REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Sonntag, 19. Februar 2017 | 19:30 Uhr Karlsruhe, Hochschule für Musik, CampusOne, Wolfgang-Rihm-Forum BESTES KONZERTPROGR AMM SAISON 2016/2017 ORCHESTER DES JAHRES 1 WERDEN SIE MITGLIED Als Mitglied des Freundeskreises Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz e.V. unterstützen Sie das Orchester in vielerlei Hinsicht. Sie fördern u. a. die Verwirklichung von Kinder- und Jugendkonzerten, die Vergabe von Kompositionsaufträgen und die Umsetzung außergewöhnlicher Konzertereignisse. Sie erhalten dafür ermäßigte Eintrittskarten, Einladungen zu Orchesterproben sowie CDs der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu vergünstigten Preisen. Als Einzelperson bezahlen Sie pro Jahr 27 €, als Ehepaar 40 € und als Firma 70 €. Nähere Informationen erhalten Sie unter Telefon: 0621 59 90 90 G R O S S E M U S I K . G R O S S E S E N G A G E M E N T. Als Stifter der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ermöglichen Sie außergewöhnliche Konzerte, das Ausloben von Musikpreisen, die Vergabe von Stipendien an junge und begabte Musikerinnen und Musiker aus der Region sowie von Aufträgen im Bereich Musik. STIF TUNG DEUTSCHE STA ATSPHILHARMONIE RHEINL AND-PFAL Z Nähere Informationen erhalten Sie unter Telefon 0621 59 90 90 oder im Internet unter www.staatsphilharmonie.de Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Kevin Griffiths, Dirigent Maria-Elisabeth Lott, Violine JOHANN EVANGELIST BRANDL (1760 – 1837) Ouvertüre zu „Nanthild, das Mädchen aus Valbella“ op. 50 WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791) Konzert für Orchester und Violine Nr. 3 G-Dur, KV 216 1. Allegro 2. Adagio 3. Rondeau. Allegro Pause WOLFGANG RIHM ( *1952) Nature Morte – Still alive, Skizze für 13 Streicher JOHANN EVANGELIST BRANDL Sinfonie D-Dur, op. 25 1. Andante con moto – Presto 2. Andante quasi un poco allegretto 3. Menuetto scherzoso. Allegro molto – Trio 4. Poco adagio – Allegro molto Das Konzert findet in Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe statt. Um einen ungestörten Musikgenuss zu gewährleisten, bitten wir Sie, lautes Husten zu vermeiden und Ihre Mobiltelefone auszuschalten. Bildund Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. REBELLION IM QUADRAT Mannheimer & Karlsruher Schule W eite Kreise zog die Mannheimer Hofmusik. Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte sie ihre Blütezeit unter der Herrschaft des Kurfürsten Carl Theodors von der Pfalz. In einer relativ kurzen Zeitspanne von nur rund 35 Jahren zwischen 1743 bis 1778 entwickelte sich Bahnbrechendes um den Regenten, der selbst Flöte, Klarinette und Cello spielte. Mit Johann Wenzel Stamitz (1717 – 1757) aus Böhmen stand ein großartiger Komponist, Violinist und Dirigent als „InstrumentalMusicdirektor“ in seinem Dienst, der die Hofkapelle reformierte und vergrößerte. So drängte auch Leopold Mozart seinen wenig geschäftstüchtigen Sohn Wolfgang Amadeus 1777 zum Besuch in Mannheim, um sich dort mit Blick auf eine mögliche Anstellung „bei dem Herrn Cannabich einzuschmeicheln“, dem damaligen „Kapell-Direktor“ des Mannheimer Orchesters. Als der Wittelsbacher Carl Theodor am 30. Dezember 1777 das bayerische Erbe übernahm, siedelte er mit dem Hofstaat nach München über. Doch war die Phase in Mannheim lange genug, um Wegweisendes in der Orchestrierung und der Gattungsgeschichte der Instrumentalmusik zu initiieren. Nur selten finden Beispiele dieser einst so revolutionären Musik, die der