2. Sy m phonie kon zer Saison t 2011 | 2 012 Ma n f re K at ia u d Hone ck D i r igen t nd Ma r iel le L abèq ue Kla vier o r ts w e c h s e l . 2. Sy m phonie kon zer Saison t 2011 | 2 012 Besuchen Sie den Ort, an dem Automobilbau zu einer perfekten Komposition wird: die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden. w w w.g l a e s e r n e m a n u fa k t u r . d e PA R T N E R D E R S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N Christi Chef an Thie d ir ig Sir Coli Eh r e leman n ent a b 201 2 n Davis N d ir ig ent s o 0 9.10 .11 11 U h r S e mp e r o p e r | M o 10 .10 .11 2 0 U h r | d i 11 .10 .11 2 0 U h r 2. Symphoniekonzert Dir igent Manfred Honeck K l av i e r Katia und Marielle Labèque Programm Alfred Schnittke (19 3 4 -19 9 8 ) »(K)ein Sommernachtstraum (nicht nach Shakespeare)« für großes Orchester [1984/1985] Wolfgang Amadeus Mozart (17 5 6 -17 9 1 ) Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 365 1. Allegro 2. Andante 3. Rondeau. Allegro Aus der alten und der neuen Welt »Ich möchte noch hinzufügen, daß alle Antiquitäten in diesem Stück von mir nicht gestohlen, sondern gefälscht wurden«, schrieb Alfred Schnittke über sein Orchesterwerk »(K)ein Sommernachtstraum«, mit dem er seiner Jugend in Wien und der Musik Mozarts und Schuberts ein hintersinniges Denkmal setzte. Der Österreicher Manfred Honeck verknüpft diese Hommage mit Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Dvořáks Reflexionen »Aus der neuen Welt« – wo Honeck als Music Director in Pittsburgh heute seinerseits große Erfolge feiert. Pau s e Antonín Dvořák (18 41-19 0 4 ) Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der neuen Welt« 1. Adagio – Allegro molto 2. Largo 3. Scherzo. Molto vivace 4. Allegro con fuoco Kost en lose Ei n f ü h ru ngen j e w ei ls 4 5 M i n u t en vor Begi n n i m Op e r n k e l l e r d e r S e mp e r o p e r 2 3 2. SYMPHONIEKONZERT Manfred Honeck Dirigent D er gebürtige Österreicher absolvierte seine musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik in Wien. Erfahrungen, die er über lange Jahre als Mitglied der Wiener Philharmoniker und als Leiter des »Jeunesses Musicales«-Orchesters Wien sammeln konnte, prägen heute seine Arbeit als Dirigent. Manfred Honeck ist seit der Saison 2008/2009 Music Director des Pittsburgh Symphony Orchestra; bereits nach zwei Jahren wurde sein Vertrag bis 2016 verlängert. Erst vor wenigen Wochen absolvierte er mit seinem Orchester eine umjubelte Europa-Tournee, die u.a. zu den Festivals im Rheingau, in Schleswig-Holstein, Bonn, Berlin, Grafenegg und zu den Londoner Proms führte. Seine Konzerttätigkeit in Pittsburgh wird vom audio­ philen japanischen Label Exton auf CD dokumentiert. Honeck begann seine Karriere als Assistent von Claudio Abbado in Wien. Anschließend wurde er als Erster Kapellmeister an das Opernhaus Zürich verpflichtet und erhielt dort 1993 den Europäischen Dirigentenpreis. Zu weiteren frühen Stationen seiner Karriere zählen Leipzig, wo er von 1996 bis 1999 einer der drei Hauptdirigenten des MDR Sinfonieorchesters war, und Oslo, wo er 1997 die Norwegische Nationaloper leitete und später als Erster Gastdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra wirkte. Von 2000 bis 2006 war Manfred Honeck Chefdirigent des Swedish Radio Symphony Orchestra Stockholm, von 2007 bis 2011 leitete er als Generalmusikdirektor die Staatsoper Stuttgart. Daneben wirkte er bis 2011 als Erster Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie in Prag. Im Laufe seiner umfangreichen Konzerttätigkeit dirigierte Honeck viele führende internationale Klangkörper. In der Saison 2011/2012 steht er als Gastdirigent am Pult u.a. der Bamberger Symphoniker, des Orchestre de Paris, des Israel Philharmonic Orchestra und des Chicago Symphony Orches­ tra. Außerdem dirigiert er bei den Festivals in Beijing und Verbier. 2010 wurde Manfred Honeck vom St. Vincent College in Latrobe, Pennsylvania, zum Ehrendoktor ernannt. Seit mehr als fünfzehn Jahren ist er künstlerischer Leiter der »Internationalen Wolfegger Konzerte«. Mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden verbindet ihn seit 1995 eine enge Zusammenarbeit. Zuletzt dirigierte er das Orchester im Juli 2011 u.a. in Wiederentdeckungen von Carl Maria von Weber. 4 5 2. SYMPHONIEKONZERT Alfred Schnittke * 2 4 . N o v e mb e r 1 9 3 4 i n E n g e l s ( Wolg a deu tsch e Au tonom e Sowj et r epu bli k , h eu t e Russl a n d) † 3 . A u g u s t 1 9 9 8 i n H a mb u r g »(K)ein Sommernachtstraum (nicht nach Shakespeare)« für großes Orchester e n tsta n de n Besetz u ng 1984 und in der ersten Jahreshälfte 1985 im Auftrag der Salzburger Festspiele 4 Flöten (alle auch Piccolo), 4 Oboen, 4 Klarinetten (4. auch Bassklarinette), 2 Fagotte, 4 Hörner, 4 Trompeten, 4 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug (5 Spieler), Harfe, Celesta, Cembalo, Klavier, Streicher u r au f g e f ü h r t am 12. August 1985 im Rahmen der Salzburger Festspiele (Kleines Festspielhaus, RadioSymphonieorchester Wien, Dirigent: Leopold Hager) V e r l ag Sikorski Musikverlage, Hamburg Dau e r ca. 10 Minuten 6 7 Der Traum vom vollkommenen Glück Zu Alfred Schnittkes »(K)ein Sommernachtstraum« »Zwischen 1946 und 1948 lebte ich in Wien – das war entscheidend für mein Leben, denn dort habe ich mit zwölf Jahren mein Musikstudium begonnen (Klavierstunden bei Frau Charlotte Ruber). In Wien bekam ich wichtige Eindrücke – sowohl musikalische (9. Sinfonie von Beethoven unter J. Krips, die Achte von Bruckner unter H. Knappertsbusch etc.) als allgemeine (zu denen auch die mich immer ins Schaudern versetzende Todeserscheinung in ›Jedermann‹ [gehörte], die ich in drei Inszenierungen der Salzburger Festspiele, 1946, 1947, 1948, gesehen habe … leider nur den traditionellen Ausschnitt in der jeweiligen Wochenschau, denn in Salzburg war ich damals noch nicht). Als musikalischer Grundton blieb in mir ein gewisser Mozart-Schubert-Sound in Erinnerung, den ich jahrzehntelang mittrug und der sich dann nach Jahren bei meinem nächsten ÖsterreichAufenthalt bestätigte …« Die frühen Jahre in Wien hat der 1934 in der damaligen »Wolgadeutschen Republik« geborene Alfred Schnittke immer wieder als die glücklichste Phase seines Lebens bezeichnet. Noch Jahrzehnte später bekannte er: »Schon fast 30 Jahre wiederholt sich derselbe Traum: Ich komme in Wien an – endlich, endlich, es ist unsagbares Glück, es ist eine Rückkehr in die Kindheit, es ist die Erfüllung. Dann wache ich auf in Moskau oder woanders mit klopfendem Herzen und bitterem Schuldgefühl der Ohnmacht, weil mir die Kraft für die letzte kleine Anstrengung fehlt, die mich für immer in der geträumten Vergangenheit festbannen könnte.