Westfälische Wilhelms - Universität Münster Fachbereich Geowissenschaften Institut für Landschaftsökologie Robert-Koch-Str. 26 Diplomarbeit Untersuchung von Fledermaus-Winterquartieren in der Westfälischen Bucht vorgelegt von Sandra Pinno Dinslaken - 1999 - Erstgutachter: Prof. Dr. H. Mattes Zweitgutachter: Dipl.-Biologe C. Trappmann Inhalt 1 Einleitung 1 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 4 2.1 Zeitraum der Datenerhebung 4 2.2 Gebiet 4 2.2.1 Geographische Lage und naturräumliche Gliederung 4 2.2.2 Temperaturverlauf im Untersuchungszeitraum 7 2.3 Beschreibung der bekannten Winterquartiere 2.3.1 Brunnen Meyer, Baumberge 9 9 2.3.2 Bachunterführung Bombecker Aa, Baumberge 11 2.3.3 Bachunterführung Poppenbecker Aa, Baumberge 13 2.3.4 Eiskeller, Coesfeld 16 2.3.5 Waldschlösschen, Bocholt 18 2.3.6 Bunker Waldfriedhof Lauheide, Münster 20 3 Material und Methoden 23 3.1 Tiermaterial 23 3.2 Methoden der Datenermittlung 23 3.2.1 Netzfang 23 3.2.2 Beringung von Fransenfledermäusen 24 3.2.3 Quartierkontrollen 26 3.2.4 Suche nach neuen Quartieren 29 3.3 Methodenkritik 4 Ergebnisse 4.1 Netzfänge während der Schwärmphase und des Quartiereinflugs 30 32 32 4.1.1 Brunnen Meyer 32 4.1.2 Bombecker Aa 39 4.1.3 Poppenbecker Aa 39 4.2 Winterquartierkontrollen 39 4.2.1 Brunnen Meyer 39 4.2.2 Bombecker Aa 40 4.2.3 Poppenbecker Aa 44 4.2.4 Eiskeller 48 I Inhalt 4.2.5 Waldschlösschen 49 4.2.6 Bunker Lauheide 49 4.3 Suche nach weiteren möglichen Quartieren 5 Diskussion 5.1 Bedeutung der bekannten Winterquartiere 53 55 55 5.1.1 Brunnen Meyer 55 5.1.2 Bombecker Aa 61 5.1.3 Poppenbecker Aa 64 5.1.4 Eiskeller 66 5.1.5 Waldschlösschen 69 5.1.6 Bunker Lauheide 70 5.2 Bedeutung der Neuschaffung von Quartieren und Suche von neuen Quartieren 72 6 Zusammenfassung 74 Literaturverzeichnis 76 II Abbildungen Abbildung 1: Standorte der untersuchten Winterquartiere. 5 Abbildung 2: Temperaturverlauf im Winterhalbjahr 1998/99. 8 Abbildung 3: Brunnenhaus Meyer mit Einflugfenster im Dachgiebel. 9 Abbildung 4: Blick in den Brunnenschacht mit hibernierenden Fledermäusen. 11 Abbildung 5: Maueröffnungen in der Bachunterführung Bombecker Aa. 12 Abbildung 6: Die Bachunterführung Poppenbecker Aa. 14 Abbildung 7: Die Fledermäuse hängen in der Spalte zwischen der neuen Mauer und dem alten Gewölbe. 15 Abbildung 8: Der Ein- und Ausflug in den Eiskeller erfolgt durch diese Öffnungen. 17 Abbildung 9: Blick auf die Felswand im Eiskeller. In der Spalte zwischen Naturstein und Betonwand verstecken sich viele Fledermäuse. 18 Abbildung 10: Ein Kellergewölbe im Waldschlösschen. 19 Abbildung 11: Der Ein- und Ausflug erfolgt durch diese Eingangstür. 21 Abbildung 12: Blick aus dem Vorraum in die Röhre. 22 Abbildung 13: Wasserfledermaus im Japannetz. 24 Abbildung 14: Beringte Fransenfledermaus. 25 Abbildung 15: Hangvariante einer Bartfledermaus, Kategorie „völlig frei". 28 Abbildung 16: Hangvariante einer Fransenfledermaus, Kategorie "halb verdeckt". 29 Abbildung 17: Entwicklung des Geschlechter- und Altersverhältnis der Wasserfledermäuse. 37 Abbildung 18: Entwicklung des Geschlechter- und Altersverhältnis der Fransenfledermäuse. 38 Abbildung 19: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung an der Bombecker Aa. 42 Abbildung 20: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung an der Poppenbecker Aa. 47 Abbildung 21: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung im Bunker Lauheide. 52 III 1 Einleitung Tabelle 1: Fangergebnisse am Brunnen Meyer. 33 Tabelle 2: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen an der Bombecker Aa. 40 Tabelle 3: Hangvorlieben von Fransen- und Bartfledermäusen an der Bombecker Aa. 43 Tabelle 4: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen an der Poppenbecker Aa. 44 Tabelle 5: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen im Eiskeller. 48 Tabelle 6: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen im Bunker Lauheide. 50 Tabelle 7: Besichtigte Bachunterführungen im Kreis Coesfeld, Bahnlinie Münster - Appelhülsen. 53 Tabelle 8: Besichtigte Bachunterführungen im Kreis Coesfeld, Bahnlinie Billerbeck - Coesfeld. 54 V 1 Einleitung 1 Einleitung Die Ordnung der Fledertiere gilt in Deutschland als die am stärksten gefährdete Säugetierordnung. Alle in der Westfälischen Bucht heimischen Arten der Fledermäuse stehen in den Roten Listen der gefährdeten und bedrohten Tiere Westfalens (SCHRÖPFER et al. 1984). Ihre recht heimliche Lebensweise und ihre Nachtaktivität machen es schwer, Fledermäuse zu beobachten und zu erforschen. Um sie jedoch erfolgreich schützen und ihren Bestand sichern zu können, sind Kenntnisse über ihr Vorkommen und ihre Bedürfnisse dringend notwendig. Neben der Sicherung von Sommer- und Wochenstubenquartieren sowie dem Erhalt geeigneter Jagdgebiete, ist der Schutz von Winterquartieren ein wichtiger Aspekt im Fledermausschutz (BOYE et al. 1999). Hier gilt es, bestehende Quartiere ausfindig zu machen und ihre Bedeutung für die Fledermauspopulation herauszuarbeiten. Aus diesen gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Schlüsse ziehen, welche besonderen Ansprüche einzelne Arten an ihre Winterquartiere haben. Dieses Wissen ist wiederum nötig, um sinnvollen Fledermausschutz zu planen. Ein Ansatz hierbei ist die Bereitstellung von optimierten Winterquartieren, wie es z.B. im Rahmen eines Fledermausschutz-Projekts in Münster praktiziert wird (TRAPPMANN 1999a). Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Betrachtung bekannter und potentieller Quartiere lithophiler Arten, also jener Arten, die auf höhlenähnliche, unterirdische Verstecke angewiesen sind. Gerade dieser Quartiertyp kommt, natürlich gebildet, in der Westfälischen Bucht selten vor (MÜLLER-WILLE 1966). Trotzdem haben sich Fledermäuse mit diesen Ansprüchen hier erfolgreich ansiedeln können. Als typische Kulturfolger besiedeln sie auch im Winter vom Menschen künstlich geschaffene höhlenähnliche Quartiere wie Bergwerkstollen oder große Eiskeller. Des Weiteren kann man sie in Brunnen, Dehnungsfugen von Brücken und in Spalten und Ritzen von Bachunterführungen, besonders unter Bahnlinien finden, sogar Bunker werden angenommen (GEBHARD 1997). Grundvoraussetzung hierbei 1 1 Einleitung ist stets eine gewisse Ungestörtheit des Quartiers sowie das Vorhandensein von Versteck- und Hangmöglichkeiten. Gerade letzteres hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Geeignete Hangplätze werden oft, häufig unbeabsichtigt, dadurch zerstört, dass bei Renovierungsarbeiten Spalten und Fugen abgedichtet werden. Bei Neuschaffungen von potentiell geeigneten Objekten, z.B. Bachunterführungen, wird durch besonders gründliche Arbeit von vornherein jede Möglichkeit für eine Ansiedlung von Fledermäusen ausgeschlossen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, bekannte Winterquartiere in der Westfälischen Bucht zu untersuchen und ihren Bestand sowie ihre Bedeutung für die Fledermauspopulation herauszuarbeiten. Besonders betrachtet werden dabei auch die Funktionsunterschiede großer und kleiner Quartiere. Vorgestellt werden verschiedene Quartiertypen, die als Beispiele dienen, welche unterschiedlichen, vom Menschen geschaffenen Bauwerke als Fledermausquartier genutzt werden können. So variieren diese nicht nur in ihrem ursprünglichen Nutzungszweck, sondern auch in ihren Klimaverhältnissen und Versteckangeboten für Fledermäuse. Es wird beschrieben, dass nur ein vielseitiges Quartierangebot die Ansprüche einer artenreichen Fledermauspopulation abdecken kann. Eine Sonderstellung nimmt dabei die Betrachtung eines Quartiers in den Baumbergen ein. Am „Brunnen Meyer“ kommt es in jedem Herbst zu der so genannten „Schwärmphase“ der Fledermäuse. Dabei treffen sich dort alljährlich mehrere hundert Fledermäuse, bevor sie in ihre unterschiedlichen Winterquartiere einfliegen. Im Rahmen dieser Arbeit soll diese besondere Bedeutung des „Brunnen Meyer“ als sozialer Treffpunkt hervorgehoben und die Funktion der Schwärmphase näher betrachtet werden. Des Weiteren wird versucht, bisher unbekannte Winterquartiere zu finden und ihren Bestand zu erfassen. 2 1 Einleitung Die Gesamtergebnisse sollen als Grundlage für zukünftige Schutzmaßnahmen und Naturschutzplanungen insbesondere den Umweltbehörden und anderen Beteiligten, z.B. der Deutschen Bahn AG zur Verfügung stehen. 3 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 2.1 Zeitraum der Datenerhebung Die Untersuchungen zum Schwärmverhalten sowie dem Aufsuchen der Winterquartiere mittels Netzfang begannen am 28.08.98 und endeten am 30.12.98. Die regelmäßigen Begehungen der Winterquartiere fielen in den Zeitraum zwischen dem 08.10.98 und dem 31.03.99. 2.2 Gebiet Sowohl die bereits bekannten Winterquartiere als auch die potentiellen Quartiere finden sich im Bereich der Westfälischen Bucht. Ein besetztes Quartier und alle im Rahmen eines Fledermausprojekts hergerichteten Quartiere liegen im Stadtgebiet Münsters, drei Winterquartiere gehören zum Kreis Coesfeld und eines zum Kreis Borken (siehe Abb.1). Des Weiteren wird im Kreis Coesfeld ausgiebig nach bisher unbekannten oder geeigneten Quartieren geforscht. 2.2.1 Geographische Lage und naturräumliche Gliederung Die Westfälische Bucht erstreckt sich als Mulde im Norddeutschen Tiefland. Sie grenzt im Westen an die Niederrheinische Bucht und im Nordwesten an die Niederlande. Im Norden schließt sich das Emsland an. Im Nordosten und Süden erheben sich jeweils die Mittelgebirge Teutoburger Wald und Rheinisches Schiefergebirge (JEDICKE & JEDICKE 1992). Das Untersuchungsgebiet beschränkt sich hauptsächlich auf das West- und Kernmünsterland, dessen Zentrum die Stadt Münster bildet. 4 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 1: Standorte der untersuchten Winterquartiere. Massive Punkte stellen die großen Massenquartiere dar, Ringe die kleineren Quartiere. Maßstab 1 : 375 000 5 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Bei der Westfälischen Bucht handelt es sich um ein glazialzeitlich überformtes Kreide-Schichtstufenbecken. Seine Oberflächengestalt wird hauptsächlich aus Sedimenten der Kreidezeit sowie aus Ablagerungen des Pleistozäns gebildet (BURRICHTER 1973, JEDICKE & JEDICKE 1992). Als Teil der obersten Kreideschichten bilden die Baumberge, neben den Beckumer Bergen, die höchsten Erhebungen der inneren Bucht. Sie erreichen Höhen von über 180 m über NN. Ihr Gesteinsuntergrund besteht aus Kalksandstein und Kalkmergelgestein mit einem hohen Kalkanteil. Durch das stark zerklüftete und mit Spalten versehene Gestein kann Oberflächenwasser schnell in tiefere Schichten abfließen. Dies führt dazu, dass die Höhenareale sehr wasserarm sind. Das abfließende Wasser wird in einer Tiefe von etwa 60 m durch eine Tonmergelschicht gestaut und tritt am Fuße der Baumberge gehäuft als Quellen zu Tage. Dort entspringen viele kleine Bäche und Flüsse (z.B. die Stever, die Münstersche Aa, die Steinfurter Aa etc.), die zu dem reich verzweigten Gewässernetz der Westfälischen Bucht gehören. Als größere Fließgewässer haben die Ems, Lippe und Yjssel prägenden Einfluss (MÜLLER-WILLE 1966, BURRICHTER 1973). Die niedrigen Höhenlagen (40- 60 m über NN) des West- und Kernmünsterland sind hauptsächlich durch die Ablagerungen des Pleistozäns gebildet worden. Neben saalezeitlichen Schmelzwassersanden und Flugsanddünen finden sich Reste von Grundmoränen und kleineren Endmoränen. Die Grundmoränen sind mit der Zeit oberflächlich entkalkt, so dass sie heute als verbraunter, kalkfreier Geschiebelehm vorliegen, sofern dieser nicht von jüngeren Ablagerungen überschüttet worden ist (MÜLLER-WILLE 1966). Die potentiell natürliche Vegetation der Westfälischen Bucht ist abhängig vom Untergrund. So kommen auf den Geschiebelehmablagerungen hauptsächlich EichenHainbuchenwälder vor. Auf den Höhenlagen der Baumberge dominieren auf kalkreichem Untergrund vorwiegend Waldmeister-Buchenwälder und PerlgrasBuchenwälder. Tatsächlich sind aber gerade die fruchtbaren Hanglagen der Baumberge stark landwirtschaftlich genutzt (BURRICHTER 1973, BEYER 1992). 6 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Größere geschlossene Waldflächen finden sich heutzutage kaum noch im Untersuchungsgebiet. Das Erscheinungsbild der Westfälischen Bucht wird in erster Linie durch die anthropogen entstandene Parklandschaft mit Ackerflächen, Wiesen, kleinen Forsten und Hecken geprägt. Klimatisch unterliegt das Untersuchungsgebiet atlantischem bis subatlantischem Einfluss. Die Winter bleiben mild, die Sommer kühl. So bleiben die Durchschnittstemperaturen für Januar über dem Gefrierpunkt und liegen für Juli bei 17 bis 18 °C. Der Jahresdurchschnitt des Niederschlags beträgt 700 mm, wobei das Maximum aber im Sommer liegt. Der Westrand der Westfälischen Bucht gehört zu einem Niederschlagsstaugebiet und erreicht deshalb Werte bis zu 750 mm, in Höhenlagen wie den Baumbergen auch 800 mm (BURRICHTER 1973). 2.2.2 Temperaturverlauf im Untersuchungszeitraum Der Temperaturverlauf des Winterhalbjahres 1998/99 ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Temperatur ist an der Klimamessstation Steinfurter Straße des Institut für Landschaftsökologie in Münster in einer Höhe von 3,6 m über Grund gemessen worden. Dargestellt sind jeweils die Werte für 03.00 h und 15.00 h. Frostperioden gab es u.a. vom 19.11.-26.11.98, 01.12.-09.12.98, 10.01.-13.01.99, 29.01.-31.01.99 und 08.02-18.02.99. Der absolute Tiefwert ist am 08.12.98 mit 10,2°C gemessen worden. 7 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 2: Temperaturverlauf im Winterhalbjahr 1998/99. Dargestellt sind die Werte für 03.00 und 15.00 h. 8 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 2.3 Beschreibung der bekannten Winterquartiere 2.3.1 Brunnen Meyer, Baumberge Bei dem so genannten Brunnen Meyer (siehe Abb. 3) handelt es sich um einen ca. 60 m tief in den Sandstein getriebenen Trinkwasserbrunnen in den Baumbergen. Er befindet sich auf einem Hochplateau, den Bombergen, nahe dem Longinusturm. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten zeichnen sich die Baumberge durch eine große Wasserarmut aus, da versickerndes Regenwasser im Sandstein nicht gehalten werden kann. So war im 18. Jahrhundert der Bau eines Brunnens nötig, um die Wasserversorgung zu gewährleisten (BEYER 1992). Abbildung 3: Brunnenhaus Meyer mit Einflugfenster im Dachgiebel. 