Bauen und Landschaft - ALB-Baden

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LANDWIRTSCHAFTLICHES
BAUEN
&
LANDSCHAFT
EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT
SCHWEIZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT
Gefördert aus dem Europäischen Fonds
für Regionale Entwicklung
Gefördert durch Finanzhilfen des
Schweizer Bundes
INHALT
Vorwort
Einleitung
1
2–5
Worum geht es?
2
Wer sind die Verfasser und
an wen wenden sie sich?
2
Wie sie ihre Arbeit
verstanden wissen wollen?
3
Warum es nicht egal ist,
wie landwirtschaftliche
Gebäude aussehen?
4–5
Zusammenfassung für den
eiligen Leser
6
1 Einfügen in die Landschaft
8 – 19
2 Landschaftseinbindung
durch „Grün“
20 – 23
3 Gebäudeform
24 – 45
4 Fassadengliederung
46 – 47
5 Material und Farbe
48 – 55
6 Baubeispiele
56 – 64
VORWORT
Bedingt durch den fortwährenden Strukturwandel in der
Landwirtschaft und durch rasch fortschreitende
technische Entwicklungen hat sich das Erscheinungsbild landwirtschaftlicher Gebäude in den vergangenen vier Jahrzehnten erheblich verändert.
Das im Rahmen des Interreg-III-A-Programms geförderte Projekt »Landwirtschaftliches Bauen und Landschaft« setzt sich mit der Thematik auseinander, neu
entstehende landwirtschaftliche Gebäude und Anlagen bestmöglichst in die Landschaft einzubinden.
Das Interreg-III-A-Programm Alpenrhein-BodenseeHochrhein wird durch Finanzhilfen des Schweizer
Bundes sowie des Europäischen Fonds für Regionale
Entwicklung gefördert. Projektpartner sind die
Schweiz, das österreichische Bundesland Vorarlberg
sowie Bayern und Baden-Württemberg von deutscher
Seite. Ziel dieses Interreg-Programms ist die nachhaltige Förderung der wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region sowie der Aus- und Aufbau von
Netzwerken.
Das Projektgebiet rund um den Bodensee und Hochrhein weist viele von der Natur bevorzugte und landschaftlich besonders reizvolle Bereiche auf, die aber
teilweise auch sehr intensiver landwirtschaftlicher
Nutzung unterliegen. Daher ist es unabdingbar, dass
in dieser Kulturlandschaft landwirtschaftliche Baumaßnahmen mit entsprechenden Bauvolumen erstellt
werden. In der Folge kann dies zu Konflikten mit den
übrigen Nutzungsansprüchen führen.
Um diese Konflikte zu lösen, wurden im Rahmen des
Interreg-III-A-Projektes »Landwirtschaftliches Bauen
und Landschaft« Kriterien und Hinweise erarbeitet,
die helfen sollen, neue landwirtschaftliche Gebäude
so zu gestalten, dass sie von einer kritischen Öffentlichkeit als landschaftsverträglich angesehen werden.
Dazu gehört auch, die Vorgaben und Rahmenbedingungen zu untersuchen, denen
Landwirte heute beim Bau neuer
Gebäude unterworfen sind. Die
Planungs- und Genehmigungsprozesse, die solche Vorhaben
gemeinhin in den verschiedenen
Regionen durchlaufen, werden
dargestellt.
Diese Arbeit wurde im Juli
2006 abgeschlossen und
ist unter dem Titel
»Landwirtschaftliches
Bauen und Landschaft
(BAULA)« bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und
Landtechnik (FAT-Schriftenreihe Nr. 69) erschienen.
Die sehr breit gefächerte Untersuchung über das
relativ große und landschaftlich sehr verschiedenartige Projektgebiet kann den Belangen einzelner
Regionen nicht ausreichend entgegen kommen.
Deshalb wurde in einem zweiten Arbeitsschritt die
Betrachtung auf die Landschaften Baden-Württembergs im Projektgebiet, also die engeren Bodenseelandschaften, den Südschwarzwald und die Baar
ausgerichtet.
Diese Regionalbroschüre ist sehr praxisorientiert und
soll Handlungsanleitung für die am Bau Verantwortlichen sein.
Hermann Strampfer
Regierungspräsident
1
Einleitung
Worum geht es?
Entwicklungen in der Agrarstruktur zu größeren Betrieben sowie veränderte Erfordernisse landwirtschaftlicher Unternehmen haben dazu beigetragen,
dass sich das Erscheinungsbild der Landwirtschaft –
insbesondere mit Blick auf die neuen Wirtschaftsgebäude – gewandelt hat. Die Gesellschaft, welche die
Natur als Erholungs- und Kulturlandschaft nutzen
will, kennt die Bedürfnisse wirtschaftlich geführter
landwirtschaftlicher Unternehmen heute zu wenig.
Daraus resultierend sind Zielkonflikte entstanden, die
es zu lösen gilt.
Es soll an dieser Stelle allerdings genügen, diese Problematik kurz zu erwähnen. Für eine genauere Be-
trachtung dieser Aspekte sei auf den Hauptteil des
Projektberichtes (FAT Schriftenreihe Nr. 69) verwiesen. Der hier vorliegende Teil befasst sich mit Fragen
der Gestaltung und betrachtet begleitende Aspekte
somit nur am Rande.
Wer sind die Verfasser und an wen wenden sie sich?
Die Inhalte dieser Broschüre wurden von Personen
erarbeitet, die als Planer und Berater das landwirtschaftliche Bauwesen viele Jahre begleitet und mitgestaltet haben.
Mit der Schrift sollen neben bauwilligen Landwirten
auch Fachberater, Architekten, Naturschutzbeauf-
tragte, Genehmigungsbehörden und nicht zuletzt
Bauteil- und Baustoffproduzenten angesprochen
werden.
Darüber hinaus soll auch eine breitere, diesen Problemen mehr als Zuschauer gegenüberstehende Leserschaft interessiert werden in der Hoffnung, Verständ-
nis für die heute üblichen Bewirtschaftungsformen
und die sich daraus ergebenden Anforderungen an
Gebäude für die Landwirtschaft zu wecken.
2
Wie sie ihre Arbeit verstanden
wissen wollen?
Diese Broschüre beschäftigt sich hauptsächlich mit
Fragen der Gestaltung. Darüber zu schreiben, ist
allerdings eine schwierige Angelegenheit. Es spielen
nämlich Schlagworte wie »schön« und »hässlich«,
»passend« und »unpassend«, »harmonisch« und
»unharmonisch« eine große Rolle. Diese Begriffe
sind aber subjektiv – sie hängen sehr von dem
persönlichen Empfinden des einzelnen Lesers ab.
Das wiederum ist geprägt vom jeweiligen Naturell
des Betrachters, seiner eigenen Erfahrungswelt, seiner Erziehung und Bildung und auch vom »Geist der
Zeit«, also von dem, was »man« in der Zeit, in der
sich sein Empfinden gebildet hat, allgemein als gut,
richtig und passend empfunden und propagiert hat.
Dennoch glauben die Verfasser, dass es – unabhän-
gig vom »Geschmack« des Einzelnen und der
»Mode« der jeweiligen Zeit – Regeln gibt, die helfen
können, »gut« und »schlecht« besser voneinander
zu unterscheiden.
Es soll aber auf keinen Fall beim Leser der Eindruck
entstehen, an dieser Stelle würden Rezepte aufgestellt.
Nach Meinung der Verfasser kann es in diesem Bereich des Empfindens niemals einen allgemeinen,
hieb- und stichfesten Katalog dafür geben, welche
Eigenschaften eines Gebildes in welchem Maß mit
»schön« oder »hässlich« zu bewerten sind. Niemand
darf sich der Illusion hingeben, er könne auf einer
entsprechenden Bewertungsliste für die einzelnen
Eigenschaften eines Gebildes Punkte vergeben, um
abschließend aus deren Summe ein Gesamturteil zu
fällen.
Deswegen ist alles, was im Folgenden zu den Bauformen und ihrer Einbindung in die Landschaft gesagt wird, nur als Rat und Hilfe zu verstehen. Die
Broschüre beinhaltet eine Weitergabe von Erfahrungen aus langen Berufsjahren, die meist zu einem
guten Ergebnis geführt haben.
3
Einleitung
Warum es nicht egal ist, wie landwirtschaftliche
Gebäude aussehen?
Bauen für die Landwirtschaft findet heutzutage in
den meisten Fällen in der freien Landschaft statt.
Aus diesem Privileg, im Außenbereich bauen zu
dürfen, ergibt sich aber auch die Verpflichtung, der
Gestaltung dieser Gebäude besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Stichwort: »Öffentlichkeit«
Im Gegensatz zu früheren Zeiten gibt es heute eine
breite Bevölkerungsschicht, die der Landwirtschaft
und ihren Problemen fern steht, nicht aber der
Kulturlandschaft, die von Landwirten gestaltet und
bewirtschaftet wird.
Allgemein wächst auch das Bewusstsein, dass
Wer so denkt, reagiert empfindlich auf wirkliche
oder vermeintliche Verletzungen dieser Rechte und –
bezogen auf das Bauen in der Landschaft – wird er
wohl folgern, dass auch die Landwirtschaft sich der
Verantwortung bewusst sein muss, dieses Gut so
pfleglich wie möglich zu behandeln, also auch hier
»Landschaftspfleger« zu sein!
das, was ein Einzelner in Stadt und Land neu
errichtet, zwar ihm gehört, aber in seinem
äußeren Erscheinungsbild auch auf andere
wirkt, und
so wie andere Güter, die zum Wohlbefinden
der Allgemeinheit wichtig sind und deshalb
sorgsam behandelt werden müssen, z. B. die
Reinheit von Luft und Wasser, oder die Stille,
die der Erholung dient, muss dies auch für
das Landschaftsbild gelten.
4
Darin liegt auch die nicht überbrückbare Kluft, an
der schon viele gut gemeinte Versuche gescheitert
sind, auf die alten »landschaftstypischen« Bauformen wenigstens ansatzweise zurückzugreifen.
Der neue wirtschaftlich betriebene Hof im Schwarzwald kann nicht mehr so aussehen, wie der altgewohnte Schwarzwaldhof,
weil:
Landwirte heute ganz anders wirtschaften
müssen, um zu überleben,
mehr Tiere auf ganz andere und artgerechte
Weise gehalten werden,
Stichwort:
»Erscheinungsbild«
Warum kann heute
nicht mehr so wie früher
gebaut werden?
Für die Landwirtschaft ist es bei den bestehenden
Wirtschaftsstrukturen besonders schwer, sich am
globalen Markt zu behaupten. Um bei der Vermarktung der erzeugten Produkte zwischen Verbraucher
und Erzeuger eine engere Beziehung zu erreichen,
wird vielerorts erfolgreich die »Direktvermarktung ab
Hof« praktiziert. Das zunehmende Interesse an der
Herkunft der erworbenen Lebensmittel sowie an den
Produktionsbedingungen hat zu einer Verbreitung
der Direktvermarktung beigetragen. Von Direktvermarktung profitieren auf der einen Seite also die Verbraucher, auf der anderen Seite aber auch die Produzenten, da sie für ihre qualitativ hochwertigen
Produkte aus der Region einen angemessenen Preis
erzielen können. In der Folge leisten beide miteinander einen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft. Zu einer erfolgreichen Direktvermarktung
gehört auch, dass die Gebäude der Hofanlage sowie
die Hofanlage an sich zum Besuch einladen!
Beim Anblick neuer Wirtschaftsgebäude, welche
landauf und landab gleich aussehen, ist man oftmals
enttäuscht und fragt: »Warum bauen die nicht einfach so wie früher?«
Wer sich mit der Landwirtschaft in unserer Zeit auseinandersetzt weiß, dass dies nicht geht. Die ökonomischen Rahmenbedingungen haben zu einer enormen
Steigerung der Arbeitsproduktivität geführt.
Die als so vorbildlich gerühmten »landschaftstypischen« alten Bauernhöfe waren logische und konsequente Ergebnisse der Vorgaben aus vergangener
Zeit.
So,und nur so konnte man damals am jeweiligen
Ort mit seinen besonderen Bedingungen aus den
vorhandenen Baustoffen und mit den vorhandenen
Kräften Häuser für die Menschen, Tiere und Vorräte
bauen.
