Hepatotoxische Nebenwirkungen adenoviraler

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Aus der Medizinischen Universitätsklinik
Abteilung Innere Medizin II
(Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie und Infektiologie)
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
Hepatotoxische Nebenwirkungen
adenoviraler Genvektoren erster Generation
INAUGURAL-DISSERTATION
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg im Breisgau
Vorgelegt im Jahre 2004
von Afshar-Oromieh, Ali
geboren in Tehran/Iran
Dekan:
Prof. Dr. med. J. Zentner
Erstgutachter:
Prof. Dr. med. Drs. h.c. H.E. Blum
Zweitgutachter:
Frau Prof. Dr. med. A. Schmitt-Gräff
Jahr der Promotion:
2005
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
6
1. Einleitung
8
1.1 Gentherapie
8
1.1.1 Kausale Therapie
8
1.1.2 Immuntherapie
9
1.1.3 Suizidgentherapie
10
1.2 Gentransfer
11
1.3 Das hepatozelluläre Karzinom (HCC)
13
1.3.1 Gentherapie des HCC und ihre Risiken
13
1.4 Zielsetzung der Arbeit
14
2. Material und Methoden
16
2.1 Versuchstiere
16
2.2 Versuchsgruppen
16
2.2.1 Tabellarische Darstellung der einzelnen Versuchsgruppen
16
2.2.2 Kontrollgruppe
17
2.2.3 PBS-Gruppe
17
2.2.4 5-FC-Gruppe
17
2.2.5 Versuchsgruppen mit adenoviralen Vektoren
17
2.2.6 5-FU-Gruppe
18
2.3 Verwendete Lösungen und Substanzen
18
2.4 Blutbild
18
2.5 Laborchemische Messungen
18
Inhaltsverzeichnis
2.6 Protokoll der Messungen mit dem Reflotron-Gerät von Roche
19
2.7 Herstellung von Organpräparaten
20
2.8 Vektorreplikation und –aufarbeitung
20
2.9 Zellkultur
22
3. Ergebnisse
23
3.1 Zielsetzung der Experimente
23
3.2 Laborchemie und Blutbild
24
3.3 Leberhistologie
31
3.4 Lebertransduktion in Abhängigkeit verschiedener Vektordosierungen
34
3.5 Serum- und Blutwerte unbehandelter Mäuse
37
4. Diskussion
4.1 Immunologie viraler Hepatitiden
38
39
4.1.1 Erkennung von viralen Antigenen durch T-Lymphozyten
39
4.1.2 Antivirale Wirkung von Antikörpern
40
4.1.3 Interferon
40
4.2 Histopathologie viraler Hepatitiden
40
4.3 Adenoviren und adenovirale Vektoren
42
4.3.1 Eigenschaften des Adenovirus
42
4.3.2 Pathogenese
44
4.3.3 Genomaufbau
45
4.3.4 Infektionsmechanismen
45
4.3.5 Adenovirus-Vermehrung
46
4.3.6 Bedeutung der E1-Region des adenoviralen Genoms
48
4.4 Adenovirale Vektoren in der Gentherapie
49
4.5 Untersuchte Serum- und Blutparameter
50
Inhaltsverzeichnis
4.6 Eigene Ergebnisse
4.6.1 Leberhistologie
50
51
4.6.1.1 Ausmaß der Lebertransduktion
51
4.6.1.2
52
Lebergewebeschädigung
4.6.2 Laborchemie
55
4.6.2.1 GPT (ALT)
55
4.6.2.2 Alkalische Phosphatase (AP)
56
4.6.2.3 Bilirubin und Glukose
57
4.6.2.4
α-Amylase (Pankreatische Amylase)
57
4.6.2.5
Leukozyten
58
4.6.2.6 Andere Parameter
58
5. Zusammenfassung
59
6. Anhang
60
6.1 Definition untersuchter Serum- und Blutparameter
60
6.1.1 Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT)
60
6.1.2 Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT)
60
6.1.3 Alkalische Phosphatase (AP)
61
6.1.4 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)
61
6.1.5 Bilirubin
62
6.1.6 Glukose
62
6.1.7
α-Amylase (Pankreatische Amylase)
63
6.1.8 Weiße Blutkörperchen (WBC) = Leukozyten
63
6.1.9 Harnsäure
63
6.1.10 Kreatinin
64
Literatur
65
Curriculum Vitae
73
Danksagung
75
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
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•
5-FC
5-FU
Ad-GFP
ALT
AP
AST
CD
cDNA
CsCl
DMEM
DNA
EDTA
FCS
G 418
GCV-PPP
GFP
GGT
GOT
GPT
g
h
Hb
HBsAg
HCC
HE
HLA
HLA-B7
HSV-TK
IMDM
i.p.
