Krebs - BurdaNews

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Oktober | November 2015
+ Alle Termine: Jetzt zur Früherkennung +
G E SU N D H E IT
Krebs
GESUNDHEIT
Die neuen High-Tech-Therapien gegen Krebs
Das Wichtigste zu Tumoren der Brust, Prostata, Lunge, des Darms und weiteren
Warum Krebs entsteht / Wie Sport und Ernährung schützen
0
DIE 77 TE &
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Immunsystem
Immunsystem
vor vor
Krebs
Ärzte nutzen jetzt das eigene Immunsystem, Gentechnik
und globale Datenbanken zur Behandlung
ANZEIGE
Editorial
Foto: dominik Butzmann für FOCUS-Gesundheit
Alle Chancen nutzen
Die Diagnose Krebs kommt meist
unvorbereitet und klingt wie ein Todesurteil. Doch das stimmt nicht mehr.
In allen Bereichen der Krebstherapie
gibt es enorme Verbesserungen, die
zu einem grundlegenden Wandel geführt haben: Selbst fortgeschrittener
Krebs ist nicht mehr zwingend tödlich, sondern für viele zu einer zwar
chronischen, aber beherrschbaren Erkrankung geworden.
riesige DatenbanKen sollen das
globale Wissen über Krebs in Zukunft bündeln und leichter auf einzelne Patienten anwendbar machen.
Die Tumoren werden dazu genetisch
komplett analysiert und gespeichert.
Nach dem Abgleich mit sämtlichen
verfügbaren Studiendaten wählt die
Experten-Datenbank das wirksamste
Mittel. Wie „Big Data“ die Krebstherapie verändert, lesen Sie ab Seite 38.
eine ganz neue Ära begründen die
angehörige von KrebsPatienten
sogenannten Immunonkologischen
Therapien. Sie nutzen zielgenau das
körpereigene Abwehrsystem zum
Angriff gegen den Tumor und haben
weniger Nebenwirkungen als eine
Chemotherapie. Die hoffnungsvollsten Wirkansätze und wer heute schon
davon profitiert, erklären wir in unserem Cover-Booklet sowie im Heft
ab Seite 32.
durchleben fast ebensolche psychischen Krisen wie ihre geliebten kranken Kinder, Eltern oder Partner. Autorin Mila Hanke hat mit mitleidenden
Pflegenden gesprochen und ab Seite
80 aufgeschrieben, was für sie selbst
am hilfreichsten ist.
Herzlich
Die besten ChanCen haben die Pa-
tienten der besten Ärzte. In Zentren
behandeln sie in interdisziplinären
Teams nach den aktuellen Leitlinien
der Fachgesellschaften. Sie bieten die
Möglichkeit, an Studien teilzunehmen und innovative Medikamente
zu erhalten. Deutschlands Top-Krebsmediziner haben wir für Sie recherchiert und ab Seite 112 aufgelistet.
FOCUS-GeSUndheit
Ulrich Reitz, Chefredakteur
3
Inhalt
FOCUS-GESUNDHEIT – Nr. 26 – Neue Therapien gegen Krebs
Diagnose Krebs
6 Von Schuld und Stärke
Weltmeister Jérôme Boateng und weitere
Prominente erzählen ihre Krebsgeschichte
10 Kurz & knapp
Künstliche Hundenasen erschnüffeln
Krebs; Nobelpreisträger warnt vor Fleisch
14 Lotterie des Lebens
Die große Infografik zeigt, was passieren
muss, damit Krebs entsteht
80
16 „Wulstige Massen, hart und kalt“
Schon die alten Ägypter kannten Krebs.
Seitdem hat sich vieles geändert. Geblieben ist die Angst vor der Erkrankung
22 Was kommt da auf mich zu?
Und jetzt alle!
Merle, 7, erkrankte
an Leukämie – ein
Fall für die ganze
Familie Kramer*
Wie Menschen mit der Krebsdiagnose
umgehen und welche Strategien es gibt
31 Neue Therapien
32 Angriff der Scharfschützen
Forscher aktivieren das Immunsystem
im Kampf gegen den Krebs – mit Erfolg
38 Big Data als Medizin
Bald könnte jeder Patient eine individu­
elle Therapie erhalten. Dazu erfassen
Forscher Tumordaten bis ins Detail
Der beste Schutz ist die regelmäßige
Vorsorge, also die Darmspiegelung
22
Sehr lebendig
Julia Gardumi ist
unheilbar krank und
möchte bis zuletzt für
ihre Kinder da sein
4
38
Daten-Medizin
Ärzte analysieren
jeden Tumor im
Detail und bieten
individuelle Therapien
*Name von der Redaktion geänder t
50 Prostatakrebs
Aktive Überwachung kann eine Alternative zu OP und Bestrahlung sein
52 Lungenkarzinom
Für die Patienten wird eine persona­
lisierte Therapie Realität
56 Hautkrebs
Vorstufen sind sehr häufig. Bei der regelmäßigen Vorsorge entfernt sie der Arzt
60 Tumoren des Verdauungstrakts
Neues zu Blasen-, Magen- und
Nierenkrebs
FOCUS-GESUNDHEIT
Titel: Alfred Pasieka/SPL, Science Source/mauritius images
46 Darmkrebs
108 Tasten, Tests und Screening
Der rechtzeitige Gang zur Vorsorge
vermag die Sterberaten bei vielen
Krebsarten teils massiv zu senken
110 Gesundes Maßhalten
16
Fotos: Joanna Nottebrock, Andreas Nestl, Jonas Ratermann alle für FOCUS-Gesundheit ; Illustration: Daniel Stolle
Zerbrechliche
Fabrik
Wenn sich in der
Zelle Fehler anhäufen, kann
Krebs entstehen
Kanzerogene wie Strahlung oder
Feinstaub sollte der Mensch meiden
112 Methodik Ärzte- und Klinikliste
Wie die Daten der FOCUS-Gesundheit-Ärzte- und Kliniklisten erhoben
wurden
114 Ärzteliste Brustkrebs und
gynäkologische Tumoren
116 Ärzteliste Hautkrebs
117 Ärzteliste Leukämien,
Lymphome & Metastasen
118 Ärzteliste Lungenkrebs
120 Ärzteliste Strahlentherapie
122 Ärzteliste Tumoren
62 Seltene Tumoren
Diagnose und Therapien bei Leukämien,
Lymphomen, Bauchspeicheldrüsenkrebs,
Gallenwegs- und Weichgewebetumoren
65 Gynäkologische Tumoren
Geschwülste lassen sich schonend per
Schlüsselloch-Chirurgie entfernen
66 Brustkrebs
Gentests könnten die Rückfall-Wahrscheinlichkeit ermitteln und die Chemo ersparen
74 Rettende Behandlungen
Überblick über die Standardtherapien
und was sie leisten
76 Nadeln, Yoga oder Kräuter?
Eine Expertin klärt über den Nutzen
komplementärer Heilmethoden auf
79 Leben mit Krebs d
80 Neuer Lebensmittelpunkt
Eine Tumorerkrankung belastet auch die
Familie und Freunde. Sie sollten lernen,
auf sich zu schauen
FOCUS-GESUNDHEIT
86 Rätselhafte Müdigkeit
Krebsüberlebende können unter
Spätfolgen der Therapie leiden.
