Prokto-Journal Neue Sitzmöbel mit Nebenwirkungen 02-2010 Kennen Sie die „Sofa-Dermatitis“? Die “Sofa-Dermatitis” – eine neue Art der allergischen Kontaktdermatitis – gibt den Gefahren des Couch-Potato-Daseins eine neue Bedeutung. Die quälenden Hauteffloreszenzen an der Rückseite der Oberschenkel, am Gesäß und Rücken sind auf eine flüchtige Chemikalie zurückzuführen, die chinesische Hersteller gegen Schimmelbefall im Inneren von Sofas „verstecken“. Bei der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft „Kontaktdermatitis“ im März fand die kriminalistische Arbeit finnischer Kliniker große Anerkennung: Zuerst in Finn- land, dann auch in Schweden und England häuften sich die schweren Dermatitiden an den charakteristischen „Sitzstellen“. Alle Betroffenen hatten Möbelstücke eines bestimmten chinesischen Herstellers angeschafft. Die zunächst vermutete Kontaktallergie gegen den Möbelbezug konnte angesichts verschiedener Stoffe ausgeschlossen werden. Dr. Magnus Bruze aus Malmö hat schließlich den „Schuldigen“ mit Patch-Tests überführt: Dimethylfumarat (DMF) – ein flüchtiges Allergen. Es fand sich als Anti-Schimmelmittel in Päckchen innerhalb der Möbel- stücke. Praktisch alle in Skandinavien untersuchten Möbelstücke stammten von Linkwise, einem chinesischen Möbelhersteller. Diagnostik anorektaler Schmerzen Durch die Körperwärme wird das Sofa erwärmt, wodurch auch DMF aus den Säckchen freigesetzt wird. Die Substanz kann laut Bruze durch die Kleidung dringen und die Haut erreichen. Die resultierende Dermatitis stellte sich manchmal als flächig und manchmal als fleckig dar. DMF soll inzwischen auch in Kleidungsstücken und Schuhen aufgetaucht sein. Perianale Sonographie, wenn die Palpation nicht toleriert wird Von Analfissur bis zu Proktalgia fugax – es existiert kaum eine proktologische Erkrankung, die nicht mit Schmerz vergesellschaftet sein kann. Oft steht die Diagnose schon nach Anamnese und Inspektion. Wenn dies nicht der Fall ist und die Palpation zu schmerzhaft ist, besteht die Option auf eine symptomatische Therapie mit Lokalanästhetika-haltigen Salben, um doch eine Linderung zu erreichen. Auf dem diesjährigen 36. Koloproktologen-Kongress in München brach Dr. Gerd Kolbert aus Hannover in diesen Fällen eine Lanze für die perianale Sonographie. Optionen der Stuhlregulation Die Erhöhung der Stuhlkonsistenz (StuhlEindickung) ist eine wichtige konservative Maßnahme in der Therapie der analen Inkontinenz. Geeignet sind dafür so genannte Gelbildner, wie Flohsamenschalen (Plantago ovata). Es liegen neben reinen Flohsamen eine Vielzahl von Flohsamenschalen-Präparaten im Handel vor. Das Quellvermögen verschiedener Präparate wurde von Professor Heiner Krammer aus Mannheim in vitro getestet. Dabei zeigten die Flohsamenpräparate, Mucofalk® oder Fluxlon® das höchste Quellvermögen als eine gute Voraussetzung für eine Stuhleindickung. Auch bei der Inkontinenz müssen diese Präparate mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Bei den Nebenwirkungen ist zu beachten, dass die Wirkung von Medikamenten wie L-Thyroxin vermindert werden kann. ● Schmerz seit wenigen Tagen, eventuell unabhängig von der Defäkation ● dumpfer Schmerz seit Monaten ● plötzlicher Schmerz, teilweise nachts. Plantago ovata, Quelle: Wikipedia DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. Posterisan®corte Salbe, Posterisan®corte Zäpfchen. Wirkstoff: Hydrocortisonacetat. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g Posterisan corte Salbe enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.), Sonstige Bestandteile: Phenoxyethanol, gereinigtes Wasser, gelbes Vaselin und Wollwachs (enth. Butylhydroxytoluol). 1 Posterisan corte Zäpfchen enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonstige Bestandteile: Hartfett, mittelkettige Triglyceride. Anwendungsgebiete: Akute, juckende, gerötete Analekzeme. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei: Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Arzneimittels, spezifischen Hautprozessen (z. B. Tuberkulose, Lues, Gonorrhoe) im Behandlungsbereich, Varizellen und Vakzinationsreaktionen, bakteriellen Hautinfektionen und Mykosen, perioraler Dermatitis und Rosacea. Bei länger dauernder Anwendung in hoher Dosierung auf eine mögliche systemische Wirkung achten. Keine Anwendung bei Säuglingen. Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren nur unter strenger ärztlicher Aufsicht. Nebenwirkungen: Häufig: allergische Hautreaktionen (allergische Follikulitiden, Lokalreaktion, Blutung, Brennen, Juckreiz, Trockenheit, Spannung im Analbereich). Selten: bei länger dauernder Anwendung Hautatrophien, Steroidakne, Teleangiektasien, Striae. Darreichungsformen, Packungsgrößen: Salbe: 25 g Salbe (N1), 50 g Salbe (N2), 100 g Salbe (N3), 25 g Salbe mit Analdehner (N1). Zäpfchen: 10 Zäpfchen (N1), 20 Zäpfchen (N2). Stand: 12/2008 DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. LidoPosterine® Salbe, Zäpfchen. Wirkstoff: Lidocain. Zusammensetzung: 1 g LidoPosterine Salbe enthält 50 mg Lidocain als Wirkstoff. Sonstige Bestandteile: Cetylalkohol, Macrogole, gereinigtes Wasser. 1 LidoPosterine Zäpfchen enthält 60 mg Lidocain als Wirkstoff. Sonstiger Bestandteil: Hartfett. Anwendungsgebiete: Salbe: Linderung von Schmerzen im Analbereich vor proktologischer Untersuchung. Zäpfchen: Juckreiz und Schmerzen im Analbereich bei Hämorrhoidalleiden, Analfissuren, Analfisteln, Abszessen und Proktitis; zur symptomatischen Behandlung vor und nach anorektalen Untersuchungen und Operationen. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei Überempfindlichkeit gegen Lidocain oder einen anderen Bestandteil des Arzneimittels. Nebenwirkungen: Sehr häufig Jucken und Brennen im Afterbereich (möglicherweise aufgrund Überempfindlichkeitsreaktion, z. B. Kontaktallergie). Darreichungsformen und Packungsgrößen: OP mit 25 g Rektalsalbe (N1), OP mit 10 x 2,5 g Rektalsalbe in Einmaltuben (N1), OP mit 25 g Rektalsalbe mit Analdehner (N1), OP mit 10 Zäpfchen (N1), OP mit 20 Zäpfchen (N2), OP mit 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp) (N1). Stand: November 2008 Aktuelles aus der Proktologie Art.-Nr. 90116 DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. DoloPosterine® N Salbe (Creme), DoloPosterine® N Zäpfchen. Wirkstoff: Cinchocainhydrochlorid. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g DoloPosterine N Salbe enthält 5,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Aluminiumstearat, Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.), Cetylstearylalkohol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Glycerolmonostearat 40-55, Isopropylmyristat (Ph. Eur.), Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.), Parfümöl Kamille PH-Y, Pentaerythritoldicocosfettsäureester, Propylenglycol, hydrophobes, hochdisperses Siliciumdioxid, weißes Vaselin, gereinigtes Wasser. 1 DoloPosterine N Zäpfchen enthält 6,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Parfümöl Kamille PH-Y, Glycerolmonostearat 40-55, Hartfett, Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.), Propylenglycol, mittelkettige Triglyceride. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Linderung von akuten Schmerzen bei anorektalem Symptomkomplex. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei Überempfindlichkeit gegen Cinchocainhydrochlorid oder einen anderen Bestandteil des Arzneimittels und Kindern unter 12 Jahren.Gleichzeitige Anwendung anderer Lokalanästhetika sollte vermieden werden. Nebenwirkungen: Häufig: lokale Überempfindlichkeitsreaktionen im Afterbereich (Jucken, Brennen, Rötung, Bläschenbildung). Sehr selten: generalisiertes Kontaktekzem (Rötung, Bläschenbildung mit Ausbreitung). Butylhydroxytoluol, Cetylstearylalkohol und Propylenglycol können örtlich begrenzt Hautreaktionen (z. B. Kontaktdermatitis) bzw. Hautirritationen hervorrufen. Durch Butylhydroxytoluol sind außerdem Reizungen der Augen und der Schleimhäute möglich. Darreichungsformen und Packungsgrößen: DoloPosterine N Salbe: 25 g Creme (N1), 50 g Creme (N2), 100 g Creme (N3), 10 x 2,5 g Creme in Einmaltuben (N1), 25 g Creme mit Analdehner (N1). DoloPosterine N Zäpfchen: 10 Zäpfchen (N1), 20 Zäpfchen (N2), 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp) (N1). Stand: 08/2009 Beim Pruritus ani wiederum lässt die tageszeitliche Charakteristik des Symptoms Rückschlüsse auf die Ursache zu (atopische Genese, Oxyuren). Wie Dr. Claudia Breitkopf aus Münster betonte, ist der Pruritus eine Sinnesentität, die über eigene Leitungsbahnen übertragen wird. Mit der zunehmenden Entschlüsselung von Mediatoren und Rezeptoren, die bei der Reizleitung eine Rolle spielen, zeichnen sich für die Zukunft neue Therapieansätze ab. Die Therapie ist bei bestehenden Grunderkrankungen jedoch nicht selten eine Herausforderung (siehe Interview Seite 2). Als eindeutig obsolet ordnete die Dermatologin eine undifferenzierte SchrotschußDiagnostik ein. Dazu zählen neben der Keimdifferenzierung aus dem Stuhl die IgG4Bestimmung zum Nachweis einer Lebensmittelallergie und zytotoxische Lebensmitteltests. eignen sich Fragebögen zur Lebensqualität.“ Bei der Hämatochezie sieht Prof. F. Hartmann aus Frankfurt angesichts der Häufigkeit bei jungen Patienten und einer Vergesellschaftung mit proximalen Adenomen in weniger als einem Prozent der Fälle bei fehlenden Alarmzeichen keine Indikation zur RoutineKoloskopie. Die Vorsorge-Koloskopie dagegen sollte generell ab 50 Jahren – und nicht wie derzeit gesetzlich geregelt ab 55 – empfohlen werden. Akuttherapie des Analekzems Gezielt behandeln statt „flächendeckend“ Mit diesem Verfahren ist bei zunehmendem Schmerz mindestens so viel zu sehen wie bei der Endosonographie, betonte der Referent aufgrund eigener Erfahrungen – aber sie ist nicht schmerzhaft. Wegweisend in der Anamnese ist für den Proktologen die Schmerzqualität: Neben der Stuhleindickung durch Quellmittel kann die Stuhlfrequenz durch Medi kamente herabgesetzt werden. Erstes Mittel der Wahl ist Loperamid (Maximaldosis von 8 x 2 mg/Tag). Eine langfristige Einnahme ist bei Stuhlinkontinenz oft erforderlich und unproblematisch. Darüber hinaus steht bei schweren Diarrhoen auch Tinctura opii normata zur Stuhlregulierung zur Verfügung. Ein Service der Dr. Kade Pharmazeutische Fabrik GmbH Bei der analen Inkontinenz sind in über 80 Prozent der Fälle mehrere der Komponenten gestört, die an der Defäkation beteiligt sind. Eine differenzierte Abklärung ist für Prof. Martin Kreis aus München durch Scores oder