Blick über den Tellerrand – August 2010 Krankheitsausbrüche durch Lebensmittel: The same procedure as every year… Die Auswertung des BfR von 78 Krankheitsausbrüchen aus 15 Bundesländern und der Bundeswehr aus dem Jahr 2009 lässt keine Zweifel aufkommen: im Großen und Ganzen hat sich nichts geändert. Hygienemängel und Fehler im Temperaturmanagement sowohl in Privathaushalten als auch im gewerblichen Bereich sprechen nicht für unfangreiche Kenntnisse über Lebensmittel und deren sichere Handhabung. Nach Angaben der Behörden gab es in der Gemeinschaftsverpflegung auch wieder an den berühmt-berüchtigten Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP)-Konzepten, die ein wesentlicher Bestandteil der betrieblichen Eigenkontrollen sind, einiges auszusetzen. Der Empfehlung des BfR, regelmäßige Schulungen über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln für Küchenpersonal einzufordern, kann man nur zustimmen. (Bundesinstitut für Risikobewertung: An Krankheitsausbrüchen beteiligte Lebensmittel in Deutschland im Jahr 2009. Information 033/2010) From Farm to Fork: Lebensmittelinfektionen nicht ausgeschlossen Wie viele Menschen tatsächlich jährlich eine durch Lebensmittel verursachte Erkrankung erleiden müssen, ist nicht bekannt. Zahlen der WHO aus dem Jahr 2005 nennen 1,8 Millionen Todesfälle als Folgen einer Durchfallerkrankung, hauptsächlich verursacht durch kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser. Nicht nur in Entwicklungsländern ist dies ein Problem, in den USA schätzt man 76 Millionen Fälle mit 5000 Toten pro Jahr. Über viele Millionen Jahre haben durch Lebensmittel übertragene Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Parasiten) ausgeklügelte und effiziente Strategien entwickelt, um von einem Magendarmtrakt – tierisch oder menschlich – in einen anderen zu gelangen. Über den Horizont des Darmes hinaus ist diesen vielfältigen und komplexen Mechanismen gemeinsam, dass auch für ein Überleben außerhalb des Wirtes gesorgt ist. Eine Bekämpfung der Erreger ist schwierig. Betrachtet man die Anstrengungen zur Eindämmung der durch Lebensmittel bedingten Erkrankungen der letzten Jahrzehnte, hat man den Eindruck, dass Krankheitserreger davon nicht allzu sehr beeindruckt waren. Zum Beispiel wurden Salmonellen aus den Hühnerställen gedrängt und versuchen nun über Gemüse auf unsere Teller und in unseren Magen zu gelangen. Listerien nutzen unsere Vorliebe für Convenient-Food und blühen im Kühlschrank auf. Über 200 bekannte mikrobielle, chemische und physikalische Agenzien, können – oral aufgenommen – eine Krankheit hervorrufen. In Zukunft werden es sicher noch einige mehr sein – darauf müssen wir uns einrichten. Expertise ist gefragt! (Newell DG et al.: Food-borne diseases – The challenge of 20 years ago still persist while new ones continue to emerge. International Journal of Food Microbiology, 2010/139/S3-S15) Bei Augustus (63 v. bis 14 n. Chr.) zu Tisch Wie es sich für einen Kaiser ziemt, dessen Name für den Erntemonat steht, liebte Augustus Obst. Damaskuspflaumen, Datteln, Trauben und selbst gepflückte Feigen als Nachtisch oder als Snack zwischendurch. Üblich waren bei seinen Mahlzeiten drei bis sechs Gänge, beginnend mit einer kalten Vorspeise, bei der Eier nicht fehlen durften. Ebenfalls nicht fehlen durfte der mitessende „Parasit“ Gabba, den sich Augustus nach hellenistischem Vorbild zur Erheiterung seiner Gäste hielt. Es folgten Muscheln, Fisch und Geflügel, möglichst so zubereitet, dass man die Zutaten nicht erriet. Kaiserliche Delikatessen wie Leber von Papageienfischen, Zungen von Pfauen, Nachtigallen oder Flamingos, Gehirne von Fasanen oder Straußen wird man auf heutigen Speisekarten vergeblich suchen. (verantwortlich für den Inhalt: [email protected])