Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 Philipps-Universität Marburg FB 15: Chemie WS 2002/2003 UE 15561: Übungen im Experimentalvortrag für Studierende des Lehramts Übungsleiter: Dr. J. Butenuth Dr. E. Gerstner Prof. Dr. U. Koert Prof. Dr. U. Müller Prof. Dr. B. Neumüller Dr. P. Reiß Experimentalvortrag (Organische Chemie) zum Thema AMINOSÄUREN von FRANK HARTMANN am 19.12.2002, 16.15 bis 17.00 Uhr Chemie in der Schule: www.chids.de 1 Gliederung: Seite 1. Aminosäuren und ihre Chemie .•.•.•..............................................................•.................•.............. 3 1.1. Was sind Aminosäuren? 1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 3 Einführung in die Thematik Funktionelle Gruppen und ihre Bedeutung für die Chemie Der Rest R 1.2. Eigenschaften 1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.4. Allgemeines Physikalische Eigenschaften Zwitterionen Der isoelektrische Punkt (IEP) 5 -7 Versuch 1 1.3. Reaktionen 1.3.1. 1.3.2. 1.3.3. Qualitativer Nachweis Quantitative Bestimmung Beispiele für weitere Reaktionen 10 -7 Versuch 2 -7 Versuch 3 -7 Versuch 4 und 5 2. Aminosäuren bestimmen das Leben ......................................•...........•...•.•....................•..•......... 19 2.1. Allgemeine und historische Aspekte 2.1.1. 2.1.2 . 2.1.3. 19 Bedeutung der Aminosäuren für das Leben Vorkommen und Entdeckung Entstehung der Aminosäuren 2.2. Aminosäuren als Bausteine der Proteine 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 23 Bildung von Proteinen aus Aminosäuren Bedeutung und Vorkommen von Proteinen -7 Demonstration Nachweise von Proteinen 2.3. Aminosäuren in Lebensmitteln 2.3.1. 2.3.2. Allgemeines Die Maillard-Reaktion 28 -7 Versuch 6 2.3.2.1 Reaktionsmechanismen 2.3.2.2 Produkte der Maillard-Reaktion 2.3.2.3. .Maillard-aktuell" - die Acrylamid-Problematik 2.3.3. Bedeutung der Maillad-Reaktion für die Lebensmittelchemie 3. Schlussbetrachtung ................................................................................•.•...•.•..................•.••.•.•... 34 4. Anhang 35 4.1. Verwendete Chemikalien 4.2. Literaturverzeichnis 4.3. Internetquellen 4.4. Kopien Chemie in der Schule: www.chids.de 2 1. Aminosäuren und ihre Chemie 1.1. Was sind Aminosäuren? 1.1.1. Einführung in die Thematik: Aminosäuren sind eine sehr wichtige Stoffklasse der organischen Chemie. Die Eigenschaften der Aminosäuren stehen (wie bei allen Stoffklassen) in engem Zusammenhang mit dem Aufbau ihrer kleinsten Teilchen. Um diesen Zusammenhang besser zu verstehen, werden im folgenden der Aufbau der Aminosäureteilchen und die Eigenschaften der Aminosäuren als Stoff genauer untersucht. Alle Lebewesen bauen aus Aminosäuren Eiweißstoffe (Proteine) auf. Tierische Lebewesen (auch der Mensch) nehmen mit der Nahrung solche Proteine auf. Daraus werden bei der Verdauung Aminosäuren hergestellt. Diese werden dann vom Darm resorbiert (ins Blut aufgenommen) und der Körper baut daraus wiederum neue körpereigene Proteine auf. Aminosäuren sind also wichtige Bausteine aller Lebewesen. Die Bildung von Aminosäuren aus anorganischen Stoffen unter den Bedingungen der Uratmosphäre wird heute als wichtiger Schritt bei der Entstehung des irdischen Lebens vor einigen Milliarden Jahren angesehen . Das erste Kapitel greift einige Teilaspekte der umfangreichen Chemie dieser wichtigen Stoffklasse heraus . Im zweiten Teil soll dem Leser verdeutlicht werden , dass Aminosäuren die herausragende Bedeutung für das Leben und seine Entstehung besitzen. 1.1.2. Funktionelle Gruppen und ihre Bedeutung für die Chemie : Bei den Aminosäuren (exakte Bezeichnung : Aminocarbonsäuren) handelt es sich um organische Verbindungen, die in der Regel sowohl eine Aminogruppe als auch eine Carboxylfunktion besitzen . Diese beiden funktionellen Gruppen beeinflussen in hohem Maße die Eigenschaften der Aminosäuren (Kap . 1.2.) und bieten darüber hinaus eine breit gefächerte Chemie (Kap. 1.3.). Im weitesten Sinne fasst man unter dem Begriff "Aminosäuren" alle aliphatischen, aromatischen und heterozyklischen Carbonund Sulfonsäuren Aminogruppe am ständig) tragen. Q-, zusammen, ß- die mindestens oder y-Kohlenstoff (bzw. Im folgenden 0-, eine m- oder p- , werden jedoch our die ~-- C O O H R' Aminosäuren betrachtet. Abb.1: Strukturformel einer a-Aminosäure Chemie in der Schule: www.chids.de H 3 Abb. 1 zeigt eine allgemeine Strukturformel für die am häufigsten in der Natur vorkommenden Aminosäuren : 2-Aminosäuren oder a-Aminosäuren. Bei diesen befindet sich die Aminofunktion am C2 , dem a-Kohlenstoffatom. Weiterhin befinden sich an diesem Kohlenstoff ein Wasserstoffatom sowie eine Seitenkette bzw. ein Rest R. Die in Abb. 1 gezeigte Strukturformel ist in dieser Form allerdings nicht ganz korrekt, da Aminosäuren normalerweise nicht in der in der Abbildung gezeigten Form vorliegen . Die Gründe hierfür werden in Kap. 1.2.3. näher untersucht. 1.1.3. Der Rest R: Für die Gruppe R bieten kommen vielfältige Möglichkeiten in Frage. Die Seitenkette kann ein Alkyloder Arylrest sein, sie kann aber auch Hydroxy-, Amino- , Mercapto- , Sulfid- oder Carboxylgruppen enthalten. In Abb. 2 sind die wichtigsten a-Aminosäuren bzw. ihre Seitenketten zusammengestellt: - - H Glyein (Gly) CH3 Alanin (Ala) Valin (Val) Leuein (Leu) COOH HN1-H ~CH2 Isoleuein (lIe) Phenylalanin (Phe) - Prolln (Pro) CHOH -~ ~-U H I CH3 Tyrosln (Tyr) Threonln (Thr) Serin (Ser) Tryptophan (Trp) - CH2 Glutamin (Gin) Asparagin (Asn) Lysin (Lys) Arginin (Arg) M N~ - CH2SH Cysteln (Cys) - CH2CH2SCH3 Methionin (Met) CH2 CH2COOH Asparaginsäure (Asp) - CH2COOH NH Histidin (His) Glutaminsäure (Glu) Abb. 2: Beispiele für den Rest R von a-Aminosäuren (nach VOLLHARDT) Ausgehend von ihrer Seitenkette lassen sich diese 20 Aminosäuren zu folgenden Gruppen zusammenfassen (auf ihre Bedeutung wird in Kap. 2 näher eingegangen) : Chemie in der Schule: www.chids.de 4 aliphatische Aminosäuren: Gly, Ala, Val, Leu, lIe Hydroxyaminsäuren: Ser, Thr Aminodicarbonsäuren und deren w-Amide: Asp, Asn, Glu, Gin basische Aminosäuren: Lys, Arg, His schwefelhaltige Aminosäuren: Cys, Met cyclische Aminosäuren: Pro aromatische bzw. heteroaromatische Aminosäuren: Phe, Tyr, Try Aus Abb.2 geht ebenfalls hervor, dass man diese Aminosäuren üblicherweise nicht nur mit ihrem Namen, sondern auch mit Hilfe eines von der IUPAC empfohlenen Drei-Buchstaben-Codes bezeichnet. Im folgenden wird dieser Code verwendet. 1.2. Eigenschaften 1.2.1. Allgemeines: Bereits aus der Strukturformel der Aminosäuren (Abb. 1) lassen sich einige wichtige Eigenschaften der Aminosäuren ableiten. Aus dieser Abbildung geht hervor, dass alle -Aminosäuren am C 2- Kohlenstoff vier unterschiedliche Substituenten besitzen (ausser beim Gly, wo der Rest Rein Wasserstoffatom ist I). Beim C 2 handelt es sich also um ein Chiralitäts- bzw. Asymmetriezentrum, d.h. (fast) alle Aminosäuren sind chiral und bilden Spiegelbild isomere. Daher sind sie als R- oder S-Enantiomere (bzw. D- und L-Enantiomere nach der alten Nomenklatur) optisch aktiv und in der Lage, die Schwingungsebene linear polarisierten Lichtes zu drehen, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass eine S-Aminosaure die Ebene nach links dreht und umgekehrt. Der Betrag des Drehwertes steht also in keinem Zusammenhang zur R- und S-Nomenklatur. 1.2.2. Physikalische Eigenschaften: Einige wichtige physikalische Eigenschaften der 20 Aminosäuren aus Abb. 2 sind in Tab. 1 zusammengestellt. Auffällig sind vor allem die sehr hohen Schmelzpunkte sowie die allgemein außerst geringe Löslichkeit in Wasser. Die Schmelzpunkte lassen sich nicht durch die in Abb. 1 gezeigte Strukturformel erklären. Zwar erlauben die beiden funktionellen Gruppen (Carbonyl- und Aminogruppe) die Ausbildung von WasserstoffbrQckenbindungen, aber wenn man die Aminosäuren mit .