« »Rondo-Grüße« an die erste Symphonie Wien, das war für Alfred Schnittke die Stadt Mozarts und Schuberts, und deren Musik hat er in zahlreichen seiner Werke beschworen, etwa in dem »Gratulationsrondo« für Violine und Klavier von 1974. Die kleine, unschuldige Melodie im Stile Mozarts, die hier erstmals erklingt, steht für die Stadt, 2. SYMPHONIEKONZERT die der Komponist 1948 widerstrebend verlassen musste und die in den folgenden Jahrzehnten für ihn zum Traum vom vollkommenen Glück avancierte. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass Schnittke elf Jahre später in einem Orchesterwerk auf diese kleine Melodie zurückgriff. Sie bildet den Kern von »(K)ein Sommernachtstraum« – einer Komposition, die Schnittke wie das Vorgängerwerk als »Rondo-Gruß« bezeichnete, und die darüber hinaus eine Art Nebenwerk seiner groß angelegten ersten Symphonie darstellt. Denn in »(K)ein Sommernachtstraum« kann man in geraffter Form all die scharfen pointillistischen Kontraste erleben, die auch seinen symphonischen Erstling, eine grandiose musikalisch-stilistische Collage, auszeichnen. Über sein Markenzeichen, die Polystilistik, die auch in »(K)ein Sommernachtstraum« deutliche Spuren hinterlassen hat, bemerkte Alfred Schnittke einmal: »Die Polystilistik ist nichts von mir Erfundenes, nichts Individuelles. Es ist das Zusammenwirken von verschiedenen stilistischen Bereichen, ein Zusammenwirken von verschiedenen Zitaten aus ganz verschiedenen Musiken. Es gibt aber auch Quasi-Zitate, die wie Zitate scheinen, aber keine sind. In allen Fällen ist es eine Zulassung von eigener Musikwelt und gespiegelter, objektiv existierender Musikwelt.« Heiteres vor dem Zusammenbruch »(K)ein Sommernachtstraum« sollte eigentlich während der Salzburger Festspiele 1984 uraufgeführt werden; krankheitsbedingt konnte Schnittke das Werk jedoch nicht rechtzeitig fertig stellen. Die Premiere fand deshalb im darauffolgenden Jahr statt; das Radio-Symphonieorchester Wien spielte unter der Leitung von Leopold Hager. Der Komponist konnte dieser Aufführung nicht beiwohnen, da er sich nach seinem ersten schweren Schlaganfall, den er im Juli 1985 während einer Erholungsreise ans Schwarze Meer erlitt, im Krankenhaus aufhalten musste. »(K)ein Sommernachtstraum« ist eines seiner letzten heiteren Werke, entstanden vor der schweren Erkrankung, die 1998 schließlich zum Tod Schnittkes führte und seinen Arbeiten aus den späten 80er und 90er Jahren (biografisch bedingt) einen deutlich dramatischeren Gestus verlieh. Schnittkes neues Werk sollte in einem Konzert zusammen mit Ausschnitten aus Aribert Reimanns »Lear« erklingen. Deshalb hatten ihn die Veranstalter der Salzburger Festspiele um eine Komposition gebeten, die auf William Shakespeare oder seine Arbeiten Bezug nehmen sollte. Schnittke entsprach dieser Bitte zwar mit dem etwas kryptischen Titel, vermerkte aber im Untertitel lakonisch »nicht nach Shakespeare«. p o ly s t i l i s t i k u n d v e r wa n d l u n g s k u n s t : A l f r e d Sc h n i t t k e ( u m 19 9 0) 8 9 2. SYMPHONIEKONZERT Wie in der ersten Symphonie, kommen auch in »(K)ein Sommernachtstraum« die verschiedensten musikalischen Stile vor. Zu Beginn spielt der Musiker am hinteren Pult der zweiten Violinen die unschuldige, an Mozart gemahnende Melodie, die bereits dem »Gratulationsrondo« zugrunde gelegen hatte. Es finden sich aber auch Anklänge an die Musik des frühen Franz Schubert, etwa in einer Passage für Violine und Klavier, die an anderer Stelle mit Flöte und Cembalo »barock« eingefärbt scheint. Die Schlichtheit des Beginns in reinem C-Dur erweist sich schon bald als trügerisch, denn immer wieder nimmt das Werk überraschende Wendungen, folgen unerwartete stilistische Eskapaden. Im Zuge einer recht stürmischen, bedrohlich-dramatischen Entwicklung kommt es im groß besetzten Klangkörper zu an Charles Ives erinnernde collageartige Klangschichtungen. Aus polyphonen Stimmen werden rasch polystilistische, thematische Kanons und Imitationen verdichten den Satz. Und auch das Hauptthema wird grellen Variantenbildungen unterzogen: So erinnert es an einer Stelle durchaus an einen banalen Marsch. Schnittke zeigt sich hier auf dem Gipfel seiner Verwandlungskunst; jede Phrase kann jederzeit einen völlig anderen Charakter annehmen. Am Rande des Abgrunds kommt das Stück schließlich auf einem vom gesamten Orchester unisono gespielten verminderten Akkord zu einem abrupten Halt. Es folgt, wie in Zeiten der Frühromantik, ein Wandel zurück zum »Guten, Schönen, Wahren«: Die nervösen Schatten des 20. Jahrhunderts verschwinden, und die naiv-schöne Musik »à la Mozart« erstrahlt, als sei nichts gewesen, in neuem, altem Glanz. »Nicht gestohlen, sondern gefälscht« Hatte Schnittke am Ende seiner ersten Symphonie noch ein originales Zitat gebracht – dort ist es eine kurze Passage aus Joseph Haydns berühmter »Abschiedssymphonie« –, so steht am Ende von »(K)ein Sommernachtstraum« etwas selbst Erdachtes »im Stile von …« Dazu bekannte der Komponist im Rahmen eines kurzen, humorvollen Werkkommentars, er lege größten Wert darauf, »daß alle Antiquitäten in diesem Stück von mir nicht gestohlen, sondern gefälscht wurden«. Alfred Schnittke ging es mit seiner Musik immer auch darum, eingefahrene Hörgewohnheiten aufzubrechen und Bekanntes in einen neuen Zusammenhang zu stellen: »Es ist einer meiner Lebenszwecke, die Kluft zwischen ernster und Unterhaltungsmusik zu überbrücken, auch wenn ich mir dabei den Hals breche.