i.v.
IFN
IL-1
kbp
kg
KG
l
M
MAGE
mg
ml
MHC
MPS
min
5-Fluorcytosin
5-Fluoruracil
Adenovirus mit Gen für das grün fluoreszierende Protein
Alanin-Aminotransferase
Alkalische Phosphatase
Aspartat-Aminotransferase
Cytosin-Deaminase
Complementary-DNA
Cäsiumchlorid
Dulbecco's Minimal Essential Medium
Desoxyribonucleinsäure
Ethylendiamin-Tetraessigsäure
Fetal Calf Serum
Geneticin® (Neomycin-Analogon)
Ganciclovir-Triphosphat
Grün fluoreszierendes Protein
Gamma-Glutamyltransferase
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
Gramm
Stunde(n)
Hämoglobin
Hepatitis-B-Surface-Antigen
Hepatozelluläres Karzinom
Hämatoxylin-Eosin
Human Leucocyte Antigen
Bezeichnung für einen HLA-Subtyp (s. HLA)
Herpes-Simplex-Virus-Thymidinkinase
Iscove's Modified Dulbecco's Medium
intraperitoneal
intravenös
Interferon
Interleukin-1
Kilo-Basen-Paare
Kilogramm
Körpergewicht
Liter
molar
Melanoma Antigen-Encoding Genes
Milligramm
Milliliter
Major Histocompatibility Complex
Monozytäres Phagozytensystem
Minute(n)
Abkürzungsverzeichnis
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µl
ml
mRNA
n
nm
Nr.
nu/nu
OTC
PBS
PFU
RBC
RNA
RNAs
rpm
TNFα
U
L
U/min
UV-Licht
VT
WBC
Mikroliter
Milliliter
Messenger-RNA
Anzahl
Nanometer
Nummer
nude/nude
Ornithin-Transcarbamylase
Phosphate Buffered Saline
Plaque Forming Units
Red Blood Cells (rote Blutkörperchen)
Ribonucleinsäure
Plural von RNA
revolutions per minute
Tumornekrosefaktor-α
Units
Liter
Umdrehungen pro Minute
ultraviolettes Licht
Versuchstag
White Blood Cells (weiße Blutkörperchen)
Einleitung
1. Einleitung
1.1 Gentherapie
In der Behandlung disseminierter Tumorerkrankungen stellt die Chemotherapie nach wie vor
die entscheidende Therapiemodalität dar. Bei einer Vielzahl von Patienten, insbesondere mit
soliden Tumoren, sind diese Formen der Behandlung jedoch nicht kurativ (4). Ein
wesentlicher Nachteil der Chemotherapie ist ihre unzureichende Spezifität für maligne Zellen.
