rebellion im quadrat - Hochschule für Musik Karlsruhe

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REBELLION
IM QUADRAT
MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE
Sonntag, 19. Februar 2017 | 19:30 Uhr
Karlsruhe, Hochschule für Musik,
CampusOne, Wolfgang-Rihm-Forum
BESTES
KONZERTPROGR AMM
SAISON 2016/2017
ORCHESTER
DES JAHRES
1
WERDEN SIE MITGLIED
Als Mitglied des Freundeskreises Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz e.V. unterstützen Sie das Orchester in vielerlei
Hinsicht. Sie fördern u. a. die Verwirklichung von Kinder- und
Jugendkonzerten, die Vergabe von Kompositionsaufträgen und
die Umsetzung außergewöhnlicher Konzertereignisse. Sie erhalten dafür ermäßigte Eintrittskarten, Einladungen zu Orchesterproben sowie CDs der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu vergünstigten Preisen.
Als Einzelperson bezahlen Sie
pro Jahr 27 €, als Ehepaar 40 €
und als Firma 70 €.
Nähere Informationen erhalten
Sie unter Telefon: 0621 59 90 90
G R O S S E M U S I K . G R O S S E S E N G A G E M E N T.
Als Stifter der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz ermöglichen Sie außergewöhnliche
Konzerte, das Ausloben von Musikpreisen, die
Vergabe von Stipendien an junge und begabte
Musikerinnen und Musiker aus der Region sowie
von Aufträgen im Bereich Musik.
STIF TUNG
DEUTSCHE STA ATSPHILHARMONIE
RHEINL AND-PFAL Z
Nähere Informationen erhalten Sie unter Telefon 0621 59 90 90
oder im Internet unter www.staatsphilharmonie.de
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Kevin Griffiths, Dirigent
Maria-Elisabeth Lott, Violine
JOHANN EVANGELIST BRANDL
(1760 – 1837)
Ouvertüre zu „Nanthild, das Mädchen aus Valbella“
op. 50
WOLFGANG AMADEUS MOZART
(1756 – 1791)
Konzert für Orchester und Violine Nr. 3 G-Dur,
KV 216
1. Allegro
2. Adagio
3. Rondeau. Allegro
Pause
WOLFGANG RIHM
( *1952)
Nature Morte – Still alive, Skizze für 13 Streicher
JOHANN EVANGELIST BRANDL
Sinfonie D-Dur, op. 25
1. Andante con moto – Presto
2. Andante quasi un poco allegretto
3. Menuetto scherzoso. Allegro molto – Trio
4. Poco adagio – Allegro molto
Das Konzert findet in Kooperation mit
der Hochschule für Musik Karlsruhe statt.
Um einen ungestörten Musikgenuss zu gewährleisten, bitten wir Sie,
lautes Husten zu vermeiden und Ihre Mobiltelefone auszuschalten. Bildund Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.
REBELLION IM QUADRAT
Mannheimer & Karlsruher Schule
W
eite Kreise zog die Mannheimer Hofmusik. Mitte
des 18. Jahrhunderts erlebte sie ihre Blütezeit
unter der Herrschaft des Kurfürsten Carl Theodors von
der Pfalz. In einer relativ kurzen Zeitspanne von nur
rund 35 Jahren zwischen 1743 bis 1778 entwickelte
sich Bahnbrechendes um den Regenten, der selbst Flöte,
Klarinette und Cello spielte. Mit Johann Wenzel Stamitz (1717 – 1757) aus Böhmen stand ein großartiger
Komponist, Violinist und Dirigent als „InstrumentalMusicdirektor“ in seinem Dienst, der die Hofkapelle
reformierte und vergrößerte. So drängte auch Leopold
Mozart seinen wenig geschäftstüchtigen Sohn Wolfgang
Amadeus 1777 zum Besuch in Mannheim, um sich
dort mit Blick auf eine mögliche Anstellung „bei dem
Herrn Cannabich einzuschmeicheln“, dem damaligen
„Kapell-Direktor“ des Mannheimer Orchesters. Als der
Wittelsbacher Carl Theodor am 30. Dezember 1777 das
bayerische Erbe übernahm, siedelte er mit dem Hofstaat
nach München über. Doch war die Phase in Mannheim
lange genug, um Wegweisendes in der Orchestrierung
und der Gattungsgeschichte der Instrumentalmusik zu
initiieren. Nur selten finden Beispiele dieser einst so
revolutionären Musik, die der Epoche der Klassik den
Boden bereitete, heute Beachtung in Konzertsälen. Ihre
avantgardistischen Impulse bringt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Reihe REBELLION
IM QUADRAT ebenso zum Klingen wie jene, die Karlsruhe heute zu einem reizvollen Schmelztiegel für das Entstehen Neuer Musik machen. Die Stadt, in der Wolfgang
Rihm geboren wurde, arbeitet und lehrt, ist ein Ort des
fruchtbaren Austauschs zeitgenössischer Komponisten
in Deutschland. So bestimmt der Kontrast der Frühklassik und der Gegenwart jedes Konzert der Reihe. Ausgehend von den musikalischen Zentren Mannheim und
Karlsruhe blickt das zweite Saison-Konzert auch in deren
Peripherie und macht mit dem heute wenig bekannten
Komponisten und Hofmusiker Johann Evangelist Brandl
Ausflüge auch nach Bayern und zurück ins Badische.