Punktwertskalen nicht zu ersetzen. Nur wenige dieser Systeme sind validiert; sie sollten unbedingt auch Medikamente erfassen, die zur Stuhleindickung eingenommen werden. „Um herauszufinden, wie der Patient die Belastung durch die Erkrankung empfindet, Dr. Horst Loch Berlin Kortisonpräparate in Kombination mit einem Lokalanästhetikum waren – bis zur Neufassung der Arzneimittelrichtlinien – beliebt bei der Therapie schmerzender und juckender Analerkrankungen. Dr. Horst Loch vom Proktologischen Zentrum Berlin arbeitet beim Analekzem lieber nicht „flächendeckend“, sondern gezielt mit einem milden Kortikoid und zusätzlich anästhesierenden Salben. Die rein pharmakologische Akuttherapie für die verschiedenen Formen des Analekzems ist sehr ähnlich: Initial ein Kortikoid für acht bis zehn Tage, danach eine kortisonfreie pflegende bzw. abdeckende Creme / Salbe oder auch weiche Zinkpaste. In der täglichen Praxis setzt Loch besonders gerne ein mildes Kortison wie Hydrokortison (etwa Posterisan® corte) ein. „Obwohl den schwachen Kortikoiden zugeordnet, zeigt das physiologische Hydrokortison eine gute Wirkung. Wir kommen damit in den meisten Fällen aus. Bei hartnäckigen Symptomen kann die Therapie noch kurzfristig intermittierend fortgeführt werden, ohne Hautschäden wie bei fluorierten Produkten befürchten zu müssen.“ Bei quälendem Juckreiz oder Schmerz empfiehlt der Proktologe – im Wechsel (oder auch gleichzeitig) – ein anästhesierendes Produkt wie etwa DoloPosterine® Salbe. Nach den Erfahrungen von Loch ist die Verträglichkeit im Hinblick auf das Symptom „Brennen“ beim Aufbringen geringer als bei lidocainhaltigen Salben. Diese Verordnung zweier Präparate mit unterschiedlichem Wirkmechanismus und verschiedenem Nebenwirkungspotenzial im zeitlichen Wechsel hat für Loch einen Vorteil gegenüber „flächendeckenden“ Kombipräparaten mit starkwirksamen Kortikoiden: Wenn der Juckreiz nicht aufhört, werden diese oft länger als wünschenswert aufgetragen. Mit zwei unterschiedlichen Präparaten ist diese Gefahr geringer – und die Aufklärung einfacher. Dass mit der Akutbehandlung „der Fall erledigt“ ist, trifft nur in den relativ seltenen Fällen der Kontaktallergien zu. Beim Gros der Analekzeme jedoch muss das „gesamte Mosaik“ in Ordnung gebracht werden: Dazu zählt neben der Therapie der Grunderkrankung vor allem die Aufklärung über eine gute Stuhlkonsistenz und die richtige Analhygiene. www.kade.de Symptomatische Therapie des Pruritus ani und anorektaler Schmerzen Analfissur „Es gibt keine Hautregion, die wir täglich so malträtieren“ Einheitliche Stadieneinteilung vorgeschlagen können wir die Beschwerden nur lindern, haben aber keine Möglichkeit zur kausalen Therapie. Die Beschwerden sind aber doch symptomatisch relativ gut zu behandeln? Bei den lokal lindernden Salben sind wir endlich das langjährige Problem los, dass Bufexamac-haltige Zubereitungen die Symptome verschlimmern n e d n können. Mit anästhee s Wir müs chen sehen sierenden Salben n Mens n alle wie etwa DoloPogesamte lagten Patiente en, sterine® N und gep und dem aiksteine aufzeig zur juckreizstillenden Mos st auch e lb e s Präparaten der r e über die g der Symptom Posterisan-Reihe n Linderu agen kann. ist dem akuten beitr Pruritus und Schmerz gut beizukommen. Sie sprechen das Problem der Diabetiker an? „ Patienten mit Schmerzen oder Pruritus in der Analregion sind offensichtlich häufig Opfer von „anerkannten Scharlatanen“, die teure, aber völlig nutzlose Diagnosemethoden und Therapievorschläge