Epoche der Klassik den Boden bereitete, heute Beachtung in Konzertsälen. Ihre avantgardistischen Impulse bringt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Reihe REBELLION IM QUADRAT ebenso zum Klingen wie jene, die Karlsruhe heute zu einem reizvollen Schmelztiegel für das Entstehen Neuer Musik machen. Die Stadt, in der Wolfgang Rihm geboren wurde, arbeitet und lehrt, ist ein Ort des fruchtbaren Austauschs zeitgenössischer Komponisten in Deutschland. So bestimmt der Kontrast der Frühklassik und der Gegenwart jedes Konzert der Reihe. Ausgehend von den musikalischen Zentren Mannheim und Karlsruhe blickt das zweite Saison-Konzert auch in deren Peripherie und macht mit dem heute wenig bekannten Komponisten und Hofmusiker Johann Evangelist Brandl Ausflüge auch nach Bayern und zurück ins Badische. 4 „Prospect der Fürstl. Marggraf. Baaden Durlach neu erbauten Residentz Stadt Carolsruhe.“ Kupferstich, Gabriel Bodenehr 1721. An diesem Abend rückt die Staatsphilharmonie besonders diesen Komponisten ins Rampenlicht, der in den Jahrzehnten nach der Blüte der Mannheimer Schule deren Errungenschaften weitertrieb. Brandl gab der Musikentwicklung an den nahe gelegenen Höfen Bruchsal und Karlsruhe Impulse, hatte ansonsten mit den Mannheimer Kollegen nur eines gemein: Waren ihre Namen damals durchaus hoch im Kurs, spricht heute kaum mehr einer von Brandl, der immerhin vier Opern auf die Bühne brachte. Mit der Ouvertüre zu „Nantild, das Mädchen von Valbella“ op. 50 und mit seiner letzten Sinfonie D-Dur op. 25 stellt die Staatsphilharmonie seine Tonsprache vor, die den Stil der Klassik zugunsten einer geschärften Chromatik überwindet und bereits frühromantische Züge aufweist. Dies ist besonders reizvoll im Vergleich zum folgenden, fast 30 Jahre früher entstandenen Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216 des damals 19 Jahre alten Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahr 1775, von dem er selbst sagte: „Es ging wie öhl.“ Den Akzent der zeitgenössischen Musik setzt an diesem Abend eine Skizze für 13 Streicher von Wolfgang Rihm, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten und Professor an der Hochschule für Musik in der mit nur 302 Jahren vergleichsweise jungen Musikstadt Karlsruhe. 5 Johann Evangelist Brandl, Ouvertüre zu „Nantild, das Mädchen aus Valbella“ op. 50 Seine Knabenstimme war aller musikalischer Anfang: Mit ihr erweckte Johann Evangelist Brandl, der am 14. November 1760 in Markt Rohr bei Regensburg zur Welt kam, die Aufmerksamkeit musikaffiner Geistlicher, sie ermöglichten ihm Unterricht in Musik und humanistischen Fächern. 1770 trat Brandl ins Priesterseminar nach München ein, wo er im Umfeld von lokalen Musikgrößen wie Johann Lukas Schubaur oder Johann Evangelist Wallishauser auch selbst begann, zu komponieren. Der erste Anlauf zum professionellen Orchestergeiger schlug fehl. Ein Jurastudium in Freiburg im Breisgau musste er aus finanziellen Gründen abbrechen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit Gesangsstunden, während sein Geigenspiel mittlerweile so perfekt geworden war, dass er auch kleinere Konzertreisen beging. 1784 wurde Brandl an die kleine Residenz Bartenstein in der Nähe von Bad Mergentheim berufen. Ludwig Carl Franz Philipp Leopold zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein war ein Förderer der Künste, als Musikliebhaber unterhielt er eine eigene Hofkapelle. Doch suchte Brandl bald einen größeren Wirkungskreis: Er bewarb sich 1789 erfolgreich um eine Stelle als Musikdirektor am bischöflichen Hof in Bruchsal bei Fürstbischof August von Limburg-Stirum. Die Französische Revolution und ihre Folgen beeinträchtigten jedoch Brandls Entwicklung. 