4
„Prospect der Fürstl. Marggraf. Baaden Durlach neu erbauten
Residentz Stadt Carolsruhe.“ Kupferstich, Gabriel Bodenehr 1721.
An diesem Abend rückt die Staatsphilharmonie besonders diesen Komponisten ins Rampenlicht, der in den
Jahrzehnten nach der Blüte der Mannheimer Schule
deren Errungenschaften weitertrieb. Brandl gab der Musikentwicklung an den nahe gelegenen Höfen Bruchsal
und Karlsruhe Impulse, hatte ansonsten mit den Mannheimer Kollegen nur eines gemein: Waren ihre Namen
damals durchaus hoch im Kurs, spricht heute kaum
mehr einer von Brandl, der immerhin vier Opern auf
die Bühne brachte. Mit der Ouvertüre zu „Nantild, das
Mädchen von Valbella“ op. 50 und mit seiner letzten
Sinfonie D-Dur op. 25 stellt die Staatsphilharmonie
seine Tonsprache vor, die den Stil der Klassik zugunsten
einer geschärften Chromatik überwindet und bereits
frühromantische Züge aufweist. Dies ist besonders reizvoll im Vergleich zum folgenden, fast 30 Jahre früher
entstandenen Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216 des
damals 19 Jahre alten Wolfgang Amadeus Mozart aus
dem Jahr 1775, von dem er selbst sagte: „Es ging wie
öhl.“ Den Akzent der zeitgenössischen Musik setzt an
diesem Abend eine Skizze für 13 Streicher von Wolfgang
Rihm, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten und Professor an der Hochschule für Musik in
der mit nur 302 Jahren vergleichsweise jungen Musikstadt Karlsruhe.
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Johann Evangelist Brandl, Ouvertüre zu
„Nantild, das Mädchen aus Valbella“ op. 50
Seine Knabenstimme war aller musikalischer Anfang:
Mit ihr erweckte Johann Evangelist Brandl, der am
14. November 1760 in Markt Rohr bei Regensburg zur
Welt kam, die Aufmerksamkeit musikaffiner Geistlicher,
sie ermöglichten ihm Unterricht in Musik und humanistischen Fächern. 1770 trat Brandl ins Priesterseminar
nach München ein, wo er im Umfeld von lokalen Musikgrößen wie Johann Lukas Schubaur oder Johann Evangelist Wallishauser auch selbst begann, zu komponieren.
