V. Quantenmechanik

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QUANTENMECHANIK
Inhaltsverzeichnis
Einführung
.................................................................
1
Der Photoeffekt
.................................................................
2
Photonenhypothese
.................................................................
5
Experimentelle Untersuchung des Photoeffekts ..........................
7
Modellvorstellung über das Licht
Impuls der Photonen
.......................................
10
.................................................................
10
Elektronen weisen Welleneigenschaften auf
De Broglie Wellen in der Atomhülle
..........................
13
.......................................
15
Gesamtenergie des Elektrons im Wasserstoffatom
.............
17
..........................
19
Diskrete Energiezustände
....................................................
20
Wasserstoffspektrum
....................................................
22
Der Laser
.................................................................
25
Aufgabensammlung
.................................................................
27
Formelsammlung
.................................................................
30
Die Bahnradien im Bohrschen Atommodell
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM1
QUANTENMECHANIK
Einführung
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galten die Newtonsche Mechanik und
die Maxwellsche Theorie des Elektromagnetismus als die
unverrückbaren Eckpfeiler des Gebäudes der klassischen Physik.
Aufgrund der großen Erfolge dieser Theorien glaubten manche
Physiker, dass keine weiteren größeren Entdeckungen in der Physik zu
machen wären.
Doch einige experimentelle Hinweise zeigten auf, dass diese Theorien
nicht alles erklären konnten. So bereiteten unter anderem die Stabilität
der Atome und die Emission von Linienspektren der klassischen Physik
sehr große Probleme (siehe Kapitel: Wasserstoffatom). Auch die
experimentell bestimmte Wärmestrahlungsleistung von glühenden
Körpern in Abhängigkeit von der Frequenz konnte theoretisch nicht
beschrieben werden. Max Planck (1859 – 1947) fand im Jahre 1900
durch die Verwendung der statistischen Physik die gesuchte allgemeine
Strahlungsformel eines sogenannten ‚schwarzen Körpers’ (Abb. 1). Bei
dieser Vorgehensweise war Planck allerdings darauf angewiesen
anzunehmen, dass die atomaren Teilchen (Abb. 2) die Energie nicht
kontinuierlich, sondern in Energieportionen, sogenannte EnergieQuanten, aufnehmen oder abgeben. Jedes Energiequant entspricht der
Größe h⋅f.
1. Max Planck (1859 - 1947) erhielt
1920 den Nobelpreis für seine
Arbeiten. Er ist bekannt u.a. durch
die Strahlungsuntersuchung von
sogenannten schwarzen Körper.
Diese neuartige Entdeckung wurde unter anderem durch die Arbeiten
von Albert Einstein (1879 – 1955) zum photoelektrischen Effekt untermauert. Im Jahre 1905 gelang es ihm, mit derselben Quantenhypothese
die Energieverteilung der durch Licht an einer Metalloberfläche
ausgelösten Elektronen richtig zu beschreiben. Demnach hat jede
Lichtwelle auch Teilcheneigenschaften. Diese Lichtteilchen werden
2. Spur eines Elektrons, das aus
Photonen genannt.
Niels Bohr (1885 – 1962) erklärte wenig später mit Hilfe der Quantenhypothese die Farben des von Atomen ausgesandten Lichts. Louis de
Broglie (1892 – 1987) hat 1924 den am Licht festgestellten TeilchenWelle-Dualismus auf alle materiellen Teilchen erweitert. Jedem
Teilchen werden Welleneigenschaften zugeordnet und somit über
sogenannte Materiewellen beschrieben. Im Jahre 1926 fand Max Born
(1882 – 1970) eine Erklärung für diejenige Eigenschaft, die in einer
Materiewelle ‚schwingt’: Sie ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit,
das zu der Welle gehörende Teilchen an einer bestimmten Stelle
anzutreffen. Erwin Schrödinger (1887 – 1961) entwickelte ebenfalls
1926 eine Gleichung, mit deren Hilfe das räumliche und zeitliche
Verhalten der Materiewellen berechnet werden kann. Diese
Schrödinger-Gleichung ist eine der fundamentalen Gleichungen der
Physik.
einem Wasserstoffatom herausgeschlagen wurde. Im Magnetfeld
legt das Elektron eine gekrümmte
Bahn zurück. Elektronen verhalten
sich wie Teilchen.
3. Licht bildet ein Interferenzmuster, wenn es z.B. durch einen
Spalt fällt. Licht verhält sich also
wie eine Welle.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM2
Der Photoeffekt (lichtelektrischer Effekt)
Heinrich Hertz (1857 – 1894) entdeckte bei Experimenten mit Funkenentladungen zur Erzeugung schneller elektrischer Schwingungen, dass
Licht, insbesondere das ultraviolette Licht einen Einfluss auf die Länge
der Funkenstrecke hatte. Dieser Effekt wurde von vielen Wissenschaftlern untersucht, unter anderem von Wilhelm Hallwachs (1859 –
1922). Hallwachs konnte nachweisen, dass durch ultraviolettes Licht
negativ geladene Metallplatten entladen wurden, positiv geladene
Metallplatten hingegen ihre Ladung behielten. Philipp Lenard (1862 –
1947) wies nach, dass bei diesem Vorgang Elektronen aus der Platte
herausgeschlagen wurden. Obschon der Effekt experimentell geklärt
war, stellte die theoretische Beschreibung die Physiker jedoch vor sehr
große Probleme. Die durch zahlreiche Versuche untermauerte Theorie
der Wellennatur des Lichtes vermochte den lichtelektrischen Effekt
allerdings nicht zu beschreiben. Es war Albert Einsteins (1879 - 1955)
großer Verdienst durch das Aufgreifen der Quantenhypothese von
Planck den Photoeffekt vollständig zu beschreiben.
Der Photoeffekt (auch äußerer photoelektrischer Effekt, oder
lichtelektrischer Effekt genannt), behandelt das Freisetzen von
Elektronen aus einem Metall, wenn dieses von elektromagnetischer
Strahlung (etwa sichtbares oder ultraviolettes Licht) getroffen wird.
Grundversuch zum Photoeffekt
• An einem Elektroskop wird eine frisch abgeschmirgelte Zinkplatte
befestigt und negativ geladen (Abb. 1). Bestrahlt man diese negativ
geladene Zinkplatte mit dem Licht einer Quecksilberhochdrucklampe (Abb. 2), so beobachtet man die sofortige Entladung
des Elektroskops; es verliert seinen Elektronenüberschuss. Dieser
Vorgang wird auch noch beobachtet, wenn die Lichtintensität
verringert wird; bei großer Lichtintensität geht es schneller, bei
kleiner Lichtintensität langsamer.
2. Emissionsspektrum einer Hg-Dampflampe. Je nach Dampfdruck
sind die Emissionslinien mehr oder weniger verbreitert und können
sich unter hohem Druck bis in den UV-Bereich erstrecken. Durch
eine Glasscheibe kann ein Großteil der UV-Strahlung herausgefiltert werden.
1. Experimenteller Aufbau zum
photoelektrischen Effekt. Das Licht
einer Quecksilberdampflampe führt
zur Entladung einer negativ geladenen Zink-Platte. Wird eine Glasplatte in den Strahlengang gehalten
wird keine Entladung beobachtet.
Quantenmechanik
QM3
13GE – 2013/14
• Eine positiv geladene Zinkplatte wird durch das Licht der
Quecksilberdampflampe nicht entladen; die Elektronen, die aus der
Platte gelöst werden, werden wieder zur positiv geladenen Platte
zurückgezogen.
Licht kann Elektronen aus einer Metallplatte freisetzen. Diese können
von der negativ geladenen Platte in die Umgebung freigesetzt werden.
Bei einer positiv geladenen Platte können sie diese nicht verlassen.
• Absorbiert man den im Licht enthaltenen UV-Anteil, indem man
zum Beispiel eine Glasplatte (Tab. 1) zwischen Quecksilberdampflampe und Metallplatte stellt, so findet keine Entladung der negativ
geladenen Zinkplatte statt. Diese Beobachtung ist unabhängig von
der Lichtintensität, das heißt auch wenn die Lichtintensität sehr groß
ist (z. B. mehrere Lampen) entlädt die Platte sich trotzdem nicht.
Folgende Beobachtungen kann mal also bei Bestrahlung einer negativ
geladenen Zinkplatte mit einer Quecksilberdampflampe machen:
infrarotes Licht
sichtbares Licht
ultraviolettes Licht
→
→
→
keine Entladung
keine Entladung
Entladung !
Bei einem bestimmten Material hängt die Entstehung des Photoeffekts
nur von der Frequenz des beleuchtenden Lichtes ab.
Gebraucht man das ‚falsche Licht’ so hilft es nichts, wenn man die
Lichtintensität vergrößert; die Entladung findet trotzdem nicht statt.
Die Entladung ist also unabhängig von der Lichtintensität, jedoch ist sie
abhängig von der Frequenz des Lichts. Nur wenn die Frequenz des
Lichtes größer als eine bestimmte Frequenz, auch Grenzfrequenz fG
genannt, ist tritt der Photoeffekt ein. Bei Zink liegt diese Frequenz bei
etwa 8 ⋅ 1014 Hz (genaue Werte sind schwierig anzugeben, da der
Zustand der Ober-fläche einen Einfluss auf die Grenzfrequenz hat). Wie
ist das bei anderen Metallen? Belichtet man eine negativ geladene
Kaliumplatte mit Licht ohne UV-Anteil, so findet trotzdem eine
Entladung statt (Tab. 2).
Bei einer bestimmten Frequenz des Lichtes hängt das Auftreten des
Photoeffekts vom Material der belichteten Platte ab.
Die Grenzfrequenz fG, für die der Photoeffekt noch stattfindet, ist
charakteristisch für jedes Metall.
Material
fG (1014 Hz)
λG (nm)
Farbe
Cs
4,7
639
orange
Rb
5,2
582
gelb
K
5,4
551
grün
Na
5,5
544
grün
Li
5,9
504
grün
Zn
8,0
375
UV
Cu
10,8
278
UV
2. Grenzfrequenz und Grenzwellenlänge für verschiedene Metalle
Pt
13,0
231
UV
Material
Glas
Quarzglas
LiF
MgF2
λSp (nm)
350
250
110
110
1. Tabelle der Sperrwellenlänge λSp.
Unterhalb der Sperrwellenlänge sind
die angegebenen Materialien nicht
mehr durchlässig für Licht größerer
Wellenlänge. Die beiden letztgenannten Materialien können als
Fenstermaterialien im fernen UVBereich benutzt werden.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM4
Einige Beobachtungen des Photoeffekts sind nicht mit der Wellenphysik erklärbar:
• Experimente zeigen, dass beim Photoeffekt die ersten Elektronen
stets sofort nach Einsetzen der Beleuchtung ausgesandt werden.
