RÜCKENFITNESS MODULTRA-RÜ Q-FitnessAcademy Inh.WinSilvester,SaarbrückenerStr.66,53117Bonn Tel.:0228–645052,[email protected] Stand:11.2015 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 1 Verfasser:WinSilvester Fotos:CreativeCommons Layout:AlexanderOckel SeienSievorsichtigmitGesundheitsbüchern– SiekönntenaneinemDruckfehlersterben. (MarkTwain) Hinweis: DieAussagen,HinweiseundRatschlägeindiesemManualsind sorgfältigerarbeitetworden,dennochkanneineGarantienicht übernommenwerden.AlleAngabenerfolgenohneGewähr.Eine HaftungderVerfasserfürPersonen-,Sach-undVermögensschäden, dieausdenimManualgemachtenHinweisenundRatschlägen resultieren,istausgeschlossen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 2 1. EINLEITUNG 6 2. ANATOMISCHEUNDPHYSIOLOGISCHEGRUNDLAGEN 7 2.1 DERBEWEGUNGSAPPARAT 2.1.1 DERPASSIVEBEWEGUNGSAPPARAT 2.1.2 DIEWIRBELSÄULE 2.1.3 DASBECKEN 2.1.4 DASKREUZBEIN 2.1.5 DASILIO-SAKRAL-GELENK 2.1.6 EXKURS:DIEBEDEUTUNGDESFUßGEWÖLBESFÜRDIEGESAMTSTATIK 2.1.7 DIEWIRBELKÖRPER 2.1.8 DIEBANDSCHEIBEN 2.1.9 DIEBÄNDER 2.2 DERAKTIVEBEWEGUNGSAPPARAT 2.2.1 BAUCHMUSKULATUR 2.2.2 RÜCKENMUSKULATUR 2.2.3 GESÄß-UNDBEINMUSKULATUR 2.2.4 BECKENBODEN 2.2.5 M.TRANSVERSUSABDOMINIS 2.2.6 M.MULTIFIDI 2.2.7 BECKENBODEN 2.2.8 TONISCHEUNDPHASISCHEMUSKULATUR 2.2.9 MUSKELFASERTYPEN 2.2.10 MUSKULÄREDYSBALANCE 2.2.11 NEURO-MUSKULÄREDYSBALANCEN 8 8 8 10 11 11 12 13 13 14 15 15 15 15 15 15 16 16 18 18 19 20 3. RUMPFSTABILISATION 21 3.1 LOKALESTABILISATOREN 3.1.1 EIGENSCHAFTENDERLOKALENSTABILISATOREN 3.1.2 TRAININGDERLOKALENSTABILISATOREN 3.2 GLOBALESTABILISATOREN 3.2.1 EIGENSCHAFTENDERGLOBALENSTABILISATOREN 22 22 22 22 23 4. MUSKELISOLATION 23 5. DIEKINETISCHEKETTE 24 5.1 MUSKELSCHLINGEN 5.1.1 BEDEUTUNGFÜRDIEPRAXIS: 25 25 6. DIEAKTIVAUFGERICHTETEHALTUNG 27 6.1 6.2 6.3 6.4 27 27 28 28 DIENORMALE,HABITUELLEHALTUNG HALTUNGSSCHWÄCHEN URSACHENFÜRHALTUNGSSCHWÄCHENUNDLÖSUNGSANSÄTZE DIERUHEHALTUNG 7. WIRBELSÄULENGYMNASTIK 29 7.1 ÜBERBLICK 7.2 STUNDENAUFBAU 7.2.1 VORINSTRUKTIONEN 7.2.2 WARM-UP 29 29 29 30 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 3 7.2.3 HAUPTTEIL 7.2.4 STRETCH&RELAX 7.2.5 TIPPSFÜRDENUNTERRICHT 31 31 31 8. DERWERTEINESLÄCHELNS 32 9. ZIELGRUPPEN: 33 9.1 KORREKTURREGELN 33 10. EINSATZVONZUSATZGERÄTEN 34 10.1 DASTHERABAND/DERTUBE 10.1.1 WOHERKOMMTDASTHERABAND? 10.1.2 WORAUSBESTEHTDASTHERABAND? 10.1.3 PFLEGE 10.1.4 BODYCONTROL 10.1.5 WASISTZUBEACHTEN? 10.2 FITBALL 10.2.1 BALLGRÖßE 10.2.2 WORAUFMUSSICHBEIFITBALLACHTEN? 34 34 34 35 35 35 36 37 37 11. KRAFTTRAINING 37 11.1 ARTENDERMUSKELARBEIT: 11.2 BEWEGLICHKEIT 11.2.1 VORAUSSETZUNGEN 11.2.2 WIETRAINIEREICHSINNVOLLMEINEBEWEGLICHKEIT?/STRETCHING 38 38 38 38 12. KOORDINATION 41 12.1 VORAUSSETZUNGEN 12.2 WIETRAINIEREICHSINNVOLLMEINEKOORDINATION? 12.3 VORTEILEDESKOORDINATIONSTRAININGS 41 42 42 13. PILATES 43 13.1 EINFÜHRUNG 13.2 WASISTNUNDASBESONDEREANPILATES-TRAINING? 13.3 JOSEPHHUBERTUSPILATES(1880–1967) 13.4 CONTROLOGY 13.5 AUSWIRKUNGENVONPILATES-TRAINING 13.6 FÜRWENISTPILATESGEEIGNET? 13.7 DIEGRUNDPRINZIPIEN 13.8 DASPOWERHOUSE 13.8.1 DASPOWERHOUSEAKTIVIEREN 43 43 43 44 45 45 46 46 47 14. KRANKHEITSBILDER 47 14.1 RÜCKENSCHMERZEN 14.2 PROBLEMEUNDKRANKHEITENIMÜBERBLICK 14.2.1 SCHWANGERSCHAFT 14.2.2 OSTEOPOROSE 14.3 BANDSCHEIBENVORFALL/PROLAPS 14.3.1 BANDSCHEIBENVORFALLNACHVORN 14.3.2 BANDSCHEIBENVORFALLNACHHINTEN(INDENWIRBELKANAL) 14.3.3 BANDSCHEIBENVORFALLNACHHINTENSEITLICH 14.4 MUSKELVERSPANNUNGEN/MYOGELOSEN 47 48 48 49 50 50 50 50 51 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 4 14.5 ARTHROSE 14.6 DIESCHEUERMANN-KRANKHEIT 14.7 SKOLIOSE 14.8 ISCHIALGIE 14.9 HEXENSCHUß/LUMBAGO/AKUTELUMBALGIE 14.10 WIRBELGLEITEN/SPONDYLOLISTHESE 14.11 MORBUSBECHTEREW/SPONDYLARTHRITISANKYLOPOETICA 51 52 52 53 53 54 54 15. LITERATURVERZEICHNIS 55 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 5 1. Einleitung Rückenbeschwerden stellen das häufigste orthopädische Krankheitsbild [unserer Gesellschaft] dar... Die Wirbelsäule ist aufgrunddermenschlichenEntwicklungsgeschichtevomVierbeiner zum aufrechten Gang zur zentralen Schwachstelle des Bewegungsapparates geworden. (Boeckh-Behrens/Buskies) Rückenbeschwerden sind der häufigste Grund für einen Arztbesuch oderfürKrankschreibungen.(Buskies/Demski) NachHollmann/Hettinger(2000)weisenbereits50–65%alleracht- bis18-jährigenSchülerHaltungsschwächenauf. Nach Kempf (1994) leider in Deutschland ca. 80% aller Menschen mindestenseinmalinihremLebenanRückenschmerzen. Bei30%derdeutschenBevölkerungsinddieRückenleidenchronisch. Rückenprobleme zwingen mehr Arbeitnehmer in die Frührente als irgendeineandereErkrankung.Denjährlichenvolkswirtschaftlichen Schaden schätzen Fachleute auf 20 – 50 Milliarden Mark (10 – 25 MilliardenEuro)(DerGesundheitsbrockhausKursbuchMensch) DasZielisteinKörper, derfüreineBewegungsqualität vonminimalemAufwand undmaximalerWirksamkeit organisiertist; alsonichtdurchmuskuläreAnstrengung, sonderndurcheinevermehrteBewusstheitdarüber, wieesfunktioniert. (M.Feldenkrais) ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 6 2. AnatomischeundphysiologischeGrundlagen ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 7 2.1 DerBewegungsapparat Die Wirbelsäule ist die tragende Achse unseres Körpers. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Bewegungsapparates. Man unterscheidetdenaktivenunddenpassivenBewegungsapparat. ZumaktivenBewegungsapparatgehören: • Skelettmuskulatur • Sehnen • Hilfseinrichtungen(z.B.Sehnenscheiden,Schleimbeutel) ZumpassivenBewegungsapparatgehören: • Knochen • Knorpel • Bänder 2.1.1 DerpassiveBewegungsapparat Die Wirbelsäule gehört somit zum passiven Bewegungsapparat. Sie istTeildesSkeletts. DasSkelettübernimmtimKörperwichtigeFunktionen: • StützedesgesamtenKörpers • AnsatzpunktfürMuskelnzurKraftübertragung • SchutzfürOrganevorVerletzungen • OrtderBlutzellbildung • SpeicherfürMineralsalze 2.1.2 DieWirbelsäule NormalerweisehatderMensch24beweglicheWirbel: • 7Halswirbel(Halsteil–parscervicalis) • 12Brustwirbel(Brustteil–parsthoracalis) • 5Lendenwirbel(Lendenteil–parslumbalis) Das Kreuzbein ist eine Verschmelzung von ursprünglich 5 Wirbeln. DasSteißbeinbestehtaus4-5Wirbeln. Die Wirbelsäule hat eine Doppel-S-Form. Eine Krümmung nach vornewirdalsLordosebezeichnet,eineKrümmungnachhintenals Kyphose.1 1griech.:lordos=zurückgebogen,kyphos=Buckel ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 8 DieKrümmungenderWirbelsäuleimÜberblick: • Halslordose • Brustkyphose • Lendenlordose • Sakralkyphose(Kreuzbein) ZwischendenWirbelnbefindensichdieBandscheiben,diedieWirbel über Bänderstrukturen miteinander verbinden. Zwei benachbarte Wirbel sind infolge der Bandverbindungen zwischen ihnen nur eingeschränktbeweglich.DieSummierungdieserBewegungenführt aber zu einer relativ großen Beweglichkeit. Die HauptbewegungsmöglichkeitenderWirbelsäulesind: • BeugungundStreckunginderSagittalebene • SeitlicheNeigunginderFrontalebene • DrehungumdieLängsachse Durch regelmäßige sportliche Betätigung kommt es bei korrekter Bewegungsausführung auch im Bereich der Wirbelsäule zu Anpassungserscheinungen, die ihre Leistungsfähigkeit verbessern (Zunahme der Kraft und der koordinativen Leistung der die Wirbelsäule bewegenden Muskulatur und Verbesserung der Flexibilität).2 2Marées,S.20 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 9 Die Bewegungsmöglichkeiten der verschiedenen Abschnitte im Überblick: Halswirbelsäule(HWS): sehrbeweglich Brustwirbelsäule(BWS): eingeschränkt beweglich (wegen desBrustkorbs) Lendenwirbelsäule(LWS): gutbeweglich Kreuz-undSteißbein: fastunbeweglich 2.1.3 DasBecken Das Becken ist ein knöcherner Ring, der im Wesentlichen aus drei Teilenbesteht: • demKreuzbein(ossacrum) • denbeidenHüftbeinen(ossacoxae) • demSteißbein(oscoccygis) ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 10 Fügt man die Beckenbodenmuskulatur hinzu, so hat das Ganze wirklichdieFormeinesBeckens,dasdenRumpfunddasGewichtder oberen Körperteile trägt. Man unterscheidet ein oberes großes und einuntereskleinesBecken. 2.1.4 DasKreuzbein DasKreuzbeinbildetdenhinterenundmittlerenTeildesBeckensund befindet sich zwischen den beiden Hüftbeinen. Es ist dreieckig und aus einer Verschmelzung von fünf Kreuzbeinwirbeln entstanden. Nachvorneisteskonkav,nachhintenkonvexgekrümmt. 2.1.5 DasIlio-Sakral-Gelenk Das Ilio-Sakral-Gelenk (articulation sacroiliaca) verbindet Hüftbein undKreuzbein.SeineFormermöglichtinteressanteBewegungenaller dreiKnochengleichzeitig:NutationundGegen-Nutation.Bewegungen des Beckens übertragen sich über die Iliosakral-gelenke auf die Wirbelsäule und beeinflussen so maßgeblich die Haltung. Zwischen dem Kreuzbein und dem 5. Lendenwirbel befindet sich das lumbosacraleGelenk. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 11 DasBeckenüberträgtdieKräftevonobenunduntenundbildetsomit einenzentralenPunktdesmenschlichenKörpers. 2.1.6 Exkurs: Die Bedeutung des Fußgewölbes für die Gesamtstatik Das Fußgewölbe trägt mit zur Entlastung der Wirbelsäule bei. Ein gesundes Fußgewölbe überträgtdieeinwirkendenKräfte optimal. Auch hier finden wir wiedereineBrückenkonstruktion. Ein degeneriertes Fußgewölbe führt zu Fehlstellungen des Unterschenkels und in der Folge zu degenerativen Prozessen an Knien, Hüfte und in letzter Konsequenz auch der Wirbelsäule. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 12 PraktischeTipps: • vielbarfußoderaufSockenbewegen. • Fußmuskulatur trainieren (z.B. auf dem Aerostep), oder im Sand,Kies,Gras • Haltungsschulung/Bewegungsschulung • Ganganalysedurchführen • AndenBedarfangepasstesSchuhwerktragen 2.1.7 DieWirbelkörper DieeinzelnenWirbelkörpersindmiteinerAusnahme(Axis)allenach demgleichenMusteraufgebaut.Siebestehenaus: P P P P P P Wirbelkörper Wirbelbogen Wirbelloch Querfortsatz Dornfortsatz Gelenkfortsatz 2.1.8 DieBandscheiben Zwischen den Wirbelkörpern liegen die Band- oder Zwischenwirbelscheiben. Sie bestehen aus einem äußeren Ring von straffen Bindegewebsfasern, der als Faserring bezeichnet wird (Anulus fibrosus). Der innere Teil des Faserrings besteht aus Faserknorpel. Im Zentrum der Bandscheibe befindet sich der Gallertkern(nucleuspulposus).ErbesitztdieFähigkeit,vielWasser zu binden, wirkt wie ein Stoßdämper und verteilt wie ein Wasserkissen die Belastung gleichmäßig auf die gesamte Bandscheibe. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 13 Die Bandscheibe wird ernährt, indem sie bei Entlastung wie ein Schwamm Flüssigkeit aufnimmt und bei Belastung wieder abgibt (Diffusion). LangesSitzenoderStehenführtzueinemErnährungsmangel derBandscheiben! DieBandscheibepuffertelastischdieStoßbelastungenzwischenden Wirbelkörpernab. 2.1.9 DieBänder DerBandapparatgibtderWirbelsäuleStabilität,begrenztallerdings auch ihre Beweglichkeit, vor allem beim Neigen vorwärts und rückwärts.FolgendeBänderumspannendieWirbelsäule: • vorderesLängsband • hinteresLängsband • gelbeBänder • Zwischendornfortsatzbänder • Zwischenquerfortsatzbänder • Dornfortsatzspitzenbänder • Nackenband ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 14 2.2 DeraktiveBewegungsapparat An der Bewegung und Stabilisierung der Wirbelsäule sind verschiedeneMuskelnbeteiligt: 2.2.1 • • • • • Bauchmuskulatur M.rectusabdominis M.obliquusinternusabdominis M.obliquusexternusabdominis M.transversusabdominis M.quadratuslumborum 2.2.2 Rückenmuskulatur • M.erectorspinae o M.interspinales o M.spinalis o M.intertransversarii o M.rotatores o M.multifidi o M.semi-spinalis o M.iliocostalis o M.longissimus • M.trapeziusparsdescendens • M.trapeziusparshorizontalis • M.trapzeiusparsascendens • Mm.rhomboidei • M.latissimusdorsi 2.2.3 • • • • • • Gesäß-undBeinmuskulatur M.iliopsoas M.glutaeusmaximus M.quadrizepsfemoris M.ischiocrurales M.abduktores M.adduktores 2.2.4 Beckenboden Einige Muskeln verdienen in diesem Zusammenhang eine besondereBerücksichtigung: 2.2.5 M.transversusabdominis JederdynamischenBewegunggehteineunbewussteundinder Regel submaximale Kontraktion des Transversus voraus. Eine Kontraktion des Transversus erhöht den Bauchinnendruck (intraabdominalerDruck),wodurchdieBandscheibenentlastetwerden.3 3GottlobistderMeinung,dasseineAnsteuerungdesTransversusimmerzueiner verstärktenLordoseführt. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 15 2.2.6 M.Multifidi Wichtig sind auch die tiefen Rückenmuskeln. Sie liefern dem Rückenmark ständig Informationen über Lage und Position der Wirbelsäule. Die Multifidi haben sechsmal mehr Muskelspindeln als dieanderenMuskelndesRumpfes!Siespielendahereinesehrgroße Rolle bei der Rumpfwahrnehmung und entsprechend auch bei der Kontrolle. Untersuchungenhabenergeben,dassbeiPersonenmitchronischen BeschwerdenimunterenRückendieMultifidinichtsymmetrischund auch nicht so stark aktiviert werden wie bei Gesunden. Außerdem geht man davon aus, dass Schmerzen im unteren Rücken auch die ReizweiterleitungdieserMuskelnbehindern,sodasspropriozeptive Informationen verloren gehen könnten. Dadurch fehlen Selbstwahrnehmung und entsprechend auch Selbstkontrolle im unteren Rücken. Das würde auch erklären, warum sich falsche Bewegungsmusterbildenkönnen. 2.2.7 Beckenboden WürdederMenschnochaufallenVieren laufen, gäbe es wohl kaum Beckenbodenprobleme. Die Organe würden von den Bauchmuskeln wie in einer Hängematte getragen. Durch die Erlangung des aufrechten Ganges jedoch ruhen die Eingeweide nun auf demBeckenboden.Beckenboden,Bauchmuskulatur, unterer Rücken und Zwerchfell arbeiten hochdifferenziert zusammen. Ist dieses Zusammenspiel gestört (durch falsche Atmung, Fehlhaltungen, psycho-soziale Belastungen) kommt eszuProblemen(Inkontinenz,Gebärmuttersenkung, Prostataprobleme..). ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 16 DenAbschlussdesBeckensnachuntenbildetderBeckenboden. ErerfülltgleichmehrereAufgaben: • erträgtdieOrgane • eröffnetundschließtsich • erkannaufnehmenundabgeben Die Muskelschichten bestehen aus glatter und quergestreifter Muskulatur, die durch Bindegewebe miteinanderverbundenist.Sielassenanentsprechender StelleÖffnungenfürdieHarnröhre,denAfterundbeider FraufürdieScheide. BeckenbodenundZwerchfell Der Beckenboden schließt den Beckenraum nach unten ab. Das Lungenzwerchfell (Diaphragma pulmonale) trennt den Bauchraum vom Brustraum. Beim Einatmen zieht sich das Lungenzwerchfell zusammenundsinktindenBauchraumab,umdersichausdehnenden Lunge Raum zu geben. Gleichzeitig heben die Zwischenrippenmuskeln den Brustkorb und weiten ihn zu allen Seiten. Dadurch entsteht ein Unterdruck, die Luft wird angesaugt, eingeatmet. Gleichzeitig dehnt sich der Bauchraum aus und der Beckenboden sinkt nach unten. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell und wölbt sich in den Brustraum hinein. Es saugt den Beckenboden mit nach oben und dieser kehrt in die Ausgangslage zurück. BeckenbodenundM.Transversus BeidieserFormderAtmungwirdderBeckenbodenimmerwiederbe- und entlastet. Unterstützend wirkt in dieser Form der Atmung der Transversusmit. Bei vielen Menschen kommt es zu einer Funktionsumkehr des Transversus(beiFrauenoftnachderSchwangerschaft).Hierbeiwird derBauchbeimEinatmeneingezogenundsomiteingeengt.DerAtem fließt nur in den Brustkorb. Beim Ausatmen wird der Transversus entspannt,derBauchwölbtsichnachaußen,derBeckenbodenwird mitbelastet.Wichtigistdaher,dennatürlichenBewegungsablaufneu zu erlernen und sich langfristig eine entspannte Bauchatmung anzugewöhnen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 17 2.2.8 TonischeundphasischeMuskulatur Haltungsschwächen und Rückenschmerzen haben oft mit einer FehlfunktionderMuskulaturzutun.IndiesemZusammenhangistes wichtigzuwissen,dassMuskelnunterschiedlichaufgebautsindund entsprechend unterschiedliche Funktionen wahrnehmen. Man unterscheidet grob tonische und phasische Muskulatur. Die UnterschiedeliegenaufderEbenederMuskelfasern. 2.2.9 Muskelfasertypen MuskelnsindausverschiedenenMuskelfasernzusammengesetzt,die sich in Kontraktionsgeschwindigkeit und Ermüdungsresistenz unterscheiden.EsgibtgrobzweiHaupttypen: • SchnellzuckendeFasern, o sog.FT-Fasern(FTstehtfür„fasttwitch“) • LangsamzuckendeFasern,sog.ST-Fasern(STstehtfür„slow twitch“). FT-Fasernsindeherweiß.Siewerdenvorallembeiintensivenoder „schnellen“ Belastungen beansprucht. Sie sind die Beweger des Körpers. ST-Fasern sind eher bei geringeren, langandauernden Belastungen gefragt.Siesindrot.DiesewerdenauchalsTyp-I-Fasernbezeichnet. SiesorgenfürHaltungundStabilität. TonischeundphasischeMuskulatur-wasistdas? UnsereMuskelnlassensichfunktionellindreiGruppeneinteilenund zwar in tonische, phasische und gemischte Muskulatur. Aber was bedeutetdas? Die tonische Muskulatur hat Haltefunktion und reagiert mit einer Verkürzung auf Fehl- oder Überlastung. Die phasische Muskulatur dagegen ist für die Bewegung zuständig, hat also eine sogenannte Bewegungsfunktion.SiereagiertmiteinerAbschwächung,sobaldsie falschoderzuwenigbelastetwird.UnserKörperbestehtjedochvor allem aus gemischten Muskelfasern, welche sowohl Halte- als auch Bewegungsarbeiterfüllen.Dasbedeutet,dasstonischeundphasische Muskelfasern zwar nicht mehr in reiner Form vorkommen, aber vorwiegend tonisch, phasisch oder indifferent (gemischte Muskulatur)reagieren.ÜberwiegendtonischreagierendeMuskulatur weist nun beispielsweise der Brustmuskel und der Hüftbeuger auf, der Rückenstrecker der Brustwirbelsäule und die gesamte Bauchmuskulatur bestehen dagegen aus hauptsächlich phasischer Muskulatur, neigen dementsprechend bei Fehlbelastungen zu Abschwächung. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 18 2.2.10 MuskuläreDysbalance Unter einer muskulären Dysbalance versteht man das erwähnte muskuläre Ungleichgewicht, welches einerseits durch eine übermässige Kraftentwicklung und Verkürzung der "Leistungsmuskulatur", andererseits durch die Abschwächung nicht ausreichend mittrainierter Muskeln entsteht. Auch neigen gewisse MuskelgruppenwiebeispielsweisedieBauchmuskulatur(phasische Bewegungsmuskulatur)vonHausauszuAbschwächung,müssenalso unbedingt stets gefördert werden. Die Brustmuskulatur (tonische Haltemuskulatur) dagegen hat die Tendenz zu einer Verkürzung, welchenurdurchständigesStretchingverhindertwerdenkann. EsgilteinemuskuläreDysbalanceunbedingtzuvermeiden,dennsie setztdieBelastbarkeitdesBewegungsapparatesentscheidendherab und man verliert dadurch einen großen Teil der Leistungsfähigkeit. Der erhöhte Tonus der verkürzten Muskulatur führt außerdem zu einergrößerenVerletzungsanfälligkeitderMuskelnundSehnen.Auch die Gelenke und Wirbelsäulenabschnitte werden vermehrt belastet undreagierenmitReizzuständen. Gründe für eine muskuläre Dysbalance sind teilweise Fehlbelastungen des Bewegungsapparates, wie übertriebene oder einseitige Belastungen der Muskeln oder stereotype, eintönige Bewegungen sowie falsches, monotones Krafttraining. Auch auf Grund einer Verletzung, den durch die Schmerzen ausgelösten Ausweichbewegungen und der folgenden längeren Erholungspause werden Muskeln abgeschwächt und verkürzt, was zu einem Ungleichgewicht führt. Durch die Vernachlässigung des Beweglichkeitstrainings, schlechtes Aufwärmen und fehlendes oder zu kurzes Stretching, fehlende Erholungsphasen sowie zu wenig Schlaf, aber auch durch mangelhafte Sportausrüstung können die Fehl-oderÜberbelastungenzudementstehen. NormalerweisebildendieMuskelneinharmonischesGleichgewicht, das heißt, dass jeder Muskel mit seinem Gegenmuskel zusammenspielt, wie beispielsweise der vordere Oberschenkel mit demhinteren.EineVerletzungkannnunaberzueinerStörungdieses Zusammenspiels führen, was das ganze Gleichgewicht durcheinanderbringt und den Teufelskreis der muskulären Dysbalanceaktiviert.VoneinemTeufelskreiswirdgesprochen,dadas durch die Verletzung entstandene Muskelungleichgewicht jetzt wiederumdieVerletzungsanfälligkeiterhöht. IrgendwiemussmandenTeufelskreisstoppen,hierzugibteseinige notwendigeMaßnahmen,umdieszuerreichen.Dieallgemeingültige Regellautetdabei:zuerstdehnen,dannkräftigen! ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 19 Das bedeutet, dass um die Muskulatur wieder ins Gleichgewicht zu bringen,vorerstdieverkürzte,tonischeMuskulaturgedehntwerden muss.Dieseistnichtnurkurz,sondernauchschwach.Sieverhindert durch ihre Verkürzung jedoch, dass der Gegenmuskel gestärkt werden kann, so dass ein Kraftaufbau anfangs nur kontraproduktiv wäre,dadafürderGegenmuskelschwachbleibenwürde. NachzweibisvierWochenDehnenkönnennundieAbschwächungen gekräftigt werden und zwar über die selbe Zeitspanne, wonach schlussendlich auch die anfangs aufgedehnte Muskulatur gekräftigt werdensoll. FolgenmuskulärerDysbalancenimÜberblick: • FehlbelastungendesBewegungsapparates • vorzeitigeAbnutzungdesGelenkknorpels • vorzeitigeAbnutzungderBandscheiben • ÜberbelastungenderBänder • schmerzhafteMuskelverspannungen • erhöhteVerletzungsgefahr(Zerrungen,Muskelfaserrisse) • muskuläreFunktionsstörungen • Koordinationsstörungen 2.2.11 Neuro-muskuläreDysbalancen InderneuerenLiteraturwirddasModelldermuskulärenDysbalance zunehmend verdrängt vom komplexeren System der neuromuskulärenDysbalance.HauptargumentgegendiealteTheorieistdie Feststellung,dassdiemeistenMuskelnsowohlFT-alsauchST-Fasern enthalten,eineeindeutigeZuordnungdahernichtmöglichundauch nichtzulässigist. Freiwald und Engelhardt vertreten die Meinung, dass nicht die Muskelfasertypenausschlaggebendsind,sondernihreAnsteuerung! Die Muskulatur wird zentral vom Nervensystem gesteuert. Über interneuraleVerschaltungennehmenverschiedeneFaktorenEinfluß aufdieAnsteuerung: • internerZustanddesOrganismus • individuellpsychischeFaktoren • sozialeFaktoren ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 20 Tatsächlichistesso,dassderKörperbeikonzentrischenBelastungen andere Muskelfasern aktiviert als bei exzentrischen. Beispiel: die Brustmuskulatur ist konzentrisch angesteuert. Der Zug, den sie auf den oberen Rücken ausübt, zwingt die antagonistische Muskulatur, „dagegenzuhalten“, sprich exzentrisch zu arbeiten. Das Ziel muß daher eine bessere, sinnvolle Ansteuerung der Muskulatur sein. DiesemAnsatzwirdeinTraininggerecht,dassnebenKräftigungund Dehnen Übungen zur Verbesserung der Koordination, EntspannungstechnikenundHaltungsschulungintegriert. Training zur Vermeidung / Abbau von (neuro-) muskulären Dysbalancen. Muskel Dehnen Kräftigen Hals- Nackenmuskulatur und X X ObererRücken X Brustmuskulatur X UntererRücken (X) X Bauchmuskeln X Hüftbeuger (X) X Gesäßmuskulatur X X Abduktoren X Adduktoren X X Oberschenkelvorderseite X X Oberschenkelrückseite X X 3. Rumpfstabilisation ManunterscheidetzweiverschiedeneEbenenderStabilisation: • lokalund • global Von lokaler Stabilisation spricht man, wenn Teilabschnitte einer Einheitgesichertwerden(z.B.zwischenzweibenachbartenWirbeln). Von globaler Stabilisation spricht man, wenn größere Abschnitte gegen die Bewegung ganzer Körperteile gesichert werden (z.B. der kompletteRumpfgegendieBewegungderArmeoderBeine). ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 21 3.1 LokaleStabilisatoren • M.multifidus(tieferliegenderAnteil) • M.transversusabdominis • M.psoas • Mm.intertransversarii,Mm.interspinales • TeilevonZwerchfellundBeckenboden 3.1.1 EigenschaftenderlokalenStabilisatoren • SieliegennaheamGelenkundsindeingelenkig. • Siesindkurz,verändernihreLängekaum. • SiebewirkenkeineBewegung. • SiearbeitenunabhängigvonderKörperpositionimRaumoder derBewegungsrichtung. • SiearbeitentonischmitniedrigerIntensität. • IhreAktivitätwirdvorderBewegungerhöht/vorangesteuert. • SiearbeiteninKetten/Schlingen(ineinerKokontraktion). • SiereagierenaufSchmerzmitHemmungoderVerspätung. 3.1.2 TrainingderlokalenStabilisatoren Lokale Stabilisatoren können nur mit niedrigen Reizen trainiert werden.AufhöhereReizereagiereneherdieglobalenStabilisatoren. EineKontrolleistnureingeschränktmöglich.DurchdieAnsteuerung sollkeineBewegungausgelöstwerden!Schließlichgehtesjaumdie Stabilisation. 3.2 GlobaleStabilisatoren • M.multifidus(äußererAnteil) • M.spinalis(tiefeAnteile) • M.externus/internusobliquusabdominis ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 22 3.2.1 EigenschaftenderglobalenStabilisatoren • SiekontrollierenBewegungen. • Siearbeitennichtkontinuierlich,sondernnur„aufBefehl“. WenndielokalenundglobalenStabilisatorenihreArbeittun,können schließlichdieglobalenBewegerinAktiontreten: • M.rectusabdominis • M.quadratuslumborum • M.iliocostalis • M.longissimus AnderGelenkstabilitätsinddreiSystemebeteiligt: • DerpassiveBewegungsapparat • Das Steuerungssystem (Propriozeptoren, afferente und efferenteNervenbahnen,daszentraleNervensystemZNS) • DeraktiveBewegungsapparat Axel Gottlob hält die Unterscheidung in Halte- und Bewegungsmuskelnfürirreführendundvölligsinnlos.Erbegründet diesmitderFeststellung,dassvermeintlichtonischeMuskelnoftüber einenhohenAnteilanFT-Fasernverfügenundumgekehrt.Außerdem stellt er fest, dass z.B. die Rückenmuskulatur auch auf Bewegung ausgelegtist:„nebenderStabilisierungs-funktiondarfschließlichdie hohe Bewegungsfunktionalität der Wirbelsäule nicht vergessen werden.“ (Gottlob) Ein rein isometrisches Training macht daher keinenSinn. 4. Muskelisolation ImBodyWorkoutarbeitenwirinderRegelmitisoliertenÜbungen, d.h.proÜbungwurdeimmernureineMuskelgruppetrainiert.Dashat einigeVorteile: • Teilnehmer können sich besser auf den zu trainierenden Muskelkonzentrieren • effektivesMuskeltraining • schnellereTrainingserfolgeindenBereichenlokaleKraftbzw. lokaleKraft-Ausdauer • DerrestlicheKörperwirdineinersicherenPosition„geparkt“, Fehlhaltungen und Ausweichbewegungen werden auf ein Minimumreduziert • Anfängergeeignet ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 23 FürdenAlltagbringtdiesesTrainingallerdingsrelativwenig.Selten werden Muskeln isoliert beansprucht, in der Regel sind Ganzkörperbewegungen notwendig, um den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden. Ein funktionales Training sollte diesem Anspruch gerecht werden, indem es Ganzkörperübungen integriert und die intermuskuläre Koordination verbessert. Komplexe Bewegungsabläufe fordern den ganzen Körper und verbessern die Bewegungsintelligenz. 5. DiekinetischeKette Es macht keinen Sinn, Muskelaktivitäten getrennt von Gelenksbewegungen oder von Beanspruchungen der Sehnen und Bänder zu sehen. Kein Gelenk kann ohne Muskeln bewegt werden, MuskelnwiederumsindüberSehnenmitKnochenverbundenusw. Ebenso wenig macht es Sinn, Muskelaktionen getrennt von den inneren Organen zu sehen, denn der Köper reagiert auf einen Reiz immer ganzheitlich: Leber und Niere vervielfachen ihre Leistungen während sportlicher Leistungen, der gesamte Stoffwechsel wird aktiviert,diePsychereagiertmitbessererLaune... Das Prinzip der Ganzheitlichkeit muss auch beim Betrachten der kinetischenKettebedachtwerden.SobaldeinKörperteilbewegtwird, reagiertaufgrundderverändertenStatikimmerderganzeKörper. SobaldeinMuskelinAktiontritt(Agonist),rufterdamitautomatische seinen Gegenspieler (Antagonist) auf den Plan, außerdem werden seine Mitspieler aktiviert (Synergisten) und die Festhalter geweckt (Fixatoren).DabeikannjederMuskeljenachSituationjedeFunktion übernehmenunddieseauchnochinSekundenschnellewechseln. Gelenkekönnennurdannrichtigarbeiten,wennsiefunktionsgerecht beanspruchtwerden,undwenndiesieumgebendeMuskulaturinder Lageist,sowohlstabilisierendalsauch mobilisierend auf sie einzuwirken. Die Forschung hat gezeigt, dass optimale Trainingseffekte erzielt werden, wenn die Gelenke durch blitzschnelleReaktionenaufeinendrohendenGleichgewichtsverlust reagierenmüssen.DieswiederumwirdamehestendurchArbeiten auf instabilen Untergründen erreicht, z.B. beim Balancieren über einenschmalenSteg,beiDrehungenummehrereKörperachsen,beim SpringenaufdemTrampolinoderbeimSurfenaufdemWasser.Inder TherapiewirdschonsehrlangemitentsprechendenGeräten,wiez.B. Kippbrettern gearbeitet, z.B. nach Knieoperationen, Bandverletzungen oder Fuß- oder Hüftgelenksoperationen. Als besonderseffektivhatsichinderPhysiotherapiedieArbeitaufdem Aerostepgezeigt,diezueinerwesentlichschnellerenRegenerationim HeilverlaufsowiezueinerdeutlichverbessertenGesamtkoordination geführthat.DerEinsatzdesAerostepXLinderPräventionistdaher nurdielogischeKonsequenz.DieVerbesserungderKoordinationund dieSteigerungderLeistungendessensomotorischenNervensystems sinddaszentraleAnliegenvonB.Co(BodyIntelligenceConcept). ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 24 5.1 Muskelschlingen Muskeln arbeiten in Ketten miteinander. Auf den ganzen Körper bezogengibtesHelfer,diez.B.aneinerStreckbewegungbeteiligtsind. ManunterscheidetgrobeineBeugerketteundeineStreckerkette. ZurStreckerkettegehören: • Wade • OberschenkelVorderseite • Gesäßmuskulatur • Rückenstrecker Mit der Streckerkette werden neural auch die Abduktoren und die Außenrotatoreninnerviert. ZurBeugerkettegehören: • UnterschenkelVorderseite • OberschenkelRückseite • Hüftbeuger • Bauchmuskulatur Mit der Beugerkette werden neural auch die Adduktoren und die Innenrotatoreninnerviert. Darüber hinaus sind die Muskeln auch über ihr Bindegewebe miteinander verbunden. Jeder Muskel befindet sich in einer Bindegewebshülle,derFaszie.DieFaszienbenachbarterMuskelnsind miteinanderverbunden,d.h.derZug,deneinkontrahierenderMuskel ausübt, pflanzt sich über diese Verbindungen fort zu weiteren Muskeln in dieser Kette. Man spricht hier von myofaszialen Verbindungen(myofascialtrains). 5.1.1 BedeutungfürdiePraxis: Beim Training ist es sinnvoll, neben den herkömmlichen Muskelisolations-Übungen auch viele Ganzkörperübungen einzusetzen.SowirddasZusammenspielallerMuskelntrainiertund verbessert.EinFokusmussdabeiaufdemschwächstenGliedinder Kette liegen (z.B. unterer Rücken beim Unterarmstütz). GegebenenfallsmusszunächsteineMuskelgruppeisoliertgekräftigt werden,bevorGanzkörperstabilisationeneingesetztwerdenkönnen. WichtigsindhierAlternativen,individuelleBelastungssteuerungund dosiertesTraining. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 25 Gleichzeitig sollten die Bewegungsintelligenz gefördert und die Körperwahrnehmung verbessert werden. Außerdem sollte nach Möglichkeit auf die Bedürfnisse der Teilnehmer im Bereich Body&Mindeingegangenwerden. VieleFaktorenbeeinflussendieHaltung: P P P P P P P P Gene Psyche,Charakter GefühleundEmotionen ZustandderMuskulatur Schmerz Temperatur Lifestyle,Gewohnheiten Alter FolgendeEmotionenundGefühlesindoftsehrdeutlichanderHaltung erkennbar: P P P P Freude Angst Wut Trauer „Sprechen wir von der Haltung eines Menschen, so ist aus der Formulierung allein nicht ersichtlich, ob wir dessen Körperhaltung oderdesseninnereHaltungmeinen.“(ThorwaldDethlefsen/Rüdiger Dahlke) Oft entspricht die äußere Haltung der Inneren. Manchmal wird versucht,dieKörperhaltungkünstlichzuverändern,umeineandere Geisteshaltung vorzutäuschen, doch „eine Haltung, die nicht dem inneren Wesen eines Menschen entspricht, erkennen wir sofort als unnatürlich... Zwingt die Krankheit den Menschen zu einer bestimmtenHaltung,dieerfreiwillignichteinnehmenwürde,sozeigt uns diese Haltung eine nicht gelebte innere Haltung, zeigt uns, wogegenderMenschaufbegehrt.“(Dethlefsen/Dahlke) Keine Haltung ist „optimal“, jede Haltung erfüllt einen bestimmten Zweck. Da die Wirbelsäule eher für Bewegung geschaffen wurde als für statische Belastungen, sind ständige Haltungswechsel erforderlich, um ein gesundes Funktionieren zugewährleisten. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 26 6. DieaktivaufgerichteteHaltung • Füßehüftweitgeöffnet,leichtausgedreht • Füße in 3-Punkt-Belastung (Großzehballen, Kleinzehballen undFerse) • Knielocker • Beckenaufgerichtet • Brustbeinleichtgehoben • SchulternüberderHüftelockerhängenlassen • ScheitelstrebtentspanntzurDecke(Luftballon) 6.1 Dienormale,habituelleHaltung Die Haltung, die man im Alltag einnimmt. Diese ist – wie bereits erwähnt - von vielen Faktoren abhängig. Folgendem Bild gilt es entgegenzuarbeiten: • hängendeSchultern • vorgezogener,hängenderKopf • eingefallenerBrustkorb • innenrotierteArme • verkrampfteHände • schwacheBauchmuskeln • verkürzteischiokruraleMuskulatur • verkürzterIliopsoas • verkürzteWadenmuskulatur • schwacheFußmuskulatur 6.2 Haltungsschwächen • Hohlrücken • Rundrücken • Totalrundrücken • Flachrücken Für jede Haltungsschwäche sind spezielle Übungen sinnvoll. Das Trainingsollte–soweitmöglich–denkonkretenAnforderungender Teilnehmer angepasst werden. Für verschiedene Typen sollten Alternativen angeboten werden. Je differenzierter der Unterricht erfolgt,destobesserkönnenHaltungsschwächenkorrigiertwerden. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 27 ManunterscheidetHaltungsfehlerundHaltungsschäden: HaltungsfehlersinddurchgezielteMaßnahmenreversibel. Haltungsschädensindirreversibel.HierkommtnureinHaltendes aktuellen Zustandes und die Vermeidung einer weiteren VerschlechterunginBetracht. 6.3 UrsachenfürHaltungsschwächenundLösungsansätze Problem Lösungsansätze angeborene Wirbelveränderungen, Wachstumsstörungen individuellangepassteTherapie, Erhaltung/Förderungder natürlichen Bewegungsmöglichkeiten, Schadensbegrenzung Skoliosen Ausgleichstraining,Pilates,Yoga habituelle,erworbene Rückenschule,langfristige VeränderungenderWirbelsäule, Haltungsänderung,Krafttraining Haltungsfehler Beckenschiefstand, Beinlängendifferenz Dorn-Massage,Einlageninden Schuhentragen, Ausgleichstraining Fußfehler TrainingderFußmuskulatur, Erhaltung/Förderungdes Fußgewölbes Verschleißerscheinungen KrafttrainingzurEntlastungder passivenStrukturen überhöhtesKörpergewicht Gewichtsreduktiondurch UmstellungderErnährung, Krafttraining,sanftes Ausdauertraining(keineSprung- undStoßbelastung) SpätfolgenvonUnfällen Rehabilitation,PostRehabilitation,individuell angepasstesTraining 6.4 DieRuhehaltung Werganzentspanntruht,nimmteineRuhehaltungein.Muskelnsind größtenteils inaktiv, die Stabilisierung erfolgt über passive Strukturen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 28 7. Wirbelsäulengymnastik 7.1 Überblick • Kräftigung • Dehnung • Stabilisierung,Koordinationsverbesserung • Haltungsschulung • SensibilisierungundTiefenwahrnehmung • Entspannung Eine Wirbelsäulengymnastik verfolgt verschiedene Ziele. Daher können die Stunden sehr unterschiedlich gestaltet werden. Der Grundaufbau ist jedoch immer gleich. Wesentliche Inhalte einer Rückenstundesind: Es empfiehlt sich, schon vor der Stunde den Kontakt mit den TeilnehmernzusuchenundimVorfeldIntentionen,Vorerkrankungen undProblemederTeilnehmerherauszufinden. 7.2 Stundenaufbau • Vorinstruktionen • Warm-Up • Hauptteil • Stretch&Relax 7.2.1 Vorinstruktionen • Sichselbstvorstellen • Feststellen,obEinsteigerdabeisind,gegebenenfallsauf diesebesonderseingehen. • Stundenformat Erklären,wiedieStundenablaufenwird(JederTrainer gibt Rückengymnastik unterschiedlich.) Was sind die HauptzieledieserStunde(mehrKräftigungodermehr Wahrnehmung?Entspannung?),evtl.Unterschiedezu anderenTrainernansprechen,Teilnehmervorbereiten, mitSchuhenoderohne ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 29 • SicherheitshinweisezumTraining o Körperhaltung o aufAlternativenhinweisen 7.2.2 Warm-Up JedeStundebeginntmiteinemWarm-Up.DieskannjenachZielmehr oderwenigerintensivsein.Möglichsindz.B.leichteMobilisationenim Stand,einAerobic-warm-up,lockereBewegungenim¾-Takt... FallseinTeilderStundeeinHerz-Kreislauf-Trainingumfassensoll,so kann dies Teil des Warm-Ups sein. Für viele Menschen ist das Rückentraining die einzige sportliche Betätigung, daher ist die Integration eines cardio-vaskulären Programms zur Verbesserung derallgemeinenFitnessdurchaussinnvoll! 7.2.2.1 VorbereitendesaktivenundpassivenBewegungsapparates Die Elastizitätseigenschaften der Muskulatur und der Bänder verbessern sich, die Muskeln werden stärker durchblutet, die Kapillarisierung innerhalb des Muskels verbessert sich. Durch den Wechsel von Be- und Entlastung der Gelenke sowie durch die BewegungwirdGelenkflüssigkeit(Synovialflüssigkeit)produziert,die die Reibung zwischen den Knorpelflächen vermindert. An den GelenkflächenverdicktsichdiehyalineKnorpelschicht,wodurchdie einwirkendenKräfteaufeinegrößereAuflageflächeverteiltwerden und sich dadurch der Druck, d.h. die Kraft pro cm2 Gelenkfläche, vermindert. Auf diese Weise wird das Auftreten von Gelenkknorpelschädenverringert. 7.2.2.2 PsychischeEinstimmung Das warm-up führt zur Aktivierung bestimmter Gehirnstrukturen, was sich in einer gesteigerten Aufmerksamkeit und einer verbesserten optischen Wahrnehmung bemerkbar macht. Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer wird von den Anforderungen des AlltagsaufdiesportlicheBelastunggelenkt. DauerdesWarm-Up:etwa10–15min. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 30 7.2.3 Hauptteil Hier sind den individuellen Gestaltungsmöglichkeiten des Trainers kaum Grenzen gesetzt. Eine intensive Kräftigung, ausgiebiges StretchingoderlangeEntspannungseinheitensindmöglich.Auchdie Verbesserung der Koordination, des Gleichgewichts und der Selbstwahrnehmung(Propriozeption)sindsinnvoll.Partnerübungen sorgenfürmehrsozialesMiteinander. 7.2.4 Stretch&Relax Entspannungsmethoden, langes Stretching und Körperreisen verhelfenzueinembesserenKörpergefühl,erhöhterStressresistenz undmehrAusgeglichenheit.Möglichsindhier: • passivstatischesDehnen • Anspannungs-Entspannungs-Dehnen • ProgressiveMuskelrelaxationnachJacobson • Körperreisen • Phantasiereisen 7.2.5 TippsfürdenUnterricht • methodischaufgebauteÜbungsfolgenerarbeiten • sinnvollePositionswechselbeachten • negative Reaktionen auf bestimmte Übungen ergründen und daraufreagieren • WünschederTeilnehmerberücksichtigen(soweitmöglich) • Teilnehmerständigbeobachtenundkorrigieren • Zeitlassen(wenigeristoftmehr) • Tippsfürzuhause,fürdenAlltageinflechten „WirtrainierendasganzeWesen,nichtMuskelnoderGelenke. Ichbinüberzeugt,dassdas,waszwischendenÜbungen geschieht,fürdasBefinden,denTrainingserfolgunddie EntwicklungderTeilnehmendenebensowichtigist,wiedie Übungenselbst.“ (KarinAlbrecht,Körperhaltung) ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 31 8. DerWerteinesLächelns Eskostetnichts,aberbewirktsovieles. Esbereichertdie,dieesempfangen, ohnedie,dieesverschenken,ärmerzumachen. EszeigtsichineinemkurzenMoment, dochesbleibtnichtselteninewigerErinnerung. Niemandistsoreich,alsdasserohneesauskäme. EsbringtGlückinsHaus, fördertgutenWillenbeiGeschäften undistBeweisfürFreundschaft. EsbedeutetRuhefürsichSorgende, LichtfürdieMutlosen UndSonnenscheinfürdie,dietraurigsind. EsistderNaturbesterGegenpolzurSchwermut. Allerdingskannmaneswederkaufen,erbetteln, ausleihenoderstehlen. DenneshatfürniemandeneinenirdischenWert BiszudemMoment,daesverschenktwird. WirmöchtenDichbitten... Solltenwirzumüdesein,DireinLächelnzuschenken– DocheinesDeinerLächelnbeiunszulassen! Denn niemand braucht ein Lächeln so sehr wie jene, die scheinbarkeinesmehrzuverschenkenhaben. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 32 9. Zielgruppen: Wirbelsäulengymnastik, Personengruppenan,die: Rückentraining etc. sprechen • nochnieoderlangeZeitkeinenSportgetriebenhaben • einseitigenAlltagsbelastungenausgeliefertsind(z.B.sitzen) • altersbedingteProblemebekommenhaben • Haltungsschwächenhaben. Wichtig:PersonenmitakutenBeschwerdengehörennichtin eineWirbelsäulengymnastik! 9.1 Korrekturregeln WiekorrigiereicheinenTeilnehmer? • 1.Vorinstruktion/Demonstration • 2.AllgemeineKorrektur o AnweisungfürdiegesamteGruppe • 3.IndividuelleKorrektur o allgemeine Anweisungen geben, dabei aber BlickkontaktmitbestimmtemTeilnehmeraufnehmen, • 4.IndividuelleKorrektur o zum Teilnehmer hingehen über Umwege (!), mit der Stimmepräsentbleibenundschließlichbeidemjenigen dieKorrekturverbalanbringen • 5.PersönlicheKorrektur o mit körperbezogener Bewegungsandeutung oder Körperkontakt (nachdem Du gefragt hast, ob die Zielpersonhiermiteinverstandenist–(...darfich?...). ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 33 Folgende Punkte sollten bei der individuellen Korrektur beachtetwerden: • Immerpositivformulieren–vermeide„nicht“ • einzelnenichtzuoftkorrigieren(nichtmehrals3x) • beivielenFehlernnurdiewichtigstenbeheben • nicht zu direkt auf jemanden zugehen, nicht von hinten „angreifen“ • Verbesserungenloben,Blickkontakthalten • währendderindividuellenKorrekturtrotzdemnochKontakt zurGruppehalten(Stimme) 10. EinsatzvonZusatzgeräten 10.1 DasTheraband/derTube 10.1.1 WoherkommtdasTheraband? Anfang der neunziger Jahre kam – aus dem physiotherapeutischen Bereich–ein„neues“GerätaufdenFitnessmarkt:derTubebzw.das Theraband. Das Theraband wurde bereits erfolgreich bei der RehabilitationvonMuskel-undGelenkverletzungeneingesetzt. In der Fitnessszene sicherte es sich sehr schnell einen festen Platz. Viele Trainer schwören auf dieses Gerät und möchten es gar nicht mehrmissen.Anderelassensichnochdavonabschrecken,daessehr genaue Kenntnisse über Anatomie und Intensitätssteuerung voraussetzt. Allerdings bietet die Arbeit mit dem Theraband viele Vorteile:FastalleMuskelpartienlassensichdamittrainieren.Sokann esfasteinganzesFitness-Studioersetzen.Außerdemisteshandlich. VieleMenschennutzendasTherabandzuHause,amArbeitsplatzoder im Urlaub. Es ist klein, handlich und auch noch günstig in der Anschaffung. Da es in der Regel verschiedene Stärken gibt (farblich gekennzeichnet) ist es auch für jeden, unabhängig von LeistungszustandundAlter,einsetzbar. 10.1.2 WorausbestehtdasTheraband? Das Theraband ist ein Naturprodukt und besteht aus reinem Latex. DerTubehatinderRegelnochzweifestePlastikgriffe.Latexzeichnet sichdurcheinehoheElastizitätaus.MitzunehmenderLängeerhöht sichauchfastlinearderWiderstand.Dadurchwirddasherkömmliche TraininggegenSchwerkraftdurchneueMöglichkeitenerweitert. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 34 10.1.3 Pflege Vor jedem Einsatz sollten Tubes/Therabänder genau von den Teilnehmernüberprüftwerden.WennLöcheroderkleineEinrissezu sehensind,darfdasTubeaufkeinenFallmehrverwendetwerden!Um Einrissezuvermeiden,solltenfolgendeRichtlinienbeachtetwerden: • keinen scharfkantigen Schmuck tragen! (Als Trainer sowieso schon mal gar nicht, aber auch Teilnehmer sollten darauf hingewiesenwerden.UnterSchmuckfallenauchUhren,Ringe oderz.B.langeFingernägel!) • keine Schuhe mit starkem Sohlenprofil tragen (z.B. Laufschuhe) • Tubes nach Möglichkeit nicht unter Steps entlangführen (die habenteilweiseauchscharfeKanten) • TubesregelmäßigmitWasserreinigenunddanachpudern. • Tubes bei Zimmertemperatur lagern und vor direkter SonneneinstrahlungundHitzeschützen. 10.1.4 BodyControl DawirmitteilweisesehrhohenWiderständenarbeiten,istdieGefahr, dass Teilnehmer Ausweich- oder Fehlhaltungen einnehmen relativ groß. Entsprechend muss besonders auf eine korrekte Übungsausführunggeachtetwerden! 10.1.5 Wasistzubeachten? • klare,einfacheAnweisungen! • KörperbewusstseinderTeilnehmerentwickelnundfördern • Teilnehmer zur Selbstkontrolle im Spiegel anleiten (falls vorhanden) • klareAnweisungzuBewegungsrichtungundBewegungsmaß • in der Ausgangsposition sollte das Band bereits leicht vorgedehntsein. • Das Band muß immer sicher befestigt sein (z.B. durch Schlaufen!) • Bewegungen sollten fließend und gleichmäßig durchgeführt werden(zurückschnellenvermeiden!) • Handgelenkegeradehalten! • gleichmäßigatmen ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 35 Beachte: Beim Training mit dem Tube ist durchaus auch eine Überforderung derpassivenGelenkstrukturenmöglich! 10.2 Fitball Ebenfalls aus dem weiten Feld der Kranken- oder Schwangerschaftsgymnastik kommt der Gymnastikball. Der Ball hat eine ganz eigene Faszination, wie sich unschwer an der Menge der beliebtenBallsportartenersehenlässt:Fußball,Basketball,Baseball, Golf,Tennis,... Der Ball bringt uns wieder dem Kind in uns ein Stück näher: entspannt, locker auf dem Ball sitzen, hüpfen, schaukeln oder schwingenlässtlangevergesseneErinnerungenwiederaufleben. AufdemBall: • fühltmansichirgendwieleichter, • das Erlernen komplexer Übungsvarianten fördert das Selbstwertgefühlund • dieStabilisierungsarbeitverbessertdieKörperwahrnehmung. Dadurchwerden • (falsche) Bewegungsgewohnheiten oder Fehlhaltungen erkanntundkönnensystematischausgemerztwerden. • Durch die leichte Schwingung auf dem Ball lösen sich Muskelverspannungen,dieWirbelsäulestrecktsich. • Die Bandscheiben werden durch vermehrte Diffusion besser ernährt. • AerobicsaufdemBallsorgenfüreinenschonendeAktivierung des Herz-Kreislauf-Systems, ähnlich wie bei Aqua-Gymnastik istdieGelenkbelastunghieretwasheruntergesetzt. • Überkreuzübungen aktivieren ganzheitliches Lernen und verbesserndieBewegungsintelligenz. • Auf dem Ball lässt sich der Beckenboden einfacher wahrnehmen, viele Übungen wirken direkt auf diese Muskulatur. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 36 10.2.1 Ballgröße Kinder 42cm kleinereErwachsene 53cm 65cm Erwachsene(Standardgröße) fürgroßeErwachsene(abca.175cm) 75cm 10.2.2 WoraufmussichbeiFitballachten? • Die Fußsohlen müssen im Sitzen fest auf dem Boden stehen können. • DasBeckensolltehöherliegenalsdieKnie(fallsnicht,istder Ballzuklein).IdealisteineleichtabfallendeLinievomBecken zudenKnienodereinegeradeLinie. • DerBallsolltekorrektaufgepumptsein(nichtzuhart,nichtzu weich) In der Wirbelsäulengymnastik werden selbstverständlich auch GrundpfeilerderphysischenFitnesstrainiert:Kraft,Koordinationund BeweglichkeitstehenhierimVordergrund. 11. Krafttraining MuskelnkönnenaufverschiedeneArtenArbeitverrichten.Sieübenin derRegeleinenZugaus,aufeinenKnochenzumBeispiel,umdiesen zubewegen.DabeiverkürztsichderarbeitendeMuskel. Siekönnenaberauch„dagegenhalten“undeineBewegungbremsen oderganzanhalten.HierbeiverändertderMuskelseineLängenicht odererwirdauseinandergezogen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 37 WietrainiereichsinnvollmeineKraft? 