Ernst–Moritz–Arndt–Universität Greifswald Institut für Physik Versuch A02: Spezifische Ladung des Elektrons Physik, Studentenfassung(100000) vom 5. Dezember 2016 Gruppe/Versuchs–Nr.: / Datum: Name 1: Name 2: Note Testat: Note Testat: Note Protokoll: Betreuer: • Versuchsziel Bestimmung der massenspezifischen elektrischen Ladung eines Elektrons sowie der Vertikalkomponente des Erdmagnetfeldes • Themen zur Vorbereitung Durchflutungsgesetz, Biot–Savartsches Gesetz, Lorentz–Kraft, Erdmagnetfeld, Helmholtz–Spule, Erdmagnetfeld; Messanordnung A: Elektronenstrahlröhre, Messanordnung B: Fadenstrahlrohr • Messaufgaben 1. A: Messen Sie die Ablenkung s des Elektronenstrahls in einer Elektronenstrahlröhre in Abhängigkeit von der Stromstärke I in der Ringspule für 11 verschiedene Werte I0 = 0 und Ik ≈ k · 200 mA, für k = 0, 1, 2, . . . , 10. Hinweise: (i) Nutzen Sie zur Aufzeichnung die Tabelle im Anhang A.3. S. 11. (ii) Die Messung von s∗0 = sErde zum Wert I0 = 0 wird auch zur Bestimmung des Erdmagnetfeldes benötigt. (iii) Beachten Sie weitere Hinweise im Abschnitt 4.1. 2. A: Drehen Sie die horizontal ausgerichtete Röhre um 180◦ um ihre Längsachse und messen Sie bei abgeschaltetem Spulenstrom (I = 0) die Ablenkung s. Hinweise: Dies liefert den Wert sErde zur Bestimmung des Erdmagnetfeldes. 3. B: Messen Sie die Kreisdurchmesser d der Elektronenbahnen im Fadenstrahlrohr. Wählen Sie für die Beschleunigungsspannung U die Werte ≈ 200 V und ≈ 250 V. Die Stromstärke I in der Helmholtz– Spule variieren Sie im Bereich (1..2) A, in Schritten von ca. 100 mA, für einen jeden Wert von U . Hinweis: (i) Die maximale Heizspannung des Fadenstrahlrohr beträgt 6, 3 V, die maximale Beschleunigungsspannung 300 V. Höhere Spannungen können im Dauerbetrieb die Röhre zerstören. (ii) Beachten Sie auch die Hinweise im Abschnitt 4.2. (iii) Nutzen Sie zur Aufzeichnung der Messwerte die Tabelle im Anhang A.4. S. 12. • Sicherheitshinweise – Die Elektronenstrahlröhre und die Fadenstrahlröhre werden mit berührungsgefährlichen Gleichspannungen von 650 V bzw. bis zu 500 V betrieben. Im Anschlussfeld der Röhren, bei einem Kabelbruch oder dem Lösen von Steckverbindungen besteht die Gefahr des Stromschlags. – Die gehäuselose Fadenstrahlröhre wie auch die Helmholtz–Spule darf während des Betriebs nicht berührt werden. – In den Röhren (Glaskolben) besteht Unterdruck. Sie dürfen keinen starken Erschütterungen ausgesetzt werden, es besteht Bruchgefahr. Physikalisches Grundpraktikum • Auswertung 1. A: Berechnen Sie aus den gemessenen Auslenkungen s∗k und zugehörigen Stromstärken Ik nach (26) die Auslenkungen sk infolge des Spulenstroms und nach (20) die zugehörigen magnetischen Flussdichten Bk . Nutzen Sie die Tabelle im Anhang A.3. 2. A: Bestimmen Sie die Empfindlichkeit (19) der Apparatur mittels linearer Regression (mit Angabe der Messabweichung). Beachten Sie die Hinweise unter im Abschnitt 4.1. 3. A: Ermitteln Sie die massenspezifische elektrische Ladung eines Elektrons nach Gl.(21) (Angabe der Messabweichung). 4. A: Bestimmen Sie nach (24) die Vertikalkomponente BErde,v des Erdmagnetfeldes (mit Angabe der Messabweichung). 