Der erste Anlauf zum professionellen Orchestergeiger
schlug fehl. Ein Jurastudium in Freiburg im Breisgau
musste er aus finanziellen Gründen abbrechen. Seinen
Lebensunterhalt bestritt er mit Gesangsstunden, während sein Geigenspiel mittlerweile so perfekt geworden
war, dass er auch kleinere Konzertreisen beging. 1784
wurde Brandl an die kleine Residenz Bartenstein in der
Nähe von Bad Mergentheim berufen. Ludwig Carl Franz
Philipp Leopold zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein
war ein Förderer der Künste, als Musikliebhaber unterhielt er eine eigene Hofkapelle. Doch suchte Brandl
bald einen größeren Wirkungskreis: Er bewarb sich
1789 erfolgreich um eine Stelle als Musikdirektor am
bischöflichen Hof in Bruchsal bei Fürstbischof August
von Limburg-Stirum. Die Französische Revolution und
ihre Folgen beeinträchtigten jedoch Brandls Entwicklung. 1792 musste der Fürstbischof samt Hofstaat nach
Veitshochheim fliehen, 1796 wurde Bruchsal von Truppen der französischen Republik besetzt. In dieser Zeit
konzentrierte sich Brandl aufs Komponieren. Bei seinen
Bemühungen um eine andere Stelle scheiterte er 1802
mit einer Bewerbung auf die Kapellmeisterstelle am
württembergischen Hof in Stuttgart. 1808 wurde Brandl
zunächst als erster Geiger in die großherzoglich-badische
Hofkapelle in Karlsruhe eingegliedert und schließlich
deren Musikdirektor. In seinen ersten Dienstjahren
brachte er in Karlsruhe drei Opern auf die Bühne. Bis
1812 leitete er die Karlsruher Hofmusik, zunächst mit
6
Johann Evangelist Brandl , Lithographie von Hermann Straub, 1833/34
Christian Danner (1757 – 1813), dann alleine. Von 1812
bis 1826 wurde der damals wesentlich renommiertere
Franz Danzi (1763 –1826) als Hofkapellmeister sein Vorgesetzter. Um 1830 pensioniert, starb Brandl am 25. Mai
1837 in Karlsruhe. Brandl war ein vielseitiger Tonschöpfer und galt unter Zeitgenossen als einer der „achthungswertesten Componisten unserer Zeit“. Sein Werk
umfasst alle seinerzeit gängigen Gattungen, nur keine
Werke für Tasteninstrumente. Etwa 70 Lieder wurden
veröffentlicht. Seine kirchenmusikalischen Werke blieben ungedruckt. Sechs Streichquartette op. 17 widmete
er Joseph Haydn. Auffallend ist unter den Werken der
Kammermusik die Besetzung sowohl mit Streichern und
Bläsern, wobei das Fagott einen besonderen Stellenwert
einnahm.
Brandls dreiaktige Oper „Nanthild, das Mädchen von
Valbella“ wurde am 9. Mai 1813 in Karlsruhe uraufgeführt. Der Stoff entstammt einer Erzählung des damals
bekannten Schriftstellers August Lafontaine (1758 – 1831).
7
Brandls Komposition fand in der überregionalen Fachpresse positive Resonanz und stand wohl bis 1814 auf
dem Spielplan in Karlsruhe. „Die Musik ist eine der
wenigen neuern, welche […] mit wahrer Kunst und
Regelmässigkeit durch alle Wendungen und Uebergänge
immer neuen Genuss verschafft, und mit dem wachsenden Interesse des Stücks immer lebendiger und seelenvoller wird“, urteilte ein gewisser „v. Kleist“ am 19. Oktober 1814 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“.
Wolfgang Amadeus Mozart,
Konzert für Orchester und Violine Nr. 3 G-Dur,
KV 216
„Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so
ist es die Entstehung dieses Konzertes“, schreibt der
Mozart-Biograph Alfred Einstein über das 3. Violinkonzert in G-Dur, das Mozart im Alter von 19 Jahren
komponierte. Es ist es ein kontrastreiches Meisterwerk
zwischen humorvollem Übermut und getragener Kantilene. Oder, wie Mozart es selbst in einem Brief an
seinen Vater ausdrückte: „Beim Soupée spielte ich das
Strasbourger-Concert. Es ging wie öhl, alles lobte den
schönen, reinen Ton.“
Erstaunlich ist gleich der Beginn: Nicht der Solist darf als
erster mit dem Hauptthema glänzen, das Orchester
kommt ihm zuvor und stiehlt ihm gewissermaßen die
Show. Es entspinnt sich ein spannender und subtiler Dialog zwischen Solostimme und Tutti in diesem Kopfsatz,
einem dreiteiligen Allegro, das formal den Umrissen des
Sonatensatzes folgt. Auffallend ist die große motivische
Eigenständigkeit der Solostimme gegenüber dem Orchesterpart. Die Aufregung legt sich im zweiten Satz mit geradezu himmlisch sanften Passagen im folgenden Adagio. Die
Oboen werden nun durch ein Flötenpaar ersetzt und
durch zupfende Kontrabasse und gedämpfte Streicher in
zart pulsierenden Triolen begleitet. Die Kantilene der Solostimme schwingt frei darüber, ein vollkommener Mozart.