Wie die alten Höfe Zeugen ihrer Zeit waren, so sind
es die neuen Hofanlagen für unsere Zeit.
die Tiere bedarfsgerechter gefüttert werden
und das Futter anders gelagert wird,
die Arbeiten mit nur noch wenigen Arbeitskräften erledigt werden, und damit besondere Anforderungen an die Bergeräume und
die erforderliche Technik zur Befüllung und
Entnahme gestellt werden,
der Einsatz der technischen Hilfsmittel zu
völlig veränderten Gebäudeformen geführt
hat,
die zu beachtenden Tierhaltungs-, Hygiene-,
Bau- und Brandschutzvorschriften eine Bauweise wie früher gar nicht mehr erlauben
würden.
Dies alles kann die Landwirte aber aus den anfangs
genannten Gründen nicht davon entbinden, bei
allem, was sie in der von uns allen so geschätzten
Landschaft schaffen und bauen, auch darüber nachzudenken, wie das wohl nach »außen« wirkt.
5
Und vorab gleich die Zusammenfassung
für den eiligen Leser:
Neue Gebäude für die Landwirtschaft können durch
veränderte Ausgangsbedingungen nicht mehr so aussehen wie die gewohnten »landschaftstypischen«
historischen Bauernhöfe. Das ist unmöglich.
Neue Gebäude, Gebäudegruppen müssen sich in der
Landschaft nicht tarnen. Sie sollen sich in die Landschaft einfügen, ohne sich zu verstecken.
Im Idealfall stehen sie so da, als hätten sie dort immer
schon gestanden.
…wenn sie in bewegtem Gelände eher auf den
Hängen und auf den unteren Ebenen angesetzt
sind und dadurch nicht frei vor dem Horizont sondern vor einem landschaftlichen Hintergrund stehen,
Die Chancen, dass das erreicht wird, werden
besser …
…wenn sie an einem Platz stehen, der sich durch
topographische Besonderheiten definiert, einfacher
gesagt: der sie dort festhält und verankert,
…wenn für ihre Dachflächen, ihre leichten und
schweren Wände immer die jeweils gleichen Materialien und Farben verwendet werden,
…wenn sie einfache, leicht begreifbare Gebäudeformen aufweisen und lagerhafte Proportionen mit
nicht zu großen Wandhöhen und kräftigen Dachneigungen,
…wenn für sie eine Farbgebung aus gebrochenen
und gedeckten, niemals glänzenden Farben gewählt wird und
…wenn ihre Fassaden gegliedert sind und ihre
Dach- und Wandflächen kräftig strukturiert,
…wenn ihr Standort mit aufgelockerter Bepflanzung an den richtigen Stellen umgeben ist, die
ganz bewusst gesetzt ist, um Blicke zu führen,
Außenräume zu markieren oder einzurahmen, zu
lange Gebäudefronten zu unterbrechen und den
Anblick zu hoher Gebäudeelemente zu mildern.
…wenn Sie behutsam und sensibel in das Gelände
eingesetzt sind ohne gewaltige Abgrabungen und
Auffüllungen,
6
Gebäude in der Landschaft
Grundsätzlich gilt:
Ob neue Gebäude sich für den äußeren Betrachter
gut oder schlecht in eine Landschaft einfügen, hängt
von vielen Bedingungen und Eigenschaften ab.
Das sind zum Beispiel:
die Landschaft selbst, ihre Flächigkeit oder
Bewegtheit, die Linien, die sie unterteilen wie Flüsse,
Straßen, Wege, andere Besonderheiten wie markante Geländebrüche, vorhandene Gebäude und ihr
Bewuchs, Alleen, Gehölze, Wälder,
ihre Form und Gestalt, oder die Art wie sie
zueinander stehen werden,
die Wirkung der Materialien und Farben im
Zusammenklang mit denen der Landschaft.
der Ort, den die neuen Gebäude dort einnehmen
werden,
Deshalb ist das Urteil, ob ein Gebäude oder eine Gebäudegruppe das
Landschaftsbild eher stören oder sich harmonisch dort einfügen wird,
nur in der Gesamtsicht aller dieser Merkmale möglich.
7
Einfügen in die Landschaft
1 Standortwahl
Vielerlei wichtige Faktoren bestimmen für einen Bauherrn von vornherein die Wahl des Standortes für
seine neuen Gebäude:
ob ihm der Platz überhaupt gehört,
ob ein Neubau dort baurechtlich genehmigungsfähig ist,
ob eine Erschließung mit Zufahrt, Strom, Wasser
und Abwasser dorthin möglich und günstig ist,
ob die Beschaffenheit des Platzes ihm vom Untergrund und der Geländeform her die Anordnung
seiner Gebäude dort erlaubt und ob auch eine
Erweiterung möglich ist,
Ein neuer Hof in
Norddeutschland. Der
Standort im Winkel des
Waldes, Form und
Größe der Gebäude,
Proportionen, Farben.
Alles »stimmt«.
und manches andere mehr.
Vielleicht kann es dennoch für manchen Bauherrn –
auch alle diese Zwänge eingerechnet – eine gewisse
Freiheit in der Wahl des Platzes geben. Für diesen Fall
gilt dann wohl:
Es ist möglich und auch wichtig, schon bei der Wahl des Standortes dadurch
auf die Gegebenheiten einer Landschaft einzugehen, dass man ihre topographischen Besonderheiten in seine Überlegungen mit einbezieht.
Nichts, rein gar
nichts spricht dafür, dass
diese Hofanlage an genau
dieser Stelle in der Landschaft steht.
Es ist egal, ob hier oder
dort oder anderswo.
Als ob schon immer
da gewesen, schmiegt sich
dieses große Gebäude in
eine Senke vor den Hang
und wird durch einen alten Baumbestand und ein
wenig neues Grün eingerahmt.
Neue Hofanlage in
einem Taleinschnitt. Die
Anlage ist von einem bestehenden Grünzug im
Talgrund und den Gehölzen der Obstwiesen aufs
Beste eingefasst.
8
Man kann natürlich…
ein neues Gebäude einfach mitten in eine freie
ungegliederte Acker- oder Wiesenfläche setzen,
oder aber
in die Biegung einer vorhandenen Straße, an eine
Wegkreuzung oder an den nahen Waldrand.
dieses Gebäude einfach oben auf einer Geländekuppe anordnen oder irgendwo auf einen langen
gleichmäßig abfallenden Hang,
oder aber
angeschmiegt an eine Kuppe, einen Geländebruch oder an ein vorhandenes Gehölz.
Ohne Bezugspunkt »schwimmt« diese Gebäudegruppe irgendwo auf einer kahlen Ackerfläche.
Vor einem großen
Waldstück liegt dieses
große alte Gebäude wie
eingebettet.
Besser: Hier angelehnt an eine Böschung, die den
langen Hang unterbricht…
Genau auf dem Sattel
an der Biegung eines
Höhenweges – und das
sicher nicht zufällig – liegt
dieser Bergbauernhof.
…oder hier, festgehalten durch ein markantes
Gehölz.
9
Einfügen in die Landschaft
1.1 »Haltepunkte / Haltelinien«
Bei der Suche nach den besonderen topographischen Merkmalen des jeweiligen
Geländes geht es also um so etwas wie »Haltepunkte« oder »Haltelinien«,
d. h. um Merkmale, die dazu geeignet sind, das neue Gebäude im Auge des
Betrachters scheinbar festzuhalten.
Solche »Haltepunkte/ Haltelinien« sind z.B.:
ein Waldrand, auch wenn nicht unmittelbar daran
gebaut werden darf,
ein Knick in einer Straße, die Abzweigung eines
Weges oder eine Wegekreuzung,
ein Knick im Verlauf eines Seeufers oder eines
Baches,
ein Feldgehölz oder ein die Landschaft beherrschender Baum in der Nachbarschaft.
eine Geländeverwerfung oder -unregelmäßigkeit.
Nur sind die neuen Gebäude dann meistens besser
unterhalb als oberhalb des Geländebruches aufgehoben,
Genau in die Geländewelle vor ein Gehölz ist
dieser neue Schafstall eingefügt.
Ein Weg führt über
eine weite Fläche, wendet
sich in der Ferne und verschwindet in der Senke.
10
Dieses Gehöft könnte hier, aber auch irgendwo
anders an diesem Wege liegen.
Von einer hohen
Waldkulisse fast versteckt, so geschickt ist
dieser Schuppen an den
Rand des Feldes gesetzt.
Jetzt läuft der Weg auf die Gebäude zu und
biegt vor ihnen um, als sei er auf ein Hindernis
gestoßen. Weg und Gebäude haben einen Bezug
zueinander gefunden.
Die Gebäude könnten
sich aber auch an den
Waldrand anlehnen. Zwei
Bäume am Rand der langen
Straße weisen den Weg.
11
Einfügen in die Landschaft
1.2 »Oben /Unten«
Bestimmte Gebäude wurden schon immer – zur
Demonstration ihrer Bedeutung oder auch der
besseren Übersicht wegen – vorzugsweise auf einen
erhöhten Standort gesetzt. Dazu gehörten Burgen,
Schlösser, Kirchen, Klöster und ähnliches mehr.
Es ist wohl ohne weiteres einzusehen, dass landwirtschaftliche Gebäude nicht unbedingt zu dieser
Kategorie gehören.
Deshalb:
besser unterhalb der Höhe anordnen und,
möglichst so, dass die Silhouette von der Hauptbetrachtungsrichtung aus
gesehen, nicht gegen den freien Himmel steht.
So war es immer
schon, oben die Burg,
die Kirche, das Kloster
beherrschend über der
Landschaft.
Tausenden von AutoTief duckt sich dieser alte Hof in eine
Geländewelle auf der
weiten Fläche.
fahrern demonstrieren
diese ausgerechnet auf
die Kuppe gesetzten
Gebäude täglich, wie
neue landwirtschaftliche
Gebäude nicht unbedingt
aussehen sollten.
12
oben auf der Kuppe?… Scheinbar bunt
zusammengewürfelt
stehen hier vielerlei
Gebäude als Silhouette
gegen den Himmel.
…nein, besser in der Senke…
…und mit »Grün« als Rahmen und Vordergrund.
13
Einfügen in die Landschaft
Parallel/quer zum Hang
1.3 Hängiges Gelände
Natürlich ist ein ebener Bauplatz eine ideale Voraussetzung für eine freie,
richtungsungebundene Anordnung eines Gebäudes oder einer ganzen Hofanlage.
Man hat Platz, kann die Baukörper frei und in jeder Richtung hinter- und nebeneinander, die Fahr- und Arbeitsachsen in jeder beliebigen Richtung entwickeln und
auch die spätere Erweiterung vom Gelände unbehindert einplanen.
Aber – dieses Glück ist in unseren Regionen selten. Meistens ist am erwählten
Bauplatz mehr oder weniger starkes Gefälle anzutreffen.
In manchen Landschaften wie z.B. im Schwarzwald
war es von Alters her üblich, die Gebäude mit ihrer
Längsrichtung quer zum Hang zu stellen, sodass die
wichtigste Seite, das »Gesicht« des Hauses, meist
der Giebel des Wohnteiles, ins Tal hinab sah.
In ihrem Inneren haben diese Gebäude das rasch
abfallende Gelände mit verschieden hoch
angesetzten Einfahrten auch arbeitswirtschaftlich
ausgenutzt.
Die landwirtschaftlichen Gebäude unserer Zeit sind
jedoch meistens auf eine einzige, an Längsachsen
orientierte Arbeitsebene konzipiert. Auch geht es
heutzutage um viel größere Dimensionen als in der
Vergangenheit.
So wird es wohl besser sein, die neuen Gebäude
längs parallel zu den Höhenlinien an den Hang
angelehnt zu stellen als quer gegen ihn.
Obwohl mittlerweile
so grün wie die anschließende Wiese, ist
mit diesem Gelände
nach Abrücken der
Rohbaukolonnen noch
nicht viel geschehen.
14
Schonender Umgang mit dem
natürlichen Hanggelände
Auch wenn es gelungen ist, die neue Gebäudeanlage mit den wichtigsten Gebäuden und Systemachsen parallel zu einem Hang zu entwickeln, wird
doch in einer bestimmten Breite eine ebene Fläche
quer zum Hang notwendig sein, und das heißt
immer »abgraben / aufschütten«.
Landauf, landab bieten sich dem Wanderer dafür in
der Regel diese beiden Paradefälle:
entweder
Erweiterung für einen Schwarzwaldhof. Das große alte
Gebäude steht gegen den Hang mit dem Gesicht zum Tal.
Der neue Stall steht quer dazu auf der Höhenlinie. Das
Gelände ist einigermaßen gefällig ausmodelliert. Ein wenig
Grün würde zur besseren Einbindung noch gut tun.