9 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Der Brunnen befindet sich in einem Brunnenhaus mit der Größe von etwa 14 m². Dieses Brunnenhaus ist stets verschlossen. Der Ein- und Ausflug der Fledermäuse ist durch ein offenes Fenster von etwa 60 x 50 cm möglich. Zusätzlich zum Brunnen, der mit einem Durchmesser von etwa 3 m den Hauptanteil des Platzes im Brunnenhaus beansprucht, gibt es einen kleinen separaten Holzverschlag, der eine elektrische Pumpanlage enthält, die noch in Betrieb ist. Der Brunnen selber ist im oberen Bereich aus Sandstein grob gemauert. Dieser Brunnenaufbau ist etwa 1,20 m hoch. Die ersten drei Meter des Brunnenschachts sind ebenfalls gemauert, darunter folgt direkt der unterschiedlich stark zerklüftete Sandstein. Die Brunnenöffnung ist durch einen zweiteiligen Holzdeckel abgedeckt, der jedoch Aussparungen enthält, durch welche die Fledermäuse in den Brunnen gelangen können. Dazu fliegen die Tiere diese Öffnungen an, landen auf dem Deckel und klettern in den Brunnen. Da der Deckel nicht überall gleichmäßig auf dem Brunnenrand aufliegt, finden sich dort geeignete Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten für Fledermäuse. Des Weiteren hängen sich die Tiere bevorzugt an die zerklüfteten Ziegel im Inneren des Brunnen oder kriechen sowohl von innen als auch von außen in Spalten und Ritze des Brunnenaufbaus (siehe Abb. 4). Der Wasserstand im Brunnen schwankt je nach Witterungsbedingungen, liegt in der Regel aber bei etwa 45 m. Das Brunnenhaus befindet sich in einem alten Buchenbestand, der direkt vor dem Haus eine kleine Lichtung ausbildet. Dort lassen sich während der Schwärmphase bei guter Witterung stets Fledermäuse kreisend und sich jagend beobachten. In der näheren Umgebung finden sich der Hof Meyer und zwei weitere Hofanlagen, sowie deren landwirtschaftlichen Nutzflächen und weitere Forstbestände. Der Brunnen Meyer ist bereits seit Ende des letzten Jahrhunderts als Winterquartier für Fledermäuse bekannt. So hat schon die Zoologische Sektion Münster seit 1876 ausgiebige Forschungen über die Zahl und Arten der dort überwinternden Fledermäuse betrieben (WESTHOFF 1886). Durch mehrfaches Einfahren freiwilliger 10 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 4: Blick in den Brunnenschacht mit hibernierenden Fledermäusen. Mitarbeiter in den Brunnen ist es möglich gewesen, auch Bereiche zu erkunden, die für die heutige Forschung weitestgehend unerreichbar bleiben (vgl. 5.1.1). 2.3.2 Bachunterführung Bombecker Aa, Baumberge Die Bombecker Aa entspringt bei Böckinghausen in den Baumbergen und fließt nordwestlich Richtung Langenhorst. Dabei durchfließt sie ein Gebiet mit mehreren Naturschutzgebieten. Die Bahnlinie Billerbeck-Havixbeck unterquert sie in einer Bachunterführung am Rande eines größeren zusammenhängenden Waldgebietes, welches sich entlang des Aatals erstreckt. Auch dieser Buchenmischwald steht unter Naturschutz, ist aber forstwirtschaftlich stark genutzt. Des Weiteren grenzen Äcker, 11 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Wiesen und Weiden direkt an die Bachunterführung. Letztere sind ganzjährig von Pferden oder Rindern benutzt. In der weiteren Umgebung finden sich kleinere Waldbestände und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Bahnlinie wird tagsüber zweimal in der Stunde von einem kleinen Personenzug genutzt, nachts ruht der Verkehr. Die Bachunterführung (im Text weiterhin als Bombecker Aa bezeichnet) ist etwa 2 m breit, 3 m hoch und 30 m lang. Sie ist aus Ziegelsteinen gemauert und weist mehrere Stellen auf, an denen Frostschäden mit Mörtel ausgebessert wurden. Im Mauerwerk finden sich in unregelmäßigen Abständen Öffnungen (siehe Abb. 5) in der Größe von einem halben bis ganzen Mauerstein. Diese befinden sich in unterschiedlicher Höhe, die höchsten etwa in Kopfhöhe, die niedrigsten so tief, dass sie bei hohem Wasserstand vollaufen können. Der Zweck dieser Aussparungen ist nicht bekannt. In diesen Öffnungen finden sich im Winterhalbjahr hibernierende Fledermäuse, im Sommerhalbjahr bieten sie Vögeln Platz und Schutz für ihre Nester. Blickt man unter Zuhilfenahme von Spiegeln hinter die Ziegelwand, kann man an mehreren Stellen unterschiedlich große Hohlräume entdecken, die ebenfalls von Fledermäusen genutzt werden. Abbildung 5: Maueröffnungen in der Bachunterführung Bombecker Aa. 12 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Die Bombecker Aa weist im Jahresverlauf einen unterschiedlich hohen Wasserstand auf, dieser schwankt im Winter etwa zwischen 10 und 20 cm. Bei starkem Frost kann der Bach auch einfrieren. Das Bachbett besitzt einen sandigen Untergrund mit Kieseln und ist im näheren Bereich der Unterführung nicht befestigt. Es finden sich Hinweise, dass dort zumindest im Sommer Kinder spielen. Außerdem befindet sich Müll in einem kleinen Zulauf bei der Unterführung. Um einen Eindruck über die klimatischen Bedingungen in der Unterführung zu gewinnen, ist ein Thermometer aufgehängt worden. Da die Öffnungen der Unterführung recht groß sind, steht das dortige Mikroklima in engem Zusammenhang mit der Außentemperatur und gleicht sich dieser schnell an. Bei Windaufkommen wird die Unterführung stark durchweht und kühlt dadurch zusätzlich ab. Die niedrigste gemessene Minimaltemperatur beträgt in der Untersuchungsperiode -5° C, die höchste Maximaltemperatur 12,5 °C. Da das Thermometer direkt an der Wand angebracht ist, ist anzunehmen, dass zumindest die Minimaltemperaturen innerhalb der Maueröffnungen höher liegen. 2.3.3 Bachunterführung Poppenbecker Aa, Baumberge Die Poppenbecker Aa entspringt in einem kleinen Waldgebiet in den Baumbergen bei Havixbeck und fließt nach Hangsbeck in nordöstlicher Richtung ab. Sie schneidet die L 581 und die Bahnlinie Havixbeck - Billerbeck (vergl. 2.3.2). Diese Bahnüberführung (weiterhin als Poppenbecker Aa bezeichnet) (siehe Abb. 6) ist ein Winterquartier von Fledermäusen. Sie besteht aus einem vorderen gemauerten Teil, der der Bachunterführung der Bombecker Aa ähnelt. Die Öffnung ist etwa 3 mal 3 m groß, der Tunnel etwa 15 m lang. An seinem Ende befindet sich eine Mauer, an die sich eine etwa 5 m lange Betonröhre mit einem Durchmesser von etwa einem Meter anschließt. 13 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 6: Die Bachunterführung Poppenbecker Aa. Die Fledermäuse überwintern in diesem Quartier an der Übergangsstelle vom neueren und zum älteren Teil, d.h. sie nutzen eine enge Spalte zwischen Gewölbe und der abschließenden Mauer (siehe Abb. 7). Die Spalte ist etwa 2 cm breit und bis zu 15 cm tief. Auch in den Fugen der Betonröhre sind bei früheren Begehungen Fledermäuse entdeckt worden (TRAPPMANN 1996), jedoch nicht im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit. Weitere Versteckmöglichkeiten bieten durch Frostsprengung entstandene Spalten in der Klinkerwand, die jedoch nur sporadisch genutzt werden sowie Öffnungen in der Mauer, ähnlich denen an der Bombecker Aa (vgl.2.3.2). Kotspuren weisen darauf hin, dass hinter der Klinkerwand möglicherweise weitere Tiere überwintern oder diese Öffnungen zumindest kurzfristig als Versteckmöglichkeiten nutzen. Allerdings kann in diese Öffnungen und Hohlräume auch durch Ausspiegeln kein Einblick genommen werden. Ein Thermometer ist unterhalb der von den Fledermäusen bevorzugten Hangplätzen angebracht worden. Die niedrigste gemessene Temperatur beträgt im Untersuchungszeitraum -0,5°C. Es ist anzunehmen, dass die Temperaturen in der Spalte über dem Gefrierpunkt liegen, da dieser Bereich geschützter liegt. Das Klima der Poppenbecker Aa ist stark abhängig von der aktuellen Witterung. 14 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 7: Die Fledermäuse hängen in der Spalte zwischen der neuen Mauer und dem alten Gewölbe (siehe Pfeil). Die Poppenbecker Aa besitzt ein sandiges Bachbett, welches mit Kieseln durchsetzt ist. Der Wasserstand schwankt je nach Witterung zwischen 10 und 20 cm, besitzt aber keinen Einfluss auf die den Fledermäusen zugänglichen Versteckplätze. Etwa 20 Meter von der Bahnlinie bachabwärts überquert eine Feldzufahrt die Poppenbecker Aa. Der Bach wird dort ebenfalls durch eine Betonröhre (im Text „untere Betonröhre“ genannt) geleitet, in der im Untersuchungszeitraum einmalig eine Fledermaus angetroffen wird. Die Poppenbecker Aa durchfließt, bevor sie die Bahnlinie erreicht, einen kleinen Fichtenforst. Die weitere Umgebung ist durch ihre landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Die Bachunterführung schließt an das Grundstück der Familie Pohlmann an und ist nur über einen Privatweg zu erreichen. Die Familie Pohlmann ist über dieses Quartier und seine Bedeutung für die Fledermäuse informiert worden. 15 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 2.3.4 Eiskeller, Coesfeld Bei dem Eiskeller in Coesfeld handelt es sich um einen Eislagerkeller einer ehemaligen Brauerei. Er liegt an der B 67 südöstlich von Coesfeld bei Harle. Der Eingang zum Keller liegt in einer Böschungskante auf der gleichen Höhe wie die Straße. Nach Süden steigt die Böschung an, unter der der Keller verborgen liegt. Er ist mehrere Meter hoch mit Erdreich bedeckt und mit Strauchwerk bewachsen. Anschließend finden sich landwirtschaftliche Nutzflächen. Nördlich der Straße befinden sich kleine Teiche sowie der Bachlauf des Honigbachs. Der Einflug der Fledermäuse in das Quartier ist durch zwei Möglichkeiten gewährleistet. Zum einen gibt es neben der Eingangstür zur Straße hin zwei kleine Röhren mit einem Durchmesser von etwa 8 - 10 cm und einer Länge von etwa 30 cm, durch die die Tiere hineinklettern können. Zum anderen ist die Öffnung, die einst dem Einbringen von Eis diente, 1998 sorgfältig hochgemauert und mit drei kleinen Einfluglöchern versehen worden (siehe Abb. 8). Dies soll auch verhindern, dass, wie in der Vergangenheit geschehen, Müll in den Keller eingebracht wird. Es ist jedoch geplant, die Röhren zur Straße hin zu verschließen, um zu verhindern, dass Fledermäuse beim Ausfliegen von vorbeifahrenden Autos erfasst und getötet werden. Der Eiskeller ist durch eine massive Tür verschlossen, und Unbefugten ist somit der Zutritt verwehrt. Er unterliegt einer regelmäßigen Kontrolle durch Mitglieder des Naturschutzbundes Coesfeld. 16 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 8: Der Ein- und Ausflug in den Eiskeller erfolgt durch diese Öffnungen. Der Keller besteht aus verschiedenen hintereinander liegenden Räumen. Da in den Durchlässen Türen nicht mehr vorhanden sind und es so nicht zu einer deutlichen räumlichen Abgrenzung kommt, herrscht ein relativ einheitliches Klima. Dabei ist der Eingangsbereich jedoch kühler und lauter als die hinteren Bereiche. Der vorderste kleine Raum, zu dem einige Stufen hinab führen, ist glatt verputzt und bietet relativ wenige Versteckmöglichkeiten für überwinternde Fledermäuse. Es schließen sich zwei größere gemauerte Räume an, die von den Fledermäusen häufig genutzt werden. Zum einen bieten Fugen und Risse in den Wänden gute Versteckmöglichkeiten, zum anderen hängen die Tiere hier auch vollkommen frei an der Wand. In beiden Räumen führen Lüftungsschächte nach oben. Durch ihre Höhe (ca. 5 m) sind sie sehr schwer einsehbar, werden jedoch von den Fledermäusen stark frequentiert. Der nächste Raum ist ebenfalls glatt verputzt und wird nur vereinzelt von Fledermäusen genutzt. Der letzte Raum in dieser Reihe ist teilweise gemauert, teilweise auch betoniert. Er endet vor einer natürlichen Felswand (siehe Abb.9). Generell finden sich mehrere Tiere in diesem Raum, bevorzugt in Löchern oder in einer Spalte zwischen Klinkerwand und Sandstein. Von hier führt ein Durchgang in den größten Raum, der nach rechts abzweigt. Er hat eine Kuppel mit einer maximalen Höhe von etwa 7 m und einem Durchmesser von etwa 8 m. Hier befindet 17 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 9: Blick auf die Felswand im Eiskeller. In der Spalte zwischen Naturstein und Betonwand verstecken sich viele Fledermäuse. sich die nach oben führende Öffnung, durch die die Fledermäuse einfliegen können. Die Außenwand des Raumes ist zweifach gemauert, so dass sich ein Hohlraum rund um den Raum bildet, der nur an der Türöffnung einsehbar ist. Darin sind keine Fledermäuse entdeckt worden, allerdings ist die Einsicht stark eingeschränkt. 2.3.5 Waldschlösschen, Bocholt Bei dem Waldschlösschen in Bocholt, Kreis Borken, handelt es sich um ein altes freistehendes Gebäude einer ehemaligen Brauerei. Es ist auf einem Hang gebaut und von einem verwilderten Garten umgeben. In der Nachbarschaft befinden sich einige alte Wohnhäuser. Der Besitzer will das Haus renovieren und hat vorab die Kellerräume verpachtet, in welchem ein Restaurant entstehen sollte. Nach mehreren intensiven Gesprächen mit Natur- und Fledermausschützern ist der Besitzer nun bereit, einen Teil des Kellers weitestgehend unberührt zu lassen und dem Naturschutz zu überlassen. Die Pacht wird von der NRW Stiftung übernommen. Die Kellergewölbe des Waldschlösschens besitzen einen ebenerdigen Vorraum, von dem einige Stufen in den mittleren gemauerten Raum hinabführen. Dieser endet in 18 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet einem Verbindungsgang, durch welchen man rechts und links jeweils einen großen gemauerten Gewölberaum (siehe Abb. 10) erreichen kann. Beide Räume liegen parallel zum mittleren Raum und besitzen Öffnungen zum Eingangsraum. In beiden Räumen herrscht sehr hohe Luftfeuchtigkeit, da sie in der Vergangenheit unter Wasser standen. Dieses Wasser ist im Rahmen der begonnen Ausbauarbeiten abgepumpt worden. Der Fußboden ist nicht befestigt, sondern feucht-lehmig und mit Restwasser, welches Pfützen bildet, bedeckt. Der Ein- und Ausflug der Fledermäuse erfolgt bislang wahrscheinlich durch den Eingangsraum und dort durch Öffnungen über dem Eingangstor. Vom Eingangsraum führen einige Stufen links hinunter in kleinere anschließende Räumlichkeiten, die gänzlich verputzt sind und kaum Versteckmöglichkeiten für Fledermäuse bieten. Abbildung 10: Ein Kellergewölbe im Waldschlösschen. 