Referentenhandbuch zur Multiplikatorenfortbildung

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Primäre Allergieprävention
Referentenhandbuch zur
Multiplikatorenfortbildung
FÜR FACHKRÄFTE
www.in-form.de
www.gesund-ins-leben.de
Inhaltsübersicht
Grundlagen3
Einführung3
Ziele und Aufbau 3
Qualitätsrichtlinien 5
Referentenskripte9
1. Basiswissen Allergie
12
2. Der Allergie-Risiko-Check
25
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
34
4. Impfen
49
5. Rauchfrei
65
6. Gesundes Wohnen
81
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
98
8. Ernährung des Säuglings
115
Anlagen 133
1 Qualitätsvereinbarung zur Umsetzung der Fortbildungen 134
2 Teilnahmebescheinigung
135
3 Teilnehmerliste
136
4 Evaluationsbogen – Wissenstest 137
5 Evaluationsbogen – Seminarzufriedenheit 139
6 Einverständniserklärung Nachbefragung
143
Impressum 144
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2
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Inhaltsübersicht
Grundlagen
Einführung
Allergien gehören zu den großen Gesundheitsproblemen unserer Zeit. Derzeit entwickeln gut 10 %
aller Kinder bis zum ersten Geburtstag eine Neurodermitis. Neurodermitis und auch Nahrungsmittelallergien sind häufig der Beginn einer Allergiekarriere und Vorbote für Heuschnupfen und Asthma,
die sich in der Regel zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr manifestieren. Bei bis zu 80 % der Säuglinge, die mit einer Neurodermitis beginnen und die zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie haben, entwickelt sich später eine allergische Atemwegserkrankung. Dabei gibt es einen einfachen Weg, dieser
Entwicklung entgegenzuwirken: mit frühzeitiger Prävention, die am besten schon in der Schwangerschaft beginnt. Insbesondere Frauenärzte, Hebammen, Kinder- und Jugendärzte sowie medizinisches
Fachpersonal im Bereich der Schwangeren- und Kinderbetreuung können durch ihren engen Kontakt
zu (werdenden) Eltern über präventive Maßnahmen aufklären und zu einem allergievorbeugenden
Lebensstil motivieren.
Ziele und Aufbau
Bislang gibt es weder Strukturen zur systematischen Erfassung des Allergierisikos in der Schwangerschaft noch genügend Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten bei erhöhtem Allergierisiko.
Das hier vorgestellte Fortbildungskonzept soll einen Beitrag zu einer besseren Verbreitung von Maßnahmen zur primären Allergieprävention leisten und Multiplikatoren befähigen, fundierte und vor
allem einheitliche Informationen an (werdende) Eltern weiterzugeben. Die Fortbildung sollte möglichst interdisziplinär angeboten werden. Dadurch kann direkt eine intensivere Vernetzung der
unterschiedlichen Berufsgruppen initiiert und die unterschiedlichen Kenntnisse und Kernkompetenzen besser ausgeschöpft werden. Wenn Hebammen, Still- und Laktationsberater/-innen, Ärzte und
Ernährungsfachkräfte (Diätassistent/-innen, Oecotropholog/-innen etc.) erfolgreich zusammenarbeiten, kann ein multidisziplinäres Beratungsnetzwerk entstehen, welches den Bedürfnissen, Fragen und
Problemen der jungen Eltern gerecht wird.
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Die Fortbildung richtet sich bevorzugt an:
• Hebammen
• Still- und Laktationsberater/-innen
• Präventionsassistent/-innen
• Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen
• Medizinische Fachangestellte (in Frauenarztpraxen und Kinder- und Jugendarztpraxen)
• Frauenärzte/-innen
• Kinder- und Jugendärzte/-innen
Die eintägige Fortbildung besteht aus 3 Themenschwerpunkten mit insgesamt 8 Fortbildungseinheiten
(siehe Tab. 1). Die einzelnen Einheiten werden inhaltlich und methodisch-didaktisch ab Seite 12 in
den Referentenskripten ausführlich vorgestellt.
3
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Tab. 1: Ablaufschema der Multiplikatorenfortbildung
30 Minuten
Baustein 1 Grundlagen
• Basiswissen Allergien
• Der Allergie-Risiko-Check
• Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie 45 Minuten
45 Minuten
45 Minuten
Baustein 2
Umwelteinflüsse/Lebensstil
• Impfen
• Rauchfrei
• Gesundes Wohnen
45 Minuten
60 Minuten
45 Minuten
Baustein 3
Ernährung
• Ernährung der (werdenden) Mutter
• Ernährung des Säuglings
45 Minuten
45 Minuten
30 Minuten
Begrüßung und Vorstellungsrunde
Feedbackrunde und Verabschiedung
Die Basis der 8 Fortbildungseinheiten bilden Folienvorträge in Form von PowerPoint- bzw. pdf-Dateien. Innerhalb der einzelnen Fortbildungseinheiten ist ein methodischer Wechsel zwischen Vortrag und
verschiedenen praktischen Übungen vorgesehen.
Ziel der Fortbildung ist, Grundlagenwissen zur Entstehung und Klassifikation von Allergien und zu den
Handlungsfeldern der Allergieprävention zu vermitteln, das für die Elternberatung in einfache und
klare Handlungsempfehlungen übersetzt werden soll. Dabei soll die Weitergabe von Informationen an
junge Familien im Praxisalltag durch die Medien des Netzwerks „Gesund ins Leben“ (Flyer, Poster,
Aufkleber) unterstützt werden. Zur primären Allergieprävention ist das zentrale Instrument für die
Elternberatung der Flyer „Allergie-Risiko-Check“. Die Teilnehmer/-innen lernen anhand von praktischen Übungen, wie sie mithilfe des Allergie-Risiko-Checks mit den (werdenden) Eltern ins Gespräch
kommen und fundierte Erstinformationen zur Allergievorbeugung geben können.
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Am Ende der Fortbildungseinheiten werden wichtige Medien, Web-Links und weiterführende Beratungsangebote für Eltern und zur vertiefenden Information der Teilnehmer/-innen vorgestellt.
Die Teilnehmer/-innen erfahren, an welche Beratungsangebote/Berufsgruppen Eltern bei weiterführenden Problemen verwiesen werden können. Der Aufbau regionaler Beratungsnetze soll dadurch
gefördert werden.
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Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Qualitätsrichtlinien
Wer im Rahmen des Netzwerks „Gesund ins Leben“ Fortbildungen anbieten will, sollte folgende
Qualitätsrichtlinien einhalten:
Referentenskript
Ein wichtiges Anliegen des Netzwerks ist, die Handlungsempfehlungen durch alle professionellen
Berufsgruppen einheitlich umzusetzen. Dazu ist es notwendig, die Fortbildungen mit den entwickelten Folienvorträgen (PowerPoint bzw. pdf-Dateien) durchzuführen. Die Inhalte und Lernziele aller
8 Fortbildungseinheiten werden durch die Referentenskripte vorgegeben (siehe ab Seite 12).
Die Folienvorträge der Fortbildung dürfen nicht durch eigene Zusammenstellungen ersetzt werden.
Ergänzungen von eigenen Folien, die im Einklang mit den einheitlichen Handlungsempfehlungen des
Netzwerks stehen, sind begrenzt erlaubt. Das Fortbildungskonzept wurde für die Durchführung an
einem Tag entwickelt. Zahlreiche Ergänzungen könnten zulasten der Zeitplanung gehen und werden
deshalb nicht empfohlen.
Die Reihenfolge der Einheiten Rauchfrei, Impfen, Gesundes Wohnen, Ernährung des Säuglings, Ernährung der Mutter können bei Bedarf getauscht werden.
Anbieterqualifikation
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Das Referententeam sollte interdisziplinär zusammengesetzt sein und mind. 3 Berufsfelder (Arzt, Ernährungsfachkraft und Hebamme oder Kinderkrankenschwester oder Med. Fachangestellte) mit den
in Tabelle 2 genannten Zusatzqualifikationen abdecken.
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Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Tab. 2: Anbieterqualifikation
Fortbildungseinheit
Qualifikation der Referenten
Basiswissen Allergien
Ärztinnen und Ärzte:
mit allergologischem Schwerpunkt und/oder mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Behandlung von Allergien
Der Allergie-Risiko-Check
Ärztinnen und Ärzte*, Ernährungsfachkräfte** oder andere Berufsgruppen
mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Patientenberatung und -schulung
zum Thema Allergie und -prävention, insbesondere:
• Kinderkrankenschwestern
• Hebammen
• Stillberater/-innen
• Medizinische Fachangestellte mit der Zusatzqualifikation Präventionsassistent/-in
Aktuelle Empfehlungen –
S3-Leitlinie
Ärztinnen und Ärzte:
mit allergologischem Schwerpunkt und/oder mit mind. einjähriger
Berufserfahrung in der Behandlung von Allergien
Impfen
Kinder- und Jugendärzte/-innen sowie Ärztinnen und Ärzte:
mit mind. einjähriger Impferfahrung
Rauchfrei
Ärztinnen und Ärzte:
mit allergologischem Schwerpunkt und/oder mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Behandlung von Allergien
Fachkräfte mit einer staatlich anerkannten Ausbildung im Bereich psychosoziale
Gesundheit und mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Patientenberatung
und -schulung:
• Psycholog/-innen (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master, Bachelor)
• Pädagog/-innen (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master, Bachelor, Lehrer mit
1. u. 2. Staatsexamen)
• Sozialpädagog/-innen/Sozialarbeiter/-innen (Abschlüsse: Diplom, Magister,
Master, Bachelor)
• Sozialwissenschaftler/-innen (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master, Bachelor)
• Gesundheitswissenschaftler/-innen (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master,
Bachelor)
Andere Berufsgruppen mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Patientenberatung und -schulung zum Thema Allergie und -prävention, insbesondere:
• Kinderkrankenschwestern
• Hebammen
• Stillberater/-innen
• Medizinische Fachangestellte mit der Zusatzqualifikation Präventionsassistent/-in
Gesundes Wohnen
Andere Berufsgruppen mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Patientenberatung und -schulung zum Thema Allergie und -prävention, insbesondere:
• Kinderkrankenschwestern
• Hebammen
• Stillberater/-innen
• Medizinische Fachangestellte mit der Zusatzqualifikation Präventionsassistent/-in
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Ärztinnen und Ärzte:
mit allergologischem Schwerpunkt und/oder mit mind. einjähriger Berufserfahrung in der Behandlung von Allergien
Ernährung der Mutter
Ernährung des Säuglings
Ernährungsfachkräfte mit mind. einjähriger Erfahrung in der Patientenberatung
und -schulung zum Thema Allergie und -prävention:
• Diätassistent/-innen
• Oecothropholog/-innen (Abschlüsse: Diplom, Bachelor, Master)
• Ernährungswissenschaftler/-innen (Abschlüsse: Diplom, Bachelor, Master)
* Qualifikation siehe Einheit „Basiswissen Allergie“, ** Qualifikation siehe Einheit „Ernährung“
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Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Rahmenbedingungen
Teilnehmerzahl
Zu einer Fortbildung sind maximal 25 Teilnehmer/-innen zugelassen.
Teilnehmermappe
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Die Teilnehmermappen können nach Absprache bei der Geschäftsstelle des Netzwerks „Gesund ins
Leben“ bestellt werden. Bestellungen müssen mindestens drei Wochen vor Termin unter Angabe der
Stückzahl und Lieferadresse eingehen ([email protected]).
Die Teilnehmermappen werden zu Beginn jeder Veranstaltung ausgeteilt. Darin befinden sich neben
verschiedenen Medien auch die Evaluationsbögen sowie ein Ausdruck der Folienvorträge als Handzettel. Die Unterlagen sollen durch den Referenten in den verschiedenen Einheiten vorgestellt werden.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Materialien der Teilnehmermappe sowie Vorschläge,
in welcher Einheit diese am besten vorgestellt werden können:
Unterlagen
Vorstellung/Einheit
Wissenstest am Anfang der Fortbildung
bei der Begrüßung von den Teilnehmern
ausfüllen lassen und einsammeln
Handzettel der Folienvorträge
Hinweis bei der Begrüßung
Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung und
Ernährung der stillenden Mutter, Handlungsempfehlungen
Ernährung in der Schwangerschaft
bei der Begrüßung vorstellen
aid-Medien-Bestellformular
Hinweis bei der Begrüßung
Flyer „Allergie-Risiko-Check“
Einheit 2 „Der Allergie-Risiko-Check“ (Folie 3)
Poster „Allergierisiko? – So können Eltern vorbeugen“
Einheit 2 „Der Allergie-Risiko-Check“ (Folie 6)
S3- Leitlinie zur Allergieprävention (AWMF)
Einheit 3 „Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie“
(zu Beginn oder ab Folie 12)
Flyer „Das beste Essen für Babys“
Einheit 8 „Ernährung des Säuglings“ (Folie 17)
Aufkleber „Was Babys brauchen“
Einheit 8 „Ernährung des Säuglings“ (Folie 17)
Wissenstest am Ende der Fortbildung
zu Beginn der Feedbackrunde von den Teilnehmern ausfüllen lassen und einsammeln
Seminarzufriedenheit am Ende der Fortbildung
zu Beginn der Feedbackrunde von den Teilnehmern ausfüllen lassen und einsammeln
Bonus-Material:
• aid-Heft „Allergierisiko? So können Eltern vorbeugen“
• Aufkleber „Mama das wünsch ich mir von dir“
• Poster „Essensfahrplan für Babys“
nach Absprache mit dem Referententeam
7
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Teilnehmerliste
Eine Unterschriftenliste der Teilnehmer ist zu führen (siehe Anlage 3).
Teilnahmebescheinigung
Jeder Teilnehmer bekommt am Ende der Fortbildung eine Bescheinigung über die Teilnahme
ausgehändigt (siehe Anlage 2).
Ausstattung der Räumlichkeiten
Der Raum soll der Teilnehmerzahl angemessen sein. Folgende Ausstattung wird benötigt:
• Stühle und Tische für die Teilnehmer
• Beamer
• Laptop
• Flipchart oder Wandtafel, Moderationsmaterial
• optional: Lebensmittel-Leerverpackungen von Säuglingsmilchnahrung, Babybreien
Evaluation
Um die Fortbildungen beurteilen und ggf. verbessern zu können, wurden verschiedene Evaluationsbögen (siehe Anlage 4, 5) entwickelt, die bei jeder Fortbildung von den Teilnehmern ausgefüllt
werden sollen:
• Wissenstest, am Anfang und am Ende der Fortbildung
• Seminarzufriedenheit am Ende der Fortbildung
Mithilfe des Wissenstests wird der Wissenszuwachs der Teilnehmer ermittelt. Mithilfe des Evaluationsbogens zur Seminarzufriedenheit sollen u.a. die einzelnen Einheiten inhaltlich bewertet und die
Zufriedenheit mit den Referenten ermittelt werden.
Bitte beachten:
Sechs Monate nach der Fortbildung wird durch die Geschäftsstelle „Gesund ins Leben“ eine telefonische Befragung der Teilnehmer durchgeführt um zu erfahren, inwieweit die Inhalte der Fortbildung in
die Praxis übertragen werden konnten. Hierzu müssen die Teilnehmer schriftlich ihr Einverständnis
geben (siehe Anlage 6).
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Bezuschussungsfähige Berufsgruppen
Zu den zuschussfähigen Berufsgruppen zählen alle, die in engem und regelmäßigem Kontakt zu
jungen (werdenden) Eltern stehen, vor allem die im Kapitel „Ziele und Aufbau der Multiplikatorenfortbildung“ auf Seite 4 aufgeführten Berufsgruppen. Ausgenommen ist ein Zuschuss für Teilnehmer/
innen mit akademischem Berufsabschluss, z. B. für Ärzte/-innen und Oecotropholog/innen.
Sofern entsprechende Mittel bewilligt und vorhanden sind, können die Fortbildungen auf Antrag
durch das Netzwerk „Gesund ins Leben“ bezuschusst werden. Die Durchführung von bezuschussten
Fortbildungen müssen im Voraus mit der Geschäftsstelle „Gesund ins Leben“ (Kontaktdaten
siehe
Anlage 1) schriftlich vereinbart werden und unterliegen den beschriebenen Qualitätsrichtlinien.
8
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Grundlagen
Referentenskripte 1–8
Die Referentenskripte zu den Fortbildungseinheiten dienen dazu, die wesentlichen Inhalte der
einzelnen Folien zu kennen und einen zeitlichen und methodischen Überblick zu erhalten.
1. Basiswissen Allergie
12
2. Der Allergie-Risiko-Check
25
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
34
4. Impfen
49
5. Rauchfrei
65
6. Gesundes Wohnen
81
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
98
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8. Ernährung des Säuglings
115
9
Hinweise zum Umgang mit dem Referentenskript
Im Folgenden finden sich Erläuterungen für den Aufbau und die Benutzung
der Referentenskripte. Jede Einheit beginnt mit Auf einen Blick und gibt eine
Übersicht der zu behandelnden Themenblöcke.
Die Kompetenzen erläutern
dem/der Referent/-in die
Lernziele, die zu der jeweiligen Folie vermittelt werden
sollen.
Der Begleittext gibt die
wesentlichen Lehrinhalte
zu den einzelnen Folien
wieder.
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Die am Rand hervorgehobenen Hinweise sind
wichtige Informationen für
die Teilnehmer/-innen und
sollten unbedingt angesprochen bzw. vermittelt
werden.
Unter Zusatzwissen sind
Aspekte aufgelistet, die
der/die Referent/-in je nach
Interesse und verbleibender
Zeit der Gruppe vermitteln
kann.
Der zeitliche/methodische
Überblick gibt einen groben
Zeitrahmen für die Vermittlung des Folieninhalts vor
und der/die Referent/-in
erhält Hinweise zu der didaktischen Methode (Vortrag
oder praktische Übung).
Bei Einhaltung der zeitlichen
Angaben bleiben am Ende
jedes Folienvortrags etwa
10 Minuten Zeit für Fragen
und Diskussionen.
Unter dem Punkt
Zum Nachlesen finden
Referenten/-innen Links
bzw. Internetadressen mit
vertiefenden Informationen
zu dem jeweiligen Thema
für das Eigenstudium.
10
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Referentenskript
Begrüßung und Vorstellungsrunde
Zu Beginn der Fortbildung zur primären Allergieprävention steht ein kurzer
Begrüßungsvortrag von maximal zehn Minuten. Die Bedeutung der primären
Allergieprävention, Inhalte der Fortbildung sowie die Erläuterung der Ziele
des Netzwerks „Gesund ins Leben“ sollten dabei im Mittelpunkt stehen.
Inhalte des Begrüßungsvortrags:
• die Bedeutung der primären Allergieprävention:
- Erkrankungshäufigkeit,
- Bedeutung von Präventionsmaßnahmen zur Minderung des
Allergierisikos.
• Kurze Beschreibung der Inhalte der Fortbildung:
- Basiswissen zum Thema Allergien,
- wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen der S3-Leitlinie zur
Allergieprävention,
- der Allergie-Risiko-Check als Instrument für die Patientenaufklärung
und -beratung,
- Präventionsmaßnahmen von rauchfreier Umgebung über ein
gesundes Wohnumfeld,
- Ernährung von Mutter und Kind.
• Erläuterung der Ziele des Netzwerks „Gesund ins Leben“:
- Verbreitung einheitlicher Botschaften, um Verbraucherverunsicherungen
entgegenzuwirken,
- Vernetzung aller relevanten Berufsgruppen, um ein interdisziplinäres
Beratungsnetz für junge Eltern aufzubauen,
- Bereitstellung von kostenlosen Medien für die Elternberatung als
Hilfestellung im Praxisalltag (www.gesund-ins-leben.de).
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Im Anschluss an die Begrüßung ist eine Vorstellungsrunde von maximal
20 Minuten vorgesehen. Dabei bietet sich eine erste Gelegenheit, die Erwartungen der Teilnehmer zu erfragen.
11
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Begrüßung und Vorstellungsrunde
1. Basiswissen Allergie
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
Folie
1
Basiswissen Allergie – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
2
Den Teilnehmern werden in der Fortbildungseinheit „Basiswissen Allergie“
Daten und Fakten zum Auftreten von Allergien im Kindes- und Jugendalter
vorgestellt. Die Mechanismen einer Sensibilisierung und einer manifesten
Allergie sowie die wichtigsten Symptome einer Allergie werden beleuchtet,
und damit ein Verständnis für die Unterscheidung von Sensibilisierung,
Allergien und Unverträglichkeiten geschaffen. Der mehrstufige Weg zur
Sicherung einer Allergiediagnose gleicht einem Puzzle und ist ebenfalls
Bestandteil dieser Fortbildungseinheit.
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Die Begriffe primäre, sekundäre und tertiäre Prävention werden erklärt und
entsprechend der Maßnahmen und Zielgruppen am Beispiel „Allergien“
einander gegenübergestellt.
12
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Daten und Fakten – Allergien im Kindesalter
Kompetenzen:
• Zahlen zum Auftreten von Allergien in Deutschland kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
3
Allergische Erkrankungen stellen ein häufiges Gesundheitsproblem im Kindesalter dar. Aktuelle Zahlen zum Vorkommen von Allergien und Sensibilisierungen im Kindes- und Jugendalter in Deutschland liefert die erste Folgebefragung der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS-Welle 1). Die Inhalte
und thematischen Schwerpunkte von KiGGS Welle 1 erstrecken sich auf die
bereits in der KiGGS-Basiserhebung (2003-2006) erfassten Informationen.
Die KiGGS-Basiserhebung umfasst Befragungen, Untersuchungen und
Laboranalysen. [1] Bei der Folgebefragung wurden 12.368 Kinder und
Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren bzw. deren Eltern im Zeitraum
zwischen 2009 und 2012 befragt. Die Daten zum Vorkommen von Allergien
erfolgte ausschließlich mittels Telefoninterviews durch geschultes Studienpersonal. [2]
Ergebnisse:
Nach Auskunft der Eltern in der ärztlichen Befragung waren etwa 16 % aller
Kinder und Jugendlichen innerhalb der letzten 12 Monate von mindestens
einer der atopischen Erkrankung (Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma
bronchiale) betroffen, Jungen etwas häufiger als Mädchen.
Die allergischen Erkrankungen Heuschnupfen und Asthma treten mit zunehmendem Alter häufiger auf. Neurodermitis hingegen nimmt mit zunehmendem Alter in der Tendenz eher ab.
Etwa 4 % der Teilnehmer litten nach Aussage der Eltern aktuell, das heißt in
den letzten 12 Monaten, unter Asthma bronchiale.
Rund 9 % der Kinder hatten in den letzten 12 Monaten Heuschnupfen.
Ein atopisches Ekzem (Neurodermitis) hatten etwa 6 % der 0–17-Jährigen
in den letzten 12 Monaten.
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Zum Nachlesen:
KiGGS-Studie: www.kiggs.de
Quellen:
[1] http://www.kiggs-studie.de/deutsch/studie/kiggs-welle-1/inhalte.html
[2] Schmitz R, Thamm M, Ellert U, Kalcklösch M, Schlaud M: KiGGS Study Group Abteilung für
Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin: Verbreitung häufiger
Allergien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste
Folgebefragung (KiGGS Welle (1)
http://edoc.rki.de/oa/articles/reanlTxmpPiBk/PDF/27CDfhKBFstMs.pdf
13
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Daten und Fakten – Die Sensibilisierung
Kompetenzen:
• Sensibilisierungsrate bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland kennen
und verstehen, dass es sich dabei um einen möglichen Vorboten einer
Allergie handeln kann.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
4
Begleittext:
Als Teil der Blutuntersuchungen in der KiGGS-Studie (Basiserhebung 20032006) wurde das Blut von 13.016 Kindern zwischen 3 und 17 Jahren auf IgEAntikörper gegen 20 häufige Allergene untersucht (bei den Jüngeren wurde
die Zahl der Untersuchungen eingeschränkt, um nicht so viel Blut abnehmen
zu müssen).
Die Blutuntersuchung ergab, dass 41 % aller Kinder und Jugendlichen (3 bis
17 Jahre) eine Sensibilisierung (Erklärung erfolgt auf Folie 7) gegen mindestens ein Allergen aufweisen. Jungen sind mit 45 % häufiger sensibilisiert
als Mädchen mit 36 %.
Von den Kindern und Jugendlichen mit nachgewiesenen Sensibilisierungen
sind die meisten (37 %) gegen Stoffe sensibilisiert, die eingeatmet werden
(Inhalationsallergene). Dazu gehören etwa Pollen, Tierhaare und Hausstaubmilben.
Gegenüber Nahrungsmitteln sind 20 % sensibilisiert, die meisten davon
gegen Erdnuss, Weizenmehl, Karotte oder grüner Apfel.
Eine im Blut festgestellte Sensibilisierung bedeutet eine erhöhte Allergiebereitschaft. Geht sie ohne Symptome einher, ist es keine Allergie. Ob und
wann es tatsächlich zur Manifestation kommt ist ungewiss.
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Zum Nachlesen:
KiGGS-Studie: www.kiggs.de
Quelle:
[1] https://www.allum.de/wissenswertes/kiggs-studie-zum-gesundheitszustand-von-kindernund-jugendlichen/allergisch
14
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Auftreten und Häufigkeit allergischer Erkrankungen
Kompetenzen:
• Auftreten und Häufigkeit allergischer Erkrankungen nach Alter der Kinder
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
5
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Hinweis: An dieser Stelle sollte
auf die besondere Bedeutung und
Chance der primären Prävention
aufmerksam gemacht werden.
Die Folie zeigt das Auftreten und die Häufigkeit verschiedener allergischer
Krankheiten im Kindesalter. Vom Säuglings- bis zum Jugendalter spielen
dabei jeweils unterschiedliche Allergien eine besondere Rolle. Allergisch
veranlagte Säuglinge entwickeln häufig als erste allergische Erkrankung eine
Neurodermitis, die auch als atopisches Ekzem bezeichnet wird. Derzeit entwickeln gut 10 % aller Kinder bis zum ersten Geburtstag eine Neurodermitis.
Etwa ein Drittel der Kinder mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis ist
gleichzeitig von einer Lebensmittelallergie betroffen. In Deutschland spielen
bei Säuglingen vor allem Hühnerei, Kuhmilch und Weizen eine Rolle. Bei
vielen Kindern verliert sich dann im Laufe der ersten Lebensjahre diese
Lebensmittelallergie wieder und auch die Symptome der Neurodermitis verbessern sich bei der Mehrzahl der Kinder nach den ersten beiden Lebensjahren. Allerdings sind Lebensmittelallergien und vor allem Neurodermitis häufig
der Beginn einer „Allergiekarriere“ und Vorboten für Heuschnupfen und
Asthma, die sich in der Regel zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr manifestieren. Bei bis zu 80 % der Säuglinge, die mit einer Neurodermitis beginnen
und die zusätzlich eine gesicherte Ei-Allergie sowie Milbensensibilisierung
haben, entwickelt sich später eine allergische Atemwegserkrankung.
15
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Die genetische Veranlagung
Kompetenzen:
• wissen, dass die erbliche Veranlagung erheblichen Einfluss auf das
Allergierisiko hat.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
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Hinweis: Die Punktevergabe
beim Allergie-Risiko-Check beruht
auf diesen Ergebnissen.
Der Allergie-Risiko-Check ist ein
Flyer mit einem kurzen Test für
werdende Eltern zur Ermittlung
des Allergierisikos eines Kindes. Er
wird in der zweiten Einheit dieser
Fortbildung vorgestellt.
Hinweis: Kontaktallergien
zählen beim Ausfüllen des AllergieRisiko-Checks nicht zu den vererbbaren Allergien.
Nach heutigem Erkenntnisstand sind es zwei Faktoren, die für die Entstehung
von Allergien verantwortlich sind. Zum einen die Vererbung und zum anderen
Umwelteinflüsse.
Dabei geben die Gene vor, wie empfänglich das menschliche Immunsystem
für Reize aus der Umwelt ist und wie es darauf reagiert. Anhand von Zwillings- und Familienstudien lässt sich der vererbbare Anteil an einer Allergiebereitschaft auf etwa 70 % einstufen. Den Umweltfaktoren kommt
demnach, pauschal betrachtet, noch ein Anteil von 30 % zu [1]. Die sehr
komplexen Mechanismen, die bei der Vererbung einer Allergiebereitschaft
eine Rolle spielen, wie z. B. die Epigenetik, aber auch die mütterliche
Immunologie, sind Grundlage der modernen Ursachenforschung in der
Allergologie.
Welches Risiko liegt in der Familie?
Aus Beobachtungen und Studien kann man ableiten, dass das Allergierisiko
für ein Kind, dessen Eltern beide keine Allergien haben, etwa 15 % beträgt.
Das bedeutet, dass auch ein Teil der Kinder, die nicht in die „Risikogruppe“
fallen, an einer Allergie erkranken kann.
Hat das Kind schon eine Schwester oder einen Bruder mit einer Allergie,
steigt das Risiko für eine Allergie auf bis zu 35 %. Bei mehreren allergischen
Geschwistern steigt das Risiko noch weiter an.
Ist ein Elternteil des Kindes allergisch, steigt das Allergierisiko auf 20 bis
40 %, leiden beide an einer Allergie, sind es sogar 50 bis 60 %. Schließlich
kann das Allergierisiko bis zu 80 % betragen, wenn beide Eltern die gleiche
Allergie, beispielsweise eine Allergie gegen Katzen, haben.
Allergien, die nicht vererbt werden
Bei der Vererbung der Allergiebereitschaft spielt die IgE–Antikörperproduktion eine wichtige Rolle. Allergien, die auf einem anderen immunologischen
Mechanismus beruhen, werden nach heutigem Kenntnisstand nicht vererbt.
Dazu gehören beispielsweise die Insektengiftallergie und Allergien auf
Medikamente.
Weniger genau erforscht ist die Genetik bei Kontaktallergien. Man geht zwar
davon aus, dass die Neigung dazu vererbt wird, allerdings besteht hier noch
großer Forschungsbedarf.
