Artikel im Volltext

Werbung
Züchtungskunde, 79, (5) S. 394 – 414 2007, ISSN 0044-5401
© Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
A. Sundrum1
1 Einleitung
Aspekte des Tierschutzes finden bei der Haltung von Mastrindern in der Öffentlichkeit
bislang wenig Beachtung. Dies erstaunt angesichts der Zahl von annähernd 1,4 Millionen Mastrindern, die jedes Jahr in Deutschland geschlachtet werden (ZMP, 2005). Das
geringe öffentliche Interesse steht auch im Kontrast zu den vielfältigen gesundheitlichen
Risiken und Verhaltensstörungen, denen Mastbullen in den vorherrschenden Haltungsverfahren ausgesetzt sein können. Eine ausführliche Darstellung der tierschutzrelevanten Risiken und Beeinträchtigungen findet sich in einem Bericht der EU-Kommission
(Canali et al., 2001).
In der landwirtschaftlichen Praxis weisen die Haltungssysteme für Mastrinder vielfältige Formen auf. Dabei können die Größenordnungen und die Ausführungen der für die
Tiergerechtheit relevanten Einflussfaktoren erheblich variieren. Die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten der Faktoren und die sich wechselseitig überlagernden Effekte
auf die Tiere können die Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungsverfahren in erheblichem Maße erschweren (Sundrum, 2002).
In der Vergangenheit hat es nicht an Bemühungen gefehlt, anhand von Checklisten
(Bahrs, 1997) oder Indikatorkonzepten (Konrad, 1987; Matthes et al., 1998; Sundrum und Rubelowski, 2001) Instrumente für eine Schwachstellenanalyse und Beurteilung von Haltungsverfahren im Hinblick auf die Tiergerechtheit zu entwickeln. Die bisherigen Konzepte beschränkten sich jedoch weitgehend auf die Erfassung von baulichtechnischen Ausführungen der Haltungsverfahren und der Einrichtungsgegenstände.
Ein weiter gehender Ansatz wurde mit dem CCP-Konzept (von Borell et al., 2001) und
den Richtlinien für ein Basis-Qualitätsmanagementsystem (BQM) in der Rindfleischerzeugung (LKV-Sachsen-Anhalt, 2004) beschritten. Beide Konzepte legen den Schwerpunkt auf haltungstechnische Voraussetzungen und auf Maßnahmen des Managements.
Nachfolgend werden die für die Mastrinderhaltung besonders relevanten und daher
kritischen Punkte anhand des auf die Mastrinderhaltung übertragenen CCP-Konzeptes
thematisiert. Dabei wird erörtert, inwieweit auf einem Betrieb die haltungstechnischen
Voraussetzungen für ein hohes Maß an Tiergerechtheit gegeben sind. Des Weiteren
werden Aspekte der Umsetzung von fütterungsrelevanten und bei der Einstallung erforderlichen Maßnahmen erörtert. Schließlich werden die spezifischen Aspekte im Zusammenhang mit dem Gesundheitsmanagement thematisiert. Zunächst werden jedoch die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgezeigt, unter denen die Landwirte in
Deutschland Rindfleisch erzeugen und die den Spielraum für potentielle Verbesserungen der Tiergerechtheit bei der Haltung von Mastrindern markieren.
2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Neben der Nutzung von gemerzten Milchkühen erfolgt die Erzeugung von Rindfleisch
in Deutschland in erster Linie über Jungbullen (76 %). Es folgen mit deutlichem Abstand Schlachtfärsen (18 %) sowie Schlacht- und Mastkühe (6 %) (ZMP, 2005). Anders
1 A. Sundrum, Fachgebiet Tierernährung und Tiergesundheit, Universität Kassel, Nordbahnhofstr. 1a, D-37213 Witzenhausen, E-mail: [email protected]
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
395
als in den USA, England oder Frankreich hat die Ochsenmast in Deutschland keine Bedeutung. Mastrinder werden zum einen auf Milchviehbetrieben als nicht für die Nachzucht genutzte Tiere gemästet oder für spezialisierte Mastanlagen als Kälber oder Fresser aus der Milchvieh- und der Mutterkuhhaltung aufgekauft. Während die Rindfleischerzeugung in Deutschland den inländischen Selbstversorgungsgrad deutlich übersteigt,
ist der Verbrauch von Rindfleisch in der EU seit 2003 größer als die derzeit rückläufige
Produktion (ZMP, 2005). In Nord- und Südamerika, Asien und Australien wird dagegen
die Rinderproduktion deutlich ausgedehnt, so dass die Importe von dort an Bedeutung
gewinnen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die weitere Liberalisierung im Zuge der WTO-Verhandlungen den internationalen Wettbewerb im Rindfleischhandel weiter verschärfen wird.
Mit der nunmehr erfolgten Entkoppelung der Tierprämien hängt die Wirtschaftlichkeit dieses Betriebszweiges fast ausschließlich von der von Direktkosten freien Leistung
im einzelnen Betrieb ab. In vielen westdeutschen Regionen sind die Bestandsgrößen zu
klein, um im internationalen Wettbewerb auf Dauer mithalten zu können. In ostdeutschen Regionen sind zwar die strukturellen Voraussetzungen für eine – auch im europäischen Maßstab – großbetriebliche Viehhaltung überdurchschnittlich gut, doch ist hier
der Viehbesatz in den Jahren nach der Wiedervereinigung zum Teil auf ein sehr niedriges Niveau zurückgegangen (Wiss. Beirat, 2005). Dies hat dazu geführt, dass Mäster
kaum Agglomerationsvorteile nutzen können. Die mittel- bis langfristig zu erwartenden
Rahmenbedingungen (Abbau der Exporterstattung und des Importschutzes) werden für
die deutschen Erzeuger von Rindfleisch einen schärferen internationalen Wettbewerb
zur Folge haben und aufgrund begrenzter Wettbewerbsfähigkeit voraussichtlich zu einem Rückgang der Inlandsproduktion führen.
Da eine Verbesserung der Tiergerechtheit in der Regel mit einer Erhöhung an monetären und arbeitszeitlichen Aufwendungen einhergeht, ist nachvollziehbar, wenn die
Thematisierung von Tierschutzaspekten in der Mastrinderhaltung ein unterschiedliches
Echo hervorruft. Einerseits keimt bei vielen Erzeugern und Verbandsvertretern die Sorge auf, dass mit zunehmenden Anforderungen an die Haltung von Nutztieren die Wettbewerbsfähigkeit weiter eingeschränkt wird. Andererseits ist zu erwarten, dass sich auf
einem übersättigten Markt insbesondere solche Produkte langfristig behaupten können,
die sich durch eine hohe Produkt- und Prozessqualität von der Discount-Ware abgrenzen und den Wünschen einer wachsenden Anzahl von Verbrauchern nach hochwertigem Fleisch aus tiergerechten Haltungsbedingungen Rechnung tragen (Bernués et al.,
2003; Grunert et al., 2004).
3 Kontrollpunkte hinsichtlich der haltungstechnischen Voraussetzungen
Für die Haltung von Mastrindern existieren derzeit keine spezifischen Mindestanforderungen in Form von gesetzlich verbindlichen Verordnungen. Als Orientierung für baulich-technische Anforderungen kann das ‘Europäische Übereinkommen zum Schutz von
Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen’ (BGBl., 1978) herangezogen werden.
Darin wird u. a. für Mastbullen mit einer Lebendmasse von 600 kg eine Mindestfläche
von 3 m2 empfohlen. Die Gruppengröße sollte nicht über 20 Tiere pro Bucht hinausgehen. Ferner sollte die Verwendung von Elektrodrähten als Maßnahme zur Verringerung
des gegenseitigen Bespringens vermieden werden. In der EG-Verordnung zur Ökologischen Tierhaltung (EWG-Nr. 1804/1999) sind der Vollspaltenboden und die Anbindehaltung (Übergangsfrist bis 2010) ausgeschlossen. Für Mastrinder muss bis 200 kg Lebendmasse (LM) eine Mindeststallfläche von 2,5 m2, bis 350 kg LM von 4,0 m2 und über
350 kg LM von 5 m2 bzw. von 1 m2 /100 kg LM zur Verfügung stehen. Zusätzlich sollen
die Tiere Zugang zu einer Bewegungsfläche außerhalb des Stalles haben, die mindestens 75 % der vorgeschriebenen Stallinnenfläche beträgt.
396
A. Sundrum
In Europa werden die meisten Mastrinder auf Vollspaltenböden gehalten (Canali et
al., 2001). Über die derzeitigen Haltungsbedingungen von Mastrindern in Deutschland
liegen keine repräsentativen Erhebungen vor. Nach PAHL (1997) und LKV-Bayern
(2005) kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Mastbullen zu über 90 % ganzjährig in Buchten mit Vollspaltenböden gehalten werden. Von 46.000 in einem Erzeugerring gehaltenen Mastbullen verfügten lediglich ca. 10 % über eine Bewegungsfläche
von mehr als 3 m2/Tier (LKV-Bayern, 2005). In Erhebungen auf spezialisierten Mastbullenbetrieben in NRW betrug die durchschnittliche Bewegungsfläche in Buchten mit
Vollspaltenböden 2,4 m2/Tier mit einer geringen Streubreite zwischen den Betrieben
(Sundrum und Rubelowski, 2001). Die geringe Variation kam durch die weitgehend
normierten Längen von Spalten- und Bodenelementen zustande. In Haltungssystemen
mit Stroh standen den Tieren dagegen bei einer großen Variationsbreite durchschnittlich ca. 4,5 m2/Tier zur Verfügung.