Eine Gebäudegruppe am Hang:
ausgerechnet der größte und höchste
Baukörper steht quer zum Hanggefälle. Mächtige Aufschüttungen sind
die Folge. Auch »Grün« kann hier
schwerlich noch etwas heilen.
Diese Gruppe – parallel zu den Höhenlinien angeordnet – schmiegt sich an
den Hang an und verwächst so förmlich mit der
Landschaft.
das Gebäude steht talwärts auf einem mächtigen
Betonsockel als Fundament gleich unterhalb der
talseitigen Außenwand oder, wenn noch eine
Vorbeifahrt nötig war, als Stützmauer ein wenig
weiter unten,
oder
gleich unterhalb der Gebäude oder der Umfahrt ist
eine mächtige Böschung aufgeworfen, die in der
Regel viele Jahre – oft für immer – unbegrünt und
ungepflegt so liegen bleibt.
15
Einfügen in die Landschaft
Abhilfen
Generell soll man der Talseite als Hauptansichtseite die meiste
Aufmerksamkeit zuwenden.
Auf der Bergseite fällt die Böschung nicht so sehr ins Auge.
Sie wird vom Gebäude auch meist verdeckt, und ist mit etwas
mehr Erdmassenausgleich und einer mäßigen Begrünung durch
Gehölze leicht in den Griff zu kriegen.
Auf der Talseite ist oft schon damit geholfen,
dass…
…die an sich steile Böschung mit etwas mehr
Auffüllmasse (die sonst abgefahren werden muss)
ausgerundet und ausgeglichen wird, sodass keine
jähen Geländekanten übrig bleiben,
…die Sockel etwas angeschüttet werden und die
Anschüttung ein wenig weiter unten talabwärts mit
einer niedrigen Mauer (vielleicht trocken aufgesetzt
aus örtlichem Gestein) noch einmal abgefangen
wird.
Wenn all das nicht möglich ist, ist es immer noch
besser, die Fassadenverkleidung des Hauptgeschosses über den Betonsockel bis fast zur
Erdkante herunterzuziehen, als diesen Sockel sichtbar in Beton so hoch aus dem Gelände ragen zu
lassen. Die so behandelte Fassade sieht dann zwar
ein wenig hoch aus, aber nicht so gewaltsam aufgestelzt.
16
In all diesen Fällen hilft natürlich eine Bepflanzung,
den »gewalttätigen Eingriff« zu mildern. Das muss
kein vollgepflanzter Gehölzstreifen sein. Ab und zu
eine Gruppe von Sträuchern oder ein Baum an der
richtigen Stelle helfen viel.
Ein neuer Laufstall in
steilem Gelände. Weil die
Gebäudeebenen – oben/
unten – gegeneinander
versetzt sind, wird der
Geländeeingriff gemildert.
Sicher aber wird diese
Wunde im Gelände ganz
geheilt sein, wenn alles
einmal fertig und begrünt
ist.
So wie bei diesem Gebäude
sieht es meistens aus. Ein
hoher Sockel stemmt den Bau
aus dem Gelände. Ist diese
Baumaßnahme damit wirklich fertig?
Auch wenn die Sockelgeschosse dieser neuen
Gebäudegruppe geschickt
als Abstellraum und
Güllelager genutzt sind, so
müsste doch mindestens
vor dem Anbau im Vordergrund noch irgendetwas
geschehen, damit das alles
unten rum nicht so kahl
und unfertig aussieht.
17
Einfügen in die Landschaft
Ausnutzung von Geländegefälle durch
versetzte Gebäudeebenen
Gute Planer werden versuchen, Höhenunterschiede zu nutzen und bei der
Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche mit einzubeziehen.
In der Hofanlage durch:
verschiedene Höhenlagen für Wohnhaus, Stallungen, Gerätehallen, Mist- und
Güllelager, andere Nebengebäude,
die Auflösung von großflächigen Hallenbauten in kleinere, in der Höhenlage
versetzt angeordnete Gebäudeteile,
Anpassung an die
Hanglage durch Gebäude
auf verschiedenen Ebenen.
Gebäude, die in den Hang geschoben sind und sowohl von der Berg- als
auch von der Talseite erschlossen werden (z.B. Reithallen).
Betrieb Weigele in Markdorf
Der geschlossene Boxenlaufstall ist auf der oberen
Gebäudeebene hangaufwärts angeordnet. Ein Geschoss
weiter unten wird das Gebäude von der Talseite her
als Lagerraum für Stroh, Heu und Geräte genutzt.
18
Innerhalb der Gebäude durch:
höhenversetzte Funktionsebenen, welche durch Treppen oder schiefe Ebenen
miteinander verbunden werden,
Kuhtreppe zwischen Lauffläche
und Fressplatz.
versetzte Ebenen zwischen Milchviehstall und Melkbereich, die einen ebenen
Zugang zum Melkflur ermöglichen,
Laderampen, Annahmestellen für Schüttgüter (Getreide, usw.),
Güllekeller mit Slalomsystem auf der Talseite,
Bergeräume oder Einstellplätze für Geräte, die von der Talseite erschlossen sind,
Nutzung der Höhenunterschiede durch geneigte Entmistungsflächen, z. B. bei
Tretmistverfahren.
Es sollte immer versucht werden, das Gelände mit in die Planung einzubeziehen
und zu nutzen. Technische Geräte können zwar die Höhenunterschiede überwinden, sind aber mit einem höheren Aufwand für Anschaffung und Wartung
verbunden.
Betrieb Lorch Mägerkingen
Milchviehlaufstall mit eingestreuten Liegeflächen im
Tretmist-Prinzip. Der Geländequerschnitt zeigt, wie
die verschiedenen Nutzungsebenen sich den Hang
herunter entwickeln: Ein Teil des Gefälles wird durch
die beiden geneigten Liegeflächen abgebaut, die untere
Liegefläche ist um 80 cm gegenüber dem zugehörigen
Futter- und Laufgang zusätzlich abgesenkt. Diesen
Niveau-Unterschied überwinden die Tiere leicht auf
Rampen mit einzelnen Stufen an den beiden Giebelseiten des Stalles.
19
Landschaftseinbindung durch »Grün«
Hinter dem älteren Schwarzwaldhof ist ein
langer neuer Laufstall
angeordnet. Der vorhandene lockere Baumbestand umgibt das alte
Gehöft und mildert
auch die unverhältnismäßige Länge des
neuen Stalles auf angenehme Weise.
Eine Gehöftgruppe im Schwäbischen
Oberland. Durch
Baumgehölze beileibe
nicht versteckt, aber
festgehalten und
eingebunden.
2 Landschaftseinbindung
durch »Grün«
Leider bietet der ausgewählte Bauplatz
meistens keine Ansatzpunkte, um das
neue Gebäude, die Gebäudegruppe so
wie in den vorangegangenen Kapiteln
beschrieben – darin zu »verankern«.
Es ist deshalb gut, dass es ein Mittel
gibt, dieses »natürliche« Einbinden in
die Landschaft auch nachträglich,
sozusagen »künstlich« zu erreichen,
und das ist der richtige Gebrauch von
»Grün«.
Mit »richtig« ist nicht gemeint:
Die Gebäude mit einem dichten Wall
von Bäumen und Sträuchern einzupacken. Die auf diese Weise entstehende
Grün-»Insel« steht danach genauso be-
ziehungslos und unvermittelt als Fremdkörper in der weiten Landschaftsfläche
herum wie die Gebäude vorher ohne
diese nachträgliche Einkleidung.
Durch »Grün« in die Landschaft eingebunden?
Verstreute Fichten- gruppen auf weiten
Grünflächen bestimmen das Bild dieser
Landschaft. Auch die
vereinzelten Gehöfte
sind jedes durch eine
Baumgruppe markiert
und nehmen damit das
Landschaftsmotiv
wieder auf.
Vor dem vorhandenen Baumriegel und
auf dieser markanten
Geländeschwelle hätte
dieser Stall an sich
schon von vornherein
einen idealen Standort
gefunden. Mit einem
Streifen aus Gebüsch
hat man ihm noch
einen zusätzlichen
Halt gegeben.
Bei dieser großen neuen Hofanlage
entwickelt sich die Hofeingrünung auf ganz
selbstverständliche Weise aus der
schon vorhandenen,
reichen und vielfältigen Grünstruktur
der Landschaft.
Mit »richtig« ist
dagegen gemeint:
Wenige, aber nach Art, Höhe und Größe unterschiedliche Bäume und Sträucher an die richtigen
Stellen zu setzen, um damit zum Beispiel:
einen glaubhaften natürlichen Übergang von
der Landschaft zu den Gebäuden zu finden,
Eine Landschaft im
Schwäbischen Oberland. Weite Felder, ein
gewundener Weg, eine Fichtengruppe, stellenweise Feldhecken.
an ein vielleicht vorhandenes Gehölz anzuknüpfen, es zu ergänzen, in die Hofanlage hereinzuziehen
und so den angestrebten Übergang Gebäude-Landschaft auf einfache Weise zu finden,
den nachteiligen Eindruck von zu langen und zu
hohen Gebäuden zu mildern,
die funktionsbedingte Eintönigkeit mancher
Betriebsgebäude durch Einzelpflanzungen
aufzulockern,
eine beziehungslos auf einer großen, vielleicht
hängigen Fläche angesetzte Gebäudegruppe durch
einen dominanten Baum »festzunageln«.
Darin ein
neuer Hof. Versuche, den
Landschaftseingriff zu mildern.
21
Merke:
Auch mit Bäumen und Sträuchern kann man
»bauen«, nur einfacher und billiger, nämlich
zum Beispiel:
an einem offenen »zugigen« Hofraum Lücken
schließen,
verschiedene Funktions- und Erlebnisräume einrahmen beziehungsweise von einander abgrenzen:
Wirtschaftshof, Vorbereich Wohnhaus, Kinderspielbereich, Gemüsegarten, Wohngarten usw.,
einer leeren öden Hoffläche durch einen dominierenden »Hofbaum« einen zentralen Mittelpunkt
geben und,
von innen her gesehen (Wohnzimmerfenster):
dem Landschaftsbild einen Vordergrund geben und
das Landschaftserlebnis dadurch steigern.
Allerlei Möglich- keiten, mit »Grün«
bewusst und zweckbestimmt zu arbeiten.
22
So rahmt die Bepflanzung des Gartens das ferne
Dorfmotiv ein und teilt den Ausblick in Vordergrund
und Hintergrund. Ein Erlebnisgewinn. Oder?
Zusammenfassung
1. Es ist nicht richtig, neue Gebäude hinter
einem Wall aus Grün zu verstecken. Gut
gestaltete Gebäude brauchen keine Tarnung.
2. »Eingrünung« darf keinen Fremdkörper
in der Landschaft ergeben. Sie soll möglichst
vorhandene Grünelemente aufgreifen und
den Anblick der neuen Hofanlage mit sparsamen Mitteln abwechslungsreich gliedern,
strukturieren, einbinden.
3. So verstanden, kann eine neue Hofanlage mit dieser Art von Eingrünung ein
vorher eher als eintönig empfundenes Landschaftsbild sogar bereichern und seinen
Erlebniswert steigern.
Ein großer Baum bestimmt den Hofplatz dieses neuen
Gehöftes und schafft dort einen Aufenthaltsbereich mit
besonderer Atmosphäre.
23
Gebäudeform
3 Gebäudeform
3.1 Beurteilungsmaßstäbe
3.1.1 Von der Prägung durch Gewöhnung
In diesem Abschnitt geht es darum, wie landwirtschaftliche Gebäude nach allgemeinem Empfinden beschaffen sein sollten, damit sie in die Landschaft passen.
Was aber ist »allgemeines Empfinden«, was ist »in die Landschaft passen«,
was ist in diesem Zusammenhang »gut« und »schlecht«, »harmonisch« und
»unharmonisch«, »geglückt« und »störend«. Dazu einige Bemerkungen.
Es ist zu vermuten, dass das Schönheits- und Harmonieempfinden der meisten
Menschen zuallererst durch Sehgewohnheiten geprägt ist, die auf Seheindrücke
von frühester Jugend an gegründet sind.
Beispiele:
Schon ein Kind das ein Haus zeichnen soll, wird in
nahezu allen Fällen eine Giebelfassade mit einem
spitzen Dach malen und – wenn zum Buntmalen
aufgefordert – dieses Dach rot anmalen.