verbreiten. Was läuft hier falsch und wie kann der Proktologe für ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis sorgen? Zu diesen Fragen nimmt Dr. Gerd Kolbert vom End- und Dickdarmzentrum Hannover Stellung. Wo liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer, wenn Patienten bereit sind, viel Geld für obskure Verfahren und „Therapien“ auszugeben? Sind Proktologen im Umgang nicht empathisch genug? Das Grundproblem ist folgendes: Der Pruritus ani ist eine Störung, die Betroffene extrem belastet, sie wollen den quälenden Juckreiz unbedingt loswerden. Das ist durchaus nachvollziehbar und gelingt auch oft. Doch nicht immer. In manchen Fällen – etwa bei Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen – Diabetiker kommen zum Proktologen primär mit der Frage, ob der anale Juckreiz durch Hämorrhoiden verursacht sein könnte. Juckreiz wird von Patienten fälschlicherweise mit Hämorrhoiden gleichgesetzt. Eine Reihe von Grunderkrankungen ist häufiger mit einem quälenden Pruritus ani vergesellschaftet. Betroffen sind neben Diabetikern in erster Linie Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz, aber auch Menschen mit atopischer Dermatitis. Nur bei der letztgenannten Gruppe ist die Analregion eine Prädilektionsstelle und einer gezielten Therapie zugänglich. In den meisten übrigen Fällen ergibt die Untersuchung in aller Regel keine lokale Ursache für den Pruritus. Damit steht uns keine kausale Therapie zur Verfügung. Was verursacht anorektale Schmerzen? ● Abszess ● Analer Herpes ● Analfissur ● Analekzem ● Analvenenthrombose ● Rektumprolaps ● Analprolaps ● Rektumkarzinom ● Analtumoren ● Deszensus perinei ● Hämorrhoidalprolaps ● Proktalgia fugax Aktuelles aus der Proktologie „ Dr. Gerd Kolbert aus Hannover Bestehen Grunderkrankungen wie ein Diabetes mellitus oder auch eine Dialysepflicht, sind die wenigsten Patienten komplett von ihrem Pruritus zu befreien. In diesen Fällen ist die empathische Führung der Patienten das Wichtigste, weil es keine kausale Therapie gibt. Aber es gelingt nicht immer, den Patienten komplett von seinem Juckreiz zu befreien? Bei bestehenden Grunderkrankungen – speziell auch der Leber – ist das schwierig. Ursächlich ist zum einem die besondere Form der Analregion. Der Bereich des Afters ist eine geschlossene feuchte Kammer. Die Perianalregion ist anfällig für Überfeuchtung, aber auch übertriebene Reinigung. Zudem wird sie täglich noch durch Stuhl belastet. Es gibt keine andere Hautregion, die wir tagtäglich derart „malträtieren“. Wenn bereits Vorschädigungen bestehen, etwa durch übertriebene mechanische Reinigung mit Toilettenpapier oder Feuchttüchern, deren Inhaltsstoffe sensibilisierend wirken können, ist es sehr schwierig und langwierig, den Normalzustand wieder herzustellen. Ist noch eine Grunderkrankung im Spiel, wird es ungleich komplizierter. Wir müssen den gesamten Menschen sehen und dem geplagten Patienten alle Mosaiksteine aufzeigen, über die er selbst auch zur Linderung der Symptome beitragen kann. Dazu zählt in erster Linie eine verständliche Anleitung zur Akuttherapie der Symptome mit milden Kortikoiden und Lokalanästhetika und für den langfristigen Erfolg die richtige Reinigung und Pflege der Analregion sowie eine Optimierung der Stuhlfrequenz und -konsistenz. Wenn wir den Diabetiker konsequent aufklären, gehört dazu allerdings auch die Information darüber, dass es bei dieser Grunderkrankung nicht immer gelingt, ihn von seinem Pruritus komplett zu befreien. Die Erfolgsraten bei der Therapie der chronischen Analfissur schwanken bei Einsatz von Glyceryltrinitrat- und Diltiazem-Salben zwischen 41 und 85 bzw. 91 Prozent. Angesichts der weitaus geringeren Nebenwirkungsinzidenz empfahl Professor Volker Wienert aus Aachen eine zweiprozentige Diltiazemsalbe. Als Grundlage für randomisierte Studien schlug der Dermatologe eine differenzierte Klassifikation der Analfissur vor. Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche hat der Dermatologe eine extrem große Streubreite des Therapieerfolgs gezeigt. Dies ist nach fester Überzeugung des Referenten auf die uneinheitliche Definition der Analfissur zurückzuführen. Wienert schlägt deshalb eine neue Klassifikation vor, die neben der Tiefe der Fissur auch die Sekundärveränderungen berücksichtigt: Bei Fehlen von Sekundärveränderungen ist mit einer Salbentherapie in 80 Prozent der Fälle eine Heilung zu erzielen, so Wienert. Deshalb müssen Marisken, Analpapillen usw. entfernt werden, um die Effizienz der eingesetzten Salbenpräparate überhaupt vergleichen zu können. Wienert hat eine neue Einteilung der Stadien erarbeitet, die in der Zeitschrift Coloproctology publiziert werden soll (siehe Abbildung). „Mit dieser Stadieneinteilung ist die Ausgangssituation eindeutig festzulegen und sie ermöglicht erstmals eine weltweite Verständigung bei Diagnostik und Therapie“, erklärt der Dermatologe. Stadien der Analfissur 1. Akute Analfissur 2. Chronisch oberflächliche Analfissur ohne Sekundärveränderungen Chronisch oberflächliche Analfissur mit Sekundärveränderungen a. Mariske b. Analpapille c. Fistel d. Krypte 3. Chronisch tiefe Analfissur ohne Sekundärveränderungen Chronisch tiefe Analfissur mit Sekundärveränderungen a. Mariske b. Analpapille c. Fistel d. Krypte Chronische Analfissur „revisited” Bei der medikamentösen Behandlung chronischer Analfissuren besteht weitgehend Einigkeit über die Wirksamkeit des StickstoffDonors Glyceryltrinitrat als einer Erstlinientherapie. Als „wahrscheinlich nützlich“, aber vermutlich weniger wirksam als chirurgische Maßnahmen sowie typischerweise mit Kopfschmerzen verbunden, stuft sie Professor Richard Nelson aus Chicago im jüngsten Review ein. „Unklar wirksam“ im Vergleich zu anderen Maßnahmen sind nach Auffassung des Autors, der seit Jahren CochraneAuswertungen publiziert, Injektionen mit Botulinumtoxin-Hämagglutinin-Komplex und die topische Anwendung von Kalziumkanalblockern, die die Durchblutung des inneren Schließmuskels steigern sollen. Unter den chirurgischen Maßnahmen kann die interne laterale Sphinkterotomie gegenüber der Behandlung mit Stickstoffspendern und Botulinumtoxin-Hämagglutinin-Komplex die Heilung chronischer Analfissuren verbessern und ist „nützlich“, so sein jüngstes Fazit (Clin Evid 2010;03:0407). Eine kleine Studie ergab einen vergleichbaren Nutzen der kontrollierten analen Dilatation. „Unklar“ ist laut der Publikation die Wirksamkeit einer anderen chirurgischen Technik, dem so genannten Advancement-Flap. Deutsche Experten stuften am Rande des Internistenkongresses, der im April in Wiesbaden stattfand, die manuelle Dilatation in Narkose als obsolet ein (Gefahr der Sphinkterverletzung). Ein konservativer Therapieansatz sollte jedoch stets versucht werden. Bei Sphinkterhypertonus kommt auch die Anwendung eines Analdehners zusammen mit einer Lokalanästhetika-haltigen Salbe in Frage. Des Weiteren war man der Meinung, dass die Fissurektomie zu einer dauerhaften Heilung führt. Aktuelles aus der Proktologie