8
Wolfgang Amadeus Mozart, Miniatur auf Elfenbein, entstanden wahrscheinlich auf seiner dritten Italienreise (vom 24. Oktober 1772 bis 13. März
1773) in Mailand. (Salzburg,.Museum in Mozarts Geburtshaus)
Die einem elsässischen Volkslied entnommene Melodie zu Beginn des dritten Satzes gab dem Werk den
Beinamen „Strassburger Konzert“. Dieses Rondo ist stilistisch nach französischem Vorbild ein kontrastreiches
Potpourri aus unterschiedlichen Melodien, Themen,
Gesten und Gemütsformen. Auf ein effektvolles Finale
verzichtet Mozart in dem Konzert, dessen Partitur er mit
vielen Anmerkungen und Spielanweisungen versah: Es
verklingt mit einer einsamen, leisen und doch signalhaften Oboen-Melodie.
Wie auch seine anderen Violinkonzerte, erinnert das
dritte an einen Trapezakt im Zirkus und macht einmal
mehr den Zauber von Mozarts Musik und der feinen
Ästhetik aus: Sie klingt so leicht und luftig, doch ist es
eine hohe Kunst, diese Musik so zu spielen, dass sie auch
leicht klingt. In der Uraufführung im September 1775
hat Mozart vermutlich den Solistenpart selbst gespielt.
9
Wolfgang Rihm
Nature Morte – Still alive. Skizze für 13 Streicher
W
olfgang Rihm gehört zu den meistgespielten deut-
schen Komponisten. Mit seinem Auftragswerk
„Reminiszenz “ wurde am 11. Januar die Elbphilharmonie in Hamburg eingeweiht. Ereignisse wie diese
gehören zum Alltag für den Mann, der seit seiner Geburt
am 13. März 1952 in Karlsruhe lebt und arbeitet. Seine
Musik ist in rund einem halben Jahrhundert zu einem
geheimnisvollen Fluss angewachsen. Von „Fäkal-Musik“
war eine Zeit lang die Rede unter Kritikern, als Rihm in
den 1970er-Jahren der formstrengen seriellen Avantgarde subjektiv geprägte Stücke entgegensetzte. Seine Werke
deuteten eine Rückkehr zur Spätromantik an.
Wie die alten Stillleben-Meister der bildenden Kunst
beschäftig sich Rihm in seiner Musik oft auch mit der
Vergänglichkeit. In einer uralten Tradition schwingend,
erinnerte Rihm zuletzt zur Eröffnung der Hamburger
Elbphilharmonie daran, wie eitel und vergänglich das
Leben ist. „Ich wollte diesen Eröffnungsfeierlichkeiten
eine Figur in den Mittelpunkt stellen in der Art, wie auf
arkadischen Bildern der Totenkopf erscheint“, sagte der
Komponist vor einem Jahr über sein rund 22-minütiges
Stück, das an den Schriftsteller, politischen Publizisten,
Orgelbauer und Musikverleger Jahnn (1894 bis 1959)
erinnert. Als Texte hatte Rihm zwei Jahnn gewidmete Gedichte von Peter Huchel sowie eine Reflexion Jahnns über
den Tod aus seinem Roman „Fluss ohne Ufer“ gewählt.
Auch seine Skizze für 13 Streicher „Nature morte“, der
französische Name für „Stillleben“, aus den Jahren
1979 und 1980 beschwört den Vanitasgedanken. Doch
fügt Rihm hinzu: „Still alive“. Das Werk gehört zu den
spannendsten Abenteuern für das Erleben seiner Musiksprache. Schneidende Streicher, aufgeregt und wild
vorwärtstreibend, mehr gestisch denn melodisch sind
beispielhaft für seine unmittelbar wirksame, sich oft
selbst erklärende Musik.
