internationale händel-festspiele 2015

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Neuinszenierung
ARMINIO
Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
Max Emmanuel Cencic Regie & Titelrolle
George Petrou Dirigent
Mit Vince Yu, Ruxandra Donose, Pavel Kudinov u. a.
Premiere 13.2.16
Weitere Vorstellungen 17., 19., 21. & 23.2.16 GROSSES HAUS
Wiederaufnahme
TESEO
Oper in fünf Akten von Georg Friedrich Händel
Daniel Pfluger Regie
Michael Form Dirigent
Mit Valer Sabadus, Roberta Invernizzi, Yetzabel Arias-Fernandez u. a.
WA-Premiere 20.2.16
Vorstellung 27.2.16 GROSSES HAUS & weitere
& vieles mehr!
Der Vorverkauf läuft ab dem 15.2.16 für ABONNENTEN, Mitglieder der HÄNDELGESELLSCHAFT KARLSRUHE und Mitglieder der GESELLSCHAFT DER FREUNDE.
Am 20.2.16 startet der Vorverkauf für alle Besucher.
WWW.STAATSTHEATER.KARLSRUHE.DE
INTERNATIONALE HÄNDEL-FESTSPIELE 2015
Eröffnungskonzert
IL POMO D’ORO & DONNA LEON
Ricardo Minasi Dirigent
12.2.16 GROSSES HAUS
FESTSPIELKALENDER
SO 15.2. MITGLIEDERVERSAMMLUNG
der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
10.00 UNTERES FOYER
SONNTAG VOR DER PREMIERE – T ESEO
11.00 KLEINES HAUS
MI 18.2. ÖFFENTLICHE GENERALPROBE TESEO
19.00 GROSSES HAUS
FR 20.2. ERÖFFNUNG DER INTERNATIONALEN
HÄNDELFESTSPIELE 2015
18.00 MITTLERES FOYER
TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS PREMIERE
SA 21.2. ÖKUMENISCHER FESTGOTTESDIENST
11.00 KATHOLISCHE STADTKIRCHE ST. STEPHAN Erbprinzenstraße 14
FESTKONZERT DER
DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
19.00 GROSSES HAUS
SO 22.2.
EIN OFFENES DREIECK:
BACH – TELEMANN – HÄNDEL
Symposium der 30. INTERNATIONALEN
HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE
10.00 – 16.30 SCHLOSS GOTTESAUE Genuit-Saal
TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
18.00 GROSSES HAUS
DI 24.2. SWR2 CLUSTER
15.00 UNTERES FOYER
RICCARDO PRIMO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS WIEDERAUFNAHME
MI 25.2. TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS
Kompetenz ist das Produkt
aus Wissen und Erfahrung –
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alles was Arbeitsrecht ist.
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DO 26.2. RICCARDO PRIMO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS VORLETZTE VORSTELLUNG
FR 27.2. TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.30 GROSSES HAUS VORLETZTE VORSTELLUNG
SA 28.2. RICCARDO PRIMO
Oper von Georg Friedrich Händel
15.00 GROSSES HAUS LETZTE VORSTELLUNG
KAMMERKONZERT DER ENSEMBLES
der 30. INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE
19.00 VELTE-SAAL der Hochschule für Musik Karlsruhe
SO 1.3.
PREISTRÄGERKONZERT
des Händel-Jugendpreises der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE
11.00 KLEINES HAUS
TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
15.00 GROSSES HAUS LETZTE VORSTELLUNG
ABSCHLUSSKONZERT DER
GESANGS- UND INSTRUMENTALKURSE
der 30. INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE
19.00 SCHLOSS GOTTESAUE Velte-Saal
MO 2.3.
GALA-KONZERT VESSELINA KASAROVA
BADISCHE STAATSKAPELLE
Paul Goodwin Dirigent
20.00 GROSSES HAUS
DI 3.3.
KAMMERKONZERT
DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
20.00 KLEINES HAUS
FR 6.3.
FESTKONZERT
der 30. INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE
20.00 KONZERTHAUS
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GRUSSWORTE
Liebe Besucherinnen und Besucher der
INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE,
Jurist hätte er werden sollen, der junge
Georg Friedrich … jedenfalls dann, wenn
es nach dem Willen seines Vaters gegangen wäre. Die kunstsinnige Mutter jedoch,
Dorothea Händel, förderte nach Kräften die
musikalischen Neigungen ihres Sohnes.
Hätte sich Vater Händel durchgesetzt –
wie viel ärmer wäre heute unsere Musikwelt! Da gäbe es kein mitreißendes
Halleluja aus dem Messias, kein inniges
Largo aus dem Xerxes, keine Music for
the Royal Fireworks, um nur einmal die
allerpopulärsten Werke des sächsischen
Ausnahmetalents zu erwähnen.
Georg Friedrich Händel, der stämmige Herr
mit wallender Perücke, wie wir ihn von
vielen Gemälden und Standbildern kennen,
hat uns einen ganzen Kosmos an Tonwerken hinterlassen. Diesen zu erkunden,
das haben sich die INTERNATIONALEN
HÄNDEL-FESTSPIELE zur Aufgabe gemacht.
Und sie erfreuen uns auch in diesem Jahr
wieder mit einem großartigen Programm:
Im Preisträgerkonzert stellen sich hochbegabte Künstlerinnen und Künstler vor.
Ein Symposion wirft einen wissenschaftlich-analytischen Blick auf Händels Werk.
Perspektivenreich sind auch die Opernproduktionen, für die allein sich der Weg
nach Karlsruhe lohnt: Riccardo Primo,
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die Produktion aus der letzten Spielzeit,
ergründet das gestische Repertoire und die
Gefühlskultur des Barock. Und mit Teseo
steht in diesem Jahr eine Premiere auf dem
Programm, die ein besonders spannendes
Werk des Komponisten nach seiner Zeitgenossenschaft befragt. Besonders freue ich
mich auf die international gefeierte Mezzosopranistin Vesselina Kasarova, die das Programm mit einem Galakonzert bereichert.
Federico Maria Sardelli leitet das diesjährige
Festkonzert und bringt neben Händel auch
Antonio Vivaldi ins Spiel. Als Erforscher,
Neuentdecker und genialer Interpret dieses
Komponisten wurde Sardelli berühmt.
Michael Fichtenholz, neuer Leiter der
INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE
und Operndirektor des BADISCHEN
STAATSTHEATERS, moderiert diesen
Abend.
Ich danke allen Mitwirkenden, und ich wünsche dem Publikum unvergessliche Abende.
Mit den Werken eines Meisters, der zwar
der Jurisprudenz verloren ging – für die Tonkunst aber ein unschätzbarer Gewinn war.
Theresia Bauer MdL
Ministerin für Wissenschaft, Forschung
und Kunst des Landes Baden-Württemberg
Liebe Barockfreunde,
es gibt ebenso viele gute Gründe, in Karlsruhe zu wohnen wie Karlsruhe mit offenen
Augen und großer Neugier Besuche abzustatten – und sich ein wenig zu verlieben
in die Dreihundertjährige. Das STAATSTHEATER ist ein unverzichtbarer, wertvoller Kunst- und Denkraum in unserer Stadt.
Neue Werke erblicken hier das Licht der
Welt, Werke der Vergangenheit verführen
und überraschen uns mit ihrer Attraktivität. Wir hören die Musik der Barockzeit so,
als ob sie unsere Gedanken und Gefühle
ausspräche. Dem Wechselspiel zwischen
den Zeiten entspricht ein Zusammenspiel
unterschiedlicher Menschen und Institutionen, das wichtig für das Gelingen der
Festspiele ist. In den INTERNATIONALEN
HÄNDEL-FESTSPIELEN verdichtet sich
dieses Miteinander zu einer großen, internationalen Zusammenkunft von Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern.
mit einem besonderen Festkonzert am
6. März, bei dem Mitglieder der Karlsruher
Orchesterakademie und der weltbekannten bolivianischen El-Sistema-Akadmie
gemeinsam musizieren. Darauf freue ich
mich besonders.
In einem Preisträgerkonzert erleben wir
junge Talente und werden so Zeugen
einer spannenden Zukunftsgestaltung der
barocken Traditionen. Teseo und Riccardo
Primo werden uns vor Augen führen, welch
unterschiedliche kreative Umgangsformen
bei der Begegnung mit Georg Friedrich
Händel möglich sind.
Ein herzliches Willkommen dem neuen
Operndirektor und Leiter der INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE
Michael Fichtenholz! Ein herzliches Toi Toi
Toi an alle Künstlerinnen und Künstler auf
und hinter der Bühne!
Den DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
und der HÄNDEL-GESELLSCHAFT
KARLSRUHE e. V. gilt mein Respekt und
Dank ebenso wie den Gästen, die in dieser
Zeit Karlsruhe leuchten lassen: Franco
Fagioli, Valer Sabadus und Vesselina
Kasarova beispielsweise.
Die INTERNATIONALE HÄNDELAKADEMIE feiert ihr 30-jähriges Jubiläum
Dr. Frank Mentrup
Oberbürgermeister
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GRUSSWORTE
Liebe Händel-Freunde,
Georg Friedrich Händel war, wie Gert
Jonke schreibt, „vielleicht der erste Musiker, der sich bitten und nicht befehlen
zu lassen verstanden hatte“, und auch
ein Europäer, der in seiner Musiksprache
jenseits von Nationalgrenzen italienische,
englische, französische und deutsche Elemente vereint und Kompositionen für vier
Konfessionen schuf. Insofern ist die Musik
eines Freigeistes im badischen Sinne in
Karlsruhe sehr gut aufgehoben.
Seit nunmehr fast vier Jahrzehnten gibt es
in Karlsruhe eine intensive Händel-Pflege,
begründet 1978 durch den ehemaligen Generalintendanten Günter Könemann. Seit
1985 – und somit im 30. Jahr – bestehen das
Originalklang-Ensemble der DEUTSCHEN
HÄNDEL-SOLISTEN und die Kurse der INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE.
Diese Trias von Festspielen, Solisten und
Akademie prägt seither die jährliche Händel-Pflege. Sie ist fester Bestandteil des
kulturellen Lebens in Karlsruhe und der
Region und vor allem durch Operninszenierungen Gesprächsthema und Reiseziel für
zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland.
Die seit einem Vierteljahrhundert bestehende
HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
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unterstützt gerne diese vielfältigen Aktivitäten. Sie bringt zusätzliche Aspekte ein wie
die Förderung des jüngeren künstlerischen
Nachwuchses mit dem Händel-Jugendwettbewerb, dessen Gewinner sich im Preisträgerkonzert präsentieren, und den Kontakt
zu Karlsruhes Partner- und Händels Geburtsstadt Halle/Saale und deren Festspielen.
Eine erst dreijährige Tradition hat der
Ökumenische Festgottesdienst – eine Initiative der HÄNDEL-GESELLSCHAFT, die sich
auf eine Offenheit des Lutheraners Händels
berufen kann. Ebenfalls ans Herz legen
möchte ich Ihnen das Festkonzert 30 Jahre
INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE –
wie natürlich auch viele weitere Veranstaltungen des Festivalprogramms.
Ich wünsche den Mitwirkenden auf und
hinter den Bühnen viel Glück und Erfolg und
den Besuchern aus nah und fern unvergessliche Festspielerlebnisse!
Ihr
Prof. Dr. Peter Overbeck
Vorsitzender der HÄNDEL-GESELLSCHAFT
KARLSRUHE e. V.
Liebe Händel-Begeisterte, liebe Freunde
der HÄNDEL-FESTSPIELE KARLSRUHE,
mit Franco Fagioli, Valer Sabadus und
Terry Wey kehren Countertenöre von
Weltklasse zurück auf die Bühne in Karlsruhe, auf der man sie bereits zu Beginn
ihrer Karriere erleben konnte. Die FESTSPIELE haben bei der Entdeckung vielversprechender Talente einen hohen Stellenwert. Um die Förderung des Nachwuchses
kümmert sich nun bereits im 30. Jahr auch
die HÄNDEL-AKADMIE. Sie führt junge
Menschen an die Musik der Barockzeit
heran. Im Jubiläumskonzert begegnen
sich im gemeinsamen Musizieren Mitglieder der ORCHESTERAKADEMIE und
des berühmten El Sistema Orchesters
aus Venezuela. Ich möchte Ihnen dieses
Konzert mit Musikern, die inzwischen
weltweit gefeiert werden, ganz ausdrücklich ans Herz legen.
Das Interesse an Händels Musik ist nach
wie vor ungebrochen. Innerhalb kürzester
Zeit gab es nur noch Stehplätze für die
Vorstellungen von Teseo und Riccardo
Primo. Darüber freuen wir uns sehr!
Ein wunderbarer Start für den neuen
künstlerischen Leiter Michael Fichtenholz.
Ohne die kontinuierliche Unterstützung
durch die Stadt Karlsruhe und das Land
Baden-Württemberg wären die INTER-
NATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE nicht
zu dem geworden, was sie sind, ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen
Lebens in der Stadt und im Land. Dafür
danken wir herzlich! Mit dem einstimmigen
zukunftsweisenden Beschluss zur Sanierung des STAATSTHEATERS bekennen
sich die politisch Verantwortlichen zu
ihrem Theater und somit auch zur Zukunft
der HÄNDEL-FESTSPIELE. Ein wichtiges
Zeichen!
Ich wünsche uns allen zwei Wochen voller
wunderschöner Musik, anregender
Begegnungen und vielen Neuentdeckungen!
Herzlich willkommen im STAATSTHEATER!
Ihr
Peter Spuhler
Generalintendant
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VORWORT
Liebe Gäste der
INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE,
Sie haben wesentlich dazu beigetragen,
dass Georg Friedrich Händel unser Zeitgenosse geblieben ist!
Ich freue mich sehr, erstmalig die Leitung
der INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE zu übernehmen und danke meinem
Vorgänger Bernd Feuchtner für die hervorragende Arbeit, die er in den Vorjahren für
diese geleistet hat!
Mein besonderer Dank gilt auch der HÄNDELGESELLSCHAFT und den Mitgliedern des
Kuratoriums für die großartige Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung.
Für mich ist es ein besonderes Vergnügen,
unserem Publikum die Neuinszenierung
von Teseo zu präsentieren, einer Oper, die
mir persönlich sehr am Herzen liegt. Der
edelmutige Held der Antike, um dessen
Liebe zwei Protagonistinnen kämpfen, ein
spannendes Drama voll Gefühl, Eifersucht,
Zorn, Verzweiflung und Opferbereitschaft
– und das mit der bezaubernden Musik
eines 29-jährigen Genies, der im Zenit seines Könnens stand. So jung und zielstrebig
wie Georg Friedrich Händel vor seiner
Teseo-Premiere, ist das Regie-Team der
Karlsruher Neuinszenierung, geleitet von
Daniel Pfluger. Die DEUTSCHEN HÄNDELSOLISTEN werden diese Zauberwelt
unter Leitung von Michael Form zum
Leben erwecken. Zudem beehrt uns der
international bekannte Countertenor Valer
Sabadus in der Titelpartie, der es glänzend
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beherrscht, die Bühne mit musikalischer
wie szenischer Magie zu erfüllen.
Als ob es nicht genug Zauberei in dem Festspielprogramm gäbe, kommt die faszinierende, nur mit poetischem Kerzenlicht beleuchtete Inszenierung des Riccardo Primo von
Benjamin Lazar in erstklassiger Besetzung
wieder auf die Bühne. Noch zwei besondere
Namen im Programm möchte ich erwähnen:
Vesselina Kasarova, die den Händel-Arien
tragische Grandeur im Rahmen eines
Gala-Konzertes der BADISCHEN STAATSKAPELLE verleihen wird und Federico Maria
Sardelli – Barockdirigent par excellence, der
sein Debüt mit den DEUTSCHEN HÄNDELSOLISTEN feiert.
Das Symposium der 30. INTERNATIONALEN
HÄNDEL-AKADEMIE vereint darüber
hinaus Persönlichkeiten der Wissenschaft
und bereichert damit das Spektrum der
FESTSPIELE ungemein.
Schärfen Sie Ihren Blick und Ihr Gehör
für Schönheiten, die in jeder Zeit andere
Gestalt annehmen können!
Viel Musikgenuss und unvergessliche
Erlebnisse wünscht Ihnen
Michael Fichtenholz
Künstlerischer Leiter
WIR DANKEN
den Kuratoriumsmitgliedern der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
für ihre großzügigen Spenden
Dr. Bernhard Schareck Vorsitzender
Dr. Melitta Büchner-Schöpf
Dr. Georg-Friedrich Hoepfner
Michael Huber Sparkasse Karlsruhe-Ettlingen
Michael Lang Autohaus Lang
Prof. Dr. Jürgen Morlok
Prof. Dr. Wolfgang Müller BBBank
Heinz Ohnmacht BGV Badische Versicherungen
Joachim Peters
Dr. med. Sabine Raulin
Dipl.-Ing. Herman Rotermund
der BBBank für ihre Sonderspende für Riccardo Primo
der BBBank für ihre Sonderspende für Teseo
der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V. für vielfältige Unterstützung
der Privatbrauerei Hoepfner und der L-Bank für die Unterstützung der Premierenfeier
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TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel HWV 9
Libretto von Nicola Haym nach Thésée von Philippe Quinault
Uraufführung 19. Dezember 1713 am Queen’s Theatre am Haymarket in London
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
DEUTSCHE HÄNDEL-SOLISTEN
1. Violine Andrea Keller, Wolfgang von Kessinger, Christoph Timpe, Helmut Hausberg,
Michael Gusenbauer, Eva Scheytt, Cathi Aglibut 2. Violine Christoph Mayer, Jana Chytilova,
Martin Kalista, Fiona Stevens, Selma Sadek, Matthias Hummel Viola Jane Oldham, Klaus
Bundies, Gabrielle Kancachian Violoncello Dmitri Dichtiar, Markus Möllenbeck, Gerhart
Darmstadt, Berhhard Hentrich Violone David Sinclair, Michael Neuhaus, Marc Meisel a. G.
Cembalo Rien Voskuilen Laute Sören Leopold, Michael Dücker Traversflöte Susanne Kaiser,
Annie Laflamme Oboe Susanne Regel, Wolfgang Dey, Kristin Linde, Thomas Jahn Fagott
Rhoda Patrick, Marita Schaar Trompete Hannes Rux, Almut Rux Pauke Peter Hartmann
ÖFFENTLICHE GENERALPROBE MI 18.2. 19.00 GROSSES HAUS
PREMIERE FR 20.2. 19.00 GROSSES HAUS
Weitere Vorstellungen am 22.2. 18.00, 25.2. 19.00, 27.2. 19.30, 1.3. 15.00 GROSSES HAUS
Dauer ca. 3 Stunden, Pause nach dem 3. Akt
12 OPER TESEO
TeseoVALER SABADUS
Agilea, seine Geliebte
YETZABEL ARIAS FERNÁNDEZ
Egeo, König von Athen
FLAVIO FERRI-BENEDETTI
Medea, seine Verlobte
ROBERTA INVERNIZZI
Clizia, Geliebte des Arcane
LARISSA WÄSPY
Arcane, ein Vasall des Königs
TERRY WEY
Priester der Minerva
MEHMET ALTIPARMAK*
Chor der Athener
CONSTANZE KIRSCH*, ZELA SAITA**, TAHNEE
NIBORO**, LARISSA WÄSPY, MEHMET ALTIPARMAK*,
FLORIN CALITA**, DEREN MEHMET ELADAG**,
CORNELIUS LEWENBERG**
*Opernstudio
**Studierende der Hochschule für Musik Karlsruhe
Musikalische Leitung
MICHAEL FORM
RegieDANIEL PFLUGER
BühneFLURIN BORG MADSEN
KostümeJANINE WERTHMANN
Mitarbeit Kostüm KERSTIN GRIESSHABER
VideoBENEDIKT DICHGANS, PHILIPP ENGELHARDT
Dramaturgie MICHAEL FICHTENHOLZ
Musikalische Assistenz MARC MEISEL Studienleitung STEVEN MOORE Regiemitarbeit
NELE TIPPELMANN Hospitanz MILENA-MARIA SMACZNY Bühnenbild-Assistenz SANDRA
DENNINGMANN Kostümassistenz STEPHANIE GAISSERT Übertitel PASCAL PAUL
HARANG Soufflage EVELYN WALLPRECHT Inspizienz UTE WINKLER
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne RUDOLF BILFINGER, EKHARD SCHEU Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Licht CHRISTOPH
HÄCKER Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton GUNTER ESSIG, JAN PALLMER Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Malersaal GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei GÜNTER FURRER
Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG, BERNHARD
BUSSE Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE
SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN
WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE Schuhmacherei THOMAS
MAHLER, BARBARA KISTNER Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske SABINE BOTT, MARION KLEINBUB, PETRA
MÜLLER, SOTIRIOS NOUTSOS, KARIN GRÜN, INKEN NAGEL, ANDREA WEYH, SANDRA
OESTERLE, MIRIAM HAUSER
TESEO OPER 13
ZUM INHALT
VORGESCHICHTE
2. AKT
Vom Wunsch nach einem Thronfolger
erfüllt, befragt Egeo (Aigeus), König von
Athen, das delphische Orakel. Er erhält einen Spruch, den er nicht versteht. Auf dem
Heimweg rastet er in Troizen. Dort macht
ihn König Pittheus betrunken und verkuppelt
ihn mit seiner Tochter Aithra. Am nächsten
Morgen erschrickt Egeo vor seiner Unbeherrschtheit und macht sich aus dem Staub.