1792 musste der Fürstbischof samt Hofstaat nach Veitshochheim fliehen, 1796 wurde Bruchsal von Truppen der französischen Republik besetzt. In dieser Zeit konzentrierte sich Brandl aufs Komponieren. Bei seinen Bemühungen um eine andere Stelle scheiterte er 1802 mit einer Bewerbung auf die Kapellmeisterstelle am württembergischen Hof in Stuttgart. 1808 wurde Brandl zunächst als erster Geiger in die großherzoglich-badische Hofkapelle in Karlsruhe eingegliedert und schließlich deren Musikdirektor. In seinen ersten Dienstjahren brachte er in Karlsruhe drei Opern auf die Bühne. Bis 1812 leitete er die Karlsruher Hofmusik, zunächst mit 6 Johann Evangelist Brandl , Lithographie von Hermann Straub, 1833/34 Christian Danner (1757 – 1813), dann alleine. Von 1812 bis 1826 wurde der damals wesentlich renommiertere Franz Danzi (1763 –1826) als Hofkapellmeister sein Vorgesetzter. Um 1830 pensioniert, starb Brandl am 25. Mai 1837 in Karlsruhe. Brandl war ein vielseitiger Tonschöpfer und galt unter Zeitgenossen als einer der „achthungswertesten Componisten unserer Zeit“. Sein Werk umfasst alle seinerzeit gängigen Gattungen, nur keine Werke für Tasteninstrumente. Etwa 70 Lieder wurden veröffentlicht. Seine kirchenmusikalischen Werke blieben ungedruckt. Sechs Streichquartette op. 17 widmete er Joseph Haydn. Auffallend ist unter den Werken der Kammermusik die Besetzung sowohl mit Streichern und Bläsern, wobei das Fagott einen besonderen Stellenwert einnahm. Brandls dreiaktige Oper „Nanthild, das Mädchen von Valbella“ wurde am 9. Mai 1813 in Karlsruhe uraufgeführt. Der Stoff entstammt einer Erzählung des damals bekannten Schriftstellers August Lafontaine (1758 – 1831). 7 Brandls Komposition fand in der überregionalen Fachpresse positive Resonanz und stand wohl bis 1814 auf dem Spielplan in Karlsruhe. „Die Musik ist eine der wenigen neuern, welche […] mit wahrer Kunst und Regelmässigkeit durch alle Wendungen und Uebergänge immer neuen Genuss verschafft, und mit dem wachsenden Interesse des Stücks immer lebendiger und seelenvoller wird“, urteilte ein gewisser „v. Kleist“ am 19. Oktober 1814 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“. Wolfgang Amadeus Mozart, Konzert für Orchester und Violine Nr. 3 G-Dur, KV 216 „Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so ist es die Entstehung dieses Konzertes“, schreibt der Mozart-Biograph Alfred Einstein über das 3. Violinkonzert in G-Dur, das Mozart im Alter von 19 Jahren komponierte. Es ist es ein kontrastreiches Meisterwerk zwischen humorvollem Übermut und getragener Kantilene. Oder, wie Mozart es selbst in einem Brief an seinen Vater ausdrückte: „Beim Soupée spielte ich das Strasbourger-Concert. Es ging wie öhl, alles lobte den schönen, reinen Ton.“ Erstaunlich ist gleich der Beginn: Nicht der Solist darf als erster mit dem Hauptthema glänzen, das Orchester kommt ihm zuvor und stiehlt ihm gewissermaßen die Show. Es entspinnt sich ein spannender und subtiler Dialog zwischen Solostimme und Tutti in diesem Kopfsatz, einem dreiteiligen Allegro, das formal den Umrissen des Sonatensatzes folgt. Auffallend ist die große motivische Eigenständigkeit der Solostimme gegenüber dem Orchesterpart. Die Aufregung legt sich im zweiten Satz mit geradezu himmlisch sanften Passagen im folgenden Adagio. Die Oboen werden nun durch ein Flötenpaar ersetzt und durch zupfende Kontrabasse und gedämpfte Streicher in zart pulsierenden Triolen begleitet. Die Kantilene der Solostimme schwingt frei darüber, ein vollkommener Mozart. 