Die Wellentheorie des Lichtes besagt, dass die Elektronen (in der
Platte) durch das elektrische Feld des Lichtes in Schwingungen
versetzt werden. Die Amplitude der Schwingung müsste dauernd
zunehmen, wenn die Lichtwelle einfällt. Wenn die Elektronen
genügend Energie gespeichert haben, können sie das Metall
verlassen (siehe Beispiel). Allerdings müsste man unter normalen
Bedingungen und bei geringer Lichtintensität sehr lange auf die
Auslösung der ersten Elektronen warten: diese Theorie steht also
in Widerspruch zu den experimentellen Befunden!
Beispiel:
Um die im Text beschriebene
Idee zu verdeutlichen kann man
das Beispiel eines Mikrowellenherds benutzen: hierbei wird
Wasser durch Absorption der
Strahlung nach und nach erhitzt,
bis es die Siedetemperatur erreicht und verdampft.
Analogie:
Um ein PunchingBall aus seiner
Verankerung
zu
lösen, reicht es
nicht aus, um 1000
mal sanft dagegen
zu schlagen. Im
Prinzip reicht ein
Es ist demnach also nicht möglich, den Photoeffekt durch das einziger (sehr) kräftiger Schlag.
Wellenmodell des Lichts zu beschreiben! Um die Widersprüche aus den
so unerwarteten experimentellen Ergebnissen bei der Untersuchung des
Photoeffekts zu den bisherigen Vorstellungen vom Licht aufzuheben, ist
die Quantenoptik entwickelt worden.
• Des weiteren zeigen die Versuche auch, dass die kinetische
Energie der beim Photoeffekt abgelösten Elektronen unabhängig
von der Lichtintensität ist: sie hängt nämlich bloß von der
Frequenz des Lichtes ab! Nach der Wellentheorie könnte es
vorkommen, dass bei sehr großer Lichtintensität viele
Lichtwellen auf ein Elektron wirken und ihm so sehr viel Energie
übertragen (siehe Analogie). Dies wird aber nicht beobachtet.
Quantenmechanik
QM5
13GE – 2013/14
Photonenhypothese
Zur Deutung des Photoeffekts benutzte Albert Einstein die Theorie der
Korpuskularnatur des Lichtes (1905), die 5 Jahre früher von Max
Planck eingeführt worden war. Sie besagt, dass jede elektromagnetische
Strahlung (d.h. auch Licht) aus einzelnen Teilchen, den Photonen oder
(Licht)-Quanten, besteht. Die Photonen sind allerdings keine Teilchen
im klassischen Sinn: man kann sie auch als eine Art „Energiebündel“
betrachten, deren Energie proportional zur Frequenz des Lichts ist.
Die Energie E eines Photons beträgt also:
E=h⋅f
f : Frequenz
[f] = Hz
h = 6,626 ⋅ 10–34 J⋅s
[h] = J⋅s = W⋅s2
Plancksches Wirkungsquantum, Planck-Konstante;
Bemerkung
Ein Elektronvolt (eV) ist die
Energie, die ein Teilchen mit 1⋅ e
(Elementarladung) erhält, wenn
es im Vakuum die Spannung von
1 Volt frei durchläuft.
E = q ⋅U
= 1 e ⋅ 1V
= 1,602 ⋅ 10-19 C ⋅ 1V
= 1 eV
Also:
1,602 ⋅ 10-19 J = 1 eV
Der Wert der Proportionalitätskonstanten h ist außerordentlich klein, so
dass die Quantisierung der Lichtenergie für unsere alltäglichen
Beobachtungen vernachlässigbare Auswirkungen hat. Erst für die
Mikroobjekte bestimmt diese sogenannte Planck-Konstante das Ausmaß
der Quanteneffekte und trennt damit unsere Alltagswelt von der Welt
der Quanten.
Treffen Photonen auf eine Metallplatte (Abb. 1), so treten sie in
Wechselwirkung mit den Elektronen der Platte. Ein Photon gibt seine
Energie h⋅f an ein Elektron ab. Dieses Elektron tritt aus der Platte, wenn
die vom Photon übertragene Energie einen für das Material
charakteristischen Mindestwert hat. Man nennt Ablösearbeit WA die
Mindestarbeit, die benötigt wird, um überhaupt ein Elektron aus dem
1. Schematische Darstellung des
Metall lösen zu können.
Photoeffekts. Photonen der Energie
E = h⋅ f treffen auf eine MetalloberDiese Mindestarbeit entspricht einer Mindestfrequenz (Grenzfläche. Ist deren Energie größer als
frequenz) fG die das Photon besitzen muss, um ein Elektron aus der die Austrittsarbeit, wird von jedem
Platte „herausschlagen“ zu können. Ist die Frequenz f des einfallenden Photon ein Elektron gelöst.
Photons größer als die Grenzfrequenz fG, so wird ein Teil dieser Energie
als Ablösearbeit WA gebraucht, der Rest ergibt die kinetische Energie
Ekin des freigeschlagenen Elektrons:
E = WA + Ekin
1
h ⋅ f = WA + mv 2
2
Wird die Mindestenergie (Tab. 2) erreicht, so werden die Elektronen
gerade herausgelöst:
WA = h ⋅ fG
Material
WA (eV)
Cs
Rb
K
Na
Li
Zn
Cu
Pt
1,94
2,13
2,25
2,28
2,46
3,31
4,48
5,36
In diesem Fall ist die Frequenz der Photonen gleich der Grenzfrequenz 2. Ablösearbeit WA für verschiedene
Metalle (zu vergleichen mit Tab. 2
und das Elektron hat keine kinetische Energie.
QM 3).
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM6
Zusammenfassung
• Ein Photon kann einem Elektron eine bestimmte Energie erteilen.
Von dieser Energie wird ein Teil zum Ablösen des Elektrons
verbraucht (Ablösearbeit), der Rest tritt als kinetische Energie des
abgelösten Elektrons in Erscheinung.
E = WA + Ekin
• Die Anzahl der emittierten Elektronen ist proportional zur Zahl der
einfallenden Photonen, d.h. also zur Lichtintensität (nicht proportional
zur Frequenz f).
• Die kinetische Energie der Elektronen hängt bloß von der Energie
der einfallenden Photonen, d.h. also von ihrer Frequenz f ab; nicht
aber von der Lichtintensität!
1. Titelseite der Originalarbeit von
Albert
Einstein
über
den
photoelektrischen Effekt, für den er
1921 den Nobelpreis erhielt.
Beispiel:
Die Kathode einer Photozelle besteht aus Caesium (WA = 1,96 eV). Im
folgenden fällt nacheinander monochromatisches Licht mit der
Wellenlänge λ1 = 410 nm (blaues Licht) und λ2 = 656 nm (rotes Licht)
auf die Kathode. Wir wollen untersuchen, ob durch Einwirkung des
Lichtes dieser Wellenlängen Elektronen emittiert werden.
Grenzfrequenz (Mindestfrequenz) fG die für das sofortige Einsetzen des
Photoeffekts notwendig ist :
fG =
WA 1, 96 ⋅1, 602 ⋅10 −19 Ws
=
h
6.626 ⋅10 −34 Ws2
2. Max Planck und Albert Einstein
bei der Nobelpreisüberreichung von
1921.
fG = 4,7 ⋅1014 s−1
Der Photoeffekt tritt nur bei Licht ein, dessen Frequenz größer ist als
4,7⋅1014 Hz. Frequenz des eingestrahlten Lichtes :
€
Albert Einstein (1905):
8
‚Die übliche Auffassung, dass die
c 3⋅10 m/s
f1 = =
= 7,3⋅1014 Hz
Energie des Lichtes
λ1
410 nm
kontinuierlich über den
durchstrahlten Raum verteilt sei,
c 3⋅10 8 m/s
14
findet bei dem Versuch, die
f2 =
=
= 4,6 ⋅10 Hz
λ
656
nm
lichtelektrischen Erscheinungen
2
€
zu erklären, besonders große
Schwierigkeiten. Die
Das rote Licht (f2 < fG) löst keine Elektronen aus der Kathode heraus. Beobachtungen sprechen eher
€
Bei blauem
Licht (f1 > fG) werden Elektronen emittiert. Um ein Elektron dafür, dass Licht Energie in
frei werden zu lassen, bedarf es eines genügend großen Energiequants Portionen zur Verfügung stellt.’
h·f.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM7
Experimentelle Untersuchung des Photoeffekts
In der bisherigen Untersuchung des Photoeffekts tauchen einige Größen
auf, wie zum Beispiel die Austrittsarbeit oder die Planck-Konstante, die
experimentell ermittelt werden müssen. Zur Bestimmung dieser Größen
kann eine Vakuum-Photozelle benutzt werden (Abb. 1), welche mit
Licht unterschiedlicher Frequenz bestrahlt wird. Über eine
Gegenelektrode, an welcher unterschiedliche Spannungen angelegt
werden, kann die Bewegung der aus der Photoschicht
herausgeschlagenen Elektronen beeinflusst werden.
Trifft Licht ausreichender Energie auf die Photozelle, so werden sofort
mit der Beleuchtung Elektronen aus der Platte freigesetzt. Selbst wenn
keine Spannung zwischen Photoschicht und Gegenelektrode besteht, 1. Experimenteller Aufbau zum
können einige Elektronen die Gegenelektrode erreichen, es fließt ein Photoeffekt.
kleiner Strom (Abb. 2 a). Die Stromstärke hängt von der angelegten
Spannung und von der Beleuchtungsstärke ab. Je größer die
Beleuchtungsstärke ist, um so mehr Photonen treffen die Photoschicht
und um so mehr Elektronen können bei ausreichender Photonenenergie
herausgelöst werden (Abb. 2 b, vergleiche beide Kurven).
2. Stromstärke in Abhängigkeit von der angelegten Spannung an der
Vakuum-Photozelle für unterschiedliche Beleuchtungsstärken.
• Ist die an der Gegenelektrode anliegende Spannung U positiv
(Abb. 3), so können die austretenden Elektronen die Gegenelektrode
erreichen: sie bilden den „Photostrom“. Je größer die Spannung, um
so mehr Elektronen erreichen die Gegenelektrode. Ab einer
bestimmten Spannung erreichen alle die durch die Photonen
herausgelösten Elektronen die Gegenelektrode. Eine Sättigung ist
erreicht, und der Photostrom steigt trotz steigender Spannung nicht
mehr an (Abb. 2 c).
