Chefs! - Hardenberg BurgHotel

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Meine Rubrik
Kulinarik
Chef on
high heels
KULINARISCH · KREATIV · KOM PETENT
Serie
Folge 10
Sie ist keine, die sich auf den Lorbeeren ausruht
und sich Muße gönnt. Katja Burgwinkel ist immer
auf der Suche nach neuen Herausforderungen und ständiger Weiterentwicklung.
Als Küchendirektorin im Relais & Châteaux Hardenberg BurgHotel in Nörten-Hardenberg hat sie seit nunmehr siebeneinhalb Jahren ihre Bestimmung gefunden
Fotos: Hardenbe rg BurgHote l
W
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chefs! | Juni 2013
enn Katja Burgwinkel etwas nicht mag, dann die
„ganze Zeit im Büro“ zu
sitzen. „Dafür bin ich nicht
Köchin geword en“, sagt
die resolu te 37-Jäh rige,
die seit Januar 2005 Küchendirektorin im Relais & Châteaux Hardenberg
BurgHotel in Nörten-Hardenberg ist.
Trotz der Verant wortun g für zwei
Restaurants sowie das Bankett- und
Verans taltung sgesch äft auf dem
Gräflichen Landsitz Hardenberg nördlich von Göttin gen steht sie am
­liebsten mitten im Geschehen, sprich
selbst mit am Herd. Beispielsweise
im Abend geschä ft fürs Gourm etRestau rant Novali s, wo sie eine
klassisch-regionale Küche mit me­
diterra ner Leichti gkeit verbin det.
Oder als tonangebende Frontfrau bei
einem der Kochkurse für Gäste. Oder
als Dirigentin der Vorbereitungen für
die Bewirtung von 2 000 Gästen beim
Hardenberg Burgturnier, das erst am
letzten Maiwochenende wieder auf
dem Gräflichen Landsitz Hardenberg
über die Bühne ging. „Hier wird mir
nicht langweilig. Ich finde immer eine
neue Herausforderung“, sagt die gebürtige Kölnerin.
Im April 2004 kam sie als Sous-­
chefin ins BurgHotel und war nur wenige Monate später Küchenchefin im
Novalis. Kurz darauf erhielt sie das
­Angebot, die Küchendirektion zu übernehmen. Katja Burgwinkel stimmte zu,
sah sie doch in dieser Position die
Möglichkeit, alle Erfahrungen, die sie in
ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn
gesammelt hatte, zu vereinen. Während
ihrer Kochausbildung im Maritim Hotel
Köln lernte sie das Bankettgeschäft kennen. Im Grand Hotel Wien entdeckte sie
ihr Faible für die feine Küche. Schließlich arbeitete sie fast acht Jahre im Düsseldorfer Sterne-Restaurant Viktorian –
zuerst unter Günter Scherrer, dann
unter Bobby Bräuer. Dort war sie zuletzt Küchenchefin, bevor sie auf den
Hardenberg wechselte.
Das Hardenberg BurgHotel
liegt mitten auf dem Gräflichen Landsitz Hardenberg
am Fuße der historischen
Hardenberg BurgRuine. Ein
Aushängeschild ist das
Gourmetrestaurant Novalis
Juni 2013 | chefs!
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Kulinarik
Cappuccino von Spargelcreme und
mit Pata-Negra-Wachtelei-Canapé-essenz
Die Krönung der
klassisch geklärten
Spargelessenz ist ein
luftiger Spargelschaum.
Dazu passt das Canapé
aus Graubrot, PataNegra-Schinken und
Wachtelspiegelei
Fotos: Hardenbe rg BurgHote l
Ein sehr sommerliches
Arrangement, das durch
den Kräuterblattsalat
mit Limonen-HonigDressing und das
Melonensorbet seine
erfrischende Note erhält
lat und
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Kanadischer Hummeer Charentais-Melone
Sorbet von d
ZUTATEN & ZUBEREITUNG
Für 4 Personen
ZUTATEN & ZUBEREITUNG
Für 4 Personen
Spargelcreme
und Spargelessenz:
500 g weißer Spargel, geschält
und in gleich große Stücke
geschnitten, 1 ½ l Wasser,
100 ml Zitronensaft, 2 alte
Brötchen, 200 ml Rahm, etwas
Stärke, Salz, Zucker, Zitronen­
saft. 200 g Klärfleisch, 2 Ei­
weiß, 500 g weißer Spargel, ge36
chefs! | Juni 2013
schält und klein geschnitten,
1 Zwiebel, halbiert, Schnitt­
flächen trocken angeröstet
Spargelschalen mit Wasser,
Zitronensaft, Brötchen, Salz
und Zucker einmal aufkochen,
dann eine halbe Stunde
ziehen lassen. Passieren
und ab­schmecken. Vom Fond
300 Milliliter für die Spar­
gelcreme abmessen, mit dem
Rahm mischen, aufkochen,
mit etwas Stärke binden und
abschmecken. Den Rest des
Spargelfond mit Klärfleisch,
schaumig geschlagenem
Eiweiß, Zwiebelhälften und
Spargelstücken mischen.