Die für die haltungstechnischen Voraussetzungen relevanten kritischen Kontrollpunkte zur Umsetzung eines hohen Maßes an Tiergerechtheit sind in der Übersicht 1
dargestellt. In der Stallhaltung sollte die Bewegungsfläche den Tieren ausreichende
Möglichkeiten zur Lokomotion und zu sozialen Interaktionen bieten. Je mehr Bewegungsfläche den Tieren zur Verfügung steht, desto eher können Rangordnungskämpfe
vermieden und soziale Interaktionen ausgeführt werden. Wie viel Bewegungsfläche den
Mastrindern in den verschiedenen Lebensabschnitten zur Verfügung stehen sollte,
hängt jedoch nicht nur von der Lebendmasse, der Gruppengröße und dem Temperament der Tiere ab, sondern wird auch durch die fehlende oder vorhandene Behornung
bestimmt. Die Unterschreitung der Individualdistanz ruft bei Jungbullen aggressives
Verhalten hervor (Larson et al., 1984). Bei Färsen und Ochsen wird dagegen eine
Zunahme aggressiven Verhaltens bei verringertem Flächenangebot nicht beobachtet
(Wierenga, 1987). Beengte Raumverhältnisse erhöhen die Verletzungsgefahr insbesondere bei Aufsteh- und Abliegevorgängen sowie bei Rangordnungskämpfen und beim gegenseitigen Bespringen. Durch beengte Bewegungsflächen werden überdies Futteraufnahme und Tageszunahme negativ beeinflusst (Ingvartsen und Andersen, 1993;
Pahl, 1997; LKV-Bayern, 2005). Eine reduzierte Futterverwertung wird u. a. mit einem
erhöhten Energiebedarf durch längeres Stehen und einem Anstieg der allgemeinen Belastungssituation erklärt (Fisher et al., 1997; Andersen et al., 1997). Auch wenn sich
die Tierverluste in der Rindermast in der Regel auf einem niedrigen Niveau befinden,
besteht in Haltungsverfahren mit Vollspaltenböden eine signifikant positive Korrelation
zwischen der Belegungsdichte und den Tierverlusten (LKV-Bayern, 2005). Im Vergleich
zwischen verschiedenen Haltungsformen waren die Tierverluste in der Bullenmast auf
Vollspaltenböden nahezu doppelt so hoch wie in Haltungsverfahren mit Stroh (Sundrum und Rubelowski, 2001).
Trotz der Vorteile, die eine großzügigere Flächenzumessung erwarten lässt, kann auf
der anderen Seite nicht ausgeschlossen werden, dass auf Spaltenböden mit zunehmender Bewegungsfläche das gegenseitige Aufspringen gefördert und damit die Verletzungsgefahr erhöht wird. Allerdings liegen hinsichtlich einer Beziehung zwischen der
Häufigkeit des gegenseitigen Bespringens und der Flächenverfügbarkeit unter den hiesigen Praxisbedingungen keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Für die Beurteilung im CCP-Konzept kann das Flächenangebot pro Mastrind im Laufund Liegebereich leicht durch Bestimmung der Buchtenbreite und -tiefe ermittelt werden. Eine Kontrolle sollte in den verschiedenen Mastabschnitten erfolgen, um zu prüfen, ob dem mit der Lebendmasse ansteigenden Flächenbedarf hinreichend Rechnung
getragen wird.
Bei Spaltenböden müssen nach der DIN 18 908 (1992) die Auftrittsflächen eben, trittsicher und frei von scharfen Kanten sein. Die Unterschiede in der Oberkantenlänge aller Balken dürfen nicht mehr als 5 mm betragen. Günther (1988) gibt für Mastrinder
eine optimale Spaltenweite von 35 mm bei einer Balkenbreite von 100 mm an. Die Tritt-
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
397
sicherheit der Lauffläche ist sowohl für eine ungestörte Ausübung der Lokomotion und
damit für die Verletzungsgefahr als auch für die Körperpflege relevant. Finden die Tiere keinen hinreichenden Halt, können sie die für das Belecken der Becken- und Analregion notwendige Körperhaltung nicht einnehmen. Planbefestigte oder perforierte Laufbereiche tragen den Ansprüchen der Tiere im Hinblick auf Bewegungs-, Komfort- und
Sozialverhalten am ehesten Rechnung. Der Laufbereich kann durch das Angebot einer
Auslauffläche außerhalb des Stalles um ein weiteres Strukturelement erweitert werden.
Die Haltungsumwelt wird wesentlich um Außenreize bereichert, wenn für die Tiere die
Möglichkeit besteht, sich den jeweiligen Witterungsverhältnissen auszusetzen und die
Umgebung zu observieren.
Die Anbindehaltung von Mastrindern beinhaltet eine erhebliche Beeinträchtigung der
Bewegungsmöglichkeiten. Betroffen sind neben der Lokomotion insbesondere das Aufsteh- und Abliegeverhalten (De Vries et al., 1986). Die Autoren weisen auf ein erhöhtes Auftreten von Gelenkserkrankungen bei Mastrindern in Anbindehaltung hin. Andere
Autoren beschreiben negative Auswirkungen der Anbindehaltung auf das Muskel- und
Knochenwachstum (Jury et al., 1998).
Die tägliche Liegedauer der Tiere wird maßgeblich vom Flächenangebot und von der
Gestaltung der Liegefläche beeinflusst. Mastbullen verbringen mit zunehmendem Flächenangebot mehr Zeit in Liegepositionen mit gestreckten Beinen, zeigen mehr Liegeperioden und Liegepositionswechsel und liegen in grösserer Distanz zu anderen liegenden Bullen (Siegwart et al., 2006). Bei älteren Tieren besteht aufgrund zunehmender
Lebendmasse und erhöhter Liege- und Ruhebedürfnisse ein deutlich höherer Anspruch
an die Liegefläche als bei jüngeren. Für das Ruheverhalten ist ferner bedeutsam, dass
die Tiere weitgehend ungestört sind und die Oberfläche verformbar, trocken und möglichst wärmeisoliert ist. Nach Hurnik und Lewis (1991) benötigen Mastbullen in der
Endphase der Mast mindestens 2,9 m2/Tier, damit alle Tiere in einer Bucht gleichzeitig
liegen können. Stroh wird von Mastrindern als Auflagenmaterial für die Liegefläche eindeutig bevorzugt (Lowe et al., 2001). In der Rangierung folgen Sägespäne, Gummimatten und schließlich Spaltenböden. Auf Stroh weisen Mastrinder eine höhere Anzahl von
Liegeperioden auf und verbringen mehr Zeit pro Tag im Liegen als Tiere, die auf Spaltenboden gehalten werden (Graf, 1984; Ruis-Heutinck et al., 2000). Atypische Ablege- und Aufstehvorgänge wurden vor allem bei auf Spaltenboden gehaltenen Bullen
registriert (Kirchner, 1987), während in Haltungssystemen mit Stroh entsprechende
Vorgänge weit weniger auftraten (Andreae, 1979; Graf, 1979; Ruis-Heutinck et al.,
2000). Auf gummiummantelten Bodenelementen verbesserte sich die Situation deutlich
gegenüber Bodenelementen ohne Beschichtung (Smits et al., 1995; Mayer et al.,
2005). Auch wurden in Haltungssystemen mit Vollspaltenböden mehr hochgradige Läsionen an den Gelenken und eine erhöhte Rate von Verletzungen angetroffen (Murphy
et al., 1987). Das Auftreten von Läsionen an den Gelenken kann durch eine Gummibeschichtung der Spalten deutlich reduziert werden (Ruis-Heutinck et al., 2000; Mayer
et al., 2005). In vergleichenden Untersuchungen wurden zwischen Vollspalten- bzw.
Tiefstreulaufställen im Ausprägungsgrad bei der Arthrosis deformans nur graduelle Unterschiede ermittelt (Rey, 1981). Die Ursache hierfür steht nach Einschätzung des
Autors nicht primär in Zusammenhang mit dem Aufstallungssystem, sondern eher mit
einer forcierten Gewichtszunahme.
Den Luftverhältnissen im Stall kommt eine große Bedeutung als Risikofaktor für respiratorische Erkrankungen zu (Dirksen, 1989). Der Einfluss von Luftkubus und Bewegungsfläche pro Tier auf die durch Respirationserkrankungen hervorgerufene Mortalitätsrate wurde von Beranger (1986) untersucht. Danach fiel die Mortalitätsrate umso
niedriger aus, je höher der Luftkubus und die Bewegungsfläche waren. Der Autor empfiehlt für Mastrinder einen Luftkubus von mindestens 20 m3 und eine Bewegungsfläche
von mehr als 3 m2 pro Tier, da unterhalb dieser Größenordnungen die Mortalitätsrate
deutlich ansteigt.
398
A. Sundrum
Erkrankte Tiere haben ein erhöhtes Ruhe- und Liegebedürfnis. Um ihnen gute Bedingungen für die Rekonvaleszenz zu verschaffen, gehört eine ausreichende Zahl von
Krankenbuchten zwingend zur Ausstattung eines tiergerechten Haltungssystems. Bei Erkrankungen besteht überdies die Notwendigkeit von gezielten und wiederholten
Behandlungen. Um diese überhaupt zu ermöglichen, sind entsprechende Fixiereinrichtungen unumgänglich. Bei Zukauf von Tieren aus mehreren Beständen ist angesichts der
großen Unsicherheiten bezüglich der Keimbelastung und -übertragung eine Quarantänehaltung dringend angeraten (Dirksen, 1989). Ohne Quarantänehaltung muss der Zukauf von Tieren aus mehreren Aufzuchtbetrieben als ein obligates Gesundheitsrisiko angesehen werden. Allerdings stehen die notwendigen baulichen und arbeitszeitlichen
Mehraufwendungen dieser wichtigen Präventivmaßnahme entgegen. Entsprechend werden Quarantäneställe ebenso wie Krankenbuchten und Fixiereinrichtungen nur sehr vereinzelt auf Praxisbetrieben angetroffen (Sundrum und Rubelowski, 2001).
Übersicht 1. CCP für die haltungstechnischen Voraussetzungen
Critical control points in relation to the technical preconditions of the housing conditions
CCP / CMP
Erläuterungen
Liegt eine ausreichende Bewegungsfläche
vor?
TierSchNutztV § 6 bei LM 150-220 kg: mind. 1,7 m2 je
Tier; ab 220 kg: mind. 1,8 m2 je Tier; EU Empfehlung
Rind: > 3,0 m2/Tier (>600 kg);
Ist ein separater Liegebereich vorhanden?
TierSchNutztV § 6
Können die Tiere sich mühelos ablegen,
Tierbeobachtung (EU Empf. Rind Art. 6)
ruhen, aufstehen, sich scheuern und lecken?
Liegen eingestreute oder zumindest
gummierte Liegeflächen vor?
Prüfung der Einstreu hinsichtlich Sauberkeit
Ist der Spaltenboden richtig dimensioniert? Auftrittsbreite und Spaltenweite nach § 6 TierSchNutzV, bei älteren Tieren Balkenbreite mind.
8 cm, Spaltenweite bei Rundloch 50-55 mm, bei
Langloch 35 mm, keine ausgebrochenen Kanten
und Grate
Ist ein Luftraum je Tier von mind. 20 m3
bzw. sind Außenklimabedingungen
gegeben?
Bauliche Voraussetzungen prüfen
Können sich die Tiere durch Durchlässe
und Öffnungen frei bewegen und ohne
dass Verletzungsgefahr besteht?
Durchlässe nicht zu klein/eng: abh. von LM,
Behornung, keine scharfen Kanten: Treibgangbreite 2,5 – 4 m, Überprüfung auf Integumentschäden
Sind Krankenbuchten vorhanden?