3. Bei positiv angelegter Spannung
können die herausgelösten Elektronen die Gegenelektrode erreichen.
• Ist die anliegende Spannung U negativ (Abb. 4), so stößt die
Gegenelektrode die ausgetretenen Elektronen ab: diese können, auf
Grund ihrer kinetischen Energie, bis zu einer gewissen
Grenzspannung UG trotzdem aber noch die Gegenelektrode
erreichen (Abb. 2 d). Jenseits dieser Spannung reicht die kinetische
Energie der Elektronen nicht mehr aus, um diese zu erreichen.
4. Bei steigender negativ angelegter
Aufgabe: Ordnen Sie die im Text beschriebenen Punkte a, b, c, d den Spannung erreichen immer weniger
Elektronen die Gegenelektrode.
verschiedenen Bereichen in der Abbildung 2 zu.
Quantenmechanik
QM8
13GE – 2013/14
Prinzip der Gegenfeldmethode
Die Gegenelektrode besitzt gegenüber der Metallplatte beziehungsweise
der Photoschicht eine negative, regelbare Spannung. Trifft nun Licht
der Frequenz f auf die Platte, werden aus ihr Elektronen abgelöst. Diese
besitzen gleich nach dem Austritt aus dem Metall eine kinetische
Energie von
E kin =
1
m ⋅ v2 .
2
Da diese Elektronen auf ihrem Weg zur Gegenelektrode aber durch die
anliegende negative Spannung, die sogenannte Bremsspannung U
abgebremst werden, erreichen mit steigender (negativer) Spannung
immer weniger Elektronen die Gegenelektrode: der Photostrom I nimmt
ab.
Erreicht die Spannung einen (negativen) Grenzwert UG, so werden
gerade alle Elektronen vollständig abgebremst (v = 0 m/s): der Photostrom wird Null, da keine Elektronen mehr die Gegenelektrode erreichen.
Wenn die Elektronen die Platte verlassen, so verwandeln sie ihre
kinetische Energie in elektrische Energie, die über
Eel = e ⋅ U
berechnet wird. Beim Abbremsen der Elektronen auf die Geschwindigkeit Null gilt :
E kin = Eel
1
m ⋅ v2 = e ⋅UG
2
Weiterhin gilt nach der Energieerhaltung:
h ⋅ f = WA +
1
m ⋅ v2
2
= WA + e ⋅ U G
Wird im Versuch die kinetische Energie der Elektronen über die
Bremsspannung in Abhängigkeit von der Frequenz gemessen, so erhält
man folgendes Resultat (Abb. 1):
Die kinetische Energie der Elektronen steigt mit der Frequenz des
einfallenden Lichts. Unterhalb der Grenzfrequenz fG wird kein Elektron 1. Kinetische Energie
aus dem Metall abgelöst! Die Grenzfrequenz hängt ihrerseits vom
verwendeten Metall ab.
Ekin = h ⋅ f - WA
Für ein bestimmtes Metall ergibt die graphische Darstellung der
kinetischen Energie der Elektronen als Funktion der Frequenz des
einfallenden Lichtes eine Gerade mit der Steigung h. Die Ablösearbeit
WA ist durch den Schnittpunkt dieser Geraden mit der Energie-Achse
gegeben.
der aus der Photoschicht herausgelösten Elektronen in Abhängigkeit von der Frequenz der einfallenden Photonen für zwei unterschiedliche Metalle.
Quantenmechanik
QM9
13GE – 2013/14
Die Konstante h kann also leicht als die Steigung der Geraden bestimmt
werden: es genügt, bei zwei Frequenzen f1 und f2 die jeweiligen
Grenzspannungen UG1 und UG2 zu bestimmen:
Für ein bestimmtes Material gilt :
1
m ⋅ v 2 = e ⋅U G = h ⋅ f − WA
2
Für zwei unterschiedliche Messpunkte gilt:
e ⋅ U G 1 = h ⋅ f1 − W A
e ⋅U G 2 = h ⋅ f 2 − WA
1. Wird die Grenzspannung UG gegen die Lichtfrequenz f aufgetragen,
dann hat die zugehörige Kennlinie
die Steigung h/e, unabhängig vom
verwendeten Kathodenmaterial:
UG =
e ⋅ (U G1 − U G 2 ) = h ⋅ ( f1 − f 2 )
oder:
h=
e ⋅ (U G 1 − U G 2 )
f1 − f 2
h
W
⋅f− A
e
e
€
Das Plancksche Wirkungsquantum h beträgt:
h = 6,6262⋅10–34 J⋅s
Anwendungen des Photoeffekts
• Infrarot Bildumwandler
Treffen Photonen mit einer Wellenlänge bis 1200 nm auf eine
besonders sensibilisierte photographische Schicht (Ag-O-Cs-Schicht),
so werden aus der Photokathode Elektronen herausgelöst. In einem
Hochvakuum werden sie durch ein elektrisches Feld beschleunigt und
durch elektrostatische und magnetische Linsen auf einen Leuchtschirm
abgebildet (Abb. 2).
• Photowiderstand
Beim Photowiderstand wird der innere lichtelektrische Effekt 2. Infrarot Bildwandler.
ausgenutzt. Bei diesem Effekt, der hauptsächlich bei Halbleitern
auftritt, werden Elektronen aus einem nichtleitenden Valenzband
durch Beleuchtung in ein Leitungsband gehoben. Die ausgelösten
Elektronen treten nicht aus der Oberfläche aus, sondern bewirken nur
eine Erhöhung der Leitfähigkeit des Materials. Photowiderstände
bestehen oft aus einer Cadmiumsulfid-Schicht, diese hat etwa den
gleichen Farb-Empfangsbereich wie das Auge oder Fotofilme. Daher
verwendet man sie oft als Belichtungsmesser in Kameras (Abb. 3).
Als weitere Anwendungen kann man auch noch den Photomultiplier
oder das Photoelement nennen.
3. Photowiderstand
auch LDR (light
depending resistor)
genannt.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM10
Modellvorstellungen über das Licht
Die Erklärung vieler optischer Erscheinungen erfordert eine Einordnung
in bestimmte Modellvorstellungen über das Licht (Kapitel Optik).
Deshalb wollen wir die Modelle des Lichtes kurz aufzeigen :
Das Modell Licht als Teilchenstrahlung wurde von Isaac Newton
aufgestellt. Damit lassen sich wesentliche Lichteigenschaften, wie die
geradlinige und allseitige Ausbreitung, erfassen. Diese Eigenschaften
sind u.a. wesentlich bei der Beschreibung der Bildentstehung an Linsen
und Spiegeln. Der Lichtstrahl ist in diesem Modell die Bahn der
Teilchen.
Bemerkung:
Obschon im allgemeinen 300 000
km/s als Lichtgeschwindigkeit im
Vakuum angenommen wird, beträgt der genaue Wert:
Das Modell Licht als Welle wurde u.a. von Christian Huygens
c = 299 792,458 km/s
aufgestellt und ist die Basis der Wellenoptik. Damit lassen sich andere
Lichteigenschaften, wie Beugung und Interferenz, erfassen. Diese
Phänomene erlauben eine Wellenlängenbestimmung des Lichts. Der Einen sehr brauchbaren Wert der
Lichtgeschwindigkeit konnte Ole
Lichtstrahl ist in diesem Modell die Wellennormale.
Römer bereits 1673 über die
Das Modell Photon wurde von Albert Einstein aufgestellt und ist die genaue Beobachtung der JupiterBasis der Quantenoptik. Damit lässt sich u.a. der Photoeffekt erklären. Monde ermitteln.
Impuls der Photonen
Die Beziehung E = h⋅ f zeigt, dass der Energiefluss in einer Welle
gequantelt ist. In dieser Gleichung ist die Energie eines Photons
(Teilchenaspekt) mit der Frequenz des Lichtes (Wellenaspekt)
verknüpft. Auch der Impuls eines Photons ist mit einer
Welleneigenschaft verbunden, wie die folgenden Überlegungen zeigen.
Energie und Impuls eines Teilchens mit der Ruhemasse m0 haben wir in
der Relativitätstheorie wie folgt berechnet :
E=
m0
1−
v2
c2
⋅ c2 = m ⋅ c2
p=
m0 v
1−
v2
c2
= m⋅v
Eliminieren wir die dynamische Masse m aus diesen beiden
Gleichungen, so ergibt sich :
p=
E ⋅v
c2
Da sich die Photonen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, setzen wir
v = c und für die Photonenenergie E = h ⋅ f. So kann einem Photon der
Impuls€
E ⋅v h⋅ f
p= 2 =
c
c
p=
€
zugeordnet werden.
h
λ
1. Aufprallende Regentropfen üben
eine Kraft auf den Boden aus.
Ähnlich verhält sich auch Licht, dem
Teilcheneigenschaften zugeordnet
werden.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM11
Auch diese Beziehung verknüpft den Impuls eines Photons
(Teilchenaspekt) mit der Wellenlänge des Lichtes (Wellenaspekt).
Darüber hinaus können wir unsere Vorstellung über Photonen mit Hilfe
der Masse-Energie-Äquivalenz E = m ⋅ c2 insofern erweitern, dass wir
rein formal einem Photon die Masse
m=
E h⋅ f
= 2
c2
c
zuordnen. Somit erhält ein Photon Teilcheneigenschaften.
Über diese Teilcheneigenschaften ist aber etwas Besonderes zu sagen,
was sich aus der relativistischen Formel für die dynamische Masse eines
Teilchens ableiten lässt:
m=
m0
bzw. m0 = m ⋅ 1 −
v2
c2
1. Der Komet Hale-Bopp am 6.
März 1997. Der weiße Anteil des
Schweifs ist Staub, der sich längst
der Kometenbahn verteilt, der blaue
Da sich Photonen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, folglich v = c ist, Anteil besteht aus Ionen, die durch
wird also m0 = 0. Photonen haben keine Ruhemasse, es gibt für sie kein den Sonnenwind immer von der
Ruhesystem.
Sonne weggerichtet ist. Nicht nur
der Schweif, sondern auch die Bahn
von insbesondere ‚leichten Körpern’
wird durch die Strahlung der Sonne
beeinflusst.
Zusammenfassung:
1−
v2
c2
Photonen sind kleinste Energiebeträge des Lichtes. Sie haben keine
Ruhemasse. Sie bewegen sich immer mit der gleichen
Geschwindigkeit, im Vakuum mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit
c = 300 000 km/s. Die Energie E und der Impuls p der Photonen
hängen mit der Frequenz f und somit auch mit der Wellenlänge λ des
Lichtes zusammen.
