Physikalische Chemie V Statistische Mechanik Markus Meuwly Department of Chemistry University of Basel StatMech MM Ziel der Vorlesung Sie sollen in der Lage sein: • ein konkretes statistisch mechanisches Problem aus der Chemie quantitativ zu lösen • eine thermodynamische von einer statistisch-mechanischen Behandlung eines Problems zu unterscheiden • zu entscheiden, unter welchen Umständen ein Problem mit einem statistisch-mechanischen Ansatz gelöst werden kann/muss. StatMech MM Zur Vorlesung Prüfungsform: schriftlich (3 Fragen entsprechend den Übungen) PowerPoint: Unterstützend, aber kein Script. Viele Zwischenschritte werden in der Vorlesung (Tafel) und in den Übungen konkret durchgerechnet. Literatur: s. Webpage und vorgestellte Literatur in der Vorlesung; es gibt aber kein “Buch zur Vorlesung”. Übungen: Nur durch Übung kann der Stoff vertieft werden; viele Zwischenschritte werden dort explizit durchgerechnet (s. Ziel der Vorlesung); das ist mit Aufwand verbunden. Mathematik: DAS Arbeitsinstrument der physikalischen Chemie; wenn Sie unsicher sind, beschäftigen Sie sich nochmals mit den Kapiteln Integration, Matrizenrechnung (Eigenwerte, Determinanten), Differentialrechnung und Differentialgleichung. StatMech MM Organisatorisches Übungen: Freitag 10-11, kl. HS PC Assistent: Oliver Unke Beginn: 4. März 2016 Rhythmus Ausgabe: Dienstag (1.3.) Vorbesprechung: Freitag (4.3.) Abgabe Lösungen: Mittwoch (9.3.) Besprechung: Freitag (11.3.) Zusätzliche Vorlesungsstunde Di 9-10 oder 12-13? StatMech MM übersicht 1. Einführung 2. Ensembles 3. Ideale Systeme 4. Reale Systeme 5. Dichtematrizen 6. Verteilungsfunktionen 7. Dynamische Prozesse 8. 2-Niveau Systeme 9. Zeitkorrelationsfunktionen StatMech MM 1. Ziel der Statistischen Mechanik Beziehung zwischen mikroskopischer Beschreibung: • Ort, Impuls, Trajektorie, Phasenraum • Eigenzustände und makroskopischer Beobachtung: • Temperatur, Druck • Freie Energie, Reaktionsrate • Diffusion • Spektroskopie StatMech MM 1.1 Historischer Abriss 1641 Thermometer (Ferdinand II) 1643 Barometer (Torricelli) 1733 Bernoulli entwickelt Modell für ein Gas beruhend auf harten Kugeln; Beziehung zwischen mechanischen und th’dyn Grössen 1827 Robert Brown: Brown’sche Bewegung 1843 James Prescott Joule: Beziehung zwischen Wärme und mechanischer Arbeit 1843 J. J. Waterston: kinetische Theorie der Gase (“Thoughts on the Mental Functions”). Kommentar der Royal Society “Diese Arbeit ist nichts als Unsinn”. 1859 James Clerk Maxwell: Geschwindigkeitsverteilung (s.o.). 1868 Ludwig Boltzmann: Erweiterung der Maxwell-Verteilung 1872 Boltzmann: H-Theorem (isolierte Systeme streben einem Maximum der Entropie entgegen) 1873-78 Josiah Willard Gibbs: Phasengleichgewichte, Freie Energie 1877 Boltzmann formuliert S=k lnW 1902 Gibbs: Elementare Prinzipien der Statistischen Mechanik (Ensemble Theorie) 1905 Marian Smoluchowski und Einstein entwickeln mikroskopische Theorie der Brown’schen Bewegung (1827) 1905 Paul Langevin stellt statistisch mechanische Theorie des Magnetismus vor 1911 Kamerlingh Onnes entdeckt Supraleitung StatMech MM 1.1 Historischer Abriss 1924 Satyendranath Bose schickt eine Arbeit über die statistische Mechanik von Photonen an Einstein. Dieser übersetzt die Arbeit und zusammen geben sie der Bose-Einstein Statistik ihren Namen. 1927 John von Neumann entwickelt eine vollständige und verallgemeinerte quantenmechanische statistische Mechanik 1930 Experimentelle Entdeckung der Suprafluidität 1935 Lev Landau publiziert eine phänomenologische Theorie der Phasenübergänge 1936 Mayer und Goeppert-Mayer entwickeln die Theorie realer Gase 1942 Lars Onsager löst das 2-dimensionale Ising Modell; erste exakte Lösung eines nicht-trivialen Problems in der statistischen Mechanik. 1950 Verallgemeinerungen der Boltzmann Gleichung; Verbindung zwischen statistischer Mechanik (Entropie) und Information (Shannon); theoretische Beschreibung der Suprafluidität (Feynman). 1957 Erste Molekular-Dynamik Simulation 1971 Wilson: Renormierungstheorie Nobelpreise: van ‘t Hoff (1901), Van der Waals (1910), Debye (1936), Landau (1962), Feynman (1965), Onsager (1968), Wilson (1982), de Gennes (1981), Leggett (2003) StatMech MM 1.1 Historischer Abriss StatMech MM 1.2 Zustandsumme Primäres Ziel der Gleichgewichts-SM ist es, die Zustandsumme Q zu berechnen. Davon werden alle Observablen abgeleitet. Die Ausdrücke für Q unterscheiden sich, je nach dem ob man ein klassisches (CM) oder quantenmechanisches System (QM) betrachtet. Im folgenden sind x und p 3N-dimensionale Vektoren (N Teilchen, jedes mit 3 Freiheitsgraden) welche Ort und Impuls der Teilchen beschreiben. H(x,p) ist die Hamiltonfunktion und beschreibt die totale Energie eines CM Systems: Dabei ist V(x) die potentielle Energie des Systems. Damit wird die klassische Zustandsumme Für ein QM System sind die En die Energie-Eigenwerte (siehe PC III) und die Zustandsumme ist: In beiden Fällen tritt der Boltzmann-Faktor Boltzmann Konstante und T die Temperatur ist. StatMech MM auf, wobei kB = 1.38 10-23 JK-1 die 2.1 Mathematische Vorbemerkungen Der Ausdruck für die klassische ZS zeigt, dass Gauss-Integrale von zentraler Bedeutung sind: Ist die potentielle Energie ein harmonischer Oszillator so ist auch dafür der Anteil an der ZS ein Gauss-Integral Stirling Näherung Gesetz der grossen Zahlen StatMech MM 2.1 Mathematische Vorbemerkungen Die Delta-Funktion (-Funktion): Formale Definition: Eigenschaften: Konkretes Rechnen mit -Sequenzen: Beweis obiger Identität: StatMech MM 2.1 Mathematische Vorbemerkungen Matrizen, Eigenwerte Matrix ist ein rechteckiges oder quadratisches Schema, welches in kompakter Weise Zusammenhänge zwischen Variablen beschreibt Eigenwerte und zugehörige Eigenvektoren erfüllen Eigenwertgleichungen. StatMech MM 2.1 Mathematische Vorbemerkungen Bestimmung der Eigenwerte und Eigenvektoren der gemischten Zustände Eigenwerte Entwicklungskoeffizienten Allgemeine Form der EV Wahrscheinlichkeits-Amplitude des Zustandes “b” als Funktion der Zeit führt zu Rabi-Oszillationen; s. Uebungen StatMech MM 2.1 Mathematische Vorbemerkungen Laplace Transformation Die LT ist ein wichtiges Werkzeug zur Lösung linearer Differentialgleichungen. Durch LT der Differentialgleichung erhält man eine algebraische Gleichung, welche (v.a. für Gleichungen zweiter Ordnung) einfach gelöst werden können. Der nächste Schritt – die inverse LT – ist dann oft schwieriger. Allgemein: Spezielle Bsp: LT der ersten Ableitung LT der zweiten Ableitung StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Grundbegriffe Unterscheide totales Differential von nicht-totalem Differential; zu totalem Differential gehört eine Zustandsfunktion (Z’Gleichung) Innere Energie (mech.) Arbeit Z’Gleichung (ideales Gas) Erster HS: Freie Energie (beachte Differential) Ideales Gas (isothermer Prozess) Definition Wärmekapazität StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Legendre TF Legendre Transformationen erlauben Transformation zwischen verschiedenen Variablen. Im Folgenden sind x und p Variablen, f und g Funktionen: Definition Legendre-TF: L-TF ist Funktion nur von p Beispiel: StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Legendre TF Anwendung auf Th’dynamik Transformation der inneren Energie Von S auf T Legendre-TF: Ausschreiben der Differenziale Zustandsgleichungen: StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Zustandsfunktionen Zustandsfunktion (Satz von Schwarz) Für Differentiale gelten folgende Beziehungen: Beispiel: Druckänderung als Funktion exptl. messbarer Koeffizienten. Def. isotherme Kompressibilität StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Zustandsfunktionen Innere Energie Zweiter Hauptsatz: Verwende Tatsache, dass S Zustandsfunktion ist “Exptl. Vorschrift” zur Bestimmung von: Genauso: Allgemein: Verwende