Vermutlich wird der gleiche Mensch, als Erwachsener aufgefordert ein Bild »Schwarzwald mit Haus«
zu zeichnen, irgendetwas mit Tannen und einem
echten »Schwarzwaldhaus« aufs Papier bringen.
Selbstverständlich wird an diesem Schwarzwaldhaus
auch eine Menge Holz zu sehen sein.
Johannes Schönleber, 6 Jahre
24
In der Praxis:
Dieses Haus hat, obwohl aus unserer
Zeit, eine ganz
einfache, traditionelle
Form und gefällt
wahrscheinlich
»auf den ersten Blick«.
Dieses Haus ist aus vielen einzelnen
Elementen und
Formbruchstücken
zusammengesetzt.
Ziemlich mühsam
»da durchzusteigen«.
Zwei moderne Gebäude mit
ungewohnten Formen.
Das eine ein klar
umrissenes Pultdach,
jedoch holzverkleidet,
das andere ein
Metallgebäude, wie
eine Maschine. Sicher
wird das obere, wenn
nicht ohne weiteres,
so doch eher als
»landschaftsverträglich« empfunden.
Es ist zu vermuten, dass von den meisten Menschen
aus unseren Regionen
Gebäude mit rechteckigen oder aus Rechtecken
zusammengesetzten Grundkörpern, Gebäude mit
deutlich geneigten Satteldächern eher als angenehme
Gestalterlebnisse empfunden werden als solche mit
einem kurvigen, unübersehbar gegliederten, schiefwinkligen oder sonst unklarem Hauskörper.
Oder, dass ein Gebäude mit Außenmaterialien wie
Naturstein, Mauerziegeln, Holzschalungen und Dachziegeln eher als »landschaftsverträglich« angesehen
wird als ein solches mit Außenmaterialien wie glasierten
Keramikziegeln oder mit Blech-, Glas-, oder Kunststoffverkleidungen.
Damit ist schon fast das Wichtigste zum Thema
»Gebäudeformen« gesagt und das entspricht auch
dem, was wir selbst draußen an den alten Bauernhöfen
in unseren Landschaften sehen. Gleich ob Schwarzwald-, Bodensee-, oder Allgäuerhaus, immer handelt es
sich um klare, rechteckige Bauformen, die am Giebel
ein Höhenverhältnis Traufhöhe zur Breite von höchstens
zwei zu drei und in der Gebäudelänge ein Verhältnis
von höchstens drei zu eins zur Breite aufweisen. Das
ganze immer gekrönt von einem mächtigen Sattel- oder
Walmdach mit weiten Dachüberständen, welche die
schützende Funktion des Daches noch unterstreichen.
25
Gebäudeform
Daneben gibt es aber auch eine Reihe von objektiven und nach aller Erfahrung für
die meisten Menschen gültigen Erkenntnisse darüber, wie die Sinneseindrücke, die
auf uns einwirken, von unseren Augen wahrgenommen und von unserem Gehirn
verarbeitet werden. Und wie sie geordnet, mit anderen Erfahrungen verglichen
werden, und welche Eindrücke davon aufgrund der in ihrem Empfinden in langen
Jahren entstandenen Ordnungsmuster von den meisten Betrachtern als eher
»harmonisch« oder im Gegenteil als »störend« aufgenommen werden.
Dazu vorweg eine dieser Erkenntnisse, für das Thema dieser Schrift die wohl
wichtigste (nach Wienands, Gestaltung ländlicher Bauten):
Einfaches
Gebilde: Zwei ähnliche
Gebäude, gleiche Form,
gleiche Dachform,
gleiche Dachdeckung,
nur einfach nebeneinander gestellt und
mit einem Zwischendach verbunden. Klare
Ordnung erkennbar.
3.1.2 Von der Bedeutung der
Einfachheit und Klarheit der Gebilde
Das Empfinden der meisten Menschen ist wahrscheinlich darauf eingerichtet, regelmäßige, geschlossene,
symmetrisch angelegte und klar begrenzte Formen als
angenehmer zu empfinden als unklare, kompliziert
zusammengesetzte, zerrissene, auseinanderfallende
Gebilde. Gut gestaltete Gebilde haben klare
Zusammenhänge und Umrisse. Je klarer, straffer, einfacher und in sich geschlossener, also je »prägnanter«
ein Gebilde ist, umso eher ist es für unsere Sinne als
eine befriedigende »Gestalt« zu erkennen.
Kompliziertes
Gebilde: Gebäude
verschiedener Formen
irgendwie nebeneinander gestellt. Keine
Ordnung erkennbar.
26
3.1.3 Folgerungen:
Daraus kann man lernen:
Einfache, auf geläufigen geometrischen Grundmustern beruhende, also zum
Beispiel auf einem rechteckig ausgerichteten Grundschema gereihte, gespiegelte
oder symmetrisch angelegte Zuordnungen verschiedener Gebäude zueinander
werden eher als befriedigend erkannt, als regellose und komplizierte
Zusammensetzungen.
Klare, aus üblichen geometrischen Formen entwickelte Baukörper sprechen
den Schönheitssinn eher an, als kompliziert zusammengesetzte, zusammengestückelte, zerrissene Bauformen.
Einfaches Gebilde: Auch
hier Gebäude in Form und
Material ähnlich, in leicht
erkennbarer Zuordnung.
Kompliziertes Gebilde:
Zerrissene, zerstückelte, unklare
Form aus mehreren Bauteilen
und Anbauten.
27
Gebäudeform
3.2 Form, Proportion,
Dachneigung
3.2.1 Grundsätzliches
Auch wenn wir – wie in vorangegangenen Kapiteln ausgeführt – heute nicht mehr
so bauen können wie unsere Vorfahren, so könnten wir aus dem vorher Gesagten
doch wohl schon Folgerungen ziehen:
Einfache, ruhige Gebäudeformen mit einer Traufhöhe weit unter der Gebäudebreite ordnen sich eher in die Landschaft ein als steile aufgestellte Scheiben oder
turmartige Gebilde. Mit denen kommt dann leicht der Begriff »Kiste« ins Spiel.
Ein schmaler, hoher und flach gedeckter Baukörper steht eher isoliert in seiner
Umgebung, während ein breites, niedriges Gebäude mit einem großen, deutlich
geneigten Sattel- oder Walmdach von unseren Sinnen vielleicht eher mit der
Landschaft verbunden wird.
Woran kann das liegen?
28
Die Landschaftsformen, über die wir hier in dieser
Schrift sprechen, sind manchmal flach, meistens
kuppig bewegt, niemals aber steiler als vielleicht
20 – 30 Grad. Nur selten unterbricht eine steile,
felsige Form diese Strukturen. Bei der Betrachtung
eines Landschaftsausschnittes daraus sehen wir
überwiegend ruhige Linien mit einem eher sanften
Auf und Ab. Selten jähe Brüche von Liegendem zu
Aufrechtem. Wenn nun unsere Blicke die Linien
dieser Ebenen, Kuppen und Hänge gleichsam nachziehen, dann auf ein gebautes Gebilde treffen, eine
eher niedrige Wand heraufwandernd, über ein Dach
mit eher sanften Abknickungen gleiten und auf der
Gegenseite nur wenig wieder abfallen bis zum
gewachsenen Grund, so wird dieses Gebilde wahrscheinlich eher als »eingebettet« empfunden, als
ein hoher kantiger Gebäudeblock.
Zum Vergleich:
In die gleiche Landschaftsskizze
sind zwei Gebäude unterschiedlicher
Proportionen eingefügt.
breit / niedrig
schmal / hoch
Alle diese Gebäude sind breit und
niedrig, haben ein großes, deutlich
geneigtes und dominierendes Dach.
So fügen sie sich gut in die Landschaft
ein, aber nicht nur wegen der grünen
Hintergründe, vor die sie alle gestellt sind.
29
Gebäudeform
Dazu noch eine Anmerkung:
Bei einer Befragung, bei der die unten gezeigte Zusammenstellung von Gebäudegiebeln verschiedener Breiten-/Höhenverhältnisse und mit Satteldächern verschiedener
Dachneigungen von 0° über 18°, 30° bis zu 45° zu bewerten war, hat die Mehrzahl der
Befragten aus allen gebotenen Möglichkeiten einen Giebel mit einem Höhen-Breitenverhältnis von ca. 1:2 bis 1:3 und einer Dachneigung von 30° als die angenehmste
Form ausgewählt.
0°
18°
30°
45°
1:1
1:1,5
30
1:2
Zu hoch, zu »klotzig«, keine
Bodenhaftung! Gebäude dieses Typs
werden immer als Fremdkörper aus
der Landschaft herausragen.
1:3
Vergleichende Zusammenstellung verschiedener Gebäudegiebel:
senkrecht: gleiche Breite, gleiches Dach, verschiedene Höhen.
waagrecht: gleiche Breite, gleiche Höhe, verschiedene Dächer.
Ein großer Schafstall
in bergigem Gelände. Der
lange Gebäuderiegel ist der
Form des Hanges nachgebogen und so vor seinen
Fuß gesetzt. Dazu ein
begrüntes Dach. Gute
Landschaftseinbindung
eines sehr langen Gebäudes!
31
Gebäudeform
Überlange
Gebäuderiegel
Gebäude mit solchen
Proportionen werden
immer ein Fremdkörper
in der Landschaft sein.
Manchmal hilft es etwas, die Längen
durch kleine oder große Querglieder
aufzulockern,
32
oder ein oder mehrere davor
gestellte Bäume unterbrechen die
überlangen Fassaden.
3.2.2 Dachüberstände
Dachüberstände verstärken bei einem großen Dach den schützenden
und bergenden Charakter und betonen, dass es sich bei einem Dach nicht nur um
oben schräg abgeschnittene Gebäudeflächen handelt, sondern dass hier ein
eigenständiges, bedeutungsvolles Bauelement vorhanden ist, dem Beachtung bei
der Gestaltung zuteil werden sollte. Leider stellt sich diese schöne Wirkung nur bei
niedrigen Gebäuden ein. Je höher das Gebäude wird, umso weniger scheinen die
Auskragungen des Daches motiviert, bis sie bei einem sehr hohen Gebäude fast
zu lächerlichen Schlappohren werden.
Ein Dach auf niedriger
Wand, kräftig geneigt,
mit deutlich markiertem
Dachgesims, mit großen
Dachüberständen hat
eine bergende, schützende
Wirkung.
Diese Wirkung verliert sich umso mehr, je
höher das Gebäude, je flacher das Dach und
je dünner die Ansicht des Ortsganges wird.
33
Gebäudeform
3.2.3 Gibt es einen objektiven Zusammenhang
zwischen Landschafts- und Gebäudeform?
Mit »objektiv« sind hier allein visuelle Eindrücke gemeint und mit
»Zusammenhang« die Frage, ob z.B. eine ebene Landschaft eine
ganz bestimmte, eine stark bewegte Landschaft eine ganz andere
Gebäudeform als Antwort fordert. Hohes Land = steiles Dach,
flaches Land = flaches Dach ?
Die Antwort darauf ist wohl eher – nein! Oder besser: das ergibt sich
irgendwie von selbst.
Nein! Dass die Dachneigung dieses neuen Stalles
im Hochgebirge von nur diesem Sichtwinkel aus genau dem Gefälle des dahinter liegenden Hanges entspricht, ist sicher reiner Zufall!
Das Bild von dem Hof auf der Hochalm und das von dem Niederdeutschen Hallenhaus im »Alten Land«, einem absolut flachen, Gräben durchzogenen Obstanbaugebiet an der Niederelbe, beweisen fast das Gegenteil.
34
Früher, bei der strikten Beschränkung auf die örtlichen Baustoffe und Bauweisen und die unbedingte
Anpassung an die örtlichen Klimabedingungen,
die Geländeformen und die Wirtschaftsweisen ergaben sich ganz selbstverständliche aus diesen Vorbedingungen entstandene Hausformen.
Gebäude, wie sie nur aus den örtlichen Gegebenheiten der Landschaften entstehen konnten, in denen
sie vorkamen: Bruchsteine für die Wände, Felsplatten
für die Dächer im Hochgebirge.
Reetdach, Wände aus gebrannten Lehmziegeln
zwischen Eichengebälk im Flachland.
Trotz aller Angleichung der Baustoffangebote, der
Konstruktionsweisen und vieler anderer Ausgangsbedingungen ist das in gewissem Sinne auch heute
noch so.
Natürlich findet auf weiten ebenen oder leicht
gewellten Flächen eine andere Form von Landwirtschaft statt mit Gebäuden anderer Dimensionen als
die mehr kleinteilige Landwirtschaft in steilen Lagen.