5. B: Ermitteln Sie aus den Messwerten vom Fadenstrahlrohr (Messaufgabe 3) die spezifische Elektronenladung e∗ nach Gl. (25) (mit Angabe der Größtabweichung für die Einzelmessung und des Vertrauensbereiches des Mittelwertes). Nutzen Sie die Tabelle im Anhang A.4. • Aufgaben zur Vorbereitung 1. Welche Geschwindigkeit v hat ein Elektron beim Auftreffen auf den Schirm einer Elektronenstrahlröhre, wenn die Beschleunigungsspannung U = 200 V beträgt? Geben Sie v in Einheiten von m/ s, km/h wie auch der Vakuumlichtgeschwindigkeit an. 2. Welche Zeit benötigt ein Elektron für einen Umlauf auf einem Kreis mit dem Radius r = 7cm bei der Geschwindigkeit v der vorherigen Aufgabe. 2 Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe A02: Spezifische Ladung des Elektrons 1 1.1 Grundlagen Für die Beträge dieser Kräfte gilt somit evB = me v 2 /r. Daraus folgt der Bahnradius Lorentz–Kraft r= me v . eB (5) Eine elektrische Punktladung Q bewege sich mit der Für die massenspezifische Ladung des Elektrons erhält Geschwindigkeit v in einem Magnetfeld der Flussdich- man −e∗ , mit te B. Dann wirkt auf sie die nach Hendrik Antoon v e Lorentz (1853–1928) benannte Kraft, = . (6) e∗ ≡ me rB FL = Q v × B (1) Aus (2) und (4) folgt Für ihren Betrag gilt, e∗ = 1, 758 820 088(39) · 1011 FL = Q vB sin ](v, B) . Bei festen Werten für Q, v und B ist FL am größten, wenn v senkrecht zu B steht, ](v, B) = 90◦ . Zeigen hingegen v und B in die gleiche Richtung, gilt also ](v, B) = 0 oder ](v, B) = 180◦ , dann verschwindet FL . Ein Elektron hat die elektrische Ladung −e, wobei e = 1, 602 176 565(35) · 10−19 As 1.3 As kg Energieaufnahme eines Elektrons im elektrischen Feld (2) In einem räumlich und zeitlich konstanten elektrischen die Elementarladung bezeichnet. Für die Lorentz–Kraft Feld E wirkt auf ein Elektron mit der Ladung −e die folgt somit (Abb. 1), Kraft Fe = −eE. Wird das elektrische Feld erzeugt, indem man zwischen zwei Punkten (z.B. KondensatorFL = −e v × B . (3) platten) im Abstand l die elektrische Spannung U anlegt, so gilt E = U/l. Folglich gilt auch, Fe = Abb. 1: Lorentz–Kraft FL , die auf ein Elektron der Ladung −e wirkt, welches sich mit der Geschwindikeit v im Magnetfeld der Flussdichte B bewegt. 1.2 Bahnkurve eines Elektrons im Magnetfeld Ein Elektron hat die Masse me = 9, 109 382 91(40) · 10−31 kg . eU . l Durchläuft ein Elektron einen (beliebigen) Weg von einem Anfangs– zu einem Endpunkt, zwischen denen die elektrische Spannung U abfällt, und ist der Anfangspunkt gegenüber dem Endpunkt negativ geladen, so wird das Elektron beschleunigt und hat im Endpunkt die kinetische Energie eU gewonnen. Startet das Elektron hierbei aus der Ruhelage und bewegt es sich reibungsfrei (keine Energieabgabe an die Umgebung), so gilt im Endpunkt me v 2 /2 = eU und folglich für die Endgeschwindigkeit,1 ) r 2eU v= . (7) me (4) Beträgt die elektrische Spannung U = 1 V, so sagt man, das Elektron hat die Energie 1 Elektronenvolt (1 eV) aufEs bewege sich mit der Geschwindigkeit v transversal genommen. Es gilt also, zu einem Magnetfeld B, ](v, B) = 90◦ . Die Energieverluste etwa durch Reibung im Medium oder Strah1 eV ≡ e · 1 V = 1, 602 176 565(35) · 10−19 Ws . lungsemission seien vernachlässigt. Infolge der Lorentz– Kraft FL , Gl. (3), bewegt es sich auf einer Kreisbahn mit 1 ) Im Experiment sind die Geschwindigkeiten v klein dem Radius r. Dabei stehen FL und die entgegen ge- genug, so dass nicht–relativistisch gerechnet werden kann, richtete Zentrifugalkraft im Gleichgewicht, FL = −FZ . s. Anhang S. 10. Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe 3 Physikalisches Grundpraktikum 1.4 Durchflutungsgesetz Ein elektrischer Strom I in einem geraden Leiter (z. B. Kupferdraht) erzeugt im umgebenden Raum ein Magnetfeld der Feldstärke H. Die Feldlinien sind kreisförmig geschlossen, mit dem Stromleiter in der Kreismitte. Den Zusammenhang zwischen I und H beschreibt das Linienintegral über einen geschlossenen Weg (Kreisintegral), das sog. Durchflutungsgesetz, I Hdx = I . 1.5 Magnetfeld eines Ringleiters Nach Jean–Baptiste Biot (1774–1862) und Félix Abb. 2: Magnetfeldlinien H um einen stromdurchflossenen Savart (1791–1841) kann der Beitrag des elektrischen Ringleiter (schematisch) Stroms I durch ein infinitesimales Wegelement dl an der Stelle x0 zur magnetischen Feldstärke in einem beliebiVs die Permeabilität des VaDarin ist µ0 = 4π · 10−7 Am gen Punkt x wie folgt berechnet werden, kuums. x − x0 I Im Spulenzentrum (x = 0) erhält man, dl(x0 ) × . dH(x) = 4π |x − x0 |3 µ0 N I B(0) = . (10) Darin bezeichnet dl(x0 ) ein Wegelement an der Stelle 2R x0 , durch das ein elektrischer Strom der Stärke I fließt. Der Stromweg (anschaulich: ein Draht) sei durch den Den relativen Verlauf parametrisierten Weg x0 (s), mit dem Wegparameter s, −3/2 B(x) s0 ≤ s ≤ s1 , beschrieben. Dann erhält man die gesamte = 1 + (x/R)2 (11) B(0) Feldstärke im Aufpunkt x durch, Z s1 zeigt Abb. 3. I x − x0 (s) H(x) = dl x0 (s) × . 3 4π s0 |x − x0 (s)| Die obige Integration ist nur im besonderen Fällen analytisch möglich, wie z.B. bei einem Ringleiter mit dem Radius R, Abb.2. Dann zeigt H in Richtung der Mittelpunktachse (x–Achse), die senkrecht zur Kreisebene steht, und im Abstand x von der Kreisebene gilt H(x) = R2 I . 2 (R2 + x2 )3/2 (8) Für die Kreismitte des Ringleiters (x = 0) erhält man somit H(0) = I/(2R). Hat der Ringleiter N Windungen und befindet er sich in Luft mit der relativen Permeabilität von Abb. 3: Relativer Verlauf (11) der Magnetfeldstärke einer Ringspule entlang der Symmetrieachse (x–Achse in Abb. 2). 1.6 Helmholtz–Spule µr ≈ 1 + 0, 410−6 ≈ 1 , Die nach Hermann von Helmholtz (1821–1894) dann erhält man für die magnetische Flussdichte B = benannte Anordung besteht aus einem Spulenpaar, Ringleitern vom Radius R, mit jeweils N Windungen. Sie sind µ0 µr H aus (8), planparallel im Abstand L angeordnet, ihre Symmetrieachsen fallen zusammen, Abb. 4. Der Richtungssinn der µ0 N I R2 B(x) = . (9) Ströme I in den beiden Spulen ist gleich. Ihre Beiträge 2 2 3/2 2 (R + x ) 4 Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe A02: Spezifische Ladung des Elektrons Abb. 4: Magnetfeldlinien H um eine Helmholtz–Spule (schematisch). zum gesamten magnetischen Fluss entlang der Symmetrieachse, mit dem Nullpunkt im Zentrum, ist unter Beachtung von (9) BH (x) = B(x − L/2) + B(x + L/2). Für die zentrale Position (x = 0) erhält man, µ0 N R2 BH (0) = I . 2 (R + L2 /4)3/2 Befinden sich die Spulen im Abstand L = R, so erhält man, 8µ0 N BH (0) = √ I . (12) 125 R Den relativen Verlauf BH (x) B(x − L/2) + B(x + L/2) = B(0) B(0) (13) zeigt Abb. 5. Für L = R ist das Magnetfeld im Spulenzwischenraum entlang der Symmetrieachse nur schwach veränderlich. Im Bereich −R/4 < x < R/4 ändert sich die Feldstärke um weniger als 0, 5%, und für −R/2 < x < R/2 um weniger als 5, 6%. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass sich die Magnetfeldstärke in radialer Richtung vergleichsweise stark ändert. 