Vegan leben_2_29_01_2014

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Rems-Murr RUNDSCHAU
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THEMA:
Begehrter Film-Preis: Der Goldene Bär
der Berlinale.
Ausflug in den
Schnee
Der erste Schnee! Den hat die
kleine Iqhwa gerade gesehen.
Das Elefanten-Baby lebt im
Tiergarten in der Stadt Wien in
unserem Nachbarland Österreich. Dort hatte es geschneit.
Als Iqhwa ins Außengehege
ging, fand sie eine weiße
Landschaft vor.
„Ganz geheuer war Iqhwa
der Schnee nicht und sie blieb
lieber in der Nähe ihrer Mutter
und ihrer Schwester“, berichtete die Direktorin des Tiergartens. „Immer wieder tauchte
sie ihren Rüssel in die weiße
Pracht und kostete ein bisschen.“
Iqhwas Ausflug in den
Schnee dauerte nur eine halbe Stunde. Danach ging es
zurück ins Elefantenhaus. „Elefanten macht der Schnee
nichts aus, solange der Boden
nicht eisig ist. Natürlich können
sie sich wie wir Menschen
auch verkühlen. Besonders die
großen Ohren sind sehr empfindlich.“
C5
Serie „Vegan leben“, Teil II
Trend zu weniger Fleisch
Ein Film-Bär
aus Berlin
Alle wollen ihn haben: den
Goldenen Bären. Diese Figur
gibt es auf der Berlinale als
Preis für den besten Film. Berlinale ist der Name der FilmFestspiele in der deutschen
Hauptstadt Berlin. Sie beginnt
am nächsten Donnerstag.
Dabei werden einmal im
Jahr rund 400 Filme vorgeführt. Einen Teil davon bewerten Film-Experten aus verschiedenen Ländern. Sie
entscheiden, welchen Streifen sie am besten finden.
Außerdem werden noch
mehrere Silberne Bären vergeben, zum Beispiel für den
besten Schauspieler.
Eine Bildhauerin hat den
Bären vor langer Zeit entworfen: Sie hieß Renée Sintenis
und lebte in Berlin. Dort ist sie
vor vielen Jahren auch gestorben. Am liebsten formte
Renée Sintenis Tier-Figuren.
Außerdem gestaltete sie viele Skulpturen von Sportlern.
Nummer 23 – RMR4
Mittwoch, 29. Januar 2014
Die beiden Veganerinnen Gudrun Obleser und Conny Maisch erläutern ihre Gründe und Motivation
Von unserer Mitarbeiterin
heidrun Gehrke
Winnenden/Fellbach.
„Inzwischen ist’s ein richtiges Lifestyle-Thema geworden“, sagt Conny
Maisch aus Fellbach. Sie lebt seit
sechs Jahren vegan und findet es
„grundsätzlich gut“, dass der Lebensstil plötzlich in aller Munde ist. Gudrun
Obleser, Gründerin des Vereins
„WinnVegan“ aus Winnenden, sieht in
dem Trend noch keine grundlegende
Umkehr, wohl aber eine positive Entwicklung: „Der Fleischkonsum reduziert sich.“
Dass es Mode geworden ist, vegan zu leben,
könne der Lebensform nur guttun, meint
Conny Maisch. „Die Art, wie über Veganismus berichtet wird, hat sich verändert, dadurch auch das Image.“ Noch vor zwei, drei
Jahren sei der Ton kritischer gewesen, auch
viele Klischees vom genussfeindlichen Körnerpicker hätten das Bild in der Öffentlichkeit bestimmt. Inzwischen überwiege das
positive Interesse an einer veganen Lebensweise. „Es gilt jetzt als cooler und hip, nicht
mehr so sehr als alternativ.“
Am meisten stört es sie, „dass Berichte
über Veganismus fast immer nur auf das
Essen reduziert sind“, sagt Gudrun Obleser.
Vegan zu leben geht für sie aber über das
Weglassen von tierischen Nahrungsmitteln
hinaus. „Schuhe, Kleidung, in fast allen
Konsumartikeln stecken tierische Produkte
drin.“ Auch Conny Maisch denkt über den
Kochtopf hinaus, isst nicht nur anders, sondern hat ihr Leben grundlegend umgestellt.