Es ist zumeist die gesteigerte Proliferationsrate von Tumorzellen im Vergleich zu normalen
Zellen, die eine gewisse tumorselektive Wirkung von Chemotherapeutika ermöglichen. Im
Regelfall sind die malignen Zellen diesbezüglich aber nicht homogen, so daß auch immer eine
erhebliche Population vorhanden ist, die sich in dieser Hinsicht nicht von normalen Zellen
unterscheidet. Die Gentherapie ist deshalb besonders interessant und vielversprechend, weil
sie im günstigsten Falle geeignet sein sollte, die den malignen Erkrankungen zugrunde
liegenden genetischen Aberrationen zu korrigieren (18;25). Als Gentherapie wird eine
gezielte genetische Modifikation von Zellen bezeichnet. Die Ziele hierbei können auf der
Korrektur krankheitsrelevanter genetischer Defekte, auf der Einführung von Ersatzfunktionen,
sowie auf einer therapeutisch erwünschten Neofunktion der Zelle beruhen. Im Rahmen der
Gentherapie von Tumorerkrankungen werden prinzipiell drei Strategien verfolgt: die kausale
Therapie, die Immuntherapie und die Suizidgentherapie.
1.1.1 Kausale Therapie
Das Modell der Tumorgenese von Eric Fearon und Bert Vogelstein (22), das primär für das
kolorektale Karzinom beschrieben wurde, vermutlich jedoch für alle Tumoren in veränderter
Form gilt, geht davon aus, daß die Tumorerkrankung durch eine Akkumulation von
genetischen Veränderungen hervorgerufen wird. Mindestens zwei, oft mehr Schritte, darunter
die Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen und die Aktivierung von Protoonkogenen, sind
erforderlich, um normale Zellen in maligne Tumorzellen umzuwandeln. Wenn die
Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen eines der zentralen Ereignisse im Prozeß der
Tumorentstehung ist, dann kann die gentherapeutische Expression einer intakten cDNA-
Einleitung
Kopie des defekten Gens das unkontrollierte Wachstum der Tumorzellen stoppen oder
Apoptose induzieren.
Die
Aktivierung
von
Onkogenen
ist
ebenfalls
eine
häufige
Ursache
maligner
Transformationen. Die Reduktion der Onkogen-Expression kann den malignen Zustand der
Zelle revertieren. Tumorzellen, die durch das Onkogen HER-2/neu transformiert wurden, sind
das Ziel einer Gentherapie-Studie, die das Adenovirusprotein E1A als therapeutisches Gen
verwendet (37). E1A inhibiert die Expression von HER-2/neu auf der Ebene der Transkription
und ist so in der Lage, den malignen Phänotyp der Tumorzellen zu revertieren. Andere
Studien nutzen Antisense-Oligonukleotide zur Inhibition der Genexpression oder blockieren
die Wirkung des onkogenen Proteins durch die intrazelluläre Expression von EinzelstrangAntikörperdomänen (56).
1.1.2 Immuntherapie
Immuntherapeutische Strategien basieren auf der Überlegung, daß Tumorzellen bestimmte
tumorspezifische Antigene exprimieren, die durch das Immunsystem erkannt und als Ziel für
die Eliminierung der Zellen dienen können (35;77). Ein Beispiel für tumorspezifische
Antigene kann ein mutiertes Onkogen wie das EVT6-AML1 Fusionsgen sein, das an der
Entstehung lymphoblastischer Leukämien beteiligt ist (92). Es kann sich auch um Proteine
handeln, die außerhalb der malignen Zellen nicht oder nur sehr selten exprimiert werden wie
die Produkte der „Melanoma Antigen-encoding Genes“ (MAGE) in Melanomzellen (17) oder
das „Carcinoembryonic Antigen“ (CEA) in Leberzell-Tumoren (44). Die Existenz eines
Tumors impliziert allerdings, daß diese malignen Zellen keine ausreichende Reaktion des
Immunsystems ausgelöst haben.
Eine der möglichen Ursachen für die mangelnde Immunität der Tumorzellen kann der Verlust
von HLA-Molekülen sein. Bei zehn HLA-B7-defizienten Melanompatienten wurden mit
Liposomen komplexierte Plasmide, die das Gen für HLA-B7 und β-2 Mikroglobulin tragen,
in den Tumor injiziert, um eine lokale Immunantwort gegen den Tumor zu induzieren. Zu den
wichtigsten Resultaten dieser Studie gehört, daß die Expression des Transplantationsantigens
zu einer Immunantwort führt, und daß es als Folge dieser Stimulation zu einer Erkennung von
unmodifizierten Tumorzellen kommt. So zeigte einer der Patienten eine partielle Regression
einer Metastase. In dieser Studie wurden auch zytotoxische T-Zellen mit einer Spezifität für
Einleitung
autologe Tumorzellen nachgewiesen (66). Dieses Konzept wird gegenwärtig auch auf die
Behandlung gastrointestinaler Tumoren übertragen (34;80).