Separates Stallabteil; § 4 (1) Nr. 3 TierSchNutztV,
EU Empfehlung Rind Art. 6
Ist ein Quarantänestall verfügbar?
Organisatorische und bauliche Voraussetzungen
zur Einhaltung der Quarantäne, visuelle Überprüfung des Bewirtschaftungszustandes, stallgebundene Kleidung
Ist Schutz vor unbefugtem Betreten der
Anlage gewährleistet?
Vorhandensein einer Umzäunung, verschließbarer Ställe, Beschilderung
Gibt es einen geeigneten Zwangsstand
für Tieruntersuchungen?
EU Empfehlung Rind Art.6
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
399
4 Weidehaltung
Die Weidehaltung entspricht in sehr vielen Bereichen dem natürlichen Habitat von Rindern. Bei ganztägiger Weidehaltung sind Rinder in drei bis vier Fressperioden täglich bis
zu acht Stunden mit der Futteraufnahme beschäftigt. Dabei fressen alle Herdenmitglieder weitgehend synchron, da die Tiere unter dem Einfluss des gleichen Zeitgebers (Dunkel-Hell-Wechsel) stehen (Sambraus et al., 2002). Die Bewegungsfläche ermöglicht,
dass die Tiere bei sozialen Interaktionen ausweichen oder sich annähern können. Die
Bodenoberfläche bietet eine gute Trittsicherheit, und die Verformbarkeit der Oberfläche
entspricht in der Regel den Anforderungen der Tiere beim Abliegen. Neben der Vielzahl
von Vorteilen kann diese Haltungsform auch Nachteile beinhalten, insbesondere wenn
die Witterungsbedingungen im Sommer in Form übermäßiger Wärme und Sonneneinstrahlung und im Winter durch Nässe oder Kälte belastend auf die Tiere einwirken. Allerdings variiert der Einfluss der Klimagrößen beträchtlich in Abhängigkeit von der Rasse,
der Wachstumsrate, der Fütterung und der Anpassungsfähigkeit der Tiere. Auf hohe
Temperaturen und eine hohe Luftfeuchte reagieren die Tiere häufig mit einer Verringerung der Futteraufnahme (Forbes et al., 1998). Rinder weisen im Hinblick auf die Thermoregulation einen niedrigen kritischen Temperaturwert auf, sodass sie sehr gut an kalte Außentemperaturen adaptiert sind (Young, 1981). Mit dem Absinken der Außentemperaturen steigt bei Vorhandensein adäquater Liegeflächen die Liegedauer der Tiere
(Redbo et al., 1996). Demgegenüber können nasse Bodenverhältnisse die Tiere daran
hindern, sich niederzulegen und dadurch das Ruheverhalten beeinträchtigen oder gar
Erschöpfungszustände provozieren.
Folglich kann die Weidehaltung dann als eine tiergerechte Haltungsform bewertet
werden, wenn hinreichend Sorge getragen wird, dass die Tiere vor den Auswirkungen
andauernder negativer Witterungsbedingungen (intensive Sonneneinstrahlung im
Sommer bzw. Nässe und Wind im Winter) durch entsprechende Einrichtungen geschützt werden. Im Rahmen des CCP-Konzepts können die in Übersicht 2 aufgeführten
Kontrollpunkte zur Sicherstellung der Tiergerechtheit beitragen.
Übersicht 2. CCP für den Bereich der Weidehaltung
Critical control points for grazing systems
CCP / CMP
Erläuterungen
Steht ein überdachter Witterungsschutz
zur Verfügung?
EU Empf. Rind Art. 16
Sind Tränkeeinrichtungen auf der Weide
vorhanden und funktionstüchtig?
Inspektion und Funktionsprüfung
Wird die Umzäunung auf Ihre Funktionssicherheit überprüft?
Inspektion der Umzäunung, ggf. Kontrolle des
E- Gerätes
5 Fütterung und Nährstoffversorgung
Aus wirtschaftlichen Gründen werden bei den Mastrindern in der Regel höchstmögliche
Tageszunahmen angestrebt. Außer durch das genetisch determinierte Proteinansatzvermögen werden die Mastleistungen durch die Futteraufnahme und durch die Höhe der
Nährstoffkonzentration im Futter begrenzt. Je ausgeglichener die Ration im Hinblick
auf die einzelnen Nährstoffkomponenten zusammengesetzt ist, desto geringer ist das
Risiko fütterungsbedingter Gesundheitsstörungen. Die im Zusammenhang mit der Fütterung stehenden Kontrollpunkte sind in der Übersicht 3 aufgeführt.
400
A. Sundrum
Die Eignung der vorgelegten Futtermittel und der Rationszusammensetzung kann
mittels Futtermittelanalysen und einer Rationsberechnung leicht überprüft werden.
Neuere Software-Programme ermöglichen zudem eine Einschätzung des Strukturwertes der Gesamtration. Die regelmäßige grobsinnliche Prüfung der Beschaffenheit der
Futtermittel gehört ebenso zum Kontrollprogramm wie die Überprüfung der Kotkonsistenz als ein wichtiger Indikator für mögliche fütterungsbedingte Gesundheitsstörungen.
Die Fütterung sollte ein permanentes Angebot an Raufuttermitteln gewährleisten, da
für die optimale Entwicklung der Mikroflora im Pansen eine anhaltende Zufuhr von Futter und ein Mindestgehalt an strukturiertem Raufutter notwendig sind. Der Strukturwert des Futters, der eine enge Beziehung zum Rohfasergehalt und zur Länge des Futtergutes aufweist, beeinflusst maßgeblich die Wiederkäuaktivität von Mastrindern (De
Brabander et al., 1999). In Abhängigkeit vom Strukturwert der Futterration kann die
Wiederkäudauer pro Tag zwischen 2 bis 6 Stunden variieren (Piatkowski et al., 1977).
Zwischen Futterrationen mit geringem Strukturwert und dem Auftreten von Verhaltensstörungen besteht ein enger Zusammenhang (Sambraus et al., 1984; Andersen et al.,
1991). Als Folge werden eine vermehrte Beschäftigung von Masttieren mit Körperteilen
von Buchtgenossen (Ohren, Präputium, Skrotum, Schwanz und Fell) sowie die Beschäftigung mit Gegenständen (Abtrenngitter, Wände, Boden) und das Auftreten von Harnsaufen oder Zungenspiel beobachtet.
Bei hohen Kraftfuttergaben und niedrigem Strukturwert der Ration besteht die Gefahr einer subklinischen bzw. klinischen metabolischen Azidose. In Untersuchungen
von Andersen et al. (1991) wurde bei Mastrindern mit hohen Kraftfuttergaben ein
deutlicher Anstieg von Klauenerkrankungen und Leberabszessen festgestellt (Vlizlo
und Lewtschenko, 1992). Nach Owens et al. (1998) gehen überhöhte Kraftfuttergaben
mit einer ausgeprägten Belastung des Gesamtorganismus einher. Aufgrund der erheblichen gesundheitlichen Risiken und der deutlich herabgesetzten Wiederkäuaktivitäten
wird daher eine Kraftfuttermast den Anforderungen an eine wiederkäuergerechte Fütterung nicht gerecht.
Eine geringe Anzahl von Fressplätzen und Tränken sowie eine geringe Fressplatzbreite können eine Zunahme aggressiven Verhaltens und eine Verringerung der Liegedauer
zur Folge haben (Lutz, 1981). Gleichzeitig werden eine erhöhte Frequenz der Futteraufnahme verbunden mit einer verkürzten Fresszeit, ein vermehrtes Aufreiten sowie
eine verkürzte Liegezeit beobachtet (Graf, 1984; Ingrand, 2000). Von einer unzureichenden Gestaltung des Fressbereiches sind insbesondere die rangniederen Tiere betroffen (Konggaard, 1983). Schmale Fressplätze können in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des Fressgitters die Verletzungsgefahr im Kopf- und Halsbereich erhöhen
(Murphy et al., 1987). Für die Fressplatzunterteilungen sind Nackenriegel aus Metall
(Rohr) oder Holz (Balken) am gebräuchlichsten. Die Höhe der Nackenriegel sollte dem
Gewichtsabschnitt der Tiere angepasst werden, damit sich die Tiere keine Scheuerstellen und Hautläsionen zuziehen. Nach Hammer et al. (1991) sollte die Fressplatzbreite
für Tiere mit Lebendmassen von 150 bis 620 kg zwischen 52 und 72 cm betragen. Die
Krippensohle sollte mindestens 15 cm über dem Buchtenboden liegen. Bei einer Fressplatzbreite von 75 cm im Vergleich zu 55 cm konnten Hanekamp et al. (1990) bei Mastbullen eine signifikant erhöhte Wachstumsrate und Futterverwertung feststellen. Dagegen schlussfolgern Andersen et al. (1997) aus ihren Untersuchungen, dass bei durchgängiger ad libitum-Fütterung der Einfluss der Fressplatzbreite auf die Wachstumsleistung von untergeordneter Bedeutung ist.
Die sowohl für die Tiergesundheit als auch für die Produktionsleistung relevante Sicherstellung einer ausreichenden Wasseraufnahme erfordert die Bereitstellung einer
auf die Gruppengröße abgestimmten Anzahl von sauberen Tränken mit ausreichendem
Wasserfluss.
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
401
Übersicht 3. CCP für den Bereich der Fütterung und Nährstoffversorgung
Critical control points for feeding regime and nutrient supply
CCP / CMP
Erläuterungen
Sind Fressplatzbreite, Krippenhöhe über
Fressplatzbreite (45 bis 70 cm im LebendmasseStandplatz und Nackenriegel an die Lebend- abschnitt 200 bis > 500 kg); Krippenhöhe 15 cm
masseentwicklung angepasst?
über Standplatz, Prüfung der Abmessungen und
der Funktionssicherheit der Einrichtung, § 3 (2)
Nr2 TierSchNutztV
Kann eine gruppensynchrone Grundfutter- Tier/Fressplatzverhältnis < 1 : 1; Großgruppen:
aufnahme stattfinden?
mehrere Futterstellen als Ausweichmöglichkeiten
an der Futterstelle
Wird der Futtertisch regelmäßig gereinigt?
Visuelle Überprüfung
Hat jedes Tier ständig freien Zugang zu
einer sauberen Tränkeeinrichtung?
Prüfung der Sauberkeit/Funktionsfähigkeit,
Auslitern der Tränken mit Eimern und Stoppuhr
(> 15 l/min), 12 – 6 Tiere pro Tränke, § 3(2)Nr2 TierSchNutztV
Ist das Trinkwasser hinreichend verfügbar
und von unbedenklicher Qualität?