Was sich dagegen tun lässt
des Verdauungstrakts
124 Ärzteliste urologische Tumoren
126 Klinikliste Brustkrebs
90 Signalstörung
Das Arzt-Patienten-Gespräch ist oft heikel. Tipps zur besseren Kommunikation
130 Klinikliste Darmkrebs
93 Recht auf Fürsorge
137 Klinikliste Strahlentherapie
Was Patienten zusteht: Von Kündigungsschutz bis Anschlussbehandlung
94 Leben bis zuletzt
Wie Patienten und Ärzte selbst das
Unausweichliche noch gestalten können
133 Klinikliste Prostatakrebs
140 Klinikliste Lungenkrebs
144 Schon gewusst?
Der Monokini für die Monobrust
und der offenbar völlig tumorfreie
Nacktmull
99 Schutz & Vorsorge d
100 Schlagkraft im Team
Sport ist effektiv wie ein Medikament:
zur Vorsorge und als Therapiebegleitung
Rubriken
104 Ziel Gewichtszunahme
Koch Alfons Schuhbeck zeigt, wie Krebspatienten schmackhafte Gerichte gelingen
3 Editorial des Chefredakteurs
146 Vorschau und Impressum
5
Menschen
Chef der Krebs-Abwehr
Jérôme Boateng zeigt
Wattestäbe, die der typisierung vor der Knochenmarkspende dienen
Geschichten von
Schuld und Stärke:
Vier Krebs-Helden
erzählen von
ihren persönlichen
Erfahrungen
„Mein erster Kontakt mit Leukämie war im
April 2014. Felix, ein junger Student, der
an Blutkrebs erkrankt war, suchte dringend
einen Stammzellenspender. Wie für viele
Patienten war eine transplantation für ihn
die einzige Chance, die Krankheit zu überleben. Genau wie ich hat Felix einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter. Weil
diese herkunftskombination in deutschland
sehr selten ist, war auch seine Chance,
einen Spender zu finden, sehr gering. denn
6
die für eine transplantation wichtigen Gewebemerkmale werden vererbt. die deutsche
Knochenmarkspenderdatei (dKMS), die
Gewebemerkmale typisiert und speichert,
versucht daher, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in ihre datei aufzunehmen.
ich wollte dabei helfen und habe für Felix
einen Facebook-Aufruf gepostet, damit sich
möglichst viele Menschen – mit und ohne
Migrationshintergrund – registrieren lassen.
Felix hat mittlerweile einen Spender gefun-
den und den Blutkrebs besiegt. Gemeinsam
mit der dKMS habe ich das Projekt Fußballhelden gestartet*.
Unser Ziel ist es, dass alle Vereine in
deutschland ihre Spieler in der datenbank
registrieren lassen. Mehr als 300 Vereine
machen schon mit, und ich hoffe, dass es
noch viel mehr werden. deshalb mein Appell
an alle Fußballer: Macht mit, rettet Leben,
und werdet selbst zu Fußball-helden!“
*informationen zur Kampagne auf www.dkms-fussballhelden.de
FOCUS-GeSUndheit
Foto: Paul Ripke/dKMS
Fußballweltmeister Jérôme Boateng, 27, ist gut gegen Blutkrebs aufgestellt.
Mit seinem Projekt ruft er dazu auf, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen.
Schauspielerin
Hendrikje Fitz, 54,
hatte Brustkrebs und
engagiert sich
„Vor einem Jahr erhielt ich die diagnose Brustkrebs. heute ist nichts mehr
davon zu sehen – bis auf die kleine
narbe an meiner linken Brust. Aber solche Lebensereignisse müssen Spuren
hinterlassen. durch die Krankheit ist
mir zum ersten Mal bewusst geworden,
was für ein Glück ich habe, in einem
Land geboren zu sein, das ein so gut
funktionierendes Gesundheitssystem
hat – das ist nicht überall so*. Obwohl
meine Mutter ebenso Brustkrebs
hatte, war ich nicht regelmäßig bei der
Vorsorge. ich habe einfach nicht damit
gerechnet, dass ich die Krankheit
auch bekommen würde, weil wir so
verschieden sind. in der tV-Serie „in
aller Freundschaft“ spiele ich eine Physiotherapeutin, die an Brustkrebs erkrankt. Unsere medizinische Beratung
hatte mir für die Rolle die Symptome
erklärt. da ich mich nach dem duschen regelmäßig eincreme, dachte
ich, das spüre ich schon, wenn sich
was an meinem Busen verändert. Aber
dann ist es mir doch entgangen.
Mit meiner Krankheit bin ich sehr offen
umgegangen. Während der Chemotherapie und der Bestrahlung habe ich
weitergearbeitet. ich wollte anderen
Frauen zeigen, dass man trotz Krebs
ein attraktives und funktionierendes
Mitglied der Gesellschaft sein kann.
dass ich nicht ewig leben werde, war
mir immer klar. dass ich heute nicht
mehr leben würde, wenn ich meine
diagnose in einem anderen Land bekommen hätte, das gibt mir nach wie
vor sehr zu denken.“
Foto: Andreas nestl für FOCUS-Gesundheit
*hendrikje Fitz unterstützt ein Crowdfunding-Projekt,
um einer algerischen Frau, die an Brustkrebs
erkrankt ist, eine therapie zu ermöglichen. Mehr unter:
www.helpmimi.wordpress.com
Lichtblicke
Schauspielerin hendrikje
Fitz dinge zeigt mit stolzem Lächeln ihre narbe
an der linken Brust
FOCUS-GeSUndheit
7
D i ag n o s e K r e b s
InfografIk
DNA
Informationsschaden
Die Erbsubstanz DNA
besitzt die Form einer
Doppelhelix, ihre Leitersprossen stellen Informationen bereit. Mutationen (oranger Kreis)
können die Informationen zerstören
Zelle
Mutation
oder Schaden
Kanzerogene
Diese Stoffe erhöhen das
Risiko für Mutationen
Alkohol
Sonnenlicht
Strahlung
Tabak
Wie Krebs
Krebs ist ein Spiel des Zufalls, eine Lotterie mit
täglicher Ziehung. Es ereignet sich irgendwo tief in
einer Zelle und betrifft Informationen in der DNA.
Sie werden unleserlich oder ändern sich. In jeder
Sekunde entstehen solche Mutationen im Erbgut, bei
einer Zellteilung sind bis zu fünf normal. Zunächst ist
der Informationsschaden glücklicherweise nicht so
schlimm. Die Zelle geht daran zu Grunde. Oder sie
verhält sich so ungewöhnlich, dass die Immunabwehr
sie umgehend eliminiert. Oft passiert auch einfach
gar nichts, die Mutation bleibt, vielleicht kommen
andere Schäden dazu – und damit steigt das Risiko.
