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Prokto-Journal
Neue Sitzmöbel mit Nebenwirkungen
02-2010
Kennen Sie die „Sofa-Dermatitis“?
Die “Sofa-Dermatitis” – eine neue Art der
allergischen Kontaktdermatitis – gibt den
Gefahren des Couch-Potato-Daseins eine
neue Bedeutung. Die quälenden Hauteffloreszenzen an der Rückseite der Oberschenkel, am Gesäß und Rücken sind auf
eine flüchtige Chemikalie zurückzuführen,
die chinesische Hersteller gegen Schimmelbefall im Inneren von Sofas „verstecken“.
Bei der Jahrestagung der amerikanischen
Gesellschaft „Kontaktdermatitis“ im März
fand die kriminalistische Arbeit finnischer
Kliniker große Anerkennung: Zuerst in Finn-
land, dann auch in Schweden und England
häuften sich die schweren Dermatitiden an
den charakteristischen „Sitzstellen“. Alle
Betroffenen hatten Möbelstücke eines bestimmten chinesischen Herstellers angeschafft.
Die zunächst vermutete Kontaktallergie
gegen den Möbelbezug konnte angesichts
verschiedener Stoffe ausgeschlossen werden.
Dr. Magnus Bruze aus Malmö hat schließlich
den „Schuldigen“ mit Patch-Tests überführt:
Dimethylfumarat (DMF) – ein flüchtiges
Allergen. Es fand sich als Anti-Schimmelmittel in Päckchen innerhalb der Möbel-
stücke. Praktisch alle in Skandinavien untersuchten Möbelstücke stammten von Linkwise, einem chinesischen Möbelhersteller.
Diagnostik anorektaler Schmerzen
Durch die Körperwärme wird das Sofa erwärmt, wodurch auch DMF aus den Säckchen
freigesetzt wird. Die Substanz kann laut Bruze
durch die Kleidung dringen und die Haut
erreichen. Die resultierende Dermatitis stellte
sich manchmal als flächig und manchmal als
fleckig dar. DMF soll inzwischen auch in
Kleidungsstücken und Schuhen aufgetaucht
sein.
Perianale Sonographie, wenn die
Palpation nicht toleriert wird
Von Analfissur bis zu Proktalgia fugax – es
existiert kaum eine proktologische Erkrankung, die nicht mit Schmerz vergesellschaftet sein kann. Oft steht die Diagnose
schon nach Anamnese und Inspektion.
Wenn dies nicht der Fall ist und die Palpation zu schmerzhaft ist, besteht die Option
auf eine symptomatische Therapie mit Lokalanästhetika-haltigen Salben, um doch
eine Linderung zu erreichen. Auf dem diesjährigen 36. Koloproktologen-Kongress in
München brach Dr. Gerd Kolbert aus Hannover in diesen Fällen eine Lanze für die
perianale Sonographie.
Optionen der Stuhlregulation
Die Erhöhung der Stuhlkonsistenz (StuhlEindickung) ist eine wichtige konservative
Maßnahme in der Therapie der analen Inkontinenz. Geeignet sind dafür so genannte
Gelbildner, wie Flohsamenschalen (Plantago
ovata). Es liegen neben reinen Flohsamen
eine Vielzahl von Flohsamenschalen-Präparaten im Handel vor. Das Quellvermögen
verschiedener Präparate wurde von Professor
Heiner Krammer aus Mannheim in vitro
getestet.
Dabei zeigten die Flohsamenpräparate,
Mucofalk® oder Fluxlon® das höchste Quellvermögen als eine gute Voraussetzung für
eine Stuhleindickung. Auch bei der Inkontinenz müssen diese Präparate mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
Bei den Nebenwirkungen ist zu beachten,
dass die Wirkung von Medikamenten wie
L-Thyroxin vermindert werden kann.
● Schmerz seit wenigen Tagen, eventuell unabhängig von der Defäkation
● dumpfer Schmerz seit Monaten
● plötzlicher Schmerz, teilweise nachts.