Quelle:
[1] Weißbuch Allergie in Deutschland, Springer Medizin 2010
16
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Sensibilisierung oder Toleranz
Kompetenzen:
• verstehen, dass sowohl die Toleranz als auch die Sensibilisierung
immunologische Prozesse sind,
• wissen, dass die symptomlose Sensibilisierung noch keine Allergie
ist und mit der Bildung von IgE-Antikörpern einhergeht.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
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Folie
7
Begleittext:
Unter einer Allergie versteht man heute eine spezifische Abwehrreaktion des
Körpers gegenüber an sich harmlosen Umweltbestandteilen.
Man unterscheidet je nach zugrunde liegendem Mechanismus vier Allergietypen (Typ I bis IV), wobei der klassische Allergietyp-I (Sofortreaktion) die
häufigste Form darstellt und im Folgenden erläutert wird.
Genauer betrachtet handelt es sich bei der klassischen Allergie um eine
Fehlreaktion oder auch Fehlentscheidung unseres Immunsystems. Normalerweise wird jeder möglicherweise schädliche Stoff, der aus der Umwelt oder
Nahrung in den Körper gelangt, vom Immunsystem geprüft. Dabei werden
beim gesunden Nicht-Allergiker potenzielle Allergene als harmlos eingestuft.
Beim nächsten Kontakt fällt es dem Immunsystem leichter, diese Stoffe
wiederzuerkennen und erneut als harmlos einzustufen.
Stuft das Immunsystem den Stoff als möglicherweise gefährlich ein, dann
werden spezifische IgE-Antikörper zur Kennzeichnung gebildet. Diese
IgE-Antikörper erleichtern das Wiedererkennen möglicher Gefahren beim
nächsten Kontakt. Die IgE-Antikörper stellen demnach eine gewisse Alarmbereitschaft des Körpers dar. Die Bildung von IgE-Antikörpern ohne Allergiesymptome nennt man Sensibilisierung. Sie richtet sich immer gegen einen
ganz spezifischen Eiweißstoff, das potenzielle Allergen.
Bei Personen mit einer allergischen Sensibilisierung lassen sich die spezifischen IgE-Antikörper im Blut oder an der Haut nachweisen (auch wenn der
Betroffene noch keine Allergie hat). Wovon es abhängt, ob das Immunsystem
sich für den Weg der Toleranz oder Sensibilisierung entscheidet, ist derzeit
noch unklar und Gegenstand weiterer Forschungen.
Wie an diesem Schema deutlich wird, sind sowohl Sensibilisierung als auch
Toleranz lebenslange Prozesse des Immunsystems. Allergien können deswegen auch noch im Erwachsenenalter auftreten oder in seltenen Fällen auch
wieder verschwinden. Andererseits müssen sensibilisierte Personen nicht
zwangsläufig eine Allergie entwickeln.
Von der Sensibilisierung zur Allergie
Die allergische Reaktion kann bei sensibilisierten Personen bei erneutem
Kontakt mit dem Allergen jederzeit eintreten – muss sie aber nicht. Woran es
liegt, wann aus einer Sensibilisierung eine manifeste Allergie wird, ist derzeit
noch unklar. Einflussfaktoren wie Stress, körperliche und psychische Belastung sind als Promotoren schon bekannt.
17
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Die allergische Reaktion
Kompetenzen:
• verstehen, dass allergische Reaktionen an verschiedenen Organen
auftreten können,
• wissen, dass die allergischen Reaktionen durch die Ausschüttung
von Botenstoffen wie Histamin entstehen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Folie
8
Begleittext:
Grundsätzlich kommen allergische Reaktionen an den Stellen vor, an denen
das Allergen mit dem Körper in Kontakt tritt: auf den Schleimhäuten von
Mund und Hals-, Nasen- und Rachenraum; ferner in der Lunge, im MagenDarm-Trakt und auf der Haut.
Bei der allergischen Reaktion reagieren die im Körper gebildeten Antikörper auf die aus der Umwelt stammenden Allergene.
Beteiligt an dieser Reaktion sind die zu den Abwehrzellen gehörenden
Mastzellen. Sie befinden sich im lockeren Bindegewebe aller Organe, auch
im Bereich der Schleimhäute, Haut und der Blutgefäße. In den Mastzellen
befinden sich kleine Bläschen, die mit Botenstoffen, vor allem mit Histamin,
gefüllt sind.
IgE-Antikörper haften an der Oberfläche der Mastzellen und binden dort
die zu ihnen passenden Allergene. Das wiederum führt zu einer Freisetzung
von Histamin.
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Histamin und andere Botenstoffe bewirken, dass sich Blutgefäße weiten und
es kommt innerhalb von Sekunden bis Minuten zur Bildung von Ödemen. Je
nachdem, in welchen Schleimhäuten die allergische Reaktion auftritt, können
die Symptome im Mund, Darm etc. auftreten. Insbesondere auf der Haut
kann man Quaddeln – Urtikaria – und Schwellungen mit Juckreiz beobachten.
Die stärkste Reaktion, verursacht durch Botenstoffe wie Histamin, ist der
allergische Schock, bei dem es zu einem Kreislaufzusammenbruch kommt.
18
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Allergiesymptome sind vielgestaltig
Kompetenzen:
• wissen, dass Allergiesymptome an verschiedenen Stellen im Körper
auftreten und nicht immer eindeutig auch einer allergischen Erkrankung
zugeordnet werden können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Folie
9
Begleittext:
Die Symptome einer Allergie sind sehr vielgestaltig. Da sie sowohl einzelne
Organe als auch den ganzen Körper betreffen können, sorgen sie für viel
Verwirrung. Meist sind Organe betroffen, die Grenzflächen zur Umwelt bieten
und damit eine Angriffsfläche darstellen. Das sind die Haut (Neurodermitis =
atopisches Ekzem und Nesselsucht = Urtikaria), Schleimhäute des oberen
Respirationstraktes (Heuschnupfen = allergische Rhinitis/Rhino-Konjunktivitis), die Lunge (Asthma bronchiale) sowie der Verdauungstrakt.
Ausprägungen der allergischen Symptome:
Obere Atemwege/Augen: Allergische Rhinitis (Heuschnupfen) mit akutem
Niesreiz und/oder ständigem Fließ- oder Stockschnupfen, geschwollenen
Schleimhäuten, roten und tränenden Augen.
Lunge: Asthma bronchiale mit pfeifenden, giemenden Atemgeräuschen,
Atemnot, Husten.
Haut: Schwellungen, Urtikaria oder Neurodermitis mit trockener, juckender,
entzündeter Haut und Hautausschlägen.
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Verdauungstrakt: Kribbeln, Kratzen, Schwellungen im Mund- oder Rachenbereich (= Orales Allergiesyndrom), Erbrechen (selbst bei kleinen Nahrungsmengen), Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen verursacht durch eine
Lebensmittelallergie.
Lebensmittelallergien können auch mit einer Neurodermitis oder Asthma
vergesellschaftet sein. Die Allergiesymptome einer Lebensmittelallergie sind
zudem altersabhängig: Säuglinge und Kleinkinder entwickeln vor allem
Neurodermitis, Jugendliche und Erwachsene vornehmlich ein orales Allergiesyndrom.
Herz-Kreislauf: Kreislaufprobleme bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock.
19
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Allergisch oder nicht allergisch?
Kompetenzen:
• wissen, dass sich Allergien durch die Beteiligung des Immunsystems
von Unverträglichkeiten unterscheiden,
• verstehen, dass Unverträglichkeiten und Pseudoallergien auf das
erbliche Allergierisiko keinen Einfluss haben.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Folie
10
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Hinweis: Beim Ausfüllen des
Allergie-Risiko-Checks werden nur
die echten Allergien abgefragt. Im
Zweifel sollen Berater hier genau
nachfragen, ob eine echte Allergie
oder evtl. eine Unverträglichkeit
vorliegt.
Begleittext:
Hinter vielen Symptomen steckt keine echte Allergie sondern eine nicht
allergische Unverträglichkeit. Der Unterschied liegt in der Beteiligung des
Immunsystems. Ist dieses nicht eingebunden mit der Bildung von Antikörpern
(beim klassischen Allergietyp I immer IgE-Antikörper) oder spezifischen
Abwehrzellen, dann handelt es sich auch nicht um eine echte Allergie. Die
Symptome können dennoch gleich oder zumindest ähnlich wie bei einer
Allergie sein, was die Diagnose erschwert. In der Behandlung gibt es jedoch
für die Unverträglichkeiten andere Möglichkeiten als bei den Allergien. So
sollen Allergiker ihre Allergene soweit wie möglich meiden, während Patienten mit einer Unverträglichkeit, je nach Ausprägung, kleinere Mengen
durchaus vertragen können. Zu den häufigen nicht allergischen Unverträglichkeiten zählen die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), die
Fruchtzuckermalabsorption (Fruktosemalabsorption), die Histaminunverträglichkeit sowie eine Reihe von Pseudoallergien auf natürliche Lebensmittelinhaltsstoffe und in seltenen Fällen auf Lebensmittelzusatzstoffe.
Im Hinblick auf die Einstufung des Allergierisikos spielen die nicht
allergischen Unverträglichkeiten keine Rolle.
Zusatzwissen:
Pseudoallergien: Natürliche Lebensmittelinhaltsstoffe wie Aromastoffe und
Benzoate sind typische Auslöser einer Pseudoallergie. Nur selten sind Lebensmittelzusatzstoffe aus der Gruppe der Farb- und Konservierungsstoffe
relevant. Die Symptome ähneln denen einer Allergie, es lassen sich jedoch
keine Antikörper nachweisen. Die zur Allergiediagnose angewendeten
Blut- und Hauttests fallen deswegen negativ aus.
Laktoseintoleranz: Bei der Laktoseintoleranz handelt es sich um einen
Enzymmangel im Dünndarm. Ausgelöst werden die Beschwerden von dem in
Milch und Milchprodukten enthaltenen oder in Fertigprodukten zugesetzten
Milchzucker (Laktose).
Fruchtzuckermalabsorption: Bei dieser Art der Fruchtzuckerunverträglichkeit
handelt es sich um eine Transportschwäche für Fruchtzucker (Fruktose) durch
die Dünndarmwand ins Blut. Dieser Transport ist auch bei gesunden Menschen
träge, so dass der Verzehr großer Fruchtzuckermengen bei jedem Menschen
Beschwerden auslösen kann.
Zum Nachlesen:
Informationen zu Allergien und Unverträglichkeiten unter
www.was-wir-essen.de
20
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Das Diagnose-Puzzle
Kompetenzen:
• wissen, dass eine Allergiediagnose aus mehreren Untersuchungsschritten
besteht,
• wissen, dass im Zweifel nur eine ärztlich abgesicherte Diagnose der Eltern/
Geschwister zur Einschätzung des Allergierisikos des Kindes gewertet
werden sollte (siehe Allergie-Risiko-Check Fragen 1 und 2).
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Folie
11
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Hinweis: Häufig wird zur
Diagnostik von Lebensmittelallergien eine Bestimmung von
IgG-Antikörpern angeboten. Von
dieser Untersuchungsmethode ist
nach heutigen Erkenntnissen
abzuraten, da ein direkter Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von IgG-Antikörpern und
Lebensmittelunverträglichkeiten
oder -allergien wissenschaftlich
nicht nachweisbar ist. IgG-Antikörper zeigen lediglich die normale
Auseinandersetzung des Körpers
mit dem Lebensmittel an und
haben keinen Krankheitswert.
Begleittext:
Um das erbliche Allergierisiko des Kindes einzuschätzen ist es wichtig, bei der
Diagnose der Eltern oder Geschwister zwischen einer Allergie und einer nicht
allergischen Unverträglichkeit zu unterscheiden. Die ärztliche Diagnose
beinhaltet in der Regel drei Bereiche:
Anamnese (das Erstgespräch), Haut- und In-vitro-Tests (Bluttest) sowie
Provokationstests. Die Vielfalt der Untersuchungen gleicht einzelnen Puzzleteilen, die sich erst zum Schluss zu einem stimmigen Bild (der Diagnose)
zusammenfügen.
Eine gründliche Diagnose ist die Basis jeder Allergiebehandlung. Die Untersuchung auf eine Allergie sollte immer bei einem allergologisch erfahrenen Arzt
durchgeführt werden. Er kann feststellen, ob die Symptome auf einer echten
Allergie oder einer anderen Unverträglichkeit beruhen.
Anamnese
Besonders wichtig sind die persönlichen Beobachtungen beim Verdacht auf
eine Unverträglichkeit oder Allergie. Deshalb nimmt die Anamnese eine wichtige Stellung bei der Diagnostik ein.
Haut- und In-vitro-Tests
Bei der Anamnese ergibt sich meist ein Kreis von infrage kommenden Substanzen, die beim anschließenden Hauttest gezielt getestet werden. Ohne
Anhaltspunkte aus der Anamnese müsste nach den allergieauslösenden
Stoffen wie nach der Stecknadel im Heuhaufen gefahndet werden. Allerdings
lassen sich mit dem Standardpricktest, wie er auch in der KiGGS-Studie benutzt wurde, die hauptsächlichen Sensibilisierungen überprüfen.
Bei Säuglingen wird häufig zunächst ein Bluttest zur Allergiediagnostik durchgeführt. Dabei wird nach IgE-Antikörpern gesucht, die bei einer echten Allergie vom Typ-I immer vorhanden sind. Man findet sie auch, wenn der Körper
sensibilisiert ist, aber (noch) nicht mit Beschwerden auf das entsprechende
potenzielle Allergen reagiert. Die Gesamt-IgE-Menge kann bei stark erhöhten
Werten auf Allergien oder eine Allergiebereitschaft hinweisen, kann aber
auch Hinweis auf eine Parasitose sein. Nur die spezifischen IgE-Antikörper
geben dagegen Aufschluss darüber, ob und auf was tatsächlich eine Sensibilisierung vorliegt. Bei nicht allergischen Unverträglichkeiten sind im Blut keine
spezifischen IgE-Antikörper nachweisbar. Für den Bluttest gilt ganz ähnlich
wie für den Hauttest: Die möglichen Auslöser werden immer weiter eingegrenzt, aber eindeutige Schlüsse können noch nicht gezogen werden.
21
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Das Diagnose-Puzzle
Folie
11
Die Eliminationsdiät und Provokation
Die Eliminationsdiät kommt infrage, wenn schon eindeutige Hinweise auf
eine oder mehrere Substanzen aus Nahrungsmitteln vorliegen. Dabei werden
über einen individuell vereinbarten Zeitraum Nahrungsmittel, die die verdächtigen Substanzen enthalten, weggelassen.
Eine zweite Vorgehensweise kommt nur bei älteren Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen infrage, wenn der Kreis der verdächtigen Substanzen aus
Nahrungsmitteln noch sehr unübersichtlich ist. In diesem Fall dürfen über
einen abgesprochenen Zeitraum nur Nahrungsmittel gegessen werden, die
selten Unverträglichkeiten/Allergien auslösen. Natürlich ist der Speiseplan bei
dieser so genannten oligoallergenen Basisdiät eingeschränkt. Sobald keine
Beschwerden mehr auftreten, kann mit der Suchdiät begonnen werden.
Dabei wird etwa alle 3 Tage ein neues Lebensmittel zur Basisdiät gegeben
und die Reaktion darauf abgewartet.
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Die Provokation dient der abschließenden Bestätigung einer Diagnose.
Die verdächtige Substanz wird dabei gezielt verabreicht, beispielsweise oral
(Lebensmittel) oder mittels Nasaltest (Pollen als Nasenspray), und eine
Reaktion darauf erwartet. Eine Provokation wird meistens anstelle einer
Basisdiät durchgeführt.
22
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Prävention – beste Voraussetzungen schaffen!
Kompetenzen:
• Primärprävention als Strategie begreifen, um das Risiko für eine Sensibilisierung und Manifestation einer Allergie zu verringern,
• wissen, dass die Maßnahmen, die in dieser Fortbildung gelehrt werden,
der primären Prävention zuzuordnen sind.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Folie
12
Begleittext:
Im Laufe dieser Fortbildung werden die verschiedenen Maßnahmen zur
primären Prävention von Allergien vorgestellt.
Primäre Prävention bedeutet, alle Umwelteinflüsse, die nach heutigem
Kenntnisstand schaden können, möglichst zu vermeiden und alle schützenden Faktoren zu nutzen.
Damit ist primäre Prävention für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko besonders wichtig, aber auch für alle anderen Kinder sinnvoll, die immerhin ein
durchschnittliches Allergierisiko von 15 % haben.
Das Ziel der Primärprävention ist, das Risiko für die Entstehung einer
atopischen Erkrankung zu verringern. Die Maßnahmen zur primären Allergieprävention zielen auf die Förderung einer bewussten Toleranz-Induktion
und das Meiden von Risikofaktoren (z. B. Luftschadstoffen) ab.
Maßnahmen zur primären Allergieprävention betreffen vor allem die Schwangerschaft und das sehr frühe Lebensalter und damit eine höchst sensible
Phase. Viele Eltern sind gerade in dieser Phase besonders offen für Veränderungen. Eine große Chance für erfolgreiche Beratung
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Von Sekundärprävention sprechen wir, wenn schon eine Sensibilisierung
festgestellt wurde. Ziel der Sekundärprävention ist, trotz des erhöhten
Allergierisikos eine Allergiemanifestation zu verhindern. Als Maßnahme steht
die Meidung spezieller Faktoren im Vordergrund. Beispielsweise wird bei
einer Sensibilisierung gegen Hausstaub ein allergendichter Bezug (Encasing)
für Matratzen empfohlen. Diese Maßnahme eignet sich nach heutigem
Kenntnisstand allerdings nicht zur primären Prävention (
siehe auch
Folie 13).
Bei der Tertiärprävention liegt schon eine allergische Erkrankung vor und es
soll eine Verschlechterung verhindert werden. Die Maßnahmen der Tertiärprävention umfassen Karenz, medikamentöse Therapie, Hyposensibilisierung
und Patientenschulung.
Maßnahmen der Sekundär- und Tertiärprävention sind nicht Thema dieser
Fortbildung.
23
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
1. Basiswissen Allergie
Zielgruppengerechte Prävention
Kompetenzen:
• erkennen, dass die Maßnahmen der Primärprävention für jeden sinnvoll
sind.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
13
Die Maßnahmen der primären Allergieprävention zielen darauf ab, das Risiko
für eine Allergie zu verringern und beziehen sich demnach auf die gesamte
Bevölkerung.
Die sekundäre Allergieprävention schließt hingegen gezielte Maßnahmen
ein, die sich als wirksam erweisen, wenn schon Vorboten der Allergie zu
erkennen sind. Damit bezieht sich die Sekundärprävention auf die Bevölkerungsgruppe, bei der Sensibilisierungen gegenüber Allergenen nachweisbar
sind.
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Dagegen bezieht sich die Tertiärprävention auf bereits erkrankte Personen,
die mit speziell auf sie abgestimmten Maßnahmen versorgt werden.
24
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 1 – Basiswissen Allergie
2. Der Allergie-Risiko-Check
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
Folie
1
Der Allergie-Risiko-Check – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
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Folie
2
Inhalt dieser Fortbildung ist das Kennenlernen des Flyers „Allergie-RisikoCheck“. Der Flyer bietet einen einfachen Test, mit dem das Allergierisiko der
Kinder eingeschätzt werden kann. Es folgen die wichtigsten Präventionsmaßnahmen, die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden. Die Teilnehmer lernen
den Flyer als praktisches Beratungsinstrument kennen und üben die Anwendung im Alltag.
25
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Den Allergie-Risiko-Check kennenlernen
Kompetenzen:
• den Allergie-Risiko-Check als Informations- und Beratungsmedium
zur primären Allergieprävention kennen,
• Bestellmöglichkeit des Allergie-Risiko-Checks beim aid infodienst e.V.
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Lesezeit
2 Minuten Vortrag
Folie
3
Begleittext:
Der Referent bittet die Teilnehmer, den Flyer „Allergie-Risiko-Check“ aus der
Teilnehmermappe zu nehmen und in Ruhe anzuschauen.
Aufbau und Inhalte des Allergie-Risiko-Checks:
Der Flyer „Allergie-Risiko-Check“ enthält einen einfachen Test, um das
Allergierisiko eines Kindes besser einzuschätzen. Eine kurze Auswertung gibt
einen ersten Überblick über sinnvolle Präventionsmaßnahmen. Je nach
erreichter Punktezahl variieren diese leicht. Auf den folgenden Seiten des
Flyers werden die fünf wichtigsten Präventionsmaßnahmen kurz erläutert.
Im Einzelnen sind das:
1. Eine rauchfreie Umgebung schaffen.
2. Ein „gesundes Nest“ bauen.
3. Ausgewogen und mit Genuss essen.
4. Das Baby mit Muttermilch schützen.
5. Schrittweise mit normaler Beikost beginnen.
Zu den einzelnen Maßnahmen verweist der Flyer auf zahlreiche, qualifizierte
Beratungsangebote beispielsweise zur Unterstützung bei der Rauchentwöhnung, bei Fragen zur Ernährung und bei individuellen Fragen zu Allergien.
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Der Flyer kann bis zu einer Menge von 100 Stück kostenlos (zzgl. 3 €
Versandkostenpauschale) unter [email protected] angefordert werden.
Best.-Nr.: 326 (größere Mengen auf Anfrage)
26
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Der Allergie-Risiko-Check
Kompetenzen:
• Aufbau und Kriterien der Punktevergabe des Allergie-Risiko-Checks kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
10 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
4
Folie 4 eignet sich zum gemeinsamen Ausfüllen des Allergie-Risiko-Checks
mit der Gruppe. Dazu wird der Beamer auf ein Flipchart gerichtet und der
Referent bittet einen Teilnehmer, beispielhaft für die Gruppe auf seine Fragen
zu antworten. Es werden dabei die entsprechenden Kreuzchen gemacht und
die Punkte zusammengezählt.
Sollte kein Flipchart vorhanden sein, kann wahlweise auch Folie 5 verwendet
werden, auf der schon beispielhaft Kreuze gemacht wurden.
Beim Allergie-Risiko-Check können mehr als 25 Punkte erreicht werden. Die
Check-Auswertung erfolgt in drei Kategorien:
0 Punkte – kein erhöhtes Allergierisiko
1 bis 7 Punkte – ein erhöhtes Allergierisiko
ab 8 Punkten – ein stark erhöhtes Allergierisiko
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Genetische und/oder Umweltfaktoren können das Allergierisiko beeinflussen.
Mit dem Test werden genetische Variablen, das Rauchverhalten und eine
eventuelle Katzenhaltung erfasst.
Liegen weder genetische noch Umweltrisikofaktoren vor, besteht kein
erhöhtes Allergierisiko. Bei einem Testergebnis von 1–2 Punkten besteht ein
erhöhtes Allergierisiko durch den Umweltfaktor Tabakrauch. Ab 3 Punkten ist
das Allergierisiko zusätzlich durch eine genetische Variable erhöht, was
erweiterte Präventionsmaßnahmen erfordert.
Die Abgrenzung zwischen einem erhöhten und einem stark erhöhten Risiko
lässt sich folgendermaßen erklären: Bei einem erhöhten Risiko spielen
entweder Umweltfaktoren (Rauchen) ODER genetische Faktoren (Elternteil
oder Geschwisterkind hat eine Allergie) eine Rolle. Bei einem stark erhöhten
Allergierisiko kommen entweder mehrere genetische Faktoren (Elternteil
UND Geschwisterkind; beide Elternteile) zusammen oder es besteht eine
genetische Komponente UND Umweltfaktoren (Rauchen, Katze).
Da Rauchen und Passivrauchen in Kombination mit einer genetischen
Komponente je 5 Punkte zusätzlich ausmachen, besteht in einigen Fällen die
Möglichkeit, durch Rauchvermeidung von der Kategorie „stark erhöhtes
Allergierisiko“ in die Kategorie „erhöhtes Allergierisiko“ zu gelangen. Außerdem ist es möglich, bei einem Testergebnis von 1–2 Punkten durch Schutz
des Kindes vor Tabakrauch von der Kategorie „erhöhtes Allergierisiko“ in die
Kategorie „kein erhöhtes Allergierisiko“ zu gelangen.
Diese Möglichkeiten der Verbesserung können in den Elterngesprächen als
motivierendes Element genutzt werden.
27
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Kritische Stellen beim Ausfüllen
Kompetenzen:
• kritische Stellen beim Ausfüllen kennen und entsprechende Nachfragen
bei den Eltern stellen können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
5
Hinweis: Bei einer Lebensmittelallergie sollte nachgefragt
werden, ob sie ärztlich diagnostiziert wurde.
Beim Ausfüllen des Allergie-Risiko-Checks können Fragen seitens der Eltern
auftreten. Außerdem gibt es Antworten, die von der Fachkraft hinterfragt
werden sollten, um eine richtige Testauswertung zu gewährleisten. Folgende
Erläuterungen helfen beim Ausfüllen:
Allergien in der Familie
Für jedes Elternteil mit Allergien, ganz gleich welche es sind, werden maximal
5 Punkte vergeben. Hier wird nicht unterschieden, ob beide Elternteile an der
gleichen Allergie leiden. Es wird nur dann ein Kreuz gemacht, wenn es sich
um eine echte Allergie (IgE-vermittelt) handelt. Dies ist am besten durch die
ärztliche Diagnose sicherzustellen. Deswegen wird im Zweifel nur die ärztlich
diagnostizierte Allergie gewertet. Unverträglichkeiten auf Lebensmittel/-inhaltsstoffe, wie Milchzucker, Fruchtzucker oder Histamin, Pseudoallergien
und auch Allergien auf Medikamente, Insektenstiche, Kontaktallergien und
Sonnenallergien spielen beim Allergie-Risiko-Check keine Rolle.
Geschwister
Bei den Geschwisterkindern zählen sowohl Voll- als auch Halbgeschwister.
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Katzen
Im Test wird speziell nach Kontakt mit Katzen gefragt, da nach heutigem
Kenntnisstand eine katzenfreie Umgebung für allergiegefährdete Kinder
sinnvoll ist. Die Frage nach den Katzen im Haushalt sollte auch mit „Ja“
beantwortet werden, wenn:
• sich eine Nachbarskatze regelmäßig in der Wohnung aufhält,
• sich das Baby regelmäßig in einer Wohnung mit Katzen aufhält oder
• eine Katze vor Kurzem noch im Haushalt gelebt hat.
Die vorgesehenen 3 Punkte werden nur vergeben, wenn Eltern und/oder
Geschwister bereits an einer Allergie leiden.
Rauchen und Passivrauchen
Nicht nur das offensichtliche Passivrauchen ist problematisch, sondern auch
Schadstoffausdünstungen, die durch regelmäßige Tabakrauchbelastungen
in Möbel und Textilien gelangt sind. Die Fragen nach dem Rauchen werden
deshalb auch mit „Ja“ beantwortet, wenn:
• eine Schwangere sich regelmäßig in Räumen aufhält, in denen z. B. am
Abend zuvor geraucht wurde,
• sich das Kind häufig in Räumen aufhält, in denen normalerweise geraucht
wird.
Bei bereits bestehenden Allergien in der Familie werden das Rauchen und
das Passivrauchen mit je 5 Punkten gewertet. Ohne bestehende Allergien
wird 1 Punkt vergeben.
28
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Die Maßnahmen im Überblick
Kompetenzen:
• geeignete Präventionsmaßnahmen dem Ergebnis des Allergie-Risiko-Checks
zuordnen können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
7 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
Die Maßnahmen zur primären Allergieprävention sind für alle Kinder sinnvoll.
Bei einer genetisch erhöhten Allergiebereitschaft (ab 3 Punkten) gibt es
allerdings erweiterte Empfehlungen. Im Folgenden werden alle Risikofaktoren
und Maßnahmen zu deren Vermeidung kurz vorgestellt.
Risikofaktoren im Überblick
0 Punkte: Kein erhöhtes Allergierisiko
Tabakrauch und auch Ausdünstungen aus Textilien oder Möbeln, ja sogar
aus der Kleidung der Eltern, sind starke Risikofaktoren für Allergien.
Bei 0 Punkten wächst das Baby in einer rauch- und/oder schadstofffreien
Umgebung auf. Die Eltern sollten auch in Zukunft darauf achten, das Kind in
rauch- und schadstofffreier Umgebung aufwachsen zu lassen.
Im ersten Lebenshalbjahr sollten Säuglinge gestillt werden, mindestens bis
zum Beginn des fünften Monats ausschließlich. Diese Empfehlung gilt für alle
Säuglinge, hat aber in Bezug auf die primäre Allergieprävention besondere
Relevanz.
Frühestens mit Beginn des fünften und spätestens mit Beginn des siebten
Monats sollte Beikost eingeführt werden. Auch nach Einführung der Beikost
sollte weiter gestillt werden.
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Eine gesunde Wohnumgebung ist für alle Kinder wichtig. Gerade beim
Einrichten und Renovieren des Kinderzimmers sollte darauf geachtet werden,
dass möglichst wenig Luftschadstoffe aus Möbeln, Textilien, Farben und
Lacken ausgasen. Auch sollten ggf. feuchte Stellen in der Wohnung beseitigt
werden, denn sie begünstigen das Schimmelpilzwachstum. Ausreichendes
Lüften (an verkehrsreichen Straßen aber nicht zu den Stoßzeiten) verbessert
das Raumklima.
29
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Die Maßnahmen im Überblick
Folie
6
1 bis 7 Punkte: Erhöhtes Allergierisiko
Bei diesem Testergebnis wird bei den Maßnahmen folgende Unterscheidung
vorgenommen:
Maßnahmen im Überblick
Maßnahmen bei 1–2 Punkten:
Da die Punkte durch Tabakrauch zustande kommen, sollte der Schutz vor
Tabakrauch besonders thematisiert werden.
HA
Zusätzliche Maßnahmen ab 3 Punkten:
Wenn das allergiegefährdete Kind nicht gestillt wird, dann braucht es
mindestens bis zum Beginn des 5. Monats eine hydrolysierte Säuglingsnahrung (HA-Nahrung).
Allergiegefährdete Babys sind besser in einer katzenfreien Umgebung aufgehoben. Lebt bereits eine Katze im Haushalt, dann ist es für Eltern sinnvoll,
Rat bei einem Allergologen oder einem allergologisch versierten Kinderund Jugendarzt einzuholen.
