Akute Schweinegrippe und deren möglichen Auswirkungen auf chronisch verlaufende Krankheiten wie PIA und Circoviren. Schweine züchten und -mästen braucht manchmal besonders gute Nerven. Zu Beginn nur vereinzelt - in der Zwischenzeit doch gehäuft - treten wieder einmal die typischen Symptome der Schweinegrippe in der ganzen Schweiz auf. Frank Schreiber; Dr. med. vet. FVH, Tierarzt Vital AG Im Gegensatz zu anderen grösseren Grippeausbrüchen, wo wir feststellen konnten, wie die Ausbrüche zeitlich gestaffelt von Osten über die Zentralschweiz nach Westen verliefen, zeigt sich dieses Mal eine auffällige, gleichzeitige Häufung der Fälle in mehreren stark mit Schweinen besiedelten Gebieten. Kranke Tiere husten, atmen schwer, haben hohes Fieber (über 40°) und liegen zum Teil nur noch herum. Der Futterverzehr ist bei fortgeschrittener Krankheit stark reduziert. Es sind in einer Herde bis zu 50% und mehr der Tiere betroffen. Typisch ist der zeitlich gestaffelte Verlauf in einem Bestand. Häufig beginnt die Krankheit bei den frisch eingestallten Tieren und breitet sich dann in Zeitabständen von 1 bis 2 Tagen auf die Tiere aus, welche schon länger im Bestand sind. Ein Antibiotikaeinsatz kann zwar gegen den Virus nichts ausrichten, verhindert aber in besonders schweren Fällen bakterielle Sekundärinfektionen, welche sogar zu akuten Todesfällen führen können. Vitamine anstatt Antibiotika, eine Alternative ? Ist der Verlauf nicht so dramatisch und das Fieber nicht so hoch, so haben sich SpezialVitaminpräparate (zum Beispiel das als Pulver vorliegende Stressaid oder das Flüssigvitamin Kombi G-100), die während 5 Tagen verabreicht werden, in der Praxis gut bewährt. Diese verbessern die Vitaminversorgung und gleichen den bei Fieber und Erkrankung deutlich höheren Vitaminbedarf aus. Die fettlöslichen Vitamine A, D und E, zusammen mit dem Vitamin C und dem B-Komplex unterstützen die angeschlagene Verdauung und fördern die Immunantwort der Tiere. Vor allem bei schweren Mastschweinen, die kurz vor der Schlachtung stehen, kann man mit solchen Massnahmen eine allfällige Antibiotikabehandlung wirksam verhindern. Im Gegensatz zu einer EP-Infektion klingen bei der Grippe die Hustensymptome nach 1 bis 2 Wochen sehr stark ab. Das wieder Aufkommen längst überstanden geglaubter Darminfektionen ! Es ist nicht verwunderlich, wenn unter solchen Stresssituationen auch symptomlose chronische Infektionen wie Lawsonia (PIA) wieder reaktiviert werden. Magere und im Wachstum zurückgebliebene Tiere zeigen plötzlich wieder Durchfall mit un- oder schlecht verdauten Futterpartikeln. Da mit dem dünnen, breiartigen Kot massiv Krankheitserreger ausgeschieden werden, stecken sich auch die normal entwickelten Tiere (wieder) an, und es kommt im weiteren Verlauf der Mast zu massiven Verschlechterungen von Futterverwertung und Tageszuwachsraten. Solche offensichtlich kranke Tiere sollte man nach Rücksprache mit dem Bestandestierarzt mit einer gegen Lawsonia wirksamen Arzneimittelvormischung behandeln. Solche Medikamente können zwar Chronische Lawsonia- und Circovirusschweine sind auf Grund den Ausbruch einer des klinischen Bildes fast nicht zu unterscheiden. enzootischen Pneumonie (EP) vorübergehend überdecken. Mit einer offenen Informationspolitik gegenüber dem SGD helfen Sie mit, eine effiziente Seuchenpolitik zu betreiben und setzen auch gesunde Nachbars- oder Zuliefererbetriebe nicht unnötigen Risiken aus. Seit Juni dieses Jahres gibt es die Möglichkeit, gegen Lawsonia vorbeugend übers Trinkwasser zu impfen. Diese Massnahme ist umso wirksamer, je früher sie nach dem Absetzen durchgeführt werden kann. Da es sich um eine Lebendvakzine handelt sind verschiedene Vorsichtsmassnahmen und das Einhalten einer guten Hygiene Grundbedingungen für den Erfolg. Bereits erkrankte Tiere dürfen nicht geimpft und müssen mit speziellen Antibiotika behandelt werden. Eine Grippewelle kann auch eine Circovirusinfektion, die scheinbar bereits überstanden ist, wieder reaktivieren. In solchen Beständen tritt häufig auch Lawsonia auf. Circoviren zerstören die Abwehrorgane der jungen Tiere. Dadurch wird beispielsweise die Lawsonia-impfung in einem solchen Bestand zu einem Risiko und ist nicht zu empfehlen. Auf Anfrage senden wir Ihnen gerne weitere Informationen und Literatur.