Energie des Photons:
E = m ⋅ c2 = h ⋅ f
und seine Frequenz:
Impuls des Photons:
f =
p = m⋅c =
m ⋅ c2
h
h
λ
und seine Wellenlänge: λ =
h
m⋅c
2. Die Sonnenstrahlung kann ausgenutzt werden, um ein Raumschiff
über ein Sonnensegel anzutreiben.
Obschon die Antriebskraft sehr klein
ist, kann sie über eine sehr lange Zeit
durchgehend genutzt werden. 2010
konnte die japanische Raumsonde
IKAROS diese Idee zum ersten Mal
erfolgreich testen.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM12
Die Einsteinsche Hypothese vom Photon, die auf dem Boden der
klassischen Physik erfolgte, ist in sich widerspruchsvoll, denn zur
Definition des Photons, ausgedrückt durch seine Energie h⋅f, werden die
Welleneigenschaften des Lichts benutzt; diese sind also vorausgesetzt.
Einsteins provozierende Idee, dem Licht teilchenhafte Eigenschaften
zuzuschreiben, war für die zeitgenössischen Physiker eine unannehmbare Vorstellung. Im Hinblick auf die durch die Wellentheorie des
Lichtes sehr gut erklärbaren Interferenzerscheinungen überzeugte die
bloße Erklärung des lichtelektrischen Effektes durch Einsteins
Photonenhypothese keineswegs. Planck meinte, da „bedürfe es noch
eines schwereren Geschützes, um die Wellentheorie ins Wanken zu
bringen.“
Max Planck (1913):
‚Dass Einstein in seinen
Spekulationen gelegentlich auch
einmal über das Ziel
hinausgeschossen haben mag,
wie z.B. in seiner Photonenhypothese, wird man ihm nicht
allzu sehr anrechnen dürfen.
Denn ohne einmal ein Risiko zu
wagen, lässt sich auch in der
exakten Wissenschaft keine
wirkliche Neuerung einführen.’
Es ist daher nicht so, dass die Partikelauffassung des Lichts die
Auffassung von der Wellennatur abgelöst hätte; vielmehr stehen beide
Bilder gleichberechtigt nebeneinander. Zwar kann man die widersprechenden Eigenschaften nicht gleichzeitig wahrnehmen. Die Beobachtung des einen macht die des anderen unmöglich. Derartige Eigenschaften der elementaren Gebilde der Natur bezeichnet man als
komplementär. Die Tatsache, dass die Natur in zweierlei Weisen durch
unsere Anschauung erfasst wird, heißt Dualismus. Dabei muss dieser
Dualismus nicht als entweder-oder-Situation sondern als eine sowohlals-auch-Situation angesehen werden.
William Bragg:
‚Am Montag, Mittwoch und
Freitag ist das Licht ein
Teilchen, Dienstag, Donnerstag,
Samstag und Sonntag eine
Welle.’
Quantenmechanik
QM13
13GE – 2013/14
Elektronen weisen Welleneigenschaften auf
Im Jahre 1923 stellte der französische Physiker Prinz Louis de Broglie
(Abb. 1) in seiner Doktorarbeit eine Hypothese auf, für deren Gültigkeit
es zunächst keinerlei experimentelle Hinweise gab. Wenn Licht Wellenund Teilcheneigenschaften aufweist, dann trifft dies vielleicht auch für
Elektronen zu. Verhalten sich diese Teilchen manchmal wie Wellen?
De Broglie vermutete, dass der Zusammenhang
E = h⋅ f
und
p=
h
λ
zwischen den Teilchengrößen E, p und den Wellengrößen f, λ nicht nur
für Photonen, sondern auch für Elektronen und andere Teilchen zutrifft.
De-Broglie-Wellenlänge
Einem Teilchen mit dem Impuls p wird die Wellenlänge
λ=
h
p
1. Louis de Broglie (1892 – 1987)
erhielt für seine Theorie der
Materiewellen 1929 den Nobelpreis
für Physik.
zugeordnet.
c
zwischen Wellenlänge und
λ
Frequenz gilt so nur für Photonen, nicht für Teilchen mit
Ruhemasse!
Bemerkung: Der Zusammenhang f =
Nichtrelativistisch können€wir die Wellenlänge berechnen mittels:
Ekin =
m ⋅ v2 m
p2
h2
⋅ =
=
2
m 2 ⋅ m 2 ⋅ m ⋅ λ2
Daraus folgt für nichtrelativistische Geschwindigkeiten:
h
€λ =
(nur für Geschwindigkeiten v << c)
2 ⋅ m ⋅ Ekin
De Broglie konnte mit seiner Hypothese einige Eigenschaften der
Atome erklären und schlug auch einen experimentellen Test vor: Wenn 2. Beugung von Elektronen an einer
€
ein Elektronenstrahl eine sehr kleine Öffnung durchquert, so sollten Aluminiumfolie (oben) und Beugung von Röntgenstrahlen (unten) an
Beugungserscheinungen auftreten (Abb. 2).
derselben Folie.
Wie klein müssen diese Öffnungen sein? Beugungserscheinungen treten
auf, wenn der Durchmesser d einer Öffnung etwa von der gleichen
Größenordnung wie die Wellenlänge λ ist.
Röntgenstrahlung
Röntgenstrahlung
Elektron (102 km/s)
Elektron (103 km/s)
λ (nm)
10
0,001
7,3
0,73
Die Hypothese von de Broglie konnte experimentell bestätigt werden.
Werden Elektronen durch eine Spannung von einigen Volt
beschleunigt, so weisen sie Wellenlängen auf, die mit dem
Atomabstand in Kristallen vergleichbar sind. Wie bei Röntgenstrahlen
können Kristalle auch hier als Beugungsgitter dienen (Tab. 3).
3. Wellenlängen von harter und
weicher Röntgenstrahlung und Elek-
Der erste Nachweis der Elektronenbeugung gelang am 6. Januar 1927 tronen unterschiedlicher GeschwinClinton Davisson und Lester Germer (Abb. 1 folgender Seite) in den digkeiten.
Laboratorien der Bell Telephone Company in New York. Sie richteten
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM14
einen Elektronenstrahl auf einen Nickelkristall mit einem Atomabstand
g = 0,215 nm und beobachteten dabei unter dem Winkel von β = 50° ein
Beugungsmaximum 1. Ordnung (siehe Abb. 2).
Wir können die Wellenlänge der Elektronen berechnen. In der Optik
haben wir die Beziehung hergeleitet:
sin β =
k ⋅λ
g
k = 0, ±1, ±2, ±3, ...
Daraus folgt für k = 1
λ = g ⋅ sin β = 0,165 nm
Diese Wellenlänge stimmt mit der Vorhersage de Broglies für die
verwendete Beschleunigungsspannung U = 54 V überein.
€
1. Experimenteller Aufbau von
Germer
und
Davisson
zum
Nachweis der Beugung eines
Elektronenstrahls an einem NiKristall.
Aufgabe
Überprüfen Sie die soeben gemachten Aussagen.
Die Welleneigenschaften der Elektronen werden durch die Beugung
von Elektronen an Kristallen bestätigt.
Wenig später konnte George Thomson, der Sohn von Joseph Thomson,
diese Ergebnisse bestätigen. Clinton Davisson und George Thomson
erhielten im Jahre 1937 den Nobelpreis für Physik.
Bei der Deutung der Beugungsbilder als Interferenzfigur gehen wir
davon aus, dass die Elektronenquelle hinreichend viele Elektronen zur
Verfügung stellt. Bei Erniedrigung der Leistung der Elektronenquelle
bauen sich die Bilder stochastisch auf. Dies führte Max Born (Abb. 3)
im Jahre 1927 zu folgender Deutung des Zusammenhanges zwischen
Wellen- und Teilchentheorie. Nach der Teilchentheorie sind die Stellen,
bei denen die Anzahl der Elektronen am größten ist die Stellen
maximaler Amplituden im Interferenzbild. Es werden die einzelnen
Treffer der Elektronen als Maß für die Antreffwahrscheinlichkeit
sichtbar. Nach der Wellentheorie ist die Intensität einer Welle
proportional zum Quadrat der Amplitude der Wellen. Born verknüpfte
diese beiden Aussagen:
2. Bei einer Beschleunigungsspannung von 54 V ist ein besonders
ausgeprägtes Maximum der Streustrahlung unter dem Winkel ß = 50°
zu beobachten. Hierbei handelt es
sich um Polardiagramme.
Die Wahrscheinlichkeit, Elektronen in einem bestimmten Raumbereich anzutreffen, ist dem Quadrat der Amplitude der Welle (die
den Elektronen zugeordnet wird) proportional.
Diese Bornsche Deutung der Elektroneninterferenzen begründete die
Vorstellung, dass die Elektronen neben dem Teilchencharakter auch
einen Wellencharakter haben. Man nannte sie Welle-TeilchenDualismus.
3. Max Born (1882 – 1970) erhielt
1954 für seine statistische Deutung
der Quantenmechanik den Nobelpreis.
Quantenmechanik
QM15
13GE – 2013/14
Physik der Atomhülle
De-Broglie-Wellen in der Atomhülle
Wir betrachten nun die Elektronen in der Atomhülle. Den Kreisbahnen
der Elektronen entsprechen Wellen, die um den Atomkern laufen. Diese
Wellenform ist möglich, weil λ mit r zunimmt. Besonders ausgezeichnete Zustände ergeben sich, wenn der Umfang der Kreisbahn ein
ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge beträgt. In diesem Fall
existieren stehende Wellen auf einem Kreis, deren Schwingungsform
sich im Laufe der Zeit nicht verändert.
De Broglie vermutete, dass diese stehenden Wellen um den Atomkern
die Stabilität des Atoms erklären. Die Amplitude einer stehenden Welle
in einem gegebenen Raumpunkt ist zeitlich konstant.
Bei stehenden Wellen um den Atomkern ist der Bahnumfang ein
ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen ist zeitlich konstant.
1. Modell von stehenden Wellen um
den Atomkern.
De Broglie trug dazu bei, dass damalige Atomvorstellungen erweitert
wurden.
Nach der klassischen Theorie des Elektromagnetismus sollten
Elektronen auf ihrer Bahn um den Atomkern elektromagnetische
Strahlung aussenden und dadurch Energie verlieren. Durch diesen
Energieverlust müssten sie allmählich in den Atomkern hineinstürzen
und das Atom wäre nicht stabil. Die zeitlich konstante Verteilung der
Elektronen nach dem Prinzip der stehenden Wellen im Atom führt nicht
zur Abstrahlung elektromagnetischer Wellen.
In einem Gas erhalten Atome etwa eine Milliarde Stöße pro Sekunde.
