„Die bleibende Wurzel, der verworfene Teil“ Die theologischen

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„Die bleibende Wurzel, der verworfene Teil“ Die theologischen Politiken des Verschweigens. Der Ort des Jüdischen in der Theologie: Disziplingeschichten Ort: HS 103, Theologische Fakultät, jeweils Mittwoch um 18.30h‐20h Zeitplan Kurzbeschreibung Der Vortrag wird sich mit der Entdeckung des Judentums als 18.10.2006: unverzichtbare Größe in der katholisch alttestamentlichen Gerhard Langer: Forschung seit dem 2. Vatikanum auseinandersetzen. In einem „Eine Erfolgsgeschichte? kurzen ersten Teil wird auf die Zeit während und nach dem Das Jüdische in katholisch Nationalsozialismus ausgegriffen, daraufhin werden einige alttestamentlicher Theolo‐
Beispiele für die verstärkte Entdeckung jüdischer Themen ‐ gie“ vor allem der rabbinischen Literatur aber auch jüdischer Kommentare ‐ analysiert. In einem nächsten Teil werden diese Beispiele daraufhin befragt, wie sehr sie als repräsentativ oder gar als Mainstream der Forschung gelten können. Ein letzter Teil widmet sich Wünschen und Anliegen an die Forschung. Ausgehend von den Ansätzen klassischer kirchenhistorischer 25.10.2006: Standardwerke (Jedin, Bihlmeyer‐Tüchle etc.) sollen neuere Dietmar Winkler: Forschungszugänge zu Fragen der Verselbständigung des „Wann trennten sich die Christentums vom Judentum diskutiert werden. Wege? – Forschungszugän‐
ge zum Verhältnis von Judentum und Christentum in der Antike“ Innerhalb der katholischen Theologie wurde Israel lange Zeit 8. 11. 2006: als ein verworfener Teil behandelt. Erst nach der Shoah wuchs Gregor Maria Hoff: die Erkenntnis, dass Israel die bleibende Wurzel der Kirche und jeder christlichen Theologie sei. Für die theologischen „Eine systematische Politik des Verschweigens? Eine Fächer und zumal für die Fundamentaltheologie stellt sich die fundamentaltheologische Frage nach den spezifisch theologischen Gründen für diese Ortsbestimmung des Jüdi‐
Entwicklung. Die Vorlesung skizziert sie in drei Modellen: schen im Christlichen“ erstens aus der Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil, zweitens mit der Konzilserklärung Nostra aetate und drittens mit einem Blick auf die nachkonziliare Landschaft der Fundamentaltheo‐
logie. In den letzten Jahrzehnten hat sich auch in der Katholischen 15.11.2006: Exegese des Neuen Testaments geradezu ein Paradigmen‐
Marlis Gielen: wechsel in der Beurteilung des Judentums vollzogen, wie es in den neutestamentlichen Schriften begegnet. Der Vortrag legt „Die jüdischen Wurzeln des Neuen Testamentes ‐ wie‐
in einem ersten Teil offen, dass die Voraussetzungen dazu derentdeckt. Ausgewählte durch NA 4 und durch DV 11‐12 gemeinsam geschaffen wur‐
Beispiele der Paulus und den. In einem zweiten Teil soll dieser Paradigmenwechsel an Matthäusexegese nach dem ausgewählten Beispielen der Paulus‐ und Matthäusexegese 2. Vatikanum“ (Gesetzesthematik) deutlich gemacht werden. 1
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22.11.2006: Werner Wolbert: „Aug um Aug, Zahn um Zahn. Wider die gängigen Klischees“. 29.11.2006: Rudolf Pacik: “Antijudaismus im Karfrei‐
tags‐Hauptgottesdienst? Die Fürbitte für die Juden und die Improperien“ 6.12.2006: Anton Bucher: „Das Judentum im katholi‐
schen Religionsunterricht“ 13.12.2006: Ottmar Fuchs: „Wie verändert sich die Pastoraltheologie, wenn sie ihren eigenen (inhaltlichen und methodischen) Kernbe‐
reich im Horizont der Ge‐
schichte und Gegenwart ʺIsraelsʺ begreift?“ 20.12.2006: Rolf Darge: „Jüdisches und christliches Philosophieren. Stationen eines schwierigen Dialogs“ Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte
Zeitungskommentare bemühen oft das sog. Ius talionis Wort zur Erläuterung israelischer oder nahöstlicher Politik. Biswei‐
len wird dieser Spruch als typisch alttestamentlich gesehen im Gegensatz zu Feindesliebe oder Gewaltverzicht im Neuen Testament. Diese Klischees und falschen Gegensätze bedürfen der Kritik und Aufklärung. Die Fürbitte für die Juden wie die während der Kreuzvereh‐
rung gesungenen Improperien zeigen das problematische Verhältnis zwischen Christen und Juden in der Geschichte. Die betreffende Fürbitte (samt den sie begleitenden Gesten) wurde seit 1959 mehrmals geändert; das Missale Romanum 1970 enthält einen ganz neuen Text. Die Improperien („Mein Volk, was hab ich dir getan?...“) blieben bestehen; aus dem rituellen Zusammenhang geht freilich hervor, dass hier nicht das jüdi‐
sche Volk angeklagt werden soll. Die Beziehung zum jüdischen Volk hat die Pastoraltheologie nie sonderlich interessiert. Selbst nach der Shoa spielt der Bezug zum Judentum in den zentralen Argumentationen und Methoden der Praktischen Theologie kaum eine Rolle, wenn überhaupt, dann indirekt über den interdisziplinären Aus‐
tausch mit fundamentaltheologischen (Metz, Wohlmuth, Freyer) und bibeltheologischen (Kritik biblischer Antijudais‐
men) Konzepten. Wie müsste die Praktische Theologie ihr Erkenntnisinteresse, ihre Methoden und ihren Praxisbezug gestalten oder verändern, wenn die geschichtliche Erfahrung des ersten Gottesvolkes nicht nur im Vergangenheitsbezug zum Alten Testament, sondern auch im andauernden ʺOffen‐
barungsbezugʺ zur je vergangenen und je gegenwärtigen Geschichte des jüdischen Volkes eingeholt wird? Wie das Alte Testamten dem gesamtem Heiligen Buch des Christentums eingeschrieben ist, so bleibt die ganze Geschichte des Juden‐
tums der christlichen Identität eingeschrieben: Als der Außen‐
bezug zum ʺAnderenʺ Gottes im eigenen Innenbezug. Dabei lernt die Kirche zugleich, wie in einem Prisma, ihre spezifische Verantwortung allen Menschen und Völkern gegenüber wahr‐
zunehmen. Anhand ausgewählter Themen im Bereich der philosophi‐
schen Gotteslehre, Anthropologie und Ethik wird versucht, in Geschichte und Gegenwart markante Punkte der Begegnung und Auseinandersetzung zwischen einem jüdisch und einem christlich inspirierten Denken aufzuweisen und zu deuten. 2
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10.1.2007: Hans Paarhammer: „Umgang und Kommunika‐
tion mit den Juden. Rechts‐
historische Reminiszenzen und aktuelle (staats‐) kir‐
chenrechtliche Anmerkun‐
gen“ 17.1. 2007: Ulrich Winkler: „Theologie der Religionen versus Israeltheologie? Ein neuer Diskurs des Verges‐
sens?“ Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte
Anhand von ausgewählten Texten und Fallbeispielen des kirchlichen Universal‐ und Partikularrechts soll der Wandel der Beziehungen zwischen Kirche, Staat und Judentum bis in die Gegenwart dargestellt werden. Zentrum für Theologie Interkulturell
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24.1. 2007: Hans‐Joachim Sander: ʺDie Gegenökonomie der jüdischen Gottes ‐ der schlechthinnige Anders‐Ort für eine Dogmatik des christlichen Glaubensʺ Kardinal Walter Kasper als Präsident der päpstlichen Kom‐
mission für die Religiösen Beziehungen zum Judentum wird in Vatikankreisen gerne bescheinigt, er hätte eine der schwie‐
rigsten Aufgaben der Kirche. Nachdem das Zweite Vatikanum mit der Religionenerklärung eine der epochalsten Korrekturen der Kirchengeschichte vorgenommen hat, hat sich das Ver‐
hältnis der Kirche zum Judentum grundlegend verändert. Das bislang bedeutendste gemeinsame Dokument des US‐
amerikanischen Rates der Synagogen und der US‐Bischöfe (2002) zog überfällige und mutige dogmatische Konsequen‐