Gefährlich wird es, wenn die Fehler neuralgische
Infografik: Br yan Christie Design für FOCUS-Gesundheit
entsteht
Stellen in der Erbsubstanz erwischen. Jene Informationen, die mit dem Zellwachstum zu tun haben.
Dann kann es sein, dass die Zelle sich der Kontrolle
des Körpers entzieht, vom Immunsystem nicht erkannt wird und sich ungehemmt zu teilen beginnt.
Eine Geschwulst wächst heran. Zunächst besteht
sie nur aus wenigen Zellen, doch sie vergrößert sich,
durchstößt Gewebegrenzen, besorgt sich eine Blutversorgung und breitet sich schließlich in den ganzen
Körper aus. Krebs mit Metastasen ist entstanden.
Besser also den Zufall nicht herausfordern und vorsichtig sein mit Tabak, beim Alkohol und Sonnenbad.
Sie steigern das Risiko für Mutationen.
FOCUS-GESUNDhEIT
reparierter
Schaden
Zelle mit
harmlosem Schaden
Schäden häufen
sich an
Immunsystem
vernichtet auffällige
Zelle
Lange Karriere
Einige DNA-Schäden (gelbe Kreise) werden
repariert, manche bleiben, sind aber
harmlos. Reichern sich die Mutationen oder
Schäden an, kann auch das Immunsystem
eingreifen und die Zellen eliminieren
entartete
Zelle
Gewebe mit Tumor
Tumor
Blutgefäß
Tumorwachstum
Ein Tumor reift
Metastasen
Betreffen Schäden die Gene zur Kontrolle der
Zellteilung, kann es zu unkontrolliertem Wachstum kommen. Der Tumor wird vom Immunsystem nicht erkannt und vergrößert sich immer
mehr – bis er Gewebe zerstört, Blutgefäße
wachsen lässt und einzelne Tumorzellen sich
über die Gefäße im ganzen Körper verteilen.
15
D i ag n o s e K r e b s
EntstEhung
Wenn Zellen
eigenwillig
werden
W
ulstige Massen auf der
Brust, hart und kalt“,
schildert der Arzt.
„Weder enthalten sie
Flüssigkeit, noch sondern sie welche ab, doch treten sie unter Berührung deutlich hervor.“ Was bis
heute die Diagnose eines Brusttumors
korrekt beschreibt, sind die Worte des
ägyptischen Arztes Imhotep. Vor rund
4600 Jahren notierte er 48 Fälle von
Krankheiten oder Verletzungen mitsamt
Ratschlägen zu ihrer Behandlung. Allein
bei der Brustkrebserkrankung lautet sein
Kommentar: „Es gibt keine Therapie.“
Das hat sich seit Imhoteps Zeiten
grundlegend geändert. Heute existiert
eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, bei einigen Tumorarten besteht
inzwischen sogar eine große Chance auf
vollständige Heilung.
Seinen Schrecken hat der Krebs jedoch
auch in den über 4000 Jahren nach seiner frühen Beschreibung nicht verloren.
16
Ein bösartiger Tumor ist die Krankheit,
welche die Deutschen am meisten fürchten. Krebs rangiert einer Umfrage zufolge weit vor Alzheimer oder einem
Schlaganfall.
Die Hälfte aller Männer und 43 Prozent
aller Frauen in Deutschland erkranken
im Lauf ihres Lebens an Krebs. Jeder
vierte Mann und jede fünfte Frau sterben daran. Neben dem realen Risiko ist
es auch das Wesen der Krankheit, das
Furcht auslöst: der Fakt, dass im eigenen
Körper aus scheinbar heiterem Himmel
ein Gebilde unkontrolliert zu wuchern
beginnt und macht, was es will.
Gegen die Angst helfen vor allem
Wissen und Aufklärung. „Je besser der
Krebspatient informiert ist, umso eher
kann er auch mitarbeiten und an seiner
Heilung selbst bestimmend mitwirken“,
sagt Hans-Peter Krämer, Vorsitzender
des Stiftungsrats der Deutschen Krebshilfe. Ebenso wichtig: Wer weiß, welche
Faktoren bei der Krebsentstehung eine
Rolle spielen, kann sein persönliches
Krebsrisiko durch Veränderungen am
Lebensstil deutlich einschränken.
Seit Jahrhunderten haben Wissenschaftler versucht, die Ursachen für
die tückische Erkrankung zu ermitteln.
Heute wissen sie: Krebs entsteht, wenn
Zellen im Lauf eines längeren Zeitraums
eine Reihe von genetischen Veränderungen angesammelt haben, die grundlegende Kontrollmechanismen des Wachstums außer Kraft setzen.
Solange sie gesund sind, teilen sich
Zellen nur, wenn sie den Befehl dazu
erhalten. Krebszellen dagegen machen
sich unabhängig von Wachstumssignalen. Sie reagieren nicht auf Botschaften
des Körpers, die normalerweise die Vermehrung unterbinden. Auch der Selbstmordmechanismus, der ansonsten bei
gravierenden Schäden greift, funktioniert bei ihnen nicht mehr: Während
gesunde Zellen eine Art Zählwerk eingebaut haben, das die Menge ihrer
FOCUS-GeSUndheit
illustration: daniel Stolle für FOCUS-Gesundheit
Häufen sich Mutationen in der DNA, kann Krebs entstehen –
dafür reicht Pech aus. Ein gesunder Lebensstil kann das
persönliche Krankheitsrisiko aber mindern
X Xe X
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u Xe T hXeXrXaXp i e N
ImmunonkologIe
Der Krieg der
Zellen
Attacke der Verteidigung
Wie Orangen sehen die
T-Lymphozyten des Immunsystems aus. Sie heften sich auf
eine Tumorzelle, um sie zu
markieren. Die Elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt
eine 1600-fache Vergrößerung
Fotos: Steve Gschmeissner/Science Photo Librar y
Forscher und Ärzte entdecken das Immunsystem als Waffe
gegen bösartige Geschwüre. Ihre Erfolge sind teils spektakulär
M
ehr als sieben Jahre hat sich
Rainer Zinke aus Kiel gegen den Krebs gestemmt.
Und jetzt endlich kann er
wieder hoffen. Im Herbst 2007 hatte ihn
eine kleine Geschwulst an der rechten Schläfe beunruhigt. Beim Hautarzt
stellte sich heraus, dass es sich um ein
malignes Melanom handelte, bösartiger
Hautkrebs, der bereits Metastasen gebildet hatte. Der heute 69-Jährige unterzog sich einer Operation und erhielt zwei
Chemotherapien. Doch die Geschwülste
wuchsen unbeirrt weiter. Selbst eine anschließende Bestrahlung brachte keinen
Erfolg. Gemeinsam mit seinem Arzt, dem
Kieler Dermatologen Axel Hauschild,
entschied er sich, eine neue Immuntherapie anzuwenden. Über sechs Monate
lang erhielt der frühere Polizist am Universitätsklinikum Kiel zwölf Infusionen,
die sein Abwehrsystem stimulierten. Seitdem sind seine Metastasen geschrumpft,
von 15 auf sechs Zentimeter. Der Tumor,
so sieht es aus, ist auf dem Rückzug.