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Ab 8 Punkten: Stark erhöhtes Allergierisiko
Alle genannten vorbeugenden Maßnahmen sind für Eltern, deren Kind mit
diesem Ergebnis beim Allergie-Risiko-Check abschneidet, besonders wichtig
und können helfen, das Risiko zu senken. Hinzu kommt die dringende
Empfehlung zu weitergehender Beratung bei einem Allergologen oder
allergologisch versierten Kinder- oder Jugendarzt
30
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Praxisübung
Kompetenzen:
• Sicherheit in der Elternansprache und im Umgang mit dem Allergie-RisikoCheck bekommen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
5 Minuten praktische Übung
Folie
7
Begleittext:
Mit dem Allergie-Risiko-Check ins Gespräch kommen
Der Referent übergibt den Allergie-Risiko-Check an einen Teilnehmer und
simuliert dabei eine Situation der Übergabe an die Eltern/Schwangere, wie
sie nicht sein soll:
Beispiel:
Guten Tag Frau Schneider. Wie geht es Ihnen? Sie haben ja jetzt schon wieder
Heuschnupfen, da ist ihr Baby ja ziemlich gefährdet. Lesen Sie doch bitte mal
den Check auf Seite 4, damit wir darüber reden können, wie Sie Ihr Kind vor
einer Allergie schützen können.
Anschließend fragt der Referent die Teilnehmer, wie die Art der Ansprache
verbessert werden kann:
• offene Frage stellen,
• Allergie der Mutter nicht problematisieren,
• Interesse wecken mit guten Nachrichten,
• etc.
Der Referent fordert die Teilnehmer/-innen auf, sich eine konkrete Situation
vorzustellen, in der sie den Allergie-Risiko-Check übergeben möchten (z. B.
bei der Begrüßung in der Praxis, in einem Schwangerschaftsvorbereitungskurs). In einem kurzen Rollenspiel hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, die
Ansprache der Eltern/Schwangeren bei der Übergabe des Allergie-RisikoChecks mit dem Nachbarn zu üben.
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Falls es die Zeit zulässt, können im Anschluss Beispiele mit der Gruppe
besprochen werden.
31
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Aktiv arbeiten mit dem Allergie-Risiko-Check
Kompetenzen:
• wissen, wie sich der Allergie-Risiko-Check und die anschließenden
Informationsgespräche mit den Eltern in den Praxis-/Beratungsablauf
sinnvoll integrieren lassen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
8
Begleittext:
Idealerweise erhält die Schwangere in der Frauenarztpraxis oder bei ihrer
Hebamme bzw. die junge Mutter in der Kinderarztpraxis schon bei der
Begrüßung den Allergie-Risiko-Check mit der Bitte, den Test auf Seite 4
auszufüllen.
Während anfallender Wartezeiten kann der Test eigenständig durch die
Mutter/Eltern ausgefüllt werden. Die auf den Folgeseiten beschriebenen
Maßnahmen beantworten erste Fragen.
Beim anschließenden Gespräch, bei der Untersuchung oder bei der Blutentnahme bieten sich Möglichkeiten, über das Testergebnis und sinnvolle
Präventionsmaßnahmen zu sprechen. Eventuelle Unklarheiten bei der
Beantwortung der Fragen und zur Punktevergabe können dann besprochen
werden ( siehe Folie 5).
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Bei erhöhtem oder stark erhöhtem Allergierisiko besteht ggf. darüber hinaus
noch weitergehender Beratungsbedarf. Das kann die Rauchentwöhnung oder
Fragen zur Ernährung betreffen. Für diese speziellen Bereiche gibt es kompetente Partner, die auch im Flyer „Allergie-Risiko-Check“ aufgeführt werden.
32
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
2. Der Allergie-Risiko-Check
Weiterführende Beratungsangebote für Eltern
Kompetenzen:
• kompetente Partner zur weiterführenden Beratung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
9
Für weitere Fragen zur Vorbeugung von Allergien bei ihrem Kind finden
Eltern Rat und Unterstützung bei den folgenden, auch im Flyer „AllergieRisiko-Check“ aufgeführten Institutionen:
Allergie-Beratungstelefon
Das Allergie-Beratungstelefon wird von Fachkräften des Deutschen Allergieund Asthmabundes e. V. (DAAB) und dem Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie/Asthma e. V. (pina) betreut und ist unter der folgenden
Nummer zu erreichen: 01805 / 05 22 51, Mo.–Fr. von 9:30 bis 12:00 Uhr
(14 Cent/Min. aus dem Festnetz der Deutschen Telekom; max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunk)
Darüber hinaus – insbesondere wenn schon eine Allergie beim Kind vermutet
oder diagnostiziert wurde – können Eltern sich auch persönlich beraten
lassen:
Persönliche Beratung
Adressen von Allergieexperten in ihrer Nähe erhalten interessierte Eltern
über:
• [email protected] – Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB)
• www.ak-dida.de – Arbeitskreis Diätetik in der Allergologie
Im Internet können sich Eltern mit ihren Fragen an verschiedene Experten
wenden:
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Online-Beratung
[email protected]; Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie/
Asthma e. V. (pina)
• [email protected]; Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB)
• [email protected]; Informationsangebot Allergie, Umwelt und Gesundheit
Im Forenarchiv des aid infodienst finden Eltern Fragen und Antworten zur
Allergievorbeugung:
• www.was-wir-essen.de/forum/index.php/main/dispatch/m/forum/v/
showExpertForum/forumId/43
Alle Informationsangebote auch unter www.gesund-ins-leben.de
33
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 2 – Der Allergie-Risiko-Check
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen –
S3-Leitlinie
Folie
1
Aktuelle Empfehlungen zur Allergieprävention –
Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
In dieser Fortbildungseinheit lernen die Teilnehmer das Verfahren zur
Leitlinienentwicklung am Beispiel der S3-Leitlinie zur primären Allergieprävention kennen.
Das Mitwirken unabhängiger Institutionen und Experten, die Bedeutung
der Empfehlungsklassen und der Prozess der Konsentierung sind Inhalte
dieser Einheit. Außerdem werden die Handlungsfelder der Allergieprävention, so wie sie in der im Jahr 2014 überarbeiteten Leitlinie zu finden sind,
kurz vorgestellt.
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Folie
2
34
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Meilensteine der Allergieprävention
Kompetenzen:
• den Richtungswechsel bei den Empfehlungen zur primären Allergieprävention von der Allergenvermeidung hin zur Toleranz-Induktion kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
3
Vor 2004 gab es keine einheitlichen Empfehlungen zur Allergieprävention,
jedoch bestand damals die Tendenz zur Vermeidung von möglichen Allergenen. Die im Jahr 2004 erschienene Leitlinie zur Allergieprävention ist die
einzige deutsche S3-Leitlinie zu einem Präventionsthema. Damals war der
Tenor Allergenvermeidung. Nach turnusgemäßer Überarbeitung erschien im
Jahr 2009 die aktualisierte Version, in der ein Paradigmenwechsel vorgenommen wurde. Seit dem heißt es klipp und klar, dass potenzielle Allergene
insbesondere im Bereich der Ernährung nicht vorbeugend vermieden werden
sollen. Im Gegenteil wird eine geregelte Exposition zur Toleranz-Induktion
empfohlen.
Die Leitlinie wurde unter der Federführung korrespondierenden Autoren im
Jahr 2014 überarbeitet. In dieser aktuellen Version wurde der Paradigmenwechsel bestätigt. So gibt es zum Beispiel weiter keine speziellen Beikostempfehlungen für allergiegefährdete Säuglinge. Insgesamt gesehen wurden in
der überarbeiteten Leitlinie nur marginale Änderungen vorgenommen. Eine
neue Empfehlung wurde zum Kaiserschnitt ( siehe Folie 14) formuliert.
Die S3-Leitlinie wird alle fünf Jahre überarbeitet und gilt in der jetzigen
Fassung bis zum 31. Juli 2019.
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Zusatzwissen:
Neue Stellungnahmen
Zusätzlich zu den Empfehlungen beinhaltet die neue S3-Leitlinie einige
Stellungnahmen. Diese werden zu Themen abgegeben, für die die wissenschaftliche Datenlage zu widersprüchlich oder nicht ausreichend ist, um eine
Empfehlung zu formulieren. Derartige Stellungnahmen wurden u. a. zu Präund Probiotika, psychosozialen Faktoren, Medikamenten und verschiedenen
Nahrungsbestandteilen (z. B. Vitamin D) im Zusammenhang mit dem
Allergierisiko formuliert.
35
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Meilensteine der Allergieprävention
Folie
3
Die Stellungnahmen laut S3-Leitlinie:
Einfluss von Probiotika
Ein präventiver Effekt von Probiotika konnte bislang nur für das atopische
Ekzem dargestellt werden. Eine Empfehlung hinsichtlich konkreter Präparate,
Applikationsformen und Dauer und Zeitpunkt der Gabe kann aufgrund der
Heterogenität der Bakterienstämme und der Studiendesigns nicht gegeben
werden. (1a–2b) [1]
Einfluss von Präbiotika
Ein präventiver Effekt von Präbiotika konnte bislang nur für das atopische
Ekzem dargestellt werden. Eine Empfehlung kann aufgrund der geringen Anzahl und der Heterogenität der Studien nicht gegeben werden. (1b–2b ) [1]
Zur Wirkung von Probiotika (Milchsäure bildende Bakterien) und Präbiotika
nicht verdauliche Kohlenhydrate), die gesundheitsfördernde Effekte auf das
Kind ausüben sollen, liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Vorteile der
Zugabe von Pro- und Präbiotika zu Säuglingsnahrungen sind derzeit nicht
zweifelsfrei belegt.
Ernährung allgemein und Vitamin D
Es gibt Hinweise, dass der Konsum von Gemüse und Früchten, einer sog.
mediterranen Kost, von Omega-3-Fettsäuren (bzw. ein günstiges Verhältnis
von Omega-3-Fettsäuren zu Omega-6-Fettsäuren), sowie von Milchfett einen
präventiven Effekt auf atopische Erkrankungen hat.
Bezüglich der Bedeutung von Vitamin D für die Entstehung allergischer
Erkrankungen ist die Studienlage derzeit widersprüchlich. Insgesamt ist die
Datenlage derzeit nicht ausreichend um eine Empfehlung zu formulieren.
(1b–3b) [1]
„Medikamente“
Die beschriebenen Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Antibiotika,
Paracetamol oder Acetaminophen und atopischen Erkrankungen sind
aufgrund potentiell verzerrender Einflussfaktoren nicht sicher zu interpretieren. Bislang fehlt der Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen
entsprechender Medikamenteneinnahme und der Entwicklung von atopischen Erkrankungen. (2a–3b) [1]
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Multiplikatoren sollten in der Schwangerenberatung mit Empfehlungen zu
„Medikamenten“ behutsam umgehen, da die Stellungnahme Frauen verunsichern könnte. Der Arzt wird immer abwägen, ob und welche Medikamente
für die Schwangere aus medizinischer Sicht notwendig sind. Hier steht die
Gesundheit von Mutter und Kind im Vordergrund.
Quelle:
[1] www.awmf.org/uploads/
tx_szleitlinien/061-016l_S3_
Allergieprävention_2014-07.pdf
Zum Nachlesen:
Langfassung der S3-Leitlinie Allergieprävention:
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_
Allergieprävention_2014-07.pdf
Leitlinienreport: www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016m_S3_
Allergieprävention_2014-07.pdf
36
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Von unabhängigen Experten entwickelt
Kompetenzen:
• wissen, dass die S3-Leitlinie von einem breit gestreuten, unabhängigen
Expertengremium entwickelt wurde.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Die S3-Leitlinie zur Allergieprävention wurde von einem breit gestreuten,
unabhängigen Expertenteam entwickelt. Darunter befanden sich Experten
vieler wissenschaftlicher Fachgesellschaften sowie Berufsverbände und
Betroffenenorganisationen. Die inhaltliche oder finanzielle Mitwirkung von
Industrie, Wirtschaft und Politik ist nicht gegeben.
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Folie
4
37
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Entwicklung von S3-Leitlinien
Kompetenzen:
• Verfahren zur Entwicklung von S3-Leitlinien kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
5
Die Entwicklung einer S3-Leitlinie unterliegt einem definierten mehrstufigen
Verfahren. Am Anfang steht die systematische Suche und Bewertung der
Evidenz-Grundlage, d.h. der vorhandenen Studiendaten. Anschließend erfolgt
eine formale Konsentierung. Dabei werden die Ergebnisse in einer Gruppe
von Vertretern, die alle relevanten Fachrichtungen, Organisationen und die
Betroffenen repräsentieren, verabschiedet.
Literaturrecherche
Zu Beginn steht die umfassende, systematische Literaturrecherche. Sie
erfolgte für die S3-Leitlinie zur Allergieprävention in den elektronischen
Datenbanken Cochrane und MEDLINE sowie in den Referenzlisten von
aktuellen Übersichtsarbeiten und die Kontaktaufnahme zu Experten.
Auswahl
Von 3284 Literaturquellen wurden nach Filterprozessen und Auswahl
durch ein Expertenteam letztlich 165 Studien mit den qualitativ höchsten
Ansprücheneingeschlossen und bewertet.
Konsensverfahren
Die Empfehlungen aus den Bewertungen wurden in einem Konsensverfahren
erarbeitet. Dabei mussten alle Beteiligten anwesend sein und über die
einzelnen Empfehlungen beraten und abstimmen.
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Empfehlungsklassen
Die einzelnen Empfehlungen wurden von der Konsensusgruppe mit Empfehlungsklassen (A, B, C) verabschiedet. Die Empfehlungsklassen sagen etwas
über die „Güte“ der Empfehlungen. Nur bei eindeutiger Datenlage wird eine
Empfehlung mit der Empfehlungsklasse „A“ ausgesprochen. Jedoch kann
man auch bei Empfehlungsklasse „C“ von deutlichen Hinweisen, die zu der
Empfehlung führten, ausgehen.
Zum Nachlesen:
Mehr zur Entwicklung der Leitlinie unter
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016m_S3_
Allergieprävention_2014-07.pdf
38
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Die Empfehlungsklassen
Kompetenzen:
• Kriterien für die Vergabe von Empfehlungsklassen kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
Empfehlungsklasse A
Bei schlüssiger Literatur, guter Qualität und mindestens einer randomisierten,
kontrollierten Studie ( Erklärung erfolgt auf Folie 7) wird die Empfehlungsklasse A vergeben.
Empfehlungsklasse B
Wird die Empfehlung auf nicht randomisierte, aber gut durchgeführte
klinische Studien ( Erklärung erfolgt auf Folie 8) gestützt, so wird die
Empfehlungsklasse B vergeben.
Empfehlungsklasse C
Liegt der Empfehlung keine klinische Studie, sondern überwiegend Berichte/
Meinungen von Expertenkreisen, Konsensus-Konferenzen und klinische
Erfahrungen anerkannter Autoritäten ( Erklärung erfolgt auf Folie 9)
zugrunde, dann wird die Empfehlungsklasse C vergeben.
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In besonderen Fällen kann in dem Konsentierungsverfahren auch von
diesem Schema abgewichen werden.
39
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Randomisierte kontrollierte Studien
Kompetenzen:
• das Prinzip einer randomisierten kontrollierten Studie als Goldstandard
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
7
Kontrollierte klinische Studien testen z. B. die Wirksamkeit einer medizinischen Behandlung, wobei zwei oder mehr Gruppen miteinander verglichen
werden. Die so genannte Verumgruppe erhält die Behandlung, die getestet
werden soll, beispielsweise Probiotika. Die Kontrollgruppe erhält ein Placebo
oder eine andere Behandlung. Beide Gruppen werden nachverfolgt und
verglichen, um festzustellen, ob die Behandlung der Verumgruppe besser
(oder nicht) war als die der Kontrollgruppe.
Bei einer zufälligen Zuordnung der Teilnehmer in die Gruppen (Verum- und
Kontrollgruppe) spricht man von einer randomisierten Studie. Diese Art des
Studienaufbaus wird als Königsweg oder goldener Standard bezeichnet, da
man hier von der aussagekräftigsten Wirksamkeits- und Sicherheitsbewertung ausgeht.
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Zusatzwissen:
Wird die Studie doppelblind durchgeführt, so wissen weder Arzt noch
Patienten, wer zu welcher Gruppe gehört. Mit diesem Vorgehen erreicht man
größtmögliche Unvoreingenommenheit bei Behandlung und Ergebnisbeurteilung.
40
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Beobachtende Studien
Kompetenzen:
• das Prinzip einer beobachtenden Studie kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
8
Die wichtigsten beobachtenden Studien sind die Kohortenstudie und die
Fall-Kontroll-Studie.
In einer Kohortenstudie kann man untersuchen, ob es einen Zusammenhang
zwischen einem oder mehreren Merkmalen/Expositionen der Kohorte und
dem Auftreten eines definierten Ereignisses (z. B. Krankheit) gibt. Die Untersuchung von Kohorten erfolgt entweder in die Zukunft gerichtet (prospektiv)
oder rückwirkend (retrospektiv). Man kann zum Beispiel eine Gruppe von
Rauchern mit einer Gruppe von Nichtrauchern in die Zukunft gerichtet im
Hinblick auf die Entstehung von Asthma untersuchen. Dabei werden die
Asthmaraten in beiden Gruppen über einen festgelegten Zeitraum miteinander verglichen.
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Bei der Fall-Kontroll-Studie wählt man eine Gruppe bereits Erkrankter (z. B.
Asthmatiker) und vergleicht sie mit einer Gruppe Gesunder beispielsweise im
Hinblick auf das frühere Rauchverhalten. Hier würde man erwarten, dass der
Anteil von Rauchern in der Gruppe der Asthmatiker höher ist.
41
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Expertenmeinungen
Kompetenzen:
• Expertenmeinungen als eine Einflussgröße bei der Entwicklung von
Leitlinienempfehlungen kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Bei Expertenmeinungen handelt es sich um Berichte/Meinungen von
anerkannten Autoritäten/Expertenkreisen, die Schlüsse aus den eigenen
Erfahrungen mit einer entsprechend großen Anzahl an Fallbeispielen
ziehen.
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Folie
9
42
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Handlungsfelder der Allergieprävention
Kompetenzen:
• wissen, dass es Schutzfaktoren und schädliche Umweltfaktoren gibt,
die eine Allergieentstehung beeinflussen können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
Die Maßnahmen zur Allergieprävention lassen sich grundsätzlich in zwei
Kategorien einteilen:
1. Schutzfaktoren, die dazu dienen das kindliche Immunsystem zu stärken
und zu unterstützen. Dazu zählen Aspekte wie die ausgewogene Ernährung
der Mutter und z. B. das Stillen des Säuglings und die Stilldauer.
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2. Schädliche Umweltfaktoren, die möglichst vermieden werden sollen,
da sie das Risiko für eine Allergie erhöhen. In diese Kategorie fallen
Tabakrauch sowie andere Luftschadstoffe wie flüchtige Substanzen, z. B. aus
Lösungsmitteln, Autoabgase sowie Sporen von Schimmelpilzen.
43
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Förderung von Schutzfaktoren: Ernährung der Mutter
Kompetenzen:
• wissen, dass eine ausgewogene Ernährung der Mutter zur primären
Allergieprävention empfohlen wird und die Meidung potenzieller Allergene
keinen Einfluss auf das Allergierisiko hat.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Folie
11
Begleittext:
Ernährung der Mutter in Schwangerschaft und Stillzeit
Der Mutter wird in Schwangerschaft und Stillzeit eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung empfohlen.
Aktuelle Studienergebnisse geben Hinweise, dass Fischverzehr der Mutter
während Schwangerschaft und Stillzeit einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung atopischer Erkrankungen beim Kind hat (Koletzko et al. 2007,
S3-Leitlinie Allergieprävention 2014, Empfehlungsklasse B). Die S3-Leitlinie
greift diese Studienergebnisse auf und empfiehlt, dass Fisch Bestandteil der
mütterlichen Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit sein
sollte. [1]
Konkret wird Schwangeren und stillenden Frauen empfohlen, nach Möglichkeit wöchentlich zwei Portionen Meeresfisch zu verzehren, davon mindestens
eine Portion fettreicher Meeresfisch wie Hering, Makrele, Lachs oder Sardine.
[2]
Es wird empfohlen im Zusammenhang mit der Allergieprävention Übergewicht zu vermeiden. Diätetische Restriktion (Meidung potenter Nahrungsmittelallergene) während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten aus
Gründen der Primärprävention nicht erfolgen. (A)
Fazit: Betont wird, dass es keine allgemeine restriktive Diät für die
Mutter zur Allergieprävention gibt.
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Quellen:
[1] www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergieprävention_
2014-07.pdf
[2] Koletzko B et al.: Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie. Sonderdruck
Monatszeitschrift Kinderheilkunde, 2013
44
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Förderung von Schutzfaktoren: Ernährung des Säuglings
Kompetenzen:
• wissen, dass ausschließliches Stillen mindestens bis zum Beginn des 5. Monats und die Einführung der Beikost nicht vor Beginn des 5. Monats
zur primären Allergieprävention empfohlen wird,
• wissen, dass allergiegefährdeten Kindern, die nicht gestillt werden, HANahrung empfohlen wird.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Folie
12
Begleittext:
Die Empfehlungen für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko und Kinder ohne
erhöhtes Allergierisiko unterscheiden sich zum Teil. Dabei wird das Risiko
durch die genetische Veranlagung bestimmt. Die meisten Empfehlungen zu
Stillen und Beikost gelten jedoch für alle Kinder gleichermaßen.
Empfehlungen zum Stillen:
Ausschließliches Stillen bis zum Beginn des 5. Lebensmonats reduziert das
Risiko für Allergien.
Die Auswertung aktueller Studien, die im Zuge der Leitlinienerstellung stattfand, hat ergeben, dass aus Gründen der Allergieprävention längeres ausschließliches Stillen, über den Beginn des 5. Lebensmonats hinaus, nicht
mehr empfohlen werden muss. Auch gibt es Hinweise dafür, dass es für die
Einführung der Beikost ein bestimmtes optimales Zeitfenster gibt (ca. Beginn
des 5. Monats bis Beginn des 7. Monats). Die Einführung der Beikost sollte
bei allen Kindern am besten unter dem Schutz der Muttermilch geschehen.
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Hinweis: Für Risikokinder
und Nicht-Risikokinder gilt:
Beikost frühestens ab dem 5.
Lebensmonat
Im Konsensuspapier des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge
Familie“ haben sich Experten wissenschaftlicher Institutionen – hier arbeiteten auch Vertreter der Leitlinienkommission zur primären Allergieprävention
mit – darauf geeinigt, ein Zeitfenster für die Einführung der Beikost zu
empfehlen. Dieses Zeitfenster liegt zwischen dem Beginn des 5. und 7.
Monats und berücksichtigt neben der Allergieprävention auch die Reife und
Bereitschaft des Kindes sich von Brust oder Flasche zu trennen sowie weitere
gesundheitliche Aspekte (Übergewichtsprävention, Brustkrebsprävention
der Mutter etc.).
Empfehlungen zur Säuglingsmilchnahrung:
Wenn nicht gestillt wird oder Stillen nicht möglich ist, wird bei der Gruppe
der Risikokinder eine HA-Nahrung (extensiv oder partiell hydrolysiert) als
Muttermilchersatz empfohlen. In der Gruppe der Nicht-Risikokinder wird
herkömmliche Säuglingsmilchnahrung empfohlen.
Quelle:
[1] Koletzko B et al.: Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie. Sonderdruck
Monatszeitschrift Kinderheilkunde, 2013
45
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Vermeidung von Umweltfaktoren: Rauchen,
Luftschadstoffe, etc.
Kompetenzen:
• wissen, dass die Vermeidung schädlicher Umweltfaktoren wie Tabakrauch
und Luftschadstoffe sowie die Impfungen nach STIKO allen Kindern zur
primären Allergieprävention empfohlen wird,
• wissen, dass Familien mit einem erhöhten Allergierisiko keine Katzen
anschaffen sollten.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Folie
13
Begleittext:
Die Exposition des Kindes gegenüber Tabakrauch durch Aktiv- und/oder
Passivrauchen sind grundsätzlich zu meiden. Dies gilt bereits während der
Schwangerschaft.
Die Exposition gegenüber Luftschadstoffen des Innen- und Außenraumes,
z. B. flüchtige organische Verbindungen wie sie besonders durch neue Möbel
und bei Maler- und Renovierungsarbeiten freigesetzt werden können, und
Autoabgase sollte gering gehalten werden.
Die Impfungen nach den STIKO-Empfehlungen sollen bei allen Kindern
durchgeführt werden.
Familien mit erhöhtem Allergierisiko sollten keine Katzen anschaffen.
Familien ohne erhöhtes Allergierisiko müssen die Haustierhaltung nicht
einschränken.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Weitere Informationen zur Haltung von Haustieren: Einheit 6 Folien 4 und 5
(S. 83 und 84)
46
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Kaiserschnitt und Allergierisiko
Kompetenzen:
• wissen, dass ein Kaiserschnitt das Allergierisiko erhöhen kann
• wissen, dass Multiplikatoren in der Schwangerenberatung sensibel mit
dieser Empfehlung umgehen müssen
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
14
Begleittext:
In die aktuelle S3-Leitlinie wurde eine neue Empfehlung zum Allergierisiko
bei Kaiserschnittgeburten aufgenommen: [1]
Es gibt Hinweise darauf, dass durch Kaiserschnitt geborene Kinder ein
erhöhtes Allergierisiko haben. Das gilt insbesondere für Asthma. Neu ist
deshalb die Empfehlung, diesen Aspekt bei der Wahl des Geburtsverfahrens
zu berücksichtigen, sofern keine medizinische Indikation für einen Kaiserschnitt besteht (Empfehlungsklasse B). Eine mögliche Erklärung für das
erhöhte Risiko ist die mangelnde Anregung des Immunsystems durch die
fehlende Exposition mit Bakterien im natürlichen Geburtskanal.
Wichtig ist, dass Multiplikatoren die Schwangeren behutsam über diese
Empfehlung informieren und diese Empfehlung vor allem in der Beratung von
Schwangeren, die einen Wunsch-Kaiserschnitt in Erwägung ziehen, als
Motivation für eine spontane Geburt nutzen. Bei medizinisch indiziertem
Kaiserschnitt gibt es jedoch keine andere Wahl. Das Leben von Mutter und
Kind hat oberste Priorität.
Zum Nachlesen:
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.:
Unerwünschte Nebenwirkungen nach Kaiserschnitt
www.gpau.de/pressemitteilungen/unerwuenschte-nebenwirkungen-nachkaiserschnitt/
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quelle:
[1] www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergieprävention_2014-07.pdf
47
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
3. Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Mehr zur S3-Leitlinie Allergieprävention
Kompetenzen:
• wissen, dass die jeweils aktuellen Leitlinien auf dem Portal der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. im Internet zu finden
sind.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
15
Begleittext:
Im Internet können die Leitlinie sowie sämtliche Informationen zur Entstehung der Leitlinie abgerufen werden:
www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/061-016.html
Die Liste der für die Leitlinie relevanten Originalpublikationen kann bei den
korrespondierenden Autoren angefordert werden.
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Kostenlose Abstracts sowie die (z. T. kostenpflichtigen) kompletten Studien
können bei pubmed (www.pubmed.de) eingesehen werden.
48
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 3 – Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
4. Impfen
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
Folie
1
Impfen – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Kompetenzen:
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Folie
2
Viele Eltern und auch Multiplikator/-innen haben Vorbehalte gegenüber
Schutzimpfungen. Die Teilnehmer erfahren in dieser Fortbildungseinheit, dass
die S3-Leitlinie Schutzimpfungen für alle Kinder ausdrücklich empfiehlt. Es
werden Daten und Fakten zu Schutzimpfungen bei Kindern und Jugendlichen
in Deutschland vorgestellt und beispielhaft Ergebnisse einzelner Studien
gezeigt, die einen Zusammenhang zwischen Impfungen und dem Auftreten
atopischer Erkrankungen untersucht haben. Außerdem wird die Bedeutung und Sicherheit von Impfungen dargestellt. Den Teilnehmern wird ihre
Verantwortung für eine sachgerechte Aufklärung bewusst gemacht und sie
werden dazu ermuntert, entsprechende Broschüren zur Weitergabe an Eltern
bereitzuhalten.
49
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
Kompetenzen:
• wissen, dass laut Leitlinie alle Kinder nach den STIKO-Empfehlungen
geimpft werden sollen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Wissenschaftliche Studien liefern Hinweise dafür, dass Impfungen vor
Allergien schützen können, nicht aber dafür, dass sie diese begünstigen.
Deswegen wird in der Leitlinie ganz klar zum Impfen geraten und das
auch bei Risikokindern.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Folie
3
50
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• Daten und Fakten zum Impfstatus von Kindern und Jugendlichen kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
4
Hinweis: Die Zahlen spiegeln
keine komplette Durchimpfung
nach den jeweils aktuellen STIKOEmpfehlungen wieder und sind
damit nicht einem kompletten
Impfschutz gleichzusetzen.
Im Rahmen der KiGGS-Studie (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey) wurde
auch der Zusammenhang zwischen Impfstatus und Gesundheit von Kindern
und Jugendlichen untersucht. Auswertbare Impfangaben liegen für 13.453
der 1- bis 17-Jährigen ohne Migrationshintergrund vor. Berücksichtigt wurden
die von der STIKO (Ständige Impfkommission) empfohlenen Impfungen
gegen Diphterie, Pertussis, Tetanus, Haemophilus influenzae Typ B, Hepatits
B, Poliomyelitis, Masern, Mumps und Röteln. Ein Anteil von 0,7 % war
ungeimpft, das heißt diese Kinder hatten keine der aufgeführten Impfungen
erhalten. Demgegenüber waren 99,3 % der Untersuchten laut Impfdokument
geimpft, hatten also mindestens eine der empfohlenen Impfungen erhalten.
Familien mit Migrationshintergrund wurden von den Analysen ausgeschlossen, um Missklassifizierungen des Impfstatus aufgrund häufig fehlender oder
unvollständiger Impfdokumente zu vermeiden. [1]
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Zusatzwissen:
Das Robert Koch Institut (RKI) publiziert jährlich die Impfquoten bei den
Schulanfängern in Deutschland.