19 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet 2.3.6 Bunker Waldfriedhof Lauheide, Münster Auf dem Waldfriedhof Lauheide, nordöstlich von Münster liegt ein alter Bunker (weiterhin Bunker Lauheide genannt), welcher 1991 durch die Arbeitsgruppe Fledertierschutz des Naturschutzbundes Münster als Winterquartier für Fledermäuse hergerichtet worden ist (TRAPPMANN 1996). Durch das Anbringen von Kalksandsteinen und Fledermauskästen sind Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten in einem ansonsten spaltenfreien Betonbauwerk geschaffen worden. Im Winter 1992/93 wurde dieses Quartier erstmals von Fledermäusen angenommen und wird seitdem regelmäßig zur Überwinterung genutzt. Der Bunker hat einen überdachten Eingangsbereich, der über einige herabführende Stufen erreicht wird. Dieser Bereich ist durch Baumbewuchs gut abgeschirmt und kaum einsehbar, so dass der Bunker, trotz unmittelbarer Gräbernähe, relativ geschützt liegt. Der Eingang selber ist mit einer stabilen Gittertür verschlossen, durch welche die Fledermäuse einfliegen können (siehe Abb. 11). Der Bunker gliedert sich in zwei Hauptteile, einen Vorraum und einer anschließenden Betonröhre. Der vordere Raum hat etwa eine Grundfläche von 12 m². Sein Klima ist stark von der aktuellen Witterung abhängig, jedoch sinkt hier die Temperatur im Untersuchungszeitraum nicht unter 0°C. Der Raum enthält mehrere Flachkästen, Kalksandsteine und einen Einbaukasten, dazu gibt es mehrere große Bohrlöcher. Vom vorderen Bereich biegt rechtwinklig eine etwa 12 m lange und 2 m hohe Röhre ab, die in einer kleinen Kammer endet, die jedoch nur etwa 1,50 m hoch und 1 m² groß ist. In der Röhre selber sind mehrere Flachkästen parallel zur Decke angebracht, außerdem gibt es eine kleine Mauer mit Einbaukästen (siehe Abb. 12). In der hinteren Kammer befinden sich ebenfalls Flachkästen, Kalksandsteine und Bohrlöcher. 20 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 11: Der Ein- und Ausflug erfolgt durch diese Eingangstür. Die Temperaturen im hinteren Bereich sind während der kalten Jahreszeit deutlich höher als im vorderen Bereich, bei Wärmeeinbrüchen wärmt er sich allerdings auch nicht so schnell auf. Als Minimaltemperatur werden im Untersuchungszeitraum 3°C nicht unterschritten, jedoch ist bekannt, dass das Quartier auch durchfrieren kann (TRAPPMANN 1996). 21 2 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet Abbildung 12: Blick aus dem Vorraum in die Röhre. 22 3 Material und Methoden 3 Material und Methoden 3.1 Tiermaterial Bei den an den Winterquartieren entweder schwärmenden oder winterschlafenden Tieren handelte es sich sowohl um typische Wintergäste wie die Teichfledermaus Myotis dasycneme (BOIE 1825) als auch um ganzjährig heimische Arten, die in der Westfälischen Bucht regelmäßig anzutreffen sind, die Fransenfledermaus Myotis nattereri (KUHL 1818), die Wasserfledermaus Myotis daubentoni (KUHL 1819), die Bechsteinfledermaus Myotis bechsteini (KUHL 1818), das Große Mausohr Myotis myotis (BORKHAUSEN 1797), die Bartfledermäuse Myotis brandti (EVERSMANN 1845) und Myotis mystacinus (KUHL 1819) und das Braune Langohr Plecotus auritus (GEOFFROY 1818). Alle Arten gehören zur Familie der Glattnasen (Vespertilionidae, Chiroptera) und sind im Anhang als Abbildungen (Abb. 22 - 32) angefügt. 3.2 Methoden der Datenermittlung 3.2.1 Netzfang Um Fledermäuse gefahrlos fangen und erfassen zu können, benutzt man die vom Singvogelfang bekannten Japannetze aus Nylon (siehe Abb. 13). Da die Tiere in ihnen vertrauten Gebieten nicht zwingend genau orten, über"sehen" sie die Netze leicht und fliegen hinein. Besonders günstig sind dabei Standorte mit bekannten Flugrouten oder Einflugöffnungen, die verstellt werden können. Während der Schwärmphase am Brunnen Meyer wurden mindestens einmal pro Woche einfliegende Fledermäuse gefangen. Dabei wurde der Einflugweg durch das Fenster (siehe Abb. 3) mit einem Netz verstellt. Zudem wurden je nach Witterungsbedingung vor dem Brunnenhaus weitere Netze gestellt, um die Zahl der erfassten Tiere zu erhöhen. Die gefangenen Tiere wurden umgehend bearbeitet. Es wurden also Art und Geschlecht und verschiedene Bioparameter (Gewicht, Länge des Unterarmes, Alter, Fortpflanzungszustand, Parasitenbefall) erfasst. Letztere sind im Rahmen dieser 23 3 Material und Methoden Abbildung 13: Wasserfledermaus im Japannetz. Arbeit nicht relevant, wurden aber als Daten für mögliche weitere Untersuchungen mit aufgenommen. Da an den kleineren Quartieren kein deutliches Schwärmverhalten festzustellen war, wurde dort auf regelmäßige Fangeinsätze verzichtet. So wurde jeweils einmal im Oktober und November an der Bombecker Aa gefangen. Dabei wurden Netze vor beide Öffnungen gestellt, um die ein- und ausfliegende Tiere abzufangen. An der Poppenbecker Aa wurden im November drei Fangeinsätze durchgeführt. Hierbei wurde der vordere Teil der Unterführung mit einem Netz verstellt. 3.2.2 Beringung von Fransenfledermäusen Seit mehreren Jahren untersucht TRAPPMANN in Münster und Umgebung die Population der Fransenfledermaus. Dabei werden alle bei Netzfängen und bei Kastenkontrollen erfassten Fransenfledermäuse mit einem Ring individuell markiert (siehe Abb. 14). Durch Wiederfänge lassen sich so Aussagen über Alter, Standorttreue oder Wanderungen machen. Es war daher sinnvoll, diese Markierungsarbeit auch im Rahmen dieser Arbeit durchzuführen. Dabei kamen nur die aktiven Tiere, 24 3 Material und Methoden Abbildung 14: Beringte Fransenfledermaus. die beim Netzfang erfasst wurden, in Frage, da eine Beringung von winterschlafenden Fransenfledermäusen eine zu große Störung darstellt und aus Artenschutzgründen zu unterbleiben hat. Für die Beringung wurden kleine Unterarmklammern des Museums Koenig in Bonn benutzt. Sie sind mit einer fünfstelligen Zahl, einem M als Größenangabe und der Aufschrift "Museum Bonn" versehen. Die Klammern werden auf den Unterarm aufgesetzt und leicht zugedrückt. Die Öffnung zeigt nach hinten und die abgerundeten Enden verhindern ein Durchstechen der Flughaut. Die Klammer soll so weit zusammen gedrückt werden, dass sie nicht vom Arm abfällt. Sie soll jedoch leicht zwischen Handgelenk und Ellenbogen verschiebbar sein und das Propatagium nicht einklemmen. Des Weiteren muss gewährleistet sein, dass sich der fünfte Finger nicht verklemmen kann (TRAPPMANN 1996). 25 3 Material und Methoden 3.2.3 Quartierkontrollen Die Zugangsmöglichkeiten zu den unterschiedlichen Quartieren gestalteten sich sehr verschieden, so wurde nicht überall uneingeschränkter Zutritt gewährt. Sofern die Möglichkeit der Kontrolle nicht begrenzt war, wurde die Frequenz der Besuche den Gegebenheiten der Quartiere sowie dem Aufwand der Kontrolle angepasst. Da jeder Besuch eines Fledermauswinterquartieres mit Störungen der Tiere verbunden ist, wurde stets versucht, diese möglichst gering zu halten. Alle Quartiere wurden tagsüber kontrolliert, nur an der Bombecker und Poppenbecker Aa wurden während der Fangnächte Kontrollen im Quartier durchgeführt. Der Brunnen Meyer wurde in der Phase der Winterlethargie nur einmal kontrolliert, indem eine Hälfte des Deckels abgenommen wurde und alle optisch erfassbaren Tiere gezählt und sofern möglich bestimmt wurden. Durch diese Sichtkontrolle war nur der obere Bereich des Brunnen einzusehen, so dass der Einblick in das Artenspektrum und die Anzahl der dort überwinternden Tiere eingeschränkt blieb. Somit waren weitere Sichtkontrollen nicht gerechtfertigt, da bei der Deckelöffnung mehrere Tiere erheblich gestört wurden, die sich direkt zwischen Brunnenmauer und Deckel befanden. Da durch die zahlreichen Fangeinsätze während der Schwärmphase ausreichend Datenmaterial gesammelt werden konnte, welches die Bedeutung des Brunnen Meyers hinreichend dokumentiert, konnte auf weitere Kontrollen während der Ruhephase verzichtet werden. Des Weiteren handelt es sich bei dem Brunnen Meyer um ein Winterquartier, welches in der Vergangenheit schon intensiv untersucht worden ist und für welches daher ein zuverlässiger und vergleichbarer Datensatz vorliegt. Auch das Waldschlösschen wurde nur einmal besucht. Aufgrund von Bauarbeiten ist dieses Quartier in diesem Winter bereits stark gestört worden, so dass von weiteren Begehungen abzusehen war. Dazu kommt der brisante Nutzungskonflikt, der eine Zusammenarbeit von Naturschützern und Nutzern stark erschwert. 26 3 Material und Methoden Anhand des Kellers des Waldschlösschens kann beispielhaft aufgezeigt werden, wie schwer das Auffinden von Fledermäusen in ihren Winterquartieren sein kann. Da sich dort die meisten Tiere in engen Spalten aufhielten, waren sie schwer auszumachen und zu bestimmen. Der Eiskeller in Coesfeld und das Waldschlösschen wurden daher von mehreren Fledermauskennern gleichzeitig begangen, um möglichst alle Tiere ausfindig zu machen. Ein kurzes Anleuchten mit einem Scheinwerfer diente dabei dem Erkennen der Art und hielt die Störung möglichst gering. Der Eiskeller in Coesfeld wurde insgesamt dreimal besucht, um die Schwankungen der Bestandszahlen im Winterverlauf und die Artzusammensetzung zu erfassen. Viel häufiger und regelmäßiger wurden die kleineren Winterquartiere besucht. In der Regel wurden einmal pro Woche, im Dezember sogar zweimal in der Woche Zählungen vorgenommen. Der Bunker Lauheide ließ sich relativ unkompliziert und zügig kontrollieren. Mit Hilfe eines Spiegels wurden die Holzbetonkästen schnell und einfach ausgeleuchtet. Schwieriger gestaltete sich die Erfassung der überwinternden Fledermäuse in den Bachunterführungen. An der Bombecker Aa wurden die Maueröffnungen ab dem 21.11.98 mit einem Mundspiegel ausgespiegelt, um so Einblick "in" die Mauer zu gewinnen, wo sich ein großer Anteil der Tiere aufhielt. Es war jedoch unmöglich, alle Tiere zu erfassen und es lässt sich schwer abschätzen, wie viele Fledermäuse dort unentdeckt überwintern. Um eine Aussage über die Hangvorlieben der angetroffenen Arten zu machen, wurden ab dem 06.02.99 die erfassten Tiere in drei Kategorien eingeordnet. Hierzu wurde folgende Einteilung gewählt: Kategorie „völlig frei“: Das Tier war ohne Spiegel in der Öffnung zu entdecken, es berührte entweder nur mit Bauch oder Rücken die Wand. Bei Kälteeinbrüchen wäre es Frosttemperaturen ausgesetzt (siehe Abb. 15). 27 3 Material und Methoden Abbildung 15: Hangvariante einer Bartfledermaus, Kategorie „völlig frei". Kategorie „halb verdeckt“: Das Tier war ohne Spiegel zu entdecken, hing oder lag aber zum Großteil verdeckt in der Öffnung. Bei Kälteeinbrüchen wären nur einzelne Körperteile (z.B. Ohren oder Schwanz) Frost ausgesetzt (siehe Abb. 16). Kategorie „völlig versteckt“: Das Tier war von außen nur durch Ausspiegeln zu entdecken und höchst wahrscheinlich vor Frost geschützt. 28 3 Material und Methoden Abbildung 16: Hangvariante einer Fransenfledermaus, Kategorie "halb verdeckt". Auch die Bachunterführung an der Poppenbecker Aa bot einige sichere Verstecke, die nicht eingesehen werden konnten. Allerdings ist anzunehmen, dass sich die meisten Tiere doch in der Spalte zur Mauer hin aufhielten. In den beiden Bachunterführungen und im Bunker wurden auch stets die aktuellen Temperaturdaten, sowie die maximale und minimale Temperatur seit der vorangegangenen Kontrolle abgelesen, da die Temperaturverhältnisse in diesen Quartieren deutlich von der aktuellen Witterung beeinflusst wurden. 3.2.4 Suche nach neuen Quartieren Da sich Bachunterführungen der Deutschen Bahn bereits als mögliche Fledermausquartiere herausgestellt haben und diese in der Regel rasch und unkompliziert kontrollierbar sind, wurden im Kreis Coesfeld mehrere Unterführungen angefahren und wenn möglich begangen. Dabei handelte es sich um Standorte auf den Bahnstrecken Münster - Appelhülsen und Billerbeck - Coesfeld, die ausführlich im Ergebnisteil beschrieben sind (siehe 4.3). Straßenunterführungen wurden dabei 29 3 Material und Methoden nicht generell ausgeschlossen, aber aufgrund ihrer meist ebenerdigen Lage scheinen sie nicht so geeignet wie z.B. in Bahndämme integrierte Bachunterführungen zu sein. Die Unterführungen wurden zum einen auf einen Besatz durch Fledermäuse untersucht, zum anderen wurde nach Spuren gesucht, die darauf hinweisen, dass sich dort eventuell bereits Tiere aufgehalten haben. Des Weiteren wurde eine Einstufung vorgenommen, ob die Unterführungen generell als Quartier „geeignet“ oder „ungeeignet“ scheinen. Dies war abhängig vom Vorhandensein von Versteckmöglichkeiten und geeigneten Hangplätzen sowie den Temperaturverhältnissen und dem Störungssgrad. 3.3 Methodenkritik Der Netzfang mit Japannetzen gilt als anerkannte Nachweismethode von Fledermäusen. Hierbei können jedoch nur Positivnachweise erbracht werden. Es ist nicht möglich, durch einen fehlenden Nachweis einer Art auf ihr Nichtvorkommen zu schließen. Genauso schwierig ist es, Aussagen über das quantitative Vorkommen einer Art zu machen. Eigene Beobachtungen führten zu der Annahme, dass sich z.B. Wasserfledermäuse offensichtlich leichter mit Netzen fangen lassen als Fransenfledermäuse. Letztere sind geschickte Flieger und es war häufig zu beobachten, wie sie kurz vor dem Netz abdrehten oder es überflogen. Somit spiegelt die Zahl der gefangenen Tiere definitiv nicht die Zahl der wirklich anwesenden Tiere wieder. Weiteren Einfluss auf den Fangerfolg hatte ebenso die Menge der aufgestellten Netze. Diese war in erster Linie witterungsabhängig, d.h. außerhalb des Brunnenhauses wurden z.B. bei starkem Wind keine Netze gestellt, um ein Verletzungsrisiko der Fledermäuse in den wehenden Netzen zu vermeiden. In solchen Nächten konnte also nur im Brunnenhaus gefangen werden. Fledermäuse, die in erster Linie draußen „schwärmten“ und nicht ins Quartier einflogen, sind so also nicht erfasst worden. Auch für die Quartierkontrollen gilt, dass nur positive Rückschlüsse auf das Artvorkommen gezogen werden können. Da alle untersuchten Winterquartiere gute und 30 3 Material und Methoden nicht einsehbare Versteckmöglichkeiten bieten und überall nicht näher bestimmbare Fledermäuse anzutreffen waren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Individuen anderer Arten übersehen worden sind. Besonders die Bombecker Aa zeigt, dass eine Änderung der Methode neue Ergebnisse hervorbringen kann. Es ist durchaus möglich, dass sich dort bereits Fransenfledermäuse aufhielten, bevor mit der Spiegelmethode begonnen wurde. Gerade das Ausspiegeln erfordert eine gewisse Übung. Möglich ist also, dass anfangs auch mit dem Spiegel potentiell erfassbare Tiere übersehen wurden. Mit der „Fang-Wiederfang“-Methode wurde nachgewiesen, dass bei reinen Sichtkontrollen in großen Winterquartieren die Zahl der hibernierenden Fledermäuse um ein vielfaches zu gering eingeschätzt wird (KALLASCH & LEHNERT 1995a). Es ist also anzunehmen, dass insbesondere der Bestand im Eiskeller in Coesfeld sowie im Waldschlösschen in Bocholt größer einzuschätzen ist. Das gleiche gilt aber sicherlich auch für die Bachunterführungen, in denen sich Hohlräume in den Mauern befinden und eine exakte Bestandsschätzung unmöglich ist. Nicht außer Acht zu lassen ist die Tatsache, dass es sich bei Begehungen von Winterquartieren stets um Störungen der Quartierruhe handelt. Es ist schwer einschätzbar, inwieweit sich regelmäßige Kontrollen auf den Fledermausbestand im Quartier auswirken. Erfassungen im Bunker Lauheide verliefen in der Regel recht zügig, trotzdem ist anzunehmen, dass sich Fledermäuse in einem ansonsten so ruhigen Quartier schneller durch die regelmäßigen Begehungen gestört fühlen, als z.B. in den Bachunterführungen. Letztere unterliegen stets einem Wechsel der Tageszeiten und sind einer gewissen Geräuschkulisse ausgesetzt. So dürften zusätzliches Licht und Geräusche bei einer Kontrolle weniger gravierend sein. Möglich wäre allerdings auch, dass bei regelmäßigen Kontrollen ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt. Tiere in Winterlethargie sind durchaus wahrnehmungs- und lernfähig (GEBHARDT 1997). 