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MEDIZIN IM DIALOG
Fibromyalgie – Mehr als nur Schmerz
Dr. med. Johannes Müller, Chefarzt – Klinik für Anästhesie,Intensiv-und
Notfallmedizin, Schmerztherapie, Sana-Klinik Bethesda Stuttgart
Fibromyalgiesyndrom
Schmerzverständnis - allgemein
Schmerz ist das komplizierte Resultat verschiedener neuronaler Aktivitäten
unseres Gehirns und nicht nur das einfache Ergebnis der Tätigkeit des peripheren
nozizeptiven Systems.
Die Erfahrung von Schmerz wird heute als komplexes Ergebnis der Verarbeitung
der einströmenden sensorischen Informationen verstanden in Verbindung mit:
• Gedächtnisprozessen
• Emotionalen Erfahrungen
• Lernvorgängen
• motivationalen Prozessen
• Aspekten der subjektiven Bewältigung
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Fibromyalgiesyndrom
3 Hauptkategorien chronischer Schmerzen
nach Mechanismen:
1) Nozizeptorschmerz (Schädigung peripher)
2) Neuropathischer Schmerz

Fibromyalgie (Schmerzleitungssysteme)

Somatoforme Schmerzstörung (Schmerzgedächtnis)
3) Generalisierter Schmerz (zentrale Störung)
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Fibromyalgiesyndrom
Begriffserklärung
Das Wort Fibromyalgie-Syndrom kommt von fibra (lat. für
Faser), mys (griech. für Maus) bzw. musculus (lat. für
Mäuschen oder Muskel) und algos (griech. für Schmerz),
wörtlich übersetzt als Faser-Muskel-Schmerz.
Der Begriff beschreibt den Schmerz, der häufig am MuskelSehnen-Übergang auftritt. Der zusätzliche Anhang „Syndrom“
meint das Zusammentreffen bestimmter Krankheitszeichen.
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Fibromyalgiesyndrom
Begriffserklärung
• Hench, 1976 - Begriffseinführung: FIBRO - MY – ALGIE
• 1990 von der ACR (American College of Rheumatology) definiert.
• Synonyma:
1. Fibrositis
2. Weichteil- oder psychogener Rheumatismus
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Fibromyalgiesyndrom
FM als bekanntlich komplexe chronische Schmerzerkrankung
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Fibromyalgiesyndrom
Definition - 1990
Nach der ACR, 1990:
Unter Fibromyalgie versteht man ein multilokuläres chronisches
Schmerzsyndrom im Bereich der Muskeln, der Sehnen, der Bänder und
der periartikulären Strukturen, o h n e Entzündungszeichen.
Ein weit ausgedehnter Schmerz in mindestens drei von vier
Körperquadranten über 3 Monate plus Schmerzen im Achsenskelett
(zervikal, lumbal, thorakal) plus 11 von 18 definierten Tenderpoints
schmerzhaft auf Druck von 4kg/cm2.
Die Ätiologie ist unklar !
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Fibromyalgiesyndrom
Tender Points als typische Punkte erhöhter Druckempfindlichkeit
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Diagnosekriterien - 2010
FMS-Definition:
•
durch großflächige Schmerzen in nur noch mindestens einem
(typischerweise aber mehreren) Körperquadranten/einer Körperseite
und zusätzlich in einem/mehreren Bereichen des Achsenskeletts
(WS,Brustkorb) definiert.
•
+ einer charakteristischen Ausprägung typischer Zusatzsymptome
•
Wichtigste Neuerung:
 Stärkere Gewichtung einer charakteristischen
Symptomkonstellation von Sehnen-Muskelschmerz mit nicht
erholsamem Schlaf, Müdigkeit und Beeinträchtigung kognitiver
Funktionen in Kombination mit einer Reihe von zusätzlichen
Körpersymptomen.
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Diagnosekriterien - 2010
Stärkere Bedeutung der „Begleitphänome“ neben dem Schmerz:
•
Sie fokussieren auf das führende Symptom des FMS: die (un)typische
Schmerzausprägung als großflächiger Schmerz; gemessen als sog.