Langsam unter Rühren auf­
kochen und eine Stunde bei
niedriger ­Temperatur ziehen
lassen. Abschließend durch
ein Tuch passieren.
Wachtelei-Canapés:
1 große Scheibe Graubrot,
2 Scheiben Pata-NegraSchinken, 4 Wachteleier
Aus der Graubrotscheibe vier
Rondelle ausstechen. Buttern
und mit Schinken belegen.
Wachteleier zu Spiegeleiern
braten und darauf legen.
Fertigstellung: Spargel­
essenz in Gläser füllen.
Die Spargelcreme aufmixen,
nur den Schaum abheben
und darauf geben. Sofort
servieren.
2 Hummer, Salz, Kümmel
Hummer in kochendem Wasser
mit Kümmel und Salz sechs Mi­
nuten kochen, herausnehmen
und abkühlen lassen. Hummer
halbieren, Fleisch auslösen und
Scheren ausbrechen.
Hummermayonnaise:
1,5 l Rapsöl zum Anbraten
und Auffüllen, 4 EL Tomatenmark, 100 ml Weißwein,
2 Eigelb, Salz, Estragonessig
Hummerkarkassen in Rapsöl
anbraten. Tomatenmark
und Kräuterstiele dazugeben
und kurz mit andünsten, mit
Weißwein ablöschen und mit
Öl auffüllen, bis die Karkassen
bedeckt sind. Leicht köcheln
lassen, bis das Öl Farbe und
den Geschmack des Hummers
angenommen hat. Abkühlen
lassen. Das abgekühlte Hum­
meröl langsam zu den Ei­gelben
gießen und zu einer festen
Mayonnaise schlagen, mit Salz
und Essig abschmecken.
Melonensorbet: 1 Charen­tais-Melone, grob ge­
schnitten, 100 ml weißer
Portwein, 10 g Ingwer, Salz,
Saft von 1 Zitrone, 2 Pfefferminzblätter, 2 Blatt Gelatine,
30 g Glucose
Melonenstücke mit Portwein,
Ingwer, Salz und Zitronensaft
weich kochen. Pfefferminze,
Gelatine und Glucose hinzu­
geben, das Ganze mixen und
in einer Eismaschine gefrieren.
Salat: 60 g Blattsalate,
klein gezupft, 40 g Kräuter
(Basilikum, Koriander, glatte
Petersilie, Estragon, Kerbel),
klein gezupft, Stiele für
die Mayonnaise verwenden
Dressing: 2 Limetten, Saft
und abgeriebene Schale,
2 EL Honig, 150 ml Traubenkernöl, Salz
Zutaten zum Dressing verrüh­
ren. Salat und Kräuter damit
anmachen, zur Hälfte auf
die Teller verteilen. Hummer­
medaillons darauf legen und
den Rest des Salats darauf
verteilen. Je eine Nocke Sorbet
darauf setzen, Hummerscheren
dazulegen. Mit Hummermayonnaise, einer Blüte und
einem Kerbelzweig garnieren.
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Kulinarik
Gänselebert
ö
Rhabarber urtchen mit eingelegtem
nd Brioche
Das Gänselebertörtchen
erhält ein Topping aus
Rhabarbergelee und
wird auf Rhabarber
angerichtet, der zuvor
mit einer Mischung aus
Apfelsaft, Erdbeeren und
Zucker mariniert wurde
Gänseleberscheiben darauf
legen. Die Törtchen kurz
kühl stellen, zuletzt den Rest
der Mousse darauf verteilen
und nochmals aufklopfen.