8 Wolfgang Amadeus Mozart, Miniatur auf Elfenbein, entstanden wahrscheinlich auf seiner dritten Italienreise (vom 24. Oktober 1772 bis 13. März 1773) in Mailand. (Salzburg,.Museum in Mozarts Geburtshaus) Die einem elsässischen Volkslied entnommene Melodie zu Beginn des dritten Satzes gab dem Werk den Beinamen „Strassburger Konzert“. Dieses Rondo ist stilistisch nach französischem Vorbild ein kontrastreiches Potpourri aus unterschiedlichen Melodien, Themen, Gesten und Gemütsformen. Auf ein effektvolles Finale verzichtet Mozart in dem Konzert, dessen Partitur er mit vielen Anmerkungen und Spielanweisungen versah: Es verklingt mit einer einsamen, leisen und doch signalhaften Oboen-Melodie. Wie auch seine anderen Violinkonzerte, erinnert das dritte an einen Trapezakt im Zirkus und macht einmal mehr den Zauber von Mozarts Musik und der feinen Ästhetik aus: Sie klingt so leicht und luftig, doch ist es eine hohe Kunst, diese Musik so zu spielen, dass sie auch leicht klingt. In der Uraufführung im September 1775 hat Mozart vermutlich den Solistenpart selbst gespielt. 9 Wolfgang Rihm Nature Morte – Still alive. Skizze für 13 Streicher W olfgang Rihm gehört zu den meistgespielten deut- schen Komponisten. Mit seinem Auftragswerk „Reminiszenz “ wurde am 11. Januar die Elbphilharmonie in Hamburg eingeweiht. Ereignisse wie diese gehören zum Alltag für den Mann, der seit seiner Geburt am 13. März 1952 in Karlsruhe lebt und arbeitet. Seine Musik ist in rund einem halben Jahrhundert zu einem geheimnisvollen Fluss angewachsen. Von „Fäkal-Musik“ war eine Zeit lang die Rede unter Kritikern, als Rihm in den 1970er-Jahren der formstrengen seriellen Avantgarde subjektiv geprägte Stücke entgegensetzte. Seine Werke deuteten eine Rückkehr zur Spätromantik an. Wie die alten Stillleben-Meister der bildenden Kunst beschäftig sich Rihm in seiner Musik oft auch mit der Vergänglichkeit. In einer uralten Tradition schwingend, erinnerte Rihm zuletzt zur Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie daran, wie eitel und vergänglich das Leben ist. „Ich wollte diesen Eröffnungsfeierlichkeiten eine Figur in den Mittelpunkt stellen in der Art, wie auf arkadischen Bildern der Totenkopf erscheint“, sagte der Komponist vor einem Jahr über sein rund 22-minütiges Stück, das an den Schriftsteller, politischen Publizisten, Orgelbauer und Musikverleger Jahnn (1894 bis 1959) erinnert. Als Texte hatte Rihm zwei Jahnn gewidmete Gedichte von Peter Huchel sowie eine Reflexion Jahnns über den Tod aus seinem Roman „Fluss ohne Ufer“ gewählt. Auch seine Skizze für 13 Streicher „Nature morte“, der französische Name für „Stillleben“, aus den Jahren 1979 und 1980 beschwört den Vanitasgedanken. Doch fügt Rihm hinzu: „Still alive“. Das Werk gehört zu den spannendsten Abenteuern für das Erleben seiner Musiksprache. Schneidende Streicher, aufgeregt und wild vorwärtstreibend, mehr gestisch denn melodisch sind beispielhaft für seine unmittelbar wirksame, sich oft selbst erklärende Musik. 10 Wolfgang Rihm wurde 1952 in Karlsruhe geboren, wo er bis heute seinen Wohnsitz hat. Wolfgang Rihm ist Komponist, Professor für Komposition und Autor zahlreicher Bücher. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik, ist allumfassend, aber das gleiche gilt auch für die Künste, die Literatur, die Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen. Die Lehrtätigkeit begann für den Komponisten bereits im Alter von 21 Jahren, als er Dozent an der Hochschule für Musik Karlsruhe wurde. 