„Widespread pain index“, WPI
•
= Anzahl der Schmerzareale im Körperschema von maximal 19
•
Eng verbunden mit weiteren charakteristischen Symptomen,
gemessen in einer Symptomschwere-Skala (SSS):
1. Müdigkeit
2. Unerfrischtes Aufwachen
3. Kognitive Störungen
4. Somatische allgemeine Symptome aus einem Katalog (KS,
Schwächegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, Kribbeln, Schwindel
etc.)
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Diagnosekriterien - 2010
•
Tenderpoints überholt:
 Anzahl nicht mehr zentrales Kriterium, da deren Qualifizier-und
Quantifizierbarkeit waren offenbar zu stark Untersucher-abhängig
•
Weiterhin wichtigstes Kriterium: für die Schmerzen kann keine
somatische Ursache gefunden werden.
•
Ein WPI > 9 (0-19 Körperareale) und SSS > 5 (0-12
Symptomschwerpunkte) oder ein WPI 3-6 und SSS > 9 gelten als
hochsignifikant verdächtig auf FM.
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Diagnosekriterien - 2010
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Diagnosekriterien - 2010
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Fibromyalgiesyndrom
Abgrenzung FM – Psychosomatisches Verständnis
Fibromyalgie gehört zur Gruppe des zentral bedingten chronischen
Schmerzes (dem chronischen somatoformen Schmerz).
Abzugrenzen vor allem vom chronischen Nozizeptorschmerz, der in der
Peripherie entsteht.
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Fibromyalgiesyndrom
Fibromyalgie im ICD 10
• Zuordnung der Fibromyalgie zu Krankheiten des Muskel-SkelettSystems (M79.7) und nicht zu den somatoformen Störungen (F45).
• Die sog. anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4) als der
FM sehr ähnliche Krankheitsentität.
 Es sind jedoch zwei verschiedene Erkrankungen !
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Fibromyalgiesyndrom
Somatoforme Schmerzstörung
•
Auch Seelenschmerz genannt:
•
„Seelenschmerz macht Körperschmerz“
•
Kennzeichnet den Zustand andauernder quälender Schmerzen über
mehrere Monate, für die keine körperliche Ursache gefunden werden
kann, welche die Beschwerden erklären würden.
•
Schmerzen bestehen nur in einer Körperregion oder gleichzeitig in
mehreren Regionen, wie Kopf, Rücken, Schulter, Arm, Brust, Bauch
oder Unterleib.
•
Meistens begleitet von Erschöpfung; auch Schwindelgefühle, MagenDarm-Beschwerden, Schwitzen und Unruhe oder Herzrasen
(psychovegetative Begleiterscheinungen)
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Fibromyalgiesyndrom
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Fibromyalgiesyndrom
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Fibromyalgiesyndrom
•
Fibromyalgie-Patienten zählen in der Praxis zur schwierigsten Klientel überhaupt.
•
Voraussetzung für erfolgreiche Therapie ist die richtige Einstellung des Arztes zur
Erkrankung und dem Patienten.
•
FMS, oft überdiagnostiziert und sowohl fälschlich vollständig ignoriert als auch fälschlich
dramatisiert.
•
Prof. Da Silva, Portugal: „ Wir sollten Fibromyalgie-Patienten Respekt für ihr Leiden
zollen, echtes Interesse zeigen und natürlich auch das notwendige Wissen zur
Erkrankung haben“.
•
Betroffene brauchen eine sichere Diagnose ihrer Erkrankung und ein Feedback, dass sie
tatsächlich krank seien: keine organische Krankheit sondern funktionelle Störung.
•
Notwendige Beurteilung der Auswirkungen der FM auf Lebensqualität, Arbeit und
soziales Leben sowie häufige Komorbiditäten wie Schlafstörungen, schwere
Depressionen und Restless-legs-Syndrom.
