Präsentationsfolien - Dr. Wolfgang Ruf

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Curriculum Psychosomatik
Duale Hochschule Villingen-Schwenningen
Ausbildungsbereich SOZIALWESEN
IV. Quartal 2016– Modul 13
Dr. Wolfgang Ruf-Ballauf
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Facharzt für Innere Medizin
Psychotherapie – Sozialmedizin – Rehabilitationswesen
www.ruf-ballauf.de
Tutorium: 14. oder 17. November 2016 jeweils 13:30 Uhr
1
Curriculum Psychosomatik
Duale Hochschule Villingen-Schwenningen
Ausbildungsbereich SOZIALWESEN
IV. Quartal 2016
Lehrziele:
Die Studierenden sollen Verständnis für den
wechselseitigen Zusammenhang zwischen
körperlichem und psychischem Befinden von
Menschen auf dem Hintergrund ihrer sozialen
Situation entwickeln.
Sie sollen Grundkenntnisse über psychosomatische
Erkrankungen sowie präventive und kurative
Hilfsmöglichkeiten erhalten.
Der Beitrag der Sozialarbeit innerhalb des
multiprofessionellen Behandlungsteams soll dabei
deutlich werden.
2
Psychosomatik
Duale Hochschule Villingen-Schwenningen
Ausbildungsbereich SOZIALWESEN
IV. Quartal 2016
Inhalt
•  Grundlagen
–  Entwicklung der Medizin
–  Wechselwirkungen
•  Psycho-Somatische Wechselwirkungen
•  Somato-Psychische Wechselwirkungen
•  Psychosomatische Störungen im engeren Sinne
3
Inhalt
•  Allgemeine Psychosomatik
–  Psychosomatische Symptombildung
–  Psychosomatische Modelle
• 
• 
• 
• 
• 
• 
– 
– 
– 
– 
Schwachstellenkonzept
Modell der vegetativen Spannungen
Modell der De- und Resomatisierung
Konfliktmodell
Lerntheoretisches Modell
Neurobiologisches Modell („Stresskonzept“)
Chronifizierung Psychosomatischer Störungen
Bedeutung der Symptombildung
Psycho-Somatischer Teufelskreis
Vermeidung und Gratifikation
4
Inhalt
•  Spezielle Psychosomatik
–  Somatoforme Störungen
–  Essstörungen
•  Anorexia nervosa
•  Bulimie
–  Psychosomatik ausgewählter Fachgebiete
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Kardiologie
Gynäkologie und Sexualstörungen
Neurologie
Krebs
Schmerzstörungen
Posttraumatische Belastungsstörungen
5
Inhalt
•  Behandlungsansätze
–  Körperbezogene Verfahren
•  Trainingstherapie
•  Körperwahrnehmung
•  Andere Verfahren (z.B. Feldenkrais)
–  Psychotherapie (Die Psychotherapieverfahren werden im Rahmen der
Vorlesung
„Psychodiagnostik und Psychotherapie“ abgehandelt)
–  Entspannungsverfahren
•  Autogenes Training
•  Progressive Muskelrelaxation
•  Andere Verfahren
–  Ergänzende Verfahren (Ergänzende Verfahren (z.B. Kreativtherapie,
Tanztherapie u.a. werden im Rahmen der Vorlesung „Psychodiagnostik
und Psychotherapie“ abgehandelt)
•  Bedeutung für die soziale Arbeit
– 
– 
– 
– 
Erkennen von Störungen
Umgang mit psychosomatischen Patienten/Klienten
Vermeidung von Chronifizierung
Beratung über Behandlungsmöglichkeiten
6
Inhalt
•  Epidemiologie (entfällt)
– 
– 
– 
– 
– 
Definition und Forschungsgegenstand
Epidemiologische Grundbegriffe
Epidemiologische Studien, Studientypen
Ausgewählte Ergebnisse epidemiologischer Forschung
Beurteilung der Qualität von Studien
Bitte lesen Sie hierzu das Vorlesungsskript ab S. 33!
7
Psychosomatik - Betrachtungsebenen
•  Die biologische Ebene der Körperstruktur und –funktion:
traditionelle Sichtweise des Menschen als Summe seiner Einzelteile
und einzelnen Funktionen der Zellen und Organsysteme; auch
seelische Funktionen werden hierunter subsumiert. Diese Ebene wird
häufig auch als „objektive Ebene“ betrachtet.
•  Die personale Ebene: hier rückt die Persönlichkeit des Betroffenen
in den Vordergrund. Diese „subjektiven Ebene“ ist geprägt von
eigenen Erfahrungen (Biographie), Wertungen, Emotionen und
Kognitionen (Denken), die von der objektiven Ebene sehr
verschieden sein können, für den Betroffenen aber entscheidend sind.
8
Psychosomatik - Betrachtungsebenen
•  Die interpersonelle Ebene: der Fokus der Betrachtung liegt hier bei
den zwischenmenschlichen Auswirkungen und Interaktionen im
Zusammenhang mit seelisch-körperlichen Störungen. Oft sind
interaktionelle Konflikte auch Ursache psychosomatischer
Störungen. Insbesondere frühkindliche Konflikte mit sozialen
Objekten (Bezugspersonen) können sich so verfestigen, dass sie
zeitlebens zu Gesundheitsstörungen beitragen (s. Chronifizierung).
•  Die soziokulturelle Ebene: Einstellungen, Erlebnis- und
Verhaltensweisen sind auch durch gesellschaftliche Normen geprägt,
die in jeder Gesellschaft verschieden sind. Dies betrifft u.a. die
Einstellung zum eigenen Körper und zur Sexualität, die Bedeutung
des familiären Zusammenhalts, zur Freizügigkeit usw.