11.1 ArtenderMuskelarbeit: Dynamisch DieMuskellängeändertsich Statisch/Isometrisch DieMuskellängebleibtgleich,die Spannungkannsichändern DerMuskelverkürztsich Konzentrisch (überwindend) Exzentrisch(nachgebend) DerMuskelwirdindieLänge gezogen Auxotonisch MuskellängeundSpannungändern sich Isotonisch Muskellängeändertsich,Spannung bleibtgleich 11.2 Beweglichkeit Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen mit großem Bewegungsumfangausführenzukönnen. 11.2.1 Voraussetzungen Die Beweglichkeit setzt sich zusammen aus der GelenkigkeitundderDehnfähigkeit. Die Gelenkigkeit bezieht sich auf die Beweglichkeit des passivenBewegungsapparates:GelenkeundBänder.Sieist nurwenigbeeinflussbar,daanatomischvorgegeben. Die Dehnfähigkeit bezieht sich auf die Beweglichkeit des aktivenBewegungsapparates:MuskelnundSehnen.Sieläßt sichleichterverbessern. 11.2.2 WietrainiereichsinnvollmeineBeweglichkeit?/ Stretching DieGelenkigkeitwirddurchMobilisationsübungenverbessert.Dabei werden Bewegungen über den gesamten Bewegungsumfang des Gelenksausgeführt. DehnenkannaufverschiedeneWeiseerfolgen:mankann • dynamischdehnenoder • statisch. DynamischesDehnensollteimmerkontrolliertundgeführtablaufen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 38 Statischesdehnenlässtsichweiterunterteilen: • Aktiv-statisch DieantagonistscheMuskulaturwirdangespannt,derAgonist wirdgedehnt. • Passiv-statisch Die Dehnposition wird ohne Anspannung der antagonistischenMuskulaturerreicht. • Anspannungs-Entspannungs-Dehnen (Contract-Hold- Release-Stretch, CHRS-Methode) Der zu dehnende Muskel wird in eine Dehnposition gebracht, dort für ca. 10 sec. angespannt und danach weiterentspanntundweitergedehnt. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 39 11.2.2.1 Ziel Stretchingrichtiganwenden Methode dynami statisc statisc statisch sch h h passiv aktiv Anspannung/Entspannun gsdehnen vorbereit end x Bewegun d erhaltend x x x 3-4 mal20 bis30 Sekund en x 1mal für30 Sek. x Bewegun g verbesser nd erholend / entspann end ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 40 11.2.2.2 PraktischeHinweisezumDehnen • MuskelnimmererstaufwärmenvordemDehnen • Nur soweit in die Dehnposition gehen, bis ein leichter Zug gespürt wird. Wenn Schmerzen auftreten, wird die optimale Dehnposition überschritten. Ein Zittern der Muskulatur ist ebenfallseinZeichenvonÜberdehnung. • Ruhigundgleichmäßigatmen,geistigentspannen 12. Koordination Das fein abgestufte Zusammenspiel zwischen den synergistisch arbeitenden Muskeln auf der einen Seite des Gelenks und den antagonistisch arbeitenden Muskeln auf der anderen Seite des Gelenks ist eine der wichtigsten FunktionendesmotorischenNervensystems. Dieses Zusammenspiel verschiedener Muskeln wird intermuskuläre Koordination genannt. Daneben gibt es noch die intramuskuläre Koordination. Hier geht es um das Zusammenspiel der verschiedenen motorischen EinheiteninnerhalbeinesMuskels. 12.1 Voraussetzungen DieKoordinationisteineLernfähigkeit.Esgehtdarum,sichmöglichst schnell auf eine Situation einzustellen, sich anzupassen. Das setzt mehrereDingevoraus: • Reaktionsfähigkeit o IchmußschnellaufeineAnweisungreagierenkönnen (z.B.voneinemSchrittindennächstenwechseln). • Rhythmisierungsfähigkeit o Die Fähigkeit, Bewegungen einem von außen vorgegebenen Rhythmus zu unterwerfen. Ein nicht zu unterschätzenderkoordinativerAufwand. • Differenzierungsfähigkeit o Bewegungen voneinander unterscheiden können, und entsprechendverschiedenausführen. • Gleichgewichtsfähigkeit • Orientierungsfähigkeit ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 41 KoordinativeFähigkeitenbasierenauf • physischenLeistungsfaktoren • Bewegungsschatz • AnalytischeFähigkeiten undäußernsichin • BeherrschungmotorischerAktionen • erhöhtermotorischerLernfähigkeit 12.2 WietrainiereichsinnvollmeineKoordination? Komplizierte Bewegungsabläufe sollten zunächst in „harmlose“ Einzelteile zerlegt werden, die einzeln und nacheinander eingeübt werden.NachundnachkanndieKomplexitätdanngesteigertwerden. 12.3 VorteiledesKoordinationstrainings • HarmonisierungderBewegung • EntlastungderGroßhirnrinde • VerbesserungderBewegungspräzision • Verletzungsprophylaxe • SteigerungdermotorischenLernfähigkeit Neben den klassischen Trainingsmethoden finden in der Wirbelsäulengymnastik auch fernöstliche und andere alternative Methoden Einzug in den Unterricht. Derzeit ist Pilates ein großer Trend in Fitness-Studios. Aufgrund seiner besonderen Wirkung auf die tiefe Bauch und Rückenmuskulatur soll die Methode hier kurz dargestelltwerden. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 42 13. Pilates „I’mfiftyyearsaheadofmytime.“ “IchbinmeinerZeitumfünfzigJahrevoraus.” (JosephH.Pilates) 13.1 Einführung TrainingnachPilatesistschonlangePflichtprogrammfürTänzeraller Sparten. Beispiele hierfür sind George Balanchine und Martha Graham. Auch andere Sportler erkannten bald den Nutzen dieses Programms.NunhältesmehrundmehrEinzugindieFitnessbranche. Hierwirddiesesüber70JahrealteTrainingssystemals„neu“,„völlig anders“ und „viel effektiver“ verkauft. Tatsächlich sind die meisten Übungenaberaltbekannt. 13.2 WasistnundasBesondereanPilates-Training? Pilates konzentrierte sich in seiner Arbeit auf die Kräftigung der Körpermitte, das „Powerhouse“ des Körpers, d.h. die tiefen BauchmuskelnundalleMuskelnrundumdieWirbelsäule.Durcheine bewussteingesetzte,spezielleAtemtechnikwerdenbeidenÜbungen tieferliegendeMuskelgruppenangesprochen,diemitherkömmlichen Übungen nicht erreicht werden. Pilates stabilisiert den Rumpf und kräftigt und dehnt den gesamten Körper. Durch die konsequente Verbindung von Atmung und Bewegung erfordert das Training ein hohes Maß an Konzentration. Daher fällt Pilates auch mehr in den BereichBody&Mind. “DerGeistselbstistes,derdenKörpererbaut.” (FriedrichSchiller) 13.3 JosephHubertusPilates(1880–1967) Joseph Pilates wurde 1880 in der Nähe von Düsseldorf geboren. Er war als kleines Kind sehr zerbrechlich, kränkelnd und litt unter Asthma,BronchitisundrheumatischemFieber.Erkämpftesehrbald gegen seine Krankheiten an und begann zu trainieren: Schwimmen, Turnen,Boxen,Akrobatik,Tanzetc.Erbeschäftigtesichintensivmit YogaundanderenfernöstlichenTrainingsformen. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 43 1912 wanderte er nach England aus, wo er als Boxer und Akrobat arbeitete. Er wurde Krankenpfleger und arbeitete u.a. für Scotland YardalsSelbstverteidigungslehrer. Im ersten Weltkrieg versah er als Kriegsgefangener Lazarettdienst. Aus Krankenhausbetten und Bettfedern, die er an den Wänden befestigte,bauteerersteTrainingsgeräte,andenenKriegsversehrte trainierenkonnten,umschnellerwiedergesundzuwerden. Nach Ende des ersten Weltkrieges ging Pilates zurück nach Deutschland.AufgrundderpolitischenLageentschloßersich1926, nachAmerikaauszuwandern.AufdemSchiffnachNewYorklernteer seine zukünftige Frau Clara kennen, eine Krankenschwester! ZusammeneröffnetensiedaserstePilates-StudioinNewYork,direkt überderNewYorkCityBallettSchool.VieleTänzerwurdenaufdas TrainingaufmerksamundderErfolgderMethodesprachsichschnell herum. Bald arbeiteten Choreographen wie z.B. George Balanchine und Martha Graham mit der Methode, auch Rudolf von Laban, ein berühmter Bewegungsanalytiker, übernahm Elemente aus dem PilatesTraining. BiszuseinemTodimJahre1967führtePilatesseineArbeitweiter. Seitdem hat sich das Training fortlaufend weiterentwickelt. ErkenntnissederPhysiotherapiefließenindasKonzeptmiteinund verbessern es. In Amerika ist es teilweise in Rehabilitationsprogrammeintegriert. 13.4 Contrology DieserBegriffumschreibtamdeutlichsten,wasPilatesinteressierte, undwasermitseinemTrainingerreichenwollte: Contrology ist die Kunst und Wissenschaft, durch natürliche Bewegungsabläufe das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele bewusst zu beeinflussen, weiterzuentwickeln und zu koordinieren. “FitzuseinistdieersteVoraussetzungzumGlück.” (JosephPilates) Pilates verbindet westliche und östliche Philosophien in seinem Training.SehrvieleBewegungenfindenihrenUrsprungimYoga.Yoga betontsowohldieKräftigungalsauchdieDehnungderMuskulatur. PilatesführtdiesenAnsatzweiterundverbindetdieBewegungender oberen und unteren Extremitäten mit der Stabilisierung der Körpermitte.DadurchwerdenKraft,Flexibilität,Koordinationunddie Körperhaltungentscheidendverbessert. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 44 PilatesarbeitetüberMuskelketten,d.h.eineBewegungläuftz.B.über den Beckenboden, den Bauch und den Brustkorb bis hin zum Schultergürtel. So werden falsche Bewegungsmuster korrigiert. Das ErgebnisisteinneuesKörperbewusstsein,verbundenmitmehrKraft undmehrBeweglichkeit. Pilates’AnsatzwirdmehrundmehrvonwissenschaftlichenStudien gestützt.DieBasisfürBewegungistKontrolleimRumpf.Vondieser Kontrolle ausgehend, können die Extremitäten effizient bewegt werden. Fehlt diese Kontrolle, entstehen Fehlhaltungen, falsche BewegungsabläufeundBeschwerdenbesondersimLWS-Bereich. WenndieSensomotoriknichtrichtigarbeitet,kommteszuÜber-oder Fehlstabilisierungen. Diese wiederum bewirken ineffiziente BewegungsabläufeundeineschnellereErmüdung,weildieMuskeln mehrarbeitenalseigentlichnotwendigwäre.Pilatesversucht,diesem ProblemausdemWegzugehen,indemdieAusgangspositionundder Bewegungsablauf so gewählt werden, dass die Übung effizient durchgeführt werden kann. Mit der Zeit werden die Bewegungsabläufe automatisiert, so dass die Unfallgefahr reduziert unddieBewegungseffizienzverbessertwird. 13.5 AuswirkungenvonPilates-Training • Pilates verbessert das Selbst-Bewußtsein (die Körperwahrnehmung) • PilatesgibtKraft,ohneMuskelbergezuproduzieren. • Pilates kräftigt primär die Rumpfmuskulatur (Bauch und Rücken) • PilatesfördertdieBeweglichkeitindenGelenken • PilatesharmonisiertBody&Mind 13.6 FürwenistPilatesgeeignet? Pilatesbietetsichfürjedenan,der/die • Fitwerden • Stressabbauen • EinebessereHaltunghaben • EinenstarkenRückenaufbauen • Kräftigerundbeweglicher • Insgesamtleistungsfähigerwerdenmöchte. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 45 DaalleÜbungenindividuellangepasstwerdenkönnen,istPilatesim Grundefürjedengeeignet,vonderHausfrauüberdenSeniorbishin zum Profitänzer. Pilates wird sowohl im Fitnessbereich als auch im Rehabilitationsbereicheingesetzt.DieZielesindunterschiedlich: • AllgemeinFitness/Gesundheit(fürFreizeitsportler) • BessereLeistungen(beiSportlernundTänzern) • Nachsorge (nach Verletzungen und nach vorangegangener Reha) • Im reinen Reha-Bereich wird Pilates von speziell geschulten Pilates-Experten zusammen mit Physiotherapeuten, Osteopathen,Chiropraktikernu.ä.unterrichtet. 13.7 DieGrundprinzipien Atmung à Breathing Entspannung à Relaxation Konzentration à Control Körperhaltung à Alignment Koordination à Precision Bewegungsfluss à FlowingMovement Zentrierung à Centring Ausdauer à Endurance 13.8 DasPowerhouse Pilates nannte den Bereich zwischen Brustkorb und Becken das Powerhouse. Damit wollte er verdeutlichen, dass alle Bewegungen vomZentrumausgehen.DasPowerhouseumfasst4Muskelgruppen: • DenBeckenboden o DerBeckenbodenschließtdenBauchraumnachunten abundträgtdasganzeGewichtderOrganeimBauch- undBeckenraum. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 46 • Den querverlaufenden Bauchmuskel (M. transversus abdominis) o Dieser schützt die darunterliegenden Organe. Er ist aktiv an der Ausatmung beteiligt • Die schräge Bauchmuskulatur (M. obliquus externus/internusabdominis) o SiestabilisierendieHaltung. • DietiefeRückenmuskulatur(M.multifidi) o SiestabilisiertdenRücken. Die Bauchmuskeln zusammen liegen wie ein Gürtel um die KörpermitteundderBecken-bodenstabilisiertvonunten.Einstarkes MuskelkorsettsorgtfüreinenflachenBauch,eineaufrechteHaltung unddamitfüreinschlankeresAussehen. 13.8.1 DasPowerhouseaktivieren EsgibtzweiÜbungen,diehelfen,dasPowerhousezuaktivierenbzw. überhauptersteinmalwahrzunehmen: „zipup&hollow“:DerBauchnabelwirdhoch-undeingezogen. „navel to spine“: Der Bauchnabel wird eingezogen Richtung Wirbelsäule 14. Krankheitsbilder 14.1 Rückenschmerzen Es müssen in der Regel mehrere oder gar viele der folgenden Belastungen gleichzeitig auftreten , damit es zu den geläufigenRückenschmerzenkommt.ObdieSchmerzenimNacken alsZervikalneuralgie,imBrustbereichalssog.BWS-Syndromoderim Kreuz als Lumbal-Syndrom auftreten, die Entstehungsmechanismen sinddieselben. Mögliche Ursachen sind Bewegungsmangel durch vorwiegend sitzendeTätigkeiten,Zugluft,Fehlbelastungdurchz.B.falscheTechnik beimSport,chronischenodereinseitigeÜberlastungdurchbestimmte Tätigkeiten wie bei der Arbeit, akute Überlastung durch ruckartige Bewegungen, Verheben, altersbedingte vorzeitige Abnutzungserscheinungenusw. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 47 Allgemein bekannt ist, dass alle Infektionskrankheiten Muskel-, KnochenoderGelenkschmerzenmachenkönnen.Dieskannaberauch derFallsein,wennderInfektsonstkaumBeschwerdenmacht,bzw. gar nicht richtig als solcher erkannt wird. Dies führt dann z.B. zu plötzlichgehäuftenAuftretenvonakutemSchiefhals,währenddieses Krankheitsbilddannwiedermonatelangkaumauftritt. EineVoraussetzungfürRückenschmerzenistimallgemeinen einegeneralisierteerhöhteMuskelspannung,wiesienatürlich v.a.beiStressauftritt. EsgibtvieleMenschen,derenMuskulaturständigangespanntund verkrampft ist. Bei chronischen Verlauf finden sich bei Ihnen oft druckschmerzhafte Punkte an bestimmten Muskelpartien. Dann sprichtmanauchvonFibromyalgie. Diese Faktoren wirken sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzenmit! Unabhängig von diesen Entstehungsursachen spielen gelegentlich klardefinierteKrankheitenmit,dieebenfallsderartigeBeschwerden machen können oder zumindest verstärken: Osteoporose, echter Gelenkrheumatismus,Bandscheibenvorfallusw. DieWirbelsäulengymnastikgreiftanderMuskulaturan,durch Krafttraining,DehnungundEntspannung. 14.2 ProblemeundKrankheitenimÜberblick 14.2.1 Schwangerschaft Viele Frauen behalten in der Schwangerschaft erworbene FehlhaltungenauchnachderSchwangerschaftbei(Beckenkippung/ dorsaleRücklage). Ausgleichend wirkt hier eine Haltungsschulung. Ungünstige Haltungen während des Stillens und Tragens führen oft zu Verspannungen im Schulter-, Nacken- und Brustwirbelbereich. Weitere Probleme sind eine Überdehnung der Schultermuskulatur undeineVerkürzungderBrustmuskulatur.Ausgleich:Dehnübungen für Brust und Brustkorb, gezielte Kräftigung des oberen Rückens. Haltungsschule ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 48 14.2.2 Osteoporose Knochenkannnurkräftigwerdenbzw.bleiben,wennerregelmäßig undlangfristigäußerlicheReizezumWachstumerhält.Werdendem Knochen aufgrund des heute vielfach verbreiteten chronischen Bewegungsmangels die notwendigen Reize zum Erhalt bzw. der Steigerung seiner Belastbarkeit nicht gegeben, kommt es zur Entwicklung einer Osteoporose, auch Knochenschwund genannt. Osteoporose bedeutet „Durchlässigwerden (= porös werden) der Knochen.“ Ein äußeres Anzeichen der Osteoporose ist meist eine vermehrte Brustkyphose (Buckel) mit starken Veränderungen im Hals-undLendenwirbelbereich. Die Abnahme der Knochendichte kann bereits im Kindes- und Jugendalter erfolgen, wenn sich die Kinder bzw. Jugendlichen nicht genügendbewegen.Normalerweisewerdenetwa98%derspäteren Knochenspitzenmasse in diesem Zeitraum durch entsprechende Bewegungsaktivitäten aufgebaut. Der natürliche Bewegungsdrang der Kinder war bislang ein Garant für diese Basisarbeit. Durch das täglicheHerumtollen,Springen,Klettern,und„fangen“spielen,wurde aufnatürlicheArtundWeisedafürgesorgt,daßdasKnochenskelett ausreichendeTrainingsreizezuseinerEntwicklungerhielt.Heuteist dasvielfachnichtmehrderFall(Fernseher,Computer,Schule). Für das Entstehen einer Osteoporose gibt es eine Vielzahl von sogenannten Risikofaktoren. Sie tritt gehäuft bei Frauen nach der Menopause auf. Trotzdem gilt: Bewegungsmangel ist zu jedem Zeitpunkt im Leben der entscheidende Faktor für die Entwicklung einer Osteoporose. Alle übrigen Faktoren sind nur zusätzliche Komponenten, die den Knochenabbau bei bestehendem Bewegungsmangel beschleunigen. Wer lebensbegleitend ein adäquatesKrafttrainingbetreibt,hatkeineOsteoporose. 14.2.2.1 • Risikofaktoren für die Osteoporoseentwicklung (nach Weineck): GenetischeDisposition • Östrogenmangel • Schlanker Habitus, helle dünne Haut, blonder Typ, graziler Skelettbau • SitzendeTätigkeit,keinSport • StarkesRauchen,Alkohol,Koffein NichtAlterschwächtdieKnochen,sondernInaktivität! ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 49 14.2.2.2 TrainingsauswirkungenaufdenpassivenBewegungsapparat • Knochenwirdkräftiger,stabiler,belastbarer • Auch Knorpel reagiert auf Belastung. Bei kurzzeitigen Belastungen kommt es zu einer zeitlich begrenzten Flüssigkeitsaufnahme Dadurch wird er resistenter gegen erhöhte Druck- und Scherkräfte und die Fähigkeit zur Stoßdämpfung verbessert sich. Bei längerzeitigem Training kommteszueinerHypertrophiedesKnorpels. • Durch Training wird der Sehnenquerschnitt, sowie die Zug- undReißfestigkeitderSehnenerhöht.DasselbegiltfürBänder. • Insgesamt läßt sich feststellen: Mehrbelastung führt zu einer Kräftigung, Minderbelastung zu einer Schwächung von Knochen,Knorpel,SehnenundBändern. 14.3 Bandscheibenvorfall/Prolaps Durch Fehlbelastungen der Bandscheibe (asymmetrische oder übermäßige Belastung) können Einrisse im Faserknorpelring entstehen.DannbestehtdieMöglichkeit,dassderGallertkernindiese Gebiete eindringt, es kommt zum Bandscheibenvorfall. Der BandscheibenvorfallkanninverschiedeneRichtungenerfolgen: 14.3.1 Bandscheibenvorfallnachvorn meistklinischstumm. 14.3.2 Bandscheibenvorfallnachhinten(indenWirbelkanal) ErentstehtbeiBewegungunterBelastung,z.B.beimHebenschwerer Lasten mit rundem Rücken. Es kommt zu heftigen, sehr plötzlich einsetzendenSchmerzenimLWS-Bereich. 14.3.3 Bandscheibenvorfallnachhintenseitlich Durch den Druck auf die Nerven im LWS-Bereich kommt es zur Ischialgie,d.h.TaubheitsgefühlundSchmerzeninderBeinrückseite. Prophylaxe: Kräftigung der Rückenmuskulatur (Krafttraining, Schwimmen),Ruhe,Therapie ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 50 Psycho-somatischerAnsatz: „Das Problem dieses Symptoms ist die Überlastung. Wer zu viel auf seine Schultern lädt und dieses Zuviel nicht bewusst realisiert, der spürtdiesenDruckimKörperalsBandscheibenschmerz.DerSchmerz zwingt den Menschen zu mehr Ruhe.. Diese sinnvolle Regulation versuchen viele durch Schmerzmittel zu unterdrücken, um ihrer gewohnten Aktivität ungehindert nachgehen zu können. Doch man sollte lieber die Gelegenheit nützen, einmal in Ruhe darüber nachzudenken, warum man sich so viel aufgelastet hat. Sich zu viel aufzulasten dient doch immer dem Versuch, äußerlich groß und tüchtigzuerscheinen,umeininneresKleinheitsgefühldurchTatenzu kompensieren.