•
Dann ausführliche Information des Patienten über Therapiemöglichkeiten und den
individuellen Behandlungsplan.
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Fibromyalgiesyndrom
•
Pathophysiologisch: Veränderungen im zentralen Nervensystem, welche zu anormaler
Verarbeitung von Schmerzsignalen und Schmerzverstärkung führen.
 FM-Patienten besitzen niedrigere Schmerzschwelle als andere
 Schmerzen können somit schon bei geringeren Stimuli ausgelöst werden.
•
Stress als ein wesentlicher ursächlicher Faktor: Stress erhöht Muskelspannung,
Muskelschmerzen werden gefördert.
•
Im frühen Alter übermäßig einwirkende psychosoziale Stresserfahrungen führen zu einer
eingeschränkten Ausreifung und Funktionsfähigkeit unseres Stressbewältigungssystems,
dysfunktionale Stressverarbeitung !
 es entwickelt sich ein übersensibilisiertes Nervensystem, das unter Stress und
Reizüberflutung leicht entgleist.
•
Da Silva: „Sagen Sie Ihren Patienten, dass sie Stress reduzieren müssen; Happiness is
the cure“ : Schmerzen und Fatigue nähmen ab, Lebensenergie zu.
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Fibromyalgiesyndrom
Frühe Kindheit und FM
Patienten mit einer FM werden in der Kindheit sehr belastet.
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Fibromyalgiesyndrom
Neue Erkenntnisse aus Grundlagenforschung und
klinischen Studien
1.
Nachweisbare Schädigungen peripherer kleiner Nervenfasern (small fibers).
2.
Einfluß von Sexualhormonen (Überwiegen des weiblichen Geschlechts).
3.
Familiäre Häufung und genetische Disposition.
4.
Massive Störung von Tiefschlafphasen.
5.
Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierendrinden-Achse (veränderte Spiegel von Kortison,
Wachstumshormon, ACTH).
6.
Erhöhte Endorphinspiegel bei verminderter Dichte zentralnervöser Opiatrezeptoren.
7.
Veränderung des Zytokinprofils, des dopaminergen und serotoninergen Systems.
8.
Verminderte Aktivität des sympathischen Nervensystems unter Belastung einschließlich Blutdruckregulierung und
Herzfrequenzvariabilität.
9.
Störung der zentralen Schmerzverarbeitung mit verminderter zentraler Hemmung und negativer kognitiv-affektiver
Bewertung peripherer Reize.
10. Psychosozialer Stress, belastende Lebensereignisse, subjektiv belastende Alltagssituationen, dysfunktionale
Krankheitsbewältigungsmechanismen, Lernverhalten.
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Fibromyalgiesyndrom
Weitere Stressfaktoren
Bedeutsame Persönlichkeitsfaktoren:
• Durchhaltemuster/Vermeidungsverhalten
• Hoher Leistungsanspruch
• Überhöhte Aktivitätsneigung
• Hohes Depressions- und Angstniveau
• Inadäquate Schmerzbewältigung und Hilflosigkeit
• Ungenügende Konfliktlösungsstrategien
• Unsicherer Bindungsmodus
Alltagsstress: hohes, allgemeines Stressniveau
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Frühe Kindheit und FM
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Fibromyalgiesyndrom
Biopsychosoziales Pathogenesmodell
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Ausführliche ANAMNESE
Fibromyalgiesyndrom
Anamnese
•
Strukturierte Schmerzerfassung
•
Vollständige Anamnese
•
Allgemeinsymptome
•
Müdigkeit
•
Schwäche
•
Weitere körperliche Beschwerden
•
Stuhlunregelmäßigkeit
•
Bauchschmerzen
•
Dyspeptische Beschwerden
•
Miktionsbeschwerden
•
Allgemeine Reizempfindlichkeit
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Anamnese
•
Weitere psychische Beschwerden
•
Schlaf- und Konzentrationsstörungen
•
Antriebsschwäche
•
Begleiterkrankungen
•
Aktuelle Medikation
•
Beeinträchtigung in Alltagsfunktionen
•
Subjektive Ursachenüberzeugung und Krankheitsängste
•
Psychosoziale Stressoren
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Fibromyalgiesyndrom
Symptome
•
Hauptsymptome des FMS (Schmerzen, Müdigkeit, Schlafsstörungen)
•
Mögliche zusätzliche Symptome:
•
Muskuloskelettale Erkrankungen
•
Funktionelle somatische Symptome
•
Psychische Störungen (Angst, Depression etc.)