Kühl stellen. Rhabarberfond
mit Gelatine mischen, ab­
kühlen lassen. Auf die Gänse­
lebertörtchen gießen und
fest werden lassen.
Rhabarber: 4 Stangen
Rhabarber, in gleich große,
etwa 6 cm lange Stäbe
geschnitten, ½ l Apfelsaft,
200 g Erdbeeren, Zucker
nach Geschmack
Rhabarberabschnitte mit
Apfelsaft, Erdbeeren und
Zucker etwa 20 Minuten ko­
chen. Durch ein Tuch passieren
und heiß auf die Rhabarber­
stäbe gießen. Mit Folie ab­
decken und ziehen lassen.
Fotos: Hardenbe rg BurgHote l
ZUTATEN & ZUBEREITUNG
Für 4 Personen
Gänselebertörtchen:
300 g Gänseleber, 2 EL roter
Portwein, 2 EL Madeira,
1 EL Cognac, Salz, Pfeffer
aus der Mühle, Zucker,
1 Blatt Gelatine, 50 ml
Rahm, steif geschlagen,
100 ml Rhabarberfond (vom
Abkochen des Rhabarbers),
2 Blatt Gelatine, Knusperflocken
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chefs! | Juni 2013
die Gänseleber in so vielen
kleinen Stücken belassen wie
möglich, Reste durch ein Sieb
streichen. Portwein, Madeira
und Cognac in ein Pfännchen
geben und auf die Hälfte
reduzieren. Abkühlen lassen
und kalt unter die Gänseleber
rühren. Mit Salz, Pfeffer und
Zucker abschmecken, in eine
Form füllen und einen halben
Tag kühl stellen. Dann die
Gänseleberterrine in einem
Wasserbad bei 80 °C im Ofen
20 Minuten pochieren. Kalt
stellen. Terrine aus der Form
lösen, in etwa ½ Zentimeter
dicke Scheiben schneiden
und daraus acht Kreise von
5 Zentimetern ­ausstechen.
Diese wiederum kühl stellen.
Reste der Terrine einschmel­
zen, pürieren. Gelatine darin
auflösen, etwas abkühlen
lassen und den geschlagenen
Rahm unterheben. Die Hälfte
der Gänseleberscheiben in
vier Metallringe verteilen,
dann die Hälfte der Mousse
darauf verteilen, etwas auf­
klopfen, damit es sich gut setzt,
anschließend die restlichen
Brioche: 1 Würfel Hefe,
30 ml Milch, 250 g Mehl,
100 g Zuckerrübensirup,
60 g Butter, 10 g Zucker,
1 Ei
Hefe in warmer Milch auflösen. Mit allen übrigen
Zutaten mischen, in Brioche­
formen verteilen und bei
160 °C backen.
Anrichten: Rhabarber auf
den Tellern auslegen. Gänse­
lebertörtchen aus dem Ring
lösen, den Rand mit Knusper­
flocken bestreuen und diese
andrücken. Die Törtchen auf
den Rhabarber setzen und eine
getoastete Brioche dazulegen.
ZUTATEN & ZUBEREITUNG
Für 4 Personen
Kartoffelteigboden:
200 g Kartoffelpüree, 100 ml
Rahm, 2 Eigelb, 60 g
Maisstärke und 60 g Mehl,
25 g Butter, 1 TL Backpulver, Salz, Muskatnuss,
2 Eiweiß
Alle Zutaten bis auf das Ei­
weiß mischen, abschmecken.
Eiweiß zu Schnee schlagen
und ­darunterheben. Aus der
Masse in einer Pfanne von 28
Zentimetern Durchmesser drei
gleich dicke Böden ausbacken.
Orangefarbene Füllung:
100 g Kartoffelpüree, 100 g
weich gekochte Karotten,
durch ein Sieb gestrichen,
3 Eigelb, 2 EL Maisstärke,
30 g feiner Hartweizengrieß,
Salz, Muskatnuss, Zucker
Grüne Füllung: 120 g
Kartoffelpüree, 80 g pürierter Spinat oder Bärlauch,
3 Eigelb, 2 EL Maisstärke,
30 g feiner Hartweizengrieß, Salz, Muskatnuss
Die Zutaten zu den beiden
Füllungen mischen und
abschmecken. Eine eckige
Kuchenform ausbuttern. Die
Kartoffelteigböden passend
zurechtschneiden, den ersten
Boden in die Form legen, die
erste Füllmasse darauf ver­
teilen. Den zweiten Boden
darauf setzen und die zweite
Masse darauf verteilen. Mit
dem letzten Boden bedecken
und leicht andrücken. Das
­Kartoffelsandwich bei 145 °C
zirka 45 Minuten backen.