Ein weiterer immuntherapeutischer Ansatz ist die Expression von immunstimulierenden
Zytokinen im Tumor. Ziel dieser Strategie ist die Migration von Lymphozyten zum Tumor
und die Aktivierung der tumorinfiltrierenden Lymphozyten, um so eine antitumorale Wirkung
hervorzurufen (1). Mehrere Studien evaluieren derzeit den Nutzen dieser Strategie für den
Patienten.
1.1.3 Suizidgentherapie
Durch das Einbringen von Suizidgenen in Tumorzellen oder die Transfektion von Genen, die
für prodrug-aktivierende Enzyme kodieren, können Tumorzellen in vivo eliminiert werden.
Die Suizidgen-Strategie kann dazu benutzt werden, spezifisch die Zellpopulation zu
eliminieren, die diese Gene exprimiert. Da die toxischen Metabolite durch Gap-junctions in
benachbarte Zellen diffundieren können, kann eine weitere Eliminierung des Tumors auch
dann erreicht werden, wenn nicht jede Zelle das Suizidgen exprimiert.
Der Gentransfer erfolgt in der Regel mittels retroviraler oder adenoviraler Vektoren.
Etablierte Suizidgene sind das Herpes-Simplex-Virus-Thymidinkinase-System (HSV-TKSystem) (61) und das Cytosindeaminase-System (CD) (64). Durch transgene Synthese der
HSV-TK wird das primär nicht toxische Prodrug Ganciclovir-Monophosphat in das
zytotoxische Ganciclovir-Triphosphat (GCV-PPP) umgewandelt. GCV-PPP wird während der
Replikation in die zelluläre DNA eingebaut und führt als atypisches Nukleotid zur Inhibition
der DNA-Synthese und damit zur Teilungsunfähigkeit der Tumorzelle. GCV-PPP wird ferner
über Gap-junctions in benachbarte Tumorzellen weitergegeben. Dieses als „ Bystandereffekt“
bekannte Phänomen hat zur Folge, daß mit einer kleinen Anzahl gentherapeutisch behandelter
Tumorzellen ein signifikanter antitumoraler Effekt erzielt werden kann (24).
Das HSV-TK-System wurde in verschiedenen Tiermodellen bereits erfolgreich erprobt.
Caruso
et
al.
induzierten
im
Mausmodell
ein
kolorektales
Karzinom
durch
Tumorzellimplantation unter die Leberkapsel (9). Nach Injektion von Fibroblasten, die HSVTK-Retroviren bildeten, und Applikation von Ganciclovir kam es zur drastischen Senkung der
Tumorgröße und Verlängerung der Überlebenszeit der Mäuse (37;9). Auch Lebermetastasen
pankreatischer Tumoren waren durch die adenovirusvermittelte HSV-TK-Strategie und
Einleitung
nachfolgende Ganciclovir-Gabe therapierbar. Es wurde eine hochsignifikante Hemmung des
Wachstums der Tumoren beschrieben (6).
1.2 Gentransfer
Zentrales Problem jeder gentherapeutischen Strategie ist der Transfer des therapeutischen
Gens in die Zielzelle. Nur in wenigen Ausnahmefällen ist es möglich, dem Patienten die
Zielzelle zu entnehmen und den Gentransfer ex vivo durchzuführen. In der Mehrzahl der
Ansätze ist es erforderlich, die Übertragung der therapeutischen Gene in vivo durchzuführen.