31 4 Ergebnisse 4 Ergebnisse 4.1 Netzfänge während der Schwärmphase und des Quartiereinflugs 4.1.1 Brunnen Meyer 4.1.1.1 Gesamtfänge Die Ergebnisse der Fangeinsätze während der Schwärmphase und des Winterquartiereinflugs am Brunnen Meyer sind sowohl mit der aktuellen Temperatur sowie den Witterungsverhältnissen in Tabelle 1 ausführlich dargestellt. Insgesamt werden während der Schwärmphase und dem Winterquartiereinflug 675 Fledermäuse gefangen. Dabei stellen die Wasserfledermäuse mit 336 Tieren den größten Anteil, gefolgt von den Fransenfledermäusen mit 257 Tieren. Darunter sind 37 Wiederfänge (vgl. 4.1.1.2). Des Weiteren werden 51 Bechstein- und 27 Teichfledermäuse, zwei Große Mausohren, eine Große Bartfledermaus und ein Braunes Langohr gefangen. Auffällig ist, dass Ende August und Anfang September die Wasserfledermäuse eindeutig überwiegen. Die größte Anzahl Wasserfledermäuse fängt sich am 10.09.98 mit 75 Individuen. Ihre Zahl bleibt bis Anfang Oktober hoch, jedoch überwiegen dann die Fransenfledermäuse. Diese nehmen erst ab Mitte September zu und dominieren danach in den meisten Fangnächten. Anfang Oktober findet sich erneut eine Spitze bei den Wasserfledermäusen, selbst in regnerischen Nächten am 13.10. und 19.10.98, in denen sich kaum andere Fledermäuse fangen lassen, können mehrere Wasserfledermäuse nachgewiesen werden. Nach der vierwöchigen Fangpause im Oktober und November lässt sich feststellen, dass sie fast vollständig verschwunden sind. 32 4 Ergebnisse Tabelle 1:Fangergebnisse am Brunnen Meyer. 33 4 Ergebnisse Tabelle 1: Fangergebnisse am Brunnen Meyer 34 4 Ergebnisse Im November und Dezember fangen sich hauptsächlich Fransenfledermäuse. Dabei zeigt sich neben den Höchstwerten Ende September eine zweite Spitze am 16.12.98 mit 51 Tieren. Bechsteinfledermäuse lassen sich regelmäßig bis Mitte Oktober fangen. Ihre Zahl bleibt aber im Vergleich zu den Wasser- und Fransenfledermäusen niedrig und überschreitet nie ein Dutzend. Ab Mitte September bis Mitte November fangen sich auch Teichfledermäuse. Ähnlich wie bei den Bechsteinfledermäusen bleibt ihre Zahl jedoch gering und übersteigt nie elf Tiere. Am 15.09.98 kommt es zu der einzigen Erfassung einer Bartfledermaus. Diese wird als Große Bartfledermaus bestimmt. Am 22.09.98 und 09.10.98 fängt sich jeweils ein Großes Mausohr. Bei letzterem Termin ist auch ein Braunes Langohr erfasst worden. Generell ist festzustellen, dass sich in den Fangnächten mit Regen oder Nebel wie z.B. am 15.09.98 und 06.10.98 bedeutend weniger Fledermäuse fangen lassen als in trockenen Nächten. 4.1.1.2 Wiederfänge markierter Fransenfledermäuse Von 257 im Jahr 1998 am Brunnen Meyer während der Schwärmphase und dem Quartiereinflug gefangenen Fransenfledermäusen sind 37 bereits beringt. Das entspricht einem Anteil von 14 %. Die ersten Wiederfänge finden erst am 22.09.98 statt, mit fünf von 84 Tieren macht das einen Anteil von 6 %, der deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Am 16.12.98 ergibt sich dann ein relativ hoher Anteil beringter Tiere von 35 %. Bis zum Beginn dieser Untersuchungen am Brunnen Meyer sind von C. Trappmann bereits ca. 1000 Fransenfledermäuse beringt worden. Davon sind ca. 930 Tiere am Brunnen selber erfasst worden, dies trifft auch auf alle Wiederfänge im Rahmen dieser Untersuchungen zu. Von den 37 wiedergefangenen Fledermäusen sind nur sechs innerhalb des Untersuchungszeitraums neu beringt worden, alle anderen Individuen sind früher markiert worden und gehören somit zu den bereits beringten 930 Tieren am Brunnen Meyer. Die Wiederfangrate für die am Brunnen Meyer beringten und dort auch wiedergefangenen Fransenfledermäuse beträgt somit ca. 3 %. 35 4 Ergebnisse 4.1.1.3 Geschlechterverhältnis und Altersverhältnis der Wasser- und Fransenfledermäuse Da nur Wasser- und Fransenfledermäuse in ausreichenden Mengen gefangen worden sind, um die Geschlechter- und Altersverteilung statistisch sinnvoll auszuwerten, wird die Berechnung nur für diese beiden Arten vorgenommen. Die genauen Zahlen dazu können der Tabelle 1 zu den Fangergebnissen am Brunnen Meyer entnommen werden. Insgesamt können 201 männliche und 135 weibliche Wasserfledermäuse gefangen werden, das entspricht Prozentsätzen von 60 und 40 %. Davon sind 129 (38 %) diesjährig, 207 (62%) adult. Im Einzelnen stellt sich die prozentuale Verteilung der Geschlechter und Altersgruppen der Wasserfledermäuse in den unterschiedlichen Fangnächten wie folgt dar: In der ersten Fangnacht am 27.8.98 sind 82 % der Wasserfledermäuse männlich (18 % weiblich), 46 % sind diesjährig, 54 % adult. Eine Woche später stellen die Männchen 75 % (gegenüber 25 % Weibchen), 62 % der Tiere sind diesjährig, 38 % werden als adult bestimmt. Am 10.09.98 ist das Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen mit 52 % zu 48% fast ausgeglichen. 32 % der Tiere sind diesjährig, dem stehen 68 % adulte Tiere gegenüber. Am 15.09.98 fängt sich nur eine adulte weibliche Wasserfledermaus. In der nächsten Fangnacht am 19.09.98 beträgt sowohl der Anteil der Männchen als auch der der diesjährigen Tiere jeweils 67 % (der Anteil der Weibchen sowie der adulten Tiere beträgt 33 %). Am 22.09.98 sind 54 % aller gefangenen Wasserfledermäuse männlich, 46 % weiblich. Das Verhältnis diesjährige zu adulte Tiere beträgt 37 % zu 63 %. Eine Woche später am 29.09.98 überwiegt der Anteil der Weibchen mit 58 %, 42 % sind männlich. 39 % der Tiere sind diesjährig, 61 % adult. Beim nächsten erfolgreichen Fangtermin, dem 09.10.98 fangen sich 62 % männliche Wasserfledermäuse, 38 % sind weiblich. 18 % der Tiere sind diesjährig, 82 % werden als adult bestimmt. Am 13.10.98 sind alle Wasserfledermäuse weiblich, davon werden 25 % als diesjährig und 75 % als adult angesprochen. Drei Tage später ist das Geschlechterverhältnis wieder 36 4 Ergebnisse ausgeglichener, 56 % der Tiere sind männlich, 44 % weiblich. Das Verhältnis von diesjährigen zu adulten Tieren beträgt 44 % zu 56 %. Erst am 16.12.98 wird wieder eine Wasserfledermaus gefangen. Diese ist weiblich und adult. Eine am 29.12.98 gefangene Wasserfledermaus ist weiblich und diesjährig. Die Entwicklung des Geschlechterverhältnisses sowie die Altersverteilung der Wasserfledermäuse sind in Abbildung 17 grafisch dargestellt. Abbildung 17: Entwicklung des Geschlechter- und Altersverhältnis der Wasserfledermäuse. Männl. = männlich, weibl. = weiblich, ad.= adult, dj = diesjährig. Von den insgesamt 257 gefangenen Fransenfledermäusen sind 159 männlich (62 %) und 98 weiblich (38 %). 35 % der Fransenfledermäuse werden als diesjährig bestimmt, 65 % als adult. Am 03.09.98 fängt sich eine Fransenfledermaus, diese ist männlich und diesjährig. Das am 10.09.98 gefangene Tier ist weiblich und adult. Am 19.09.98 werden 88 % männliche und 12 % weibliche Tiere gefangen. Davon sind jeweils 50 % diesjährige 37 4 Ergebnisse und adult. Drei Tage später beträgt der Anteil der männlichen Tiere 62 %, der der Weibchen 38 %. Das Verhältnis von diesjährigen zu adulten Tieren beträgt wieder 50 % zu 50 %. Am 29.09.98 werden 64 % der gefangenen Fransenfledermäuse als männlich bestimmt, 36 % als weiblich. 39 % der Tiere sind diesjährig, 61 % adult. Beim nächsten Fangtermin am 09.10.98 ist eine männliche, adulte Fransenfledermaus gefangen worden. Am 16.10.98 werden jeweils eine männliche und eine weibliche Fransenfledermaus gefangen, somit ist das Geschlechterverhältnis 50 zu 50 %. Das gleiche gilt für die Altersverteilung, je ein Tier wird als diesjährig und als adult bestimmt. Am 17.11.98 fangen sich 14 % männliche und 86 % weibliche Tiere. Der Anteil der diesjährigen Tiere beträgt 14 %, der adulten 86 %. Eine Woche später sind 10 % der Tiere männlich, 90 % weiblich. Alle Tiere sind adult. Am 01.12.98 werden 71 % männliche und 29 % weibliche Fransenfledermäuse gefangen. 29 % sind diesjährig, 71 % adult. Am 16.12.98 beträgt der Anteil der männlichen Tiere 90 %, die Weibchen stellen 10 %. 26 % der Tiere sind diesjährig, 74 % adult. Abbildung 18 stellt diese Entwicklung grafisch dar. Abbildung 18: Entwicklung des Geschlechter- und Altersverhältnis der Fransenfledermäuse. Männl.= männlich, weibl.= weiblich, ad.= adult, dj.= diesjährig. 38 4 Ergebnisse 4.1.2 Bombecker Aa An der Bombecker Aa ist sowohl am 20.10.98 als auch am 19.11.98 ein Fangeinsatz durchgeführt worden. In beiden Nächten sind weder Tiere gefangen worden, noch ließ sich Flugaktivität mit dem Detektor nachweisen. Am 20.10.98 sind auch keine Fledermäuse im Quartier aufgefunden worden. Am 19.11.98 befinden sich zwei wache Bartfledermäuse im Quartier (vgl. 4.2.2), es wird allerdings keine Flugaktivität festgestellt. 4.1.3 Poppenbecker Aa An der Poppenbecker Aa werden drei Fangeinsätzen durchgeführt. Am 06.11.98 gelingt es trotz Flugaktivität nicht, Fledermäuse zu fangen; nur eine Bartfledermaus wird in einer Spalte entdeckt (vgl. 4.2.3). In der Nacht vom 11.11. auf den 12.11.98 werden zwei Fransenfledermäuse gefangen. Dabei handelt es sich um ein adultes und ein diesjähriges Männchen. In der darauf folgenden Nacht wird eine weitere Fransenfledermaus gefangen, ebenfalls ein diesjähriges Männchen. 4.2 Winterquartierkontrollen 4.2.1 Brunnen Meyer Bei der Sichtkontrolle am 15.02.99 werden mehrere Dutzend Wasserfledermäuse im oberen Bereich, vorwiegend zwischen Deckel und Mauer, gezählt. Dazu kommen etwa 20 Fransenfledermäuse, ein bis zwei Teichfledermäuse und ein Großes Mausohr. 39 4 Ergebnisse 4.2.2 Bombecker Aa In Tabelle 2 findet sich eine Darstellung der Kontrollergebnisse von Fledermäusen an der Bombecker Aa, sowie die aktuellen, minimalen und maximalen Temperaturwerte im Quartier. Die zeitliche Entwicklung der Artverteilung ist in Tabelle 2: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen an der Bombecker Aa. 40 4 Ergebnisse Abbildung 19 dargestellt. Am 29.10.98 wird die erste Fledermaus entdeckt. Sie ist aktiv und verkriecht sich in einer der Maueröffnungen, daher ist sie nicht zu bestimmen. Die erste Bartfledermaus wird Anfang November erfasst. In der Fangnacht am 19.11.98 sind zwei lethargische Bartfledermäuse anzutreffen. Zusätzlich dazu lassen sich zwei aktive Bartfledermäuse in einer Maueröffnung entdecken, von denen ein Tier ergriffen und als Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) bestimmt wird. Nachdem bei der Quartierkontrolle am 21.11.98 die Minimaltemperatur im Quartier deutlich unter den Gefrierpunkt gesunken ist, lässt sich ein deutlicher Anstieg der Bartfledermäuse feststellen. Bei anhaltenden kalten Quartiertemperaturen bleibt die Zahl der Bartfledermäuse hoch und findet am 07.12.98 ihr Maximum mit 14 Individuen. Bis zur darauf folgenden Kontrolle am 12.12.98 erreicht die Quartiertemperatur ihren tiefsten Stand mit -5°C. Es befinden sich elf Bartfledermäuse im Quartier. Ab dem 12.12.98 bleibt das Quartier bis Mitte Januar frostfrei, die Zahl der Bartfledermäuse stagniert erst und nimmt dann leicht ab. Als Anfang Februar die Temperaturen noch einmal unter 0° C absinken, finden sich wieder mehr Tiere ein. Die letzte Bartfledermaus wird am 31.03.99 erfasst. Auffällig ist hierbei, dass sie ein völlig neues Mauerloch aufgesucht hat. Die erste Fransenfledermaus wird ab der Fangnacht des 19.11.98 im Quartier gesichtet. Bis Mitte Dezember bleibt die Zahl jedoch relativ niedrig. Bei extremen Minimaltemperaturen lassen sich am 12.12.98 keine Fransenfledermäuse nachweisen. Am 20.12.98 befindet sich wieder ein Tier im Quartier, nachdem sich die Quartiertemperatur nach einer Frostperiode Mitte Dezember wieder erwärmt hat. Danach steigt ihre Zahl deutlich an und findet ihren Maximalwert am 12.02.99 mit 20 Tieren. Mit einsetzendem Frost sinkt ihre Zahl am 20.02.99 auf 15 Tiere und nimmt dann immer mehr ab. Zuletzt werden am 11.03.99 sechs Fransenfledermäuse angetroffen. In der Zeit vom 12.02. bis zum 11.03.99 wird bei jeder Kontrolle eine Wasserfledermaus erfasst. 41 4 Ergebnisse Abbildung 19: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung an der Bombecker Aa. UFO= nicht eindeutig bestimmbare Fledermaus. 42 4 Ergebnisse Bei den 31 Kontrollgängen werden 13 Fledermäuse gezählt, deren Art nicht näher zu bestimmen ist. Insgesamt lassen sich 364 Fledermäuse erfassen, die sich in 50 verschiedenen Mauerlöchern aufgehalten haben. Das Verhältnis von Bartfledermäusen (174 Erfassungen) zu Fransenfledermäusen (172 Erfassungen) ist ausgeglichen. Auffällig ist hierbei die Tatsache, dass die Bartfledermäuse zum überwiegenden Teil derart in den Mauerlöchern hingen, dass sie sofort zu sehen sind und der Außentemperatur deutlich ausgesetzt waren. Die Fransenfledermäuse hingegen bevorzugten Aufenthaltsorte innerhalb der Mauer, von außen ohne Spiegel also nicht erfassbar und vor extremen Frosttemperaturen geschützt. 