Quelle:
[1] Schmitz R, Poethko-Müller C, Reiter S,
Schlaud M: Vaccination status and health
in children and adolescents-findings oft
the German health interview and examination survey for children and adolescents
(KiGGS). Dtsch Artzebl Int 2011; 108(7):
99–104.
[2] Robert Koch Institut: Impfquoten bei der
Schuleingangsuntersuchung in Deutschland 2012, Epidemiologisches Bulletin 22.
April 2014 / Nr. 16 www.rki.de/DE/
Content/Infekt/EpidBull/Achiv/2014/
Ausgaben/16_14.pdf?__blob=
publicationFile
[3] www.euro.who.int/__data/assets/pdf_
file/0010/141859/Seven_Key_Reasons
G.pdf
Die an das RKI übermittelten Impfquoten (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hib
Polio Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen Men. C Pneumokokken) der Kinder mit vorgelegtem Impfausweis bei den Schuleingangsuntersuchungen in Deutschland 2012 (n=625.781) ergaben:
Im Jahr 2012 waren bei den Schuleingangsuntersuchungen 92,2 % der
Kinder zweimal gegen Mumps und gegen Röteln geimpft. Die Impfquote für
die 2. Masernimpfung liegt im Jahr 2012 bei 92,4 %. Der bundesweite
Impfschutz gegen Diphtherie (95,8 %), Tetanus (96,1 %), Pertussis (95,4 %),
Hib (93,8 %) und Poliomyelitis (94,9 %) ist weiterhin als sehr gut einzustufen.
Der Impfschutz gegen Hepatitis B ist mit bundesweit 86,9 % für diese
Altersgruppen immer noch unzureichend.
Fazit: Die Impfquoten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen
bzw. konstant hoch geblieben. Bei den Standardimpfungen für Kinder gegen
Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B müssen die Impfquoten weiterhin
verbessert werden (Stand: April 2014). [2]
Jedes Jahr sterben in der Europäischen Region der WHO 10,6 Millionen
Kinder unter 5 Jahren, 1,4 Millionen davon an Krankheiten, gegen die mit
Impfstoffen hätte vorgebeugt werden können. [3]
51
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• wissen, dass zwischen geimpften und ungeimpften Kindern kein Unterschied im Auftreten von allergischen Erkrankungen festgestellt werden
konnte.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
5
Hinweis: Aufgrund des geringen
Anteils Ungeimpfter in der Bevölkerung ist deren Anteil auch in der
groß angelegten KiGGS-Studie
gering. Statistische Auswertungen,
insbesondere bei Betrachtung
von Subgruppen, sind deswegen
nur begrenzt möglich.
Begleittext:
Lebenszeitprävalenz atopischer Erkrankungen nach Impfstatus und Alter
In Deutschland spricht die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert
Koch-Institut Impfempfehlungen aus. Nutzen, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Schutzimpfungen sind auf breiter Basis wissenschaftlich belegt.
Dennoch bestehen bei einigen Ärzten, medizinischem Fachpersonal und auch
Eltern Vorbehalte gegenüber Impfungen. Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) ist aus diesem Grunde auch der Frage nachgegangen, ob
es beim Gesundheitszustand zwischen geimpften und ungeimpften Kindern
und Jugendlichen Unterschiede gibt. Bezogen auf das Auftreten von Allergien
wurde gefragt, ob jemals eine ärztlich diagnostizierte allergische Erkrankung
(allergische Rhinokonjunktivitis, atopisches Ekzem, Asthma bronchiale)
aufgetreten ist. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebenszeitprävalenz von
mindestens einer atopischen Erkrankung bei ein- bis fünfjährigen Ungeimpften 12,6 % (5,0–28,3) und bei den Geimpften 15,0 % (13,6–16,4) betrug.
Bei den Sechs- bis Zehnjährigen lag die Atopieprävalenz höher, aber auch hier
gab es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Ungeimpften von 30,1 %
(12,9–55,8) zu Geimpften von 24,4 % (22,8–26). Bei den 11- bis 17-Jährigen
ergab sich folgendes Ergebnis: Ungeimpft 20,3 % (10,1–36,6) versus geimpft
29,9 % (28,4–31,5). Insgesamt kann man sagen, dass keine Unterschiede im
Auftreten allergischer Erkrankungen zwischen ungeimpften und geimpften
Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind. [1]
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quelle:
[1] Schmitz R, Poethko-Müller C, Reiter S, Schlaud M: Vaccination status and health in children
and adolescents-findings of the German health interview and examination survey for children
and adolescents (KiGGS). Dtsch Artzebl Int 2011; 108(7): 99–104.
52
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• wissen, dass geimpfte Kinder kein erhöhtes Risiko für allergische
Erkrankungen haben und es Hinweise für eine Risikoreduktion durch
Impfungen gibt (laut Studie von Grüber C et al., 2003).
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Folie
6
Begleittext:
Folie 6:
Impfen und Auftreten von Sensibilisierungen
in den ersten 5 Lebensjahren
Folie
7
In einer Studie von Grüber et al. (2003) ging es darum, den Zusammenhang
zwischen dem Durchimpfungsgrad und dem Auftreten von allergischen
Erkrankungen bei Kindern zu untersuchen. Die kumulative Impfdosis war
invers assoziiert mit dem Auftreten einer allergischen Sensibilisierung gegen
nutritive bzw. inhalative Allergene bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr.
Der Zusammenhang zwischen dem Durchimpfungsgrad und dem Auftreten
von Neurodermitis lässt in dieser Studie sogar einen leicht hemmenden Effekt
vermuten. [1]
Folie 7:
Impfen und Auftreten allergischer Erkrankungen
in den ersten 5 Lebensjahren
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Auch der Zusammenhang zwischen der kumulativen Impfdosis und dem
Auftreten von Asthma war leicht invers, so dass auch hier ein schützender
Effekt des Impfens vermutet wird. [1]
Quelle:
[1] Grüber C, Warner J, Hill D, Buachau V, the EPAAC Study Group. Early Atopic disease and
early childhood immunization – is there a link? Allergy 2008: 63: 1464–1472
53
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Impfen ist harmlos im Vergleich zur Krankheit – Masern
Kompetenzen:
• wissen, dass die meisten schweren Komplikationen einer Masernerkrankung durch eine Impfung verhindert werden können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
8
Von vielen der Krankheiten, gegen die heute geimpft wird, kennen wir die
Beschwerden und ernsthaften Folgen gar nicht mehr. 98 % der Masernpatienten leiden an dem typischen Hautausschlag (Exanthem) und haben
meist hohes Fieber. 7 % von Ihnen erleiden zusätzlich Fieberkrämpfe. Bei
einem von 3.000 verringert sich die Thrombozytenzahl (wichtige Bestandteile
des Blutgerinnungssystems) und einer von 1.000 bis 10.000 erkrankt an einer
Enzephalitis (Gehirnentzündung). Schließlich endet eine Masernerkrankung
bei einem von 1.000 bis 20.000 Patienten tödlich [1]. Eine mögliche und
dann meist tödlich endende Spätkomplikation ist die Subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Nach einer Studie in PLoS ONE (2013; 8: e68909)
kommt es bei einem von 3.300 Kindern im Alter unter 5 Jahren nach der
Maserninfektion zu einer SSPE. Das Risiko steigt mit abnehmenden Alter an.
[2]
Laut Schätzung der WHO haben Masern im Jahr 2006 36 % der 1,4 Millionen
durch Impfungen vermeidbaren Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren verursacht. [3] Die Zahl der geschätzten Krankheitsfälle liegt bei 30 bis 40 Millionen. [1]
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Im Vergleich dazu sind die Impfkomplikationen gering und harmlos. Bei der
Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln kommt es in 5 %
der Fälle zu einem sehr abgeschwächten Hautausschlag. 3–5 % der Kinder
bekommen nach der Impfung Fieber – meist nicht hoch. Deswegen ist auch
die Gefahr eines Fieberkrampfes nur sehr gering und liegt bei unter 1 %. Eine
verringerte Thrombozytenzahl findet man in 1:30.000 bis 1:50.000 Fällen und
damit 30- bis 50-mal seltener als bei der Krankheit selber. Fälle von Enzephalitis sind äußerst selten (weniger als 1:1.000 000) und Todesfälle werden
keine registriert!
Quellen:
[1] WHO/UNICEF joint statement on strategies to reduce measles mortality worldwide.
Weekly epidemiological record 27.
[2] www.aerzteblatt.de/nachrichten/55190/SSPE-Risiko-von-toedlicher-Masernkomplikationhaeufig
[3] www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0010/141859/Seven_Key_ReasonsG.pdf
54
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Impfen ist harmlos im Vergleich zur Krankheit – Mumps
Kompetenzen:
• wissen, dass die meisten schweren Komplikationen einer Mumpserkrankung durch eine Impfung verhindert werden können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Der Vergleich von Beschwerden und ernsthaften Folgen bei Mumps zu
Komplikationen, die bei der Masern-Mumps-Röteln-Impfung auftreten
können, fällt ähnlich deutlich aus wie bei Masern. In 98 % der Krankheitsfälle
kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung der Speicheldrüse und bei
5–8 % entzündet sich auch die Bauchspeicheldrüse. Bei der Impfung gehen
diese Quoten auf je 0,5 % zurück. Besonders gefährlich ist die Hodenentzündung bei Jugendlichen und jungen Männern, die als Komplikation bei 20–
50 % der männlichen Mumpspatienten auftritt und zu Sterilität führen kann.
Durch die Impfung verringert sich das Risiko einer Hodenentzündung auf
1:1.000 000. Eine Meningitis tritt bei etwa 15 % der Mumpspatienten auf
und kann durch die Impfung auf 1:1.000 000 reduziert und damit praktisch
ausgeschlossen werden. Schließlich führt Mumps in 1:20.000 Fällen zu
Taubheit, eine Komplikation, die durch die Impfung nahezu ausgeschlossen
werden kann.
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Folie
9
55
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Impfen ist harmlos im Vergleich zur Krankheit – Röteln
Kompetenzen:
• wissen, dass die meisten schweren Komplikationen einer Rötelnerkrankung durch eine Impfung verhindert werden können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
Auch das Rötelnvirus ist weltweit verbreitet und führt in Ländern mit einer
niedrigen Durchimpfungsrate dazu, dass 80–90 % der Infektionen schon im
Kindesalter erfolgen. Besonders schwer sind die Komplikationen im Erwachsenenalter mit meist anhaltenden Gelenkbeschwerden bei Frauen (40–
70 %). Außerdem kann es bei einer Infektion während der Schwangerschaft
mit einer Wahrscheinlichkeit von über 60 % zu der gefürchteten Rötelnembryofetopathie kommen, die zu bleibenden und schweren Schäden des
Embryos führt. Bei einer Impfung kann es zwar zu Gelenkbeschwerden
kommen (12–26 %), allerdings sind die Beschwerden schwach und halten in
der Regel nur kurz an. Die Gefahr einer Schädigung des Embryos wird
ausgeschlossen, da die Impfung nicht bei Schwangeren durchgeführt wird.
Weitere Komplikationen bei Rötelninfektionen sind Gehirnentzündung
(Enzephalitis), die in 1:6000 Fällen auftritt, und eine Verringerung der Thrombozytenzahl in 1:3.000 Fällen. Bei einer Impfung ist eine Gehirnentzündung
nahezu ausgeschlossen und die Verminderung der Thrombozytenzahl wird
in nur 1:30.000 bis 1:50.000 Fällen beobachtet.
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Nicht geimpfte Kinder können durch die relativ hohe Durchimpfungsrate in
Deutschland auch erst im Erwachsenenalter mit dem Virus in Kontakt
kommen und erkranken. Dabei steigt die Zahl der schwerwiegenden Komplikationen an (z. B. Rötelnembryofetopathie).
56
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Impfen ist nebenwirkungsarm!
Kompetenzen:
• Unterschiede in Auftreten und Schweregrad von Impfnebenwirkungen
(Impfreaktion, -krankheit, -komplikation, -schaden) kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
5 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
11
Seit Beginn der Impfstoffentwicklung wird auch über mögliche Nebenwirkungen diskutiert. Dank der Impfstoffforschung konnten Risiken jedoch weitestgehend minimiert werden.
So wurden fast 80 % aller anerkannten Impfkomplikationen in der Vergangenheit durch Impfungen verursacht, die heute nicht mehr empfohlen
werden. Hierzu gehörten Impfungen gegen Pocken und Tuberkulose. Die
Impfung gegen Kinderlähmung wurde früher mit einem Lebendimpfstoff
durchgeführt, welcher jedes Jahr bei ungefähr ein bis drei Geimpften oder
Menschen, die mit ihnen in Kontakt waren, zu einer Erkrankung führte.
Heute ist dies ausgeschlossen, da diese Impfung nur noch mit einem Totimpfstoff durchgeführt wird.
Nebenwirkungen beim Impfen
Beim Impfen wird das Immunsystem aktiv. Es kommt manchmal zu in der
Regel harmlosen Impfreaktionen. Dazu zählen beispielsweise die Lokalreaktion an der Einstichstelle oder eine Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
mit leichten Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Diese Reaktionen treten relativ
häufig (Lokalreaktion bei etwa 20 % der Geimpften) auf, werden aber in
Erwartung einer Nebenwirkung tendenziell zu hoch eingeschätzt.
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In seltenen Fällen kann die Impfung auch zu einem abgeschwächten Ausbruch der Krankheit (Impfkrankheit) führen. Die Nebenwirkungen beinhalten
dann die Symptome der Krankheit wie beispielsweise bei der Masern-/
Mumps-/Röteln-Impfung einen leichten Ausschlag und Fieber. Diese nicht
ansteckende Reaktion wird auch als Impfmasern bezeichnet und verläuft im
Vergleich zur „natürlichen“ Infektion sehr viel schwächer.
In sehr seltenen Fällen kann es zu einer schwerwiegenden Impfkomplikation
kommen. Dazu zählt beispielsweise eine allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock) auf den Impfstoff oder darin enthaltene Zusatzstoffe [1].
Bei der bis ca. 1995 durchgeführten BCG-Impfung gegen Tuberkulose trat
selten danach der so genannte BCG-Abszess auf. Aufgrund der ständigen
Verbesserung der Verträglichkeit der Impfstoffe liegt die Wahrscheinlichkeit
für eine schwerwiegende Komplikation nur noch im Promillebereich [2].
57
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Impfen ist nebenwirkungsarm!
Folie
11
Unter Impfschäden versteht man schwere, eventuell auch bleibende Krankheiten, die von einer Impfung verursacht wurden. Ein Beispiel dafür ist die
früher durchgeführte Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. In ganz seltenen
Fällen wurde durch diese Impfung eine Polio−ähnliche Erkrankung, also
Lähmungen, ausgelöst. Diese so genannte Impfpoliomyelitis wurde bei 1 von
4,4 Millionen Geimpften beobachtet. Seit 1998 wird bei uns nur noch der
Totimpfstoff gegen Kinderlähmung (IPV) eingesetzt, bei dem diese Nebenwirkung nicht auftritt.
Zum Nachlesen:
www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoff-impfstoffe-fuer-den-menschen/
informationen-zu-impfstoffen-impfungen-impfen.html
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quellen:
[1] ESPED-Statistik Uni Düsseldorf
[2] Bundesgesundheitsbl 2009 DOI 10.1007/s00103-009-0961-y © Springer-Verlag 2009
58
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Moderne Impfstoffe sind sicher
Kompetenzen:
• wissen, dass die heute üblichen Mehrfachimpfungen gut verträglich sind.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
12
In den letzten Jahrzehnten wurde die Qualität der Impfstoffe in vielerlei
Hinsicht verbessert: Sowohl die Immunogenität und Wirksamkeit als auch
deren Nebenwirkungspotenzial wurden dabei verbessert. Eine Optimierung
von Impfstoffen kann generell durch verbesserte Herstellungsverfahren von
Impfstoffantigenen und/oder durch die Zugabe von bestimmten Hilfsstoffen
(Adjuvantien), die die Immunantwort verstärken, erreicht werden. Hinsichtlich der Antigenproduktion ist es durch moderne Herstellungsverfahren
gelungen, viel geringere Antigenmengen zu verwenden. Besonders verbessert wurde diesbezüglich der Pertussis-Impfstoff, der heute als azellulärer
Impfstoff im Gegensatz zum früheren Ganzkeim-Impfstoff kaum noch zu
Nebenwirkungen führt. Auch konnten unnötige Verunreinigungen aus der
Produktion wie auch die Zugabe von weiteren Hilfsstoffen wie Konservierungsmittel, Antibiotika etc. minimiert werden. Durch die Verwendung von
bestimmten Gewebekulturzellen (z. B. Verozellen, MDCK-Zellen) lässt sich
eine saubere und höchst effiziente Produktion bestimmter Impfstoffantigene
garantieren.
Eine häufige Frage von Impfskeptikern ist die nach der Überforderung des
kindlichen Immunsystems, insbesondere bei Anwendung von Mehrfachimpfungen, die aus bis zu 25 Antigenen bestehen. Die T-Zell-Rezeptoren, die für
die Erkennung eines Mikrobenantigens zuständig sind, liegen beim Menschen bereits im Kindesalter in einer Größenordnung von 1018 vor. Nach den
modernen immunologischen Erkenntnissen beanspruchen die Antigene in
Kombinationsimpfstoffen nur einen winzigen Bruchteil der verfügbaren
Rezeptoren. Die Vorteile der Mehrfachimpfstoffe liegen hingegen klar auf der
Hand: die Impftermine konnten deutlich reduziert werden! [1]
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quelle:
[1] Dtsch Ärztebl 2008; Impfsicherheit heute. 105(34–35): 590–5
59
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Verantwortungsvoll aufklären
Kompetenzen:
• Eltern nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Impfen
aufklären können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
13
Impfungen lösen keine Allergien aus.
Impfgegner bringen Schutzimpfungen im frühen Kindesalter gern mit
Allergien in Verbindung. Doch diesen Zusammenhang haben viele Studien
und Beobachtungen widerlegt. Im Gegenteil gibt es sogar Hinweise darauf,
dass Schutzimpfungen das Auftreten von atopischen Erkrankungen verringern
können.
Kinder mit Allergien benötigen denselben Impfschutz wie Kinder ohne
Allergien.
Auch wenn schon eine Allergie vorliegt, gibt es keine Einschränkung in
den Empfehlungen zu Schutzimpfungen. Diese gehören zu den wichtigsten
und wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen im Gesundheitssystem. Diese
Vorteile dürfen auch Allergikern oder allergiegefährdeten Kindern nicht
vorenthalten werden. Manchmal werden bei bestehender Allergie noch
zusätzliche Impfungen nötig. Beispielsweise wird eine Grippeimpfung vor
allem bei Kindern mit mittelschwerem und schwerem Asthma empfohlen,
um eine zusätzliche Belastung der Lungen durch eine schwere Influenzaerkrankung zu vermeiden.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Durch Impfung konnten lebensbedrohende Erkrankungen nahezu ausgerottet werden (Kinderlähmung, Pocken).
Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Ärzte in Europa machtlos gegenüber
Infektionskrankheiten wie Pocken (an denen etwa 30 % der Erkrankten
starben), Kinderlähmung und Masern.
Durch ein konsequentes Impf- und Bekämpfungsprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Gesundheitsorganisationen wurde
erreicht, dass 1980 die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden
konnte. Die Pockenimpfung selbst ist eine nicht ganz komplikationsfreie
Lebendimpfung gewesen und wird heutzutage nicht mehr durchgeführt, da
keine unmittelbare Bedrohung mehr besteht.
Im Jahr 1980 setzte sich die WHO die globale Ausrottung der Poliomyelitis
(Kinderlähmung) als Ziel. Drei der sechs WHO-Regionen sind inzwischen als
„Polio-frei“ zertifiziert (Amerika 1994, Westpazifik 2000, Europa 2002).
60
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Verantwortungsvoll aufklären
Folie
13
Impfungen verhindern erneute Epidemien.
Erklärtes Ziel der WHO ist es auch, die Masern auszurotten. Derzeit ist dies
auf den Kontinenten Nordamerika und Australien sowie in Skandinavien
gelungen. In Deutschland wird die Masernimpfung seit 1973 empfohlen und
heute sind etwa 92 % der Schulanfänger geimpft. Deutschlandweit gab es
nach Angaben des Robert Koch Insitituts (RKI) im Jahr 2013 21,6 Masernfälle
pro 1.000.000 Einwohner (1.769 gemeldete Masernfälle), im Jahr 2014
waren es 5,4 Masernfälle pro 1.000.000 Einwohner (444 gemeldete Masernfälle). Bezogen auf die einzelnen Bundesländer gab es im Jahr 2014 die
meisten Masernfälle in Berlin (133) und Bayern (114). Immer wieder entstehen lokale Ausbrüche der Masern, von denen insbesondere ungeimpfte
Kinder betroffen sind, beispielsweise Masernepidemien inklusive schwerer
Komplikationen und Todesfälle. Diese Ausbrüche bleiben Dank der hohen
Durchimpfung jedoch meist regional begrenzt.
Impfkomplikationen stehen in keinem Verhältnis zu Krankheitskomplikationen.
Bei der geringen Zahl der Impfreaktionen muss noch einmal unterschieden
werden zwischen normalen Impfreaktionen, die mild verlaufen und schnell
wieder abklingen, und den extrem selten auftretenden Impfkomplikationen
wie einem allergischen Schock. Ein dauerhafter Impfschaden, wie beispielsweise eine Lähmung durch die Impfung gegen Kinderlähmung, tritt extrem
selten auf und wird zudem durch Weiterentwicklung der Impfstoffe (gegen
Kinderlähmung wird heute nur noch ein Totimpfstoff eingesetzt) immer
mehr ausgeschlossen.
Eltern müssen sachgerecht, wertfrei aufgeklärt werden.
Die Schutzimpfung ist freiwillig, und Eltern können sich dafür oder dagegen
entscheiden. Eine sachgerechte Information wird Eltern helfen, die richtige
Entscheidung zu treffen und Ängste und Unsicherheiten abzulegen.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quelle:
[1] Robert Koch Institut: Überblick über die Epidemiologie der Masern in 2014 und aktuelle
Situation in 2015 in Deutschland, Epidemiologisches Bulletin Nr. 10, 9. März 2015
www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/10_15.pdf?__
blob=publicationFile
61
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Informationen für Multiplikatoren
Kompetenzen:
• Internetadressen für weitere Informationen und häufige Fragen kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
14
STIKO-Empfehlungen aktuell (Robert Koch-Institut):
www.rki.de
Forum impfende Ärzte:
www.forum-impfen.de
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Informationen zu Impfstoffen und mehr (Paul-Ehrlich-Institut):
www.pei.de
62
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Informationen für Eltern
Kompetenzen:
• kostenloses Infomaterial für die Weitergabe an Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
15
Zum Thema Impfen gibt es gut aufbereitetes Infomaterial in Form von
Broschüren, das sich zur Weitergabe an interessierte oder auch besorgte
Eltern eignet.
Empfehlenswert sind beispielsweise folgende kostenlose Angebote:
• www.impfenaktuell.de/service/infomaterial/
• www.bzga.de/infomaterialien/impfungen-sicherer-schutz-vorinfektionskrankheiten-fuer-kinder/impfungen-sicherer-schutz-vorinfektionskrankheiten-fuer-kinder-deutsch/
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Die Broschüre der BZgA liegt auch in Russisch, Türkisch, Arabisch,
Englisch vor.
63
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
4. Impfen
Praxisübung
Kompetenzen:
• Ansprache der Eltern und sachgerechte Aufklärung üben.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
optional
je nach Diskussionsverlauf und verbleibender Zeit
10 Minuten Übung
Begleittext:
Folie
16
Was würden Sie Eltern mit diesen Fragen raten?
Der Referent fragt die Teilnehmer, welche Fragen von besorgten Eltern zum
Thema Impfen gestellt werden könnten. Die Fragen werden auf dem Flipchart gesammelt. In Kleingruppen haben die Teilnehmer nun die Möglichkeit,
sich kurz Gedanken zur Beantwortung der Fragen und damit zur sachgerechten Aufklärung der Eltern zu machen. Anschließend werden die Antworten
der Gruppe vorgelesen.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
OPTIONAL
64
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 4 – Impfen
5. Rauchfrei
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
Folie
1
Rauchfrei – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Folie
2
Den Teilnehmer/-innen werden in der Fortbildungseinheit „Rauchfrei“ Daten
und Fakten zum Rauchverhalten von Erwachsenen in Deutschland vorgestellt.
Die Folgen der Tabakrauch-Exposition in Schwangerschaft und Säuglingsalter
werden beleuchtet. Die herausragende Bedeutung der rauchfreien Umgebung
zur Allergieprävention wird aufgezeigt. Die positiven Auswirkungen einer
rauchfreien Umgebung sowie Übungen zur Ansprache insbesondere rauchender Eltern sind ebenfalls Inhalte dieser Einheit. Den Teilnehmer/-innen wird
ihre Verantwortung zur sachgerechten Aufklärung bewusst gemacht und sie
werden dazu ermuntert, regionale Beratungsangebote und Broschüren zur
Weitergabe an Eltern bereitzuhalten.
65
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Aktuelle Empfehlungen
Kompetenzen:
• wissen, dass Schwangere, Kinder und Stillende konsequent vor Tabakrauch
geschützt werden sollen (Empfehlungsklasse A der S3-Leitlinie).
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
3
Es gibt kaum eine Empfehlung, die so eindeutig wissenschaftlich belegt ist,
wie die Empfehlung zur Rauchvermeidung. Dabei erhöht sowohl aktives als
auch passives Rauchen während der Schwangerschaft, Still- und Säuglingszeit
das Risiko des Kindes für eine allergische Atemwegserkrankung. Auch die
Belege für ein deutlich erhöhtes Asthmarisiko bei Kindern, in deren Umgebung geraucht wird, sind unbestritten. Die Empfehlung wurde in der Leitlinie
mit der Empfehlungsklasse A ausgesprochen.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Aktive und passive Exposition gegenüber Tabakrauch erhöhen das
Allergierisiko (insbesondere das Asthmarisiko) und sind zu vermeiden.
Dies gilt bereits während der Schwangerschaft. (A)
66
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• wissen, dass der Anteil der Raucher/-innen in der Altersgruppe der
Familiengründer bzw. Familien mit kleinen Kindern am höchsten ist.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
4
Anteil der Raucherinnen und Raucher in verschiedenen Altersgruppen
In Deutschland rauchen etwa 28 % der Frauen und 31 % der Männer. Am
stärksten verbreitet ist das Rauchen bei jungen Erwachsenen und bei Personen mit niedrigem Sozialstatus.
In der Altersgruppe der 18–29-Jährigen rauchen 30 % der jungen Frauen und
gut 34 % der jungen Männer täglich. Gerade in dieser Altersgruppe bekommen viele Frauen ihr erstes Kind. Zwischen 30 und 44 Jahren rauchen noch
rund 25 % der Frauen und 32 % der Männer täglich. [1]
Auch in diesem Alter gibt es viele Schwangerschaften und die meisten
Haushalte mit kleinen Kindern. Erst im fortschreitenden Alter (ab 65 Jahre)
wird nennenswert weniger geraucht. Angesichts dieser Zahlen wird die
Bedeutung von Maßnahmen zum Rauchverzicht bzw. zur Rauchvermeidung
besonders deutlich. [1]
Zum Nachlesen:
Zahlen und Fakten zum Rauchen:
www.rauchfrei-info.de
Jahresbericht Sucht 2010, www.dhs.de/web/datenfakten/tabak.php
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Robert Koch Institut
Faktenblatt zu GEDA 2012: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“, www.gbe-bund.de/pdf/GEDA_2012_rauchen.pdf
Quelle:
[1] Lampert T, von der Lippe E. (Robert Koch Institut): Verbreitung des Rauchens in der
Erwachsenenbevölkerung in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit
Erwachsener in Deutschland (DEGS1), Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 5/6 · 2013
http://edoc.rki.de/oa/articles/reOZq3ixOGRrQ/PDF/228PlqRb1pJAU.pdf
67
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• wissen, dass im Durchschnitt 13 % der Schwangeren zu Beginn der
Schwangerschaft rauchen und die meisten von ihnen weiterrauchen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
5
Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums rauchen im Durchschnitt zu Beginn der Schwangerschaft 13 % der werdenden Mütter.
Etwa ein Viertel der Raucherinnen gibt das Rauchen während der Schwangerschaft auf – dies gelingt rund zwei Dritteln davon während des ersten
Trimenons. Dabei fällt Erstgebärenden ein Rauchstopp leichter als Raucherinnen, die schon Kinder haben. Bis zu 70 Prozent der Raucherinnen, die
während der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufhören, nehmen den
Konsum innerhalb eines Jahres nach der Entbindung wieder auf. [1]
Die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen, variiert je
nach Literaturquelle. Die Analyse der Deutschen Perinatalerhebung der Jahre
2007–2011 ergab beispielsweise, dass rund 11 % der Frauen in der Schwangerschaft rauchen. Daten zum Rauchstopp in der Schwangerschaft wurden
hier jedoch nicht erhoben.
Fakt ist: Der Anteil der Raucherinnen in der Schwangerschaft ist in den
letzten Jahre rückläufig. So rauchten in den Jahren 1995 bis 1997 noch
23,5 % der Frauen während der Schwangerschaft. [2]
Werdende Mütter sollten in der Schwangerenberatung weiter dazu motiviert
werden, auf das Rauchen zu verzichten.
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Zum Nachlesen:
Robert Koch Institut: Gesundheitsberichterstattung (GBE) 3/2010 Gesundheitsrisiko Passivrauchen, www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/
Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2010_3_Gesundheitsrisiko_
Passivrauchen.pdf?__blob=publicationFile
Quellen:
[1] Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle Band 14, Schutz der Familie vor Tabakrauch
Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg 2010
www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/RoteReihe/Band_14_Schutz_der_
Familie_vor_Tabakrauch.pdf
[2] Scholz R et al: Analyse der Deutschen Perinatalerhebung der Jahre 2007–2011 und Vergleich
mit den Daten von 1995–1997: maternale Charakteristika. Geburtshilfe Frauenheilkd 2013;
73(12): 1247–51. doi: 10.1055/s-0033-1350830
www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0033-1350830.pdf
68
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• die schädliche Wirkung des aktiven sowie passiven Rauchens einschätzen
können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
Passivrauchen ist Rauchen!
