Fokus Gesundheit Jahrgang 2016 | Nr. 2 MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GER A S eit dem 21. Juni trägt das SRH Wald-Klinikum Gera den offiziellen Titel „Onkologisches Zentrum“. Hinter dieser nüchternen Bezeichnung verbirgt sich ein an deutschen Krankenhäusern begehrtes Qualitätssiegel, das für eine hochqualifizierte, interdisziplinäre und ganzheitliche Krebsbehandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen steht. In Thüringen gibt es nur drei Zentren dieser Art. Über ein Jahr lang haben Zentrumsleiterin Frau Prof. Dr. Susanne Lang, Qualitätsmanagerin Bettina Schneider und das gesamte onkologische Team der sechs Tumor-Organzentren die aufwändige Zertifizierung akribisch vorbereitet, die - so eines der Ziele -Krebspatienten die Wahl des für sie in Frage kommenden Krankenhauses erleichtern soll. „Das Ganze glich einem wahren Parforceritt“, erinnert sich Frau Prof. Lang an jene zwei Tage, als das fünfköpfige Expertenteam alle onkologischen Einrichtungen des Klinikums kritisch unter die Lupe nahm. „Den Aufwand war es das aber wert“, freut sich die Krebsspezialistin. In breiter Front erfolgreich gegen den Krebs SRH Wald-Klinikum Gera als „Onkologisches Zentrum“ zertifiziert 6 Tumorzentren mit guten Referenzen Gemeinsam gegen den Krebs: Experten aus verschiedenen an der Krebsbehandlung beteiligten Bereichen sind stolz auf das Qualitätssiegel "Onkologisches Zentrum". Foto: Christoph Beer Unter dem Dach des Onkologischen Zentrums am SRH Wald-Klinikum Gera arbeiten heute sechs Tumorfachzentren. Dabei handelt es sich um das Brustzentrum Ostthüringen, das Prostatakarzinomzentrum, das Lungenkrebszentrum, das Pankreaskrebszentrum, das Darmkrebszentrum und das Hautkrebszentrum. Den Anfang machte im Jahre 2005 das Brustzentrum Ostthüringen unter Leitung seines Chefarztes Dr. Dirk-Michael Zahm. Die mehrfach zertifizierte Klinik genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Region und darüber hinaus. Das liegt auch daran, dass in 85 Prozent aller Fälle, die erkrankte Brust erhalten werden kann. Einen überzeugenden Beweis für die medizinische Exzellenz dieser Klinik lieferte Frau Prof. Lang selbst: Als eine in den USA lebende nahe Verwandte an Brustkrebs erkrankte, empfahl sie ihr das eigene Zentrum, in dem sie dann auch erfolgreich behandelt wurde. Ähnlich gute Referenzen kann auch das Prostatakarzinomzentrum unter Leitung von Oberarzt Dr. Andreas Auge vorweisen. 2009 erstmals zertifiziert, rangiert es unter den insgesamt 91 deutschen Zentren auf Platz 12 und weist die vierthöchsten OP-Zahlen in den neuen Bundesländern auf. In dieser Ausgabe werden wir Ihnen diese und einige andere Tumorzentren etwas näher vorstellen. Die 7 Module des Tumorzentrums Stolz ist Frau Prof. Dr. Susanne Lang auch auf die 7 Module des Geraer Tumorzentrums. Dabei handelt es sich um eine Art Netzwerk, das der Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung zugute kommt. Zu diesen Modulen zählen die organbezogenen, interdisziplinären Therapiezentren (z. B. das Brustkrebszentrum, die Tumorambulanzen, die Tagesklinik und die interdisziplinären Tumorkonferenzen), ergänzende Angebote wie Schmerztherapie, Palliativmedizin und Physiotherapie, die onkologische Forschung, die Fort- und Weiterbildung, die regionale Kooperation mit anderen Krankenhäusern, niedergelassenen Onkologen sowie Reha-Einrichtungen und die Erfassung aller Fälle im Klinischen Krebsregister. All diese Module dienen letztlich der Rundumversorgung aller Tumorpatienten, dem Erfassen und der Auswertung von Behandlungsresultaten und der langzeitigen Nachsorge. „Dass wir auf all diese Module direkt an unserem Klinikum zurückgreifen können, erweist sich im täglichen Krankenhausalltag als ungeheurer Vorteil“, freut sich Prof. Lang. „Gerade eine gut funktionierende Palliativmedizin, die verschiedensten Beratungs- und psychoonkologischen Angebote sowie eine wirkungsvolle Schmerztherapie sind von unschätzbarem Wert für die unmittelbar Betroffenen, aber auch für uns Behandler." Tumorbehandlung immer personalisierter „Obwohl sich auf dem Gebiet der Krebsbehandlung gerade in den letzten Jahrzehnten außerordentlich viel getan hat, setzen viele diese Diagnose noch immer mit dem ganz persönlichen Weltuntergang gleich“, weiß Frau Prof. Susanne Lang aus ihrer täglichen Praxis. Dabei bedeute Krebs nicht automatisch das Todesurteil. In vielen Fällen kann durch eine rechtzeitige Operation und eine Strahlentherapie der Krebs geheilt werden. Aber auch bei ausgedehnter Krebserkrankung kann der Tumor durch neue Behandlungsmethoden wie die Immuntherapie, wirksamere Medikamente und speziell auf die einzelne Person zugeschnittene Behandlungsstrategien immer häufiger gebremst, gestoppt oder gar geheilt werden. Wichtig sei in jedem Falle, rechtzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun, Angebote zur Krebsvorsorge wahrzunehmen, sich schlau zu machen, wenn es um die Wahl des richtigen Chirurgen oder Onkologen, des passenden Krankenhauses geht, also aktiv mitzuwirken an der eigenen Genesung. Klaus-Peter Kirsten Hiobsbotschaft Krebs! Tipps und Erfahrungen zum Umgang mit einer Tumorerkrankung Unbedingt Angehörige mit einbeziehen Viele Krebspatienten fanden es rückblickend als besonders hilfreich, den Ehepartner, engste Freunde oder die Person ihres Vertrauens zum Arztgespräch hinzugezogen zu haben. Zum einen wurden dadurch die Last und Angst geteilt, zum anderen vermochte es der Partner/in, in einer solchen Ausnahmesituation klarer zu denken. Scheuen Sie sich nicht, über die Krankheit und Ihre Ängste mit Anderen zu sprechen. Das macht Sie freier. Negative Gefühle nicht unterdrücken! Eine Krebsdiagnose ist zugleich eine Lebenszäsur. Wut und Frust gehören zur unmittelbaren Verarbeitung. Unterdrücken Sie Ihre negativen Gefühle auf keinen Fall. Lassen Sie Ihren Frust heraus. Teilen Sie Ihrem Umfeld aber möglichst mit, warum Sie sich anders verhalten als gewohnt. Warum gerade ich? Ist die falsche Fragestellung, die zu keiner befriedigenden Antwort führen kann. Wichtiger ist die Frage: „Was kann ich nun tun“. Mit diesem offensiven Herangehen lassen sich dann auch später persönliche Strategien zur Krankheitsbewältigung entwickeln. Machen Sie sich schlau! Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf andere. Informieren Sie sich umfassend über Ihre Erkrankung, mögliche Therapien und den neuesten Wissenstand. Holen Sie bei Unsicherheit eine medizinische Zweitmeinung ein. Nicht zu sehr sollten Sie sich auf das Internet verlassen. Jeder Fall ist anders. Besser geeignet sind Selbsthilfegruppen, Gespräche mit Betroffenen und öffentliche Gesundheitsforen. Und: Trauen Sie sich, fragen Sie Ihren Arzt ein Loch in den Bauch. Der Krankheit die Stirn bieten Betrachten Sie den Krebs als persönliche Herausforderung, der Sie sich ganz bewusst stellen. Es gab viele Krisen im Leben, vor denen Sie auch nicht kapituliert haben. Nehmen Sie dabei die Hilfe von Familie, Freunden, Kollegen und nicht zuletzt von Ärzten und Pflegepersonal an. Cartoon: Christian Habicht www.waldklinikumgera.de Chance verdient und genutzt Sie haben die Chance verdient und sie haben sie genutzt: Zehn Frauen sind die ersten, die über ein Modellprojekt am SRH WaldKlinikum den Sprung aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Festanstellung geschafft haben. Die jüngste ist 26, die älteste 55 Jahre alt. Vor zwei Jahren startete das Projekt von Krankenhaus, Jobcenter Gera und der Beschäftigungsgesellschaft Otegau. Die Idee: Neu zu schaffende Stellen für Stationshilfen werden von Langzeitarbeitslosen besetzt. Als klinisches Hauspersonal entlasten sie auf Station, teilen das Essen aus, sortieren Material ein und entsorgen Wäsche und sind bei all dem hochmotiviert. Sie nehmen sich Zeit für Patienten, holen die Zeitung vom Kiosk, bringen Wasser und Kaffee oder begleiten die Kranken bei schönem Wetter auf den Balkon. Die Patienten wissen das zu schätzen. Genauso wie die Pflege-Mitarbeiter. Dass es gelingen würde, Langzeitarbeitslosen ausgerechnet in einem Krankenhaus mit straff organisiertem Ablauf und rollender Woche den Wiedereinstig zu ermöglichen, lag nicht gerade auf der Hand. Dafür brauchte es einen aufgeschlossenen Arbeitgeber; Teams, die bereit waren, gemeinsam mit den Quereinsteigern durch die Höhen und Tiefen der Anfangsphase zu gehen; ein Jobcenter, das nicht nach Schema F verwaltet und die Beschäftigungsgesellschaft, die als Bindeglied agiert. Inzwischen heißt das alles „Geraer Modell“. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, am Ende werden 25 feste Arbeitsplätze entstehen. Das ist auch ein Auswahlprozess. Wenn Teilnehmer ausscheiden, wird nachbesetzt. Nicht alle Bewerber sind den Anforderungen gewachsen, manchen liegt die Arbeit im Krankenhaus nicht, andere finden woanders Jobs. Aber auch das gibt es: Zwei wollen weiter und beginnen eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer. Aus dem Inhalt Der Mann kriegt das hin Seite 2 ............................... Das Umdenken hat gerade begonnen Seite 3 ............................... Das Erfolgsgeheimnis des Geraer Darmkrebszentrums Seite 4 ............................... Heimtückisch, aber nicht unbesiegbar! Seite 5 ............................... Die Haut vergisst nichts Seite 6 ............................... Eine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag Seite 7 ............................... Was ist Psychoonkologie? Seite 8 2 DAS THEMA Jahrgang 2016 | Nr. 2 „Der Mann kriegt das hin“ Zwei Patienten über ihre Erfahrungen im Prostatakarzinomzentrum Gera W Um in Gelenke zu blicken, wenden Radiologen und Unfallchirurgen am SRH Wald-Klinikum die Untersuchungsmethode der Arthrographie an. olfgang Poßögel ist ein Mann, der weiß, was er will. Éin Machertyp. So einem passt Krankheit nicht in den Kram. – Nie. Und trotzdem erwischte es auch ihn. Obwohl der heute 73-Jährige regelmäßig zu den urologischen Vorsorgeuntersuchungen ging, stieg sein PSA-Wert (Prostataspezifisches Antigen) über Jahre kontinuierlich an. Der PSA-Wert ist ein Indikator für ein mögliches Prostatakarzinom, also einen Krebs der Vorsteherdrüse, der häufigsten bösartigen Tumorart beim Mann. Ansonsten zeigten sich bei dem agilen Rentner keine weiteren Beschwerden. Sein behandelnder Urologe riet ihm, das Ganze abklären zu lassen und empfahl dafür das Geraer Prostatakarzinomzentrum unter Leitung von Oberarzt Dr. Andreas Auge. Energisch, wie er das stets in seinem Leben hält, ging Poßögel auch dieses Problem unverzüglich an. Der ehemalige Straßen- und Brückenbau-Ingenieur, der sich nach der Wende mit einem privaten Straßenbauunternehmen selbstständig gemacht hatte und bis zu 300 Mitarbeiter Auch wenn sie verheilt scheinen, können Gelenkverletzungen Patienten weiter plagen: mit wieder kehrenden Schmerzen oder B ewegungseinschränkungen, die auf den ersten Blick nicht zu erklären sind. Für einen zweiten, tieferen „Einblick“ bietet das SRH Wald-Klinikum Gera jetzt das Verfahren der direkten MRTArthrographie an, bei der gadoliniumhaltiges Kontrastmittel während einer Magnetresonanztomographie (MRT) direkt in das Gelenk gespritzt wird und somit für eine größere Detailgenauigkeit sorgt. Information ist wichtig: Zentrumsleiter Dr. Andreas Auge (4.v.r.), an einem Tisch mit Strahlentherapeut Torsten Heil (3.v.r.), Urologe Dr. Holger Kujau (r.), Ambulanzschwester Kerstin Hermes-Blasche und Patienten, die sich inzwischen in Selbsthilfegruppen engagieren. Foto: Katrin Wiesner führte. Mit 73 ist Wolfgang Poßögel heute ganz der alte: Firmenpatriarch, Ehemann, zweifacher Vater, Großvater von vier Enkeltöchtern und Vorsitzender des Förderkreises Leuchtenburg. Die Erschütterung des Seismologen Wolfgang Poßögel unterzog sich 2012 einer perkutanen Strahlentherapie zur Heilung seines Prostatakrebses. Das Bild zeigt ihn im Mai dieses Jahres bei einer Radtour. Foto: privat beschäftigte, nahm zum Aufklärungsgespräch seine Frau, „seine beste Krankenschwester“, wie er sie nennt, mit. Helga Poßögel erinnert sich: „Dr. Auge nahm sich sehr viel Zeit, erklärte uns die verschiedenen Behandlungsoptionen, die Nebenwirkungen, Risiken und Heilungsaussichten. Da der Tumor noch nicht gestreut hatte, entschieden wir uns gegen eine OP und für ein relativ schonendes Verfahren, die sogenannte perkutane Strahlentherapie. Mein Bauchgefühl, auf das ich mich stets verlassen kann, sagte mir: Der Mann kriegt das hin!“ „Ich kann Krankenhaus nicht leiden“ Der Mann, der diese Vorschusslorbeeren einheimste, gehört zu den erfahrensten Urologen des Wald-Klinikums. Die perkutane Strahlentherapie, die in enger Kooperation mit den Spezialisten der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie durchgeführt wird, ist neben der radikalen Entfernung des Tumors und der Seeds-Implantation eines der etablierten Verfahren zur Behandlung des Prostatakrebses. Wolfgang Poßögel überstand die erste Bestrahlung ohne Komplikatio- Mehr Kontrast bitte! nen und konnte noch am selben Tag die Klinik verlassen. Eine Sitzung dauert etwa 45 Minuten, die reine Bestrahlungszeit knapp 15 Minuten. Währenddessen wird mit einem Linearbeschleuniger energiereiche, ionisierende Strahlung direkt auf die Prostata gerichtet. Um das benachbarte, gesunde Gewebe dabei möglichst zu schützen, erfolgt die Behandlung nach einer genauen Bestrahlungsplanung. Es werden in örtlicher Betäubung drei sogenannte Goldmarker (das sind 5 mm kleine Mini-Goldzylinder) über den Damm in die Prostata implantiert, die die Lage der Prostata bei jeder Bestrahlung millimetergenau anzeigen. Insgesamt 37 punktgenaue Bestrahlungen über einen Zeitraum von acht Wochen sowie eine Reha-Kur musste Wolfgang Poßögel danach noch über sich ergehen lassen, obwohl er Krankenhaus nicht leiden könne. Das war 2012. Seither führen die Poßögels wieder ihr gewohntes Leben. Der PSA-Wert liegt im Normbereich, die Krankheit ist bis auf wenige kleine Hautreizungen, verursacht durch die Strahlung, besiegt und fast vergessen. Im Mai unternahm das Ehepaar mit Freunden eine große Fahrradtour, die sie von Potsdam bis nach Ahrenshoop über fast 500 Kilometer Dr. Diethelm Kaiser steht ebenfalls wieder mit beiden Beinen im Leben, obwohl auch ihn der Prostatakrebs vor mehr als zwei Jahren aus der gewohnten Bahn warf. Der 56-jährige Seismologie und Geophysiker erfuhr gleichfalls in einem sehr frühen Stadium von seiner Erkrankung. Sein stetig steigender PSA-Wert war auch hier erstes Indiz für den Tumor. Nachdem sich der Wert innerhalb von drei Monaten 2014 verdoppelt hatte, brachten eine Zweitmeinung sowie eine Stanzbiopsie endgültige Gewissheit und einen gewaltigen Schock über die bisher größte Verwerfung im Leben eines Mannes, der sich von berufs wegen eigentlich bestens mit Erschütterungen auskennt. Drei Wochen lang setzte sich Dr. Kaiser intensiv mit seiner Krankheit auseinander, las viel, recherchierte im Internet, sprach mit Betroffenen. Der Wissenschaftler, der in Hannover und Jena lebt und arbeitet, überließ bei der Therapiewahl nichts dem Zufall. Sein behandelnder Urologe empfahl ihm schließlich, den anstehenden Eingriff in Gera machen zu lassen. Dort gebe es große Erfahrungen bei der minimalinvasiven endoskopischen radikalen Prostatektomie mit einem 3D-HD Kamerasystem. Anders als Wolfgang Poßögel hatte sich Diethelm Kaiser für dieses Verfahren entschieden, bei dem die Prostata und die Samenblasen vollständig entfernt werden. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, erinnert er sich. Ein Grund sei gewesen, dass er unbedingt die Bestrahlung und Chemotherapie vermeiden wollte, an die er durch die Brustkrebserkrankung seiner Frau schlechte Erinnerungen hatte. Das Aufklärungsgespräch mit Dr. Auge, das ebenfalls im Beisein seiner Ehefrau geführt wurde, bestärkte ihn schließlich in seiner Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. Zehn Tage verbrachte Diethelm Kaiser im Herbst 2014 in der Urologischen Klinik Gera. Die OP sei erfolgreich, die Räumlichkeiten sehr schön, Schwestern und Pfleger ausgesprochen nett gewesen. Die anschließende Reha in Bad Elster trug viel dazu bei, mit den zeitweiligen Nachwirkungen des Eingriffes besser zurechtzukommen. „Acht Monate hat es schließlich gedauert, bis ich voll wieder hergestellt war“, resümiert er. Auch sein PSA- Wert bewegt sich nach radikaler Entfernung der Prostata im nicht messbaren Bereich. Heute genießt der Wissenschaftler sein wiedergeschenktes Leben noch bewusster. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er dabei in seiner Wahlheimat Jena, für die er sich aus beruflichen Gründen 1997 entschied. Abschließend sein Rat an alle Betroffenen: Vorsorgeuntersuchungen unbedingt wahrnehmen, sich über die Krankheit umfassend informieren, die Erfahrungen anderer Patienten einholen, die Familie und Freunde einbeziehen und die Freude am Leben über alldem nicht verlieren. Klaus-Peter Kirsten Dr. Diethelm Kaiser mit seiner Ehefrau während eines Ostseeurlaubs in Kühlungsborn. Foto: privat Unser Prostatakarzinomzentrum Zentrumsleiter: Ltr. OA Dr. med. Andreas Auge Kontakt: 0365 8287470 Das Prostatakarzinomzentrum Gera ist ein Zusammenschluss verschiedener Kliniken, Institute und Abteilungen zur Diagnostik und Therapie des Prostatakrebses und arbeiten Hand in Hand, um für unsere Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Eine enge, intensive Kommunikation wird mit den kooperierenden, niedergelassenen Urologen gepflegt. Profil: • Erstzertifizierung: 2009 • Platz 12 unter den 91 deutschen Prostatakarzinomzentren • Alle medizinisch etablierten Behandlungsformen beim örtlich begrenzten und fortgeschrittenen Prostatatumor • Enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen sowie mit den niedergelassenen Urologen Mit der MRT-Arthrographie in die Gelenke schauen: Prof. Dr. Joachim Böttcher und Dr. Gunther Wichmann vor einer Aufnahme eines Schultergelenks. Foto: Katrin Wiesner In der MRT können grundsätzlich knöcherne und knorpelige Strukturen sowie Weichteile wie Muskeln, Bänder und Sehnen exzellent dargestellt werden. Das Kontrastmittel aber wirkt wie eine Lupe. „Auch feinste Risse und Schäden, die versteckt in den Gelenken Schmerzen auslösen, werden für uns sichtbar“, erklärt Prof. Dr. Joachim Böttcher, Chefarzt der Radiologie. Vor allem an der Schulter können Ärzte so Teilrisse der Sehne (Rotatorenmanschetten-Verletzungen), Schäden an der Gelenklippe (Labrum), die das Schultergelenk stabilisiert, oder Verletzungen der glenohumeralen Bänder diagnostizieren. An der Hand werden Knorpel- oder Bänderläsionen erkannt. Denkbar ist die Anwendung auch zur Abklärung von Hüftgelenkserkrankungen. An anderen Gelenken ist der