Zuvor legt er Schwert und Sandalen unter
einen Stein. Sollte die Frucht der Nacht ein
Heldensohn werden, würde er die Gaben
finden und zu ihm heimkehren. Theseus
wächst am Hof von Troizen auf, ohne seinen
Vater zu kennen. Als er stark genug ist, den
Stein wegzurollen, offenbart ihm seine Mutter seine Identität. Er macht sich inkognito
nach Athen auf, um seinen Ruf nicht seinem
Namen zu verdanken, und vollbringt unterwegs wie sein Vorbild Herakles zahlreiche
Heldentaten zum Wohle der Menschheit.
In Egeos Palast: Egeo schreibt den Sieg
der Athener Medeas Zauberkünsten zu.
Um ihre Gunst nicht zu verlieren, trägt er
ihr statt seiner Hand die seines Sohnes an,
den er nicht kennt. Medea durchschaut
Egeo, geht aber nicht auf das Angebot ein,
da sie Theseus liebt. Egeos Rat Arcane
meldet, das Heer habe Theseus zum Nachfolger Egeos ausgerufen. Egeo wird von
Eifersucht gepackt.
1. AKT
Im Palast: Arcane und Agileas Hofdame
Clizia lieben sich. Arcane sucht Egeo auf,
um seine Zustimmung zu ihrer Heirat zu
erbitten. Agilea eröffnet Theseus, dass
auch Egeo um ihre Hand anhält. Theseus
geht zu ihm, um ihn umzustimmen. Arcane überbringt Agilea Egeos Befehl, sich
auf die Hochzeit mit ihm vorzubereiten.
Medea versucht, Agilea zum Verzicht
auf Theseus zu nötigen. Als sie sich
weigert, verwandelt die Zauberin den
Palast in eine Wüste voller Höllengeister,
Dämonen und Ungeheuer. Medea ruft die
Furien aus der Unterwelt herauf, Agilea
zu foltern.
Athen befindet sich im Krieg mit einer ungenannten Macht. Theseus kämpft an der
Seite der Athener, ohne seine Identität zu
enthüllen. Agilea flieht in den Parthenon,
um sich dem Schutz der Göttin Athene anzuvertrauen. Die verwaiste Tochter eines
entmachteten Königs hat bei Egeo Asyl
erhalten. Nach errungenem Sieg will er
sie trotz des Altersunterschieds zur Frau.
Sie weist ihn damit zurück, dass er bereits
Medea die Ehe versprochen habe. In Wirklichkeit liebt sie Theseus. Medea, die nach
ihrer Flucht aus Korinth, wo sie Jason ins
Unglück stürzte, in Athen untergekommen
ist, möchte dort Königin werden.
14 OPER TESEO
Platz in Athen: Das Volk huldigt Theseus.
Er bittet es, sich zu zerstreuen. Medea
enthüllt Theseus Egeos Eifersucht und
bietet ihm ihre Zaubermittel gegen seine
Liebe an. Theseus lehnt ab, da er Agilea liebe. Medea rast nun ihrerseits vor
Eifersucht und schwört, die Rivalin zu
vernichten.
3. AKT
4. AKT
5. AKT
Arcane berichtet Egeo, was sich zugetragen hat. Dieser eilt davon, Medea zu
vergiften. Arcane stellt fest, dass dieselbe
Liebe, die Egeo und Medea zum Wahnsinn
treibt, ihn zu sich selber bringt.
In ihrem Zauberschloss grübelt Medea,
wie sie ihre aufgewühlten Leidenschaften
beruhigt. Den geliebten Theseus zu töten,
würde sie in ewiges Leid stürzen, Agilea
geliebt zu sehen, ihre Eifersucht verewigen. Alle drei sollen sterben, Theseus
von der Hand des eigenen Vaters. Medea
reicht Egeo einen Giftbecher, den er Theseus zum Trinken geben soll, um sich am
Räuber seines Thrones und seiner Liebe zu
rächen. Egeos Vernunft sagt ihm, er solle
dem Affekt widerstehen. Schließlich siegt
die Natur. Theseus wirft sich dem König zu
Füßen. Egeo heuchelt Großmut und reicht
Theseus den Giftbecher. Dieser schwört
ewige Vasallentreue auf sein Schwert. An
der Waffe erkennt Egeo seinen Sohn und
entreißt ihm das Gift. Medea flieht. Egeo
spürt, wie es ist, andere glücklich zu machen, und vereint auch Arcane und Clizia.
Medea setzt den Palast in Brand. Athene,
die Göttin der Vernunft, schwebt vom
Himmel herab und gebietet dem Wüten der
Elemente und Affekte Einhalt. Die Bühne
verwandelt sich wie zu Beginn in den Parthenon. Vernunft und Affekt schließen Frieden: Harmonie ist der Preis wahrer Liebe.
Szenenwechsel: Medea unterwirft Agilea
sadistischen Prüfungen. 1. Prüfung: Geleitet von Geistern des Schlafes schwebt
der Schatten des Theseus herab. Agilea
fleht ihn an, sie zu erhören. Er hört sie
nicht. 2. Prüfung: Medea befiehlt den Furien, Theseus zu töten, falls Agilea nicht
auf ihn verzichtet. Agilea überwindet sich
und entsagt. 3. Prüfung: Medea fordert,
Agilea solle Theseus’ Liebe zurückweisen. Dazu lässt sie ihn auf einer Zauberinsel der Liebe wieder aufwachen. Er
umwirbt Agilea, doch sie bleibt, wie Medea befahl, stumm. Medea redet ihm ein,
seine Geliebte ziehe Egeos Krone seinem
Herzen vor und geht ab. 4. Prüfung: Agilea darf sich nicht wehren. Sie gibt alles
zu, versucht ihm aber durch die Blume
anzudeuten, dass sie unter Zwang handelt. Theseus missversteht und enthüllt
seine königliche Geburt, da er glaubt, es
ginge ihr um die Krone. Sie reißt sich verzweifelt los, um Egeo zu heiraten und das
Leben ihres Geliebten zu retten. In diesem
Moment öffnet sich eine schwarze Wolke:
Medea, in ihr verborgen, hat alles mitgehört. Sie heuchelt Großmut: Bezwungen
von so selbstloser Liebe wolle auch sie
das Glück der Selbstlosigkeit erfahren
und den Liebenden helfen.
Text von Nicolas Haym nach Quinaults
Thésée für Lully (1675)
TESEO OPER 15
PROJEKT DA CAPI
Die Sänger der Barockzeit standen immer vor der Herausforderung, ihre Arien so zu
verzieren, dass der Ausdruck des jeweiligen Affektes zusätzlich verstärkt wird und beim
Zuhörer kein Zweifel bleibt, in welchem Gemütszustand sich die Bühnenfigur gerade
befindet. Michael Form hat einige seiner Kollegen vor diese Herausforderung gestellt
und sie gebeten, jeweils zu einer schnellen und einer langsamen Arie die Verzierungen
des Da-capo-Teils zu komponieren. Ein Projekt, das der Karlsruher Aufführung des Teseo
im wahrsten Sinne des Wortes eine besondere Note verleiht.
1. AKT
Agilea Deh serbate
Arcane Ah! Cruda gelosia Agilea M’adora l’idol mio
Juan Manuel Quintana Buenos Aires
Thomas Leininger Basel
Thomas Leininger Basel
2. AKT
Medea O stringero nel sen
Alessandro Ciccolini Senigallia
4. AKT
Agilea Amarti si vorrei Juan Manuel Quintana Buenos Aires
5. AKT
Medea Moriro
Alessandro Ciccolini Senigallia
Alle weiteren Arien wurden von Michael Form und dem Sängerteam verziert.
16 OPER TESEO
BESETZUNG DER URAUFFÜHRUNG
Teseo
Agilea
Egeo
Medea
Clizia
Arcane
Sacerdote di Minerva
VALERIANO PELLEGRINI Altkastrat
FRANCESCA MARGHERITA DE L’ÉPINE Sopran
VALENTINO URBANI Altkastrat
ELISABETTA PILOTTI-SCHIAVONETTI Sopran
MARIA GALLIA Sopran
JANE BARBIER Alt
RICHARD LEVERIDGE Bass
TESEO OPER 17
ZUM STÜCK
EIN NEUER LULLY?
Händels Teseo und die englische Politik
Teseo ist Händels 9. Oper. Das Textheft,
das dem Publikum am 10. Januar 1713 an
den Eingängen des Londoner Haymarket-Theatres als Programm zum Mitlesen
verkauft wurde, bezeichnet sie im Untertitel als „Dramma Tragico, per Musica“.
Das ist ein Hinweis auf die Vorlage des
Librettos. Kein anderes Werk des Komponisten weist eine derartige Spezifizierung
auf. Seine fünf Hamburger Opern hießen
„Sing-Spiel“, die beiden für Florenz und
Venedig „Drama per musica“, die für London „Opera seria“. „Dramma Tragico, per
Musica“ ist die wörtliche Übersetzung
von „Tragédie lyrique“. Gebildete Leser
erkannten dahinter Philippe Quinaults
Tragédie lyrique Thésée, 1674 für Lully
geschrieben und am 15. Januar des folgenden Jahres vor Ludwig XIV. im königlichen
Schloss St. Germain-en-Laye uraufgeführt. Thésée war einer der Erfolgstitel
der französischen Oper. Er wurde allein in
Paris bis 1779 zwölf Mal neu inszeniert,
unter anderem 1707/08, wo Händels Librettist Nicola Francesco Haym ihn gesehen
haben kann.
Quinaults Stoffwahl hatte 1675 eine
besondere Bedeutung. Thésée ist ein
Glanzstück politischer Propaganda. Lud18 OPER TESEO
wig XIV., der in eine chaotische Epoche
jahrzehntelanger europäischer Kriege und
Bürgerkriege hineingeboren wurde, schuf
mit harter Hand „Frieden“ in seinem Land,
eine ihm unterworfene Verwaltung und
– ebenfalls eine Novität – ein gut ausgebildetes und gut bezahltes ganzjähriges Berufsheer. Das nutzte „der neue Mars“, um
Frankreichs Grenzen vorzuschieben und zu
„begradigen“. Jeder der vielen Feldzüge,
die „der siegreiche Held“ ab 1667 jährlich
führte, wurde nach seiner Heimkehr mit
einem Triumphfest oder einer neuen Oper
verherrlicht, in deren Prolog er als unbesiegbarer Stratege, Liebling der Venus,
Förderer der Musen und des Gewerbefleißes gefeiert wurde. Die Kenntnis dieser
Opern und Feste wurde in Prachtdrucken
international verbreitet, um Frankreich als
militärisch wie kulturell führende Macht
Europas zu propagieren. Dass Ludwig sein
Land durch Krieg und Luxus ruinierte und
den Glanz des Hofes durch totale Ausbeutung seiner Untertanen finanzierte, gehört
zur Kehrseite einer Medaille, die uns aus
den Diktaturen und Semidiktaturen des 20.
und 21. Jahrhunderts bekannt ist.
Der Prolog von Quinaults Thésée spielt „in
den Gärten von Versailles“, das 1674 eine
Großbaustelle war und schmeichelte dem
König, indem er ihm schon jetzt auf der
Bühne vorführte, wie sein Schloss in fünfzehn Jahren einmal wirken sollte. Haym
konnte darauf in seiner Bearbeitung verzichten. Händels Oper diente nicht mehr
französischer Propaganda. Ihr Gehalt aber
sitzt so tief in der DNA des Stücks, dass
es ohne sie nicht zu verstehen ist. Auch
Haym, der Quinaults Tragédie lyrique
ohne große Änderungen übersetzt und an
das Schema der Opera seria anpasst, das
heißt Chöre und Ballette tilgt und die langen Mono- und Dialoge in Rezitative und
Da-capo-Arien auflöst, stellt Theseus als
unbesiegbaren Feldherrn dar. Außerdem
als Idealbild eines Helden, unwiderstehliches Objekt der erotischen Begierde zweier Primadonnen, Überwinder höllischer
Zauberkräfte, womit im Frankreich von
1674 die reformierte Ketzerei des Kriegsgegners, der Niederlande gemeint war,
und größten König von Athen. Er muss sich
sein Reich durch kriegerische Tapferkeit,
charakterliche Vorbildlichkeit, Charme und
Wohltätigkeit verdienen. Quinault erklärt
Frankreich damit zum zweiten Athen.
englische Königin hingegen handelte gerade den Utrechter Frieden aus und legte
damit den Grundstein für den Aufstieg des
British Empire. Sie nahm Frankreich seine
nordamerikanischen Kolonien ab, ließ sich
das Monopol über den südamerikanischen
Sklavenhandel garantieren, erzwang die
Herrschaft über die Meerenge von Gibraltar und verdrängte Spanien als Seemacht.
Als Aktionär mehrerer Handelsgesellschaften wollte auch Händel zwei Jahre
später davon profitieren. Machte Haym
aus dem Propagandastück für Ludwig eines für Queen Anne?
Bei Haym scheint das Thema der jungen
Generation Teseo und Agilea, die das
gründlich abgewirtschaftete, in seine
eigenen Lügen verstrickte System des
Vaters Egeo und der Stiefmutter Medea
ablöst, auf den ersten Blick leer zu laufen.
Warum drängte er Händel dann aber ausgerechnet dieses Libretto auf? 1712/13 lag
England mit Frankreich im Krieg. Ludwig
war alles andere als eine Lichtgestalt: Ein
bigotter, verbitterter, starsinniger Greis,
der bleierne Stagnation über sein Land
verhängte – eher Egeo denn Teseo. Die
Händel hatte allen Grund dazu, der Königin
zu huldigen. Nach dem Erfolg seiner Agrippina in Venedig wurde er von mehreren
gekrönten Häuptern Europas umworben,
deren Höfen er auch allen einen Inspektionsbesuch abstattete. London beehrte
er Ende 1710 bis Sommer 1711, feierte am
Queen’s Theatre mit Rinaldo Triumphe und
widmete das Stück der Königin, die sich mit
einer lebenslangen Pension dafür bedankte.
Dann schaute er sich noch einmal in Hannover und Düsseldorf um, um sich Mitte 1712
endgültig für London zu entscheiden.
Der Vergleich der Partituren zeigt, dass
sich der Fokus tatsächlich von dem weitgehend passiven Teseo auf die aktive
Agilea verschiebt. Immerhin wurde Theseus. An Opera im „Queen’s Theatre in
the Hay-Market“ uraufgeführt, wie das
Titelblatt kursiv hervorhebt. Haym borgte
sich den kulturellen Glorienschein des
Sonnenkönigs, um einer Sonnenkönigin
zu huldigen. Ein probates Mittel barocker
Überbietungsrhetorik: Ludwig war größer
als Theseus, Anne ist größer als Ludwig …
TESEO OPER 19
Zielstrebig warb der 27-Jährige um Anne.
Noch während der Proben zu Teseo und
bevor die Verträge unterschriftsreif waren, komponierte er im Auftrag des Königshauses das Utrechter Te Deum, das am 14.
Januar 1713 fertig war und pünktlich zur
Proklamation des Friedens am 31. März
bzw. zum Festgottesdienst am 13. Juli in
St. Paul’s Cathedral bereit lag. Anschließend schrieb er Lucio Cornelio Silla und
widmete die Oper dem Sonderbotschafter
Ludwigs XIV. bei den Londoner Friedensverhandlungen. Darauf entstand die Ode
to the Birthday of Queen Anne, die aber
erst am 6. Februar 1714 in Windsor Castle
uraufgeführt wurde und deren sieben
Strophen mit dem Refrain schließen:
The day that gave great Anne birth
Who fixed a lasting peace on Earth.
Auch Händels nächste Oper, Amadigi
(1715), geht auf ein Quinault-Libretto zurück. Eine Aussöhnung mit Frankreich lag
1713ff. auf der Regierungslinie, um einem
Übergewicht des Hauses Habsburg auf
dem Kontinent entgegenzutreten. Nicht
auszuschließen also, dass Händel Annes
Lully werden und in ähnlicher Weise an
Großbritanniens Aufstieg partizipieren
wollte wie Ludwigs Hofkomponist an demjenigen Frankreichs ein Menschenalter
zuvor. Dass er auf Thésée zurückgriff, um
dies zu signalisieren, war geschickt. Anne
wurde bis 1670 in Frankreich erzogen. Ihre
Erinnerungen an die Glanzzeit des Sonnenkönigs hatten sich verklärt.
Es war also vielleicht mehr als Konvention,
als Minerva am Schluss des Teseo in einer
Wolkenaureole vom Schnürboden herab20 OPER TESEO
schwebte und ihr Priester den Anwesenden verkündete, es sei „durch das Wirken
höherer Weisheit ein ewiges Werk gelungen, das selbst die Kräfte der Hölle nicht
zerstören können“. Jede Seele, heißt es
im Schlusschor, freue sich dieses schönen
Tages, an dem das blutige Wüten der Hölle
endgültig zu Ende sei und der den Menschen wieder sein lachendes Antlitz zeige,
indem er den von allen ersehnten Frieden
zurückbringe. An die Stelle der dramatischen Prologe in der französischen Oper
treten in der italienischen die zeitgemäßeren Widmungsepisteln, die den Libretti
vorausgehen. Diejenige des Teseo richtet
sich an den 18-jährigen Richard Boyle,
in dessen Palast der Komponist 1712 bis
1717 wohnte, und an dessen Mutter, die
Kammerfrau der Königin. Solange Anne
lebte, baute Händel also mit aller Energie
ein dichtes Netz aus Kontakten und Fürsprechern um sie auf. Teseo ist eine der
Maschen dieses Netzes.
von Boris Kehrmann
xxx 21
ZUR INSZENIERUNG
FEIER
DES GEFÜHLS
Daniel Pfluger im Gespräch mit Operndramaturg Boris Kehrmann
Du inszenierst Schauspiel und Oper mit
Stoffen von der Antike bis zur Gegenwart.
Worin siehst Du das Spezifische an der
Barockoper?
Ich sehe diese Art Oper nicht, sondern
spüre sie. Ich habe schon während meiner
Regie-Ausbildung angefangen, mit Barockmusik zu arbeiten. Auch im Schauspiel, wo
ich sie für Improvisationen nutze. Sie ist
eine Form, die einen höheren Anknüpfungspunkt an heutige, wahrhaftige Gefühle hat
als z. B. Verdi. Sie bietet einen Freiraum
zwischen den Noten, den man mit seinen
eigenen Sehnsüchten, Gefühlen, Bildern
füllen kann. Darum funktioniert sie gerade
für meine Generation unglaublich gut. Ist es
ein Wunder, dass die HÄNDEL-FESTSPIELE
immer ausverkauft sind? Barockmusik
spricht etwas in uns an, das wir in anderen
Formen von Musik nicht finden.
Wie wirkt sich das in Deiner Arbeitsweise aus?
22 OPER TESEO
Ich versuche, die eigenen Erfahrungen, die
das Publikum während der Aufführung einer Barockoper machen kann, nicht durch
Überinterpretation zu verbauen. Ich arbeite
mit meinem Team Flurin Borg Madsen und
Janine Werthmann schon seit Langem
sowohl im Schauspiel als auch in der Oper
daran, Ästhetiken zu finden, die eine andere Form von Wahrnehmung zulassen, die
es z. B. ermöglichen, dass Barockmusik
atmen kann, dass unser Bild die Zuschauer
einlädt, Räume in der eigenen Phantasie
entstehen zu lassen.
Du verstehst Eure Arbeit also als
Stimulans?
Ja, als szenisches und optisches
Stimulans.
Nun ist „Teseo“ eine ganz besondere Oper
von Händel …
Ja!
Es ist ein Jugendwerk und es ist französisch geprägt. Letzteres heißt, dass
„Teseo“ eine klassizistische Dramaturgie
hat, die den Zuschauer streng an die
Kandarre nimmt.
Das finde ich nicht. Natürlich ist Teseo
nicht so frei wie z. B. Alessandro. Dessen Geschichte kann man in drei Sätzen
zusammenfassen. Teseo hat dagegen
eine reiche und verzwickte mit vielen
Umschwüngen, die dramaturgisch genau
erzählt werden wollen, damit man in die
Gefühle der Arien einsteigen kann. Ich
empfinde das als Vorteil. Teseo ist eine der
wenigen mir bekannten Händel-Opern, die
so präzise und fordernd gebaut sind und so
eine emotionale Entwicklung durchlaufen.
Und wie ist das mit der ideologischen
Botschaft, auf die die „Zauberflöten“-hafte
Prüfungshandlung hinausläuft? Die Macht
der Vernunft besiegt das Chaos der
Gefühle?
Für mich ist Teseo eher eine Feier der
Emotionen in einer rationalistischen Welt.
Wenn man ehrlich ist, versagt Agilea in
der Prüfungshandlung ja total. Ihre Tränen verraten sie. Die Feier der Vernunft
würde ich in der Rahmenhandlung um
Athene gelten lassen, aber nicht in der
eigentlichen Geschichte. Agilea schafft
es nicht, ihren Affekten zu entsagen.
Und dann singt sie die schönste Arie
der ganzen Oper, in der ihre Gefühle so
wahrhaftig zum Ausdruck kommen, dass
sogar eine zutiefst verstockte Person wie
Medea sich ihr öffnen muss und ihr zu
Füßen liegt.
Glaubst Du Medea das?
Ja.
Wie interpretierst Du dann ihren Rückfall
im 5. Akt?
Sie kann nicht anders, das ist das Tragische
an ihr: Sie wäre gern ein guter Mensch,
kann es aber nicht sein, weil zu viel in ihr
zerstört wurde. Sie beschreibt das in der
Oper selbst immer wieder. Medea hat in
ihrem Leben und für ihre Liebe schon so
viel geopfert, u. a. ihren Bruder und ihre
eigenen Kinder, das muss man sich mal
vorstellen! Das möchte ich ernst nehmen.
Darum bringe ich die toten Kinder auf die
Bühne als Zeichen, dass die Vergangenheit
diese Frau nie los lässt. Auch am Ende des
4. Aktes wieder, wo man sich wünscht,
dass das jetzt das Happy End ist. Medea
sagt: Ich werde euch helfen. Und für einen
kurzen Moment ist das auch die Wahrheit.