Steinbutt unter Gemüsegitter: 500 g Steinbuttfilet,
4 Karotten, 1 Rettich, 2 Stangen Lauch, 200 ml Weißwein
Das Kartoffel-Sandwich
erhält durch seine
Karotten- bzw. Spinatfüllung seine frische
farbliche Optik, die sich
im Karotten-LauchGitter auf dem Steinbutt
farblich wiederholt
und Wasser oder Fischfond,
mit Salz und 50 g Butter
gemischt
Fürs Gemüsegitter Karotten
und Rettich in gleich lange
­Stücke und dünne Scheiben
schneiden. Lauch samt grünem
Teil in der gleichen Größe
zurechtschneiden. Alles in Salz­
wasser bissfest kochen und in
Eiswasser abschrecken. Gemü­
sestreifen trockentupfen, jeweils
zu einem Gitter in der Größe
der Fischportion flechten.
Soße: 200 ml Portwein,
100 ml Weißwein, 1 klein
­geschnittene Schalotte,
Thymian und Lorbeer
Zutaten auf die Hälfte
einkochen. 100 ml Rahm
dazugeben und kurz
mitkochen, mit Speise­
stärke leicht binden, mit
Salz abschmecken und
durch ein Sieb passieren.
Chinakohl: 1 Chinakohl, fein geschnitten,
Butter, Zucker, Salz,
Muskat, Weißwein
Die Butter schmelzen,
etwas Zucker darin
­karamellisieren lassen,
Kohl dazugeben und
kurz mitdünsten. Mit
Salz und Muskat würzen
und mit einem Schuss
Weißwein ablöschen.
Fertigstellung: Fisch
mit dem Gemüsegitter
in einem Fond aus
­Weißwein und Wasser
oder in Fischfond,
mit Salz und Butter
vermischt, pochieren.
Zu­sammen mit dem
Chinakohl, Kartoffel­
sandwich und etwas Port­
weinschaum anrichten.
Steinbutt unter Gemüsegitter
mit weißem Portweinschaum,
Chinakohl und Kartoffel-Sandwich
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Kulinarik
„Ich bin hier
ein wenig
die Mutter
für alles“
Im chefs! Interview spricht
Katja Burgwinkel über ihre
Herausforderungen auf dem
Hardenberg, ihre Liebe zum
Kochen, den Anspruch an ihre
Küche und ihre Prinzipien
als Küchendirektorin
chefs!: Seit 2005 sind Sie
Küchendirektorin im Hardenberg BurgHotel und haben
hier auf dem Gräflichen Land­
sitz ein sehr umfangreiches
Aufgabengebiet. Vermissen
Sie nicht manchmal die
Intimität der Sterneküche?
Burgwinkel: Ich habe acht
Jahre Sternegastronomie
hinter mir und weiß, wie das
funktioniert. Ich bin neugierig und liebe es, zu koordinieren und zu organisieren.
Der Hardenberg bietet mir
stets neue Herausforderungen. Hier bin ich ein wenig
die Mutter für alles, und das
gefällt mir. Ich investiere viel
Herzblut, ganz als ob es mein
eigenes Objekt wäre. Gleichzeitig habe ich die Sicherheit,
dass es nicht meines ist.
chefs!: Neben Banketts,
Tagungen, Veranstaltungen,
Caterings und rustikaler
KeilerSchänke gibt es das
Gourmetrestaurant Novalis.
War es mal im Gespräch, hier
einen Stern zu erkochen?
Burgwinkel: Nein. Dennoch
Die Hardenberg KeilerSchänke bietet
eine ländliche, bodenständige Küche
mit Wildgerichten aus eigener Jagd
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chefs! | Juni 2013
verfolgen wir bei unserer
Arbeit über alle gastronomischen Bereiche hinweg
einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Wir kochen frisch,
auch Suppen, Soßen, Brühen –
ohne Convenience. Ich finde,
Convenience ist Betrug am
Gast. Wir machen auch keine
Molekularküche oder garen
Sous-vide, sondern kochen
eher klassisch, mit vielen
Kräutern und aromabezogen.