9
Psychosomatik - Betrachtungsebenen
•  Die Integration der verschiedenen
Betrachtungsebenen zu einer
ganzheitlichen Sicht ist das Ziel in der
Psychosomatik
10
Curriculum Psychosomatik- Einführung
psychosomatisches Denken am Beispiel
aus der Frankfurter Appendizitis-Studie:
Appendizitis =
Blinddarmentzündung
Operationsindikation: akute Appendizitis
anschließend wurde die Diagnose durch feingewebliche
Untersuchung bestätigt (korrekte Diagnose) oder
widerlegt (Fehldiagnose)
%-Anteil Männer
%-Anteil Frauen
-----------------------------------------------------------------------------akute Appendizitis
59
41
keine akute Appendizitis 28
72
(=Fehldiagnosen)
-----------------------------------------------------------------------------11
Curriculum Psychosomatik- Einführung
psychosomatisches Denken am Beispiel
aus der Frankfurter Appendizitis-Studie:
Operationsindikation: akute Appendizitis
anschließend wurde die Diagnose durch feingewebliche
Untersuchung bestätigt (korrekte Diagnose) oder
widerlegt (Fehldiagnose)
%-Anteil Männer
%-Anteil Frauen
alle
23-25 Jährige
-----------------------------------------------------------------------------akute Appendizitis
59
41
davon
keine akute Appendizitis 28
72
61
(=Fehldiagnosen)
-----------------------------------------------------------------------------12
Curriculum Psychosomatik- Einführung
psychosomatisches Denken am Beispiel
aus der Frankfurter Appendizitis-Studie:
Relative Häufigkeit der Fehldiagnosen bei Männern und
jungen Frauen, aufgeschlüsselt nach Wochentagen
0,7
0,6
0,5
0,4
Männer
0,3
j.Frauen
0,2
0,1
0
MI
DO
FR
SA/SO
MO
DI
13
Allgemeine Psychosomatik
Begriffsklärungen
SEELE
KÖRPER
PSYCHE = Seele
SOMA = Körper
Psychosomatik umfasst
• 
Seelisch-leibliche (psychosomatische)
Zusammenhänge
• 
Leiblich-seelische (somatopsychische)
Zusammenhänge
14
Allgemeine Psychosomatik
psychosomatische Wechselwirkungen
SEELE
KÖRPER
Primär seelische Störungen, die
• 
körperliche Auswirkungen zeigen
– 
• 
sich nur oder überwiegend körperlich bemerkbar
machen
– 
• 
Beispiel: Depression -> Druck in der Brust
Beispiel: Panikattacke -> Herzjagen
durch Körperreaktionen die seelische Störung
(negativ) beeinflussen
– 
Beispiel: „Angst vor der Angst“
15
Allgemeine Psychosomatik
somatopsychische Wechselwirkungen
SEELE
KÖRPER
Primär körperliche Störungen, die
• 
seelische Auswirkungen zeigen
– 
• 
sich nur oder überwiegend seelisch bemerkbar
machen
– 
• 
Beispiel: Depression nach Herzinfarkt
Beispiel: Depression bei Schilddrüsenunterfunktion
durch psychische Symptome die körperliche Störung
(negativ) beeinflussen
– 
Beispiel: Schmerzen -> Depression -> stärkere Schmerzen
16
Allgemeine Psychosomatik
psychosomatische Störungen
KÖRPER
SEELE
Psychosomatische Störungen im engeren Sinne:
• 
Somatisierungsstörungen
– 
• 
d.h. körperliche Störungen ohne körperliche Ursache (sog.
funktionelle Störungen)
Beispiel: Reizdarm
„klassische“ Psychosomatosen
– 
körperliche Störungen, bei denen eine seelische Ursache
vermutet wird, jedoch nicht offensichtlich ist:
Beispiele: Bluthochdruck, Störungen des Immunsystems
(Allergien und sog. Autoimmunerkrankungen), hormonelle
Störungen (Schilddrüsenüberfunktion), u.a.
17
Allgemeine Psychosomatik
psychosomatische Symptombildung
Psychosomatische Symptome können Folge sein von
•  Disposition, die entweder biologischer Natur („angeboren“
bzw. genetisch festgelegt) ist oder biographisch durch
frühkindliche Prägungen (Beziehungsdefizite,
Beziehungskonflikte, Traumatisierungen) erworben wurde
•  negativen lebensgeschichtlichen Erfahrungen im weiteren
Verlauf des Lebens
•  nicht gelungene Bewältigung („Coping“-Defizit)
biographischer Erfahrungen oder durchgemachter
Krankheiten, auch Traumata oder
•  Spezielle Auslöser z.B. Stress, Konflikte, Trennungen u.a.
18
Allgemeine Psychosomatik
psychosomatische Symptombildung
Psychosomatische Symptome können bedeuten:
•  Körperlicher Ausdruck seelischer Befindlichkeit
(Somatisierung)
•  Körperlicher Ausdruck einer Gefühlsspannung (oft als
vegetative Reaktion)
•  Symbolhafte körperliche Darstellung eines seelischen
Konflikts (Konversion)
•  Abwehr eines seelischen Konflikts (Verdrängung ins
Körperliche)
•  Nonverbale Kommunikationsform bzw. Mitteilung
(„Sprachrohr“)
•  Interaktionsform (Beziehungsgestaltung)
19
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Übersicht
Klassisches Modell der vegetativen Spannungen
(durch Handlungsblockierung)
Psychoanalytisches Modell (Konfliktmodell)
Theorie der De- und Resomatisierung
Lerntheoretisches Modell
Neurobiologisches Modell (Stressmodell)
20
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Konzept der körperlichen Schwachstelle
Warum nur bestimmte Organe betroffen sind oder
bestimmte Symptome auftreten wird mit dem
„Schwachstellenkonzept“ erklärt.
Jeder Mensch soll eine körperliche Schwachstelle
haben mit der er meistens reagiert oder wo sich
allgemeine Spannungen bevorzugt niederschlagen.
Beispiele (das Schwachstellenkonzept ist im Volksmund
durchaus beliebt):
Ø „das schlägt mir auf den Magen“
Ø „das macht mir Kopfzerbrechen“
Ø „er hat seine Last zu Tragen“
Ø „sie steht unter Druck“
21
Ø „das geht mir an die Nieren“
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Modell der vegetativen Spannung
Psychosomatische Störungen entstehen, wenn
eine nach außen gerichtete Handlung unterlassen
wird. Auf diese Weise könne die emotionale
Spannung, die Anlass zu dieser Handlung ist,
nicht abgeführt werden und zieht -vor allem im
Wiederholungsfall- eine bleibende Anspannung
im vegetativen Nervensystem nach sich.
Langfristig führt dies zu Organ-Schäden.
Man kann diese Organ-Schäden demnach als Folge
einer normalen Reaktion der vegetativen Organe
auf das Anhalten einer nicht abgeführten
emotionalen Spannung auffassen.
Beispiel: Schäden durch permanenten Stress
22
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Psychoanalytisches Modell (Konfliktmodell)
•  Ein Konflikt ergibt sich aus dem gleichzeitigen
Vorhandensein oder Aufeinandertreffen
gegensätzlicher Einstellungen, Interessen,
Wünschen, Bedürfnissen ...
•  Konflikte führen häufig zu starken emotionalen
Spannungen und Reaktionen mit dem Impuls zu
handeln, um die Konfliktspannung abzubauen.
Ø Interpersonelle Konflikte sind häufig Folge
ungelöster bzw. verdrängter innerer Konflikte.