« M a r t i n D e mm l e r (K)ein Sommernachtstraum Z wischen 1946 und 1948 lebte ich in Wien – das war entscheidend für mein Leben, denn dort habe ich mit zwölf Jahren mein Musikstudium begonnen (Klavierstunden bei Frau Charlotte Ruber). In Wien bekam ich wichtige Eindrücke – sowohl musikalische (9. Sinfonie von Beethoven unter J. Krips, die Achte von Bruckner unter H. Knappertsbusch etc.) als allgemeine (zu denen auch die mich immer ins Schaudern versetzende Todeserscheinung in »Jedermann« [gehörte], die ich in drei Inszenierungen der Salzburger Festspiele, 1946, 1947, 1948, gesehen habe … leider nur den traditionellen Ausschnitt in der jeweiligen Wochenschau, denn in Salzburg war ich damals noch nicht). Als musikalischer Grundton blieb in mir ein gewisser Mozart-Schubert-Sound in Erinnerung, den ich jahrzehntelang mittrug und der sich dann nach Jahren bei meinem nächsten Österreich-Aufenthalt bestätigte – genau so wie auch das allgegenwärtige Gerippe, das 1946-48 soeben erst seine große Ernte davongetragen hatte und das sowohl damals als auch jetzt nicht nur in der Wochenschau, sondern auch sonst leicht zu sehen war (in den Katakomben des Stefansdoms, an Bruckners Grab, in den Gängen des Ursulinenklos­ ters – jetzt Hochschule für Musik und Darstellende Kunst etc. etc.). Mit Salzburg kam ich auch in Verbindung – 1977 spielte Gidon Kremer bei den Festspielen Beethovens Violinkonzert mit meinen Kadenzen, die einen heftigen Presseskandal provozierten, im selben Jahr wirkte ich als Cembalist bei der Aufführung meines 1. Concerto grosso im Mozarteum (auch mit Gidon Kremer) mit, 1978 entfachte ich dort noch einen Ablehnungssturm der Zeitungen wegen »kulturschänderischer« Bearbeitung der »Stillen Nacht« (wieder einmal mit Kremer). 1983 kam der für jeden Komponisten ehrende Auftrag der Festspiele für ein Orchesterstück, das ich wegen Krankheit nicht rechtzeitig (für die Festspiele 1984) fertigbringen konnte. Nun ist es soweit. Das Stück soll in einem Konzert mit Shakespeare Vertonungen gespielt werden, hat aber keine direkte Beziehung zu Shakespeare – doch nicht nur deswegen heißt es »(K)ein Sommernachtstraum«. Und damit wäre alles gesagt über mein Mozart-Schubert bezogenes Rondo … Ich möchte noch hinzufügen, daß alle Antiquitäten in diesem Stück von mir nicht gestohlen, sondern gefälscht wurden. Alfred Schnittke i m P r o g r a mm h e f t z u r U r a u f f ü h r u n g v o n » ( K ) e i n S o mm e r n a c h t s t r a u m « [ 1 9 8 5 ] 10 11 2. SYMPHONIEKONZERT Wolfgang Amadeus Mozart * 2 7. J a n u a r 17 5 6 i n S a l z b u r g † 5 . D e z e mb e r 1 7 9 1 i n W i e n Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 365 1. Allegro 2. Andante 3. Rondeau. Allegro e n tsta n de n Besetz u ng vermutlich Anfang 1779 in Salzburg 2 Klaviere solo; 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher u r au f g e f ü h r t nicht bekannt; nachgewiesen sind Aufführungen Mozarts mit seiner Schülerin Josepha Auernhammer am 23. November 1781 und am 26. Mai 1782 in Wien 12 13 V e r l ag Bärenreiter, Kassel Dau e r ca. 25 Minuten Galanter Gedankenaustausch Zu Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für zwei Klaviere Mozarts Reise nach Mannheim und Paris hinterließ biografisch und künstlerisch wichtige Spuren. Auf der – letztlich vergeblichen – Suche nach einer Festanstellung als Kapellmeister reiste Mozart im September 1779 mit seiner Mutter über München nach Mannheim, wo er die damals neueste Orchestertechnik kennen lernte und sich auch privat sehr wohl fühlte: Er verliebte sich in die Sängerin Aloisia Weber, deren Schwester Constanze er 1782 heiratete, und machte u.a. die Bekanntschaft mit dem Hofkapellmeis­ ter Christian Cannabich, den er als den »besten Director« bezeichnete, »den ich je gesehen«. Auf Drängen des Vaters reiste Mozart weiter nach Paris, wo er Schwierigkeiten hatte, seine Werke aufzuführen – und wo ihn die Katastrophe ereilte: Am 3. Juli 1778 verstarb dort seine Mutter. Erst drei Monate später, im Januar 1779, kehrte der 23-Jährige nach Salzburg zurück, um dort widerwillig die vakante Stellte des Hoforganisten anzutreten. Dieser erneute Versuch, in seiner Geburtsstadt Fuß zu fassen, ging nur rund zwanzig Monate gut. Die Spannungen mit dem Salzburger Fürst­ erzbischof von Colloredo nahmen fortwährend zu und gipfelten in dem berühmten »Fußtritt« eines seiner Abgesandten – wodurch es zum endgültigen Bruch kam: Am 8. Juni 1781 quittierte Mozart seinen Dienst und ließ sich wenig später als freischaffender Musiker in Wien nieder. Trotz all dieser Schwierigkeiten waren aber die letzten Salzburger Jahre in musikalischer Hinsicht sehr ergiebig. Mozart komponierte mehrere Symphonien, Serenaden und Divertimenti, darunter die »Posthorn-Serenade«, außerdem seine beiden »Vesperae« und die »Krönungsmesse« für Aufführungen im Salzburger Dom. Alles Werke, in denen er zu einer besonderen Ausdrucksqualität fand, die möglicherweise mit den tief emotionalen Erlebnissen der Reise zusammenhingen. Außerdem setzte er sich in dieser Zeit intensiv mit der Gattung des Konzertes für mehrere Soloinstrumente auseinander, die er in Mannheim und Paris kennen gelernt hatte, wo diese »Gruppenkonzerte« besonders in Mode waren. Noch in Paris etwa schrieb Mozart sein Konzert für Flöte und Harfe KV 299 und eine »Sinfonia concer- 2. SYMPHONIEKONZERT D i e Fa m i l i e M o z a r t ( m i t d e m b i l d n i s d e r v e r s t o r b e n e n m u t t e r ). Ö l g e m ä l de vo n J o h a n n N e p o m u k de l l a C ro c e ( s a l z bu rg , 17 8 0 / 81) 14 15 2. SYMPHONIEKONZERT tante« für vier Bläser (die später in KV 297b überging); auf der Rückreise entwarf er zwei weitere Konzerte (für Klavier und Violine bzw. für Violine, Viola und Violoncello), die allerdings Fragment blieben. Vermutlich erst nach der Rückkehr nach Salzburg