10
Wolfgang Rihm wurde 1952 in Karlsruhe geboren, wo er bis heute seinen
Wohnsitz hat. Wolfgang Rihm ist Komponist, Professor für Komposition und
Autor zahlreicher Bücher. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik, ist allumfassend, aber das gleiche gilt auch für die Künste,
die Literatur, die Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen. Die Lehrtätigkeit begann für den Komponisten bereits
im Alter von 21 Jahren, als er Dozent an der Hochschule für Musik Karlsruhe wurde. 1985 wurde Rihm als Nachfolger seines Lehrers Eugen Werner
Velte, Professor für Komposition an der Karlsruher Musikhochschule.
Johann Evangelist Brandl, Sinfonie D-Dur, op. 25
Wie fortschrittlich die letzte Sinfonie von Johann Evangelist Brandl seinerzeit war, mag die Kritik des Rudolstädter Musiktheoretikers Heinrich Christoph Koch
(1749 – 1816) veranschaulichen. Er monierte zweierlei, dass sich nämlich der Verfasser beim Ziel, „seinem
Werke den Geist des Zeitalters einzuhauchen, allzu
merklich bestrebt hat, den anjetzt nicht selten bis zum
ästhetischen Unsinne getriebenen Gebrauch der öfteren
Ausweichungen, und besonders der Ausweichungen in
entfernte Tonarten, nachzuahmen“. Und er kritisiert,
dass „manche Ausweichung zu einschneidend gerathen,
und zu grell tingirt ist“. Mit seiner Tonsprache griff
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Brandl in der Tat der Harmonie Romantik voraus. Gleich
wohl gehört er zu jenen Komponisten wie etwa Franz
Anton Hoffmeister (1754 – 1812), Paul Wranitzky
(1756 – 1808) und lgnaz Pleyel (1757 – 1831), die
ab den 1780er Jahren als Sinfoniker hervorgetreten
waren, im neuen Jahrhundert aber nur wenige oder
gar keine Sinfonien mehr komponierten. Brandls Werk
erschien im August 1803 im kurzlebigen Verlag des
Karlsruher Musikalienhandlers Carl Schütt und wurde
im folgenden Jahr vom Verlag Hoffmeister & Kühnel in
Leipzig publiziert. In der folgenden Saison gelangte
die Sinfonie zwei Mal in den Gewandhauskonzerten in
Leipzig zur Aufführung. Obwohl die Kritik anerkennend
reagierte, gab es keine weiteren Aufführungen in Leipzig.
Kritiken wie jene von Koch, der sich zudem am zu häufigen Gebrauch von Bläserpassagen ohne Streicherbegleitung rieb, veranschaulichen, wie sehr man noch um
1800 dem obsolet werdenden Ideal des musikalischen
Satzes anhing. Modulationen von Tonarten wurden damals nur als durch das Formschema vorgegebene, streng
reglementierte Ausnahme angesehen. Doch gesteht Koch
dem Werk durchaus ,,eine gute Anlage, und manches
Hervorstechende in der Behandlung des Hauptsatzes
zu“, und er quittierte die Sinfonie als eine ,,übrigens
recht brav gearbeitete“.
12
MARIA-ELISABETH LOTT,
VIOLINE
M
aria-Elisabeth Lott
gilt international als
eine der vielversprechendsten deutschen Violinistinnen ihrer Generation. Seit
ihrem US-Debüt im Alter
von dreizehn Jahren konzertiert sie in ganz Europa,
den USA und Asien mit
so bedeutenden Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra, Dallas
Symphony Orchestra, Residentie Orkest Den Haag, BBC
Scottish Symphony Orchestra, Singapore Symphony
Orchestra, Malaysian Philharmonic Orchestra, China
National Orchestra, BBC Manchester Symphony Orchestra und arbeitet mit renommierten Dirigenten wie Fabio
Luisi, Jaap van Zweden, Mario Venzago, John Nelson,
Kirill Petrenko, Jonathan Nott oder Daniel Harding
zusammen. Auf ihren umfangreichen Konzertreisen
begegnete sie u. a. Lang Lang, Cecilia Bartoli, Yehudi
Menuhin, Daniel Barenboim, Christoph Eschenbach,
Thomas Hampson, Stephane Grappelli, Andrea Bocelli,
um nur einige zu nennen.