Einsatz allerdings nur auf spezielle Fragestellungen beschränkt. Katrin Wiesner Impressum Herausgeber: SRH Wald-Klinikum Gera GmbH Straße des Friedens 122 07548 Gera V.i.S.d.P.: PD Dr. med. Uwe Leder, MBA (Geschäftsführer) Redaktion: Katrin Wiesner, Klaus-Peter Kirsten Kontakt: Tel. 0365 828-8108 E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: 300.019 Gestaltung: Christoph Beer Druck und Verteilung: Verlag Dr. Frank GmbH 3 INTERVIEW Jahrgang 2016 | Nr. 2 Das Umdenken hat gerade begonnen Seit 2004 leitet Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm das Brustzentrum Ostthüringen. Weil Ärzte immer mehr über den Krebs lernen, gehen sie in der Therapie zunehmend differenzierter vor. Wie hoch ist heute die Chance, mit der Diagnose Brustkrebs zu überleben? Jede neunte Frau erkrankt an Brustkrebs, das ist eine hohe Rate. Aber 80 bis 85 Prozent haben sehr gute Chancen, geheilt zu werden. Entscheidend ist der Brustkrebstyp, den wir über molekulargenetische Analyseverfahren bestimmen können. Wir unterscheiden grob den hormonunempfindlichen, deutlich gefährlicheren und den hormonempfindlichen, besser behandelbaren Brustkrebs. Welche Rolle spielen denn die Hormone? Die weiblichen Geschlechtshormone, die Östrogene, regen das Wachstum der Drüsenzellen an. Das ist in der Pubertät so oder in der Schwangerschaft und setzt sich bis zu den Wechseljahren fort. Genauso können Östrogene aber auch die Vermehrung von Krebszellen fördern, wenn diese hormonempfindlich sind. Das ist wie ein Dünger-Effekt: Die Tumorzellen wachsen schneller, aber ob sie damit häufiger sind, wissen wir nicht. Die Hauptursachen für die Entstehung dieses Brustkrebstyps würde ich insgesamt in unserem Lebensstil suchen: wenig Kinder, späte Geburten, eine lange Östrogenbelastung durch die frühzeitige Pille und Hormonersatztherapie. Aber auch fehlende Bewegung, zu viel Alkohol, zu viel Stress. Würden Sie eine Hormonersatztherapie trotzdem empfehlen? Frauen in der Menopause nehmen zwischen 5 und 10 Jahren lang Hormone ein. Damit erhöht sich das Risiko gering, einen gut heilbaren Tumor zu entwickeln. Ich denke, die Vorteile überwiegen die Nachteile, was auch durch jüngste Publikationen bestätigt werden konnte. Ich rate aber zur regelmäßigen Kontrolle. Wie häufig ist der zweite, der vererbbare Brustkrebstyp? Zwecken auch die Wächterlymphknoten entfernt. Das ist medizinischer Standard. Manche Frauen klagen anschließend über Nervenschmerzen und Taubheitsgefühle. Angesichts der Nebenwirkungen: Wie sinnvoll ist das? Auch hier hat ein Umdenken eingesetzt. Wir können Patientinnen im Rahmen einer Studie anbieten, auf die Entfernung des Wächterlymphknotens zu verzichten. Die Langzeituntersuchung soll zeigen, ob das Auswirkungen auf den weiteren Verlauf hat. Ich glaube, dass die Information, die uns der Lymphknotenbefall bislang gegeben hat, für die Wahl der richtigen Behandlung und die Prognose, d.h. die Heilungschance, nicht mehr nötig ist – wozu dann noch die Lymphknoten entfernen? Katrin Wiesner Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm erklärt, warum die Zahl der operativen Eingriffe zurück geht. Foto: Jörg Simanowski Nur fünf bis zehn Prozent der erkrankten Frauen tragen die „Brustkrebsgene“ BRCA1 und BRCA2 in sich. Diese Gene wurden erst 1990 entdeckt und die Testung auf einen Defekt dieser Gene ist erst seit 2001 möglich. Als sich die Schauspielerin Angelina Jolie deswegen vorsorglich das Brustdrüsengewebe entfernen und durch Implantate ersetzen ließ, sorgte das für Schlagzeilen. Würden Sie zu einem solchen Schritt raten? Wurde in der Familie diese Genmutation festgestellt, sollten sich Angehörige testen lassen. Für Frauen, die noch nicht erkrankt sind, ist die Entfernung tatsächlich eine Möglichkeit der Prophylaxe. Unser Brustzentrum führt solche Eingriffe, die übrigens erst seit fünf Jahren als Kassenleistung zugelassen sind, auch durch. Häufig lassen sich Betroffene auch die Eierstöcke entfernen, weil dieses Krebsrisiko ebenfalls steigt. Die Mutation ist aber auch der Ansatz für eine neue zielgerichtete Therapie. Seit 2014 sind wir an einer internationalen Studie beteiligt. Ausgangspunkt sind Tumore, die eine Chemotherapie überlebt haben. Normalerweise kann eine Zelle Schäden im Erbgut durch Neuanordnung in der DNA reparieren, bei der BRCA-Mutation ist diese Reparaturfunktion jedoch gestört. Das reicht aber noch nicht, denn es gibt andere ReparaturWege, z.B. über das Enzym PARB. Wenn wir dieses PARB-Enzym mit neuen Medikamenten blockieren, stirbt die Zelle. Wie erfolgversprechend der Ansatz ist, wird die Studie zeigen. Sie leiten das Brustkrebszentrum seit 2004 und begleiten seit fast zehn Jahren das Screening-Programm zur Früherkennung des Mammakarzinoms. Immer wieder wird Kritik laut, weil sich auffällige Befunde im Nachhinein als gutartig herausstellen und Frauen grundlos belasten oder weil Krebsvorstufen entfernt werden, die sich nicht zu einem Karzinom entwickelt hätten. Wird zu schnell geschnitten? Hier hat gerade ein Umdenken begonnen. Die Ausgangslage ist: In der Mammographie werden Krebsvorstufen entdeckt, die durch Tasten oder im Ultraschall nicht zu finden wären. Das ist gut bei schnellwachsenden Hochrisiko-Tumoren, hier können wir durch eine frühzeitige Therapie Leben retten. Dies ist auch Teil meines Lebens Die Diagnose Brustkrebs zu verkraften, fällt schwer. Und so gehen Patientinnen sehr unterschiedliche Wege. Eine von ihnen schildert, wie ihr ein Tagebuch geholfen hat, das aus aufgeklebten Notizzetteln, Bildern, Erinnerungsstücken besteht. Sechs laufende Meter sind so zusammen gekommen. Die zeigen am Ende auch die Dimension ihres Kampfes. Die Autorin möchte anonym bleiben, hat ihre Gedanken aber gerne aufgeschrieben: Krankheit und vor allem Krebs ruft schnell das Gefühl hervor, ausgeliefert zu sein. Nach der Diagnose und vor allem am Tag vor der Operation lief geradezu eine Maschinerie an. Das mag alles medizinisch begründet sein und man wird als Patientin auch aufgeklärt und willigt jedes Mal in die Untersuchung ein. Dennoch habe ich mich zwischendurch immer wieder gefragt: „Was passiert hier eigentlich mit mir?“ Hier helfen Notizen, mitten in dieser akut kritischen Situation auch mal eine Sicht von außen einzunehmen. Das kann helfen, das Gefühl des Ausgeliefertseins zu mildern. Ebenso habe ich mich zu diesem frühen Zeitpunkt und auch danach immer wieder gefragt: „Was wird noch kommen?“ Die Krankheit birgt doch manche Überraschung, positive wie negative, und es müssen wichtige, weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Mir hat es enorm geholfen, später nachlesen zu können, warum ich mich für manche Schritte entschieden habe, z.B. letztendlich doch für die Chemotherapie. Oder wann war eigentlich der Wendepunkt? Wenn Zweifel kommen, ob das alles so gut war, kann man auch dies nachlesen. Außerdem vergisst man so vieles, auch Positives. Durch meine Notizen habe ich mit einigen Monaten Abstand gestaunt, was ich alles getan habe und auch, wer mir alles beigestanden hat. Ohne mein Tagebuch hätte ich diese ganzen Kleinigkeiten und Ein außergewöhnliches Tagebuch hat einer Brustkrebs-Patientin geholfen, ihrer Krankheit zu begegnen. Foto: Christoph Beer auch die vielen anteilnehmenden Menschen vergessen. Da Krebs bei uns in der Familie liegt, habe ich das Tagebuch außerdem für eventuell nach mir Betroffene geschrieben. Im Zuge einer so schweren Erkrankung folgt man in der Regel dem Rat der Ärzte und Ärztinnen. Man macht alle, ach so befremdende Therapien mit, die auf den Körper Auswirkungen haben, Bei weniger gefährlichen Tumoren führt das aber auch zur Übertherapierung. Lange galt der Grundsatz: Im Zweifelsfall entfernen. Aber auch Ärzte lernen: bis in die 90iger Jahre wurde die Brust bei einer Krebsvorstufe noch abgenommen. Heute wissen wir, dass entscheidend ist, welchen Brustkrebstyp wir vor uns haben. Das finden wir durch die Biopsie heraus. Die Zahl der operativen Eingriffe geht seitdem zurück, denn Niedrig-risikoVorstufen werden heute eher beobachtet denn operiert. Ebenso löst man sich von der Vorstellung, in jedem Fall eine Anschlussbestrahlung durchzuführen. Wir verfahren zunehmend nach dem Prinzip Abwarten und Beobachten, aber nicht jede Patientin akzeptiert das. Patientinnen werden mit der Tumor-OP zu diagnostischen dass man sich selbst nicht mehr erkennt. Und man versucht, damit umzugehen, z.B. indem man auslotet, welches Essen angenehm ist. Die Notizen helfen, dass man sich z.B. für die nächste ChemoGabe oder die kommende Bestrahlungswoche wappnen kann. Wichtiger noch: Wenn man sich wie ich damit beschäftigt, welche Maßnahmen gegen die Nebenwirkungen helfen, hat man mit der Zeit einen Notizenschatz, was einem individuell wirklich hilft. Bücher sind ja gut, aber jeder und jede ist anders. Besonders wichtig: Man kann auf ihn zurückgreifen, wenn man zu schwach ist, sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Ein eigenes Maßnahmegedächtnis. Ganz ohne Vorwarnung kam die Krankheit nicht über mich. Und dennoch ist man im Nachhinein versucht, an die Zeit, die mit der Diagnose anbricht, als eine dunkle Zeit, als Stillstand vom normalen Leben oder Ähnliches zu erinnern, auch wenn man es vielleicht gefühlsmäßig besser weiß. Ein Tagebuch kann helfen, sich auch an positive Momente, Freude, Anteilnahme und