Sensorische Prüfung des Wassers, alle 3 Jahre
Untersuchungen zur Tränkewasserqualität,
Analyseprotokolle
Werden die Futtermittel trocken gelagert?
Kontrolle der Kraftfuttersilos auf Schwitzwasserbildung und Anzeichen von Schimmelpilz, Dokumentation der Futterwerbung und des Futterzukaufes, Anforderungen gemäß §§ 23 – 25 und
Anlage 5 der geltenden FuMiVO
Findet eine regelmäßige Futtermittel- und
Rationskontrolle auf Unbedenklichkeit
sowie auf einen ausreichenden Strukturwert statt?
Grobsinnliche Prüfung der Futtervorlage (Staub,
Geruch, Farbe), Analyse der Futtermischungen,
Rationsberechnungen, Fütterung gemäß Versorgungsempfehlungen der GfE (1995)
6 Einstallungsrelevante Maßnahmen
Neben den baulich-technischen Voraussetzungen und fütterungsrelevanten Kontrollpunkten bedarf es – vor allem im Zusammenhang mit der Einstallung – vorbereitender
Kontrollmaßnahmen zur Sicherstellung der Tiergerechtheit (siehe Übersicht 4).
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen sind unabdingbare Bestandteile jedweder
Gesundheitsvorsorge. Allerdings bestehen auf den landwirtschaftlichen Betrieben erhebliche Unterschiede bei der konkreten Ausführung. Zu einer guten Bestandsführung
gehört die genaue Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen sowie der eingesetzten Reinigungs- und Desinfektionsmittel, deren Dosierung und tatsächlicher Einwirkzeit. Die Vorbereitung auf die Einstallung beinhaltet auch eine effiziente Schadnager- und Fliegenbekämpfung. Erst die konsequente Umsetzung und kontinuierliche Dokumentation der Maßnahmen sowie die Durchführung von Erfolgskontrollen kann eine
effiziente Gesundheitsvorsorge gewährleisten.
Beim Transport und bei der Ein- und Ausstallung ist auf eine angemessene, die spezifischen Verhaltensweisen des Tieres berücksichtigende Verfahrensweise zu achten. Insbesondere sollten den Tieren räumliche Ausweichmöglichkeiten verschafft werden. Bei
Benutzung von Treibhilfen sind die Vorgaben in Übersicht 4 zu befolgen.
Vor der Einstallung sollte geprüft werden, ob die Zukauftiere aus Beständen stammen, die frei von anzeige- und meldepflichtigen Tierkrankheiten sind. Auch sollte der
402
A. Sundrum
Behandlungs- und Impfstatus der Zukauftiere bekannt sein. Bei Zukauf von Jungtieren
über den Handel kann jedoch der Informationsfluss erheblich eingeschränkt sein.
Die Quarantänehaltung ist insbesondere für die Vermeidung von parasitologischen
Erkrankungen (Hartmann et al., 1997) und solchen des Respirationstraktes (z. B. Enzootische Bronchopneumonie) von großer Bedeutung (Dirksen, 1989; Sivula et al.,
1996; Fels-Klerx et al., 2000). Für das Haften von fakultativ pathogenen oder schwach
virulenten Erregern und deren Vermehrung im tierischen Organismus spielen neben der
Einschleppung durch Zukauftiere auch diverse endogene und exogene infektionsfördernde und die Abwehr des Wirtes mindernde Einflussfaktoren eine bedeutende Rolle.
Übersicht 4. CCP für den Bereich der einstallungsrelevanten Maßnahmen
Critical control points for measures in connection with housing
CCP / CMP
Erläuterungen
Reinigung, Leerstehzeit und Desinfektion?
Besenreine Säuberung, Einweichen, 2 – 3 h Einwirkzeit, Reinigen mit 40° warmem Wasser;
Verfahrenskontrolle: Desinfektionsmittel nach
DVG-Liste, Konzentration der Gebrauchslösung,
Aufwandsmenge, Einwirkzeit, Temperatur,
Restschmutz; ggf. mikrobiologische Kontrolle,
bei kontinuierlicher Belegung regelmäßige
Reinigung, in Stallungen mit Rein-Raus-Verfahren:
Planung einer Leerstehzeit vor Neubelegung
Wird eine Schadnager- und Fliegenbekämpfung durchgeführt?
Erstellung eines betriebsspezifischen Entwesungsplanes, Dokumentation der getroffenen
Maßnahmen
Werden ggf. Quarantänemaßnahmen bei
zugekauften Jungtieren durchgeführt?
Quarantäne (4 Wochen): Ausreichende Trennung
von anderen Gruppen, Kleiderwechsel; Aufzeichnungen, zusätzlich regelmäßige Erfassung der
Körpertemperatur
Werden die Anforderungen an Ver- und
Entladeeinrichtungen erfüllt?
TierSchTrVO (Neigungswinkel der Treibgänge < 7°,
Rampensteigung < 20°, trittsichere Rampen und
stabile Seitenbegrenzungen)
Wird bei Ausstallung und Transportvorbereitung die Tierschutztransportverordnung
eingehalten?
Kein unsachgemäßes Handling, Beladen mit
Treibhilfen nur zum Leiten der Tiere, elektrische
Treibhilfen nur bei über vier Monate alten
gesunden Tieren und nur soweit unerlässlich;
Stromstöße nur auf Hinterbeinmuskulatur und
mit einem Gerät mit Dauer der Stromstöße
< 2 Sekunden. Tiere müssen Platz zum Ausweichen
haben. Transportdauer und Transportfahrzeug
entsprechend den Vorgaben
Wird eine adäquate Gruppengröße nicht
überschritten?
Empfehlung: max. Gruppengröße: 20 Tiere
Können alle Tiere gleichzeitig liegen?
Überprüfung der Buchtenbreite und- tiefe, Tierbeobachtung
7 Einstallungsuntersuchungen
Bei der Einstallung und Ausstallung von Mastrindern ist eine genaue Inaugenscheinnahme und Untersuchung der Tiere hinsichtlich möglicher Verletzungen, Klauenerkrankun-
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
403
gen und allgemeiner Gesundheitsstörungen zwingend erforderlich, um ggf. unverzüglich Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Eine gründliche Eingangsuntersuchung
und Dokumentation ist auch deshalb erforderlich, weil sich bei später auftretenden
Problemen nur bei Kenntnis der Ausgangssituation Rückschlüsse auf die Ursache und
den Entstehungsort von Gesundheitsstörungen ziehen lassen. Eine Kotuntersuchung
von Tieren, die zuvor auf der Weide gehalten wurden, ist angebracht, um frühzeitig einer potentiellen Belastung mit Endoparasiten entgegenwirken zu können.
Für die Rückverfolgbarkeit der Herkunft der Tiere ist eine Kontrolle der Tierkennzeichnung unerlässlich. Die genaue Kenntnis von Alter und Lebendmasse der zur Aufstallung anstehenden Einzeltiere ist Voraussetzung, um eine homogene Mastgruppe zusammenstellen und Nachteile von heterogenen Mastgruppen vermeiden zu können. Bei
heterogen zusammengesetzten Gruppen sind insbesondere die rangniederen Tiere in
ihren Verhaltensaktivitäten beeinträchtigt. Ohne Ausweichmöglichkeiten sind die Tiere
permanent den Drohgebärden der Buchtgenossen und einem hohen Verletzungsrisiko
ausgesetzt.
Bei der Zusammenstellung der Mastgruppen sind Gruppengröße und Gruppenstruktur in Abhängigkeit von der Flächenausstattung maßgeblich, um negative soziale Interaktionen zwischen den Tieren zu verringern. In großen Gruppen ist die Etablierung
einer stabilen Rangordnung erschwert und damit die Wahrscheinlichkeit von Rangordnungskämpfen erhöht (Albright, 1991). Bei Mastbullen erhöht sich das aggressive Verhalten und Bespringen von Buchtgenossen parallel zur Gruppengröße (Kondo et al.,
1989; Blackshaw et al., 1997).
Übersicht 5. CCP für den Bereich der Einstallungsuntersuchung
Critical control points for the examination before housing
CCP / CMP
Erläuterungen
Stammen die Zukauftiere aus Beständen, Tierseuchengesetz (2004), VO über anzeigepflichdie frei von anzeige- und meldepflichtigen tige Tierseuchen (2004)
Tierkrankheiten sind?
Wurden bei Zukaufstieren Informationen
über die durchgeführten Untersuchungen,
Impfungen und Behandlungen erfragt?
Dokumentation über Impfungen, Behandlungen
und ggf. eingesetzte Medikamente, Dosierung
und Applikation
Werden die Tiere eindeutig und dauerhaft
gekennzeichnet, und werden die Tierzuund -abgänge dokumentiert?
Viehverkehrsverordnung (VVVO) (Doppelte Ohrmarken, Rinderpass, Einzeltier- und Bestandsdokumentation, Führung des Bestandsregisters)
Werden die Tiere homogen zusammengesetzt?
Beachtung von Gewichts- und Altersgruppen
sowie sozialer Verträglichkeit
Findet bei Ein- und Ausstallung eine Kontrolle der Tiere bzgl. Verletzungen statt?
Adspektion Klauen und Integument: auf Verletzungen, Verschmutzungen, Ektoparasiten
Findet bei der Ein- und Ausstallung eine
Beurteilung der Klauen statt?
Adspektion; Problemtiere < 5 %
Wurde bei Tieren von der Weide eine kopro- Dokumentation der Ergebnisse koprologischer
logische Untersuchung auf Endoparasiten Untersuchungen
durchgeführt?
Ist unbehindertes Aufstehen, Abliegen, das untypische Körperhaltung, verzögertes Abliegen,
Einnehmen verschiedener Liegepositionen Druckstellen und Hautabschürfungen (Tiersowie Körperpflege auch der hinteren
SchNutztV §3 (2 )Nr. 1; EU Empfehlung Rind Art.6)
Körperteile möglich?
404
A. Sundrum
8 Regelmäßige Kontrollmaßnahmen
Wie alle technischen Bauteile unterliegen auch Haltungseinrichtungen allgemeinen Verschleißerscheinungen. Damit keine Funktionsuntüchtigkeit und Risiken für die Gesundheit und das Verhalten von Masttieren resultieren, ist eine regelmäßige Kontrolle aller
relevanten Anlagen und Einrichtungen unablässig. Besonders relevante Einrichtungen
sind in der Übersicht 6 aufgeführt. Zu den regelmäßig zu prüfenden Bereichen gehören
die Einrichtungen, die Stallklima, Luftaustausch und Lichtregime beeinflussen. Aufgrund der großen Variation von Kenngrößen des Stallklimas im tageszeitlichen und saisonalen Verlauf muss eine regelmäßige sinnliche Beurteilung von keinem geringeren
Aussagegehalt sein als sie nur stichprobenhaft durchgeführte Detailmessungen haben.