folgten dann 1779 seine beiden wohl bedeutendsten Beiträge zu der Gattung: die »Sinfonia concertante« für Violine und Viola KV 364 und das Konzert für zwei Klaviere KV 365, beide in der bei Mozart immer gewichtigen Tonart Es-Dur. Ein Konzert für Nannerl und Wolferl Der genaue Zeitpunkt der Komposition des Klavierkonzertes ist nicht bekannt. Vermutlich entstand das Werk im Frühjahr 1779, sicher aber für den persönlichen Hausgebrauch: Mozart komponierte das Konzert für sich und seine Schwester Maria Anna, mit der er es vermutlich in Salzburg erstmals zur Aufführung brachte. Mit »Nannerl« führte er auch das Konzert für drei Klaviere KV 242, das er 1776 für die Gräfin Lodron und ihre beiden Töchter komponiert hatte, in einer Bearbeitung für zwei Klaviere öffentlich auf. Und so bat er den Vater nach der Übersiedlung nach Wien am 27. Juni 1781 um Stimmenkopien der »2 Concerte auf 2 Claviere«, weil er diese Werke mit seiner Schülerin Josepha Auernhammer aufführen wollte, die ihn »entsetzlich wegen dem Doppel Concert« quälte. Mit ihr gemeinsam spielte er das Werk am 23. November 1781 und ein zweites Mal am 26. Mai 1782 in einer privaten Akademie bzw. in einem öffentlichen Konzert im Wiener Augarten. Für diese zweite Wiener Aufführung, in deren Umfeld auch andere, groß besetzte Werke erklangen, ergänzte Mozart die Ecksätze vermutlich um »ad libitum«-Stimmen für Klarinetten, Trompeten und Pauken, deren Authentizität aber nicht gesichert ist. Das Konzert spiegelt in vielfältiger Hinsicht die Einflüsse wider, die Mozart in Mannheim und Paris empfangen hatte. So wird das Orches­ ter, trotz mitunter selbständig geführter Fagotte, Oboen und Hörner, nach französischem Vorbild hier eher zurückhaltend eingesetzt. Im Vordergrund stehen die beiden Solisten, die laut dem Musikwissenschaftler Uwe Krämer »in lockerer Folge temperamentvoll-fröhliche Themen ausbreiten, zu einer gewissen Redseligkeit tendieren und primär den Eindruck der Einträchtigkeit vermitteln, mit der Mozart und seine Schwester zusammen musiziert haben.« Es ist ein virtuoser Dialog der beiden Klaviere, die sich hier auf Augenhöhe begegnen, weniger ein Wettstreit als ein galanter Gedankenaustausch, dessen lockere Struktur ihrerseits auf die dem Divertimento nahe stehende Gattung der »Sinfonia concertante« verweist. Schon der kraftvolle Unisono-Beginn des ersten Satzes kann als eine Hommage an den Pariser Geschmack verstanden werden. In der nur knapp gehaltenen Orchesterexposition erweist sich das vermeintliche Seitenthema 16 17 Die erste nachgewiesene Aufführung von Mozarts Konzert für zwei Klaviere in den Konzerten der Sächsischen Staatskapelle fand am 6. März 1931 unter besonderen Umständen statt: Für dieses Werk wechselte Generalmusikdirektor Fritz Busch kurzerhand zum Klavier und spielte neben Leo Wurmser einen der beiden Soloparts. Die musikalische Leitung hatte Hermann Kutzschbach. Nach der Pause dirigierte Busch dann die zweite Symphonie von Johannes Brahms. schließlich nur als eine Variante des Hauptgedankens – erst die Solisten führen in der Wiederholung der Exposition einen neuen Seitengedanken ein. Die Durchführung hebt in der Paralleltonart c-Moll an, zeichnet sich u.a. durch barocke Sequenzierungen aus und leitet mit dem »irreführenden« Nebenthema originell in die Reprise zurück. Der langsame zweite Satz ist ein inniger Dialog der beiden Klaviere, bei dem das Orchester noch weiter zurücktritt. Aparte Bläsereinwürfe verweisen allerdings schon auf die aufgewertete Rolle der Holzbläser in den späteren Klavierkonzerten. Für das finale Rondo griff Mozart auf die Augsburger Scherzweise »Die Katze läßt das Mausen nicht« zurück (eine Hommage an die Herkunft seiner eigenen Familie?), die er bereits 1776 in seinem Bläser-Divertimento KV 252 verwendet hatte. Auch in diesem Satz gibt es eine kontrapunktische c-Moll-Eintrübung, die aber im heiter-gelassenen Umfeld nur Episode bleibt. Rarität im Konzertsaal Man täte dem Es-Dur-Doppelkonzert unrecht, wenn man es – zu seinen Ungunsten – an den späteren Klavierkonzerten und Symphonien aus der Wiener Zeit messen würde. Das Werk ist, wie die anderen »Konzertanten Symphonien«, ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur späteren Reifezeit. Erstaunlich ist allerdings, dass man dem Konzert – trotz seiner leicht zugänglichen Faktur – im Konzertsaal nur äußerst selten begegnet. Im Plattenstudio dagegen hat das Werk immer wieder prominente Künstler zusammengeführt, die sich der reizvollen Aufgabe des pianistischen Dialogs gestellt haben. Berühmt geworden sind die Aufnahmen mit Clara Haskil und Géza Anda, Daniel Barenboim und Vladimir Ashkenazy und, besonders Aufsehen erregend, Friedrich Gulda und Chick Corea. Als ein Klassiker gilt inzwischen auch die Aufnahme der Schwestern Katia und Marielle Labèque, die im Februar 1989 mit diesem Werk zu einem faszinierenden Dialog mit den Berliner Philharmonikern und Semyon Bychkov fanden. Tobias Niederschlag 2. SYMPHONIEKONZERT Katia und Marielle Labèque Klavier A ls Töchter von Ada Cecchi, einer Studentin von Marguerite Long, war ihre ganze Kindheit mit Musik erfüllt. Prägend war für die Pianistinnen Katia und Marielle Labèque später die Begegnung mit Luciano Berio, der die beiden ermutigte, allen Musikrichtungen gegenüber offen zu sein. So erstreckt sich ihr Repertoire heute von Bach, Mozart, Brahms, Liszt, Strawinsky, Gershwin und Bernstein bis Boulez, Berio, Ligeti, Messiaen, Takemitsu, Lutosławski und aktuellen zeitgenössischen Komponisten. Die neuesten Werke in ihrem Repertoire stammen von Philippe Boesmans und Richard Bubugnon. Den Anfang der internationalen Karriere dieses ungewöhnlichen Klavierduos markierte die Interpretation von Gershwins »Rhapsody in Blue«, für welche die Schwestern ihre erste Goldene Schallplatte erhielten. Seit vielen Jahren gastieren Katia und Marielle Labèque regelmäßig mit den weltweit führenden Orchestern, darunter die Berliner und Wiener Philharmoniker sowie die großen Klangkörper in den