Zu jedem Fisch oder Fleisch
gibt es eine Soße. Dafür werden die Knochen mit Gemüse
angesetzt und über den Tag
geschmort, dann setzen wir
nochmal Knochen an, auch
wieder mit Gemüse, sehr
vielen Kräutern und Tomaten,
und darauf kommt der Fond
vom ersten Mal. Alles wird
reduziert und zuletzt mit
wenig Stärke gebunden. So
schmeckt die Soße, wie ich
sie bei meiner Mutter gelernt
habe. Sie hat immer für die
Familie gekocht und mein
Talent schon früh erkannt.
Sie holte mich immer dazu,
um die Soße für den Sonntagsbraten abzuschmecken.
chefs!: Dann hat sie also Ihre
Liebe zum Kochberuf geweckt?
Burgwinkel: Ja, sie hat mich
zum Kochen gebracht, und
ich liebe meinen Beruf. Selbst
im Urlaub sauge ich alles
auf, was mit Essen & Trinken
zu tun hat. Ich besuche
gerne Märkte, liebe Gewürze
und alles Ursprüngliche. Ich
habe auch keine Berührungs­
ängste mit Produkten. Schon
als Kind habe ich geangelt
und Fische ausgenommen.
Bis heute muss ich mir jedes
Produkt von allen Seiten
angucken, mal drüberstreicheln, ein Stück abschneiden,
probekochen. Was ich hasse,
sind gemahlene Gewürze.
Das schlimmste ist Pfeffer
gemahlen. Ich verwende
sehr wenig Pfeffer, und wenn
nur beste Ware. Ich brauche
auch kein Maldonsalz. Gutes
Salz kriege ich hier um die
Ecke, aus der Saline Luisenhall. Ein Top-Produkt.
chefs!: Verwenden Sie gerne
Produkte mit Regionalbezug?
Burgwinkel: Ja, wir legen
Wert auf beste frische Zutaten, die so weit wie möglich
aus der Region kommen. Und
wir tun auch etwas dafür. Um
unseren Gästen zum Beispiel
richtig gute Frühstückseier
servieren zu können, sind
wir eine Kooperation mit
einem Bioland-Bauern eingegangen und haben uns
an der Finanzierung seines
Hühnermobils beteiligt.
chefs!: Klingt spannend, was
ist darunter zu verstehen?
Burgwinkel: Dank dieses
fahrbaren Hühnerstalls
haben seine Tiere nicht nur
genügend Auslauf, sondern
können auch regelmäßig ein
frisches Stück Wiese beziehen, wenn das alte sozusagen
abgewohnt ist. Dazu wird
ihr Zuhause einfach mit dem
Traktor versetzt. Der Bauer
liefert uns neben Eiern
u.a. auch Kartoffeln, Kräuter,
„Der WildschweinBurger mit viel
Fleisch, Preiselbeerketchup & Senfcreme
ist ein Renner.“
Katja Burgwinkel, Küchendirektorin,
Hardenberg BurgHotel
Dinkelschrot und Dinkelmehl. Von einem Imker bekommen wir Scheibenhonig,
also die komplette Wabe
mit dem ungeschleuderten
Naturprodukt, die wir auf
dem Frühstücksbüfett
präsentieren. Die Gäste sind
total begeistert, dass bei uns
alles selbst gemacht ist – von
der Marmelade bis zu Brot
und Brötchen. Dafür haben
wir einen Bäcker gefunden,
der für uns sehr kreativ und
innovativ arbeitet.
chefs!: In mancher Hinsicht
ist der Hardenberg ja auch
Selbstversorger, sprich beim
Thema Wild. Ihr Ruf als Wild­
schwein-Köchin ist legendär!
Burgwinkel: Ja, ich arbeite
sehr gerne mit Wild und
habe es fast immer auf der
Karte. Sei es der Rehrücken
im Novalis oder seien es die
Wildschweingerichte in der
KeilerSchänke. Es stammt aus
der eigenen Jagd von Graf
Hardenberg. Bei den großen
Jagden übers Jahr kommen
schon mal 80 Wildschweine
und mehr zusammen. Die
landen bei unserem Metzger,
und wir müssen uns überlegen, was wir damit machen.
chefs!: Was machen Sie damit?