differentielle Zusammenhänge und Zustandsfunktionen, um Aenderungen der inneren Energie, Enthalpie, etc. auf messbare Grössen zurückzuführen. StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Gleichgewicht und Stabilität Bedingungen für (mechanisches) Gleichgewicht: Innere Energie Variation der Energie Gleichgewichtsbedingung Da S, V und n konstant; Deshalb ist Summe der Variationen =0 Variation bei konstantem S, V, n Gleichgewichtsbedingung In freiem System fluktuieren extensive Variablen in + und – Richtung. Stabilitätskriterien: Stabil Unentschieden Unstabil StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Gleichgewicht und Stabilität Bedingungen für (mechanisches) Gleichgewicht Am Gleichgewicht ist die Variation der Entropie Null; Teile das ganze System in zwei Sub-Systeme “1” und “2” auf. Quadratische Variation der Energie Verwende Maxwell –Beziehung Stabilitätskriterium Konsequenz ist Positivität der Spezifischen Wärmekapazität Allgemein: “Stabilitätskriterien führen dazu, dass Fluktuationen ein System zurück zum Gleichgewicht bringen” In ähnlicher Weise aus der Helmholtz’schen Freien Energie: Konsequenz: wenn Druck in einem stabilen System isotherm erhöht wird, muss das Volumen abnehmen. StatMech MM 2.2 Thermodynamik: Gleichgewicht und Stabilität Das allgemeine Stabilitätskriterium für die Innere Energie oder eine Legendre-Transformierte davon mit extensiven Variablen X1… Xr und intensiven Variablen Ir+1.. In lautet nun: StatMech MM 2.3 Quantenmechanik I Eigenschaften der Wellenfunktion Normiert Lösung der Schrödinger Gleichung i.a. Komplexwertig Für gebundene Zustände Dirac-Schreibweise (effizienter) Ket Bra Skalarprodukt (Integral) Hamiltonoperator StatMech MM 2.3 Quantenmechanik II Lösung der SG für einfache Systeme; “System” ist definiert durch die Form der Wechselwirkung V Kastenpotential Eigenwerte; Eigenfunktionen Harmonischer Oszillator StatMech MM 2.3 Quantenmechanik II Starrer Rotor Winkelgleichung (s. H-Atom) Separationsansatz für Lösung Trennung der Variablen Azimut-Lösung Polar-Lösung sind LegendrePolynome Totale Wellenfunktion ist Produkt der beiden Lösungen StatMech MM 3. Ensembles: Observable, Mittelwerte Der “Messwert” (Wert einer Observablen A) wird in der klassischen Mechanik und in der Quantenmechanik unterschiedlich bestimmt; im klassischen Limes (hohe Temperatur, hohe Quantenzahlen) entsprechen sich die Werte jedoch. Hierbei ist x(t) eine “klassische Trajektorie”, also die Lösung der Newton’schen Bewegungsgleichungen, welche zu bestimmten Zeitpunkten i Zur Bestimmung von A verwendet wird. Im quantenmechanischen Fall ist P die Wahrscheinlichkeit des Systems, sich im Zustand zu befinden. StatMech MM 3. Ensembles Zentral für die SM ist das Konzept des Ensembles. Definition: Kollektion von Mikrozuständen, welche mindestens einem extensiven äusseren Zwang unterworfen sind. Mikrozustand: Angabe aller Positionen und Impulse, sowie dreier th’dynamischer Grössen, welche das System beschreiben (U, T, S, p, V, N, ) Beispiel: NpT (isobares Ensemble) StatMech MM 3. Ensembles: Postulate, Ergodizität, Statistik Grundpostulate der SM: Mikrozustände gleicher Energie sind gleich wahrscheinlich Zeitmittel = Scharmittel Eine makroskopische Observable A errechnet sich aus dem gewichteten Mittel über alle Mikrozustände. Ergodizität: Eine Trajektorie besucht jeden erreichbaren Punkt im Phasenraum (x,p). Entlang einer Trajektorie wird jeder erlaubte Zustand (x,p) realisiert. Einfaches Gegenbeispiel ist perfekter Stoss im Billiard (ohne Reibung). Je nach Teilchensorte, muss unterschieden werden zwischen Boltzmann-Statistik: unterscheidbare Teilchen Fermi-Dirac-Statistik: ununterscheidbare Teilchen mit halbzahligem Spin (Elektronen) Bose-Einstein-Statistik: ununterscheidbare Teilchen mit ganzzahligem Spin (Photonen) StatMech MM 3.1 Das kanonische Ensemble (NVT) aj ist Besetzungszahl der Zustände j mit Energie Ej. A ist das “Ensemble” Totale Energie E Wahrscheinlichkeit für bestimmte Besetzungszahlverteilung a Maximierung der Wahrscheinlichkeit W unter Beachtung der Randbedingungen für die Grösse A des Ensembles und der total verfügbaren Energie. Dazu werden 2 Lagrange-Multiplikatoren und eingeführt. (Extremwertbildung mit Randbedingungen). Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Zustandes aj StatMech MM 3.2 Das grosskanonische Ensemble (VT) aNj ist Anzahl Systeme mit N Molekülen im Zustand (Energie) Ej. Totale Energie des Ensembles Totale Anzahl Moleküle im Ensemble Wahrscheinlichkeit einer bestimmten BesetzungszahlVerteilung Anwendung der Lagrange-Multiplikatoren und Vergleich mit Ableitungen und Analogien zur th’dynamik liefert: StatMech MM 3.3 Das mikrokanonische Ensemble (NVE) Berechnung der totalen Entropie eines zusammengesetzten Systems ausgehend vom grosskanonischen Ensemble (s. vorherige Seite). Einsetzen der Beziehungen für E und N und bilden der Ensemble-Entropie liefert den Zusammenhang, dass S proportional zum Logarithmus der Anzahl verfügbarer Zustände ist. Die Anzahl verfügbarer Zustände mit einer gegebenen Energie E kann nur in wenigen Fällen analytisch berechnet werden. Für das freie Teilchen ergibt sich StatMech MM 3.3 Bemerkungen zu Haberland et al., PRL (2001) Ausgangspunkt ist Bestimmung der kalorischen Kurve im kanonischen und mikrokanonischen Ensemble. Kanonisch: <E>(T) Mikrokanonisch: T(E) erhält man das Resultat, dass die mikrokanonische kalorische Kurve aus den experimentellen Daten heraus bestimmt werden kann. Das ist in Figur 3 gezeigt. Mit Interpretation: Grosse Systeme (Th’dyn): beim Schmelzen wird zusätzliche Energie vollständig in potentielle Energie umgewandelt und dadurch der Anteil der festen Phase kontinuierlich verringert. Kleine Systeme: ein teilweise geschmolzener Zustand wird vermieden und kinetische Energie wird in potentielle Energie umgewandelt, wodurch die Temperatur erniedrigt wird. Weiterer Kontext: In solchen Systemen ist die totale Energie keine extensive Grösse. Anders ausgedrückt, je nach Unterteilung des Gesamtsystems, wäre die totale Energie nicht die Summe der Einzelsysteme, wenn man die WW zwischen den Teilsystemen vernachlässigt. Das ist eine Konsequenz der kleinen Systemgrösse. StatMech MM 3.4 Reversibilität: Loschmidt, Boltzmann, Poincare, Liouville Die Hamilton’schen Bewegungsgleichungen sind zeit-invariant, d.h. symmetrisch unter Zeitumkehr. Demnach sollte es aus Sicht der klassischen Mechanik und des mikrokanonischen Ensembles keine bevorzugte Richtung der Zeit geben. Das steht im Widerspruch zur täglichen Erfahrung. Z.B. konzentrieren sich Gasmoleküle niemals spontan in einer Ecke eines Behälters. Das ist das Loschmidt’sche Paradox. Mögliche Ansätze sind Boltzmann’s Hypothese des molekularen Chaos (unbewiesen -> H-Theorem) oder das Poincare’sche Rekursions-Theorem: “Ein beschränktes System in einem endlichen räumlichen Volumen mit endlicher totaler Energie wird, nach einer genügend langen Zeit, beliebig nahe an seinen Ursprungsort zurückkehren”. Typische Rekursions-Zeiten 10100 . Eine Lösung des Loschmidt Paradox’ besteht also darin, dass die RekursionsZeiten so lange sind, dass sie niemals beobachtet werden. StatMech MM 3.5 Zusammenhänge zwischen Ensembles Mikrokanonisch Kanonisch Grosskanonisch Die obigen Beziehungen bedeuten, dass ein Ensemble (z.B. kanonisch) als LaplaceTransformierte eines andern Ensembles (z. B. mikrokanonisch) geschrieben werden kann: StatMech MM 3.6 Virialtheorem in NVE und NVT Der Begriff des Virial geht auf Rudolf Clausius (1870) zurück und stellt einen Zusammenhang zwischen kinetischer Energie und der Temperatur her: Konstantes Ensemble -Funktion ist Integral der -Funktion mit S=k ln und dE = TdS StatMech MM 3.6 Virialtheorem in NVE und NVT Im kanonischen Ensemble ist die Herleitung wesentlich einfacher Der Oberflächenterm liefert