Übersicht 6. CCP für regelmäßige Kontrollen von Stallanlagen und Einrichtungen
Critical control points for regular controls of housing conditions and equipment
CCP / CMP
Erläuterungen
Werden Fixiereinrichtungen regelmäßig auf
ihre Funktionsfähigkeit überprüft?
Adspektion und Dokumentation, Kontrolle
wöchentlich bei Jungtieren auf das Einwachsen
von Ketten
Findet eine Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Beleuchtungs-, Lüftungsund Versorgungseinrichtungen statt?
§ 4 (1) Nr. 5 TierSchNutztV, tägliche Funktionskontrolle, Alarmsystem bei Ausfall von Stallklimaund Versorgungseinrichtungen
Sind die Lauf- und Liegeflächen sowie
Tiere sauber?
Visuelle Beurteilung
Sind die Böden rutschfest, trittsicher und
trocken?
Beobachtung von Bewegungsaktivitäten der
Tiere, kein erhöhter Anteil von Tieren mit akuten
und chronischen Veränderungen an Gelenken
und Klauen, ‚Stiefeltest’, Allgemeine Anforderungen gemäß § 13 TierSchNutztV, EU Empfehlung Rind
Art. 6
Befinden sich Temperatur, Stallluftfeuchte §6 TierSchNutztV, Differenzierung von Temperatur
und Schadgaskonzentrationen im Rahmen und Luftfeuchte nur bei Warmställen; Schwander Grenzwerte nach TierSchNutztV?
kungen der NH3-Konzentrationen im Tagesverlauf
und Konzentrationsspitzen durch Einstreubearbeitung sind zu erwarten; bei fehlender Messtechnik: sinnliche Wahrnehmung (Grenze der menschlichen Wahrnehmung bei etwa 8 – 10 ppm)
EU Empfehlung Rind Art. 11, Grenzwerte: NH3:
20 ppm; H2S: 5 ppm; CO2: 0,3 Vol%; Schwebstaub:
6 mg/m3
Besteht eine gleichmäßige Lichtverteilung § 11 TierSchNutztV (gemäß Kälber) und EU-Richtlinie
sowie eine Lichtstärke von 80 – 120 Lux über 91/629/EWG u. 97/182/EG; Messung in 6 Ebenen im
mind. 10 Stunden im Aufenthaltsbereich? Tierbereich
Existiert eine Orientierungsbeleuchtung
für nächtliche Futteraufnahme?
Funktionsfähigkeit prüfen, ggf. Zeitschaltuhr
Wird sichergestellt, dass Lärmbelastungen
nicht dauerhaft einwirken?
Akustische Überprüfung, EU Rd Art. 12. (Die
Grenze der menschlichen Belastbarkeit liegt bei
85 Dezibel)
Erfolgt eine regelmäßige Untersuchung
der Strohqualität?
Grobsinnliche Prüfung: Staub, Geruch, Farbe,
Kontrolle zur Verhinderung des Einsatzes von
Mykotoxin haltigem Stroh
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
405
Auch wenn kausale Zusammenhänge nicht immer eindeutig hergeleitet werden können, ist die Bedeutung der Stallluftverhältnisse für die Entstehung von Erkrankungen
des Respirationstraktes sowie als infektionsfördernder und die Abwehr des Wirtes mindernder Einflussfaktoren von großer Bedeutung. Dabei unterliegt das Zusammenspiel
der Risikofaktoren erheblichen regionalen, saisonalen und einzelbetrieblichen Variationen (Peres et al., 1990; Curtis et al., 1993; Siluva et al., 1996). Entsprechend dient
jegliche Minimierung von Störgrößen und Optimierung der Haltungsumwelt der Stärkung der körpereigenen Abwehr der Masttiere.
In Haltungsverfahren mit Stroh sollten die regelmäßigen Kontrollen auch die Untersuchung der Strohqualität einschließen, da vom Stroh erhebliche Belastungen in Form
von Staub oder von Mykotoxinen ausgehen können.
9 Gesundheitsmanagement
In der Übersicht 7 werden die für den Bereich des Gesundheitsmanagements als relevant erachtete Kontrollpunkte aufgeführt und erläutert. Eine regelmäßige und auf das
Einzeltier fokussierte Beobachtung ist die elementare Voraussetzung für ein gutes Gesundheitsmanagement. Ohne die frühzeitige Erkennung von Gesundheitsstörungen und
Verhaltensabweichungen bzw. Störungen des Allgemeinbefindens können Unzulänglichkeiten über längere Zeit unentdeckt bleiben. Bei einem unzureichenden Tierkontakt
des Landwirtes werden Erkrankungen häufig erst spät erkannt. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass eine frühzeitige Behandlung erkrankter Tiere den Behandlungserfolg erhöht sowie die Schmerzens- und Leidensphase verkürzt. Eine regelmäßige Gesundheitskontrolle des Tierbestandes setzt jedoch voraus, dass die Tiere einer
direkten Beobachtung und Untersuchung zugänglich sind. Eine hohe Besatzdichte und
ein fehlender Laufgang an der dem Fressbereich gegenüberliegenden Buchtenseite erschweren allerdings einen direkten Sichtkontakt beträchtlich.
Die Notwendigkeit zur Umsetzung von Prophylaxe- und Bekämpfungsmaßnahmen
gegen Endoparasiten ist insbesondere bei Jungtieren (Jaeger, 2003) und bei der Haltung von Mastrindern auf der Weide erforderlich (Laiblin et al., 1996; Ploeger et al.,
2000). Jungtiere, die im ersten Lebensjahr mit Magen-Darm-Nematoden in Berührung
gekommen sind, entwickeln in der Regel eine Immunität, die zu einem späteren Zeitpunkt nur bei einer Schwächung der Körperabwehr, z. B. durch Fehlernährung, oder bei
einer massiven Wurmbürde klinische Erscheinungen erwarten lässt (Craig, 1988). Die
Magen-Darm-Nematoden sind die am häufigsten nachweisbaren Wurmparasiten, die in
fast allen Betrieben auftreten (Hertzberg et al., 2003). Die Autoren schlagen für jeden
Betrieb eine Risikoanalyse für den Befall durch diese vor. Anhand der Risikoklasse kann
dann ein spezifisches Herdenmanagement praktiziert werden, das u. a. eine die Altersgruppen übergreifende Weideführung beinhaltet.
Bei der Stallhaltung von Mastrindern stellen die Ektoparasiten ein besonderes Problem dar. In einer Untersuchung von Hartmann et al. (1997) wurden auf über einem
Drittel der 120 untersuchten Betriebe parasitär- und pilzbedingte Hautveränderungen
bei den Masttieren festgestellt. An erster Stelle standen Infektionen mit Trichophyton
verrucosum, dicht gefolgt von einem Befall mit Läusen und Haarlingen. Als Risikofaktoren wurden insbesondere der Zukauf aus unterschiedlichen Beständen, die Zahl der Tiere pro Bucht sowie eine zu geringe Fressplatzbreite identifiziert. Geschlossene Produktionsverfahren schnitten sowohl bezüglich der Trichophytie als auch bei Läuse- und
Haarlingsbefall deutlich besser ab als Betriebe mit einer hohen Zukaufrate.
In einer Untersuchung von Branscheid und Schröer (1997) wiesen bei der Lebendtierinspektion 44,4 % von 1545 untersuchten Schlachtrindern Hautschäden auf. Die Beurteilung der gegerbten Häute der zuvor taxierten Schlachttiere ergab eine deutlich höhere Schadenshäufigkeit von ca. 86 %. Bei der Aufteilung der absoluten Schäden auf die
406
A. Sundrum
Übersicht 7. CCP für den Bereich des Gesundheitsmanagement
Critical control points for animal health management
CCP / CMP
Erläuterungen
Wird das Verhalten der Tiere durch den
Tierhalter beobachtet?
Keine Verhaltensabweichungen, z. B. orale
Stereotypien, Aggressionen, ungestörte Futteraufnahme, Wiederkäuen § 4 (1) Nr. 2 TierSchNutztV,
EU Rd. Art. 3
Findet eine regelmäßige Begutachtung
der Tiere hinsichtlich möglicher Erkrankungen und Verletzungen an Klauen,
Schwanzspitzen und anderen prädisponierten Körperstellen statt?
Genaue Adspektion und ggf. Palpation von
spezifischen Körperstellen (insb. Schwanz) der
Masttiere
Werden regelmäßig Prophylaxe- und
Bekämpfungsmaßnahmen gegen Endound Ektoparasiten durchgeführt?
Dokumentation von Maßnahmen und Befunden,
Prüfung auf klinische Anzeichen von Endo- und
Ektoparasiten
Wird die Kotkonsistenz regelmäßig
beurteilt?
Adspektion
Findet eine regelmäßige Klauenpflege statt? Adspektion der Klauen, Aufzeichnungen
Aufzeichnungen über Tierverluste?
Dokumentation nach Anzahl und Ursache (soweit möglich pathologisch-anatomische und
mikrobiologische Untersuchung mit Resistenztest bei Durchfällen und Atemwegserkrankungen)
(Schwellenwert für auffällig hohe Verluste: Klauenund Gliedmaßenerkrankungen < 10 %, Tierverluste < 5 % pro Jahr). Datenaufbereitung erforderlich, Beurteilung ohne aufbereitete Grunddaten
nicht möglich
Werden die Behandlungen dokumentiert?
Nachweisführung über Herkunft und Einsatz von
Arzneimitteln, Impf- und Wirkstoffen, Dokumentation nach Anzahl und Ursache
Stallbuchführung mit PC-Anwendung?
Bedarfsorientierte Buchführung
Findet eine regelmäßige veterinärmedizinische Betreuung des Bestandes statt?
Vertragliche Bestandsbetreuung durch Tierarzt
Werden die tierärztlichen Aufwendungen
erfasst?
Dokumentation durch den Tierhalter
Wird eine Liste zu Art, Indikation und
Menge der eingesetzten Medikamente
geführt?
Dokumentation durch den betreuenden Tierarzt
Werden weiterführende Untersuchungen
bei Bestandsproblemen durchgeführt?
Dokumentation und Auswertung über pathologisch-anatomische und mikrobiologische Untersuchung aller gestorbenen Tiere, mikrobiologische Untersuchung mit Resistenztest bei Durchfällen und Atemwegserkrankungen
Gibt es Rückinformationen vom Schlacht- Aufzeichnungen prüfen
betrieb über Schlacht- und Organbefunde?