Jeder dieser Stöße würde die Elektronen auf stets neue Bahnen bringen
und den Radius des Atoms verändern. Die Elektronenverteilung im
Atom lässt sich nicht durch kleine Stöße beeinflussen, da stehende
Wellen nur bei ganz bestimmten Bahnradien und Energien existieren.
Damit ist geklärt, warum sich die Radien der Atome nicht bei jedem
Stoß verändern.
Stehende Wellen entsprechen den möglichen stabilen Zuständen des
Elektrons im Atom. Für diese Zustände gilt:
2π ⋅ r = n ⋅ λ
mit λ =
h
p
und
Bemerkung:
Setzen wir voraus, dass das
Elektron mit einer punktförmigen
Masse me eine kreisförmige Bewegung mit dem Radius r zurücklegt, so können wir dem
Elektron folgenden Bahndrehimpuls zuordnen:
L = J ⋅ω
= me ⋅ r 2 ⋅ ω
n = 1, 2, 3, ...
= me ⋅ r ⋅ v
Somit lässt sich die Quanten€
Die Zahlen n nennt man Quantenzahlen. Damit erhalten wir die bedingung für stehende Wellen
Quantenbedingung für die stehenden Wellen:
2π ⋅ r = n ⋅
€
h
p
⋅
p
2π
€
folgendermaßen hinschreiben:
L = n⋅
mit
=
h
r⋅ p =n⋅
= n⋅
2π
€
h
2π
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM16
Mit dem Ausdruck p = me · v für den Impuls des Elektrons finden wir
die Bohr’sche Quantenbedingung:
me ⋅ r ⋅ v = n ⋅
h
2π
Daraus folgt für die Geschwindigkeit des Elektrons mit Bahnradius r:
€
v =n⋅
h
2π ⋅ me ⋅ r
Diese Quantenbedingung war bereits im Jahre 1913 von dem dänischen
Physiker Niels Bohr (Abb. 1) aufgestellt worden (siehe Bemerkung). Er
war von
€ der Annahme ausgegangen, dass sich die Elektronen im Atom
nur auf Bahnen bewegen dürfen, die der obigen Beziehung genügen.
Damit konnte Bohr die Spektrallinien des Wasserstoffes in Übereinstimmung mit den experimentellen Ergebnissen berechnen. Er war aber
nicht in der Lage anzugeben, warum sich die Elektronen im Atom nur
auf Bahnen bewegen sollten, welche der Quantenbedingung genügen.
Erst de Broglie konnte das Bohr’sche Atommodell durch die Annahme
stehender Wellen auf einem Kreis deuten.
1. Niels Bohr (1885 - 1962) leistete
wichtige Beiträge zur Erforschung
des Aufbaus der Atome und der von
Atomen ausgesandten Strahlung.
Hierfür erhielt er 1922 den
Nobelpreis.
Quantenmechanik
QM17
13GE – 2013/14
Das Wasserstoffatom
Gesamtenergie des Elektrons im Wasserstoffatom
Die Gesamtenergie des Elektrons im elektrischen Feld des Kerns besteht aus der kinetischen Energie Ekin = ½ me · v2 und der potentiellen
Energie Epot.
Um die potentielle Energie des Elektrons zu berechnen, betrachten wir
die Ionisationsenergie, welche der Arbeit W entspricht, die benötigt
wird, um das Elektron vom Atom zu trennen.
Coulombkraft im Wasserstoffatom
1. Ablenkung eines Elektronen-
Zwischen zwei elektrischen Ladungen Q1 und Q2 unterschiedlichen strahls zwischen elektrisch geVorzeichens wirkt die anziehende Coulombkraft Fel mit dem Betrag:
ladenen Platten, an denen eine Spannung von 1,66 kV anliegt.
Fel =
Q ⋅Q
1
⋅ 12 2
4π ⋅ ε 0
r
Bemerkung
ε0: elektrische Feldkonstante
ε0 = 8,854⋅10-12 C/(Vm)
Im Wasserstoffatom gilt:
Ladung des Atomkerns: Q1 = +e
Ladung des Elektrons: Q2 = −e
(einzelnes Proton)
Ionisationsenergie im Wasserstoffatom
Wir berechnen die Arbeit der Kraft F, um das Elektron gegen die
abstandsabhängige Coulombkraft Fel vom Atomkern unendlich weit zu
entfernen.
∞
W=


∫ F ⋅ dr
r
∞
=
∫(
 
−Fel ⋅ dr
)
r
∞
=
1
∫ 4π ⋅ ε
r
Fel =
⋅
0
e2
dr
r2
=
∞
e2
dr
⋅∫ 2
4π ⋅ ε 0 r r
=
e2 # 1 &
⋅ %− (
4π ⋅ ε 0 $ r 'r
=
e2 $ 1 1 '
⋅ &− + )
4π ⋅ ε 0 % ∞ r (
=
1 e2
⋅
4πε 0 r
∞
>0
1
e2
· 2
4⇡✏0 r
2. Die Kraft F, die das Elektron vom
Atomkern entfernt, ist der Coulombkraft Fel entgegengesetzt.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
Die Arbeit, die verrichtet werden muss, ist positiv; die potentielle Energie des Elektrons nimmt bei der Ionisierung zu:
Epot,∞ > Epot(r)
Es gilt:
Epot,∞ = Epot(r) + W
Gegenüber dem ionisierten Zustand, dem die Energie Epot,∞ = 0 zugeordnet ist, hat das vom Wasserstoffkern gebundene Elektron im Abstand r die potentielle Energie:
E pot (r ) = E pot ,∞ − W
= 0 −W
=−
1 e2
⋅
4πε 0 r
Gesamtenergie des Elektrons im Wasserstoffatom
Unter Verwendung der vorher genannten Formeln ergibt sich für die
Gesamtenergie:
E = E kin + E pot
1
1 e2
E = ⋅ me ⋅ v 2 −
⋅
2
4πε 0 r
QM18
Quantenmechanik
QM19
13GE – 2013/14
Die Bahnradien im Bohr’schen Atommodell
Nach der Bohr’schen Atomvorstellung gehen wir davon aus, dass die
Elektronenbahnen Kreisbahnen sind. Niels Bohr nahm an, dass die
Elektronen sich strahlungsfrei auf diesen Bahnen bewegen (1.
Bohr’sches Postulat). Zur Berechnung der möglichen Radien der
Elektronenbahnen im Wasserstoffatom liefert die Coulombkraft Fel die
nötige Radialkraft Fr für die Kreisbahn (Abb. 1). Die folgende
Berechnung wird mit dem Ansatz
Fel = FR
Fel =
1
e2
· 2
4⇡✏0 r
durchgeführt:
1
4πε 0
⋅
e 2 me ⋅ v 2
=
r
r2
1. Die Radialbeschleunigung wird
durch die Coulombkraft Fel hervorgerufen.
Nach Einfügen der Quantenbedingung für stehende Wellen
v=
h⋅n
2π ⋅ me ⋅ r
erhält man:
1
4πε 0
⋅
me ⋅ h 2 ⋅ n 2
e2
=
r 2 r ⋅ 4π 2 ⋅ me 2 ⋅ r 2
Daraus ergeben sich die möglichen Bahnradien rn (Abb. 2):
rn =
h2 ⋅ ε0
π ⋅ me ⋅ e 2
⋅ n2
2. Die Radien der Elektronenbahnen, bei denen stehende Wellen
möglich sind nehmen mit n2 zu.
wobei der sogenannte Bohr’sche Radius r1 ( n = 1 ) gegeben ist durch:
r1 =
h2 ⋅ ε0
π ⋅ me ⋅ e 2
Nach Einsetzen der Größenwerte ergibt sich:
Bemerkung
Eine veraltete Längeneinheit ist
das Ångström:
1 Å = 10-10 m
r1 = 0,529 ⋅10−10 m
Dieser Wert gilt für die innerste Elektronenbahn (Grundzustand).
Außerdem vermittelt dieser Wert eine Größenvorstellung vom
€
Wasserstoffatom
und stimmt gut mit auf anderen Wegen gefundenen
Werten überein.
Für die weiteren Elektronenbahnen gilt (Tab. 3):
rn = r1 ⋅ n 2
n
1
2
3
4
5
rn (10-10 m)
0,53
2,12
4,76
8,47
13,23
3. Radius der Elektronenbahnen in
Abhängigkeit von der Quantenzahl n
Quantenmechanik
QM20
13GE – 2013/14
Diskrete Energiezustände
Da sich das Elektron nur auf Bahnen mit bestimmten Radien rn bewegt,
ergeben sich auch nur wenige mögliche Werte der Elektronenenergie
En. Diese Energiewerte können wir wie folgt berechnen (Abb. 2):
E=
1
1 e2
⋅ me ⋅ v 2 −
⋅
2
4πε 0 r
Nach Einsetzen der Quantenbedingung für stehende Wellen
v=
h⋅n
2π ⋅ me ⋅ r
1. Mögliche Interpretation des Bohrschen Postulates.
erhalten wir:
En =
h2 ⋅ n2
8π 2 ⋅ me ⋅ rn
2
−
e2
4πε 0 ⋅ rn
Setzen wir weiterhin die Bahnradien rn
rn =
h2 ⋅ ε0
π ⋅ me ⋅ e
2
⋅ n2
ein, so erhalten wir die Energiewerte
En =
me ⋅ e 4
−
2
8ε 0 h 2 ⋅ n 2
En = −
me ⋅ e 4
2
8ε 0 h
2
⋅
me ⋅ e 4
2
4ε 0 h 2 ⋅ n 2
1
n2
Die Energie des Grundzustandes beträgt:
E1 = −13,6 eV
Für die weiteren Elektronenbahnen gilt (Tab. 3):
€
2. Die Energiewerte En des Elektrons
sind die Summe aus der kinetischen
und der potentiellen Energie.
En = −13,6 eV ⋅
1
n2
Diese Energien En nennt man Energieniveaus oder Energiestufen. Das
negative Vorzeichen der Energiewerte bedeutet, dass Energie
€ ist, um das Elektron aus dem Atom zu entfernen, weil es
aufzuwenden
durch anziehende elektrische Kräfte, Coulombkräfte, an den Atomkern
gebunden ist. Die niedrigste Energie, die Nullpunkts- oder Lokalisierungsenergie, erhält man für n = 1. Diese bezeichnet man als Grundzustand des Atoms. Er ist der Zustand geringst möglicher Energie und
entspricht der innersten Bahn des Elektrons um den Wasserstoffkern.