Im einfachsten Fall ist es möglich, das Gen in Form von Plasmid-DNA im Komplex mit
kationischen Liposomen einzusetzen, um die Effizienz des Gentransfers zu erhöhen
(65;80;86). Der Nachteil dieser Methode ist, daß die Plasmid-DNA nur eine begrenzte Zeit in
der Zielzelle erhalten bleibt und nahezu keine Zellen die DNA stabil integrieren.
Viren haben im Verlauf der Evolution den Transfer genetischer Information in die Zellen
ihres Wirtes perfektioniert. Die hohe Effizienz des Gentransfers hat zu der Entwicklung
genetisch modifizierter viraler Vektorsysteme geführt.
Retroviren sind das bis heute am häufigsten verwendete Transfersystem in GentherapieStudien (60). Mehr als tausend Patienten wurden mit retroviralen Vektoren behandelt und in
keinem Fall wurde ein nachteiliger Effekt des Vektors beobachtet (79). Retroviren übertragen
ihre genetische Information in Form von einzelsträngiger RNA. Nach der Infektion der
Wirtszelle wird das Genom revers transkribiert und mit hoher Effizienz stabil in das
Wirtsgenom integriert. Die gegenwärtig verwendeten Vektoren wurden vom MoloneyMurine-Leukemia-Virus (MMLV) abgeleitet. Sie sind replikationsdefizient und tragen zur
Sicherheit eine Reihe von Mutationen und Deletionen, welche Rekombinationen und die
Bildung replikationskompetenter Viren verhindern (59).
Retrovirale Vektoren sind mit Nachteilen behaftet, die ihre Verwendung limitieren. Durch die
zufällige Insertion in das humane Genom besteht ein theoretisches Risiko, daß es zur
Aktivierung von Protoonkogenen oder zur Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen kommt
und als Folge dessen eine benigne Zelle in einen malignen Zustand transformiert wird (20).
MMLV-abgeleitete Vektoren können ferner nur proliferierende Zellen infizieren und sind
nicht stabil gegenüber dem humanen Komplementsystem, was ihre Verwendung für einen Invivo-Gentransfer auf immunpriviligierte Organe wie das Gehirn beschränkt (13).
Einleitung
Um einige der Nachteile bisheriger Vektoren zu umgehen, werden auch andere Retroviren auf
ihre Eignung als Vektor untersucht. So würde zum Beispiel die Komplementresistenz von
Lentiviren die Möglichkeit eines In-vivo-Gentransfers wesentlich verbessern. Außerdem
besitzen Lentiviren die Fähigkeit, ruhende Zellen zu infizieren (3;43).
Adenoviren besitzen ein lineares doppelsträngiges DNA-Genom von etwa 36 kbp Länge. Sie
infizieren ein breites Spektrum an Zellen und können genetische Information auch in ruhende
Zellen übertragen (51;82). Die verwendeten Vektoren tragen Deletionen in ihrem Genom, die
zum einen die Virusreplikation unterbinden und zum anderen den notwendigen Platz für das
therapeutische Gen schaffen. Die extrachromosomale Persistenz von Adenoviren eliminiert
das Risiko der Insertionsmutagenese, beschränkt allerdings die Zeitdauer der Genexpression
auf wenige Wochen (82). Die Verwendung adenoviraler Vektoren wird durch die
Immunogenität viraler Proteine eingeschränkt, die eine Immunantwort gegen das Virus und
gegen infizierte Zellen hervorruft (82;90). Die Eliminierung transduzierter Zellen läuft der
therapeutischen Intention des Gentransfers in manchen Fällen entgegen und eine wiederholte
Infektion durch adenovirale Vektoren ist generell nicht erfolgreich (8). Fortschritte in der
Vektorentwicklung führten zu Vektoren mit immer ausgedehnteren Deletionen, die
zunehmend Raum für therapeutische Gene schaffen und die sich durch eine reduzierte
Immunogenität auszeichnen (2;32;41;49).