Der Rolle des Immunsystems in der
Krebstherapie haben Forscher lange Zeit
kaum Beachtung geschenkt. Sie konzentrierten sich darauf, die entarteten Zellen
etwa durch Chemo- und Strahlentherapie zu bekämpfen. Das ändert sich nun.
Seit einige Studien berichten, wie lebensbedrohliche Tumoren bei Patienten geradezu dahinschmelzen, wenn
FOCUS-GeSUndheit
33
Neue TherapieN
darmkrebs
Darmkrebs
D
armkrebs entsteht leise und
langsam. Bis aus einer zunächst gutartigen Zellwucherung, einem sogenannten
Polypen, ein bösartiger Darmtumor entsteht, können Jahre vergehen. Weder
Schmerzen noch Verdauungsprobleme
machen auf die Gefahr aufmerksam. In
Deutschland erkranken jährlich rund
Mehr als 63 000 Menschen neu an Darmkrebs. 26 000 sterben an einem bösartigen Tumor im Dick- oder Enddarm. Bei
Frauen ist die Erkrankung das zweithäufigste und bei Männern das dritthäufigste Krebsleiden.
Viele Menschenleben ließen sich retten, wenn Polypen und frühe Krebsstadien im Darm rechtzeitig erkannt und
entfernt würden. Die Darmspiegelung
(Koloskopie) ist eine effektive Früherkennungsmethode. Durch die Kamera
an der Spitze des dünnen und flexiblen
Koloskops entdecken Ärzte verdächtige
Zellhaufen und tragen sie gleich mit einer Drahtschlinge an dem Gerät ab. Veränderungen der Darmschleimhaut und
Entzündungen sind ebenfalls zu erkennen. Die Darmspiegelung bringt die Erkrankung in frühen Stadien ans Licht, in
denen sie noch heilbar ist. Auch ein Test
auf verstecktes Blut im Stuhl – der Okkultbluttest – liefert Hinweise auf Darmtumoren. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen den Stuhltest für Männer
und Frauen ab 50 Jahren (siehe auch
„Service Vorsorge“ auf S. 109).
Leider ist die Scheu, sich mit dem
Thema Darm zu beschäftigen, noch immer vorhanden - trotz der großen Chancen, die eine Früherkennungsuntersuchung bietet. „Im Freundeskreis erzählt
46
man lieber von einer Bypass-Operation
als von einer Darmspiegelung“, erklärt
Guntram Lock, Gastroenterologe des
Darmzentrums am Hamburger Albertinen-Krankenhaus. „Dabei ist es wichtig, das Organ nicht zu tabuisieren.“ Es
mag nicht besonders appetitlich klingen. Aber nur wer seine Verdauung und
durchaus auch deren Produkte konsequent im Blick behält, registriert Auffälligkeiten, die womöglich auf eine Störung im Darmtrakt hinweisen. Bei länger
als zwei Wochen anhaltenden vermehrten Blähungen, Durchfall, Verstopfung
oder verändertem Aussehen des Stuhls
sollte ein Gastroenterologe die Ursache
abklären. Auch bei sichtbarem Blut im
Stuhl sollte ein Arzt nach der Blutungsquelle suchen.
30 %
aller Darmkrebspatienten haben
auch in der
Verwandtschaft
Polypen oder Krebs
Quelle: www.darmkrebs.de
Patienten mit chronischen Darmentzündungen haben ein erhöhtes Risiko
für Damkrebs. „Die Erkrankung reizt
die Zellen im Darm und verändert ihre
Zellteilung“, erklärt Florian Lordick vom
Krebszentrum des Universitätsklinikums
Leipzig. „Patienten mit der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa
haben ein etwa siebenfach erhöhtes
Darmkrebsrisiko", weiß Onkologe Lordick. Sie sollten unbedingt regelmäßig
die Darmkrebsvorsorge wahrnehmen,
denn entzündungsbedingte Tumoren
wachsen schneller. Gefährdet für Darmkrebs sind zudem Patienten mit Morbus
Crohn. Sie hätten ein vierfach erhöhtes Darmkrebsrisiko, ergab eine Untersuchung des Evangelischen Krankenhauses Kalk in Köln.
Bei rund 30 Prozent aller Darmkrebsfälle sind die Erkrankung oder Darmpolypen bereits bei Verwandten aufgetreten.
Dann besteht für alle Familienmitglieder ein erhöhtes Risiko – und die Diagnose kann auch junge Menschen treffen.
Nicht immer ist diese Häufung allerdings
erblich bedingt.
Nur in etwa fünf bis acht Prozent der
Darmkrebsfälle lässt sich eindeutig eine
genetische Ursache nachweisen. Dies
ist mit Hilfe molekulargenetischer Tests
möglich. Ein Beispiel für erblichen Darmkrebs ist die Familiäre Adenomatöse
Polyposis (FAP). „Sind Verwandte daran
erkrankt, sollten Angehörige schon in
jungen Jahren zur Darmkrebsvorsorge
gehen“, empfiehlt Lock. Bereits Teenager könnten eine Vielzahl von Polypen
im Darm haben.
Ist es zu einer Darmkrebserkrankung
gekommen, sind Operation, ChemoFOCUS-GESUNDHEIT
Fotos: Zephyr/SPL/Agentur Focus
Vor Darmkrebs kann man sich schützen: Durch regelmäßige
Darmspiegelungen und Tests auf Blut im Stuhl. Auch
die richtige Ernährung bietet Schutz. Neue AntikörperTherapien helfen Darmkrebspatienten, länger zu leben
Fakten
l Häufigkeit: Etwa 63 000 Menschen
erkranken in Deutschland pro
Jahr an Darmkrebs. Betroffen sind
Männer und Frauen, vor allem
in der zweiten Lebenshälfte.
l Prognose: 65 Prozent der Patienten
leben fünf Jahre nach der Diagnose.
Diagnose
Bei der Darmspiegelung, die ab 55 Jahren
Teil des gesetzlichen Früherkennungs­
programms ist, werden verdächtige Darm­
polypen, häufig Vorstufen zu Krebs, gleich
entfernt. Andere Diagnoseinstrumente
sind verschiedene Tests auf Blut im Stuhl,
die Bestimmung eines Tumormarkers
im Blut sowie bildgebende Verfahren.
Therapie
Wenn möglich, wird der Tumor entfernt.
Haben Krebsherde bereits die Darmwand
durchbrochen, Lymphknoten befallen oder
Tochtergeschwülste gebildet, kommen
Strahlen­ und Chemotherapie hinzu. Ab­
hängig von den Tumoreigenschaften und
dem Krankheitsstadium können neuere,
zielgerichtete Antikörper das Wachstum
verlangsamen: Sogenannte Angiogenese­
hemmer bremsen die Bildung neuer Blut­
gefäße und somit die Nährstoffversorgung
des Tumors. Andere Substanzen blo­
ckieren ein Oberflächenmerkmal, das bei
manchen Tumorarten besonders häufig
vorkommt und Wachstumssignale sendet.