Plantago ovata, Quelle: Wikipedia
DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. Posterisan®corte Salbe, Posterisan®corte Zäpfchen. Wirkstoff: Hydrocortisonacetat. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g Posterisan corte Salbe enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat
(Ph. Eur.), Sonstige Bestandteile: Phenoxyethanol, gereinigtes Wasser, gelbes Vaselin und Wollwachs (enth. Butylhydroxytoluol). 1 Posterisan corte Zäpfchen enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonstige Bestandteile: Hartfett, mittelkettige Triglyceride.
Anwendungsgebiete: Akute, juckende, gerötete Analekzeme. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei: Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Arzneimittels, spezifischen Hautprozessen (z. B. Tuberkulose, Lues, Gonorrhoe) im Behandlungsbereich, Varizellen
und Vakzinationsreaktionen, bakteriellen Hautinfektionen und Mykosen, perioraler Dermatitis und Rosacea. Bei länger dauernder Anwendung in hoher Dosierung auf eine mögliche systemische Wirkung achten. Keine Anwendung bei Säuglingen. Anwendung bei Kindern
unter 12 Jahren nur unter strenger ärztlicher Aufsicht. Nebenwirkungen: Häufig: allergische Hautreaktionen (allergische Follikulitiden, Lokalreaktion, Blutung, Brennen, Juckreiz, Trockenheit, Spannung im Analbereich). Selten: bei länger dauernder Anwendung Hautatrophien,
Steroidakne, Teleangiektasien, Striae. Darreichungsformen, Packungsgrößen: Salbe: 25 g Salbe (N1), 50 g Salbe (N2), 100 g Salbe (N3), 25 g Salbe mit Analdehner (N1). Zäpfchen: 10 Zäpfchen (N1), 20 Zäpfchen (N2).
Stand: 12/2008
DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. LidoPosterine® Salbe, Zäpfchen. Wirkstoff: Lidocain. Zusammensetzung: 1 g LidoPosterine Salbe enthält 50 mg Lidocain als Wirkstoff. Sonstige Bestandteile: Cetylalkohol, Macrogole, gereinigtes
Wasser. 1 LidoPosterine Zäpfchen enthält 60 mg Lidocain als Wirkstoff. Sonstiger Bestandteil: Hartfett. Anwendungsgebiete: Salbe: Linderung von Schmerzen im Analbereich vor proktologischer Untersuchung. Zäpfchen: Juckreiz und Schmerzen im Analbereich bei
Hämorrhoidalleiden, Analfissuren, Analfisteln, Abszessen und Proktitis; zur symptomatischen Behandlung vor und nach anorektalen Untersuchungen und Operationen. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei Überempfindlichkeit gegen Lidocain oder einen anderen
Bestandteil des Arzneimittels. Nebenwirkungen: Sehr häufig Jucken und Brennen im Afterbereich (möglicherweise aufgrund Überempfindlichkeitsreaktion, z. B. Kontaktallergie). Darreichungsformen und Packungsgrößen: OP mit 25 g Rektalsalbe (N1), OP mit
10 x 2,5 g Rektalsalbe in Einmaltuben (N1), OP mit 25 g Rektalsalbe mit Analdehner (N1), OP mit 10 Zäpfchen (N1), OP mit 20 Zäpfchen (N2), OP mit 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp) (N1).