23
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Psychoanalytisches Modell
Theorie der inneren und neurotischen Konflikte
äußerer Konflikt (interaktioneller Konflikt) in
frühester Kindheit
Verinnerlichung (Abbildung des Konfliktmusters im
Inneren infolge ständiger Wiederholung)
Innerer Konflikt (als „Ambivalenzkonflikt“, d.h.
ein inneres Hin-und-Hergerissen-sein)
Neurotischer Konflikt (als Folge der
Verdrängung = Unbewusstmachung einer Seite
des Konflikts)
24
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Psychoanalytisches Modell (Konfliktmodell)
Innere Konflikte führen zu gesundheitlichen
Störungen, wenn
•  sie nicht gelöst werden können,
•  die Konfliktspannung hoch ist
•  und vor allem: wenn Konflikte in ihrer
wirklichen Dimension nicht bewusst sind, d.h.
wenn ein Teil des Konfliktes verdrängt wurde
(neurotischer Konflikt), weil ein
gegensätzlicher Wunsch nicht akzeptabel ist.
25
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Psychoanalytisches Modell (Konfliktmodell)
Beispiel Konfliktmodell: (Fallvigniette: Herr M., 45 Jahre)
Herr M. ist im Betrieb anerkannt und erfolgreich. Er hat sich
hochgearbeitet. Als der bisherige Chef in den Ruhestand
geht, wird diese Position wird von einer jüngeren,
energischen Frau eingenommen. Herr M. gibt sich Mühe
und arbeitet zunächst erfolgreich weiter. Nach einem
halben Jahr entwickelt er hohen Blutdruck und wird
nach einem Jahr schließlich wegen (depressiver)
Erschöpfung krank geschrieben.
Aus der Lebensgeschichte von Herrn M.:
Das Verhältnis zur vielbeschäftigten Mutter war durch hohe
Erwartungen an Pflichterfüllung und Leistung geprägt.
Anerkennung und Wertschätzung wurde über Leistung
erreicht, Ärger musste unterdrückt werden, da dies
26
Zuwendung gefährdet hätte.
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Psychoanalytisches Modell (Konfliktmodell)
Fallvigniette: Herr M., 45 Jahre – Fortsetzung
Leistung bedeutet für Herrn M. Zuwendung; dies gelingt nur
bei gleichzeitiger Unterdrückung (Verdrängung)
aggressiver Impulse (gegenüber der Mutter). Es entsteht
ein innerer Konflikt (Auflehnung versus Anpassung).
In der neuen Chefin erlebt Herr M. unbewusst eine
Wiederholung des Konflikts zur Mutter. Er passt sich an,
gibt sich Mühe, wird aber in seiner (unrealistischen)
Erwartung bezüglich Anerkennung und Wertschätzung
frustriert.
Den Ärger darüber kann er nicht äußern, da er unbewusst
bleibt (Verdrängung aggressiver Impulse). Dies führt in
seinem Fall zu Bluthochdruck und schließlich zur
Depression.
27
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Theorie der De- und Resomatisierung
„Säuglinge sind Somatisierer“
Säuglinge reagieren unmittelbar körperlich auf eine Störung
ihrer Wohlbefindlichkeit. Dies ist eine Form der
Kommunikation, die ja verbal noch nicht möglich ist. Der
direkte körperliche Ausdruck wird Primärprozess
genannt..
Entwicklungsaufgabe: De-Somatisierung
Im Lauf der Entwicklung lernt das Kleinkind, Unlustgefühle
verbal mitzuteilen, Gefühlsspannungen bis zu einem
gewissen Grad auszuhalten und Befriedigungswünsche
zeitweilig zurückzustellen (Sekundärprozess). Die
Veränderung der Reaktionsweise vom Primär- zum
Sekundärprozess entspricht der Abkehr vom Lustprinzip
28
und Hinwendung zum Realitätsprinzip.
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Theorie der De- und Resomatisierung
Das Ergebnis der De-Somatisierung ist, dass seelische
Spannungen nicht mehr primär körperliche
Reaktionen hervorrufen.
Re-Somatisierung:
In Stress-, Konflikt- oder Gefahrsituationen kann es
dazu kommen, dass alte Muster der Primärprozesse
wieder aktiviert werden und unmittelbar körperliche
Reaktionen auftreten. Dies nennt man ReSomatisierung.
Die Verknüpfung von Auslöser und Körperreaktion ist
oft nicht erkennbar oder bleibt unbewusst.
29
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Lerntheoretisches Modell (Wiederholung)
Die Verhaltensmedizin hat auf der Basis der Lerntheorie
alternative Modelle entwickelt. Als integratives,
ganzheitlich-systemisches Modell setzt sich heute
das bio-psycho-soziale Modell durch.
Biologische
Psycholog.
Faktoren
Faktoren
Soziale
Faktoren
30
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Lerntheoretisches Modell
Biologische, psychologische und soziale
Faktoren stehen zueinander in
Wechselwirkung und bilden ein
Bedingungsgefüge für
Krankheitsentstehung und Gesundung
(Salutogenese). Welches Organ von
einer Störung betroffen ist, wird als
individuelle Reaktionsbereitschaft
verstanden (s. Schwachstellenkonzept)
Gefühlsvorgänge können wie körperliche
Vorgänge konditioniert werden und
finden ihren Niederschlag im
vegetativen Nervensystem und im
Hormonsystem.
B
P
S
31
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Bedingungsgefüge als Basis der Verhaltensanalyse
Biologische und Soziale Faktoren:
•  B biologische, physiologische, biochemische
(medizinische) Bedingungen
•  O soziale und ökologische Bedingungen
Psychologische Faktoren:
•  L Lerngeschichte und situative
(psychologische) Bedingungen
•  P dispositionelle, persönlichkeitsstrukturelle,
affektive und kognitive (psychologische)
Bedigungen
32
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Lerntheoretisches Modell
Fallvigniette: Frau S., 25 Jahre
Die verheiratete Patientin leidet seit vielen Jahren unter
Bauchschmerzen und Dyspareunie. Im letzten Jahr
nahmen die Schmerzen zu und es kam zu nächtlichen
Schmerzanfällen. Wegen Verdacht auf Appendizitis wird
eine Appendektomie vorgenommen, die die Schmerzen
jedoch nicht beseitigt. Nach ausführlicher Diagnostik wird
eine Milchzucker-Unverträglichkeit festgestellt. Eine
Laktose-freie Diät erbringt jedoch auch keine Besserung.
Bei der psychologischen Untersuchung fällt eine
Selbstunsicherheit und die Unfähigkeit “nein” zu sagen auf.
Ferner vermittelt die Patientin den Eindruck, dass ihre
Mutter alles regelt und keinen Widerspruch duldet.
Aus der Biographie erfahren wir, dass die Patientin jahrelang
vom Ehemann der älteren Schwester missbraucht worden
ist.
33
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Lerntheoretisches Modell - Verhaltensanalyse:
Betrachtungsebenen des Verhaltens am Fallbeispiel
•  B biologisch-medizinische Zugangsund Beschreibungsebene
•  z.B. Beschwerdemuster (Unterbauchschmerzen)
•  A affektive Ebene
•  Unfähigkeit zur Wahrnehmung und Beschreibung
eigener Gefühle (z.B. Angst, Wut ...)