Wenige Gentherapie-Protokolle verwenden Vektoren, die vom Vaccinia-Virus oder vom
Kanarienvogel-Pocken-Virus (Canary Pox Virus), zwei Mitgliedern der Pockenvirus-Familie,
abgeleitet wurden. Gegenwärtig werden diese Vektoren in Immuntherapie-Protokollen
eingesetzt, da Vaccinia-Viren eine humorale und eine zellvermittelte Immunantwort auslösen
und man sich von der Copräsentation von Tumorantigenen und viralen Antigenen eine
Verbesserung der induzierten Immunantwort erhofft (11;58). Weiterhin werden auch andere
Viren auf ihre Eigenschaft als Vektoren untersucht (3;40;43;46).
Einleitung
1.3 Das hepatozelluläre Karzinom (HCC)
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist weltweit bei Männern das häufigste Malignom.
Risikofaktoren für das HCC sind insbesondere virale Hepatitiden. Die chronische Hepatitis B
mit HbsAg-Persistenz ist mit einem über 200-fach erhöhten HCC-Risiko assoziiert (5).
Untersuchungen zur chronischen Hepatitis-C-Infektion weisen auf einen vergleichbaren
Zusammenhang hin (84). Weitere Risikofaktoren sind chronische Lebererkrankungen bei
Alkoholmißbrauch, Hämochromatose und α1-Antitrypsin-Mangel (12).
1.3.1 Gentherapie des HCC und ihre Risiken
Aufgrund der schlechten Prognose des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms werden
gegenwärtig
alternative
Therapiemethoden
entwickelt
(16).
Eine
davon
ist
die
Suizidgentherapie mit adenoviralen Vektoren (88). Diese sind für die Behandlung des HCC
von besonderem Interesse, da sie einen hocheffizienten Gentransfer in die Leber erzielen
können. Die Aufnahme des Vektors in die Zielzelle erfolgt mit Hilfe von Coxsackie- und
Adenorezeptoren
und
mit
der
des
sekundären
Adenovirusrezeptors,
der
einem
membranständigen Integrin entspricht (39). Nach Auflösung des viralen Kapsids (uncoating)
werden die Nukleinsäuren im Zellkern transskribiert. Im Gegensatz zu retroviralen Vektoren
kommt es bei Adenoviren nicht zur Integration der viralen Nukleinsäure in das Wirtsgenom,
sondern zur passageren Expression von Transgenen. Die Expression eines mit dem
Adenovirusvektor transportierten Gens ist dementsprechend besonders hoch, jedoch zeitlich
limitiert. Tierexperimentelle Untersuchungen haben bei Kaninchen eine Expression über zwei
Wochen und bei Mäusen bis zu vier Wochen gezeigt (48).
In Zusammenhang mit der Anwendung von Adenoviren bei Gentherapie-Experimenten wird
allerdings
immer
häufiger
von
dosisabhängigen
toxischen
Effekten
berichtet
(27;52;56;63;67;91). Hierbei wurden in Tierexperimenten folgende Beobachtungen gemacht:
Abnahme von Thrombozytenzahlen, Anstieg von Leberenzymen und Schädigung von
Muskel-, Leber- und Lungengewebe sowie vaskulärer Endothelien (56;63;67). Im Rahmen
eines klinischen Therapieversuches mit adenoviralen Genvektoren an Patienten mit
hereditärem Ornithin-Transcarbamylase-Mangel (OTC-Mangel) kam es sogar im November
1999 bei einem 18-jährigen Patienten zu einer akuten immunologisch-toxischen Reaktion mit
Todesfolge (71).
Einleitung
1.4 Zielsetzung der Arbeit
Die Berichte über Nebenwirkungen adenoviraler Genvektoren zeigen, daß diese neuen
gentherapeutischen Ansätze einer genauen Untersuchung ihrer Toxizität bedürfen.