Stand: November 2008
Aktuelles aus der Proktologie
Art.-Nr. 90116
DR. KADE PHARMAZEUTISCHE FABRIK GMBH, Berlin/Konstanz. DoloPosterine® N Salbe (Creme), DoloPosterine® N Zäpfchen. Wirkstoff: Cinchocainhydrochlorid. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g DoloPosterine N Salbe enthält 5,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Aluminiumstearat, Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.), Cetylstearylalkohol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Glycerolmonostearat 40-55, Isopropylmyristat (Ph. Eur.), Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.),
Parfümöl Kamille PH-Y, Pentaerythritoldicocosfettsäureester, Propylenglycol, hydrophobes, hochdisperses Siliciumdioxid, weißes Vaselin, gereinigtes Wasser. 1 DoloPosterine N Zäpfchen enthält 6,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Butylhydroxytoluol
(Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Parfümöl Kamille PH-Y, Glycerolmonostearat 40-55, Hartfett, Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.), Propylenglycol, mittelkettige Triglyceride. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Linderung von akuten Schmerzen bei anorektalem Symptomkomplex. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei Überempfindlichkeit gegen Cinchocainhydrochlorid oder einen anderen Bestandteil des Arzneimittels und Kindern unter 12 Jahren.Gleichzeitige Anwendung anderer Lokalanästhetika sollte vermieden
werden. Nebenwirkungen: Häufig: lokale Überempfindlichkeitsreaktionen im Afterbereich (Jucken, Brennen, Rötung, Bläschenbildung). Sehr selten: generalisiertes Kontaktekzem (Rötung, Bläschenbildung mit Ausbreitung). Butylhydroxytoluol, Cetylstearylalkohol und
Propylenglycol können örtlich begrenzt Hautreaktionen (z. B. Kontaktdermatitis) bzw. Hautirritationen hervorrufen. Durch Butylhydroxytoluol sind außerdem Reizungen der Augen und der Schleimhäute möglich. Darreichungsformen und Packungsgrößen: DoloPosterine N Salbe: 25 g Creme (N1), 50 g Creme (N2), 100 g Creme (N3), 10 x 2,5 g Creme in Einmaltuben (N1), 25 g Creme mit Analdehner (N1). DoloPosterine N Zäpfchen: 10 Zäpfchen (N1), 20 Zäpfchen (N2), 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp) (N1). Stand: 08/2009
Beim Pruritus ani wiederum lässt die tageszeitliche Charakteristik des Symptoms Rückschlüsse auf die Ursache zu (atopische
Genese, Oxyuren). Wie Dr. Claudia Breitkopf
aus Münster betonte, ist der Pruritus eine
Sinnesentität, die über eigene Leitungsbahnen übertragen wird. Mit der zunehmenden
Entschlüsselung von Mediatoren und Rezeptoren, die bei der Reizleitung eine Rolle spielen, zeichnen sich für die Zukunft neue
Therapieansätze ab.
Die Therapie ist bei bestehenden Grunderkrankungen jedoch nicht selten eine Herausforderung (siehe Interview Seite 2).
Als eindeutig obsolet ordnete die Dermatologin eine undifferenzierte SchrotschußDiagnostik ein. Dazu zählen neben der Keimdifferenzierung aus dem Stuhl die IgG4Bestimmung zum Nachweis einer Lebensmittelallergie und zytotoxische Lebensmitteltests.
eignen sich Fragebögen zur Lebensqualität.“
Bei der Hämatochezie sieht Prof. F. Hartmann
aus Frankfurt angesichts der Häufigkeit bei
jungen Patienten und einer Vergesellschaftung mit proximalen Adenomen in weniger
als einem Prozent der Fälle bei fehlenden
Alarmzeichen keine Indikation zur RoutineKoloskopie. Die Vorsorge-Koloskopie dagegen sollte generell ab 50 Jahren – und nicht
wie derzeit gesetzlich geregelt ab 55 –
empfohlen werden.
Akuttherapie des Analekzems
Gezielt behandeln
statt „flächendeckend“
Mit diesem Verfahren ist bei zunehmendem
Schmerz mindestens so viel zu sehen wie bei
der Endosonographie, betonte der Referent
aufgrund eigener Erfahrungen – aber sie ist
nicht schmerzhaft.
Wegweisend in der Anamnese ist für den
Proktologen die Schmerzqualität:
Neben der Stuhleindickung durch Quellmittel kann die Stuhlfrequenz durch Medi kamente herabgesetzt werden. Erstes Mittel
der Wahl ist Loperamid (Maximaldosis
von 8 x 2 mg/Tag). Eine langfristige Einnahme
ist bei Stuhlinkontinenz oft erforderlich
und unproblematisch. Darüber hinaus
steht bei schweren Diarrhoen auch Tinctura
opii normata zur Stuhlregulierung zur Verfügung.
Ein Service der Dr. Kade Pharmazeutische Fabrik GmbH
Bei der analen Inkontinenz sind in über 80
Prozent der Fälle mehrere der Komponenten
gestört, die an der Defäkation beteiligt sind.