So bringt die eine Landschaft großflächige, lagerhafte Hallenbauten hervor, die sie durch ihre Weite
auch ohne weiteres optisch verträgt, die andere
schon aus Gründen des unebenen Geländes mehr
kleinteilige, gewürfelte oder gestaffelte Gebäude.
Eine Reihe neuer Stallscheunen unterhalb eines
Schweizer Hochgebirgsdorfes und dagegen ein neuer
Rindviehlaufstall in der weiten Ebene eines Oberschwäbischen Urstromtales.
35
Gebäudeform
3.3 Dachformen
3.3.1 Satteldächer
Stehen Dachneigung und Traufhöhe in einem guten
Verhältnis zueinander, so hat ein Satteldach eine
überaus bergende, ruhige und auch landschaftsverträgliche Wirkung.
Zudem ist es uns aus »Prägung durch Gewöhnung«
in unseren Regionen die vertrauteste Dachform.
Satteldächer nehmen giebel- wie traufseitig leicht
Beziehung zu Dächern gleicher Art auf und sind
deshalb gut miteinander zu gruppieren.
Giebelseits aneinandergesetzt, verklammert oder als
Querbau: Einige von vielen
Möglichkeiten, Gebäude
mit Satteldächern mit einander zu verbinden.
In der Sonderform des
»Walmdaches« bieten die
großen Dächer dieses Weilers
im Hochschwarzwald ein besonders landschaftstypisches
und vertrautes Bild.
36
Satteldächer bieten im Gegensatz zu anderen Dachformen viel
mehr Möglichkeiten, neue Anbauten daran »anzudocken« und mit
deren Dächern eine Verbindung zu dem Hauptdach zu suchen.
3.3.2 Pultdächer
Pultdächer sind überaus geeignet dafür, kleinere
Anbauten an ein höheres Gebäude anzusetzen.
Als einzelne Bauform oder gereiht erscheinen sie
manchem Betrachter als wenig statisch. Gemeint ist,
sie scheinen zu »wandern«.
Anbauten: Giebel- oder Traufseite, alles ist
möglich.
Gleich, ob bei alten
oder neuen Hausgruppen:
Schon die gleiche Dachform – alle Dächer sind
Satteldächer – bindet die
verschiedenen Gebäude
zusammen, besonders
wenn Dachneigung, Dachmaterial und Dachfarbe
»stimmen«.
Diese Pultdächer: Stehen sie fest da
oder wollen sie in eine Richtung wandern?
Jeder sieht das vielleicht etwas anders.
37
Gebäudeform
Gegeneinandergesetzt
Dieser Eindruck wird jedoch dann aufgehoben, wenn zwei oder mehrere
dieser Gebäudeformen mit den höheren Wandseiten
gegeneinander stehen oder wenn am gleichen
Gebäude zwei Pultdächer mit
versetztem First sich
einander gegenüber stehen.
Bei vielen neuzeitlichen Stallformen ist eine windabgewandte, durchgehende Firstlüftung wichtig und
dazu wird oft das normale Satteldach in der Weise
abgewandelt, dass die der Wetterseite zugewandte
Dachfläche den Dachabschluss der Gegenseite überragt und so die erwünschte durchgehende Schlitzöffnung bildet.
Dächer dieser Art verlieren jedoch gegenüber dem
eher ruhigen, bergenden Ausdruck eines Satteldaches
ein wenig an Geschlossenheit und klarer Form.
Am Gebäudefirst mit nur
wenig versetzten Pultdächern wirken diese
Gebäude gerade noch ruhig
und geschlossen.
38
Und wird der Firstsprung von Dachfläche zu Gegendachfläche unverhältnismäßig groß, so zerreißt die
Dachfläche zu einem scharfkantigen, auseinandergebrochenen Gebilde.
Ob es an dem starken Dachsprung
im Firstbereich liegt oder an der Form
des darunter liegenden Gebäudekörpers:
Dieser Giebel wirkt eher unstatisch und
auch ein wenig »zerrissen«.
Gereiht
Beide Gebäude zeigen einen starken Versatz der
gegeneinander gestellten Pultdächer und dadurch eine
recht unruhige Dachkontur.
Beim linken Gebäude wird der Eindruck des dadurch
eingeleiteten »Aufösens« der Form durch die vielen
Fassadendurchbrüche- und -öffnungen noch verstärkt,
beim rechten Gebäude durch die im übrigen ganz
geschlossene, harte, vorsprunglose Form eher wieder
aufgehoben.
Bei bestimmten Außenklimaställen ist gegen
die Wetterseite eine möglichst niedrige, zur
Hauptsonnenseite hin dagegen eine möglichst hohe Wandseite erwünscht. Diese
Forderung führt automatisch zu
Gebäuden mit Pultdächern.
Meistens bringen es die betreffenden Betriebsgrößen
mit ihren großen Tierzahlen mit sich, dass Gebäude
dieser Art hintereinander gereiht werden müssen.
Bei der so entstehenden Gebäudeschar scheint sich
das Gefühl des Unstatischen, in eine Richtung gelenkten, fast noch zu verstärken. Fast wünschte man
sich ein Gegengewicht oder eine begleitende, zusammenfassende Gebäudespange, um die vermeintliche Bewegung aufzuhalten.
Zu all dem befinden wir uns mit Gebäuden dieser Art
in einer Formenwelt, die unser Empfinden (»Prägung
durch Gewöhnung«) eher der Welt der Industriebauten zurechnet, die also der Gewöhnung noch bedarf.
Skizzenhafter Versuch, mit einem Gegengewicht (Kopfgebäude) und
einem Festpunkt (Silo) Ausgewogenheit
in eine solche Pultdachreihe zu bringen.
Bei diesem Beispiel aus
der Schweiz wirkt die Schar
der Pultdachgebäude durch
ihre Anordnung am Hang
begründet und logisch.
39
Gebäudeform
3.3.3 Flachdächer
Flachdächer werden bei Industrie- und Gewerbebauten fast überwiegend, bei landwirtschaftlichen
Gebäuden fast gar nicht eingesetzt.
Das liegt daran, dass bei landwirtschaftlichen
Gebäuden
gut für Verbindungs bauten …
im gleichen Gebäudequerschnitt
bereichsweise hohe Innenraumhöhen für
Lagerung oder Durchfahrten erwünscht
sind, während sie in anderen Partien des
gleichen Querschnitts eher überflüssig
sind.
ein von der Dachinnenschräge gelenkter oder geförderter Luftstrom erwünscht
und zur Einsparung mechanischer
Lüftungssysteme sogar notwendig ist.
trotz aller Fortschritte bei der Entwicklung neuer
Baustoffe und Konstruktionen die Ableitung von
Regenwasser auf schrägen Ebenen in natürlichem
Gefälle immer noch weniger Konstruktions- und
Kostenaufwand erfordert als die Abdichtung einer
ebenen Dachfläche.
… gut zur Überdeckung von sehr komplizierten
Gebäudeformen, wie sie
im modernen Wohnungsbau manchmal, im landwirtschaftlichen Bauen
wohl eher nie vorkommen …
In die weite Ebene des
Rheintales eingebettet,
bietet dieser große neue
Hof mit seinen kubischen
Formen ein für ein landwirtschaftliches Gebäude
ganz ungewohntes Bild.
40
… gut für Anbauten
an Gebäuden, wenn aus
Belichtungs- und Belüftungsgründen keine andere
Anschlussdachform möglich ist.
Flachdächer
Versuche, mit begrünten
Flachdächern ein neues
Gebäude oder, im anderen
Fall, einen Anbau in die
Landschaft zu integrieren.
geben Gebäuden einen neutralen, eher ausdruckslosen Charakter. Sie eignen sich deswegen
sehr gut als Verbindungsbauten zwischen verschiedenen Gebäuden oder aber für Nebengebäude, die
sich im Gegenüber zu optisch oder geschichtlich
anspruchsvollen Gebäuden eher bescheiden und
deutlich untergeordnet geben sollten.
sind dafür geeignet, komplizierte Grundrissformen zu überdecken, die vom Rechteck stark
abweichen.
geben Baukörpern von niedriger Gebäudehöhe
einen ausgesprochen lagerhaften Ausdruck, solchen
von großer Höhe den ganz und gar nicht landschaftseinbindenden Charakter einer »Kiste«.
Dieses lange, niedrige Flachdachgebäude liegt richtig breit
und ruhig in der Ebene. Die Länge
wird durch einen Zwischenbau
mit einer anderen Dachform
wohltuend unterbrochen.
Mit seinem Flachdach
will sich dieses kleine neue
Gebäude links gegenüber
den alten denkmalgeschützten Bauformen vollkommen unterordnen und
ihnen auf gar keinen Fall
Konkurrenz machen.
Durch die wenig lagerhafte Proportion haben
diese Gebäude fast schon
einen »kistenhaften«,
wenig landschaftseinbindenden Charakter.
41
Gebäudeform
3.3.4 Tonnendächer, Kuppeln, Zelte
Sie sind unserem Denkschema »landschaftsgebundenes Bauen« bisher noch fremd, obwohl als Abdeckungen von runden Güllebehältern und leichten
Folienhäusern zunehmend üblich und dort auch
wohl nicht mehr wegzudenken. Sie wirken zunächst
in der Zusammensicht mit den uns gewohnten Hauslandschaften fremd von ihrer Form her, aber oft auch
wegen der dabei verwendeten, glänzenden und
lichtspiegelnden Oberflächenmaterialien, die sie –
gemessen an ihrer Größe und Bedeutung – unverhältnismäßig auffällig machen.
Würde dieser Nachteil durch matte, strukturierte
Oberflächen abgestellt und Formen dieser Art nach
ihrer Größe und Stellung im Gesamtkomplex der Gebäude richtig angeordnet, so würden wir sie sicher
leichter in die uns gewohnte Formenwelt einordnen
können.
Es wird nicht einfach sein,
diese neuen Formen in die
uns gewohnte Formenwelt
unserer Dörfer und Höfe
einzugliedern.
Ist das vielleicht das Bild des »Hofes der Zukunft«?
Ein dauerhaftes Kerngebäude und rundherum kurzlebige »fliegende« Billiggebäude, nur gerade für die
eben aktuelle Produktion da hingestellt?
Oder sind auch das Bauformen, auf die wir uns
im landwirtschaftlichen Bauen einstellen müssen?
Gelungene Einpassung
eines Fermenters nach Größe
und Form neben das dazugehörige Maschinenhaus am
Rand eines neuen Hofes.
42
Neue Wege
Von allen Eigenschaften eines Gebäudes ist die Dachform zusammen mit der
Traufhöhe wahrscheinlich das am meisten und am ehesten den Gestaltsinn des
Betrachters ansprechende Merkmal. Damit wohl auch das ihn am ehesten zu
einem Urteil »landschaftstypisch« oder »landschaftsstörend« verleitende Motiv.
Leider bringen die Funktionen moderner landwirtschaftlicher Gebäude, ihre
Größe, ihre Überlängen, die notwendige Reihung mehrerer Gebäude es mit sich,
dass diese uns so vertrauten Dachformen dabei nicht mehr verwendet werden
können.
Im Gegenteil wirkt die unkritische Übernahme von Dachformen aus Gebäuden
einer vergangenen Zeit auf moderne Gebäude eher hilflos, besonders dann, wenn
einzelne Stilmerkmale dieser alten Dächer als Dekorationselemente auf die neuen
Dächer »geklebt« werden.
Neuer Bauernhof in Linach/Hochschwarzwald.
Prof. Ulrich Schnitzer
versuchte, mit diesem
Projekt und ähnlichen
anderen, die Verwendung der historischen
Gebäudeform mit
anderen Inhalten plausibel zu machen.
Aus dem Architekten- wettbewerb »Weiterentwicklung von Schwarzwaldhöfen« des
Schwarzwaldvereines.
Mit ihrem abgebildeten
Entwurf (1.Preis) beschreiten die Architekten
Fink und Jocher einen
guten Weg: Der alten
großen Hausform des
bestehenden Hofes
(obere Abbildung rechts,
darunter liegende Abbildungen jeweils links)
eine neue große markante Form zur Seite zu
stellen.
3.3.5 »Landschaftstypische Dachformen«
Ansicht von Norden
Ansicht von Osten, Längsschnitt durch Stallgebäude
An dieser neuen
Stallhalle im Schwarzwald soll das Krüppelwalm-Motiv noch an
die alte Bautradition
erinnern.