24 % der Bartfledermäuse hängen hierbei völlig frei, 52 % halb verdeckt und 24 % komplett versteckt. Bei den Fransenfledermäusen wird kein völlig frei hängendes Exemplar beobachtet, 25 % überwintern halb verdeckt und 75 % können nur durch Ausspiegeln erfasst werden. Die einzelnen Daten zur Erfassung der Hangplatzwahl finden sich in Tabelle 3. Tabelle 3: Hangvorlieben von Fransen- und Bartfledermäusen an der Bombecker Aa. 43 4 Ergebnisse 4.2.3 Poppenbecker Aa Im Folgenden sind die Ergebnisse der Kontrollen an der Poppenbecker Aa beschrieben, die dazu gehörigen Daten sind in Tabelle 4 aufgeführt. Tabelle 4: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen an der Poppenbecker Aa. 44 4 Ergebnisse In der Fangnacht am 06.11.98 befindet sich eine Bartfledermaus in der unteren Betonröhre. Da es unmöglich ist, das Tier ohne große Störung oder Verletzungsgefahr aus der Fuge herauszuholen, wird davon abgesehen, es näher zu bestimmen. Es handelt sich hierbei um die einzige Fledermaus, die in diesem Winter in einer der Betonröhren anzutreffen ist. Bereits bei der Quartierkontrolle am nächsten Tag ist das Tier verschwunden. Zwei noch lethargische Bartfledermäuse werden am 25.11.98 am Boden liegend aufgefunden. Es hat den Anschein, dass sie sich ihr Quartier in einer Spalte, die durch Frostsprengung an der Klinkerwand entstanden ist, gesucht haben und dann durch fortschreitende Frostwirkung mit Teilen der Wand herab gefallen sind. Auch diese Tiere werden nicht näher bestimmt, um sie nicht weiterem Stress auszusetzen. Ab dem 07.12.98 befindet sich eine Bartfledermaus für längere Zeit im Quartier, zuletzt ist sie am 12.02.99 anzutreffen. Höchstwahrscheinlich handelt es hierbei immer um das gleiche Tier. Auffällig ist, dass sie eindeutig weniger geschützt und nicht so tief in der Spalte hängt, wie die Fransenfledermäuse. Die erste Fransenfledermaus wird tagsüber am 16.10.98 im Quartier gesichtet. Bei der nächsten Kontrolle sieben Tage später ist keine Fledermaus mehr anzutreffen. Es lässt sich nicht feststellen, ob die Fransenfledermäuse, die sich ab Mitte November tagsüber im Quartier aufhalten, bereits in Winterlethargie ruhen. Bei den Fangeinsätzen in den Nächten des 11. und 12. Novembers werden noch aktive Tiere angetroffen und gefangen. Eine Fransenfledermaus hängt am Abend des 12.11.98 jedoch bereits im Quartier. Sie ist wach, aber nicht aktiv. Auch bei der nächsten Tageskontrolle am 14.11.98 wird eine Fransenfledermaus erfasst. Nach einem Kälteeinbruch Mitte November steigt die Zahl der Fransenfledermäuse deutlich an. Sowohl die Anzahl der Fransenfledermäuse (neun Tiere) als auch die absolute Zahl der aufgefundenen Fledermäuse (elf Tiere) erreichen die Maximumwerte am 02.12.98. Bei anhaltenden kühlen Temperaturen lässt sich beobachten, dass die Zahl der Fransenfledermäuse hoch bleibt. Als Mitte Dezember die Temperaturen etwas ansteigen, nimmt auch die Präsenz der Fransenfledermäuse wieder ab. Am 23.12.98 ist die Anzahl der Fransenfledermäuse auf acht Tiere gestiegen, in den darauf folgenden Wochen sinkt sie aber bis Mitte Januar kontinuierlich ab. Ein erneuter 45 4 Ergebnisse Anstieg findet sich Mitte Februar, bei abnehmenden Temperaturen lassen sich noch einmal sieben Fransenfledermäuse entdecken. Nach diesem Zeitpunkt steigen die Temperaturen wieder, die Zahl der aufzufindenden Fransenfledermäuse sinkt aber beständig. Ab dem 11.03.99 finden sich keine Fransenfledermäuse mehr an der Poppenbecker Aa. An zwei aufeinander folgenden Kontrollterminen (30.12.98 und 06.01.99) wird ein beringtes Individuum entdeckt. Es gelingt nur am 06.01.99, den Ring abzulesen. Es ist aber möglich, dass es sich hierbei um das selbe Tier handelt. Es ist ein juveniles Männchen mit der Ringnummer M17609. Dieses Tier ist in der Nacht des 29.09. zum 30.09.98 am Brunnen Meyer beringt worden. Am 29.10.98 wird die erste Wasserfledermaus entdeckt, die eine Woche später nicht wieder gesichtet wird. Erst ab dem 11.11.98 befindet sich bis Mitte Dezember ständig eine Wasserfledermaus im Quartier. Ob es sich dabei immer um das selbe Individuum handelt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Es hält sich zwar stets im gleichen Bereich des Quartiers auf, verändert aber eindeutig den Hangplatz. Am 02.12.98 wird zum einzigen Mal eine zweite Wasserfledermaus erfasst. Mitte Dezember verschwinden die Wasserfledermäuse und jeweils ein Tier dieser Art ist an mehreren Terminen im Januar wieder anzutreffen, jedoch auch nur bis Ende des Monats. Ende März ist dann noch zweimal eine Wasserfledermaus zu sichten. Das einzige Braune Langohr, welches an der Poppenbecker Aa zu finden ist, wird am 28.11.98 entdeckt. Insgesamt sind bei 32 Kontrollgängen 127 Fledermäuse gezählt worden, von denen vier Fledermäuse nicht bestimmt werden konnten. Abbildung 20 veranschaulicht die zeitliche Entwicklung der Artverteilung an der Poppenbecker Aa. 46 4 Ergebnisse Abbildung 20: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung an der Poppenbecker Aa. UFO= nicht eindeutig bestimmbare Fledermaus. 47 4 Ergebnisse 4.2.4 Eiskeller Bei der ersten Begehung am 07.01.99 werden im Eiskeller in Coesfeld 163 Fledermäuse gezählt. Dabei handelt es sich um 123 Fransenfledermäuse und 38 Wasserfledermäuse, sowie jeweils um eine Bechsteinfledermaus und ein Braunes Langohr. Darunter befinden sich vier beringte Fransenfledermäuse. Dabei handelt sich um drei Männchen, von denen zwei jeweils im Oktober 1994 und eines im Oktober 1995 als adult bestimmt und beringt worden sind sowie um ein diesjähriges Weibchen, welches im September 1998 erfasst worden ist. Die Männchen sind am Eiskeller beringt worden, das Weibchen am Brunnen Meyer. Am 03.02.99 ist die Zahl der Fledermäuse auf 210 angestiegen, von denen drei nicht näher zu bestimmen sind. Im Übrigen handelt es sich um 157 Fransenfledermäuse, 47 Wasserfledermäuse, zwei Braune Langohren und eine Bechsteinfledermaus. Es findet sich erneut eine beringte Fransenfledermaus, ein Männchen. Dieses Tier ist im September 1995 am Eiskeller als adult bestimmt worden. Ein deutlicher Rückgang der sich im Eiskeller befindlichen Fledermäuse lässt sich am 09.03.99 festhalten. Die Zahl der Fransenfledermäuse beläuft sich auf 35, dazu kommen 27 Wasser- und zwei Bechsteinfledermäuse. 14 Tiere werden nicht näher bestimmt, so werden insgesamt 78 Fledermäuse erfasst. Zusammengefasst finden sich diese Daten in Tabelle 5. Tabelle 5: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen im Eiskeller. Arten und Anzahl Datum 07.01.99 03.02.99 09.03.99 gesamt Myotis nattereri 123 157 35 315 Myotis daubentoni 38 47 27 112 Myotis bechsteini 1 1 2 4 Plecotus auritus 1 2 0 3 UFO* 0 3 14 17 gesamt 163 210 78 451 * UFO= nicht eindeutig bestimmbare Fledermaus 48 4 Ergebnisse Bei allen Begehungen verteilen sich die Tiere über den gesamten Eiskeller, wobei der Kuppelraum offensichtlich bevorzugt wird. Die Fransenfledermäuse bilden Cluster in verschiedenen Größen, meist zu dritt aber auch bis zu fünf Tieren. Viele Fledermäuse hängen aber auch einzeln. Auffällig ist, dass sowohl Tiere in Mauerfugen zu finden sind, als auch freihängend. Die freihängenden Tiere findet man ab ca. 1,50 m Höhe in verschiedenen Bereichen. Auffällig viele freihängende Tiere finden sich am 03.02.99. Bei der letzten Begehung am 09.03.99 lassen sich zwei Fransenfledermäuse bei der Paarung beobachten. 4.2.5 Waldschlösschen Die Kellergewölbe des Waldschlösschens sind am 26.01.99 einmalig kontrolliert worden. Es finden sich 160 Fransenfledermäuse, 40 Wasserfledermäuse, vier Braune Langohren und eine Teichfledermaus. Drei Individuen sind nicht näher zu bestimmen. Insgesamt sind 208 Fledermäuse zu sehen. Des Weiteren sind auf dem Boden sechs tote Fledermäuse gefunden worden, die zum Teil blutige Verletzungen aufweisen. Auf Grund ihres Verwesungszustandes ist eine exakte Artbestimmung nicht möglich, lediglich weist bei einem Tier die Größe auf eine weitere Teichfledermaus hin. Auffällig ist, dass sich fast alle Tiere in Spalten aufhielten, die wenigen freihängenden Fledermäuse hatten sich Hangplätze in extremer Höhe ausgesucht. 4.2.6 Bunker Lauheide Insgesamt sind im Bunker Lauheide 160 Fledermäuse gesichtet worden, von denen zwei Tiere nicht näher zu bestimmen sind. Die genauen Ergebnisse der Bunkerkontrollen sind in Tabelle 6 aufgeführt und in Abbildung 21 dargestellt. 49 4 Ergebnisse Tabelle 6: Ergebnisse der Winterquartierkontrollen im Bunker Lauheide. Die ersten Fransenfledermäuse werden gleich am ersten Kontrolltag Anfang Oktober erfasst. Sie verweilen jedoch nicht dauerhaft im Bunker. Ende Oktober kann keine Fransenfledermaus nachgewiesen werden. Erst Anfang November finden sich wieder Tiere ein, deren Zahl dann deutlich ansteigt. Das Maximum der Fransenfledermäuse 50 4 Ergebnisse wird am 25.11.98 mit 20 Tieren erreicht. Nach diesem Termin nimmt ihre Zahl wieder ab, bis ab dem 06.01.99 keine Fransenfledermaus mehr angetroffen wird. Die Anzahl der Braunen Langohren ist deutlich geringer als die der Fransenfledermäuse, so finden sich meist zwei bis drei Tiere im Bunker. Allerdings kann man sie ab dem 25.11.98 kontinuierlich bei jeder Begehung antreffen. Erst im März lassen sich keine Braune Langohren mehr im Bunker nachweisen. Im Gegensatz zu den Fransenfledermäusen, die entweder in oder hinter den Holzbetonkästen - häufig in Clustern- anzutreffen sind, überwintern die Braunen Langohren im Bunker solitär und zwar meist in den Griffschlitzen der Kalksandsteine oder in den Bohrlöchern. Mehrfach sind sie bei aufeinander folgenden Kontrollen augenscheinlich an der gleichen Stelle aufgefunden worden, zum Teil dann aber in anderen Hangpositionen. So liegt ein Tier bei einer Kontrolle am 16.12.98 rücklings in einem Bohrloch, beim nächsten Kontrollgang am 19.12.98 dann auf dem Bauch (siehe Abb. 33 im Anhang). Ein weiteres Exemplar in einem Kalksandstein hat sich ebenfalls gedreht. So hängt es am 02.12.98 mit dem Bauch zur Wand, am 09.12.98 dann seitlich im Griffschlitz (siehe Abb.32 im Anhang). Anfang Dezember wird ein Braunes Langohr in einer Ecke des Bunkers frei hängend angetroffen, welches offensichtlich dort nur in Tageslethargie ruht, da es seine Ohren nicht wie winterschlafende Langohren unter die Flügel gelegt hat. Der Bunker weist deutliche Temperaturunterschiede auf. Da Thermometer 1 direkt am Eingang hängt und damit den Witterungsverhältnissen am stärksten ausgesetzt ist, finden sich dort die größten Schwankungen sowie die extremsten Temperaturen. Es lässt sich feststellen, dass die niedrigste Minimaltemperatur nur 0° C (09.12.98) beträgt, d.h. selbst im vorderen Bereich ist der Bunker nahezu frostfrei. Thermometer 2 hängt im vorderen Raum, also auch in einem deutlich kühleren Bereich. Dort werden jedoch nie Frosttemperaturen erreicht, das Minimum von 2°C wird sowohl im November als auch im Dezember und Februar erreicht. Thermometer 3 hängt im hinteren Bereich des Bunkers und ist so vor dem direkten Witterungseinfluss relativ geschützt. Die Minimaltemperatur sinkt nicht unter 3°C. Deutlich ist, dass sich im 51 4 Ergebnisse Abbildung 21: Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Artverteilung im Bunker Lauheide. UFO= nicht eindeutig bestimmbare Fledermaus. 52 4 Ergebnisse hinteren Bereich des Bunkers die wärmeren Temperaturen länger halten, es dauert etwa bis Mitte Dezember, bis sich die Maximaltemperaturen von Thermometer 3 an die des vorderen Bereichs (Thermometer 2) anpassen. 4.3 Zur Suche nach weiteren möglichen Quartieren Suche nach neuen Quartieren sind an mehreren Terminen im Untersuchungszeitraum mehrere Bachunterführungen der Deutschen Bahn sowie nahe gelegene Straßenunterführungen angefahren worden. Dabei ist weder ein Besatz durch Fledermäuse nachgewiesen worden, noch eine Unterführung entdeckt worden, von der erwartet werden könnte, dass sich Fledermäuse dort aufhalten. Detaillierte Angaben zu den einzelnen Unterführungen finden sich in nachfolgenden Tabellen 7 und 8. Tabelle 7: Besichtigte Bachunterführungen im Kreis Coesfeld, Bahnlinie Münster Appelhülsen. Nr. Name, Standort Größe in cm 1 Offerbach, bei Schulze-Pröbsting 100 x 50 2 3 4 Offerbach, nördl. des 20 x 20 Paulinenhofs Offerbach, 400 x Kreisgrenze Coesfeld-Münster 250 Helmerbach, bei Frandrup 300 X 250 5 Helmerbach, bei Frandrup 50 6 Helmerbach, L 551, bei Kleimann 150 Beschaffenheit Anmerkungen Eignung als Quartier gemauert, mit Fugen nicht begehbar evtl. verrohrt nicht begehbar nicht geeignet glatt betoniert nicht frostfrei, keine Versteckmöglichkeiten nicht geeignet glatt betoniert nicht frostfrei, keine Versteckmöglichkeiten nicht geeignet ähnlich den Rohren an der Poppenbecker Aa, Unterführung Betonverrohrung unter Feldweg Wellblechrohr Unterführung unter Straße evtl. als Zwischenquartier nicht geeignet 53 4 Ergebnisse Tabelle 8: Besichtigte Bachunterführungen im Kreis Coesfeld, Bahnlinie Billerbeck Coesfeld. Nr. 7 8 9 10 11 Name, Standort Mersmannbach bei Hamern Berkel Düsterbach, nördl. Schulze-Schürhoff Düsterbach, nördl. Schulze-Schürhoff Berkel, nördl. von Coesfeld Größe in cm 100 x 200 Anmerkungen Eignung als Quartier glatt verklinkert nicht begehbar soweit einsehbar nicht geeignet glatt verklinkert wird als Unterstand für Landmaschinen benutzt, nicht frostfrei Beschaffenheit 700 x 400 150 x 250 glatt verklinkert 20 x 20 verrohrt nicht begehbar 1500 x Eisenbahnbrücke, oben begehbar, von 500 Stahlkonstruktion unten nicht einsehbar nicht geeignet nicht geeignet nicht geeignet soweit einsehbar nicht geeignet 54 5 Diskussion 5 Diskussion 5.1 Bedeutung der bekannten Winterquartiere 5.1.1 Brunnen Meyer Der Brunnen Meyer zeichnet sich durch seine Doppelfunktion aus, zum einen dient er einer großen Menge Fledermäuse als Winterquartier, zum anderen besitzt er den Status eines überregionalen Treffpunktes in der so genannten „SpätsommerSchwärmphase“ von Ende August bis Ende Oktober (HORÁiEK & ZIMA 1978, TRAPPMANN 1997). Vor allem von den Wasser- und Fransenfledermäusen wird angenommen, dass das Schwärmverhalten zweierlei Funktion hat. Jungtiere müssen zuverlässige und bewährte Winterquartiere finden und kennen lernen (KLAWITTER 1980, KALLASCH & LEHNERT 1995a). Sie schließen sich also erfahrenen Alttieren an und folgen ihnen zum Quartier. Gerade am Brunnen Meyer kann während der Schwärmphase beobachtet werden, dass die Zahl der Jungtiere zu Beginn der Schwärmphase am höchsten ist und dann deutlich abnimmt. So liegen die Höchstwerte der diesjährigen Wasserfledermäuse Anfang September, die der Fransenfledermäuse Ende September. Im Oktober und November werden, bis auf eine Ausnahme, keine diesjährigen Fransenfledermäuse gefangen. Offensichtlich lernen die Jungtiere bereits in ihrer ersten Schwärmphase verschiedene Quartiere kennen. Dies bestätigen die Wiederfunde von diesjährigen Fransenfledermäusen im Eiskeller in Coesfeld sowie im Winterquartier an der Poppenbecker Aa, die beide im September am Brunnen Meyer beringt worden sind. Letzterer Wiederfund spricht auch für die Annahme, dass sich große, bedeutende Winterquartiere nur dort entwickeln, wo den Tieren auch mögliche Ausweichquartiere bekannt sind und sich eine Art Quartierverbund entwickelt. Die Poppenbecker Aa befindet sich nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Brunnen entfernt. Abwanderungen von diesjährigen Fransenfledermäusen vom Brunnen Meyer zum Eiskeller in Coesfeld sind auch schon bei früheren Untersuchungen festgestellt worden (TRAPPMANN 1996). 