Das ist kein Trick. Ich möchte nicht, dass
es einer ist. Man könnte es so inszenieren,
aber ich will Medea die Chance geben,
jemand zu sein, der lieben kann, der Liebe
und Gefühle in sich trägt. Sie wird ja auch
mit einer Musik eingeführt, die so leicht und
hoffnungsfroh ist und dann in eine Rachearie umbricht. Das ist für mich das Politische
an dieser Oper: Die Frage des VergebenKönnens. Wenn man sich z. B. den GazaKonflikt anguckt, verstehe ich eine Figur
wie Medea. Wie sollen die Wunden, die da
zwischen diesen zwei Parteien aufgerissen
wurden, jemals verheilen können?
Wichtig bei Teseo ist der Krieg als Ausgangspunkt der Handlung. Wie gehst Du
damit um?
TESEO OPER 23
Der Krieg findet draußen vor den Toren
statt. Darum gibt es bei uns einen Innenraum, der die Figuren vor ihm schützt.
Er hat etwas Bunkerartiges in all der
Doppeldeutigkeit eines Schutzraumes: Er
schützt die Insassen, sperrt sie aber auch
ein und wirft sie auf sich selbst zurück. Sie
müssen sich mit sich selbst auseinandersetzen. Das Faszinierende an dieser Oper
liegt darin, dass sie in der Mitte das Konzept der Kammeroper verlässt und zu einer
Zauberoper wird. Das ist wie in Tarantinos
From Dusk till Dawn, der als Road-Movie
beginnt und dann zum Horrorfilm mutiert.
Ähnlich spielt sich Teseo zu Beginn nur in
tempel- oder palastähnlichen Räumen ab.
Bei uns wird das ein und derselbe Raum
sein, und der Krieg draußen bleibt auch
dort. Man wird immer das Gefühl haben, es
tut sich hinten irgendetwas.
Zeigst Du die Zauberoper als Maschinenspektakel im Sinne der Barockoper?
Die Zauberei ist ja eine Illusion. Das ist
eine Art „Holodeck“, eine simulierte Realität auf einem Raumschiff, wenn man in
Star Trek-Weise denkt. Sie ist nur dazu da,
dass sich Teseo in diesem Augenblick nicht
in Gefahr wähnt und sofort zu den Waffen
greift, sondern das Gefühl hat, alles ist gut
und wir können hier weiter unsere Emotionen verhandeln. Dafür ist die Insel da.
Sie entsteht in dem Moment, in dem Teseo
aufwacht und gefährlich werden könnte.
Wir lassen dafür den geschlossenen Raum
durch Licht und Farben abstrakter werden,
aber wir zeigen keine Insel. Wir suchen
Ästhetiken, die eine andere Rezeption von
Vorgängen ermöglichen. Der erste Raum
ist sehr klar. Irgendwann verschwimmen
24 OPER TESEO
die Perspektivlinien und damit die Wahrnehmung. Der Zauberaspekt besteht
darin, welche Phantasien sich öffnen.
Wenn ich eine realistische Insel mit
Palmen hinstellen würde, wäre die
Geschichte auserzählt.
Ist es für Dich wichtig, dass Medea eine
Zauberin ist?
Es wäre fatal, das auszuklammern. Dann
würde man ihre Macht beschneiden und
dem Stück die Dimension des Außergewöhnlichen und Grundsätzlichen rauben.
Du hast Dich in deinen Inszenierungen
intensiv mit Mythen auseinandergesetzt.
Hat „Teseo“ auch eine mythische Qualität
für Dich?
Klar hat er das. Mich interessieren die
Grenzbereiche, wo die Vernunft aufhört
und wir anfangen müssen, uns mit Tradition, Glaube, Spiritualität, Phantastik auseinanderzusetzen, weil ich glaube, dass
das der Ursprung meiner Kunst ist. In der
Mythologie steckt viel mehr Möglichkeit
der Reflexion, als in der Psychologie.
HÄNDEL &
FRANKREICH
Michael Form im Gespräch mit Operndramaturg Boris Kehrmann
„Teseo“ ist die neunte der 42 Opern Händels und die dritte für London. Er war 27
Jahre, als er sie schrieb. Entdecken Sie
Merkmale eines Jugendwerkes daran?
Mit 27 Jahren war ein Mensch des Barock
kein Jugendlicher mehr. Als Jugendwerk
würde ich Stücke wie Händels erste Oper
Almira bezeichnen, die 2005 bei den HÄNDEL-FESTSPIELEN in Karlsruhe aufgeführt
wurde. Ich habe damals im Orchester mitgespielt. Bei Teseo haben wir es meines
Erachtens mit dem voll entwickelten Händel zu tun, der sich aber noch nicht durch
die im besten Sinne routinierte Schreibweise des späten Händel auszeichnet.
Wodurch unterscheidet sich „Teseo“ von
anderen Händel-Opern?
Aus meiner Sicht kann man einem Werk
wie Teseo nur gerecht werden, wenn man
sich die französische Vorlage, den Thésée
von Quinault und Lully, anschaut. Das klas-
sische Opera-seria-Prinzip, dass jeder Protagonist in der Exposition seine erste Arie
singt und dann quasi ein zweiter, dritter,
vierter Zyklus beginnt, wird in Teseo nicht
befolgt. Agilea tritt gleich mit zwei Arien
auf, und auch später singen die Darsteller
immer wieder zwei hintereinander. Händel
hält sich hier nicht an die Regel der so genannten Abgangsarie. Außerdem finde ich
an Teseo seine Kurzweiligkeit interessant.
Das ergibt sich aus der Italianisierung eines
französischen Librettos zur Opera seria.
Deshalb sind die Arien viel kürzer als sonst.
Wir finden in den fünf Akten dieselbe Anzahl wie in Händels dreiaktigen Opern, nur
ist Teseo über eine Stunde kürzer.
Kannte Händel Lullys „Thésée“?
Das wissen wir nicht. Da Lully in Hamburg gespielt wurde, kann ich es mir aber vorstellen.
Welche französischen Einflüsse weist die
Musik von „Teseo“ auf?
TESEO OPER 25
Das fängt mit der Ouvertüre an, die bei
Händel aber fast immer französisch ist. Im
Detail findet man dann viele französische
Spuren. Die erste Agilea-Arie ist z. B. mit einem französisch-fünfstimmigen Streichersatz orchestriert. Die Behandlung der Mittelstimmen erinnert an die französischen
„parties“. In Medeas Arie Quell’amor Anfang des 2. Aktes erscheint meiner Kenntnis
nach zum einzigen Mal ein tiefes B im Bass
bei Händel, das man nur mit Lullys Basse
de violon spielen konnte. Es ist erstaunlich,
dass es ausgerechnet in Teseo vorkommt.
Wie sieht es in der Rhythmik aus?
Es gibt auffällig viel punktierten Rhythmus,
was die Italiener „alla francese“ nannten.
Und natürlich die „inégalité“ der Phrasierung, aber die wird nicht notiert. Wenn
sie eine Gruppe von Achteln haben, dann
sind die ungleichmäßig zu spielen. Das war
aber auch in Italien so.
In der Partitur fehlen wie üblich die
Effekt- und Verwandlungsmusiken der
Zauberoper, weil sie in der Theaterpraxis
ergänzt wurden. Tun Sie das auch?
Eventuell werden wir die Schlachtmusik im
2. Akt verlängern, aber insgesamt muss die
vorhandene Orchestermusik reichen. Für den
Schlaf des Theseus gibt es das Arioso und
die Schlummerarie der Agilea im 4. Akt, die
meines Erachtens immer zu schnell gespielt
wird. Das braucht viel mehr Zeit, um den
Zauber herzustellen. Ich glaube, dass Händel
nach dem Londoner Debakel des Pastor fido
nicht ohne Grund auf die Zauberoper zurückgegriffen hat, weil er wusste, wenn auch sein
nächstes Stück durchfällt, war’s das.
26 OPER TESEO
Wie gehen Sie mit den Verzierungen um,
die zu Händels Zeiten in der Vorstellung
improvisiert wurden, also nicht in der
Partitur stehen?
Francesco Tosi macht in seiner Gesangsschule von 1723 unmissverständlich klar,
dass die Verzierungen nicht erst beim Da
capo beginnen, sondern schon im A-Teil,
damit man eine Arie als kontinuierliche
Steigerung erlebt. Sie sind das Mittel, die
statische Form der Da-capo-Arie aufzubrechen, und die Arie ist wiederum der
Versuch, den Aufbau einer Gerichtsrede
nach dem römischen Lehrbuch des Quintilian zu imitieren und musikalisch zu adaptieren. Wir haben ein „Exordium“ (Beginn):
die Orchestereinleitung. Darauf folgt die
„Narratio“, die Darstellung des Streitfalles.
Dann die „Argumentatio“: Darstellung der
eigenen Sichtweise, die „Confutatio“, die
Darstellung der gegnerischen Position im
B-Teil, schließlich die Rekapitulation oder
„Confirmatio“, in welcher der Sänger, wie
Tosi in Agricolas Übersetzung sagt, „der es
nicht versteht, alles das, was der Komponist
gesetzet (komponiert) hat, noch schöner zu
machen, […] wahrhaft kein Held genennet
werden [kann]“. Mit den Verzierungen der
„Confirmatio“ muss der Interpret den Zuhörer von dem auszudrückenden Affekt so
überzeugen, dass absolut kein Zweifel mehr
bleibt. Darum geht es, das ist der Kern. Obwohl wir viele Quellen verzierter Da-capoArien – auch Händels – besitzen, ist es
heute schwer, wirklich gute Verzierungen
in diesem Sinne zu schreiben. Darum habe
ich ein Projekt angestoßen, das so meines
Wissens noch nie realisiert wurde und mit
dem ich einen Impuls geben möchte. Ich
habe nicht, wie üblich, alle Verzierungen
selbst geschrieben oder von jemandem
machen lassen, sondern für unsere Aufführung unterschiedliche Kollegen gebeten,
sich jeweils zu einer langsamen und einer
schnellen Arie Da capos zu überlegen.
Das heißt, Sie zeigen in einer Oper auf,
wie Spezialisten die Freiheit der Verzierung nutzen?
Genau. Damit will ich auch zeigen, dass ich
nicht der Einzige bin, der dieses Tosi-Konzept
vertritt. Im 18. Jahrhundert blieb kein Stein
auf dem andern. Da wurde jede Note des Originals verändert. Der Kerneinwand dagegen
wäre, dass die Verzierungen damals improvisiert wurden, heute also nicht aufgeschrieben
werden dürften. Das ist praktisch aber unmöglich, da Sänger heute zu unterschiedlich
ausgebildet sind. Man kann sie ermutigen,
sich mit ihrem angeborenen Improvisationspotenzial auf der Basis der ausgeschriebenen
Da capos frei zu bewegen. Damit kommt man
zu schönen und von Abend zu Abend auch zu
unterschiedlichen Ergebnissen.
Wie bewahren Sie die Einheit der jeweiligen Figur, wenn jede zweite Arie von
einem anderen Kollegen ausgeziert wird?
Zu Händels Zeiten geschah dies ja durch
die Persönlichkeit der Sänger, die der
Figur qua Verzierung ihren unverwechselbaren Stempel aufprägten.
Indem ich für jede Arie einen Kollegen aussuche, von dem ich weiß, dass er sehr gut genau
in diesem Affekt Da capos schreiben kann. Im
Grunde geht es darum, eine von Händel vorgegebene Emotion durch Verzierung zu verstärken. Die Figur wird durch diese verschiedenen
Facetten in jede Richtung verstärkt.
Wie gehen Sie bei Instrumentalverzierungen vor?
Lullys Orchesterimprovisationen sind in
Georg Muffats Florilegium Secundum,
1698, gut dokumentiert. Das Buch wurde in
ganz Europa beherzigt. Außerdem spielten
viele ausländische, vor allem auch französische Musiker, in Händels Londoner
Orchester. Sein Cembalist William Babell
z. B. war der Sohn eines Fagottisten aus
Frankreich. Babell hat viele Werke Händels für Cembalo transkribiert. Drittens
war England Ende des 17. Jahrhundert
stark davon beeinflusst, weil das englische
Königshaus vor der britischen Revolution
ins französische Exil floh. Als Charles II.
zurückkehrte, gründete er als eine seiner
ersten Amtshandlungen die „24 Viols of
the King“ als Nachahmung der „24 Violons
de Roy“. Bei Purcell kann man wunderbar
sehen, wie groß der Einfluss war. Er wurde
nach Händels Ankunft durch die vielen
Italiener, die nach London kamen, zwar
langsam verdrängt, war aber immer noch
stark. Babells Transkriptionen sind voller
Verzierungen, die sich an Bertrand de
Bacillys L’art de bien chanter, 1668, orientieren, der keine fünf Jahre später auf die
Instrumentalmusik übertragen wurde. Das
hat Händel von den Franzosen übernommen. Darum orientiere ich mich auch im
Orchester an diesem Vokal-Verzierungsstil. Das habe ich schon im Alessandro so
gemacht.
Was wünschen Sie sich idealerweise von
der Inszenierung einer Barockoper?
Dass wir die musikalische und szenische
Geste in Einklang bringen.
TESEO OPER 27
MICHAEL FORM Musikalische Leitung
DANIEL PFLUGER Regie
2014 debütierte er beim Barockorchester
Simón Bolívar in Venezuela und 2013 mit
Cavalieris Rappresentatione di anima et
di corpo an der Oper Frankfurt. Die von
ihm bei den HÄNDEL-FESTSPIELEN
2012 und 2013 dirigierte Produktion
Alessandro, die mittlerweile auch auf CD
erschienen ist, sowie das 2014 von ihm
geleitete Galakonzert mit der Sopranistin
Roberta Invernizzi und seinem Orchestre
Atlante, machen ihn zu einem wichtigen
Gast der FESTSPIELE. Darüber hinaus hat
er seit 2014 die künstlerische Leitung der
HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE übernommen. Von 2006 bis 2011 prägte er als
musikalischer Leiter das Barockfestival
Winter in Schwetzingen durch Neueinstudierungen teils noch unbekannter
Vivaldi-Opern. Als Blockflötist und Dirigent arbeitet er regelmäßig mit einer Vielzahl richtungsweisender Ensembles der
Alten Musik. Seit 2003 ist er Professor an
der Hochschule der Künste Bern.
Er studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Mit Unvollkommen,
einem Bewegungstheater nach den
Metamorphosen von Ovid, gewann er
2009 das Körber Studio Junge Regie. Er
inszenierte in Heidelberg das transdisziplinäre Projekt Godard Driving und für den
Winter in Schwetzingen die Vivaldi-Oper
Bajazet. Es folgte u. a. das Projekt M &
The Acid Monks in der Kaserne Basel. Für
die Deutsche Oper Berlin realisierte er das
Auftragswerk Gilgamesch must Die!, für
den Mannheimer Mozart Sommer 2014 die
Uraufführung Mozart in Moskau sowie für
das Theater Biel/Solothurn die Uraufführung der Kammerversion von Dvořák
Rusalka. Mit dem Projekt strawinsky:
animated wurde er zum Lucerne Festival
und 2014 zu den Europäischen Kulturtagen
Karlsruhe eingeladen. Am STAATSTHEATER
inszenierte er die Kinderoper Dino und die
Arche das Musical Alice sowie Shakespeares Sommernachtstraum.
28 OPER TESEO
FLURIN BORG MADSEN Bühne
JANINE WERTHMANN Kostüme
Flurin Borg Madsen studierte Szenografie an der Hochschule für Gestaltung
(HfG) Karlsruhe. 2006 bis 2007 war er
Bühnenbildassistent am Nationaltheater
Mannheim, 2008 folgte ein weiteres Szenografie-Studium an der Züricher Hochschule
der Künste (ZHdK). 2012 gestaltete er die
Bühne für Floh im Ohr am Schauspielhaus
Graz und die Oper Katja Kabanova am
Oldenburgischen Staatstheater. Bei den
Produktionen Tahrir Tell in Mannheim,
M & The Acid Monks in der Kaserne Basel,
der Uraufführung von Oh, wie schön ist
Panama! sowie bei dem Auftragswerk
Gilgamesh Must Die! für die Deutsche Oper
Berlin arbeitete er bereits erfolgreich mit
Daniel Pfluger zusammen. 2015 schuf er das
Bühnenbild für die Deutsche Erstaufführung
der Oper Perelà von Dusapin am Staatstheater Mainz. In Karlsruhe kreierte er die
Bühne für Herzog Theodor von Gothland, die
Kinderoper Dino und die Arche und für Ein
Sommernachtstraum.
Seit 2006 ist sie freischaffende Kostümbildnerin u. a. an der Deutschen Oper
Berlin, am Nationaltheater Mannheim,
Schauspiel Frankfurt. Sie arbeitete mit
Regisseuren wie Burkhard C. Kosminski,
Michael Simon, Simon Solberg u. a. In der
Spielzeit 2012/13 entwarf sie die Kostüme
für die Uraufführung von Oh, wie schön
ist Panama und 2014 für Gilgamesch Must
Die! an der Deutschen Oper Berlin. In
Mannheim gestaltete sie das Kostümbild
für die Uraufführung Tahrir Tell sowie die
Uraufführung der Oper Mozart in Moskau
im Rahmen des Mannheimer Mozartsommers und 2014 Peter Pan. In Karlsruhe war
sie für die fantasievollen Kostüme der Kinderoper Dino und die Arche und von Alice
verantwortlich. Letzte Spielzeit entwarf
sie das Kostümbild für Shakespeares Ein
Sommernachtstraum sowie für den französischen Doppelabend Das Kind und die
Zauberdinge von Maurice Ravel und Die
Nachtigall von Igor Strawinsky.
TESEO OPER 29
BENEDIKT DICHGANS Video
PHILIPP ENGELHARDT Video
Nach seinem Studium der Medienkunst an
der Staatlichen Hochschule für Gestaltung
in Karlsruhe war der Videokünstler Gast an
der Tokonoma Residency in Kassel.
Gemeinsam mit Philipp Engelhardt gründete
er das Animationsstudio „e&d“. Er hatte
zahlreiche Ausstellungen u. a. in Moskau,
Wien, Berlin, London, St. Petersburg und
Straßburg.
2014 gestaltete er zusammen mit Philipp
Engelhardt die Video-Projektionen für die
von Yuval Sharon inszenierte Oper Doctor
Atomic am STAATSTHEATER KARLSRUHE.
Benedikt Dichgans realisierte dafür die
gefilmten Sequenzen, während Philipp
Engelhardt die 3D-Szenen umsetzte.
Die größtenteils abstrakten 3D-Projektionen
der Oper Teseo sind aus künstlerischen
Arbeiten von Philipp Engelhardt hervorgegangen, die er für die Bühne adaptiert und
umgesetzt hat. Eine experimentelle Auseinandersetzung mit 3D-Technologie steht im
Zentrum seines künstlerischen Schaffens.
Seit er Mitte der 90er Jahre im Alter von 12
Jahren die ersten Versuche mit der damals
aufkommenden 3D-Software machte, hat
ihn das Medium nicht mehr losgelassen.
Nach einem Studium der Medienkunst an
der HfG Karlsruhe und Arbeitsaufenthalten
in Venedig, Neuseeland und New York
erzeugt und animiert er heute mithilfe von
3D-Technologie Fotografien, Videos und
Skulpturen. In den letzten Jahren hat er an
Ausstellungen teilgenommen, u. a. in Paris
im Palais de Tokyo, in Vancouver auf der
„Siggraph“ und in Tampa/Florida bei der
“electronics alive biennial“. Bereits bei der
Oper Doctor Atomic waren seine Videoprojektionen am STAATSTHEATER zu sehen.
30 OPER TESEO
xxx 31
VALER SABADUS Teseo
YETZABEL ARIAS FERNANDEZ Agilea
Bereits im Alter von 17 Jahren begann der
gefeierte Countertenor seine Gesangsstudien und schloss 2013 an der „Bayerischen
Theaterakademie August Everding“ mit
Auszeichnung ab.
Als 23-Jähriger debütierte er 2009 bei den
Salzburger Pfingstfestspielen in Jommellis
Demofoonte unter Ricardo Muti. 2011 war
er bei den HÄNDEL-FESTSPIELEN in Karlsruhe als Armindo in Partenope und in Halle
in der Titelpartie des Rinaldo zu erleben.
Weitere Engagements führten ihn zum
Mozart-Sommer in Schwetzingen, an die
Oper Frankfurt, die Staatsoper Berlin und
die Semperoper Dresden. 2013 sang er den
Xerxes an der Deutschen Oper am Rhein in
Düsseldorf, wo diese umjubelte Inszenierung 2015 wieder aufgenommen wird. Seine CD Einspielungen erhielten zahlreiche
Preise, wie zuletzt die Ersteinspielung von
Vincis Artaserse den „Echo Klassik Award
2013“ in der Kategorie „Beste Operneinspielung des 17./18. Jahrhunderts“.
Die Sopranistin wurde in Kuba geboren.
Sie gewann zahlreiche Preise und arbeitete
mit den besten italienischen Ensembles für
barocke Musik und mit Dirigenten wie Ottavio Dantone, Diego Fasolis, Antonio Florio,
Ruben Jais und Helmut Rilling. Sie trat bisher
unter anderem im Théâtre Graslin in Nantes,
in der Societa del Quartetto Mailand, dem
Auditorio Nacional Madrid und bei Festivals
in Santiago de Compostela, Brügge, Köln,
Wien, Amsterdam, Barcelona und Florenz
auf. Beim 30° Sablé Festival sang sie die
Messagera in Monteverdis Orfeo. In Händels
Trionfo war sie in der Partie des Vergnügens/
Piacere zu erleben. Mit Fabio Bonizzoni
nahm sie mehrere CDs für das Label Glossa
auf, darunter Händels Tirsi, Clori e Fileno,
das den wichtigen Stanley Sadie Preis für
die beste Aufnahme des Jahres gewann. Bei
den INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELEN 2011/12 und 2012/13 war sie unter
der musikalischen Leitung von Michael Form
als Rosanne in Alessandro zu erleben.