•  M motivationale Ebene
•  Gehorsam, Pflicht
34
Allgemeine Psychosomatik- Theoretische Konzepte
Lerntheoretisches Modell - Verhaltensanalyse:
Betrachtungsebenen des Verhaltens am Fallbeispiel
•  M motorisch-verhaltensmäßige Ebene
•  Einschränkung der sozialen Kompetenz durch
Passivität und Vermeidungsverhalten
•  P perzeptiv-kognitive Ebene
•  „ich kann mich nicht wehren“,
erlernte Hilflosigkeit
•  I
interpersonelle Ebene
•  inadäquate Kommunikationsmuster in der Folge
einer verzerrten Wahrnehmung anderer (des
Ehemannes)
35
Allgemeine Psychosomatikpsychosomatischer Kreislauf
Körpersymptom
Selbstbeobachtung
ängstliche
Besorgnis
Psych.
Symptom
Bei psycho-somatischen Störungen stellt sich oft ein
Teufelskreis („circulus vitiosus“) ein, der die
Behandlung erschwert, der jedoch durchbrochen
36
werden muss.
Allgemeine Psychosomatikpsychosomatischer Kreislauf
Herzrasen bei
Panikattacke
HERZ
Körpersymptom
Wann kommt
die nächste
Attacke?
Selbstbeobachtung
ANGST tritt später
auf wegen
möglicher neuer
Attacken („Angst
vor der Angst“)
Was ist mit
meinem
Herzen los?
ängstliche
Besorgnis
Psych.
Symptom
überstehe ich
die nächste Attacke?
Ich bin vielleicht herzkrank
ANGST
Bei psycho-somatischen Störungen stellt sich oft ein
Teufelskreis („circulus vitiosus“) ein, der die
Behandlung erschwert, der jedoch durchbrochen
37
werden muss.
Allgemeine Psychosomatikpsychosomatische Störungen und Krankheitsgewinn
Unter Krankheitsgewinn versteht man den „Nutzen“ oder
Vorteil, der durch das Auftreten einer Krankheit oder
eines Symptoms für den Erkrankten auftritt.
• 
Primärer Krankheitsgewinn
– 
• 
Unmittelbar positive Effekte einer Krankheit (Ruhe, Erholung,
Entlastung ...) – fördern die Heilung / Regeneration
Sekundärer Krankheitsgewinn
– 
Mittelbare Vorteile durch die Erkrankung (Krankschreibung,
Versorgung, Krankengeld, Rente ...) – wirkt der Heilung entgegen
und birgt die Gefahr der Chronifizierung einer Störung
In der Psychosomatik spielt der sekundäre
Krankheitsgewinn oft eine erhebliche Rolle und
verhindert dann eine erfolgreiche Behandlung. In der
Sozialarbeit ist dieser sekundäre Krankheitsgewinn oft
38
Gegenstand der Beratung.
Allgemeine Psychosomatikpsychosomatische Störungen und Chronifizierung
Psychosomatische Störungen neigen zur Chronifizierung. Die
wird begünstigt durch
–  lange medizinische „Karriere“ vor der eigentlichen
Diagnosestellung (ca. 5-7 Jahre!)
–  Das Symptom wird „benötigt“ (zur Entlastung, um
Aufmerksamkeit zu erhalten, …)
–  Die eigentlichen Konflikte werden nicht gelöst oder sind
nicht lösbar
–  Das Symptom „steuert“ interpersonale Beziehungen
–  Spirale von körperlicher und seelischer Beeinträchtigung
(„psychosomatischer Teufelskreis“ – s.o.)
–  Sekundärer Krankheitsgewinn mit
–  Gratifikationserwartungen
39
Allgemeine PsychosomatikSymptombildung – Auslösesituationen (1)
•  Eine bisher stabile Bewältigungsstrategie wird labilisiert
Beispiel: die Neigung zum Naschen von Süßigkeiten kann im Stress nicht
mehr unterdrückt werden, Symptom: Gewichtszunahme.
•  Eine neue Verarbeitungsstrategie produziert Symptome
Beispiel: Ein sonst aktiver Mensch verhält sich nach Herzinfarkt plötzlich
passiv („ich muss mich schonen“) und hat negative Kognitionen
(„ausgerechnet mir muss das passieren“). Symptom: Depressivität.
•  Eine defizitäre Persönlichkeitsstruktur führt zur
Symptombildung
Beispiel: Impulsdurchbrüche und abnorme Kränkbarkeit bei BorderlineStörung. Symptom: Fremd- oder Eigenaggression.
40
Allgemeine PsychosomatikSymptombildung – Auslösesituationen (2)
•  Neurotische Symptombildung: stabile Abwehr eines
unbewussten Konflikts um den Preis der Einengung und
Symptombildung
Beispiel: Durch ausgeprägtes Vermeidungsverhalten bei situativen
Ängsten (Phobien) kann die Angst zwar kontrolliert werden, jedoch
kann die konsequente Vermeidung angstauslösender Situationen eine
erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Symptom:
sozialer Rückzug, Immobilität, Unfähigkeit, notwendige Dinge zu
erledigen.
•  Neurotische Symptombildung: der (neurotischer) Konflikt
kann nicht mehr abgewehrt werden, weil er re-aktualisiert
wird
(s. Fallvigniette Konfliktmodell)
41
Spezielle PsychosomatikKapitel F des ICD-10 in der Übersicht
•  F00-F09
•  F10-F19
• 
• 
• 
• 
F20-F29
F30-F39
F40-F48
F50-F59
• 
• 
• 
• 
F60-F69
F70-F79
F80-F89
F90-F98
•  F99
Organische, einschließlich symptomatischer psychischer
Störungen
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope
Substanzen
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
Affektive Störungen
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und
Faktoren
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Intelligenzminderung
Entwicklungsstörungen
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend
Nicht näher bezeichnete psychische Störungen
42
Häufig finden sich psychosomatische Symptome und
Störungen in folgenden ICD-10 F-Untergruppen
•  Somatisierungsstörungen – F45.1/F45.2
•  Essstörungen – F50
•  sexuelle Funktionsstörungen – F52
•  Konversionsstörungen (z.B. psychogene Lähmung) – F44
•  (somatoforme) Schmerzstörungen F45.4
•  Posttraumatische Belastungsstörungen (BTPS) – F43.1
•  Psychische Faktoren bei körperlichen Krankheiten – F54
-----------------------------------------------------------------------------•  Depressive Störungen mit „somatischem Syndrom“ – F32/F33
•  Angststörungen, insbesondere Panikstörung - F40/F41
•  Zwangsstörungen (Folgen von Zwangshandlungen) - F42
•  Substanzmissbrauch und Abhängigkeit – F55
43
•  Schlafstörungen – F51
Spezielle Psychosomatik:
Somatoforme Störungen – F45
Definition der somatoformen Störungen
Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung
körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen
Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz
wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der
Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind.