ähnlichen" organischen Substanzen vergleicht (z.B. Verbindungen mit ähnlichen funktionelle Gruppen, ähnlicher Molekülgröße etc.), sollte man keine Feststoffe, sondern eher hochsiedende Flüssigkeiten erwarten, wie sie z.B. Carbonsäuren oder Alkohole besitzen. Aminosäuren hingegen sind farblose, aber weiß erscheinende hochschmelzende Verbindungen, die sich z.T. thermisch zersetzen. Chemie in der Schule: www.chids.de 5 Aminosäure Schmelzpunkt in·C g/100 mL H20 Löslichkeit in Ala 295 - 297 (Z) 1 Arg essentiell ? Geschmack pI<. (COOH) pI<. {NH31 16,51 süß 2,4 9,9 > 225 (Z) 15,0 bitter 1,8 9,0 Asn 234 -235 0,500 neutral 2,0 8,8 Asp 269-271 0,011 neutral 2,0 10,0 3,9 Cys2 220-228 k.A. k.A. 1,9 10,3 8,4 Gin 185 -186 0,26 neutral 2,2 9,1 Glu 205 0,843 nach Fleischbrühe 2,1 10,0 Gly 232 -236 (Z) 24,99 süß 2,4 9,8 His 270-275 4,29 bitter 1,8 9,2 IIe 285 4,117 bitter 2,3 9,7 ja Leu 300 2,19 bitter 2,3 9,7 ja Lys 225 30,0 süß 2,2 9,2 Met 280-285 3,381 schwefelartig 2,2 9,3 ja Phe 275 - 283 (Z) 2,965 bitter 2,6 9,2 ja Pro 220-222 162,3 süß 2,0 10,6 Ser 215-225 5,023 süß 2,2 9,4 Thr 265- 270 9,0 süß 2,1 9,1 ja Trp k.A. 1,136 bitter 2,4 9,4 ja Tyr kA 0,045 bitter 2,2 9,1 Val 315 8,85 kA 2,3 9,7 pI<. (funk. Gruppe in R 13,2 4,3 6,1 10,8 ja 10,1 ja Tab. 1: Physikalische Eigenschaften von Aminosäuren (zusammengestellt aus BELlTZIGROSCH, VOlLHARDT und MERCK) 1 2 = Z thermische Zersetzung Das Stereozentrum hat R-Konfiguration, weil der CH2SH-Substituent eine höhere Priorität hat als die COOH-Gruppe. Chemie in der Schule: www.chids.de 6 Das Vorhandensein der belden polaren funktionellen Gruppen (laut Abb. 1) lässt eine ziemlich gute Löslichkeit in Wasser vermuten, aber ein Blick auf Tab. 1 zeigt das Gegenteil: mit Ausnahme von Ala, Arg, Gly, Lys und Pro, wobei letzteres mit 162,3 g/L H20 völlig aus dem Rahmen fallt, sind alle Aminosäuren sehr schlecht in Wasser löslich. Von anderen organischen Verbindungen mit gleichen funktionellen Gruppen (Carbonsäuren, Amine) sind charakteristische Gerüche bekannt (z.B. Essigsäure, Buttersäure oder Triethylamin), die meisten Aminosäuren hingegen sind geruchsneutral bzw. besitzen kaum einen Eigengeruch. Der Geschmack der Aminosäuren ist ebenfalls in Tab. 1 zu finden. Die meisten von ihnen schmecken entweder süß oder bitter, einige haben einen charakteristischen Geschmack (Glu und Met). Auf die Bedeutung der essentiellen Aminosäuren wird bei der Besprechung der Proteine eingegangen (Kap. 2.2.1.). Wie sind nun diese Eigenschaften, die nicht mit der in Abb. 1 gezeigten Strukturformel decken, zu ~ erklären? Um diese Frage zu beantworten, soll Versuch 1 dienen: -7 Versuch 1: Amphotere Eigenschaften der Aminosäuren Theorie: Im folgenden soll am Beispiel der Aminosäure Glu untersucht werden, wie sich diese Stoffklasse im sauren, neutralen und alkalischen wässrigen Milieu verhält. Geräte: Drei Bechergläser (100 mL), Spatel Chemikalien: Salzsäure, Natronlauge üeweils c = 2 moI/L), Wasser, Glu Durchführung: Jeweils eine Spatelspitze Glu wird mit 50 m Salzsäure, Wasser und Natronlauge 1'"""\1 versetzt und umgeschOttelt. ) Beobachtung: Im sauren und alkalischen Milieu entstehen klare Lösungen, während sich im neutralen wässrigen Milieu eine Suspension bildet. Auswertung: Aminosäuren sind in Wasser kaum löslich (vgl. Tab.1), während sich in Säuren und Laugen eine relativ gute Löslichkeit zeigt. Aminosäuren sind also amphotere Substanzen. Die Erklärung für diese Tatsache erfolgt in Kap. 1.2.3. 1.2.3. Zwitterionen: Die in Abb. 1 wiedergegebene Strukturformel ist, wie bereits erwähnt, nicht ganz korrekt. Aminosäuren besitzen zwar eine Carboxyl- und eine Aminogruppe, aber in wässriger Lösung liegen sie nicht in der in Abb. 1 gezeigten Form vor. Chemie in der Schule: www.chids.de 7 Aminosauren sind amphotere Substanzen (von griech. = beide), d.h. sie kOnnen sowohl sauer a~cpw als auch basisch reagieren. Ein Ammonium-Ion (PKa ",10 bis 11) ist deutlich weniger sauer als eine Carbonsäure (pKa "'" 2 bis 5); die COOH-Gruppe ist also in der Lage. ihr Proton an die Aminogruppe abzugeben und diese zu protonieren. Demnach liegen Aminosauren als zwitterionische Ammoniumcarboxylate (sog. innere Salze) vor, wie in Abb. 3 gezeigt. Man vergleiche diese Tatsache auch mit den in Tab. 1 aufgefOhrten pKa-Werten. Die stark polare Natur dieser Substanz macht es möglich, dass Aminosauren besonders stabile Kristallgitter ausbilden können. Dies erklärt einige physikalische Eigenschaften: zum einen die sehr geringe Löslichkeit der meisten Aminosauren in Wasser (vgl. Tab. 1), andererseits die hohen Schmelzpunkte sowie die Tatsache, dass einige Aminosauren nicht schmelzen, sondern sich thermisch zersetzen. COOH 3+H H e HO ... Gl .. H30 1- H20 e COO COOe H3=+H s HO Gl oe .. H30 I - H20 H2N+H ,{ R R Anion Zwitterion Kation (ladungsneutral) Abb. 3: Aminosäuren im sauren, wässrigen und alkalischen Milieu (nach VOLLHARDT) 1.2.4. Der isoelektrische Punkt (IEP) In wassriger Lösung bilden sich verschiedene Saure-Base-Gleichgewichte aus, an denen die funktionellen Gruppen beteiligt sind (Abb. 3). Im stark sauren Milieu (pH < 1) liegt die Aminosäure hauptsachlich als diprotoniertes Kation vor, im leicht sauren Bereich (pH "'" 6) findet man die I monoprotonierte, aber ladungsneutrale Form (Zwitterion), im stark alkalischen Bereich (pH > 13) herrscht das 2-Ammoniumcarboxylat-lon vor. H3+H ... e HO Gl .. H30 1- H20 R Kation e COO e COO COOH pKa (1) H3=+H R Zwitterion s HO oe e • H30 I - ~o H2N+H R pKa (2) Anion Abb. 4: pK,,-Werte der Gleichgewichte Kation-Zwitterion-Anion (nach VOLLHARDT) Chemie in der Schule: www.chids.de 8 In Tab. 1 und Abb. 4 sind die pKa-Werte für die entsprechenden Gleichgewichte aufgeführt. Der erste pKa-Wert (Beispiel: Gly) gilt für das Gleichgewicht: [H 3N+CH 2COO·] [H 30+] K1 = [H 3N+CH2COOH] = 10- 2,4 (1) Dieser pKa-Wert ist immer um mindestens zwei Einheiten kleiner als der pKa-Wert einer "gewöhnlichen" Carbonsäure (z.B. pKa CH 3COOH =4,75). Der Grund für diesen Unterschied ist der elektronenziehende Effekt der protonierten Aminogruppe. Der zweite pKa-Wert gilt für den zweiten Deprotonierungsschritt: [H 2NCH 2COO·] [H 30+] K2 = (2) [H 3N+CH 2COO-] Im folgenden soll ermittelt werden, bei welchem pH-Wert die Konzentration der zwitterionischen Spezies am größten ist. An diesem Punkt steht die Deprotonierungsreaktion im Gleichgewicht mit der Protonierungsreaktion, und es gilt: (3) Um den pH-Wert an diesem Punkt zu berechnen, werden die Gleichungen des Massenwirkungsgesetzes für den ersten und zweiten Deprotonierungsschritt (1) und (2) nach [H 3 N + CH 2 COO- j aufgelöst: [H 3N+CH2COOH] • 10-2•4 [H3 0 +] (4) (5) Gleichsetzen von (4) und (5) und Auflösen nach [H30j ergibt Gleichung (6): [H 3N+CH2COOH] • 10-12 ,2 [H 2NCH 2COO· ] Chemie in der Schule: www.chids.de (6) 9 Unter Berücksichtigung von Bedingung (3) ergibt sich: + [H30 ] -6,1 =10 bzw. pH =6,1 (7) Dieser Wert wird auch als isoelektrischer Punkt (IEP) bezeichnet. Der IEP ist für jeden Ampholyten (also nicht nur für Aminosäuren) eine charakteristische Größe. An diesem Punkt erscheinen gelöste amphotere Elektrolyte ungeladen, da an diesem Punkt die Zahl der positiv geladenen Moleküle gleich der Zahl der negativ geladenen ist. Daher wird man z.B. beim Anlegen eines elektrischen Feldes keine Wanderung des Teilchens beobachten . Aus diesem Grund ist der IEP z.B. wichtig bei der Elektrophorese, der Trennung gelöster geladener Teilchen im elektrischen Feld. Wie man leicht nachprüfen kann , ist der IEP das arithmetische Mittel der beiden pKa-Werte der Säure: IEP = bzw. pK a (1) + pK a (2) 2 (8) Viele Aminosäuren enthalten in R jedoch eine weitere saure bzw. basische Funktion (z.B. Tyr oder Lys) , die ebenfalls einen pKa-Wert besitzt. In diesen Fällen ergibt sich der IEP ebenfalls nach Gleichung (8). Hier sind jeweils die beiden PKaWerte aus den Gleichgewichten einzusetzen, an denen die ladungsneutrale ("zwitterionische") Form der Aminosäure beteiligt ist. Der IEP einer Aminosäure lässt sich auch experimentell bestimmen, beispielsweise durch die Aufnahme einer Titrationskurve, Bestimmung der pKa-Werte und Berechnung des IEP nach (8). Eine weitere Möglichkeit, ausgehend vom sauren (basischen) Milieu, ist die Fällung der Aminosäure mit rl I Lauge (Säure) und Messung des pH-Wertes. Letztere Methode ist für schwer lösliche Aminosäuren geeignet. 1.3. Reaktionen 1.3.1. Qualitativer Nachweis 7 Versuch 2: Farbreaktionen von a-Amlnosäuren mit Ninhydrin Im folgenden soll am Beispiel von Glu und Pro untersucht werden , wie sich Aminosäuren in Gegenwart von Ninhydrin verhalten . Chemie in der Schule: www.chids.de 10 Gerate: Zwei Reagenzglaser, Reagenzglasstander, Reagenzglasklammer, Bunsenbrenner Chem ikalien : Wassrige Lösung von Gly und Pro, Ninhydrin-Reagenz (1 g Ninhydrin in 96 mL Butanol und 4 mL Eisessig) Durchführung: Jeweils 5 mL der wassrigen Aminosaure-Lösungen werden in die Reagenzglaser gefOllt, mit 10 Tropfen Ninhydrin-Reagenz versetzt und Ober dem Bunsenbrenner unter leichtem SchOttein bis zur Farbanderung erwärmt, Beobachtung: Nach kurzer Zeit zeigt die Gly-Lösung eine tiefe, blauviolette Farbe, wahrend Pro eine leuchtend gelbe Farbe ergibt. Auswertung: Aminosauren gehen mit Ninhydrin-Lösung Farbreaktionen ein. Dabei zeigen fast alle Aminosauren eine blau- bis rotviolette Farbe. Lediglich Pro ergibt aufgrund seiner Struktur eine gelbe Farbe. Theorie: Die Entstehung der farbigen Verbindungen ist auf die Bildung eines lT-Elektronensystems zur ückzuführen, Abb. 5 zeigt den Mechanismus der Ninhydrin-Reaktion: R OH I N--CH-COOH + OH o Ninhydrin (1,2,3-lndantrion-Hydrat) H NH2 ... +H2O H N=CH--R -R-CHO o 0 ~ 0 + Ninhydnn -2 H20 0 OH oe o o ... blaue Schiffsche Base Abb . 