zen. Heftige Angriffe von evangelikaler bis katholischer Seite waren die Folge. Kardinal Kasper musste vermitteln, ohne zurückzurudern. Zu den Herzensanliegen des letzten Papstes gehörte nicht nur die Aussöhnung mit dem Judentum sondern auch ein tragfä‐
higes Verhältnis zu den anderen Religionen, wofür er vom Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und Islamexperten, Erzbischof Michael L. Fitzgerald, tatkräftige und fachlich exzellente Unterstützung erfahren hat. Eine der ersten Entscheidungen des neuen Papstes war die Entlassung von Erzbischof Fitzgerald. Das wirft ein Licht auf die prekäre Lage, in der sich der Dialog mit den anderen Religionen befindet. Spätestens seit dem Dokument der Glau‐
benskongregation „Dominus Iesus“ und zahlreichen Lehrver‐
fahren gegen katholische Religionstheologen wurde klar, in welchem Ausmaß hier Probleme offen liegen. Neben der Kirchenleitung steht auch die Theologie vor Prob‐
lembergen, die nicht zuletzt aus den beachtlichen Fortschritten in der Israeltheologie und Religionstheologie resultieren. Diese beiden Diskurse haben eine ansehnliche Expertengemeinde versammelt. Dabei blieb weitgehend unbeobachtet, dass sie sich ziemlich isoliert voneinander entwickeln. Das Judentum als unsere Geschwisterreligion wird in der Religionstheologie verschwiegen und findet in der Ausformulierung christlicher Lehre in der Dogmatik keinen angemessenen Widerhall. Die Israeltheologie ihrerseits nimmt merkwürdig wenig Notiz von der Religionstheologie. Die Vorlesung will dafür Lösungsan‐
sätze unterbreiten. 3
31.1. 2007: Hans‐Hermann Henrix: „Schweigen im Angesicht Israels? Zum Ort des Jüdi‐
schen in der ökumenischen Theologie“ Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte
Der jüdische Gott ist auf einen Ort bezogen, der christliche Gott auf eine Person. Beide legen differente religiöse Sehn‐
süchte frei: „Nächstes Jahr in Jerusalem“ und „Maranatha“. Für die Dogmatik ist die jüdische Rede von Gott deshalb eine radikale Herausforderung. Einerseits war der Gott dieser Rede so selbstverständlich, dass man glaubte, ihre jüdische Disziplin in die eigene christologische Wissensform aufgehoben zu haben. Andererseits stellt der Ortsbezug der jüdischen Gottes‐
rede eine Perspektive bereit, deren Wert die Dogmatik bis heute nur anfanghaft einschätzen kann. Die Notwendigkeit, von diesem als locus theologicus alienus zu sprechen, und die Wissensformen, wie man nicht darüber sprechen darf, wurden auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil entdeckt, allerdings noch unbeholfen. An den primären Fundstellen des Konzils für die veränderte Präsenz des jüdischen Gottes – die Erklä‐
rung Nostra aetate und Artikel 16 der dogmatischen Kirchen‐
konstitution Lumen gentium – lassen sich sowohl noch Spuren der Tradition des Verschweigens finden wie der Offenba‐
rungseid erkennen, den der jüdische Gott für die christliche Gottesrede bedeutet. Hat die deutschsprachige ökumenische Theologie als Projekt‐
disziplin ihre „Verblüffungsfestigkeit“ beibehalten, mit der sie bis in die 70er Jahre hinein die dialogische Auseinanderset‐
zung mit der jüdischen Tradition als sie nicht betreffend be‐
handelt hat? Hätte – um nur ein Beispiel zu nennen ‐ die „Ge‐
meinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vom 31. Okto‐
ber 1999 nicht doch anders ausgesehen, wenn die an ihrer Vorbereitung beteiligten ökumenischen Theolog/innen hüben und drüben gleichzeitig mit den Erfahrungen und Einsichten aus dem christlich‐jüdischen Dialog vertraut gewesen wären? Gibt es für die ökumenische Theologie insgesamt im Ange‐
sichte Israels bleibende Desiderata, Aufgaben, aber auch Per‐
spektiven und Potenziale? 4
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