meist einen verschwindenden Beitrag, ausser für den Fall, dass das System in einem endlichen Volumen mit reflektierenden Randbedingungen eingeschlossen ist (Druck): Demnach liefert die Analyse insgesamt StatMech MM 3.7 N unterscheidbare Teilchen in NVE und NVT Zustand des Systems gegeben durch: Zustandsumme mikrokanonisch Zustandsumme kanonisch Totale Energie in beiden Ensembles: StatMech MM 3.8 Schwankungen: Energie in (NVT) Definition der Fluktuation einer Grösse x: Im kanonischen Ensemble fluktuiert die Energie E Energiefluktuation ist Mass für Wärmekapazität Relative Fluktuation als Funktion von N Stimmt im th’dynamischen Limes mit dem Resultat des mikrokanonischen Ensembles überein, nach dem E=const. und deshalb die relative Schwankung 0 sein wird. StatMech MM 3.8 Schwankungen: Teilchenzahl in (VT) Im grosskanonischen Ensemble fluktuiert die Teilchenzahl N Gibbs Duhem Gleichung Stimmt im th’dynamischen Limes mit dem Resultat des kanonischen Ensembles überein, wo N=const. und deshalb die relative Schwankung 0 ist. Im Allgemeinen gilt für X und konjugiert: Später werden wir sehen, dass diese Fluktuationen sogenannten “Suszeptibilitäten” oder Materialkonstanten bestimen. StatMech MM 3.8 Schwankungen: Unkorrelierte, verdünnte Teilchen Zustand: Teilchenzahlschwankung Unkorreliert: Verdünnt: Schwankung Daraus lässt sich direkt die ideale Gasgleichung herleiten: StatMech MM Zusammenfassung Ensembles repräsentieren experimentelle Bedingungen: NVT ist das kanonische Ensemble; Zustandsumme Q; Potential F(N,V,T) = -kTlnQ NpT ist das isobare Ensemble; Zustandsumme ; Potential G(N,p,T) = -kTln VT ist das Grosskanonische Ensemble; Zustandsumme ; Potential =-kTln Thermodynamische Grössen und Observable sind Ableitungen der Zustandsumme. Deshalb ist die Zustandsumme die zentrale Grösse der statistischen Thermodynamik. Beispiele: StatMech MM Bemerkungen zu Evans et al., PRL (2002) Konzeptioneller Hintergrund: Entropieänderung in einem sich überlassenen System strebt einem Maximum zu (Richtung!!). Dies steht im Widerspruch zur Beobachtung, dass die Newton’schen Bewegungsgleichungen invariant gegenüber Zeitumkehr sind (Loschmidt Paradox). Wahrscheinlichkeit, Entropie-produzierende (t>0) Trajektorien relativ zu Entropie-vernichtenden (t<0) zu beobachten, kann berechnet werden (s. nebenan). Da t extensiv ist, wird die Wahrscheinlichkeit, t<0 zu finden für lange Zeiten und grosse Systeme gegen 0 gehen, was der Th’dynamik entspricht. Experiment: kolloidale Teilchen in einer optischen Falle (transparente Teilchen im Feld eines fokussierten Laser-Strahls). Lösung der Teilchen wird relativ zur optischen Falle translatorisch mit konstanter Geschwindigkeit bewegt. Beobachtet werden die Teilchenpositionen x(t). Nach etwa 10 Sekunden haben die Teilchen ihr Gleichgewicht erreicht und das Experiment ist beendet. Da die Kraft proportional zur Position ist, und die Translationsgeschwindigkeit der Apparatur kontrolliert wird, kann die Entropieproduktion berechnet werden. Daraus ergibt sich Figur 1. Eine Statistik der Trajektorien ist in Figur 2 gezeigt. Unabhängig davon zeigen Simulationen, dass die Anzahl Entropie-vernichtender Trajektorien mit der Beobachtungszeit abnimmt (Figur 3). Vorteil der Simulationen: Hunderttausende von Trajektorien können gerechnet werden – experimentell wurden einige Hundert beobachtet. Bedeutung: Es gibt eine fundamentale Grenze bis zu welcher Maschinen miniaturisiert werden können. Ist die Energie pro Zyklus im Bereich der thermischen Energie, sind Abweichungen von der Th’dynamik zu erwarten. Nanomaschinen und Proteine! StatMech MM 4. Nicht-wechselwirkende Systeme Das ideale Gas Atomar Zweiatomig (homo/heteronuklear) mehratomig Chemisches Gleichgewicht Photonengas Quantenstatistik StatMech MM 4.1. Atomare Gase Beim idealen atomaren Gas liegen nur translatorische (T), elektronische (E) und nukleare (N) Freiheitsgrade vor. Die (qm) translatorische Zustandsumme im (NVT) Ensemble wird basierend auf Teilchen in einem 3d Kasten berechnet. Sie hängt nur von der Masse m der Teilchen ab. ist die de Broglie Wellenlänge (siehe PCIV). Für elektronische und nukleare Freiheitsgrade muss die Entartung des entsprechenden Zustandes berücksichtigt werden. Da elektronische und nukleare Energien viel grösser sind als , reicht es meistens (aber nicht immer!!) aus, die niedrigsten Zustände in der Z’Summe mitzunehmen. StatMech MM 4.2. Ideale, zweiatomige Gase Die zusätzlich auftretenden FG betreffen die Rotation (R) und die Vibration (V). In erster Näherung werden diese beiden FG separiert, d.h. es wird angenommen, dass V und R voneinander unabhängige FG sind. Das ist jedoch insbesondere bei hoch angeregten Vibrationen nicht mehr gewährleistet. Weiter wird angenommen, dass E und V voneinander unabhängig sind. Dies ist wiederum eine Näherung (cf. vibronic coupling). Im Limes hoher Temperaturen (ersetze Summe durch Integrale) ergibt sich dann für den R-Beitrag: Und für den V-Beitrag (exakt): StatMech MM 4.2. Ideale, zweiatomige Gase: rotatorischer Beitrag Bessere Näherung (Taylor des Integranden): Beitrag der Rotation zur innern Energie Beitrag der Rotation zur spezifischen Wärmekapazität Anzahl Moleküle im rot. Zustand mit QZ J Für homonukleare zweiatomige Moleküle verringert sich die Anzahl Zustände durch Symmetrie um Faktor 2. StatMech MM 4.2. Ideale, zweiatomige Gase: vibratorischer Beitrag Hochtemperatur-Verhalten Definition vibratorische Temp. Beitrag der Vibration zur innern Energie Beitrag der Vibration zur spezifischen Wärmekapazität Anzahl Moleküle im vib. Zustand mit QZ n Anzahl Moleküle in vib. angeregtem Zustand StatMech MM 4.2. Ideale, zweiatomige, homonukleare Gase: Statistik Statistische Gewichte spielen bei Intensitäten von übergängen und Besetzungszahlen eine wichtige Rolle. Dabei müssen Bosonen (symmetrische -s- totale WF) und Fermionen (antisymmetrische -as- totale WF) unterschieden werden. Im Folgenden sind I und J der Kern-, resp. Elektronenspin. Die Frage ist, wie Kern- und Elektronen-Rotationszustände miteinander koppeln. Für Kerne mit Spin I gibt es (2I+1) erlaubte Zustände; dementsprechend (2I+1)2 für zweiatomiges Molekül. Für I ganz (Boson): I(2I+1) as nukleare Spinfunktionen gekoppelt mit J ungerade (ergibt symm. totale WF) (I+1)(2I+1) s nukleare Spinfunktionen gekoppelt mit J gerade (ergibt symm. totale WF) Für I halb (Fermionen): I(2I+1) as nukleare Spinfunktionen gekoppelt mit J gerade (ergibt antisymm. totale WF) (I+1)(2I+1) s nukleare Spinfunktionen gekoppelt mit J ungerade (ergibt antisymm. totale WF) In Formeln: Hochtemperatur: StatMech MM 4.3. Ideale, mehratomige Gase Energienullpunkt ist Zustand, in dem alle n Atome unendlich weit voneinander entfernt sind. Bei der Behandlung muss für die Vibratorische Zustandsumme zwischen linearen (3N-5 FG) und nicht-linearen (3N-6 FG) Molekülen Rotatorische Zustandsumme zwischen sphärischen, symmetrischen und asymmetrischen Rotoren unterschieden werden. Die vibratorische Zustandsumme wird an Hand einer Normalmoden-Analyse (s. PCIV) berechnet. Dabei wird der vibratorische Hamiltonoperator auf Normalkoordinaten Qi transformiert. Zu den Qi gehören Eigenfrequenzen i (oder i ), welche den experimentell beobachteten Frequenzen entsprechen (siehe Tabellen). Damit ergibt sich für die vibratorische Energie, den vibratorischen Teil der Zustandsumme, und den Beitrag der Vibration zur innern Energie: StatMech MM 4.3. Ideale, mehratomige Gase: Trägheitsmomente Der rotatorische Anteil hängt von der Form (shape) des Moleküls ab. Diese Form widerspiegelt sich im Trägheitstensor und in den Trägheitsmomenten: Diagonalelemente: Off-Diagonalelemente; übrige durch Permutation: Rotationskonstanten; dabei ist c die Lichtgeschwindigkeit: Im Folgenden unterscheidet man: Sphärische Kreisel (CH4) Symmetrische Kreisel (CH3Cl, NH3) Asymmetrische Kreisel (H2O) StatMech MM 4.3. Ideale, mehratomige Gase: Rot. Zustandsummen Sphärischer Kreisel Energieniveaux Entartung: Zustandsumme mit hochTemperatur-Limes Symmetrischer Kreisel Energieniveaux mit zusätzlicher QZ K Entartung Zustandsumme: Hochtemperatur-Limes StatMech MM 4.3. Ideale, mehratomige Gase: Rot. Zustandsummen Asymmetrischer Kreisel Gesamte Z’Summe für Nicht-lineare Moleküle Lineare Moleküle Aus diesen Ausdrücken werden, wie bei allen andern Systemen, die Beziehungen für F, E, CV, S, etc. gewonnen. StatMech MM 4.4 Das ideale Gas im mikrokanonischen Ensemble StatMech MM 4.4 Das ideale Gas im mikrokanonischen Ensemble StatMech MM 4.5 Chemisches Gleichgewicht Ausgehend von den Zustandsummen für nicht-wechselwirkende Moleküle kann das Problem des chemischen Gleichgewichts auf statistich-thermodynamischer Basis diskutiert werden. Beispiel Umsatz der Spezies A,B zu C,D. Zustandsummen: Chem. Potential Für ideales Gas gilt: Definition konzentrations-abh. Glgew.Konst. Druck-abhängige Glgew. Konst. StatMech MM 4.6 Das Photon-Gas (ultrarelativistisches, ideales Gas) Vorbereitung: Photonen sind die elementaren Anregungen des elektromagnetischen Feldes. Dabei gelten folgende Beziehungen zwischen Wellenlänge, Impuls und Energie. k ist der Wellenzahlvektor. Photonen im th’dynamischen Glgew. sind stehende Wellen. Anzahl Zustände mit “Wellenzahl <k” Anzahl Zustände zwischen k und k+dk. (k) ist die Zustandsdichte und entspricht dem Entartungsgrad in der mol. Spektroskopie. Auf Energien umgeschrieben: Nun StatMech. Da Anzahl Photonen nicht erhalten (dauernde Absorption/Emission) ist Summe über nk nicht eingeschränkt. Beim übergang von Summation zur Integration muss korrekt mit (k) gewichtet werden. Das Integral wird durch Entwickeln des ln berechnet. Aus lnQ folgt direkt die Energie und das Stefan-Boltzmann Gesetz StatMech MM 4.7 Das Phonon-Gas Phononen sind elementare Anregungen im Festkörper (“Schwingungen”). Sie spielen dieselbe Rolle in einem Kristall wie Photonen für das elektromagnetische Feld. Nach einer Normalmoden-Analyse des Kristalls ergibt sich für die Energie eines kalten Kristalls (keine kinetische Energie) Energienullpunkt beliebig auf Null gesetzt Zustandsumme für ungekoppelte HO Freie Energie analog zum Photonengas mit korrekter Entartung. 2 Modelle für g() (Einstein, Debye) StatMech MM 4.7 Der Festkörper Zustandsumme Logarithmus der Zustandsumme Normierungsbedingung für Frequenzdichte (“Entartung”) Wärmekapazität Bis hierhin sind alle Ausdrücke beinahe exakt. Nun braucht man ein Modell für die Frequenzdichte g(). Wir diskutieren zwei Ansätze. Einstein Modell: g() ist eine Delta-Funktion Debye-Modell: g() wächst quadratisch bis zu einer Abschneidefrequenz D. StatMech MM 4.7 Der Festkörper Einstein-Modell Modendichte Spezifische Wärme Für hohe Temperaturen Gesetz von Dulong-Petit Verhalten für tiefe Temperaturen stimmt nicht mit exptl. Beobachtung von T3 überein. Dies führte zur Entwicklung des Debye-Modells Modendichte (Frequenzverteilung) quadratisch mit Abschneidefrequenz Spezifische Wärme Verhalten bei hohen und tiefen Temperaturen: StatMech MM 4.8 Klassische und Quantenstatistik Symmetrie der Wellenfunktion für Bosonen Fermionen Energie eines Systems ununterscheidbarer Teilchen mit Energien i. Zustandsumme mit schwieriger Nebenbedingung nj sind Anzahl Teilchen pro QZ für Fermionen: Bosonen: Grosskanonische Zustandsumme erlaubt Teilchenzahl zu variieren. Allgemeines Resultat: StatMech MM 4.9 Phasenübergang: Entartetes, ideales Bose-Einstein Gas Im folgenden betrachten wir spezifisch ein stark entartetes, ideales Bose-Einstein Kondensat. Für ein Bose-Einstein Gas sind die Teilchenzahl und die Zustandsgleichung gegeben durch: Mit denselben Schritten wie beim Photonengas (s. 4.6) aber mit den Energiezuständen in einem Kubus schreiben wir die Summe um auf ein Integral und integrieren über die Energie. Die Nullpunktenergie im Kasten ist: Durch Verschieben des Energienullpunktes zu =0 ergeben sich für die Dichte und die Zustandsgleichung die folgenden Ausdrücke: Es ergeben sich damit die folgenden kompakten Ausdrücke für Dichte und Zustandsgleichung: StatMech MM 4.9 Phasenübergang: Entartetes, ideales Bose-Einstein Gas Für das Folgende ist es wichtig zu bemerken, dass die erste Ableitung von g3/2=1) divergiert, der Wert von g3/2=1)=2.612… jedoch endlich und bestimmt ist. Die Zustandsfunktion ergibt sich nun durch Auflösen von Einsetzen in nach und Die erste Gleichung kann nicht analytisch nach aufgelöst werden. Stattdessen trägt man beide Seiten der Gleichung als Funktion von auf und sucht den Schnittpunkt. Insbesondere untersucht man Konstant Funktion von . Es zeigt sich, dass der Punkt 3=g3/2=1)=2.612… speziell ist. Mit lässt sich eine Temperatur T0 definieren, welche zwischen zwei Regimes des Systems unterscheidet: Energie und Wärmekapazität StatMech MM 4.9 Phasenübergang: Flüssiges Helium Experiment Das Bemerkenswerte am Phasenübergang in flüssigem 4He ist die Tatsache, dass er für ein System physisch nicht-wechselwirkender Teilchen überhaupt auftritt. Der tiefere Grund dafür liegt in einer effektiven Wechselwirkung, welche dem System durch die Symmetrieforderung einer BoseWellenfunktion aufgezwungen wird. All dies tritt für (fermionisches) 3He nicht auf. StatMech MM 5. Systeme mit Wechselwirkung Beispiele: Reale Gas (van der Waals) Magnetismus (Ising Modell) Festkörper Oberflächen Ursprung sind zwischenmolekulare Wechselwirkungen StatMech MM 5.1 Reale Gase Ausgehend von der van der Waals Gleichung kann eine Beziehung zwischen Druck, Dichte und Temperatur gefunden werden, welche als eine Potenzreihe in der Dichte geschrieben werden kann. Diese Reihe heisst Virialentwicklung und ist eine allgemein gültige Zustandsgleichung für reale Gase. Für ideale Gase sind alle Entwicklungskoeffizienten Bi(T)=0. Die statistische Mechanik wird nun dazu verwendet, um die Bedeutung der Bi(T) zu klären. Ausgehend von der Hamiltonfunktion eines klassischen Systems erhält man für rein abstands-abhängige intermolekulare WW einen Ausdruck für die Zustandsumme, welcher das Konfigurationsintegral ZN beinhaltet. StatMech MM 5.1 Reale Gase: Clusterentwicklung; Mayer Funktion Die grosskanonische Zustandsumme erweist sich als der geeignete Ausgangspunkt für die Entwicklung einer solchen Theorie. Wir kennen zwei Ausdrücke für das grosskanonische Potential , welche wir beide als Potenzreihe darstellen können. Durch Koeffizientenvergleich ergeben sich dadurch explizite Ausdrücke für die Virialkoeffizienten Bi(T) als Funktionen der Konfigurationsintegrale ZN. StatMech MM 5.1 Reale Gase: Clusterentwicklung; Mayer Funktion Für den zweiten Virialkoeffizienten B2(T) ergibt sich damit: Dabei heisst f(r) die Mayer-Funktion StatMech MM 5.1 Reale Gase: Zweiter Virialkoeffizient Für den dritten Virialkoeffizienten kann die WW in paarweise additive und einen nicht-additiven Term zerlegt werden. Dieser Term kann z.B. durch eine Axilrod-Teller WW beschrieben werden (winkelabhängig!) Explizite Ausdrücke für B2(T) erfordern konkrete Formen des zwischenmolekularen Potentials Harte Kugeln Kastenpotential StatMech MM 5.1 Reale Gase: Quantenkorrekturen zu B2(T) Kirkwood leitete eine QuantenKorrektur her, welche die erste Ableitung des Potentials beinhaltet. Das Auftreten der Planck-Konstanten ist dafür charakteristisch. StatMech MM 5.1 Die Van der Waals Gleichung Die van der Waals Gleichung kann in reduzierten Grössen geschrieben werden. Damit wird sie zu einer universellen Gleichung, sobald die kritischen Grössen Vk, pk, und Tk bekannt sind. StatMech MM 5.2 Magnetismus Magnetismus wird hier als die Wechselwirkung von magnetischen Momenten (i.e. Spins) mit einem umgebenden äusseren magnetischen Feld H verstanden. Man unterscheidet verschiedene Formen/Ausprägungen