32 OPER TESEO
FLAVIO FERRI-BENEDETTI Egeo
ROBERTA INVERNIZZI Medea
Der junge Countertenor studierte Klavier
am Konservatorium in Vila Real. In Basel
schloss er 2010 sein Studium in Historischem Gesang mit Auszeichnung ab. Zurzeit promoviert er in València in Literaturwissenschaft über „Die klassische Tradition
und Metastasio.“
Seit 2000 singt er in Spanien, Italien, der
Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich und England Werke vom Mittelalter
bis zur Romantik.
Er debütierte 2007 in Basel als Proteo in
Il Barcheggio. 2009 und 2010 wurde er
von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ für
seine Leistung in Scarlattis Penelope la
Casta und als Linfea in Cavallis La Calisto
als „Nachwuchskünstler des Jahres“ nominiert. Den 3. Preis beim Internationalen
Wettbewerb für Geistliche Musik gewann
er in Rom. 2013 war er Halbfinalist beim
50. Internationalen Gesangswettbewerb
Francisco Viñas (Barcelona) und Finalist
beim Barockoper-Wettbewerb in Innsbruck.
Die Sopranistin arbeitete mit Dirigenten
wie Claudio Abbado oder Nikolaus
Harnoncourt und Ensembles wie dem
Concentus Musicus Wien. Bereits bei
den INTERNATIONALEN HÄNDELFESTSPIELEN 2014 war sie mit Cleopatra
– Arien für Händels Diven zu erleben.
An der Mailänder Scala wurde sie als
Armida in Händels Rinaldo bejubelt.
In der Queen Elizabeth Hall trat sie mit
einem Mozart-Recital auf und als Cleopatra in Giulio Cesare, im Teatro Real
Madrid als Nerone in Agrippina. Sie ist
ein gefragter Gast an den großen internationalen Bühnen wie dem Théâtre des
Champs-Élysées, Teatro San Carlo
Neapel, Teatro La Fenice Venedig und
bei den Salzburger Festspielen.
Von Roberta Invernizzi erschienen bereits
über 70 CDs, viele davon mit Erstaufnahmen, ihr Vivaldi-Album wurde von der
Kritik international gefeiert.
TESEO OPER 33
LARISSA WÄSPY Clizia
TERRY WEY Arcane
Die Sopranistin absolvierte ihr Gesangsstudium an der Musikhochschule Karlsruhe. Sie sang in den Auftragswerken
Erwin, das Naturtalent von Mike Svoboda
und Träumer von Matthias Heep sowie die
Partie des Gretchen in Doktor Faust an der
Staatsoper Stuttgart. Die Sopranistin war
von 2011 bis 2014 Mitglied des OPERNSTUDIOS am STAATSTHEATER und u. a.
als Hirt in Tannhäuser, Héloise in Ritter
Blaubart, Frasquita in Carmen, Papagena
in Die Zauberflöte, Barbarina in Die Hochzeit des Figaro, Yvette in Die Passagierin
und Max in Wo die wilden Kerle wohnen
zu erleben. 2013 übernahm sie die Rolle
der Ersten Nichte in Peter Grimes an der
Staatsoper Hamburg.
Der Countertenor begann seine Gesangsausbildung als Solist der Wiener Sängerknaben. 2011 war er bereits in Partenope
bei den HÄNDEL-FESTSPIELEN KARLSRUHE zu erleben. Mit großem Jubel wurde
sein Auftritt in Händels Israel in Egypt unter Thomas Hengelbrock bei den Salzburger Festspielen aufgenommen. 2014 debütierte er an der Komischen Oper Berlin als
Oberon in Brittens Sommernachtstraum
und 2015 wird er in Pergolesis Stabat
Mater sein Debüt bei der Schubertiade
Hohenems geben. Nach dem fulminanten
Erfolg des von Stefan Herheim inszenierten Xerxes in Düsseldorf hat die Deutsche
Oper am Rhein eine weitere Aufführungsserie Programm genommen. 2013/14 sang
er in der Neuproduktion von Written on
Skin an der Oper Bonn. Mit dem Boston
Early Music Festival trat er beim Festival
„MusicaDia“ von Radio Bremen in der Oper
Niobe auf. Diese Oper ist kürzlich als CD
u. a. mit Philippe Jaroussky erscheinen.
2014/15 gastiert die Stipendiatin der Hildegard Zadek Stiftung in Karlsruhe als Xenia
in Boris Godunow, Taumännchen in Hänsel
und Gretel und Max in Wo die wilden Kerle
wohnen.
34 OPER TESEO
MEHMET ALTIPARMAK Priester der Minerva
Der junge türkische Bariton studierte an
der Mimar-Sinan-Universität in Istanbul
bei Payam Koryak. Meisterkurse bei Elena
Filipova und Amelia Felle ergänzten seine
Ausbildung. Zu seinen Partien gehörten
bisher u. a. Sciarrone in Tosca mit dem
Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra.
2014 ging er als Gewinner aus dem
14. Siemens Gesangswettbewerb in
Istanbul hervor. Somit gehört er seit der
Spielzeit 2014/15 dem OPERNSTUDIO am
STAATSTHEATER KARLSRUHE an und
singt u. a. den Tempeldiener in Iphigenie
auf Tauris und ist im Projekt Bohème der
Hochschule für Musik Karlsruhe als Marcello und Rodolfo zu erleben.
TESEO OPER 35
36
XX OPER 37
RICCARDO PRIMO
Oper von Georg Friedrich Händel HWV 23
Libretto von Paolo Antonio Rolli nach Isacio Tiranno von Francesco Briani
Uraufführung 11. November 1727 am King’s Theatre am Haymarket in London
Deutsche Erstaufführung der Neuausgabe im Rahmen der Hallischen Händel-Ausgabe
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
DEUTSCHE HÄNDEL-SOLISTEN
1. Violine Andrea Keller, Wolfgang von Kessinger, Christoph Timpe, Helmut Hausberg,
Michael Gusenbauer, Eva Scheytt 2. Violine Christoph Mayer, Matthias Hummel,
Jana Chytilova, Martin Kalista, Salma Sadek, Fiona Stevens Viola Cathi Aglibut, Jane
Oldham, Klaus Bundies, Gabrielle Kancachian Violoncello Bernhard Hentrich, Gerhart
Darmstadt, Markus Möllenbeck, Dmitri Dichtiar Violone David Sinclair, Michael
Neuhaus, Thomas Leininger a. G. Cembalo Rien Voskuilen Laute Sören Leupold, Michael
Dücker Traversflöte Annie Laflamme Oboe Susanne Regel, Wolfgang Dey, Kristin
Linde, Thomas Jahn Fagott Rhoda Patrick, Marita Schaar Horn Christian Binde, Renée
Allen Trompete Hannes Rux, Almut Rux, Ute Rothkirch Pauke Peter Hartmann
Das Bühnenbild wurde ermöglicht
durch eine großzügige Spende der
WIEDERAUFNAHME FR 24.2. 19.00 GROSSES HAUS
Weitere Vorstellungen 26.2. 19.00, 28.2. 15.00 GROSSES HAUS
Dauer ca. 4 Stunden, Pause nach dem 2. Akt
38 OPER RICCARDO PRIMO
Riccardo I. (Richard Löwenherz) Costanza, seine Verlobte Isacio, Herrscher von Zypern Pulcheria, seine Tochter
Oronte, Fürst von Syrien Berardo, Costanzas Vetter
FRANCO FAGIOLI
SINE BUNDGAARD
LISANDRO ABBADIE
CLAIRE LEFILLIÂTRE
NICHOLAS TAMAGNA
ANDREW FINDEN
Musikalische Leitung
PAUL GOODWIN
RegieBENJAMIN LAZAR
BühneADELINE CARON
KostümeALAIN BLANCHOT
Lichtdesign CHRISTOPHE NAILLET
MaskeMATHILDE BENMOUSSA
Cembalo & Leitung der Rezitative THOMAS LEININGER
Dramaturgie
BERND FEUCHTNER, MICHAEL FICHTENHOLZ
Musikalische Assistenz THOMAS LEININGER Studienleitung STEVEN MOORE Regieassistenz
ELIZABETH CALLEO Bühnenbild-Assistenz MANUEL KOLIP, VIKTORIA STRIKIĆ Kostümassistenz MARA WEDEKIND Übertitel DANIEL RILLING Soufflage ANGELIKA PFAU
Inspizienz GABRIELLA MURARO
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne RUDOLF BILFINGER, EKHARD SCHEU Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Licht CHRISTOPH
HÄCKER Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton GUNTER ESSIG, JAN PALLMER Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Malersaal GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei GÜNTER FURRER
Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG, BERNHARD
BUSSE Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE
SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN
WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE Schuhmacherei THOMAS
MAHLER, BARBARA KISTNER Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske SABINE BOTT, MARION KLEINBUB, PETRA
MÜLLER, SOTIRIOS NOUTSOS, KARIN GRÜN, INKEN NAGEL, ANDREA WEYH, SANDRA
OESTERLE, MIRIAM HAUSER
AUFFÜHRUNGSRECHTE HALLISCHE HÄNDEL-AUSGABE BÄRENREITER
RICCARDO PRIMO OPER 39
ZUM INHALT
1. AKT
2. AKT
Ort der Handlung: Limassol (Zypern), Mai
1191, kurz vor dem Dritten Kreuzzug.
Eigentlich wollte der englische König
Richard I. „Löwenherz“, unterwegs zum
Heiligen Land, auf Zypern seine Braut
Constanze von Navarra treffen, die er
noch nicht kennt. Doch im Sturm erleidet
er Schiffbruch, und Constanze, ebenfalls
mit knapper Not dem Wüten des Sturmes
entkommen, muss annehmen, dass er ums
Leben gekommen ist; sie will ebenfalls
sterben. Dem zypriotischen König Isaak
und seiner Tochter Pulcheria gegenüber
geben Constanze und ihr Bruder Berardo
sich als Fremde aus – der König hat ein
Auge auf Constanze geworfen und lädt
sie mit Berardo in seinen Palast ein. Pulcheria wird von ihrem Verlobten Oronte
umschwärmt, dem Fürsten von Syrien.
Bis zu Richards Abschied war Constanze
bei Pulcheria festgehalten worden, Berardo bei Isaak, so dass ihn keiner sprechen
konnte; sie fürchten böse Absichten.
Constanze schickt Berardo als Späher aus,
dieser bittet den Himmel, ihr beizustehen.
Isaak eröffnet Constanze, dass er weiß,
wer sie ist, und versichert ihr, dass er sie
ihrem Bräutigam zuführen wird – dass er
selbst dieser Bräutigam sein werde, sagt
er nicht. Seiner Tochter erklärt er, dass
sie ihren untreuen Oronte vergessen und
stattdessen unter dem Namen Constanzes
Englands Königin werden soll. Auch Oronte
werde sich den Interessen des Thrones
unterwerfen. Isaak wiegt sich im künftigen
Glanz und Glück. Pulcheria ist entsetzt;
sie wird zwar dem Vater gehorchen, doch
danach den Betrug aufdecken. Constanze
enthüllt unterdessen ihre wahre Identität
gegenüber Oronte, der wütend ist über
die scheinbare Untreue seiner Verlobten
Pulcheria. Um sich an Isaak und Pulcheria
zu rächen, stellt er sich Constanze und
Berardo zur Verfügung. Constanze ist verzweifelt, da sie das Übermaß der Leiden
nicht länger erträgt.
Richard hat den Schiffbruch überlebt und
will unter falschem Namen nach seiner
Braut suchen – doch sein Herz schlägt
ebenso stürmisch wie die Meereswellen für eine Unbekannte, die er gerade
gesehen hat. In Isaaks Schloss erwischt
Pulcheria Oronte, als er Constanze Komplimente macht. Aber auch Isaak stellt
Constanze nach, zu Hilfe kommt ihr die
Nachricht, dass Richard gerettet ist und
mit seinen Soldaten vor den Toren steht.
Richard erscheint verkleidet als sein
eigener Gesandter. Er fordert von Isaak
seine Braut, woraus dieser schließt, dass
die Fremde Constanze sein muss. Isaak
schickt den Gesandten mit der Botschaft
zurück, dass Richards Forderung erfüllt
werde und er in ihm einen Freund sehen
solle. Richard ist überglücklich.
40 OPER RICCARDO PRIMO
Am Strand wartet Löwenherz ungeduldig
auf die Ankunft seiner Verlobten. Pulcheria entspricht zwar nicht den Beschreibungen seiner Braut, er empfängt
sie aber dennoch froh mit militärischen
Ehren. Da taucht Oronte auf und erklärt,
dies sei nicht Constanze, sondern die
Tochter Isaaks. Richard findet zwar auch
Pulcheria schön, die sich wortreich entschuldigt, doch will er seiner Braut treu
bleiben. Pulcherias Zorn wendet sich nun
3. AKT
gegen Oronte. Der syrische Fürst stellt
Richard seinen Siegelring zur Verfügung,
der seine Truppen unter seinen Befehl
stellt, Richard überträgt seinerseits
Oronte den Befehl über seine Soldaten,
da er so rascher gegen Isaak losschlagen
– und so die Ehre des englischen Königs
wiederherstellen kann. Auch Oronte lässt
sich vom Ruhm Löwenherz’ mitreißen.
Isaak begreift, dass sein Betrug aufgeflogen ist, und empfängt den vermeintlichen britischen Botschafter. Isaak stellt
sich dumm und erklärt, er hätte Richard
einfach nur die bessere Partie geschickt.
Als Richard ihn vor die Wahl stellt,
Constanze herauszurücken oder Krieg zu
führen, entscheidet Isaak sich für Krieg
und erklärt Richard für den Aggressor.
Danach wirft Pulcheria sich ihrem Vater
zu Füßen und bittet ihn, auf seinen Plan
zu verzichten. Nun gesteht Isaak seiner
Tochter, dass er Constanze für sich selbst
haben wollte, sie nun aber dem britischen
Botschafter übergeben werde. Richard
schöpft Hoffnung.
Constanze wirft Pulcheria vor, an ihrem
Unglück schuld zu sein, und es durch ihre
Schönheit weiter befördert zu haben.
Pulcheria berichtet ihr, was sich zugetragen hat, woraufhin Constanze ihr ihre
Freundschaft anbietet. Als der verkleidete Richard sie abholen will, enthüllt
Pulcheria ihr gegenüber seine wahre
Identität, und die beiden Liebenden
schließen sich in die Arme. Richard bittet
Pulcheria jedoch, sein Inkognito vorerst
zu wahren.
Richard und Oronte sind in heftige
Kämpfe verwickelt, da Isaak den Brautzug Constanzes hatte überfallen lassen.
Sie sitzt im Schloss gefangen. Richard
schwört Rache. Pulcheria versucht Constanze zu trösten: Sie wird sich als Geisel
zu Richard begeben. Constanze lobt Gott
dafür. Isaak ist nach wie vor entschlossen, lieber sein Leben zu verlieren als
Constanze. Berardo bricht mit Pulcheria
zu Richard auf, Constanze gibt ihm ihre
Küsse mit auf den Weg.
Richard erstürmt die Stadt Limassol; als
die Mauern fallen, steht er Isaak gegenüber, in der einen Hand das Schwert, an
der anderen Constanze. Als Isaak Constanze zu töten droht, fordert Pulcheria
ihren Vater auf, auch sie zu töten. Isaak
bleibt starrköpfig. Pulcheria reißt ein
Schwert an sich und droht sich selbst zu
töten. Noch immer gibt Isaak nicht auf.
Erst Oronte schlägt ihn schließlich in die
Flucht. Richard gibt die Anweisung, bei
der Verfolgung nur diejenigen zu töten,
die Widerstand leisten.
Trotz des Sieges zittert der Schrecken
nach, Constanze und Pulcheria warten
auf genauere Nachrichten. Berardo
berichtet von der Gefangennahme Isaaks
und vom Großmut Richards. Pulcheria
atmet auf. Richard übergibt den zypriotischen Thron an Pulcheria und Oronte.
Constanze schwört er Liebe, Pulcheria
Freundschaft – ganz wie Alexander der
Große es im Vorgängerwerk Alessandro
gegenüber Roxana und Lisaura getan
hatte. Alle sind glücklich.
RICCARDO PRIMO OPER 41
ZUM STÜCK
KÖNIG ZWISCHEN
ZWEI GÖTTINNEN
Der Tod des britischen Königs Georg I. am
11. Juni 1727, der Händel seinerzeit nach
London mitgenommen und vor seinem Tod
noch zum britischen Staatsbürger gemacht
hatte, brachte das Londoner Musikleben
zunächst zum Erliegen. Es erwies sich
jedoch als äußerst günstig, dass Händel am
16. Mai seine neue Oper Riccardo Primo
fertiggestellt hatte; dies war nämlich seine
erste Oper über einen englischen Helden,
noch dazu über den legendären König
Richard I., genannt Löwenherz. So wurde
die Uraufführung von Riccardo I. am 11.
November 1727 sogleich als Huldigung an
den neuen König Georg II. verstanden. Für
die Krönung am 11. Oktober hatte er bereits
die vier prachtvollen Coronation Anthems
komponiert, und die gehobene patriotische Strömung veranlasste ihn, bei seiner
Löwenherz-Oper im Herbst noch einige
Veränderungen anzubringen.
Händel konnte diese Strömung sehr gut
brauchen, denn das Interesse an der
italienischen Oper war am Abklingen.
Die Beggar’s Opera von Gay und Pepusch
veralberte 1727 Händels Opernstil auf
Englisch und jagte ihm zugleich das Publikum ab. Seine drei Starsänger, der Kastrat
Senesino und die beiden Sopranistinnen
42 OPER RICCARDO PRIMO
Faustina und Cuzzoni, verlangten ungeheure Gagen, was zum Ruin von Händels
Musikakademie beitrug. Doch noch war
das Dreigespann, das zum ersten Mal in
Alessandro zusammen aufgetreten war,
eine Erfolgsgarantie. Die entsprechende
Konstellation von drei Protagonisten in
dem Libretto Isacio Tiranno, das Francesco Briani 1710 in Venedig für Antonio
Lotti geschrieben hatte (den Händel gut
kannte), war wohl auch der erste Grund
für die Wahl des Stoffes – das patriotische
Sujet war nur die angenehme Zugabe.
Denn die Oper spielt gar nicht in England
– wo Löwenherz (geboren als Richard
Plantagenet 1157 in Oxford und gestorben
1199 bei der Belagerung der Burg Châlus
im Limousin) sich ja auch die wenigste
Zeit seiner Regentschaft aufgehalten hat.
Absurderweise hatte seine Braut Berengaria von Navarra (im Libretto trägt sie den
Vornamen Constanze) nämlich vor Zypern
Schiffbruch erlitten und war von dem (ersten und letzten) zypriotischen Kaiser Isaak
Komnenos gefangen genommen worden.
Richard eroberte Zypern am 6. Mai 1191 auf
dem Weg nach Jerusalem – er nahm gerade
am Dritten Kreuzzug teil. Schon am 12. Mai
heiratete Löwenherz in Limassol seine be-
freite Braut Berengaria. Bei seiner weniger
ruhmreichen Rückkehr von dem gescheiterten Kreuzzug wurde er im Dezember 1192
in Österreich gefangen gesetzt, als er auf
dem Weg zu seinem Schwager, dem Welfen
Heinrich der Löwe, nach Bayern war. Im
März 1193 lieferten die Österreicher ihn in
Speyer an den Staufer-Kaiser und Welfen-Feind Heinrich VI. aus, der Löwenherz
zum Zweck der Erpressung von Lösegeld
bis zum 4. Februar 1194 auf Burg Trifels in
der Pfalz gefangen hielt.
Musikalisch ist Riccardo Primo von höchster Qualität, was den melodischen Einfall
wie die dramatische Gestaltung betrifft.
Das Werk beginnt mit einem gewaltigen
Seesturm – Händel lässt die Ouvertüre in
ein Accompagnato-Rezitativ Constanzes
übergehen, die den vermeintlichen Tod
ihres Bräutigams Richard im Sturm beklagt.
Dabei nutzt Händel zum ersten Mal die Pauke – ohne die militärischen Blasinstrumente
– als grollenden Untergrund. Oboen und
Streicher veranschaulichen die Bewegung
des aufgewühlten Meeres. Mit Pauken und
Trompeten stürmt Richard später in D-Dur
gegen die Mauern von Limassol an, in der
herrscherlichen Tonart seines berühmten
Halleluja, ein regelrechtes Schlachtengemälde. Kaum eine andere Oper Händels
geht mit den Farben ihres reichen Instrumentariums gleich verschwenderisch um.
Richards Charakter gleicht in manchem
Zug seinem Vorgänger Alexander der
Große in Alessandro – ganz passend für
seinen Star Senesino, bis hin zum Schluss,
wo er seiner Braut Liebe und Isaaks
Tochter Pulcheria Freundschaft verspricht.
Pulcheria hat Händel entsprechend seiner
Diva Cuzzoni als leidenschaftliche, schnell
erregbare und verführbare Frau gezeichnet, während er Constanze, entsprechend
seiner zweiten Diva Faustina Bordoni
und gemäß dem Namen der Figur, der ja
Beständigkeit und Treue verspricht, als
tief empfindende und in Moll leidende Frau
charakterisiert. Isaak hingegen ist auch
musikalisch ein Tyrann, launisch, selbstgefällig und unversöhnlich.