5: Mechanismus der Ninhydrln-Reaktlon (nach Chemie in der Schule: www.chids.de 0 N o o BREITMAJERlJUNG) 11 Das 1,2,3-lndantrion-Hydrat (Ninhydrin), welches mit seiner Ketoform (Indantrion) im Gleichgewicht steht, geht mit Aminosauren zunächst eine Kondensationsreaktion ein, bei der sich unter Wasserabspaltung zunächst ein Iminderivat bildet, welches unter Decarboxylierung in eine Schiff'sche Base übergeht. Anschließende Hydrolyse und die Abspaltung eines Aldehyds (Strecker-Abbau) führt zum Aminoderivat des Ninhydrins. Durch Folgereaktion mit einem weiteren Ninhydrinmolekül bildet sich letztendlich der typische zweikernige Farbstoff (ein Enolamin), der das Licht im orangen Bereich absorbiert und daher dem Betrachter blau erscheint. Der Bildungsmechanismus des im violetten Bereich absorbierenden, gelb erscheinenden ProFarbstoffes ist analog, seine Zusammensetzung ist in Abb. 6 gezeigt. Die Ninhydrin-Reaktion ist nicht nur charakteristisch füro -Arninosäuren, sie funktioniert auch mit allen anderen Substanzen, die eine freie NH2-Gruppe enthalten, also primären Aminen, Ammoniak und Proteinen. Hingegen bei ß- und v-Aminosäuren, sekundären und tertiären Aminen sowie bei Harnstoff versagt die Reaktion. o o o Abb . 6: Gelber Farbstoff des Prolins (nach BelitzlGrosch) 1.3.2. Quantitative Bestimmung 7 Versuch 3: Titration von Aminosäuren mit Kalilauge Da eine Aminosaure immer mindestens zwei funktionelle Gruppen enthalt, die sich gegenseitig beeinflussen, ist eine quantitative Bestimmung nicht ohne weiteres möglich. Der folgende Versuch zeigt eine titrimetrische Methode, bei der vorher die Aminogruppe durch eine Kondensationsreaktion blockiert wird. Gerate: Magnetrührer mit Rührkern, Stativplatte, Stativstange mit Gewinde, Bürettenklammer, Bürette (50 mL) mit Hahn, Weithals-Erlenmeyerkolben (100 mL), je eine Vollpipette (25 mL, 4 mL), Peleusball Chemikalien: Gly-Lösung (c unbekannt), Formalin-Lösung (mit Natriumcarbonat-Lösung neutralisiert), Phenolphthalein (Indikatorlösung), Kalilauge (c = 0,1 mol/L) Chemie in der Schule: www.chids.de 12 Durchführung: Von der Gly-Lösung unbekannter Konzentration werden mit der Vollpipette genau 10 mL in den Erlenmeyerkolben eingetragen und einige Tropfen Indikatorlösung hinzugegeben. Man füllt die Kalilauge in die Bürette und stellt den Flüssigkeitsspiegel auf 0,0 mL ein. Nun tropft man aus der Bürette solange Kalilauge hinzu, bis ein Farbumschlag nach rosa eintritt (wenige Tropfen sollten genügen). Anschließend gibt man im Überschuss Formalin-Lösung (ca. 4 mL) hinzu (erneuter Farbwechsel von rosa nach farblos) und titriert weiter bis zu einer eindeutig erkennbaren Rosafarbunq (weiße Unterlage unter dem Kolben verwenden!). Das verbrauchte Volumen V an Kalilauge wird an der Bürette abgelesen und notiert. Beobachtung: Der erste Farbumschlag (farblos -7 rosa) tritt nach Zugabe von ca. 10 Tropfen Kalilauge ein. Nach Zugabe der Formalin-Lösung (pH = 7) verschwindet die rosa Farbe wieder. Bis zu einer erneuten, eindeutig erkennbaren Rosatarounq werden 11,2 mL Kalilauge verbraucht. -7 V(KOH) Auswertung: =11,2 mL Die Konzentration der unbekannten Gly-Lösung ergibt sich aus folgender Gleichung: mol. 08547 • x mL = c(KOH) • t • V(KOH) = 01 mol 'L ' = 0,008547 • x L V(Gly) 10 mL c(Gly) Dabei ist c(KOH) die Konzentration der Kalilauge (= 0,1 moI/L), 0,8547 ist der Titer der verwendeten Kalilauge, x ist der Verbrauch an Kalilauge (= 11,2 mL), V( Gly) ist das Volumen der unbekannten Gly-LOsung (= 10 mL). Anhand dieser Daten ergibt sich für die Konzentration der unbekannten Gly-Lösung: c(Gly) =0,096 mol/L Dies entspricht einem Gehalt von L = 7,21 g/L. L ergibt sich aus dem Produkt von Konzentration und Molmasse (M(Gly) = 75,07 g/mol). In der folgenden Tabelle sind die gefundenen sowie die tatsäebuchen Werte zusammengestellt Ist Soll c in mollL L in g/L 0,096 7,21 0,1 7,51 Aus diesen Werten ergibt sich eine Abweichung der gefundenen Konzentration von der tatsächlichen Konzentration von 4 %. Im Rahmen der Messgenauigkeit ist dieses Ergebnis sicher akzeptabel. Chemie in der Schule: www.chids.de 13 Theorie: Es wird davon ausgegangen, dass in der unbekannten Gly-Lösung folgendes Gleichgewicht vorliegt: OH1aq) - - - Abb. 7: Gleichgewicht In der unbekannten Gly-Lösung (eigener Entwurf) Selbst wenn Gly (wie alle anderen Aminosauren auch) im neutralen Bereich vorwiegend in zwitterionischer Form vorliegt (Abb. 7 Mitte), so findet sich im obigen Gleichgewicht immer auch ein kleiner Teil der in Abb. 7 links und rechts dargestellten Spezies. Im ersten Schritt (d.h. durch Zugabe weniger Tropfen Kalilauge) wird die in Abb. 7 links dargestellte kationische Form des Gly komplett titriert, d.h. das Gleichgewicht wird quantitativ in die Mitte verschoben. Der Umschlag des Indikators nach rosa zeigt die vollstandige Verschiebung an. Die in Abb. 7 rechts dargestellte Form geht die in Abb. 8 gezeigte Reaktion ein: die Aminogruppe wird durch Formaldehyd in einer Kondensationsreaktion blockiert. + Abb. 8: Blockierung der Aminogruppe durch Formaldehyd (nach BUKATScHlGLOCKNER) Diese Reaktion läuft praktisch quantitativ ab, d.h. die Kondensationsreaktion entzieht dem Gleichgewicht aus Abb. 7 die rechte Spezies. Das Gleichgewicht verschiebt sich also vollständig auf die rechte Seite. Nun kann die Carboxylgruppe mit Kalilauge titriert werden. 1.3.3. Beispiele für weitere Reaktionen -7 Versuch 4: Glycin als Komplexbildner Geräte: Drei Reagenzgläser, Reagenzglasständer, zwei Tropfflaschen Chemikalien: Wässrige Lösung mit Gly, wässrige Lösung ohne Gly, verd. Kupfersulfat-Lösung, Natronlauge (c =2 mollL) Chemie in der Schule: www.chids.de 14 Durchführung: Jeweils 5 mL der beiden wässriqen Lösungen werden in die Reagenzglt:1ser gegeben, mit einigen Tropfen Kupfersulfat-Lösung versetzt und umgeschüttelt. Anschließend gibt man in beide Reagenzglt:1ser einige Tropfen Natronlauge. Zum Schluss füllt man etwas Kupfersulfat-Lösung in das dritte Reagenzglas Beobachtung: Im ersten Reagenzglas (Gly-haltige Lösung) entsteht nach Zugabe von Cu 2 + -Ionen eine ozeanblaue Farbe, bei anschließender Zugabe von Natronlauge tritt keine Veränderung ein. Die Lösung ohne Gly im zweiten Reagenzglas erscheint nach Zugabe von Cu 2 + -Ionen zunächst hellblau, nach Zugabe von Natronlauge entsteht ein schmutzig grüner Niederschlag. Die CUS04 -Lösung im dritten Reagenzglas soll zeigen, dass die Farbe eine andere wie im ersten Reagenzglas ist, d.h. eine Umsetzung stattgefunden hat. I' Auswertung: Gly bildet mit Cu 2+ -Ionen den quadratisch-planaren Komplex Kupfer(II)-aminoacetat, der im alkalischen Milieu stabil ist (Abb. 9). Bei Abwesenheit von Gly bildet sich hingegen ein Niederschlag von stabilem Kupfer(II)-hydroxid (Abb. 10). 2<±> Cu (aq) + /,~ 2 e HN 2\ ----. ~yCH2 e 0 (aq) H2 O~·,,2~. ''!N'CH 2 H~--N'" H2 Cu y( e 0 e OH(aq) i {L \'b ~ (aq) Kupfer( )-aminoacetat Abb. 9: Bildung von Kupfer(II)-aminoacetat (eigener Entwurf) ICu 2@ (aq) + e 20H(aq) I Cu(OHh (5) Abb. 10: Bildung von Kupfer(II)-hydroxid (eigener Entwurf) Die beiden Reaktionen lassen sich durch die unterschiedlichen Löslichkeitsprodukte von Kupfer(II)-aminoacetat und Kupfer(II)-hydroxid erklären. Chemie in der Schule: www.chids.de 15 7 Versuch 5: Nachweis der Aminogruppe Im folgenden Versuch soll die Aminogruppe in Gly nachgewiesen werden. Dazu findet die Methode nach VAN SLYKE Verwendung, allerdings in leicht abgewandelter Form: der entstehende Stickstoff soll nicht quantitativ, sondern lediglich qualitativ durch das Verlöschen einer brennenden Kerze nachgewiesen werden. Die quantitative Bestimmung gilt in der Literatur als nicht immer zuverlässig. Geräte: MagnetrOhrer mit ROhrkern, Dreihalskolben (250 mL, 3 x NS29), Tropftrichter mit Druckausgleich (100 mL, NS29), Absaugstock NS29, zwei Stopfen NS29, zwei Waschflaschen, Standzylinder, PVC-Schlauch, Stativmaterial Ue zwei Stativplatten und Stativstangen mit Gewinde, fünf Kreuzklemmen, zwei Technikoklammern, drei Kaufmannklammern), fünf Schlauchschellen, div. Federn, Abzug Chemikalien: Natriumnitrit-Lösung, Gly-Lösung in Salzsäure, Natronlauge (alle Lösungen: c = 2 mollL) Aufbau: Der Versuchsaufbau ist aus Abb. 11 zu entnehmen. Die Verbindungen zwischen Glas und PVC-Schlauch (Waschflaschen, AbsaugstOck) werden mit Schlauchschellen gesichert. Ferner sind sämtliche Schliffverbindungen zu fetten und mit = Federn zu sichern. Ein Stopfen dient als Druckausgleich und wird daher nicht gesichert, er. Weiterhin ist es I ratsam, eine PlastikschOssel o.a. , I unter die Apparatur zu stellen. Abb. 11: Versuchsaufbau (eigener Entwurf) Durchführung: 100 mL Natriumnitrit-Lösung werden im Tropftrichter, 100 mL Gly-Lösung im Kolben vorgelegt. Die zweite Waschflasche wird halb mit Natronlauge gefüllt (Umsetzung entstehender nitroser Gase) sie dient zugleich als Blasenzähler. Der Hahn des Trichters wird vorsichtig geöffnet, und unter ständigem Rühren wird die NaN02 - Lösung langsam in den Kolben getropft. Chemie in der Schule: www.chids.de 16 Hinweis: Es dauert einige Zeit, bis die Apparatur komplett mit Stickstoff geflutet ist und sich genügend N2 im Standzylinder gesammelt hat, zumal als Nebenprodukt nitrose Gase entstehen. Der Versuch sollte daher ca. 30 Min. vor dem Stickstoffnachweis gestartet werden. Beobachtung: Schon nach Zugabe weniger Tropfen NaN02 -Lösung setzt im Rundkolben eine lebhafte Gasentwicklung ein. Die zunächst entstehenden nitrosen Gase (Braunfärbung in der ersten Waschflasche) und weitere evtl. auftretende Gase (z.B. CO2 ) werden in Natronlauge (zweite Waschflasche) unschädlich gemacht. Unter Umständen kann es passieren, dass die nitrosen Gase bis in den Standzylinder "durchgehen", daher muss das Zutropfen der Natriumitrit-Lösung sehr vorsichtig erfolgen. Auswertung: Ca. 30 Minuten nach Versuchsbeginn hat sich im oberen Teil des Standzylinders eine kleine Stickstoffblase gesammelt. Das Verlöschen einer Kerze kann nun gezeigt werden. Theorie: Hauptreaktion ist die Umsetzung von Gly mit salpetriger Säure zu Glycolsäure sowie Stickstoff und Wasser (Abb. 12). Dabei handelt es sich um eine Komproportionierung: +111 HQ-N=O (aq) ~ GlycolsAure Abb. 12: Hauptreaktion (eigener Entwurf) Die formalen Einzelschritte dieser Reaktion sind durch Abb. 13a bis 13c wiedergegeben. Im ersten Schritt (Abb. 13a) wird das Nucleophil (ein Nitrosyl-Kation) gebildet. Aus dem Nitrit-Anion entsteht unter sauren Bedingungen zunächst eine protonierte Form der salpetrigen Saure, welche unter Wasserabspaltung in das Nitrosyl-Kation übergeht: (!) +2 H 30(aq) - 2 H2 0 .