1985 wurde Rihm als Nachfolger seines Lehrers Eugen Werner Velte, Professor für Komposition an der Karlsruher Musikhochschule. Johann Evangelist Brandl, Sinfonie D-Dur, op. 25 Wie fortschrittlich die letzte Sinfonie von Johann Evangelist Brandl seinerzeit war, mag die Kritik des Rudolstädter Musiktheoretikers Heinrich Christoph Koch (1749 – 1816) veranschaulichen. Er monierte zweierlei, dass sich nämlich der Verfasser beim Ziel, „seinem Werke den Geist des Zeitalters einzuhauchen, allzu merklich bestrebt hat, den anjetzt nicht selten bis zum ästhetischen Unsinne getriebenen Gebrauch der öfteren Ausweichungen, und besonders der Ausweichungen in entfernte Tonarten, nachzuahmen“. Und er kritisiert, dass „manche Ausweichung zu einschneidend gerathen, und zu grell tingirt ist“. Mit seiner Tonsprache griff 11 Brandl in der Tat der Harmonie Romantik voraus. Gleich wohl gehört er zu jenen Komponisten wie etwa Franz Anton Hoffmeister (1754 – 1812), Paul Wranitzky (1756 – 1808) und lgnaz Pleyel (1757 – 1831), die ab den 1780er Jahren als Sinfoniker hervorgetreten waren, im neuen Jahrhundert aber nur wenige oder gar keine Sinfonien mehr komponierten. Brandls Werk erschien im August 1803 im kurzlebigen Verlag des Karlsruher Musikalienhandlers Carl Schütt und wurde im folgenden Jahr vom Verlag Hoffmeister & Kühnel in Leipzig publiziert. In der folgenden Saison gelangte die Sinfonie zwei Mal in den Gewandhauskonzerten in Leipzig zur Aufführung. Obwohl die Kritik anerkennend reagierte, gab es keine weiteren Aufführungen in Leipzig. Kritiken wie jene von Koch, der sich zudem am zu häufigen Gebrauch von Bläserpassagen ohne Streicherbegleitung rieb, veranschaulichen, wie sehr man noch um 1800 dem obsolet werdenden Ideal des musikalischen Satzes anhing. Modulationen von Tonarten wurden damals nur als durch das Formschema vorgegebene, streng reglementierte Ausnahme angesehen. Doch gesteht Koch dem Werk durchaus ,,eine gute Anlage, und manches Hervorstechende in der Behandlung des Hauptsatzes zu“, und er quittierte die Sinfonie als eine ,,übrigens recht brav gearbeitete“. 12 MARIA-ELISABETH LOTT, VIOLINE M aria-Elisabeth Lott gilt international als eine der vielversprechendsten deutschen Violinistinnen ihrer Generation. Seit ihrem US-Debüt im Alter von dreizehn Jahren konzertiert sie in ganz Europa, den USA und Asien mit so bedeutenden Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra, Dallas Symphony Orchestra, Residentie Orkest Den Haag, BBC Scottish Symphony Orchestra, Singapore Symphony Orchestra, Malaysian Philharmonic Orchestra, China National Orchestra, BBC Manchester Symphony Orchestra und arbeitet mit renommierten Dirigenten wie Fabio Luisi, Jaap van Zweden, Mario Venzago, John Nelson, Kirill Petrenko, Jonathan Nott oder Daniel Harding zusammen. Auf ihren umfangreichen Konzertreisen begegnete sie u. a. Lang Lang, Cecilia Bartoli, Yehudi Menuhin, Daniel Barenboim, Christoph Eschenbach, Thomas Hampson, Stephane Grappelli, Andrea Bocelli, um nur einige zu nennen. Die solistische Karriere von Maria-Elisabeth Lott begann schon im Alter von 10 Jahren, als sie als Solistin mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky mit der „Philharmonie der Nationen“ auftrat. Maria-Elisabeth Lott widmet sich auch intensiv der Kammermusik. Zu ihren regelmäßigen Partnern auf dem Kammermusikpodium und