55 5 Diskussion Des Weiteren ist sowohl von Wasser- als auch Fransenfledermäusen bekannt, dass es im Winterquartier zu Paarungen kommt (ROER & EGSBAEK 1966, GRIMMBERGER et al. 1987, TRAPPMANN 1996, eigene Beobachtungen). Die beginnende Paarungsfähigkeit der Männchen fällt in den Zeitraum der Schwärmphase. Bei beiden Arten lässt sich feststellen, dass die Anzahl der adulten Männchen am Brunnen Meyer überwiegt. Dabei kommt es besonders zu Beginn der Schwärmphase zu einem erhöhten Aufkommen von Männchen. Diese Beobachtung liegt auch für die letzten Jahre vor und wird auch für andere Quartiere in der Literatur beschrieben (ROER & EGSBAEK 1966, TRAPPMANN 1997). Daher kann man annehmen, dass sich der Brunnen Meyer für die Fledermausmännchen als attraktives Paarungsquartier darstellt. Die hohe Anzahl Wiederfänge von Tieren, die am Brunnen beringt worden sind, lässt darauf schließen, dass es bei den Fledermäusen eine hohe Quartiertreue gibt. Ob diese Tiere dann wirklich im Brunnen Meyer überwintern, lässt sich nicht eindeutig nachweisen. Fest steht, dass ein adultes Fransenfledermausmännchen während der Schwärmphase im September 1996 am Brunnen Meyer beringt worden ist und dann im Januar 1997 in der Nähe des Bagno in Steinfurt aufgefunden wurde. Im darauf folgenden Dezember konnte es erneut am Brunnen gefangen werden (TRAPPMANN mündl. Mitteilung). So scheint es, dass die Fledermäuse regelmäßig zum Brunnen zurückkehren, aber nicht immer dort überwintern. Der Brunnen Meyer als Überwinterungsquartier für Fledermäuse ist seit Mitte letzten Jahrhunderts mehrfach untersucht worden (WESTHOFF 1886, FELDMANN 1971, SCHRÖPFER 1971, TRAPPMANN 1997). Interessant ist, dass sich die Zusammensetzung der Arten seitdem nicht verändert hat, jedoch die Anzahl der Individuen. Dominierend ist seit jeher die Fransenfledermaus, deren Zahl sich im letzten Jahrhundert zwischen 20 und 50 bewegt. Bedenkt man, dass diese Zahlen durch Einfahren in den Brunnen und Einsammeln der Tiere ermittelt wurden, scheinen sie eher gering. Die Befahrung des Brunnen durch Helfer der Zoologischen Sektion erfolgte allerdings erst Mitte März 1886 (WESTHOFF 1886), ein Großteil der Fledermäuse kann zu diesem Zeitpunkt bereits das Winterquartier verlassen haben. 56 5 Diskussion Möglich ist weiterhin, dass durch mangelnde Beleuchtung ein Teil der auch häufig in Spalten überwinternden Fransenfledermäuse nicht entdeckt wurde. Des Weiteren ist nichts über den damaligen Zustand des Brunnen bekannt, eventuell stellten sich die Bedingungen für die Fledermäuse damals auch weniger günstig dar als heute. Ebenfalls ungewiss ist, wann sich im Brunnen die ersten Fledermäuse eingefunden haben und ob sich dort damals die Überwinterungstradition erst noch entwickeln musste. In den 60er Jahren dieses Jahrhunderts wird der Brunnen erneut untersucht. Jedoch beschränken sich die Untersuchungen aufgrund der Baufälligkeit des Brunnen auf den oberen Bereich (FELDMANN 1971). Neben mehreren Großen Mausohren finden sich im Winter 1965/66 jeweils nur eine Fransen- und Wasserfledermaus. FELDMANN (1971) beschreibt damals für Westfalen allgemein einen Rückgang der überwinternden Fledermäuse, der jedoch nur schlecht erklärt, warum ausgerechnet diese heute häufigen Arten so stark betroffen waren. Der aktuelle Rückgang der am Brunnen überwinternden Großen Mausohren lässt sich zweifelsfrei dadurch erklären, dass durch Vernichtung von Wochenstubenquartieren die Population dieser Art stark beeinträchtigt wurde. Die geringen Funde von Teich- und Bechsteinfledermäusen sowie von Braunen Langohren entsprechen auch der heutigen Situation. Sowohl Teich- als auch Bechsteinfledermäuse sind regelmäßige Wintergäste am Brunnen, treten aber immer in geringer Individuenstärke auf. Gerade bei der Bechsteinfledermaus ist dies leicht zu erklären, da sie in Westfalen nur lokal begrenzt auftritt und dann auch nur in geringer Anzahl (STEINBORN 1984). Hinzu kommt, dass sie nicht zwingend auf unterirdische Winterquartiere angewiesen sind, sondern auch Baumhöhlen annehmen (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Das Braune Langohr kann in der Westfälischen Bucht durchaus als eine der meist verbreitetsten Arten angesprochen werden, so ist es erstaunlich, dass es auch als Höhlenüberwinterer so selten am Brunnen angetroffen wird. Eine mögliche Erklärung ist, dass ihm dieser zu feucht ist. VIERHAUS (1984a) beschreibt, dass sich 57 5 Diskussion Braune Langohren bevorzugt in trockenen Bereichen von Winterquartieren aufhalten und nur selten mit Tau benetzte Tiere gefunden werden. Des Weiteren ist vom Braunen Langohr bekannt, dass es auch in Gebäuden, besonders auf Dachböden, überwintern kann. BERNARD et al. (1998) weisen Braune Langohren hingegen sowohl in Ziegel- als auch Betonbrunnen nach und folgern ebenso ein eurytopes Überwinterungsverhalten. Interessant ist, dass in der Regel im Sommer mehr Braune Langohren entdeckt werden, als im Winter nachgewiesen werden können (BOYE et al. 1999). Dies scheint auch für die in der Westfälischen Bucht heimischen Tiere zuzutreffen, da sie in keinem untersuchten Quartier häufig sind (vgl. 5.1.6). Das fast vollständige Fehlen beider Bartfledermausarten ist überraschend, da sowohl an der Bombecker Aa als auch an der Poppenbecker Aa überwinternde Exemplare angetroffen werden (vgl. 5.1.2). Möglich ist, dass die klimatischen Bedingungen am Brunnen für Bartfledermäuse nicht optimal sind oder aber der Konkurrenzdruck durch andere Arten zu groß ist. Durch das regelmäßige Auftreten einiger Exemplare der Teichfledermaus wird besonders die überregionale Bedeutung des Brunnen Meyer als Winterquartier unterstrichen. Durch Ringfunde wurde nachgewiesen, dass in Westfalen überwinternde Teichfledermäuse aus den Niederlanden einwandern und da aus Nordrhein-Westfalen keine Wochenstuben bekannt sind (BLAB 1980, FELDMANN 1984), kann man davon ausgehen, dass dies auch für die am Brunnen gefangenen Tiere gilt. LINDENSCHMIDT und VIERHAUS (1997) beschreiben die Teichfledermaus als stark traditionsbildend, was die Wahl ihrer Winterquartiere angeht. Gerade für Langstreckenwanderer wie die Teichfledermaus wäre ein Quartierverlust daher besonders gravierend, da durch mangelnde Ortskenntnis kaum alternative Quartiere gefunden werden können. Auch bei den Fransenfledermäusen kann man davon ausgehen, dass der Einzugsbereich des Brunnen als Winterquartier sich nicht nur auf die nähere Umgebung beschränkt. KALLASCH und LEHNERT (1995b) beschreiben für Fransenund Wasserfledermäuse in einem Berliner Winterquartier (Spandauer Zitadelle) 58 5 Diskussion einen Einzugsbereich von 60 km. Auch ENGLÄNDER und JOHNEN (1971) können für Fransenfledermäuse Entfernungen von über 50 km zwischen Sommer- und Winterquartieren nachweisen. Im Januar 1999 sind bei Stadtlohn zwei am Brunnen Meyer beringte Fransenfledermäuse gefunden worden (TRAPPMANN, mündl. Mitteilung). Neben der Entfernung von über 30 km, die die Tiere also zurücklegten, ist interessant, dass somit belegt ist, dass die am Brunnen schwärmenden Fransenfledermäuse nicht zwingend dort überwintern. Sie wandern wieder ab und ziehen dabei wahrscheinlich wieder Richtung ihrer eigentlichen Sommerhabitate. Betrachtet man die Länge der Aktivitätsphase am Brunnen Meyer und anderen größeren Quartieren, stellt man fest, dass die Fransenfledermäuse als letzte Art das Winterquartier aufsuchen (KALLASCH & LEHNERT 1995a). In der Nacht vom 16. zum 17.12.98 werden noch 51 Tiere gefangen. Dabei handelt es sich zu 90 % um Männchen, von denen 75 % adult sind. Dies lässt sich mit ihrer Paarungsaktivität erklären. Vom Paarungsverhalten der Fransenfledermäuse wird angenommen, dass es sich mit dem der Wasserfledermaus vergleichen lässt. Bei beiden Arten finden Paarungen im Winterquartier statt (TRAPPMANN 1997, JURCZYSZYN 1998). Der Großteil der adulten Weibchen der Fransenfledermäuse hingegen fliegt bereits Ende November ein. In der Nacht vom 24.11. zum 25.11.98 liegt ihr Anteil bei 90 %. Sie haben dadurch den Vorteil den Männchen gegenüber, die besseren, also geschützteren Hangplätze aufzusuchen. TRAPPMANN (1999b) beschreibt, dass statistisch gesehen mehr Männchen so genannte Frostschäden an den Ohren aufweisen als Weibchen. Dies ist ein möglicher Hinweis darauf, dass sie die schlechteren, also kühleren Hangplätze aufsuchen müssen oder sich häufiger in weniger optimalen Quartieren aufhalten (vgl. 5.1.3). Die letzten Bechsteinfledermäuse werden am 16.10.98 gefangen. Bis auf zwei einzelne Tiere, die im Dezember gefangen werden, gilt dieser Termin auch für die Wasserfledermäuse. Darauf folgt eine Pause von vier Wochen, in der nicht am Brunnen gefangen wird. So kann also kein genauer Zeitpunkt angegeben werden, wann die Flugaktivität der Wasser- und Bechsteinfledermäuse eingestellt wird. Die Angaben, die sich in der Literatur für die Wasserfledermaus finden lassen, stimmen 59 5 Diskussion aber mit Ende Oktober als Anfang für die Winterlethargie überein (KLAWITTER 1980, KALLASCH & LEHNERT 1995a, TRAPPMANN 1997). Interessant ist auch hierbei, dass bei den Wasserfledermäusen, ähnlich wie bei den Fransenfledermäusen, der Einflug der adulten Männchen ins Winterquartier relativ spät erfolgt. Da es sich bei dem Brunnen Meyer um das bedeutendste Winterquartier in der Westfälischen Bucht handelt, ist sein Erhalt und Schutz von höchster Bedeutung. Negative Veränderungen würden sich nicht nur in der heimischen Fledermauspopulation niederschlagen, sondern auch überregional Folgen haben. Da der Brunnen in seinem Fledermausbestand eine hohe Artenvielfalt aufweist, u.a. drei Arten der FFH-Richtlinie (Teich- und Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr) (DER RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT 1992), sind gravierende Auswirkungen auf den Gesamtbestand der Fledermäuse zu befürchten. Es ist aber nicht nur der Brunnen mit seinem Brunnenhaus zu schützen, sondern auch das nähere Umfeld, welches in der Schwärmphase von besonderer Bedeutung ist. An keinem anderen Quartier innerhalb der Westfälischen Bucht konnte bisher das „Schwärmen“ von Fledermäusen nachgewiesen werden. Diese Eigenschaft als Treffpunkt unterstreicht deutlich den besonderen Wert des Brunnen Meyer mit seinen angrenzenden Waldbeständen. Zu empfehlen ist daher eine Unterschutzstellung des Brunnen und des Brunnenhaus, wenn möglich mit dem daran anschließenden Buchenforst. Möglich wäre hierbei die Ausweisung als Naturschutzgebiet oder Naturdenkmal. 60 5 Diskussion 5.1.2 Bombecker Aa Das Quartier an der Bombecker Aa liegt etwa 3 km entfernt vom Winterquartier im Brunnen Meyer. Es ist anzunehmen, dass den Fledermäusen beide Quartiere bekannt sind. Offensichtlich bietet die Bombecker Aa besonders den Bartfledermäusen optimale Überwinterungsmöglichkeiten. In keinem anderen hier beschriebenen Quartier treten sie sonst so gehäuft auf. Allenfalls aus dem Kreis Steinfurt sind Winterquartiere mit vergleichbaren Zahlen von überwinternden Bartfledermäusen nachgewiesen (LINDENSCHMIDT & VIERHAUS 1997). Durch Bestimmung eines Individuums ist das Vorkommen der Kleinen Bartfledermaus belegt. In der Literatur finden sich häufig Nachweise für das gemeinsame Auftreten beider Arten Bartfledermäuse im selben Winterquartier (GAUCKLER & KRAUS 1970, VIERHAUS 1984b, JONES 1991). So kann nicht ausgeschlossen werden, dass an der Bombecker Aa auch Große Bartfledermäuse überwintern. Beide Arten sind zu längeren Wanderungen fähig (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998, VIERHAUS 1994) und es ist nicht bekannt, wo sich die hier überwinternden Tiere im Sommer aufhalten. Da aber beide Arten sehr ähnliche Ansprüche an ihre Winterquartiere stellen (JONES 1991, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998), ist davon abgesehen worden, die Individuen näher zu bestimmen. Für Bartfledermäuse werden in der Literatur unterschiedliche Hangvorlieben beschrieben. FELDMANN (1973) und VIERHAUS (1994) finden sie in Bergwerkstollen hauptsächlich einzeln freihängend, GAUKLER & KRAUS (1970) hingegen beobachten Bartfledermäuse häufig einzeln in Bohrlöchern. JONES (1991) beschreibt für beide Arten gemischte Clusterbildung (beide Arten und Geschlechter) mit Größen von bis zu zwölf Tieren. An der Bombecker Aa stellt sich die Situation wie folgt dar: Aufgrund der Mauerbeschaffenheit bieten sich viele Öffnungen, in denen die Tiere einzeln frei hängen können und trotzdem gut geschützt sind. Der Großteil der Tiere 61 5 Diskussion bevorzugt eindeutig Hangplätze, die Temperaturänderungen am deutlichsten ausgesetzt sind und bei denen sogar Frosttemperaturen erreicht werden können. Ab dem 07.11.98 werden ständig Bartfledermäuse im Quartier angetroffen. Beim Fangtermin am 14.11.98 werden u.a. zwei aktive Bartfledermäuse entdeckt. Möglich wäre, dass diese das Quartier gerade erst beziehen oder vom Winterquartier aus jagen. EICHSTÄDT (1997) beschreibt für Wasserfledermäuse und Große Mausohren kleine Winterquartiere mit direktem Bezug zum Umland. In diesen Quartieren überwintern Fledermäuse aus der näheren Umgebung, die dann noch vom Winterquartier aus zur Jagd fliegen. Diese Tiere verlassen auch am Ende ihrer Winterlethargie das Quartier nicht sofort und suchen ihre sommerlichen Jagdgebiete auf, sondern nutzen erst das direkte Umfeld des Winterquartiers zur Jagd. Ob dies auch bei Bartfledermäusen vorkommt, ist nicht bekannt, könnte aber auch auf das beim letzten Kontrolltermin am 31.03.99 erfasste Tier zutreffen. Es befindet sich in einer bisher unbesetzten Maueröffnung, dies bedeutet, dass es nach dem 25.03.99 zumindest einmal aktiv gewesen sein muss. Gegen diese Annahme spricht jedoch, dass bei den Fangeinsätzen sowohl im Oktober als auch November keinerlei Flugaktivität nachgewiesen werden konnte. Bartfledermäuse gelten als quartiertreu, was durch Ringwiederfunde von im Winterquartier beringten Tieren belegt ist (FELDMANN 1973, FELDMANN & VIERHAUS 1984). Daten von überwinternden Bartfledermäusen an der Bombecker Aa liegen für Februar und März 1994, sowie Januar und Februar 1996 vor (TRAPPMANN 1996). Dabei sind maximal acht Tiere gefunden worden. Der Unterschied zu dieser Untersuchung könnte auf methodische Unterschiede zurückzuführen sein, da seinerzeit keine Spiegel verwendet worden sind. So sind die Daten durchaus vergleichbar mit den Bartfledermäusen, die als „vollkommen frei“ oder „halb verdeckt“ eingeordnet worden sind. Jedoch zeichnete sich der Winter 1995/96 auch durch besonders kalte Perioden aus, was durchaus Einfluss auf die Hangplatzwahl der Tiere haben kann. Maximal werden im Untersuchungszeitraum 14 Bartfledermäuse an einem Termin erfasst. Dies ist ein vergleichsweise hoher Besatz für ein Winterquartier dieser Größe (mit maximal 30 erfassten Tieren). In den meisten bekannten Massenquartieren Europas, die von mehreren tausend 62 5 Diskussion Fledermäusen als Winterquartier genutzt