- (±) [ (±) ] IN=O ---- IN==OI (I) (aq) Abb. 13a: Bildung des Elektrophils (eigener Entwurf) Chemie in der Schule: www.chids.de 17 In einem zweiten Schritt (Abb. 13b) findet eine Diazotierung statt: Das freie Elektronenpaar der Aminogruppe (aus der Aminosäure) greift das Nitrosyl-Kation zunächst nucleophil an, um anschließend eine Diazoverbindung zu bilden. Diese geht unter Wasserabspaltung in ein DiazoniumIon über: r>.IN R-'NH 2 (±) R-N 2 + (aq) = (aq) (±) Q (aq) (±) NI [ R-N .. R-i1 NI] hlQ (aq) Abb 13b: Dlazotlerung (eigener Entwurf) Das Diazonium-Ion ist in der Lage, elementaren Stickstoff freizusetzen (Abb. 13c): R-OH(aq) + Abb. 13c: Freisetzung von Stickstoff (eigener Entwurf) In einer Nebenreaktion (Abb. 14) entstehen, wie bereits angesprochen, nitrose Gase, zu erkennen am braunen N0 2• Diese bilden sich durch Reaktion des Nitrosyl-Kations mit dem Nitrit-Anion, welche in einer Komproportionierung zunächst Distickstofftrioxid bilden. Letzteres steht mit Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid (.nitrose Gase") im Gleichgewicht (Disproportionierung). Die nitrosen Gase werden im alkalischen Milieu zu Nitrit umgesetzt (Komproportionierung): · e N02 (aq) + +IV N02 NO(±) • (aq) +11 (g) + NO (g) + N203 e 20H (aq) • - +V NO 2 (g) e 2 N02 (aq) + + NO (g) H20 (I) Abb. 14: Bildung nitroser Gase und Ihre Umsetzung (eigener Entwurf) Chemie in der Schule: www.chids.de 18 2. Aminosäuren bestimmen das Leben 2.1. Allgemeine und historische Aspekte 2.1.1. Bedeutung der Aminosäuren für das Leben Aminosäuren sind eine sehr wichtige Stoffklasse der organischen Chemie. Die in Abb. 2 aufgeführten 20 Aminosäuren sind Bausteine sämtlicher Proteine (Kap. 2.2.). Proteine wiederum sind Bildner aller lebenden Zellen; man kann also mit Recht sagen, dass das Leben auf der Erde ohne Aminosäuren (zumindest ohne einige von ihnen) undenkbar wäre. Im folgenden soll ausgeführt werden, wo Aminosäuren zu finden sind und wann und wie sie entdeckt wurden. Die Erläuterungen sollen jedoch auf die 20 wichtigsten beschränkt bleiben (Kap. 2.1.2.). Die Entdeckung von Aminosäuren an ungewöhnlichen Orten (z.B. in Gesteinen) hat die Frage aufgeworfen, wann und wie diese Moleküle überhaupt entstanden sind. Klärung dieser Frage ist Gegenstand von Kap. 2.1.3. 2.1.2. Vorkommen und Entdeckung Aminosäuren kommen als Proteine gebunden in sämtlichen Lebewesen vor (Bakterien, Pflanzen, Tiere, Mensch). Bis heute sind etwa 500 verschiedene Aminosäuren bekannt, von denen ca. 200 in der Natur vorkommen und dort gebildet werden. Bei letzteren handelt es sich fast ausschließlich um die LEnantiomere. Einige D-Aminosäuren kommen in Zellwänden von Bakterien vor. Von den o.g. 200 Aminosäuren sind eben jene 20 aus Abb. 2 besonders wichtig, weil sie die Grundbausteine aller Proteine darstellen. Die folgenden Ausführungen sollen auf diese 20 beschränkt bleiben. Pflanzen synthetisieren alle Aminosäuren aus einfacheren Vorstufen, Mensch und Tier können dagegen nur die sog. nicht essentiellen Aminosäuren selbst aufbauen. Die essentiellen Aminosäuren I/e, Leu, Lys, Met, Phe, Thr, Trp und Val müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Tab. 2 gibt einen Überblick über die Entdeckung der 20 wichtigsten Aminosauren: Chemie in der Schule: www.chids.de 19 entdeckt .•• von ••. Aminosäure im Jahr ... Ala 1888 TH. WEYL Arg 1886 E. SCHULZE, E. STEIGER weitere Vorkommen in •.• Seidenfibroin Gelatine, Seide lupinenkeimlinge Erdnüsse, Rotalgen, Buchweizen, essentiell ? Nadelhölzer, Kürbisgewächse t Asn 1806 VAUQUELlN, ROBIQUET Asp 1868 H. RITTHAUSEN Cys 1810 1899 W .H. WOLLASTON Gin 1883 SCHULZE, BOSSHARD Glu 1866 H. RITTHAUSEN Gly 1820 H. BRANCONNOT His 1896 A . KOSSEL, S.G. HEDIN lIe 1904 P.EHRLICH Leu 1820 H.BRACONNOT Lys 1921 VAN SLYKE, SCHRYVER Met 1922 Phe l. MORNER Spargelsaft Spargel, Kartoffeln leguminosen Kuhmilch , Wolle, Mais, Weizen Blasensteine Haare Hom Zuckerrübensaft Pflanzensamen Weizengfuten Milch, Weizen, Mais , Soja, Spargel, Blut Gelatine sämtliche Strukturproteine Protamine Blut , Milchprodukte, Haare Fibrin Fleisch , Eier , Getreide, Milch ja Wolle, Muskel Mais, Weizen, Fleisch, Käse ja Collagen Fisch, Buchweizen, Getreide ja J.H. MÜLLER Casein pflanzl iche und tierische Proteine ja 1881 E. SCHULZE lupinen fast alle Proteine, v.a. Milcheiweiß ja Pro 1901 E. FISCHER Casein , Albumin Weizen, Gelat ine, Milchprodukte Ser 1865 E. CRAMER Sericin fast alle Proteine Tbr 1935 W .C. ROSE Casein, Fibrin Fleisch , Milch , Eier , Getreide, Kohl , ja Kartoffeln Trp 1902 F.G. HOPKINS Casein Gemüse, Nüsse, Fisch , Fleisch, Milch, Eier Tyr 1846 J. lIEBIG Casein Milchprodukte, Seide, Korallen Val 1879 P.SCHUTZENBERGER Fleisch , Eier, Milch , Getreide ja ja Tab. 2: Entdeckung und Vorkommen von Aminosäuren (zusammengestellt aus BELlTZIGROSCH und ROMPP) Chemie in der Schule: www.chids.de 20 Wie aus Tab. 2 zu entnehmen ist, wurden sämtliche dieser 20 Aminosauren erstmals aus pflanzlichen und/oder tierischen Proteinen gewonnen und isoliert. In den 1960er Jahren machte man jedoch eine bahnbrechende Entdeckung, für die die Wissenschaft zunächst keine hinreichende Erklärunq hatte : in kohlenstoffreichen Gesteinen der Fig-Tree-Serie (bei Baberton, Südafrika) entdeckten Forscher kleine versteinerte, bakterienähnliche Strukturen, aus denen sie Gly, Ala und Val isolieren konnten. Datierung der Gesteine ergab ein Alter von ca. 3 Milliarden Jahren. In ca. 2,7 Milliarden Jahre alten Gesteinsproben (ebenfalls aus Südafrika) fand man die Aminosauren Leu, /le, Tnr. Se" Ala, Gly und Val. Im Jahre 1969 machte man eine weitere Entdeckung: man fand in australischem Meteoritengestein die Aminosauren Glu, Pro, Gly, Ala und Val, sowohl D- als auch L-Enantiomere. Daraus konnte man folgern, dass diese Aminosauren unter extraterrestrischen und abiotischen Bedingungen entstanden sein müssen, denn in der belebten Natur werden fast ausschließlich die L-Verbindungen gebildet. In den 1970er Jahren konnten sogar im Mondgestein Aminosauren nachgewiesen werden. Diese drei phänomenalen Entdeckungen warfen die Frage auf: Wann und wie sind die Aminosauren überhaupt entstanden? Diese Frage soll im nächsten Kapitel geklart werden. 2.1.3 . Entstehung der Aminosauren Der Fund von Aminosauren in fast drei Milliarden Jahre alten Gesteinen sowie in Meteoriten (Kap. 2.1 .2.) legt den Verdacht nahe, dass Aminosauren bereits zu dieser Zeit oder sogar noch früher entstanden sein müssen. Wissenschaftler haben bis heute zwei Theorien entwickelt, mit denen die Entstehung der Aminosauren hinreichend gut erklärt werden kann : die erste Theorie geht von einer Bildung auf der geologisch noch jungen Erde aus, die zweite Theorie postuliert eine extraterrestrische Entstehung. I. Bildung auf der jungen Erde: Über die Zusammensetzung der gasförmigen Uratrnosphäre (vor ca. 3 Milliarden Jahren) liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Man nimmt jedoch an, dass neben einigen Edelgasen folgende Verbindungen die Hauptkomponenten dieser Atmosphäre bildeten : Wasserstoff H2 Ammoniak NH3 Methan CH 4 Wasserdampf H 20 Schwefelwasserstoff H2S Kohlendioxid CO 2 Kohlen monoxid CO Chemie in der Schule: www.chids.de 21 Es ist sicherlich einleuchtend, dass diese Verbindungen potentielle Bausteine von Aminosäuren darstellen , zumindest für niedermolekulare Aminosäuren . Wenn man sich zusätzlich das Klima (die "Reaktionsbedingungen") auf der jungen Erde vor Augen führt, ist eine Bildung von Aminosäuren auf diesem Wege als durchaus wahrscheinlich anzusehen. Folgende Klimafaktoren könnten die Entstehung positiv beeinflusst haben: hervorgerufen zum einen durch häufigen und intensiven Vulkanismus, a)Wärme: zum anderen durch den sich abkühlenden , aber noch relativ heißen Erdball; des weiteren durch die einfallende Sonnenstrahlung . b) elektrische Entladungen: durch häufiges Auftreten von Gewittern auf der noch jungen Erde. c) UV-Strahlung: ultraviolette Strahlung konnte ungehindert auf die Urerde gelangen, weil die schützende Ozon-Schicht noch nicht vorhanden war. Die auf diese Weise gebildeten niedermolekularen Verbindungen (u.a. Aminosäuren, Zucker, Aldehyde, Ketone, Cyanide etc.) sammelten sich im sog. Urozean und bildeten dort die .Ursuppe" . In dieser entstanden wahrscheinlich die ersten höhermolekularen Verbindungen . Eine Hypothese besagt, dass aus diesen Substanzen durch Selbstorganisation die ersten lebenden Systeme entstanden sind. Diesen Prozess bezeichnet man als chemische Evolution. Man sollte jedoch beachten, dass es bei dieser Theorie zwei entscheidende Einschränkungen gibt: zum einen führen die o.g. Reaktionen und Reaktionsbedingungen nicht unbedingt zu höhermolekularen Spezies (Aminosäuren, Zucker , Aldehyde, Ketone, Cyanide etc. sind im wässrigen Milieu des Urozeans nicht längere Zeit nebeneinander stabil), es kann im Gegenteil sogar zu einer Umkehr der chemischen Evolution kommen (d.h. zur Bildung der o.g. Gase). Zum anderen ist beispielsweise die spontane Bildung eines Enzyms mit einer bestimmten Peptidkette äußerst unwahrscheinlich.' 