auch Momente, in denen man einfach mal nicht von der Erkrankung bestimmt war, zu erinnern. Das 2004 gegründete Brustzentrum Ostthüringen ist das größte Zentrum dieser Art in Thüringen und gehört zu den 15 größten in Deutschland. Im Jahr werden hier 350 BrustkrebsNeuerkrankungen behandelt. In 90 Prozent der Eingriffe kann die Brust erhalten werden. Zu den Möglichkeiten der plastischen Chirurgie gehören Rekonstruktionen mit Eigengewebe und Implantaten. Wenn keine weitere Strahlentherapie notwendig ist, kann der Brustaufbau noch in derselben Narkose durchgeführt werden. Patientinnen steht auf Wunsch eine Psychoonkologin zur Seite. Sehr selten können auch Männer an Brustkrebs erkranken, die Zahl der jährlichen Fälle bewegt sich im einstelligen Bereich. Kontakt: Tel: 0365 828-4151 Mail: [email protected] Das mag jetzt so naheliegend klingen. Aber wieviel da doch gar nicht unbedingt mit der Krankheit zu tun hatte, wurde mir erst bewusst, als ich auf Initiative des Psychosozialen Zentrums drei Jahre nach der Diagnose den Veränderungskreislauf gestaltet habe. Dort habe ich meine Notizen nach Themen eingeteilt, zumindest danach, was im jeweiligen Eintrag überwogen hat. Jeder Lebensbereich wie Familie, Arbeit, Krankheit, Therapie und Genesung etc. bekam eine eigene Farbe, mit der ich den Eintrag unterlegt habe. Und siehe da: Es überwog doch gar nicht die krasse Krankheitsfarbe Rot, sondern es war auch viel Grün dabei, also was mir gut getan hat. Das hat mir gezeigt: Natürlich war die Lebensqualität enorm eingeschränkt, aber sie lag nicht bei Null, und es war auch keine Zeit des Stillstands. Sicherlich ist es nicht jedermanns Sache, Tagebuch zu schreiben und auch ich habe nicht jeden Tag Notizen gemacht. Vielleicht malt der eine lieber, die andere dokumentiert die Zeit der Krankheit in Fotos. Egal wie: Auch diese Zeit ist Teil der eigenen Geschichte und man kann sie, wie das normale Leben auch, gestalten. 4 DAS THEMA G ute Medizin wird von guten Medizinern gemacht. Diese unumstößliche Tatsache gilt auch und gerade für die sich immer weiter vollziehende medizinische Zentrumsbildung an deutschen Krankenhäusern, wirken hier doch Fachärzte und hochspezialisiertes Personal unterschiedlichsten Couleurs Hand in Hand. Exemplarisch dafür steht auch das 2013 zertifizierte Darmkrebszentrum am SRH WaldKlinikum Gera. An ihm wirken zwei hoch angesehene Koryphäen auf ihren jeweiligen Fachgebieten: der Chirurg und Chefarzt Prof. Dr. Thomas Manger und der Endosonographie-Experte, Chefarzt Prof. Dr. Uwe Will. Beide Ärzte, seit 2002 am Geraer Wald-Klinikum tätig, zeichnen sich durch immense Erfahrungen auf dem Gebiet der Darmkrebsbehandlung aus. So beschäftigt sich Prof. Manger bereits seit über 30 Jahren mit dieser Problematik. Seine OPZahlen bewegen sich inzwischen im fünfstelligen Bereich. Manger kann sich an seinen Berufsbeginn und die seither vollzogene rasante Medizinentwicklung noch lebhaft erinnern, an eine Zeit, als sich die Chirurgie immer weiter zu differenzieren begann. Ähnliches gilt auch für Prof. Uwe Will, der sich seine internistischen Sporen an der Uni-Klinik Jena verdiente und dort als Pionier auf dem Gebiet der Endosonographie gilt. Dieses spezielle Untersuchungs- und Therapieverfahren wurde Ende der 1980er Jahre entwickelt und kombiniert die Vorzüge des Ultraschalls mit denen der Endoskopie. Über das „Rohr“ können Tumoren des Magen- und Darmtraktes, der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse besser beurteilt und im Anfangsstadium auch in einer Sitzung sofort mit abgetragen werden. Ein Team wie Ying und Yang Im Darmkrebszentrum Gera arbeiten Manger und Will heute Seite an Seite, quasi ein Ying und Yang des medizinischen Erfolgs. Sie vertrauen einander uneingeschränkt, schätzen sich und sind Jahrgang 2016 | Nr. 2 Gute Medizin von guten Medizinern Über ein Erfolgsgeheimnis des Geraer Darmkrebszentrums im Laufe der Zeit gute Freunde geworden. In den regelmäßigen Tumorkonferenzen diskutieren sie jeden Fall ausführlich mit ihren Kollegen, den Onkologen, Anästhesisten, Palliativmedizinern, mit Sozialarbeitern, Schmerztherapeuten und Pathologen. Dabei wird eine Tendenz immer offensichtlicher. Die Therapie wird auch auf ihrem Gebiet immer personalisierter, immer individueller, sozusagen maßgeschneidert für jeden Patienten. „Darmkrebs ist eben nicht gleich Darmkrebs“, resümiert Prof. Thomas Manger, „und da ist es natürlich von unschätzbarem Wert, wenn man den Fachkollegen gleich um die Ecke weiß, sich jederzeit mit ihm beraten kann.“ Im frühen Stadium ist Darmkrebs gut heilbar Trotz guter Öffentlichkeitsarbeit und einer immer besser aufgeklärten Bevölkerung leidet Europa nach wie vor an seiner ungesunden Lebensweise und Ernährung, die das Entstehen von Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart in Deutschland, begünstigt. Pro 100.000 Einwohner erkranken jährlich etwa 80 Menschen daran. Verantwortlich dafür sind u. a. der Verzehr von zu viel rotem Fleisch, Alkohol, Nikotin und mangelnde Bewegung, die sogenannten Wohlstandskiller also, sowie eine genetische Disposition. „Die Polypen, die dem Darmkrebs vorausgehen, sind ein Fall für Prof. Will und seine Kollegen, die sie gleich endoskopisch entfernen. In 80 Prozent aller Fälle erweisen sie sich als gutartig“, erklärt Prof. Manger. Mit neueren endoskopischen Techniken sind gutartige Tumoren von 1–6cm lokal gut abtrag- und somit heilbar. Komplizierter wird es, wenn der Tumor bereits eine gewebliche Entartungen aufweist oder wenn die Größe und Lage eine Abtragung erschwert. „In diesen Fällen entscheiden wir gemeinsam, welche primäre Therapie in Frage kommt und wie die Anschlussbehandlung nach geplanter Operation (Chemo), Bestrahlung oder Immuntherapie) aussehen soll. Mittlerweile gibt es eine ganze Hand voll Therapien für solche Fälle. Zumeist erfolgt die Entfernung der Geschwulst durch eine standardisierte laparoskopische Operation, die sogenannte Schlüssellochtechnologie. Dabei entfernen wir den Tumor computergestützt über kleine Körperöffnungen“, fährt Prof. Manger fort. Die exakte und saubere Ausführung der OP spiele dabei eine große Rolle. Diese hänge von der Erfahrung und dem handwerklichen Geschick des Operateurs ab. „Befindet sich der Tumor in Phase 3, hat also schon in die Leber und andere Organe gestreut, ist er in den meisten Fällen nicht mehr heilbar. Dann geht es uns darum, Lebenszeit und Lebensqualität für den Patienten zu erhalten“, erläutert der Chirurg. „Durch unser interdisziplinäres Herangehen haben wir heute viele Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, das Tumorwachstum zu verzögern oder gar zu stoppen und die Schmerzen zu lindern.“ Dazu müsse es aber gar nicht erst kommen, beschwören die Professoren Manger und Will abschließend unisono. Ihr eindringlicher Appell: Unbedingt, ab dem 50. Lebensjahr alle 5–10 Jahre, bei gehäuftem Auftreten von Darmkrebs in der Familie schon vorher, zur kostenlosen Darmspiegelung gehen. Das kann Leben retten. Klaus-Peter Kirsten Darmkrebszentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Uwe Will, Kontakt: 0365 8282401 | Pankreaskarzinomzentrum – Zentrumsleiter: Prof. D Die Schatten des Uranbergbaus I Sorgenschnüffler für die Seele m vergangenen November kam Birgit Nerlich eine Idee. Selbst von der Diagnose Brustkrebs betroffen, überlegte Frau Nerlich, wie in diese Schocksituation nach der Diagnosestellung ein wenig Trost und Erleichterung gebracht werden könnte. Was hätte ihr selbst gut getan, fragte sie sich oft. Vielleicht irgendetwas zum in die Hand nehmen, woran man sich ein wenig festhalten kann, so die Vorstellung. Über Fotos der „Trompetenschnüffler“, die für Kinder gearbeitet werden und die Bekanntschaft mit der handarbeitstechnisch begabten Tina Riedel entstand schließlich eine konkrete Idee und ein neues Projekt unse- res Brustzentrums Ostthüringen, das Projekt Sorgenschnüffler. Seit Januar dieses Jahres häkelt Frau Riedel Schnüffler in verschiedenen Größen und Farben. Eins aber haben alle Schnüffler gemeinsam, Sie muntern traurige Patientinnen auf. Und das Projekt soll weiterentwickelt werden. Das Brustzentrum wird beim Materialkauf finanziell unterstützen, und es gibt bereits Spenden für eine andere Füllung. Eine weitere Patientin ist mit in die Herstellung eingestiegen und strickt vor allem kleine Schnüffler. Das Team des Brustzentrums freut sich darauf, vielen Patientinnen auf diese Art ein wenig Trost spenden zu können. L Gebündelte Kompetenz im 1. Lungenkrebszentrum Thüringens ungenkrebs ist tückisch, denn er wächst meistens unbemerkt. Klagt der Patient über erste Beschwerden wie etwa Bluthusten, hat das bösartige Zellwachstum in der Regel schon ein spätes Stadium erreicht. So gehört das Krankheitsbild nicht nur zu den häufigsten, sondern auch gefährlichsten Krebsarten. Trotz der Suche nach neuen Therapien bleibt er schwer behandelbar. „Ein wichtiger Schritt, Lebenszeit von Patienten zu verlängern und Lebensqualität zu verbessern, ist daher, die Kompetenz der Ärzte zu bündeln und so den Therapieeinsatz zu optimieren“, sagt PD Dr. Thomas Lesser, Chefarzt der Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald-Klinikum. Damit ist auch die Grundidee des 1. Lungenkrebszentrums Thüringens beschrieben. Das Zentrum, von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert, ist