Ansicht von Süden
Neuer Schwarz-
Ansicht von Osten
waldhof als Eindachhof
als Folge von Beratungen und Auflagen
der Genehmigungsbehörden.
43
Gebäudeform
3.4 »Aufgelöste«
Gebäudeformen
Bei einigen Stallformen, z. B. bei Milchviehlaufställen,
waren früher große Hallenbauten selbstverständlich.
Durch neuere Erkenntnisse in der Tierhaltung und
auch durch das Bestreben nach Kostenoptimierung
hat sich das aber seit einiger Zeit geändert.
Diese großen Hallenquerschnitte werden bei neueren Entwürfen förmlich aufgespalten und in ihre einzelnen Bereiche zerlegt: Liege-, Lauf-, Fressbereiche,
die je nach Bedarf überdacht oder offen bleiben.
Vorteile
Statt zu großer, vielleicht für die Landschaft auch
zu mächtiger Gebäudeformen ergibt sich daraus eine
Ansammlung kleinerer Bauformen.
Durch das Aufspalten in verschiedene Bereiche
könnte der Umgang mit dem Gelände einfacher
werden, weil das Arbeiten mit versetzten Ebenen mit
diesen »aufgespaltenen« Gebäuden eher möglich
ist.
Nachteile
Durch Aufspaltung auf mehrere Gebäude mit
verschiedenen Dächern Verlust an Klarheit der Form.
Dieser Gefahr kann nur dadurch begegnet werden,
dass die verschiedenen Dächer in Form und Dachneigung strikt aufeinander abgestimmt werden, alle
Gebäudeteile mit gleichen Materialien und Farben
aufeinander Bezug nehmen und so wieder zu einer
geschlossenen Gruppe zusammenwachsen.
Bei diesem Beispiel erscheinen die einzelnen
Gebäudeelemente durch geschickte Zuordnung,
ähnliche Formen und gleiche Materialien und Farben
wieder zu einer ziemlich geschlossenen Einheit
zusammengewachsen.
Hier ist der Stall wirklich
»aufgelöst«, zu verschiedenen
Einzelelementen ganz zerfallen...
… oder hier zu einem
schwer begreiflichen Gebilde
wieder zusammengesetzt …
...während hier Dachformen
und Farben die auseinandergespaltene Gruppe noch einigermaßen zusammenhalten.
3.5 Gereihte Gebäudeformen
Aneinander:
Jedes für sich in der Reihe:
Wenn das Überspannen mittels einer einzigen Dachform über sehr große Innenflächen nicht mehr möglich ist, bietet sich das Aneinanderreihen kleinerer
Dachformen an oder es handelt sich tatsächlich um
einzelne Gebäude, die ohne Zwischenräume aneinandergesetzt sind.
Gebäude dieses Typs, gleich ob mit Sattel-, Pult-,
oder anderen Dachreihungen abgedeckt
In gewissem Sinne trifft dies alles auch für die vielen
Fälle zu, in denen gleichartige Gebäude geordnet
nebeneinander in einer Reihe stehen.
Dabei gibt es zwar keinen Schneesack und keinen
Wasserstau in den Dachkehlen, die Gefahr der
Monotonie ist aber auch hier gegeben ,wenn nicht
gar größer.
Auch hier müsste durch
ein kontrastierendes
Mittel, gebaut oder
gepflanzt, versucht
werden, die Einförmigkeit aufzubrechen.
sind bautechnisch heikel, in manchen Landschaften unmöglich, wegen der schwierigen Ableitung
des Regenwassers in den innenliegenden Traufen
und der Ansammlung von Schnee in den Kehlen,
erinnern durch ihre Form an industrielle/gewerbliche Gebäude, obwohl Landwirtschaft heute im
Grunde ja auch dazu gehört,
Pultdachgebäude mit versetzten Firsten sind bei beiden Beispielen aneinandergereiht worden. Durch
gleiche Dachformen, gute Proportionen und interessante Dachverläufe – beim unteren Beispiel besser als
beim oberen – wirken sie jeweils fast wie eine Einheit,
obwohl das beim ersten Beispiel durch die vielfach
durchbrochene Giebelfassade sehr erschwert wird.
können allzu schnell monoton wirken, wenn dem
nicht durch spannungsvolle Abstimmung der Gebäudeproportionen, Dachformen und Dachneigungen
begegnet wird und die mögliche Monotonie nicht
durch ein zusätzliches, kontrastierendes Bauteil oder
Gebäude aufgehoben wird.
Solche nebeneinander gestellten, einander
formgleichen Baukörper
wirken immer sehr
ordentlich. Zu ordentlich,
fast langweilig, möchte
man meinen.
45
Fassadengliederung
4 Fassadengliederung
Hin und wieder kann man auf dem Land
beim Vorbeifahren das Entstehen eines
größeren Hallengebäudes beobachten.
Zunächst wird die Aufmerksamkeit
durch die aufgerichtete Tragkonstruktion gefesselt. Wie interessant sieht das
doch aus, wenn das Dach auf den vielen
grazilen Metallstützen oder den kräftigen, im rhythmischen Abstand aufgereihten Holzbindern steht. Nicht lange!
Eines Tages wird das Ganze mit einer fugenlosen Haut aus Holz oder Blech ummantelt und
plötzlich steht da ein langweiliger blockiger Klotz.
Das muss nicht so sein!
Die sichtbar gelassenen Teile der Konstruktion helfen, lange Fassaden rhythmisch zu untergliedern und
aufzulockern. Sie machen den Anblick auch deswegen für einen aufmerksamen Betrachter interessant, weil sie sichtbar machen, wie die Lasten von
oben nach unten abgeleitet werden, also wie das
Gebäude statisch funktioniert.
Gebäude mit ungegliederten Fassaden: zu langweilig, zu monoton, zu »blockig«.
Regelmäßige Gliederung
einer langen Fassade durch
Betonstützen bei einem
Betrieb in der Schweiz.
Auch der Höhe nach ist die
Fassade sauber und durchgängig in zwei Streifen
geteilt. Wenn sich die
Trennglieder so deutlich wie
hier hervorheben, spielt es
keine so wichtige Rolle, wie
die einzelnen Fassadenfelder
gefüllt sind.
46
Sehr aufwändig, aber »gekonnt«
Anbau an einen
Schwarzwald-Ferienhof
Liebevolle Ausformung der
Längsfassade dieser Milchvieh-Liegehalle.
Gesehen an einem
gewerblichen Gebäude:
Sehr aufwändige, aber
interessante Aufteilung der
Fassade in:
Sockelmauerwerk mit
dazwischen gestellten, teilweise sichtbaren Stützen,
aufgehende Fassadenfelder mit senkrechter
Deckelschalung und
jeweils dazwischen ein
schuppenartig verschaltes
Lüftungsfeld.
Und noch eine Idee:
Bei diesem Gebäude einer
Versuchsanstalt wurden
die tragenden Stützen, um
sie zu betonen, ganz frei
vor die Fassade gestellt.
Schöne Gliederung der
Längsseite einer Liegehalle
durch grazile Stahlstützen.
Interessant gegliederte
Fassade eines Offenfrontstalles: In der Länge durch die
kräftigen Holzstützen unterteilt, dazwischen in wechselndem Rhythmus die Führungsstäbe für die Curtains, einzeln
und doppelt.
Der Höhe nach wird der Raum
zwischen dem kräftigen Fundamentstreifen und dem Holzgesims durch das horizontal
laufende Paket der zusammengerollten Curtains gegliedert.
Appenzell: Gliederung
einer Scheunenfassade
durch vertikal vorgelegte
Holzstiele an den Stößen
der waagrechten Schalung.
Wenig, aber besser
als nichts.
An dieser Wand wird die
Schuppenschalung an ihren
Stößen jeweils in gleichem
Abstand von einer vertikalen,
gegen den Betrachter stehenden Bohle unterbrochen.
47
Material und Farbe
5 Material und Farbe
5.1 Von der Bedeutung
der Oberflächenstrukturen
Es sagte einmal ein Hochschullehrer, der sich sein ganzes Berufsleben lang mit
Gestaltungsfragen befasst hatte, zu seinen Schülern sinngemäß:
»Ein Gebäude ist von Außen erst dann interessant und gut gestaltet, wenn dem
Näherkommenden in jeder Phase der Annäherung etwas Neues geboten wird.
Von der Ferne aus: die große Form, der Umriss, eine Ahnung der Farbe von Dach
und Wand.
Näher herangekommen: die Aufteilung der Fassade, die Gliederung durch Türen
und Fenster, die unterschiedlichen Strukturen von Dach und Wand, flächig,
streifig, schuppig.
Ganz aus der Nähe dann: die Oberfläche der Materialien, die Einzelheiten der
Konstruktion, die Details«.
Wir könnten daraus lernen:
Farbe ist nicht alles, es kommt auch auf die Oberflächen an.
Die Oberflächenstrukturen sollen sich genau wie die Farben von Dachflächen zu
Wandflächen stark unterscheiden. Niemals, wenn das nicht aus bestimmter
Absicht gerade gewollt ist, sollen Dächer und Wände mit Materialien gleicher
Farbe und Struktur bedeckt sein. Erst das macht sie zur »Kiste«.
48
Es ist gut, wenn Flächen unterschiedlicher Funktion, also die der Dächer, die
der schweren und der leichten Wände, nicht nur unterschiedliche Farben, sondern
darunter auch unterschiedliche Oberflächenstrukturen haben. Für jede der drei
oben genannten Gattungen eine andere, aber innerhalb der einzelnen Gattung
immer die gleiche.
Stark profilierte, Schatten werfende
Dachfläche als Kontrast gegen die eher
glatten Schalungs- und Folienflächen
der Gebäudeseiten.
Streng nach ihrer Funktion aufgeteilte Außenflächen mit unterschiedlichen Strukturen und Farben bilden
bei diesem Gebäude einen kräftigen
und gut ablesbaren Kontrast:
rote Dachflächen aus Dachziegeln
oder profilierten Tafeln,
weiß geputzte Massivwände für die
klimatisierten Bereiche,
leichte Schalungen für die Außenklimabereiche.
Zu glatte und farbähnliche Wandund Dachflächen lassen dieses Gebäude in
diesem Licht eher gesichtslos erscheinen.
Holzschalung ohne Struktur. Richtungslos, glatt, flächig. Die unterschiedlichen
Verwitterungszonen auf der Fläche
dadurch leicht ablesbar.
Starke, Schatten werfende Strukturen wie kräftig profilierte Bleche, Holzverschalung in Streifen oder mit Unter-/Oberbrettern, Dachziegel mit kräftigem Profil
helfen dazu, die Eintönigkeit großer
Flächen aufzulockern und sie an das bei
genauerem Hinsehen gleichsam
»körnige« Bild der Natur anzugleichen.
Kräftige, richtungsgebende Strukturen waagrecht oder senkrecht durch
Deckelschalung oder Schalung auf »Lücke«. Da macht es nicht so viel aus, wenn die
eine oder andere Partie etwas anders herauskommt oder mehr abgewittert ist als die
übrigen Hölzer.
49
Material und Farbe
5.2 Farbe
Thesen:
1. Bis auf wenige Ausnahmezeiten, einem knallblauen Himmel nach einem Regenschauer, dem
saftigen Grün einer frisch gemähten Wiese,
Rapsfelder in ihrer Blüte, eine Schneelandschaft
in reinem Weiß, sehen wir in Landschaften ausschließlich gebrochene, gedeckte, »unreine«
Farbtöne in vielen Nuancen der Farbskalen
»grau«, »grün« über »beige« bis zu »braun«.
Und diese alle niemals glänzend oder reflektierend.
2. Die Farbe ist gegenüber der Form das am meisten auffällige und am
meisten in die Weite tragende Merkmal eines Gebäudes.
3. Mit nichts Anderem kann man ein Gebäude so schnell, so radikal und
so wenig kostenaufwändig gestalten und verändern wie mit Farbe.
4. Landwirtschaftliche Gebäude sollen sich in der Landschaft nicht
tarnen. Das »sich in die Landschaft einfügen« bedeutet für uns nicht
»verstecken«. Sie sollen vielmehr ein richtiges Maß von Zurückhaltung
zu Hervortreten einhalten und innerhalb der vorher erwähnten Farbskalen einen eigenständigen Platz behaupten.
Auf die Frage: »Welche
Farbe passt in diese Landschaft?« entschied sich
eine Reihe von Befragten
nach der Prüfung von
etwa 30 vorgelegten Farben für die obere Farbreihe
als »gut«, für die untere
als »schlecht«.