werden, liegen die Zahlen unter 50 Bartfledermäusen (VIERHAUS 1994). Möglich ist, dass in den anderen Winterquartieren der Baumberge und Umgebung der Konkurrenzdruck durch andere Arten zu groß ist (LINDENSCHMIDT & VIERHAUS 1997). Die wenig kälteempfindlichen Bartfledermäuse sind dann auf die Bombecker Aa ausgewichen (BLAB 1980), die sich durch die niedrigsten Minimaltemperaturen im Quartier (-5°C) sowie starke Temperaturschwankungen auszeichnet. Auffällig ist ebenfalls, dass viele Bartfledermäuse in Bereichen hängen, die den ebenfalls an der Bombecker Aa überwinternden Fransenfledermäusen zu kalt sein dürften (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Somit lässt sich feststellen, dass es sich an der Bombecker Aa um eines der größten Wintervorkommen der Bartfledermäuse in der Westfälischen Bucht handelt. Die Bedeutung der Bombecker Aa für die Fransenfledermäuse ist bisher unterschätzt worden. TRAPPMANN (1996) beschreibt die Bombecker Aa als für Fransenfledermäuse relativ uninteressant. Dies lässt sich dadurch erklären, dass bei bloßen Sichtkontrollen ohne Spiegel (s.o.) die versteckten Fransenfledermäuse nicht erfasst worden sind. Da 75 % der Fransenfledermäuse aber komplett versteckt hängen, kommt es zu den niedrigen Ergebnissen im Winter 93/94 und 95/96. In der Fangnacht des 19.11.98 wird die erste lethargische Fransenfledermaus aufgefunden. Da erst ab dem 21.11.98 Spiegel zur Kontrolle benutzt werden, ist es möglich, dass sich vorher schon Fransenfledermäuse an der Bombecker Aa aufgehalten haben und nicht erfasst worden sind. Offensichtlich scheint das Quartier für die Fransenfledermäuse erst ab Ende Dezember von größerer Bedeutung zu sein. Bleibt die Zahl der angetroffenen Tiere den ganzen November über selbst bei Minimaltemperaturen von unter 0°C gering, steigt sie Ende Dezember doch rapide an und schwankt bis Ende Februar zwischen 15 und 20 Tieren. Möglicherweise setzt die Phase der tiefen Lethargie bei den Fransenfledermäuse erst recht spät ein. Viele Tiere, wahrscheinlich hauptsächlich Männchen, bleiben bis Dezember aktiv und fliegen offensichtlich mehrere Quartiere an, um auf möglichst viele Geschlechtspartner zu treffen (TRAPPMANN 1996). 63 5 Diskussion Auch wenn die Zahl von maximal 20 Fransenfledermäusen im Vergleich zu den großen Quartieren recht gering erscheint, ist die Bedeutung der Bombecker Aa als Quartier für Fransenfledermäuse nicht zu unterschätzen. Offensichtlich ist es gerade für die Fransenfledermäuse wichtig, mehrere Quartiere zur Auswahl zu haben. Das sporadische Vorkommen einer Wasserfledermaus spricht ebenfalls für die Möglichkeit des Quartierverbundes von Brunnen Meyer, Poppenbecker Aa und Bombecker Aa. Eventuell fühlen sich einzelne Tiere durch aktive Artgenossen oder andere Fledermäuse in ihrem Quartier gestört und suchen ein anderes auf. Dies zeigt deutlich, dass die Winterlethargie der Fledermäuse von Aktivitätsphasen unterbrochen wird. Da es sich bei dem Winterquartier an der Bombecker Aa um ein im Vergleich zum Brunnen Meyer und dem Eiskeller in Coesfeld junges Quartier handelt, bleibt abzuwarten, wie sich dort die Überwinterungssituation und die Zahlen der im Winter dort anzutreffenden Fledermäuse entwickeln. Schon heute ist es für den Bestand der Bartfledermäuse von hoher Bedeutung und spielt auch für die Fransenfledermäuse eine große Rolle. Diese Bachunterführung sollte in Zukunft möglichst wenig verändert werden, um negative Einflüsse auf das Quartier zu vermeiden. Das gilt insbesondere für Instandsetzungsmaßnahmen durch die Deutsche Bahn. Des Weiteren ist das Umland der Bombecker Aa in seinem Strukturreichtum zu erhalten. 5.1.3 Poppenbecker Aa Genau wie die Bachunterführung der Bombecker Aa liegt das Quartier an der Poppenbecker Aa in der Nähe des Brunnen Meyer. In diesem Fall ist allerdings die Annahme, dass es sich bei diesen Quartieren um einen Quartierverbund handelt, durch einen Ringfund einer juvenilen Fransenfledermaus belegt. Es steht somit fest, dass die Tiere mehrere Quartiere kennen lernen. 64 5 Diskussion An der Poppenbecker Aa dominieren die Fransenfledermäuse, jedoch werden auch einzelne Exemplare der Bart- und Wasserfledermaus regelmäßig angetroffen. Vom 7.12.98 bis zum 12.02.99 kann stets eine nicht näher bestimmte Bartfledermaus gesichtet werden. Höchst wahrscheinlich handelt es sich dabei immer um das selbe Tier. Es hängt weitaus exponierter als die Fransenfledermäuse und scheint offensichtlich kühlere Temperaturen zu bevorzugen. Ein bis zwei Wasserfledermäuse halten sich im Untersuchungszeitraum recht unregelmäßig im Quartier auf. Zwischen dem 20.12.98 und dem 06.01.99 wird kein Exemplar dieser Art angetroffen. In diesem Zeitraum erreichen die Maximumtemperaturen im Quartier Höchstwerte mit 11°C. Es wäre möglich, dass dies für Wasserfledermäuse zu warm ist. Bei den anderen vorkommenden Arten ist jedoch kein Zusammenhang zwischen dem Temperaturanstieg und ihrem Vorkommen oder Abwandern zu finden. Zwischen dem 11.11.98 und dem 04.03.99 finden sich stets Fransenfledermäuse im Quartier. Auffällig ist die hohe Fluktuation ihrer Zahl. So befinden sich am 28.11.98 nur zwei Fransenfledermäuse in der Mauerspalte, vier Tage später sind es neun. Nimmt man an, dass dieser Zeitpunkt gerade in die Hauptaktivitätsphase des Quartiereinflugs bei den Fransenfledermäusen fällt (vgl. 5.1.1), erklärt dies zwar den momentanen Anstieg der Zahlen, jedoch nicht, warum am 12.12.99 wiederum nur noch zwei Tiere aufzufinden sind. Ähnlich deutliche Bestandsschwankungen treten Ende Januar/Anfang Februar auf, eine Zeit die definitiv in die Winterlethargie fällt. Eine Erklärung wäre in der Tatsache zu finden, dass alle bestimmten Fransenfledermäuse, also die drei gefangenen Exemplare und der Ringfund, Männchen sind. Diese Aussage lässt allerdings keine statistisch gesicherten Rückschlüsse auf den Gesamtbestand im Quartier zu. Möglich wäre jedoch, dass es sich bei der Poppenbecker Aa um ein bevorzugtes Männchenquartier handelt. Da sich die Fransenfledermäuse erst im Winterquartier paaren, sind die Männchen relativ lange aktiv und wechseln die Standorte, um sich mit möglichst vielen Weibchen zu paaren. Dies erhöht ihren Fortpflanzungserfolg und ermöglicht einen Genaustausch. Daher sind 65 5 Diskussion die Männchen aber auch auf kleinere, weniger günstige Winterquartiere angewiesen, in denen sie auch kurzfristig Versteckmöglichkeiten finden (vgl. 5.1.1). Das Quartier Poppenbecker Aa ist stark witterungsbeeinflusst und kann empfindlich auskühlen. Im Vergleich zum Brunnen Meyer ist es also für Fransenfledermäuse weniger gut geeignet. Bei der einzelnen Erfassung eines Braunen Langohrs am 28.11.98 scheint es sich wahrscheinlich um ein auf dem Durchzug befindlichen Exemplar oder einen Tagesgast gehandelt zu haben. Andere Nachweise von Braunen Langohren in diesem Quartier sind ansonsten nicht bekannt. Insgesamt werden an der Poppenbecker Aa deutlich weniger Fledermäuse erfasst als an der Bombecker Aa. Dennoch ist die Bedeutung dieses Quartiers nicht zu unterschätzen. Es wird im Untersuchungszeitraum von mindestens vier Arten genutzt. TRAPPMANN (1996) kann im März 1994 noch eine weitere Art, die Bechsteinfledermaus nachweisen. Hinzu kommt, dass die Poppenbecker Aa aufgrund ihrer räumlichen Nähe zum Brunnen Meyer in einem engen Zusammenhang zu sehen ist. Darum sind bei eventuellen Instandsetzungsarbeiten von Seiten der Deutschen Bahn AG möglichst wenige Veränderungen vorzunehmen. Besonders der Spalt zwischen altem und neuerem Teil ist zu erhalten. Zu bedenken sind Maßnahmen, die den Fledermausbesatz erhöhen können, z.B. ein Anbringen von Fledermauskästen, die insbesondere den kälteunempfindlicheren Arten zu Gute kommen können, wie den Bartfledermäusen, Braunen Langohren und Bechsteinfledermäusen (TRAPPMANN 1996, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). 5.1.4 Eiskeller Daten von Winterquartierkontrollen im Eiskeller in Coesfeld liegen seit 1986 vor (TRAPPMANN 1996). Erfreulich ist, dass seitdem die Zahlen von überwinternden Fledermäusen im Eiskeller kontinuierlich zugenommen haben. Zwar schwankt die Anzahl der erfassten Tieren, was u. U. auf verschiedene Bearbeiter und Erfassungsmethoden zurückzuführen ist, jedoch ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu 66 5 Diskussion erkennen, der in Höchstwerten für den Winter 98/99 gipfelt. Ein weiterer Grund für die Bestandsschwankungen können natürlich auch Unterschiede der Witterungsbedingungen in den einzelnen Wintern sein. Die aktuelle Temperatur kann die Tiere insofern beeinflussen, dass sie sich geschützte Stellen in Ritzen und Spalten suchen, die im Eiskeller vielfach vorhanden sind und entweder schlecht oder gar nicht eingesehen werden können. Betrachtet man die Bestandsentwicklung im Laufe des Winters, lässt sich feststellen, dass Ende Januar und im Februar die meisten Fledermäuse im Quartier vorkommen. TRAPPMANN (1996) findet im Oktober 1995 nur 26 Tiere, bei denen die Wasserfledermäuse mit 23 Exemplaren überwiegen. Dies verdeutlicht, dass die Wasserfledermäuse sehr viel früher ihr Winterquartier beziehen als die Fransenfledermäuse. Anfang Januar 1996 ist die Zahl auf insgesamt 103 gestiegen, wobei nun die Fransenfledermäuse mit 65 gegenüber 29 Wasserfledermäusen deutlich überwiegen. Bis März 1996 nimmt die Zahl der Fransenfledermäuse aber schon wieder deutlich ab, es finden sich noch 34 Tiere. Von den Wasserfledermäusen finden sich 42 Exemplare, was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass sie mit zunehmender Temperatur aus Verstecken hervorgekommen sind. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich im Untersuchungszeitraum ab. Bei allen Kontrollen überwiegen die Fransenfledermäuse deutlich. Zwischen den Kontrollen im Januar 1999 und Februar 1999 steigen die Zahlen erneut an, die Fransenfledermäuse nehmen um 28 % zu, die Wasserfledermäuse um 24 %. Inwieweit die Tiere sich vorher schon im Quartier aufhielten oder nachträglich zugewandert sind, ist nicht zu klären. Bis März 1999 hat sich die Zahl der Fledermäuse dann stark reduziert. Bei den Fransenfledermäusen kommt es zu einer Abnahme von 78 %, bei den Wasserfledermäusen von 43 %. Nachgewiesen ist hiermit, dass der Großteil der Fransenfledermäuse bereits Anfang März das Winterquartier verlässt. Dies korreliert auch mit den Daten aus den kleinen Winterquartieren. Auffällig ist, dass im Eiskeller ausgesprochen viele Fledermäuse frei an Wänden hängen und dann sogar häufig in relativ niedriger Höhe. Sie wären für Menschen 67 5 Diskussion also durchaus leicht erreichbar. In einer Studie über die Gefährdung von Fledermäusen durch Räuber oder Menschen stellen BEKKER & MOSTERT (1991) deutliche Unterschiede in der Hangplatzwahl von Wasserfledermäusen in für Menschen zugänglichen und nicht zugänglichen Quartieren dar. In den zugänglichen Quartieren hängen etwa 70 % der Tiere in für Menschen nur schwer zugänglichen Spalten oder Bohrlöcher. In den ungestörten Quartieren beträgt dieser Anteil nur 40 %. Sicherlich hängt die Platzwahl zu einem Großteil auch von den klimatischen Bedingungen im Quartier ab (BEKKER & MOSTERT 1991). Dabei ist der Eiskeller in Coesfeld durch seine Größe und Beschaffenheit und den damit verbundenen verschiedenen Temperaturzonen besonders für Fledermäuse geeignet. Interessant ist, dass im Eiskeller wiederholt Fransenfledermäuse angetroffen werden, die am Brunnen Meyer beringt worden sind (TRAPPMANN 1996, eigene Beobachtungen). Dies belegt erneut die Annahme, dass die Tiere durchaus mehrere Quartiere kennen lernen und dies bereits vor ihrem ersten Winter, wie der Fund des im September 98 als „diesjährig“ bestimmten Weibchens beweist. Weiterhin kommt es auch regelmäßig zu Wiederfunden von adulten Fransenfledermäuse, die am Eiskeller selbst beringt wurden (TRAPPMANN 1996, eigene Beobachtung). Dies kann eine gewisse Quartiertreue belegen. Möglich wäre, dass die Tiere in ihren ersten Wintern unterschiedliche Quartiere ausprobieren. Die Beobachtung eines kopulierenden Fransenfledermauspaares bestätigt erneut die Annahme, dass sich Fransenfledermäuse noch spät im Winterquartier paaren. Da es sich bei dem Eiskeller in Coesfeld um ein artenreiches und stark frequentiertes Winterquartier der heimischen Fledermäuse handelt, ist sein Erhalt und Schutz von besonderer Bedeutung. Des Weiteren erforderlich, dass seine nähere Umgebung nicht verändert wird. Die für Fledermäuse dringend notwendigen Leitlinien wie Heckenstrukturen und Gewässerläufe im näheren Umfeld müssen ebenso erhalten 68 5 Diskussion wie erweitert werden. Auf bauliche Maßnahmen, besonders im Einflugbereich sollte unbedingt verzichtet werden. 5.1.5 Waldschlösschen Bei dem Winterquartier im Waldschlösschen handelt es sich um ein besonders interessantes Objekt, da es sich um die Kellergewölbe eines Hauses in Privatbesitz handelt. Da das Haus seit Jahrzehnten leer steht und der Keller lange nicht genutzt worden ist, hat sich hier eine ausgeprägte Überwinterungstradition entwickeln können. Die Nutzung als Winterquartier ist seit drei Jahren bekannt. In seiner Artzusammensetzung ähnelt dieses Quartier stark dem Eiskeller in Coesfeld. Es finden sich 208 Fledermäuse, unter denen die Fransenfledermäuse deutlich mit 160 Tieren dominieren. Auffällig ist, dass sich der Großteil der Tiere in Spalten und Ritzen aufhält, dieses Verhalten findet sich sowohl bei den Fransen- als auch den Wasserfledermäusen. Möglich ist also, dass gut versteckte Tiere übersehen worden sind und der tatsächliche Bestand noch größer ist. Die wenigen Tiere, die relativ frei hängen, befinden sich durchweg in einer für Menschen ohne Hilfsmittel nicht erreichbaren Höhe. Vergleicht man das Quartier im Waldschlösschen mit dem Eiskeller in Coesfeld, so scheinen zunächst ähnliche Gegebenheiten vorhanden zu sein. Beides sind große Quartiere mit hoher Luftfeuchtigkeit, besitzen Zonen mit unterschiedlichem Kleinklima und bieten den Tieren unterschiedliche Hangplätze. Trotzdem zeigen sich die bei BEKKER & MOSTERT (1991) beschriebenen typischen Situationen der gestörten und ungestörten Winterquartiere (vgl. 5.1.5). Besonders gravierend ist der Fund von sechs toten Fledermäusen, wobei aufgrund ihrer Verletzungen davon ausgegangen werden muss, dass sie durch Fremdeinwirkungen umgekommen sind. Da es bei den Kellergewölben des Waldschlösschen um ein wichtiges Winterquartier von überregionaler Bedeutung handelt, ist sein Erhalt dringend notwendig. Dabei 69 5 Diskussion muss bei Instandsetzungen im Gebäude auf Veränderungen im Kellerbereich verzichtet werden, um die klimatischen Bedingungen dort nicht zu verändern. Bei der Gebäudesicherung ist zu beachten, dass weiterhin eine ausreichende Ein- und Ausflugmöglichkeit besteht. Voraussetzung hierfür ist allerdings die baldige Einigung von Naturschutz und Besitzer über die zukünftigen Nutzungen und Pachtverhältnisse. 