Darmkrebs
Der normale Darm des
Patienten ist nach der Ein­
nahme von Röntgenkont­
rastmittel in voller Länge
gut auf dem Röntgenbild
sichbar. Der Tumor ver­
drängt das Kontrastmittel
und zeigt sich im Bild als
durchsichtige Stelle
Darmkrebs
Vom Polyp zum Darmkrebs
Etwa 90 Prozent aller Darmkrebserkrankungen entstehen aus einem gutartigen
Polypen. Bis dessen Zellen bösartig werden können Jahre vergehen
Polyp
(so groß
wie ein Stecknadelkopf)
1 Kleiner Polyp: In einer
einzigen Zelle der Darmschleimhaut entstehen
Erbgutveränderungen, und
sie beginnt, sich zu teilen.
Es entstehen immer
mehr Zellen und daraus
ein gutartiger Schleimhautpolyp (Adenom).
Mastdarmkrebs
mit Lymphknotenbefall
großer
Polyp
2 Wachstum des Polypen: Die Zellen teilen sich
weiter und wachsen in den
Innenraum des Darms ein.
Würde der Polyp in diesem
Stadium bei einer Darmspiegelung entdeckt, könnte er entfernt werden,
ohne Schaden anzurichten.
3 Darmkrebs: Polypenzellen erfahren neue Genveränderungen und werden zu Krebszellen. Diese
wachsen aggressiv in umliegendes Gewebe. Über
Blut und Lymphe breiten
sie sich aus und bilden
weitere Krebsherde.
Quelle: www.darmkrebs.de
therapie und Bestrahlung die wichtigsten
Therapiebausteine. „Ein bösartiger Tumor
im Enddarm, der die Darmwand durchbrochen hat, wird meist zuerst bestrahlt
oder mit einer Chemotherapie behandelt,
damit er sich verkleinert“, erklärt Lordick.
„Erst dann wird er operativ entfernt.“
Eine Chemotherapie nach der Operation
kann das Rückfallrisiko senken.
Zu den innovativsten Behandlungsmethoden bei Darmkrebs zählen zielgerichtete Immuntherapien. Ärzte bekämpfen
Darmkrebs, der Metastasen gebildet
hat, mit Antikörpern. Die Medikamente
blockieren spezielle Andockstellen (Rezeptoren) auf den Krebszellen und damit Signalwege, die sie zur Vermehrung
brauchen. Andere Antikörper setzen an
der Blutversorgung des Darmtumors an.
Sie verhindern die Neubildung von Blutgefäßen, unterbinden die Nährstoff- und
48
Sauerstoffzufuhr und hungern den Tumor aus. „Mit diesen zielgerichteten Medikamenten lässt sich die überlebenszeit
von Patienten um mehr als zweieinhalb
Jahre erhöhen“, erklärt Lordick.
Ärzte verabreichen die Antikörper als
Infusionen – entweder ergänzend zu einer Chemotherapie oder als alleinige Behandlungsmethode. Informationen zur
Antikörpertherapie bei Darmkrebs bieten Universitätskliniken oder die zertifizierten onkologischen Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft.
Zum Schutz vor Darmkrebs kann auch
eine gesunde Ernährung beitragen. Forscher der Loma-Linda-Universität in Kalifornien analysierten die Essgewohnheiten und den Gesundheitszustand von
fast 78 000 Erwachsenen. Sie fanden
in ihrer Studie heraus, dass Vegetarier,
die mindestens einmal pro Monat Fisch
aßen, ein 43 Prozent geringeres Krebsrisiko hatten als Fleischliebhaber.
„Es gilt als sicher, dass der regelmäßige Genuss von rotem Fleisch, also
Schweine-, Rind- oder Lammfleisch,
häufiger zu Darmkrebs führt“, sagt Lock.
Dass aber der richtige Speiseplan Krebs
ganz verhindern könne, wie manche
populärwissenschaftliche Ratgeber behaupten, hält Lock für unwahrscheinlich. Empfehlenswert sei es, viel Obst,
Gemüse und Vollkornprodukte zu essen.
Bei tierischen Produkten sollten eher mageres Geflügelfleisch und Fisch auf dem
Speisezettel stehen.
Neben der Auswahl der Lebensmittel scheint auch die Verweildauer der
Nahrung im Darm eine Rolle bei der
Krebsentstehung zu spielen. Die meisten
Karzinome treten im Dick- und Enddarm
auf. „Hier verbleibt der Speisebrei bis zu
zwei Tage. Krebs erregende Stoffwechselprodukte der Darmbakterien können
hier länger auf Gewebezellen einwirken
und ihre Zellteilung beeinflussen“, erklärt Lordick.
Die richtige Ernährung kann zudem
Patienten helfen, die bereits an Darmkrebs erkrankt sind und eine kräftezehrende Bestrahlung oder Chemotherapie
über sich ergehen lassen müssen. Sie
sollten vor allem darauf achten, kein Gewicht zu verlieren, und sich entsprechend
gesund, aber kalorienreich ernähren.
Von speziellen „Anti-Krebs-Diäten“,
die eine krebshemmende oder gar heilende Wirkung versprechen, hält Lock
gar nichts. Gefährlich sind zum Beispiel
Ernährungsempfehlungen, die zum Verzicht auf Kohlenhydrate raten, um den
Krebs „auszuhungern“. Auch die krebshemmende Wirkung von Roter Beete,
Milchsäurekost oder einer streng makrobiotischen Diät mit Getreideprodukten ist
wissenschaftlich nicht belegt. „Einseitige
Diäten führen nur zu einer Schwächung
des Patienten, der für die Therapie aber
all seine Kräfte braucht“, betont Lock.
Bewegung ist wichtig für den Darm,
weil sie die Verdauung ankurbelt. Von
leichtem Ausdauertraining profitieren
aber alle Krebspatienten, denn so bleiben
sie bei Kräften, ihr Immunsystem wird
gestärkt und die Stimmung steigt. Lock
sagt: „Wer sich regelmäßig bewegt, läuft
dem Krebs ein Stück weit davon."

YVONNE KüSTER / INGRID MüLLER
FOCUS-GESUNDHEIT
Infografik: Daniela Kölbl
Neue THerapieN
Der Wunsch
nach Menschlichkeit
Charlotte Link, 51, ist eine der
erfolgreichsten Schriftstellerinnen deutschlands (z. B. „die
Rosenzüchterin“, „Sturmzeit“).
ihre Schwester Franziska starb
im Alter von 47 Jahren an
darmkrebs. Jetzt berichtet die
Bestsellerautorin in ihrem
neuesten Buch „Sechs Jahre:
der Abschied von meiner
Schwester“ von der schmerzvollen Zeit und den teils
schwierigen Arztgesprächen.
90
FOCUS-GeSUndheit
Leben mit Krebs
Arztgespräch
»Mehr Empathie und
Respekt«
Bestsellerautorin Charlotte Link schreibt in ihrem neuesten Buch über die letzten
Jahre ihrer an Krebs erkrankten Schwester Franziska. im interview erzählt sie, warum
es so wichtig ist, dass Ärzte diagnosen mit viel einfühlungsvermögen überbringen
Frau Link, ein kurzes Gespräch mit einer
Onkologin hat aus Ihrer kämpferischen
Schwester eine schwer traumatisierte Patientin gemacht. Was war geschehen?