Eine differenzierte Abklärung ist für Prof. Martin Kreis aus München durch Scores oder
Punktwertskalen nicht zu ersetzen. Nur
wenige dieser Systeme sind validiert; sie sollten unbedingt auch Medikamente erfassen,
die zur Stuhleindickung eingenommen werden. „Um herauszufinden, wie der Patient die
Belastung durch die Erkrankung empfindet,
Dr. Horst Loch
Berlin
Kortisonpräparate in Kombination mit einem Lokalanästhetikum waren – bis zur Neufassung der Arzneimittelrichtlinien –
beliebt bei der Therapie schmerzender und juckender Analerkrankungen. Dr. Horst Loch vom Proktologischen Zentrum
Berlin arbeitet beim Analekzem lieber nicht „flächendeckend“,
sondern gezielt mit einem milden Kortikoid und zusätzlich
anästhesierenden Salben.
Die rein pharmakologische Akuttherapie für die verschiedenen Formen des Analekzems ist
sehr ähnlich: Initial ein Kortikoid für acht bis zehn Tage, danach eine kortisonfreie pflegende
bzw. abdeckende Creme / Salbe oder auch weiche Zinkpaste.
In der täglichen Praxis setzt Loch besonders gerne ein mildes Kortison wie Hydrokortison
(etwa Posterisan® corte) ein. „Obwohl den schwachen Kortikoiden zugeordnet, zeigt das
physiologische Hydrokortison eine gute Wirkung. Wir kommen damit in den meisten Fällen
aus. Bei hartnäckigen Symptomen kann die Therapie noch kurzfristig intermittierend fortgeführt werden, ohne Hautschäden wie bei fluorierten Produkten befürchten zu müssen.“
Bei quälendem Juckreiz oder Schmerz empfiehlt der Proktologe – im Wechsel (oder auch
gleichzeitig) – ein anästhesierendes Produkt wie etwa DoloPosterine® Salbe. Nach den
Erfahrungen von Loch ist die Verträglichkeit im Hinblick auf das Symptom „Brennen“ beim
Aufbringen geringer als bei lidocainhaltigen Salben.
Diese Verordnung zweier Präparate mit unterschiedlichem Wirkmechanismus und verschiedenem Nebenwirkungspotenzial im zeitlichen Wechsel hat für Loch einen Vorteil gegenüber
„flächendeckenden“ Kombipräparaten mit starkwirksamen Kortikoiden: Wenn der Juckreiz
nicht aufhört, werden diese oft länger als wünschenswert aufgetragen. Mit zwei unterschiedlichen Präparaten ist diese Gefahr geringer – und die Aufklärung einfacher.
Dass mit der Akutbehandlung „der Fall erledigt“ ist, trifft nur in den relativ seltenen Fällen der
Kontaktallergien zu. Beim Gros der Analekzeme jedoch muss das „gesamte Mosaik“ in
Ordnung gebracht werden: Dazu zählt neben der Therapie der Grunderkrankung vor allem die
Aufklärung über eine gute Stuhlkonsistenz und die richtige Analhygiene.
www.kade.de
Symptomatische Therapie des Pruritus ani und anorektaler Schmerzen
Analfissur
„Es gibt keine Hautregion, die wir täglich so
malträtieren“
Einheitliche Stadieneinteilung vorgeschlagen
können wir die Beschwerden nur lindern,
haben aber keine Möglichkeit zur kausalen
Therapie.
Die Beschwerden sind aber doch symptomatisch relativ gut zu behandeln?
Bei den lokal lindernden Salben sind wir
endlich das langjährige Problem los, dass
Bufexamac-haltige Zubereitungen die Symptome verschlimmern
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Pruritus und Schmerz
gut beizukommen.
Sie sprechen das Problem der Diabetiker
an?
„
Patienten mit Schmerzen oder Pruritus in
der Analregion sind offensichtlich häufig
Opfer von „anerkannten Scharlatanen“,
die teure, aber völlig nutzlose Diagnosemethoden und Therapievorschläge verbreiten. Was läuft hier falsch und wie kann
der Proktologe für ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis sorgen? Zu diesen Fragen
nimmt Dr. Gerd Kolbert vom End- und
Dickdarmzentrum Hannover Stellung.