50
Wer das auch so sieht, dem wären damit wichtige Fingerzeige gegeben:
Die Farbgebung soll auf den Untergrund und den Hintergrund abgestimmt sein, auf dem
und vor dem das Gebäude steht.
Es sollen wie in der Natur »gebrochene« Farben, d.h. nicht reine Farben sein, und sie sollen
auf keinen Fall grell oder gar glänzend oder reflektierend sein.
Sie sollen sich auch im Helligkeitsgrad an die Vorgaben ihrer Umgebung halten, also im
Verhältnis zu ihr nicht zu dunkel und nicht zu hell sein.
Das bedeutet nicht, dass es sich unbedingt und ausschließlich und immer um »grüne«
Farbtöne handeln muss.
Den Farbton »grün« gibt es in vielen Nuancen. Ein grelles, giftiges Grün auf einer großen
Wand wirkt aber alles andere als »landschaftseinbindend«.
Nicht immer ist »Grün« eine sichere Bank.
Und:
»Grün« ist nicht gleich »Grün«.
Und:
Die Wirkung von Farben hängt sehr stark von ihrer Umgebung und der Farbe des Tageslichtes ab. Beide aber, Landschaft und Licht verändern sich im Wechsel der Jahreszeiten, des
Wetters und der Tageszeit.
Das einheitliche BlauDas Grün der Scheunenwand lässt bei
diesem Stand der
Vegetation und diesem
Tageslicht dieses
Gebäude fast
verschwinden.
grün an den Gebäuden dieser Gruppe ist eher landschaftsfremd. Dennoch ein
mutiger Versuch, mit einer
kräftigen Farbe verschiedenartige Gebäude eines Hofes
zu einer optischen Einheit
zu verschmelzen.
Voll daneben. Keineswegs »landschaftsgerechtes«
Grün an dieser Folienhalle.
Mit nur zwei Farben, dem
Rot der Dachpfannen und dem
verwitterten Grau der Holzwände werden die verschiedenen Gebäude dieser Gruppe zu
einer vollkommenen Einheit
zusammengebunden.
Zwar haben alle Gebäude
dieser Gruppe verschiedene
Wandfarben. Durch die gleiche
Form der Dächer und deren
gleiche Farbe empfindet man
aber alles zusammen nicht als
ein »Durcheinander«, sondern
als eine interessante Einheit.
Nicht immer nur »Grün«!
Das Gebäude mit einer Wandfarbe aus gebrochenem Rot will
sich nicht verstecken, sticht
aber auch nicht unangenehm
aus den Farben der Umgebung
hervor.
Immer eine gute Entscheidung: Die Verwendung von
natürlichen Baustoffen wie
Holz oder Naturstein in ihren
materialgerechten Eigenfarben.
51
Material und Farbe
Beispiele für Gebäude, deren Materialund Farbwahl wohl
von den meisten Betrachtern als unnatürlich, unansehnlich oder
für ihre Gebäudeform,
Gebäudegröße und ihre
Umgebung als unpassend empfunden werden.
52
Der aufmerksame Leser könnte an dieser Stelle fragen:
Sind rote Ziegeldächer und weiß geputzte Wandflächen
nicht »grell«?
Sie sind es. Aber: »Prägung durch Gewöhnung«. Hier
hat unser Empfinden sie durch lange Seherfahrung
längst wie selbstverständlich in die Schublade »landschaftstypisch« eingeordnet und akzeptiert sie so.
In den meisten Landschaften Süddeutschlands
gehören Gebäude mit weißen Wänden und roten
Dächern zum gewohnten Landschaftsbild.
Darüber hinaus helfen diese vertrauten Farben auch, die verschiedenen Gebäude dieser Hofanlagen zu einem
einheitlichen Bild zu verknüpfen. Irgendwie gilt das auch für die alten und verstreut daneben angeordneten neuen
Gebäude des großen Bauernhofes auf dem rechten Bild.
53
Material und Farbe
5.3 Material
Früher waren Bauernhöfe aus den Baustoffen gebaut, die die Landschaft bot, in der sie sich befanden. Mauern aus Naturstein, Dächer aus Steinplatten, Verkleidungen aus Holz, Dächer aus Stroh,
Mauerwerk aus Ziegeln.
So verbanden sich Bauwerk und Landschaft wie ganz
von allein.
Diese Stoffe behielten dabei aber ihre natürliche
Farbe. Eine »gewollte« Farbgebung begnügte sich
mit kleinen Schmuckflächen wie dem Anstrich der
Fensterläden, der Türen und Tore oder dem Ausmalen der Ornamente an Mauern
und Gebälk.
Heute bauen wir vornehmlich mit
Beton, mit verputztem Mauerwerk,
mit Traggliedern aus Stahl, mit Tafeln
aus Blechen, Faserzementen, Kunststoffen, verpresstem Holz.
Nur das Holz ist uns als »natürliches«
Material für Wandverschalungen geblieben und gebrannte Dachziegel,
bei Wirtschaftsgebäuden allenfalls
noch verwendet von Liebhabern
oder nach Auflagen von Behörden
und inzwischen vielerorts unter blausilbernen Photovoltaik-Flächen verschwunden.
Baustoffe für die Außenflächen sollten
Soweit sie aus der Natur stammen, möglichst in
ihrer materialtypischen Oberfläche und Farbe bleiben.
Das gilt auch für Faserzementplatten, es gilt bei allen
gebrannten Materialien, bei Holz, mit Einschränkung
bei Beton, es gilt auch für verzinktes Eisen, Aluminium,
Kupfer u.a. Metalle.
Baustoffe dürfen in ihrer Oberfläche nicht reflektieren und glänzen.
Sie müssen »ansehnlich« altern!
»Holz ist uns als natürlicher Baustoff geblieben...«
Beispiel für neue Anwendungsarten von Holz an Wänden:
waagrecht geschuppt im Kontrast zu glatt geschalten Türen,
als Lattenschalung auf »Lücke«.
Blechtafeln sind bezüglich Anschaffung, Verlegung und ihres geringen
Gewichtes wegen eine beliebte Dachdeckung im landwirtschaftlichen
Bauen, obwohl Dachziegel meistens ein
weit besseres Bild ergeben würden.
Schlimm, wenn dann der Farbton so
daneben geht wie auf dem zweiten
Bild.
Neue Materialien sollten die Farben der
Baustoffe, die sie ersetzen, möglichst
nicht kopieren, wenn aber, dann richtig.
54
Im Schwarzwald waren früher
die Dächer meist mit Schindeln belegt,
die nach einiger Zeit der Verwitterung
silbrig schimmernde Dachflächen
ergaben.
Nur deshalb und nur unter diesen Vorbedingungen kann es richtig sein, dort
neue Gebäude mit hellen Faserzementschindeln oder schnell korrodierenden
Blechen zu decken.
»Baustoffe dürfen an ihrer
Oberfläche nicht reflektieren
oder glänzen...«
Ansehnlich altern?
Auch für Holz ist das durchaus nicht
immer gegeben.
Diese fleckige Giebelfassade wird über
eine lange Zeit zeigen, wie unterschiedlich das Holz in den verschiedenen stark
bewitterten Zonen dieses Giebels altert.
Dagegen ist diese Fassade – wahrscheinlich die Hauptwetterseite –
gleichmäßig silbergrau geworden.
Nur unter dem Vordach ist noch der
ursprünglichen Holz-Ton erhalten.
Dieses Haus war, wie so viele, früher
mit Stroh gedeckt. Die später dafür
aufgebrachte Faserzementdeckung ist
inzwischen fleckig und flechtenbedeckt.
Von weitem gesehen: Nicht viel anders
als das ursprüngliche Dach.
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Beispielbetriebe
Neubau eines Liegebuchtenstalles und einer Heubergehalle
Betrieb Ziegelhütte e. V., Bissingen/Teck-Ochsenwang
Technik Milchlager
Büro
Stall
Abkalben
Melkstand
Betriebsdaten:
Laufgang
Melkhaus
Fressplatz
Futtertisch
Bulle
Stall
Mehrzweckhalle
Region:
Schwäbische Alb
Standort:
in freier Landschaft,
750 m über NN
Baujahr:
Hofanlage: 1975
Dokumentierte
Gebäude: 2003
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb – biologisch-dynamisch
(Demeter)
Produktionsrichtung:
Milchvieh mit
eigener Nachzucht
Besonderheiten:
Direktvermarktung,
Gastronomie,
Sozialtherapie für
Jugendliche
Fressplatz
Heulager mit Belüftung
Geräte
Lager
Lüfterhaus
Bewertung:
In parkähnlicher reich mit alten Bäumen
bewachsener Landschaft ist an ein bestehendes Gehöft ein neuzeitlicher Laufstall
angefügt worden.
Neu und alt entsprechen sich zwar nicht
in den Gebäudeformen, aber dennoch
wird durch die verwandte Ziegeldachdeckung, durch die Holzverschalung der
Außenwände und die zurückhaltende
Farbgebung eine Beziehung zwischen den
neuen Gebäuden und den vorhandenen
geschaffen.
In sich wirken die neuen Gebäude durch
ihre parallele Ausrichtung, die ähnlichen
Gebäudeformen, die interessante Staffelung der Dächer, die gleiche Dachneigung
und die völlig identischen Dach- und
Wandmaterialien wie »aus einem Guss«.
So wird auch das etwas entferntere
Lagergebäude noch voll in die Gruppe mit
eingebunden.
Anbau/Erweiterung zum Liegebuchtenstall
Betrieb Viola Rissler, Vöhrenbach-Urach
Hocheinfahrt
Heu
Silo
Silo
Stall-Umbau
Silo
Melkstand
Stall-Anbau
Laufgang
Kühe
Fress- und Laufgang
Futtertisch
Abkalben
Jungvieh
Milchlager
Stall-Anbau
Wohnhaus
Betriebsdaten:
Region:
Schwarzwald
Standort:
in freier Landschaft,
931 m über NN
Baujahr:
Schwarzwaldhof:
1949
Anbau:
2003
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
konventionell
Produktionsrichtung:
Milchviehhaltung
Bewertung:
Dieser Betrieb zeigt ein gutes Beispiel, wie
ein historisches Gebäude, hier ein Hof im
Hochschwarzwald, mit gutem Gefühl für
die Bewahrung des Vorhandenen durch
einen Anbau erweitert werden kann.
Der Anbau ordnet sich in Größe, Masse
und Proportionen dem Vorhandenen
unter und bedeutet dadurch, dass Firstlinie und Traufen weit unter denen des
Hauptgebäudes bleiben, dass er keinesfalls mit dem Hauptbaukörper konkurrieren will, sondern vielmehr in Dachform,
Dachmaterialien und Wandbaustoffen
Verbindung zu ihm sucht.
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Beispielbetriebe
Neubau eines Tretmiststalles
Dürrhof, Schenkenzell
Heulager
Futtertisch
Fress-,
Laufgang
Liegefläche
Lagerfläche für Einstreu
Lagerfläche für Einstreu
Liegefläche
Laufgang
Fressplatz
Futtertisch
Betriebsdaten:
Region:
Schwarzwald
Standort:
in freier Landschaft,
570 m über NN
Baujahr:
Schwarzwaldhof:
1959
Dokumentiertes
Gebäude:
2005
Bewirtschaftungsform:
Kooperation von
Nebenerwerbslandwirten –
konventionell
Produktionsrichtung:
Ochsenmast
Besonderheiten:
die Hälfte der
bewirtschafteten
Flächen sind FFHFlächen
Bewertung:
Hinter einen Schwarzwälder Eindachhof
ist oberhalb und quer dazu ein einfaches
Gebäude für die Ochsenmast gestellt
worden.
Der lange Neubau passt sich dennoch gut
in die vorhandene Situation ein und ergibt – hauptsächlich bestimmt durch die
gleiche Dachdeckung mit gleicher Dachfarbe – mit dem Altbau zusammen eine
»ansehnliche« Gebäudegruppe.
Die ganz bewusst erhalten gebliebenen
Obstbäume davor gliedern die Länge des
Neubaus wohltuend und binden das
gesamte Gebäude-Ensemble auf einfache,
aber wirkungsvolle Weise in die Landschaft ein.