USA. Sie arbeiten bevorzugt mit Dirigenten wie Semyon Bychkov, Charles Dutoit, Georges Prêtre oder Sir Simon Rattle zusammen. Ihre Auftritte bei Festivals wie Mostly Mozart New York, den BBC Proms in London, dem Schleswig-Holstein Musik Festival sowie bei den Salzburger Oster- und Pfingstfestspielen geraten regelmäßig zu künstlerischen Höhepunkten. Für das Bach-Jahr 2000 haben Katia und Marielle Labèque zwei Silbermann-Klaviere nachbauen lassen, um mit Barockformationen wie Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, Musica Antiqua Köln unter Reinhard Goebel oder den English Baroque Soloists unter Sir John Eliot Gardiner stilgerecht musizieren zu können. Mit der Absicht, sämtliche Aspekte des zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens zu verbinden, haben Katia und Marielle Labèque vor einigen Jahren ihr eigenes Label »KML Recordings« gegründet. Die 2005 in die- 18 19 2. SYMPHONIEKONZERT PIANO Seit 1962 im Dienst des Dresdner Konzertlebens Steinway & Sons . Boston . Essex sem Zusammenhang eingerichtete KML-Stiftung soll nicht nur helfen, das Repertoire für Klavierduo zu erweitern, sondern auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Künstlern unterschiedlicher Gebiete befördern. Im Januar 2009 spielten Katia und Marielle Labèque in der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen die Uraufführung des für sie komponierten Werkes »The Hague Hacking« von Louis Andriessen. Das Werk wurde anschließend im Amsterdamer Concertgebouw und bei den Londoner Proms wiederholt. In der Saison 2009/2010 brachten Katia und Marielle außerdem Osvaldo Golijovs »Nazareno« und Joan Albert Amargós‘»Paisajes Sonoros de España« in Paris und Madrid zur Uraufführung, beide Werke unter der Leitung von Josep Pons. 2010/2011 waren die Labèques »Artists in Residence« im Centro Cultural Miguel Delibes im spanischen Valladolid, wo sie viele Facetten ihrer Kunst demonstrieren konnten – von Katias Band »B for Bang« über ein Projekt mit der Flamencosängerin Mayte Martín bis hin zu Maurice Ravels »Boléro« in der Fassung für 2 Klaviere und baskische Perkussionisten. Bereits bei ihrem ersten Auftreten mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden spielten Katia und Marielle Labèque 1995 unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli das Mozart-Doppelkonzert in der Semperoper. Zuletzt musizierten sie hier mit der Staatskapelle im Januar 2005 das Doppelkonzert von Francis Poulenc. 20 21 GÄBLER Klaviere Flügel Digitalpianos Mietinstrumente Finanzierung Konzertservice P i a n o - G ä b l e r, I n h . G e r t G ä b l e r C o m e n i u s s t r. 9 9 . 0 1 3 0 9 D r e s d e n Tel.: 0351 - 268 95 15 . Fax: 0351 - 268 95 16 email: [email protected] . www.piano-gaebler.de 2. SYMPHONIEKONZERT Antonín Dvořák * 8 . S e p t e mb e r 1 8 4 1 i n N e l a h o z e v e s ( b e i P r a g ) † 1. M a i 19 0 4 i n Pr ag Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der neuen Welt« 1. Adagio – Allegro molto 2. Largo 3. Scherzo. Molto vivace 4. Allegro con fuoco e n tsta n de n Besetz u ng zwischen 10. Januar und 24. Mai 1893 in New York 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug (1 Spieler), Streicher u r au f g e f ü h r t am 16. Dezember 1893 in der New Yorker Carnegie Hall (Orchester der New York Philharmonic Society, Dirigent: Anton Seidl) V e r l ag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig Dau e r ca. 50 Minuten 22 23 »Die neue Welt des Columbus und die neue Welt der Musik« Zu Antonín Dvořáks neunter Symphonie Ziemlich rasch wurde in der musikalischen Weltöffentlichkeit bekannt, dass im Juni 1891 Mrs. Jeanette Thurber, die Präsidentin des New Yorker National Conservatory of Music, per Telegramm dem Prager Komponisten Antonín Dvořák die Stelle des künstlerischen Direktors und eine Professur für Komposition an ihrem Institut angeboten hatte. Gegründet im Jahre 1885 diente dieses New Yorker Konservatorium zunächst vor allem als Ort für fundierte Opernsänger-Ausbildung mit begleitendem Schauspielunterricht und Unterweisungen in der italienischen Sprache. Studiengänge für Instrumentalisten, die im neu errichteten Konservatoriumsorchester mitzuspielen hatten, wurden geschaffen, Fachbereiche für Musikgeschichte und Musiktheorie (Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition) folgten. Die Dozentenschaft umfasste vor allem Künstler, die in Europa (u.a. bei Felix Mendelssohn Bartholdy, bei dem Klaviervirtuosen Ignaz Moscheles oder auch bei dem bekannten Geiger Joseph Joachim) studiert hatten und nach europäischem Muster ihr Fachwissen weitergaben. Der Unterricht am Konservatorium war gebührenpflichtig, hochbegabte Studenten allerdings erhielten ihre Ausbildung kostenlos. Als im Januar 1891 Mrs. Thurbers Institut staatlich anerkannt wurde und der Unterhalt dieser ansonsten finanziell auf private Geldgeber (vor allem auf die Millionen von Ehemann Francis Thurber) angewiesenen musikalischen Ausbildungsstätte auf ein von öffentlicher Hand unterstütztes Stipendiensystem umgestellt werden konnte, wuchs die Anzahl der Schüler, und Frau Thurber sah sich in die Lage versetzt, den über zwei Jahre hinweg vakant gebliebenen Direktorenposten wieder besetzen zu können. Amerika ruft Zwei Momente spielten dabei eine wichtige Rolle: Der neue künstlerische Direktor sollte – schon um das Ansehen ihres Instituts zu steigern – ein berühmter Komponist aus Europa sein; und er sollte in dem Ruf stehen, ein nationaler Tonsetzer zu sein. Denn die Verwirklichung einer eigenständigen, »heilsbr inger« der a m er ik a n ischen musik : A n t on í n Dvoř á k ( z u rüc k i n Pr ag , 19 01) von allen fremden Einflüssen befreiten national-amerikanischen Kunstmusik war ihr immer wieder geäußertes Anliegen und ihr großer Traum. Antonín Dvořák aus Prag, auf den ihre Wahl fiel, erfüllte beide Bedingungen. Vom Jahre 1879 an hatten Werke wie die »Slawischen Tänze«, die sechste Symphonie, das Violinkonzert oder das »Stabat Mater« in die Konzertsäle Amerikas Einzug