Riccardo Primo kam bis Dezember auf elf
Vorstellungen. Schon 1729 wurde die Oper
in Hamburg mit deutschen Rezitativen
heraus. Dirigent war Georg Philipp Telemann, der ein paar Arien für hinzuerfundene arkadische Personen schrieb und die
Vertonung der neuen Rezitative übernahm
(diese Fassung dirigierte Nicholas McGegan
1996 bei den Telemann-Festtagen in Magdeburg erstmals wieder). In Braunschweig
kam Riccardo Primo 1729 und 1734 auf die
Bühne. Danach fiel es der Vergessenheit
anheim, bis Chrysander es in seine Händel-Gesamtausgabe aufnahm. Die erste
moderne Aufführung fand am 8. Juli 1964
in englischer Sprache unter der Leitung
von Charles Farncombe am Sadler’s Wells
Theatre in London statt. Die Originalgestalt
musste noch bis 1995 warten, bis Christophe
Rousset den italienischen Riccardo im
Zuge seiner Plattenaufnahme in der Abtei
von Fontevraud konzertant vorstellte, wo
Richard Löwenherz seine letzte Ruhestätte
gefunden hat. Die szenische Erstaufführung
der kritischen Neuausgabe der Hallischen
Händel-Ausgabe fand am 26.3.2012 in London im Royal College of Music im Rahmen
des London Handel Festival statt (Regie Robert Carsen, musikalische Leitung Laurence
Cummings).
RICCARDO PRIMO OPER 43
ZUR INSZENIERUNG
DIE AUGEN
ÖFFNEN!
Benjamin Lazar im Gepräch mit Bernd Feuchtner
Was zieht Sie so zum Barocktheater,
Monsieur Lazar?
Man begegnet solchen Kulturepochen ja
meistens durch Menschen. Von lebendigen
Menschen bekommt man nicht nur ihre
Zuneigung, sondern sie geben einem auch
ihre Kultur. Was mir gefallen hat, ist, durch
Menschen von heute mit diesem Zeitalter
in Berührung zu kommen. Bei mir liegt diese
Begegnung schon lange zurück, da ich
Eugène Green als elfjähriger Schüler traf.
Er leitete einen Theaterworkshop über Barocktheater, und so lernte ich Literatur und
Theater des Barock kennen. Dadurch lernte
ich das nicht nur in Form von Büchern
kennen, die man lesen und auswerten kann,
sondern in einer Form des Schauspielerns,
die völlig verschieden war von dem, wie
man sich im Alltag verhält. Es war auch
eine andere Form des Sprechens, wie eine
Reise in ein fremdes Land, in dem ich mich
aber ebenfalls wohlfühlen und Menschen
des Alltagslebens in außergewöhnlichen
44 OPER RICCARDO PRIMO
Umständen treffen konnte. Und Leidenschaften auf andere Weise austauschen!
Theater ist eine Möglichkeit, Menschen auf
eine tiefere Weise zu begegnen als im täglichen Leben. Viele Menschen jener Epoche
waren der Ansicht, dass das Theater Dinge
sichtbar machen kann, die man im normalen
Leben nicht sieht.
Weil es die Dinge vergrößert?
Ja, einerseits, oder andererseits große
Energien auf ganz wenig Platz verdichtet.
Eine kleine Bewegung kann eine Menge
Energie enthalten. Auch ein Satz oder ein
Bild können sehr kraftvoll sein. Mir gefällt
auch, dass man im Theater etwas nur aussprechen muss, damit es existiert. Es ist
dann nicht mehr nur ein Gedanke, sondern
wird Wirklichkeit. Schon die Aussprache
gibt dem Wort eine andere Bedeutung –
ich spreche hier vom französischen Theater, nicht von der italienischen Oper. Und
die Geste macht die Worte sichtbar.
Hat das 19. Jahrhundert Sie nicht
interessiert?
Mich interessiert jede Form des Theaters.
Und zwar nicht als eine geschichtliche
Folge von mit Theaterstücken bedrucktem
Papier, sondern als Geschichte Theater
spielender Körper. Es gibt so viel von
den alten Techniken zu lernen. Es ist so
spannend, die verschiedenen Arten des
Spielens miteinander zu vergleichen!
Montaigne hat gesagt, Reisen bedeute,
sein eigenes Denken an dem anderer zu
reiben.
Glücklicherweise sind heute alle Epochen
gleichzeitig zugänglich.
antike Theater mit seiner Verbindung von
Theater und Musik wiederzuerwecken.
Sie dachten an die Vergangenheit, aber
erfanden dabei etwas Neues, die Oper.
Um zu sehen, wie die Künstler jener Zeit
die Partituren mit ihren Köpfen und ihren
Körpern lasen, versuchen wir tief in das
Begreifen einzudringen, das tun wir aber
mit unseren Köpfen und Körpern und erfinden dabei etwas Neues. Ebenso versuchen
wir mit der Musik in Einklang zu kommen.
Wir müssen die Partituren studieren, aber
sie enthalten ja nicht die Musik, sondern
nur Zeichen dafür, um den musikalischen
Moment zu erzeugen. Man muss die Augen
für mehr öffnen als nur für das Papier.
Warum ist die Barockoper im 20. Jahrhundert wieder lebendig geworden?
Es gab auch frühere Zeiten, in denen ältere
Epochen wiederentdeckt wurden. Einer
der Gründe, warum ich den Barock in der
Musik liebe, ist, dass wir heute dem Punkt
des Beginns der Oper wieder so nahe sind.
Diese Form war im 17. Jahrhundert ganz
frisch. Wir spüren noch die Begeisterung
über diese neue Art von Musik. Gerade
habe ich mit der Sprache von Rabelais gearbeitet, der hat die französische Literatur
erfunden. Das ist eine sehr alte Sprache,
selbst für Franzosen schwer zu verstehen,
aber gerade weil sie alt ist und schwierige
Wörter enthält, ist sie auch sehr modern.
Wir suchen ihre Bedeutung aus dem Klang
zu erschließen, und dadurch werden die
Worte beinahe zu lebenden Dingen.
Im 19. Jahrhundert entstand ein neues
Interesse am 17. Jahrhundert. Es gab
eine Menge neuer Ausgaben und Schriften darüber – Cyrano de Bergerac etc.
Man wollte die „verborgene Literatur“
wiederfinden, die es neben der offiziellen
Literatur Ludwigs XIV. gegeben hatte,
die Dichter im Schatten. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein
normaler Weg künstlerischer Arbeit. Der
moderne Tanz entstand, indem man Bilder
auf antiken Vasen nachahmte, man denke
nur an Isadora Duncan oder an Nijinskys
Bewegungen in L’après-midi d’un faune.
Das Schaffen ist ein Kreislauf.
Ist es Ihr Traum, das Barocktheater wieder lebendig werden zu lassen?
Wie bekommen Sie das Barockgefühl in
Ihre Darsteller?
Die Menschen, die um 1600 die „seconda
prattica“ erfanden, träumten davon, das
Meist arbeite ich ja mit Sängern, die sich
auf Barockmusik spezialisiert haben.
RICCARDO PRIMO OPER 45
Die haben schon viel mit dieser Musik
gearbeitet und wissen auch viel darüber.
Zum Beispiel, dass die Partitur nicht alles
ist, sondern ergänzt werden muss. Es
gibt dort verborgene Noten, die man nicht
lesen kann, aber dennoch singen muss.
Und Verzierungen, die unentbehrlich sind.
Sie bringen also etwas mit, und dann sind
da noch die Dirigenen Michael Hofstetter
(2014) und Paul Goodwin (2015) sowie
der Cembalist Thomas Leininger, der die
Kunst der Verzierung wirklich gründlich
studiert hat. Lisandro Abadie hat fast
alles gelesen, was es über Verzierungstechniken im 18. Jahrhundert gibt, die
können profund miteinander darüber
reden. Ich versuche nur, die Arbeit der
Sänger mit dem Körper in Verbindung zu
bringen. Ich erkläre ihnen ein bisschen
Theorie, sage ihnen, dass der Körper
nicht nur der Spiegel der Gefühle war,
sondern auch ein rhetorischer Körper,
der den Text interpretiert. Es gehörte
zur Kunst des Sängers, dies selbst zu
entwickeln. Der Körper des Sängers, Darstellers und Tänzers wurde zu gleichen
Teilen genutzt – später wurde das in drei
selbstständige Teile getrennt, doch damals war es noch eins. Nach der Theorie
gehen wir zur Praxis über und versuchen
einfach zu verstehen, was Händel mit
dem Text vorhatte. Seine Interpretation
ist nicht nur in der Melodie erkennbar,
sondern auch in der Auswahl der Instrumente. Es gibt viele Hinweise dafür. Ich
versuche zu zeigen, dass die rhetorische
Gestik und der Ausdruck der Gefühle und
Affekte vollständig zusammengehören
und einander unterstützen. Zuerst arbeiten wir mit Nachahmung, indem ich den
Sängern etwas vorspiele, aber sehr bald
46 OPER RICCARDO PRIMO
übernehme ich Details von ihnen, um sie
in die Szene einzubauen. Wenn man weiß,
wie man singt, weiß man auch, welche
Gesten man dazu braucht.
Und wie man die üblichen Operngesten
vermeidet?
Man muss die Musik sichtbar werden lassen. Das war damals eine Kunst, die jeder
verstand. Deshalb suche ich danach, welche Hinweise es in der Musik und im Text
gibt, und sehe, was der Sänger vorschlägt.
Die Sänger verstanden die Kunst der
Darstellung, und das finden wir auch noch
bei alten Chansonsängern. Yvette Guilbert,
die Sängerin, in die Sigmund Freud verliebt
war, benutzte ganz bestimmte Gesten,
wenn sie ein Lied sang, und zwar jedes
Mal die gleichen. Auch Edith Piaf benutzte
eine ganz präzise Gestik. Bei dem berühmten Chanson „La foule“ beispielsweise
machte sie jede Nacht an der gleichen
Stelle die gleiche Geste. Es gab sowohl
Regeln als auch Neuerfindungen.
Wo fanden Sie die Regeln?
In gewissen Rhetorik-Büchern, manche für
Sänger geschrieben, manche für das Theater, aber manche auch für Priester, denn
auch in der Kirche war die Art des Sprechens sehr wichtig. Auch in Gemälden und
Zeichnungen findet man sie. Bilder wurden
auch als Theater ohne Worte verstanden.
Auf Gemälden kann man Gesten finden, die
man aus Rhetorikbüchern kennt. Es gibt
also eine gemeinsame Quelle für Malerei,
Musik und Theater.
Sind sie deshalb so allgemein verständlich?
Es gibt kein allgemeines Verstehen der
Sprache von Gesten. Wenn ich mit einer
bestimmten Geste ausdrücken will, dass
ich etwas nicht getan habe, und dabei die
Hände öffne, damit man sieht, dass ich
nichts darin habe, darf man nicht denken,
dass das jeder in der Welt verstehen wird;
ein Japaner beispielsweise wird das kaum
begreifen. Man findet diese Geste aber in
Rhetorikbüchern des 17. Jahrhunderts dafür, dass man die Hände öffnet, als würde
man den Mantel öffnen vor dem Geist. Das
Publikum wird Gesten sehen, die nichts zu
tun haben mit dem Alltagsleben, dafür aber
mit anderen Seiten des Lebens. Im Theater
kann man tiefere Seiten des Bewusstseins
ansprechen.
Es geht also nicht darum, alte Zeiten wieder lebendig werden zu lassen?
In dem Maße, in dem die Bewegung
der historischen Aufführungspraxis der
Barockmusik ein neuartiges Leben eingehaucht hat, wie man es sonst nirgends
erlebt, gibt auch die Arbeit am rhetorischen Körper dem Sänger eine neuartige
Freiheit, mit seinem Körper umzugehen,
indem er diese Regeln nutzt. Es führt zu
einem neuartigen Dialog zwischen dem,
was man sieht und was man hört.
Dass Sie selbst Schauspieler sind, hilft
vermutlich bei dieser Arbeit?
Ja, denn manchmal kann ich etwas
vormachen. Am Anfang ist es für die
Sänger noch eine Fremdsprache, aber am
Ende der Proben ist es ihnen zur zweiten
Natur geworden. Operngesang ist ja auch
zuerst etwas Fremdes, man macht da sehr
ungewöhnliche Geräusche. Wenn es gut
gemacht wird und man sich daran gewöhnt
hat, wirkt er aber auch wie eine Sprache.
Man hört ja Musik auch nicht einfach an,
sondern man hört sie mehrfach. Ich beginne immer mit der Kunst der Darstellung
und baue dann das darum herum, was dem
jeweiligen Theaterstück am besten hilft,
seine Besonderheit zu enthüllen.
Und Sie lieben Kerzenschein?
Das Kerzenlicht ist ein Teil dieser Arbeit,
denn Opernsänger haben normalerweise Scheinwerfer, die ihnen folgen, bei
Kerzenlicht müssen aber sie dem Licht
folgen, wenn sie gesehen werden wollen,
wenn sie ihre Arie singen. Ich mag auch
sehr, wie beim Kerzenlicht Teile der Bühne
beleuchtet sind und andere im Schatten
liegen. Schatten bedeutet einen Freiraum
– auch für das Publikum. Wie in einem
Chiaroscuro-Gemälde mit seinen Lichtund Schatteneffekten muss es sich das,
was es nicht sehen kann, vorstellen.
Kerzenlicht macht auch die Zeit sichtbar.
In Riccardo Primo ist das italienische Set
nicht ständig sichtbar. Wir legen verschiedene Lagen der Vorstellung übereinander. Wir halten uns an die Vorgaben des
Librettos. Es spielt auf Zypern, also gehen
wir nach Zypern. Wir haben uns entschieden, Festungen mit starken Mauern zu
zeigen, und das glänzende Innere, wie wir
einerseits die Gestik der Größe konfrontieren mit der intimen Geste, die aber sehr
energiegeladen ist. So ermuntern wir den
Zuschauer, uns von sehr starken Gesten
zu sehr kleinen zu folgen, wie ich es beim
Barock so mag.
47
PAUL GOODWIN Dirigent
THOMAS LEININGER Cembalo
Der Dirigent ist sowohl bekannt für seine
historisch informierten Interpretationen wie
auch für sein Interesse an zeitgenössischer
Musik. Er ist Künstlerischer Leiter des Carmel Bach Festivals in Kalifornien und erster
Gastdirigent des Kammerorchesters Basel.
Sein breites sinfonisches Repertoire hat sich
Paul Goodwin mit Gastdirigaten bei zahlreichen bekannten Orchestern wie dem BBC
Philharmonic Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Philadelphia
Orchestra, dem Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks oder dem hr-Sinfonieorchester erarbeitet. Auch als Operndirigent wird er geschätzt, so an der Komischen
Oper Berlin (Iphigénie en Tauride), dem Teatro Real Madrid (Rape of Lucretia), der Opera
North (Figaro), der Grazer Oper (Idomeneo)
oder am Aalto-Theater Essen (Zauberflöte).
Goodwins Wirken für die Alte Musik und
insbesondere für das Werk Händels wurde
2007 mit dem Ehrenpreis der Händelfestspiele Halle an der Saale geehrt.
Thomas Leininger studierte Orgel und Cembalo an der Schola Cantorum Basiliensis.
2003 wurde seine zweite Oper La Scuola
festeggiante mit Unterstützung der Ernst von
Siemens-Musikstiftung uraufgeführt. Dem
2005 im Rahmen der HÄNDEL-FESTSPIELE
vom STAATSTHEATER KARLSRUHE erteilten Auftrag zur Ergänzung der unvollständig
überlieferten Orchestersätze und Arien der
Oper Almira folgten 2006 und 2009 Aufträge
des Festivals Winter in Schwetzingen zur
Rekonstruktion verlorener Teile von Antonio
Vivaldis Opern Motezuma und Bajazet. Rezitative und Ensemblesätze zu Galuppis Oper
Arcifanfano wurden 2008 im historischen Stil
ergänzt und im Ekhof-Theater/Gotha sowie
Basel zur Aufführung gebracht, 2012 erlebte die Kinderoper Dino und die Arche ihre
Premiere am STAATSTHEATER KARLSRUHE.
Internationale Konzerttätigkeit als Spezialist
für barocke Aufführungspraxis, Unterricht
und schriftliche Publikationen wie zuletzt im
Händel-Lexikon ergänzen sein Schaffen.
48 OPER RICCARDO PRIMO
BENJAMIN LAZAR Regie
ADELINE CARON Bühne
Benjamin Lazar begann bereits im Alter
von elf Jahren mit dem Studium der Deklamation und Gestik im barocken Theater.
Ebenfalls studierte er Geige und Gesang
und schloss eine Schauspielausbildung ab.
In seinen ersten Jahren spielte und inszenierte er Corneille, Garnier, Garcia Lorca,
Molière, Müller. Im Herbst 2004 wurde seine Inszenierung von Lullys Le Bourgeois
Gentilhomme ein großer Erfolg. Er inszenierte Massenets Cendrillon in Luxemburg
und Paris. Im Jahr 2007 setzte er Landis
Sant’Alessio für Les arts florissants in
Szene, 2008 realisierte er Lullys Cadmus
et Hermione. 2013 inszenierte er die Uraufführung von Cachafaz sowie Ariadne auf
Naxos, L’Autre Monde von Cyrano de
Bergerac und Pantagruel von Rabelais.
Für die kommende Spielzeit am STAATSTHEATER bereitet er im SCHAUSPIEL eine
Inszenierung von Die Kinder des Olymp
vor. Premiere ist am 31.1.16 im KLEINEN
HAUS.
Ihr Studium des Faches Bühnenbild an
der École Nationale Supérieure des Arts
Décoratifs in Paris schloss Adeline Caron
im Jahr 2000 mit dem Diplom ab. Seitdem
arbeitet sie als freie Bühnenbildnerin
in Oper und Schauspiel. Unter anderem
entwarf sie die Bühnenbilder für Piotr
Fomenko, Geneviève de Kermabon,
Marcel Bozonnet und Louise Moaty.
Mit Benjamin Lazar traf sie im Jahr 2004
zusammen und schuf seitdem die Bühnenkonzepte für seine Produktionen wie
Le Bourgeois gentilhomme von Molière
und Lully, L’Autre Monde von Cyrano de
Bergerac, Cadmus et Hermione von Lully,
Sant’Alessio von Landi, Cachafaz von
Copi und Egisto von Cavalli.
RICCARDO PRIMO OPER 49
ALAIN BLANCHOT Kostümbild
CHRISTOPHE NAILLET Lichtdesign
Ausgebildet in Kunstgeschichte und
geschult am Studio Berçot, begann Alain
Blanchot als Kostümbildner bei Film und
Werbung und schneiderte Kostüme für
Diseusen wie Ingrid Caven. Erste Arbeiten
für die Bühne waren Nové ou le Continent
imaginaire, Macbeth und L’appartement
de Zoïka von Bulgakow am Théâtre du Soleil. Im Jahr 2004 begann die Zusammenarbeit mit Benjamin Lazar, für Le Bourgeois
Gentilhomme bei Kerzenlicht. Auch die
Arbeiten an Sant’Alessio von Landi und
Cadmus et Hermione von Lully brachten
ihn näher an die Besonderheiten von
Material und Licht bei dieser speziellen
Beleuchtungsweise. Zuletzt realisierte er
mit Louise Moaty Vénus et Adonis in Caen
und mit Jean-Marie Besset und Gilbert
Desvaux L’importance d’être sérieux von
Oscar Wilde am Théâtre Montparnasse.
Für das Haus Guerlain entwirft er derzeit
die neuen Uniformen für das Verkaufspersonal auf den Champs Élysées.
Christophe Naillet genoss eine technische
Ausbildung (I.U.T génie mécanique et productique) und sammelte Erfahrung in der
Technischen Leitung verschiedenster
Spielstätten wie dem Atélier lyrique
de Tourcoing, der Grande Écurie von
Jean-Claude Malgoire, Le Poème Harmonique von Vincent Dumestre oder bei
Festivals wie dem der Île-de-France. Als
Sohn von Fotografen und selbst passionierter Fotograf, zog ihn die Bildbearbeitung stets besonders an. Als Lichtdesigner
arbeitete er beim Festival de France, beim
Festival von Rambouille, mit dem Komponisten Nicolas Frize, dem Choreografen
Didier Théron, dem Regisseur Benjamin
Lazar sowie bei den meisten Produktionen
von Louise Moaty.
50 OPER RICCARDO PRIMO
FRANCO FAGIOLI Riccardo
SINE BUNDGAARD Costanza
Dem im Jahr 1981 in Argentinien geborenen Countertenor wurde im Jahr 2011
die höchste musikalische Auszeichnung
in Italien zuteil, der Abbiata-Preis. Die
Zeitschrift L’Opera verlieh ihm die Bezeichnung „Bester Countertenor des Jahres“ für
seinen Bertarido in Rodelinda beim Festival
della Valle d’Itria. Unter seinen Engagements waren Giulio Cesare in Helsinki,
Poro in Halle und Basel sowie Arbace in
Artaserse von Hasse in Martina Franca.
Zusammen mit Philippe Jaroussky und Max
Emanuel Cencic wirkte er bei der ersten
Aufzeichnung von Artaserse von Vinci bei
Virgin Classics/EMI mit. In Karlsruhe sang
er 2006 den Part des Idelberto in Lotario
und 2008 die Titelrolle in Giulio Cesare. Seit
2010 ist er regelmäßiger Gast der INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE u. a. als
Ariodante oder mit Konzertprogrammen wie
dem Abend der Vier Coutertenöre. Seine
CD Arien für Caffarelli stellte er 2013 dem
Publikum in einem Galakonzert vor.
Die Sopranistin ist eine der führenden Sängerinnen Skandinaviens und seit 2009 im
Ensemble der Königlichen Oper Dänemark.