85 % eines mit Tabakrauch gefüllten Raums bestehen aus dem so genannten
Nebenstromrauch. Passivrauchende Nichtraucherinnen und Nichtraucher
sowie vor allem Kinder und Säuglinge sind dadurch einer erheblichen
gesundheitlichen Gefährdung ausgesetzt.
Brennt eine Zigarette, verglühen bei Temperaturen von 500 °C bis 950 °C ihre
Bestandteile und es entstehen zwei Arten von Rauch: der Hauptstromrauch
und der Nebenstromrauch. Der Hauptstromrauch bildet sich beim so
genannten „Zug“ an der Zigarette. Der Rauch, der zwischen den Zügen
entsteht wird Nebenstromrauch genannt. Beide Formen setzen sich aus den
gleichen Inhaltsstoffen zusammen, allerdings in unterschiedlichen Konzentrationen. Viele der über 4.000 Giftstoffe, von denen viele krebserregend und
die meisten plazentagängig sind, kommen in höherer Konzentration im
Nebenstromrauch vor. Zum Beispiel enthält dieser doppelt so viel Kohlenmonoxid wie der Hauptstromrauch. Auch andere Gifte, wie Benzol, Cadmium,
Blei etc. sind im Nebenstromrauch höher konzentriert. Seine Partikel sind
kleiner und können somit leicht tief in die Lungenbläschen (Lungenalveolen)
eindringen und sich dort ablagern. [1]
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Zusatzwissen:
Passivrauchen
Über 2,2 Millionen Kinder im Alter bis zu 5 Jahren leben in Deutschland in
einem Haushalt mit mindestens einer rauchenden Person. Insgesamt liegt die
Anzahl der Kinder und Jugendlichen (Personen bis 17 Jahre) in solch einem
Raucherhaushalt bei 8,4 Millionen, d. h. jedes zweite Kind/jeder zweite
Jugendliche ist betroffen.
Zum Nachlesen:
Info zu Schadstoffübertragung aus Textilien und Auswirkung auf Nervenzellen
des Babys: www.hohenstein.de/SITES/presse.asp (Stichwortsuche: Wenn
Babys mitrauchen)
Quelle:
[1] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
69
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Benzol in der Innenraumluft
Kompetenzen:
• wissen, dass Innenräume, in denen geraucht wird, häufig stärker mit Benzol
belastet sind als es der Grenzwert für die Außenluft – beispielsweise an
Tankstellen(!) – erlaubt.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Folie
7
Begleittext:
Trotz zahlreicher Antiraucherkampagnen sind Kinder durch das Passivrauchen
nach wie vor stark belastet. Das konnten Daten aus dem Kinder-UmweltSurvey (KUS 2006) anhand des krebserregenden Benzols in der Innenraumluft belegen. Der Grenzwert für Benzol in der Außenluft, beispielsweise an
Tankstellen, liegt laut EU-Verordnung bei 5 μg/m3.
In 44 % der Haushalte, in denen täglich geraucht wird, ist der mit Zustimmung der Familie gemessene Benzolgehalt in der Innenraumluft höher als der
Grenzwert für die Außenluft!
Dasselbe gilt für 18 % der Haushalte, in denen nicht täglich geraucht wird
und für 8 % der Haushalte in denen nie geraucht wird.
Der EU Grenzwert für Benzol in der Innenraumluft in Raucherhaushalten wird
6-mal häufiger überschritten als in Nichtraucherhaushalten.
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Zum Nachlesen:
Informationen zu Benzol in Innenräumen
www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_10_benzol.pdf
70
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Je mehr Rauch – desto weniger Baby!
Kompetenzen:
• die Folgen des Rauchens während der Schwangerschaft auf das Geburtsgewicht des Kindes kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
8
Der Rauch einer Zigarette führt bei der Schwangeren sofort zu einer verminderten Durchblutung des Embryos, der Plazenta und der Gebärmutter. Die
Folge ist eine verschlechterte Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr. Je öfter diese
Phasen der Unterversorgung eintreten, desto gravierender sind die Folgen für
die Entwicklung des Kindes. Während ein durchschnittliches Baby einer
Nichtraucherin bei der Geburt 3.408 g wiegt, bringt ein Baby einer Raucherin, die 1 bis 5 Zigaretten am Tag raucht, schon etwa 120 g weniger auf die
Waage (3.289 g). Ab 20 Zigaretten verringert sich das durchschnittliche
Geburtsgewicht noch weiter auf 3.060 g – also etwa 350 g weniger als Babys
von Nichtraucherinnen.
Die Kinder rauchender Mütter sind bei der Geburt zwar kleiner und leichter,
später sind sie aber oftmals dicker und haben einen höheren Blutdruck als
Kinder von Nichtraucherinnen. [1]
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Quelle:
[1] Deutsches Krebsforschungszentrum: Schutz der Familie vor Tabakrauch. Heidelberg, 2010,
S. 48, Abb. 31.
71
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Eine rauchfreie Umgebung schützt!
Kompetenzen:
• die positiven Auswirkungen einer rauchfreien Schwangerschaft kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
9
Aufhören lohnt sich! Hören schwangere Frauen in den ersten 3 Monaten,
oder besser noch, vor der Schwangerschaft auf zu rauchen, können die
Bedingungen für das Kind entscheidend verbessert werden.
Durch eine rauchfreie Schwangerschaft wird:
• die Häufigkeit von allergischen Erkrankungen – insbesondere Asthma –
um ein Drittel gesenkt. [1]
• das Risiko einer Fehlbildung gesenkt
Das Risiko fetaler Fehlbildungen kann sich durch die giftigen Stoffe im
Tabakrauch deutlich erhöhen. Beispielsweise steigt das Risiko für eine
Lippen-Gaumenspalte bereits bei einem mütterlichen Zigarettenkonsum
von 1–10 Zigaretten/Tag um 50 %. [2]
• die Möglichkeit einer Frühgeburt um die Hälfte reduziert.
Rauchen ist für etwa 15 % der Frühgeburten verantwortlich!
• das Risiko einer Totgeburt um ein Drittel gesenkt.
Tabakkonsum erhöht das Risiko einer Totgeburt deutlich. Bei einem
Konsum von über 20 Zigaretten pro Tag erhöht sich das Risiko einer
Totgeburt aufgrund einer Plazentaablösung auf mehr als das Doppelte
im Vergleich zu nichtrauchenden Müttern. [2]
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• die Gefahr des plötzlichen Kindstods um mehr als die Hälfte gesenkt.
Sind Säuglinge häufig Tabakrauch ausgesetzt, besteht ein 2,5fach erhöhtes
Risiko des plötzlichen Kindstods (Sudden Infant Death Syndrome = SIDS).
Es wird vermutet, dass mehr als die Hälfte der 228 SIDS-Todesfälle im
Jahr 2007 in Deutschland hätte vermieden werden könnten, wenn die
betroffenen Säuglinge nicht dem Passivrauchen ausgesetzt gewesen wären.
[2]
Quellen:
[1] Strachan und Cook, Metaanalysen
[2] Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle Band 2,
Deutsches Krebsforschungszentrum 2003
72
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Beratungsgespräch zum Nichtrauchen!
Kompetenzen:
• wichtige Regeln für eine motivierende Gesprächsführung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
Der Schutz von Kindern vor Tabakrauch kann durch Mithilfe von beispielsweise Hebammen oder Ärzten deutlich verbessert werden, denn aufgrund
mehrfacher gesundheitsbezogener Kontakte zu den werdenden Eltern
besteht eine gute Interventionsmöglichkeit. Der Grund, warum davon noch
nicht ausreichend Gebrauch gemacht wird, besteht oftmals in der Unsicherheit darüber, wie ein Beratungsgespräch über die Thematik Tabak und
Passivrauchen erfolgreich gestaltet werden kann.
Wichtige Aspekte bei der Beratung sind:
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• Verständnis und Anteilnahme zeigen.
• Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und Lebensumstände.
Eine aufdrängende und moralisierende Gesprächshaltung sollte unbedingt
vermieden werden. Die individuellen Wert- und Lebensvorstellungen
sollten respektiert werden. „Aktives Zuhören“ mit Rückfragen und Zusammenfassen von Gesprächsinhalten sowie Verbalisieren von Gefühlen können
hier gezielt genutzt werden.
Problembereiche sollten möglichst präzise analysiert werden, um anschließend klare Ziele formulieren zu können, die für die (werdenden) Eltern/
Mütter akzeptabel und umsetzbar sind.
• Sensibel Aufklären und Empfehlungen aussprechen.
• Freiheit lassen und Wahlmöglichkeiten bieten.
Zunächst sollte der Berater den Informationsstand der (werdenden) Eltern/
Mütter erkunden, denn Grundvoraussetzung für eine Verhaltensänderung
ist die Kenntnis über Risiken und Konsequenzen der derzeitigen Verhaltensweisen. Dabei kann eine erste Einschätzung der individuellen Lage durch
den Berater vorgenommen werden, um anschließend gemeinsam mit den
(werdenden) Eltern/Müttern Lösungswege zu suchen. Die (werdenden)
Eltern/Mütter müssen ihre Entscheidungen dabei selber treffen können
(Verantwortlichkeit liegt bei der Mutter). Die Aufgabe des Beraters ist es,
verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ein Ziel erreicht werden kann.
73
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Beratungsgespräch zum Nichtrauchen!
Hinweis: Studien belegen,
dass die Motivation zum Nikotinverzicht in der Schwangerschaft
besonders hoch ist. Durch gezielte
Ansprache und motivierenden
Beistand kann im Praxisalltag viel
erreicht werden.
Folie
10
• Aktive Hilfe und Unterstützung anbieten.
• Bestärkendes Lob für die Bemühungen um den Nikotinverzicht.
Ehrliches Interesse an dem Wohlergehen der (werdenden) Eltern/Mütter
kann den Willen zu Verhaltensänderungen bestärken und die Erfolgsaussichten steigern. Die Begleitung der (werdenden) Eltern/Mütter sollte auch
aktiv durch den Berater erfolgen: Nachfragen nach dem Wohlergehen,
Hilfsangebote machen, loben etc.
• Ergänzende Hilfen (wie z. B. Broschüren, Kursangebote, Selbsthilfegruppen, Beratungsmöglichkeiten).
Ausführliche Beratung und Unterstützung bei der Verhaltensänderung ist
im Arbeitsalltag/Praxisalltag häufig nicht zu leisten. Für diesen Fall sollten
den (werdenden) Eltern/Müttern konkrete Adressen und Ansprechpartner
genannt werden, bei denen sie diese Hilfe zuverlässig bekommen können
( siehe Folien 15, 16). [1]
Zum Nachlesen:
Rauchfrei in der Schwangerschaft – Leitfaden für die Beratung Schwangerer
zum Rauchverzicht, herunterladen oder bestellen unter:
www.rauchfrei-info.de/fileadmin/main/data/Dokumente/Leitfaden_fuer_
die_Beratung_Schwangerer.pdf
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Quelle:
[1] Rauchfrei in der Schwangerschaft – Leitfaden für die Beratung Schwangerer zum
Rauchverzicht, S. 6–9
74
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Praxisübung
Kompetenzen:
• Maßnahmen für eine rauchfreie Umgebung des Kindes mit den Eltern
erarbeiten können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
10 Minuten Arbeitszeit
10 Minuten Diskussion
(Folie 13 kann als Zusammenfassung der Übung dienen)
Folie
11
Begleittext:
Schaffen Sie eine rauchfreie Umgebung
Die wirkungsvollste Maßnahme für eine rauchfreie Umgebung ist der
Rauchstopp der Eltern. In der Schwangerschaft kann das heranwachsende
Kind nur dann geschützt werden, wenn die Mutter nicht raucht. Eine
Beratung zum Rauchstopp bzw. ein Verweis an kompetente Partner, die den
Rauchstopp begleiten, sollte deswegen immer Bestandteil der Beratungen
sein. In der Praxis wird jedoch nicht jede Schwangere zum Rauchstopp bereit
sein. Um dem Kind trotzdem Möglichkeiten zu schaffen, in einer rauchfreien
Umgebung aufzuwachsen, sollen hier Maßnahmen zur akuten Verbesserung
der Situation besprochen werden.
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Das Kind in einer rauchfreien Umgebung heranwachsen zu lassen bedeutet
für Haushalte, in denen (noch) geraucht wird, eine bewusste Verhaltensänderung.
Bei dieser Übung erarbeiten die Teilnehmer/-innen Maßnahmen, wie das
Kind möglichst rauchfrei aufwachsen kann. Als Grundlage für die Übung stellt
der Referent ein Fallbeispiel vor, in dem beide Eltern rauchen und kein
Balkon/Terrasse vorhanden ist. Für die Übung können die Teilnehmer/-innen
dieses Fallbeispiel aufgreifen, oder sich eine andere Situation (alleinerziehende Mutter, rauchende Mitbewohner etc.) ausdenken.
Beispiele für Rauchfrei-Maßnahmen sind:
• Zum Rauchen wird grundsätzlich die Wohnung verlassen.
• Auch Gäste und Familienmitglieder verlassen zum Rauchen die Wohnung.
• Das Auto ist rauchfrei.
• Die Freizeitgestaltung ist rauchfrei.
• Das erste Ziel ist hierbei die Schaffung einer rauchfreien Umgebung für das
Kind. Wenn die Eltern sich darüber hinaus zu einem Rauchstopp entscheiden, sollte auch auf weiterführende Beratungsangebote ( siehe Folie 16)
verwiesen werden.
75
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Praxisübung
Kompetenzen:
• motivierende Gespräche zur Rauchvermeidung mit den Eltern üben.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
alternativ zu Praxisübung „Schaffen Sie eine rauchfreie Umgebung“
10 Minuten Arbeitszeit
10 Minuten Diskussion
Folie
12
Begleittext:
Einstieg in ein motivierendes Gespräch
Bei dieser Übung wird eine motivierende Gesprächsführung mit Eltern, die in
Anwesenheit ihres Kindes rauchen, geübt. Ziel ist es, einen empathischen
Einstieg zu finden und den Eltern zu vermitteln, dass jeder Schritt in Richtung
„Rauchfreiheit“ ein Gewinn für die Gesundheit des Kindes ist.
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Zum Nachlesen:
Rauchfrei in der Schwangerschaft – Leitfaden für die Beratung Schwangerer
zum Rauchverzicht, herunterladen oder bestellen unter:
www.bzga.de/botmed_31520000.html
76
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Schritt für Schritt zum Ziel:
Eine rauchfreie Umgebung für das Kind!
Kompetenzen:
• Schritte zu einer rauchfreien Umgebung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
6 Minuten Vortrag und Diskussion
Begleittext:
Folie
13
Eltern, die sich nicht zu einem Rauchverzicht entscheiden können, sollten
durch Beratung befähigt werden, unbedingt das Kind vor Rauch zu schützen.
Zunächst sollte der Rauchstatus aufgenommen werden: Ist das Kind direktem
Tabakrauch ausgesetzt? Wenn ja, an welchen Orten ist das Kind dem
Tabakrauch ausgesetzt? Aus den Ergebnissen kann dann zusammen mit den
Eltern nach Lösungswegen gesucht werden.
Wenn in der Familie z. B. in allen Räumen der Wohnung geraucht wird oder
das Kind im Auto sowie bei Freunden, Verwandten etc. dem Tabakrauch
ausgesetzt ist, dann kann es sinnvoll sein, in einem ersten Schritt die folgenden Maßnahmen anzustreben:
• nicht in Anwesenheit des Kindes/der Schwangeren rauchen,
• in der Wohnung nur am weit geöffneten Fenster oder in einem dafür vorgesehenen Raum rauchen,
• im Auto nur in Abwesenheit von Kind oder Schwangerer rauchen und dabei das Fenster weit öffnen,
• in der Freizeit Nichtraucherbereiche aufsuchen und auch bei Freunden
und Verwandten das Passivrauchen vermeiden.
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Sollten diese Maßnahmen bereits mit Erfolg umgesetzt werden, könnte das
folgende Vorgehen einen umfangreicheren Schutz des Kindes gewährleisten:
• in der Wohnung nie rauchen und stattdessen immer Balkon/Terrasse
oder Garten – bei geschlossener Tür nutzen,
• im Auto generell nicht rauchen,
• in der Freizeit nur Einrichtungen besuchen, in denen Rauchen verboten
ist (Rauch aus Raucherzonen verbreitet sich überall).
Die Nichtraucherschutz-Gesetze sind in den Bundesländern unterschiedlich
geregelt. Einen Überblick bietet folgende Übersicht:
www.pro-rauchfrei.de/wir-informieren/ueberblick-ueber-nichtraucherschutzgesetze-in-den-einzelnen-bundeslaendern
Wenn Eltern sich zum Rauchstopp entschließen, kann eine zusätzliche
Beratung durch qualifizierte Fachkräfte sinnvoll sein ( siehe Folie 16).
77
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Informationen für Multiplikatoren
Kompetenzen:
• Weiterführende Literatur zur Raucherberatung und zu Gesundheitsgefahren
des Rauchens kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
14
Rauchfrei in der Schwangerschaft – Leitfaden für die Beratung Schwangerer zum Rauchverzicht
Das Manual enthält eine praxisnahe Anleitung zur Beratung schwangerer
Raucherinnen. Im Manual befinden sich Hinweise auf ergänzende Hilfsangebote und Medien, die an schwangere Patientinnen weitergegeben werden
können.
Leitfaden zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern
Der Beratungsleitfaden soll ein Wegweiser sein, das Rauchen im Patientenkontakt zu thematisieren und zum Rauchverzicht zu motivieren.
Multiplikator/-innen werden durch praxisnahe Hinweise und Tipps unterstützt, rauchende Personen auf den Weg zur Rauchfreiheit zu begleiten.
Gesund aufwachsen in rauchfreier Umgebung – Leitfaden für Kinderärzte
Mit dem Leitfaden wird eine praxisnahe Anleitung zur Verfügung gestellt,
das Rauchverhalten von Eltern im Alltag anzusprechen und dazu beizutragen,
besonders Säuglinge und Kinder vor den gesundheitlichen Risiken des
Passivrauchens zu schützen. Der Leitfaden richtet sich neben Kinderärzten
auch an Hebammen und Präventionsassistentinnen.
Diese und weitere Angebote zum kostenlosen Herunterladen oder bestellen
finden Sie auf der Internetseite der BZgA:
www.rauchfrei-info.de/informieren/materialien
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Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle:
Broschüren zu Themenschwerpunkten aus dem Bereich der Tabakprävention
und Tabakkontrolle, u. a. Zahlen, Daten, Fakten zu Rauchen und Passivrauchen in Deutschland:
• Passivrauchende Kinder – Frühe Schädigungen für ein ganzes Leben.
Band 2, DKFZ, Heidelberg
• Schutz der Familie vor Tabakrauch. Band 14, DKFZ, Heidelberg 2010
Kostenlos herunterladen unter: www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/
Rote_Reihe_Tabakpraevention_und_Tabakkontrolle.html
78
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Informationen für Eltern
Kompetenzen:
• empfehlenswerte Infomaterialien zur Weitergabe an die Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
15
Diese Materialien können kostenlos im Internet bestellt werden und
sollten von den Teilnehmer/-innen als Infomaterialien für Eltern genutzt
werden.
Rauchfrei in der Schwangerschaft – Ich bekomme ein Baby
Diese Broschüre bietet wichtige Informationen und Hinweise für Eltern rund
um das Thema Rauchentwöhnung während der Schwangerschaft.
Rauchfrei nach der Geburt – Das Baby ist da
Diese Broschüre bietet wichtige Informationen und Hinweise für Eltern, die
Geburt ihres Kindes zu nutzen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ihr Kind raucht mit
Dieses Faltblatt für Eltern enthält Informationen zum Thema Passivrauchen
und wie gefährlich die Gifte im Zigarettenrauch für Kinder sind.
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Kostenlos herunterladen oder bestellen auf der Internetseite der BZgA:
www.rauchfrei-info.de/informieren/materialien
79
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
5. Rauchfrei
Starke Partner für den Ausstieg
Kompetenzen:
• verschiedene weiterführende Beratungsangebote für Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
16
Angebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
Rauchfrei-Ausstiegsprogramm
Zur Unterstützung auf dem Weg in ein rauchfreies Leben bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Online-Programm zum Rauchausstieg an. Zahlreiche Hilfestellungen in Form von Tipps und Informationen
sollen dabei als eine Art stützendes „Geländer“ bzw. als „Wegweiser“ dienen.
Das Programm begleitet den Rauchausstieg über insgesamt 31 Tage.
Anmeldung unter: www.rauchfrei-info.de (kostenlos)
Beratungstelefon zum Nichtrauchen:
Es besteht die Möglichkeit, sich an das BZgA-Beratungstelefon zur Rauchentwöhnung, Tel. 01805 / 31 31 31* (montags bis donnerstags von 10 bis
22 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr) zu wenden.
*
kostenpflichtig 0,14 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.
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Das Angebot des Beratungstelefons der BZgA:
• professionelle Beratung und Unterstützung bei der Vorbereitung und
Planung des Rauchstopps
• bis zu 5 Rückrufe durch die BZgA-Telefonberatung während der Ausstiegsphase („proaktive Beratung“)
• Hilfe bei Rückfällen
• Informationen zu allen Fragen rund um das Rauchen und Nichtrauchen
• Vermittlung zu ambulanten Gruppenprogrammen und Beratungsstellen
bei Bedarf
• Zusendung von kostenlosem Informationsmaterial
Weitere örtliche Kursangebote:
Auskunft über qualifizierte Kursangebote „Rauchfrei in 10 Schritten“ in
Wohnortnähe können die Krankenkassen oder Wohlfahrtsverbände wie
Caritas, Diakonie, DPWV etc. geben. Eine anteilige Kostenerstattung durch
die Krankenkassen ist dabei möglich (nach § 20 SGBV).
Aktuelle Kursstandorte für „Rauchfrei-Kurse“, sortiert nach Bundesländern,
können über die folgende Homepage eingesehen werden:
www.rauchfrei-programm.de/index.php unter dem Stichwort „Kurssuche“
80
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 5 – Rauchfrei
6. Gesundes Wohnen
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
Folie
1
Gesundes Wohnen – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Folie
2
Den Teilnehmern werden in dieser Fortbildungseinheit Empfehlungen
zu einer gesunden Wohnumwelt vorgestellt. Im Hinblick auf die primäre
Prävention von Allergien betrifft dies die Bereiche Haustierhaltung,
speziell die Katzenhaltung, Hausstaubmilben, Vermeidung von Schimmel
und das Vermeiden von Luftschadstoffen, beispielsweise durch Renovieren
sowie durch Kfz-bedingte Emissionen. Konkrete Tipps zur Umsetzung der
Empfehlungen der S3-Leitlinie sowie weitergehender Informationen aus
dem Internet, die bei Bedarf individuell weiterhelfen können, sind Inhalt
dieser Fortbildungseinheit.
81
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Empfehlungen zur Wohnumwelt
Kompetenzen:
• relevante Bereiche zum Thema gesundes Wohnen im Rahmen der primären
Allergieprävention benennen können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
3
Die Empfehlungen zur primären Allergieprävention gelten im Hinblick auf
gesundes Wohnen grundsätzlich für Risiko- und Nichtrisikokinder. Eine
Ausnahme bildet lediglich die Haustierhaltung.
Rauchvermeidung ist zur Vorbeugung von Allergien von besonderer Relevanz und wird bzw. wurde in der Fortbildungseinheit „Rauchfrei“ eingehend
besprochen.
Die Minimierung der Exposition gegenüber Luftschadstoffen des Innen- und
Außenraums ist eine wichtige Maßnahme zur primären Allergieprävention.
Zu den Luftschadstoffen des Innenraums gehören flüchtige organische
Verbindungen, die beispielsweise bei Renovierungsarbeiten, aus Einrichtungsgegenständen oder Putzmitteln ausgasen können.
Bedeutende Luftschadstoffe des Außenraums sind vor allem die Kfz-Emissionen.
Ein Klima, das Schimmelpilzwachstum fördert, sollte vermieden werden.
Dabei sind hauptsächlich die Faktoren Feuchtigkeit und Temperatur in den
Innenräumen zu berücksichtigen.
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In Sachen Haustierhaltung wird empfohlen, bei Risikokindern keine Katzen
anzuschaffen. Es deutet vieles darauf hin, dass Risikokinder in einer katzenfreien Umgebung besser aufgehoben sind. Bei Nichtrisikokindern gibt es
jedoch keine Einschränkung in der Haustierhaltung.
82
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Aktuelle Empfehlungen: Haustiere
Kompetenzen:
• wissen, dass Familien mit erhöhtem Allergierisiko keine Katze anschaffen
sollen und für Kinder ohne erhöhtes Allergierisiko keine Notwendigkeit zur
Einschränkung in der Haustierhaltung besteht.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Folie
4
Begleittext:
Die Auswertung zahlreicher Studien lässt vermuten, dass die Katzenhaltung
bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko vermieden werden sollte. Die aktuelle
Empfehlung lautet daher, dass Risikokinder besser in einem Haushalt ohne
Katzen aufwachsen sollten.
In der S3-Leitlinie werden die verschiedenen Aspekte der Haustierhaltung
wie folgt beschrieben:
Personen ohne erhöhtes Allergierisiko sollten die Haustierhaltung nicht
einschränken.
Bei Risikokindern gilt: Familien mit erhöhtem Allergierisiko sollten keine
Katze anschaffen.
Da die Studienlage aber insgesamt widersprüchlich ist, wurde keine Empfehlung zur Abschaffung einer bereits im Haushalt lebenden Katze gegeben.
Dies sollte im Einzelfall entschieden werden.
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Hundehaltung und die Haltung anderer Haustiere ist nach derzeitigem
Kenntnisstand nicht mit einem höheren Allergierisiko verbunden.
(Empfehlungsklasse B)
83
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• wissen, dass die Katzenhaltung für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko
kritisch sein kann und bei der Beratung individuelle Lebensumstände
berücksichtigt werden sollen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Folie
5
Begleittext:
Für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko ist die praktische Umsetzung der
Empfehlungen zur Haustierhaltung nicht immer ganz einfach. Wenn die
Familie noch kein Haustier hat, sollte sie auf die Anschaffung einer Katze in
jedem Fall verzichten. Gegen die Anschaffung eines Hundes spricht jedoch
nichts. Wenn bereits eine Katze in der Familie lebt und sich ein Kind mit
erhöhtem Allergierisiko ankündigt, gilt eigentlich die Empfehlung: „Haustiere
müssen weder an- noch abgeschafft werden“. Allerdings gilt gleichzeitig
die Aussage: „Bei allergiegefährdeten Kindern sollte die Katzenhaltung
vermieden werden“. Letztendlich muss die Familie diese Entscheidung für
sich treffen, denn auch die Leitlinie lässt einen gewissen Spielraum zu.
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Einfach bleibt die Empfehlung zur Haustierhaltung in Familien ohne erhöhtes
Allergierisiko: Es gibt keinen Grund für eine Einschränkung!
84
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Aktuelle Empfehlungen: Hausstaubmilben
Kompetenzen:
• wissen, dass hygienische Maßnahmen zur Minimierung von Hausstaubmilben zur Allergieprävention nicht empfohlen werden.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
Hinweis: Bei bereits bestehender Allergie gegenüber Hausstaubmilben müssen nach wie vor
Maßnahmen zur Minimierung der
Exposition ergriffen werden.
Hausstaubmilben und deren Hinterlassenschaften in Form von Kot findet
man massenhaft in Matratzenstaub sowie auf Sofas, Teppichen, in Kissen
und Kuscheltieren. Diesem zu Leibe zu rücken war einst das Ziel zur Vorbeugung von Allergien. Aus Studien mit Risikokindern weiß man heute jedoch,
dass es keine Auswirkung auf das Auftreten von Allergien hat, wenn die
Milbenbelastung durch aufwendige Maßnahmen verringert wird. [1]
In der S3-Leitlinie heißt es deshalb:
Zur Primärprävention können spezifische Maßnahmen, z. B. milbenallergendichter Matratzenüberzug (Encasing) zur Reduktion der Exposition gegenüber Hausstaubmilbenallergenen nicht empfohlen werden. (B)
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Quelle:
[1] Custovic A, Woodstock A.: Clinical effects of allergen avoidance. Clin Rev Allergy Immunol
2000; 18(3): 397–419.
85
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• wissen, dass extreme Maßnahmen zur Staubreduktion keinen präventiven
Nutzen bringen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
7
Allzu viel Anstrengung im Kampf gegen Staub und damit Hausstaubmilbenallergenen ist nicht notwendig. Das bedeutet aber nicht, dass eine hohe
Hausstaubbelastung ebenso unbedenklich ist. Das normale Maß an hygienischen Maßnahmen ist der richtige Weg:
• Betten regelmäßig beziehen.
Etwa alle zwei Wochen sollten Betten frisch bezogen werden. Im Bett
befinden sich die meisten Hausstaubmilben, denn sie ernähren sich von
den abgeschilferten Hautzellen, die wir Nacht für Nacht auf unserer
Matratze zurücklassen. Die richtige Temperatur und eine durch das nächtliche Schwitzen verursachte hohe Luftfeuchtigkeit sind optimale Lebensbedingungen für die Spinnentierchen. Auch wenn die Vorstellung dieser
Bettgemeinschaft unangenehm ist, im Grunde schadet sie nicht. Um ein
„normales“ Maß an Milbenbevölkerung nicht zu überschreiten, reicht es,
Bettzeug und Matratzen regelmäßig zu beziehen und morgens alles gut
auszulüften.
• Regelmäßig Staub saugen.
Im Staub sind sie zahlreich vorhanden – die Milbenallergene. Deswegen ist
es gut, wenn er sich leicht entfernen lässt. Das ist gewährleistet, wenn es
im Kinderzimmer nicht allzu viele offene Regale gibt und der Fußboden
überall leicht zugänglich ist – auch unter dem Bett.