gehalten und Dvořák in nur kurzer Zeit als einen Komponisten bekannt und berühmt gemacht, dessen musikalische Sprache geprägt war von Elementen tschechisch-slawischer Folklore. Und zusammen mit Johan­ 24 25 nes Brahms, Anton Bruckner und anderen Komponistenkollegen zählte er damals zu den großen (noch lebenden) europäischen Tonsetzern – geehrt mit Doktoraten der Prager Karls-Universität und der Universität von Cambridge. Nach anfänglichem Zögern und erst nachdem der Vertrag in manchen Paragraphen seinen Vorstellungen entsprechend geändert wurde, nahm Dvořák Mrs. Thurbers Angebot an und traf am 26. September 1892 zusammen mit seiner Frau Anna und zweien seiner sechs Kinder in New York ein, das bis April 1895 sein neues Domizil darstellte. Seine Zusage wurde dabei von drei Seiten her beeinflusst. Eine davon war die Neugier auf die neue Welt, deren fremde Sprache für den Prager Komponisten nach den zahlreichen England-Besuchen kein Problem darstellte – seine ersten Sommerferien von Juni bis September 1893 nutzte Dvořák denn auch, um das Land näher kennen zu lernen und über Philadelphia, Fort Wayne, über die brausenden Ströme des Mississippi und durch die weiten Prärien in das Dorf Spillville im Staate Iowa zu reisen, die Weltausstellung in Chicago zu besuchen und die Niagarafälle zu besichtigen. Eine andere Seite stellte das verlockende, bisherige Honorare und Gehälter um ein vielfaches übersteigende finanzielle Angebot von Frau Thurber dar, das es Dvořák als Familienvater von sechs Kindern erlaubte, auf seine alten Tage sorglos leben zu können; dass Frau Thurber infolge der großen amerikanischen Depression der Jahre 1893/94 nahezu vor dem Bankrott stand, ihrem Direktor über Monate hinweg sein Gehalt nicht zahlen konnte und ihm letztendlich sogar mehrere tausend Dollar schuldig blieb, änderte daran nichts. Die dritte Seite schließlich und insbesondere lag in der neuen künstlerischen Aufgabe und Herausforderung. Denn dass Dvořák die national-musikalischen Erwartungen ernst nahm, die man an sein Wirken in Amerika stellte und die der Festredner der offiziellen Begrüßungsveranstaltung am 21. Oktober 1892 mit den Worten umschrieb, »Dvořák möge helfen, die neue Welt der Musik dem Kontinent hin­zuzufügen, den Columbus fand«, zeigt Dvořáks Schreiben vom November 1892 an einen Freund in Böhmen: »Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir, vor allem soll ich ihnen den Weg ins gelobte Land und in das Reich der neuen, selbstständigen Kunst weisen, kurz, eine nationale Musik schaffen! … Es ist gewiss eine große und hehre Aufgabe für mich, und ich hoffe, dass sie mir mit Gottes Hilfe gelingen wird.« Probleme des folkoristischen Materials Die kritische Frage dabei aber war, auf welches folkloristische Material sich ein derartiges Bemühen stützen könnte. »Wir haben keine charakteristische nationale Schule der Komposition, und es bestanden schon immer Schwierigkeiten, eine solche Schule zu gründen. In erster Linie ist hier der vielvölkische und stark gegensätzliche Charakter des amerikanischen Volkes zu 2. SYMPHONIEKONZERT nennen, auf Grund dessen es unmöglich ist, eine gemeinsame Volksmusik zu haben, die für eine nationale Schule direkt das Material liefern könnte. Die in Amerika geborenen Komponisten … haben sich bis jetzt einzig damit zufrieden gegeben, Musik nach deutscher, französischer und italienischer Art zu schreiben, oder, wenn sie einmal unüblicherweise unsere sogenannten Nationalhymnen oder patriotische Liedweisen aus dem Bürgerkrieg kompositorisch aufgriffen, mehr oder weniger kunstvolle Potpourris daraus zu machen«, so lauteten diesbezügliche Überlegungen in der damaligen amerikanischen Tagespresse. Angeregt von Arbeiten seiner Schüler, zu denen Rubin Goldmark (der spätere Lehrer von Aron Copland und George Gershwin) sowie Harry Rowe Shelley (der später Charles Ives unterrichtete) gehörten und unter denen sich auch farbige Studenten wie etwa Maurice Arnold oder Will Marion Cook befanden, begann Dvořák, sich bei der Suche nach einer möglichen folkloristischen Grundlage zunehmend für die Musik der amerikanischen Black People und der Indianer zu interessieren. Von Harry Thucker Burleigh, einem farbigen Gesangsschüler am National Conservatory, ließ er sich Spirituals und Plantagenlieder vorsingen; vom Musikkritiker Henry Eduard Krehbiel erhielt er Notenübertragungen diverser Indianermelodien, und neben Besuchen der gerade in New York gastierenden Buffalo Bill Show mit ihren Indianertänzen und Gesängen benutzte er zum Kennen lernen höchstwahrscheinlich auch Theodor Bakers 1882 erschienene Studie »Die Musik der nordamerikanischen Wilden«. Im Laufe des Suchens verfestigte sich in Dvořáks Denken die im Feuilleton des New York Herald vom 21. Mai 1893 abgedruckte Überzeugung, »dass die zukünftige Musik dieses Landes auf dem basieren muss, was man die Lieder der Neger und Indianer nennt. Das muss die wirkliche Grundlage einer jeden ernsthaften und originellen Schule der Komposition sein, welche in den Vereinigten Staaten zu entwickeln ist. Diese schönen und vielfältigen Lieder sind das Produkt des Landes. Sie sind amerikanisch. Alle bedeutenden Musiker haben sich auf die Melodien des einfachen Volkes gestützt, … denn nur so kann ein Komponist die wirklichen Gefühle eines Volkes ausdrücken. In den Negerliedern nun finde ich alles, was für eine bedeutende und vornehme Schule der Musik nötig ist. Sie sind pathetisch, zart, leidenschaftlich, melancholisch, feierlich, religiös, verwegen, lustig, fröhlich.