1
2
3
4
5
En (eV)
–13,60
–3,40
–1,51
–0,85
–0,54
3. Energiestufen der Elektronenbahnen in Abhängigkeit von der
Quantenzahl n
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM21
Das Elektron bewegt sich strahlungsfrei auf einer Kreisbahn um den
Wasserstoffkern. Es gibt nur bestimmte diskrete Bahnen. Die
Coulombkraft zwischen Kern und Elektron stellt die dazu notwendige
Radialkraft dar. Die Radien dieser Kreisbahnen sind durch folgende
Beziehung bestimmt:
rn = r1 ⋅ n2
r1 heißt Bohr’scher Radius und beträgt:
r1 = 0,529 ⋅10−10 m
€
n ist eine Quantenzahl, die die Bahn bestimmt.
Die Energiebeträge des Elektrons sind gequantelt, wobei:
€
En = E1 ⋅
1
n2
E1 ist die Energie des Grundzustandes und beträgt:
E1 = −13,6 eV
€
€
1. Ansicht einer Silizium (111)
Oberfläche,
aufgenommen
mit
einem Rastertunnelmikroskop.
Quantenmechanik
QM22
13GE – 2013/14
Wasserstoffspektrum
Jede dieser Energiestufen entspricht einer stehenden de Broglie-Welle.
Wie gelangt das Elektron von einer Energiestufe zur anderen? Dazu
muss eine Energiemenge aufgenommen oder abgegeben werden, die
genau dem Unterschied zwischen den beiden Energiestufen entspricht.
Eine mögliche Form dieser Energieänderung (Quantensprung) ist die
Emission oder Absorption eines Photons, dessen Energie E = h⋅ f den
erforderlichen Wert aufweist:
%
(
1
1 *
ΔE = EEnd − EAnf = −13,6 eV ⋅ '
−
'n 2 n 2 *
Anf )
& End
Mit nAnf und nEnd bezeichnen wir die Energiestufen. ΔE = EEnd – EAnf
symbolisiert den Übergang von der Energiestufe nAnf zur Stufe nEnd.
€
•
Falls ΔE positiv ist, dann absorbiert das Atom beim Übergang
ein Photon gleicher Energie (EEnd > EAnf, Energiezunahme des
Atoms).
•
Falls ΔE negativ ist, dann strahlt das Atom ein Photon mit der
Energie h⋅ f = –ΔE ab (EEnd < EAnf, Energieabnahme des Atoms).
Atome können also nicht Photonen beliebiger Frequenz absorbieren
oder emittieren, sondern nur solche, die dem Unterschied zwischen den 1. Energieniveaus im WasserEnergiestufen entsprechen. So erklärt sich das Auftreten der Spektral- stoffatom. Der Grundzustand liegt
bei –13,6 eV. Eingetragen sind auch
linien.
verschiedene Serien.
Spektrallinien entsprechen den Übergängen zwischen den möglichen
Energiestufen im Atom.
Betrachten wir zunächst den Grundzustand des Wasserstoffatoms
(n=1). Weil es keine tiefere Energiestufe gibt, kann das Wasserstoffatom in diesem Zustand Energie nur aufnehmen, also Photonen
absorbieren. Die Energien dieser Photonen ergeben sich aus den
Differenzen zwischen den Energiestufen zu 10,20 eV, 12,09 eV, ...
(Abb. 1 und Tabelle). Sie entsprechen Licht im ultravioletten Spektralbereich. Bringt man Wasserstoff in den Strahlengang einer Lichtquelle,
die ultraviolettes Licht aussendet, so erhält man ein Absorptionsspektrum (siehe Abb. 1 folgender Seite), wobei nur Photonen mit den
oben berechneten Energiewerten aus dem Licht herausgefiltert werden.
Wir wenden uns nun den angeregten Zuständen n = 2, 3, ... zu. Um die
Wasserstoffatome in diese Energiestufen zu bringen, müssen wir
Energie zuführen. Das kann z. B. durch Erhitzen des Wasserstoffgases
auf einige Tausend Kelvin geschehen. Bei diesen hohen Temperaturen
stoßen die Wasserstoffatome mit so großen Geschwindigkeiten zusammen, dass die Energie ausreicht, um eines der Elektronen in einen angeregten Zustand zu heben. Der Stoß der beiden Wasserstoffatome
verläuft dann unelastisch, denn ihre kinetische Energie wurde zur
Anregung des Atoms verbraucht. Die kinetische Energie muss dabei
zumindest 10,2 eV sein. Bei geringerer Energie können die Atome nicht
angeregt werden. Es gibt nur elastische Stöße.
Lyman
1–2
1–3
1–4
E (eV)
10,20
12,09
12,75
λ (nm)
121,6
102,6
97,3
Balmer
2–3
2–4
2–5
2–6
2–7
E (eV)
1,89
2,55
2,86
3,02
3,12
λ (nm)
656,4
486,2
434,1
410,3
397,1
Paschen
3–4
3–5
3–6
E (eV)
0,66
0,97
1,13
λ (nm)
1875,5
1282,0
1094,0
2. Alle Übergänge vom Grundzustand (n = 1) gehören zur LymanSerie, alle Übergänge vom ersten
angeregten Zustand (n = 2) gehören
zur Balmer-Serie, usw. Während
die Lyman-Serie im UV-Bereich
liegt, liegt die Balmer-Serie im
sichtbaren Bereich und die PaschenSerie im Infraroten.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM23
Dies erklärt, warum sich die Atome und Moleküle vieler Gase bei
Zimmertemperatur wie kleine Kugeln verhalten, die nur elastische
Stöße bekommen. Die Energie der Stöße reicht nicht aus, um die
Elektronen in den nächsthöheren Zustand zu heben. So verstehen wir
auch, warum Atome Milliarden von Stößen pro Sekunde erhalten
können, ohne sich dabei im Geringsten abzunutzen.
Wechselwirken Atome mit einer Energie, die geringer als die
Anregungsenergie ist, so sind nur elastische Stöße möglich
Bei hohen Temperaturen führen die Stöße stets zur Anhebung von
Elektronen in angeregte Zustände. Diese Elektronen kehren nach kurzer
Zeit in den Grundzustand zurück und geben dabei Energie in Form von
Photonen ab. Die Energie dieser Photonen entspricht der Differenz
zwischen den Energiestufen des Atoms. Wir erhalten die Spektrallinien
eines Emissionsspektrums (Abb. 2).
Steigert man die Temperatur noch mehr, so reicht die Energie mancher
Stöße aus, um ein Elektron völlig von seinem Atom loszulösen. Das
Atom wird ionisiert. Das nunmehr freigesetzte Elektron kann jede
beliebige Energie annehmen. Es gibt hier keine festen Energiestufen,
denn das Elektron ist nicht mehr auf den begrenzten Bereich eines
Atoms eingeschränkt. Bei der Ionisation von Atomen kann jede Energie
oberhalb einer Mindestenergie absorbiert werden. Wir erhalten ein
kontinuierliches Absorptionsspektrum. Fangen die Atomkerne die
freien Elektronen wieder ein so wird ein kontinuierliches Emissionsspektrum ausgesendet, denn die kinetischen Energien der Elektronen
können vor dem Einfang beliebig groß gewesen sein.
1. Wird ein kühles Gas von einer
Lichtquelle beleuchtet, so sind in
dem kontinuierlichen Spektrum der
Lichtquelle Absorptionslinien zu
erkennen. Diese entsprechen den
Anregungsenergien der im Gas
enthaltenen Atome und sind
charakteristisch für die Atomart.
Sendet ein Wasserstoffatom beim Übergang eines Elektrons vom
Energiezustand nAnf auf den Energiezustand nEnd ein Lichtquant aus
(Quantensprung), so erhält man als Energiedifferenz
%
(
1
1 *
ΔE = EEnd − EAnf = −13,6 eV ⋅ '
−
'n 2 n 2 *
Anf )
& End
Die Ionisationsenergie des Wasserstoffs aus dem Grundzustand
beträgt:
€
E = 13,6 eV.
2. Ein angeregtes Gas aus Atomen
sendet Licht bestimmter Frequenzen
aus. Die beobachteten Spektrallinien
Wie wir gesehen haben, hat das Wasserstoffatom eine ganze Serie von entsprechen den verschiedenen, im
charakteristischen Übergängen. Da sowohl bei Absorption als auch bei Atom möglichen Übergängen.
Emission die gleichen Übergänge beteiligt sind, sind die beobachteten
Wellenlängen der Absorptions- und Emissionslinien identisch. Neben
dem Wasserstoff hat jede andere Atom- und Molekülart ihre
charakteristischen Übergänge, so dass aus einem gewonnenen Spektrum
eindeutig auf die beteiligte Atom- oder Molekülart geschlossen werden
kann.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
Leistungen und Grenzen des Bohr’schen
Atommodells
Niels Bohr erkannte, dass eine Beschreibung der Atomhülle allein auf
der Grundlage mechanischer und elektrodynamischer Vorstellungen,
nicht möglich ist. Die Bohr’schen Postulate ergeben ein mathematisch
beschreibbares Modell des Wasserstoffatoms mit dessen Hilfe sein
Spektrum und das wasserstoffähnlicher Gase beschrieben werden
können. Das Modell lieferte erstmals eine Erklärung für die Stabilität
eines Atoms und für den energetischen Zusammenhang bei der
Emission von Licht mit einfachen atomaren Systemen.
Das Bohr’sche Atommodell führt nur beim Wasserstoff und
wasserstoffähnlichen Systemen zu befriedigenden Ergebnissen. Das
Bohr’sche Atommodell benutzt eine zu anschauliche Vorstellung von
der Gestalt der Atome. In ihm ist die gleichzeitige Angabe von Ort und
Impuls eines Elektrons möglich; das widerspricht der Heisenberg’schen
Unschärferelation. Weiterhin kann das Bohr’sche Atommodell die
Intensität verschiedener Spektrallinien nicht richtig erklären. Trotz der
Mängel aus heutiger Sicht muss man anerkennen, dass mit den im
Bohr’schen Atommodell eingebrachten Postulaten erstmals quantenhafte Vorstellungen zur Beschreibung der Atomhülle benutzt wurden.
QM24
Albert Einstein (1924):
‚Der Gedanke, dass ein Elektron
aus freiem Entschluss den
Augenblick und die Richtung
wählt, in der es fortspringen will,
ist mir unerträglich. Wenn schon,
dann möchte ich lieber Schuster
oder gar Angestellter einer Spielbank sein, als Physiker.’
Niels Bohr:
‚Die Begriffe Teilchen und Welle
ergänzen sich, indem sie sich
widersprechen. Sie sind komplementäre Bilder des Geschehens.’
Beispiele
• Emissionsspektrum des Wasserstoffs
Zu erkennen sind die vier Emissionslinien der Balmer-Serie.