•
Modulierende Faktoren (Wetter, Stress etc.)
•
Sozialmedizinische Aspekte
•
Familien- und psychodynamische Aspekte
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Fibromyalgiesyndrom
Klinische Diagnosekriterien
1. Zunehmende körperliche und geistige Erschöpfung
2. Ein- und Durchschlafstörungen mit Müdigkeit, Konzentrations- und anderen kognitiven
Störungen
3. Morgensteifigkeit
4. Gastrointestinale Beschwerden (Reizmagen, Reizdarmsyndrom)
5. Schwellungsgefühl der Hände und Füße und des Gesichtes
6. Angst und Depressivität
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Fibromyalgiesyndrom
Laboruntersuchungen
•
BSG, CRP, BB zum Ausschluß entzündlicher Erkrankungen z.B.: Polymyalgia
rheumatica, rheumatoide Arthritis
•
Kreatinkinase (Muskelerkrankungen)
•
Kalzium (Hyperkalzämie)
•
TSH (Hypothyreose)
•
In Abhängigkeit von Anamnese und körperlicher Untersuchung können weitere
Laboruntersuchungen erforderlich sein
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Fibromyalgiesyndrom
Therapeutische Ansätze
Aufgrund der:
• Komplexität der Ätiologie
• Vielschichtigen Symptomatik
• Hohen Komorbidität
gestaltet sich die therapeutische Beeinflussung der FM als äußerst schwierig:
1. Ausgeprägtes Krankheits- bzw. Inanspruchnahmeverhalten
2. Im Einzelfall viele mögliche Bedingungsfaktoren
3. Multimodale statt monokausale Behandlungskonzepte
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Fibromyalgiesyndrom
Basistherapie
•
Kognitiv-verhaltenstherapeutische und operante Schmerztherapie
•
regelmäßige Beratung von Patient und Familie
•
Schlafhygiene
•
An individuelles Leistungsvermögen angepasstes aerobes Ausdauertraining
•
Antidepressivum: Amitryptilin initial 25 mg zur Nacht
•
Diagnostik und Behandlung komorbider körperlicher und psychischer Störungen
•
Laut Studien: Yoga wirksamer als Tai Chi und beides deutlich wirksamer als Qigong.
Nicht belegt werden konnte eine schmerzlindernde Wirkung.
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Fibromyalgiesyndrom
Langzeittherapie
•
Keine weitere spezifische Behandlung
•
Selbstmanagement: aerobes Ausdauertraining, Entspannung, Stressbewältigung
•
Ambulante Fortführung multimodaler Therapien
•
Zeitlich befristet (3-6 Monate)
•
Gabapentin, Pregabalin
•
Tramadol/Paracetamol
•
Duloxetin
•
Paroxetin/Fluoxetin
•
Zeitlich befristet (6-12 Wochen)
•
•
Physikalische Therapieverfahren (Balneotherapie, Ganzkörperwärme)
Zeitlich befristet
•
•
Hypnotherapie, Imagination, therapeutisches Schreiben
Zeitliche befristet (2-6 Monate)
•
Komplementäre Therapieverfahren (vegetarische Kost, Homöopathie, Akupunktur ...)