Wenn körperliche Befunde vorhanden sind, erklären sie
nicht die Art und das Ausmaß der Symptome, das Leiden
und die innerliche Beteiligung des Patienten.
Unterteilung der somatoformen Störungen:
Somatisierungsstörungen (Video-Fallvorstellung)
hypochondrischen Störungen (Fallbeispiel im Skript)
Somatoforme autonome Funktionsstörung (Fall „Herzschmerz“)
Somatoforme Schmerzstörungen (Video-Fallvorstellung)
44
Spezielle Psychosomatik:
Somatisierungsstörungen - F45.1/F45.2
Bei den Somatisierungsstörungen sind vielfältige, wiederholt
auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome
charakteristisch, die wenigstens zwei Jahre bestehen. Die
meisten Patienten haben eine lange und komplizierte
Patienten-Karriere hinter sich, sowohl in der
Primärversorgung als auch in spezialisierten medizinischen
Einrichtungen, wo viele negative Untersuchungen und
vergebliche Operationen durchgeführt sein können. Die
Symptome können sich auf jeden Körperteil oder jedes
System des Körpers beziehen. Der Verlauf der Störung ist
chronisch und wechselnd und häufig mit einer
langdauernden Störung des sozialen, interpersonalen und
familiären Verhaltens verbunden.
45
Beispiel: Video-Falldemonstration „Chronifizierte Somatisierungsstörung“
Spezielle Psychosomatik:
Somatoforme Störungen – F45
Bedeutung der somatoformen Störungen
Ø Somatoforme Störungen sind außerordentlich
häufig und führen zu einer übermäßigen
Inanspruchnahme medizinischer und sozialer
Versorgungssysteme (SozialarbeiterInnen!),
verursachen dadurch erhebliche Kosten und
bergen die Gefahr, durch Komplikationen
medizinischer Eingriffe eine Schädigung zu
erleiden
46
Spezielle Psychosomatik:
Essstörungen – Lebenserwartung und BMI
BMI = body mass index
•  BMI = Körpergewicht in kg dividiert durch
Körpergröße in Metern2
BMI Gewichtsgrenzen
o  < 13 akute Lebensgefahr
o  < 18 Magersucht
o  18-20 Untergewicht
o  20-25 Normalgewicht
o  25-30 geringes bis
mittleres Übergewicht
o  30-40 Adipositas
(Fettsucht)
47
o  > 40 schwere Fettsucht
Spezielle Psychosomatik:
Essstörungen – Anorexia nervosa (Magersucht)
•  Die Anorexia ist durch einen absichtlich selbst
herbeigeführten oder aufrechterhaltenen
Gewichtsverlust charakterisiert. Am häufigsten ist die
Störung bei heranwachsenden Mädchen und jungen
Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer,
Kinder vor der Pubertät und ältere Frauen sind selten
betroffen.
•  Die Krankheit ist mit speziellen Vorstellungen über
den Körper verbunden, wobei die Angst vor einem
dicken Körper und einer schlaffen Körperform als
eine tiefverwurzelte überwertige Idee besteht und die
Betroffenen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für
sich selbst festlegen.
48
Spezielle Psychosomatik:
Essstörungen – Anorexia nervosa (Magersucht)
Fallbeispiel: Skript S. 20
Die 15jährige Gymnasiastin M. wog 54 kg bei
einer Größe von 1,64 m (BMI 20). Im Mai begann
sie nach Hänseleien über ihr Aussehen eine Diät.
Sie aß vermehrt Rohkost und verzichtete auf
Süßigkeiten. Nach einer Gewichtsabnahme von 2
kg begann sie zu joggen, erst ein bis zweimal pro
Woche, später dann täglich für ein bis zwei
Stunden. Sie nahm noch einmal 3 kg an Gewicht
ab. Nachdem die Eltern im Juli erfuhren, das M.s
Regelblutung ausblieb, kam es zur Vorstellung
beim Kinderarzt, der vor einer weiteren
Gewichtsabnahme warnte. Trotz mehrfachen
Bemühens der Eltern, ihre Tochter zu einer
normalen Nahrungsaufnahme zu bewegen, aß M.
zunehmend nur noch Obst und Joghurt und nahm
weiterhin an Gewicht ab. (… ) Nach einem
erneuten Kreislaufkollaps wurde M. bei einem
Gewicht von 41 kg (BMI 15) in einer Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie aufgenommen.
BMI Gewichtsgrenzen
o  < 13 akute Lebensgefahr
o  < 18 Magersucht
o  18-20 Untergewicht
o  20-25 Normalgewicht
49
Spezielle Psychosomatik:
Essstörungen – Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
Ein Syndrom, das durch wiederholte Anfälle von
Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit
der Kontrolle des Körpergewichts charakterisiert ist.
Dies führt zu einem Verhaltensmuster von
Essanfällen und Erbrechen oder Gebrauch
von Abführmitteln.
Viele psychische Merkmale dieser Störung
ähneln denen der Anorexia nervosa, so die
übertriebene Sorge um Körperform und
Gewicht. Wiederholtes Erbrechen kann zu
Elektrolytstörungen (Störungen der Blutsalze) und
körperlichen Komplikationen führen. Bei Bulimie steht
die Angst vor Gewichtszunahme und die ständige
Beschäftigung mit dem Thema Essen im
Vordergrund.
50
Spezielle Psychosomatik:
Essstörungen – Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
Fallbeispiel Skript S.21:
Bei der leicht übergewichtigen 17jährigen T. (BMI 24) bestanden seit dem
Wechsel auf die weiterführende Schule Probleme im sozialen Bereich.
Häufig hatte sie Auseinandersetzungen mit Mitschülerinnen, da sie
sehr impulsiv und heftig auf Kritik und Kränkung reagierte. In ihrer
Klasse hatte T. nur wenige Freunde. Auch im familiären Rahmen kam
es häufig zu Streit mit den Eltern und Geschwistern, infolge dessen T.
sich oft angespannt und wütend auf ihr Zimmer zurückzog. Die Wut
schlug schnell in Traurigkeit und Hilflosigkeit um. T. fühlte sich einsam
und von niemanden verstanden. In diesen Phasen begann sie im Alter
von 16 Jahren aus „Frust“ größere Mengen Schokolade zu essen….
Aus Scham verheimlichte sie die Essattacken und das Erbrechen
gegenüber Familie und Freunden. Die Mutter bemerkte zwar, dass
Lebensmittel fehlten, eine Erklärung hatte sie aber nicht. Erst nachdem
T. im Alter von 17,5 Jahren dabei beobachtet wurde,
wie sie Geld aus ihrem Portemonnaie ihrer Mutter n
ahm, um Nahrungsmittel zu kaufen, erzählte sie ihrer
Mutter von ihrer Krankheit. Dieses führte zur Einleitung
einer ambulanten Psychotherapie.