Die Cytosindeaminase (CD) ist eines der am häufigsten verwendeten Suizidgensysteme, die
im Rahmen der experimentellen Gentherapie eingesetzt werden. Das CD-Genprodukt
konvertiert 5-Fluorcytosin in das klinisch häufig verwendete Zytostatikum 5-Fluoruracil (5FU) und ist somit – auch für das HCC – als mögliche Alternative zu einer konventionellen
Chemotherapie mit 5-FU zu sehen (s. untere Grafik).
Cytosindeaminase (CD)
5-Fluorcytosin (5-FC)
[Prodrug]
5-Fluoruracil (5-FU)
[Chemotherapeutikum]
Das Labor, in dem die vorliegende Promotionsarbeit durchgeführt wurde, arbeitet an einem
HCC-Mausmodell, in dem die Wirkung und die Toxizität einer CD-Gentherapie mit einer
konventionellen 5-FU-Chemotherapie verglichen werden soll. Die Experimente der
vorliegenden Arbeit sind als Beiträge im Rahmen dieses größeren Projektes zu verstehen und
sollen dazu dienen:
-
die Methode der peripher-venösen Injektion adenoviraler Vektoren an Mäusen zu
etablieren,
-
die Lebertransduktion in Abhängigkeit verschiedener Vektordosierungen zu untersuchen,
-
die Messung von Parametern wie GPT, GOT, GGT, Bilirubin, ALP u.a. im Maus-Serum
zu etablieren und
-
Veränderungen der Leberhistologie nach der Injektion adenoviraler Vektoren zu
charakterisieren.
Neben der Etablierung der genannten Methoden wurden orientierende Toxizitätsuntersuchungen durchgeführt, die als Vorbereitung für eine vergleichende Studie von CDGentherapie und konventioneller 5-FU-Chemotherapie am HCC-Mausmodell gedacht sind.
Einleitung
Da die CD-Gentherapie aus Vektorinjektion (i.v.) und anschließender (i.p.) Applikation von
5-FC besteht, wurden folgende Versuchsgruppen untersucht:
1. PBS i.v., anschließend PBS i.p.
2. PBS i.v., anschließend 5-FC i.p.
3. Adenoviraler Vektor i.v., anschließend 5-FC i.p.
4. 5-FU i.p.
Als Versuchstiere wurden jeweils Nacktmäuse mit dem Genotyp nu/nu verwendet, da sich
diese für die Herstellung humaner Tumormodelle am besten eignen. Der Umstand, daß diese
Mäuse keine intakte T-Zellabwehr besitzen, wurde bei der Beurteilung der Toxizität jeweils
berücksichtigt.
Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1 Versuchstiere
Thymusaplastische, weibliche Nacktmäuse eines NMRI-Auszucht-Stammes (Genotyp:
nu/nu).
2.2 Versuchsgruppen
2.2.1 Tabellarische Darstellung der einzelnen Versuchsgruppen:
Versuchstag PBS
5-FC
5-FC + Vektor
5-FU
0
PBS i.v.
PBS i.v.
Vektor i.v.
-
1
-
-
-
-
2
-
-
-
-
3
PBS i.p.
5-FC i.p.
5-FC i.p.
5-FU i.p.
4
5
PBS i.p. +
Blutentnahme
PBS i.p.
5-FC i.p. +
Blutentnahme
5-FC i.p.
5-FC i.p. +
Blutentnahme
5-FC i.p.
5-FU i.p. +
Blutentnahme
5-FU i.p.
6
PBS i.p.
5-FC i.p.
5-FC i.p.
5-FU i.p.
7
-
-
-
-
8
-
-
-
-
9
-
-
-
-
10
Organ- und
Blutentnahme
Organ- und
Blutentnahme
Organ- und
Blutentnahme
Organ- und
Blutentnahme
Tab. 1: Tabellarische Darstellung der einzelnen Versuchsgruppen.
Material und Methoden
2.2.2 Kontrollgruppe
Die Kontrollgruppe bestand aus drei Versuchstieren, die durch zervikale Dislokation nach
tierschutzrechtlichen Bestimmungen getötet wurden. Anschließend wurden Blut und Organe
für weitere Untersuchungen entnommen.