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Fibromyalgiesyndrom
Pharmakotherapeutische Ansätze
1. NSAID:
•
kurzfristige Schmerzreduktion
•
bei längerem Gebrauch kein sicherer Effekt
2. Steroide:
•
Keine Änderung des Krankheitsbildes
•
Intravenös applizierte Anästhetika zeigen nur kurzfristige Wirksamkeit
3. Zentral wirksame Schmerzmittel
•
Keine befriedigende Ergebnisse (Gefahr des Missbrauchs)
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Fibromyalgiesyndrom
Leitliniengerechte Medikamente
Amitryptilin
•
Trizyklisches Antidepressivum, Hemmung der Noradrenalin- und SerotoninWiederaufnahme (TCA)
•
25 – 50 mg zur Nacht
•
Schlafverbesserung und Schmerzreduktion
Paroxetin/Fluoxetin
•
Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI)
•
20 – 40 mg / die
•
Schlafverbesserung und Schmerzreduktion, auch in Kombination mit Amitryptilin
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Fibromyalgiesyndrom
Leitliniengerechte Medikamente
•
Duloxetin
•
Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer (SNRI)
•
Stimmungsaufhellend, Gabe initial morgens 60 – 120 mg / die
•
Schmerzreduktion, Verbesserung der Lebensqualität unabhängig vom Vorliegen einer
depressiven Störung
•
Gabapentin/Pregabalin
•
Antikonvulsivum vom Ca-Kanal-Typ mit Modulation der alpha2-delta1-Untereinheit
•
Langsame Auftitration von 25mg 1-0-1 bis 3x150mg / die
•
Anxiolytisch, zentrale Schmerzverarbeitung / NMDA, Schlafverbesserung
•
Tramadol/Tapentadol
•
Neben opioidspezifischen Eigenschaften am Mü-Rezeptor auch Hemmung der
Noradrenalin-Serotoninwiederaufnahme
•
50-400mg / die oder in Kombination mit Paracetamol 1300 mg
•
Schmerzreduktion, Schlafverbesserung und Steifigkeit
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Fibromyalgiesyndrom
Leitliniengerechte Medikamente
Alle anderen Opioide
werden
nicht
empfohlen !
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Fibromyalgiesyndrom
Leitliniengerechte Medikamente
Medikamente der 1. Wahl:
 Pregabalin sowie die SNRI, Duloxetin und Milnacipran in EU zur Therapie der FM jedoch nicht zugelassen
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Fibromyalgiesyndrom
Schlafhygiene und Naturheilmittel
Bei hartnäckigsten Schlafstörungen (trotz Verbesserung der Lebensführung: Alkohol,
Rauchen, Ernährung) – als Ultima ratio:
 schlafanstoßende bzw. schlafharmonisierende Medikamente:
1. Schneller Gewöhnungseffekt der „klassischen Schlafmittel“ : antianxiety an sleep
inducing drugs (Clonazepam, Zolpidem als Non-Benzo)
2. Besser: Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel
3. L-Tryptophan (Aminosäure) und Melatonin (Schlafhormon)
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Fibromyalgiesyndrom
Leitliniengerechte Medikamente
 Für weitere Medikamente liegt keine Empfehlung vor !
 Immer berücksichtigen, dass alle Medikamente off label use sind und
entsprechend eine besonders intensive Aufklärung, Erklärung und
Dokumentation erfordern !
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Fibromyalgiesyndrom
Medikamentöse Behandlungsversuch
 5-HT-3-Antagonisten:
 Ondansetron 4mg iv / die als 5er Serie
 Tropisetron 5mg iv / die als 5er Serie
 unter der Vorstellung, daß es zu endokrinen Veränderungen insbesondere im
Serotonin-Stoffwechsel beim FMS kommen kann.
•
Muskelrelaxanzien:
•
Cyclobenzaprin 10-40mg /die (nur über die internationale Apotheke)
•
Einsatz anderer Substanzen (Tolperison, Tetrazepam, Baclofen etc.) wird nicht
empfohlen.
•
Ketamin:
•
0,3mg/kgKG iv kann zu einer kurzfristigen Reduktion von Schmerzen führen
 da aber nur kurzfristiger Effekt und nur intravenöse Applikation, k e i n e Empfehlung.
