11.23 Bewegung eines Elektrons im homogenen Querfeld Der Physiker Karl Ferdinand Braun (1850 – 1918; dt. Physiker) entwickelte eine Elektronenstrahlröhre, die Braun´sche Röhre. Die von der Glühkathode emittierten Elektronen werden zwischen der Kathode K und der Anode A in einem Längsfeld beschleunigt und treten mit der Geschwindigkeit v0 v x durch die „Lochblende“ der Anode hindurch. Ohne Einwirkung äußerer Kräfte bewegen sie sich geradlinig mit der Geschwindigkeit v0 v x in einem feldfreien Raum und gelangen dann in das Feld eines Ablenkkondensators. Den Einfluss dieses Feldes auf ein Elektron wollen wir nun genauer untersuchen. K A Das elektrische Feld im Ablenkkondensator bewirkt bei der oben angegebenen Polung eine nach oben wirkende Kraft auf die Elektronen. Somit werden sie nach oben beschleunigt. Sie erhalten eine Geschwindigkeitskomponente in y Richtung . Die Geschwindigkeit des Elektrons im Feld des Ablenkkondensators setzt sich nun aus einer Geschwindigkeit in x und einer Geschwindigkeit in y Richtung zusammen. Betrachten wir dazu die einzelnen Geschwindigkeitskomponenten: In x Richtung gilt (Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit): vx v0 2 me UB konst. 1 Für die benötigte Flugzeit zum durchlaufen der Länge x gilt: x x v0 t 2 t v0 Für die Aufenthaltsdauer t A des Elektrons im elektrischen Feld des Ablenkkondensators gilt somit: tA 3 tA v0 (Das ist die Zeit, die ein Elektron zum Durchfliegen eines Kondensators der Länge benötigt). v0 W. Stark; Berufliche Oberschule Freising www.extremstark.de 1 In y Richtung gilt (Bewegung mit konstanter Beschleunigung): Das Elektron ist zunächst in Ruhe und wird nun durch die elektrische Kraft beschleunigt. Für die Beschleunigung im homogenen Längsfeld gilt: F Fel ma eE U ma e A d e U a A m d Somit folgt für die Geschwindigkeit des Elektrons nach der Zeit t: vy a t e UA t m d 4 Für den in y Richtung zurückgelegten Weg gilt: 1 e U y 12 at 2 A t 2 2 m d 5 Setzt man Gleichung 2 in Gleichung 5 ein, so erhält man: y(x) und jetzt noch Gleichung 1 : eU A x 2 2md v02 1 UA 1 2 y(x) x 4 UB d 6 Bahngleichung eines Elektrons im Ablenkkondensator Das Elektron bewegt sich somit auf einer parabelförmigen Bahn durch den Ablenkkondensator. Für die Ablenkung y1 beim Verlassen eines Kondensators der Länge x y1 y( ) 2 1 UA 4 UB d folgt: 7 Hat das Elektron den Kondensator verlassen, so bewegt es sich geradlinig mit der erlangten Geschwindigkeit weiter. Der Ablenkwinkel errechnet sich aus der Steigung der Parabel 6 an der Stelle x . 1 UA 1 x 2 UB d 1 UA tan y( ) 2 UB d y(x) 8 Für die Ablenkung y 2 muss man zunächst eine kleine geometrische Überlegungen anstellen: W. Stark; Berufliche Oberschule Freising www.extremstark.de 2 tan y2 y2 L tan L 9 Für die gesamte Ablenkung yGes y1 y2 folgt dann: yGes 1 UA 2 1 UA 2 1 UA 1 1 U L tan L A L 4 UB d 4 UB d 2 UB d 2 UB d 2 Den Ablenkwinkel erhält man auch ohne Differenzialrechnung und Parabelgleichung. Es gilt nämlich: e UA v y ( ) a t A a v0 a 1 U m d tan 2 e A vx ( ) v0 v0 v0 2 m U B 2 U B d Experimentelle Überprüfung der Bahnkurve Wir überprüfen die Form der Bahnkurve mit einer Elektronenstrahlablenkröhre. Dabei streift der Elektronenstrahl an einem Schirm mit einem x y Koordinatensystem entlang. Die Schirmoberfläche ist mit einem fluoreszierenden Material überzogen. Auf diese Weise lässt sich die Bahnkurve der Elektronen sichtbar machen. Messwerte: Beschleunigungsspannung: Ablenkspannung: Ablenkung: Plattenabstand: Kondensatorlänge: U B 2200V U A 1020V y 0,02m d 0,054 m x 0,09m Rechnerische Überprüfung der Ablenkung mit den Messwerten: y(x) 1 UA 1 2 x y( ) ... 4 UB d Ergebnis: Der berechnete Wert stimmt gut mit dem experimentell ermittelten Wert überein. W. Stark; Berufliche Oberschule Freising www.extremstark.de 3