Werden die verfügbaren Daten für eine
innerbetriebliche Schwachstellenanalyse
genutzt?
Festlegung interner und externer Standards,
statistische und ökonomische Bedeutung der
Abweichungen
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
407
Schadensursachen wurden 44,7 % der Lederhäute als krankheitsbedingt und weitere
34,4 % als haltungsbedingt eingestuft. Der große Unterschied zwischen den Ergebnissen
der Lebendtierinspektion und der Begutachtung der Lederhäute macht deutlich, dass
sich das tatsächliche Ausmaß von Hautschäden durch Parasiten erst anhand der Untersuchung der Lederhaut offenbart.
Auf Vollspaltenböden erhöht sich mit reduziertem Flächenangebot die Verletzungsgefahr im Bereich des Schwanzes mit der Folge eines erhöhten Auftretens von Läsionen an
der Schwanzspitze (Metzner et al., 1994; Andersen et al., 1997). In Haltungssystemen
mit Vollspaltenböden können 25 bis 90 % der Mastbullen von pathologischen Veränderungen (Verletzungen, Entzündungen oder Nekrosen) an der Schwanzspitze betroffen
sein (Metzner et al., 1994). In Einzelfällen zeigten bis zu 30 % der Tiere eines Bestandes eitrig-nekrotisierende Entzündungen, die entlang des Wirbelkanals proximal fortschritten und dadurch einen lebensbedrohenden Zustand erreichten (Martinelli et al.,
1993). Untersuchungen von Schrader et al. (2001) zeigen, dass die Häufigkeit von Läsionen an der Schwanzspitze vorrangig von der Bodenbeschaffenheit und vom Flächenangebot beeinflusst wird. Auf Vollspaltenböden war der Anteil der betroffenen Tiere
insbesondere im Gewichtsabschnitt von 400 bis 500 kg mit bis zu 70 % der Tiere eines
Bestandes sehr hoch. Mit zunehmender Flächenzumessung (2,5 auf 4,0 m2/Tier) sank
der Anteil auf ca. 50 % ab. Selbst bei den Tieren, denen prophylaktisch der Schwanz amputiert worden war, traten bei mehr als 20 % der Tiere Läsionen am Schwanz auf. Demgegenüber wurden in Strohhaltungssystemen Veränderungen an der Schwanzspitze nur
in einem sehr geringen Umfang angetroffen.
Repräsentative Angaben über die Häufigkeit von Klauenerkrankungen bei Mastbullen
liegen in der Literatur nicht vor. Klauenveränderungen werden maßgeblich von der Gestaltung der Bodenoberfläche beeinflusst. Laufställe mit Spaltenboden werden dabei
schlechter beurteilt als Mehrraumställe mit unterschiedlichen Bodenausführungen (Politiek et al., 1986). Nasse und verkotete Spalten stellen ein erhöhtes Verletzungsrisiko
für die Klauen dar (Ter Wee et al., 1989). Die Aufweichung des Klauenhorns kann zu
dessen verstärktem Abrieb und zur Freilegung der Klauenlederhaut führen. Ein erhöhtes Risiko für die Klauengesundheit geht ferner von Unebenheiten der Bodenoberfläche
(Dirksen, 1996), einer genetischen Disposition der Tiere und einer unzureichenden Betriebsführung aus (Politiek et al., 1986; Raven, 1998).
Eingestreute Buchten sind mit einem geringen Abrieb des Klauenhorns belastet, wodurch das Risiko für die Entstehung von Stallklauen und anderen pathologischen Klauenveränderungen deutlich erhöht wird (Koberg et al., 1989; Sundrum und Rubelowski,
2001). Auch gummierte Flächenelemente weisen einen schlechten Klauenabrieb auf,
auch werden vermehrt Stellungsanomalien beobachtet (Irps, 1987; Koberg et al.,
1989; Mayer et al., 2005). Entsprechend ist bei der Haltung von Mastbullen auf Tiefstreu und gummierten Spaltenelementen eine regelmäßige Klauenpflege erforderlich.
Dieser Forderung stehen auf vielen Praxisbetrieben das Fehlen entsprechender Einrichtungen zur Fixierung der Tiere und der erhebliche zeitliche Mehraufwand entgegen.
Die Erfassung von tiergesundheitsrelevanten Daten, deren Auswertung und Nutzung
für die Schwachstellenanalyse und für die Optimierung des Betriebsergebnisses werden
auf vielen Betrieben noch sehr unzureichend durchgeführt (Sundrum und Rubelowski,
2001). Neben der Erhebung von gesundheitsrelevanten Daten ist eine sorgfältige und
übersichtliche Aufbereitung und Dokumentation der Daten die Voraussetzung, um
Schwachstellen zu erkennen und eine Erfolgskontrolle von umgesetzten Maßnahmen
zu ermöglichen. Am Markt sind für die Datenbearbeitung in der Mastrinderhaltung
Softwareprogramme erhältlich, mit denen diese Aufgabe erheblich erleichtert wird.
Für Art, Indikation und Menge der eingesetzten Medikamente besteht eine Aufzeichnungspflicht. Allerdings ist zu erwarten, dass deren Handhabung und Auswertung auf
den Betrieben sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Aus den Erfahrungen in der
Milchviehhaltung kann rückgeschlossen werden, dass viele gesundheitliche Störungen
408
A. Sundrum
ohne eine regelmäßige Erfassung und Auswertung von gesundheitsrelevanten Daten
häufig unerkannt bleiben. Für die Mastrinderhaltung kann neben der tierindividuellen
Kontrolle und den betrieblichen Aufzeichnungen über Erkrankungen und vorzeitige Abgänge insbesondere der Informationsrückfluss über die am Schlachtkörper und an den
Organen erhobenen pathologischen Befunde wichtige Hinweise auf suboptimale Betriebsverhältnisse liefern. Viele Erkrankungen, die auf der Betriebsebene klinisch unauffällig verlaufen bzw. unerkannt bleiben, könnten am Schlachthof anhand von Schlachtkörper- und Organbefunden erfasst werden. Bei Mastrindern ist jedoch ein Rückmeldeverfahren von pathologischen Befunden vom Schlachthof an die Erzeuger bislang kaum
etabliert.
Schlussfolgerungen
Bei der Rindfleischerzeugung wird dem Tierschutzanliegen bislang weder von der Erzeuger- noch von der Verbraucherseite besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Auch fehlen bislang gesetzliche Vorgaben, die für Mastrinder spezifische Mindestanforderungen
an die Haltungsbedingungen festlegen.
Sowohl die Ausübung des arteigenen Verhaltens von Mastrindern als auch die Vermeidung von Gesundheitsstörungen sind an räumliche Bedingungen und haltungsspezifische Faktoren geknüpft. Maßgeblich ist die Befähigung des Managements, die betrieblichen Faktoren (Genetik, Fütterung, Haltungsverfahren, Hygienemaßnahmen, Tierbetreuung) so aufeinander abzustimmen, dass daraus ein möglichst geringes Erkrankungsrisiko für die Nutztiere resultiert. Das CCP-Konzept für Mastrinder kann dazu beitragen, dem Ziel einer tiergerechten Erzeugung von Rindfleisch näher zu kommen.
Allerdings sollten sich die Bemühungen zur Verbesserung der Tiergerechtheit nicht nur
auf die Umsetzung und Kontrolle von haltungstechnischen Voraussetzungen und Managementmaßnahmen beschränken, sondern überdies ergebnisorientiert an Kriterien der
Tiergesundheit (u. a. Morbiditäts- und Mortalitätsrate, Schlachtkörper- und Organbefunde) ausgerichtet werden.
Eine im Hinblick auf die Tiergerechtheit ergebnisorientierte Vorgehensweise wird
künftig durch die in der EG-Verordnung Nr. 178/2002 enthaltenen Leitlinien für die
Neuorientierung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes sowie durch das in der EGVO Nr. 854/2004 ausgeführte Konzept „from stable to table“ unterstützt. Mit Einführung des Grundsatzes „vom Erzeuger zum Verbraucher“ verlagert sich die Verantwortlichkeit für die Lebensmittelsicherheit auf die landwirtschaftlichen Unternehmen.
Legt man die hohen Prävalenzraten an Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten
zugrunde, die in verschiedenen Untersuchungen ermittelt wurden und die von dem vorherrschenden Haltungsverfahren ausgehen, muss konstatiert werden, dass die Haltungsbedingungen von Mastrindern in Deutschland den Anforderungen an ein hohes
Maß an Tiergerechtheit derzeit nicht gerecht werden. Durch die Haltung von Mastbullen auf Vollspaltenböden sind insbesondere die Haut einschließlich der Schwanzspitze
und die Klauen schadensgefährdet. Allerdings sind auch Haltungsbedingungen mit
großzügiger Flächenausstattung und eingestreuten Liegeflächen nicht frei von Gesundheitsrisiken. Auf den landwirtschaftlichen Betrieben fehlen Quarantäneställe, Krankenbuchten und Fixiereinrichtungen, um Erkrankungen vorbeugen bzw. bei Erkrankungen
gezielt behandeln zu können. Damit sind häufig elementare Voraussetzungen, um den
Tiergesundheitsstatus kurzfristig zu verbessern, nicht gegeben.
Die Veränderung bestehender Haltungsverfahren und die Anpassung von Managementmaßnahmen an die Erfordernisse einer tiergerechten Haltung sind in der Regel
aufwendig und kostenträchtig. Derzeit ist nicht erkennbar, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in absehbarer Zeit ändern und die erforderlichen finanziellen Spielräume bereithalten werden. Angesichts der Verhältnisse kann nur über die Be-
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
409
reitschaft von Verbrauchergruppen zur Zahlung von Mehrpreisen für die Gewährleistung hoher Produkt- und Prozessqualitäten (wie der Tiergerechtheit) erwartet werden,
dass der erforderliche Mehraufwand von den Landwirten erbracht und Bewegung in die
festgefahrene Situation gebracht werden kann.
Zusammenfassung
Trotz der vielfältigen tierschutzrelevanten Risiken, denen Mastrinder in den vorherrschenden Haltungsverfahren ausgesetzt sind, finden Aspekte des Tierschutzes bei der
Rindfleischerzeugung in der breiten Öffentlichkeit bislang wenig Beachtung. Auf der
anderen Seite besteht ein hoher Wettbewerbsdruck auf die Produktionskosten, der den
Landwirten nur sehr geringe finanzielle Spielräume belässt, das Platzangebot und die
Aufwendungen für tierschutzförderliche Maßnahmen deutlich zu erhöhen.