11. Entstehung außerhalb der Erde: Der Fund von Aminosäuren in Meteoritengestein führt zwangsläufig zu der Annahme, dass Aminosäuren sich auch unter extraterrestrischen Bedingungen bilden (konnten). Bis heute ist jedoch völlig unbekannt, aus welchen Bausteinen und unter welchen Bedingungen sich diese Aminosäuren gebildet haben könnten (in Kap. 2.1.2. wurde bereits über 0- und L-Enantiomere berichtet), d.h. man weiß bisher nichts über Prozesse der chemischen Evolution im Kosmos. Auf jeden Fall steht fest, dass sowohl Materie als auch Energie vorhanden sein müssen, die eine Bildung von Aminosäuren erst möglich machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein bestimmtes Enzym mit nur einer Peptidkette von 100 Aminosäuren aus den 20 in Proteinen vorkommenden Aminosäuren in der richtigen Aminosäuresequenz spontan bildet, ist etwa 1:10 130 . Das Volumen , das 10'30Peptidketten dieser Größe einnehmen würden, ist größer als das des gesamten Universums! 3 Chemie in der Schule: www.chids.de 22 2.2. Aminosauren als Bausteine der Proteine 2.2.1. Bildung von Proteinen aus Aminosauren Aminosauren sind aufgrund ihrer beiden charakteristischen funktionellen Gruppen in der Lage, sich zu höhermolekularen Verbindungen (Peptide und Proteine) zu verknüpfen. Ober die sog. Peptidbindung (Abb. 15), eine Form der Amidbindung, der eine Kondensationsreaktion (Wasserabspaltung) zugrunde liegt, finden sich Aminosauren zu Aminosauresequenzen zusammen . Eine Aminosauresequenz mit einer bestimmten Reihenfolge der Aminosauren bezeichnet man als Peptid. Seitenketten coo'" Peptid-Bindung CH3 0 I H ~/CHyN, H3 W . N-Termrnus 0 (protonierte Amino-Gruppe) " ~ CH i I I I CH CH2 CH c-Terminus (Carboxylat-Gruppe 2 I e H / C H y N , /COO N CH H 0 CH I I 2 OH 2 SH A l a - - - - Ser---- Glu ----Cys Abb. 15: Bildung einer Peptidbindung (nach BREITMAIERlJUNG) Abb. 15 zeigt ein zufallig zusammengestelltes Peptid als vier Aminosäuren, ein Tetrapeptid. Zu erkennen sind die Peptidindung, die Seitenketten sowie die beiden endstandigen Gruppen (die protonierte Aminogruppe und die Carboxylat-Gruppe). Ebenfalls zu sehen ist der bereits bekannte Drei-Buchstaben-Code, mit dem die Aminosauresequenzen bzw. Peptide abgekürzt werden . Die Peptide werden unterteilt nach der Anzahl der Aminosäuren , aus denen das Peptid besteht. Beispielsweise nennt man kleinere Peptide aus zwei (drei) usw. Aminosauren Dipeptide (Tripeptide) etc. Größere Peptide werden wie folgt gegliedert: Peptide: 2 bis 9 Aminosauren Polypeptide: 10 bis 100 Aminosauren Proteine: mehr als 100 Aminosauren Aminosauresequenzen mit mehr als 100 Aminosauren bezeichnet man also als Proteine. Dabei ist der Zahl der Aminosauren nach oben (fast) keine Grenze gesetzt: heute sind Proteine mit Massen von bis zu mehreren Millionen u bekannt. Chemie in der Schule: www.chids.de 23 Die Aufeinanderfolge der einzelnen Bausteine unterliegt im allgemeinen keinen offensichtlichen Gesetzmäßigkeiten, so dass potentiell jede Kombination möglich ist. Gabe es von jedem möglichen Protein-MolekOI nur ein Exemplar und würden nur Molekülgrößen entsprechend 150 AminosäureEinheiten betrachtet, so erqäbe sich bei 20 verschiedenen Aminosauren die unvorstellbar große Zahl 90-mal von 20 150 (eine Zahl mit 195 Stellen!) unterschiedlicher Moleküle, die unser Weltall etwa 10 auffüllen könnten. Die Proteine ihrerseits werden in vier Kategorien unterteilt. Man unterscheidet Prirnär-, Sekundar-, Tertiär- sowie (bei einigen Proteinen) Quartärstruktur. Als Primärstruktur bezeichnet für eine Peptidkette mit einer bestimmten Aminosäuresequenz, wobei die Lange keine Rolle spielt. Das in Abb. 15 gezeigte Peptid ist in dieser Form allerdings nicht stabil. Ein Peptid kann (und wird) sich stabilisieren, indem es z.B. intramolekulare Wasserstoffbrückenbindungen eingeht. Dabei findet es sich entweder zu einer schraubenförmigen (helicalen) oder faltblattartigen Struktur zusammen. Diese stabilisierte Helix- oder Faltblattstruktur bezeichnet man als Sekundärstruktur. Bei der Bildung von Proteinen finden sich mehrere gleichartige Peptide zur sog. Tertiärstruktur zusammen. Dies geschieht beispielsweise über die Ausbildung von Disulfidbrücken, van-der-WaalsWechselwirkungen, Wasserstoffbrückenbindungen oder ionische Bindungstypen (z.B. an der Carboxylatgruppe der Glu aus Abb. 15). Wenn sich mehrere Aminosäure- bzw. Peptidketten mit eigener (unterschiedlicher) Tertiärstruktur verketten, hat man die Quartärstruktur vorliegen. Diese findet man beispielsweise beim Protein Hämoglobin. In Abb. 16a und 16b sind die Begriffe Primärstruktur. Sekundärstruktur, Tertiärstruktur und Quartarstruktur noch einmal veranschaulicht. ( \ Abb. 16b: Quartärstruktur (nach BREITMAIERlJUNG) Abb. 16a: Primär-, Sekundär- und Tertiärstruktur (nach Breitmaier/Jung) Chemie in der Schule: www.chids.de 24 2.2.2. Bedeutung und Vorkommen von Proteinen Der Begriff Protein stammt vom griechischen Wort TTpWTEUEIV = "der erste sein". Proteine besitzen sowohl in der Chemie als auch in der Natur eine sehr große Bedeutung. Zum einen stellen sie neben den Kohlenhydraten und Fetten die dritte große Gruppe an Nahrungsund Reservestoffen dar. Sie sind also ein wichtiger Bestandteil der Nahrung aller lebenden Organismen. Zum anderen sind die Proteine die Träqer sämtlicher Lebensfunktionen. Sie sind die Bausteine sämtlicher lebender Zellen (also des Lebens schlechthin) und bilden gleichzeitig die Basis dafür, dass die Zellen und die in ihnen ablaufenden Stoffwechselprozesse reibungslos funktionieren. Die folgende Übersicht gibt einige Beispiele, wo Oberall und in welcher Menge Proteine auftauchen: Muskeln: Blut: 19°k 21 % (Actin, Myoglobin, Myosin) (Hämoglobin) 0k Knochen: 30 Haare: 90 - 100 0/0 (Keratine) Eiklar: 12-13°k (Ovalbumin, Conalbumin) Kuhmilch: 3% (Albumine, Casein) (Keratine) Diese Liste ließe sich noch viel weiter ausführen, eine vollständige Auflistung ist weder möglich noch 11 sinnvoll. Man schätzt, dass in unserem Lebensraum etwa 10 5 verschiedene Proteine existieren. Ein 6 höherer Organismus soll etwa 10 bis 10 verschiedene Proteine enthalten. 2.2.3. Nachweise von Proteinen Für Proteine gibt es eine Vielzahl von Nachweisen, auf die hier allerdings nur am Rande eingegangen werden soll. Als wichtige qualitative Nachweise für Eiweißstoffe sind zu nennen: ,. Esbachs Probe: Zu der auf ein Protein zu untersuchenden Substanz gibt man die gleiche Menge Esbachs Reagenz (wässrige Lösung von 1% Pikrinsäure und 2% Citronensäure). Es fällt ein gelber Niederschlag von wasserunlöslichen Eiweißsalzen aus. Diese Reaktion der Pikrinsäure dient vor allem zum Eiweißnachweis im Harn. 11. Biuretreaktion: Etwa 3 mL der auf Eiweiß zu untersuchenden Lösung werden mit 3 mL Natronlauge und anschließend mit 3 bis 4 Tropfen Kupfersulfat-Lösung versetzt. Es entsteht eine violette Lösung, die auf die Anwesenheit von (mindestens) Peptid-Bindungen zurückzuführen ist. Chemie in der Schule: www.chids.de 25 11I. Xanthoprotein-Reaktion Beim Erhitzen von konzentrierter Salpetersaure mit Eiweißstoffen, die aromatische Aminosauren (Phe, Tyr, Trp) enthalten , entstehen gelbe Verbindungen, die auf Nitrierung der aromatischen Ringsysteme zurückzuführen sind. Diese gelbe Farbe kann man z.B. auch bei der Einwirkung von Salpetersaure auf die Haut beobachten. Nach Zusatz von Ammoniak schlagt die Farbe in Orange um. IV. Nachweis mit Millons Reagenz Erwärmt man Tyr-haltige Eiweißstoffe mit Millons Reagenz (eine LOsung von Quecksilbernitrat und salpetriger Saure), so entsteht ein roter Niederschlag. Die Reaktion ist nicht streng spezifisch, da sie mit verschiedenen Phenolen positiv ausfallt. Für die Bestimmung von Aminosäuresequenzen in Proteinen bieten sich folgende Verfahren an: I. Endgruppenanalyse: Die Endgruppenanalyse hat sich bei der Bestimmung von Molekülgröße und Struktur von Proteinen bewährt. Aus der Anzahl der terminalen Amino- bzw. Carboxylgruppen kann man schließen , aus wie vielen Peptidketten ein Protein besteht. Als Reagenz für den Nachweis der Endgruppen (n-terminale Aminosäure) verwendet man DNFB (2,4Dinitrofluorbenzol). Weitere Verfahren sind Dansylierung , Hydrazinolyse sowie Veresterung und anschließende Reduktion . 