?
Auch zwischen der Heftigkeit der Schmerzen und der Größe eines Herzinfarkts gibt es keinen direkten
Zusammenhang. Ort und Ausstrahlung der Schmerzen können variieren. 20 Prozent der Patienten (insbesondere
Diabetiker) haben einen „stummen” Infarkt. Plötzlich bricht der Kreislauf zusammen, ohne dass die typischen
Brustschmerzen vorangegangen sind. Ein Herzinfarkt macht sich in den meisten Fällen durch die folgenden
Beschwerden bemerkbar:
- starke („vernichtende“) Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den linken oder in beide Arme, in den Hals,
den Unterkiefer, den Oberbauch oder zwischen die Schulterblätter ausstrahlen,
- schweres Gefühl der Enge oder starker Druck auf der Brust,
- Gefühl von Todesangst, Atemnot,
- blasses Gesicht, kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe,
- niedriger Blutdruck, Pulsfrequenz >100 pro Minute,
- Übelkeit, Erbrechen,
- plötzlicher Kreislaufzusammenbruch, Bewusstlosigkeit.
Akute Erkrankungen der Organe, die in der Nähe des Herzens liegen (beispielsweise eine
Speiseröhrenentzündung oder eine Nervenentzündung im Rippenbereich), können ähnliche Schmerzen
verursachen und dadurch einen Herzinfarkt vortäuschen.
Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?
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