des Magnetismus. a)Paramagnetismus : permanentes Dipolmoment richtet sich in Magnetfeld aus. b)Ferromagnetismus: Fe, Ni, Co ungepaarte 3d-Elektronen verantwortlich; Austauschintegral Iij>0 (siehe unten) c)Ferrimagnetismus: Benachbarte Dipolmomente verschieden gross, entgegengesetzt ausgerichtet. d)Antiferromagnetismus: Austauschintegral Iij<0; nur bis zur Neel-Temperatur beobachtbar – darüber nicht. Weiter sind magnetische (oder Spin-) Systeme von Interesse, da sie gute Beispiele fuer Phasenübergägne sind. Wir werden sehen, dass je nach Dimensionalität (1d, 2d, oder 3d) das Problem analytisch (d.h. mathematisch geschlossen), näherungsweise oder nur noch numerisch gelöst werden kann. Das zugrunde liegende Modell ist das sogenannte Ising Modell (1925). Es besteht aus einem Gitter von Spins, welche Einstellungen +1 oder -1 (“up” oder “down”) haben können. StatMech MM 5.2 Klassische Behandlung des Paramagnetismus Dieses Problem wurde in den Uebungen bereits ausführlich diskutiert. Es handelt sich um ein “ideales Gas”, da die “Teilchen” (Spins) nicht untereinander, sondern nur individuell mit dem Feld wechselwirken. Erst wenn wir Spin-Spin (oder magn. Moment mit magn. Moment) Wechselwirkung haben, machen wir den Uebergang vom “idealen” zum “realen” System. Zur Erinnerung: Wesentlich: Alle für die Th’dynamik relevanten Grössen, sowie die Materialkonstante können analytisch berechnet werden. Dementsprechend kann man auch z.B. durch Beobachtung einer th’dynamischen Grösse die magnetischen Momente bestimmen. StatMech MM 5.2 QM Behandlung des Paramagnetismus QM Dipole haben nur diskrete Einstellungsmöglichkeiten. Zur Erinnerung: StatMech MM 5.2 Magnetismus: 1d-Ising System mit WW (I) Beim 1-dimensionalen Ising System handelt es sich um eine Anordnung, bei der jeder Spin (magn. Moment) individuell mit dem Feld B wechselwirkt. Zusätzlich wechselwirken benachbarte Spins miteinander. Das ist der “reale” Teil dieses Problems. Man spricht auch von “nearest neighbour” WW. Energieausdruck für 2 Spins: Energie für N Spins, dabei ist J die WW-Stärke zwischen 2 Spins. Damit die Z-Summe: Nun formaler Teil durch Einführen von Matrixelementen zwischen up- und down-Spins: Die Matrix P kann aus der Forderung der Matrixelemente hergeleitet werden: Damit ergibt sich für die Z-Summe: Das heisst, die Zustandsumme des Systems kann als spur einer 2x2 Matrix geschrieben werden. Da die Spur unter Koordinatentransformationen invariant (unverändert) bleibt (s. Mathematik -> Lineare Algebra) kann man P auch diagonalisieren: StatMech MM 5.2 Magnetismus: 1d-Ising System (II) Die Eigenwerte von P sind Einige Abkürzungen Damit die Spur ausrechnen ergibt die Z-Summe: Daraus die Freie Energie: Für nicht-WW System sollte dies ein bekanntes Resultat ergeben, was auch tatsächlich der Fall ist: Man kann nun die spontane Magnetisierung bestimmen und erhält für verschwindendes äusseres Feld (B=0) eine Magnetisierung von 0. Demnach behält ein 1-dimensionales System nach Ausschalten des Magnetfeldes seine Magnetisierung nicht bei. Somit hat das 1-dimensionale Ising Modell keinen Phasenübergang zwischen unmagnetisiert und magnetisiert bei endlicher Temperatur T. StatMech MM 5.2 Magnetismus: 2d-Ising System Das 2-dimensionale Ising System ist ein nichttriviales Problem. Es wird nur eine qualitative Diskussion gegeben. Der Hamilton-Operator (“Energie”) kann in etwas abgekürzter Form geschrieben werden. Dabei ist j eine Abkürzung für eine Zeile Spins im 2d Gitter. Die Transfer-Matrix ist definiert wie im 1d Fall. Der entscheidende – und schwierige – Schritt ist die Bestimmung des dominanten Eigenwerts der 2n x 2n Matrix. Es ergibt sich im feldfreien Fall (B=0) für die Freie Energie g(T)=-kT ln pro Spin. Dabei ist K: Die Energie pro Spin ist Die Magnetisierung pro Spin ist Die Spezifische Wärme pro Spin an der kritischen Temperatur TC ist: StatMech MM 5.2 Magnetismus: 2d-Ising System Die kritische Temperatur ist dabei gegeben durch die Lösung der folgenden Gleichung: Sie ergibt sich aus der Forderung, dass der Logarithmus im Integranden von g(T) verschwindet. StatMech MM 5.3 Monte Carlo Simulationen Das grundsätzliche Problem beim 2- und 3-dimensionalen Ising Modell ist die Tatsache, dass die Berechnung der Eigenwerte der Transfermatrix schwierig bis unmöglich ist. Eine Alternative dazu ist die direkte Schätzung der Zustandsumme. Dies geschieht mittels Monte Carlo (MC) Simulationen. Wir geben hier nur eine ganz rudimentäre Einführung in diese Technik. Details werden im VTV Computational Chemistry vermittelt. MC ist eine der am weitesten verbreiteten und generisch anwendbaren Methoden auf hochdimensionale Probleme. Beispiele für hochdimensionale Probleme in Chemie, Biologie und Physik sind a) die elektronische Struktur von Molekülen b) Konfigurationen von Proteinen und Polymeren c) Eigenschaften von Spinsystemen. Im Folgenden beschränken wir uns auf die Schätzung von Integralen. Das ist das Problem der Bestimmung von Zustandsummen. Integrale in der Statistischen Mechanik p(x) ist dabei eine Wahrscheinlichkeitsverteilung Schreibe Integral als endliche Summe und lasse Anzahl Summanden M nach unendlich gehen. Grundlegendens Rezept in MC. Einführung einer Gewichtungsfunktion h(x) kann die Effizienz erhöhen. StatMech MM 5.3 Monte Carlo Simulationen: Metropolis Sampling Konkretes Procedere zur Wahl der Integrationspunkte xi wurde von Metropolis vorgeschlagen: Ziel ist das Generieren einer Sequenz, welche ein möglich gutes Schätzen des Integrals I erlaubt. Die Wahrscheinlichkeit, ein neues Element dieser Sequenz zu akzeptieren, ist gegeben durch: Dabei wird ein neues Element durch folgende Vorschrift generiert: StatMech MM 5.5 Adsorption auf einer Oberfläche Beispiel: Adsorption von Farbstoffmolekülen auf organischen Oberflächen StatMech MM 5.5 Adsorption auf einer Oberfläche Einführung: Adsorption auf einer Oberfläche ist ein technologisch wichtiges Phänomen. Es führt thermodynamisch auf die Langmuir Gleichung, aus welcher sich die Menge adsorbierter Moleküle als Funktion von Druck bei gegebener Temperatur bestimmen lässt. Statistisch Mechanisch handelt es sich dabei um das Problem gehinderter Translation in einem 2d-periodischen Potential. Periodisches cos-Potential mit Gitterkonstante a in x- und y-Richtung Verhältnis von CM und QM Zustandsumme für allgemeines Potential “U” und exakt lösbares Model “H” (Harmonisches Potential) ist gleich. Zustandsumme fuer CM und QM harmonischer Oszillator Klassische Zustandsumme füer periodisches Potential Substitution und Umformung führt auf BesselFunktionen erster Art I0. StatMech MM 5.5 Adsorption auf einer Oberfläche Einführung einer weiteren Abkürzung K Einsetzen der Ausdrücke liefert die gesuchte QM Zustandsumme: Daraus die spezifische Wärme in gewohnter Weise. Diese kann nun mit experimentell bestimmten spezifischen Wärmen verglichen werden. Durch Fitten der rechten Seite an das Experiment kann die Barriere für Adsorption V0 bestimmt werden. StatMech MM Intermezzo: Monod-Wyman-Changeux (MWC) StatMech MM 6. Verteilungsfunktionen Die Statistische Mechanik realer Systeme kann auch auf der Basis von Wahrscheinlichkeits-Verteilungsfunktionen formuliert und untersucht werden. Die besondere Bedeutung dieser Verteilungsfunktionen liegt darin, dass sie experimentell (z.B. durch Streuexperimente) bestimmt werden können. Die Verteilungsfunktionen enthalten Informationen über die zwischenmolekularen WW. Die Beschreibung von Flüssigkeiten beruht auf der Theorie der Verteilungsfunktionen. Diesen Aspekt werden wir in dieser Vorlesung jedoch nicht weiterverfolgen. Hamilton-Operator für WW System aus N Teilchen Kanonische Zustandsumme Konfigurationsintegral ZN P(N) ist Wahrscheinlichkeit, dass Teilchen 1 am Ort r1 im Volumenelement dr1 ist, Teilchen 2 am Ort r2 im Volumenelement