Meine Schwester Franziska wusste,
dass sie an Darmkrebs litt und der Tu­
mor schon Metastasten gebildet hatte.
Ihr war klar, dass ihre Lage nicht rosig
aussah. Aber sie hatte sehr viel men­
tale Kraft gesammelt und war überzeugt,
dass sie es schaffen kann. Doch diese
mentale Kraft, die man beim Kampf ge­
gen den Krebs einfach dringend braucht,
hatte ihr die Ärztin innerhalb kürzester
Zeit geraubt.
Wie lief das Gespräch ab?
Die Onkologin teilte meiner Schwester
mit, sie sei ein ganz schwerer Fall, es
gebe keinerlei Hoffnung, der Krebs sei
nicht heilbar, die Metastasen seien nicht
zu operieren, die letzten Monate ihres
Lebens würden grauenhaft werden und
Ende des Jahres sei sie tot. Das Ganze
knallte sie ihr stakkatoartig an den Kopf,
als wolle sie einfach nur schnell mit dem
Gespräch fertig werden.
Fotos: Blanvalet Verlag
Was hätte die Onkologin denn aus Ihrer Sicht
anders machen können?
Man sollte Diagnosen immer so über­
bringen, dass der Mensch sie seelisch
ertragen und verarbeiten kann. Die Ärz­
tin hat Franziska keinen Raum für ein
Minimum an Hoffnung gelassen.
Hat die Ärztin nicht bemerkt, was sie mit
ihren unsensiblen Worten anrichtete?
Sie hat vermutlich meiner Schwester
nicht angemerkt, was in ihr vor sich ging.
FOCUS-GeSUndheit
Viele Menschen halten während eines
Gesprächs ja gerade dann eine Fassade
von Höflichkeit und Gleichmut aufrecht,
wenn sie unter Schock stehen.
Ihre Schwester hatte gleich mit mehreren
ruppigen Medizinern zu tun.
Sie begegnete einerseits sehr guten und
empathischen Ärzten, aber eben auch
einigen wenig einfühlsamen. Manche
wussten wohl einfach nicht, was eine
gute Kommunikation mit einem Patien­
ten auszeichnet. Es wäre schön, wenn
jeder Onkologe ein entsprechendes
Kommunikationstraining bekäme, bevor
er Patienten solche Nachrichten über­
bringt. Vielleicht haben manche Ärzte
im Lauf der Zeit die Fähigkeit verloren,
»Die Ärztin hat
meiner Schwester
keinen Raum
für ein Minimum
an Hoffnung
gelassen«
Charlotte Link
sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen
und sich zu überlegen, was eine solche
Nachricht für den Menschen bedeutet.
Seine gesamte Zukunft wird in Frage ge­
stellt – er landet von jetzt auf gleich in
einer psychischen Ausnahmesituation.
Welche Rolle spielen Zuversicht und
Hoffnung in einer solchen Situation?
Ohne sie ist ein Patient verloren. Der
Hausarzt meiner Schwester sagte zum
Beispiel: „Bleiben Sie ruhig, da ist noch
vieles möglich.“ Dass es Franziska
zwischendurch immer wieder seelisch
gutging, war nur diesem Arzt zu ver­
danken, obwohl er ihr keineswegs uto­
pische Versprechungen gemacht hat.
Meine Schwester war bei den kleinsten
positiven Botschaften sofort viel kampf­
bereiter, eine harte Therapie durchzu­
stehen und Schmerzen auszuhalten. Sie
brauchte einen Silberstreif am Horizont.
Ohne diese Lichtblicke fragten sie und
wir uns: wozu das alles überhaupt noch?
Wie wichtig ist es, dass man von den Ärzten
nicht nur als Patient, sondern auch als
individuelle Persönlichkeit gesehen wird?
Ein Arzt hatte Franziska einmal gefragt:
„Ach, Sie sind nicht der Eierstockkrebs?
Ja, wer sind Sie denn dann?“ Ein Mensch
ist doch viel mehr als sein krebskranker
Darm oder Eierstock! Der Arzt sollte sich
zudem überlegen: Welche Art von Men­
schentyp habe ich vor mir sitzen? Wie
muss ich mit ihm umgehen?
Würde es vielleicht schon helfen, wenn
Ärzte im Blick behielten, dass sie sich irren
könnten, dass sie nicht unfehlbar sind?
91
S c h u t z & Vo r S o r g e
Ernährung
Wenig Verbote,
viel Genuss
W
ie ein geübter Jongleur
lässt der Starkoch Alfons
Schuhbeck das geschnippelte Gemüse durch die
Luft tanzen, um es so gekonnt mit der
heißen Pfanne aufzufangen, dass es
nur so brutzelt. In seiner Kochschule
in der Münchner Innenstadt duftet es
nach frischen Kräutern und Gewürzen.
Die Gäste seines Kochkurses nippen an
eisgekühltem Wasser, in dem frische
Minzeblätter und Ingwerscheibchen
schwimmen. Die Stimmung ist ausgelassen. Doch auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, dies ist kein Kochkurs für die Münchner Schickeria. Die
Teilnehmer, die immer wieder aufgeregt
Fragen einwerfen, verbindet nicht die
Liebe zum Essen. Um genau zu sein,
würden sie am liebsten gleich ganz darauf verzichten. Sie alle sind Krebspatienten, viele erschreckend mager.
Krebs zehrt am Körper, und viele Therapien verschlagen den Patienten regelrecht den Appetit, führen zu Übelkeit
und Schluckbeschwerden. Die Patienten
nehmen immer weiter ab. Dabei ist gerade ein gesundes Gewicht für die Genesung entscheidend. Marc Martignoni,
Chirurg am Klinikum rechts der Isar in
München, beantwortet geduldig und einfühlsam jede Frage der Kochkurs-Teilnehmer. Welches Fett das richtige ist?
Was man gegen die Blähungen machen
kann? Ob Zucker wirklich erlaubt ist? Eigentlich ist seine Arbeit nach der OP getan, und die Ernährung seiner Patienten
gehört nicht zu seiner Jobbeschreibung.
104
Trotzdem hat Martignoni zusammen mit
Alfons Schuhbeck vor ein paar Jahren
einen Kochkurs für Krebspatienten ins
Leben gerufen. „Ich kann schließlich
noch so gut operieren, wenn ich schlecht
nachsorge, hat der Patient keine guten
Karten“, weiß der Chirurg, der auch die
Arbeitsgruppe „Ernährung und Krebs“
mitbetreut. Tatsächlich sei die Ernährung ein entscheidender Faktor bei der
Krebstherapie, das habe eine Reihe seiner Studien gezeigt: „Insbesondere das
Gewicht hat einen Einfluss auf die Überlebensdauer.“ Nach der OP fällt das Gewicht der Patienten aber meist stetig ab,
und viele brauchen bis zu einem Jahr, bis
sie wieder zunehmen.