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Anbau/Erweiterung zum Liegebuchtenstall
Betrieb Wolfgang Weber, Wangen – Humbrechts
Heulager, deckenlastig
Futterküche
Kälber
Liegefläche
Kälber
Kälber
Jungviehstall
alte
Milchkammer
Futtertisch Fressplatz
Durchfahrt Kühe
vorhandenes Stallgebäude
Laufgang
Laufgang
Anbau
Jungviehstall
Futtertisch und Durchfahrt
Umbau
vorhandenes
Stallgebäude
Fressplatz
Technik
Anbau
Melkbereich
Melkstand
Laufgang
Milchlager
Laufgang
Anbau
Liegebuchtenstall
Hocheinfahrt
zum Heulager
Betriebsdaten:
Region:
Allgäu
Standort:
in einem Weiler,
580 m über NN
Baujahr:
Altgebäude: 1970
Dokumentiertes
Gebäude:
1998
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
konventionell
Produktionsrichtung:
Milchvieh mit
eigener Nachzucht
Besonderheiten:
Ferienwohnung
Bewertung:
Der Betrieb liegt am Rande eines Weilers
in beengter Lage und stark hängigem
Gelände.
Aus dem bestehenden zweireihigen
Anbindestall, deckenlastig mit hohem
Scheunenaufbau, wurde ein großer
Laufstall entwickelt.
Die neu hinzugekommene Liegehalle ist
mit einem dazwischen liegenden Laufhof
vom alten Gebäude abgesetzt, sodass sich
beide nicht berühren. Dadurch sind alle
technischen Probleme mit Schnee und
Regenwasser vermieden.
Nur im vorderen, dem Hof zugewandten
Bereich verbindet das Melkgebäude als
Sonderbau die verschiedenen Gebäudeelemente.
Die Futterdurchfahrt im alten Gebäude
bleibt als solche erhalten. Auf ihrer anderen Seite ist im alten Stall das Jungvieh
untergebracht.
Die gute Zuordnung, die vollkommen
gleichen Dachformen und Dachneigungen
lassen Alt und Neu wie eine von Anfang
an zusammenkomponierte Einheit
erscheinen.
Beispielbetriebe
Neubau eines Schafstalles
Domäne Hohentwiel, Singen
Bewegungsund Liegefläche
mit Futterraufen
Bewegungsund Liegefläche
mit Futterraufen
Schafstall
Betriebsdaten:
Region:
Hegau
Standort:
in freier Landschaft
(Naturschutzgebiet),
546 m über NN
Baujahr:
Altgebäude:
ca. 1870
Dokumentiertes
Gebäude:
2002
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
konventionell
Produktionsrichtung:
Hüteschäferei
Besonderheiten:
Direktvermarktung
aller erzeugten
Produkte, Grasdach
zur besseren
Einbindung in die
Landschaft
Bewertung:
Der Planer dieses großen Schafstalles hat
das lange Gebäude in der Mitte leicht
geknickt und so der Form des dahinter
liegenden starken Hanges angepasst.
Auf diese Weise schmiegt er sich in die
Topographie förmlich ein und verwächst
dadurch, auch durch seine einfache
hölzerne Bauweise und das begrünte
Dach vollendet mit der Landschaft.
60
Neubau eines Liegebuchtenstalles, Umbau/Erweiterung
des bestehenden Stallgebäudes
Betrieb MOB Agrar GbR, Hilzingen-Riedheim
Umbau Stallgebäude
Fress- und Laufgang
Abkalben
Kälber
Futtertisch
Futtertisch
Futtertisch
Fress- und Laufgang
Fress- und Laufgang
Laufhof
und
Warteraum
Laufgang
Melkstand
Milchlager
Bergeraum
und
Erweiterung
Laufgang
Anbau Melkbereich
Neubau Liegehalle
Betriebsdaten:
Region:
Hegau
Standort:
in freier Landschaft,
471 m über NN
Baujahr:
Aussiedlungshof:
1968
Dokumentiertes
Gebäude:
1998
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
konventionell (GbR
von 3 lw. Betrieben)
Produktionsrichtung:
Milchviehhaltung
mit eigener Nachzucht
Besonderheiten:
Jungvieh sowie
Hofladen bei GbR
Partnern
Bewertung:
Der vorhandene Milchviehstall einer Betriebsgemeinschaft im Hegau unweit der
Schweizer Grenze wurde vollkommen
umorganisiert und durch einen großen
Laufstall erweitert.
Die neue »Futter-Achse« wurde in die
Flucht der vorhandenen Durchfahrt des
Altgebäudes gelegt, die neue lange Liegehalle und das parallel dazu gelegene
Schutzdach über dem Fütterungsbereich
ordnen sich dadurch in die Bewegung der
vorhandenen Dächer voll ein und nehmen
in Firstrichtung und Dachneigung das
Vorhandene exakt auf.
Auch wenn die Gebäudemasse des
Neuen die des Vorhandenen weit überwiegt, ist so doch eine Verbindung
zwischen beiden geschaffen, wobei das
lange neue Gebäude die Lagerhaftigkeit
der gesamten Gebäudegruppe dieses
Weilers noch unterstreicht. Durch den
nahen Wald, das Grün des nicht weit entfernten Bachlaufes und die punktartige
neue Bepflanzung wird überdies eine
gefällige Einbindung in die Landschaft
geschaffen.
Beispielbetriebe
Neubau eines Tretmiststalles für Jungvieh
Betrieb Fritz Lauble, St. Georgen-Oberkirnach
Stroh
Futtertisch Fress- und
Laufgang
Liegefläche
Stroh
Stroh
Liegefläche
Geräte
Fress- und Laufgang
Futtertisch
Betriebsdaten:
Region:
Schwarzwald
Standort:
in freier Landschaft,
917 m über NN
Baujahr:
Schwarzwaldhof:
ca. 1600
Dokumentiertes
Gebäude:
2002
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
ökologisch
(Bioland)
Produktionsrichtung:
Milchviehhaltung
mit eigener Nachzucht
Bewertung:
Der neue Jungviehstall des Betriebes
Lauble im Hochschwarzwald wird als
gelungener Versuch bewertet, einen nicht
mehr ohne weiteres erweiterbaren Milchviehstall in einem historischen Gebäude
durch ein Nebengebäude so zu ergänzen,
dass der Gesamtbetrieb eine größere
Chance hat, wirtschaftlich zu überleben.
Das neue Gebäude schmiegt sich ohne
steile Böschungen in den Hang ein und
setzt die vom Hauptgebäude begonnene
Bewegung längs des Hanges bogenförmig fort. Dadurch entsteht räumlich
zwischen beiden Gebäuden fast so etwas
wie eine Zuwendung zueinander.
Die Dachform des neuen Gebäudes
besteht – funktionsabhängig – aus zwei
gegeneinander versetzten Pultdächern.
Gleiche Dach- und Wandmaterialien
schaffen aber dennoch eine Verbindung
zwischen Haupt- und Nebengebäude.
Neubau eines Mastschweinestalles
(Betriebszweigaussiedlung)
Betrieb Werner Zimmermann, Radolfzell-Stahringen
Bewegungsfläche
Vorraum
Vordach
Kontroll- und Treibgang
Liegefläche
Bewegungsfläche
Spaltenboden
Betriebsdaten:
Region:
Westlicher
Bodensee
Standort:
in freier Landschaft,
604 m über NN
Baujahr:
Alte Hofstelle: 1932
Dokumentiertes
Gebäude:
2002
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
konventionell
Produktionsrichtung:
Mastschweine
Besonderheiten:
Ferienwohnungen
Bewertung:
Ein moderner Schweinestall in einer
einfachen, straffen, funktionsbedingten
Form, duckt sich flach in die Ecke einer
Waldlichtung.
Das Dach hat eine einfache, schlichte
Form und eine angenehme, dem Auge
gefällige Neigung. Die große Breite des
Gebäudes und die niedrigen Traufhöhen
verstärken den Eindruck der Bodenhaftigkeit.
Für die Giebel als einzige geschlossene
Gebäudeseiten ist Holzverschalung gewählt, um einen Bezug zur Umgebung
aufzunehmen.
Ein gutes Beispiel für gelungene Einbindung eines modernen landwirtschaftlichen Gebäudes in die Landschaft.
63
Beispielbetriebe
Einbau eines CA-Lagers in ein bestehendes Gebäude
Betrieb Hansjörg Knoblauch, Friedrichshafen-Ailingen
Obstlager
ca. 105 to
Remise
Betriebsdaten:
Geräteraum
CA-Lager
105 to
Holz
Remise
CA-Lager
geplante
Erweiterung
Region:
Bodensee
Standort:
Einzelhoflage,
460 m über NN
Baujahr:
Altgebäude:
ca. 1786, 1898,
1920
Wohnhaus
Einbau CA-Lager 2005
in bestehendes
Gebäude:
Bewirtschaftungsform:
Haupterwerb –
integrierte
Produktion
Produktionsrichtung:
Kernobst,
Sauerkirschen
Besonderheiten:
Erhaltung des alten
Hofensembles ohne
Neubauten durch
Umbau der vorhandenen Gebäude
Bewertung:
Ein Betrieb wandelt seine Wirtschaftsweise von der Viehhaltung mit den dazu
gehörenden Stallungen und Bergeräumen
zum Obstbau. Die über Jahrhunderte
gewachsene Hofanlage im Außenbereich
soll mit ihren großen Wirtschaftsgebäuden erhalten und für die Lagerung von
Obst genutzt werden. In vorbildlicher
Weise wurde ein großes CA-Lager eingebaut und eine spätere Erweiterung vorgesehen. Die alten Fassaden wurden erhalten und mit den großen Toren liebevoll
restauriert.
Ein gelungenes Beispiel, wie man alte
Bausubstanz einer neuen Nutzung zuführen, und den Außenbereich durch Verzicht auf einen Neubau ohne zusätzlich
entstehende Mehrkosten schonen kann.
64
Zu den vorstehenden Baubeispielen:
Nach Meinung der Verfasser kann es eine Schrift wie
diese nicht bei der Darstellung allgemeiner Grundsätze und Ratschläge bewenden lassen, auch wenn
versucht wurde, sie soweit wie möglich durch begleitende Skizzen und Fotos anschaulich zu machen.
Deswegen haben die Verfasser auf den Rundreisen,
die sie zur Sammlung von Anschauungsmaterial
durch die verschiedensten Regionen des südlichen
Baden-Württembergs geführt haben, diejenigen der
dabei besichtigten Betriebe herausgegriffen, die
ihnen einerseits für das Thema der Schrift besonders
vorbildhaft erschienen, die aber andererseits auch
aus der Sicht des Landwirtes in Bezug auf betriebliche Gesichtspunkte interessant sein könnten, und
die darüber hinaus auch die Vielfalt der landwirtschaftlichen Bauaufgaben in unserem Land widerspiegeln.
So spannt sich der Bogen der dargestellten Beispiele
einerseits, was die Form der Tierhaltung angeht, vom
Milchvieh über Ochsenmast, Mastschweinehaltung,
Schafhaltung bis zur Obstlagerung, was die Regionen angeht, von der Schwäbischen Alb über das
Allgäu, das Bodenseegebiet, den Hegau bis zum
Schwarzwald, bezüglich der verschiedenen Bauaufgaben vom Neubau in der freien Landschaft oder
neben der bestehenden Hofanlage bis zu Sanierungslösungen durch Anbau an vorhandene Ställe
oder bis zum Gebäudeumbau.
Die Verfasser bedanken sich bei allen Landwirten,
die ihnen ihre Höfe bereitwillig zur Besichtigung
geöffnet haben und schließlich auch bei denen, die
ihre Einwilligung zur Veröffentlichung dieser Beispielbauten gegeben haben.
Impressum:
Herausgeber:
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Texte und Zeichnungen:
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Ulmer Straße 1
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Telefon: 0 73 82 - 54 16
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Herbert Schmitt
Architekt, Dipl.-Ing. FH
Amselweg 39
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Telefon/Telefax: 0 70 71 - 6 22 25
Thomas Beckert
Dipl.-Ing. sc. agr.
Regierungspräsidium Tübingen
Referat 32
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72072 Tübingen
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Literaturhinweise:
Werner Knapp
»Landbaukunst«, 1981,
Karl Krämer Verlag, Stuttgart
Flad, Lindemann u.a.
»Futterbaubetriebe in Oberschwaben«
1982, herausgegeben vom Ministerium
für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt
und Forsten, Baden-Württemberg
R. Wienands
»Gestaltung ländlicher Bauten«
Verband der Landwirtschaftskammern
in Bonn
G. Zimmer u.a.
»Allgäuer Dorffibel«
1986, herausgegeben von den Städten
Wangen, Leutkirch und Isny.
Helmbrecht Böge
»Funktionelle Erfordernisse im Einklang
mit guter Gestaltung«
2004, Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen.
Regionalteil
Baden-Württemberg
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