dr2 etc. Entsprechende W für n<N Teilchen; integriere Abhängigkeit der N-n übrigen Teilchen aus Wahrscheinlichkeit (n), dass irgendein Teilchen am Ort r1 im Volumenelement dr1 ist, etc.. Spezialfall n=1 Integral über (1) ist genau Dichte . StatMech MM 6.1 Räumliche Korrelationsfunktionen Eine räumliche Korrelationsfunktion kann durch die Wahrscheinlichkeitsverteilungen (n) definiert werden. Einsetzen des Ausdrucks für (n) liefert: Die n-Teilchen Korrelationsfunktion ist also ein Mittelwert über die restlichen (N-n) Teilchen. Mit Hilfe der -Funktion kann die Korrelationsfunktion auch als Ensemble-Mittelwert (s. Monte Carlo) über die N Teilchen geschrieben werden. Die wichtigste räumliche Korrelationsfunktion ist g(2) (r1,r2) – also die 2-Teilchen Korrelationsfunktion. Wie schon bei der Behandlung des realen Gases kann diese Korrelationsfunktion von den Vektoren r1 und r2 auf eine rein abstandsabhängige Grösse g(2) (r) umgeschrieben werden. Ausschreiben der zweiteilchenKorrelationsfunktion: Umformen auf Polarkoordinaten Integral über g(r) liefert die Anzahl Teilchen im System. Da g(2) (r) so fundamental ist, wird oft auch nur g(r) geschrieben. StatMech MM Paarkorrelationsfunktionen: Gemischte Eise 100 K, 1st 100 K, 2nd 100 K, 3rd 100 K, all StatMech MM 6.2 Thermodynamik des Realen Gases Die totale Energie eines realen, einatomigen Gases kann in Abhängigkeit der Paarkorrelations-Funktion geschrieben werden. Dabei werden paarweise WW angenommen. Zustandsumme Energie als Ableitung von lnQ Gemitteltes Potential U(r1,r2,..,rN) Für Paarpotential V(r) Umschreiben auf PaarkorrelationsFunktionen Damit Zustandsgleichung eines WW monoatomaren Gases. Druckgleichung (unter Annahme eines kubischen Volumens V; Achtung: unterscheide Volumen V von Paarpotential V(r)!) StatMech MM 6.2 Störungstheorie Störungstheorie kennen Sie aus der Quantenmechanik. Diese kann auch in der statistischen Mechanik angewendet werden. Dazu wird die WW U in einen “einfachen Teil” U0 und einen (hoffentlich kleinen) Rest U1 zerlegt. Dann schreibt man das Konfigurationsintegral ZN als Produkt von zwei Beiträgen und entwickelt den Störungsterm in eine Taylorreihe. Daraus ergibt sich eine Reihenentwicklung der Freien Energie: StatMech MM 6.3 Störungstheorie und Van der Waals Gleichung Bis hierhin war alles allgemein. Nun speziell für Paarpotentiale V(r): Das bedeutet, dass die Freie Energie als Summe aus einem “idealen Teil” (erster Summand, U0) und Beiträgen vom Störpotential U1=V(r) herkommend geschrieben werden kann. Nun leiten wir daraus die Van der Waals Gleichung her: Dazu müssen wir angeben, was U0 und U1 sind: U0 soll ein Potential für harte Kugeln sein U1 ist irgendein langreichweitig anziehendes Potential StatMech MM 6.3 Van der Waals Gleichung Für den ersten Störungsterm zur Freien Energie ergibt sich damit Dabei verwenden wir die auf der letzten Seite gefundene Beziehung für g0(r): Für ein hard sphere Potential ergibt sich als Zustandsumme: Da jedoch die Atome ein Eigenvolumen b besitzen, muss dies korrigiert werden. Damit ergibt sich durch Summieren aller Terme für die Freie Energie Der Druck kann daraus sofort berechnet werden Damit ergibt sich die Van der Waals Gleichung Erinnerung an Reale Gase: StatMech MM 7. Zeitabhängige Phänomene Beispiele: Relaxation (vibration, elektronisch) Diffusion und Brownsche Bewegung Pump-Probe Spektroskopie: NMR, Vibrationen Reaktionen StatMech MM 7.1 Bewegungsgleichungen Newton’sche Bewegungsgleichung Klassische Mechanik; für Massepunkt Schrödingergleichung (stationär/t-abhängig) Quantenmechanik Für ein isoliertes qm System Liouville-Gleichung (klassisch) Für ein Ensemble von Massepunkten (Verteilung, z.B. Flüssigkeit); f(q,p,t); L ist Liouville Operator; Poisson Klammer {..} Von-Neumann Gleichung Quantenmechanik (Schrödinger-Bild; Wellenfkt. Zeitabhängig); Dichtematrix . Kommutator […] StatMech MM 7.2 Dichtematrix: Mischung qm Zustände Im Folgenden schreiben wir den qm Erwartungswert für eine mechanische Grösse in einer etwas andern Weise als bisher. Dazu betrachten wir ein orthonormierte Basis . Mit Hilfe der Schrödingergleichung ergibt sich, dass die kanonische Zustandsumme Q genau der Spur (Summer der Diagonalelemente) über den BoltzmannOperator entspricht. Damit kann der Erwartungswert einer mechanischen Grösse ebenfalls als Spur geschrieben werden. Da die Spur eine skalare Grösse ergibt [tr(skalar)=skalar], kann ein neuer Operator definiert werden: die Dichtematrix Sie ist das qm Analogon zur klassischen Phasenraumdichte im kanonischen Ensemble. StatMech MM 7.2 Dichtematrix: Eigenschaften QM Mittelung (ak) involviert Produkte aus komplexen Zahlen und deshalb Betrag und Phase. Dies führt zu “Kohärenz” und Interferenzbildung. ist WF des Zustands und ist Orthonormalsystem für . Die statistische Mittelung () sind reelle Wahrscheinlichkeiten. Definition der Matrixelemente Hermitezität der Dichtematrix sind reelwertig, bedeuten Wahrscheinlichkeiten und summieren deshalb zu eins. Daraus folgt, dass die Spur der Dichtematrix 1 ist. Die Dichtematrix ist auch ein Projektionsoperator Die Uebergangswahrscheinlichkeit zwischen zwei Punkten im Konfigurationsraum hat kein klassisches Analogon. Die Diagonalelemente ist die Dichteverteilung im Ortsraum. Einen ähnlichen Ausdruck gibt es auch für die Impulsverteilung StatMech MM 7.2 Dichtematrix: Mitteln über Zustände und Besetzung Um konkrete Eigenschaften zu diskutieren, ist es zweckmässig, die Dichtematrix in einer Basis darzustellen. Lösungen der t-abhängigen SGL können in Raum- und Zeit-Teil getrennt werden. EF einer Observablen A. ist bestimmter Mikrozustand. QM Mittelwert ist Erwartungswert. Da der Mikrozustand nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit bekannt ist (Unschärfe) kommt weitere Mittelung dazu. Diese Gewichtung wird durch gewährleistet. Entwickeln der Gesamt-WF in beliebiges Orthonormalsystem. Einsetzen und Umordnen liefert Matrixelemente, welche mit identifiziert werden. Wie vorhin, wird der Erwartungswert wieder durch die Spur des Produktes aus Dichtematrix und Operator bestimmt. StatMech MM 7.3 Reine und Gemischte Zustände Betrachte Dichtematrix für Superposition aus zwei Zuständen “1” und “2” mit Wahrscheinlichkeiten p1 und p2. Die Spur dieser Dichtematrix ist 1. Das Quadrat der Dichtematrix kann ebenfalls ausgerechnet werden und auch deren Spur sp(). Sie ist entweder kleiner als 1 und dementsprechend ist der Zustand ein gemischter Zustand, oder aber sie ist gleich 1 und der Zustand ist ein reiner Zustand. StatMech MM 7.4 Beispiele Konkrete Konstruktion der Dichtematrix erfordert die Darstellung von Zuständen in einer Basis. Hier betrachten wir Photonen, welche sich in z-Richtung ausbreiten und entweder in x- oder in y-Richtung polarisiert sind. Damit sind zwei Wellenfunktionen (Basisvektoren) verknüpft: 1 und 2. Jeder andere Polarisationszustand kann als Ueberlagerung (Linearkombination) dieser beiden Zustände geschrieben werden. Daraus ergibt sich dann die Dichtematrix. Wir werden sie nachfolgend für verschieden polarisierte Lichtstrahlen ausschreiben. In Formeln: Basis Reiner Zustand als Linearkombination Da Postulate einer Wahrscheinlichkeit erfüllt sein müssen: Definition der Dichtematrix aus zwei Zuständen: Für Polarisierung in x ist a=1, b=0 Für Polarisierung in y ist a=0 und b=1 Für Polarisierung 45o ist a=b=1/2 Für Polarisierung 135o ist a=-1/2, b=1/2 Für gemischten Zustand aus 50% x- und 50% y-Polarisation Für gemischten Zustand aus 50% Polarisierung 45o und 50% Polarisierung 135o StatMech MM 7.4 Beispiele Betrachten wir nochmals ein Teilchen mit Spin ½ im Magnetfeld B. Die WW-Energie (Hamiltonoperator) ist Dabei is sz die Pauli-Spinmatrix welche die Observable “Einstellung des Spins” beschreibt. Allgemeine Definition der kanonischen Dichtematrix Taylorentwicklung