eines von nur 49 in Deutschland. Jeder 3. Krebspatient war Bergmann Die hohe Expertise bei der Behandlung von Lungenkrebs hat auch mit der Geschichte der Region zu tun. Mit dem Uranbergbau zwischen 1947 und 1991 stiegen in Ostthüringen die Lungenkrebs-Fälle deutlich an; seit 1991 wurden von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 3700 Fälle als Berufskrankheit bestätigt. Etwa ein Drittel der heutigen Krebspatienten in Gera war früher untertage tätig. Die Stadt hält mit 73 Lungenkrebsfällen auf 100 000 Einwohner einen traurigen Rekord in Thüringen. Unter Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Susanne Lang, einer erfahrenen Spezialistin auf dem Gebiet der pneumologischen Onkologie, werden Lungenkrebspatienten diagnostiziert und medikamentös therapiert. Die operative und/oder strahlentherapeutische Behandlung übernehmen dann die Klinik für Thoraxchirurgie und die Klinik für Strahlentherapie in Gera. Pneumologische und onkologische Praxen der Region sind zugeschalten. Zudem besteht eine hervorragende Kooperation mit dem Institut für Nuklearmedizin in der Universität Jena und der Rehaklinik in Bad Elster. Lungenkrebsbehandlung in „Top-Klinik“ „Wir konzentrieren alle Kompetenzen unter einem Dach - von der Diagnostik bis zur Strahlen- und Chemotherapie oder OP“ – erklärt Chefarzt Dr. Lesser die Vorteile des Zusammenschlusses. Für den Patienten bedeute dies, rund um die Uhr erreichbare Spezialisten, interdisziplinär getroffene Entscheidungen, Fachkompetenz durch hohe Fallzahlen und eine ständige kritische Überprüfung der Klinik-Ergebnisse, zu deren Dokumentation es auch gehört, die Krankengeschichte über den Klinikaufenthalt hinaus zu verfolgen. Die Lungenkrebsspezialisten haben sich längst überregional einen Namen gemacht. So wird Chefarzt Dr. Lesser in der FocusÄrzteliste als TOP-Mediziner im Bereich Lungenkrebs geführt. Im Krankenhausvergleich gehört das Klinikum auf diesem Fachgebiet zu den besten Einrichtungen in Deutschland. Jahrgang 2016 | Nr. 2 5 DAS THEMA Heimtückisch, aber nicht unbesiegbar! Das 1. Pankreaskarzinomzentrum Thüringens nimmt sich der Früherkennung an A uch Reichtum und Prominenz konnten sie nicht vor der heimtückischsten aller Krebsarten schützen: der Apple-Gründer Steve Jobs, der Hollywood-Star Patrick Swayze, der Opernsänger Luciano Pavarotti – sie alle starben an Bauchspeicheldrüsenkrebs, dem Pankreaskarzinom. Nur wenige, wie etwa der Schmusebarde Chris Rea, überlebten. Sich dennoch dieser Krankheit zu stellen, dem Bauchspeicheldrüsenkrebs vereint die Stirn zu bieten – das ist erklärtes Ziel des Pankreaskarzinomzentrums am SRH WaldKlinikum Gera. Es ist bislang das erste und einzige zertifizierte Zentrum im gesamten Freistaat Thüringen. Deutschlandweit gibt es weniger als 30. „Wir sind sehr stolz darauf, mit unserem Team aus Gastroenterologen, Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Palliativmedizinern und vielen kooperierenden Kollegen und begleitenden medizinischen Fachschaften die hohen Qualitätsansprüche eines solchen Zentrums zu erfüllen“, betont Prof. Dr. Uwe Will, Chefarzt der Gastroenterologie am SRH Wald-Klinikum Gera. „Fokus Gesundheit“ sprach mit dem Pankreasspezialisten über einige Aspekte dieser Erkrankung: komplette Entfernung der Geschwulst durch einen erfahrenen Operateur und eine anschließende Chemotherapie angezeigt. Das eigentliche Problem besteht aber darin, dass wir die Patienten in diesem frühen Stadium viel zu selten zu Gesicht bekommen. Die ersten Symptome werden oft übersehen, der Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht als solcher erkannt. Immerhin erkranken in Deutschland jährlich 13000 bis 14000 Menschen daran. Diese besonders heimtückische Tumorerkrankung steht zwar nur für drei Prozent aller Krebserkrankungen, aber für sieben Prozent der Krebstodesfälle. Das spiegelt die äußerst ungünstige Prognose wider. Zum Zeitpunkt der Diagnose können bereits 80 Prozent der Patienten nicht mehr durch eine Operation geheilt werden. Welche Symptome können denn auf einen Pankreaskrebs hindeuten? Bedeutet die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Art Todesurteil? Das können eine schmerzlose Gelbsucht, aber auch unspezifische Beschwerden wie unklare Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme, Rückenschmerzen oder ein neu aufgetretener Diabetes sein. Auch eine langjährig bestehende chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung kann die Entstehung des Tumors begünstigen. So erkranken etwa 4–6 Prozent dieser Patienten nach 10–20 Jahren an diesem bösartigen Tumor. Prof. Dr. Uwe Will: Das würde ich so nicht sagen. In der Frühphase, also wenn der Tumor noch sehr klein ist und nicht gestreut hat, ist Heilung durchaus möglich. In jedem Fall sind dann eine In unserem Zentrum haben wir uns speziell auf die Frühdiagnostik des Pankreaskarzinoms mit Hilfe der Endosonographie, einer hochauflösenden inneren Ultraschalluntersuchung, spezia- lisiert, so dass insbesondere kleine Tumoren, die mit anderen bildgebenden Verfahren nicht zu finden sind, entdeckt werden können. Welche Risikofaktoren spielen denn bei der Entstehung des Pankreaskarzinoms eine Rolle? Zu nennen wären dabei Übergewicht, das Rauchen, sowie der übermäßige Genuss von Alkohol oder die häufige Verzehr von geräuchertem und gebratenem Fleisch. Obwohl die Ursachen noch nicht genau erforscht sind, gibt es auch genetisch determinierte, sogenannte „Pankreaskrebsfamilien“, also Familien, in denen diese Krebsart über mehrere Generationen gehäuft auftritt. Im Übrigen sterben in Deutschland mehr Männer als Frauen daran. Ein großer Vorzug Ihres Zentrums besteht darin, dass sich die verschiedensten darin vertretenen Fachrichtungen alle unter einem Dach befinden. Das stimmt. Nehmen Sie zum Beispiel die Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie. Sie führt jährlich bis zu 100 Operationen an der Bauchspeicheldrüse durch. Bei der Hälfte der Fälle handelt es sich um einen bösartigen Tumor. Hohe Qualitätsstandards der Operateure und der Nachbetreuung sichern dabei eine sehr geringe Operationssterblichkeit und hervorragende Langzeitergebnisse. Jeder Patient erhält in Kooperation mit niedergelassenen onkologischen Ärzten eine individuelle Nachsorge. Diese sehr gute interdisziplinäre Zusammenarbeit – von der Schmerztherapie über die Teilnahme an klinischen Studien bis hin zur Palliativmedizin – ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit unseres Pankreaskarzinomzentrums und für eine erfolgreiche Behandlung der sich uns anvertrauenden Patienten. Klaus-Peter Kirsten Der Chirurg Prof. Dr. Thomas Manger (r.)und der Endosonographie-Experte Prof. Dr. Uwe Will vom Team des Darmkrebszentrums Gera. Foto: Christoph Beer Dr. med. Thomas Manger, Kontakt: 0365 8283101 | Lungenkrebszentrum – Zentrumsleiterin: Prof. Dr. med. Susanne Lang, Kontakt: 0365 8282151 Was soll ein klinisches Krebsregister? Ohne klinische Krebsregisterdaten gibt es keinen Qualitätsnachweis in der Onkologie. Tief Luft holen: Prof. Dr. Lang überprüft die Lungenfunktion eines Patienten. Foto: Christoph Beer Der Anspruch, möglichst alle Krebspatienten nach dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse und unter Berücksichtigung des Fortschritts in der Medizin wohnortnah zu behandeln, erfordert Strukturen, die die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche koordinieren und alle mit der Krebsbekämpfung befassten Personen und Institutionen vernetzen. Klinische Krebsregister sind dafür eine wichtige Voraussetzung. Im klinischen Krebsregister am SRH Wald-Klinikum Gera werden seit Gründung 1994 alle Daten onkologischer Patienten aus dem Raum Gera dokumentiert, erklärt der Leiter Uwe Funke. Jedes Jahr kommen etwa 3500 Diagnosen hinzu. Daraus ergeben sich jeweils 30 000 neue Dokumente, die jede Krankengeschichte von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge nachvollziehbar machen. Im klinischen Krebsregister Gera sind zurzeit Krankheitsverläufe für ca. 65.000 Tumorerkran- kungen gespeichert und können für interdisziplinäre Tumorkonferenzen oder statistische Auswertungen herangezogen werden. Fast 35.000 dieser Patienten leben zum jetzigen Zeitpunkt. Ihre Krankengeschichten werden vom Register weitergeführt, um z.B. anhand des Langzeitüberlebens die Erfolge im Kampf gegen die Krankheit darstellen zu können. Letztendlich kann damit in Zukunft auch die Frage beantwortet werden, ob durch onkologische Zentren eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet werden kann. Die fünf bestehenden Thüringer Tumorzentren (Erfurt, Gera, Jena, Nordhausen und Suhl) sollen künftig eine gemeinsame Datenbank des Zentralen Klinischen Krebsregisters Thüringen speisen, die flächendeckend alle an der onkologischen Versorgung Beteiligten mit einbezieht. Die lückenlose Erfassung und Auswertung der Daten über Auftreten, Behandlung und Verlauf von Krebserkrankungen ergibt einen Datenschatz, der dazu genutzt werden kann, die Behandlung von Krebs weiter zu verbessern. 