Die Patienten sind verunsichert, sie
wissen nicht, was sie noch essen dürfen, und suchen Rat im Internet. Das
ist aber voll von Verboten und dubiosen Diätempfehlungen. „Vergessen Sie
30 %
aller Krebsfälle sind
auf ungünstige
Ernährungs­
gewohnheiten
zurückzuführen
Verbote“, rät Martignoni. „Kein Nahrungsmittel wird durch eine Chemotherapie giftig – es kommt auf die Dosis an.“
Man müsse den Krebspatienten geradezu Mut machen, ganz normal zu essen. „Viele meiner Patienten sind völlig
verunsichert und denken, dass sie sich
jetzt ganz besonders gesund ernähren
müssten.“ Sie essen nur noch Salat und
Gemüse und nehmen immer weiter ab.
Um zuzunehmen, sollten die Krebspatienten zunächst nach der Uhr essen und
zu jeder Mahlzeit einen Extraschuss
Sahne oder Öl dazugeben. Am besten
Rapsöl, Lein- oder Leindotteröl, rät der
Experte. Um ein Kilogramm Gewicht zuzunehmen, sind 7000 Kilokalorien extra
nötig. „Den meisten Patienten fällt es
aber schwer, ihr Gewicht überhaupt zu
halten“, weiß Martignoni.
Diese Erfahrung musste auch die
70-jährige Irmgard Ranner-Korn machen. Sie möchte sich beim Kochkurs
Tipps holen, wie sie wieder Appetit auf
das Essen bekommt. „Ich war schon immer sehr schlank“, sagt sie. „Nach der
Operation habe ich aber extrem abgenommen, wog schließlich nur noch 50
Kilo, und das bei einer Größe von 1,70
Metern.“ Die quirlige Münchnerin legt
Wert auf ihr Äußeres, die von der Chemotherapie schütteren Haare hat sie mit
einem schicken Kopftuch verdeckt. Dass
sie jetzt so dünn ist, gefällt ihr gar nicht.
„Ich war nur noch Haut und Knochen
– das ist doch nicht schön.“ Jetzt hat
sie angefangen, wieder Sport zu treiben – leichte Übungen an Geräten.
FOCUS-GeSUndheit
Foto: dirk Bruniecki für FOCUS-Gesundheit
Mit der richtigen Ernährung lässt sich Krebs vorbeugen und die therapie unterstützen.
Bei einem Kochkurs entdecken Patienten wieder die Lust am essen
Einschneidendes Erlebnis
Starkoch Alfons Schuhbeck zeigt den
Patienten Irmgard Ranner-Korn, Klaus
Fenzl und Margot Kaltenbrunner (von
links), wie man leckeres Essen gesund
zubereitet. In Kooperation mit dem
Münchner Universitätsklinikum bietet
Schuhbeck mehrmals jährlich Kochkurse
für Krebspatienten an. „Gesundes
Essen darf auch schmecken, das ist
kein Widerspruch“, sagt er.
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»Vergessen Sie
Verbote, kein
Nahrungsmittel
wird durch eine
Chemotherapie
giftig – es kommt
auf die Dosis an«
Marc Martignoni
Begründer des Kochkurses
für Krebspatienten und Chirurg
am Klinikum rechts der isar,
technische Universität München
Ernährungsgewohnheiten von mehr als
500 000 Menschen unter die Lupe genommen, 53 000 allein in Deutschland.
Kaaks warnt vor sogenannten Krebsdiäten. Sie versprechen, man könne Tumoren aushungern, indem man keinen Zucker mehr isst, oder den Krebs mit dem
Saft von Roter Beete oder Himbeeren behandeln. „Das ist aus wissenschaftlicher
Sicht nicht haltbar“, sagt Kaaks. „Spezialdiäten können sogar mehr schaden als
nutzen.“ Stattdessen empfiehlt der Experte, sich als Krebspatient ganz normal
zu ernähren, wie Gesunde es auch tun
sollten. Das heißt viel frisches Gemüse
und Obst, hochwertige Öle, eher Fisch
als Fleisch.
Ernährung kann zwar keinen Krebs
heilen, aber es gibt doch einen Zusammenhang zwischen der Entstehung einiger Krebsarten und der Ernährung. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO geht
davon aus, dass in westlichen Ländern
mindestens 30 Prozent aller Krebsfälle
auf ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zurückzuführen sind. Insbesondere Übergewicht sei
ein wichtiger Risikofaktor, so Kaaks. Es
fördere nicht nur die Krebsentstehung,
sondern verschlechtere auch die Prognose bei Krebspatienten. Bei Übergewicht kommt es oft zu einer Schieflage
FOCUS-GeSUndheit
Foto: dirk Bruniecki für FOCUS-Gesundheit
„Danach habe ich dann tatsächlich
Hunger.“ Krebsexperte Martignoni
weiß, dass sich viele Patienten überhaupt nicht mehr bewegen, aus Angst
noch mehr Gewicht zu verlieren. „Das
ist die falsche Strategie, denn gerade
wenn man etwas ins Schwitzen kommt,
kriegt man Appetit.“
Leider gehört eine eingehende, auf
Krebs spezialisierte Ernährungsberatung
nicht in jedem Krankenhaus zum Standard. Zu oft würden Patienten mit ihrer
Übelkeit, ihrer Appetitlosigkeit und den
Schluckbeschwerden allein gelassen,
kritisiert Martignoni. Und selbst wenn
die Patienten eine Beratung bekommen,
dann zum falschen Zeitpunkt – nämlich
kurz nach der Operation. „Da haben die
Patienten aber noch Schmerzen und sind
nicht aufnahmebereit.“ Deshalb sei eine
Ernährungsberatung erst nach etwa ein
bis zwei Monaten sinnvoll.
Als Klaus Fenzl wegen eines Tumors
ein Teil seiner Bauchspeicheldrüse entfernt wurde, fühlte auch er sich nicht
richtig beraten. Für den 52-Jährigen war
das Leben damals nicht mehr lebenswert, sagt er. Er hatte Verdauungsprobleme, ständig musste er zur Toilette.
Deshalb konnte er seinen Beruf nicht
mehr richtig ausüben. „Dass ich zu jeder
Mahlzeit Tabletten mit Verdauungsenzymen einnehmen muss, hat mir bei der
Reha niemand erklärt“, beklagt Fenzl.
„Mir wurde nur ein Zettel in die Hand
gedrückt mit all den Dingen, die ich
nicht mehr essen darf.“ Fenzl ist schon
schon zum zweiten Mal bei Schuhbecks
Kochkurs dabei und hat bereits viele Rezepte nachgekocht. „Jetzt fühle ich mich
richtig fit, und das Essen schmeckt auch
wieder“, lacht er und tätschelt dabei
stolz seinen Bauch.