• Spektrum der Sonne
Im Sonnenspektrum sind neben atmosphärischen Absorptionslinien
ebenfalls Absorptionslinien von H, Na, Mg, Ca, Ca+, Ti, Fe und
Mn zu erkennen.
Richard Feynman:
‚... ich denke, ich kann davon
ausgehen, dass niemand die
Quantentheorie versteht.’
Quantenmechanik
QM25
13GE – 2013/14
Der Laser
Spontane und induzierte Emission von Lichtquanten
Atome können durch Stöße von Elektronen hoher Geschwindigkeit oder
durch Licht, dessen Wellenlänge dem eigenen Spektrum entspricht, zu
einem höheren Energiezustand angeregt werden. Der Anregungzustand
der Atome hat in der Regel eine Lebensdauer von 10-8 Sekunden bevor
die Atome über die spontane Emission in den Grundzustand übergehen
(Abb. 1). Es gibt jedoch bei Atomen mit mehreren Elektronen auch
Zustände, die über längere Zeit bestehen können. Solche
Energiezustände werden als metastabil bezeichnet. Aus diesen
Zuständen findet die Energieabgabe durch spontane Emission von Licht
nur sehr selten statt. Damit wird es möglich, eine große Anzahl von
Atomen in Anregungszustände zu bringen und dort zu halten. Wie
können diese ihre Energie wieder abgeben?
Ein solch angeregtes Atom kann von einem Lichtquant beeinflusst
werden, das von einem anderen, in gleicher Weise angeregten Atom 1. Schematische Darstellung der
Absorption, spontanen Emission und
ausgestrahlt wird, und zur Emission gezwungen werden. Ein solcher induzierten Emission.
Vorgang bezeichnet man als induzierte Emission. Die Wellenzüge, die
dem einfallenden und dem neu entstehenden Quant zugeordnet sind,
schwingen danach in gleicher Phase und verstärken sich. Die induzierte
Emission führt zu einer Verstärkung des ausgestrahlten Lichtes.
Das Prinzip des Lasers
Laser ist die Abkürzung für ‚light amplification by stimulated emission
of radiation’ – Lichtverstärkung durch stimulierte Emission von Strahlung.
Die Energiequelle (Abb. 2) hat die Funktion, eine große Anzahl von
Atomen des Lasermediums in metastabile Anregungszustände zu
bringen. Dieser Vorgang wird als Pumpen bezeichnet. Ein Lichtquant,
das bei einer der seltenen spontanen Emissionen entsteht, löst eine
Folge von induzierten Emissionen aus.
2.
Schematischer
Beim kontinuierlichen Betrieb kommt es zum Gleichgewicht zwischen Lasers.
Energiezufuhr und Energieabgabe. Beim Impulsbetrieb wird die
gespeicherte Anregungsenergie in einem Lichtblitz abgegeben. Anschließend muss erneut gepumpt werden.
Ein optischer Resonator bewirkt, dass die Verstärkung des Lichtes nur
in einer Richtung und nur für ganz bestimmte Wellenlängen erfolgt. Der
Resonator besteht im einfachsten Fall aus zwei parallelen Planspiegeln.
Dazwischen befinden sich zahlreiche Atome des Lasermediums im
angeregten Zustand. Verstärkt werden nur solche Lichtwellen, die
senkrecht auf den Spiegel treffen; alle anderen sind für den Laservorgang ohne Bedeutung.
Ist nämlich der Abstand der beiden verspiegelten Flächen genau ein
ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge der Laserstrahlung, so kommt
es zur Interferenz der einfallenden und der reflektierten Wellen. Es
bildet sich eine stehende Welle aus, bei der die Amplituden sich
maximal verstärken. Für alle anderen Abstände würden die Wellen sich
als Ergebnis vieler Reflexionen durch Interferenz auslöschen. Damit die
Laserstrahlung den Resonator verlassen kann, muss einer der beiden
Planspiegel teildurchlässig sein.
Aufbau
eines
Quantenmechanik
QM26
13GE – 2013/14
Besondere Merkmale der Laserstrahlung
Laserstrahlung (Abb. 1) hat gegenüber dem Licht herkömmlicher Lichtquellen besondere Merkmale:
• Kohärenz: Die Wellenzüge können mehrere hundert Kilometer lang
sein; über den gesamten Querschnitt eines Laserbündels ist die
gleiche Phase der ausgesendeten Wellen erreichbar.
• Scharfe Bündelung: Der Öffnungswinkel eines Bündels von Laserstrahlung beruht im Wesentlichen auf der Beugung an der
Austrittsblende. Bei einer kreisförmigen Öffnung mit dem Durchmesser d beträgt das Bogenmaß für den halben Öffnungswinkel α:
α =1,22 ⋅
λ
d
• Große Energiekonzentration: Mit Laserblitzen lassen sich für sehr 1. He-Ne-Lasers. In der ersten
Abbildung ist neben der Elektronik
kurze Zeitintervalle Leistungen von mehr als 1012 Watt übertragen.
die Röhre mit dem He-Ne-Gas€
gemisch zu erkennen. Dieser Teil ist
in der zweiten Abbildung vergrößert
dargestellt.
Der Helium-Neon Laser
Für diesen Gaslaser wird ein Gemisch von rund zehn Teilen Helium
und einem Teil Neon bereitgestellt, bei einem Druck von etwa 1,5 hPa.
Mit einer elektrischen Gleichspannung oder auch einem hochfrequenten
Wechselfeld wird ähnlich wie bei einer Leuchtstofflampe eine
Gasentladung erzeugt. Bei der Gasentladung entstehen durch die
Ionisation von Helium- und Neonatomen freie Elektronen.
Diese Elektronen können die nichtionisierten Heliumatome durch Stöße
in den Anregungszustand von etwa 25 eV versetzen. Durch spontane
Emission eines Teils ihrer Anregungsenergie gelangen diese
Heliumatome in den metastabilen Anregungszustand von 20,61 eV
(Abb. 2). Bei ihren Zusammenstößen mit den Neonatomen wird diese
Anregungsenergie übertragen. Das ist möglich, weil Neonatome auch
einen metastabilen Anregungszustand mit nahezu gleicher Energie
(20,66 eV) besitzen. Die induzierte Emission führt bei den Neonatomen
zu einem tiefer gelegenen Energiezustand (18,70 eV). Daraus folgt für
die Wellenlänge der Laserstrahlung:
ΔE =
λ=
h⋅c
λ
⇒ λ=
h⋅c
ΔE
6,626 ⋅10−34 ⋅ 3⋅10 8
m = 633 nm
(20,66 −18,70) ⋅1,6 ⋅10−19
Das Energieniveau von 18,70 eV muss laufend entleert werden. Dies
geschieht zunächst durch den spontanen Übergang der Neonatome auf
€ der Energie von 16 eV. Von hier aus gehen die Neonatome
ein Niveau
dann in den Grundzustand zurück, und zwar durch Stöße gegen die
Gefäßwand, wobei die Atome des Gefäßes die freiwerdende Energie
aufnehmen und in Wärme umsetzen.
2. Prinzip des He-Ne-Lasers.
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM27
AUFGABENSAMMLUNG – QUANTENMECHANIK
1. Die Abbildung zeigt eine Photozelle, die zur Lichtmessung dient
(Belichtungsmesser). Licht fällt auf eine Photokathode und löst
Elektronen aus. Die auf positiver Spannung liegende Anode sammelt
diese Elektronen.
a) Die Photokathode besteht aus Cs3Sb. Sie spricht auf Licht mit
λ < 670 nm an. Wie groß ist die Austrittsarbeit WA der Elektronen
bei diesem Kathodenmaterial?
b) Gelbes Licht (λ = 500 nm) fällt auf die Photokatode. Zeigen Sie,
dass der Anodenstrom proportional zur Lichtintensität ist, wenn jedes Photon mit nur einem
Elektron wechselwirken kann.
c) Wie groß ist der Anodenstrom, wenn gelbes Licht mit 1 Watt Leistung auf die Katode fällt und
jedes Photon ein Elektron auslöst?
d) Welchen Anodenstrom ruft blaues Licht (λ = 400 nm) mit gleicher Leistung hervor?
(WA = 1,85 eV; I = 402,5 mA; I = 322,0 mA)
2. Die Kathode einer Photozelle besteht aus Caesium (Austrittsarbeit 1,96 eV). Es fällt nacheinander
violettes Licht der Wellenlänge 410 nm und rotes Licht der Wellenlänge 656 nm auf die Kathode.
Können durch Einwirkung des Lichts dieser Wellenlängen Elektronen emittiert werden?
(λG = 633,9 nm)
3. Um aus einer Wolframschicht durch kurzwelliges Licht gerade Elektronen herauszuschlagen, sind
4,57 eV erforderlich.
a) Berechne die dazugehörige Grenzwellenlänge!
b) Welche maximale Geschwindigkeit besitzen die ausgelösten Elektronen, wenn die Wellenlänge des
einfallenden Lichtes 200 nm beträgt?
c) Welche Gegenspannung ist erforderlich um den Photostrom vollständig zu unterbinden?
(λG = 271,9 nm; v = 7,59 ⋅ 105 m/s; UG = 1,64 V)
4. Eine Vakuumphotozelle wird nacheinander mit grünem Licht der Wellenlänge 546 nm und blauem
Licht der Wellenlänge 436 nm bestrahlt. Bei Anwendung der Gegenfeldmethode kommt der
Elektronenstrom jeweils bei den Spannungen 0,915 V (grün) und 1,490 V (blau) zum Erliegen.
a) Welchen Wert liefern die Messergebnisse für das Plancksche Wirkungsquantum?
b) Berechne die Austrittsarbeit des Kathodenmaterials in eV!
c) Welche Wellenlänge muss das Licht besitzen, das bei Bestrahlung der Kathode Elektronen der
maximalen Geschwindigkeit 1000 km/s ablöst?
(h = 6,65 ⋅ 10–34 J⋅s; WA = 2,17 ⋅ 10–19 J; λ = 295,4 nm)
5. Eine 100 W-Lampe sendet blau-grünes Licht der Wellenlänge λ = 500 nm aus.
a) Berechnen Sie Energie, Impuls und dynamische Masse der Photonen.
b) Welche Zahl von Photonen geht pro Sekunde von der Lampe aus, wenn 1 %
der zugeführten Leistung im sichtbaren Bereich abgestrahlt wird?
c) Nimmt die Masse der Lampe infolge der Aussendung der Photonen ab?
Eine normale Glühlampe wandelt nur etwa 5 % bis 10 % der eingesetzten Energie in
Licht um; der Rest wird in Wärme umgesetzt und an die Umgebung abgegeben.