6 DAS THEMA Jahrgang 2016 | Nr. 2 Die Haut vergisst nichts In Thüringen gibt es nur drei spezialisierte Hautkrebszentren. Eines davon befindet sich seit kurzem am SRH Wald-Klinikum Gera. D fortgeschrittenen Erkrankungsfälle sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Therapien entwickelt worden, die das Leben der Betroffenen deutlich verlängern können. So wurde bei einem Teil der Patienten eine Mutation im Tumor entdeckt, die für ein unkontrolliertes Zellwachstum verantwortlich ist und gezielt behandelt werden kann. Gleichzeitig sind mehrere Antikörper entwickelt worden, die das Immunsystem und damit die Krebsabwehr stimulieren. en Kampf gegen den Hautkrebs führen Hautärzte nicht allein, sie arbeiten unter anderem mit internistischen Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Chirurgen zusammen. Diese fachübergreifende Kompetenz am SRH Wald-Klinikum Gera wurde vor kurzem von der Deutschen Krebsgesellschaft mit der Ausweisung als zertifiziertes Hautkrebszentrum honoriert. Gera ist damit eines von drei Hauttumorzentren in Thüringen, bundesweit gibt es 47 solch spezialisierter Einrichtungen. Hautkrebs ist mit ca. 250000 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland mittlerweile die häufigste Tumorerkrankung überhaupt, mit weiter steigenden Zahlen. Um die Versorgung dieser Patienten zu verbessern, wurde in den letzten Jahren ein Zertifizierungssystem für Hautkrebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft entwickelt. Das Zertifikat ist mit hohen Anforderungen an alle Bereiche der Patientenversorgung verbunden, von der Vorbeugung und Früherkennung von Hauttumoren, deren Diagnostik und Therapie bis zur Nachsorge. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, um ein optimales Behandlungskonzept zu entwickeln. „Etwa 400 Patienten aus ganz Ostthüringen werden jährlich im Hautkrebszentrum Gera be- Die Patienten des Hautkrebszentrums profitieren dabei auch von klinischen Studien am interdisziplinären Studienzentrum des SRH Wald-Klinikums, in denen neue Substanzen vor einer Zulassung auf ihre Wirksamkeit und Nebenwirkungen überprüft werden. Oberärztin Beatrice Schell blickt mit dem Ultraschall in Hautschichten. Foto: Katrin Wiesner handelt“, berichtet Koordinatorin Oberärztin Beatrice Schell. Die am häufigsten auftretenden Tumorarten Plattenepithel- und Basalzellkarzinom gehören zum sogenannten hellen Hautkrebs. Seltener, aber noch gefährlicher ist der schwarze Hautkrebs, der be- reits frühzeitig Tochtergeschwülste entwickeln kann. Die Tumoren werden operativ entfernt und eine lückenlose histologische Randschnittkontrolle der Präparate vorgenommen, um feinste Tumorausläufer auszuschlie- ßen und somit eine vollständige Entfernung des Tumors zu erreichen. Weitaus komplexer ist die Behandlung, wenn insbesondere beim schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen entstanden sind. Für diese Eine weitere durch die Geraer Hautklinik angebotene Behandlungsform, insbesondere bei Metastasen von Haut und Muskeln, ist die sogenannte Elektrochemotherapie. Diese Kombination aus Chemotherapie und elektrischen Impulsen soll eine lokale Tumorkontrolle mit Verbesserung der Lebensqualität des Patienten erreichen. „Der Arzt injiziert dem Patienten zunächst ein niedrig dosiertes Chemotherapeutikum (Bleomycin). Anschließend werden elektrische Impulse über spezielle Elektroden direkt in das Tumorgewebe abgegeben und in der Hülle der Tumorzellen kurzzeitig kleine Poren erzeugt, über die das Medikament ungehindert in die Zellen eindringen und seine Wirkung entfalten kann“, erklärt Oberärztin Schell. Das Verfahren ist auch bei Hautmetastasen anderer Tumoren wirksam. Die Ursachen für Hautkrebs sind vielfältig, als wichtigste Faktoren gelten jedoch das UV-Licht und die steigende Lebenserwartung. „Hauttumore, die wir heute behandeln, sind zumeist auf Zellschädigungen zurückzuführen, die Jahrzehnte zurückliegen“, sagt die Oberärztin. Denn: „Die Haut vergisst nichts.“ Jeder Sonnenbrand führe zu Zellschäden, die nur teilweise repariert werden können. „Auch wenn die Haut nach einiger Zeit wieder erholt aussieht – der Schaden ist unwiderruflich“. Aber nicht nur der Sonnenbrand, sondern auch die lebenslange Dosis an UV-Strahlen führen über kurz oder lang zur Schädigung der Haut.“ Generell empfiehlt die Dermatologin, ab dem 35. Lebensjahr das Angebot des Hautscreenings zu nutzen, das die Krankenkassen in zweijährigem Rhythmus tragen. Menschen mit vielen „Muttermalen“, sehr heller Haut oder auch Hautkrebsfällen in der Familie sollten sich jedoch schon vorher einem Hautarzt vorstellen. Katrin Wiesner Hautkrebszentrum – Zentrumsleiter PD Dr. Martin Kaatz, Kontakt: 0365 8287701 „Ich bin früher vielem hinterhergerannt“ Dirk Peter (39) profitiert von einer neuen Krebstherapie, die das körpereigene Immunsystem aktiviert. Die Diagnose hat seinen Anspruch an das Leben deutlich verändert. „Ich komme gleich zu Euch“, fall und das Gefühl, sich weniger merken zu können, nimmt er in Kauf. „Ich habe den Ärzten und Schwestern hier viel zu verdanken. Und vielleicht helfen wir mit der Teilnahme an Studien Menschen mit der gleichen Krankheit, die nach uns kommen.“ ruft Dirk Peter gutgelaunt der kleinen Runde am Tisch gegenüber zu, als wir uns im KrankenhausCafé treffen. Es sind Patienten, Krebspatienten wie er, die sich am Zentrum für klinische Studien einer neuen Therapie unterziehen und gerade eine Behandlungspause haben. Aller 14 Tage sieht man sich, dann bekommt Dirk Peter seine Medikamente. „Wir kennen uns inzwischen alle, es ist schon fast familiär.“ Aber es passiert auch, dass jemand nicht mehr kommt; die Immuntherapie ist eine große Hoffnung, aber noch kein Versprechen. Dirk Peter blickt zurück: Es war im Mai 2010 als sein Sohn geboren wurde, welch großes Glück! Einen Monat später erhielt er die Diagnose: schwarzer Hautkrebs. Ein Tiefschlag. „Warum ich? Wie geht es weiter? Wie erkläre ich das meiner Familie? Das sind Fragen, die man sich stellt und die niemand, wirklich niemand beantwortet.“ So allein hatte er sich noch nie gefühlt. Mit Mitte 30 hat er ein Testament gemacht und eine Patientenverfügung unterschrieben. Anfangs war es scheinbar nicht mehr als eine Warze am Ohr gewesen, die schnell größer wurde. Hausarzt, Ohrenarzt, „Herumgedruckse“, so schildert der heute 39-Jährige den Weg, bis ihm endlich ein Arzt sagte, dass in sei- Profitiert von neuer Krebstherapie: Patient Dirk Peter. Foto: Katrin Wiesner nem Körper Krebszellen zu wüten begannen. Mit einer anfänglich erfolgreichen Interferontherapie schien der Krebs erst einmal gestoppt, bis sich vor drei Jahren eine neue Wucherung am Hals bildete. Seit 2013 ist der Dittrichshütter nun Patient des Hautkrebszentrums Gera, das eng mit dem Zentrum für klinische Studien zusam- men arbeitet. Chefarzt Dr. Martin Kaatz bot ihm die Teilnahme an einer Immuntherapie-Studie an. Es ist ein Ansatz, der als Meilenstein gilt: Medikamente sollen das körpereigene Immunsystem aktivieren, das die Krebszellen so besser bekämpfen kann. Denn in manchen Tumoren wimmelt es von Immunzellen. Doch statt anzugreifen, verharren die Zellen untätig im Gewebe und lassen den Krebs gewähren. Der Grund: Die Krebszellen senden Signale aus, die den Immunangriff durch T-Lymphozyten zum Stillstand bringen. Dieses Problem sollen die neuen Wirkstoffe lösen, indem sie die Signale blockieren und das Immunsystem wieder in Gang setzen. Dennoch ist die Therapie kein Wundermittel. Nur etwa ein Vier- tel der Patienten spricht auf die Behandlung an. Im ersten Jahr wusste der Familienvater noch nicht, dass er tatsächlich das Medikament bekommt und nicht nur ein Placebo. Die Therapie schlug an: Die nachgewiesenen Metastasten wachsen seither nicht weiter, und es bilden sich keine neuen – ein Riesenerfolg! Nebenwirkungen wie Durch- Wie lebt man mit der Diagnose Krebs? Dirk Peter zögert: „Wie es in einem aussieht, weiß sonst niemand.“ Dann erzählt er: „Bis zu einem bestimmten Punkt kann man die Krankheit im Alltag von sich schieben – aber dann reicht eine Meldung im Radio und alles ist wieder da“. Früher sei er vielem hinterher gerannt; neues Auto, tolles Haus, weite Reisen für sein großes Hobby Motocross. „Heute bin ich mit dem zufrieden, was ich habe.“ Das Fahren auf dem Motorrad ist kein Wettstreit mehr, sondern Genuss. Wichtig sind ihm seine Familie, die Freunde, erreichbare Ziele und der Gedanke, dass es immer weiter geht, auch mit Umwegen. Mit der Diagnose ist Dirk Peter Bauhofleiter geworden statt Rentner, er ist Ortsbürgermeister und sitzt im Gemeinderat. Dass der 39-Jährige nicht immer „wie ein wirklich Kranker“ wirkt, sich nicht zurückzieht, sondern Neues beginnt, kann nicht jeder verstehen. Dabei ist es einfach, sagt Dirk Peter in seiner offenen Art: „Wenn einem Leben geschenkt wird wie mir, muss man es auch leben.“ Katrin Wiesner 7 INTERN Jahrgang 2016 | Nr. 2 Alles Schwindel oder was? Catrina Den Ursachen von Schwindel auf der Spur ist die nächste Veranstaltung „MEHR WISSEN“ am Mittwoch, 31. August, um 17 Uhr in der SRH Hochschule für Gesundheit Gera, Neue Straße 28-30. Auslöser für Schwindel können Störungen im Innenohr, wo das Gleichgewichtsorgan sitzt, oder im Gleichgewichtszentrum im Gehirn sein. Wie immer werden Ärzte des SRH Wald-Klinikums Gera und Dozenten der SRH Hochschule in der gemeinsamen Reihe das Thema von mehreren Seiten betrachten und den Zuhörern auch ganz praktische Tipps mit geben. Eine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag I ch weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn man im Urlaub jemanden kennenlernt, ist so ziemlich die erste Frage: „Und, was machen Sie beruflich?