bei den wichtigsten europäischen Festivals zählen u.a. Daniel Müller-Schott, Sontraud Speidel, Julien Quentin und Bobby McFerrin. Ihre musikalische Ausbildung erhielt Maria-Elisabeth Lott seit ihrem vierten Lebensjahr bei Prof. Josef Rissin. Schon mit acht Jahren konnte sie sich als Vorstudentin an der Hochschule für Musik in Karlsruhe einschreiben. Nach Abschluss ihres Studiums legte sie 2015 ihr Solistenexamen mit Auszeichnung ab. Seit 2013 hat sie eine Assistentenstelle im Fach Violine an der Karlsruher Hochschule inne. 13 KEVIN GRIFFITHS, DIRIGENT D er 1978 in London geborene Dirigent Kevin Griffiths stammt aus einer Musikerfamilie. Er ist seit der Saison 2011/12 Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Collegium Musicum Basel. Kevin Griffiths studierte unter anderem bei David Zinman in Aspen (USA), bei Colin Metters an der Royal Academy of Music in London und danach am Royal Northern College of Music in Manchester. Er gewann 2010 den 2. Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb „Sir Georg Solti“ und war für die Saison 2010/11 Stipendiat des „Melgaard Young Conductors Scheme“ beim Orchestra of the Age of Enlightenment London. Über seine Leistung beim Georg Solti-Wettbewerb schreibt die Frankfurter Rundschau: „Es schien so, als würde Griffiths das Rennen machen (insgesamt hatten beinahe 600 Kandidaten an dem Wettbewerb teilgenommen) – deutlich wirkte die Publikumsreaktion, deutlich waren die musikalischen Qualitäten.” Unter anderem durch sein Engagement für Neue Musik erlangte Kevin Griffiths internationales Ansehen. Er ist Gründer des London Steve Reich Ensembles, das weltweit gastiert 14 und dessen erste CD für CPO mit einem Diapason d‘Or ausgezeichnet wurde. Seine zweite, vielbeachtete Aufnahme mit dem Ensemble wurde im September 2011 beim Label EMI Classics veröffentlicht. Weitere CDAufnahmen mit Werken von Haydn, Mozart, Romberg, Hans Huber und Paul Juon werden auf dem Label CPO erscheinen. Kevin Griffiths dirigierte bereits zahlreiche renommierte Orchester, darunter das Tonhalle Orchester Zürich, das Frankfurter Opern- und Museumsorchester, das Basler Symphonieorchester, das Musikkollegium Winterthur, das Orchestra della Radio Svizzera Italiana, das Luzerner Symphonieorchester, das Zürcher Kammerorchester, die Badische Staatskapelle, die Nordwestdeutsche Philharmonie, die Jenaer Philharmonie, das Orquesta Sinfonica de Navarra, die Slowakische Radiophilharmonie, das Orchestra of the Age of Enlightenment London und das Hallé Orchester Manchester. In der Berliner Philharmonie dirigierte er das Kammerorchester Berlin. In den Jahren 2015 und 2016 war er beim Menuhin Festival Gstaad eingeladen. Namhafte Künstler wie Sir James Galway, Isabelle van Keulen, Sergei Nakariakov, Dmitry Sitkovetskzy, Paul Lewis, Alexander Rudin, Ingolf Turban, Michel Camilo und Solisten der Berliner Philharmoniker haben mit Kevin Griffiths zusammengearbeitet. Weiter assistierte er bei Vladimir Jurowski, Leonard Slatkin, Trevor Pinnock Sir Mark Elder und Sir Simon Rattle. Griffiths brachte Werke von Hans Huber, Daniel Schnyder, Elena Firsova, Steven Mackey und Rodolphe Schacher zur Uraufführung, und dirigierte er u. a. Opern von Ravel wie „L’heure espagnole“ und „L’enfant et les sortilèges“, „Die Fledermaus“ von Johann Strauss und „Don Giovanni“ von Mozart. Darüber hinaus engagiert er sich für die Musikförderung von Kindern und Jugendlichen. Für ein Tanzprojekt mit über 100 jugendlichen Teilnehmern kollaborierte er mit dem englischen Choreographen Royston Maldoom – auch bekannt durch den Film „Rhythm is it!