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EDITORIAL
Faires Miteinander
Matthias Mahr, Chefredaktion
Es geht wieder aufwärts bei den Faltschachtelherstellern. Nachdem 2009 ein deutlicher Umsatzund Absatzeinbruch verzeichnet werden musste,
stehen die Zeichen dieses Jahr wieder auf Wachstum. Wie der Fachverband Faltschachtel-Industrie jetzt in Frankfurt mitteilte, lag die produzierte Menge an Faltschachteln im vergangenen Jahr
mit 830.466 t um 6,7 Prozent unter dem Wert des
Jahres 2008. Der damit einhergehende Produktionswert sank gar um 7,2 Prozent und betrug
2009 noch 1.756.841.000 Euro. Finanz- und
Wirtschaftskrise haben demnach ganze Arbeit
verrichtet. Denn es waren nicht die Konsumenten, die nicht mehr nach Produkten in der Faltschachtel-Verpackung griffen; es waren die Abnehmer aus den Reihen der Markenartikler, die
ihre Lager räumten, um gebundenes Kapital freizusetzen, und schlussendlich in Konsequenz der
Wirtschaftskrise ihr Bestellverhalten änderten.
Die Folgen liegen auf der Hand: Die Faltschachtel-Industrie muss noch flexibler agieren als sie es
ohnehin schon tut. Neue Aufträge kommen
kurzfristiger rein, Losgrößen sinken, aber die
Rüstkosten steigen und Frischfaserkarton wird
knapp, nachdem die Kartonproduzenten Kapazitäten aus dem Markt genommen haben.
Geht es wirklich aufwärts bei den Faltschachtelherstellern? Betrachtet man die beschriebene Gemengelage kann der Schluss nur lauten: ja und
nein. Ja, weil natürlich die nachgefragte Menge
wieder angezogen hat, nachdem die Läger geräumt wurden. Nein, weil das Geschäft mit den
hochveredelten Schachteln aus den oben geschilderten Gründen bestimmt nicht leichter geworden ist. Doch jetzt sind auch die Markenartikler gefragt – und die Faltschachtelhersteller als
solche müssen auch an einem Strang ziehen. Warum? Es kann einfach nicht sein, dass dieser Druckerzweig auf den gestiegenen Kosten sitzen
bleibt. Die Markenartikler aller Branchen, ob
Süßware, Kosmetik oder Pharma, müssen bereit
sein, die gestiegenen Kosten der Faltschachtelindustrie mitzutragen. Sonst zahlen am Ende alle einen hohen Preis, da Investitionen in neue
Technologien ausbleiben werden und Innovationen dann letztlich auf der Strecke bleiben müs-
sen. Und innerhalb der Gruppe der Faltschachtelhersteller, gleich, ob im Verband organisiert oder
nicht, darf es eigentlich kein Unternehmen geben, das Preisdrückereien mitmacht. Das mag
kurzfristig dem einen oder anderen vielleicht helfen, langfristig führt es zu nichts. Produzierte
Menge und der Produktionswert würden nur
noch weiter negativ voneinander abweichen. Ein
faires Miteinander, ein partnerschaftlicher Umgang in der Wertschöpfungskette ist gefragt.
Innerhalb des Fachverbandes der deutschen Faltschachtelindustrie (FFI) arbeiten die Macher daran,
den Wert ihres Produktes in ein besseres Licht zu rücken. „Faltschachteln sind umweltgerechte Verpackungen aus Karton“, sagt Dr. Michael Faller,
Geschäftsführer des gleichnamigen Faltschachtelherstellers und Mitglied des FFI-Vorstandes. In
Sachen Nachhaltigkeit hat die Faltschachtelindustrie wohl keinen Nachholbedarf. Der Karton aus Holzfasern besteht aus einem nachwachsenden Rohstoff, der zum größten Teil aus Europa kommt. Tropisches Holz aus dem Regenwald
etwa hat hier keinen Platz. Auch beim Recycling
macht die Faltschachtel eine gute Figur. So gesehen ist sie natürlich ein gutes Marketinginstrument für Markenartikler, die sich dem Verbraucher besonders nachhaltig präsentieren wollen.
Krisen haben immer auch Gutes. Die sinkenden
Werbebudgets im Bereich der fast Moving Consumer Goods (FMGC) führen dazu, das die Markenriesen den Kommunikations- und Mediawert der Produktverpackung neu bewerten. Die
Verpackungsindustrie weiß längst, das Packmittel mehr leisten als nur schützen und transportieren. Die Strukturen der Werbung für FMCG’s ändern sich. Ins Zentrum rückt die Brand Salience.
Eine Marke gilt dann als salient (hervorspringend), wenn Sie in unterschiedlichsten Verkaufssituationen durch Anstöße vom Gedächtnis des
Konsumenten als mögliche Lösung präsentiert
wird. Produktverpackungen können spontane
Erinnerungseffekte auslösen und erleichtern
dem Konsumenten die Verkaufsentscheidung.
Auch hier hat die Faltschachtel viel zu bieten, um
ein Produkt noch verpackt mit allen Sinnen erlebbar zu machen.
Ihre Meinung: [email protected]
neue verpackung 7.2010]3
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