Obwohl es bei einer Krebserkrankung durchaus sinnvoll ist, sich ausgewogen zu ernähren, eine Diät, die
Krebspatienten vor Rückfällen schützt
oder die Bildung von Metastasen verhindert, gebe es derzeit nicht, erklärt
Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit über
25 Jahren mit dem Zusammenhang
von Krebs und Ernährung. Er ist einer
der Studienleiter der weltweit größten
Untersuchung auf diesem Forschungsgebiet, der „EPIC“-Studie. Im Rahmen
dieser Studie wurden europaweit die
S c h u t z & Vo r S o r g e
Rezepte für einen gesunden Appetit
Manchmal braucht es nur ein paar simple Tricks, dann schmeckt das Essen
wieder. So bekämpfen Krebspatienten ihre Appetitlosigkeit und Übelkeit
Akute Problemlöser
Krebspatienten müssen möglichst
schnell wieder zu Kräften kommen. deshalb ist in Maßen alles erlaubt, was der
Körper verträgt.
Gewichtsverlust
● Reichern Sie das essen mit zusätzli-
chen Kalorien an: etwa mit ein paar
esslöffeln Öl, Sahne oder Crème fraîche.
● Kochen Sie etwas mehr, und legen
Sie dann einen Vorrat im Gefrierfach an –
so haben Sie immer etwas parat.
Appetitlosigkeit
● das Auge isst mit: decken Sie den
tisch hübsch, und richten Sie die Speisen schön an.
● Lenken Sie sich durch Lesen oder
Fernsehen vom essen ab, dann langen
Sie in der Regel mehr zu.
● Gewürze wie Bockshornklee und Bitterstoffe in Grapefruitsaft, tonic Water,
Bitter Lemon und ingwertee regen den
Appetit an.
● Bewegen Sie sich, dann kommt der
Appetit fast von allein.
Geschmacksstörungen
● ein paar Spritzer Zitrone in Getränken
lindern den faden Geschmack.
● trinken Sie häufig kleine Mengen, um
den schlechten Geschmack loszuwerden.
● Kauen Sie nach Bedarf eine dünne
Scheibe ingwer, die Sie in Olivenöl gewendet haben.
● Bittere Getränke wie tonic Water,
schwarzer tee oder Bitter Lemon regen
den Speichelfluss an.
Übelkeit und Erbrechen
● Kauen Sie langsam und gründlich, und
essen Sie lieber mehrere kleine als eine
große Portion.
● Meiden Sie Lebensmittel, die die
Magenschleimhaut reizen wie scharfe
Speisen, Alkohol oder Kaffee.
● Wenn Sie der Geruch von essen stört,
dann kochen Sie wenn möglich nicht
selbst, schließen die tür zur Küche und
lüften regelmäßig.
Verdauungsprobleme
Bei durchfall sollten Sie Zuckeraustauschstoffe meiden. Versuchen Sie es
mit indischem Flohsamen oder geriebenen Äpfeln – sie wirken stopfend.
● Auch Muskatnuss hilft. das Gewürz verzögert den transport der Speisen in den
darm.
● Bei Verstopfung einige getrocknete
Pflaumen oder etwas Weizenkleie und
Leinsamenschrot essen.
● tees aus Fenchel, Kümmel, Salbei,
Pfefferminze oder ingwer helfen bei
Blähungen.
●
Schmerzen in Mund und Rachen
Wer nach einer Chemotherapie mit
Geschwüren im Mund oder Schluckbeschwerden zu kämpfen hat, sollte
lieber stilles Wasser als Sprudel trinken
und weiche, dickflüssige Kost essen als
trockene, bröselige.
● Gekühlte Speisen wirken schmerzlindernd und werden daher oft als angenehmer empfunden als heiße.
●
Gut vorgebeugt
Um das Krebsrisiko zu senken, sollte
man sich ausgewogen ernähren: viel
Obst und Gemüse, Volkornprodukte,
hochwertige Öle wie Leinöl oder Rapsöl.
Anstatt rotes Fleisch und Wurst lieber
Fisch und Geflügel. Übergewicht ist ein
großer Risikofaktor ebenso wie zu viel
Alkohol. Männer sollten nicht mehr als
etwa 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein
täglich trinken, Frauen davon nur die
hälfte. Außerdem sollten Sie einige alkoholfreie tage in der Woche einlegen.
Weitere Infos: der blaue Ratgeber
„ernährung bei Krebs“, www.krebshilfe.de
Ernährung
des Stoffwechsels, die Blutfette und Blut­
zuckerwerte sind chronisch erhöht. Dies
führt im Körper zu einer Entzündungs­
reaktion, die das Entstehen von Tumoren
begünstigt.
Je nach Krebserkrankung können auch
einzelne Lebensmittel eine Rolle spielen,
weiß Krebsforscher Kaaks: „Wer viel ro­
tes Fleisch und Wurst isst, kann sein Ri­
siko für Magen­ und Darmkrebs deutlich
erhöhen.“ Empfehlenswert sei es dage­
gen, viele Ballaststoffe zu essen, wie sie
etwa in Roggenvollkorn und Weizenkleie
stecken. Dadurch wird unter anderem
das Darmkrebs­ und Brustkrebsrisiko
deutlich gemindert.
Der Grund dafür sind vermutlich die
Bakterien im Darm, vermuten US­ame­
rikanische Forscher. Sie veröffentlichten
kürzlich im renommierten Fachmagazin
„Nature Communications“ eine Studie,
die zeigte, dass eine ballaststoffreiche Er­
nährung die Bakterienzusammensetzung
im Darm gravierend verändert. Die Bak­
terien produzierten nun deutlich mehr
einer bestimmten chemischen Substanz,
die vor Krebs schützt. Schon nach zwei
Wochen mit besonders ballaststoffreicher
Kost hatte sich die Darmflora der Studi­
enteilnehmer positiv verändert.
Die krebsschützende Wirkung von Ge­
müse ist allerdings noch nicht schlüs­
sig bewiesen. „Studien haben zwar ge­
zeigt, dass Vegetarier im Durchschnitt
ein niedrigeres Krebsrisiko haben“, er­
klärt Ernährungsexperte Kaaks. „Aller­
dings wissen wir nicht, ob es an ihrer
Fleischabstinenz liegt, an den Nährstof­
fen im Gemüse oder an einem anderen
Faktor.“ Die körpereigenen Vitaminde­
pots mit Hilfe von Vitaminpillen statt mit
Obst und Gemüse aufzufüllen, sieht der
Experte kritisch. „Eine vor Krebs schüt­
zende Wirkung von Vitaminpräparaten
ist nicht nachgewiesen, und mehrere
Studien deuten darauf hin, dass sie so­
gar schädlich sein könnten.“
Prinzipiell sei es sehr schwer, die Krebs
erregende oder vor Krebs schützende
Wirkung einzelner Nahrungsmittel nach­
zuweisen. „Menschen ernähren sich ja
nicht nur von einem Nahrungsmittel“,
erklärt Kaaks. „Bei der Krebsentstehung
spielen viele Faktoren eine Rolle – das ist
ein sehr komplexes Zusammenspiel aus
Ernährung, Bewegung und Genetik.“ 
SiMONE EiNZMANN
FOCUS-GeSUndheit
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