“ Meine Freundin und ich waren ein paar Tage Entspannen im Wellness-Hotel, und gleich am ersten Abend saßen wir mit einem Ehepaar mittleren Alters am Tisch. Die bereits erwähnte Frage wurde gleich in den ersten 15 Minuten gestellt. „Wir sind Krankenschwestern“ „Interessant. Wo denn?“ „In einem Krankenhaus in Thüringen“ „Ach, da haben Sie sicher auch viel mit Krebs zu tun, oder? Meine Schwester Helga hatte ja Krebs, so mit Chemotherapie und Bestrahlung und keine Haare mehr. Schlimm sowas.“ Es gibt ein paar negative Assoziationen zum Thema Krankenhaus, die scheinbar unverrückbar sind. Dazu gehören (neben Wecken zum Fieber messen mitten in der Nacht) Desinfektionsgerüche, Schmerzen, Angst und eben die Diagnose Krebs. Aber scheinbar wollen die Menschen trotzdem immer wieder darüber reden. überdies, dazu Heilmaßnahme Erst mit der Routine der Jahre lernte man, professioneller damit umzugehen. Den Patienten offen und hilfreich in der Kommunikation begegnen zu können. Auch wenn es heute immer noch an die Substanz geht, wenn man vor allem junge Menschen oder Frauen im eigenen Alter aufnimmt, denen man gar keine Diagnose dieser Art ansieht, die sich dann aber oft unvermutet bestätigt. Das ist immer wieder ein Schock und immer auch für die ganze Familie, nicht nur den betreffenden Menschen. Übrigens macht es dann auch keinen Unterschied, ob man selbst aus der Medizin kommt. Ich habe leider in meiner Berufstätigkeit schon mehrere Kolleginnen mit dieser Diagnose gemusterter Randbesatz Himmelsrichtung organische Giftstoffe Ja sicher, wir haben in unserem Beruf in jeder Fachabteilung (außer in der Geburtshilfe und Säuglingsstation) mit dieser Diagnose zu tun. Die Wahrnehmung hat sich im Laufe der Berufsjahre jedoch geändert. In der Ausbildung fanden wir es dramatisch und schockierend, wenn jemand die Diagnose Krebs bekam. Wir waren unsicher, wie wir mit den Menschen umgehen sollten, da wir doch am Anfang Krebs mit Unheilbarkeit, schmerzvollen Therapien und einem schnellen Lebensende verbanden. 10 Strafstoß beim Fußball netzartiges Verbandmaterial Herumtreiber, Landstreicher im Flug singender Bodenbrüter Stadt in Belgien 7 13 böse, schlimm Begeisterung, Schwung 2 Frau, die ein fremdes Kind stillt kurze, dreieckige Flagge australischer Laufvogel erster Halswirbel (Med.) asiatischer Affe 6 14 Stoffrand, -besatz Lösungswort 1 früherer österr. Adelstitel Babyspeise neblige Luft Ausruf der Bestürzung 3 4 5 6 Name zweier Flüsse z. Rhein Heer; Heeresverband leichte Vertiefung, Beule sich äußern, sprechen Gegenpunkt des Zenits höchste Berggruppe im Bayerischen Wald landwirtschaftliches Gerät lat.: heilig (vor Namen) einst, früher KfzZeichen Niederlande ital. Autor (Umberto) Unverheirateter die Waffen strecken (sich ...) 7 slaw. Herrschertitel heftiger Fall 5 Feldertrag 2 Abkürzung für deutsch Bindewort gesamter Schiffsbestand mexikanischer Branntwein Opernsologesang Auslese der Besten Fluss zur Seine Strom in Vorderindien feierliches Gedicht den Geist betreffend orientalische Kopfbedeckung eine Zahl 4 Viehhüter Schwarzdrossel Interessenvertreter Geschöpf Hauptschlagader enge Straße liebevolles An-sichDrücken Stoffmuster großer schwarzer Vogel 1 Kölner Witzfigur 12 Gesund bleiben nach Krebs: Was Sie jetzt stärkt und schützt Was hilft und einen Rückfall abwehrt lebhaftes Missfallen Klebeverbandmaterial (engl.) dumme, törichte Handlung (ugs.) sehr feucht Manfred Stolpe und Ingrid Stolpe Gebundene Ausgabe EUR 19,95 – Prof. Dr. med. Josef Beuth Taschenbuch EUR 8,99 Wellnessbad 8 Gewichtseinheit Vokalveränderung »Wir haben noch so viel vor«: Unser gemeinsamer Kampf gegen den Krebs Ihre Catrina. Kranken- Pampasbeschei- strauß nigung Verbrechen männlicher Hund Gabriela Schwarz Broschiert EUR 19,95 – Wie haben wir in der Ausbildung so schön gelernt? Gehe mit anderen immer so um, wie Du selbst behandelt werden willst! In diesem Sinne, bleiben Sie aufmerksam für Ihr Gegenüber. Fischfanggerät Kurzwort für Jugendliche(r) Diagnose Darmkrebs: Das ist jetzt wichtig. Wie geht es weiter? Alle Chancen nutzen Zier-, Heilpflanze Alpental in Tirol Nähmaterial BücherTIPPS Aber dafür muss man nicht bis zuletzt warten, ich wünschte mir, dass alle Beteiligten in einem Behandlungsprozess respektvoll miteinander umgehen, trotz Zeitnot und Stress. Staat in Osteuropa englisch: ja Zeitalter Europ. ölhaltige Fußball- Nutzverband pflanze (Abk.) Laubbaum, Heilpflanze Geizhals man eine Bindung zu diesem Menschen und seiner Familie auf, die dafür sorgt, dass man bei einem ungünstigen Verlauf der Erkrankung auch persönlich Anteil nimmt. Manchmal trauert eine Station regelrecht nach dem Ableben eines Patienten. Für mich hatte es jedoch auch etwas Tröstliches, wenn man den letzten Abschnitt eines Menschen würde- und liebevoll begleiten konnte. Auf seine Wünsche eingehen, alles möglich zu machen, um ihm die Situation zu erleichtern. Das gelingt nicht immer, aber das Bemühen darum war immer ethischer Kern meiner Tätigkeit als Schwester. Die Würde des Menschen zu respektieren, bis zum Schluss. Patientendokumentation beim Arzt bewusst falsche Aussage 9 Dreschplatz in der Scheune altes Apothekergewicht überheblich, arrogant Herrscherstab Absicht, Vorhaben Oper von Richard Strauss englisch: StandortbestimArzt mer (Kzw.) (Schiff) Aber wie gesagt, trotz aller moderner Behandlungsformen bleibt es ein einschneidendes Erlebnis für den Patienten und seine Familie. Und oft auch für uns als Schwestern und Pfleger. Bestimmte Patienten begleitet man über Jahre und verfolgt jeden Schritt, die Höhen und Tiefen von Chemotherapie, Bestrahlung und Operation. Und natürlich baut Und doch ist es immer wieder dieses Aussprechen der Diagnose, dieses einzige Wort, was den Patienten in eine andere Welt katapultiert. Auch wenn es abgedroschen klingt, so kann man es nicht anders sagen: Nichts ist danach mehr so, wie es mal war. Es macht keinen Unterschied, Schauspiel-, Ballettschüler Nachlass empfangen Fremdwortteil: fern Wiederum hat sich in den vergangenen Jahrzehnten doch viel in diesem Bereich entwickelt. Meine Mutter hat zum Beispiel die schlimmen Nebenwirkungen der Bestrahlung meiner Großmutter noch gut in Erinnerung. Das war in den 60er Jahren. Seitdem wurden Therapien verbessert, die Begleiterscheinungen der Chemotherapie können wesentlich besser in den Griff bekommen werden. Und einige Krebsformen sind bei zeitiger Entdeckung gut zu therapieren. schwerer Vertrauensbruch enthaltsam lebender Mensch Zum Glück gibt es heutzutage viele angrenzende Fachbereiche, die den Umgang mit dieser Diagnose erleichtern. Psychologen für Tumorerkrankungen, Beratungsstellen, Sportangebote, Sozialdienste der Klinik, Kunsttherapie, Seelsorge und viele andere begleiten den Patienten während der Behandlung, und das ist gut so. Kliniken spezialisieren sich in der Betreuung der unterschiedlichen Organkrebsformen. Auch unsere Klinik ist mittlerweile Onkologisches Zentrum mit anerkannter Expertise in diesem Fachgebiet. Skalpell (ugs.) ungar. Komponist (Franz) fettfreie Salbe, Creme Schmarotzer-, Heilpflanze Figur Vorbei Wilhelm raum, Flur Busch Zahnarztwerkzeug welche Form des Krebses diagnostiziert wurde. Man hat Krebs. Man wird vielleicht sterben. Das Leben wird greifbar endlich. Das vergessen manche Kollegen in ihrer Arbeit. Es ist nun mal für jeden gleich schlimm, auch wenn die Prognosen sehr unterschiedlich sind. begleitet. Versierte Schwestern, die tagtäglich beruflich mit Tumorerkrankungen zu tun hatten. Und eine sagte mal so treffend: „Weißt Du Catrina, und in dem Moment war ich auch einfach nur Patient, nicht Schwester. Ich habe den Arzt drei Mal nach bestimmten Dingen gefragt, hatte Angst und war unsicher. Ich war genauso wie jeder von unseren Patienten.“ 8 9 10 11 12 13 14 3 Kante, Winkel (süddeutsch) Signalfarbe 11 Sie haben das Lösungswort geknackt? Dann senden Sie es bitte an: SRH Wald-Klinikum Gera / Marketing / Str.d.Friedens 122 / 07548 Gera oder per Mail: [email protected] Einsendeschluss ist der 31. August 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Mal 50 Euro. Vielen Dank für die vielen richtigen Einsendungen, netten Mails und Karten vom letzten Mal. Das Lösungswort der Ausgabe 1/2016 lautete: Brummschaedel. 8 KULTURKRANKENHAUS Jahrgang 2016 | Nr.2 Was ist Psychoonkologie? Viele Mitstreiter für schönes Kinderfest Psychologen helfen am SRH Wald-Klinikum Gera, mit der Diagnose Krebs zurechtzukommen Das Wetter hielt durch und unsere Plaza war bunt wie nie: 150 Kinder aus Kindergärten und Grundschulen Geras und aus unserer Kinderklinik erlebten Mitte Juni ein wirklich schönes Kinderfest. Zu verdanken ist das dem Einsatz unserer Kinderklinik und deren langjährigen Partner wie dem Sanitätshaus Carqueville, dem Geraer Spielmobil und dem benachbarten Tierpark, der Eselchen Mia und zwei Zwergziegen mit über die Straße brachte. Ein besonderer Höhepunkt des Festes war eine große Verlosung mit 150 Losen – und nicht einer einzigen Niete darunter. Zu den Hauptpreisen gehörten Roller und Familienspiele, daneben gab es jede Menge Trostpreise, so dass kein Kind leer ausging. Idee und Finanzierung stammten von den Klinikums-Mitarbeitern Kathrin Dürrschmidt und Andreas Wagner. Beide sitzen als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des SRH Wald-Klinikums und spenden jegliche Einnahmen im Zusammenhang mit der Tätigkeit in dem Gremium. In diesem Fall waren es 750 Euro. In der Vergangenheit haben sie schon die Tabaluga-Grundschule in Gera, den Turnverein Gera und an eine Kita in Schmölln unterstützt. In diesem Jahr soll zudem eine Lesung im Rahmen der „Woche der seelischen Gesundheit“ im Herbst in Gera abgesichert werden. Frühstarter unter sich D Zwei von sechs Psychoonkologen am SRH Wald-Klinikum Gera: die Diplom-Psychologinnen Annika Schmalzbauer und Franziska Jahr. Foto: Eva Teicher ie Diagnose einer Krebserkrankung bedeutet einen Einschnitt in das Leben der Betroffenen – und ihrer Angehörigen – und ist mit verschiedenen Gefühlen verbunden. Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung birgt oft Anstrengungen. Jede Phase der Erkrankung geht mit unterschiedlichen physischen, psychischen und sozialen Belastungen einher. Dadurch werden Neuorientierungen in mehreren Lebensbereichen nötig. Die Psychoonkologie begleitet unterstützend die medizinische Behandlung mit einem ganzheitlichen Behandlungs- und Beratungsansatz. Sie wendet sich sowohl an den Betroffenen als auch an die Angehörigen und passt sich deren Bedürfnissen an. An einem onkologischen Zentrum wird die psychoonkologische Beratung jedem Patienten angeboten. Häufig entstehen Fragen wie: „Wie geht es weiter? Wie sage ich es meiner Familie? Was bedeutet die Erkrankung für meinen Alltag? Werde ich bald sterben?“ Die Psychoonkologie kann unterstützend helfen • bei dem Umgang mit belastenden Gefühlen • bei der Entwicklung veränderter Perspektiven • bei der Gestaltung neuer Handlungswege • bei schwierigen Entscheidungen • bei der Kommunikation mit den behandelnden Ärzten • bei der Klärung von Unsicherheiten im Umgang innerhalb der Familie Um den Reaktionen auf die Diagnose einer Tumorerkrankung gut zu begegnen, können im Gespräch individuell Schwerpunkte gesetzt werden. Hierbei kann der Fokus eher im körperlichen, emotionalen oder sozialen Bereich liegen, oft überschneiden sich aber auch die Bereiche. Der Umgang mit einer veränderten Leistungsfähigkeit oder einem veränderten Körperbild kann das (Wieder-) Entdecken neuer (und alter) positiver Aktivitäten erfordern, die der aktuellen Situation angemessen sind. So findet mancher (zurück) zu seiner Wanderlust im eigenen Tempo, nachdem lange Zeit das Stemmen von Gewichten im Fitness-Studio das Richtige war. Oder die Erkrankung bringt eine Umstellung der Perspektiven und Prioritäten mit sich, was in einem Gespräch verdeutlicht und geordnet werden kann. So stand beispielsweise einmal der selbst gemachte Druck durch die perfekte Koordination von Beruf, Haushalt und Kindern im Vordergrund. Durch die Erkrankung entstand aber die Notwendigkeit, sich um den eigenen Körper und die eigene seelische Verfassung zu kümmern. Dies kann einen nachsichtigeren, liebevolleren Blick auf sich selbst und andere Personen bewirken. Die psychoonkologische Unterstützung ist immer individuell auf den ratsuchenden Patienten ausgerichtet. In allen Phasen der Erkrankung – bei Diagnosestellung, vor und nach einer Operation, während einer Chemo- oder einer Bestrahlungstherapie, in einer palliativen Phase – können Patienten psychoonkologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Den Kontakt zu den stationären Psychoonkologen stellen die behandelnden Ärzte oder das Pflegepersonal her. Auch Angehörige der Betroffenen können sich vertrauensvoll an die Psychoonkologen des Klinikums wenden. Dipl.-Psych. F. Jahr und Dipl.Psych. A. Schmalzbauer In unserem Kulturkrankenhaus tragen die Ebenen Namen von Persönlichkeiten, die Geschichte schrieben. Lian, Rubi, Mika und Jette sind zwischen elf Monaten und drei Jahren alt und während sie auf Mamas Schoss sitzen, malen, in Büchern blättern oder am Nuckel spielen, unterhalten sich die Großen über die kleinen Frühstarter. Denn das eint die Kinder alle: Sie sind Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt gekommen. Seit April treffen sich Eltern von Frühgeborenen regelmäßig zum Erfahrungsaustausch im SRH Wald-Klinikum Gera. Die Initiative dafür war von Eltern ausgegangen. Welcher Kinderarzt hilft bei der Sondenentwöhnung? Wird ein Therapiestuhl von der Krankenkasse finanziert? Wie sind andere Familien mit dem Thema Frühgeburt, mit der emotionalen Belastung zurechtgekommen? Diese und andere Fragen werden besprochen. Wer Interesse hat, kommt einfach dazu. Der nächste Treff ist am 11. August um 15.30 Uhr im Mutter-Kind-Zentrum des Klinikums. Kontakt über: [email protected] Wir stellen heute vor: Friedrich Schiller Der Dichter Friedrich Schiller hinterließ der Nachwelt ein umfangreiches dramatisches und theoretisches Werk. Sein kurzes Leben war von Krankheit, Geldnot, aber auch von einer ungeheuren produktiven Energie geprägt. schaft doch ein sittlichernster Asket, war dem erotisch-verspielten Goethe nach eigenen Worten „verhasst“. 1790 heiratete Schiller Charlotte von Lengefeld. Ein Jahr später erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung. Schiller verfasste bereits mit dreizehn Jahren erste Theaterstücke. Auf herzoglichen Befehl trat er 1773 in die Militärakademie des württembergischen Herzogs Karl Eugen ein. Dort startete der Dichter mit dem Jurastudium, wechselte zur Medizin über und promovierte 1780 in diesem Fach. Noch zwei Jahre hielt er es unter der herzoglichen Kuratel als Militärarzt aus. 1799 siedelte die Familie Schiller nach Weimar über. Schiller und Goethe sahen sich fast täglich, die Gespräche beflügelten Schiller, der mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Es entstanden Dramen wie „Maria Stuart“ oder „Die Jungfrau von Orleans“. Für die Zusammenarbeit der beiden großen deutschen Dichter prägte Heinrich Laube 1839 den Begriff „Weimarer Klassik“. Leider war sie von verhältnismäßig kurzer Dauer, denn Friedrich Schiller starb 1805 im Alter von 45 Jahren an den Folgen der nie ganz auskurierten Lungenentzündung. Zunächst gab er anonym im Selbstverlag das Schauspiel „Die Räuber“ heraus, das am 13. Januar 1782 uraufgeführt wurde. Mit dem Stück wurde Schiller auf einen Schlag berühmt. Doch der Herzog, dem die offenkundige Rebellion nicht verborgen bleiben konnte, untersagte dem Dichter das „Komödienschreiben“. Schiller floh 1782 aus dem Herzogtum Württemberg, um nach einer unglücklichen Liebe nach Mannheim zurückzukehren und dort Dramatiker am Hof- und Nationaltheater zu werden. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller begegneten sich erstmals 1788. Goethe vermittelte dem zehn Jahre jüngeren Dichter zwar eine unbezahlte Professur am Lehrstuhl für Geschichte der Universität Jena, aber näher kamen sich Goethe und Schiller erst einmal nicht. Schiller, bei aller Leiden- Der heiße Draht Notaufnahme / Rettungsstelle Tel. 0365 828-2910 Chefarzt Dipl.-Med. Ronald Kämpf Anästhesiologie und Intensivmedizin Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard Kuhnle Tel. 0365 828-2801 Augenheilkunde Chefarzt Dr. med. Jörg Seewald Tel. 0365 828-4801 Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Manger, Tel. 0365 828-3101 Brustzentrum Ostthüringen Chefarzt Dr. med. Dirk-Michael Zahm, Tel. 0365 828-4151 Frauenheilkunde und Geburtsmedizin Chefarzt Dr. med. Norman Krause, Tel. 0365 828-4101 Gastroenterologie, Hepatologie und Allgemeine Innere Medizin Chefarzt Prof. Dr. med. Uwe Will Tel. 0365 828-2401 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/ Plastische Operationen Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Müller, Tel. 0365 828-2651 Hautkrankheiten/Allergologie Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7701 Kardiologie und internistische Intensivmedizin Chefarzt Dr. med. Martin Winterhalter, Tel. 0365 828-2101 Kinder- und Jugendmedizin Chefarzt Dr. med. Lutz Hempel Tel. 0365 828-5151 Neurologie Chefarzt Dr. med. Roger Schubert Tel. 0365 828-4501 Orthopädie Chefarzt Dr. med. Rando Karl Winter, Tel. 0365 828-3741 Sprechstunde: 0365 828-3730 Palliativmedizin Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael Kretzschmar Tel. 0365 828-7951 Physikalische und rehabilitative Medizin Chefärztin Dr. med. Dörthe Meierhof, Tel. 0365 828-6501 Pneumologie/Infektiologie, Hämatologie/Onkologie, Diabetologie Chefärztin Prof. Dr. med. Susanne Lang, Tel. 0365 828-2151 Psychiatrie und Psychotherapie Chefarzt Dr. med. Thomas Jochum Tel. 0365 828-4601 Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige Leiterin Diplom-Psychologin Franziska Jahr Tel. 0365 828-2175 Radiologie Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Böttcher Tel. 0365 828-6101 Schmerztherapie Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael Kretzschmar Tel. 0365 828-2941 Strahlentherapie/Radioonkologie Kommissarische Chefärztin Dr. med. Carina John Tel. 0365 828-7551 Thorax- und Gefäßchirurgie/ Angiologie Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Lesser, Tel. 0365 828-3151 Unfallchirurgie/Handchirurgie Chefarzt Prof. Dr. med. Reiner Oberbeck, Tel. 0365 828-3601 Urologie und Kinderurologie Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Schlichter Tel. 0365 828-7151 Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie Chefarzt Dr. med. Jörg Silbermann Tel. 0365 828-3701 Zentrum für klinische Studien Leiter Priv.-Doz. Dr.med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7758