“(Dethlefsen/Dahlke) Für Louise L. Hay ist der Grund für den Bandscheibenvorfall das Gefühl,vomLebenimStichgelassenzusein.Dazukommteine(große) Unentschlossenheit.AuchhieristdiepositiveArbeitansichselbstund anseinenEinstellungenderSchlüsselzurGenesung. 14.4 Muskelverspannungen/Myogelosen Muskelverspannung finden sich immer wieder als Zusatz- oder Randerscheinungen anderer Erkrankungen. Sie stellen jedoch ein eigenständiges Krankheitsbild dar. Schmerzempfindlich wird ein Muskelerst,wennernichtmehrausreichendmitSauerstoffversorgt wird. Das geschieht z.B. bei monotonen Bewegungsabläufen oder Zwangshaltungen. Ebenso kann geistige Arbeit zu Muskelverspannungenführen,dasieeineStoffwechselerhöhungdes Organismus und eine erhöhte Grundspannung der Muskulatur bewirkt. Jede Muskelverhärtung führt wiederum zu einer schlechterenDurchblutungderMuskulatur.DieseMangelernährung führtzuweiteren,verstärktenBeschwerdenundSchmerzen. Die meisten Rückenbeschwerden haben nichts mit einer defekten BandscheibeoderanderenorganischenLeidenzutun,sondernsind überwiegendaufMuskelverspannungenzurückzuführen. 14.5 Arthrose Die Arthrose ist eine Gelenkverschleißerkrankung. Sie greift vom Knorpel aus auf den angrenzenden Knochen und die Gelenkkapsel über. Häufige Extrem- und Fehlbelastungen der Gelenke, die zu Knorpelverletzungen führen, können arthroseauslösend wirken. Durch Über- und Fehlbelastungen können Risse in der Knorpeloberfläche entstehen. Knorpelzellen werden zerstört, kollageneFaserstrukturenwerdenfreigelegt. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 51 Dadurch vermindert sich die Elastizität des Knorpels. Bei weiterer BelastungwirdsonachundnachdergesamteKnorpelabgebaut,der Knochen selbst bildet irgendwann die Gelenkoberfläche und wird ebenfallsdegenerativverändert.Symptome: • schmerzhafteFunktionseinschränkungen • SchwellungenimGelenkbereich • Morgensteifigkeit,schnelleErmüdbarkeitdesGelenks • AtrophiederdasGelenkbewegendenMuskeln. 14.6 DieScheuermann-Krankheit DieseKrankheitistnachdemdänischenRöntgenologenHolgerWerfel Scheuermann (1877 – 1960) benannt, der sie 1921 als erster beschriebenhat.DieErkrankungtrittinderRegelzwischendem14. und 18. Lebensjahr auf, wobei Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen. Meist fällt bei den Erkrankten nur eine schlechte Haltung auf. Später bildet sich ein leichter Buckel aus. Ursache ist eine vorübergehendeVerknöcherungsstörungderAbschlussplatten.Diese deckelartigen Knorpelplatten, die den Wirbelkörper nach oben und unten abschließen, verknöchern normalerweise gegen Ende der Pubertät.BeiderScheuermann-KrankheitlässtdieseVerknöcherung aufsichwarten.DieWirbelsindnichtinderLage,dasKörpergewicht zutragen,siebrecheneinundverformensichzuKeilwirbeln.Dashat Auswirkungen auf die benachbarten Wirbel. Auch Bandscheibenveränderungen sind zu beobachten. Im Endstadium entsteht ein Rundrücken mit kompensatorischem Hohlkreuz, sowie keilförmigabgeflachtenWirbelnimBereichderBWS. 14.7 Skoliose BeiderSkolioseistderRückenseitlichverbogen.Sietrittoftfrühim Kindesalterauf,nimmtwährendderWachstumsphasezuundkommt erst nach abgeschlossenem Wachstum zum Stillstand. Auch hier könnenKeilwirbelentstehen.DafastnieSchmerzenauftreten,istes besonders wichtig, dass die Eltern genau beobachten, ob sich die Wirbelsäulenform ihrer Kinder verändert. Die Schiefstellung des RückenskannauchzurVerlagerungderBrust-undBauchorganeund in der Folge zur Beeinträchtigung ihrer Funktion einschließlich der Lunge und des Herzens führen. Die Skoliose erkennt man häufig daran,dassdieSchulternnichtgleichhochstehen,sonderndasseine Schulteretwastieferhängt. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 52 DieUrsachensindteilweisebekannt: • angeboren, infolge der Missbildung eines oder mehrerer Wirbelkörper • erworben, aufgrund von Beinlängendifferenz und daraus resultierendemBeckenschiefstand • entzündliche Veränderungen der Wirbelkörper oder schwere Wirbelkörperbrüche OftabersinddieUrsachenunbekannt. 14.8 Ischialgie Bei der Ischialgie wird die Nervenwurzel des Ischiasnervs an der knöchernenAustrittsstelleeingeklemmt.DerNervreagiertdaraufmit starkenSchmerzen.WeitereAuswirkungenkönnenTaubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen sein. Typische Schmerzstellen liegenseitlichvomKreuzbein,anderRückseitedesBeckens,mitten überdenGesäßbackenoderbetreffendieOberschenkelbiszurWade undindenFuß. Bei längerem Druck wird die Stoffwechselversorgung des Nervs unterbrochen.DadurchkanneszuEntzündungenkommen. 14.9 Hexenschuß/Lumbago/akuteLumbalgie Kreuzschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule werden medizinisch als Lumbago bezeichnet. Sie können sich allmählich entwickeln oder plötzlich und heftig auftreten. Das Beschwerdebild desHexenschußistalt-bekannt:NachdemHebenvonGegenständen und nach längerem Arbeiten in einer Zwangshaltung treten diese heftigen Schmerzen im Bereich der unteren Wirbelsäule auf, was beinahezurBewegungsunfähigkeitführt.DieMuskulaturrechtsund linksderWirbelsäuleiststarkverspannt. Die Herkunft dieses akuten Kreuzschmerzes ist nicht vollständig geklärt. Oft steckt dahinter ein Bandscheibenschaden oder eine Bandscheibenvorwölbung.ManchmalistaucheineBlockierunginden Wirbelbogengelenkendafürverantwortlich. ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 53 14.10 Wirbelgleiten/Spondylolisthese Bei der Spondylolisthese verschieben und verkippen sich zwei benachbarte Wirbel gegeneinander. Meistens verschiebt sich der obereWirbelnachvorneRichtungBauchraum,währendderuntere an seinem Platz bleibt. Dieses Krankheitsbild kommt oft bei LeistungssportlerninbestimmtenSportartenvor.Esgibtaberauch eineangeboreneForm. Bei den erworbenen Formen liegt die Ursache meistens in Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule aufgrund einer SchwächungderBänder. Die Spondylolisthese kommt bei durchschnittlich 6 Prozent der Bevölkerungvor.Amhäufigsten,beietwa80ProzentderBetroffenen, zeigt sich ein Wirbelgleiten im Bogen des 5. Lendenwirbels. Der 4. Lendenwirbelistbei15ProzentderFällebetroffen.Auffälligist,dass LeistungssportlervonSportartenbeidenenhäufigdiePositioneines "Hohlkreuz"eingenommenwirdbesondershäufigeinWirbelgleiten entwickeln. Dauernde Rückwärtsverbiegungen der Wirbelsäule, insbesondere, wenn sie rhythmisch und/oder wiederkehrend auftreten,schwächendieBänder.AuchbeiSportartenmiterhöhtem Krafteinsatz,beidemScherkräfteaufdieWirbelsäuleeinwirken,sind die Bänder besonders belastet. Zu den entsprechenden Sportarten gehören u.a. Trampolinspringen, Speerwerfen, Judo, Ringen, DelphinschwimmenundTurnen. 14.11 MorbusBechterew/Spondylarthritisankylopoetica Beim Morbus Bechterew verkalkt mit der Zeit die Wirbelsäule als Ganzes, der Rücken wird steif. Bis heute ist die Ursache der Bechterew-Krankheit (benannt nach dem russischen Neurologen WladimirMichailowitschvonBechterew,1857–1957)nichtbekannt. Immer mehr Vermutung gehen in die Richtung einer Schwäche im Autoimmunsystem. „Der Patient wird ... darauf gestoßen, wie steif, unnachgiebig und unbeugsam er in Wirklichkeit ist.“ (Dethlefsen/Dahlke) ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 54 15. Literaturverzeichnis Albrecht,Karin Körperhaltung,Haug,Stuttgart,2003 Haug, Stretching, das Expertenhandbuch, 2.Aufl., Heidelberg,1999 Barteck,Oliver AllesüberFitness,Könemann,Köln,1998 Boeckh-Behrens,Wend–Uwe/ Buskies,Wolfgang Fitness-Krafttraining, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg,2000 Brockhaus Mensch Der F.A.Brockhaus,Mannheim,2001 Gesundheitsbrockhaus, Kursbuch Calais-Germain, Blandine Anatomie der Bewegung, Technik und FunktiondesKörpers,2.Aufl., FourierVerlag,Wiesbaden,1999 Dethlefsen,Thorwald/ Dahlke,Rüdiger KrankheitalsWeg,Goldmann,1990 Faller,Adolf ThiemeVerlag, Der Körper des Menschen, 13. Aufl, Georg Stuttgart,NewYork,1999 Gehrke,Thorsten Sportanatomie, 2. Aufl., Rowohlt Verlag, ReinbekbeiHamburg,2000 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 55 Grotkasten/Kienzerle Wirbelsäulengymnastik,Heyne,1991 Hay,LouiseL.GesundheitfürKörperundSeele,Heyne,1999 Kapandji,I.A. Rumpfund FunktionelleAnatomiederGelenke,Band3: Wirbelsäule, 3. Aufl., Hippokrates, Stuttgart, 1999 Kelly,Emily Körpertraining nach Pilates, Neuer Honos Verlag,Köln,2001 Kuhnert,Christin München,2000 SuperbodymitPilates,GräfeundUnzerVerlag, Robinson,Lynneu. Thomson,Gordon Pilates Workout, Mosaik Verlag, München, 1999 Schmidt,Lucia Pilates,blvfitness,München,2002 Yoga für Bauch und Rücken, blv fitness, München,2002 Trökes,Anna München,2000 DasgrosseYoga-Buch,GräfeundUnzerVerlag, Ungaro,Alycea Pilates,2002 Wirhed,Rolf u.a. Sportmedizin und Trainingslehre, 2. Aufl., SchattauerVerlag,1994 ©Q-FitnessAcademywww.q-fitness.de 56