Sie trat an vielen namhaften Opernhäusern
Europas wie der Opera National de Paris,
der Bayerischen Staatsoper u. a. auf. Sie
war als Angelica in Haydns Orlando Paladino unter dem Dirigat von Rene Jacobs und
als Amelite in Rameus Zoroastre unter dem
Dirigat von Christophe Rousset zu erleben.
2014 sang sie am Copenhagen Opera Festival Cleonilla in Vivaldis Ottone in Villa.
Zu ihrem breit gefächerten Repertoire
gehören Rollen wie Pamina in Die Zauberflöte, Juliette in Romeo et Juliette ebenso
wie zeitgenössische Partien in Unsuk Chins
Alice in Wonderland oder in Wolfgang
Rihms Dionysos.
Ihre Debütaufnahme mit Liedern von
Strauss, Duparc, Berg und Poulenc wurde
zur „Vocal CD of the Year 2005“ gewählt.
RICCARDO PRIMO OPER 51
CLAIRE LEFILLIÂTRE Pulcheria
LISANDRO ABADIE Isacio
Die Sopranistin kam über ihre stilistische
und pädagogische Arbeit zur Alten Musik.
Sie sang in Le Bourgeois gentilhomme
von Lully (Avignon 2004, Versailles 2005,
Rouen und Caen 2007, Besançon, Reims
und Krakau 2009, Versailles 2010 und
Madrid 2011). Die Uraufführung von Au
web ce soir – Ursule 1.1 mit dem Buch und
in der Inszenierung von Benjamin Lazar
2010 in Quimper oder die Duoabende mit
der Sängerin Emily Loizeau zeigen andere
Seiten im Profil Claire Lefilliâtres. 2012
verkörperte sie Clori in Cavallis Egisto in
der Regie von Benjamin Lazar an der Opéra
Comique und in Rouen, ebenso war sie in
Lazars Show Ma Mère Musicienne mit
Musik von Vincent Manac’h in Quimper
und Rennes zu erleben. In Prag sang sie
2013 Händel und Vivaldi, im Dezember
Egisto in Luxemburg und gastierte im Bolschoi Theater mit Rameau. Im Jahr 2014
war sie in der Vierten Sinfonie von Gustav
Mahler zu hören.
Der argentinische Bassist studierte an der
Baseler Schola Cantorum und der Musikhochschule Luzern. Er sang unter Dirigenten wie William Christie (The Fairy Queen
in Aix-en-Provence, Landis Sant’Alessio),
Facundo Agudin (Così fan tutte, Don Giovanni, Die Zauberflöte, Le nozze di Figaro,
Johannespassion, Mozarts und Faurés
Requiem, Puccinis Messe), Laurence
Cummings (Belshazzar und Theodora in
London und Oslo), Hervé Niquet (Marais’
Sémélé in Montpellier, auch auf CD) und
Václav Luks (Matthäuspassion, La Resurrezione). Im Jahr 2010 sang er die Titelrolle
der Oper Cachafaz von Oscar Strasnoy,
inszeniert von Benjamin Lazar in Quimper,
Rennes und an der Opéra Comique. Das
Jahr 2013 brachte sein Debüt an der Opéra
de Lausanne als Mago Maghrebino in Nino
Rotas Aladin und die Wunderlampe und er
sang die Titelrolle in Händels Siroe bei den
Göttinger HÄNDEL-FESTSPIELEN unter
Laurence Cummings.
52 OPER RICCARDO PRIMO
NICHOLAS TAMAGNA Oronte
ANDREW FINDEN Berardo
Der junge Countertenor hat sich vor allem
auf das Händel-Repertoire spezialisiert mit
Rollen wie Giulio Cesare, Ruggiero oder
Serse. In der Saison 2012/13 verkörperte
er die Titelrolle in Händels Rodrigo, aber
auch in Akhnaten von Philip Glass. Dank
seiner komödiantischen Fähigkeiten sang
er The Duchess in The Gondoliers von
Gilbert und Sullivan ebenso wie Ottone in
L’incoronazione di Poppea. Er singt gerne
neue Partien wie Billy in A Game of Poker
von Richard Burke oder Milos in A Hunger
Art von Jeff Meyer. Im Media-Splash-Oratorium The Gonzales Cantata von Melissa
Dunphy und in der Rachel-Maddow-Show
wirkte er unter der Leitung von Timothy
Nelson bei The Burning Bayreuth Festival
mit. Er war in Vivaldis Stabat Mater ebenso wie in John Adams’ El Niño in Sälen wie
der Carnegie Hall, der Avery Fisher Hall
oder dem Lincoln Center zu erleben. Auch
arbeitete er mit zahlreichen Alte-MusikEnsembles zusammen.
Der australische Bariton ist Preisträger
etlicher Gesangswettbewerbe, darunter die Australian Singing Competition,
der Internationale Gesangswettbewerb
„Francisco Viñas“ in Barcelona sowie
der „Stuart Burrows International Voice
Award“. An der Guildhall School of Music
and Drama wurde ihm 2009 der Harold
Rosenthal Preis verliehen. In der Spielzeit
2010/11 war er Mitglied des Opernstudios
des Staatstheaters Nürnberg. Seit der
Spielzeit 2011/12 ist er festes Ensemblemitglied am STAATSTHEATER KARLSRUHE. Er war bereits in Partien wie Papageno in Die Zauberflöte, Roderich in Der
Vetter aus Dingsda, Clito in Alessandro,
Falke in Die Fledermaus, Graf in Figaro und
Tadeusz in Die Passagierin zu hören. In
der Spielzeit 2014/15 steht er als Schaunard in La Bohème und Orest in Iphigenie
auf Tauris auf der Bühne.
RICCARDO PRIMO OPER 53
54
55
FESTKONZERT
DER DEUTSCHEN
HÄNDEL-SOLISTEN
FEDERICO MARIA SARDELLI Dirigent
MODERATION Michael Fichtenholz
DEUTSCHE HÄNDEL-SOLISTEN
1. Violine Andrea Keller, Wolfgang von Kessinger, Christoph Timpe, Helmut Hausberg,
Michael Gusenbauer, Eva Scheytt 2. Violine Christoph Mayer, Jana Chytilova, Martin
Kalista, Fiona Stevens, Salma Sadek, Matthias Hummel Viola Cathi Aglibut, Jane Oldham,
Klaus Bundies, Gabrielle Kancachian Violoncello Dmitri Dichtiar, Markus Möllenbeck,
Gerhart Darmstadt, Berhhard Hentrich Violone David Sinclair, Michael Neuhaus Cembalo
Rien Voskuilen Laute Sören Leopold Oboe Susanne Regel, Wolfgang Dey Fagott
Rhoda Patrick, Marita Schaar Horn Christian Binde, Reneé Allen, Karen Hübner Trompete
Ute Rothkirch, Hannes Rux, Almut Rux Pauke Peter Hartmann
SA 21.2. 19.00 GROSSES HAUS
Dauer 2 Stunden, eine Pause
56 KONZERT FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
PROGRAMM
Georg Friedrich Händel
Concerto grosso op. 3 Nr. 4 HWV 315
(1685 – 1759)
Largo
Fuga, allegro
Adagio
Allegro, ma non troppo
Allegro
Francesco Maria Veracini
Ouverture VI in Sol minor
(1690 – 1768)
Allegro
Largo
Allegro
Antonio Vivaldi
Sinfonia de Il Bajazet
(1678 – 1741)
Allegro
Andante
Allegro – PAUSE –
Georg Friedrich Händel
Concerto grosso op. 6 Nr. 6 HWV 324
Larghetto e affetuoso
Allegro, ma non troppo
Musette
Allegro
Antonio Vivaldi
Sinfonia B-Dur „Per l’Orchestra di Dresda“ RV 162
Allegro
Largo
Allegro assai
Georg Friedrich Händel
Ouvertüre aus der Feuerwerksmusik HWV 351
FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN KONZERT 57
ZUM PROGRAMM
VIVALDI – HÄNDEL:
EIN MUSIKALISCHER DIALOG
Händel und Vivaldi waren Zeitgenossen,
deren Wege sich künstlerisch immer wieder kreuzten. Ob sie sich auch persönlich
begegneten, wissen wir nicht. Händel reiste mehrfach nach Italien, um Sänger für
London zu engagieren. Sehr wahrscheinlich hat er dort auch Vivaldi-Werke gehört,
zumal beide teilweise dieselben Libretti
vertonten. Außerdem war Vivaldi ein Superstar, dessen Exzentrizitäten auf der
Violine sich der Sachse nicht wird haben
entgehen lassen. Umgekehrt wurden eine
ganze Reihe händelscher Instrumentalwerke gedruckt, darunter 1734 bzw. 1739
auch die Concerti grossi op. 3 und 6. Auch
kann man sich nicht vorstellen, dass ein
Workaholic wie Vivaldi sie ignoriert hätte.
Insofern ist es sinnvoll, die beiden Großmeister des Spätbarock an einem Abend
nebeneinander erklingen zu lassen und das
Ohr dafür zu schärfen, wie viel ureigenstes
Genie die auf den ersten Blick streng geregelte Formensprache der Zeit zuließ.
Dieser Abend macht mit drei unterschiedlichen Instrumental-Gattungen des Barock
bekannt: Dem Concerto grosso, der Suite
oder Ouvertüre und der Sinfonia. Bei den
beiden Letzteren hat sich im 18. Jahrhundert ein Bedeutungswandel vollzogen.
Man versteht heute unter diesen Begriffen
nicht mehr dasselbe wie um 1700. Als Sinfonia wurde nicht die durch Haydn, Mozart
und Beethoven ausgebildete und durchgesetzte Gattung bezeichnet, sondern jede
Form von mehr als kammermusikalisch
besetzter Instrumental- im Gegensatz zur
Vokalmusik (Cantata oder Oper). Vivaldi
komponierte zahlreiche Sinfonien, oft als
Ouvertüren zu seinen nahezu 100 Opern.
Sie hießen dort aber nicht so, denn unter
diesem aus dem Französischen entlehnten
Begriff verstand man das Einleitungsstück
einer Suite, welche eine längere oder
kürzere Abfolge von Tanzsätzen war. Oft
meinte man die ganze, wenn man nur von
ihrem ersten Stück sprach, sodass Ouvertüre und Suite bald gleichbedeutend verwendet wurden.
Abgesehen von seinen Opernsinfonien
komponierte Vivaldi 19 weitere Werke
dieses Namens. Sie alle sind dreisätzig
nach dem Schema schnell – langsam –
schnell angelegt. Diejenige in B-Dur für
zwei Flöten, zwei Oboen, Fagott, Streicher
und Basso continuo entstand 1716/17 für
das Dresdner Hoforchester, die spätere
Sächsische Staatskapelle. Darauf deuten
auch die den Streichersatz verdoppelnden,
also farbgebend eingesetzten BläserStimmen hin. Vivaldi war nie in Dresden,
lernte dessen Musiker aber im Gefolge des
Sächsischen Kronprinzen kennen. Friedrich
Augusts Vater, August der Starke, hatte den
Thronfolger mit ansehnlicher Entourage auf
58 KONZERT FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
Grand Tour durch Europa geschickt, um
an den wichtigsten Höfen Networking zu
betreiben. In Venedig wollte der Kronprinz
den Karneval erleben sowie im Auftrag
seines Vaters Sänger für die Dresdner
Hofoper prüfen und engagieren. Dort bildete sich sein Konzertmeister Johann
Georg Pisendel bei Vivaldi fort. Beide
Männer verstanden sich so gut, dass der
Venezianer dem Sächsischen Orchester
mehrere Werke widmete. Der empfindsame Mittelsatz der B-Dur-Sinfonia ist
nur acht Takte lang und fungiert als kurzes
Zwischenspiel mit sparsamen BläserTupfern zwischen zwei virtuosen AllegroSätzen, wie wir es aus älteren Sonaten
des Corelli-Typs kennen.
In der Sinfonia zur Oper Bajazet (1735) –
Händel hatte 1724 dasselbe Libretto unter
dem Titel Tamerlano vertont – ist der
langsame Mittelteil länger und autonomer
in der Art eines modernen Violinkonzerts
vertont. Die Violinstimme wird allerdings
nicht Solo, sondern vom „Tutti“ unisono
vorgetragen – ein musikalischer Spezialeffekt. Im Bass setzt das Cembalo aus. Damit
schafft Vivaldi einen starken Farbkontrast
zu den schnellen Teilen. Das Schluss-Allegro ist sehr kurz: Das Publikum erwartete
ja ungeduldig, dass der Vorhang endlich
hochgehe. Dafür gibt sich der 1. Satz mit
Unterstützung der Jagdhörner laut, bril-
lant und raffiniert. Hier ging es darum, die
schwatzenden Zuschauer zum Schweigen
zu bringen und die Aufmerksamkeit auf
Vivaldis Kunst zu lenken.
Die berühmten Ouvertüren-Suiten des
florentiner Geigers Francesco Maria
Veracini sind das Bindeglied zwischen
Dresden, Vivaldi und Händel. Der junge
Veracini gehörte dem Orchester des Londoner King’s Theatre an, an dem Händel
viele seiner Opern uraufführte, ging 1716
nach Venedig und lernte dort den sächsischen Kronprinzen kennen. Mit seinen
Ouvertüren bewarb er sich bei ihm um
den Posten des Kapellmeisters. Sie folgen
trotz ihres Namens der Satzfolge einer
Sonata da camera (schnell – langsam –
schnell – langsam). Nur der letzte Satz,
ein Menuett, erfüllt die Anforderungen
einer Ouvertüren-Suite.
Interessanterweise endet auch Händels
Concerto grosso op. 3 Nr. 4 mit einem
Menuett im ¾-Takt. Da es mit einer Französischen Ouvertüre beginnt, einem pathetischen langsamen Satz in punktierten
Rhythmen, gefolgt von einer schnellen
Fuge, müsste man es eher als Suite bezeichnen. Nach der Ouvertüre kommt ein
empfindsames Concerto für Oboe solo
und erst der 3. Satz (Allegro) ist, wenn
auch rudimentär, ein Concerto grosso
FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN KONZERT 59
im strengen Sinne: Statt des konzertierenden Solo-Instruments tritt eine ganze
Instrumentengruppe, das Concertino (in
unserem Falle zwei Solo-Violinen), in
Dialog mit dem vollen Orchester. Händel
ist also sehr frei mit dem klassischen
Modell Corellis umgegangen und hat die
Formen geradezu anarchisch durcheinander gewirbelt.
Strenger verfährt er in op. 6 Nr. 6. Gleich
im ersten Satz, einem tief empfundenen
Largo affetuoso in düsterem g-Moll, tritt
das Concertino, also die kleine, konzertierende Instrumentengruppe (zwei Soloviolinen und Cello), in einen komplexen
Dialog mit dem Tutti. Der 2. Satz vereinigt
Concertino und Ripieno zu einer chromatischen Fuge. Der 3. Satz hat dieses Konzert
bei Zeitgenossen und Nachgeborenen
berühmt und beliebt gemacht. Händel
evoziert mit liegenden Basstönen und
punktierten Rhythmen die melancholische
Dudelsack-Musik der Schäfer und kostet
die zauberhaft-pastorale Stimmung 163
Takte lang hörbar selbst verzaubert aus.
Sein Biograf Charles Burney überliefert,
er habe das Stück in den Pausen seiner
großen Oratorien-Aufführungen immer
wieder als Zugabe spielen müssen. Der
4. Satz erinnert in seiner Virtuosität an
Violinkonzerte von Vivaldi, zumal das Concertino auf eine Solo-Violine, allerdings
eine enorm anspruchsvolle, zusammenschrumpft. Der kurze Schlusssatz weist in
seiner regelmäßig vier- bzw. achttaktigen
Melodie-Gliederung wieder menuetthaften
Tanzcharakter auf.
Instrumentalkomposition des Meisters.
Sie wurde 1749 zur Feier des Aachener
Friedens im Londoner Green Park uraufgeführt. Händel spielte sie später auch in
einer Konzertfassung, deren Ouvertüre
heute Abend erklingt. Sie ist dreiteilig
gegliedert (langsam – schnell – langsam).
Der Allegro-Teil besteht allerdings nicht,
wie erforderlich, aus einem Fugato, sondern aus einem durchbrochenen Satz, der
in seiner dialogischen Arbeit an Concerti
grossi erinnert. Unser Programm führt also
vor Ohren, wie frei relativ nah verwandte
Komponisten das Formen-Repertoire des
Barock miteinander kombinierten und wie
souverän vor allem Händel damit nach
eigenem Gutdünken schaltete.
von Boris Kehrmann
Eine richtige Suite ist hingegen die berühmte Feuerwerksmusik, die letzte
60 KONZERT FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDELSOLISTEN
FEDERICO MARIA SARDELLI Dirigent
Als Solist und Dirigent tritt Federico Maria
Sardelli bei namhaften Festivals und in
Konzerthallen in ganz Europa auf. Er war
als Gastdirigent mit zahlreichen Sinfonieorchestern, wie dem Gewandhaus Leipzig,
der Staatskapelle Halle, der Real Filarmonia
de Galicia, der Maggio Musicale Fiorentino,
der Arena di Verona, u. a. zu erleben.
Federico Maria Sardelli veröffentlicht bei
Naïve und Deutsche Grammophon und hat
bis jetzt mehr als vierzig Aufnahmen als
Solist und Dirigent vorzuweisen, einige
davon in Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR 3). Zweimal schon
wurde er für den prestigeträchtigsten Aufnahmepreis, den „Grammy Award“, nominiert. Er ist ein wichtiger Protagonist der
Vivaldi-Renaissance der letzten Jahre und
dirigierte die Welturaufführung und Aufnahme der Oper Arsilda Regina di Ponto,
Orlando Furioso, Tito Manlio, Montezuma,
und Atenaide.
Neben seiner Karriere in der Konzerthalle
ist der Dirigent auch als Musikwissenschaftler sehr aktiv. Als Mitglied des musikwissenschaftlichen Komitees des Istituto
Italiano Antonio Vivaldi hat er zahlreiche
musikwissenschaftliche Essays und kritische Editionen (er ist der Autor der Studie
„Vivaldi’s Music for Flute and Recorder“,
übersetzt von Michael Talbot und in Großbritannien verlegt von Ashgate) herausgegeben. Er ist der Hauptschriftleiter der Faksimile-Sammlung Vivaldiana und der Opere
Incomplete (SPES, Florence). Peter Ryom
wählt ihn als Verantwortlichen für die Weiterführung des Vivaldi-Katalog (RV) aus.
Für seine künstlerischen Leistungen wurde
Sardelli 2009 von der Regierung der Toskana der „Gonfalone d’Argento“, die höchste
zu verleihende Ehrenmedaille, überreicht.
Darüber hinaus ist er als Maler, Graveur und
satirischer Schriftsteller tätig.
FESTKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDELSOLISTEN KONZERT 61
62
XX OPER 63
GALA-KONZERT
VESSELINA
KASAROVA
VESSELINA KASAROVA Mezzosopran
PAUL GOODWIN Dirigent
BADISCHE STAATSKAPELLE
MO 2.3. 20.00 GROSSES HAUS
Dauer 2 Stunden, eine Pause
64 KONZERT VESSELINA KASAROVA
PROGRAMM
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Serse HWV 40 (1738)
Sinfonia
„Frondi tenere“ – Recitativo accompagnato
(Serse)
„Ombra mai fù“ – Arioso (Serse)
„Se bramate d’amar chi vi sdegna“ – Aria
(Serse)
Rodrigo HWV 5 (1707)
Ballettsuite aus dem 3. Akt
Rinaldo HWV 7a (1711)
„Cara sposa, amante cara, dove sei? “ – Aria
(Rinaldo) Battaglia aus dem 3. Akt
„Or la tromba in suon festante mi richiamo a
trionfar“ – Aria (Rinaldo)
– Pause –
Rodelinda, regina de’ Longobardi HWV 19 (1725)
Sinfonia
„Con rauco mormorio piangono al pianto
mio“ – Aria (Bertarido)
„Vivi, tiranno!“ – Aria (Bertarido)
Alcina HWV 34 (1735)
Ballettmusik aus dem 1. Akt
„Mi lusinga il dolce affetto“ – Aria (Ruggiero)
„Sta nell’Ircana, pietrosa tana“ – Aria (Ruggiero)
VESSELINA KASAROVA KONZERT 65
ZUM PROGRAMM
ORPHEUS
STEIGT HERAB
Händels Helden und Anti-Helden
Der Abend schlägt einen Bogen von Händels erster italienischer Oper bis zu seiner
drittletzten. Zwischen Rodrigo (1707) und
Serse (1738) liegen 31 Schaffensjahre. Nach
dem Boom der italienischen Oper im London
der 1710er und 20er Jahre hatten sich die
Engländer satt gehört an den exaltierten
Sängerstars mit ihren immer verrückteren
Verzierungen. Händel musste immer härter
um sein Überleben kämpfen. Als Ausweg
erfand er das englische Oratorium, mit
dem er in den 1740er Jahren kommerziell
so große Erfolge feierte, dass er die Opera
seria 1741 aufgab.
Rodrigo entführt das Publikum ins Spanien
des Jahres 711. Der Titelheld ist ein Tyrann
schlimmster Sorte. Historisch soll er den
Zusammenbruch des Westgotenreiches
und den Einfall der Araber in Europa zu
verantworten gehabt haben. Das Libretto
Francesco Silvanis lässt ihn sich jedoch an
der Seite seiner Gattin, einem wahren
Engel, durch Leid läutern und ermöglicht
so ein „lieto fine“. Esilenas Schlusssatz
„Selbstüberwindung ist der größte Sieg“
war denn auch der Titel, unter dem das
66 KONZERT VESSELINA KASAROVA
Werk in Florenz uraufgeführt wurde. Die
Medici unterhielten traditionell familiäre
Beziehungen zum Königshof in Paris. So ist
es nicht überraschend, dass Händels Manuskript eine französische Tanzsuite vorgebunden ist. Sie enthält nach der punktierten
Ouvertüre im engeren Sinne sieben Tänze
und eine 178 Takte umfassende Passacaglia. Ein so langes Konzertstück, noch dazu
mit einer in der französischen Oper eher
am Schluss stehenden Passacaglia, ist als
Ouvertüre schwer vorstellbar. So liegt die
Vermutung nahe, dass die Suite nach französischer Manier wohl eher als Schlussdivertissement gespielt worden ist.