In Europa werden die meisten Mastrinder auf Vollspaltenböden gehalten. Bei dieser
Haltungsform sind insbesondere die Haut einschließlich der Schwanzspitze und die
Klauen der Tiere schadensgefährdet. Bei hoher Besatzdichte bestehen ferner Gesundheitsrisiken durch virale, bakterielle und parasitäre Krankheitserreger. Auch sind die
Möglichkeiten zur Ausübung arteigenen Verhaltens durch beengte räumliche Verhältnisse erheblich eingeschränkt. Allerdings sind auch Haltungsbedingungen mit erhöhter
Flächenausstattung und eingestreuten Liegeflächen nicht frei von Gesundheitsrisiken
(insbesondere Klauenerkrankungen).
Um den Landwirten ein geeignetes Instrumentarium zur Verbesserung des Tierschutzes an die Hand zu geben, wurden kritische Kontrollpunkte für das Tierverhalten und
für die Tiergesundheit und Tierhygiene sowie für das Management definiert unter Einbeziehung der gesetzlichen Mindestanforderungen und in ein umfassendes Gesamtkonzept (CCP-Konzept) integriert.
Das CCP-Konzept für Mastrinder kann dazu beitragen, dem Ziel einer tiergerechten
Haltung von Mastrindern durch Beachtung der für die Tiergerechtheit relevanten Kontrollpunkte näher zu kommen. Allerdings sollten sich die Anstrengungen nicht nur auf
die Umsetzung und Kontrolle von kritischen Kontrollpunkten beschränken, sondern sich
überdies ergebnisorientiert an Merkmalen der Tiergesundheit wie z. B. Schlachtkörperbefunden ausrichten.
Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird geschlussfolgert, dass die
zeitlichen und monetären Mehraufwendungen für die Verbesserung der Tiergerechtheit in
der Regel nur von solchen Betrieben erbracht werden können, die den Wünschen einer
wachsenden Zahl von Verbrauchern nach hochwertigem Fleisch aus tiergerechten Haltungsverfahren Rechnung tragen und adäquate Mehrerlöse am Markt realisieren können.
Schlüsselwörter: Mastrinder, Haltung, Management, Tiergerechtheit, Kontrollpunkte
Literatur
Albright, J. L. (1991): To group or not to group. Beef/Dairy Report, Purdue University,
West Lafayette, Indiana, pp. 45-40.
Andersen, H. R., Krohn, C. C., Foldager, J., Munksgaard, L. and Klastrup, S. (1991):
Influencing of housing and feeding on behaviour, feed intake, growth and carcass and
meat quality. National Institute of Animal Science, Foulum, Denmark Report 700,
39 p.
Andersen, H. R., Jensen, L. R., Munksgaard, L. and Ingvartsen, K.L. (1997): Influence
of floor space allowance and access to feed trough on the production of calves and
young bulls and on carcass and meat quality of young bulls. Acta Agric. Scand.,
Section A, Anim. Sci. 47, 48-56.
410
A. Sundrum
Andreae, U. (1979): Zur Aktivitätenfrequenz von Mastbullen bei Spaltenbodenhaltung.
Landbauforschung Völkenrode Sdh. 48, 89-94.
Bahrs, J. (1997): Checklisten in der Bullenhaltung. Diss. vet. med., TU München, Freising-Weihenstephan.
Béranger, C. (1986): Pathologie des jeunes bovins à l’engrais. Production de viande
bovine, Ed. D. Micol, 401-416.
Bernués, A.; Olaizola, A.; and Corcoran, K. (2003): Labelling information demanded by European consumers and relationships with purchasing motives, quality and
safety of meat. Meat Sci. 65, 1095-1106.
BGBl (1978): Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 10. März zum Schutz
von Tieren in der landwirtschaftlichen Tierhaltung vom 25. Januar 1978. BGBl. 1978
II, p. 113.
Blackshaw, J. K.; Blackshaw, A. W.; McGlone, J. J. (1997): Bull steer syndrome
review. Appl. Anim. Behav. Sci. 54, 97-108.
von Borell, E, Bockisch, F.-J., Büscher, W., Hoy, S., Krieter, J., Müller, C., Parvizi,
N., Richter, Th., Rudowsky, A., Sundrum, A. and van den Weghe, H. (2001):
Critical control points for on-farm assessment of pig housing. Livest. Prod. Sci. 72,
177-184.
Branscheid, W. und Schröer, T. (1997): Schäden an Rinderhäuten. Untersuchungen
zur wirtschaftlichen Bedeutung der Intravitalschäden an Rinderhäuten und zur Effizienz einer Klassifizierung dieser Schäden am Schlachttier, Leder- und Häutemarkt,
Gerbereiwiss. und Praxis, 4-14.
Canali, E., Fallon, R., Le Neindre, P., Lidfors, L., Manteca, X. and Sundrum, A.
(2001): The welfare of cattle kept for beef production. Report of the Scientific
Committee on Animal Health and Welfare of the EU-Commission.
Craig, T. M. (1988): Impact of internal parasites on beef cattle. J. Anim. Sci. 66, 1551569.
Curtis, C. R., Erb, H. N., Scarlett, J. M. and White, M. E (1993): Path model of herdlevel risk factors for calfhood morbidity and mortality in New York Holstein herds.
Prev. Vet. Med. 16, 223-237.
De Brabander, D. L., De Boever, J. L., Vanacker, J. M., Boucque, C. V. and Bottermann, S.M. (1999): Evaluation of physical structure in dairy nutrition. In: Recent
Advances in Animal Nutrition, Gransworthy P. C.; Wiseman, J. (eds.). Nottingham
Univ. Press, pp. 111-145.
De Vries F. W. K., Wierenga, H. K. and Goedegebuure, S. A. (1986): Een orienterend
onderzoek naar het voorkomen van afwijkingen aan hat carpaalgewricht bij vleesstieren en naar het verband met de wijze van opstaan en gaan liggen. Instituut voor
Veetteeltkundig Onderzoek “Schoonoord”, I. V. O. – Report B, 278, 50 pp.
DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.) (1992): Fußböden für Stallanlagen. Spaltenböden aus Stahlbetonfertigteilen oder aus Holz. Maße, Lastannahmen, Bemessung,
Einbau. Berlin.
Dirksen, G. (1989): Infektionsbedingte Faktorenkrankheiten beim Rind. Berl. Münch.
Tierärztl. Wschr. 12, 414-417.
Dirksen, G. (1996): Stallbau- und Haltungsfehler als Ursache von Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen in Rinderbeständen. I. Fehlerhafter Umbau eines Anbindestalles
in einen Laufstall mit Spaltenböden und Liegeboxen. Prakt. Tierarzt 77, 924-932.
Fels-Klerx, H. J van der., Horst, H. S. and Dukhuizen, A. (2000): Risk factors for bovine respiratory disease in dairy youngstock in The Netherlands: the perception of
experts. Livest. Prod. Sci. 66, 35-46.
Fisher, A. D., Crowe, M. A., Prendiville, D. J. and Enright, W. J. (1997): Indoor space
allowance: effects on growth, behaviour, adrenal and immune responses of finishing
beef heifers. Anim. Sci. 64, 53-62.
Forbes, T. D., Rouquette, F. M. and Holloway, J. W. (1998): Comparison among
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
411
Tuli-, Brahman- and Angus-sired heifers: Intake, digesta kinetics, and grazing behavior. J. Anim. Sci. 76, 220-227.
GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1995): Energie- und Nährstoffbedarf
landwirtschaftlicher Nutztiere. Nr. 6: Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Mastrinder. Frankfurt: DLG-Verlag.
Graf, B. (1979): Spaltenbodenhaltung bei Mastochsen. Landbauforschung Völkenrode,
Sdh. 48, 73-88.
Graf, B. (1984): Der Einfluss unterschiedlicher Laufstallsysteme auf Verhaltensmerkmale von Mastochsen. Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich, Thesis, 282 pp.
Grunert, K. G., Bredahl, L. and Brunso, K. (2004): Consumer perception of meat
quality and implications for product development in the meat sector – a review. Meat
Sci. 66, 227-259.
Günther, M. (1988): Klauenkrankheiten. Jena.
Hammer, K., Süss, M., Juli, R. und Kurtz, T. (1991): Spaltenbodenbucht für Jung- und
Mastrinder. In: Arbeitsbl. Landw. Bauwesen. ALB Bayern.
Hanekamp, W. J., Smits, A. C. and Wierenga, H. (1990): Huisversting vleesstieren vanaf
6 maanden. Proefstation voor de Rundveehouderij, Schapenhouderij en Paardenhouderij. Lelystad, Publication 66, 20 pp.
Hartmann, F. D., Gränzer, W., Schröer, T. und Baer J. (1997): Hautschäden bei
Mastrindern: 1. Mitteilung – Epidemiologische Erhebungen. Tierärztl. Umschau 52,
251-254.
Hertzberg, H., Bapst, B., Heckendorn, F. und Figi, R. (2003): Weidemanagement
beugt Parasitenbefall vor. Bioaktuell 3, 10-11.
Hurnik, J. F. and Lewis, N. J. (1991): Use of body surface area to set minimum space
allowances for confined pigs and cattle. Can. J. Anim. Sci. 71, 577-580.
Ingrand, S. (2000): Comportement alimentaire, quantites ingerees et performances des
bovins conduits en groupe. INRA, Prod. Anim. 13, 151-163.
Ingvartsen, K. L. and Andersen, H. K. (1993): Space allowance and type of housing for
growing cattle. Acta Agric. Scand., Sect. A, Anim. Sci. 43, 65-80.
Irps, H. (1987): The influence of floor on the behaviour and lameness of beef bulls. In:
Wierenga, H. K. and Peterse, D. J. (eds.), Cattle housing systems, lameness and
behaviour. Martinus Nijhoff, Dordrecht, The Netherlands, pp. 73-86.
Jaeger, M. (2003): Endoparasitosen bei Kälbern in Mutterkuhhaltung: Vorkommen sowie haltungsbedingte und genetische Einflüsse. Diss. Universität Gießen.
Jury, C., Picard, B. and Geay, Y. (1998): Influences of the method of housing bulls on
their body composition and muscle fibre types. Meat Sci. 4, 457-469.
Kirchner, M. (1987): Verhaltenskenndaten von Mastbullen in Vollspaltenbuchten und
Folgerungen für die Buchtengestaltung. Diss. agr. TU München, Freising-Weihenstephan.
Koberg, J.; Hofman, W.; Irps, H.; Daenicke, R. (1989): Rindergesundheit bei Betonspaltenboden. Prakt. Tierarzt, 70, 12-17.