11. Spaltung der Peptidketten und Sequenz-Analyse (EDMAN-Abbau) : Beim sog. EDMAN-Abbau werden die zu untersuchenden Peptidketten mit Phenylisocyanat Schritt für Schritt (d.h. Aminosäure für Aminosäure) abgebaut. Das Derivat wird per Dünnschicht- (DC) oder Gaschromatographie (GC) identifiziert. Dieser Zyklus kann sich beliebig oft wiederholen. I t- Das Verfahren ist weitgehend automatisiert. Identifiziert werden sowohl die einzelnen Aminosäuren als auch ihre ursprüngliche Verknüpfung. 111. Bestimmung der Aminosäuren nach STEIN und MOORE (Totalhydrolyse): Bei diesem Verfahren werden die Aminosäuren per Totalhydrolyse eines Proteins qualitativ bestimmt, man erfährt jedoch nichts über die vorhandene Aminosäuresequenz. Es ist prinzipiell auf alle proteinhaltigen Substanzen anwendbar und wurde am Beispiel von Weizenmehl und Weißbrot exemplarisch durchgeführt: 7 Demonstration: Nachweis von Aminosäuren in Lebensmitteln Theorie: Durch saure Hydrolyse (Totalhydrolyse) wird das zu untersuchende Protein bis zur Stufe der Aminosäuren gespalten . Diese Aminosäuren können per DC nachgewiesen werden . Chemie in der Schule: www.chids.de 26 Gerate: Zwei Reagenzglaser (leicht schmelzbar), Becherglas (250 mL), Bunsenbrenner, Dreifuß, Asbestdrahtnetz, Siedestab, Trockenschrank, zwei DC-Fertigplatten 60 F 254 (MERCK), zwölf Kapillarröhrchen, Fön, große DC-Kammer mit Deckel, Sprüher Chemikalien: Mehl (Type 550), zerkleinertes Weißbrot, 0,1 %-ige wässrige Lösungen von Ala, Glu, Gly, Leu, Lys, Met, Phe, Pro, Tyr und Val, Salzsaure (c = 2 moI/L), Natronlauge (c = 1 mol/L), Butanol, Eisessig, Ninhydrin-Reagenz (~ Versuch 2) Durchführung: In die Reagenzglaserwerden jeweils 2 g der zu untersuchenden Substanz und 2-3 mL Salzsäure gegeben. Die Gefäße werden zugeschmolzen, in das Becherglas gestellt und im Trockenschrank 12 h auf 110°C erhitzt. Nach dem Abkühlen wird das Reagenzglas geöffnet, und die restlichen Chlorwasserstoff-Gase werden im siedenden Wasserbad vertrieben, ggf. wird mit Natronlauge neutralisiert. Das Hydrolysatwird mittels DC analysiert. Dazu wird das Hydrolysat siebenmal, die Vergleichslösungen jeweils viermal am Startpunkt 2 cm vom unteren Plattenrand entfernt mit den Kapillaren auf die DCPlatten aufgetropft, die Flecke werden mit dem Fön eingetrocknet. Das Laufmittel (ButanollEisessiglWasser 4:1:1) wird 1 h vor dem Einstellen der DC-Platten in die Kammer gegeben. Die Laufzeit der DC's betragt 5 h. Anschließend wird die Fließmitteigrenze markiert, die DC's werden getrocknet und die Lauffläche wird mit Ninhydrin-Reagenz besprüht. Nach kurzem Trocknen im Trockenschrank bei 80°C werden farbige Flecke sichtbar. Man berechnet die Rf -Werte und vergleicht mit den Literaturangaben (Tab. 3, Kopien der DC-Karten: siehe Anhang) Auswertung: Die Ergebnisse der durchgeführten Hydrolyse decken sich weitgehend mit den Literaturangaben: Ifd. Nummer 1 Aminosäure RrWerte (Literatur) 0,22 Weizenmehl Weißbrot Ala RrWerte (eigene) 0,26 + + 2 Lys 0,05 0,03 + - 3 Leu 0,54 0,44 + + 4 Gly 0,18 0,18 + + 5 Pro 0,17 0,14 + + 6 Glu 0,25 0,24 - - 7 Met 0,44 0,35 - - 8 Val 0,38 0,32 + + 9 Tyr 0,49 0,41 + + 10 Phe 0,52 0,43 - - 11 Hydrolysat (+ = Nachweis positiv, - = Nachweis negativ) Tab. 3: Nachweis von Aminosäuren in Weizenmehl und Weißbrot (nach Bühler/Mayer) Chemie in der Schule: www.chids.de 27 2.3. Aminosäuren in Lebensmitteln 2.3.1. Allgemeines: In Kap. 1.2. wurden bereits die physikalischen Eigenschaften der Aminosäuren diskutiert. Einige dieser Eigenschaften (Schmelz- bzw. Zersetzungspunkt, Geschmack) spielen bei der Zubereitung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Aminosäuren sind bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln qualitativ und quantitativ für Geruch, Geschmack und Farbe verantwortlich . Dieser Zusammenhang soll im folgenden verdeutlicht werden. 2.3.2. Die Maillard-Reaktion: Bei dem als Maillard-Reaktion bekannten Prozess handelt es sich um eine sehr komplexe Reaktion zwischen reduzierenden Zuckern (z.B. Glucose oder Fructose) und Aminosäuren (allgemein: freien Aminogruppen). Benannt ist diese Reaktion nach L. C. Maillard (Abb. 17), einem Franzosen algerischer Abstammung, der sich erstmals im Jahre 1912 näher mit dieser Umsetzung beschäftigte; beim Erhitzen eines Gemisches von D-Glucose und Gly beobachtete er, dass im Verlauf der Reaktion CO2 -Abspaltung unter ein brauner Niederschlag entsteht und sich ein karamelartiger Wohlgeruch bildet. Diese Mischungen Entdeckung dieser Art veranlasste (d.h. ihn, reduzierenden mit weiteren Zuckern und Aminosäuren) zu experimentieren. Abb. 17: L.C.Maillard (Quelle: Internet) J Auch wir können mit solchen Mischungen im Labor experimentieren und entsprechende Geruchsstoffe herstellen . Dies soll Versuch 6 verdeutlichen: 7 Versuch 6: Wohlgerüche aus der Retorte Theorie : Durch das Erhitzen von Aminosäuren mit Glucose entstehen charakteristisch gefärbte, wohlriechende Verbindungen . Dies soll mit Hilfe verschiedener Aminosäuren verdeutlicht werden. Chemie in der Schule: www.chids.de 28 Geräte: Vier Reagenzgläser, vier Stopfen, Reagenzglasstander oder vier Erlenmeyerkolben (100 mL), Spatel, Bunsenbrenner, Waage Chemikalien: Glucose, Met, Gly Durchführung: In die Reagenzglaser werden jeweils 100 mg der ausqewählten Aminosaure und Glucose eingewogen. Man gibt einige Tropfen Wasser hinzu und erwärmt zunächst vorsichtig, dann etwas starker. Zwischendurch macht man die Geruchsprobe; wenn man meint, dass der optimale Geruch erreicht ist, beendet man das Erhitzen, verschließt das Reagenzglas und reicht es im Auditorium herum. Auswertung: J Im einzelnen kann man folgende Geruchsnoten feststellen: Met Geruch nach Pellkartoffeln Gly Geruch nach Karamel I Teilweise sind die Gerüche erst wahrnehmbar, wenn die Substanz abgekOhlt ist. Man beobachtet eine Gelb-, Braun- oder Rotfärbunq in den Reagenzglasern. Das zugesetzte Wasser hat hierbei katalytische Wirkung. Als .Bündprobe" reicht man zusätzlich nicht erhitzte (= geruchlose) Mischungen von Met bzw. Gly und Glucose herum, um zu zeigen, dass die GerOche tatsachlich vom Erhitzen stammen. Derartige Farbungen (meist braun) erhalten wir im Alltag häufiq, wenn wir Lebensmittel erhitzen, wie z.B. beim Braten von Fleisch, Backen von Brot oder Rösten von Kaffee. Aus diesem Grund wird die Maillard-Reaktion auch nichtenzymatische Bräunung genannt. 2.3.2.1. Reaktionsmechanismen Die Maillard-Reaktion ist sehr komplex und kompliziert. Auch wenn bereits viele Ergebnisse aber den Ablauf der Umsetzung vorliegen: bis heute ist es nicht möglich, ein vollständiges Reaktionsschema zu präsentieren, Man kann jedoch zwei wichtige Aspekte herausgreifen, die für die nichtenzymatische Braunung von wichtiger Bedeutung sind. Dies ist zum einen die Entstehung von Aminoketosen im Verlauf der Amadori-Umlagerung, zum anderen die Umsetzung dieser Amadori-Verbindungen zu hochreaktiven Dicarbonylverbindungen. Chemie in der Schule: www.chids.de 29 'r: I. Die Amadori-Umlagerung: Abb. 18 gibt den Mechanismus zur Bildung der Amadori-Verbindung wieder: Die eingesetzte 0Glucose reagiert mit Aminosaure (hier mir H2N-R abgekürzt) zunächst zur Aminoketose (eine Schiffsche Base). Diese reagiert weiter zu einem Enaminol, welches mit der über die AmadoriUmlagerung gebildeten Aminoketose (Amadori-Verbindung) im Gleichgewicht liegt. H I H ......... HO-C-NH-R CliO H .. H HO H OH H OH OH H OH H,_ - C =-= N - H HO H OH H OH CH,OH - - H HO H OH H OH CH,OH O-Gluco •• OH H - H ,0 R CH.OH Am Inoelure SchiWsche Bas. 1.. ,0$ -H ,0 H I .-- H ......... H-C-Mf -R I H OH H OH - e> H ......... C-NH - R ~ C=NH - R 11 c=o HO H ......... C-NH - R C-OH -- HO H OH H OH CH,OH H ... +H ,0 OH HO ~ - H .0 CH,OH H H OH H OH OH H HO • CH.OH • H H OH H OH CH,OH - L.- Aminoketose Enam Inol Carbenium-Ion Immonium-Ion (Am adori-Verbindung) Abb. 18: Mechanismus der Amadori-Umlagerung (zusammengestellt nach BELlTZlGRosCH und LEOLlSCHLEICHER) 11. Bildung von Dicarbonytverbindungen: Abb. 19 zeigt zwei Möglichkeiten, wie die Amadori-Verbindung weiterreagieren kann. Unter Saurekatalyse und anschließender Abspaltung der Aminosaure entstehen als Zwischenstufen die sog. Dicarbonylverbindungen, in diesem Fall eine 3-Desoxydiketose (3-Desoxyson) bzw. eine 1Desoxydiketose (1-Desoxyson), wobei letztere erst vor einigen Jahren als Folgeprodukt der AmadoriVerbindung nachgewiesen werden. 4-Desoxydiketosen sind ebenfalls bekannt. Chemie in der Schule: www.chids.de 30 Bei den Dicarbonylverbindungen handelt es sich um äußerst reaktive Spezies. Sie können mit den verschiedensten Stoffen auf unterschiedlichste Weise zu den typischen Duft- und Farbstoffen weiterreagieren . 11 (j) +HsO H I H--C-NH-R I= 0 @ ~ H -I--OH H .? ....... H -1--00 .H.o H -1--00 H -1--00 C-OH --·HsO 11 C-H =F ~ OH CH,OH CH,OH 3-Desoxydlketose 2,3-€no_~ ~ H Amadori-Verblndung C!