Beispiel Kleidung. „Ich kaufe viel Fair-Trade-Klamotten, auch Gebrauchtes vom
Flohmarkt oder aus dem Secondhandshop.“
Aus veganer Sicht sei Klamottenkauf bei
Discountern und großen Billig-Modeketten
zwar okay, nicht aber aus ganzheitlicher
Sicht: „Es geht nicht nur darum, das Leid
der Tiere zu verringern.“ Textilarbeiter aus
Fernost, die für Hungerlöhne arbeiten,
Der Winnender Verein „WinnVegan“ veranstaltet immer wieder einen „Vegan-Brunch“ in der Alten Kelter.
Archivbild: Steinemann
spielten daher bei der Auswahl der Kleidung ebenfalls eine Rolle.
Vegan leben heißt, Fragen zu stellen. Fragen nach dem Woher und Wozu von tierischen Produkten. Fragen nach Inhaltsstoffen von Lebensmitteln ebenso. So meidet
Gudrun Obleser Weine, die nicht vegan hergestellt wurden, sondern zum Klären durch
„Gelatinefilter“ fließen. Auch bei Fruchtsäften frage sie nach, womit sie geklart
wurden, und greift sicherheitshalber zu naturtrüben Varianten. Zur veganen Lebens-
form ist Gudrun Obleser ebenfalls übers
Fragenstellen gelangt. „Ich lebte als Vegetarierin in der Illusion, dass eine Kuh lebenslang Milch gibt und irgendwann
stirbt.“ Irgendwann sei bei ihr die Frage
aufgetaucht, was Vegetarier eigentlich mit
den Kälbern tun. „Mir wurde klar, dass
Kühe jedes Jahr kalben müssen, damit wir
unsere Milch haben.“ Nach und nach wurde
ihr der Kreislauf bewusst, aus dem sie dann
radikal und bewusst ausgestiegen ist: Die
Kälber werden der Mutter weggenommen,
selbst zu Milchkühen gezüchtet, die männlichen werden geschlachtet. Bis dahin habe
sie sich „gutgefühlt“ als Vegetarierin. „Als
mir klarwurde, dass ich das Schlachten
auch als Vegetarierin fördere und ein ethisches Problem an jemand anderen delegiere, wollte ich keine Milch mehr und alles,
was daranhängt.“
Ihr gehe es um die Minimierung des Leidens fühlender Wesen. „Dass ich aufgrund
meiner bloßen Existenz immer irgendwo in
dem Kreislauf drinstecke und auch Kleinstlebewesen töte, ist mir bewusst“, sagt sie.
Vegansein bedeute, „auf dem Weg sein,
möglichst wenig Leid zu verursachen“. Tiere seien Lebewesen und keine „Lebensmittel“. Auch das „humane“ Geschlachtetwerden im modernen Schlachthaus sei kein natürlicher Tod. „Das Töten eines Tieres ist
nie artgerecht, auch Bioschweine werden
nicht totgestreichelt.“ Mitgefühl zu haben
ist für Obleser das Wichtigste im Menschen.
„Mitgefühl zu unterscheiden von Mitleid ist
notwendig, sonst werde ich starr und handlungsunfähig. Das Ziel aller Erziehung
muss die Entstehung von Mitgefühl sein.“
Weltverbesserin? „Aber sicher“, sagt
Gudrun Obleser. „Ich kann mich nützlich
machen und verbessern, indem ich bei allem, was ich tue, nachdenke.“ Das ganze
Leben bestehe aus Entscheidungen, sie sind
die Sandkörner unseres Daseins. Ihr geht es
darum, nicht an den eigenen Überzeugungen „vorbeizuleben“.
Sie spricht die Dinge ohne missionarischen Eifer aus und erzählt, dass sie gerne
kocht und auf Genuss nicht verzichten
muss. Sie deutet es als positives Zeichen,
dass die Zahl der Menschen zunimmt, die
wissen, was „vegan“ bedeutet. Allerdings:
Jeder Trend vergehe wieder, meint Gudrun
Obleser. „Was heute angesagt ist, ist morgen wieder vorbei.“ Bleibt aus Veganersicht
die Hoffnung, dass „ein paar vielleicht hängenbleiben“.
Vegan-Brunch
t Der nächste Vegan-Brunch findet
statt am Sonntag, 16. Februar, von 11
bis 14 Uhr in der Alten Kelter Winnenden, Paulinenstraße 33.