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• Raumluftfeuchtigkeit möglichst unter 50 % (Lüften).
Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto angenehmer sind die Bedingungen für
Hausstaubmilben. Es macht deswegen Sinn, die Schlafräume ausgiebig zu
lüften und auf elektrische Luftbefeuchter und Wasserbehälter an Heizkörpern zu verzichten.
• Milde Allzweckreiniger fürs ganze Haus.
Antibakterielle, aggressive Putzmittel sind für normale hygienische Maßnahmen im Haus nicht nur unnötig, sondern stellen mit ihren Ausgasungen
eine weitere Belastung für die Innenraumluft dar. Mit einem milden Allzweckreiniger können Dreck und Staub in ausreichendem Maße entfernt
werden.
86
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Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Aktuelle Empfehlungen: Schimmel
Kompetenzen:
• wissen, dass schlecht gelüftete Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit
Schimmelpilzwachstum begünstigen können und zur Allergieprävention
vermieden werden sollen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Folie
8
Begleittext:
Schimmelpilze gehören zu unserer Umwelt. Sie sind im Grunde überall
nachweisbar. Bietet man ihnen einen guten Lebensraum, vor allem durch
hohe Luftfeuchtigkeit und wenig Durchlüftung, vermehren sie sich massenhaft. Dabei sind sie für das bloße Auge meist unsichtbar und treten nur dann
als Farbveränderung der Wände in Erscheinung, wenn der Befall schon sehr
stark ist. Da Schimmelpilze zu den Substanzen gehören, die häufig Allergien
auslösen, wird ihrem Vermeiden in der Allergieprävention große Beachtung
geschenkt.
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In der S3-Leitlinie heißt es:
Ein Innenraumklima, das Schimmelpilzwachstum begünstigt (hohe Luftfeuchtigkeit, mangelnde Ventilation), sollte vermieden werden.
(Empfehlungsklasse B)
87
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Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• wissen, wie Schimmel und Feuchtigkeit im Innenraum vorgebeugt werden
kann.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
9
Es sind nicht unbedingt die alten zugigen Wohnungen, die ein ungünstiges
Innenraumklima schaffen. Oft sind gut abgedichtete Fenster und Türen in
neueren Bauwerken in Verbindung mit nicht ausreichender Belüftung für eine
hohe Luftfeuchtigkeit und nachfolgende Schimmelbildung verantwortlich. Zur
primären Allergieprävention sollten diese Bedingungen allerdings ausdrücklich vermieden werden.
Eine einfache und effektive Maßnahme ist das richtige Lüften. Dabei sollten
die Fenster weit geöffnet – am besten sogar Durchzug hergestellt werden.
Steht das Fenster nur in Kippstellung, dann beträgt der Luftwechsel pro
Stunde im Vergleich zu einem ganz geöffneten Fenster nur etwa 10 %.
Mindestens 2-mal pro Tag sollten die Fenster in Schlafräumen weit geöffnet
werden und das etwa für 10 Minuten (Stoßlüften) oder für 5 Minuten mit
weit geöffnetem Fenster und offener/offenem gegenüberliegender/m Tür/
Fenster lüften (Querlüften).
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Hinter Möbeln und Schränken kann trotz guten Lüftens ein feuchtes Mikroklima bestehen. Zur Vermeidung hilft es, einen Zwischenraum zwischen Wand
und Möbelstück zu belassen, damit auch dort die Luft zirkulieren kann.
88
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Aktuelle Empfehlungen: Innenraumluftschadstoffe
Kompetenzen:
• Innenraumluftschadstoffe als Risikofaktoren für die Allergieentstehung
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
In der Innenraumluft lassen sich weit über Hundert flüchtige organische
Verbindungen (VOC = volatile organic compounds) nachweisen, die unter
anderem aus Möbeln, Putz- und Baumaterialien ausgasen können. Diese als
Innenraumluftschadstoffe bezeichneten Substanzen können die Schleimhäute
reizen und stehen im Verdacht, die Entstehung von Allergien zu fördern.
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In der S3-Leitlinie heißt es:
Es gibt Hinweise darauf, dass Innenraumluftschadstoffe das Risiko für
atopische Erkrankungen und insbesondere Asthma erhöhen können (z. B.
Formaldehyd, flüchtige organische Verbindungen, wie sie besonders durch
neue Möbel und bei Maler- und Renovierungsarbeiten freigesetzt werden
können). Die Exposition gegenüber Innenraumluftschadstoffen sollte
gering gehalten werden. (Empfehlungsklasse B)
89
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Flüchtige organische Verbindungen
Kompetenzen:
• Quellen flüchtiger organischer Verbindungen im Wohnbereich kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
11
Zu den leicht flüchtigen organischen Verbindungen gehören unter anderem
recht bekannte Stoffe wie Alkane (Benzin), Terpene (Terpentin, ätherische
Öle) oder Aromaten (Benzol, Toluol). Ihre Flüchtigkeit schon bei Raumtemperatur führt dazu, dass sie am Geruch wahrgenommen werden können und
innerhalb von Tagen bis Wochen ausgasen. Daneben gibt es auch die schwer
flüchtigen Luftschadstoffe, die noch jahre- bis jahrzehntelang ausgasen und
sich an Staubpartikel oder Oberflächen von Textilien und Tapeten haften. Zu
den bekanntesten schwer flüchtigen Luftschadstoffen zählen Weichmacher
(Phthalate) in Kunststoffen sowie Pentachlorphenol (PCP) und Lindan in Holzschutz und Teppichen.
Typische Quellen in Wohnungen sind:
• Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel
• Farben, Lacke, Verdünner
• Kleber/Klebstoffe (Parkett, Teppichboden, Tapeten, Hobbybereich usw.)
• Duftstoffe, Duftkerzen und Duftöle zur Raumbeduftung
• Bodenbeläge
• Massivholzmöbel aus Kiefern- und Fichtenholz.
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Bei der Einrichtung und Renovierung des Kinderzimmers sollte dies berücksichtigt werden, denn aus neuen Materialien werden besonders hohe
Konzentrationen an flüchtigen Verbindungen freigesetzt. Das schlechte
Raumklima kann sich besonders bei Kindern belastend auf die Gesundheit
auswirken. Reizungen der Schleimhäute, die zu geröteten, tränenden Augen,
Niesattacken und Fließschnupfen führen, oder auch die Entwicklung von
Allergien können durch eine hohe Schadstoffkonzentration in Innenräumen
ausgelöst werden. Dabei wirken die Schadstoffe in der Regel nicht direkt als
Allergene, sie können vielmehr die Allergiebereitschaft erhöhen oder eine
Reaktion provozieren beziehungsweise aufrechterhalten und verstärken.
So sind Schleimhäute, die bereits durch Schadstoffe geschädigt wurden, sehr
viel empfänglicher für Allergene. [1]
Quelle:
[1] Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V., Magazin Haut und Allergie, Mai 2010
90
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Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• Empfehlungen zur Minimierung von Luftschadstoffen des Innenraums
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
12
Die beste Empfehlung lautet, nicht erst zu renovieren kurz bevor das Kind
auf die Welt kommt bzw. wenn es frisch geboren ist.
In vielen Fällen wird aber dennoch renoviert, beispielsweise weil die Familie
in eine neue Wohnung oder ein neues Haus zieht. Dabei ist zu beachten: die
Schwangere sollte besser nicht beim Renovieren helfen, denn das Einatmen
der Schadstoffe schadet auch dem Kind. Ansonsten ist es sinnvoll Farben
und Baumaterialien ganz bewusst auszuwählen. Beispielsweise kann man
durch die Auswahl einer wasserlöslichen Farbe die Schadstoffbelastung bzw.
die Ausdünstungen senken. Auch sollten möglichst Arbeitsmaterialien ohne
Lösungsmittel und ohne Biozide (Schädlingsbekämpfungsmittel/-schutzmittel) verwendet werden. Grundsätzlich ist eine Beratung durch kompetente
Partner empfehlenswert.
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Hinweis: Guten Rat in Sachen
„gesund“ renovieren bekommt
man bei den Verbraucherzentralen bzw. über die Homepage des
Umweltbundesamts ( siehe
Folie 17).
91
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• Empfehlungen zur Minimierung von Luftschadstoffen des Innenraums
kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
13
Aus Möbeln und Spielsachen entweichen ebenfalls teilweise giftige Innenraumluftschadstoffe, und das nicht nur bei „Billigware“. Gebrauchte Möbel
und Spielsachen sind vielfach empfehlenswerter, da sie nicht mehr so viele
flüchtige organische Verbindungen ausgasen. Wenn Neues angeschafft wird,
sollte es unbedingt auslüften, bevor es ins Kinderzimmer kommt!
Der Auslüftungsprozess ist erst dann weitgehend abgeschlossen, wenn man
nichts mehr riecht.
Außerdem ist Massivholz dem Spanholz vorzuziehen, da Letzteres häufig
Formaldehyd enthält und ausgast. Doch auch bei Massivholz gasen je nach
Oberflächenbehandlung (auch biologisch) Terpene etc. aus.
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Einen Anhaltspunkt bei der Auswahl von Möbeln und Spielsachen können
auch Gütesiegel und Prüfzeichen liefern ( siehe Folie 14).
92
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Beispiele für Prüf- und Gütezeichen
Kompetenzen:
• Prüf- und Gütezeichen sowie deren Merkmale kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
14
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Hinweis: Wer genauere
Informationen über bestimmte
Label sucht, findet eine gute
Übersicht im Internet unter:
www.label-online.de
(ein Informationsangebot der
Verbraucherinitiative e. V.)
Beim Einkauf von Spielzeug, Haushaltsgegenständen oder anderen Produkten
können Label, Gütesiegel oder Prüfzeichen eine wichtige Orientierungshilfe
für sichere und hochwertige Qualität darstellen. Die große Vielfalt macht die
Auswahl allerdings schwierig. Im Folgenden werden einige Label vorgestellt,
die für Eltern bei unterschiedlichen Fragestellungen (Schadstofffreiheit,
Umweltverträglichkeit etc.) eine Orientierung beim Einkauf bieten können.
Gütezeichen, z. B. Blauer Engel
Gütezeichen sind spezielle Label, die nach einem Prüfverfahren vom Deutschen Institut für Kennzeichnung und Gütesicherung e. V. (RAL genannt)
anerkannt worden sind. Bei den RAL-Gütezeichen steht die Qualitätssicherung im Vordergrund. Ein empfehlenswertes Gütezeichen ist der Blaue Engel,
der sowohl für Matratzen als auch für Tapeten und Polstermöbel vergeben
wird. Ein besonderes Anforderungskriterium ist die gesundheitliche Unbedenklichkeit, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht.
Umweltzeichen, z. B. EU-Ecolabel
Das EU-Ecolabel zeichnet beispielsweise emissions- und schadstoffarme
Farben und Lacke oder auch harte Bodenbeläge, Matratzen, Waschmittel und
Textilien aus. Neben der Umweltverträglichkeit spielt die geringe Gesundheitsbelastung eine große Rolle.
Test-Label, z. B. Stiftung Warentest
Test-Label werden von Institutionen wie STIFTUNG WARENTEST oder ÖKO
TEST vergeben. Sie weisen Verbraucher auf Testergebnisse zu einer bestimmten Produktreihe oder Dienstleistung hin. Oft ist bei einem Test-Label das
Qualitätsurteil in Form einer Note („sehr gut“ bis „mangelhaft“) ausgedrückt.
Manchmal wird auch der Aufdruck „Testsieger“ hinzugefügt. Dies bedeutet,
dass ein Produkt oder ein Dienstleistungsangebot innerhalb einer Testreihe
mit der Bestnote abgeschnitten hat (hierbei auf das Datum des Tests achten!).
Während Hersteller aus Marketinggründen nur positive Testergebnisse auf
ihre Waren drucken, können Verbraucher die Testergebnisse aller getesteten
Produkte in der Regel beim Testinstitut erfahren (teilweise in Zeitschriften
wie „test“, „ÖKO-TEST“).
93
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Beispiele für Prüf- und Gütezeichen
Folie
14
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Prüfzeichen, z. B. GS
Das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) kennzeichnet Produkte, die gesetzlich
geregelte sicherheitstechnische Anforderungen erfüllen. Das Produkt muss
demnach so beschaffen sein, dass Sicherheit und Gesundheit bei bestimmungsgemäßer Verwendung oder vorhersehbarer Fehlanwendung nicht
gefährdet sind. Grundlage für die Vergabe des GS-Zeichens sind:
• das Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG),
• andere Rechtsvorschriften hinsichtlich der Gewährleistung von Produktsicherheit und Gesundheit.
94
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Aktuelle Empfehlungen: Kfz-bedingte Emissionen
Kompetenzen:
• Kfz-Emissionen als Risikofaktor für die Allergieentstehung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
15
Das Wohnen an viel befahrenen Straßen kann das Risiko für Allergien erhöhen, das haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Für Deutschland
sei auf die Studie von Morgenstern et al. verwiesen: Atopic Diseases, Allergic
Sensitization, and Exposure to Traffic-related Air Pollution in Children [1].
Dabei sind es vorwiegend die Stickoxide aus Verbrennungsvorgängen von
Motoren in Pkw und Lkw, die schädlich sind. Außerdem ist der Feinstaub
oder englisch „Particulate Matter“ (PM2.5 = lungengängiger Feinstaub), der
ebenfalls durch Straßenverkehr verursacht wird, für gesundheitliche Gefährdungen verantwortlich.
In der S3-Leitlinie heißt es:
Die Exposition gegenüber Stickoxiden und kleinen Partikeln (PM2.5) ist mit
einem erhöhten Risiko besonders für Asthma verbunden. Die Exposition
gegenüber kraftfahrzeugbedingten Emissionen sollte gering gehalten werden.
(Empfehlungsklasse B)
Zum Nachlesen:
Eine Zusammenstellung aktueller Studien zum Thema: „Gesundheitliche
Wirkungen von Feinstaub und Stickstoffdioxid“ vom Landesamt für Natur-,
Umwelt- und Verbraucherschutz NRW gibt es unter:
www.lanuv.nrw.de/gesundheit/schadstoffe/gesundheitliche_wirkungen.pdf
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Quelle:
[1] Morgenstern V, Zutavern A , Cyrys J, Brockow I, Koletzko S, Krämer U, et al., for the GINI
Study Group and the LISA Study Group. Atopic Diseases, Allergic Sensitization, and Exposure
to Traffic-related Air Pollution in Children. Am J Respir Crit Care Med 2008 177: 1331–1337.
95
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Konkret heißt das
Kompetenzen:
• Empfehlungen zur Reduktion von Kfz-bedingten Emissionen kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Wenn möglich, ist eine Wohnlage in verkehrsarmen Gebieten zu bevorzugen
oder sind zumindest die Schlaf- und Kinderzimmer auf der verkehrsabgewandten Wohnseite einzurichten. Ansonsten ist es wichtig, die Kfz-Schadstoffe möglichst draußen zu halten. Dazu sollten die Fenster während
der verkehrsreicheren Zeiten geschlossen bleiben und das Lüften auf die
verkehrsärmere Zeit gelegt werden.
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Folie
16
96
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
6. Gesundes Wohnen
Informationen für Multiplikatoren und Eltern
Kompetenzen:
• Weiterführende Internetadressen und Medien zur gesunden Wohnumgebung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
17
Ausführliche Informationen zu einer gesunden Wohnumgebung für das Kind
gibt es unter: www.nestbau.info
Informationen rund um Umwelt und Allergien: www.allum.de
Spezielle Tipps für Einkauf und Renovierung: www.vz-nrw/Kinderzimmer
Aktuelle Informationen zu Schadstoffen in Gebrauchsgegenständen, Schimmel und lösungsmittelarmen Produkten etc.: www.umweltbundesamt.de
Zur Weitergabe an die Eltern
Elternratgeber „Umweltbelastungen
reduzieren“: www.gpau.de/fileadmin/user_upload/GPA/dateien_
indiziert/Elternratgeber/ER_2009_3-09.pdf
Weitere Elterratgeber: www.gpaev.de/typo/Elternratgeber.93.0.html
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Zum Nachlesen:
Weitere Informationen bietet der kostenlose Ratgeber vom Umweltbundesamt „Gesund und umweltfreundlich renovieren“.
Bestellung oder download: www.umweltbundesamt.de/publikationen/
gesund-umweltfreundlich-renovieren
97
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 6 – Gesundes Wohnen
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
Folie
1
Ernährung der (werdenden) Mutter – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
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Folie
2
In dieser Fortbildungseinheit werden den Teilnehmer/-innen die aktuellen
Empfehlungen zur Ernährung der Schwangeren und stillenden Mutter vorgestellt.
Die S3-Leitlinie Allergieprävention macht dabei keine Unterscheidung zwischen Risiko- und Nichtrisikokindern, so dass es im Wesentlichen um eine
ausgewogene und dem gesteigerten Nährstoff- und Energiebedarf angepasste Ernährung geht. Die Teilnehmer/-innen erhalten einen Überblick über die
Besonderheiten in der Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit.
Kritische Nähstoffe und Möglichkeiten einem Mangel vorzubeugen werden
vorgestellt. Neue Erkenntnisse bezüglich Schutzfaktoren gegenüber der
Entwicklung atopischer Erkrankungen durch den Verzehr von Meeresfisch
sind ebenfalls Inhalt dieser Einheit. Abschließend wird eine Auswahl an
weiterführenden Beratungsangeboten gezeigt.
98
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Aktuelle Empfehlungen
Kompetenzen:
• wissen, dass in Schwangerschaft und Stillzeit eine ausgewogene Ernährung
ohne diätetische Restriktionen empfohlen wird.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
3
Die aktuellen Empfehlungen aus der S3-Leitlinie Allergieprävention lauten:
Während Schwangerschaft und Stillzeit wird eine ausgewogene und nährstoffdeckende Ernährung empfohlen.
Diätetische Restriktionen (Meidung potenter Nahrungsmittelallergene)
während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Primärprävention nicht erfolgen. (Empfehlungsklasse A)
Es gibt Hinweise, dass Fisch in der mütterlichen Ernährung während der
Schwangerschaft und Stillzeit einen protektiven Effekt auf die Entwicklung
atopischer Erkrankungen beim Kind hat. Fisch sollte Bestandteil der mütterlichen Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit sein.
(Empfehlungsklasse B)
Konkret heißt das:
Schwangere und Stillende sollten sich bewusst und ausgewogen ernähren.
Eine Einschränkung in der Lebensmittelauswahl zur Vorbeugung von Allergien
ist nicht notwendig, und das betrifft auch potenzielle Allergene wie Milch,
Fisch und Weizen.
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Zusatzwissen:
Zur Vermeidung einer zu schnellen oder hohen Gewichtszunahme ist eine
Beratung der Schwangeren empfehlenswert. Schon im Mutterleib werden
die Weichen für die spätere Gewichtsregulation des Kindes gestellt und auch
kindliches Übergewicht korreliert mit einem erhöhten Asthmarisiko.
99
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Für zwei denken, aber nicht für zwei essen
Kompetenzen:
• wissen, dass während Schwangerschaft und Stillzeit nicht einfach „mehr“
gegessen werden soll, sondern bewusst und ausgewogen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Sowohl Heißhunger als auch Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln kommen in der Schwangerschaft häufig vor und sind ganz normal.
Doch sollte nicht jeder Lust nachgegeben und für bestimmte Abneigungen
passende Alternativen gesucht werden. Noch immer kursieren Gerüchte,
man dürfe während der Schwangerschaft „für zwei“ essen oder man solle
manche Lebensmittel vorsorglich zur Allergievermeidung weglassen. Beides
ist falsch und kann sich dauerhaft nachteilig auf die Gesundheit von Mutter
und Kind auswirken. Deswegen ist die Beratung der Schwangeren zu einer
ausgewogenen Ernährung eine wichtige Maßnahme zur Allergieprävention.
Das Motto dazu lautet: Für zwei denken, aber nicht für zwei essen!
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Folie
4
100
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Ausgewogen essen und trinken mit der aid-Ernährungspyramide
Kompetenzen:
• die Empfehlungen zu einer ausgewogenen Ernährung kennen und mithilfe
der aid-Ernährungspyramide oder dem DGE-Ernährungskreis erklären
können.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
10 Minuten Vortrag
Folie
5
Begleittext:
Die aid-Ernährungspyramide bietet eine gute Möglichkeit, die Empfehlungen
einer ausgewogenen Ernährung zu visualisieren und die Umsetzung im Alltag
zu veranschaulichen. Unterschiedliche Ebenen mit Lebensmittelgruppen,
Ampelfarben von grün bis rot sowie Portionsangaben zeigen, welche Lebensmittel täglich und in welcher Menge verzehrt werden sollten.
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Die Lebensmittel sind in der aid-Ernährungspyramide auf sechs verschiedene
Ebenen verteilt: Die Basis der Pyramide bilden die Getränke (6 Portionen
täglich). Es folgen an zweiter Stelle Gemüse und Obst (5 Portionen täglich)
sowie an dritter Stelle Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln (4 Portionen täglich). Diese Lebensmittel sollen reichlich (grün) verzehrt werden.
Tierische Lebensmittel – Milch, Milchprodukte (3 Portionen täglich), Fisch,
Eier, Fleisch und Wurstwaren (1 Portion täglich) – sind an vierter Stelle
platziert. Sie sollten maßvoll (gelb) verzehrt werden. Sparsamer (rot) Einsatz
ist für Fette und Öle angeraten (2 Portionen täglich). Süßigkeiten, Snacks und
Alkohol finden sich in der Pyramidenspitze wieder (1 Portion täglich). Das
bedeutet, dass sie als „Extra“ selten (rot) verzehrt und dann aber genossen
werden können.
Die Würfel neben den einzelnen Ebenen zeigen die Portionsempfehlungen.
Portionen werden mit Händen gemessen. Eine Portion Brot (eine Brotscheibe) entspricht der gesamten Handfläche mit ausgestreckten Fingern.
Bei Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln und Müsli ergeben zwei Hände voll eine
Portion.
Eine Hand voll ist das Maß für großstückiges Gemüse und Obst (z. B. Kohlrabi, Gurke, Apfel).
Zwei Hände – zur „Schale“ gehalten – sind das Maß für zerkleinertes oder
tiefgefrorenes Gemüse, Salat und kleine Früchte (z. B. Erbsen, Kirschen,
Erdbeeren, Feldsalat).
Die Handfläche ist das Maß für eine Fischportion. Die Fleischportion kann
etwas kleiner sein – etwa so groß wie der Handteller. Bei Milch und Milchprodukten entspricht eine Portion z. B. einem Glas Milch, ein bis zwei
Scheiben Käse oder einem Becher Jogurt. Fette und Öle werden in Esslöffeln
gemessen. Die Portionsgröße richtet sich nach dem Alter und variiert
zwischen je 1,5 und 2 Esslöffeln für Streichfette und Öle.
Süßigkeiten und Knabbereien für den Tag passen höchstens in eine Hand.
101
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Ausgewogen essen und trinken mit der aid-Ernährungspyramide
Folie
5
Alkohol in der Schwangerschaft und Stillzeit
Da nicht genau bekannt ist welche Menge Alkohol dem Kind schadet,
empfiehlt das Netzwerk „Gesund ins Leben“ „null Promille für Mutter und
Kind“, um das Risiko von Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen
möglichst gering zu halten. Auch Stillende sollen auf Alkohol verzichten. Nur
bei besonderen Anlässen kann ausnahmsweise mal ein kleines Glas Wein,
Bier oder Sekt getrunken werden.
Zusatzwissen:
Die aid-Ernährungspyramide als Wandsystem mit Fotokarten bietet viele
didaktische Möglichkeiten für die Beratung.
Bestellmöglichkeit: www.aid-medienshop.de, Best.-Nr.: 3884
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Die Kompetenzen dieser Folie können auch mit dem Ernährungskreis der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vermittelt werden. Ein Poster
des DGE-Ernährungskreises kann für 4 € zzgl. Verpackung und Versand
bestellt werden beim DGE-MedienService: www.dge-medienservice.de
(Artikel-Nr.: 122600)
102
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Schwangerschaft: Der Nährstoffbedarf steigt!
Kompetenzen:
• wissen, dass der Vitamin- und Mineralstoffbedarf im Vergleich zum
Energiebedarf stärker steigt und dass Folsäure und Jod besonders
kritisch sind.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Folie
6
Begleittext:
Der Körper stellt sich nun darauf ein, dass das Baby gedeihen kann:
Gebärmutter und Brust wachsen, die Blutmenge nimmt zu, das Herz schlägt
schneller und die Nieren filtern mehr Blut. Schwangere brauchen nun vermehrt Mineralstoffe und mehr Vitamine. Auch der Eiweißbedarf ist erhöht.
Das Diagramm zeigt den Mehrbedarf an Energie und Nährstoffen im Vergleich zur Nicht-Schwangeren. Der Bedarf an Folsäure, Jod und Eisen ist
bereits ab dem ersten Monat erhöht. Der Energiebedarf steigt im Verlauf der
Schwangerschaft nur leicht an und liegt in den letzten Monaten der Schwangerschaft etwa 10 % höher als vor der Schwangerschaft. Die meisten Vitamine, Mineralstoffe und auch der erhöhte Eiweißbedarf werden bei einer
ausgewogenen Ernährung problemlos gedeckt. Kritisch sind jedoch der etwa
um 15 % erhöhte Jodbedarf, der etwa um 80 % erhöhte Folsäurebedarf
sowie der um 100 % gesteigerte Eisenbedarf. Vor allem der Jod- und Folsäurebedarf kann über Lebensmittel, im Rahmen der benötigten Energie, nur
gedeckt werden, wenn bewusst sehr folatreiche Lebensmittel und mit Jodsalz
hergestellte Lebensmittel verzehrt werden. [1]
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Quelle:
[1] DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung und den Fachgesellschaften für Ernährung Österreichs und der Schweiz (2013)
103
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Den Energie-Mehrbedarf sinnvoll decken
Kompetenzen:
• erkennen, dass der Mehrbedarf an Energie, vor allem Eiweiß, durch den
Verzehr von wenigen zusätzlichen Lebensmitteln leicht zu decken ist,
• praktische Beispiele für einen ausgewogenen zusätzlichen Lebensmittelverzehr kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
7
Begleittext:
Der Mehrbedarf an Energie in der Schwangerschaft ist mit 250 kcal pro Tag
relativ gering. Schon ein Vollkornbrot mit einer Scheibe Käse ohne Butter
oder Margarine, dazu eine Tomate oder Möhre liefern die nötige Energie.
Auch ein Becher Jogurt (1,5 % Fett) mit 2 Esslöffel Früchtemüsli (Haferflocken) und einem Apfel oder auch 3 Hände voll Gemüse, 2 Kartoffeln und
1 Teelöffel Rapsöl können den Mehrbedarf an Energie decken.
Bei diesen Verzehrbeispielen ist die ausgewogene Zusammenstellung der
Lebensmittelgruppen berücksichtigt. Dabei sollte am besten eine Kombination aus Getreide oder Kartoffeln, Milch oder Milchprodukten und Gemüse
bzw. Obst gewählt werden. Bei der Ergänzung von Fett wird Rapsöl empfohlen, da es wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthält.
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Jedoch ist es auch mit diesen empfehlenswerten Beispielen nur schwer
möglich, die kritischen Nährstoffe Jod, Folsäure und Eisen zu decken.
104
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Kritische Nährstoffe in der Schwangerschaft
Kompetenzen:
• Folsäure und Jod als kritische Nährstoffe kennen und wissen, dass ein
Mangel der Entwicklung des Kindes schaden kann.
• wissen, dass der mögliche Bedarf einer Eisensupplementation individuell
medizinisch abgeklärt werden soll.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Folie
8
Begleittext:
Der Nährstoff- und Vitaminbedarf steigt stärker als der Energiebedarf.
Deswegen ist es nur schwer möglich, alleine über die Ernährung den Bedarf
insbesondere an Folsäure und Jod zu decken.
Folsäure ist für die Zellteilung und das Wachstum des Kindes von Anfang an
unentbehrlich. Bereits in der vierten Schwangerschaftswoche schließt sich
der Wirbelkanal (Neuralrohr) im Rücken des Babys. Experten empfehlen,
mindestens vier Wochen vor der Empfängnis und in den ersten 12 Schwangerschaftswochen zusätzlich zur Ernährung täglich Tabletten mit 400 μg
synthetische Folsäure einzunehmen, um das Risiko für Fehlbildungen des
Nervensystems, wie z. B. „offener Rücken“ (Spina bifida), zu verringern.
Die Einnahme von Folsäure ersetzt jedoch nicht die Folatzufuhr durch
Lebensmittel, sondern ergänzt sie. Um die empfohlenen 550 μg zu erreichen
ist eine sorgfältige Lebensmittelauswahl notwendig.
Gute Quellen für Folat in der Nahrung sind grüne Gemüse (Grünkohl, Spinat,
Broccoli), Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst. Da Folsäure sehr
empfindlich gegenüber Hitze, Sauerstoff und Licht ist, lässt sich die erhöhte
Zufuhrempfehlung über die Ernährung allein kaum decken.
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Zusatzwissen:
In Deutschland werden jährlich etwa 470 bis 800 Säuglinge mit Neuralrohrdefekt lebend geboren, die Häufigkeit liegt damit bei etwa einem Fall pro
1.000 Neugeborenen. Bei weiteren 500 Schwangerschaften erfolgt nach einer
pränatalen Diagnose, die meist durch Ultraschall gestellt wird, ein Abbruch
der Schwangerschaft. Bei Frauen, die bereits ein Kind mit Neuralrohrdefekt
hatten, ist die Wiederholungswahrscheinlichkeit bei einer weiteren Schwangerschaft um das zehn- bis 20-fache erhöht. [1]
105
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Kritische Nährstoffe in der Schwangerschaft
Folie
8
Jod ist unentbehrlich für eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung
des wachsenden Kindes. Ein Jodmangel erhöht die Gefahr von Fehlgeburten,
Fehlbildungen und des Kretinismus (angeborene Hypothyreose). Insbesondere Meeresfische, wie Seelachs oder Hering (1–2 Portionen pro Woche),
aber auch Milch und Milchprodukte sowie jodiertes Speisesalz sind gute
Quellen. Dennoch ist es schwierig, den erhöhten Jodbedarf (230 μg/Tag laut
D-A-CH-Referenzwerten) allein mit der Nahrung zu decken. Deshalb wird
empfohlen, Jod möglichst von Beginn der Schwangerschaft an zu supplementieren. In Absprache mit dem Arzt werden je nach individueller Jodzufuhr
durch die Ernährung täglich 100 bis 150 μg Jod in Tablettenform empfohlen.