“ mit den Berliner Philharmonikern. 15 DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ D ie Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wurde 1919 in Landau gegründet und ist seit 1998 ein Landesbetrieb des Landes Rheinland-Pfalz. Die Staatsphilharmonie ist das größte und bedeutendste Orchester des Bundeslandes und trägt damit zur sinfonischen Grundversorgung in der Pfalz bei. Ebenso gilt sie als das Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar. Regional und international ist sie Botschafterin des Landes Rheinland-Pfalz. Ihre stilistische Bandbreite reicht von der großen Sinfonik über Musiktheaterproduktionen bis hin zu Filmmusik- und Stummfilmprojekten. Seit Sommer 2009 trägt Karl-Heinz Steffens die künstlerische Verantwortung. Auf seine Initiative hin entstanden u. a. der mehrjährige Zyklus „Beethoven und das 20. Jahrhundert“ und der bundesweit beachtete „RING Halle Ludwigshafen“. Auch das ambitionierte Metropolregion SommerMusikfest MODERN TIMES zum Spielzeitbeginn mit Schwerpunkt auf Musik des 20. Jahrhunderts sowie die Sommerresidenz des Orchesters in Speyer entstanden unter Steffens’ Ägide und bringen alljährlich Musikfreunde aus der Region und gefeierte Künstler internationalen Ranges an unterschiedlichen Spielstätten zusammen. In einem mehrjährigen Zyklus bringen Karl-Heinz Steffens und die Staatsphilharmonie alle Sinfonien von Anton Bruckner in den vier Domen des Landes zur Aufführung; Kooperations- 16 partner des Projektes sind die jeweiligen Dom-Musiken, die KathedralKlänge und der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Zentrale Aktivitäten in der Metropolregion Rhein-Neckar sind neue Konzertformate und Serien wie REBELLION IM QUADRAT (Mannheimer & Karlsruher Schule) und STAATSPHILHARMONIE IM CAPITOL, dem renommierten Eventhaus in Mannheim, zugleich um neue Interessengruppen für die Musik zu begeistern. begeistern. Für die herausragende musikalische Qualität des Konzertangebots sowie für die besondere Kreativität wurde die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Saison 2016/2017 vom Deutschen Musikverleger-Verband für das „Beste Konzertprogramm“ ausgezeichnet – eine bedeutende Anerkennung für den eingeschlagenen Weg, die Leistungsfähigkeit des Orchesters mit neuen Konzertformaten für möglichst weite Teile der Bevölkerung erlebbar zu machen. In einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit dem Label Capriccio & Deutschlandradio Kultur erscheinen seit 2014 unter dem Titel MODERN TIMES Portraits von Komponisten des 20. Jahrhunderts. Für die erste Veröffentlichung der Serie „Bernd Alois Zimmermann“ ist die Staatsphilharmonie aufgrund ihrer herausragend künstlerischen Leistung mit dem ECHO Klassik 2015 als „Orchester des Jahres“ ausgezeichnet worden. Die Einspielung aller Sinfonien von Robert Schumann wurde bei Coviello Classics veröffentlicht. Als Landesorchester sind die 87 Musikerinnen und Musiker der Staatsphilharmonie besonders im südlichen Teil von Rheinland-Pfalz zu erleben. In ihrer „Residenzstadt“ Ludwigshafen ist die Staatsphilharmonie mit den Philharmonischen Konzerten im Pfalzbau ebenso präsent wie im BASF-Feierabendhaus. Weitere Aboreihen finden in Mainz, im Rosengarten Mannheim und im Konzerthaus Karlsruhe statt. Seit der Saison 2015/2016 veranstaltet das Orchester auch eine eigene Konzertreihe in der Stadthalle Heidelberg. IMPRESSUM Herausgeber: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Intendant: Prof. Michael Kaufmann Redaktion: Judith Schor | Text: Isabel Steppeler (Originalbeitrag für dieses Heft) | Bildnachweis: Stefan Wildhirt (S. 16) Bildarchiv Staatsphilharmonie | Gestaltung: DesignKultur Negelen & Repschläger GmbH, Wiesbaden | Druck: BB Druck+Service GmbH, Ludwigshafen Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. 