HIV und Psychiatrie Zwischen Panik und

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HIV
und akute Lebenskrisen
Aus psychotherapeutischer Sicht
Dipl. Psych. Stefan Cremer, Berlin
Symptome / Diagnose
Posttraumatische Belastungsstörung
- Auslöser klar objektiv nachvollziehbar
- Auftreten sofort bis innerhalb von Monaten
- „Schock“ - Dissoziation, Derealisation
- Gedrückte Stimmung, Rückzug, Wut,
Verzweiflung, Panik, Flashbacks,
Alpträume, Suizidgedanken
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Differentialdiagnosen
• Ereignis muss bei fast jedem tiefe
Verstörung hervorrufen (Traumatisierung)
• Zeitlicher Zusammenhang
• Anamnese (wenn möglich) und evtl.
Fremdanamnese
• Als Symptomkomplex bei allen anderen
psychischen Erkrankungen möglich
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Akute Lebenskrisen
• Reaktiv auf ein Ereignis - HIV-bedingt
- HIV - Diagnose
- Erstmanifestation
- Beginn der HAART
- Akute Verschlechterung
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Beispiel 1 HIV - bedingt
• Erstdiagnose HIV ohne Symptomatik
• 2 Tage wie in Trance, Wattegefühl
• Danach Angst und Verzweiflung
• Beratung, Information
• Besserung innerhalb weniger Tage
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Beispiel 2 HIV - bedingt
• Erstmanifestation HIV mit PCP 6 Monate
vor Aufnahme der Psychotherapie
• „Schock“, Gefühl der Verzweiflung,
zeitweise Gefühl wie in Watte / Trance
• Krisenintervention (supportive)
• Verbesserung der Symtomatik, 20
Sitzungen
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Akute Lebenskrisen
• Reaktiv - nicht direkt HIV-bedingt
- Beziehungskrisen
- Berufliche Krisen
- Zusätzliche andere Erkrankung
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Beispiel 1 nicht HIV - bedingt
• Krise nach Trennung des Partners
• HIV Infektion bekannt seit 4 Jahren, damals
schwere PCP
• Verzweiflung, dahinter Neid, Wut,
aufgegebene Lebenswünsche, Suizidalität
• Selbstwert; Konfrontation mit
Einschränkungen; Wut auf sich
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Behandlung Akut
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Krisenintervention supportiv (Cave: Selbstwert)
Schwere einschätzen - Suizidalität?
Zusätzliche Belastung vermeiden
Information (Themenwahl!)
Rückzugstendenzen und Ängste thematisieren
Evtl. Medikation
Netzwerk! Anbindung!
Reintegration in Beruf wenn möglich
Gutes Ansprechen auf Behandlung
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
HIV als Retraumatisierung
• Differentialdiagnose:
Persönlichkeitsstörungen (überdauernd - beginnen
in der Kindheit / Adoleszenz ⇒ Anamnese!)
Folge von (Multi-) Traumata
• Bei länger andauernder und / oder spezifischer
Symptomatik (Flashbacks, Depersonalisation,
Derealisation) bedenken, Therapie entsprechend
modifizieren
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Retraumatisierung 1
• 28 Jahre, massive Krise nach HIV-Diagnose
• „Stimmungsschwankungen“ mit
„aggressiven Durchbrüchen“, Selbsthass,
massive Wut, „plötzlich, ohne Grund“,
Panikattacken, Todesangst
• Krisenintervention
• Flashbacks früher Gewalt ⇑ (4-16 Jahre)
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Retraumatisierung 2
• 31 Jahre; HIV bekannt seit 2 Jahren
• Krisenintervention bei Verzweiflung,
Todesangst, Depersonalisation
• Anamnese: Gefühl der Leere,
Selbstwahrnehmung ⇓⇓, 2 Suizidversuche
• Flashbacks früher Gewalt (6-17 J.),
Selbsthass, Hass
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
Behandlung
• Krisenintervention supportiv
• Psychotherapie anschließen / einleiten
• Psychotherapie im Sinne der Traumatherapie:
- Information, Mentalisierung
- Steuerung der Derealisation
- Stabilisierung
- „innere Helfer“, „sicherer Platz“
Problem: „Täterintrojekt“
Praxis Dipl. Psych. Stefan Cremer
Berlin
[HID 2009 Hintergrundbild]
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