davon ergibt dann (Uebung) Daraus z. B. Magnetisierung als Erwartungswert des Dipolmoments in z-Richtung. StatMech MM 8. Zwei-Niveau Systeme Ein Zwei-Niveau System besteht aus zwei Zuständen “1” und “2” und einer Wechselwirkung V, welche “1” und “2” koppelt. Sie können dazu verwendet werden, um Atome mit zwei Zuständen (spin-up, spin-down) in einem äusseren Feld zu beschreiben. Man kann aber auch die Inversion von Ammoniak als zwei-Niveau System verstehen. Dies wird kurz in Vorlesung vorgeführt. Dazu kann man eine Hamilton-Matrix aufstellen. Die stationären Zustände werden beschrieben durch die Eigenwerte des Hamiltonoperators H und die zugehörigen Eigenvektoren. Die ungestörten Wellenfunktionen zu den beiden Zuständen sind “1” und “2”. Dies ist vergleichbar mit den Wellenfunktionen von Spin-Zuständen Die Eigenfunktionen der Eigenzustände sind solche mit positiver “+” und negativer “-” Parität, welche durch einen Winkel gemischt werden. Lokalisierte Zustände sind “1” und “2”. Delokalisierte Zustände sind “+” und “-” StatMech MM 8.1 Zwei-Niveau System: allgemeiner Fall Ein Zwei-Niveau System besteht aus zwei Zuständen “1” und “2” und einer Wechselwirkung V, welche “1” und “2” koppelt. Dazu kann man eine Hamilton-Matrix aufstellen. Die Eigenwerte können entweder durch Diagonalisieren von H (Uebung) oder durch nebenstehende Transformation beschrieben werden. Dabei ist der “Mischwinkel” zwischen den Zuständen “1” und “2”. Lokalisierte Zustände sind “1” und “2”. Delokalisierte Zustände sind “+” und “-” Es gibt zwei interessante Grenzfälle. Für V<<ist die Kopplung viel kleiner als die Aufspaltung Dementsprechend kann man nach der kleinen Grösse V/ entwickeln und es ergibt StatMech MM Für V>>ergibt sich: 8.2 Landau-Zener und Marcus Theorie Auch die gekoppelte Bewegung der Elektronen und der Kerne eines Ensembles kann auf der Basis der DichtematrixTheorie (Zwei-Niveau-System) diskutiert werden. Nachfolgend sind “1” und “2” adiabatische Zustände (Potentialkurven kreuzen sich nicht), und “a” und “b” sind diabatische Zustände (Potentialkurven kreuzen sich). Die Wahrscheinlichkeit, einen Uebergang von a nach b zu beobachten ist in erster Ordnung gegeben durch den LandauZener Ausdruck: Wesentliche Elemente an diesem Ausdruck sind a) das Uebergangsmatrixelement Vab. b) die Tatsache, dass der Uebergang in Richtung des Geschwindigkeitsvektor am Kreuzungspunkt der diabatischen Zustände stattfindet. StatMech MM 8.2 Landau-Zener und Marcus Theorie Konkrete Anwendung auf Elektron-Transfer: Fe3++Fe2+ Fe2++Fe3+ Fe2++Ce4+ Fe3++Ce3+ Ein adiabatischer Prozess liegt vor, wenn die beiden Zustände stark gekoppelt sind. Nichtadiabatische Prozesse sind schwach gekoppelt. Die experimentelle Unterscheidung der beiden Grenzfälle ist schwierig. Die Anwendung dieses Formalismus auf ElektronTransfer (schwache Kopplung) führt zur MarcusTheorie. Dabei ist der Franck-Condon Faktor. Wesentliche Annahme: Born-Oppenheimer Eine wesentliche Vorhersage: “Marcus-inverted Region” (quadratische Abhängigkeit k()). StatMech MM 8.3 Zwei-Niveau-System im Feld einer zeitabhängigen Mode Betrachte ein Zweiniveau-System, welches unter dem Einfluss einer konstanten äusseren Frequenz L steht (el.magn. Feld mit fester longitudinaler Frequenz L). Wieder wird das System durch einen Grund- und einen angeregten Zustand beschrieben, die jedoch voneinander unabhängige Frequenzen g und e haben (können). Das System besteht also aus einem zeitunabhängigen, ungestörten Teil H0 und einem zeitlich variierenden Teil H1(t). Deshalb hängt auch die Wellenfunktion von der Zeit ab. In Formeln: Die Kopplung zwischen den beiden Zuständen ist nun zeitabhängig und moduliert mit einer Frequenz L. Uebergänge zwischen “g” und “e” sind Dipolübergänge (Licht!!). Deshalb ist die Störung ein Dipolmatrixelement. Die Frequenz 1 heisst Rabi-Frequenz. Was unbekannt ist, sind die Mischkoeffizienten cg und ce. Sie gehorchen Bewegungsgleichungen, welche direkt aus H und der Darstellung der WF folgen. Zur Lösung der Bwgl. macht man einen Ansatz, welcher die Zeitabhängigkeit als Exponentialfunktion mitnimmt. Die Lösungen lassen sich allgemein schreiben als: Für spezielle Anfangsbedingungen (z. B. anfangs alle im GZ und nichts im AZ): Beobachtbar sind natürlich nur reale Grössen, also Absolutquadrate, welche u.a. erfüllen: StatMech MM 8.4 Resonante Kopplung Nun betrachten wir ein System, das durch einen Puls endlicher Dauer aus dem Gleichgewicht gestört wird und dann wieder relaxieren kann. Konkret seien zwei elektronische Zustände (g und e) und ein externes elektrisches Feld gegeben. Der Hamilton-Operator ist bereits von vorher bekannt Damit werden die Bewegungsgleichungen (Liouvillevon Neumann): 1 = E ist wieder die Rabi-Frequenz. Wenn wir eine Laser-Frequenz in der Nähe des elektronischen Uebergangs wählen, gilt: Damit reduzieren sich die Bewegungsgleichungen im resonanten Fall zu: Damit ergeben sich die Lösungen für die Populationen: StatMech MM 8.4 Radiative Decay Im feldfreien Fall (“Laser-off”) gilt: d.h. obwohl die Diagonalelemente (Populationen) zeitlich konstant bleiben, entwickeln sich die Kohärenzen (off-diagonal) weiter. Mechanisch gesprochen entspricht dies der freien Präzession eines Vektors (z. B. des Spins). Es wird aber keine Population mehr transferiert. Der Zustand ist also eine “Verschränkung” von “g” und “e”. Wird ein Puls mit Dauer t1=/1 (also 1t1=) angewendet, dann gilt für Zeiten t >/1: Das heisst, wir haben vollständige Populationsinversion (siehe NMR). Solche Pulse heissen Pulse. Wird ein Puls mit Dauer t1=/21 (also 1t1=) angewendet, dann haben wir einen Zustand mit maximaler Kohärenz. Wirkung auf die Zeitabhängigkeit einer Observable, z. B. x für t>t1 nach einem Puls der Dauer t1=/1 : Das bedeutet, dass die x-Komponente der Polarisation zwischen den Extrema +/-sin() mit einer Frequenz schwingt. Da die Polarisation mit dem schwingenden elektrischen Feld (“Laser”) wechselwirkt , muss diese Polarisation mit der Zeit zerfallen “radiative decay”. Phänomenologisch kann dies durch ein Zerfallsgesetz beschrieben werden. Dabei ist die natürliche Linienbreite StatMech MM 8.5 NMR: Zweispin-System Das Spektrum eines Zweispin-Systems wird allgemein nach folgenden Schritten gewonnen: Kanonische Dichtematrix Hochtemperatur-Näherung Für hohe Magnetfelder dominiert der Zeeman-Term; bei Betrachtung einer Kernsorte (z.B. Protonen) ergibt sich folgender Ausdruck: Für den Anfangszustand nach einem y-Puls ergibt sich Für ein Zweispin System mit dem Hamilton-Operator H und in der Spinbasis ergibt sich nach Berechnung der Matrixelemente (I1 wirkt nur auf Spin 1, etc.) folgende Matrixdarstellung StatMech MM 8.5 NMR: Zweispin-System Eigenwerte und Eigenvektoren sind dann trivial für E1 und E4. Die H23 Matrix muss diagonalisiert werden und liefert: Auch bei NMR unterscheidet man Spektren schwacher und starker Kopplung. Dies bezieht sich auf das Verhältnis der Kopplung J und dem Energieunterschied zwischen den ungestörten Energie-Niveaus (also der Grösse von ). StatMech MM 8.6 NMR: Bloch-Gleichungen Im Folgenden diskutieren wir die Bloch-Gleichungen, welche die Basis der NMR-Spektroskopie darstellen (Felix Bloch geboren 1905 in Zürich, Nobelpreis 1952 gemeinsam mit Mills Purcell “"for their development of new methods for nuclear magnetic precision measurements and discoveries in connection therewith“, gestorben 1983). Ausgangspunkt ist Bewegung eines Spins im B-Feld. Die Bewegungsgleichung für eine Magnetisierung M lautet: Im folgenden soll das B-Feld entlang der Z-Richung zeigen und zeitlich unveränderlich sein. Damit werden die Bewegunsgleichungen durch periodische Funktionen gelöst: Die Kreisfrequenz ist die Larmorfrequenz. Stössen ausgesetzt ist und die Magnetisierung durch Vibrationen gedämpft werden kann, muss es zu Relaxation