« Dvořáks Ansicht blieb nicht unwidersprochen. Edward MacDowell, ein in europäischer Schule erzogener und seit 1888 in Boston lebender amerikanischer Komponist, war der Meinung, dass amerikanisch nur die Musik sein könne, »die von der jugendlichen, optimistischen Vitalität und der unbezähmbaren Kühnheit des Geistes erfüllt ist, die den amerikanischen Menschen erfüllt«, die also insbesondere den »way of life« der weißen Bevölkerung Amerikas zum Ausdruck bringe. Und auch von anderen Seiten hielt man Dvořák entgegen, dass es von keinem guten Ge- 26 27 schmack zeuge, musikalische Ideen aus den Plantagenliedern zu schöpfen. All seine Kritiker aber verwies der Komponist auf sein erstes in Amerika geschriebenes Werk, die neue Symphonie in e-Moll. Intendiert amerikanische Musik In ihr habe er in der musikalischen Erfindung gerade auf der Grundlage dieser Folklore musikalisch versucht, »Charakteristika zu porträtieren, welche deutlich amerikanisch sind« und somit dem Werk ein spezifisch amerikanisches Kolorit verliehen. Zu diesen Charakteristika zählte er die Pentatonik ebenso wie den erniedrigten Leitton, plagale Wendungen, eine bestimmte Art der melodischen Tonumkreisung, sowie Liegetöne, gewisse Bordunsetzungen, Synkopierungen, rhythmische Ostinati und die rhythmische Besonderheit der sogenannten »scotch snap« mit ihrer Abfolge von lang-kurz-kurz-lang. Und in der Tat: Fast alle Themen dieser Symphonie, die Dvořák zwischen dem 10. Januar und 24. Mai 1893 komponierte, weisen eines oder mehrere dieser Charakteristika auf. Pentatonik, Molldominante und plagale Harmonik z.B. kennzeichnen das Thema der langsamen Einleitung zum ersten Satz; auffällig am Hauptthema im Allegro-Teil des Satzes ist die »scotch snap«; Liegeton und erniedrigter Leitton prägen das zweite Thema des Satzes; erneut die »scotch snap« und eine pentatonische Melodiewendung finden sich im dritten Thema des ersten Satzes, das schon die Zuhörer der Uraufführung an das Spiritual »Swing low, sweet Chariot« erinnerte. Ähnliches auch in Satz 2: Pentatonik und Bordun-Quinten im berühmten Largo-Thema; erniedrigter Leitton, plagale Harmonik und das ununterbrochene melodische Kreisen um den Ton cis im zweiten Thema. Eine sich harmonisch nicht ändernde Klangfläche, verbunden mit rhythmischem Ostinato ist bestimmend für den Beginn des dritten Satzes, und wiederum Pentatonik, erniedrigter Leitton und ein melodisches Umkreisen des Grundtons ist bezeichnend für das Hauptthema des vierten Satzes. Doch nicht nur die Häufung derartiger Charakteristika ist auffällig, sondern auch die Art und Weise ihres unmittelbaren, deutlich hervorgekehrten und sich selbst als essenziell herausstellenden Auftretens – anders gesagt: Viele Themen des Werks sind nichts anderes als die von Dvořák in thematische Gestalt gebrachten amerikanischen Folkloresubstanzen. Aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Melodieentwürfe, die Dvořák zwischen dem 19. Dezember 1892 und dem 10. Januar 1893 auf den mit »Motivy New York« überschriebenen Seiten 1-11 des ersten amerikanischen Skizzenbuchs notierte. Seite 2 enthält dabei jenen Einfall, der für den Anfang des Hauptthemas des zweiten Satzes herangezogen wurde. In seinem Entwurfstadium allerdings fehlt die spätere charakteristische pentatonische Melodieführung. Auch der in F-Dur stehende Einfall auf Seite 8, 2. SYMPHONIEKONZERT der zum Hauptthema des ersten Allegro-Satzes wurde, wird hier noch nicht von der später so prägenden »scotch snap« bestimmt. Mit fortschreitendem Kompositionsprozess jedoch – und das heißt auch: mit fortschreitender kompositorischer Reflexion über das Was und Wie des amerikanischen »Tonfalls« – verstärkte Dvořák die folkloristischen Qualitäten der Themen und damit das von ihm intendierte amerikanische Kolorit. Dass Dvořák sein Bemühen um dieses national-amerikanische Kolorit dabei sogleich in einer Symphonie, jener seit Beethoven angesehensten und anspruchsvollsten Gattung instrumentalen Komponierens zum Besten gab, kam einer Nobilitierung des von manchen Seiten belächelten und als unfein empfundenen folkloristischen Materials gleich und zeigte den hohen künstlerischen Anspruch, mit dem er die an ihn gerichteten Erwartungen zu erfüllen gedachte – einen Anspruch, der sich auch im Werk selbst manifestierte. So etwa in der fast zitatartigen Anknüpfung des Scherzo-Beginns (Molto vivace) mit seinem abfallenden Quint-Oktavrahmen im Unisono an den Beginn des zweiten Satzes (Molto vivace) von Beethovens neunter Symphonie; oder in der ebenfalls aus symphonischer Tradition schöpfenden, diese aber übersteigernden Art der Verkettung der vier Symphoniesätze: Gegen Ende des zweiten Satzes zitiert Dvořák den Themenkopf des Hauptthemas aus Satz 1; in der Coda des dritten Satzes erklingen, kontrapunktisch kunstvoll miteinander verbunden, der Hauptthemenkopf des ersten und des zweiten Satzes; und in der Reprise des Finales ertönen, zunächst nacheinander, dann aber auch miteinander verknüpft, alle Hauptthemen der ersten drei Sätze sowie die einleitende Klangfolge von Satz 2. Dieses in Dvořáks Schaffen einzigartig dastehende Zitatverfahren wirkt auf drei Ebenen: zum einen formal als zyklische Klammer, zum anderen inhaltlichdramatisch als klingende Zusammenfassung, als gleichsam nochmaliges »Revue passieren lassen« der ganzen Symphonie gegen Ende des Werks, und schließlich intentional als stete Wiederholung der den einzelnen Themen innewohnenden Amerikanismen. Der Werktitel »Aus der neuen Welt« Den Erinnerungen seines New Yorker Assistenten Jan Josef Kovarík zufolge, war die Titelgebung der Symphonie, die angeblich im Dezember 1893 während der Proben zur Uraufführung erfolgte, ein spontaner, auf das bereits bestehende Titelblatt hinzugeschriebener Zusatz des Komponisten, der – wie er selbst einmal sagte – damit nichts anderes zum Ausdruck bringen wollte, als dass diese Symphonie »das allererste Werk war, welches ich in Amerika schrieb«. Betrachtet man allerdings das originale Titelblatt, so kommen an dieser Geschichte Zweifel auf: der angebliche Zusatz unterscheidet sich weder in der verwendeten Tinte noch im Schriftduktus von den übrigen Zeilen der 28 29 K a rt e der N e w Yor k Cen t r a l R a i lroa d ( aussch n i t t ) a u s d e m U r a u f f ü h r u n g s j a h r d e r n e u n t e n S y mp h o n i e 1 8 9 3 Titelei. Auch erweckt er nicht den Eindruck, nachträglich dem bereits vorhandenen Text hinzugefügt worden zu sein. Vielmehr dürfte er von Anfang an