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Fibromyalgiesyndrom
 Von invasiven Therapieverfahren wird
generell abgeraten !
 Insgesamt widersprüchliche Studienlage
 können in Einzelfällen zeitlich befristet erwogen werden
 nicht als Monotherapie
 nur im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte: mindestens
ein körperlich aktivierendes Verfahren mit mindestens einem
psychologisch/psychotherapeutischen Verfahren.
 am ehesten aktivierende Therapieverfahren zur Verbesserung der
Lebensqualität
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Fibromyalgiesyndrom
Lidocain vs. Kochsalz
 Muskelinjektionen reduzieren Schmerz bei Fibromyalgie
 Studie mit 62 Patienten, Durchschnittsalter 46 Jahre:
 i.m.-Injektion von entweder 100 oder 200mg Lidocain oder NaCl in M.
trapezius als auch Gesäßmuskel beidseits
 Gemessen wurden Schmerzstärke und Intensität der Druck- und
Hitzehyperalgesie nach experimentellem Schmerzreiz direkt vor und 30
Minuten nach Injektion – Analgetika waren zuvor abgesetzt worden
 Schulter: reduzierte Druckschmerzhaftigkeit sowohl nach NaCl als auch
Lidocain; letzteres signifikant stärker
 Unterer Rücken: nur Lidocain wirksam
 Arme und Beine: kein Effekt auf Druckschmerz
 Extremitäten: beide mit positivem Effekt auf thermische Reizschwelle
 Allgemeines klinisches Schmerzempfinden verringerte sich um ca. 38%;
keine signifikanten Unterschiede zw. Lidocain und NaCl erkennbar
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Fibromyalgiesyndrom
Nichtmedikamentöse Behandlungsversuche
 Akupunktur
 Vegetarische Kost
 Eliminationsdiäten
 Tai Chi und Qi-Gong
 Körpertherapien
 Musiktherapie
 Fußreflexzonenmassage
 Atemtherapie
 Ergotherapie
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Fibromyalgiesyndrom
Körperbezogene Therapie
1. Aerobes Ausdauertraining:
 Geringe bis mittlere Intensität (z.B. schnelles Spazierengehen, Walking,
Fahrradfahren, bzw. Ergometer, Tanzen, Aquajogging) dauerhaft 2-3 mal /Woche über
mindestens 30 Minuten.
2. Funktionstraining (Trocken- und Wassergymnastik) 2-mal/Woche, mindestens 30 Min.
3. Krafttraining, Stretching, Wärmetherapie
4. Meditative Bewegungstherapien (Tai-Ci, Qi-Gong, Yoga)
 Patient soll diese Verfahren im Sinne eines Selbstmanagements eigenständig
durchführen.
 Nicht zu empfehlen: chiropraktische Therapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie,
Massagen und transkranielle Gleichstromstimulation
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Fibromyalgiesyndrom
Therapeut auf vier Beinen
Speziell geschulte Hunde können Ärzte bei der Behandlung von
Fibromyalgiepatienten unterstützen:
Schon nach einer kurzen Visite der tierischen Helfer bessern sich
Schmerzen und Wohlbefinden.
Diskutiert wird eine Reduktion von Schmerzen und Stress durch eine
verminderte Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin und
Noradrenalin).
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Fazit
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Fazit
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Fazit
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Fibromyalgiesyndrom
Materialien zur Beratung der Patienten
1. Bücher
 The Fibromyalgia Help Book (Fransen and Russel, 1996)
 The Pain Survival Guide (Turk and Winter, 2006)
2. Websites

www.knowfibro.com

www. fibrocenter.com
3. Patienten-/Selbsthilfeorganisationen

www.fibromyalgie-fms.de

www.painfoundation.org

www. healthywomen.org
4. S3-Leitlinie Fibromyalgie

Neue überarbeitete Version 2013
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OSP – STUTTGART , 29. NOVEMBER 2016
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr
Interesse !
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