(E = 2,48 eV; p = 1,325 ⋅ 10–27 kg⋅m/s; m = 4,418 ⋅ 10–36 kg; N = 2,515 ⋅ 1018 1/s )
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
QM28
6. Ein Scheinwerfer sendet ein paralleles Lichtbündel mit einer Leistung von 100 W aus.
a) Welchen Impuls haben die pro Sekunde ausgesendeten Photonen?
b) Welche Rückstoßkraft kommt durch die Lichtaussendung zustande?
c) Das Licht des Scheinwerfers wird durch einen Spiegel reflektiert. Wie groß ist die Kraft, die auf
diesen Spiegel wirkt?
(p = 3,33 ⋅ 10–7 kg⋅m/s; F = 3,33 ⋅ 10–7 N; F = 6,67 ⋅ 10–7 N)
7. Ein Elektronenblitzer sendet einen Blitz mit einer Dauer von 10–3 Sekunden aus, der 10 Joule
Lichtenergie enthält. Das austretende Licht sei parallel.
a) Wie groß ist der Gesamtimpuls der Photonen?
b) Hängt der Gesamtimpuls von der Wellenlänge ab?
c) Mit welcher Geschwindigkeit müsste sich ein Sandkörnchen (m = 1 mg) bewegen, damit es den
gleichen Gesamtimpuls hat?
d) Wie groß ist die Rückstoßkraft, die während des Blitzes auf das Blitzgerät wirkt?
(p = 3,33 ⋅ 10–8 kg⋅m/s; v = 0,033 m/s; F = 3,33 ⋅ 10–5 N)
8. Ein Positron trifft mit der Geschwindigkeit v auf ein ruhendes Elektron. Es kommt zu einer PaarZerstrahlung oder Elektron-Positron-Annihilation, bei der zwei Photonen entstehen. Das erste Photon
bewegt sich in die Bewegungsrichtung des Positrons, das zweite in die entgegengesetzte Richtung.
a) Schreibe den Energie- und den Impulssatz wenn v = 2,106 m/s ist. Zeige, dass in diesem Fall die
Frequenzen der beiden Photonen fast identisch sind. Berechne dann die Frequenzen und
Wellenlängen der Photonen!
b) Schreibe den Energie- und den Impulssatz wenn v = 0,9 c ist. Berechne dann auch die Frequenzen
und Wellenlängen der Photonen!
(f = 4,34 ⋅ 1011 Hz; f1 = 3,31 ⋅ 1020 Hz; f2 = 7,60 ⋅ 1019 Hz)
9. Auf jedes Quadratzentimeter einer absolut schwarzen Oberfläche fallen je Sekunde 3,6⋅1017 Photonen
der Wellenlänge 450 nm. Welchen Druck in µPa erzeugt diese Strahlung?
(p = 5,3 µPa)
10. Berechnen Sie die Wellenlänge der de Broglie-Welle für:
a) einen Tennisball
b) ein Geschoss
c) ein Proton
d) ein Elektron
m = 60 g
m=1g
m = 1,67 ⋅ 10-27 kg
m = 9,1 ⋅ 10-31 kg
v = 10 m/s
v = 90 m/s
U = 2,5 ⋅ 105 V
U = 250 V
U ist die beschleunigende Spannung, die das Proton bzw. das Elektron vom Zustand der Ruhe aus
durchlaufen muss, um die erforderliche Geschwindigkeit zu erhalten.
(λa = 1,10 ⋅ 10–33 m; λb = 7,36 ⋅ 10–33 m; λc = 5,72 ⋅ 10–14 m; λd = 7,76 ⋅ 10–11 m)
11. In einem Fernsehgerät werden Elektronen durch eine Spannung von
U = 15 kV beschleunigt. Welche de Broglie-Wellenlängen haben
diese Elektronen (relativistische Berechnung)?
(λ = 9,94 ⋅ 10–12 m)
12. Elektronen, die durch einen Doppelspalt fliegen, erzeugen auf einem
Schirm ein Interferenzmuster. Wie ändert sich der Streifenabstand,
wenn die beschleunigende Spannung von 50 V auf 5000 V erhöht
wird (klassische Berechnung)?
(d’ = 0,1 d)
Quantenmechanik
QM29
13GE – 2013/14
13. Ein Elektron bewegt sich mit 85 % der Lichtgeschwindigkeit.
a) Welche Beschleunigungsspannung hat das Elektron durchlaufen?
b) Bestimme die de Broglie-Wellenlänge des Elektrons!
(U = 4,60 ⋅ 105 V; λ = 1,50 ⋅ 10–12 m)
14. Auch bei Elektronen zeigen sich hinter einem Doppelspalt Interferenzstreifen wie beim Licht. Mit
welcher Spannung muss man Elektronen beschleunigen, damit nach Beugung an einem Doppelspalt
mit dem Spaltabstand 10 µm, der Ablenkungswinkel 10. Ordnung genau 1,0° beträgt?
(U = 4,94 mV)
15. Ein Elektronenstrahl wird mit einer Anodenspannung von 12 kV beschleunigt.
a) Welche Geschwindigkeit und welche Masse erhalten die Elektronen (relativistisch)?
b) Wie groß sind Impuls und de Broglie-Wellenlänge?
c) Welchen Ablenkungswinkel zeigt das 2. Nebenmaximum beim Durchgang des Elektronenstrahls
durch eine Folie, deren Atome im Gitter mit einem Abstand von 3⋅10–8 cm angeordnet sind?
(v = 6,39 ⋅ 107 m/s; m = 9,32 ⋅ 10–31 kg; p = 5,95 ⋅ 10–23 kg⋅m/s; λ = 1,11 ⋅ 10–11 m; α = 4,26°)
16. a) Wie groß sind im Bohr’schen Atommodell des Wasserstoffatoms die Bahngeschwindigkeiten im
Grundzustand und in den beiden ersten Anregungszuständen?
b) Vergleiche die Bahngeschwindigkeit der Elektronen im Grundzustand mit der Lichtgeschwindigkeit!
c) Wie viele Umläufe je Sekunde macht das Elektron im Grundzustand?
d) Welcher Energiebetrag muss dem Atom zugeführt werden, damit das Elektron von der 4. Bahn auf
die nächsthöhere Bahn wechselt?
(v1 = 2,19 ⋅ 106 m/s = 0,729 % c; 6,58 ⋅ 1015 Umläufe; ΔE = 0,306 eV)
17. Um Wasserstoffatome aus dem Grundzustand in angeregte Zustände zu versetzen, werden sie mit
Fremdelektronen bestrahlt, die eine Beschleunigungsspannung von 12,8 V durchlaufen haben.
a) Wie viele verschiedene Spektrallinien kann das so angeregte Wasserstoffatom aussenden?
b) Berechne die größte und die kleinste Wellenlänge dieser Spektrallinien!
c) Welche dieser Spektrallinien fallen in den sichtbaren Bereich?
(6 Linien; λmax = 1880 nm; λmin = 97 nm; f3→2 = 4,57 ⋅ 1014 Hz und f4→2 = 6,17 ⋅ 1014 Hz)
18. Welche Energie ist erforderlich, um ein Elektron des Wasserstoffatoms völlig von seinem Kern zu
lösen? Welche Wellenlänge und Frequenz muss das dazu benötigte Photon besitzen?
(ΔE = 13,6 eV; λ = 91,1 nm; f = 3,29 ⋅ 1015 Hz)
19. Ein Atom soll die folgenden Energieniveaus haben:
0,0 eV (n → ∞); –3,0 eV (n = 3); –5,0 eV (n = 2); –8,0 eV (n = 1)
Atome dieser Art werden mit einem Elektronenstrahl der Energie 11 eV beschossen.
a) Welche Energie können die Fremdelektronen aufweisen, die nach der Kollision austreten?
b) Welches sind die möglichen Frequenzen der Photonen, die von den bombardierten Atomen
ausgesandt werden?
;-)
20. Das Spektrum eines Wasserstoffatoms wird mit einem Rowland-Gitter mit 570 Strichen je mm
abgebildet. In der 2. Ordnung beobachtet man eine Linie der Balmer-Serie unter dem Winkel 33,6°.
Von welcher höheren Bahn ist das Elektron auf die 2. Bahn zurückgefallen?
(Balmer: 4 → 2)
Quantenmechanik
13GE – 2013/14
FORMELSAMMLUNG – QUANTENMECHANIK
E = h⋅ f
E: Photonenenergie
h: Planck-Konstante
f: Frequenz
h ⋅ f = WA +
WA: Austrittsarbeit
m: Masse des austretenden Elektrons
v: Geschwindigkeit des Elektrons
1
⋅ m ⋅ v2
2
Eel: elektrische Energie
Q: Ladung
U: elektrische Spannung
E el = Q ⋅ U
p=
λ
λ=
€
p: Impuls
λ: de Broglie-Wellenlänge
h
h
2 ⋅ m ⋅ Ekin
me ⋅ r ⋅ v = n ⋅
€
Fel =
λ: nichtrelativistische de Broglie-Wellenlänge
m: Masse des Teilchens
Ekin: kinetische Energie des Teilchens
(nur für v << c)
n: Quantenzahl
v: Geschwindigkeit des Elektrons
r: Bahnradius
me: Masse des Elektrons
h
2π
Fel: Coulombkraft
Q: elektrische Ladung
r: Abstand der Ladungen
ε0: elektrische Feldkonstante
Q ⋅Q
1
⋅ 1 2 2
4 πε 0
r
€
E pot = −
Epot: potentielle elektrische Energie
e: Elementarladung
1 e2
⋅
4πε 0 r
E: Gesamtenergie des Elektrons im H-Atom
1
1 e2
E = ⋅ me ⋅ v 2 −
⋅
2
4πε 0 r
rn =
h2 ⋅ ε0
π ⋅ me ⋅ e 2
En = −
me ⋅ e 4
2
8ε 0 h 2
⋅ n2
⋅
1
n2
rn = r1 ⋅ n 2
E n = E1 ⋅
1
n2
rn : Bohr’scher Radius im H-Atom
r1 = 0,529 ⋅ 10-10 m
En: Energie des Elektrons im H-Atom
E1 = –13,6 eV
QM30
Quantenmechanik
ΔE = EEnd − EAnf
α =1,22 ⋅
€
€
λ
d
%
(
1
1 *
'
= −13,6 eV ⋅
−
'n 2 n 2 *
Anf )
& End
13GE – 2013/14
EAnf , EEnd : Energie des Elektrons im H-Atom
nAnf , nEnd : Quantenzahlen
α : Öffnungswinkel
λ : Wellenlänge
d : Durchmesser der kreisförmigen Öffnung
QM31
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