Die solistische Karriere von Maria-Elisabeth Lott
begann schon im Alter von 10 Jahren, als sie als Solistin
mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky mit der „Philharmonie der Nationen“ auftrat. Maria-Elisabeth Lott
widmet sich auch intensiv der Kammermusik. Zu ihren
regelmäßigen Partnern auf dem Kammermusikpodium
und bei den wichtigsten europäischen Festivals zählen
u.a. Daniel Müller-Schott, Sontraud Speidel, Julien
Quentin und Bobby McFerrin.
Ihre musikalische Ausbildung erhielt Maria-Elisabeth
Lott seit ihrem vierten Lebensjahr bei Prof. Josef Rissin.
Schon mit acht Jahren konnte sie sich als Vorstudentin
an der Hochschule für Musik in Karlsruhe einschreiben.
Nach Abschluss ihres Studiums legte sie 2015 ihr Solistenexamen mit Auszeichnung ab. Seit 2013 hat sie eine
Assistentenstelle im Fach Violine an der Karlsruher Hochschule inne.
13
KEVIN GRIFFITHS,
DIRIGENT
D
er 1978 in London geborene Dirigent Kevin Griffiths
stammt aus einer Musikerfamilie. Er ist seit der
Saison 2011/12 Künstlerischer Leiter und Chefdirigent
des Collegium Musicum Basel. Kevin Griffiths studierte
unter anderem bei David Zinman in Aspen (USA), bei
Colin Metters an der Royal Academy of Music in London und danach am Royal Northern College of Music
in Manchester. Er gewann 2010 den 2. Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb „Sir Georg Solti“ und
war für die Saison 2010/11 Stipendiat des „Melgaard
Young Conductors Scheme“ beim Orchestra of the Age of
Enlightenment London. Über seine Leistung beim Georg
Solti-Wettbewerb schreibt die Frankfurter Rundschau: „Es
schien so, als würde Griffiths das Rennen machen (insgesamt hatten beinahe 600 Kandidaten an dem Wettbewerb
teilgenommen) – deutlich wirkte die Publikumsreaktion,
deutlich waren die musikalischen Qualitäten.” Unter anderem durch sein Engagement für Neue Musik erlangte
Kevin Griffiths internationales Ansehen. Er ist Gründer
des London Steve Reich Ensembles, das weltweit gastiert
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und dessen erste CD für CPO mit einem Diapason d‘Or
ausgezeichnet wurde. Seine zweite, vielbeachtete Aufnahme mit dem Ensemble wurde im September 2011
beim Label EMI Classics veröffentlicht. Weitere CDAufnahmen mit Werken von Haydn, Mozart, Romberg,
Hans Huber und Paul Juon werden auf dem Label CPO
erscheinen.
Kevin Griffiths dirigierte bereits zahlreiche renommierte Orchester, darunter das Tonhalle Orchester Zürich,
das Frankfurter Opern- und Museumsorchester, das Basler
Symphonieorchester, das Musikkollegium Winterthur,
das Orchestra della Radio Svizzera Italiana, das Luzerner
Symphonieorchester, das Zürcher Kammerorchester, die
Badische Staatskapelle, die Nordwestdeutsche Philharmonie, die Jenaer Philharmonie, das Orquesta Sinfonica
de Navarra, die Slowakische Radiophilharmonie, das
Orchestra of the Age of Enlightenment London und das
Hallé Orchester Manchester. In der Berliner Philharmonie dirigierte er das Kammerorchester Berlin. In den
Jahren 2015 und 2016 war er beim Menuhin Festival
Gstaad eingeladen.
Namhafte Künstler wie Sir James Galway, Isabelle
van Keulen, Sergei Nakariakov, Dmitry Sitkovetskzy,
Paul Lewis, Alexander Rudin, Ingolf Turban, Michel Camilo und Solisten der Berliner Philharmoniker haben
mit Kevin Griffiths zusammengearbeitet. Weiter assistierte er bei Vladimir Jurowski, Leonard Slatkin, Trevor
Pinnock Sir Mark Elder und Sir Simon Rattle. Griffiths
brachte Werke von Hans Huber, Daniel Schnyder,
Elena Firsova, Steven Mackey und Rodolphe Schacher zur Uraufführung, und dirigierte er u. a. Opern
von Ravel wie „L’heure espagnole“ und „L’enfant et
les sortilèges“, „Die Fledermaus“ von Johann Strauss
und „Don Giovanni“ von Mozart. Darüber hinaus
engagiert er sich für die Musikförderung von Kindern
und Jugendlichen. Für ein Tanzprojekt mit über 100
jugendlichen Teilnehmern kollaborierte er mit dem
englischen Choreographen Royston Maldoom – auch
bekannt durch den Film „Rhythm is it!“ mit den Berliner Philharmonikern.