-~ I C-OH 11 r. c - H-R C-NH-R ~ ·Hp ~ H 00 OH +H,O ~ -"-rut -H.cf±> CHsQH cH,OH CH. I I C=O f: f I 11 H-Q--C (j) +"00 OH (3-Desoxyson) H, CI H, H- -00 H -I--OH ·"-rut .Hp(j) H H- -00 0 H -I--H +2H.o CH,OH CH,OH CH,OH I= I cll-()H H H, c=o H, @ C=NH-R C-NH-R -()H H 1,2-€1101is/, 0_ H, H, C-NH-R ~ H OH H 00 CHzOH CH,OH 1-Desoxydikewse (1-Desoxyson) Abb. 19: Bildung von Dicarbonylverbindungen (zusammengestellt nach BELlTZIGROSCH und LEOLlSCHLEICHER) 111. Weitere Reaktionen: Der weitere Verlauf der Maillard-Reaktion ist sehr komplex und in großen Teilen bis heute noch nicht geklart. Im einzelnen kann es jedoch zu folgenden Reaktionen kommen, die bisher eindeutig nachgewiesen wurden: a. Spaltung der Kohlenstoffkette (z.B. Retro-Aldolreaktionen) b. Strecker-Abbau (Reaktion von 1-Dicarbonylverbindungen und Aminosauren unter Decarboxylierung und Bildung von reaktiven Aldehyden und Ammoniak) c. Cyclisieruhgen Eine Hemmung der Maillard-Reaktion ist ebenfalls möglich. Dies geschieht beispielsweise durch den Zusatz von schwefliger Saure oder Sulfiten, aber auch Schwefel(I!)-Verbindungen. Unter bestimmten Voraussetzungen führt auch ein Absenken des Wassergehaltes oder der Wasseraktivitat zu einer Unterdrückung der Umsetzung. Chemie in der Schule: www.chids.de 31 2.3.2.2. Produkte der Maillard-Reaktion: Die Palette an Folgeprodukten der nichtenzymatischen Bräunung ist sehr vielfältig. Abb. 20b zeigt nur eine kleine Auswahl möglicher Maillard-Produkte und deren charakteristische Geruchsnote. Typische Endprodukte dieser Reaktion sind im allgemeinen Derivate heterozyklischer Verbindungen (Abb. 20a): substituierte Pyrazine, Furane, Pyranone, Thiopene, Pyrrole, Oxazole, Thiazole, Pyrrolidine und natürlich komplexe Gemische dieser Verbindungen. 0 () cr6 0 0 N Pyraz in s 0 0 Pyranone Furan 0 Pyrrol S Th lazol 2,4,5-Trimethytoxazol 2 ~.obutyIlh lazol (Popoom) (Kakao ) (gl'One Tomat enblatter) 6: I Ci Ci 0 Oxazol Acelytpynzin 0 H 0 C0 0 Thiophen H I N o, J::)- Pyrrolldln Abb . 20a: Heterozyklische Verbindungen 0 s 111.1101 3,4-OImethylth~ (Ka ... meI) (gelntene ZOMel>eI) )::( Fu....... 01 (Erdbeeren.Ananas Abb . 20b: Charakteristische Duftstoffe Quelle beider Abbildungen: www.oebvhpt.atlchemie/aromalmaillard.html Eine weitere Produktklasse: Melanoidine Bei der Identifizierung von der Maillard-Reaktion erhält man auch Fraktionen mit einem relativ hohen Molekulargewicht (ca. 7000 u und darüber). Über diese als Melanoidine bezeichneten meist braunen Stoffe ist bisher nur relativ wenig bekannt. Sie sind sehr heterogen aufgebaut und entstehen unter relativ komplizierten Bildungsmechanismen, was keine brauchbaren Rückschlüsse auf die eingesetzten Monomere zulässt. Wissenschaftler vermuten in den Melanoidinen jedoch ein erhebliches Potential in Bezug auf gesundheitsbezogene Aspekte. So vermutet beispielsweise eine anticancerogene Wirkung. 2.3.2.3. nMaillard-aktuell" - die Acrylamid-Problematik Die Mailard-Reaktion trägt nicht nur im positiven Sinne zu Geruch, Farbe und Geschmack von Lebensmitteln bei. Beispielsweise führt die Reaktion sekundärer Amine (= Amadori-Verbindungen !) mit Nitrit (z.B. aus der Speichelflüssigkeit) im Magen zur Bildung der als cancerogen eingestuften Nitrosamine, aber auch gewisse Endprodukte der nichtenzymatischen Braunung sind eindeutig als mutagen oder cancerogen anzusehen. In letzter Zeit ist die Maillard-Reaktion unter negativen Gesichtspunkten ins Licht der Öffentlichkeit gerückt (vgl. Zeitungsartikel im Anhang). Zwei britische und schweizer Forschungsgruppen haben entdeckt, dass die Reaktion u.a. auch zur Bildung von Acrylamid führt, einer Substanz, die sich im Chemie in der Schule: www.chids.de 32 Tierversuch als krebserzeugend entpuppt hat und auch für den Menschen ein carcinogenes Risiko darstellt. Bei Acrylamid (Abb. 21) handelt es sich um farblose Blättchen vom Schmelzpunkt 84 bis 85°C, bei dem heftige Polymerisation erfolgt. Acrylamid-Dämpfe und -Lösung reizen Augen und Haut und üben eine lähmende Wirkung auf das zentrale Nervensystem aus; es besteht Gefahr der Hautresorption. Acrylamid ist leicht löslich in Wasser, Alkoholen und Aceton, seine technische Herstellung erfolgt ausschließlich durch Hydroylse von Acrylnitril. Es wird hauptsächlich verwendet für die Herstellung von Polyacrylamid für die Gel-Elektrophorese und von Copolymeren, die z.B. als Flockungsmittel in der Wasseraufbereitung oder bei der Erzflotation eingesetzt werden. Der hochgiftige Stoff wurde vor allem in solchen Lebensmitteln gefunden, die bei der Herstellung relativ hoch erhitzt werden. Unter diese Produktgruppe fallen z.B. Kartoffelchips oder Pommes frites, in denen man eine relativ hohe Konzentration an Acrylamid fand. In Laborversuchen fand man heraus, daß beim Erhitzen der Aminosäure Asparagin mit Glucose oder einem Zwischenprodukt der Maillard-Reaktion relativ große Mengen von Acrylamid entstehen, andere Aminosäuren ergaben dagegen kein oder kaum Acrylamid. Der hohe Asparagingehalt von Kartoffeln und Getreide erklärt auch, weshalb entsprechende Lebensmittel relativ viel Acrylamid enthalten. H 0 >-< H2C NH2 Acrylamid Abb. 21: Acrylamid (eigener Entwurf) 2.3.3. Bedeutung der Maillad-Reaktion für die Lebensmittelchemie: Seit der Mensch vor einigen hunderttausend Jahren das Feuer als Hilfsmittel zur Zubereitung von Nahrungsmitteln eingeführt hat, hat die Maillard-Reaktion Einzug in die Lebensmittelchemie erhalten. Seitdem wird die Qualität von Lebensmitteln vom Geschmack, Geruch, der Farbe sowie von Aspekten der Haltbarkeit und Nährwertverbesserung bestimmt. Ein großes Interesse der Lebensmittelchemiker besteht darin, die charakteristischen Back-, Brat-, Koch- und Röstaromen herstellen zu können. Das Problem liegt hierbei darin, dass die Aromen in den seltensten Fällen von jeweils nur einer Substanz hinreichend befriedigend wiedergegeben werden können. In der Regel sind mehrere Verbindungen nötig, die zudem in einem ausgewogenen Mengenverhältnis vorliegen müssen. Die Bedeutung der Farbigkeit vieler Verbindungen lässt sich aus der Tatsache ablesen, dass wir auch .rnit den Augen essen". Aber oft trägt die Maillard-Reaktion nicht zur erwünschten Farbbildung bei; es kommt vielfach zu unerwünschten Färbungen, die vom Menschen als Qualitätsminderung angesehen werden. Die Haltbarmachung sowie die Nährwertverbesserung von Nahrungsmitteln gehört ebenfalls zum Aufgabenfeld der Lebensmittelchemiker, da einige Teilprozesse der Maillard-Reaktionen auch zu einer Minderung des Nährwerts führen können. Beispielsweise hat man in Tierversuchen festgestellt, dass die Verfütterung von erhitzten Proteinen in Gegenwart von Zuckern Wachstumsstörungen verursacht. Weiterhin führen die guten Komplexierungseigenschaften der Amadori-Verbindungen zu vermehrten Zn-Ausscheidungen im Urin. Chemie in der Schule: www.chids.de 33 3. Schlussbetrachtung Am Schluss soll der Inhalt des Protokolls zum Experimentalvortrag .Arninos äuren" in wenigen Sätzen zusammengefasst werden. Es sollte gezeigt werden , - dass Aminosauren aufgrund ihrer funktionellen Gruppen eine vielfaltige Chemie bieten , - dass Aminosauren als Proteinbildner die wichtigsten Bausteine aller Lebewesen sind, - dass sie samnlche Vitalfunktionen bestimmen - und dass Aminosauren eine herausragende Bedeutung für die Lebensmittelchemie besitzen . Oder um es auf den Punkt zu bringen: Aminosäuren sind das Leben! Chemie in der Schule: www.chids.de 34 4. Anhang 4.1. Verwendete Chemikalien (in alphabetischer Reihenfolge) Die Bedeutung der Gefahrsymbole und der R- und S-Satze wird am Ende der Liste erläutert. Quelle: MERCK Bezeichnung und Fonnel: Alanin (Ala) C3H7N02 Butanol C4H10O Eisessig CH 3COOH Formalin-Lösung CH 20 D-Glucose CSH 120S Glutaminsäure (Glu) C sHgN04 Glycin (Gly) C 2H sN02 Kalilauge (0, 1 mollL) KOH (ao) Ku pfersuIfat-Pentahydrat CUS04' 5 H20 Leucin (Leu) CSH13N02 Lysin (Lys) CSH14N202 Methionin (Met) CSH 11N02S Natriumcarbonat Gefahrsymbole: keine Xn C T Ninhydrin C9H S04 Phenolphthalein (Indikator) Phenylalanin (Phe) C9H 11N02 Prolin (Pro) CsHgN0 2 Salzsäure (2 mollL) HCI (ao) Tyrosin (Tyr) C9 H 11N0 3 Valin (Val) C SH 11N02 S-Sätze: keine keine 10-22-37/38-41- 7/9-13-2637/39-46 67 23.2-2610-35 45 23/24/25-342639/23/24/25-40- 36/37/3943 45-51 Molmasse i in mor Schmelz- oder Siedepunkt in -c 89,09 Smp. 295 - 297 thermische Zersetzung 74,12 Sdp.116-118 60,05 Sdp.116-118 k.A. Sdp. 93 -96 a: keine keine keine 180,16 Smp.146 keine keine keine 147,13 keine keine keine 75,07 Smp.205 Smp. 232 - 236 thermische Zersetzung Xi 36/38 26 k.A. Xn,N 22-36/38-50/53 22-60-61 249,68 Sdp. 100 Smp. 88 -245 Kristallwasserabgabe keine keine keine 131,18 Smp.300 keine keine keine 164,21 Smp.225 keine keine keine 149,21 Smp. 280-285 Xi 36 22-26 105,99 Smp.854 O,T,N 8-25-50 69,00 Smp.280 C 35 45-61 2636/37/3945 k.A. k.A. Xn 22-36/37/38 keine 178,15 Smp.250 thermische Zersetzung keine 10 keine k.A. k.A. keine keine keine 165,19 Srnp, 275 - 283 keine keine keine 115,13 Smp. 220 - 222 keine keine keine k.A. k.A. keine keine keine 181,19 k.A. keine keine keine 117,15 Smp.315 Na2C03 Natriumnitrit NaN02 Natronlauge (2 mollL) NaOH (aq) R-Sätze: Chemie in der Schule: www.chids.de 35 R-Sätze: (Gefahrenhinweise) R8: Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren Stoffen. Entzündlich. Gesundheitsschädlich beim Verschlucken. Giftig beim Verschlucken. Verursacht Verätzungen. Verursacht schwere Verätzungen. Reizt die Augen. Irreversibler Schaden möglich. Gefahr emster Augenschäden. Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich. Sehr giftig für Wasserorganismen Dämpfe können Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen. R67: Giftig beim Einatmen, bei Berührung mit der Haut und beim Verschlucken R 23/24/25: R 36/38: Reizt die Augen und die Haut. Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut. R 36/37/38: R 37/38: Reizt die Atmungsorgane und die Haut. R 39/23/24/25: Giftig : ernste Gefahr irreversiblen Schadens durch Einatmen, Berührung mit der Haut und Verschlucken. R 50/53: Sehr giftig für Wasserorganismen; kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben . R 10: R 22 : R 25: R34: R 35: R 36: R40: R41: R43: R 50: S-Sätze: (Sicherheitsratschläge) S 13: S22: S23.2: S26: S45: S46: S 51: S60: S 61 : S 7/9: S 36/37/39: S 37/39: Von Nahrungsmitteln, Getränken und Futtermitteln fernhalten . Staub nicht einatmen. Dampf nicht einatmen. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren. Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich, dieses Etikett vorzeigen). Bei Verschlucken sofort ärztlichen Rat einholen und Verpackung oder Etikett vorzeigen. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Dieser Stoff und/oder sein Behälter sind als gefährlicher Abfall zu entsorgen. Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen einholen 1 Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen . Behälter dicht geschlossen an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren. Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille 1 Gesichtsschutz tragen. Bei der Arbeit geeignete Schutzhandschuhe und Schutzbrille 1 Gesichtsschutz tragen. Gefahrsymbole: o C T Xn Xi N Brandfördernd. Ätzend . Giftig. Gesundheitsschadlich. Reizend. Umweltgefährlich. Chemie in der Schule: www.chids.de 36 4.2. Literaturverzeichnis ~ BAlTES, W. (21989): Lebensmittelchemie. Springer-Verlag, Berlin. ~ BELITZ, H.-O. & GROSCH, W. (31987): Lehrbuch der Lebensmittelchemie. Springer-Verlag, Bertin. ~ BEYER, H. & WALTER, W. ~ BREITMAlER, E. & JUNG, G. (21995): Organische Chemie 11. Thieme-Verlag, Stuttgart. ~ BÜHLER, A.E. & MAYER, K. (1982): Leitgedanken der Chemielehrerausbildung - dargestellt am (23 1998): Lehrbuch der Organischen Chemie. Hirzel-Verlag, Stuttgart. Beispiel vergleichender Untersuchungen von Weizenkömem, Mehl und Brot. In: Praxis der Naturwissenschaften - Chemie, Heft 9/82, S. 268-277. ~ BUKATSCH, F. & GLÖCKNER, W. (Hrsg.)(1975): Experimentelle Schulchemie (Band 6,1). AulisVertag, Köln. ~ BUTENUTH, J. (1992): Versuchsanleitungen zum Organisch-Chemischen Praktikum - Lehramt. Unveröffentlicht. ~ HABITZ, P. ; PUFF, H. & SCHMITZ-DuMoNT, O. (61979): Chemische Unterrichtsversuche. SteinkopfVerlag, Darmstadt. ~ JUST, M. & HRADETZKY, A. (1987): Chemische Schulexperimente (Band 4: Organische Chemie). VEB Verlag Volk und Wissen, Berlin. ~ LEDL, F. & SCHLEICHER, E. (1990): Die Maillard-Reaktion in Lebensmitteln und im menschlichen Körper - neue Ergebnisse zu Chemie, Biochemie, Medizin. In: Angewandte Chemie, 102, S. 597626. VCH-Verlag, Weinheim. ~ LÜBKE, K. ; SCHRÖDER, E. & KlOSS, G. (1975): Chemie und Biochemie der Aminosäuren, Peptide und Proteine (Band I & 11). Thieme-Verlag, Stuttgart. }> MERcK-Chemikalienkatalog (Ausgabe 2002) ~ RÖMPp-Chemielexikon (CD-ROM, Version 1.0) ~ VOLLHARDT, K.P.C. & SCHORE, N.E. (21995): Organische Chemie. VCH-Verlag, Weinheim. Chemie in der Schule: www.chids.de 37 4.3. Internetquellen www.chemieunterricht.de/dc2/tip/07 99.htm (Zugriff: 22.11.2002) www.chemie.uni-hamburg.de/lc/melanoidine.html(Zugriff:22.11.2002) www.edutech.ch/chemie/diverses/spf/docs/as prot.pdf (Zugriff: 22.11.2002) www.oebvhpt.atlchemielaroma/mailiard.html(Zugriff:22.11.2002) Chemie in der Schule: www.chids.de 38 .. I I j .. - I o , . , } - - -' o _ .. ~ ~_ , __ , - -_..1 ,...._ _ • . _ Chemie in der Schule: www.chids.de o 0 -_ ._.-_ .•._--_._-_.. - - - -.,_ _...__._ .._-- . . .. _.. . <:>: /' (r 'l , I - 1 1 _..•... - - -- o - ._- 0 -- -' - t { <c:> . 3 - " Chemie in der Schule: www.chids.de " -...,). •. \./ ,/ ' , \ ' .J ._ --; --- - - S G # I 0 - . ..._.. -_. _ ... .. . - .. _. - Ernste's Problern oder überschätzte ! k· . ~b : . . . i ' . ..,>,' : .:•. :;-~ '. '. I . . Gefahr-,AcryLamid in Lebensmitteln I . ' . .' Hohe Mengen Acrylamid in pommes frites ' ., 'I ' Stoff giLt als krebserregend und erbgu.tverände~nd ':"~ 'I ' crylamid , ist eine Substanz, die in der chemischen Industrie seit lan- . gern als Baustein fÜJ;: zum Bei·spiel Kunststoffverpackungen oder in der Wasseraufbereitung eingesetzt wird. Es ist bekannt, dass Acrylamid im Tier~ versuch krebserregend und erbgutverändernd wirkt. 1 Dass der bedenkliche Stoff auch in Lebensmitteln vor, / " omm t, wurde erst im Frühjahr. I-- J 02 von der .s c hwedis chen Nahrungsmittelbehörde an die ·Öffentlichkeit gebracht. Mit Hilfe neuer Analysemethoden können zum Teil sehr hohe Mengen von Acrylamid in stärkehaltigen Lebensmitteln nach- In Pommes'frites wurden durchschnittlich 50o.:Mikrogrcimm Acrylamid pro Kilogramm gefunden (St~nd Aprlr2Ö02·). gewiesen werden.. Besonders Einige Hersteller, deren Produkte mit hohen Mengen Acrylamid belastet waren, haben bereits reagiert und durch verArchivfoto . ,fr itt ier te, gebackene, geröstete änderte Herstellungs- beziehungsweise Zubereitungsverfahren den Acrylamidgehalt gesenkt. . und gebratene Kartoffel- und " )' . .. ," Getreideprodukte sind' mit n"~türliche~ Zucker Glukose' in Fleisch; Obst und Gem üse reits das Sechsfache der zuläsAcrylamid belastet. (Stärkebaustein),' -' , wurde kein Acrylamid nachge- sigen Höchstmenge pro Tag , auf. Die schwedis ch e Nah' L _Hohe Mengen (bis zu 2300 . Verrnutlichaind hohe Tem-: wiesen. Acrylamid hat sich im Tier- rungsmittelbeh örde schätzt' Mikrogramm pro Kilogramm) peraturen (über, 120 Grad Celsiwiesen beispielsweise Kartof'-', us sowie ein niedriger Wasser- versuch als erbgutschädigend aufgrundder neuen Daten, 'felchips, . Pommes frites, gehalt des Lebensmittels ent- und krebserregend erwiesen. ' dass ein Erwachsener (Nic ht Knäckebrot, Fr ühst ücks-Cerea- scheidend, unabhängig davon, Es muss davon .ausgegangen raucher) pro Tag etwa 100 Milien und Kekse auf. Auch in . ob der Prozess industriell oder werden, dass es auch in die krogramm Acrylamid, unter Brot wurde Acrylamidgefun- im ' Haushalt erfolgt. Da bei Muttermilch und in den Fötus anderem ,über Lebensmittel, ·den, allerdings in vergleichs- . gleichartigen Lebensmittelpro- übergeht. Die Weltgesundheits-. Kosmetik und Trinkwasser, weise niedrigeren Konzentra- ' ben eine beträchtliche Var iati- 'o r ga nisa tion (WHO) sieht ein. aufnimmt. i.Die . Substanz ist ' tionen (30 bis 150 Mikrogramm . on im Acrylamidgehalt auftritt, Mikrogramm Acrylamid pro auch im Zigarettenrauch entpro Kilogramm). , scheint es .möglich zu se in, Kilogramm KÖrpergewicht pro halten. Die Deutsche 'For sc hun gs; " , Die Werte schwanken bei durch die Produktionsweise so- Tag als zulässige' Höchstmenge I erschiedenen Produkten ' der '. wie die Handhabung im Haus- für den Menschen an . . . gemeinschaft hat 1992 , AcrylIn . Kartoffelchips wurden , amid in die Gruppe der krebsgleichen Lebensmittelgruppe halt diesen Gehalt zu beeinflusgravierend, bei Kartoffelchips Sen. . bis zu 2300 Mikrogramm erzeugenden Arbeitsstoffe aufetwa von 206 bis 2300 . MikroGroßvolurnige Lebensmittel Acrylamid pro Kilogramm ge- genommen - Stoffe, ' die sich , gramm pro Kilogramm. , wie zum Beispiel Brotlaibe mit funden (Durchschnitt: 1 000), bislang nur im Tierversuch als Nach den bisherigen Er.' hoch erhitzten Randschichten bei Pommes frites bis zu 1 ioo krebserzeugend 'e r wie sen ha'. 'k e nn tnisse n ·s cheint , . . da s und~eringerer Temperaturbe- : MikrogrammproKilogramm ben unter Bedingungen, die der ' Acrylamid im Herstellungs- be- . lastung 11m Kernbereich (oft (Durchschnitt: 500) . Ein zehn- m öglichen Belastung des Menziehungsweise Zubereitungs- weniger'als 100 Grad Celsius) jähriges Kind mit einem Ge - schen ram Arbeitsplatz ve~f prozess bei der Erhitzung stär- . sind weniger belastet als Le- wicht von 33 Kilogramm nimmt gleichbar sind. Nach Kontakt kehaltiger Lebensmittel gebil- bensmittel, bei denen die Hitze mit dem Verzehr einer 200 - m it .Acrylamid wurden Reizer- . det zu werden -rso genannte bis in den Kern vordringen ' Gramm-Tüte Kartoffelchips scheinungen an Haut, Schleim. , ,,Mlü lla r d-Rea ktiön "). Hierb ei kann (Kärtoffelchips). mit .einer Durchschnittsbetas- .' häuten und Augen beobachten -reagiert die Aminosäure Aspa' .Irrgekochten, gedünsteten" tung von 1000 Mikrogramm Acrylamidwerte verachte·ragin (Eiweißbaustein) mit dem und -rohen-Lebensmitteln sow ie Acrylamidpro Kilogramm .be- dener Lebensmittel finden .Sie .._" , unter www.vzhh.de. ' '. (Quelle: verarauchetzentraie Hessen, StandApril 2002) · ,A Aus: "Marburg Extra" vom 13.11.2002 Chemie in der Schule: www.chids.de