1.7 Erdmagnetfeld Das Erdmagnetfeld lässt sich recht gut durch einen magnetischen Dipol (Stabmagnet) modellieren. Die Abweichungen von solch einem Modell liegen bei etwa 10%. Schon Johann Carl Friedrich Gauß (1777–1855) erkannte, dass der Ursprung des Feldes im Erdinneren liegt. Abb. 5: Relativer Verlauf (13) der Magnetfeldstärke um eine Doppelspule entlang der Symmetrieachse (entspricht der x–Achse in Abb. 2). Parameter ist das Verhältnis aus Spulenabstand L zum Spulenradius R. Der Fall L/R = 1 entspricht der Helmholtz–Spule in Abb. 4. km. Dieser hat vermutlich eine ähnlich niedrige Viskosität wie Wasser. Heiße Schmelze steigt infolge der geringeren Dichte auf, kühlt sich am Rand zum kälteren zähflüssigen unteren Erdmantel (660 . . . 2900) km) ab, um dann infolge der erhöhten Massedichte wieder in den äußeren Erdkern „abzutauchen“. Somit bilden sich große Konvektionszellen, die infolge der Erdrotation schraubenförmig parallel zur Drehachse verlaufen. Energetisch angetrieben wird dies durch Kernspaltprozesse im Erdkern. Mit der Schmelze werden frei bewegliche elektrische Ladungsträger bewegt. Im Magnetfeld, welches durch die Verhältnisse in der Umgebung erzeugt wird, werden sie durch die Lorentz–Kraft abgelenkt. Sie stellen einen Strom dar, der seinerseits einen Beitrag zum Erdmagnetfeld liefert. Man spricht hier vom Geodynamo. Die magnetischen Pole sind nicht ortsfest, wie überhaupt das gesamte Magnetfeld einer Veränderung unterliegt. Aus paläomagnetischen Untersuchungen von Gesteinsformationen weiß man, dass im Laufe der Erdgeschichte wiederholt auch Umpolungen auftraten, in Zeitabständen von 105 . . . 107 Jahren. Es gibt aber auch vergleichsweise schnelle Änderungen. So wurden z. B. Verschiebungen der magnetischen Pole um ca. 30 km/a gemessen. Derzeitig ist in den mittleren und hohen Breitengraden die Vertikalkomponente, d.i. die radial zum Erdmittelpunkt gerichtete Komponente, stärker als in Äquatornähe. Auf der Nordhalbkugel weist sie nach unten. Folglich liegt der magnetische Südpol zur Zeit auf der Nordhalbkugel.2 ) Die magnetische Dipolachse ist um etwa Heute führt man die Entstehung auf große elektrische 2 ) Bei einem Stabmagneten treten die magnetischen FeldStröme zurück, die ihrerseits mit großen Masseströmen im sogenannten äußeren Erdkern in Tiefen (2900 . . . 5100) linien am Südpol in den Stab ein und am Nordpol aus. Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe 5 Physikalisches Grundpraktikum 11, 4◦ gegenüber der Rotationsachse der Erde geneigt. Den Neigungswinkel der magnetischen Feldlinien an einem bestimmten Punkt der Erdoberfläche gegenüber der Horizontalen nennt man Inklination, β. Unter diesem Winkel treten die Feldlinien in die Erdoberfläche ein. Eine Kompassnadel richtet sich nach ihnen aus, sofern dies die Aufhängung der Nadel zulässt. In Deutschland gilt β = 62◦ . . . 70◦ (Stand 2010). An den magnetischen Polen gilt β = 90◦ und am magnetischen Äquator β = 0. Mit dem gesamten Erdmagnetfeld ist auch die Inklination zeitlich veränderlich. Diese Änderung beträgt jedoch weniger als 0, 3◦ /a. Die mittlere magnetische Flussdichte auf der Erdoberfläche hat den Betrag von etwa B ≈ 50µT . Die Vertikalkomponennte in Deutschland liegt im Bereich von (10 . . . 20)µT. 2.2 Messanordnung A: Elektronenstrahlröhre in Ringspule Ablenkung des Elektronenstrahls: Elektronen werden in einer Elektronenstrahlröhre mit der Beschleunigungsspannung U auf die Geschwindigkeit v beschleunigt, Abb. 6. Danach durchlaufen sie in der Röhre die Wegstrecke l bis zum Bildschirm. Bewegen sie sich darüber hinaus in der Ebene eines Ringleiters mit dem Radius R, der die Stromstärke I führt (vgl. Abb. 3), werden sie durch die Lorentzkraft (3) abgelenkt und auf eine Kreisbahn mit dem Radius r gezwungen. Dabei gilt die Beziehung (14). Nimmt man weiterhin an, dass die Flugbahn der Elektronen dicht bei der Symmetrieachse der Ringspule liegt, so kann man für B näherungsweise den Wert (10) im Spulenzentrum verwenden. Man erhält dann, e∗ ≈ 2 2.1 Messprinzip 2U · 4R2 . · (µ0 N I)2 r2 (15) Die Ablenkung s kann auf dem Bildschirm der Röhre gemessen werden. Kennt man auch l und gilt l r, so kann man den Bahnradius aus Spezifische Ladung aus Bahnradius r≈ l2 2s (16) Elektronen werden in einem elektrischen Feld auf einer hinreichend genau berechnen (s. Anhang S. 9). Geht Wegstrecke, über welcher die elektrische Spannung U abfällt, auf die durch (7) gegebene Geschwindigkeit v beschleunigt. Danach werden sie in ein zu v senkrecht stehendes homogenes Magnetfeld mit der Flussdichte B geleitet. Hier erfahren sie durch die Lorentz–Kraft (1) eine Ablenkung. Sie bewegen sich dann mit konstanter Bahngeschwindigkeit v auf einer Kreisbahn, dessen Radius mit (5) gegeben ist. Ersetzt man in (6) die Bahngeschwindigkeit nach (7), so folgt e∗ = 2U r2 B 2 (14) Kennt man die Beschleunigungsspannung U und die magnetische Flussdichte B, so kann man aus der Vermessung des Bahnradius r die spezifische Ladung e∗ berechnen. Dieses Prinzip verfolgt man mit den beiden folgenden Messanordnungen. Die Aufbauten unterscheiden sich allerdings geringfügig hinsichtlich der Erzeugung des Magnetfeldes. Darüber hinaus wird der Bahndurchmesser d ≡ 2r in der Anordnung B direkt gemessen, mit der Anordnung A hingegen indirekt. 6 Abb. 6: Schematische Anordnung zur Messung der spezifischen elektrischen Ladung von Elektronen nach dem Messprinzip A. Elektronen bewegen sich für Stromstärken I > 0 auf einem Kreisbogen (ausgezogene blaue Linie) mit dem Kreisradius r (nicht eingezeichnet). Für I = 0 würde r = ∞ gelten, die Flugbahn in der Röhre wäre also gerade (gepunktete blaue Linie). Aus der Ablenkung s kann r nach (16) berechnet werden, sofern l r gilt, was hier der Fall ist. Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe A02: Spezifische Ladung des Elektrons Erdmagnetfeld: Das gesamte Magnetfeld Bges ist die Überlagerung des Erdmagnetfeldes (und sonstiger äußerer Magnetfelder) mit dem durch den Spulenstrom 2 erzeugten Feld B(I). Hier wird davon ausgegangen, dass Rs ∗ (17) e ≈ 32U · nur das Erdfeld einen wesentlichen Beitrag liefert. Liegt µ0 N I · l2 die Spulenebene horizontal und die Bahn der Elektronen in der Spulenebene, so wird B(I) mit der Vertikalkomponente BErde,v des Erdfeldes überlagert, Magnetometer–Gleichung: Man kann die MessBges = BErde,v + B(I) . anordnung A auch als Magnetometer verwenden. Dazu ersetzt man in (17) unter Verwendung von (10) den Sei nun sErde die zunächst unbekannte Auslenkung inTerm µ0 N I/R durch 2B. Nach B aufgelöst folgt die folge des Erdfeldes bez. der Lage des Elektronenstrahls Magnetometer–Gleichung bei Bges = 0. Dann gilt insgesamt r 2 2me U Bges = E · sErde + s(I) . B(I) = 2 · s(I) . (18) l e Für I = 0 gilt s(I) = 0 wie auch B(I) = 0 und folglich Kennt man die Empfindlichkeit man hiermit in (15) ein, folgt schließlich, BErde,v = E · sErde . E≡ ∆B 2 = 2 ∆s l r 2me U e (22) (19) Dreht man nun die Elektronenstrahlröhre um den Winkel 180◦ bez. der Längsachse, so entspricht dies dem, als würde sich das Erdmagnetfeld umpolen, also von ∗ so kann man aus der Ablenkung s die magnetische Fluss- BErde,v nach BErde,v = −BErde,v ändern. Dabei gilt, dichte B berechnen, B = E · s. ∗ BErde,v = E · sErde , (23) Empfindlichkeit: Die Empfindlickeit E kann man nach (19) berechnen. Kennt man die dazu nötigen Parameter wie etwa die Länge l nicht genau, so kann man E auch experimentell wie folgt erhalten: mit der Ablenkung sErde bei gedrehter Röhre. Durch Subtraktion der Gleichung (22) von (23) folgt schließlich, BErde,v = E · Man bestimmt sErde − sErde 2 (24) µ0 N Ik (20) 2R Aus der Änderung der Ablenkung, sErde − sErde , und für verschiedene Stromstärken Ik , k = 1, 2, . . . und misst der Empfindlichkeit (19) erhält man somit BErde,v . die zugehörigen Ablenkungen Bk ≡ sk ≡ s(Ik ) . 2.3 Messanordnung B: Dabei wird sk bezüglich der Position des ElektronenFadenstrahlrohr strahls bei der Stromstärke I = 0 gemessen. Der Anin Helmholtz–Spule stieg der Regressionsgeraden B = E · s zu den Wertepaaren (sk , Bk ) liefert dann die Empfindlichkeit E der In einem Fadenstrahlrohr erzeugt man einen ElektroApparatur. nenstrahl, der senkrecht auf ein Magnetfeld trifft, das durch ein Helmholtz–Spulenpaar erzeugt wird. Es gilt Spezifische Ladung: Gleichung (19) kann nach der folglich für die spezifische Ladung die Beziehung (14). Setzt man für die magnetische Flussdichte B den Wert spezifischen Ladung umgestellt werden, (12) aus dem Zentrum des Spulenpaares ein, so folgt 8U e∗ = 2 4 (21) E l 2 R (25) e∗ = 250 U · 8µ0 N I · r Somit erhält man aus der Empfindlichkeit E sowie den bekannten Parametern U und l die spezifische Ladung. Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe 7 Physikalisches Grundpraktikum 3 Versuchsaufbauten Die Elektronenstrahlen werden in Röhren aus Glas bei niedrigem Druck erzeugt. Die Elektronenstrahlröhre ist in einem Metallkasten mit Sichtfenster untergebracht. Das Fadenstrahlrohr hat kein Gehäuse. Die Magnetfelder werden durch Ströme in Spulen erzeugt, die auf einen Grundkörper gewickelt sind. Magnetfelder durchdringen all diese Stoffe ohne Abschwächung.3 ) 3.1 Versuchaufbau A: Elektronenstrahlröhre in Ringspule Den Versuchaufbau A zeigt Abb. 7. Die Anlage ist durch folgende Größen charakterisiert: Beschleunigungsspannung Spulenradius Windungszahl Strahlweg Spulenstromstärke 3.2 U = 650 V R = 0, 31 m N = 25 l = 0, 23 m I = 0..2 A Versuchaufbau B: Fadenstrahlrohr in Helmholtz–Spule Den Versuchaufbau B zeigt Abb. 8. Die Anlage ist durch folgende Größen charakterisiert: Beschleunigungsspannung Heizspannung Spulenradius Windungszahl je Spule Spulenabstand Spulenstromstärke U = 0..500 V 4, 5..7, 5 V R = 0, 15 m N = 130 L = 0, 15 m I = 0..2 A Mit einer größeren Heizspannung erhöht sich die Elektronendichte im Strahl und somit auch die Strahlhelligkeit. Im Versuch sollte der mittlere Wert ≈ 6 V verwendet werden. 3 ) Magnetische Gleichfelder lassen sich nicht passiv abschirmen. Anders verhält es sich mit Wechselfeldern, die durch Kapselung mit einem Material, das eine hohe relative Permeabilität µr hat, passiv abgeschirmt werden können. Einige Materialien erreichen bis zu µr ≈ 3 · 105 . Das sind z. B. sog. Mu–Metalle, die einen hohen Nickel–Anteil haben. Im Experiment treten jedoch nur Gleichfelder auf. Demzufolge gibt es keine Abschirmungsprobleme. 8 Abb. 7: Versuchsaufbau A: (1) Elektronenstrahlröhre im Gehäuse mit Sichtfenster, (2) Spannungsversorgung der Elektronenstrahlröhre, mit Regler für Helligkeit und Fokussierung, (3) Ringspule (4) Stromversorgungsgerät, (5) Amperemeter, (6) Skale, (7) Bildschirm der Elektronenstrahlröhre. Ablesewert der Auslenkung des Elektronenstrahls: s∗ = 2, 5 mm. 4 4.1 Hinweise Messanordnung A Vor dem Bildschirm der Elektronenstrahlröhre ist eine Längenskale befestigt, um die Auslenkungen s∗k bei den verschiedenen Stromstärken Ik in der Ringspule zu messen. Zur Bestimmung der Empfindlichkeit E mittels linearer Regression, wie unter 2.2 beschrieben, sind die Abstände sk = |s∗k − s∗0 | (26) zu verwenden, wobei s∗0 die Ablenkung für den Spulenstrom I0 = 0 bezeichnet. Somit ist s∗0 die Ablenkung durch das Erdmagnetfeld und s0 die zusätzliche Ablenkung infolge des Spulenstroms. Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe A02: Spezifische Ladung des Elektrons A A.1 Anhang Messanordnung A: Bahnradius und Ablenkung Elektronen mögen in einer Elektronenstrahlröhre die Wegstrecke l durchlaufen, von der Quelle bis zum Bildschirm. In einem Magnetfeld werden sie abgelenkt und bewegen sich auf einer Kreisbahn mit dem Radius r. Die Ablenkung s kann auf dem Bildschirm gemessen werden. Kennt man auch l, so kann man r nach dem Satz von Pythagoras berechnen (Abb. 9). Es gilt r2 = (r − s)2 + l2 und folglich, s2 − 2rs + l2 = 0 . Dies ist eine quadratische Gleichung für s. Die hier relevante Lösung lautet p = r 1 − 1 − (l/r)2 . (27) Abb. 8: Versuchsaufbau B: (1) Fadenstrahlröhre (FSR), (2) Strom- und Spannungsversorgung für die FSR, (3) Voltmeter für die Heizspannung der FSR, (4) Voltmeter für die Beschleunigungsspannung U der FSR, (5) Helmholtz– Spulenpaar, (6) Stromversorgung für das Helmholtz– Spulenpaar, (7) Amperemeter für die Stromstärke im Helmholtz–Spulenpaar, (8) Messschieber und Stahllineal, (9) Steg mit Schieber, (10) Elektronenbahn. 4.2 Messanordnung B Zur Messung des Durchmessers der Elektronenbahn dienen zwei Schieber auf dem Steg des vorderen Helmholtz–Spule. Um den Parallaxenfehler (Schrägsichtfehler) zu minimieren, befindet sich auf dem Steg an der hinteren Helmholtz–Spule ein Spiegel. Zur Einstellung der Schieber bringt man zunächst den rechten Rand des Elektronenstrahls mit seinem Spiegelbild zur Deckung führt anschließend den rechten Schrieber in diese Flucht. Analog positioniert man den linken Schieber in Flucht mit der Austrittsöffnung des Elektronenstrahls aus der Lochanode. Abb. 9: Zusammenhang zwischen dem Kreisradius r, der Kreisbahn eines Elektrons (blau) und der messbaren Ablenkung s. p Wegen l r wird nun der Ausdruck 1 − (l/r)2 in eine Taylorreihe nach der kleinen Größe l/r entwickelt und nach dem Glied zweiter Ordnung abgebrochen.4 ) Man erhält dann p (l/r)2 1 − (l/r)2 ≈ 1 − . 2 Geht man hiermit in (27) ein, so folgt, r≈ l2 . 