Schwangere sollten auf eine ausreichende Eisenzufuhr mit der Ernährung
achten, da viele Frauen während der Schwangerschaft einen Eisenmangel
entwickeln. Bei einem Mangel kommt es zu Blutarmut mit Müdigkeit bei der
Mutter. Das Kind wird dadurch schlechter mit Sauerstoff versorgt. Durch eine
gezielte Auswahl und Zusammenstellung der Lebensmittel kann die Schwangere einem Eisenmangel vorbeugen. Fleisch ist die beste Eisenquelle. Die
Bioverfügbarkeit von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln lässt sich jedoch
durch Kombination mit Vitamin C-reichen Lebensmitteln steigern. Die Notwendigkeit einer Eisensupplementation mit Tabletten ist individuell medizinisch abzuklären.
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Quelle:
[1] www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42187
106
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Fisch kann vor Allergien schützen
Kompetenzen:
• Empfehlungen zum Fischverzehr in Schwangerschaft und Stillzeit kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
9
Bei der Suche nach gezielten Schutzfaktoren zur Allergieprävention steht
fettreicher Meeresfisch und vor allem die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren (DHA) in der Diskussion. Einige Studien bestätigen einen schützenden
Effekt bei Fischkonsum während der Schwangerschaft. Beispielsweise konnte
eine spanische Studie nachweisen, dass der gesteigerte Fischkonsum von
Schwangeren (von 1 Portion auf 2,5 Portionen/Woche) das Neurodermitisrisiko bei Kindern und die Allergiebereitschaft mit 6 Jahren um mehr als ein
Drittel senkte [1]. In einer Dänischen Studie waren es Fischölkapseln im
Vergleich zu Olivenöl oder keinem Supplement, die bei den Kindern nach
16 Jahren zu deutlich weniger Asthmasymptomen führten [2].
Es wird schwangeren und stillenden Frauen empfohlen, 2-mal wöchentlich Meeresfisch zu verzehren, davon sollte 1-mal fettreicher Fisch (z. B.
Hering, Makrele, Lachs, Sardine) bevorzugt werden.
Omega-3-Fettsäuren sind auch in pflanzlichen Ölen wie Rapsöl, Lein- oder
Walnussöl sowie Walnüssen enthalten. Sie sind nicht so wirksam wie diejenigen aus Fisch, bilden jedoch eine gute Ergänzung.
Aufgrund der höheren Schadstoffbelastung ist ein erhöhter Verzehr großer
Raubfische wie Thunfisch oder Schwertfisch nicht zu empfehlen [3, 4]. Aus
Gründen des vorsorglichen Gesundheitsschutzes sollte außerdem während
der Schwangerschaft auf rohen Fisch verzichtet werden.
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Quellen:
[1] Romieu et al., Maternal fish intake during pregnancy and atopy and asthma in infancy.
Clin Exp Allergy 37; 518–525: 2007
[2] Olsen et al., Fisch oil intake compared with olive oil intake in late pregnancy and asthma in
the offspring: 16y of registry-based follow-up from a randomized controlled trial. Am J Clin
Nutr 2008; 88: 167–175
[3] Bundesinstitut für Risikobewertung BfR, 2008
[4] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA, 2004
107
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Stillzeit: Der Nährstoffbedarf steigt!
Kompetenzen:
• wissen, dass der Energiebedarf durch das Stillen stark erhöht ist und die
Versorgung mit Jod auch bei ausgewogener Ernährung kritisch bleibt.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
In der Stillzeit steigt der Energiebedarf für die Milchbildung bei vollem Stillen
in den ersten vier Monaten um etwa 635 kcal, danach bei weiterem vollem
Stillen um 525 kcal/Tag, bei nur teilweisem Stillen um 285 kcal/Tag an [1].
Die Deckung dieses Mehrbedarfs und eine bewusste Auswahl der Lebensmittel unterstützt eine ausreichende Versorgung der Mutter mit allen Nährstoffen, deren Bedarf zum Teil ebenfalls stark erhöht ist. Eine Ausnahme
bildet Jod. Der um etwa 30 % gesteigerte Bedarf kann allein über die Nahrung kaum gedeckt werden.
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Quelle:
[1] DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, herausgegeben von der DGE und den
Fachgesellschaften für Ernährung Österreichs und der Schweiz, 2013
108
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Den Energie-Mehrbedarf sinnvoll decken
Kompetenzen:
• praktische Beispiele für eine ausgewogene Lebensmittelauswahl kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
11
Der Mehrbedarf an Energie und Nährstoffen während der Stillzeit kann
durch eine bewusste Lebensmittelauswahl und zusätzliche Mahlzeiten (mehr
Energie) gut gedeckt werden. Auch hier ist der Blick auf die Lebensmittelpyramide sinnvoll.
Beispiele zur Deckung des Mehrbedarfs sind:
Kalte Mahlzeit:
2 Scheiben Vollkornbrot + 2 Scheiben Käse + 2 Teelöffel Margarine +
1 Jogurt + 1 Teelöffel Nüsse + 1 Stück Obst
oder
Warme Mahlzeit:
1 Portion Fisch + 1 Esslöffel Rapsöl + 2 Hände voll Vollkornnudeln +
3 Hände Gemüse + 1 Schüssel Obstsalat
Auch der Flüssigkeitsbedarf steigt in der Stillzeit. Zu jeder Mahlzeit gehört
unbedingt ein Glas Wasser.
Bei ausgewogener Auswahl der Lebensmittel kann neben dem Energiebedarf auch der Mehrbedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen gut gedeckt werden. Jod bleibt kritisch!
Quelle:
[1] Pädiatrie, 3. Auflage, S. 72, Springer 2009
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Hinweis: Der Mehrbedarf
an Energie während der Stillzeit
kann zu einem Teil auch aus dem
während der Schwangerschaft
gebildeten körpereigenen Fettreservoir im Rahmen der physiologischen Lipolyse gedeckt werden.
Eine Reduktionsdiät und damit
Verstärkung des Fettabbaus wird
aufgrund der damit freigesetzten
lipophilen Schadstoffe nicht
empfohlen [1].
109
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Kritische Nährstoffe in der Stillzeit
Kompetenzen:
• Jod als kritischen Nährstoff kennen und wissen, dass ein Mangel der
Entwicklung des Kindes schaden kann.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
12
Jod bleibt auch in der Stillzeit ein kritischer Nährstoff. Der Jodbedarf einer
stillenden Mutter ist mit 260 μg/Tag noch höher als der einer Schwangeren
(230 μg/Tag), weil mit der Muttermilch reichlich Jod abgegeben wird [1].
Neben dem regelmäßigen Verzehr von 1–2 Portionen Meeresfisch/Woche,
dem täglichen Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie der Verwendung
von Jodsalz wird deswegen eine zusätzliche Zufuhr von 100 (-150 μg) Jod
pro Tag in Form von Tabletten empfohlen.
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Zusatzwissen:
In Deutschland ist die Versorgung mit Jod bei der erwachsenen Bevölkerung
weiterhin als kritisch zu betrachten [2]. Jod ist zur Bildung der Schilddrüsenhormone unentbehrlich. Diese sind von entscheidender Bedeutung für die
frühkindliche Entwicklung des Gehirns. Ein bei der Geburt bestehender
ausgeprägter Mangel an diesen Hormonen führt zu mehr oder minder schweren geistigen Schäden (bis zum Kretinismus). Deswegen wird routinemäßig
jedes Neugeborene auf das Vorliegen einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) untersucht, um diese möglichst bald zu behandeln. Die Jodversorgung in der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist von besonderer
Bedeutung. Chronischer Jodmangel führt bei Kindern zu Intelligenzminderung, das wurde durch weltweite Studien belegt [3, 4]. Jodmangel gilt als die
weltweit bedeutendste Ursache vermeidbarer Hirnschäden und geistiger
Behinderungen.
Quellen:
[1] DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, herausgegeben von der DGE und den Fachge sellschaften für Ernährung Österreichs und der Schweiz
[2] Arbeitskreis Jodmangel
[3] Pineda-Lucatero A et al., Iodine deficiency and its association with intelligence quotient in
schoolchildren from Colima, Mexico. Public Health Nutr. 2008
[4] Qian M et al., The effects of iodine on intelligence in children: a meta-analysis of studies
conducted in China. Asia Pac J Clin Nutr. 2005
110
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Bewusst genießen statt verzichten!
Kompetenzen:
• bewusstes Genießen einer ausgewogenen Ernährung als Empfehlung zur
Allergieprävention in Schwangerschaft und Stillzeit kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
13
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Hinweis: Eine Übersicht auf
welche Lebensmittel während der
Schwangerschaft vorsorglich verzichtet werden sollte und welche
unbedenklich sind, bietet der Flyer
„Schützen Sie sich vor Lebensmittelinfektionen in der Schwangerschaft“.
Bewusst genießen statt verzichten!
So lautet das Motto einer ausgewogenen Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit. Komponenten aus der Nahrung der Mutter kommen
sowohl während der Schwangerschaft als auch beim Stillen in kleinsten
Bruchstücken beim Kind an. Schon diese behutsame Gewöhnung an potenzielle Allergene kann ein Lernprozess für das kindliche Immunsystem sein.
Die Aufnahme spezieller Schutzfaktoren, wie zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren, ist ein weiterer Vorteil einer bewussten, ausgewogenen Ernährung.
Außerdem ist die Zeit der Schwangerschaft und des Stillens eine energie- und
kräftezehrende Zeit, die der Körper durch Bereitstellung der nötigen Nährstoffe viel besser meistert. Da es sich bei den notwendigen Nährstoffen aber
nicht hauptsächlich um Energieliefernde handelt, ist der Blick auf die Empfehlungen, beispielsweise auf die aid-Ernährungspyramide, wichtig.
Ein Verzicht auf Lebensmittel, die potenzielle Allergene enthalten, hat sich
dagegen nicht als wirksame Methode zur Allergieprävention erwiesen und
wird auch nicht mehr empfohlen. Lediglich auf Alkohol muss während der
Schwangerschaft und Stillzeit verzichtet werden und einige rohe Lebensmittel
sollen zum Schutz vor Infektionen während der Schwangerschaft gemieden
werden.
Bestellung oder kostenloser
Download: http://shop.aid.de/
0346/schuetzen-sie-sich-vorlebensmittelinfektionen-in-derschwangerschaft
111
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Informationen für Multiplikatoren
Kompetenzen:
• hilfreiche Informationsmaterialien und Links zur Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
14
Weitere Informationen zur Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit:
Die einheitlichen Handlungsempfehlungen (Konsensuspapier im Auftrag des
bundesweiten Netzwerks „Gesund ins Leben“) zur Beratung junger Familien,
enthalten allgemeine Empfehlungen zur Schwangerschaft, zum Stillen, zur
Stilldauer und -häufigkeit sowie zu Säuglingsmilchnahrung und zur Beikosteinführung.
Download unter: www.gesundinsleben.de/fuer-fachkraefte/medien/
handlungsempfehlungen/
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Informationen zur Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie zur
Säuglingsernährung gibt es auch in den Broschüren sowie auf der Internetseite des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund (FKE):
www.fke-do.de
112
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Informationen für Eltern
Kompetenzen:
• empfehlenswerte Internetadressen für Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
15
Spezielle Fragen und Antworten u. a. zur Ernährung in der Schwangerschaft:
www.was-wir-essen.de/sonstiges/forenarchiv.php
Online-Angebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
www.familienplanung.de/schwangerschaft/gesundheit-und-ernaehrung/
www.gesund-ins-leben.de
Weitere Informationsmaterialien
Merkblätter des Bundesinstitut für Risikobewertung:
Merkblätter für Verbraucher zu verschiedenen lebensmittelhygienischen
Themen:
www.bfr.bund.de/de/publikation/merkblaetter_fuer_verbraucher-512.html
Merkblatt für Eltern: Hinweise zum Umgang mit Muttermilch in der Kita oder
Tagespflege:
www.bfr.bund.de/cm/350/meine-muttermilch-fuer-mein-kind.pdf
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Infoblätter der Nationalen Stillkommission:
www.bfr.bund.de/de/nationale_stillkommission-2404.html
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Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
7. Ernährung der (werdenden) Mutter
Weiterführende Beratungsangebote für Eltern
Kompetenzen:
• Adressverzeichnisse von qualifizierten Ernährungsexperten kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
16
Ernährungsexperten:
Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband: www.vdd.de
Der Berufsverband der Diätassistent/-innen (VDD) bietet auf seinen Internetseiten Adressen von selbstständigen Diätassistent/-innen. Die Adressen
lassen sich sowohl nach Postleitzahlgebieten als auch nach Städten suchen.
Berufsverband Oecotrophologie: www.vdoe.de
Auf den Internetseiten des Berufsverbandes Oecotrophologie e. V. (VDOE)
sind Adressen von freiberuflich tätigen Oecotropholog/-innen und Ernährungswissenschaftler/-innen aufgeführt. Die Liste ist nach Postleitzahlen
beziehungsweise Orten sortiert und es können spezielle Tätigkeitsbereiche
oder Spezialgebiete ausgewählt werden.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): www.dge.de
Auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) sind
Adressen von Diätassistent/-innen und Ernährungswissenschaftler/-innen
aufgeführt. Die Adressen sind nach Postleitzahlen sortiert.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Institut für Qualitätssicherung in der Ernährungstherapie und Ernährungsberatung (QUETHEB): www.quetheb.de
Auf den Internetseiten des Instituts für Qualitätssicherung in der Ernährungstherapie und Ernährungsberatung e. V. (QUETHEB) sind Adressen von
Fachkräften für Ernährungstherapie und -beratung aufgeführt. Die Adressen
sind nach Postleitzahlen sortiert.
114
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 7 – Ernährung der (werdenden) Mutter
8. Ernährung des Säuglings
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
Folie
1
Ernährung des Säuglings – Auf einen Blick
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Folie
2
Inhalt dieser Fortbildungseinheit ist die Ernährung des Säuglings von Geburt
an bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Den Teilnehmern werden Daten
und Fakten zum Stillen in Deutschland und die für alle Säuglinge gleichermaßen gültigen Empfehlungen zur Stilldauer vorgestellt. Die Empfehlungen zur
Verwendung von Säuglingsmilchnahrung als Muttermilchersatz, die zwischen
Risiko- und Nichtrisikokindern unterscheiden, werden ebenfalls thematisiert.
Bei der Einführung von Beikost sollte betont werden, dass eine Vermeidung
potenzieller Allergene nicht notwendig ist, sondern eine große Variabilität
der Beikostzutaten ausdrücklich erwünscht ist. Medien zur Weitergabe an
die Eltern und weiterführende Beratungsangebote werden zum Schluss
vorgestellt.
115
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Aktuelle Empfehlungen: Stillen
Kompetenzen:
• Empfehlungen aus der S3-Leitlinie Allergieprävention zum Thema Stillen
kennen und die davon abweichenden Empfehlungen des Netzwerks
Gesund ins Leben verstehen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
3
Begleittext:
Im ersten Lebenshalbjahr sollten Säuglinge gestillt werden, mindestens bis
zum Beginn des fünften Monats ausschließlich. Das gilt auch für Kinder mit
erhöhtem Allergierisiko [1]. Beikost sollte sowohl bei allergiegefährdeten als
auch bei nicht allergiegefährdeten Säuglingen zwischen dem Beginn des 5.
und 7. Monats (vgl. Einheit 3 Folie 12) eingeführt werden. Dieses Zeitfenster
berücksichtigt neben der Allergieprävention auch die Reife und Bereitschaft
des Kindes, Beikost aufzunehmen sowie weitere gesundheitliche Aspekte
(Nährstoffversorgung, Übergewichtsprävention, Brustkrebsprävention).
Vor Beginn des 5. Monats sollte aus Gründen der Allergieprävention keine
Beikost eingeführt werden. Es gibt keine Hinweise dafür, dass eine Verzögerung der Beikosteinführung nach dem Beginn des 5. Lebensmonats einen
Nutzen für die Allergieprävention hat, allerdings ist sie bei einem gedeihenden Kind auch nicht mit Nachteilen verbunden. Nach Einführung der Beikost
sollten Säuglinge weiter gestillt werden. Die Stilldauer insgesamt bestimmen
Mutter und Kind.
In der S3-Leitlinie lautet die Empfehlung:
Stillen hat viele Vorteile für Mutter und Kind. Die aktuelle Datenlage unterstützt die Empfehlung, dass bis zum Beginn des 5. Lebensmonats voll gestillt
werden soll. (A)
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Eine generelle Empfehlung, dass alle Kinder ab Beginn des 5. Lebensmonats
Beikost erhalten sollen, ist durch wissenschaftliche Daten nicht zu begründen.
116
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Aktuelle Empfehlungen: Stillen
Folie
3
Zusatzwissen:
Unterschiede zur Empfehlung der WHO
Die Empfehlung von WHO und UNICEF lautet, sechs Monate ausschließlich
zu stillen und nach der Einführung von Beikost mindestens bis zum Alter von
zwei Jahren weiter zu stillen. Diese Empfehlung gilt weltweit und damit ganz
besonders auch in weniger entwickelten Ländern. Sie gilt nicht zuletzt auch
im Hinblick auf den dort besonders wichtigen Schutz vor Infektionskrankheiten durch das Stillen [3]. Bezogen auf Säuglinge in Industrieländern, wo die
hygienischen Gegebenheiten in der Regel kein Problem darstellen, empfiehlt
die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), eine Beikosteinführung in Abhängigkeit von den individuellen Essfertigkeiten und dem
Gedeihen des Kindes zwischen dem Beginn des 5. und 7. Monats [4].
Definitionen „Stillen“
Die Begriffe „ausschließliches Stillen“, „überwiegendes Stillen“ und „volles
Stillen“ haben eine unterschiedliche Bedeutung.
a)Ausschließliches Stillen (exclusive breastfeeding):
Beim ausschließlichen Stillen bekommt der Säugling keine anderen Flüssigkeiten oder feste Nahrung außer Muttermilch, auch kein Wasser oder Tee.
Ausnahmen sind: Vitamine, Mineralstoffe oder Medikamente in Form von
Tropfen oder Sirup.
b)Überwiegendes Stillen (predominant breastfeeding):
Beim überwiegenden Stillen erhält der Säugling hauptsächlich Mutter milch. Flüssigkeiten auf wässriger Basis wie Wasser, Tee, Zuckerlösung, Fruchtsaft sind zulässig, Säuglingsmilchnahrung oder andere nahrhafte Flüssigkeiten nicht.
c) Volles Stillen (full breastfeeding):
Summe von ausschließlichem und überwiegendem Stillen.
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Quellen:
[1] Koletzko B et al.: Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie. Sonderdruck
Monatszeitschrift Kinderheilkunde, 2013
[2] www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergiepr%C3%A4vention_2014-07.pdf
[3] WHO (2005) WHA 58.32 Infant and young child nutrition. World Health Assembly
Resolution, 205.05.2005. WHA, Genf, www.ibfan.org/site2005/ Pages/article.php?art_
id=76&iui=1
[4] EFSA Scientific opinion on the appropriate age for introduction of complementary feeding
of infants. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies. EFSA J 7(12):1423
117
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Daten und Fakten
Kompetenzen:
• Stillraten in Deutschland kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
4
Anteil der Säuglinge, die im ersten Lebenshalbjahr ausschließlich
gestillt werden
Die zuverlässigsten Daten zum Stillen in Deutschland liegen aus der bundesweit durchgeführten SuSe-Studie (Stillen und Säuglingsernährung) von
1997/98 vor. Seit der SuSe-Studie wurden keine weiteren deutschlandweiten
prospektiven Daten zum Stillen erhoben. In den letzten 10 Jahren wurden
jedoch einige regional begrenzte Studien durchgeführt, so zum Beispiel im
Jahr 2005 in Bayern. In der SuSe-Studie begannen 91 % der Frauen mit dem
Stillen. Bereits nach 5 Tagen stillten nur noch 73 % der Mütter ausschließlich,
nach 14 Tagen waren es 60 % und nach 2 bzw. 4 Monaten nur noch 42 %
bzw. 33 %. [1]
In der 7 Jahre später durchgeführten Bayerischen Stillstudie lag die primäre
Stillrate ebenfalls bei 90 %. Nach 2 Monaten stillten noch 45 % ausschließlich, nach 4 Monaten 42 % der Mütter. Beide Studien zeigen den gleichen
typischen Verlauf der Stillraten. Besonders in der sensiblen Phase der ersten
6–8 Wochen benötigen Mütter folglich Beratung und Unterstützung. Die Zahl
der Mütter, die mit dem Stillen aufhören bzw. mit dem Zufüttern von Säuglingsmilchnahrung beginnen, ist in den ersten beiden Monaten sehr hoch. Im
Vergleich dazu ist die Stillrate zwischen dem 2. und 4. Monat relativ stabil. So
hörten nur etwa 3 % der Mütter in der Bayern-Studie in dieser Zeit mit dem
ausschließlichen Stillen auf. [2]
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Fazit: Mütter brauchen Unterstützung zum Stillen. Am besten schon
vor der Geburt und besonders in den ersten Lebenswochen.
Quellen:
[1] Dulon M, Kersting M, Schach S (2001), Duration of breastfeeding and associated factors in
Western and Eastern Germany. Acta Paediatr 90: 931–935
[2] Kohlhuber M, et al. (2008), Breastfeeding rates and duration in Germany: a Bavarian cohort
study. Br J Nutr. 2008 May; 99(5): 1127–32
118
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Aktuelle Empfehlungen: Säuglingsmilchnahrung
Kompetenzen:
• aktuelle Empfehlungen der S3-Leitlinie zur Gabe von Säuglingsmilchnahrung kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
5
Nicht oder nicht voll gestillte Säuglinge, deren Eltern oder Geschwister von
einer Allergie betroffen sind, sollten im ersten Lebenshalbjahr eine hydrolysierte Säuglingsnahrung (HA-Säuglingsnahrung) erhalten (mindestens bis zum
Beginn des 5. Lebensmonats). Diese Empfehlung des Netzwerks Gesund ins
Leben wird sinngemäß auch in der S3-Leitlinie aufgeführt.
Sowohl partiell als auch extensiv hydrolysierte Säuglingsnahrung enthält
Kuhmilcheiweiß, allerdings in teilweise (partiell) oder sehr stark (extensiv)
zerkleinerter Form, so dass das Immunsystem es weniger als „fremd“
erkennt. Mit Einführung der Beikost – also zwischen dem Beginn des 5. und
7. Monats – dürfen auch Risikokinder herkömmliche Säuglingsmilchnahrung
bekommen. Wie schon erwähnt, sind die Empfehlungen zur sonstigen
Ernährung des Säuglings bei Risiko- und bei Nicht-Risikokindern gleich.
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In der S3-Leitlinie heißt es:
Sojabasierte Säuglingsnahrungen sind zum Zwecke der Allergieprävention
nicht zu empfehlen. (Empfehlungsklasse A)
Weder allergiegefährdete Säuglinge noch Säuglinge mit Kuhmilchallergie
sollten als Alternative eine Säuglingsnahrung auf der Basis von Sojaeiweiß
erhalten. Denn auch Sojaprotein ist ein häufiger Auslöser allergischer Reaktionen. Außerdem enthält Soja pflanzliche Substanzen, die so genannten
Phytoöstrogene, die hormonähnliche Wirkungen haben können. Sie ähneln
in ihrer chemischen Struktur dem weiblichen Hormon Östrogen. Die Einflüsse
auf den kindlichen Organismus sind noch nicht abschließend geklärt, so dass
aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes sojabasierte Säuglingsnahrungen nicht empfohlen werden. Neben Phytoöstrogenen kann Sojanahrung auch Phytat enthalten. Der natürliche Pflanzeninhaltsstoff kann die
Aufnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen negativ beeinflussen.
Zum Nachlesen:
Weitere Informationen zu Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß, unter:
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Ernährungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für
Pädiatrie (2006): Stellungnahme zur Verwendung von Säuglingsnahrungen
auf Sojaeiweißbasis. Monatsschr. Kinderheilkd. 2006, 154 (9): 913-916.
119
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Auswahl der Säuglingsmilchnahrungen
Kompetenzen:
• Bezeichnungen der Säuglingsanfangsnahrungen (HA, „Pre“, „1“) kennen
und wissen, wann welche empfohlen wird.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
6
Säuglingsanfangsnahrungen sind in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch
weitgehend angepasst. Sie eignen sich für die Ernährung während des ersten
Lebenshalbjahres als alleinige Nahrung und danach zusätzlich zur Beikost bis
zum Ende des ersten Jahres. Die Bezeichnung HA bedeutet hypoallergen.
Nach dem Hydrolysegrad wird unterschieden in:
• teilhydrolysierte Säuglingsnahrung (HA Nahrung) und
• stark hydrolysierte Säuglingsnahrung (eHF = extensiv hydrolysierte Formula).
Diese HA- und eHF-Säuglingsnahrung werden auf Basis von Kuhmilcheiweiß
hergestellt und sind empfehlenswert für allergiegefährdete Säuglinge vom
Tag der Geburt bis zum Beginn des 5. Monats bzw. bis zur Einführung der
Beikost.
Eine herkömmliche Säuglingsanfangsnahrung ist für Kinder ohne erhöhtes
Allergierisiko geeignet und wird ebenso wie HA-Nahrung nach der verwendeten Kohlenhydratart in „Pre“- und „1“-Nahrung unterteilt.
Pre-Nahrung ist in ihrer Nährstoffzusammensetzung der Muttermilch am
ähnlichsten; sie enthält als Kohlenhydrat nur Milchzucker (Laktose).
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„1“-Nahrungen enthalten zusätzlich Stärke und eventuell noch andere
Kohlenhydrate. Beide sind zur Fütterung von Geburt an und für das gesamte
erste Lebensjahr geeignet und sollen nach Bedarf des Kindes gefüttert
werden.
120
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Alternative Säuglingsmilchnahrung
Kompetenzen:
• wissen, dass für nicht oder nur teilweise gestillte Säuglinge ausschließlich
industriell gefertigte Säuglingsmilchnahrung auf Kuh- oder gegebenenfalls
Ziegenmilchbasis empfohlen wird.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Folie
7
Begleittext:
Unveränderte Tiermilchen, als Alternative zur Kuhmilch, wie Ziegenmilch
oder Stutenmilch sind zur Ernährung von Säuglingen und zur Allergieprävention nicht geeignet. Der Nährstoffgehalt verschiedener Tiermilchen entspricht
– auch bei selbst hergestellten Milchverdünnungen – aufgrund des hohen
Eiweiß- und Mineralstoffgehaltes im Vergleich zur Muttermilch nicht den
Bedürfnissen des Säuglings.
Zur industriellen Herstellung von Säuglingsmilchnahrungen sind in der EU nur
Kuh- und Ziegenmilch zugelassen.
Vegetarische Milchnahrungen, z. B. Mandelmilch oder Reismilch, sind für
Säuglinge auf keinen Fall geeignet, da sie nicht den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen von Säuglingen entsprechen und es bei der Ernährung
mit solchen Milchen zu schweren Gedeihstörungen kommen kann.
Das Selbstherstellen von Säuglingsmilchnahrung, ganz gleich aus welchen
Rohstoffen, ist aus hygienischen (erhöhtes Risiko von Magen-Darm-Infektionen) und ernährungsphysiologischen (Nährstoffgehalt nicht ausgewogen)
Gründen nicht empfehlenswert.
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Fazit: Als Muttermilchersatz wird ausschließlich industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung auf Kuh-, gegebenenfalls Ziegenmilchbasis empfohlen.
Zum Nachlesen:
Mehr zum Thema Säuglingsmilch und Allergierisiko unter:
www.dge.de/ernaehrungspraxis/bevoelkerungsgruppen/saeuglinge/
saeuglingsmilch-und-allergierisiko/
121
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Aktuelle Empfehlungen:
Beikost und Ernährung im ersten Lebensjahr
Kompetenzen:
• Empfehlungen der S3-Leitlinie zur Einführung der Beikost und zu Aspekten
der Lebensmittelauswahl kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
4 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
8
Die S3-Leitlinie gibt hinsichtlich der Beikost und Ernährung im ersten
Lebensjahr Empfehlungen zum Zeitpunkt der Beikosteinführung, zu Aspekten
der Lebensmittelauswahl und zur Gewichtsentwicklung.
Beikosteinführung:
Eine Verzögerung der Beikosteinführung über den Beginn des 5. Lebensmonats hinaus soll aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.
(Empfehlungsklasse A). Vielmehr sollen sich Mütter bei der Einführung der
Beikost an der Reife und Bereitschaft des Kindes, Beikost aufzunehmen
orientieren. ( siehe auch Einheit 8 Folie 3)
Lebensmittelauswahl:
Ebenso konnte ein präventiver Effekt einer diätetischen Restriktion durch
Meidung potenter Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr nicht
nachgewiesen werden und sollte deshalb nicht erfolgen.
(Empfehlungsklasse B)
Es gibt Hinweise darauf, dass Fischkonsum des Kindes im 1. Lebensjahr
einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen hat.
Fisch sollte mit der Beikost eingeführt werden.
(Empfehlungsklasse B)
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Gewichtsentwicklung:
Es gibt Belege, dass ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) mit Asthma
positiv assoziiert ist. Bei Kindern soll Übergewicht/Fettleibigkeit, auch aus
Gründen der Asthmaprävention vermieden werden. (Empfehlungsklasse A)
Im Folgenden wird die Einführung der Beikost ausführlich besprochen.
Diese Empfehlungen verfolgen unter anderem auch das Ziel, Übergewicht
von Anfang an zu vermeiden. Weitere Empfehlungen zur Vermeidung von
Übergewicht kommen bei der Ernährung des Kleinkindes zum Tragen und
sind nicht Gegenstand dieser Fortbildung.