5.1.6 Bunker Lauheide Die ersten Fledermäuse im Bunker Lauheide sind im Dezember 1992 nachgewiesen worden, also etwa ein Jahr nachdem er mit verschiedenen Versteckmöglichkeiten für Fledermäuse ausgestattet worden ist (TRAPPMANN 1996). Erfreulicherweise lässt sich auch im Bunker ein deutlicher Aufwärtstrend in der Nutzung durch Fledermäuse erkennen. So kommt es innerhalb des Untersuchungszeitraums zum bisherigen Maximum von 23 angetroffenen Tieren. Dabei dominieren hier zahlenmäßig wieder die Fransenfledermäuse. Interessant ist jedoch, dass sich diese nur zeitlich stark begrenzt im Bunker aufhalten. Während sich in den Wintern 94/95 und 95/96 bei regelmäßigen Kontrollen zwei Spitzen, jeweils Mitte November und im Frühjahr, abzeichnen, wird im Winter 98/99 nur im November ein verstärktes Aufkommen von Fransenfledermäusen vermerkt. Dabei können sogar nach dem 30.12.98 gar keine Fransenfledermäuse mehr nachgewiesen werden. Für die Fransenfledermäuse scheint es sich beim Bunker Lauheide also offensichtlich um ein Zwischenquartier zu handeln, welches sie für die Tiefphase der Winterlethargie wieder verlassen. Möglich ist, dass es als Rastquartier auf dem Zug in ein größeres Quartier dient oder wie die meisten anderen kleinen Quartiere auch als Paarungsquartier genutzt wird (TRAPPMANN 1996). Die Braunen Langohren hingegen nutzen den Bunker Lauheide bevorzugt in den kältesten Phasen des Winters und verbleiben längerer Zeit dort. Sie finden sich während des Untersuchungszeitraums erst nach dem 20.11.98 ein, nachdem es einige Tage anhaltenden Frost gegeben hat. Braune Langohren gelten als relativ kältehart, so ist es möglich, dass sie sich vorher in weniger optimalen Quartieren aufgehalten 70 5 Diskussion haben und erst bei anhaltenden Extremtemperaturen ein wärmeres Quartier aufsuchen müssen (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). LINDENSCHMIDT und VIERHAUS (1997) weisen Braune Langohren bei ihren Kontrollen nur während oder nach anhaltenden Frostperioden in Winterquartieren nach. Außerdem bemerken sie in milden Wintern einen auffälligen Rückgang der hibernierenden Braunen Langohren in ihren kontrollierten Quartieren. Nachweise von Braunen Langohren aus Fledermausquartieren in alten Bunkern gibt es u.a. auch aus der Lüneburger Heide, dem Kreis Steinfurt und der Großen Heide, Brandenburg (ALBERS 1994, LINDENSCHMIDT & VIERHAUS 1997, BLOHM et al. 1998). Sie scheinen mit dem vergleichsweise trockenem Raumklima in einem Bunker durchaus gut zu recht zukommen. Für diese Art können Bunker besonders im höhlenarmen Flachland eine alternative Überwinterungsmöglichkeit darstellen. Interessant ist, dass die Fransenfledermäuse im Bunker Lauheide fast immer in oder hinter den Holzbetonkästen anzutreffen sind, häufig in Clustern bis zu acht Tieren. Sie scheinen den Körperkontakt zu ihren Artgenossen zu suchen. Möglich ist, dass dieses Verhalten der Temperaturregulation dient (GEBHARD 1997). Die Braunen Langohren hingegen hängen häufig in den Griffschlitzen der Kalksandsteine oder sie liegen in den Bohrlöchern (siehe Abb. 32 und 33 im Anhang). Offensichtlich bevorzugen sie Hangplätze, an denen sie solitär hibernieren können. 71 5 Diskussion 5.2 Bedeutung der Neuschaffung von Quartieren und Suche von neuen Quartieren Die Westfälische Bucht zeichnet sich aufgrund ihrer geologischen Gegebenheiten durch eine Höhlenarmut aus (MÜLLER-WILLE 1966). Des Weiteren finden sich nur wenige Bergwerke und Minen in den angrenzenden Höhenlagen. Trotzdem ist es nicht nur den ganzjährig baumbewohnenden Fledermäusen gelungen, sich hier anzusiedeln, auch lithophile Fledermausarten haben als typische Kulturfolger in von Menschen geschaffenen Quartieren ihren Lebensbereich gefunden. Dennoch sind heute viele Arten nicht nur durch die Zerstörung ihrer Jagdgebiete und Sommerquartiere, sondern besonders durch die Abnahme von geeigneten Winterquartieren bedroht. Gerade durch ihre Fähigkeit, statt natürlicher Winterquartiere auch vom Menschen geschaffene Quartiere zu besiedeln, haben sich Fledermäuse in eine gefährliche Abhängigkeit zum Menschen begeben (VIERHAUS 1997). Diese Strategie, die die Entwicklung ihres Bestands hier erst möglich machte, bedroht nun ihr Vorkommen. Zum einen ist es die Entwertung von bestehenden Quartieren durch negative Eingriffe in deren direktes Umfeld, wie die Zerstörung von Leitlinien, Ausräumen der Landschaften oder Abholzung von Waldflächen, zum anderen werden Quartiere wissentlich oder unbeabsichtigt zerstört, z.B. durch Abriss von Gebäuden, Verschluss oder Fremdnutzung von Stollen und Kellern, sowie durch Abdichtung von Fugen und Spalten bei Instandsetzungen (MAYER & GEIGER 1996, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998, BOYE et al. 1999, TRAPPMANN 1999b). Besonders letzterer Punkt führt auch zur Verhinderung der Entstehung von neuen Quartieren, durch besonders sorgsame Bau- und Renovierungsweisen bleiben für die Fledermäuse kaum noch Möglichkeiten, geeignete Verstecke zu finden. Es ist also nötig, geeignete Objekte zu suchen, diese zu optimieren und sie für die langfristige Nutzung sicher zu stellen. Da eine Neubesiedelung durch Fledermäuse in der Regel nicht sofort erfolgt, sind schnelle Erfolgsmeldungen meist nicht vorzuweisen. Ebenso sollte der Bestand eines Quartiers auch dauerhaft gesichert 72 5 Diskussion sein, damit im Fall einer Ansiedlung der Fledermausbestand nicht nach kurzer Zeit wieder bedroht wird. Da die Suche nach bisher unbekannten Winterquartieren in Bachunterführungen erfolglos bleibt, ist es interessant, diese mit den bereits bestehenden Quartieren zu vergleichen. Dabei fällt auf, dass sich die Bachunterführungen mit Winterquartieren hauptsächlich dadurch von anderen Unterführungen unterscheiden, dass sie aufgrund von Spalten, Hohlräumen und Öffnungen in der Mauer vielfach frostfreie Verstecke für Fledermäuse bieten. Mögliche Maßnahmen, andere Unterführungen für Fledermäuse nutzbar zu machen, ist von daher das Anbringen von Versteckmöglichkeiten. Da die meisten untersuchten Objekte aber nicht frostfrei sind, reicht das bloße Anbringen von Fledermauskästen nicht aus. Betrachtet man beispielhaft die Unterführung des Offerbach, direkt auf der Kreisgrenze Coesfeld Münster, die glatt verputzt und großräumig angelegt ist. Hier ließe sich leicht nachträglich die Wand verklinkern. Dabei wäre es optimal, wenn ein Hohlraum zwischen den beiden Mauern entstehen würde, der durch Maueröffnungen erreichbar ist. Des Weiteren können Einbaukästen und Kalksandsteine in die Mauer integriert werden. Durch solche Maßnahmen sind viele Unterführungen relativ leicht nachrüstbar. Bei neuen Baumaßnahmen können diese Empfehlungen schon in der Planung berücksichtigt werden. Eine weitere Möglichkeit neue Winterquartiere zu schaffen, ist der Ausbau von unterirdisch gelegenen alten Bunkern, Kellern oder vergleichbaren Objekten. In der Literatur finden sich vielfach Erfahrungsberichte, Ratschläge und Erfolgsnachweise (vgl. ENGELHARDT 1993, ALBERS 1994, HAENSEL & ARNOLD 1994, KALLASCH & LEHNERT 1995b, SCHULZ 1995, BLOHM et al. 1998). Ein Beispiel aus Münster für eine solche erfolgreiche Aktion ist u.a. der Bunker Lauheide, der bereits im zweiten Winter nach seiner Herrichtung als Winterquartier von Fledermäusen angenommen worden ist. In der Stadt Münster werden solche Arbeiten im Rahmen des zweijährigen „Projekt Fledermausschutz“ gefördert. Im Herbst 1998 ist wieder begonnen worden, verschiedene Objekte fledermaustauglich herzurichten (vgl. TRAPPMANN 1999a). 73 Literaturverzeichnis 6 Zusammenfassung Alle Arten der in Nordrhein-Westfalen heimischen Fledermäuse sind in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Ein Ansatz des aktiven Fledermausschutz ist die Sicherung von bekannten Winterquartieren sowie die Erfassung und Optimierung potentiell geeigneter Bauobjekte. Ziel dieser Arbeit ist es, bereits bekannte und neu entdeckte Winterquartiere in der Westfälischen Bucht in ihrer Artzusammensetzung zu untersuchen und soweit möglich den quantitativen Besatz zu dokumentieren. Aus diesen Ergebnissen soll die Bedeutung der einzelnen Quartiere für den Fledermausbestand abgeleitet und Grundlagen für eine Unterschutzstellung bereitgestellt werden. Bei den bekannten Quartieren handelt es sich um sechs verschiedene größere und kleinere Winterquartiere mit deutlichen Funktionsunterschieden. Die quantitativ bedeutsameren Quartiere bestehen aus dem so genannten Brunnen Meyer bei Havixbeck in den Baumbergen sowie dem Eiskeller bei Coesfeld und dem Keller des Waldschlösschens in Bocholt. Die genaue Anzahl der im Brunnen Meyer überwinternden Fledermäuse lässt sich nicht ermitteln, die Zahl liegt aber schätzungsweise bei mehreren hundert Tieren. Neben seinem Status als überregional bedeutsames Winterquartier besitzt der Brunnen Meyer eine weitere wichtige Funktion. Er dient während der so genannten Schwärmphase einer großen Anzahl Wasser- und Fransenfledermäuse, aber auch Bechstein- und Teichfledermäusen als Treffpunkt. Nachgewiesen wird, dass es zu Anfang der Schwärmphase zu einem verstärkten Aufkommen der diesjährigen Tiere kommt. Diese Jungtiere lernen noch vor ihrem ersten Winter verschiedene Winterquartiere kennen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das vermehrte Auftreten von männlichen Tieren. Das Einsetzen ihrer sexuellen Aktivität fällt ebenfalls in die Schwärmphase. Die beiden Quartiere Eiskeller und Waldschlösschen dienen jeweils über 200 Fledermäusen als Winterquartier, wobei die Fransenfledermäuse zahlenmäßig deutlich dominieren. In ihren örtlichen Gegebenheiten und ihrer 74 Literaturverzeichnis Artzusammensetzung sind sie durchaus miteinander vergleichbar. Beide sind von größter Bedeutung für die heimische Fledermauspopulation. Bei den kleineren Quartieren handelt es sich um die Bachunterführungen Bombecker Aa und Poppenbecker Aa in den Baumbergen sowie um einen Bunker auf dem Waldfriedhof Lauheide in Münster. In diesen Quartieren werden maximal 15 - 30 Fledermäuse entdeckt. Die Auswertung der gemachten Ergebnisse zeigt deutlich, dass sich gerade diese Winterquartiere trotz ihrer niedrigen Besatzzahlen durch besondere Funktionen auszeichnen. Bei der Bombecker Aa handelt es sich um ein sehr bedeutsames Quartier der Bartfledermäuse. Die Poppenbecker Aa scheint mit dem Brunnen Meyer zu korrespondieren, dabei dient sie eventuell in erster Linie als Männchenquartier der Fransenfledermäuse. Der Bunker Lauheide ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung künstlich geschaffener und vom Menschen geplanter Fledermausquartiere. Dabei fungiert er als Zwischenquartier für Fransenfledermäuse und als Winterquartier für mehrere Braune Langohren. Die Suche nach bisher unbekannten Winterquartieren in Bachunterführungen im Kreis Coesfeld bleibt erfolglos. Im Vergleich zu bestehenden Quartieren dieses Typs lassen sich allerdings Ableitungen treffen, die erklären, warum diese Unterführungen bisher nicht geeignet sind und wie sie sich relativ einfach zu potentiellen Quartieren nachrüsten lassen. 75 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis ALBERS, S. (1994): Bau von fünf Fledermausquartieren im Raum Bispingen, Landkreis Soltau-Falingbostel (nordöstliches Niedersachsen). Nyctalus (N.F.) 5, 191-195. BEKKER, J. P. & MOSTERT, K. (1991): Predation on bats in the Netherlands; Facts and Assumptions. Myotis. 29, 91-96. BERNARD. R., GAWLAK, A. & KEPEL, A. (1998): The importance of village wells for hibernating bats on the example of a village in north-western Poland. Myotis 36, 25-30. BEYER, L. (1992): Die Baumberge. Landschaftsführer des Westfälischen Heimatbundes, 2. neubearb. und erw. Auflage, Aschenddorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster. BLAB. J. (1980): Grundlagen für ein Fledermaus-Hilfsprogramm, Kilda-Verlag, Greven. 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(1886): Der Fledermausfang im Havixbecker Felsenbrunnen am 16. März 1886. Jber. Zool. Sekt. f. 1885-86 14, 40-43. 81 Danksagung Für die Überlassung dieses interessanten Themas sowie seiner Diskussionsbereitschaft danke ich Herrn Prof. Mattes. Carsten Trappmann danke ich für seine Bereitschaft, das Zweitgutachten zu erstellen. Besonders dankbar bin ich für seine fachkundige Betreuung während meiner Untersuchungen und die hervorragende Einarbeitung in die Fledermausforschung. Des Weiteren möchte ich mich bei ihm für die Bereitstellung verschiedener Arbeitsmaterialien bedanken sowie für die gute Zusammenarbeit bei zahlreichen Fangeinsätzen. Jürgen Weiß vom Institut für Landschaftsökologie danke ich für die Bereitstellung der Temperaturdaten. Besonders dankbar bin ich Familie Pohlmann aus Havixbeck für die Duldung meiner Arbeit auf ihrem Grundstück sowie ihrem Interesse an den Fledermäusen. Ich hoffe, die Zusammenarbeit wird weiterhin so erfreulich verlaufen. Der ULB Coesfeld danke ich für die Erteilung der im Rahmen meiner Arbeit benötigten Genehmigungen. Hans Haufe aus Coesfeld möchte ich für die Gelegenheit danken, den Eiskeller in Coesfeld mehrfach besuchen zu dürfen sowie für seine Duldung meiner Arbeit im Kreis Coesfeld. Für die kritische Durchsicht des Manuskriptes und Hilfe bei Computerproblemen danke ich Markus Wissing. 82 Ein besonderer Dank gilt meinen zahlreichen Helfern und Begleitern bei Fangeinsätzen und Kontrollgängen in den Winterquartieren. Stellvertretend für alle möchte ich hier besonders Axel Donning, Lena Grosche, Eva Kemper, Frauke Meier, Thomas Mutz und Andre Niermann erwähnen, ohne deren regelmäßigen Einsatz diese Arbeit nicht durchführbar gewesen wäre. Meiner Familie danke ich für die finanzielle Unterstützung während meines Studiums sowie ihrem anhaltenden Interesse an meiner Arbeit und den Fledermäusen. 83 Erklärung Ich versichere, dass ich diese Arbeit einschließlich der beigefügten Abbildungen, Tabellen und Karten, soweit nicht anders gekennzeichnet, selbst angefertigt und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Textstellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach aus anderen Werken entstammen, sind unter Angabe der Quellen gekennzeichnet. Münster, den 19.11.1999 (Sandra Pinno) Aktuelle Kontaktdaten der Autorin Dipl.-Landschaftsökologin Sandra Meier Wallfahrtsteich 18d 32425 Minden 84