17 GALAKONZERT ELĪNA GARANČA 23. Februar 2017 19:30 Uhr Ä Mannheim Rosengarten Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Karel Mark Chichon Dirigent Werke von Tschaikowski, Verdi und Massenet Präsentiert von: KARTEN unter Telefon: 0621 - 33 67 333 oder unter: www.reservix.de www.staatsphilharmonie.de DIE DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ IN DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR SA Ä 11. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Uhr Mannheim, Rosengarten 4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent BESTES KONZERTPROGR AMM Katharina Ruckgaber, Sopran SAISON 2016/2017 Aribert Reimann Hölderlin-Fragmente für Sopran und Orchester Ä Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll Im Rahmen dieses Konzertes überreicht der Deutsche Musikverlegerverband der Staatsphilharmonie den Preis für das beste Programm der Saison 2016/2017. SO Ä 12. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Uhr Mainz, Rheingoldhalle 3. MAINZER MEISTERKONZERT (Besetzung und Programm siehe 11. März) MI Ä 15. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Uhr DO Ä 16. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Uhr Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus 4. SINFONIEKONZERT – KONZERTE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE Shiyeon Sung, Dirigentin Bertrand Chamayou, Klavier Benjamin Britten The Young Person’s Guide to the Orchestra: Variations and Fugue on a Theme of Henry Purcell op. 34 Ä Maurice Ravel Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Ä Edward Elgar Enigma Variationen DO Ä 6. APRIL 2017 Ä 19:30 Uhr Heidelberg, Stadthalle „NEULAND.LIED“ IM RAHMEN DES 21. HEIDELBERGER FRÜHLINGS AUFTAKTKONZERT Christian Reif, Dirigent Michelle de Young, Mezzosopran Toby Spence, Tenor Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 „Jupiter-Sinfonie“ Gustav Mahler Das Lied von der Erde FR Ä 21. APRIL 2017 Ä 20:00 Uhr Kaiserslautern, Fruchthalle SA Ä 22. APRIL 2017 Ä 19:30 Uhr Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Alejo Pérez, Dirigent Ä Frank Dupree, Klavier Aribert Reimann Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann Edward Grieg Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op.16 Ä Ernest Chausson Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 20 ORCHESTER DES JAHRES MANNHEIMER MEISTERKONZERTE KARTEN Platzkategorie I – V: € 40 | 34 | 29 | 24 | 15 Kartentelefon 0621 – 3367333 MAINZER MEISTERKONZERTE KARTEN Preiskategorie I – V € 44 | 38 | 29 | 20 Kartentelefon 06133 - 5799991 BASF-FEIERABENDHAUS KARTEN Platzkategorie I – IV: € 47 | 41 | 33 | 26 Kartentelefon 0621 - 6099911 HEIDELBERGER FRÜHLING KARTEN Platzkategorie I – V € 69 | 59 | 46 35 | 25 Kartentelefon 06221 – 58400 4 PHILHARMONISCHE KONZERTE KARTEN Platzkategorie I – III: € 32 | 25 | 15 Kartentelefon 0621 – 3367333 U27: Jugendliche unter 27 Jahren erhalten Karten zu allen orchestereigenen Konzertreihen zum Preis von € 7. Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 599090 Telefax 0621 - 5990950 [email protected] www.staatsphilharmonie.de In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz