In breiter Front erfolgreich gegen den Krebs - Wald

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Fokus Gesundheit
Jahrgang 2016 | Nr. 2
MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GER A
S
eit dem 21. Juni trägt das
SRH Wald-Klinikum Gera
den offiziellen Titel „Onkologisches Zentrum“. Hinter dieser
nüchternen Bezeichnung verbirgt
sich ein an deutschen Krankenhäusern begehrtes Qualitätssiegel,
das für eine hochqualifizierte, interdisziplinäre und ganzheitliche
Krebsbehandlung nach neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen
steht. In Thüringen gibt es nur drei
Zentren dieser Art.
Über ein Jahr lang haben Zentrumsleiterin Frau Prof. Dr. Susanne Lang, Qualitätsmanagerin
Bettina Schneider und das gesamte
onkologische Team der sechs Tumor-Organzentren die aufwändige
Zertifizierung akribisch vorbereitet, die - so eines der Ziele -Krebspatienten die Wahl des für sie in
Frage kommenden Krankenhauses erleichtern soll. „Das Ganze
glich einem wahren Parforceritt“,
erinnert sich Frau Prof. Lang an
jene zwei Tage, als das fünfköpfige
Expertenteam alle onkologischen
Einrichtungen des Klinikums kritisch unter die Lupe nahm. „Den
Aufwand war es das aber wert“,
freut sich die Krebsspezialistin.
In breiter Front erfolgreich
gegen den Krebs
SRH Wald-Klinikum Gera als „Onkologisches Zentrum“ zertifiziert
6 Tumorzentren mit
guten Referenzen
Gemeinsam gegen den Krebs: Experten aus verschiedenen an der Krebsbehandlung beteiligten Bereichen sind stolz auf das Qualitätssiegel "Onkologisches
Zentrum". Foto: Christoph Beer
Unter dem Dach des Onkologischen Zentrums am SRH Wald-Klinikum Gera arbeiten heute sechs
Tumorfachzentren. Dabei handelt
es sich um das Brustzentrum Ostthüringen, das Prostatakarzinomzentrum, das Lungenkrebszentrum, das Pankreaskrebszentrum,
das Darmkrebszentrum und das
Hautkrebszentrum. Den Anfang machte im Jahre 2005 das
Brustzentrum Ostthüringen unter Leitung seines Chefarztes Dr.
Dirk-Michael Zahm. Die mehrfach
zertifizierte Klinik genießt einen
ausgezeichneten Ruf in der Region und darüber hinaus. Das liegt
auch daran, dass in 85 Prozent aller
Fälle, die erkrankte Brust erhalten
werden kann. Einen überzeugenden Beweis für die medizinische
Exzellenz dieser Klinik lieferte
Frau Prof. Lang selbst: Als eine in
den USA lebende nahe Verwandte
an Brustkrebs erkrankte, empfahl
sie ihr das eigene Zentrum, in dem
sie dann auch erfolgreich behandelt wurde.
Ähnlich gute Referenzen kann
auch das Prostatakarzinomzentrum unter Leitung von Oberarzt
Dr. Andreas Auge vorweisen. 2009
erstmals zertifiziert, rangiert es
unter den insgesamt 91 deutschen
Zentren auf Platz 12 und weist
die vierthöchsten OP-Zahlen in
den neuen Bundesländern auf. In
dieser Ausgabe werden wir Ihnen
diese und einige andere Tumorzentren etwas näher vorstellen.
Die 7 Module
des Tumorzentrums
Stolz ist Frau Prof. Dr. Susanne
Lang auch auf die 7 Module des
Geraer Tumorzentrums. Dabei
handelt es sich um eine Art Netzwerk, das der Qualitätssicherung
der onkologischen Versorgung zugute kommt. Zu diesen Modulen
zählen die organbezogenen, interdisziplinären Therapiezentren
(z. B. das Brustkrebszentrum, die
Tumorambulanzen, die Tagesklinik und die interdisziplinären
Tumorkonferenzen), ergänzende
Angebote wie Schmerztherapie,
Palliativmedizin und Physiotherapie, die onkologische Forschung,
die Fort- und Weiterbildung,
die regionale Kooperation mit
anderen Krankenhäusern, niedergelassenen Onkologen sowie
Reha-Einrichtungen und die Erfassung aller Fälle im Klinischen
Krebsregister. All diese Module
dienen letztlich der Rundumversorgung aller Tumorpatienten,
dem Erfassen und der Auswertung
von Behandlungsresultaten und
der langzeitigen Nachsorge. „Dass
wir auf all diese Module direkt an
unserem Klinikum zurückgreifen
können, erweist sich im täglichen
Krankenhausalltag als ungeheurer
Vorteil“, freut sich Prof. Lang. „Gerade eine gut funktionierende Palliativmedizin, die verschiedensten
Beratungs- und psychoonkologischen Angebote sowie eine wirkungsvolle Schmerztherapie sind
von unschätzbarem Wert für die
unmittelbar Betroffenen, aber
auch für uns Behandler."
Tumorbehandlung immer
personalisierter
„Obwohl sich auf dem Gebiet
der Krebsbehandlung gerade in
den letzten Jahrzehnten außerordentlich viel getan hat, setzen
viele diese Diagnose noch immer
mit dem ganz persönlichen Weltuntergang gleich“, weiß Frau Prof.
Susanne Lang aus ihrer täglichen
Praxis. Dabei bedeute Krebs nicht
automatisch das Todesurteil. In
vielen Fällen kann durch eine
rechtzeitige Operation und eine
Strahlentherapie der Krebs geheilt
werden. Aber auch bei ausgedehnter Krebserkrankung kann der Tumor durch neue Behandlungsmethoden wie die Immuntherapie,
wirksamere Medikamente und
speziell auf die einzelne Person
zugeschnittene Behandlungsstrategien immer häufiger gebremst,
gestoppt oder gar geheilt werden. Wichtig sei in jedem Falle,
rechtzeitig etwas für die eigene
Gesundheit zu tun, Angebote zur
Krebsvorsorge wahrzunehmen,
sich schlau zu machen, wenn es
um die Wahl des richtigen Chirurgen oder Onkologen, des passenden Krankenhauses geht, also
aktiv mitzuwirken an der eigenen
Genesung.
 Klaus-Peter Kirsten
Hiobsbotschaft Krebs! Tipps und Erfahrungen zum Umgang mit einer Tumorerkrankung
Unbedingt Angehörige mit einbeziehen Viele Krebspatienten fanden es rückblickend als besonders
hilfreich, den Ehepartner, engste Freunde oder die Person ihres Vertrauens zum Arztgespräch hinzugezogen
zu haben. Zum einen wurden dadurch die Last und Angst geteilt, zum anderen vermochte es der Partner/in,
in einer solchen Ausnahmesituation klarer zu denken. Scheuen Sie sich nicht, über die Krankheit und Ihre
Ängste mit Anderen zu sprechen. Das macht Sie freier.
Negative Gefühle nicht unterdrücken! Eine Krebsdiagnose ist zugleich eine Lebenszäsur. Wut und Frust
gehören zur unmittelbaren Verarbeitung. Unterdrücken Sie Ihre negativen Gefühle auf keinen Fall. Lassen Sie
Ihren Frust heraus. Teilen Sie Ihrem Umfeld aber möglichst mit, warum Sie sich anders verhalten als gewohnt.
Warum gerade ich? Ist die falsche Fragestellung, die zu keiner befriedigenden Antwort führen kann.
Wichtiger ist die Frage: „Was kann ich nun tun“. Mit diesem offensiven Herangehen lassen sich dann auch
später persönliche Strategien zur Krankheitsbewältigung entwickeln.
Machen Sie sich schlau! Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf andere. Informieren Sie sich umfassend über Ihre Erkrankung, mögliche Therapien und den neuesten Wissenstand. Holen Sie bei Unsicherheit
eine medizinische Zweitmeinung ein. Nicht zu sehr sollten Sie sich auf das Internet verlassen. Jeder Fall ist
anders. Besser geeignet sind Selbsthilfegruppen, Gespräche mit Betroffenen und öffentliche Gesundheitsforen. Und: Trauen Sie sich, fragen Sie Ihren Arzt ein Loch in den Bauch.
Der Krankheit die Stirn bieten Betrachten Sie den Krebs als persönliche Herausforderung, der Sie sich
ganz bewusst stellen. Es gab viele Krisen im Leben, vor denen Sie auch nicht kapituliert haben. Nehmen Sie
dabei die Hilfe von Familie, Freunden, Kollegen und nicht zuletzt von Ärzten und Pflegepersonal an.
Cartoon: Christian Habicht
www.waldklinikumgera.de
Chance verdient
und genutzt
Sie haben die Chance verdient
und sie haben sie genutzt: Zehn
Frauen sind die ersten, die über
ein Modellprojekt am SRH WaldKlinikum den Sprung aus der
Langzeitarbeitslosigkeit in die
Festanstellung geschafft haben.
Die jüngste ist 26, die älteste 55
Jahre alt.
Vor zwei Jahren startete das
Projekt von Krankenhaus, Jobcenter Gera und der Beschäftigungsgesellschaft Otegau. Die
Idee: Neu zu schaffende Stellen
für Stationshilfen werden von
Langzeitarbeitslosen besetzt. Als
klinisches Hauspersonal entlasten
sie auf Station, teilen das Essen
aus, sortieren Material ein und
entsorgen Wäsche und sind bei all
dem hochmotiviert. Sie nehmen
sich Zeit für Patienten, holen die
Zeitung vom Kiosk, bringen Wasser und Kaffee oder begleiten die
Kranken bei schönem Wetter auf
den Balkon. Die Patienten wissen
das zu schätzen. Genauso wie die
Pflege-Mitarbeiter. Dass es gelingen würde, Langzeitarbeitslosen ausgerechnet in
einem Krankenhaus mit straff
organisiertem Ablauf und rollender Woche den Wiedereinstig
zu ermöglichen, lag nicht gerade
auf der Hand. Dafür brauchte es
einen aufgeschlossenen Arbeitgeber; Teams, die bereit waren,
gemeinsam mit den Quereinsteigern durch die Höhen und Tiefen
der Anfangsphase zu gehen; ein
Jobcenter, das nicht nach Schema
F verwaltet und die Beschäftigungsgesellschaft, die als Bindeglied agiert. Inzwischen heißt das
alles „Geraer Modell“.
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, am Ende werden
25 feste Arbeitsplätze entstehen.
Das ist auch ein Auswahlprozess.
Wenn Teilnehmer ausscheiden,
wird nachbesetzt. Nicht alle Bewerber sind den Anforderungen
gewachsen, manchen liegt die Arbeit im Krankenhaus nicht, andere finden woanders Jobs. Aber
auch das gibt es: Zwei wollen
weiter und beginnen eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer.
Aus dem Inhalt
Der Mann kriegt das hin
Seite 2
...............................
Das Umdenken hat gerade
begonnen
Seite 3
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Das Erfolgsgeheimnis des Geraer
Darmkrebszentrums
Seite 4
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Heimtückisch, aber nicht unbesiegbar!
Seite 5
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Die Haut vergisst nichts
Seite 6
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Eine Krankenschwester berichtet
aus ihrem Alltag
Seite 7
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Was ist Psychoonkologie?
Seite 8
2
DAS THEMA
Jahrgang 2016 | Nr. 2
„Der Mann kriegt das hin“
Zwei Patienten über ihre Erfahrungen im Prostatakarzinomzentrum Gera
W
Um in Gelenke zu blicken, wenden Radiologen und Unfallchirurgen am SRH Wald-Klinikum
die Untersuchungsmethode der
Arthrographie an.
olfgang Poßögel ist ein
Mann, der weiß, was
er will. Éin Machertyp.
So einem passt Krankheit nicht in
den Kram. – Nie. Und trotzdem
erwischte es auch ihn.
Obwohl der heute 73-Jährige
regelmäßig zu den urologischen
Vorsorgeuntersuchungen
ging,
stieg sein PSA-Wert (Prostataspezifisches Antigen) über Jahre
kontinuierlich an. Der PSA-Wert
ist ein Indikator für ein mögliches Prostatakarzinom, also einen
Krebs der Vorsteherdrüse, der häufigsten bösartigen Tumorart beim
Mann. Ansonsten zeigten sich bei
dem agilen Rentner keine weiteren
Beschwerden. Sein behandelnder
Urologe riet ihm, das Ganze abklären zu lassen und empfahl dafür
das Geraer Prostatakarzinomzentrum unter Leitung von Oberarzt
Dr. Andreas Auge. Energisch, wie
er das stets in seinem Leben hält,
ging Poßögel auch dieses Problem
unverzüglich an. Der ehemalige
Straßen- und Brückenbau-Ingenieur, der sich nach der Wende mit
einem privaten Straßenbauunternehmen selbstständig gemacht
hatte und bis zu 300 Mitarbeiter
Auch wenn sie verheilt scheinen, können Gelenkverletzungen
Patienten weiter plagen: mit wieder kehrenden Schmerzen oder
B ewegungseinschränkungen,
die auf den ersten Blick nicht zu
erklären sind. Für einen zweiten, tieferen „Einblick“ bietet das
SRH Wald-Klinikum Gera jetzt
das Verfahren der direkten MRTArthrographie an, bei der gadoliniumhaltiges
Kontrastmittel
während einer Magnetresonanztomographie (MRT) direkt in das
Gelenk gespritzt wird und somit
für eine größere Detailgenauigkeit
sorgt.
Information ist wichtig: Zentrumsleiter Dr. Andreas Auge (4.v.r.), an einem Tisch mit Strahlentherapeut Torsten Heil (3.v.r.), Urologe Dr. Holger Kujau (r.),
Ambulanzschwester Kerstin Hermes-Blasche und Patienten, die sich inzwischen in Selbsthilfegruppen engagieren. Foto: Katrin Wiesner
führte. Mit 73 ist Wolfgang Poßögel heute ganz der alte: Firmenpatriarch, Ehemann, zweifacher
Vater, Großvater von vier Enkeltöchtern und Vorsitzender des
Förderkreises Leuchtenburg.
Die Erschütterung des
Seismologen
Wolfgang Poßögel unterzog sich 2012 einer perkutanen Strahlentherapie
zur Heilung seines Prostatakrebses. Das Bild zeigt ihn im Mai dieses Jahres
bei einer Radtour. Foto: privat
beschäftigte, nahm zum Aufklärungsgespräch seine Frau, „seine beste Krankenschwester“, wie
er sie nennt, mit. Helga Poßögel
erinnert sich: „Dr. Auge nahm
sich sehr viel Zeit, erklärte uns
die verschiedenen Behandlungsoptionen, die Nebenwirkungen,
Risiken und Heilungsaussichten.
Da der Tumor noch nicht gestreut
hatte, entschieden wir uns gegen
eine OP und für ein relativ schonendes Verfahren, die sogenannte
perkutane Strahlentherapie. Mein
Bauchgefühl, auf das ich mich
stets verlassen kann, sagte mir:
Der Mann kriegt das hin!“
„Ich kann Krankenhaus
nicht leiden“
Der Mann, der diese Vorschusslorbeeren einheimste, gehört zu
den erfahrensten Urologen des
Wald-Klinikums. Die perkutane Strahlentherapie, die in enger
Kooperation mit den Spezialisten
der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie durchgeführt wird, ist neben der radikalen Entfernung des Tumors und
der Seeds-Implantation eines der
etablierten Verfahren zur Behandlung des Prostatakrebses. Wolfgang Poßögel überstand die erste
Bestrahlung ohne Komplikatio-
Mehr Kontrast
bitte!
nen und konnte noch am selben
Tag die Klinik verlassen.
Eine Sitzung dauert etwa 45
Minuten, die reine Bestrahlungszeit knapp 15 Minuten. Währenddessen wird mit einem Linearbeschleuniger energiereiche,
ionisierende Strahlung direkt auf
die Prostata gerichtet. Um das benachbarte, gesunde Gewebe dabei
möglichst zu schützen, erfolgt die
Behandlung nach einer genauen
Bestrahlungsplanung. Es werden
in örtlicher Betäubung drei sogenannte Goldmarker (das sind
5 mm kleine Mini-Goldzylinder)
über den Damm in die Prostata
implantiert, die die Lage der Prostata bei jeder Bestrahlung millimetergenau anzeigen. Insgesamt
37 punktgenaue Bestrahlungen
über einen Zeitraum von acht Wochen sowie eine Reha-Kur musste
Wolfgang Poßögel danach noch
über sich ergehen lassen, obwohl er
Krankenhaus nicht leiden könne.
Das war 2012. Seither führen
die Poßögels wieder ihr gewohntes Leben. Der PSA-Wert liegt im
Normbereich, die Krankheit ist bis
auf wenige kleine Hautreizungen,
verursacht durch die Strahlung,
besiegt und fast vergessen. Im
Mai unternahm das Ehepaar mit
Freunden eine große Fahrradtour,
die sie von Potsdam bis nach Ahrenshoop über fast 500 Kilometer
Dr. Diethelm Kaiser steht ebenfalls wieder mit beiden Beinen
im Leben, obwohl auch ihn der
Prostatakrebs vor mehr als zwei
Jahren aus der gewohnten Bahn
warf. Der 56-jährige Seismologie
und Geophysiker erfuhr gleichfalls in einem sehr frühen Stadium
von seiner Erkrankung. Sein stetig
steigender PSA-Wert war auch
hier erstes Indiz für den Tumor.
Nachdem sich der Wert innerhalb
von drei Monaten 2014 verdoppelt hatte, brachten eine Zweitmeinung sowie eine Stanzbiopsie
endgültige Gewissheit und einen
gewaltigen Schock über die bisher größte Verwerfung im Leben
eines Mannes, der sich von berufs
wegen eigentlich bestens mit Erschütterungen auskennt.
Drei Wochen lang setzte sich Dr.
Kaiser intensiv mit seiner Krankheit auseinander, las viel, recherchierte im Internet, sprach mit
Betroffenen. Der Wissenschaftler,
der in Hannover und Jena lebt und
arbeitet, überließ bei der Therapiewahl nichts dem Zufall. Sein
behandelnder Urologe empfahl
ihm schließlich, den anstehenden Eingriff in Gera machen zu
lassen. Dort gebe es große Erfahrungen bei der minimalinvasiven
endoskopischen radikalen Prostatektomie mit einem 3D-HD Kamerasystem. Anders als Wolfgang
Poßögel hatte sich Diethelm Kaiser
für dieses Verfahren entschieden,
bei dem die Prostata und die Samenblasen vollständig entfernt
werden. Es sei eine schwierige
Entscheidung gewesen, erinnert er
sich. Ein Grund sei gewesen, dass
er unbedingt die Bestrahlung und
Chemotherapie vermeiden wollte,
an die er durch die Brustkrebserkrankung seiner Frau schlechte
Erinnerungen hatte. Das Aufklärungsgespräch mit Dr. Auge, das
ebenfalls im Beisein seiner Ehefrau geführt wurde, bestärkte ihn
schließlich in seiner Entscheidung,
die er bis heute nicht bereut hat.
Zehn Tage verbrachte Diethelm
Kaiser im Herbst 2014 in der Urologischen Klinik Gera. Die OP sei
erfolgreich, die Räumlichkeiten
sehr schön, Schwestern und Pfleger ausgesprochen nett gewesen.
Die anschließende Reha in Bad
Elster trug viel dazu bei, mit den
zeitweiligen Nachwirkungen des
Eingriffes besser zurechtzukommen. „Acht Monate hat es schließlich gedauert, bis ich voll wieder
hergestellt war“, resümiert er. Auch
sein PSA- Wert bewegt sich nach
radikaler Entfernung der Prostata
im nicht messbaren Bereich.
Heute genießt der Wissenschaftler sein wiedergeschenktes Leben
noch bewusster. Einen Großteil
seiner Zeit verbringt er dabei in
seiner Wahlheimat Jena, für die
er sich aus beruflichen Gründen
1997 entschied. Abschließend sein
Rat an alle Betroffenen: Vorsorgeuntersuchungen unbedingt wahrnehmen, sich über die Krankheit
umfassend informieren, die Erfahrungen anderer Patienten einholen, die Familie und Freunde
einbeziehen und die Freude am
Leben über alldem nicht verlieren.
 Klaus-Peter Kirsten
Dr. Diethelm Kaiser mit seiner Ehefrau während eines Ostseeurlaubs
in Kühlungsborn. Foto: privat
Unser Prostatakarzinomzentrum
Zentrumsleiter: Ltr. OA Dr. med. Andreas Auge
Kontakt: 0365 8287470
Das Prostatakarzinomzentrum Gera ist ein Zusammenschluss verschiedener Kliniken, Institute und Abteilungen zur Diagnostik und
Therapie des Prostatakrebses und arbeiten Hand in Hand, um für
unsere Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Eine enge,
intensive Kommunikation wird mit den kooperierenden, niedergelassenen Urologen gepflegt.
Profil:
• Erstzertifizierung: 2009
• Platz 12 unter den 91 deutschen Prostatakarzinomzentren
• Alle medizinisch etablierten Behandlungsformen beim örtlich
begrenzten und fortgeschrittenen Prostatatumor
• Enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen sowie mit den niedergelassenen Urologen
Mit der MRT-Arthrographie in die
Gelenke schauen: Prof. Dr. Joachim
Böttcher und Dr. Gunther Wichmann
vor einer Aufnahme eines Schultergelenks. Foto: Katrin Wiesner
In der MRT können grundsätzlich knöcherne und knorpelige
Strukturen sowie Weichteile wie
Muskeln, Bänder und Sehnen
exzellent dargestellt werden. Das
Kontrastmittel aber wirkt wie eine
Lupe. „Auch feinste Risse und
Schäden, die versteckt in den Gelenken Schmerzen auslösen, werden für uns sichtbar“, erklärt Prof.
Dr. Joachim Böttcher, Chefarzt
der Radiologie. Vor allem an der
Schulter können Ärzte so Teilrisse
der Sehne (Rotatorenmanschetten-Verletzungen), Schäden an
der Gelenklippe (Labrum), die das
Schultergelenk stabilisiert, oder
Verletzungen der glenohumeralen
Bänder diagnostizieren. An der
Hand werden Knorpel- oder Bänderläsionen erkannt. Denkbar ist
die Anwendung auch zur Abklärung von Hüftgelenkserkrankungen. An anderen Gelenken ist der
Einsatz allerdings nur auf spezielle
Fragestellungen beschränkt.
 Katrin Wiesner
Impressum
Herausgeber:
SRH Wald-Klinikum Gera GmbH
Straße des Friedens 122
07548 Gera
V.i.S.d.P.: PD Dr. med. Uwe Leder,
MBA (Geschäftsführer)
Redaktion: Katrin Wiesner,
Klaus-Peter Kirsten
Kontakt: Tel. 0365 828-8108
E-Mail: [email protected]
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Auflage: 300.019
Gestaltung: Christoph Beer
Druck und Verteilung:
Verlag Dr. Frank GmbH
3
INTERVIEW
Jahrgang 2016 | Nr. 2
Das Umdenken hat gerade begonnen
Seit 2004 leitet Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm das Brustzentrum Ostthüringen.
Weil Ärzte immer mehr über den Krebs lernen, gehen sie in der Therapie zunehmend differenzierter vor.
Wie hoch ist heute die Chance,
mit der Diagnose Brustkrebs zu
überleben?
Jede neunte Frau erkrankt an
Brustkrebs, das ist eine hohe Rate.
Aber 80 bis 85 Prozent haben sehr
gute Chancen, geheilt zu werden.
Entscheidend ist der Brustkrebstyp, den wir über molekulargenetische Analyseverfahren bestimmen können. Wir unterscheiden
grob den hormonunempfindlichen, deutlich gefährlicheren und
den hormonempfindlichen, besser
behandelbaren Brustkrebs.
Welche Rolle spielen denn die
Hormone?
Die weiblichen Geschlechtshormone, die Östrogene, regen das
Wachstum der Drüsenzellen an.
Das ist in der Pubertät so oder
in der Schwangerschaft und setzt
sich bis zu den Wechseljahren fort.
Genauso können Östrogene aber
auch die Vermehrung von Krebszellen fördern, wenn diese hormonempfindlich sind. Das ist wie
ein Dünger-Effekt: Die Tumorzellen wachsen schneller, aber ob sie
damit häufiger sind, wissen wir
nicht. Die Hauptursachen für die
Entstehung dieses Brustkrebstyps
würde ich insgesamt in unserem
Lebensstil suchen: wenig Kinder,
späte Geburten, eine lange Östrogenbelastung durch die frühzeitige
Pille und Hormonersatztherapie.
Aber auch fehlende Bewegung, zu
viel Alkohol, zu viel Stress.
Würden Sie eine Hormonersatztherapie trotzdem empfehlen?
Frauen in der Menopause nehmen zwischen 5 und 10 Jahren
lang Hormone ein. Damit erhöht
sich das Risiko gering, einen gut
heilbaren Tumor zu entwickeln.
Ich denke, die Vorteile überwiegen die Nachteile, was auch durch
jüngste Publikationen bestätigt
werden konnte. Ich rate aber zur
regelmäßigen Kontrolle.
Wie häufig ist der zweite, der
vererbbare Brustkrebstyp?
Zwecken auch die Wächterlymphknoten entfernt. Das ist
medizinischer Standard. Manche Frauen klagen anschließend über Nervenschmerzen
und Taubheitsgefühle. Angesichts der Nebenwirkungen:
Wie sinnvoll ist das?
Auch hier hat ein Umdenken
eingesetzt. Wir können Patientinnen im Rahmen einer Studie
anbieten, auf die Entfernung des
Wächterlymphknotens zu verzichten. Die Langzeituntersuchung
soll zeigen, ob das Auswirkungen
auf den weiteren Verlauf hat. Ich
glaube, dass die Information, die
uns der Lymphknotenbefall bislang gegeben hat, für die Wahl
der richtigen Behandlung und die
Prognose, d.h. die Heilungschance, nicht mehr nötig ist – wozu
dann noch die Lymphknoten entfernen?
 Katrin Wiesner
Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm erklärt, warum die Zahl der operativen Eingriffe zurück geht. Foto: Jörg Simanowski
Nur fünf bis zehn Prozent der
erkrankten Frauen tragen die
„Brustkrebsgene“ BRCA1 und
BRCA2 in sich. Diese Gene wurden erst 1990 entdeckt und die Testung auf einen Defekt dieser Gene
ist erst seit 2001 möglich.
Als sich die Schauspielerin Angelina Jolie deswegen vorsorglich das Brustdrüsengewebe
entfernen und durch Implantate ersetzen ließ, sorgte das für
Schlagzeilen. Würden Sie zu einem solchen Schritt raten?
Wurde in der Familie diese
Genmutation festgestellt, sollten
sich Angehörige testen lassen. Für
Frauen, die noch nicht erkrankt
sind, ist die Entfernung tatsächlich
eine Möglichkeit der Prophylaxe.
Unser Brustzentrum führt solche
Eingriffe, die übrigens erst seit fünf
Jahren als Kassenleistung zugelassen sind, auch durch. Häufig lassen
sich Betroffene auch die Eierstöcke
entfernen, weil dieses Krebsrisiko
ebenfalls steigt.
Die Mutation ist aber auch der
Ansatz für eine neue zielgerichtete Therapie. Seit 2014 sind wir an
einer internationalen Studie beteiligt. Ausgangspunkt sind Tumore,
die eine Chemotherapie überlebt
haben. Normalerweise kann eine
Zelle Schäden im Erbgut durch
Neuanordnung in der DNA reparieren, bei der BRCA-Mutation ist
diese Reparaturfunktion jedoch
gestört. Das reicht aber noch nicht,
denn es gibt andere ReparaturWege, z.B. über das Enzym PARB.
Wenn wir dieses PARB-Enzym mit
neuen Medikamenten blockieren,
stirbt die Zelle. Wie erfolgversprechend der Ansatz ist, wird die Studie zeigen.
Sie leiten das Brustkrebszentrum seit 2004 und begleiten
seit fast zehn Jahren das Screening-Programm zur Früherkennung des Mammakarzinoms.
Immer wieder wird Kritik laut,
weil sich auffällige Befunde im
Nachhinein als gutartig herausstellen und Frauen grundlos belasten oder weil Krebsvorstufen
entfernt werden, die sich nicht
zu einem Karzinom entwickelt
hätten. Wird zu schnell geschnitten?
Hier hat gerade ein Umdenken
begonnen. Die Ausgangslage ist:
In der Mammographie werden
Krebsvorstufen entdeckt, die durch
Tasten oder im Ultraschall nicht
zu finden wären. Das ist gut bei
schnellwachsenden Hochrisiko-Tumoren, hier können wir durch eine
frühzeitige Therapie Leben retten.
Dies ist auch Teil meines Lebens
Die Diagnose Brustkrebs zu
verkraften, fällt schwer. Und
so gehen Patientinnen sehr
unterschiedliche Wege. Eine
von ihnen schildert, wie ihr
ein Tagebuch geholfen hat, das
aus aufgeklebten Notizzetteln,
Bildern, Erinnerungsstücken
besteht. Sechs laufende Meter
sind so zusammen gekommen.
Die zeigen am Ende auch die
Dimension ihres Kampfes. Die
Autorin möchte anonym bleiben, hat ihre Gedanken aber
gerne aufgeschrieben:
Krankheit und vor allem Krebs
ruft schnell das Gefühl hervor,
ausgeliefert zu sein. Nach der Diagnose und vor allem am Tag vor
der Operation lief geradezu eine
Maschinerie an. Das mag alles
medizinisch begründet sein und
man wird als Patientin auch aufgeklärt und willigt jedes Mal in die
Untersuchung ein. Dennoch habe
ich mich zwischendurch immer
wieder gefragt: „Was passiert hier
eigentlich mit mir?“ Hier helfen
Notizen, mitten in dieser akut
kritischen Situation auch mal eine
Sicht von außen einzunehmen.
Das kann helfen, das Gefühl des
Ausgeliefertseins zu mildern.
Ebenso habe ich mich zu diesem frühen Zeitpunkt und auch
danach immer wieder gefragt:
„Was wird noch kommen?“ Die
Krankheit birgt doch manche
Überraschung, positive wie negative, und es müssen wichtige,
weitreichende
Entscheidungen
getroffen werden. Mir hat es
enorm geholfen, später nachlesen zu können, warum ich mich
für manche Schritte entschieden
habe, z.B. letztendlich doch für
die Chemotherapie. Oder wann
war eigentlich der Wendepunkt?
Wenn Zweifel kommen, ob das alles so gut war, kann man auch dies
nachlesen.
Außerdem vergisst man so vieles, auch Positives. Durch meine
Notizen habe ich mit einigen
Monaten Abstand gestaunt, was
ich alles getan habe und auch,
wer mir alles beigestanden hat.
Ohne mein Tagebuch hätte ich
diese ganzen Kleinigkeiten und
Ein außergewöhnliches Tagebuch hat einer Brustkrebs-Patientin geholfen,
ihrer Krankheit zu begegnen. Foto: Christoph Beer
auch die vielen anteilnehmenden
Menschen vergessen. Da Krebs
bei uns in der Familie liegt, habe
ich das Tagebuch außerdem für
eventuell nach mir Betroffene geschrieben.
Im Zuge einer so schweren Erkrankung folgt man in der Regel
dem Rat der Ärzte und Ärztinnen.
Man macht alle, ach so befremdende Therapien mit, die auf den
Körper Auswirkungen haben,
Bei weniger gefährlichen Tumoren
führt das aber auch zur Übertherapierung. Lange galt der Grundsatz:
Im Zweifelsfall entfernen. Aber
auch Ärzte lernen: bis in die 90iger Jahre wurde die Brust bei einer
Krebsvorstufe noch abgenommen.
Heute wissen wir, dass entscheidend ist, welchen Brustkrebstyp
wir vor uns haben. Das finden wir
durch die Biopsie heraus. Die Zahl
der operativen Eingriffe geht seitdem zurück, denn Niedrig-risikoVorstufen werden heute eher beobachtet denn operiert. Ebenso löst
man sich von der Vorstellung, in
jedem Fall eine Anschlussbestrahlung durchzuführen. Wir verfahren
zunehmend nach dem Prinzip Abwarten und Beobachten, aber nicht
jede Patientin akzeptiert das.
Patientinnen werden mit der
Tumor-OP zu diagnostischen
dass man sich selbst nicht mehr
erkennt. Und man versucht, damit umzugehen, z.B. indem man
auslotet, welches Essen angenehm
ist. Die Notizen helfen, dass man
sich z.B. für die nächste ChemoGabe oder die kommende Bestrahlungswoche wappnen kann.
Wichtiger noch: Wenn man sich
wie ich damit beschäftigt, welche
Maßnahmen gegen die Nebenwirkungen helfen, hat man mit
der Zeit einen Notizenschatz, was
einem individuell wirklich hilft.
Bücher sind ja gut, aber jeder und
jede ist anders. Besonders wichtig:
Man kann auf ihn zurückgreifen,
wenn man zu schwach ist, sich
intensiv damit auseinanderzusetzen. Ein eigenes Maßnahmegedächtnis.
Ganz ohne Vorwarnung kam
die Krankheit nicht über mich.
Und dennoch ist man im Nachhinein versucht, an die Zeit, die
mit der Diagnose anbricht, als
eine dunkle Zeit, als Stillstand
vom normalen Leben oder Ähnliches zu erinnern, auch wenn man
es vielleicht gefühlsmäßig besser
weiß. Ein Tagebuch kann helfen,
sich auch an positive Momente,
Freude, Anteilnahme und auch
Momente, in denen man einfach
mal nicht von der Erkrankung bestimmt war, zu erinnern.
Das 2004 gegründete Brustzentrum Ostthüringen ist das
größte Zentrum dieser Art in
Thüringen und gehört zu den 15
größten in Deutschland. Im Jahr
werden hier 350 BrustkrebsNeuerkrankungen behandelt. In
90 Prozent der Eingriffe kann die
Brust erhalten werden. Zu den
Möglichkeiten der plastischen
Chirurgie gehören Rekonstruktionen mit Eigengewebe und
Implantaten. Wenn keine weitere Strahlentherapie notwendig
ist, kann der Brustaufbau noch
in derselben Narkose durchgeführt werden. Patientinnen steht
auf Wunsch eine Psychoonkologin zur Seite. Sehr selten können
auch Männer an Brustkrebs erkranken, die Zahl der jährlichen
Fälle bewegt sich im einstelligen
Bereich.
Kontakt: Tel: 0365 828-4151
Mail: [email protected]
Das mag jetzt so naheliegend
klingen. Aber wieviel da doch gar
nicht unbedingt mit der Krankheit zu tun hatte, wurde mir erst
bewusst, als ich auf Initiative des
Psychosozialen Zentrums drei
Jahre nach der Diagnose den Veränderungskreislauf gestaltet habe.
Dort habe ich meine Notizen nach
Themen eingeteilt, zumindest danach, was im jeweiligen Eintrag
überwogen hat. Jeder Lebensbereich wie Familie, Arbeit, Krankheit, Therapie und Genesung etc.
bekam eine eigene Farbe, mit der
ich den Eintrag unterlegt habe.
Und siehe da: Es überwog doch
gar nicht die krasse Krankheitsfarbe Rot, sondern es war auch
viel Grün dabei, also was mir gut
getan hat. Das hat mir gezeigt:
Natürlich war die Lebensqualität
enorm eingeschränkt, aber sie lag
nicht bei Null, und es war auch
keine Zeit des Stillstands.
Sicherlich ist es nicht jedermanns Sache, Tagebuch zu schreiben und auch ich habe nicht jeden
Tag Notizen gemacht. Vielleicht
malt der eine lieber, die andere
dokumentiert die Zeit der Krankheit in Fotos. Egal wie: Auch diese
Zeit ist Teil der eigenen Geschichte und man kann sie, wie das normale Leben auch, gestalten. 
4
DAS THEMA
G
ute Medizin wird von guten Medizinern gemacht.
Diese unumstößliche Tatsache gilt auch und gerade für die
sich immer weiter vollziehende
medizinische Zentrumsbildung
an deutschen Krankenhäusern,
wirken hier doch Fachärzte und
hochspezialisiertes Personal unterschiedlichsten Couleurs Hand
in Hand. Exemplarisch dafür steht
auch das 2013 zertifizierte Darmkrebszentrum am SRH WaldKlinikum Gera. An ihm wirken
zwei hoch angesehene Koryphäen
auf ihren jeweiligen Fachgebieten:
der Chirurg und Chefarzt Prof.
Dr. Thomas Manger und der Endosonographie-Experte, Chefarzt
Prof. Dr. Uwe Will. Beide Ärzte,
seit 2002 am Geraer Wald-Klinikum tätig, zeichnen sich durch
immense Erfahrungen auf dem
Gebiet der Darmkrebsbehandlung aus. So beschäftigt sich Prof.
Manger bereits seit über 30 Jahren
mit dieser Problematik. Seine OPZahlen bewegen sich inzwischen
im fünfstelligen Bereich. Manger
kann sich an seinen Berufsbeginn
und die seither vollzogene rasante
Medizinentwicklung noch lebhaft
erinnern, an eine Zeit, als sich die
Chirurgie immer weiter zu differenzieren begann. Ähnliches gilt
auch für Prof. Uwe Will, der sich
seine internistischen Sporen an der
Uni-Klinik Jena verdiente und dort
als Pionier auf dem Gebiet der Endosonographie gilt. Dieses spezielle Untersuchungs- und Therapieverfahren wurde Ende der 1980er
Jahre entwickelt und kombiniert
die Vorzüge des Ultraschalls mit
denen der Endoskopie. Über das
„Rohr“ können Tumoren des Magen- und Darmtraktes, der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse
besser beurteilt und im Anfangsstadium auch in einer Sitzung sofort mit abgetragen werden.
Ein Team wie
Ying und Yang
Im Darmkrebszentrum Gera
arbeiten Manger und Will heute
Seite an Seite, quasi ein Ying und
Yang des medizinischen Erfolgs.
Sie vertrauen einander uneingeschränkt, schätzen sich und sind
Jahrgang 2016 | Nr. 2
Gute Medizin
von guten Medizinern
Über ein Erfolgsgeheimnis des Geraer Darmkrebszentrums
im Laufe der Zeit gute Freunde
geworden. In den regelmäßigen
Tumorkonferenzen diskutieren sie
jeden Fall ausführlich mit ihren
Kollegen, den Onkologen, Anästhesisten, Palliativmedizinern,
mit Sozialarbeitern, Schmerztherapeuten und Pathologen. Dabei
wird eine Tendenz immer offensichtlicher. Die Therapie wird auch
auf ihrem Gebiet immer personalisierter, immer individueller, sozusagen maßgeschneidert für jeden
Patienten. „Darmkrebs ist eben
nicht gleich Darmkrebs“, resümiert Prof. Thomas Manger, „und
da ist es natürlich von unschätzbarem Wert, wenn man den Fachkollegen gleich um die Ecke weiß, sich
jederzeit mit ihm beraten kann.“
Im frühen Stadium ist
Darmkrebs gut heilbar
Trotz guter Öffentlichkeitsarbeit und einer immer besser
aufgeklärten Bevölkerung leidet
Europa nach wie vor an seiner
ungesunden Lebensweise und Ernährung, die das Entstehen von
Darmkrebs, der zweithäufigsten
Krebsart in Deutschland, begünstigt. Pro 100.000 Einwohner
erkranken jährlich etwa 80 Menschen daran. Verantwortlich dafür
sind u. a. der Verzehr von zu viel
rotem Fleisch, Alkohol, Nikotin
und mangelnde Bewegung, die sogenannten Wohlstandskiller also,
sowie eine genetische Disposition.
„Die Polypen, die dem Darmkrebs
vorausgehen, sind ein Fall für
Prof. Will und seine Kollegen, die
sie gleich endoskopisch entfernen.
In 80 Prozent aller Fälle erweisen
sie sich als gutartig“, erklärt Prof.
Manger. Mit neueren endoskopischen Techniken sind gutartige
Tumoren von 1–6cm lokal gut abtrag- und somit heilbar.
Komplizierter wird es, wenn
der Tumor bereits eine gewebliche
Entartungen aufweist oder wenn
die Größe und Lage eine Abtragung erschwert. „In diesen Fällen entscheiden wir gemeinsam,
welche primäre Therapie in Frage
kommt und wie die Anschlussbehandlung nach geplanter Operation (Chemo), Bestrahlung oder
Immuntherapie) aussehen soll.
Mittlerweile gibt es eine ganze
Hand voll Therapien für solche
Fälle. Zumeist erfolgt die Entfernung der Geschwulst durch
eine standardisierte laparoskopische Operation, die sogenannte
Schlüssellochtechnologie. Dabei
entfernen wir den Tumor computergestützt über kleine Körperöffnungen“, fährt Prof. Manger
fort. Die exakte und saubere Ausführung der OP spiele dabei eine
große Rolle. Diese hänge von der
Erfahrung und dem handwerklichen Geschick des Operateurs ab.
„Befindet sich der Tumor in
Phase 3, hat also schon in die Leber und andere Organe gestreut,
ist er in den meisten Fällen nicht
mehr heilbar. Dann geht es uns
darum, Lebenszeit und Lebensqualität für den Patienten zu erhalten“, erläutert der Chirurg.
„Durch unser interdisziplinäres
Herangehen haben wir heute viele
Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, das Tumorwachstum zu verzögern oder
gar zu stoppen und die Schmerzen
zu lindern.“
Dazu müsse es aber gar nicht
erst kommen, beschwören die
Professoren Manger und Will abschließend unisono. Ihr eindringlicher Appell: Unbedingt, ab dem
50. Lebensjahr alle 5–10 Jahre, bei
gehäuftem Auftreten von Darmkrebs in der Familie schon vorher,
zur kostenlosen Darmspiegelung
gehen. Das kann Leben retten.
 Klaus-Peter Kirsten
Darmkrebszentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Uwe Will, Kontakt: 0365 8282401 | Pankreaskarzinomzentrum – Zentrumsleiter: Prof. D
Die Schatten des
Uranbergbaus
I
Sorgenschnüffler für die Seele
m vergangenen November kam
Birgit Nerlich eine Idee. Selbst
von der Diagnose Brustkrebs
betroffen, überlegte Frau Nerlich,
wie in diese Schocksituation nach
der Diagnosestellung ein wenig
Trost und Erleichterung gebracht
werden könnte. Was hätte ihr
selbst gut getan, fragte sie sich oft.
Vielleicht irgendetwas zum in die
Hand nehmen, woran man sich ein
wenig festhalten kann, so die Vorstellung. Über Fotos der „Trompetenschnüffler“, die für Kinder
gearbeitet werden und die Bekanntschaft mit der handarbeitstechnisch begabten Tina Riedel
entstand schließlich eine konkrete
Idee und ein neues Projekt unse-
res Brustzentrums Ostthüringen,
das Projekt Sorgenschnüffler. Seit
Januar dieses Jahres häkelt Frau
Riedel Schnüffler in verschiedenen Größen und Farben. Eins aber
haben alle Schnüffler gemeinsam,
Sie muntern traurige Patientinnen
auf. Und das Projekt soll weiterentwickelt werden. Das Brustzentrum
wird beim Materialkauf finanziell
unterstützen, und es gibt bereits
Spenden für eine andere Füllung.
Eine weitere Patientin ist mit in
die Herstellung eingestiegen und
strickt vor allem kleine Schnüffler.
Das Team des Brustzentrums freut
sich darauf, vielen Patientinnen
auf diese Art ein wenig Trost spenden zu können. 
L
Gebündelte Kompetenz im 1. Lungenkrebszentrum Thüringens
ungenkrebs ist tückisch,
denn er wächst meistens
unbemerkt. Klagt der Patient über erste Beschwerden wie
etwa Bluthusten, hat das bösartige
Zellwachstum in der Regel schon
ein spätes Stadium erreicht.
So gehört das Krankheitsbild
nicht nur zu den häufigsten, sondern auch gefährlichsten Krebsarten. Trotz der Suche nach neuen Therapien bleibt er schwer
behandelbar. „Ein wichtiger
Schritt, Lebenszeit von Patienten
zu verlängern und Lebensqualität zu verbessern, ist daher, die
Kompetenz der Ärzte zu bündeln
und so den Therapieeinsatz zu
optimieren“, sagt PD Dr. Thomas
Lesser, Chefarzt der Klinik für
Thorax- und Gefäßchirurgie am
SRH Wald-Klinikum. Damit ist
auch die Grundidee des 1. Lungenkrebszentrums
Thüringens
beschrieben. Das Zentrum, von
der Deutschen Krebsgesellschaft
zertifiziert, ist eines von nur 49 in
Deutschland.
Jeder 3. Krebspatient war
Bergmann
Die hohe Expertise bei der
Behandlung von Lungenkrebs
hat auch mit der Geschichte der
Region zu tun. Mit dem Uranbergbau zwischen 1947 und 1991
stiegen in Ostthüringen die Lungenkrebs-Fälle deutlich an; seit
1991 wurden von der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung
3700 Fälle als Berufskrankheit bestätigt. Etwa ein Drittel der heutigen Krebspatienten in Gera war
früher untertage tätig. Die Stadt
hält mit 73 Lungenkrebsfällen auf
100 000 Einwohner einen traurigen Rekord in Thüringen. Unter Leitung von Chefärztin
Prof. Dr. Susanne Lang, einer erfahrenen Spezialistin auf dem
Gebiet der pneumologischen Onkologie, werden Lungenkrebspatienten diagnostiziert und medikamentös therapiert. Die operative
und/oder strahlentherapeutische
Behandlung übernehmen dann
die Klinik für Thoraxchirurgie
und die Klinik für Strahlentherapie in Gera. Pneumologische und
onkologische Praxen der Region
sind zugeschalten. Zudem besteht
eine hervorragende Kooperation
mit dem Institut für Nuklearmedizin in der Universität Jena und
der Rehaklinik in Bad Elster.
Lungenkrebsbehandlung
in „Top-Klinik“
„Wir konzentrieren alle Kompetenzen unter einem Dach - von
der Diagnostik bis zur Strahlen-
und Chemotherapie oder OP“
– erklärt Chefarzt Dr. Lesser die
Vorteile des Zusammenschlusses.
Für den Patienten bedeute dies,
rund um die Uhr erreichbare
Spezialisten, interdisziplinär getroffene Entscheidungen, Fachkompetenz durch hohe Fallzahlen
und eine ständige kritische Überprüfung der Klinik-Ergebnisse, zu
deren Dokumentation es auch gehört, die Krankengeschichte über
den Klinikaufenthalt hinaus zu
verfolgen.
Die Lungenkrebsspezialisten
haben sich längst überregional
einen Namen gemacht. So wird
Chefarzt Dr. Lesser in der FocusÄrzteliste als TOP-Mediziner im
Bereich Lungenkrebs geführt. Im
Krankenhausvergleich gehört das
Klinikum auf diesem Fachgebiet
zu den besten Einrichtungen in
Deutschland. 
Jahrgang 2016 | Nr. 2
5
DAS THEMA
Heimtückisch,
aber nicht unbesiegbar!
Das 1. Pankreaskarzinomzentrum Thüringens nimmt sich der Früherkennung an
A
uch Reichtum und Prominenz konnten sie nicht
vor der heimtückischsten
aller Krebsarten schützen: der
Apple-Gründer Steve Jobs, der
Hollywood-Star Patrick Swayze,
der Opernsänger Luciano Pavarotti – sie alle starben an Bauchspeicheldrüsenkrebs, dem Pankreaskarzinom. Nur wenige, wie
etwa der Schmusebarde Chris
Rea, überlebten. Sich dennoch
dieser Krankheit zu stellen, dem
Bauchspeicheldrüsenkrebs vereint die Stirn zu bieten – das ist
erklärtes Ziel des Pankreaskarzinomzentrums am SRH WaldKlinikum Gera. Es ist bislang
das erste und einzige zertifizierte
Zentrum im gesamten Freistaat
Thüringen. Deutschlandweit gibt
es weniger als 30.
„Wir sind sehr stolz darauf, mit
unserem Team aus Gastroenterologen, Chirurgen, Onkologen,
Strahlentherapeuten, Palliativmedizinern und vielen kooperierenden Kollegen und begleitenden
medizinischen Fachschaften die
hohen Qualitätsansprüche eines
solchen Zentrums zu erfüllen“,
betont Prof. Dr. Uwe Will, Chefarzt der Gastroenterologie am
SRH Wald-Klinikum Gera. „Fokus Gesundheit“ sprach mit dem
Pankreasspezialisten über einige
Aspekte dieser Erkrankung:
komplette Entfernung der Geschwulst durch einen erfahrenen
Operateur und eine anschließende Chemotherapie angezeigt. Das
eigentliche Problem besteht aber
darin, dass wir die Patienten in
diesem frühen Stadium viel zu
selten zu Gesicht bekommen.
Die ersten Symptome werden oft
übersehen, der Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht als solcher erkannt. Immerhin erkranken in
Deutschland jährlich 13000 bis
14000 Menschen daran. Diese besonders heimtückische Tumorerkrankung steht zwar nur für drei
Prozent aller Krebserkrankungen,
aber für sieben Prozent der Krebstodesfälle. Das spiegelt die äußerst
ungünstige Prognose wider. Zum
Zeitpunkt der Diagnose können
bereits 80 Prozent der Patienten
nicht mehr durch eine Operation
geheilt werden.
Welche Symptome können
denn auf einen Pankreaskrebs
hindeuten?
Bedeutet die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Art
Todesurteil?
Das können eine schmerzlose
Gelbsucht, aber auch unspezifische Beschwerden wie unklare
Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme, Rückenschmerzen oder
ein neu aufgetretener Diabetes
sein. Auch eine langjährig bestehende chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung kann die Entstehung des Tumors begünstigen.
So erkranken etwa 4–6 Prozent
dieser Patienten nach 10–20 Jahren an diesem bösartigen Tumor.
Prof. Dr. Uwe Will: Das würde
ich so nicht sagen. In der Frühphase, also wenn der Tumor noch
sehr klein ist und nicht gestreut
hat, ist Heilung durchaus möglich. In jedem Fall sind dann eine
In unserem Zentrum haben
wir uns speziell auf die Frühdiagnostik des Pankreaskarzinoms
mit Hilfe der Endosonographie,
einer hochauflösenden inneren
Ultraschalluntersuchung, spezia-
lisiert, so dass insbesondere kleine
Tumoren, die mit anderen bildgebenden Verfahren nicht zu finden
sind, entdeckt werden können.
Welche Risikofaktoren spielen denn bei der Entstehung
des Pankreaskarzinoms eine
Rolle?
Zu nennen wären dabei Übergewicht, das Rauchen, sowie der
übermäßige Genuss von Alkohol oder die häufige Verzehr von
geräuchertem und gebratenem
Fleisch. Obwohl die Ursachen
noch nicht genau erforscht sind,
gibt es auch genetisch determinierte, sogenannte „Pankreaskrebsfamilien“, also Familien, in
denen diese Krebsart über mehrere Generationen gehäuft auftritt.
Im Übrigen sterben in Deutschland mehr Männer als Frauen
daran.
Ein großer Vorzug Ihres Zentrums besteht darin, dass sich
die verschiedensten darin vertretenen Fachrichtungen alle
unter einem Dach befinden.
Das stimmt. Nehmen Sie zum
Beispiel die Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie. Sie führt
jährlich bis zu 100 Operationen
an der Bauchspeicheldrüse durch.
Bei der Hälfte der Fälle handelt
es sich um einen bösartigen Tumor. Hohe Qualitätsstandards der
Operateure und der Nachbetreuung sichern dabei eine sehr geringe Operationssterblichkeit und
hervorragende
Langzeitergebnisse. Jeder Patient erhält in Kooperation mit niedergelassenen
onkologischen Ärzten eine individuelle Nachsorge. Diese sehr
gute interdisziplinäre Zusammenarbeit – von der Schmerztherapie
über die Teilnahme an klinischen
Studien bis hin zur Palliativmedizin – ist eine wichtige Grundlage
für die Arbeit unseres Pankreaskarzinomzentrums und für eine
erfolgreiche Behandlung der sich
uns anvertrauenden Patienten.
 Klaus-Peter Kirsten
Der Chirurg Prof. Dr. Thomas Manger (r.)und der Endosonographie-Experte Prof. Dr. Uwe Will vom Team des
Darmkrebszentrums Gera. Foto: Christoph Beer
Dr. med. Thomas Manger, Kontakt: 0365 8283101 | Lungenkrebszentrum – Zentrumsleiterin: Prof. Dr. med. Susanne Lang, Kontakt: 0365 8282151
Was soll ein klinisches
Krebsregister?
Ohne klinische Krebsregisterdaten gibt es keinen Qualitätsnachweis in der Onkologie.
Tief Luft holen: Prof. Dr. Lang überprüft die Lungenfunktion eines Patienten. Foto: Christoph Beer
Der Anspruch, möglichst alle
Krebspatienten nach dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse und unter
Berücksichtigung des Fortschritts
in der Medizin wohnortnah zu behandeln, erfordert Strukturen, die
die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche koordinieren
und alle mit der Krebsbekämpfung
befassten Personen und Institutionen vernetzen. Klinische Krebsregister sind dafür eine wichtige
Voraussetzung.
Im klinischen Krebsregister am
SRH Wald-Klinikum Gera werden
seit Gründung 1994 alle Daten
onkologischer Patienten aus dem
Raum Gera dokumentiert, erklärt
der Leiter Uwe Funke. Jedes Jahr
kommen etwa 3500 Diagnosen
hinzu. Daraus ergeben sich jeweils
30 000 neue Dokumente, die jede
Krankengeschichte von der Diagnose über die Therapie bis hin zur
Nachsorge nachvollziehbar machen. Im klinischen Krebsregister
Gera sind zurzeit Krankheitsverläufe für ca. 65.000 Tumorerkran-
kungen gespeichert und können
für interdisziplinäre Tumorkonferenzen oder statistische Auswertungen herangezogen werden. Fast
35.000 dieser Patienten leben zum
jetzigen Zeitpunkt. Ihre Krankengeschichten werden vom Register
weitergeführt, um z.B. anhand
des Langzeitüberlebens die Erfolge im Kampf gegen die Krankheit
darstellen zu können. Letztendlich kann damit in Zukunft auch
die Frage beantwortet werden, ob
durch onkologische Zentren eine
bessere medizinische Versorgung
gewährleistet werden kann.
Die fünf bestehenden Thüringer Tumorzentren (Erfurt, Gera,
Jena, Nordhausen und Suhl) sollen künftig eine gemeinsame Datenbank des Zentralen Klinischen
Krebsregisters Thüringen speisen,
die flächendeckend alle an der onkologischen Versorgung Beteiligten mit einbezieht. Die lückenlose
Erfassung und Auswertung der
Daten über Auftreten, Behandlung
und Verlauf von Krebserkrankungen ergibt einen Datenschatz, der
dazu genutzt werden kann, die
Behandlung von Krebs weiter zu
verbessern. 
6
DAS THEMA
Jahrgang 2016 | Nr. 2
Die Haut vergisst nichts
In Thüringen gibt es nur drei spezialisierte Hautkrebszentren. Eines davon befindet sich
seit kurzem am SRH Wald-Klinikum Gera.
D
fortgeschrittenen Erkrankungsfälle sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Therapien entwickelt
worden, die das Leben der Betroffenen deutlich verlängern können.
So wurde bei einem Teil der Patienten eine Mutation im Tumor
entdeckt, die für ein unkontrolliertes Zellwachstum verantwortlich
ist und gezielt behandelt werden
kann. Gleichzeitig sind mehrere
Antikörper entwickelt worden, die
das Immunsystem und damit die
Krebsabwehr stimulieren.
en Kampf gegen den Hautkrebs führen Hautärzte
nicht allein, sie arbeiten
unter anderem mit internistischen
Onkologen, Strahlentherapeuten,
Radiologen und Chirurgen zusammen. Diese fachübergreifende
Kompetenz am SRH Wald-Klinikum Gera wurde vor kurzem von
der Deutschen Krebsgesellschaft
mit der Ausweisung als zertifiziertes Hautkrebszentrum honoriert. Gera ist damit eines von drei
Hauttumorzentren in Thüringen,
bundesweit gibt es 47 solch spezialisierter Einrichtungen.
Hautkrebs ist mit ca. 250000
Neuerkrankungen im Jahr in
Deutschland mittlerweile die
häufigste
Tumorerkrankung
überhaupt, mit weiter steigenden Zahlen. Um die Versorgung
dieser Patienten zu verbessern,
wurde in den letzten Jahren ein
Zertifizierungssystem für Hautkrebszentren durch die Deutsche
Krebsgesellschaft entwickelt. Das
Zertifikat ist mit hohen Anforderungen an alle Bereiche der Patientenversorgung verbunden, von
der Vorbeugung und Früherkennung von Hauttumoren, deren
Diagnostik und Therapie bis zur
Nachsorge. Wichtiger Bestandteil
des Konzeptes ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, um ein
optimales Behandlungskonzept
zu entwickeln.
„Etwa 400 Patienten aus ganz
Ostthüringen werden jährlich
im Hautkrebszentrum Gera be-
Die Patienten des Hautkrebszentrums profitieren dabei auch von
klinischen Studien am interdisziplinären Studienzentrum des SRH
Wald-Klinikums, in denen neue
Substanzen vor einer Zulassung
auf ihre Wirksamkeit und Nebenwirkungen überprüft werden.
Oberärztin Beatrice Schell blickt mit dem Ultraschall in Hautschichten. Foto: Katrin Wiesner
handelt“, berichtet Koordinatorin Oberärztin Beatrice Schell.
Die am häufigsten auftretenden
Tumorarten Plattenepithel- und
Basalzellkarzinom gehören zum
sogenannten hellen Hautkrebs.
Seltener, aber noch gefährlicher ist
der schwarze Hautkrebs, der be-
reits frühzeitig Tochtergeschwülste entwickeln kann.
Die Tumoren werden operativ
entfernt und eine lückenlose histologische Randschnittkontrolle der
Präparate vorgenommen, um feinste Tumorausläufer auszuschlie-
ßen und somit eine vollständige
Entfernung des Tumors zu erreichen. Weitaus komplexer ist die
Behandlung, wenn insbesondere
beim schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) Metastasen in
Lymphknoten oder anderen Organen entstanden sind. Für diese
Eine weitere durch die Geraer
Hautklinik angebotene Behandlungsform, insbesondere bei Metastasen von Haut und Muskeln,
ist die sogenannte Elektrochemotherapie. Diese Kombination aus
Chemotherapie und elektrischen
Impulsen soll eine lokale Tumorkontrolle mit Verbesserung der
Lebensqualität des Patienten erreichen. „Der Arzt injiziert dem
Patienten zunächst ein niedrig
dosiertes Chemotherapeutikum
(Bleomycin). Anschließend werden elektrische Impulse über
spezielle Elektroden direkt in das
Tumorgewebe abgegeben und in
der Hülle der Tumorzellen kurzzeitig kleine Poren erzeugt, über
die das Medikament ungehindert
in die Zellen eindringen und seine
Wirkung entfalten kann“, erklärt
Oberärztin Schell. Das Verfahren
ist auch bei Hautmetastasen anderer Tumoren wirksam.
Die Ursachen für Hautkrebs
sind vielfältig, als wichtigste Faktoren gelten jedoch das UV-Licht
und die steigende Lebenserwartung. „Hauttumore, die wir heute
behandeln, sind zumeist auf Zellschädigungen
zurückzuführen,
die
Jahrzehnte zurückliegen“,
sagt die Oberärztin. Denn: „Die
Haut vergisst nichts.“ Jeder Sonnenbrand führe zu Zellschäden,
die nur teilweise repariert werden
können. „Auch wenn die Haut
nach einiger Zeit wieder erholt
aussieht – der Schaden ist unwiderruflich“. Aber nicht nur der
Sonnenbrand, sondern auch die
lebenslange Dosis an UV-Strahlen
führen über kurz oder lang zur
Schädigung der Haut.“
Generell empfiehlt die Dermatologin, ab dem 35. Lebensjahr
das Angebot des Hautscreenings
zu nutzen, das die Krankenkassen
in zweijährigem Rhythmus tragen.
Menschen mit vielen „Muttermalen“, sehr heller Haut oder auch
Hautkrebsfällen in der Familie
sollten sich jedoch schon vorher
einem Hautarzt vorstellen.
 Katrin Wiesner
Hautkrebszentrum –
Zentrumsleiter PD Dr. Martin
Kaatz, Kontakt: 0365 8287701
„Ich bin früher vielem hinterhergerannt“
Dirk Peter (39) profitiert von einer neuen Krebstherapie, die das körpereigene Immunsystem aktiviert.
Die Diagnose hat seinen Anspruch an das Leben deutlich verändert.
„Ich komme gleich zu Euch“,
fall und das Gefühl, sich weniger
merken zu können, nimmt er in
Kauf. „Ich habe den Ärzten und
Schwestern hier viel zu verdanken.
Und vielleicht helfen wir mit der
Teilnahme an Studien Menschen
mit der gleichen Krankheit, die
nach uns kommen.“
ruft Dirk Peter gutgelaunt der kleinen Runde am Tisch gegenüber
zu, als wir uns im KrankenhausCafé treffen. Es sind Patienten,
Krebspatienten wie er, die sich am
Zentrum für klinische Studien einer neuen Therapie unterziehen
und gerade eine Behandlungspause haben. Aller 14 Tage sieht
man sich, dann bekommt Dirk
Peter seine Medikamente. „Wir
kennen uns inzwischen alle, es
ist schon fast familiär.“ Aber es
passiert auch, dass jemand nicht
mehr kommt; die Immuntherapie
ist eine große Hoffnung, aber noch
kein Versprechen.
Dirk Peter blickt zurück: Es war
im Mai 2010 als sein Sohn geboren
wurde, welch großes Glück! Einen
Monat später erhielt er die Diagnose: schwarzer Hautkrebs. Ein
Tiefschlag. „Warum ich? Wie geht
es weiter? Wie erkläre ich das meiner Familie? Das sind Fragen, die
man sich stellt und die niemand,
wirklich niemand beantwortet.“
So allein hatte er sich noch nie gefühlt. Mit Mitte 30 hat er ein Testament gemacht und eine Patientenverfügung unterschrieben.
Anfangs war es scheinbar nicht
mehr als eine Warze am Ohr gewesen, die schnell größer wurde.
Hausarzt, Ohrenarzt, „Herumgedruckse“, so schildert der heute
39-Jährige den Weg, bis ihm endlich ein Arzt sagte, dass in sei-
Profitiert von neuer Krebstherapie: Patient Dirk Peter. Foto: Katrin Wiesner
nem Körper Krebszellen zu wüten
begannen. Mit einer anfänglich
erfolgreichen Interferontherapie
schien der Krebs erst einmal gestoppt, bis sich vor drei Jahren eine
neue Wucherung am Hals bildete.
Seit 2013 ist der Dittrichshütter
nun Patient des Hautkrebszentrums Gera, das eng mit dem Zentrum für klinische Studien zusam-
men arbeitet. Chefarzt Dr. Martin
Kaatz bot ihm die Teilnahme an
einer Immuntherapie-Studie an.
Es ist ein Ansatz, der als Meilenstein gilt: Medikamente sollen
das körpereigene Immunsystem
aktivieren, das die Krebszellen
so besser bekämpfen kann. Denn
in manchen Tumoren wimmelt
es von Immunzellen. Doch statt
anzugreifen, verharren die Zellen
untätig im Gewebe und lassen
den Krebs gewähren. Der Grund:
Die Krebszellen senden Signale
aus, die den Immunangriff durch
T-Lymphozyten zum Stillstand
bringen. Dieses Problem sollen
die neuen Wirkstoffe lösen, indem
sie die Signale blockieren und das
Immunsystem wieder in Gang setzen. Dennoch ist die Therapie kein
Wundermittel. Nur etwa ein Vier-
tel der Patienten spricht auf die
Behandlung an.
Im ersten Jahr wusste der Familienvater noch nicht, dass er
tatsächlich das Medikament bekommt und nicht nur ein Placebo.
Die Therapie schlug an: Die nachgewiesenen Metastasten wachsen
seither nicht weiter, und es bilden
sich keine neuen – ein Riesenerfolg! Nebenwirkungen wie Durch-
Wie lebt man mit der Diagnose Krebs? Dirk Peter zögert: „Wie
es in einem aussieht, weiß sonst
niemand.“ Dann erzählt er: „Bis
zu einem bestimmten Punkt kann
man die Krankheit im Alltag von
sich schieben – aber dann reicht
eine Meldung im Radio und alles
ist wieder da“. Früher sei er vielem
hinterher gerannt; neues Auto,
tolles Haus, weite Reisen für sein
großes Hobby Motocross. „Heute
bin ich mit dem zufrieden, was
ich habe.“ Das Fahren auf dem
Motorrad ist kein Wettstreit mehr,
sondern Genuss. Wichtig sind
ihm seine Familie, die Freunde,
erreichbare Ziele und der Gedanke, dass es immer weiter geht, auch
mit Umwegen. Mit der Diagnose
ist Dirk Peter Bauhofleiter geworden statt Rentner, er ist Ortsbürgermeister und sitzt im Gemeinderat. Dass der 39-Jährige nicht
immer „wie ein wirklich Kranker“
wirkt, sich nicht zurückzieht, sondern Neues beginnt, kann nicht
jeder verstehen. Dabei ist es einfach, sagt Dirk Peter in seiner offenen Art: „Wenn einem Leben
geschenkt wird wie mir, muss man
es auch leben.“  Katrin Wiesner
7
INTERN
Jahrgang 2016 | Nr. 2
Alles Schwindel
oder was?
Catrina
Den Ursachen von Schwindel auf
der Spur ist die nächste Veranstaltung „MEHR WISSEN“ am Mittwoch, 31. August, um 17 Uhr in
der SRH Hochschule für Gesundheit Gera, Neue Straße 28-30.
Auslöser für Schwindel können
Störungen im Innenohr, wo das
Gleichgewichtsorgan sitzt, oder
im Gleichgewichtszentrum im
Gehirn sein. Wie immer werden
Ärzte des SRH Wald-Klinikums
Gera und Dozenten der SRH
Hochschule in der gemeinsamen
Reihe das Thema von mehreren
Seiten betrachten und den Zuhörern auch ganz praktische Tipps
mit geben.
Eine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag
I
ch weiß nicht, wie es Ihnen
geht, aber wenn man im Urlaub jemanden kennenlernt,
ist so ziemlich die erste Frage:
„Und, was machen Sie beruflich?“
Meine Freundin und ich waren ein paar Tage Entspannen
im Wellness-Hotel, und gleich
am ersten Abend saßen wir mit
einem Ehepaar mittleren Alters
am Tisch. Die bereits erwähnte
Frage wurde gleich in den ersten
15 Minuten gestellt.
„Wir sind Krankenschwestern“
„Interessant. Wo denn?“
„In einem Krankenhaus in Thüringen“
„Ach, da haben Sie sicher
auch viel mit Krebs zu tun, oder?