51
Spezielle Psychosomatik:
Psycho-Kardiologie
- Herzbeteiligung bei psychischen Störungen (z.B. Panikattacken)
- Herz als „Schwachstellenorgang“ bei Somatisierung
- Psychosoziale Faktoren bei Herzkrankheiten (z.B. Herzinfarkt)
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Somatische Risikofaktoren
beeinflussbar:
Rauchen
Bluthochdruck
Hohe Blutfettwerte
Zuckerkrankheit
androides Übergewicht
(Bauchfett)
nicht beeinflussbar:
Alter, Geschlecht
Vererbung
Psychosoziale Risikofaktoren
psychisch:
Depressivität
vitale Erschöpfung
phobische Angst
„Hostility“
sozial:
Soziale Isolierung
niedriger sozioökonomischer
Status
berufliche Distressbelastung
52
(negativer Stress
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatische Gynäkologie
Übersicht
•  Primär körperliche gynäkologische Erkrankungen mit
seelischen Folgen
z.B. Depression und Sexualstörungen bei unerfülltem
Kinderwunsch oder Angststörung nach Krebserkrankung
•  Primär seelische Ursachen gynäkologischer Beschwerden
meist Unterbauchbeschwerden infolge Konfliktsituationen
z.B. bei inneren Konflikten, Identitätskonflikten (Rolle als
Frau), Selbstwertkonflikten oder Partnerkonflikten
•  Psychosoziale Ursachen gynäkologischer Beschwerden
aktuelle oder frühere Belastungen aus dem Umfeld
z.B. durch sexuellen Missbrauch, Doppelbelastung
(Familie und Beruf), Situation als Alleinerziehende,
belastende Lebensereignisse u.a.
Fallbeispiel s.
53
lerntheoretisches Modell
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatische Neurologie
Konversionsstörungen
•  Konversion ist die Umwandlung oder Verschiebung
eines seelischen Konflikts bzw. einer seelischen
Belastungssituation ins Körperliche und tritt meist in
der Folge interpersonaler Schwierigkeiten auf
Fallbeispiel: Skript S. 23: Eine 46-jährige Hausfrau wurde vom Psychiater
ihres Mannes zur Konsultation überwiesen. Im Verlauf der Erörterung
bestimmter Ehekonflikte, die er mit seiner Frau hatte, hatte der Mann die
„Schwindelattacken“ seiner Frau erwähnt, die sie sehr behinderten. In
der Konsultation beschrieb die Frau, sie werde vier oder fünf Abende pro
Woche von extremem Schwindel, begleitet von leichter Übelkeit,
überwältigt. Während dieser Attacken erscheine ihr das Zimmer um sie
herum „schimmernd“ und sie habe das Gefühl zu „schweben“ …. Auf die
Frage nach ihrer Ehe beschrieb die Frau ihren Mann als äußerst
anspruchsvollen Tyrannen, der sie und ihre vier Kinder verbal
misshandelte. Sie gab zu, dass sie täglich seine Rückkehr von der Arbeit
fürchtete, weil sie wusste, dass er das Haus als Saustall bezeichnen und
54
ihm das Essen, wenn es eines gab, nicht schmecken würde…
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatische Neurologie
Dissoziative Störungen
•  Dissoziation wird definiert als teilweiser oder völliger
Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die
Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der
Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der
Kontrolle von Körperbewegungen. Dissoziation heißt
Trennung oder Spaltung; Gemeint ist die Trennung von
Gefühl und Inhalt einer belastenden Situation, oft
ausgelöst durch oder in der Folge einer Traumatisierung.
Fallbeispiel: Skript S. 24: Eine 23-jährige Frau wird schuldlos in einen schweren
Verkehrsunfall verwickelt, bei dem ein Mensch stirbt und zwei weitere
schwere Verletzungen erleiden. Sie selbst bleibt wie durch ein Wunder
unverletzt. Wie Umstehende später berichten, verhält sich die junge Frau
ruhig und zielgerichtet, alarmiert die Rettungsdienste und kümmert sich um
die Verletzten. Nach dem Abtransport der Verletzten erscheint sie zunehmend
55
teilnahmslos und distanziert. …
Spezielle Psychosomatik:
Schmerzstörungen
"Schmerz ist ein unangenehmes
Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit
einer tatsächlichen oder möglichen
Gewebsschädigung einher geht oder
als solches beschrieben wird.
Schmerz ist immer subjektiv.„
Schmerzdefinition der Internationalen Gesellschaft zum
56
Studium des Schmerzes
Spezielle Psychosomatik:
Schmerzstörungen
"Schmerz ist ein unangenehmes
Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit
einer tatsächlichen oder möglichen
Gewebsschädigung einher geht oder
als solches beschrieben wird.
Schmerz ist immer subjektiv.„
Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
57
Spezielle Psychosomatik:
Schmerzstörungen
Anhaltende Somatoforme Schmerzstörung
•  Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder,
schwerer und quälender Schmerz, der durch einen
Körpervorgang oder eine körperliche Störung nicht
vollständig erklärt werden kann. Er tritt in Verbindung mit
emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen
auf. Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte
persönliche oder medizinische Hilfe und Unterstützung.
Schmerzzustände die andere psychische Störungen
begleiten können (z.B. bei Depression oder
Schizophrenie), sind hier nicht gemeint.
Beispiel: Video-Falldemonstration „Schmerzen beim Gehen“
58
Spezielle Psychosomatik:
Schmerzstörungen
Chronifizierung von Schmerz
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Entwicklung einer Schmerzgewohnheit
Schmerzgedächtnis des Körpers
Schmerz als Ausdruck eines seelischen Konflikts
Schmerz als Folge einer Traumatisierung
Sekundärer Krankheitsgewinn
Reaktion der Umwelt
In Deutschland leiden 6 Millionen Menschen an chronischen
Schmerzen!
Die geschätzten Kosten (Untersuchungen, Medikamente, Arbeitsausfall,
Frühberentung usw.) betragen ca. 25 Milliarden Euro jährlich.
59
Spezielle Psychosomatik:
Schmerzstörungen
Chronischer Spannungskopfschmerz
mögliche psychosomatische Ursachen
•  psychosozialer Stress,
•  Arbeitsstress,
•  zwischenmenschliche Belastungen,
•  Schlafstörungen,
•  sexuelle Probleme,
•  Angststörungen,
•  depressive Erkrankungen oder
•  Störungen der Schulter-Nacken-Muskulatur
60
Spezielle Psychosomatik:
Psychotraumatologie
Posttraumatische Belastungsstörung (BTPS)
Diese entsteht als eine verzögerte oder/und verlängerte
Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation
kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher
Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei
fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Bei
welchen Menschen nach einem traumatischen Ereignis
eine PTBS ausgelöst wird, lässt sich nicht vorhersagen.
