Selen SYNONYME L-Selenomethionin WIRKUNG L-Selenomethionin ist eine Form der Aminosäure L-Methionin, die anstelle eines Schwefelatoms ein Selenatom enthält. Daher unterscheidet sich Selenomethionin vollkommen von Selen, das an Methionin (oder andere Aminosäuren) chelatiert ist. Selenomethionin verfügt über einzigartige Eigenschaften, weil Selen hier als integraler Bestandteil des Moleküls fungiert, das somit eine chemische Einheit darstellt, die als Ganzes in die Körperproteine eingebaut wird. Das macht Selenomethionin nicht nur sicherer, sondern auch besser bioverfügbar als einzeln chelatiertes Selen oder Methionin. Selenomethionin wird im Duodenum zu nahezu 100 % resorbiert. Die Resorption von anorganischen Selenformen (Natriumselenit) kann hingegen sehr viel geringer ausfallen. Selen hat eine Vielzahl von Anwendungsbereichen: Antioxidativer Schutz: Viele der klinischen Wirkungen von Selen beruhen auf der Tatsache, dass Selen ein integraler Bestandteil der vier Enzyme des Glutathionperoxidase-Enzymsystems ist, einer wichtigen Schlüsselkomponente der körpereigenen enzymatischen Abwehr gegen oxidativen Stress, zum Beispiel im Herzmuskel. Daher führt Selenmangel zu einer verminderten Aktivität dieses Enzymsystems und einer erhöhten Anfälligkeit gegen oxidativen Stress. Schilddrüse: Selen spielt eine wichtige Rolle im Schilddrüsenstoffwechsel. Das Enzym, das das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) in seine aktive Form T3 (Trijodthyronin) umwandelt, ist selenabhängig. Selenmangel kann daher unter Umständen eine Unterfunktion der Schilddrüse zur Folge haben. Entgiftung (vor allem von Schwermetallen): Ein ausreichend hoher Selenspiegel ist in der Lage, Schwermetalle wie Cadmium, Silber, Quecksilber und Blei zu binden und ihre Toxizität zu vermindern. Weiterhin ist Selen essenziell für das CytochromP450-Enzymsystem, das für die Entgiftung von Fremdstoffen in der Leber zuständig ist. Fruchtbarkeit: Selen ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen essenziell für die Fruchtbar-keit. Entzündungsprozesse: Entzündliche Erkrankungen bilden sich mithilfe von Selen in kurzer Zeit zurück. Immunsystem: Das menschliche Immunsystem ist äußerst abhängig von der im Körper vorhan-denen Selenmenge, insbesondere im Hinblick auf die Funktion der Makrophagen (Fress-zellen). Virus-Empfindlichkeit: Es liegen zahlreiche Beweise dafür vor, dass Selen eine Rolle bei der Progression und Mortalität von HIV/AIDS spielt. Eine Supplementierung mit Selen scheint das Energieniveau von HIV-Patienten zu erhöhen, MagenDarm-Probleme zu reduzieren, einem Gewichtsverlust entgegenzuwirken und die Abnahme der CD4-Zellen zu verlangsamen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Es ist wahrscheinlich, dass Selen das LDL-Cholesterin vor Oxi-dation schützt und dadurch das Auftreten von Arteriosklerose und koronaren Herzerkrankungen verlangsamt. Erholung nach Operationen: Die Zugabe von Selen zur Infusionsflüssigkeit von Patienten nach chirurgischen Eingriffen scheint die Erholung nach der Operation zu fördern und das Risiko von postoperativen Komplikationen zu verringern. Asthma: Eine dreimonatige Supplementierung mit 100 µg Selen pro Tag reduziert die Asth-masymptome. INDIKATIONEN Pathologien, die durch freie Radikale verursacht werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kardiomyopathie HIV-Infektionen (therapieunterstützend) Hypothyreose Erholung nach Operationen Rheumatische Erkrankungen Asthma Verringerung der Toxizität von Chemotherapie Entgiftung bei Belastung durch Amalgam und andere Schwermetalle KONTRAINDIKATIONEN Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte (aufgrund unzureichender Daten) vermieden werden. NEBENWIRKUNGEN Selen hat eine relativ kleine Sicherheitsbandbreite. Bei Dosierungen von 200-400 µg von elementarem Selen pro Tag wurden niemals negative Nebenwirkungen beobachtet. Bei höheren therapeutischen Dosen ist es sinnvoll, von Zeit zu Zeit den Blutselenspiegel zu überprüfen. Bei Tagesdosen über 750 bis 800 µg von elementarem Selen kann manchmal eine Selenose auftreten. Begleiterscheinungen einer Selenose sind Knoblauchgeruch, Gelbfärbung der Haut, Haarausfall, Veränderungen der Nägel und Knochen, Verfärbung der Zähne, Reizung der Atemwege, Übelkeit, Erbrechen und/oder Reizbarkeit. Diese Erscheinungen sind nach Absetzen der Selensupplementierung vollständig reversibel. INTERAKTION Selen kann die toxische Wirkung von bestimmten Medikamenten verringern. Auch andere Wechselwirkungen mit konventionellen oder Naturarzneimitteln sind möglich. Ziehen Sie sachkundige Beratung hinzu. ANWENDUNG Erhaltungsdosen von Selen zur Prävention von degenerativen Erkrankungen können zwischen 50 und 200 µg pro Tag variieren. Therapeutisch kann Selen in Dosierungen von bis zu 3-mal täglich 200 µg verwendet werden. Unter guter medizinischer Aufsicht kann die Dosis bei Selenmangel-Patienten auf bis zu 800 µg pro Tag erhöht werden. Dosierungen über 800 µg sind im Prinzip toxisch. Da Selen oft auch in anderen Nahrungsergänzungen enthalten ist, ist es ratsam, die empfohlene Tagesdosis von 200 µg Selen ohne sorgfältige medizinische Überwachung nicht zu überschreiten. SYNERGIE In-vitro-Experimente zeigen eine Synergie zwischen Vitamin E, Selen und schwefelhaltigen Aminosäuren, den Vorläufern von Glutathion und Glutathionperoxidase. Bei einem Mangel an Vitamin E werden die freien Radikale durch Glutathionperoxidase eliminiert. Ergänzend zu Selen ist als Basissupplementierung ein hochwertiges Multi- und Vitamin-C-Präparat zu empfehlen. REFERENZEN 1. Aro A, Alfthan G, Varo P. 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