122
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Zeit für die Beikost
Kompetenzen:
• Reifezeichen des Säuglings für den Beginn der Beikost kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
9
Im zweiten Lebenshalbjahr entwickelt sich das Kind in rasantem Tempo.
Frühestens mit Beginn des 5. Monats sollte Beikost eingeführt werden und
spätestens mit Beginn des 7. Monats reicht Muttermilch/Säuglingsmilchnahrung allein nicht mehr aus, um den steigenden Energie- und Nährstoffbedarf
zu decken. Wann genau der richtige Zeitpunkt gekommen ist, variiert von
Kind zu Kind: es hängt von seinem Wachstum, Entwicklungsstand und seiner
Bereitschaft, sich von Brust oder Flasche zu trennen, ab.
An diesen Reifezeichen lässt sich die Bereitschaft des Säuglings für die
Beikost erkennen:
• Säugling spuckt die Nahrung nicht mehr aus.
• Säugling interessiert sich dafür, was andere essen.
• Säugling kann mit wenig Hilfe aufrecht sitzen und den Kopf halten.
• Säugling steckt sich eigenständig Dinge in den Mund.
In den Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung wird empfohlen,
Beikost zwischen dem 5. und 7. Monat einzuführen [1]. Dieses Zeitfenster
berücksichtigt die Reife und die individuelle Entwicklung des Säuglings. Es
gibt Mutter und Kind einen gewissen Spielraum für die eigenen Bedürfnisse
und Gegebenheiten. Außerdem werden neben der Allergieprävention auch
andere Faktoren wie die Prävention von Übergewicht oder die mütterliche
Gesundheit einbezogen.
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Zum Nachlesen:
www.gesundinsleben.de/fuer-fachkraefte/medien/handlungsempfehlungen
Quelle:
[1] Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Handlungsempfehlungen –
Ein Konsensuspapier im Auftrag des bundesweiten Netzwerk Junge Familie, Monatsschr
Kinderheilkd 7/2010, Springer-Verlag 2010
123
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Beikost schrittweise einführen
Kompetenzen:
• wissen, nach welchem Schema Beikost eingeführt werden soll.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
10
Die Beikostgabe sollte sich an dem Ernährungsplan des Forschungsinstituts
für Kinderernährung (FKE) orientieren.
Begonnen wird mit einigen Löffeln Gemüsepüree vor der Still- bzw. der
Flaschenmahlzeit. Klappt das gut, wird langsam zum vollständigen Brei übergegangen und die Milch am Mittag weggelassen. Die Breie können entweder
selbst gekocht oder fertig gekauft werden. Zu den anderen Mahlzeiten bekommt das Kind weiterhin Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung.
Die Einführung der Breie in folgender Reihenfolge hat sich bewährt:
1. Brei „Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei“
2. Brei „Milch-Getreide-Brei“
3. Brei „Getreide-Obst-Brei“
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Diese Abfolge ist abgestimmt auf den steigenden Energie- und Nährstoffbedarf des Kindes und trägt zu einer guten Verträglichkeit der neuen Lebensmittel bei.
124
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Der erste Brei: Gemüse-Kartoffel-Fleisch
Kompetenzen:
• Zutaten für den Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
11
Der erste von 3 Breien ist der Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei mit seinem
hohen Eisengehalt.
Zu Beginn reicht es, dem Säugling wenige Löffel püriertes Gemüse (z. B.
Möhren) vor dem Stillen bzw. der Flaschenfütterung anzubieten. Die Menge
sollte dann Tag für Tag auf etwa 100 Gramm gesteigert werden. Danach
wird der Brei um eine gegarte, pürierte Kartoffel und 2 Teelöffel Pflanzenöl
(z. B. Rapsöl) erweitert. Nach etwa drei Tagen kommen dann noch etwa
1½ Esslöffel Fruchtsaft/wahlweise auch Obstpüree (Vitamin-C-reich) und
etwa 30 Gramm mageres Fleisch hinzu. Der Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
liefert dem Säugling Eisen, Zink, essenzielle Fettsäuren und Vitamine. Die
Mengen variieren mit dem Alter des Säuglings.
Vegetarischer Brei:
Manche Eltern möchten bei der Ernährung ihres Säuglings auf Fleisch
verzichten. Da Fleisch die beste Nahrungsquelle für Eisen ist, muss dann
besonders auf eine ausreichende Eisenversorgung geachtet werden. Für eine
vegetarische Ernährung sollte der eisenreiche Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
durch einen vegetarischen Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei ersetzt werden,
in dem das Fleisch durch z. B. 10 g Haferflocken ersetzt wird. Hier werden
3½ Esslöffel Fruchtsaft hinzugefügt, um eine möglichst hohe Eisenverwertung
der Haferflocken zu erzielen.
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Zum Nachlesen:
Zusammensetzung und Einführung der Breie unter:
www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/erstes-lebensjahr/zeit-fuer-breikost/
125
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Ab und zu Fisch statt Fleisch
Kompetenzen:
• wissen, dass zur Allergieprävention Fisch bereits mit dem ersten Brei
eingeführt werden sollte.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
12
Regelmäßig eine kleine Portion Fisch kann bei Säuglingen eine schützende
Wirkung auf die Allergieentstehung haben. In Finnland, wo Kinder im ersten
Lebensjahr deutlich öfter Fisch essen als in Deutschland, konnte das belegt
werden. So zeigte sich in einer Studie mit mehr als 2.500 Kindern, von denen
fast 50 % im ersten Lebensjahr Fisch gegessen hatten, dass die Fischesser
mit 4 Jahren deutlich seltener an allergischem Heuschnupfen litten. Auch
das Asthma- und Neurodermitisrisiko war dadurch geringer [1].
Der passende Zeitpunkt für die Einführung von Fisch liegt zwischen dem
5. und vor Mitte des neunten Lebensmonats [2, 3, 4]. Um eine konkrete
Empfehlung für den besten Zeitpunkt der Fischeinführung geben zu können,
müssen noch mehr Daten gesammelt werden.
In der Praxis sollte anstelle von Fleisch im Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
gelegentlich ein Stückchen fettreicher, grätenfreier Fisch von etwa 30 g (z. B.
Lachs) gegart und zerkleinert untergerührt werden (laut FKE 1–2 Mal pro
Woche). Für eine konkrete Empfehlung zur Häufigkeit der Fischgabe reichen
die Studiendaten derzeit noch nicht aus. Expertenmeinungen variieren
zwischen 1–2 x pro Woche und 2–3 x im Monat.
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Quellen:
[1] Nafstad et al., J Asthma. 40(4); 343–348: 2003
[2] Virtanen et al., Early introduction of oats associated with decreased risk of persistant asthma
and early introduction of fish with decreased risk of allergic rhinitis. Br J Nutr 2010; 103:
266–73
[3] Alm et al., Arch Dis Child 2009; 94: 11–15
[4] Kull et al., Allergy. 61(8); 1009–1015: 2006
126
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Zöliakie
Kompetenzen:
• wissen, dass laut aktueller Studien die Einführung von glutenhaltigem
Getreide, solange noch gestillt wird, nicht mit einem geringeren Risiko für
Zöliakie verbunden ist.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
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Folie
13
Begleittext:
Nach bisherigem wissenschaftlichem Kenntnisstand war die Einführung von
Gluten zwischen dem Beginn des 5. und dem Beginn des 7. Lebensmonats,
vorzugsweise wenn noch gestillt wird, mit einem geringeren Risiko für
Zöliakie verbunden [1, 2, 3]. Die Zugabe von kleinen Mengen Nudeln bzw.
anderen Getreideprodukten aus Weizen im Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
wurde daher empfohlen.
Im Jahr 2014 wurden jedoch Ergebnisse von zwei randomisierten Studien
(Prevent-Coeliac-Disease-Studie und die Risk of Celiac Disease and Age at
Gluten Introduction oder CELIPREV-Studie) veröffentlicht, die keinen Effekt
einer gezielten Gabe von Gluten in den ersten Lebensmonaten auf die
Entwicklung einer Zöliakie nachweisen konnten. An beiden Studien hatten
Kinder teilgenommen, die mindestens einen Verwandten ersten Grades
mit einer Zöliakie, also ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, hatten. Die Mütter
wurden angehalten, zu stillen. In beiden Studien hatte der Zeitpunkt der
ersten Glutenzufuhr (PreventCD-Studie: 100 mg Gluten oder Placebo
zwischen der 16. und 24. Lebenswoche; CELIPREV-Studie: Glutenhaltige
Nahrungsmittel ab dem 6. oder ab dem 12. Monat) keinen Einfluss auf die
Häufigkeit einer späteren Zöliakie-Erkrankung im Alter von 3 bzw. 5 Jahren.
Auch die Dauer des Stillens hatte keinen Einfluss auf die Entwicklung dieser
autoimmunen Darmerkrankung [4].
Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse aus 2015, die 21
Veröffentlichungen, darunter die beiden oben genannten Studien, einschließt,
kommt zu dem Schluss, dass Stillen und der Zeitpunkt der Gluteneinführung,
das Risiko, Zöliakie in der Kindheit zu entwickeln nicht beeinflusst [5].
Unabhängig von diesen neuen Erkenntnissen spricht nichts dagegen, für den
Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei hin und wieder kleine Mengen Getreide zu
verwenden.
Quellen:
[1] Akoberg et al., Effect for breast feeding on risk of coeliac disease: a systematic review and
meta-analysis of observational studies. Arch Dis Child. 2006; 91: 39–43.
[2] Norris, J. M. et al.: Risk of Celiac Disease Autoimmunity and Timing of Gluten Introduction in
the Diet of Infants at Increased Risk of Disease. JAMA (2005) 239: 2343–2351
[3] Guandalini S., The influence of gluten: weaning recommendations for healthy children and
children at risk for celiac disease. Nestle Nutr Workshop Ser Pediatr Program 2007; 60:
139–151; discussion 151–155
[4] www.aerzteblatt.de/nachrichten/60337/Zoeliakie-Stillen-und-fruehe-GlutenExposition-ohne-protektive-Wirkung
[5] Szajewska, H et al.: Systematic review with meta-analysis: early infant feeding and coeliac
disease – update 2015; Aliment Pharmacol Ther 2015; 41: 1038–1054
127
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Der zweite Brei: Milch-Getreide-Brei
Kompetenzen:
• die Zutaten für den Milch-Getreide-Brei kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
2 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
14
Der Milch-Getreide-Brei besteht aus nur drei verschiedenen Zutaten:
Etwa 200 ml Vollmilch (3,5 % Fett), etwa 20 Gramm Vollkorngetreide (z. B.
Hafer, Weizen, Dinkel) in Form von Grieß oder Flocken und einer Sorte Obst
oder Obstsaft. Dieser Brei lässt sich ganz einfach selbst zubereiten und liefert
wichtige Mineralstoffe, Vitamine der B-Gruppe und Vitamin C.
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Hinweis: Die Trinkmilchmenge
sollte im ersten Lebensjahr auf
die 200 ml Vollmilch im MilchGetreide-Brei und die Stillmahlzeit/Säuglingsmilch begrenzt
bleiben, da sonst zu viel Eiweiß
zugeführt und damit das Risiko
für Übergewicht erhöht wird.
Gegen Ende des ersten Lebensjahres können die 200 ml Milch
aus dem Brei und die Milchmahlzeit am Morgen durch je
150 ml Vollmilch aus der Tasse
ersetzt werden.
Als zweiter Brei wird der Milch-Getreide-Brei empfohlen. Der Milch-Getreide-Brei besteht aus nur drei Zutaten:
128
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Der dritte Brei: Getreide-Obst-Brei
Kompetenzen:
• die Zutaten für den Getreide-Obst-Brei kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Auch der dritte Brei, der Getreide-Obst-Brei, besteht nur aus wenigen
Zutaten:
Etwa 90 Gramm Wasser, 20 Gramm Vollkorngetreide(flocken), 100 Gramm
Vitamin-C-reiches Obst (weich/gegart und zerdrückt) und 1 Teelöffel Pflanzenöl (z. B. Rapsöl). Da dieser Brei keine Milch enthält, ist er eiweißarm und
somit auf die beiden anderen eiweißreichen Breimahlzeiten abgestimmt.
Durch das Vitamin C im Obst wird die Eisenaufnahme aus Vollkorn ins Blut
begünstigt.
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Folie
15
129
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Ernährungsschema ab dem 5. Monat
Kompetenzen:
• das Zeitschema zur Einführung der drei Breie sowie die Bedeutung des
Weiterstillens kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
3 Minuten Vortrag
Begleittext:
Folie
16
Hinweis: Die Breie können
selbst gekocht oder fertig gekauft
werden – beides hat Vorteile.
Geeignete Fertigbreie orientieren sich an den Rezepten für die
Selbstzubereitung.
Zusammenfassung
Die Übersicht zeigt, in welcher Reihenfolge die drei Breie nach und nach die
Milchmahlzeiten ersetzen. Üblicherweise werden nacheinander im Abstand
von etwa einem Monat drei Breie eingeführt, die den wachsenden Nährstoffbedarf des Säuglings optimal decken.
Begonnen wird mit dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, der nach und nach
die Stillmahlzeit am Mittag ersetzt. Sobald sich das Kind an den ersten Brei
gewöhnt hat, wird etwa einen Monat später der Milch-Getreide-Brei am
Abend eingeführt. Nach einem weiteren Monat kommt am Nachmittag der
Getreide-Obst–Brei hinzu. Abwechslung der Beikostzutaten, wie die Verwendung verschiedener Obst- und Gemüsearten und verschiedener Getreidearten, ist ausdrücklich erwünscht. Statt Kartoffeln können hin und wieder
Reis oder Nudeln gegeben werden. Die morgendliche Stillmahlzeit können
Mutter und Kind so lange genießen, wie sie möchten. Während der Einführung der Breie kann das Weiterstillen die Verträglichkeit der neuen Kost
verbessern.
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Insgesamt folgt die Einführung der Beikost neben der Deckung des Nährstoffbedarfs dem Vorsatz: Toleranz stimulieren unter dem Schutz des Weiterstillens!
130
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Informationen für Eltern
Kompetenzen:
• Informationsangebote zur Weitergabe an die Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
17
Auf dem Internetportal der BZgA, www.kindergesundheit-info.de, finden
Eltern und auch Fachkräfte aktuelle und unabhängige Informationen rund um
die Themen Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Auf der Internetseite des Forschungsinstituts für Kinderernährung in
Dortmund, www.fke-do.de, gibt es ausführliche Informationen zur Säuglingsernährung.
Zur Weitergabe an Eltern: Das beste Essen für Babys
Der Flyer bietet Eltern in leicht verständlicher Form einen kompletten
Essens-Fahrplan für das erste Lebensjahr des Säuglings. Bis zu 100 Stück
können kostenlos (zzgl. 3,00 Euro Versandkostenpauschale) unter
[email protected] angefordert werden.
Best.-Nr.: 329 (größere Mengen auf Anfrage)
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App: Baby & Essen
Die kostenlose App „Baby & Essen“ bietet Eltern einen ausführlichen EssensFahrplan für das 1. Lebensjahr. Für die stillende Mutter gibt es Ernährungstipps und Väter bekommen im „Papa-Modus“ spezielle Informationen.
Checks, Rechner und Rezepte bieten einen weiteren Service für Eltern.
Weitere Informationen und Download:
http://gesund-ins-leben.de/fuer-familien/erstes-lebensjahr/
131
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
8. Ernährung des Säuglings
Weiterführende Beratungsangebote für Eltern
Kompetenzen:
• qualifizierte weiterführende Beratungsangebote für Eltern kennen.
Zeitlicher/methodischer Überblick:
1 Minute Vortrag
Begleittext:
Folie
18
Adressen von Ernährungsexperten sortiert nach PLZ-Gebieten finden Eltern
unter den folgenden Internetadressen:
Ernährungsexperten:
Diätassistent/-innen und/oder Oecotropholog/-innen:
www.vdd.de
www.vdoe.de
www.dge.de
Der aid bietet mit dem Internetportal was-wir-essen.de vielfältige Informationen rund um ausgewogene Ernährung in allen Lebenslagen sowie kostenlose
Expertenforen für spezielle Fragen u. a. über Säuglings- und Kinderernährung: www.was-wir-essen.de
Bei Stillproblemen finden Eltern bei den folgenden Verbänden Listen mit
Stillberater/-innen:
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Stillexperten:
Deutscher Hebammenverband e. V.: www.hebammenverband.de
Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen e. V.: www.bdl-stillen.de
Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen e. V.: www.afs-stillen.de
La Leche Liga Deutschland e. V.: www.lalecheliga.de
Deutsche Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft e. V.:
www.stillen-info.de
132
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Fortbildungseinheit 8 – Ernährung des Säuglings
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Anlagen 1–6
133
Anlage 1
Qualitätsvereinbarung zur Umsetzung
der Fortbildungen
(vom Anbieter auszufüllen)
Institution
Vor- und Zuname (Ansprechpartner)
Straße/Postfach
Telefon
PLZ/Ort
E-Mail
Hiermit bestätigen wir als Anbieter der Fortbildung „Primäre Allergieprävention“, dass wir die vorgegebenen
Qualitätsrichtlinien zum Referentenskript, zur Anbieterqualifikation, zu den Rahmenbedingungen und zur
Evaluation einhalten werden und folgende Unterlagen kurzfristig nach der Veranstaltung an die Geschäftsstelle
des Netzwerks „Gesund ins Leben“ schicken werden:
• Teilnehmerliste
• Einverständniserklärung Nachbefragung
• Evaluationsbögen (2x Wissenstest, 1x Seminarzufriedenheit).
Unterschrift
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Ort, Datum
Bitte per Post an:
aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Geschäftsstelle: Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Anlage 2
Teilnahmebescheinigung
„Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“
Fortbildung „Primäre Allergieprävention“
Hiermit bestätigen wir Frau/Herrn _________________________________________________
wohnhaft in ____________________________ die Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung
„Primäre Allergieprävention“ am ________________________ in _______________________ .
Referenten/-innen: _____________________________________________________________
Die Veranstaltung beinhaltet sieben Themen-Einheiten à 45 Minuten und
eine Themen-Einheit à 60 Minuten:
Grundlagen
Zeitumfang
Basiswissen Allergien
45 Minuten
Der Allergie-Risiko-Check
45 Minuten
Aktuelle Empfehlungen – S3-Leitlinie
45 Minuten
Umwelteinflüsse/Lebensstil
Impfen45 Minuten
Rauchfrei60 Minuten
Gesundes Wohnen45 Minuten
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Ernährung
Ernährung der (werdenden) Mutter
45 Minuten
Ernährung des Säuglings
45 Minuten
Stempel, Unterschrift, Veranstalter
Anbieter der Fortbildungen können bei der
Geschäftsstelle „Gesund
ins Leben“ in Erfahrung
bringen, für welche
Berufsgruppen Fortbildungspunkte vergeben
werden.
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Name
Teilnehmerliste
Wohnort
Berufsbezeichnung
Namen der Referenten
Veranstaltungsort / Datum
Anbieter:
Unterschrift
Anlage 3
Anlage 4
Wissenstest
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
wir sind daran interessiert zu erfahren, ob mit der Fortbildung ein Wissenszuwachs erreicht wird
und wie Sie die Fortbildung bewerten. Bitte beantworten Sie deshalb zu Beginn und am Ende der
Fortbildung einen Fragebogen. Sie helfen uns damit, die Fortbildungen zu verbessern.
Die Befragung ist anonym. Damit wir die Fragebögen zuordnen können, bilden Sie bitte einen
Schlüssel nach folgendem Muster:
Erster Buchstabe des Geburtsnamens Ihrer Mutter
Geburtsmonat Ihres Vaters in Ziffern
Letzte Ziffer der Postleitzahl Ihres Wohnortes
In welchem Ort findet die Fortbildung statt? ____________________________________
Bitte kreuzen Sie das entsprechende an:
Wissenstest VOR der Fortbildung
Wissenstest NACH der Fortbildung
1.
Welche Faktoren können das Allergierisiko erhöhen?
(mehrere Antwortmöglichkeiten)
Rauchen in Gegenwart des Kindes
allergische Erkrankung von Mutter und/oder Vater
Gabe von Kuhmilch im 2. Lebenshalbjahr
Schimmel und feuchte Stellen in der Wohnung
2.
Welche Aussage zu HA-Nahrung stimmt?
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HA-Nahrung sollen alle Kinder bekommen, die nicht gestillt werden.
HA-Nahrung benötigen nur nicht gestillte Kinder mit erhöhtem Allergierisiko.
Die Gabe von HA-Nahrung senkt das Allergierisiko bei allen Kindern.
HA-Nahrung sollte das ganze 1. Lebensjahr gegeben werden.
3.
Bitte vervollständigen Sie den Satz:
Mindestens bis zum Beginn des _____ Monats sollten Babys ausschließlich gestillt werden.
Welche Lebensmittel kommen im Rahmen der Beikost vor:
(mehrere Antwortmöglichkeiten)
Rindfleisch
Möhren
Kuhmilch Käse
Rapsöl
Apfel
Butter
Kartoffeln
Zwieback
Haferflocken
Zucker
Wasser
Anlage 4/2
4.
Welche Aussagen sind richtig? (mehrere Antwortmöglichkeiten)
Rauchen erhöht das Asthma-Risiko.
Rauchen in der Schwangerschaft kann das Geburtsgewicht senken.
Rauchen hat keinen Einfluss auf das Allergierisiko.
Rauchen erhöht das Risiko für plötzlichen Kindstod.
5.
Bitte ordnen Sie die Aussagen den Präventionsprinzipien bezogen
auf das Thema Allergien zu.
A = Primäre Prävention B = Sekundäre Prävention C = Tertiäre Prävention
(bitte tragen Sie die Buchstaben A, B oder C in dem Feld ein)
____ richtet sich an Personen mit allergischen Erkrankungen.
____ richtet sich an alle gesunden Personen.
____ richtet sich an Personen mit einer Sensibilisierung gegenüber bestimmten
Stoffen.
6.
Bei welchen Präventionsprinzipien wird eine Reduktion des
Hausstaubs empfohlen? (mehrere Antwortmöglichkeiten)
____________________________________________________________________
____________________________________________________________________
7.
Was stimmt? (mehrere Antwortmöglichkeiten)
8.
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9.
Kuhmilch sollte im ersten Lebensjahr nicht gegeben werden.
Kuhmilch sollte als Getränk erst am Ende des ersten Lebensjahres gegeben werden.
Kuhmilch kann zur Zubereitung des Milch-Getreide-Breis verwendet werden.
Glutenhaltiges Getreide sollte erst im 2. Lebensjahr gegeben werden.
Glutenhaltiges Getreide sollte eingeführt werden, solange noch gestillt wird.
Welche Vitamine, Mineralstoffe und/oder Spurenelemente sollten
während der Schwangerschaft supplementiert werden, da der Bedarf nur schwer mit der Nahrung zu decken ist? (mehrere Antwortmöglichkeiten)
Selen
Folsäure
Natrium
Vitamin C
Jod
Magnesium
Was stimmt? (mehrere Antwortmöglichkeiten)
Impfungen bieten sicheren Schutz vor Infektionskrankheiten.
Impfungen erhöhen das Allergierisiko.
Es gibt Hinweise, dass Impfungen das Allergierisiko senken können.
Impfungen sollten so spät wie möglich vorgenommen werden.
Kinder mit erhöhtem Allergierisiko sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt
geimpft werden.
Anlage 5
Seminarzufriedenheit am Ende der Fortbildung
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
wir möchten gerne kontinuierlich unsere Fortbildungen verbessern. Bitte unterstützen Sie uns dabei
indem Sie einige Fragen beantworten. Damit wir diesen Fragebogen den anderen Fragebögen zuordnen können, bilden Sie bitte zunächst wieder den Schlüssel nach folgendem Muster:
Erster Buchstabe des Geburtsnamens Ihrer Mutter
Geburtsmonat Ihres Vaters in Ziffern
Letzte Ziffer der Postleitzahl Ihres Wohnortes
In welchem Ort findet die Fortbildung statt? ___________________________________________
Meine berufliche Voraussetzung ist:
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Ich bin Medizinische Fachangestellte (in einer Frauenarzt- oder Kinder- und Jugendarztpraxis)
Ich bin Präsentionsassistent/-in
Ich bin Hebamme
Ich bin Kinderkrankenschwester/Kinderkrankenpfleger
Ich bin Kinder- und Jugendarzt/-ärztin
Ich bin Frauenarzt/-ärztin
Ich bin Kinder- und Jugendarzt/-ärztin
Anderes ______________________________________
Wie sind Sie auf die Fortbildung „Primäre Allergieprävention“ aufmerksam
geworden?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Anlage 5/2
Wie schätzen Sie Ihren Wissenszuwachs in den folgenden Bereichen ein?
(1 = Wissenszuwachs ist sehr groß, 2 = Wissenszuwachs ist groß, 3 = Wissenszuwachs ist mittel,
4 = Wissenszuwachs ist gering, 5 = kein Wissenszuwachs)
medizinische Grundlagen
Impfen
Rauchen
Gesundes Wohnen
Ernährung
Elternberatung
weiterführende Beratungsangebote
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
4
4
4
4
4
4
4
5
5
5
5
5
5
5
Was war Ihnen neu?
____________________________________________________________________________
____________________________________________________________________________
____________________________________________________________________________
Wie hilfreich ist die Fortbildung für Ihren Arbeitsalltag?
1 = sehr hilfreich
2 = etwas hilfreich
3 = wenig hilfreich
4 = gar nicht hilfreich
Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Sie das Gelernte in die Praxis
übertragen können?
Bitte geben Sie Ihre intuitive Einschätzung auf einer Skala von 1 = überhaupt nicht wahrscheinlich
bis 5 = sehr wahrscheinlich
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1
2
3
4
5
Was könnten die größten Hindernisse in der Umsetzung sein?
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____________________________________________________________________________
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Anlage 5/3
Bitte bewerten Sie zum Abschluss noch die Fortbildung selbst. Bitte beurteilen
Sie die einzelnen Vortragsthemen nach Umfang und Qualität des Inhalts sowie
der Präsentation:
(1 heißt „sehr gut“, 5 heißt „mangelhaft“)
1. Basiswissen Allergie
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
2. Der Allergie-Risiko-Check
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
3. Aktuelle Empfehlungen (S3-Leitlinie)
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
4. Impfen
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
5. Rauchen
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
6. Gesundes Wohnen
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
7. Ernährung
Inhalt 1
2
3
4
5
Präsentation 1
2
3
4
5
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu:
Die Mischung aus Theorie und Übung
war angemessen.
stimme sehr zu
stimme
etwas zu
stimme
kaum zu
Ich hätte einen vergleichbaren Gewinn
erreichen können durch Eigenstudium.
Der Kurs ist wichtig für meine Tätigkeit.
Die Zeit für Diskussion war ausreichend.
Die Organisation war gut.
Die Teilnehmerzahl war angemessen.
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stimme
gar nicht zu
Anlage 5/4
Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
____________________________________________________________________________
____________________________________________________________________________
Was würden Sie besser machen?
____________________________________________________________________________
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Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!
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Wir würden gerne in einem halben Jahr noch einmal mit Ihnen Kontakt aufnehmen, um zu erfahren,
inwieweit Sie die Inhalte der Fortbildung in die Praxis übertragen konnten. Wenn Sie damit einverstanden sind, geben Sie bitte Ihr schriftliches Einverständnis. Eine entsprechende Liste hat ihr/e
Kursleiter/Kursleiterin.
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Name
Telefonnummer
E-Mail-Adresse
Unterschrift
Mit meiner Unterschrift erkläre ich mich einverstanden, an einer Nachbefragung (telefonisch/schriftlich) zur Evaluation der Fortbildung
mitzuwirken und stimme zu, dass das Netzwerk „Gesund ins Leben“ Kontakt mit mir aufnimmt.
Einverständniserklärung Nachbefragung
Ort und Datum der Fortbildung
Anlage 6
Impressum
1639/2015
Herausgegeben vom
aid infodienst Ernährung Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
mit Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen
Bundestages.
www.aid.de
[email protected]
Erarbeitet von:
Dr. Thomas Lob-Corzilius, AG-Leitung und Koordination, Deutsche
Akademie für Prävention und Gesundheitsförderung
Elke Becker, Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V.
Gerda Weiser, Deutscher Hebammenverband e. V.
Dr. Sonja Floto-Stammen, Geldern
Julia Jörgensen, Verbraucherzentrale NRW
Helga Klingbeil-Weber, Kath. Bundesarbeitsgemeinschaft für
Einrichtungen der Familienbildung
Ute Körner, Bornheim
Brigitte März, Verband medizinischer Fachberufe e. V.
Ursula Münstermann, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Mareike Strunk, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Claudia Thienel, Bonn
Gabriele Wiener-Hemme, Roetgen
Redaktion:
Petra Hottenroth, Berlin; Maria Flothkötter, Hedda Thielking
(beide aid)
Gestaltung:
www.berres-stenzel.de
Bilder:
Titel, Fotolia: Denys Kurbatov
Nachdruck – auch auszugsweise – sowie Weitergabe mit Zusätzen,
Aufdrucken oder Aufklebern nur mit Genehmigung des aid gestattet.
N FORM ist Deutschlands Initiative
für gesunde Ernährung und mehr
Bewegung. Sie wurde 2008 vom
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und
ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten
der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen
unter www.in-form.de.
© aid infodienst e. V. 2015 • www.gesund-ins-leben.de
Fachliche Beratung:
Prof. Peter Bauer, Fachklinik Gaißach
Dr. Wolfgang Brosi, Würzburg
Katrin Ellner, Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit
Ines Gellhaus, Universität Paderborn
Jeanette Haeri, Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit
Dr. Anett Hilbig, Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Prof. Matthias Kopp, Univ.-Klinikum Lübeck
Prof. Peter Kronsbein, Hochschule Niederrhein
Prof. Hildegard Przyrembel, Berlin
Prof. Thorsten Schäfer, Immenstadt
Prof. Ulrich Wahn, Präventions- und Informationsnetzwerk
Allergie/Asthma e. V.
144
Multiplikatorenfortbildung Primäre Allergieprävention
Impressum
www.gesund-ins-leben.de
Bestell-Nr.: 1639
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