Wo liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer,
wenn Patienten bereit sind, viel Geld für
obskure Verfahren und „Therapien“ auszugeben? Sind Proktologen im Umgang nicht
empathisch genug?
Das Grundproblem ist folgendes: Der Pruritus
ani ist eine Störung, die Betroffene extrem
belastet, sie wollen den quälenden Juckreiz
unbedingt loswerden. Das ist durchaus nachvollziehbar und gelingt auch oft. Doch nicht
immer. In manchen Fällen – etwa bei Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen –
Diabetiker kommen zum Proktologen primär
mit der Frage, ob der anale Juckreiz durch
Hämorrhoiden verursacht sein könnte. Juckreiz wird von Patienten fälschlicherweise mit
Hämorrhoiden gleichgesetzt.
Eine Reihe von Grunderkrankungen ist häufiger mit einem quälenden Pruritus ani vergesellschaftet. Betroffen sind neben Diabetikern
in erster Linie Patienten mit Nieren- oder
Leberinsuffizienz, aber auch Menschen mit
atopischer Dermatitis. Nur bei der letztgenannten Gruppe ist die Analregion eine
Prädilektionsstelle und einer gezielten Therapie zugänglich.
In den meisten übrigen Fällen ergibt die Untersuchung in aller Regel keine lokale Ursache für den Pruritus. Damit steht uns keine
kausale Therapie zur Verfügung.
Was verursacht anorektale Schmerzen?
●
Abszess
●
Analer Herpes
●
Analfissur
●
Analekzem
●
Analvenenthrombose
●
Rektumprolaps
●
Analprolaps
●
Rektumkarzinom
●
Analtumoren
●
Deszensus perinei
●
Hämorrhoidalprolaps
●
Proktalgia fugax
Aktuelles aus der Proktologie
„
Dr. Gerd Kolbert aus Hannover
Bestehen Grunderkrankungen wie
ein Diabetes
mellitus oder
auch eine
Dialysepflicht, sind
die wenigsten
Patienten
komplett von
ihrem Pruritus
zu befreien. In diesen
Fällen ist die empathische Führung der Patienten das Wichtigste, weil es keine kausale
Therapie gibt.
Aber es gelingt nicht immer, den Patienten
komplett von seinem Juckreiz zu befreien?
Bei bestehenden Grunderkrankungen – speziell auch der Leber – ist das schwierig.
Ursächlich ist zum einem die besondere Form
der Analregion. Der Bereich des Afters ist eine
geschlossene feuchte Kammer. Die Perianalregion ist anfällig für Überfeuchtung, aber
auch übertriebene Reinigung. Zudem wird
sie täglich noch durch Stuhl belastet. Es gibt
keine andere Hautregion, die wir tagtäglich
derart „malträtieren“.
Wenn bereits Vorschädigungen bestehen,
etwa durch übertriebene mechanische Reinigung mit Toilettenpapier oder Feuchttüchern, deren Inhaltsstoffe sensibilisierend
wirken können, ist es sehr schwierig und
langwierig, den Normalzustand wieder herzustellen.
Ist noch eine Grunderkrankung im Spiel, wird
es ungleich komplizierter. Wir müssen den
gesamten Menschen sehen und dem geplagten Patienten alle Mosaiksteine aufzeigen, über die er selbst auch zur Linderung der
Symptome beitragen kann. Dazu zählt in erster Linie eine verständliche Anleitung zur
Akuttherapie der Symptome mit milden Kortikoiden und Lokalanästhetika und für den
langfristigen Erfolg die richtige Reinigung
und Pflege der Analregion sowie eine Optimierung der Stuhlfrequenz und -konsistenz.
Wenn wir den Diabetiker konsequent aufklären, gehört dazu allerdings auch die Information darüber, dass es bei dieser Grunderkrankung nicht immer gelingt, ihn von seinem Pruritus komplett zu befreien.