15
DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE
RHEINLAND-PFALZ
D
ie Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
wurde 1919 in Landau gegründet und ist seit 1998
ein Landesbetrieb des Landes Rheinland-Pfalz. Die Staatsphilharmonie ist das größte und bedeutendste Orchester des Bundeslandes und trägt damit zur sinfonischen
Grundversorgung in der Pfalz bei. Ebenso gilt sie als das
Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar. Regional und international ist sie Botschafterin des Landes
Rheinland-Pfalz. Ihre stilistische Bandbreite reicht von der
großen Sinfonik über Musiktheaterproduktionen bis hin
zu Filmmusik- und Stummfilmprojekten.
Seit Sommer 2009 trägt Karl-Heinz Steffens die künstlerische Verantwortung. Auf seine Initiative hin entstanden u. a.
der mehrjährige Zyklus „Beethoven und das 20. Jahrhundert“ und der bundesweit beachtete „RING Halle Ludwigshafen“. Auch das ambitionierte Metropolregion SommerMusikfest MODERN TIMES zum Spielzeitbeginn mit Schwerpunkt auf Musik des 20. Jahrhunderts sowie die Sommerresidenz des Orchesters in Speyer entstanden unter Steffens’ Ägide und bringen alljährlich Musikfreunde aus der
Region und gefeierte Künstler internationalen Ranges
an unterschiedlichen Spielstätten zusammen. In einem
mehrjährigen Zyklus bringen Karl-Heinz Steffens und die
Staatsphilharmonie alle Sinfonien von Anton Bruckner in
den vier Domen des Landes zur Aufführung; Kooperations-
16
partner des Projektes sind die jeweiligen Dom-Musiken, die
KathedralKlänge und der Kultursommer Rheinland-Pfalz.
Zentrale Aktivitäten in der Metropolregion Rhein-Neckar
sind neue Konzertformate und Serien wie REBELLION
IM QUADRAT (Mannheimer & Karlsruher Schule) und
STAATSPHILHARMONIE IM CAPITOL, dem renommierten
Eventhaus in Mannheim, zugleich um neue Interessengruppen für die Musik zu begeistern. begeistern. Für die herausragende musikalische Qualität des Konzertangebots sowie
für die besondere Kreativität wurde die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Saison 2016/2017 vom
Deutschen Musikverleger-Verband für das „Beste Konzertprogramm“ ausgezeichnet – eine bedeutende Anerkennung
für den eingeschlagenen Weg, die Leistungsfähigkeit des
Orchesters mit neuen Konzertformaten für möglichst weite
Teile der Bevölkerung erlebbar zu machen.
In einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit dem
Label Capriccio & Deutschlandradio Kultur erscheinen seit
2014 unter dem Titel MODERN TIMES Portraits von Komponisten des 20. Jahrhunderts. Für die erste Veröffentlichung
der Serie „Bernd Alois Zimmermann“ ist die Staatsphilharmonie aufgrund ihrer herausragend künstlerischen Leistung
mit dem ECHO Klassik 2015 als „Orchester des Jahres“
ausgezeichnet worden. Die Einspielung aller Sinfonien von
Robert Schumann wurde bei Coviello Classics veröffentlicht.
Als Landesorchester sind die 87 Musikerinnen und Musiker der Staatsphilharmonie besonders im südlichen Teil
von Rheinland-Pfalz zu erleben. In ihrer „Residenzstadt“
Ludwigshafen ist die Staatsphilharmonie mit den Philharmonischen Konzerten im Pfalzbau ebenso präsent wie im
BASF-Feierabendhaus. Weitere Aboreihen finden in Mainz,
im Rosengarten Mannheim und im Konzerthaus Karlsruhe
statt. Seit der Saison 2015/2016 veranstaltet das Orchester
auch eine eigene Konzertreihe in der Stadthalle Heidelberg.