als fester Bestandteil des Werktitels auf diesem Blatt niedergeschrieben worden sein – als ein programmatisches Anknüpfen an jene eindringlichen Begrüßungsworte von den »Zwei neuen Welten: die neue Welt des Columbus und die neue Welt der Musik«. Ob Dvořák mit seiner Symphonie e-Moll, die, wie er 1894 in einem Brief schrieb, »ganz Amerika in Aufruhr brachte«, wirklich einen wichtigen Beitrag zur noch jungen amerikanischen Musik leistete, ist in der Musikgeschichtsschreibung nicht unumstritten. Unbezweifelt aber ist, dass er durch sein Lehren am New Yorker National Conservatory neue Perspektiven eröffnete, durch sein Künstlertum und seine Überzeugungen für Amerika wichtige Diskussionen anregte und dabei Vorurteile abzubauen half, und schließlich, dass er durch sein Komponieren für künstlerisch produktive Aufregung sorgte. Klaus Döge 2. SYMPHONIEKONZERT 2. Symphoniekonzert 2011 | 2012 Orchesterbesetzung 1. Violinen Bratschen Flöten Matthias Wollong Sebastian Herberg Andreas Kißling 1. Konz e rt m e i st e r Solo Solo Thomas Meining Federico Kasik Christian Uhlig Volker Dietzsch Brigitte Gabsch Johanna Mittag Jörg Kettmann Barbara Meining Susanne Branny Wieland Heinze Anja Krauß Anett Baumann Roland Knauth Sae Shimabara Franz Schubert Stephan Pätzold Anya Muminovich Michael Schöne Uwe Jahn Ulrich Milatz Ralf Dietze Zsuzsanna Schmidt-Antal Marie-Annick Caron Claudia Briesenick Milan Líkař Ekaterina Zubkova** Bernhard Kury Cordula Bräuer Jens-Jörg Becker 2. Violinen Heinz-Dieter Richter Konz e rt m e i st e r Matthias Meißner Annette Thiem Wolfgang Roth Jens Metzner Alexander Ernst Mechthild von Ryssel Emanuel Held Holger Grohs Kay Mitzscherling Martin Fraustadt Paige Kearl Maria Held Nicole Amal Reich* * als Gast ** A ls Subst it ut *** a ls Pr a k t ik a nt Siegfried Schneider Volker Stegmann Gerd Graner Posaunen Uwe Voigt Solo Oboen Sebastian Römisch Solo Andreas Lorenz Sibylle Schreiber Michael Goldammer Guido Ulfig Lars Zobel Frank van Nooy Tuba Jens-Peter Erbe Solo Violoncelli Isang Enders Konz e rt m e i st e r Englischhorn Michael Goldammer Solo Simon Kalbhenn Solo Martin Jungnickel Uwe Kroggel Andreas Priebst Johann-Christoph Schulze Jörg Hassenrück Jakob Andert Matthias Wilde Doris Untch* Klaus Niemeier* Solo Ulrich Pluta Solo Dietmar Hedrich Rolf Schindler Christian Dollfuß Fagotte Solo Thomas Berndt Solo Torsten Hoppe Helmut Branny Christoph Bechstein Fred Weiche Reimond Püschel Johannes Nalepa Susanne Eisele*** Bernhard Schmidt Klarinetten Erik Reike Kontrabässe Pauken Hörner Robert Langbein Solo Andreas Langosch Julius Rönnebeck Markus Bruggaier* Schlagzeug Frank Behsing Jürgen May Dirk Reinhold Stefan Seidl Harfe Vicky Müller Solo Cembalo Johannes Wulff-Woesten Solo Klavier / Celesta Thomas Christoph Solo Trompeten Mathias Schmutzler Solo 30 31 2. SYMPHONIEKONZERT Vorschau Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Chris­toph Bechstein 2. Aufführungsabend Maurice Ravel »Le tombeau de Couperin« Nino Rota »Divertimento concertante« für Kontrabass und Orchester Charles Gounod Symphonie Nr. 1 D-Dur M i t t wo c h 0 9.11 .11 2 0 U h r Thielemann conducts Faust Wagner: A Faust Overture Liszt: A Faust Symphony (DVD) Photo © Matthias Creutziger Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden ab 10.10.2011 im Handel MU S I C TO WATCH S e mp e r o p e r Fabien Gabel Dirigent Andreas Wylezol Kontrabass Erleben Sie die schönsten Aufführungen mit Christian Thielemann, der Staatskapelle Dresden und vielen anderen Stars der internationalen Musikszene in HD-Qualität und mit Surround Sound: Im Fernsehen… I m p ress u m Sächsische Staatsoper Dresden Intendantin Dr. Ulrike Hessler Spielzeit 2011|2012 Herausgegeben von der Intendanz © Oktober 2011 R edak t ion Tobias Niederschlag G es t a lt u ng u nd Lay o u t Bi l dnac h weise Manfred Honeck: Jason Cohn; Alfred Schnittke: Yngvild Sørbye; Familie Mozart: Stiftung Mozarteum Salzburg; Katia und Marielle Labèque: Brigitte Lacombe, Umberto Nico­ letti; Antonín Dvořák: Klaus Döge, Dvořák. Leben – Werke – Dokumente, Mainz 1991; New York Central Railroad: de.wikipedia.org Union Druckerei Dresden GmbH A n z eigenver t rie b Keck & Krellmann Werbeagentur GmbH i.A. der Moderne Zeiten Medien GmbH Telefon: 0351/25 00 670 e-Mail: [email protected] www.kulturwerbung-dresden.de 32 ...und auf CD, DVD & Blu-ray Te x t nac h weise Martin Demmler und Dr. Klaus Döge schrieben ihre Texte für die Programmhefte der Münchner Philharmoniker. Wir danken den Autoren für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck. Den Text von Alfred Schnittke drucken wir mit freundlicher Genehmigung der Sikorski Musikverlage, Hamburg. Der Text von Tobias Niederschlag ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft. schech.net Strategie. Kommunikation. Design. D r u ck UNITEL CLASSICA ist der weltweite Fernsehsender für klassische Musik. In Deutschland können Sie UNITEL CLASSICA in HD-Qualität und mit Surround Sound über Telekom Entertain, Unitymedia, Kabel BW und NetCologne sowie in gewohnter Fernsehqualität über Sky empfangen. Urheber, die nicht ermittelt oder erreicht werden konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten. Silvesterkonzert 2010 Renée Fleming Christopher Maltman (DVD & CD) Beethoven: Missa solemnis Requiem-Konzert 2010 (DVD & Blu-ray) ab 14.10.2011 im Handel ab 11.11.2011 im Handel Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 Maurizio Pollini (CD) Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche Vittorio Grigolo (DVD, Blu-ray & CD) Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. www. staat ska pe l l e-dresden.de Erfahren Sie mehr zum Abonnement und den CD, DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen von UNITEL CLASSICA unter: www.unitelclassica.com UNITEL CLASSICA können Sie in folgenden Ländern empfangen: Deutschland, Österreich, Schweiz, Bulgarien, Tschechische Republik, Frankreich, Italien, Luxemburg, Slowakei, Spanien, Malta, Japan, Korea, Taiwan, Südafrika. 4 MF