auf verschiedenen Zeitskalen kommen. Diese werden aufgeteilt in longitudinale (entlang z) und transversale (x, y) Relaxation. Phänomenologisch ergibt sich daraus für die zeitliche Entwicklung der Magnetisierung entlang den drei Raumrichtungen der folgende Satz an Gleichungen mit den zugehörigen Lösungen. Dabei werden die untenstehenden Randbedingungen verwendet. StatMech MM 8.6 NMR: Bloch-Gleichungen Die Bloch-Gleichungen sind der folgende Satz an Bewegungsgleichungen: In Matrixform: Dabei ist R die Matrix der inversen Relaxationszeiten StatMech MM 9. Zeitkorrelationsfunktionen Ausgangspunkt ist die Frage, wie ein System, das im (thdyn) Glgew. Ist, nach einer Störung wieder ins Gleichgewicht zurückkehrt. Beispiel für ein Experiment ist NMR. Die Prozesse, die man dadurch beschreiben kann, sind z. B. Relaxation, Dissipation oder Diffusion In einer Arbeit aus dem Jahr 1930 hat Onsager bewiesen, dass die Gesetze, welche die mikroskopische Relaxation bestimmen, dieselben sind, welche die spontanten Fluktuationen im Gleichgewicht beschreiben. Fluktuations-Dissipations-Theorem In andern Worten: (Makroskopisch)NG entspricht d(Mikroskopisch)GG Dafür erhielt Onsager den Nobelpreis. Das Verständnis von Techniken wie NMR beruht auf diesem Theorem. Ein Beispiel für das obige Theorem ist, dass man die Diffusionskonstante (makroskopisch) aus der Fluktuation der TeilchenKoordinaten bestimmen kann. Das kann man heute über Molekulardynamik-Simulationen tun. Definition einer Fluktuation Definition einer Korrelationsfunktion zur Zeit . Hängt nur von der Zeitdifferenz t’-t’’ ab. C ist symmetrisch unter Zeitinversion (nützlich fuer Beweise) Regression: für (sehr) lange Zeiten “zerfällt” die Korrelation. Für sehr kurze Zeiten entspricht sie der momentanen Schwankung; ist also maximal. StatMech MM 9. Zeitkorrelationsfunktionen Zeitkorrelationsfunktionen haben einige nützliche Eigenschaften Stationär bezüglich des Zeitursprungs: Daraus folgt Gesetz über das “Verschieben der Ableitung” Oft wird der zeitliche Mittelwert einer Observable aus der Korrelationsfunktion herausgezogen: Power Spektrum (Frequenz-Spektrum) ist FourierTransformierte der Korrelationsfunktion: StatMech MM 9.1 Beispiel Diffusion Einstein-Beziehung zwischen mittlerer Bewegung R und Diffusionskonstante t; kann aus dem Fick’schen Gesetz (Diffusionsgleichung) gewonnen werden. Umschreiben der mittleren Verschiebung eines Teilchens Daraus mittlere quadratische Bewegung R2. Ableitung davon: Im Grenzfall grosser Zeiten: Damit Green-Kubo Zusammenhang zwischen der Diffusionskonstante (makroskopischer TransportKoeffizient) und mikroskopischer Bewegung (Geschw.-Geschw. Korrelationsfunktion) StatMech MM 9.1 Beispiel Diffusion • Right-hand side is macroscopic property • Einstein equation applicable at macroscopic time scales • For any given configuration, each atom represents a point of high concentration (a weak fluctuation) • View left-hand side of formula as the movement of this atom • • • ensemble average over all initial conditions asymptotic linear behavior of mean-square displacement gives diffusion constant independent data can be collected for each molecule i. StatMech MM Slope here gives D Courtesy D. Kofke, SUNY, Buffalo 9.1 Beispiel Diffusion • Alternative but equivalent formulation is possible • Write position r at time t as sum of displacements dt v r(t) dt dt StatMech MM 9.1 Beispiel Diffusion • Alternative but equivalent formulation is possible • Write position r at time t as sum of displacements • Then r2 in terms of displacement integrals rearrange order of averages correlation depends only on time difference, not time origin Green-Kubo equation StatMech MM Velocity Autocorrelation Function • Definition • Typical behavior Zero slope (soft potentials) Diffusion constant is area under the curve Backscattering StatMech MM Asymptotic behavior (t) is nontrivial (depends on d) Other Transport Properties • Diffusivity • Shear viscosity • Thermal conductivity StatMech MM Evaluating TCFs • Measure phase-space property A(rN,pN) for a sequence of time t t intervals A(t0) A(t1) A(t2) A(t3) A(t4) A(t5) A(t6) A(t7) A(t8) A(t9) • Tabulate the TCF for the same intervals • each time in simulation serves as a new time origin for the TCF A(t0) A(t1) A(t2) A(t3) A(t4) A(t5) A(t6) A(t7) A(t8) A(t9) A0A1+ A1A2+ A2A3+ A3A4+ A4A5+ A5A6+ A6A7+ A7A8+ A8A9+... A(t0) A(t1) A(t2) A(t3) A(t4) A(t5) A(t6) A(t7) A(t8) A(t9) A0A2+ A1A3+ A2A4+ A3A5+ A4A6+ A5A7+ A6A8+ A7A9 +... A(t0) A(t1) A(t2) A(t3) A(t4) A(t5) A(t6) A(t7) A(t8) A(t9) A0A5 + A1A6 + A2A7 + A3A8 + A4A9 +... StatMech MM Courtesy D. Kofke, SUNY, Buffalo Equilibrium Statistical Mechanics Relate the result of a simulation XN or x(t) and v(t) with experimental observables. Relationship through Statistical Mechanics Temperature Specific heat Diffusion coefficient Infrared spectrum StatMech MM Infrarot Spektrum Variation des Dipolmoments entlang einer Molekulardynamik-Trajektorie Dipol-Dipol-Korrelationsfunktion Fourier-Transformierte der Korrelationsfunktion StatMech MM Free Energies StatMech MM 9.2 Beispiel Reaktionsraten (chem. Kinetik) Ratengleichungen für chemische Reaktionen (in expliziter und in Matrix-Form) für Spezies A und B sowie forward (kBA) und backward (kAB) Rate: Randbedingung für Konzentrationen: Detailed Balance und Definition Gleichgewichtskonstante Keq. Lösungen der Ratengleichungen mit Relaxationszeit . Führen wir eine mikroskopische Grösse n ein, welche proportional zur (makr.) Konzentration c ist. n beschreibt die Anzahl Teilchen im Zustand A. Nach dem Fluktuations-Dissipations-Theorem sind c und n folgendermassen verknüpft: Das ist ein bemerkenswertes Resultat – links steht eie mikroskopische Korrelationsfunktion und rechts eine phänomenologische Rate. nA kann auch durch eine Indexfunktion H dargestellt werden, welche folgenden Beziehungen genügt: StatMech MM 9.2 Beispiel Reaktionsraten (chem. Kinetik) Zusammengefasst ergibt sich: Ableitung nach der Zeit führt zu: Dabei ist die zeitliche Ableitung der Stepfunktion H genau die Deltafunktion Einsetzen und umformen liefert: Demnach ist die phänomenologische Rate gegeben durch den folgenden Ausdruck: Dieser Ausdruck kann jedoch nicht für alle Zeiten korrekt sein. Genauere Analyse zeigt, dass er erst nach einer bestimten Zeit das Verhalten realistisch beschreibt. Die Dynamik bei kurzen Zeiten ist wesentlich komplizierter und nicht durch exponentiell zerfallende Funktionen beschrieben. Speziell sei inter und inter mol , d.h. inter eine Zeitskala zwischen der makroskopischen und der molekularen Relaxationszeit. Dann gilt Daraus ergeben sich die folgenden Ausdrücke für die Rate zu verschiedenen Zeiten. Insbesondere die letzte Rate ist von Interesse, da sie genau der Uebergangs-Zustands-Theorie entspricht unter der Annahme, dass alle Trajektorien q(t), welche sich vom TS aus Richtung Produkt entwickeln, auch tatsächlich dort enden. Mit andern Worten: alle Trajektorien am TS kehren nicht mehr zum Edukt zurück. StatMech MM 9.3 Lineare Antwort (Linear response) Situation: System im Gleichgewicht ist schwach gekoppelt an ein äusseres Störfeld. Gesucht ist die “response” des Systems auf diese Störung. Man findet, dass diese Antwort im Rahmen von Korrelationsfunktionen des Systems im Gleichgewicht (d.h. ohne äussere Störung) formuliert werden kann. Kanonischer Gleichgewichtsmittelwert über eine klassische Verteilungsfunktion geschrieben als Spur. H1 ist Störung, welche bei t=0 abgestellt wird (bzgl. Glgew. Wird System im Nicht-Glgew. präpariert). Relaxation zur Zeit t=0 Relaxation zur Zeit t>0; lineare Antwort bedeutet, dass wir nur Terme linear in H1 mitnehmen. Ausschreiben der Spur. Einzelne Terme: Zusammenfassen liefert Antwort welche ausschliesslich von Korrelationsfunktionen im Glgew. abhängen. StatMech MM