Ab 1706 studierte der 21-jährige Hallenser,
vermutlich auf Einladung der Medici, vier
Jahre lang die italienische Musik an Ort
und Stelle. Er arbeitete in den wichtigsten Musikzentren: Rom, Neapel, Florenz,
Venedig. Der Erfolg seiner frechen Oper
Agrippina 1709/10 und die Bewunderung
des musikliebenden Hochadels brachten
ihm Einladungen an mehrere Höfe Europas
ein, unter anderem nach London. Dessen
Einwohner begeisterte er 1711 mit Rinaldo
für die italienische Oper. Sie hatte dort
bis dahin noch nicht Fuß fassen können.
Hintergrund des Zauberspektakels nach
Torquato Tassos Epos Das befreite Jerusalem ist der 1. Kreuzzug. Dem Titelhelden
winkt als Preis für die Befreiung des Heiligen Grabes aus der Gewalt der Sarazenen
die Hand Almirenas. Im 1. Akt entführt die
Zauberin Armida sie, um Rinaldo vom Heer
wegzulocken, und löst damit seine Klage
Cara sposa aus. Die Arie sprengt die ABAForm insofern, als der B-Teil – ein kleiner
Hassausbruch gegen die Höllengeister, die
ihm Almirena raubten – nur 10 Takte lang
ist, während der A-Teil mit Wiederholungen
190 Takte ausmacht. Sie wird also vom
Affekt der Trauer dominiert und lässt dem
Interpreten, der Interpretin allen Raum für
individuelle Gestaltung, Verzierungen und
Kadenzen. Der 3. Akt überwältigte den Zuschauer mit einem Großaufgebot an Monstern, versinkenden Palästen, Zaubereffekten, Kampfszenen, Lokomotion und Action.
Dazu gehört auch die Arie Or la tromba, mit
der Rinaldo, nachdem er allen seelischen
Gefährdungen widerstanden hat, siegesbewusst in die Schlacht um Jerusalem zieht.
Nicht weniger als vier Trompeten ermuntern ihn dazu. Mit der ersten tritt er in einen
selbstverliebten Wettstreit um die beste
Fanfare! Für den Kampf selbst hat Händel
eine kurze Schlachtmusik im traditionellen
„stile concitato“ komponiert, die vor allem
den Lärm des Bühnengetümmels übertönen
musste. Sie schildert, wie Rinaldo mit seinen Truppen einen Hügel hinaufstürmt, das
feindliche Heer überraschend von der Seite
anfällt und in die Flucht schlägt.
Rodelinda, 14 Jahre später für dasselbe
Theater komponiert, spielt im 7. Jahrhun-
dert in der Lombardei. Bertarido bezwingt
den Usurpator Grimoaldo, der ihm Thron
und Frau rauben will. Händel schrieb die
Partie für seinen Lieblingskastraten Senesino, der für seinen seelenvollen Gesang bekannt war. Darum ist sie reich an lyrischen
Arien wie Con rauco mormorio. Deren Siciliano-Rhythmus wiegt sich im tröstlichen
Gemurmel der Bäche und Quellen, chromatische Gänge zeichnen das Herbe („rauco“) der sanft fließenden Träne nach. Die
ganze Arie ist, dem Text entsprechend, auf
fließenden Linien und abwechslungsreich
instrumentierten Echos aufgebaut. Die Musik deutet an, dass die Natur, in die der von
allen verlassene Held flieht, zu seiner wunden Seele spricht. Und er spricht mit ihr. Am
Schluss der Oper rafft er sich aber doch zu
einer Effekt-Arie im „stile concitato“ auf:
In furiosem Tempo wiederholte, auf- und
absteigende Noten deuten seine zitternde
Erregung an, mit der er seinem Erzfeind das
blutige Schwert vor die Füße wirft und ihn
auffordert, ihn vor aller Augen zu töten, um
die Maske des legitimen Herrschers endlich fallen zu lassen: Vivi tiranno – „Leb als
Tyrann“.
Alcina, eine der tiefsten Opern Händels,
entführte das Publikum mit Ariosts satirischem Epos Der wahnsinnige Roland
wieder in die Zauber- und Märchenwelt der
Kreuzritter. Im Mittelpunkt steht der süditalienische Provinzfürst Ruggiero oder Roger
von Risa, der auf der Überfahrt ins Heilige
Land mit seiner Truppe von der arabischen
Zauberin Alcina abgefangen wird und unter
den Klängen wunderbarer Ballettmusik auf
ihrer Insel den Verstand verliert, will sagen:
seine „Pflicht“ vergisst. Seine Frau Bradamante begibt sich in Männerkleidern auf die
VESSELINA KASAROVA KONZERT 67
Suche nach dem spurlos Verschollenen und
nimmt, als sie ihn gefunden hat, den Kampf
mit der Nebenbuhlerin auf. Das Satirische
dieser Konstellation liegt darin, dass auf
Alcinas Zauberinsel alle Personen durch
Magie oder Verkleidung ständig die Gestalt
wechseln, sodass niemand weiß, wen er
eigentlich vor sich hat. Im 2. Akt eröffnet
Bradamante ihrem Gatten, dass sie trotz
Männerkleidern nicht ihr Bruder Ricciardo,
sondern seine Frau ist. Ruggiero ist hin- und
hergerissen zwischen Freude über die Wiedervereinigung und Angst, dass das Wesen,
mit dem er gerade sprach, doch wieder
ein Gespenst Alcinas sein könnte. Dieses
Schwanken zwischen den Extremen ist die
perfekte Vorlage für eine auf Affekt-Kontrasten aufgebaute barocke ABA-Arie:
Mi lusinga. Auch Sta nell’ Ircana ist ein
dialektisches Stück, in dem einander widersprechende Gedanken miteinander wettstreiten. Nachdem Ruggiero Alcina offen
den Krieg erklärt hat, zieht diese im letzten
Verzweiflungskampf alle Zauberregister.
Daraufhin vergleicht Ruggiero sich mit einer
in die Enge getriebenen Tigermutter (das
kaukasische Hyrkanien war in der Antike
für die Gefährlichkeit seiner Tiger berühmt),
die zum Letzten bereit ist und nur von Sorge um ihre Jungen beunruhigt wird. Als
typisch barocker Opernheld zeigt Ruggiero,
dass er tollkühn nicht nur mit dem Schwert,
sondern auch mit endlosen Koloraturen zu
fechten weiß.
Auf eine antike Quelle geht auch das berühmte Ombra mai fu aus Händels Serse
zurück. Xerxes, der zu Beginn der nach ihm
benannten Oper im Schatten einer Platane
auf seinem Landgut die seelenberuhigende Kraft dieses Baumes besingt, folgt
68 KONZERT VESSELINA KASAROVA
dem Beispiel Ciceros, der in seinem viel
gelesenen Buch Vom Redner gestressten
Staatsmännern so ein Idyll empfahl, um
abzuschalten und das politische Hickhack
der Hauptstadt hinter sich zu lassen.
Persiens König wird aber, noch ehe sein
Larghetto verklingt, selbst in dieser Wellness-Oase von lauter „wichtigen“ Leuten
heimgesucht, die in seiner spärlichen
Freizeit Küchenpolitik treiben. In einer
verworrenen Handlung, die noch schwerer
zu durchschauen ist, weil fast alle Beteiligten unaussprechliche „persische“ Namen
auf A tragen, findet er genau das Gegenteil
dessen, was er am Anfang suchte: Entspannung. Das totale Chaos bricht auch
aus, weil er sich qua despotischer Gewalt
eine Frau gefügig machen will, die ihn
nicht liebt. Mit den wütenden Koloraturen
und messerscharf gehackten Geigeniguren der Allegro-Arie Se bramate d’amar
droht er Romilda fürchterliche Strafen an,
sollte sie weiter so spröde bleiben. Wie
jeder Tyrann hat er aber auch wehleidige
Momente, die seinem Toben in dieser Arie
ständig in die Quere kommen.
von Boris Kehrmann
xxx 69
VESSELINA KASAROVA
Die Mezzo-Sopranistin wurde in Bulgarien
geboren. Sie studierte bei Ressa Koleva an
der Musikakademie von Sofia und trat schon
als Studentin an der dortigen Nationaloper
auf. Ein zweijähriger Festvertrag führte sie
1989 an das Opernhaus Zürich, wo sie in
kurzer Zeit zu einem Publikumsliebling avancierte und von der internationalen Fachwelt
als große Entdeckung gefeiert wurde.
Im Mozartjahr 1991 debütierte Vesselina
Kasarova bei den Salzburger Festspielen
mit zwei Matinéen im Mozarteum (Betulia
liberata KV 118) sowie als Annio in der von
Sir Colin Davis geleiteten Wiederaufnahme
von La clemenza di Tito. Weitere Rollen bei
den Salzburger Festspielen waren Tancredi,
Ombra felice, Zerlina, Farnace, Sesto und
Marguerite (La damnation de Faust). Im
Herbst des gleichen Jahres gab Vesselina
Kasarova als Rosina (Il barbiere di Siviglia)
unter Donald Runnicles ihr vielbeachtetes
Debüt an der Wiener Staatsoper.
70 KONZERT VESSELINA KASAROVA
Mit Partien von Mozart (Cherubino, Idamante, Sesto, Dorabella) und Rossini (Rosina,
Tancredi, Isabella, Angelina) sowie als
Romeo (I Capuleti e i Montecchi), Giovanna
Seymour (Anna Bolena), Charlotte (Werther)
u. a. gastierte sie am Grand Théâtre de
Genève, Royal Opera House Covent Garden,
Teatre del Liceu in Barcelona, am Opernhaus Zürich und weiteren. Sie arbeitete
mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt,
Sir Colin Davis, Donald Runnicles, Semyon
Bychkov, Daniel Barenboim, Riccardo Muti,
Marcello Viotti, Alberto Zedda, Franz Welser-Möst, Sir Roger Norrington, Eve Queler,
Wolfgang Sawallisch, Ivor Bolton und Friedrich Haider. Liederabende und Konzerte
führten Vesselina Kasarova nach Berlin,
Rom, Paris, Wien, Dresden, an die Mailänder Scala, Carnegie Hall New York und zum
Festival de la Musique Montreux-Vevey.
Für RCA Red Seal hat sie zahlreiche CDs
eingespielt, die mehrfach ausgezeichnet
wurden.
PAUL GOODWIN Dirigent
Der Dirigent ist sowohl für seine historisch
informierten Interpretationen wie auch für
sein Interesse an zeitgenössischer Musik
bekannt. Von Hause aus Oboist, spezialisierte er sich früh auf die Barock-Oboe und
wirkte lange als erster Oboist in The English
Concert und bei den London Classical Players, bevor er 1996 ins Dirigentenfach wechselte. Er ist Künstlerischer Leiter des Carmel
Bach Festivals in Kalifornien und erster
Gastdirigent des Kammerorchesters Basel,
mit dem er ein äußerst breites Repertoire
erarbeitet hat. Weiter wirkt er als regelmäßiger Gastdirigent der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und
war sechs Jahre lang erster Gastdirigent
des English Chamber Orchestra. Eine enge
Zusammenarbeit bestand auch mit der
Academy of Ancient Music, mit der er viele
Tourneen unternahm und zahlreiche CDs
einspielte. Sein breites sinfonisches Repertoire hat sich Paul Goodwin mit Gastdirigaten bei zahlreichen bekannten Orchestern
wie dem BBC Philharmonic Orchestra, dem
City of Birmingham Symphony Orchestra,
dem Philadelphia Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
oder dem hr-Sinfonieorchester erarbeitet.
Auch als Operndirigent wird er geschätzt,
so an der Komischen Oper Berlin (Iphigénie
en Tauride), dem Teatro Real Madrid (Rape
of Lucretia), der Opera North (Figaro), der
Grazer Oper (Idomeneo) oder am AaltoTheater Essen (Zauberflöte). Goodwins
Wirken für die Alte Musik und insbesondere
für das Werk Händels wurde 2007 mit dem
Ehrenpreis der Händelfestspiele Halle an
der Saale geehrt.
VESSELINA KASAROVA KONZERT 71
72
xx (xx) 73
ZUM 300. STADTGEBURTSTAG VON KARLSRUHE
KAMMERKONZERT
DER DEUTSCHEN
HÄNDEL-SOLISTEN
ANDREA KELLER Violine
CHRISTOPH MAYER Violine
JANE OLDHAM Viola
DIMITRI DICHTIAR Violoncello
GERHART DARMSTADT Violoncello & Moderation
DAVID SINCLAIR Violone
RIEN VOSKUILEN Cembalo
DI 3.3. 20.00 KLEINES HAUS
Dauer ca. 2 Stunden, eine Pause
74
KONZERT KAMMERKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
PROGRAMM
Heinrich Bach
(1615 – 1692)
Sonate à 5
Sonata – Allegro
Adagio
Allegro
Tomaso Albinoni
(1671 – 1750)
Sonata g-moll à cinque op. 2,11
Adagio
Allegro
Grave
Allegro
Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Concerto à 4 Par Le Sieur Handel
Allegro
Largo
Presto
– PAUSE –
Sebastian Bodinus
(um 1700 – 1759)
Sinfonia D-Dur
Allegro
Andante
Menuet
Johann Melchior Molter
(1696 – 1765)
Concerto Pastorale in G-Dur MWV V/15
Larghetto – Allegro e forte – Larghetto
Aria 1 a tempo giusto
Aria 2 Lento e sempre piano
Aria 3 Tempo di Menuetto
Johann Melchior Molter Concerto C-Dur MWV VI/7
Allegro
Adagio
Allegro
KAMMERKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN KONZERT
75
FÜRSTLICHE MUSIKALISCHE GEMÜTSERGÖTZUNG
1715 siedelte der Durlacher Hof des Markgrafen Carl Wilhelm von Baden-Durlach in
die neu gegründete Residenz „CarolsRuhe“, die, beeinflusst von Tommaso
Campanellas Utopie La città del Sole (Der
Sonnenstaat, 1602), wie eine Sonne mit 32
Strahlen in alle Richtungen die Architektur
der Stadt und des Schlossparks bestimmen sollte. Bereits zwei Jahre später
– zum 200. Jahrestag der Reformation –
wurde die Schlosskirche geweiht. Dieses
Datum bestimmte auch den Dienstantritt
des Geigers und Komponisten Johann
Melchior Molter in Karlsruhe, der mit einer
achtjährigen unfreiwilligen Unterbrechung
in Eisenach „47 Jahr in hiesigen Fürstl.
Diensten“ war. Nach einem zweijährigen
Studienaufenthalt in Italien wurde Molter
1722 zum Hofkapellmeister ernannt. In
dieser Funktion führte er auch seine beiden in diesem Konzert erklingenden Werke
auf: Einerseits ein Concerto pastorale,
beginnend mit einer Schäferidylle, die den
Fürsten allegorisch als imaginären Schäfer
mit einbezieht, und andererseits ein sehr
berührendes Violoncello-Konzert, das
etwas von dem hellen Sonnenglanz dieser Residenz spiegelt. Außerdem ist eine
elegante Sinfonie von Sebastian Bodinus,
„Cammer Musicus und premier Violinist“
am Karlsruher Hof, zu hören.
76
Das Programm beginnt mit dem weitgehend unbekannten Komponisten Heinrich
Bach, über 50 Jahre Stadt-Organist in Arnstadt und Großonkel von Johann Sebastian
Bach. Dessen Sohn Carl Philipp Emanuel
merkte an: „War ein guter Componist, und
von munterem Geiste.“ Darauf folgt eine
dem Herzog Carlo IV. Gonzaga gewidmete
ebenfalls fünfstimmige feinsinnige und
klangvolle Sonata des berühmten Venezianer Komponisten Tomaso Albinoni, dem
auch Molter auf seiner Italienreise begegnet war.
Im Sommer 1715 verließ Händel England
für eine Reise nach Deutschland und blieb
für ein paar Tage in Ansbach. Auf seiner
Rückreise nach Hannover besuchte er
möglicherweise den Violoncello spielenden Grafen Rudolf Franz Erwein von
Schönborn in Wiesentheid (Unterfranken)
und überreichte diesem für das eigene
Musizieren sein Concerto à 4, das er ursprünglich als Triosonate für zwei Violinen
und Basso continuo plante und nun für
den Fürsten als nonverbale Referenz noch
um eine virtuosere Violoncello-Stimme zu
einem Quartett erweiterte.
von Gerhart Darmstadt
KONZERT KAMMERKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
ANDREA KELLER Violine
Die international gefragte Violinistin war zunächst Konzertmeisterin des von
ihr mitbegründeten Concerto Köln und spielt in namenhaften Ensembles, wie
u. a. den DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN sowie als Gastkonzertmeisterin
im Kammerorchester Basel, dem Barockorchester Sevilla und Les Agréments
musicales.
CHRISTOPH MAYER Violine
Der Geiger arbeitet als Vermittler der historischen Aufführungspraxis an
moderne Orchester, was ihn u. a. an die Oper Zürich, zur Norddeutschen
Philharmonie Rostock und als Gastdirigenten der Nizhny Novgorod Soloists
nach Russland führte. 2006 wurde ihm von der Staatlichen Glinka-Hochschule für Musik Nizhny Novgorod eine Ehrenprofessur verliehen.
JANE OLDHAM Viola
Die Geigerin und Bratschistin stammt aus Zimbabwe und war mehrere Jahre Mitglied der Deutschen Kammerakademie. Seit 1990 tritt sie mit Kammerorchestern in Europa auf, darunter die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das Kölner Kammerorchester, Ensemble Oriole und Ensembles für Alte
Musik wie die Cappella Coloniensis und das Freiburger Barockorchester.
DIMITRI DICHTIAR Violoncello
Der Cellist arbeitete mit vielen Ensembles, wie dem Amsterdam Baroque
Orchestra, Orchester Anima Eterna, der Nova Stravaganza, Hofkapelle München, dem Ensemble moderntimes 1800, der Wiener Akademie, dem Concerto
Köln und den DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN. Er unterrichtet Barockcello
sowie Historische Aufführungspraxis an der Hochschule für Musik Karlsruhe.
GERHART DARMSTADT Violoncello und Moderation
Er hat sich als Solist, Kammermusiker, Continuospieler und Dirigent einen
Namen gemacht. Er lehrt historische Aufführungspraxis, Barockvioloncello
und Kammermusik. Kurse und Vorträge, CD- und Rundfunk-Aufnahmen
sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen weisen ihn als inspirierenden
Interpreten und Pädagogen aus. Er wird das Konzert moderieren.
DAVID SINCLAIR Violone
Der Kanadier David Sinclair ist einer der einflussreichen Kontrabassisten
der Alte-Musik-Szene. Er ist international bekannt für seine Arbeit an der
Wiederentdeckung des „Wiener Kontrabasses“ und dessen Repertoire
durch mehrere Solo-CD-Einspielungen, vor allem von Wiener Kontrabass-Konzerten (ARS Produktion).
RIEN VOSKUILEN Cembalo
Der Cembalist gründete das Ensemble La Fantasia. Darüber hinaus ist er als
Solist tätig und wirkte bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Aufnahmen mit, so
mit der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Niederländischen Kammerorchester, dem Stuttgarter Kammerorchester und bei den KARLSRUHER
HÄNDEL-FESTSPIELEN.
KAMMERKONZERT DER DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN KONZERT
77
78
xx (xx)
xx (xx)
79
PREISTRÄGERKONZERT DES
HÄNDELJUGENDPREISES
DER HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
SO 1.3. 11.00 KLEINES HAUS
ca. 1 Stunde, keine Pause
80
KONZERT PREISTRÄGER-KONZERT DES HÄNDEL-JUGENDPREISES
HÄNDEL
FÜR DIE JUGEND
Ein Satzungsziel der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V. ist die Förderung
junger Künstler, die sich mit den Werken
Händels und der Barockzeit auseinandersetzen. Seit 1996 lobt die Gesellschaft einen
HÄNDEL-JUGENDPREIS für Schülerinnen
und Schüler bis zum Alter von 20 Jahren aus.
Er entstand in Zusammenarbeit mit den
Regierungspräsidien Karlsruhe und Freiburg. Weitere Partner sind das STAATSTHEATER KARLSRUHE, das Badische
Konservatorium, der SWR, die Badischen
Neuesten Nachrichten und die Hochschule
für Musik Karlsruhe.
2013 kamen auch die beiden Regierungspräsidien aus Württemberg hinzu, sodass
erstmals Bewerbungen aus dem ganzen
Bundesland zugelassen waren. Diese
Erweiterung hat in der Liste der Preisträger
bereits ihren Niederschlag gefunden.
Zu den Bewerbern von Gymnasien, insbesondere solchen mit Musikzug, kommen
in den letzten Jahren verstärkt auch
Schülerinnen und Schüler städtischer und
privater Musikschulen und als jüngste
Entwicklung Jungstudenten der Musikhochschulen hinzu.
Eine namhaft besetzte Jury bewertet die
Leistungen in drei Kategorien:
• Kategorie A: Solostücke und Duos
• Kategorie B: Kammermusikalische
Stücke für drei bis neun Mitwirkende
• Kategorie C: Werke für größere
Ensembles wie Chor und Orchester
Die jungen Musiker, gefördert durch
engagierte Musikpädagogen und Eltern,
sind immer wieder für künstlerische Überraschungen gut. Eine erfolgreiche Teilnahme am Händel-Jugendwettbewerb und der
Auftritt im STAATSTHEATER KARLSRUHE
sind außerdem nicht selten der erste
Schritt in eine professionelle musikalische
Laufbahn.