IMPRESSUM
Herausgeber: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Intendant: Prof. Michael Kaufmann
Redaktion: Judith Schor | Text: Isabel Steppeler (Originalbeitrag für
dieses Heft) | Bildnachweis: Stefan Wildhirt (S. 16) Bildarchiv
Staatsphilharmonie | Gestaltung: DesignKultur Negelen & Repschläger
GmbH, Wiesbaden | Druck: BB Druck+Service GmbH, Ludwigshafen
Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten.
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GALAKONZERT
ELĪNA
GARANČA
23. Februar 2017
19:30 Uhr Ä Mannheim Rosengarten
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Karel Mark Chichon
Dirigent
Werke von Tschaikowski,
Verdi und Massenet
Präsentiert von:
KARTEN unter Telefon:
0621 - 33 67 333
oder unter: www.reservix.de
www.staatsphilharmonie.de
DIE DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE
RHEINLAND-PFALZ IN DER
METROPOLREGION RHEIN-NECKAR
SA Ä 11. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Uhr
Mannheim, Rosengarten
4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
BESTES
KONZERTPROGR AMM
Katharina Ruckgaber, Sopran
SAISON 2016/2017
Aribert Reimann Hölderlin-Fragmente für Sopran und
Orchester Ä Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
Im Rahmen dieses Konzertes überreicht der Deutsche
Musikverlegerverband der Staatsphilharmonie den Preis
für das beste Programm der Saison 2016/2017.
SO Ä 12. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Uhr
Mainz, Rheingoldhalle
3. MAINZER MEISTERKONZERT
(Besetzung und Programm siehe 11. März)
MI Ä 15. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Uhr
DO Ä 16. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Uhr
Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus
4. SINFONIEKONZERT – KONZERTE DER
STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE
Shiyeon Sung, Dirigentin
Bertrand Chamayou, Klavier
Benjamin Britten The Young Person’s Guide to the
Orchestra: Variations and Fugue on a Theme of Henry
Purcell op. 34 Ä Maurice Ravel Konzert für Klavier und
Orchester G-Dur Ä Edward Elgar Enigma Variationen
DO Ä 6. APRIL 2017 Ä 19:30 Uhr
Heidelberg, Stadthalle
„NEULAND.LIED“ IM RAHMEN DES 21. HEIDELBERGER FRÜHLINGS AUFTAKTKONZERT
Christian Reif, Dirigent
Michelle de Young, Mezzosopran
Toby Spence, Tenor
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur,
KV 551 „Jupiter-Sinfonie“
Gustav Mahler Das Lied von der Erde
FR Ä 21. APRIL 2017 Ä 20:00 Uhr
Kaiserslautern, Fruchthalle
SA Ä 22. APRIL 2017 Ä 19:30 Uhr
Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau
3. PHILHARMONISCHES KONZERT
Alejo Pérez, Dirigent Ä Frank Dupree, Klavier
Aribert Reimann Sieben Fragmente für Orchester
in memoriam Robert Schumann
Edward Grieg Konzert für Klavier und Orchester a-Moll,
op.16 Ä Ernest Chausson Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 20
ORCHESTER
DES JAHRES
MANNHEIMER
MEISTERKONZERTE
KARTEN
Platzkategorie I – V:
€ 40 | 34 |
29 | 24 | 15
Kartentelefon
0621 – 3367333
MAINZER
MEISTERKONZERTE
KARTEN
Preiskategorie I – V
€ 44 | 38 | 29 | 20
Kartentelefon
06133 - 5799991
BASF-FEIERABENDHAUS
KARTEN
Platzkategorie I – IV:
€ 47 | 41 | 33 | 26
Kartentelefon
0621 - 6099911
HEIDELBERGER
FRÜHLING
KARTEN
Platzkategorie I – V
€ 69 | 59 | 46
35 | 25
Kartentelefon
06221 – 58400 4
PHILHARMONISCHE
KONZERTE
KARTEN
Platzkategorie I – III:
€ 32 | 25 | 15
Kartentelefon
0621 – 3367333
U27: Jugendliche
unter 27 Jahren
erhalten Karten
zu allen orchestereigenen Konzertreihen zum Preis
von € 7.
Deutsche
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Heinigstraße 40
67059 Ludwigshafen
Telefon 0621 - 599090
Telefax 0621 - 5990950
[email protected]
www.staatsphilharmonie.de
In der Trägerschaft des
Landes Rheinland-Pfalz
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