2s 4 ) Die Taylorreihenentwicklung der Funktion f (x) = 1 − x2 an der Stelle x = 0 lautet df 1 d2 f f (0 + ε) = f (0) + ·ε+ · ε2 + ◦(ε3 ) dx x=0 2 dx2 x=0 √ = Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe 1+0− ε2 + ◦(ε3 ) 2 9 Physikalisches Grundpraktikum A.2 Elektronengeschwindigkeit — relativistische Rechnung Durchläuft ein anfangs ruhendes Elektron (Elementarladung −e ≈ −1, 6 · 10−19 As) eine Wegstrecke von einer negativen zu einer positiven Elektrode, zwischen denen die elektrische Spannung U anliegt, so wird es beschleunigt und hat am Ende der Wegstrecke die kinetische Energie Ekin = eU . (28) Für große Spannungen wird das Elektron recht schnell, so dass sich die Endgeschwindigkeit vr der Lichtgeschwindigkeit c ≈ 2, 99 · 108 m/ s annähert. Dabei wächst nach der speziellen Relativistätstheorie die Masse auf den Wert m0 mr = p 1 − vr 2 /c2 an, worin m0 ≈ 9, 1·10−31 kg die Ruhemasse des Elektrons bezeichnet. Für die Ruhenergie gilt E0 = m0 c2 ≈ 82 · 10−15 Ws ≈ 510 keV . Die relativistische Gesamtenergie ist durch mr c2 = E0 + Ekin gegeben. Daraus folgt 2 Ekin = mr c − E0 = E0 1 ! p −1 1 − vr 2 /c2 Unter Beachtung von (28) folgt für die Geschwindigkeit, q −2 vr = c · 1 − (1 + α) , mit α ≡ eU/E0 . Bei der Beschleunigungsspannung U = 1 kV gilt α ≈ 0, 002 und man erhält die Geschwindigkeit vr ≈ 0, 063 · c. Halb so schnell wie √ das Licht (vr /c = 1/2) wird das Elektron wenn α = 2/ 3 − 1 ≈ 0, 15 gilt, was bei der Beschleunigungsspannung U ≈ 76 keV erreicht wird. Ist die Beschleunigungsspannungen hinreichend klein, so kann man nicht–relativistisch rechnen. Der Ansatz Ekin = eU = m0 v 2 /2 liefert hier √ v = c · 2α . Das Verhältnis der relativistischen zur nicht–relativistisch gerechneten Geschwindigkeit ist somit, p 1 + α/2 vr = . v 1+α Allgemein gilt vr ≤ v. Für U < 1 keV unterscheiden sich beide Geschwindigkeiten kaum, hier gilt vr /v > 0, 998. 10 Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe A02: Spezifische Ladung des Elektrons A.3 Messanordnung A: Elektronenstrahlröhre — Tabellen k Ik / A s∗k / mm sk / mm Bk /µT 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Spulenradius: Anzahl Spulenwicklungen: Stromstärke, k–ter Messwert: R = 0, 31 m N = 25 Ik Strahllänge: l = 0, 23 m Beschleunigungsspannung: U = 650 V Anzeigewert Ablenkung bei I = 0: s∗0 = sErde Anzeigewert Ablenkung bei I = 0, gedreht: Ablenkung bei Ik : Permeabilität Vakuum: magnetische Flussdichte: Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe s∗Erde sk = |s∗k − s∗0 | Vs µ0 = 4π · 10−7 Am µ0 N Ik Bk = 2R 11 Physikalisches Grundpraktikum A.4 Messanordnung B: Fadenstrahlröhre — Tabellen U/ V = k Ik A dk mm 1011 U/ V = e∗k As/ kg ∆e∗k As/ kg k 1011 1 12 2 13 3 14 4 15 5 16 6 17 7 18 8 19 9 20 10 21 11 22 Ik A dk mm Permeabilität Vakuum: µ0 = 4π · 10−7 Vs/Am Spulenradius: R = 155 mm Anzahl Windungen je Spule: N = 130 Radius Elektronenbahn: r Durchmesser Elektronenbahn: d = 2r Größtabweichung Spulenradius: ∆R/ mm = Größtabweichung Beschleunigungsspannung: ∆U/ V = Größtabweichung Stromstärke: ∆I/ A = Größtabweichung Bahndurchmesser: ∆d/ mm = Spezifische Ladung Elektron: Größtabweichung: Mittelwert spez. Ladung Vertrauensbereich (95%) e = 250 U · me e∗ = e∗ (U, R, I, d) e∗ ≡ R 4µ0 N I · d e∗k As/ kg ∆e∗k As/ kg 1011 2 ∆e∗ = |e∗ (U, R, I, d) − e∗ (U + ∆U, R + ∆R, I − ∆I, d − ∆d)| PK As e∗ = K −1 k=1 e∗k =???? · 1011 kg q PK As se∗ = c · [K(K − 1)]−1 k=1 (e∗k − e∗ )2 =???? · 1011 kg c =???? e∗ =????(????) · 1011 12 1011 As kg (& 95%) Fassung 100000 vom 5. Dezember 2016, B. Pompe