Meine Schwester Helga hatte
ja Krebs, so mit Chemotherapie und Bestrahlung und keine
Haare mehr. Schlimm sowas.“
Es gibt ein paar negative Assoziationen zum Thema Krankenhaus, die scheinbar unverrückbar sind. Dazu gehören
(neben Wecken zum Fieber
messen mitten in der Nacht)
Desinfektionsgerüche, Schmerzen, Angst und eben die Diagnose Krebs. Aber scheinbar
wollen die Menschen trotzdem
immer wieder darüber reden.
überdies,
dazu
Heilmaßnahme
Erst mit der Routine der Jahre
lernte man, professioneller damit
umzugehen. Den Patienten offen
und hilfreich in der Kommunikation begegnen zu können. Auch
wenn es heute immer noch an
die Substanz geht, wenn man vor
allem junge Menschen oder Frauen im eigenen Alter aufnimmt,
denen man gar keine Diagnose
dieser Art ansieht, die sich dann
aber oft unvermutet bestätigt. Das
ist immer wieder ein Schock und
immer auch für die ganze Familie, nicht nur den betreffenden
Menschen. Übrigens macht es
dann auch keinen Unterschied,
ob man selbst aus der Medizin
kommt. Ich habe leider in meiner
Berufstätigkeit schon mehrere
Kolleginnen mit dieser Diagnose
gemusterter
Randbesatz
Himmelsrichtung
organische
Giftstoffe
Ja sicher, wir haben in unserem Beruf in jeder Fachabteilung
(außer in der Geburtshilfe und
Säuglingsstation) mit dieser Diagnose zu tun. Die Wahrnehmung
hat sich im Laufe der Berufsjahre
jedoch geändert. In der Ausbildung fanden wir es dramatisch
und schockierend, wenn jemand
die Diagnose Krebs bekam. Wir
waren unsicher, wie wir mit den
Menschen umgehen sollten, da
wir doch am Anfang Krebs mit
Unheilbarkeit,
schmerzvollen
Therapien und einem schnellen
Lebensende verbanden.
10
Strafstoß
beim
Fußball
netzartiges
Verbandmaterial
Herumtreiber,
Landstreicher
im Flug
singender
Bodenbrüter
Stadt in
Belgien
7
13
böse,
schlimm
Begeisterung,
Schwung
2
Frau, die
ein fremdes Kind
stillt
kurze,
dreieckige
Flagge
australischer
Laufvogel
erster
Halswirbel
(Med.)
asiatischer
Affe
6
14
Stoffrand,
-besatz
Lösungswort
1
früherer
österr.
Adelstitel
Babyspeise
neblige
Luft
Ausruf
der
Bestürzung
3
4
5
6
Name
zweier
Flüsse
z. Rhein
Heer;
Heeresverband
leichte
Vertiefung,
Beule
sich
äußern,
sprechen
Gegenpunkt
des
Zenits
höchste
Berggruppe
im Bayerischen Wald
landwirtschaftliches
Gerät
lat.:
heilig
(vor
Namen)
einst,
früher
KfzZeichen
Niederlande
ital.
Autor
(Umberto)
Unverheirateter
die
Waffen
strecken
(sich ...)
7
slaw.
Herrschertitel
heftiger
Fall
5
Feldertrag
2
Abkürzung für
deutsch
Bindewort
gesamter
Schiffsbestand
mexikanischer
Branntwein
Opernsologesang
Auslese
der
Besten
Fluss
zur
Seine
Strom
in
Vorderindien
feierliches
Gedicht
den
Geist
betreffend
orientalische
Kopfbedeckung
eine
Zahl
4
Viehhüter
Schwarzdrossel
Interessenvertreter
Geschöpf
Hauptschlagader
enge
Straße
liebevolles
An-sichDrücken
Stoffmuster
großer
schwarzer
Vogel
1
Kölner
Witzfigur
12
Gesund bleiben nach Krebs:
Was Sie jetzt stärkt und schützt
Was hilft und einen Rückfall
abwehrt
lebhaftes
Missfallen
Klebeverbandmaterial
(engl.)
dumme,
törichte
Handlung
(ugs.)
sehr
feucht
Manfred Stolpe und
Ingrid Stolpe
Gebundene Ausgabe
EUR 19,95
–
Prof. Dr. med. Josef Beuth
Taschenbuch
EUR 8,99
Wellnessbad
8
Gewichtseinheit
Vokalveränderung
»Wir haben noch so viel vor«:
Unser gemeinsamer Kampf
gegen den Krebs
Ihre Catrina.
Kranken- Pampasbeschei- strauß
nigung
Verbrechen
männlicher
Hund
Gabriela Schwarz
Broschiert
EUR 19,95
–
Wie haben wir in der Ausbildung so schön gelernt? Gehe mit
anderen immer so um, wie Du
selbst behandelt werden willst!
In diesem Sinne, bleiben Sie
aufmerksam für Ihr Gegenüber.
Fischfanggerät
Kurzwort für
Jugendliche(r)
Diagnose Darmkrebs:
Das ist jetzt wichtig.
Wie geht es weiter?
Alle Chancen nutzen
Zier-,
Heilpflanze
Alpental
in Tirol
Nähmaterial
BücherTIPPS
Aber dafür muss man nicht
bis zuletzt warten, ich wünschte mir, dass alle Beteiligten in
einem Behandlungsprozess respektvoll miteinander umgehen,
trotz Zeitnot und Stress.
Staat
in Osteuropa
englisch: ja Zeitalter
Europ. ölhaltige
Fußball- Nutzverband pflanze
(Abk.)
Laubbaum,
Heilpflanze
Geizhals
man eine Bindung zu diesem
Menschen und seiner Familie
auf, die dafür sorgt, dass man
bei einem ungünstigen Verlauf
der Erkrankung auch persönlich Anteil nimmt. Manchmal
trauert eine Station regelrecht
nach dem Ableben eines Patienten. Für mich hatte es jedoch
auch etwas Tröstliches, wenn
man den letzten Abschnitt eines Menschen würde- und liebevoll begleiten konnte. Auf
seine Wünsche eingehen, alles
möglich zu machen, um ihm
die Situation zu erleichtern. Das
gelingt nicht immer, aber das
Bemühen darum war immer
ethischer Kern meiner Tätigkeit
als Schwester. Die Würde des
Menschen zu respektieren, bis
zum Schluss.
Patientendokumentation
beim Arzt
bewusst
falsche
Aussage
9
Dreschplatz
in der
Scheune
altes
Apothekergewicht
überheblich,
arrogant
Herrscherstab
Absicht,
Vorhaben
Oper von
Richard
Strauss
englisch: StandortbestimArzt
mer
(Kzw.)
(Schiff)
Aber wie gesagt, trotz aller
moderner Behandlungsformen
bleibt es ein einschneidendes Erlebnis für den Patienten und seine Familie. Und oft auch für uns
als Schwestern und Pfleger. Bestimmte Patienten begleitet man
über Jahre und verfolgt jeden
Schritt, die Höhen und Tiefen von
Chemotherapie, Bestrahlung und
Operation. Und natürlich baut
Und doch ist es immer wieder
dieses Aussprechen der Diagnose, dieses einzige Wort, was den
Patienten in eine andere Welt
katapultiert. Auch wenn es abgedroschen klingt, so kann man
es nicht anders sagen: Nichts ist
danach mehr so, wie es mal war.
Es macht keinen Unterschied,
Schauspiel-,
Ballettschüler
Nachlass
empfangen
Fremdwortteil: fern
Wiederum hat sich in den vergangenen Jahrzehnten doch viel
in diesem Bereich entwickelt.
Meine Mutter hat zum Beispiel die
schlimmen Nebenwirkungen der
Bestrahlung meiner Großmutter noch gut in Erinnerung. Das
war in den 60er Jahren. Seitdem
wurden Therapien verbessert, die
Begleiterscheinungen der Chemotherapie können wesentlich
besser in den Griff bekommen
werden. Und einige Krebsformen
sind bei zeitiger Entdeckung gut
zu therapieren.
schwerer Vertrauensbruch
enthaltsam lebender
Mensch
Zum Glück gibt es heutzutage
viele angrenzende Fachbereiche,
die den Umgang mit dieser Diagnose erleichtern. Psychologen für
Tumorerkrankungen, Beratungsstellen, Sportangebote, Sozialdienste der Klinik, Kunsttherapie,
Seelsorge und viele andere begleiten den Patienten während der
Behandlung, und das ist gut so.
Kliniken spezialisieren sich in der
Betreuung der unterschiedlichen
Organkrebsformen. Auch unsere
Klinik ist mittlerweile Onkologisches Zentrum mit anerkannter
Expertise in diesem Fachgebiet.
Skalpell
(ugs.)
ungar.
Komponist
(Franz)
fettfreie
Salbe,
Creme
Schmarotzer-,
Heilpflanze
Figur
Vorbei
Wilhelm raum,
Flur
Busch
Zahnarztwerkzeug
welche Form des Krebses diagnostiziert wurde. Man hat Krebs.
Man wird vielleicht sterben. Das
Leben wird greifbar endlich. Das
vergessen manche Kollegen in
ihrer Arbeit. Es ist nun mal für
jeden gleich schlimm, auch wenn
die Prognosen sehr unterschiedlich sind.
begleitet. Versierte Schwestern,
die tagtäglich beruflich mit Tumorerkrankungen zu tun hatten.
Und eine sagte mal so treffend:
„Weißt Du Catrina, und in dem
Moment war ich auch einfach
nur Patient, nicht Schwester. Ich
habe den Arzt drei Mal nach bestimmten Dingen gefragt, hatte
Angst und war unsicher. Ich war
genauso wie jeder von unseren
Patienten.“
8
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12
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14
3
Kante,
Winkel
(süddeutsch)
Signalfarbe
11
Sie haben das Lösungswort geknackt? Dann senden Sie es bitte an: SRH Wald-Klinikum Gera / Marketing / Str.d.Friedens 122 / 07548 Gera oder per Mail: [email protected]
Einsendeschluss ist der 31. August 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Mal 50 Euro. Vielen Dank für die vielen richtigen Einsendungen, netten Mails und Karten vom letzten Mal.
Das Lösungswort der Ausgabe 1/2016 lautete: Brummschaedel.
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KULTURKRANKENHAUS
Jahrgang 2016 | Nr.2
Was ist Psychoonkologie?
Viele Mitstreiter
für schönes Kinderfest
Psychologen helfen am SRH Wald-Klinikum Gera,
mit der Diagnose Krebs zurechtzukommen
Das Wetter hielt durch und
unsere Plaza war bunt wie nie:
150 Kinder aus Kindergärten und
Grundschulen Geras und aus unserer Kinderklinik erlebten Mitte
Juni ein wirklich schönes Kinderfest. Zu verdanken ist das dem
Einsatz unserer Kinderklinik und
deren langjährigen Partner wie
dem Sanitätshaus Carqueville,
dem Geraer Spielmobil und dem
benachbarten Tierpark, der Eselchen Mia und zwei Zwergziegen
mit über die Straße brachte.