Häufigkeit der PTBS nach folgenden Ereignissen:
Vergewaltigung (55%),
Kriegserfahrungen (39%),
Misshandlungen in der Kindheit (35%),
Vernachlässigung in der Kindheit (22%),
sexuelle Belästigung (19%),
Verkehrsunfälle (11%),
Naturkatastrophen (5%).
61
Spezielle Psychosomatik:
Psychotraumatologie
Posttraumatische Belastungsstörung (BTPS)
Fallbeispiel Skript S. 27: Die 22-jährige Studentin Maja K. besucht ihre
Freundin, die in einer anderen Stadt wohnt. Sie übernachtet bei der
Freundin in deren Dachgeschoßwohnung. Als sie abends nach einem
Kinobesuch schlafen gehen wollen, bemerken sie Rauch in der
Wohnung. Nach einigem Suchen entdecken sie, dass der Rauch aus
dem Treppenhaus kommt. Sie können noch die Feuerwehr
alarmieren, aber da sich die Wohnung rasend schnell mit Rauch füllt,
geraten beide in Panik und stehen Todesängste aus, ob sie von der
Feuerwehr rechtzeitig gerettet werden können. Sie werden beide von
der Feuerwehr über Drehleitern evakuiert und überstehen den Brand
soweit unbeschadet. Einige Wochen nach dem Erlebnis stellen sich
bei Maja erste Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung
ein. Rauchartige Gerüche, aber auch scheinbar neutrale Situationen
lösen bei ihr Intrusionen aus, denen sie sich hilflos ausgeliefert fühlt.
Sie hat große Schwierigkeiten sich länger in höheren Etagen eines
Gebäudes aufzuhalten…
62
Spezielle Psychosomatik:
Psychotraumatologie
Posttraumatische Belastungsstörung (BTPS)
Typische Merkmale
Ø wiederholtes Erleben des Traumas in sich aufdrängenden
Erinnerungen (Intrusionen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen
Ø andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit
Ø Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen
Ø Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber und Freudlosigkeit
Ø Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das
Trauma wachrufen könnten (sog. Triggersituationen)
Ø Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer
übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen
Ø Angst und Depression häufig als Begleitstörungen oder Folgen
Ø Suizidgedanken nicht selten
Ø Erschüttertes (Selbst-) Vertrauen
Ø Schuld- und Schamgefühle
Behandlung der BTPS s. Vorlesung „Psychodiagnostik und Psychotherapie“63
Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Körperbezogene Verfahren
•  Trainingstherapie
•  Körperwahrnehmung
•  Andere Verfahren (z.B. Feldenkrais)
Psychotherapie
s. Vorlesung „Psychodiagnostik und Psychotherapie“
Entspannungsverfahren
•  Autogenes Training
•  Progressive Muskelrelaxation
•  Andere Verfahren
Ergänzende Verfahren
s. Vorlesung „Psychodiagnostik und Psychotherapie“
64
Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Körperbezogene Verfahren – Trainingstherapie (Effekte)
•  Positive Körpererfahrung
•  somatoforme Störungen bessern sich oft erstaunlich
•  das allgemeine Körpergefühl wird positiv gesteigert
•  durch verbesserte Fitness fällt Vieles leichter
•  Ausdauertraining steigert die Immunabwehr
•  Ausdauertraining wirkt anti-depressiv: eine Depression
geht durch Ausdauertraining schneller zurück geht und
kommt seltener wieder
•  Ausdauertraining wirkt entängstigend:
Patienten mit Ängsten fassen wieder
Zutrauen zu ihren eigenen
Fähigkeiten
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Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Körperbezogene Verfahren – Körperwahrnehmung
Ziele von Körperwahrnehmung:
• Konzentration auf den
eigenen Körper
• nach innen gerichtete
Wahrnehmung von
Körperzuständen und –
reaktionen,
• Körper als
Kommunikationsmittel
(Körperhaltung, Gestik,
Bewegungsverhalten)
• Körperreaktionen als
Beziehungserfahrungen
66
Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Körperbezogene Verfahren – Feldenkrais
Die FELDENKRAIS-Methode ist offiziell eine pädagogische Methode,
dennoch ergeben sich wesentliche therapeutische Effekte.
Körperbewegungen, Körper“handlungen“, Körperempfinden,
Körperhaltungen usw. verlaufen nach gewohnheitsmäßigen Schemata,
die häufig nicht optimal sind und an der Aufrechterhaltung von
Beschwerden beteiligt sind.
Bei der Feldenkrais-Arbeit geht es darum, diese Schemata aufzubrechen,
herauszubekommen, was günstiger ist und somit weniger
Beschwerden zu haben, sich körperlich wohler zu fühlen. Die Öffnung
und das Ausprobieren neuer Wege ist auch im übertragenen Sinne
eine positive Wendung für viele Menschen mit chronifizierten
psychosomatischen Beschwerden.
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Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Entspannungsverfahren - Autogenes Training
•  Autogenes Training (AT) ist das bekannteste autosuggestive Verfahren, welches eine systematische
Entspannung und Beruhigung des gesamten Körpers
einschließlich seiner vegetativen Funktionen (Atmung,
Herz, Bauch) ermöglicht. Die vollständigen Übungen der sog.
Grundstufe umfassen auch die Beruhigung der Gedanken („kühle
Stirn“).
•  Durch sich wiederholende Entspannungsformeln werden innere
Bilder von Entspannung und Ruhe erzeugt, die psychophysiologische Wirkungen haben, d.h. die Vorstellungskraft kann
unsere Körperfunktionen beeinflussen. Neben
einer allgemeinen Entspannung kann das AT
auch zur gezielten Besserung von Beschwerden
angewandt werden durch spezielle Formeln
(individuelle Vorsatzbildungen).
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Spezielle Psychosomatik:
Behandlungsansätze in der Psychosomatik
Entspannungsverfahren - Progressive Muskelrelaxation
•  Das Grundprinzip der Progressive Relaxation besteht darin, dass
nacheinander einzelne Muskelgruppen (z.B. die Hände, die
Schultern oder die Zehen) für einige Sekunden willentlich
angespannt und anschließend deutlich länger entspannt und
gelockert werden. Man lernt dabei, Anspannungs- und
Entspannungszustände im Körper genauer zu unterscheiden.
Damit einher, geht ein allgemeines Entspannungsgefühl.
•  Wie bei anderen Entspannungsverfahren kommt es
zu einer Erweiterung der Hautgefäße mit
Wärmegefühl, eine Verlangsamung und größere
Gleichmäßigkeit von Atmung und Herzschlag und
eine psychische und körperliche Gelöstheit und
Entspannung. Erholung des gestressten Körpers
mit Gelassenheit gegenüber Außen- und Innenreizen
stellt sich ein.