Jedes Lebewesen hat Recht auf natürlichen Tod
Gudrun Obleser über Argumente und Gegenargumente, zum Beispiel jene der amerikanischen Ex-Veganerin Lierre Keith
Winnenden (hege).
Dem Vegan-Trend zum Trotz gibt es Gegenstimmen wie etwa die amerikanische ExVeganerin und Autorin Lierre Keith. In ihrem Buch „Ethisch essen mit Fleisch. Eine
Streitschrift über nachhaltige und ethische
Ernährung mit Fleisch und die Missverständnisse und Risiken einer streng vegetarischen und veganen Lebensweise“ wendet
sie sich insbesondere gegen die herrschenden Subventions- und Machtstrukturen in
der Landwirtschaft. Wir haben Gudrun
Obleser, Veganerin aus Winnenden, gefragt,
was sie von der Argumentation hält.
Noch mehr Getreide oder Sojabohnen für
die menschliche Ernährung zu erzeugen,
wie von Vegetarierseite oft gefordert, fördere die Umweltzerstörung, den Hunger
und die Verelendung der Menschen, behauptet die Autorin.
Was heißt „von Vegetarierseite gefordert“?
Vegetarier wünschen sich die Vielfalt essbarer Pflanzen auf dem Feld und auf dem
Teller anstelle von verschwendetem Tierfutter in Mastanlagen. Müssten keine Massentiere gefüttert werden, gäbe es dafür
reichlich Platz, Wasser und Energie für
Pflanzenkost für viele, viele Menschen. Es
ficht mich sehr an, wenn Menschen von ihrem Land vertrieben werden, in Abhängigkeit und Lohnsklaverei geraten und vor
Hunger und Krankheit sterben, dank der
Profitmacht der Getreide- und Sojaindustrie mit ihren Monokulturen und Großmachtpraktiken. Aber das ist nicht die
Schuld des Vegetarismus oder gar des Veganismus, sondern die der herrschenden Produktions- und Konsumstrukturen. Im Gegenteil: Würden noch viel mehr Menschen
vegan leben und politisch aktiver werden,
dann würden sich langfristig auch diese
Missstände verändern. Das Geschäft mit
dem Tierleid zerstört am Ende die Welt. Al-
leine der CO2-Ausstoß durch die Massentierindustrie ist höher als durch den gesamten Autoverkehr. Auch der Wasserverbrauch ist skandalös.“
Jeder, der isst, tötet, also auch der Vegetarier. Wer Landwirtschaft betreibt und
Gemüse anbaut, um sich rein vegetarisch
oder vegan zu ernähren, muss Land umpflügen und viele dort ansässige Lebewesen – Tiere und Pflanzen – vertreiben oder
töten. Was sagen Sie als Veganerin dazu?
In ihrem Buch geht die Autorin Lierre
Keith mit dem Subventionssystem in der
Landwirtschaft hart ins Gericht. Einige
wenige Firmen beherrschen ihrer Recherche nach den Markt. Getreide und Sojabohnen würden unter Preis gehandelt
und die steten Überschüsse exportiert.
Das zerstöre die lokalen Subsistenzwirtschaften und die Natur. Können Sie dem
zustimmen?
Man weiß, dass Getreide und Soja in unglaublicher Menge für Tier(Mast)futter verwendet und vor allem nach Europa geschickt werden. Als grobe Relation gilt:
Eine Fleischkalorie zu erzeugen erfordert
bis zu zehn Getreidekalorien. Auf der Bodenfläche, die für Tierhaltung benötigt
wird, könnte sehr viel Getreide oder andere
pflanzliche Nahrung erzeugt werden. Ich
meine, mich zu erinnern, dass auch hier die
Relation eins zu zehn ist. Das heißt, durch
den Verzicht auf Tierproduktion könnte die
vegane menschliche Nahrung längstens
ausreichen – ökologisch vernünftige Anbauarten vorausgesetzt.
Weiter sagt die Autorin, dass der Anbau
einjähriger Gräser – also von Getreide,
dem wichtigsten Grundnahrungsmittel
der Vegetarier und Veganer – Humus vernichte und dem Bodenleben schade.
Nachhaltig sind nach Keiths Recherchen
nur mehrjährige Mischkulturen von
Pflanzen und Tieren, die im Sinne einer
ökologischen Kreislaufwirtschaft oder
Permakultur miteinander und voneinander leben.