Kondo, S., Sekine, J., Okubo, M. and Adahida, Y. (1989): The effect of group size and
space allowance on the agonistic and spacing behaviour of cattle. Appl. Anim. Behav.
Sci. 24, 127-135.
Konggaard, S. P. (1983): Feeding condition in relation to welfare for dairy cows in
loose housing systems. In: Baxter, S. H.; Baxter, M. R.; MacCornack, J. A. (eds.).
Farm animal housing and welfare. Martinus Nijhoff, The Netherlands, pp. 272-278.
Konrad, S. (1987): Beurteilung von Haltungssystemen für Mastbullen nach dem Indikatorenkonzept. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung. KTBL-Schrift 323,
214-230.
Laiblin, C., Ilchmann, G. und Metzer, M. (1996): Management in Mutterkuhherden
unter besonderer Berücksichtigung parasitologischer Fragestellungen. Der Prakt.
Tierarzt 77, 538-543.
412
A. Sundrum
LKV-Sachsen-Anhalt, (2004): Richtlinie Basis-Qualitätsmanagementsystem in der
Rindfleischerzeugung. LKV Sachsen-Anhalt e.V. (Hrsg.), Selbstverlag.
LKV-Bayern (2005): Rindermast. LKV Bayern e.V. (Hrsg.), Selbstverlag.
Larson, J. G., Konggaard, S. P., Madsen, E. B. and Nielsen, K. (1984): Haletrad hos
ungtyre. II. Adfaerd i relation til beloegningsgrad og staldtype. Meddelelse 559.
Statens Husdyrbrugforsog. Frederiksberg, Denmark, 4 pp.
Lowe, D. E., Steen, E. W. and Beattie, V. E. (2001): Preference of housed finishing beef
cattle for different floor types. Anim. Welf. 12, 395-404.
Lutz, P. (1981): Ethologische Untersuchungen zum Tier-Fressplatzverhältnis bei Jungmastbullen. Diss. Universität Wien.
Mayer, C., Schulze Westerrath, H.; Thio, T., Ossent, P., Gygax, L., Friedli, K. und
Wechser, B. (2005): Spaltenböden mit Gummiauflage für Mastbullen: Auswirkungen auf das Liegeverhalten und Veränderungen am Integument und an den Klauen.
KTBL-Schrift 437, 33-41.
Martinelli, P., Corradi, A., Borghetti, P., Ceccato, C. and Cabassi, E. (1993):
‘Arthropathy – tail necrosis‘ syndrome and trichothecences in beef cattle. Atti Soc.
Ital. Buiatria 25, 395-405.
Matthes, H.-D., Freitag, J. und Goesmann, M. (1998): Entwicklung und Anwendung
eines Tiergerechtheitsindexes für die Freilandhaltung von Rindern. Arch. Tierz. 41,
573-582.
Metzner, M.; Hofmann, W., Heckert, H. P., Koberg, J. und Raue, F. (1994): Zur Epidemiologie der Schwanzspitzenentzündung bei Mastbullen. Tierärztl. Umschau 49,
348-355.
Murphy, P. A., Hannan, J. and Moneghan, M. (1987): A survey of lameness in beef cattle housed on slatts and an straw. In: Wiernega, H.K.; Peterse, D.J. (eds.), Cattle
housing systems, lameness and behaviour. Martinus Nijhoff, Dordrecht, The Netherlands, pp. 73-86.
Owens, F. N. M, Secrist, D. S., Hill, W. J. and Gill, D. R. (1998): Acidosis in Cattle: A
Review. Anim. Sci. 76, 275-286.
Pahl, H. (1997): The effect of different stocking densities on performance and profitability in fattening bulls, 1st communication: the effect on performance. Züchtungskunde 69, 181-195.
Peres, E.; Noordhuizen, J. P., wuijckhuise, L. A Van. and Stassen, E. N. (1990):
Management factors related to calf morbidity and mortality rates. Livest. Prod. Sci.
25, 79-93.
Piatkowski, B., Nagel, S. und Bergner, E; (1977): Das Wiederkauverhalten bei Kühen
mit unterschiedlicher Trockensubstanzaufnahme und verschiedener physikalischer
Form von Grasheu. Arch. Tierern. 27, 563-569.
Ploeger, H. W., Borgsteede, F. H., Sol, J., Mirck, M. H., Huyben, M. W. Kooymann,
F. N. and Eysker, M. (2000): Cross-sectional serological survey on gastrointestinal
and lung nematodes infections in first- and second-year replacement stock in The
Netherlands: relation with management practices and use of anthelmintics. Vet.
Parasitol. 90, 285-304.
Politiek, R., Distl, O., Fjeldaas, T., Heeres, J., Mc Daniel, B., Nielsen, E., Peterse,
D. Reurink, A. and Strandberg, P. (1986): Importance of claw quality in cattle:
Review and recommendations to achieve genetic improvement. Report of the
E.A.A.P. working group on „Claw Quality in Cattle“. Livest. Prod. Sci. 15, 133-152.
Raven, E. T. (1998): Klauwverzorging bij het riend. Über die Entstehung und die Vorbeuge von Sohlengeschwüren. Universiteit Utrecht.
Redbo, I., Mossberg, I., Ehrmark, A. and Stahl Högber, M. (1996): Keeping growing
cattle outside during winter: behaviour, production an climatic demand. Anim. Sci.
62, 35-41.
Rey, R. (1981): Vergleichende Untersuchungen über Gelenkveränderungen und Glied-
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Mastrinderhaltung
413
maßenschäden von Mastrindern aus Vollspaltenboden- bzw. Tiefstreulaufställen.
Diss. vet. med. Eidgen. Technische Hochschule, Zürich.
Ruis-Heutinck, L., Smits, M., Smits, A. C. and Heeres, J. J. (2000): Effect of floor type
and floor area on behaviour and carpal joint lesions in beef bulls. EAAP-Publ. 102, 2936.
Sambraus, H. H., Kirchner, M. und Graf, B. (1984): Verhaltensstörungen bei intensiv
gehaltenen Mastbullen. Dtsch. tierärztl. Wschr. 91, 56-60.
Sambraus, H. H.; Schön, H. und Haidn, B. (2002): Tiergerechte Haltung von Rindern.
In: Methling, W.; Unshelm, J. (Hrsg.), Umwelt- und tiergerechte Haltung von Nutz-,
Heim- und Begleittieren. Berlin, Hamburg: Parey-Verlag, pp. 281-332.
Schrader, L., Roth, H. R., Winterling, C., Brodmann, N., Langhans, W., Geyer, H.
and Graf, B. (2001): Occurence of tail tip alterations in fattening bulls kept under
different husbandry conditions. Anim. Welf. 10, 119-130.
Siegwart, R., Wechsler, B. und Gygax, L. (2006): Wird das Wohlbefinden von Mastbullen auf gummierten Spaltenböden mit vergrößertem Platzangebot erhöht? KTBLSchrift 441, 76-85.
Sivula, N. J., Ames, T. R. and Marsh, W. E. (1996): Management practices and risk factors for morbidity and mortality in Minnesota dairy heifer calves. Prev. Vet. Med. 27,
173-182.
Smits, A. C., Plomp, M. and Goedegebuure, S. A. (1995): Comparison of behaviour,
performance and health of bulls for beef production housed on concrete and on rubber-topped concrete slatted floors. (Dutch). Wageningen, IMAG-DLO rapport 94-26,
48 pp.
Sundrum, A. (2002): Bewertung von Einflussgrößen auf die Tiergerechtheit von Haltungsbedingungen für Mastrinder. Schriftenr. Rentenbank 17, 67-74.
Sundrum, A. and Rubelowski, I. (2001): Meaningfulness of design criteria in relation
to animal health. Acta Agric. Scand., Sect. A, Anim. Sci. 30, 48-52.
Ter Wee, E., Wierenga, H., Smits, A. and Smits, M. (1989): Claw and leg disorders in
cattle in relation to the design and construction of floors. IVO “Schoonoord”, Zeist
(NL), Report B-345, 5-27.
TierSchNutztV (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung) (2001): Verordnung
zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung vom 25. Oktober 2001, 1-13.
Vlizlo, V. und Lewtschenko, W. (1992): Beitrag zu den Leberkrankheiten der Mastbullen. Dtsch. tierärztl. Wschr. 99, 254-257.
Wierenga, H. K. (1987): Behavioural problems in fattening bulls. In: Schlichting,
M. C.; Smidt, D., Welfare aspects of housing systems for veal calves and fattening
bulls. Proc. of EC seminar held on 16-17 September 1986 in Mariensee, Germany.
Wiss. Beirat (Wissenschaftlicher Beirat beim BMVEL) (2005): Gutachten zur Zukunft
der Nutztierhaltung. Angew. Wiss. Heft 508, 43.
Young, B. A. (1981): Cold stress as it affects animal production. J. Anim. Sci. 52, 154163.
ZMP (2005): Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forstund Ernährungswirtschaft. GmbH Jahresbericht 2004, Bonn.
414
A. Sundrum
Critical control points (CCP) for housing and management of beef cattle
by A. Sundrum
Despite the various risk factors beef cattle are exposed to in the predominant housing
conditions, the issue of animal welfare in relation to beef production is seldom discussed in the public. On the other hand, facing a high economical pressure on the production costs, little financial space is left for farmer to markedly increase space
allowance and management efforts to improve the status of animal health and welfare of beef cattle.
In Europe, most of the beef cattle are kept on fully slatted floors. This housing system provides an increased risk for the skin, including tail tip, and the claws to be
harmed. A high stocking rate increases the health disorders caused by viral, bacterial
pathogens or endo- and ectoparasites. Furthermore, possibilities to execute normal
behaviour patterns are clearly reduced under confined conditions. However, housing
conditions with increased space allowance and bedded lying area can not be considered free of risks relating to animal health, especially claw disorders.
In order to provide a suitable tool for the farmer, control points for animal welfare
(behaviour, health and hygiene), and farm management (with economically relevant
points) with consideration of the legal requirements have been defined and integrated into a comprehensive Critical Control Point (CCP)-concept. The implementing of
the CCP-concept is expected to improve the status of animal health and welfare of
beef cattle. The efforts should, however, not only focus on the implementation of critical control points but should be oriented also on the output of the production process
in relation to traits of animal health for instance pathological findings of the carcass
assessed at the abattoir.
In view of the economical framework conditions it is concluded that the additional
efforts that are needed to improve animal health and welfare of beef cattle can only
be implemented by farmers, who meet the expectations of an increasing number of
consumers with regard to beef produced under appropriate conditions in relation to
animal health and welfare and are able to realize premium prices.
Keywords: Beef cattle, housing, management, animal welfare, Critical Control Points
Herunterladen