Durch die Entspannung lassen auch Ängste nach,
69
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatik und soziale Arbeit
Die Aufgaben der sozialen Arbeit sind u.a.:
•  Störungen erkennen (soweit dies möglich ist)
•  Psychosomatische Teufelskreise durchbrechen, Chronifizierung
verhindern
•  Die psychosozialen Auswirkungen einer Störung mildern
•  An die „richtige“ Stelle verweisen und zur Therapie motivieren
•  Die Balance zwischen notwendiger Unterstützung und
erforderlicher Abgrenzung wahren
•  Kompetent beraten (z.B. bei Leistungsbegehren wie
Schwerbehinderung oder Berentungswunsch) – ohne dadurch eine
Chronifizierung zu fördern
•  Therapie-unterstützende Angebote im psychosozialen Bereich
umsetzen (z.B. Expositionsübungen begleiten, Ämtergänge
unterstützen u.a.)
70
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatik und soziale Arbeit
Umgang mit psychosomatisch erkrankten KlientInnen
•  Gleichbleibende Aufmerksamkeit, d.h. scheinbare
Nebensächlichkeiten genauso beachten
•  Empathie: Ruhiges „empathisches“ Zuhören
•  Neutralität: Verständnis äußern, dennoch neutral bleiben, keine
Partei ergreifen, keine Werturteile fällen
•  Sich nicht instrumentalisieren („benutzen“) lassen
•  Gegenübertragung kontrollieren, d.h. für sympathische und
unsympathische KlientInnen ein gleiches Engagement zeigen.
Die Gegenübertragung (tiefenpsychologisch) ist die Summe der
bewussten und unbewussten gefühlsmäßigen Reaktionen des
Therapeuten auf einen Patienten.
•  Sich angemessen abgrenzen, um dem „burn out“ vorzubeugen
(„mitfühlen – aber nicht mitleiden!“)
•  Beratung und Vorschläge, die zu einer Aktivierung führen (die
Dinge selbst in die Hand nehmen)
•  Private Kontakte gelten als unprofessionell
71
Spezielle Psychosomatik:
Psychosomatik und soziale Arbeit
Ø  Vermeidung von Chronifizierung
Psychosomatische Störungen neigen zur Chronifizierung.
Dies wird begünstigt durch
o  Langwierige medizinische Abklärungen vor der
Diagnosestellung
Ø  Das Symptom wird „benötigt“ (zur Entlastung, um
Aufmerksamkeit zu erhalten, …)
Ø  Die eigentlichen Konflikte werden nicht gelöst oder sind nicht
lösbar
Ø  Das Symptom „steuert“ interpersonale Beziehungen
Ø  Spirale von körperlicher und seelischer Beeinträchtigung
(„psychosomatischer Teufelskreis“ – s.o.)
Ø  Sekundärer Krankheitsgewinn mit
Ø  Gratifikationserwartungen (z.B. Rentenwunsch)
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Psychosomatik und soziale Arbeit
Psychosoziale Risiken in der Kindheit und (spätere) Gesundheit (1)
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Niedriger sozioökonomischer Status
Schlechte Schulbildung der Eltern
Arbeitslosigkeit
Große Familien mit wenig Wohnraum
Kontakte mit Einrichtungen der soz. Kontrolle
Kriminalität oder Dissozialität eines Elternteils
Mütterliche Abwesenheit im ersten Lebensjahr z.B.
Berufstätigkeit
Verlust der Mutter
Alleinerziehende Mutter
-  20 % aller Kinder wachsen mit einem Elternteil auf
-  90 % der Alleinerziehenden sind Mütter
-  Sozialhilfequote beträgt 39 % gegenüber 2,5 %
-  Erhöhte gesundheitliche Gesamtbelastung
73
Psychosomatik und soziale Arbeit
Psychosoziale Risiken in der Kindheit und (spätere) Gesundheit (2)
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Längere Trennungen von den Eltern in den ersten 7
Lebensjahren
Chronische Disharmonie in der Primärfamilie
Unsicheres Bindungsverhalten des Kindes nach 12.
oder 18. Lebensmonat
Psychische oder schwere körperliche Erkrankung eines
Elternteils
Häufig wechselnde frühe Beziehungen
Streit der Eltern nach Trennung
Schlechte Kontakte zu Gleichaltrigen in der Schule
Altersabstand < 18 Monate zum nächsten Geschwister
Jungen vulnerabler (verletzlicher) als Mädchen
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Psychosomatik und soziale Arbeit
Psychosoziale Vulnerabilität bei Jungen und Mädchen
Warum sind Jungen vulnerabler (verletzlicher) als Mädchen?
• Jungen benötigen mehr die Unterstützung durch andere
Menschen
• für Mädchen sind eher persönliche Eigenschaften von
Bedeutung
• Erziehungsfaktoren :
- Risiko für Jungen: Haushalte ohne klare Regeln, kein
Rollenmodell (fehlender Mann im Haushalt)
- bei Mädchen protektiv: Betonung von Unabhängigkeit,
weibliche Führungsperson
• Reaktion auf Geschwister
- erstgeborene Mädchen profitieren von der Geburt eines
Geschwisters
- erstgeborene Jungen reagieren in der Beziehung zur
Mutter negativ
75
Psychosomatik und soziale Arbeit
Psychosoziale Risiken und Gesundheit
Folgende Gesundheitsstörungen sind im Erwachsenenalter häufiger, wenn
psychosoziale Risikofaktoren in der Kindheit vorlagen:
Seelische Störungen
•  Depressive Störungen
•  Angststörungen
•  Essstörungen (v.a. Bulimie)
•  PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)
•  Dissoziative und Konversionsstörungen
•  Schwere Persönlichkeitsstörungen
•  Suchterkrankungen
•  Sexuelle Funktionsstörungen
Körperliche Erkrankungen
•  Herz-Kreislauf-Erkrankungen
•  Schlaganfall
•  Virushepatitis
•  Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
•  Typ-2 Diabetes (Zuckerkrankheit)
•  Osteoporose (Knochenschwund)
76
Psychosomatik und soziale Arbeit:
Psychosoziale Schutzfaktoren für die Gesundheit
können teilweise durch soziale Arbeit gefördert werden
Ø Individuell: IQ, Aktivitätsgrad, gutes Sozialverhalten, gute
Sprache und Lesen, internale Kontrollüberzeugungen
Eine hohe internale Kontrollüberzeugung liegt dann vor, wenn ein
Mensch davon überzeugt ist, die eigene Gesundheit wesentlich selbst
beeinflussen zu können (Prinzip der Selbstwirksamkeit).
Ø Beziehungen: stabil und einfühlsam zu mindestens einem
Elternteil, Geschwister oder später auch Partner, die in
Krisen stützen.
Ø Unterstützende Systeme von außen welche zur Förderung
individueller Fähigkeiten und zur Entwicklung einer positiven
Lebenseinstellung beitragen (Schule, Arbeit, kirchliche
Bezüge u.a.) .
77
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