Ein besonderer Höhepunkt
des Festes war eine große Verlosung mit 150 Losen – und nicht
einer einzigen Niete darunter. Zu
den Hauptpreisen gehörten Roller und Familienspiele, daneben
gab es jede Menge Trostpreise, so
dass kein Kind leer ausging. Idee
und Finanzierung stammten von
den Klinikums-Mitarbeitern Kathrin Dürrschmidt und Andreas
Wagner. Beide sitzen als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat
des SRH Wald-Klinikums und
spenden jegliche Einnahmen im
Zusammenhang mit der Tätigkeit
in dem Gremium. In diesem Fall
waren es 750 Euro. In der Vergangenheit haben sie schon die
Tabaluga-Grundschule in Gera,
den Turnverein Gera und an eine
Kita in Schmölln unterstützt. In
diesem Jahr soll zudem eine Lesung im Rahmen der „Woche der
seelischen Gesundheit“ im Herbst
in Gera abgesichert werden.
Frühstarter unter sich
D
Zwei von sechs Psychoonkologen am SRH Wald-Klinikum Gera: die Diplom-Psychologinnen
Annika Schmalzbauer und Franziska Jahr. Foto: Eva Teicher
ie
Diagnose
einer
Krebserkrankung bedeutet einen Einschnitt in das
Leben der Betroffenen – und ihrer
Angehörigen – und ist mit verschiedenen Gefühlen verbunden.
Die Auseinandersetzung mit der
Erkrankung birgt oft Anstrengungen. Jede Phase der Erkrankung
geht mit unterschiedlichen physischen, psychischen und sozialen
Belastungen einher. Dadurch werden Neuorientierungen in mehreren Lebensbereichen nötig.
Die Psychoonkologie begleitet
unterstützend die medizinische
Behandlung mit einem ganzheitlichen Behandlungs- und Beratungsansatz. Sie wendet sich sowohl an den Betroffenen als auch
an die Angehörigen und passt sich
deren Bedürfnissen an. An einem
onkologischen Zentrum wird die
psychoonkologische Beratung jedem Patienten angeboten.
Häufig entstehen Fragen wie:
„Wie geht es weiter? Wie sage ich
es meiner Familie? Was bedeutet
die Erkrankung für meinen Alltag? Werde ich bald sterben?“ Die
Psychoonkologie kann unterstützend helfen
• bei dem Umgang mit belastenden Gefühlen
• bei der Entwicklung veränderter Perspektiven
• bei der Gestaltung neuer Handlungswege
• bei schwierigen Entscheidungen
• bei der Kommunikation mit den
behandelnden Ärzten
• bei der Klärung von Unsicherheiten im Umgang innerhalb der
Familie
Um den Reaktionen auf die Diagnose einer Tumorerkrankung gut
zu begegnen, können im Gespräch
individuell Schwerpunkte gesetzt
werden. Hierbei kann der Fokus
eher im körperlichen, emotionalen oder sozialen Bereich liegen,
oft überschneiden sich aber auch
die Bereiche. Der Umgang mit
einer veränderten Leistungsfähigkeit oder einem veränderten
Körperbild kann das (Wieder-)
Entdecken neuer (und alter) positiver Aktivitäten erfordern, die
der aktuellen Situation angemessen sind. So findet mancher (zurück) zu seiner Wanderlust im
eigenen Tempo, nachdem lange
Zeit das Stemmen von Gewichten im Fitness-Studio das Richtige
war. Oder die Erkrankung bringt
eine Umstellung der Perspektiven und Prioritäten mit sich, was
in einem Gespräch verdeutlicht
und geordnet werden kann. So
stand beispielsweise einmal der
selbst gemachte Druck durch die
perfekte Koordination von Beruf,
Haushalt und Kindern im Vordergrund. Durch die Erkrankung
entstand aber die Notwendigkeit,
sich um den eigenen Körper und
die eigene seelische Verfassung zu
kümmern. Dies kann einen nachsichtigeren, liebevolleren Blick
auf sich selbst und andere Personen bewirken. Die psychoonkologische Unterstützung ist immer
individuell auf den ratsuchenden
Patienten ausgerichtet.
In allen Phasen der Erkrankung
– bei Diagnosestellung, vor und
nach einer Operation, während
einer Chemo- oder einer Bestrahlungstherapie, in einer palliativen
Phase – können Patienten psychoonkologische Unterstützung in
Anspruch zu nehmen. Den Kontakt zu den stationären Psychoonkologen stellen die behandelnden
Ärzte oder das Pflegepersonal her.
Auch Angehörige der Betroffenen
können sich vertrauensvoll an die
Psychoonkologen des Klinikums
wenden.
 Dipl.-Psych. F. Jahr und Dipl.Psych. A. Schmalzbauer
In unserem Kulturkrankenhaus tragen die Ebenen Namen von Persönlichkeiten, die Geschichte schrieben.
Lian, Rubi, Mika und Jette sind
zwischen elf Monaten und drei
Jahren alt und während sie auf
Mamas Schoss sitzen, malen, in
Büchern blättern oder am Nuckel
spielen, unterhalten sich die Großen über die kleinen Frühstarter.
Denn das eint die Kinder alle: Sie
sind Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt gekommen.
Seit April treffen sich Eltern
von Frühgeborenen regelmäßig
zum Erfahrungsaustausch im
SRH Wald-Klinikum Gera. Die
Initiative dafür war von Eltern
ausgegangen. Welcher Kinderarzt
hilft bei der Sondenentwöhnung?
Wird ein Therapiestuhl von der
Krankenkasse finanziert? Wie sind
andere Familien mit dem Thema
Frühgeburt, mit der emotionalen
Belastung
zurechtgekommen?
Diese und andere Fragen werden
besprochen. Wer Interesse hat,
kommt einfach dazu. Der nächste
Treff ist am 11. August um 15.30
Uhr im Mutter-Kind-Zentrum des
Klinikums.
Kontakt über:
[email protected]
Wir stellen heute vor: Friedrich Schiller
Der Dichter Friedrich Schiller
hinterließ der Nachwelt ein umfangreiches dramatisches und
theoretisches Werk. Sein kurzes
Leben war von Krankheit, Geldnot, aber auch von einer ungeheuren produktiven Energie geprägt.
schaft doch ein sittlichernster Asket, war dem erotisch-verspielten
Goethe nach eigenen Worten
„verhasst“. 1790 heiratete Schiller Charlotte von Lengefeld. Ein
Jahr später erkrankte er an einer
schweren Lungenentzündung.
Schiller verfasste bereits mit
dreizehn Jahren erste Theaterstücke. Auf herzoglichen Befehl trat
er 1773 in die Militärakademie
des württembergischen Herzogs
Karl Eugen ein. Dort startete
der Dichter mit dem Jurastudium, wechselte zur Medizin über
und promovierte 1780 in diesem
Fach. Noch zwei Jahre hielt er es
unter der herzoglichen Kuratel
als Militärarzt aus.
1799 siedelte die Familie Schiller
nach Weimar über. Schiller und
Goethe sahen sich fast täglich,
die Gespräche beflügelten Schiller, der mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen
hatte. Es entstanden Dramen
wie „Maria Stuart“ oder „Die
Jungfrau von Orleans“. Für die
Zusammenarbeit der beiden
großen deutschen Dichter prägte Heinrich Laube 1839 den Begriff „Weimarer Klassik“. Leider
war sie von verhältnismäßig
kurzer Dauer, denn Friedrich
Schiller starb 1805 im Alter von
45 Jahren an den Folgen der nie
ganz auskurierten Lungenentzündung.
Zunächst gab er anonym im
Selbstverlag das Schauspiel „Die
Räuber“ heraus, das am 13. Januar 1782 uraufgeführt wurde.
Mit dem Stück wurde Schiller
auf einen Schlag berühmt. Doch
der Herzog, dem die offenkundige
Rebellion nicht verborgen bleiben
konnte, untersagte dem Dichter
das „Komödienschreiben“. Schiller floh 1782 aus dem Herzogtum
Württemberg, um nach einer
unglücklichen Liebe nach Mannheim zurückzukehren und dort
Dramatiker am Hof- und Nationaltheater zu werden.
Johann Wolfgang von Goethe
und Friedrich Schiller begegneten sich erstmals 1788. Goethe
vermittelte dem zehn Jahre jüngeren Dichter zwar eine unbezahlte Professur am Lehrstuhl
für Geschichte der Universität
Jena, aber näher kamen sich
Goethe und Schiller erst einmal
nicht. Schiller, bei aller Leiden-
Der heiße Draht
Notaufnahme / Rettungsstelle
Tel. 0365 828-2910
Chefarzt Dipl.-Med. Ronald Kämpf
Anästhesiologie und
Intensivmedizin
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Gerhard Kuhnle
Tel. 0365 828-2801
Augenheilkunde
Chefarzt Dr. med. Jörg Seewald
Tel. 0365 828-4801
Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas
Manger, Tel. 0365 828-3101
Brustzentrum Ostthüringen
Chefarzt Dr. med. Dirk-Michael
Zahm, Tel. 0365 828-4151
Frauenheilkunde und Geburtsmedizin
Chefarzt Dr. med. Norman
Krause, Tel. 0365 828-4101
Gastroenterologie, Hepatologie
und Allgemeine Innere Medizin
Chefarzt Prof. Dr. med. Uwe Will
Tel. 0365 828-2401
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/
Plastische Operationen
Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas
Müller, Tel. 0365 828-2651
Hautkrankheiten/Allergologie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7701
Kardiologie und internistische
Intensivmedizin
Chefarzt Dr. med. Martin Winterhalter, Tel. 0365 828-2101
Kinder- und Jugendmedizin
Chefarzt Dr. med. Lutz Hempel
Tel. 0365 828-5151
Neurologie
Chefarzt Dr. med. Roger Schubert
Tel. 0365 828-4501
Orthopädie
Chefarzt Dr. med. Rando Karl
Winter, Tel. 0365 828-3741
Sprechstunde: 0365 828-3730
Palliativmedizin
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Michael Kretzschmar
Tel. 0365 828-7951
Physikalische und rehabilitative
Medizin
Chefärztin Dr. med. Dörthe Meierhof, Tel. 0365 828-6501
Pneumologie/Infektiologie,
Hämatologie/Onkologie,
Diabetologie
Chefärztin Prof. Dr. med. Susanne
Lang, Tel. 0365 828-2151
Psychiatrie und Psychotherapie
Chefarzt Dr. med. Thomas Jochum
Tel. 0365 828-4601
Psychosoziale Beratungsstelle für
Krebskranke und Angehörige
Leiterin Diplom-Psychologin
Franziska Jahr
Tel. 0365 828-2175
Radiologie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Joachim Böttcher
Tel. 0365 828-6101
Schmerztherapie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Michael Kretzschmar
Tel. 0365 828-2941
Strahlentherapie/Radioonkologie
Kommissarische Chefärztin
Dr. med. Carina John
Tel. 0365 828-7551
Thorax- und Gefäßchirurgie/
Angiologie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Thomas Lesser,
Tel. 0365 828-3151
Unfallchirurgie/Handchirurgie
Chefarzt Prof. Dr. med. Reiner
Oberbeck, Tel. 0365 828-3601
Urologie und Kinderurologie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med.
Andreas Schlichter
Tel. 0365 828-7151
Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie
Chefarzt Dr. med. Jörg Silbermann
Tel. 0365 828-3701
Zentrum für klinische Studien
Leiter Priv.-Doz. Dr.med. Martin
Kaatz, Tel. 0365 828-7758
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