ISREC Wissenschaftlicher Bericht 2016 Namen: Laurence ZITVOGEL und Alexander EGGERMONT Titel: Inhibitorische NK-Zell-Signalwege im humanen GIST Sarkom Untertitel: BIRC3/TRAF1 Einleitung Interaktionen zwischen Immunsystem und Tumor werden durch ein komplexes Netzwerk biologischer Signalwege reguliert. Dies führt zu einer starken Toleranz. Toleranz wird durch mehrere Mechanismen erhalten. Dazu gehören regulatorische Immunzellen, immunsuppressive Zytokine und Chemokine, sowie «Immun-Checkpoint»Rezeptoren, die immune Funktionen unterdrücken. Die CTLA4/B7.2 und die PD-1/PDL1 Rezeptor/Ligand-Paare sind dominante, in der Tumorumgebung (TU) wirkende Immun-Checkpoint-Achsen, die von Tumoren in Beschlag genommen werden, um einem Immunangriff zu entgehen [1]. Im onkologischen Instrumentarium stellen monoklonale Antikörper (mAK), die diese Signalwege blockieren, wirksame Waffen dar, um T-Zelleffektoren zu bändigen und/oder um regulatorische T-Zellfunktionen zu hemmen. Eine sequentielle Therapie, die zuerst NK-Zellen und danach T-Zellen ins Visier nimmt, kann jedoch erwogen werden, da Tumorzellangriffe und durch NK-Zellen ausgeschüttetes IFNγ die Tumorumgebung, die der Entwicklung einer antigenspezifischen, T-Zell-basierten Immunantwort dienlich ist, fördern. Obwohl die Entdeckung der «natural killing»-Eigenschaft der NK-Zellen schon 40 Jahre zurückliegt, kann die NK-Zellfunktion in der Klinik noch nicht erfolgreich eingesetzt werden. NKZellen sind eine heterogene Population, die zytotoxische, immunregulatorische, Gedächtnis- und nicht-lizenzierte/lizenzierte Untergruppen beinhaltet. Wesentliche Unterschiede zwischen den Spezies, ihre relativ schwache proliferative Kapazität in vivo, ihre frühe, die metastatische Nische begünstigende, Interaktion mit myeloiden Suppressorzellen, ihre Dysfunktionen im Tumor und ihre limitierte Homing-Kapazität Richtung Tumorbetten sind bedeutende Hindernisse in Bezug auf für ihren klinischen Einsatz. Das Gleichgewicht zwischen aktivierenden und inhibitorischen Rezeptoren auf NKZellen entscheidet über deren Aktivationsstatus. Werden die inhibitorischen Signale von NK-Zellen mittels blockierenden monoklonalen Antikörpern aufgehoben, so wird angeblich eine vollständige NK-Zellaktivität wiederhergestellt. Dementsprechend lösen blockierende monoklonale Antikörper, die gegen CTLA4, PD-1, PDL-1, Tim3 und KIR gerichtet sind, nicht nur T-Zellfunktionen, sondern auch NK-Zellaktivität, wenn auch unterschiedlichen Ausmasses, aus. Die Killer-inhibitorischen Rezeptoren und der CD94/NKG2A Signalweg werden gegenwärtig in klinischen Studien untersucht. Nur wenige weitere NK-zellspezifische (oder auch nicht spezifische) Immun-Checkpoints sind beschrieben worden (darunter CD96, TIGIT und die Cbl-b-, CDK8-, GSK3- und CIS-Signalkaskaden), vor allem im Zusammenhang mit der murinen Tumorimmunüberwachung. Ausserdem erklären diese Immun-Checkpoints für sich genommen nicht die dysfunktionalen Fähigkeiten der NK tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL). Dies deutet darauf hin, dass zusätzliche hemmende Moleküle an der Unterdrückung der NK-Zellfunktionen beteiligt sind. Aus diesem Grund ist es notwendig, die relevantesten Immun-Checkpoints, die beim Menschen in soliden, bösartigen Tumoren wirken, besser zu verstehen. Die Tumormikroumgebung bietet verschiedene ergänzende Mechanismen, die NKZelldysfunktionen erklären (darunter TGFβ, Adenosin, IL-10 und Metalloproteasen- Shedding von Liganden zur Aktivierung von Rezeptoren). Die Zitvogel Gruppe hat berichtet, dass funktionale NK-Zellmängel eine schlechte Prognose in häufig vorkommenden, paradigmatischen bösartigen