Die Erfolgsraten bei der Therapie der chronischen Analfissur schwanken bei Einsatz von
Glyceryltrinitrat- und Diltiazem-Salben zwischen 41 und 85 bzw. 91 Prozent. Angesichts
der weitaus geringeren Nebenwirkungsinzidenz empfahl Professor Volker Wienert aus
Aachen eine zweiprozentige Diltiazemsalbe.
Als Grundlage für randomisierte Studien
schlug der Dermatologe eine differenzierte
Klassifikation der Analfissur vor.
Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche hat der Dermatologe eine extrem
große Streubreite des Therapieerfolgs gezeigt. Dies ist nach fester Überzeugung des
Referenten auf die uneinheitliche Definition
der Analfissur zurückzuführen. Wienert
schlägt deshalb eine neue Klassifikation vor,
die neben der Tiefe der Fissur auch die Sekundärveränderungen berücksichtigt:
Bei Fehlen von Sekundärveränderungen ist
mit einer Salbentherapie in 80 Prozent der
Fälle eine Heilung zu erzielen, so Wienert.
Deshalb müssen Marisken, Analpapillen usw.
entfernt werden, um die Effizienz der eingesetzten Salbenpräparate überhaupt vergleichen zu können.
Wienert hat eine neue Einteilung der Stadien
erarbeitet, die in der Zeitschrift Coloproctology publiziert werden soll (siehe Abbildung). „Mit dieser Stadieneinteilung ist die
Ausgangssituation eindeutig festzulegen und
sie ermöglicht erstmals eine weltweite Verständigung bei Diagnostik und Therapie“, erklärt der Dermatologe.
Stadien der Analfissur
1. Akute Analfissur
2. Chronisch oberflächliche Analfissur ohne Sekundärveränderungen
Chronisch oberflächliche Analfissur mit Sekundärveränderungen
a. Mariske
b. Analpapille
c. Fistel
d. Krypte
3. Chronisch tiefe Analfissur ohne Sekundärveränderungen
Chronisch tiefe Analfissur mit Sekundärveränderungen
a. Mariske
b. Analpapille
c. Fistel
d. Krypte
Chronische Analfissur „revisited”
Bei der medikamentösen Behandlung
chronischer Analfissuren besteht weitgehend
Einigkeit über die Wirksamkeit des StickstoffDonors Glyceryltrinitrat als einer Erstlinientherapie. Als „wahrscheinlich nützlich“, aber
vermutlich weniger wirksam als chirurgische
Maßnahmen sowie typischerweise mit Kopfschmerzen verbunden, stuft sie Professor
Richard Nelson aus Chicago im jüngsten
Review ein. „Unklar wirksam“ im Vergleich zu
anderen Maßnahmen sind nach Auffassung
des Autors, der seit Jahren CochraneAuswertungen publiziert, Injektionen mit
Botulinumtoxin-Hämagglutinin-Komplex
und die topische Anwendung von Kalziumkanalblockern, die die Durchblutung des
inneren Schließmuskels steigern sollen.
Unter den chirurgischen Maßnahmen kann
die interne laterale Sphinkterotomie gegenüber der Behandlung mit Stickstoffspendern
und Botulinumtoxin-Hämagglutinin-Komplex die Heilung chronischer Analfissuren
verbessern und ist „nützlich“, so sein jüngstes
Fazit (Clin Evid 2010;03:0407). Eine kleine
Studie ergab einen vergleichbaren Nutzen
der kontrollierten analen Dilatation. „Unklar“
ist laut der Publikation die Wirksamkeit einer
anderen chirurgischen Technik, dem so genannten Advancement-Flap.
Deutsche Experten stuften am Rande des
Internistenkongresses, der im April in Wiesbaden stattfand, die manuelle Dilatation in
Narkose als obsolet ein (Gefahr der Sphinkterverletzung). Ein konservativer Therapieansatz sollte jedoch stets versucht werden. Bei
Sphinkterhypertonus kommt auch die
Anwendung eines Analdehners zusammen
mit einer Lokalanästhetika-haltigen Salbe in
Frage. Des Weiteren war man der Meinung,
dass die Fissurektomie zu einer dauerhaften
Heilung führt.
Aktuelles aus der Proktologie
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