Prof. Dr. Peter Overbeck
Vorsitzender der
HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
PREISTRÄGER-KONZERT DES HÄNDEL-JUGENDPREISES KONZERT
81
PROGRAMMFOLGE Die Preisträger sind fett hervorgehoben
Begrüßung Michael Fichtenholz
Künstlerischer Leiter der INTERNATIONALEN HÄNDEL-FESTSPIELE
2. PREIS KATEGORIE C
Kammerorchester der Musikschule Heidenheim
Antonia Frank (*1998), Vianna Kupfer (*1998) Violinen,
Christoph Leipold (*1996) Violoncello
Leitung: Monika Zimmermann
Georg Friedrich Händel (1685–1759) Concerto grosso G-Dur op. 6 1 HWV 319
A tempo giusto – Allegro – Adagio – Allegro
– Allegro
2. PREIS KATEGORIE A
Anne Baumgartner (*1998) Oboe
St. Ursula Gymnasium Freiburg
Betreuende Lehrkraft: Eva Raab-Bollinger und Andreas Hölz
Begleitung: Lydia Schimmer
Georg Philipp Telemann (1681–1767) Sonate B-Dur TWV 41:B6 für Oboe und b. c.
Adagio – Allegro – Cantabile – Vivace
1. PREIS KATEGORIE A
Vera Bieber (*1996) Blockflöten
Meßstetten
Betreuende Lehrkraft: Susanna Borsch, Amsterdam
Begleitung: Patrizia Bieber, Cembalo
Marco Uccellini (1610–1680)
aus La Hortensia virtuosa Sonata quarta
Francesco Rognoni (ca. 1570– ca. 1626)
Vestiva i colli
Georg Friedrich Händel
aus der Sonate F-Dur HWV 371
Affettuoso / Allegro 82
KONZERT PREISTRÄGER-KONZERT DES HÄNDEL-JUGENDPREISES
1. PREIS KATEGORIE B
Le Tic-Toc-Choc Ensemble für Alte Musik Rottweil Julika Lorenz (*1998) Violine, Nicola Pfeffer (*1998) Blockflöte,
Daniel Götte (*1997) Violoncello, Niels Pfeffer (*1995) Cembalo & Theorbe
Betreuende Lehrkraft: Carsten Lorenz, Rottweil
Marco UccelliniSonate aus Sopra la Bergamasca op. 3
Sonate – Arie et correnti
Georg Philipp Telemann
Triosonate d-moll TWV 42:d7
Andante – Vivace – Adagio – Presto
Preisverleihung durch den Vorsitzenden der HÄNDEL-GESELLSCHAFT
Prof. Dr. Peter Overbeck
1. PREIS KATEGORIE C
Kammerchor des Helmholtz-Gymnasiums Karlsruhe Leitung: Dr. Stephan Aufenanger, Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe
Annika Fuchs (*1998), Catalina Geyer (*1997) Violinen,
Benedikt von Puttkamer (*1998) Violoncello, Evelyn Ruf (*1995) Cembalo
Wolfgang Carl Briegel (1626–1712)
Wohl dem, deß Hilfe der Gott Jakobs ist
Clément Janequin (1480–1560)
Faisons le dire mensonger
Johann Eccard (1553–1611)
Übers Gebirg Maria ging
J. S. Bach (1685–1750)
Was Gott tut, das ist wohlgetan
PREISTRÄGER-KONZERT DES HÄNDEL-JUGENDPREISES KONZERT
83
Weitere Preise ohne Auftritt – Aus Zeitgründen treten nur erste und zweite Preisträger auf
2. PREIS KATEGORIE C
Neuer Kammerchor Heidenheim
Leitung: Thomas Kammel, Schillergymnasium Heidenheim
3. PREIS KATEGORIE C
Barockorchester Heimschule Lender, Sasbach
Leitung: Ulrich Noss
3. PREIS KATEGORIE C
Christophorus Gymnasium und Jugendsinfonieorchester Altensteig
Leitung: Jutta Hay
3. PREIS KATEGORIE A
Josua Weigand (*1996) Alt-Blockflöte
Betreuende Lehrkraft: Gabriele Hilsheimer, Musikschule Mannheim
FÖRDERPREISE KATEGORIE A
Ryosuke Sato (*1995) Tenor
Betreuende Lehrkraft: Heidi Ihle-Scheffler, Wahlafried-Strabo-Gymnasium Rheinstetten
Valentin Rothbauer (*2002) Trompete
Betreuende Lehrkraft: Robert Sagasser, Hockenheim
Luisa Utech (*2001) Blockflöten
Betreuende Lehrkraft: Gabriele Hilsheimer, Musikschule Mannheim
HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
Paul-Ehrlich-Str. 7, D-76133 Karlsruhe
Tel 0721 830 29 69
Fax 03212 830 29 69
[email protected]
www.haendel-karlsruhe.de
84
KONZERT PREISTRÄGER-KONZERT DES HÄNDEL-JUGENDPREISES
xx (xx)
xx (xx)
85
ÖKUMENISCHER
FESTGOTTESDIENST
Kooperation mit der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
Johann Sebastian Bach
(1685 – 1750)
Georg Friedrich Händel
(1685 – 1750) Fantasie und Fuge g-moll BWV 542
Arien aus Chandos Anthem Nr. 10
The Lord is my light (Psalm 27) HWV 255
STEVEN EBEL Tenor
KANTOR PATRIK FRITZ-BENZING Orgel
DEKAN HUBERT STRECKERT Katholische Kirche
PFARRER DIRK KELLER Evangelische Kirche
SA 21.1. 11.00 KATHOLISCHE STADTKIRCHE ST. STEPHAN Erbprinzenstraße 14
86
EXTRA ÖKUMENISCHER FESTGOTTESDIENST
xx (xx)
xxx (xx)
87
30.
INTERNATIONALE
HÄNDEL-AKADEMIE
22.2. – 6.3.15
DOZIERENDE
DONNA AGRELL Fagott
ALFREDO BERNARDINI Oboe
RACHEL BROWN Traverso
PETER KOOIJ Gesang
HIRO KUROSAKI Violine
BALÁZS MÁTÉ Violoncello
THOMAS MÜLLER Naturhorn
KRISTIAN NYQUIST Generalbass
PAOLO PANDOLFO Viola da Gamba
JUAN MANUEL QUINTANA Kammermusik
MICHAEL SCHNEIDER Blockflöte
ANDREAS STAIER Cembalo
LEILA SCHAYEGH Violine, Orchesterakademie
MICHAEL FORM Orchesterakademie
VÁCLAV LUKS Orchesterakademie
KAMMERKONZERT DER ENSEMBLES
SA 28.2. 19.00 VELTE-SAAL der Hochschule für Musik Karlsruhe
Am Schloss Gottesaue 7
ABSCHLUSSKONZERT
SO 1.3. 19.00 VELTE-SAAL der Hochschule für Musik Karlsruhe
88 EXTRA INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE
Liebe Musikfreunde,
das Verhältnis der drei bedeutendsten
deutschen Komponisten des Barock ist bis
heute nicht vollständig geklärt. Georg Friedrich Händel, 1685 in Halle geboren, Johann
Sebastian Bach etwa einen Monat später im
ca. 120 km entfernten Eisenach und Georg
Philipp Telemann, kaum 100 km von Halle
entfernt, vier Jahre zuvor in Magdeburg.
Man sollte meinen, die geografische Nachbarschaft und die zeitliche Nähe prädestinierte sie zu einem regen künstlerischen
und menschlichen Austausch. Tatsächlich
unterhielt einzig Telemann zu beiden
Kontakt, während Bach und Händel sich
niemals begegneten, obwohl sich ihre Wege
nachweislich kreuzten. Wie sehr sich die
drei Komponisten musikalisch austauschten,
wird eine der zentralen Fragen der INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE sein.
Neben dem Einzelunterricht soll der Kammermusik ein breiter Raum gegeben werden,
weshalb wir insbesondere bereits existierende Ensembles zur Teilnahme ermutigen
möchten. Jedes Ensemble erhält während
der gesamten AKADEMIE Unterricht bei
einer Auswahl von drei Dozierenden, um
möglichst viele Aspekte des vokal-instrumentalen Zusammenspiels zu erarbeiten.
2015 ist ein rundes Jahr für die HÄNDELAKADEMIE. Aus diesem Anlass findet
direkt nach den Kursen eine Orchesterakademie in Zusammenarbeit mit dem
Barockorchester Simón Bolívar (El Sistema,
Venezuela) statt, die ihren Höhepunkt in
einem Festkonzert am Freitag, 6. März 2015,
im Konzerthaus Karlsruhe erreichen wird.
Für die finanzielle Unterstützung, ohne die die
Existenz der HÄNDEL-AKADEMIE undenkbar
wäre, sind wir dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes
Baden-Württemberg, der Stadt Karlsruhe
sowie der HÄNDEL-GESELLSCHAFT und
ihren Sponsoren zu Dank verpflichtet.
Prof. Andrea Raabe Michael Form
Vorsitzende Künstlerischer Leiter
INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE EXTRA 89
FESTKONZERT ZUR
30. INTERNATIONALEN
HÄNDEL-AKADEMIE
LEILA SCHAYEGH Violine
VÁCLAV LUKS & MICHAEL FORM Musikalische Leitung
Teilnehmer der Orchesterakademie & Mitglieder von El Sistema aus Caracas, Venezuela
PROGRAMM
Johann Sebastian Bach 1. Brandenburgisches Konzert F-Dur BWV 1046
Johann Sebastian Bach Violinkonzert d-Moll nach BWV 1052
François Francoeur Symphonies pour les Festin Royal du Comte d’Artois
FR 6.3. 20.00 KONZERTHAUS
90 EXTRA INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE
Kein anderes Händel-Festival verfügt über
eine für den Nachwuchs so wichtige
Einrichtung: Seit 30 Jahren bietet die
INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE
KARLSRUHE jungen Musikern die Möglichkeit, bei Meistern ihres Fachs die historisch
informierte Spielpraxis zu erlernen. Zum
Jubiläum hat die Akademie Barockmusiker
des weltberühmten venezolanischen
Jugendorchesters El Sistema eingeladen,
ein Programm zu präsentieren.
François Francœur war der große Visionär
des französischen Orchesterstils. Nur dank
seiner Arbeit konnte Jean-Philippe Rameau
seine schwierigen Partituren überhaupt
entwerfen. Seine Symphonie pour le
Festin Royal ist Teil eines umfangreichen
Manuskripts, das heute in der Bibliothèque
National in Paris aufbewahrt wird. Die
darin enthaltenen festlichen Ouvertüren,
Tanzsätze und originellen Charakterstücke
sind keineswegs alle von Francœur selbst;
es finden sich darunter auch Preziosen von
Mondonville, Berton, Dauerten und Rameau.
Mit dieser großen Konzertsuite wird ein
beeindruckendes Orchesterfeuerwerk aus
dem vorrevolutionären Paris entfesselt.
INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE EXTRA 91
92
xx (xx)
xx (xx 93
SYMPOSIUM DER
30. INTERNATIONALEN HÄNDEL-AKADEMIE
EIN OFFENES
DREIECK
DAS VERHÄLTNIS BZW. NICHT-VERHÄLTNIS
ZWISCHEN BACH, TELEMANN UND HÄNDEL
PROF. DR. CHRISTOPH WOLFF Cambridge, MA / Leipzig
Der Telemann- und Händel-Fan Johann Sebastian Bach
PROF. DR. WOLFGANG HIRSCHMANN Halle/Saale
Telemann – Händel – Bach: Drei Konzeptionen der Konzertmusik
PROF. MICHAEL SCHNEIDER Frankfurt/Main
Gute Noten für gute Manieren. Überlegungen und Experimente zur barocken Ornamentik
PROF. DR. KAI KÖPP Bern
„Executio anima compositionis“ – Bach, Telemann und Händel aus der Perspektive eines
zeitgenössischen ‚Interpreten’
PROF. DR. THOMAS SEEDORF Karlsruhe
Gesprächsleitung
Das Symposium befasst sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit den Beziehungen
zwischen Bach, Händel und Telemann. Im Zentrum der Veranstaltung steht ein Gesprächskonzert, in dem Musik der drei Komponisten aufgeführt und diskutiert wird.
SO 22.2. 10.00 – 16.30 HÖRSAAL der Hochschule für Musik Karlsruhe
Am Schloss Gottesaue 7, 76131 Karlsruhe
94
EXTRA INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE
SWR2 CLUSTER –
Das Musikmagazin
Provokant. Schillernd. Abenteuerlich. Bunt.
Montag bis Freitag 15.05 – 16.00 Uhr
SWR2.de
LUST AUF KULTUR
96 xx
xxx 97
INTERNATIONALE HÄNDEL-FESTSPIELE KARLSRUHE 2015
SCHRIFTLICHE KARTENBESTELLUNGEN
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE
Theaterkasse
Baumeisterstr. 11
76125 Karlsruhe
[email protected]
THEATERKASSE
Baumeisterstr. 11
Montag bis Freitag von 10.00 – 18.30
Samstag von 10.00 – 13.00
Telefon 0721 933 333
Fax 0721 3557 346
ABENDKASSE
1 Stunde vor Beginn der Vorstellung
WEITERE INFORMATIONEN
www.staatstheater.karlsruhe.de
www1.karlsruhe.de/Kultur/HaendelAkademie
IMPRESSUM
Generalintendant Peter Spuhler
Künstlerische Leitung Michael Fichtenholz
Produktionsleitung Eric Nikodym
Assistenz Catharina Waschke
Künstlerische Leitung
INTERNATIONALE HÄNDEL-AKADEMIE
KARLSRUHE Michael Form
Redaktion Nadine Hering-Eßig
Gestaltung Danica Schlosser
Druck medialogik GmbH
Redaktionsschluss 3.2.15
Änderungen vorbehalten
BAROCKSTADT KARLSRUHE
In diesem Jahr jährt sich die Stadtgründung
Karlsruhes zum 300. Mal. Von Markgraf Karl
Wilhelm als barocke Planstadt angelegt, hat
Karlsruhe den vom Sonnenkreis abgeleiteten
Fächer-Grundriss bis heute bewahrt – im
Mittelpunkt den Turm des Barockschlosses.
Die ehemalige markgräfliche Residenz ist bis
heute nicht nur das städtebauliche, sondern
auch das kulturelle Zentrum der Stadt: Die
Sammlungen des hier beheimateten Badischen
Landesmuseums vermitteln anschaulich Kunst
und Kultur der gesamten Menschheitsgeschichte. Zu sehen sind u. a. eine der
schönsten Antikensamlungen Deutschlands
und die einst von den badischen Markgrafen zusammengetragene weltberühmte sog. „Türkenbeute“. Die Fotostrecke in diesem Band stimmt
mit Außenansichten des Schlosses sowie
Objekten aus der Sammlungsausstellung
„Schloss und Hof“ bereits ein auf die Große
Landesausstellung „Karl Wilhelm 1679 – 1738“,
die das Badische Landesmuseum ab Mai 2015
zum Stadtjubiläum ausrichten wird.
Das Theseus-Bildnis auf der Titelseite entstammt dem Gemälde Theseus entdeckt das
Schwert seines Vaters von Antonio Balestra
(1666 – 1740), das in einer Privatsammlung
hängt. Die Abenteuer des Theseus zählen zum
Kernbestand der antiken Mythologie, so die
Tötung des Minotaurus mit Hilfe Ariadnes, die
er dann für Phädra sitzen ließ. Sein Konflikt
mit seiner Stiefmutter Medea, der in Händels
Teseo eine wesentliche Rolle spielt, gehört
hingegen zum Umkreis der Argonautensage.
HOTEL-ARRANGEMENTS
Informationen zu unseren Partnerhotels finden
Sie auf www.staatstheater.karlsruhe.de
unter Service/Hotel- und Gastrotipps.
98
SERVICE
64. SCHWETZINGER
SWR FESTSPIELE
BAROCKFEST
25. April Brujas y Magas – »Zauberinnen und Hexen«
Oper, Zarzuelas, Tanz und Poesie
SCHWETZINGEN VOKAL
26. April Krassimira Stoyanova / Jendrik Springer
Lieder von Puccini, Berg, Tschaikowsky und Rachmaninow
30. April SWR Vokalensemble Stuttgart / Piano Duo Tal & Groethuysen / Florian Helgath
»Liebeslieder und neue Liebeslieder« Liederzyklen von Brahms, Rückauf und Smutny
25. Mai Christiane Karg / Arcangelo / Jonathan Cohen
Arien von Händel, Triosonaten von Bach und Buxtehude
26. Mai Matthias Goerne / Piotr Anderszewski
Ausgewählte Lieder von Schumann
VOKALE KLÄNGE IN SPEYER
7. Mai Kirche St. Joseph Huelgas Ensemble / Paul van Nevel
»Musik in apokalyptischen Zeiten: 1000 – 1400« · Motetten und Messteile aus Frankreich und England
21. Mai Dom Tenebrae / Nigel Short
A-cappella-Werke von Perry und Byrd
OPERN-URAUFFÜHRUNG
Hèctor Parra: »Wilde«
Musik: Hèctor Parra · Text: Händl Klaus · Regie: Calixto Bieito · Musikalische Leitung: Peter Rundel
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Ausführliches Programm unter schwetzinger-swr-festspiele.de
Programmbroschüre anfordern unter [email protected]
Das gesamte Programm wird in SWR2 gesendet.
NACHWEISE
TEXTE
Alle Texte sind Originalbeiträge für dieses
Programmbuch.
FOTOS
Seite 2/3, 10/11, 21, 36/37, 62/63, 69,
72/73, 78/79, 85, 87, 92/93, 96/97 ONUK
Seite 54/55 Thomas Goldschmidt
© Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Lisandro Abadie Pablo Kornfeld
Mehmet Altiparmak Serdar Avci
Alain Blanchot Gerard Levy
Adeline Caron Falk von Traubenberg
Franco Fagioli Julian Laidig
Yetzabel Arias Fernandez Ribaltaluce Studio
Flavio Ferri-Benedetti Michael Obex
Andrew Finden Felix Grünschloß
Michael Form Felix Grünschloß
Paul Goodwin Ben Ealovega
Roberta Invernizzi Ribaltaluce Studio
Vesselina Kasarova Marco Borggreve
Andrea Keller Dirk Peuser
Benjamin Lazar Nathaniel Baruch
Claire Lefilliâtre Sebastien Brohier
Flurin Borg Madsen Felix Grünschloß
Daniel Pfluger Felix Grünschloß
Valer Sabadus Uwe Arens / SONY
Federico Maria Sardelli Alessandro Lamurgalia
Larissa Wäspy Schall Portraitfotografie
Terry Wey Walter Fritz
Sollten wir Rechteinhaber übersehen
haben, bitten wir um Nachricht.
100
FESTSPIELKALENDER
SO 15.2. MITGLIEDERVERSAMMLUNG
der HÄNDEL-GESELLSCHAFT KARLSRUHE e. V.
10.00 UNTERES FOYER
SONNTAG VOR DER PREMIERE – T ESEO
11.00 KLEINES HAUS
MI 18.2. ÖFFENTLICHE GENERALPROBE TESEO
19.00 GROSSES HAUS
FR 20.2. ERÖFFNUNG DER INTERNATIONALEN
HÄNDELFESTSPIELE 2015
18.00 MITTLERES FOYER
TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS PREMIERE
SA 21.2. ÖKUMENISCHER FESTGOTTESDIENST
11.00 KATHOLISCHE STADTKIRCHE ST. STEPHAN Erbprinzenstraße 14
FESTKONZERT DER
DEUTSCHEN HÄNDEL-SOLISTEN
19.00 GROSSES HAUS
SO 22.2.
EIN OFFENES DREIECK:
BACH – TELEMANN – HÄNDEL
Symposium der 30. INTERNATIONALEN
HÄNDEL-AKADEMIE KARLSRUHE
10.00 – 16.30 SCHLOSS GOTTESAUE Genuit-Saal
TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
18.00 GROSSES HAUS
DI 24.2. SWR2 CLUSTER
15.00 UNTERES FOYER
RICCARDO PRIMO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS WIEDERAUFNAHME
MI 25.2. TESEO
Oper von Georg Friedrich Händel
19.00 GROSSES HAUS
Kompetenz ist das Produkt
aus Wissen und Erfahrung –
wir haben beides:
alles was Arbeitsrecht ist.
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Steuerberater · Wirtschaftsprüfer
Karlsruhe – Landau – Pforzheim
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Neuinszenierung
ARMINIO
Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
Max Emmanuel Cencic Regie & Titelrolle
George Petrou Dirigent
Mit Vince Yu, Ruxandra Donose, Pavel Kudinov u. a.
Premiere 13.2.16
Weitere Vorstellungen 17., 19., 21. & 23.2.16 GROSSES HAUS
Wiederaufnahme
TESEO
Oper in fünf Akten von Georg Friedrich Händel
Daniel Pfluger Regie
Michael Form Dirigent
Mit Valer Sabadus, Roberta Invernizzi, Yetzabel Arias-Fernandez u. a.
WA-Premiere 20.2.16
Vorstellung 24 & 27.2.16 GROSSES HAUS
& vieles mehr!
Der Vorverkauf läuft ab dem 15.2.15 für ABONNENTEN, Mitglieder der HÄNDELGESELLSCHAFT KARLSRUHE und Mitglieder der GESELLSCHAFT DER FREUNDE.
Am 20.2.15 startet der Vorverkauf für alle Besucher.
WWW.STAATSTHEATER.KARLSRUHE.DE
INTERNATIONALE HÄNDEL-FESTSPIELE 2015
Eröffnungskonzert
IL POMO D’ORO & DONNA LEON
Ricardo Minasi Dirigent
12.2.16 GROSSES HAUS
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