Tumoren bei Erwachsenen und Kindern (Lungenkrebs, Melanome, Neuroblastome und gastrointestinale Sarkome) zur Folge haben. Ergebnisse Obwohl die Entdeckung der «natural killing» Fähigkeit von NK-Zellen 40 Jahre zurückliegt, ist die NK-Zellfunktion bis heute aus vielen Gründen nicht erfolgreich in der Klinik eingesetzt worden. Die meisten Immun-Checkpoints, die heute in der Klinik benutzt werden (KIR, CD94/NKG2A), erklären die dysfunktionalen Fähigkeiten der NK TILs nicht. Dies deutet darauf hin, dass vermutlich zusätzliche inhibitorische Moleküle an der Unterdrückung der NK-Zellfunktionen beteiligt sind. Die Cremer und Zitvogel Gruppen haben eine langfristige Zusammenarbeit etabliert. Zusammen erforschen sie die intratumoralen Eigenschaften der NK-Zellen, die Lungen- und gastrointestinale Stromatumore (GIST) infiltrieren. Ein ausführliches transkriptionales Profiling von NKTILs hat interessante Genkandidaten hervorgebracht, nicht nur i) CTLA4, sondern auch ii) das an der TNFa-abhängigen Aktivierung von NF-κB beteiligte TNFR2/cIAP2/TRAF1 und iii) SSAT1 (Typ 1 IFN induzierbares Enzym, das am Katabolismus von Polyaminen beteiligt ist). Für letzteres haben unsere noch unveröffentlichten Daten ergeben, dass eine mögliche Relevanz in der Hemmung von biologischen NK-Zellfunktionen bei Mäusen und Menschen besteht. In den folgenden Arbeitspaketen werden wir diese neuen NK-zellspezifischen, inhibitorischen Signalwege umfassend charakterisieren: 1. Identifikation der funktionalen NK-Eigenschaften, die von unseren NK-ImmunCheckpoints (NKIC) beeinflusst werden (T-Zellen werden als Kontrolle verwendet); 2. Untersuchung der Regulation solcher NKICs; 3. Ermittlung der funktionalen Bedeutung dieser neuen NKICs in Mäusen und Menschen (dazu werden ergänzende genetische, pharmakologische und antikörperbasierte Vorgehensweisen angewendet); 4. Bestimmung der Eignung dieser NKICs als Ziel für Medikamente. Dazu werden pharmakologische oder klinische Substanzbibliotheken durchforstet und wenn möglich mAK produziert. Wir konnten bisher zeigen, dass NK-TILs in GISTs mit einer schlechten Prognose, insbesondere in NKp30c Isoformen aufweisende GISTs, BIRC3 und TRAF1 hochregulieren. Auch haben wir gezeigt, dass diese Hochregulation mit einer gleichzeitigen und parallelen Herabregulation von NCR1/NKp46, dem wichtigsten aktivierenden Rezeptor der NK-Zellen, assoziiert ist. Schliesslich haben wir festgestellt, dass TNFa der Hauptregulator dieser Hochregulation ist. In Mäusen, die mit NKabhängigen Tumoren (RMA-S- und B16F10-Metastasen) geimpft wurden, begünstigte rTNFa die Metastasenentwicklung, während anti-TNFR-Antikörper diese reduzierte. Wir erwarten von diesem Projekt, dass es die Identifikation neuer inhibitorischer Signalwege der angeborenen Immunität ermöglicht. Letztere haben nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome und gastrointestinale Stromatumoren (und andere solide Tumoren) gemeinsam. Abbildung: Onkomikrobiotische Enterococcus hirae können nach der antibiotischen Behandlung den Dünndarm kolonisieren und die cyclophosphamid-vermittelte Antitumorimmunantwort in Mäusen fördern (Daillère et al., Immunity 2016). Publikationen Zitvogel L, Pitt JM, Daillère R, Smyth MJ, Kroemer G. Mouse models in oncoimmunology. Nat Rev Cancer. 2016 Dec;16(12):759-773. Galluzzi L, Zitvogel L, Kroemer G. Immunological Mechanisms Underneath the Efficacy of Cancer Therapy. Cancer Immunol Res. 2016 Nov;4(11):895-902. Galluzzi L, Buqué A, Kepp O, Zitvogel L, Kroemer G. Immunogenic cell death in cancer and infectious disease. Nat Rev Immunol. 2016 Oct 17. 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