Burgwinkel: Unser Wildschweinbraten läuft sehr gut,
selbst im Sommer. Ferner
machen wir u.a. beste Bockwurst, eine leckere KeilerPaté und Bratwürste, die wir
mit Sauerkraut verkaufen.
Einer der Renner auf der
Karte ist unser WildschweinBurger: Er bietet viel Fleisch
auf einem rustikalen Brötchen
mit Haferflocken. Dazu gibt’s
Preiselbeerketchup und Senfcreme aus Einbecker Senf.
chefs!: Die Keilerschänke hat
bis zu 100 Plätze und ist bei­
spielsweise auch bei Golfern,
Ausflugsgästen und regio­
nalen Gästen sehr beliebt.
Wie groß ist das Team dort?
Burgwinkel: Insgesamt
habe ich 22 Mitarbeiter,
inklusive Frühstücksfrauen,
Azubis und Spülern. Das
Küchenteam der KeilerSchän­
ke ist vier Mann stark und
Das Gourmet-Restaurant Novalis steht
für eine klassisch-regionale Küche mit
mediterraner Leichtigkeit
„Im Novalis-Team
brauchen wir
Allrounder, die
auch für Banketts
& Veranstaltungen
kochen können.“
Katja Burgwinkel,
Küchendirektorin,
Hardenberg BurgHotel
kümmert sich nur um dieses
Restaurant. Das sechsköpfige
Novalis-Team hingegen ist
nicht nur für das Gourmetrestaurant, sondern auch
die Banketts und die AußerHaus-Aufträge zuständig. Das
lässt sich beides sehr gut verbinden, weil das Novalis erst
abends öffnet. Dazu gehört,
dass wir nicht die typischen
Gourmetköche einstellen,
sondern echte Allrounder.
chefs!: Gute Köche werden
zunehmend Mangelware.
Finden Sie noch genügend
Mitarbeiter für beide Teams?
Burgwinkel: Eigentlich
schon. Die meisten in meinem Team sind schon lange
dabei, zum Teil habe ich
sie selbst ausgebildet. Viele
kommen nach ihren externen Stationen auch wieder
zurück. Ich bin froh, dass ich
langjährige und bewährte
Mitarbeiter habe, auf die
ich mich verlassen kann. Sie
wissen genau, was ich will,
und ich wiederum kenne
sie genau mit ihren Stärken
und Schwächen. Ich verlange
viel, aber ich gebe auch
viel. Ich kümmere mich um
meine Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, auch bei
privaten Anliegen. Meine
Bürotür steht jedem offen.
chefs!: Sind Sie eine gute Chefin?
Burgwinkel: Das glaube ich
schon, aber ich bin sicher
keine einfache Chefin. Ich
bin davon überzeugt, dass
es in der Küche nicht ohne
gewisse Regeln geht. Einer
meiner Grundsätze lautet:
Jeder ist für seine Freizeit
selbst verantwortlich. Wer
morgens gebummelt hat
und deshalb länger machen
muss, ist selber schuld. Ich
bin sehr penibel und eine
Ordnungsfanatikerin. Jeden
Tag müssen die Kühlhäuser
kontrolliert werden, damit
nichts schlecht wird. Zweimal täglich wird die Küche
gereinigt, plus Boden und
Gully. Jeder hier weiß, wie
sehr ich darauf Wert lege.
Sauberkeit ist das A&O in
unserem Beruf, wir arbeiten
hier mit Lebensmitteln.
Dazu gehört auch, dass
meine Mitarbeiter morgens
rasiert und mit sauberer
Schürze zur Arbeit kommen.
chefs!: Wie reagieren Sie, wenn
es mal nicht nach Plan läuft?
Burgwinkel: Ich lasse mich
nicht so schnell aus der Ruhe
bringen. Ich bin ein sehr kontrollierter Mensch und gehe
lieber ins Büro und schreibe
Dienstpläne, als meine Wut
am Mitarbeiter auszulassen.
Es gibt schon auch mal Momente, in denen ich laut werde. Aber das sind sehr kurze
Momente. Ich weiß, wie es
ist, wenn man angebrüllt
wird, und ich weiß, wie man
sich danach fühlt und die
nächste Aufgabe erledigt. Ich
will nicht, dass meine Leute
mit Angst und Bauchkrämpfen zur Arbeit kommen.
Interview: Sabine Romeis
VORSICHT SCHARF!
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