Permakultur ist sehr interessant. Idealer-
Aus meiner ethischen Sichtweise sage ich,
dass es allein aufgrund meiner physischen
Existenz unvermeidlich ist, Tiere zu töten.
Jeder Schritt auf dem Boden, jede Bautätigkeit und so weiter vernichtet Kleinlebewesen. Dagegen kann ich in gewisser Weise
angehen, indem ich generell so achtsam und
bewusst wie möglich lebe und handle und
konsumiere.
Was ist Ihr zentrales Argument für eine
vegane Lebensweise?
Gudrun Obleser
Bild: Bernhardt
weise sollte eine Landwirtschaft angestrebt
werden, die das Zusammenleben einer heute noch undenkbaren Anzahl von Pflanzen
optimiert und gleichzeitig trotz natürlicher
Kreisläufe nicht vom Schaden für sogenannte „Nutztiere“ abhängig ist. Ich bin sicher, das menschliche Erfindungspotenzial
der Zukunft wird in dem Punkt große Fortschritte entwickeln. Wenn mehrjährige
Mischkulturen sinnvoll sind und sie das Bodenleben besser erhalten, gut so. Inwieweit
unsere jetzigen „Schlachttiere“ hierfür nötig sind, bezweifle ich. Die vegane Gesellschaft der Zukunft wird Wege finden, wie
sie die bestmögliche Pflanzenerzeugung
ohne Tierleid hinbekommt. Es gibt ja bereits eine Bewegung „veganer Landbau“,
die hierzu schon weitere Erfahrungen und
Erkenntnisse hat.
Mir geht es darum, mein Leben, so weit wie
es mir mit meinen beschränkten Mitteln
möglich ist, so einzurichten, dass Tiere als
fühlende Lebewesen kein Leid, keine Ausbeutung, keinen Schmerz erfahren und
nicht getötet werden. Ihre toten Muskeln,
ihre lederne Haut, ihre pelzigen Haare sind
für gutes menschliches Leben nicht erforderlich. Mitgefühl gilt es zu entwickeln, vor
allem anderen. Alle haben das Recht auf ein
Leben, das ihrer Art entspricht, und auf einen natürlichen Tod.
Nächste Folge
Supermarkt-Tipps für Veganer und
solche, die sich bewusst ernähren
wollen: Samstag, 1. Februar.
@ Die ganze Serie im Internet unter
www.zvw.de/vegan
Berufsberater geben Tipps zum Berufseinstieg
Infoveranstaltungen im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit in Waiblingen
Waiblingen.
Der kleine Elefant Iqhwa erkundet den
Schnee.
Für viele Jugendliche ist die betriebliche
Berufsausbildung der Königsweg in die Arbeits- und Berufswelt, sagen Berufsberater
der Waiblinger Agentur für Arbeit. Nach
ihren Erfahrungen besuchen immer mehr
Schüler weiterführende Schulen, verfehlen
letztlich aber wegen schlechter Noten einen
guten Start in das Berufsleben. Weiterfüh-
rende Schulen werden oft aus Unbehagen
vor der anstehenden Berufsentscheidung
gewählt und auch mit der Hoffnung verbunden, dass mit einem höheren Schulabschluss eher der Traumberuf verwirklicht
werden könne. Einem großen Teil der
Schulabgänger und ihren Eltern raten die
Berufsberater jedoch, den Einstieg in das
Berufsleben über eine betriebliche Berufs-
ausbildung zu beginnen. Im Anschluss daran gibt es noch viele Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung. Im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit in Waiblingen (Mayennerstraße 60)
bieten die Berufsberater Infoveranstaltungen über berufliche Aufstiegschancen nach
der betrieblichen Berufsausbildung an: Am
Montag, 3. Februar; am Dienstag, 4. Febru-
ar und am Mittwoch, 5. Februar, jeweils ab
19.30 Uhr. Menschen, die Karriere gemacht
haben, erzählen von ihren beruflichen Erfolgen; Firmenvertreter aus der Region, die
zeigen, welche Karrierechancen ihre Betriebe bieten. Die Berufsberater Klaus
Reuster, Stefani Kruse und Armin Gerhard
moderieren und informieren über die Chancen des zweiten Bildungsweges.
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