2.2.3 PBS-Gruppe
Drei Mäusen wurde am Versuchstag 0 10 ml PBS/kg Körpergewicht (KG) in die Schwanzvene injiziert. Nach zwei Tagen wurde von Versuchstag 3 bis 6 30 ml PBS/kg KG i.p.
appliziert. Am Versuchstag 4 erfolgte eine Blutentnahme über die Schwanzvene. Am 10.
Versuchstag wurden die Tiere durch zervikale Dislokation getötet; anschließend wurden Blut
und Organe für Untersuchungen entnommen.
2.2.4 5-FC-Gruppe
Zur Untersuchung der Toxizität von 5-Fluorcytosin (5-FC) wurde wie folgt verfahren:
Am Versuchstag 0 wurde 10 ml PBS/kg KG i.v. injiziert. Nach zwei Tagen wurde von
Versuchstag 3 bis 6 500 mg 5-FC/kg KG i.p. appliziert. Am Versuchstag 4 erfolgte eine Blutentnahme über die Schwanzvene. Am 10. Versuchstag wurden die Tiere durch zervikale
Dislokation getötet; anschließend wurden Blut und Organe für Untersuchungen entnommen.
2.2.5 Versuchsgruppen mit adenoviralen Vektoren
Für jede Versuchsgruppe wurden drei Mäuse eingesetzt. Am Versuchstag 0 wurden 400 µl
Vektorsuspension in die Schwanzvene injiziert. Folgende Vektordosierungen wurden
eingesetzt: 1x106, 1x107, 2x108 und 5x108 PFU1. An den Versuchstagen 3 bis 6 wurde 500 mg
5-FC/kg KG i.p. appliziert. Am Versuchstag 4 erfolgte eine Blutentnahme über die
Schwanzvene. Am 10. Versuchstag wurden die Tiere durch zervikale Dislokation getötet und
Blut und Organe für Untersuchungen entnommen.
1
Die adenovirale Vektormenge wird hier in Plaque Forming Units (PFU) angegeben
Material und Methoden
2.2.6 5-FU-Gruppe
Zur Untersuchung toxischer Wirkungen des Zytostatikums 5-Fluoruracil (5-FU) wurde über
vier Tage 125 mg 5-FU/kg KG i.p. appliziert.
2.3 Verwendete Lösungen und Substanzen
Herstellung der 5-FC-Suspension: 5-FC in Pulverform2 wurde in PBS in einer Konzentration
von 12 mg/ml gelöst. Dies entsprach einer gesättigten Lösung, die anschließend steril filtriert3
und bei –20 °C gelagert wurde.
2.4 Blutbild
Nach Punktion der Schwanzvene mit einer sterilen Injektionsnadel wurden jeweils zwei große
Tropfen Blut in einem mit EDTA beschichteten Röhrchen4 aufgefangen und sofort auf Eis
gestellt. Die Lagerungszeit auf Eis bis zur Messung der Parameter betrug maximal eine
Stunde.
Die Messungen erfolgten bei Raumtemperatur mit dem Gerät "Sysmex F-820" und dem
Pipettengerät "Sysmex AD-270" der Firma Sysmex .
2.5 Laborchemische Messungen
Untersucht wurden folgende Parameter: GPT5, GOT6, Bilirubin, AP7, Gamma-GT8, Kreatinin,
Glukose, pankreatische Amylase, Kreatinkinase und Harnsäure.
Für alle Messungen wurde das Blut durch Thorakotomie gewonnen (GPT und GOT wurden
zusätzlich aus dem Schwanzvenenblut bestimmt). Dabei wurde nach zervikaler Dislokation
der Thorax der Versuchstiere in kaudal-cranialer Richtung mit einer Schere eröffnet, die
Aorta durchtrennt, das vorliegende Blut mit einer 1 ml Insulinspritze entnommen und in
2
5-FC-Pulver von der Firma Sigma (Katalog-Nr F-7129)
Millex-GS non pyrogenic sterile 0,22 µm der Firma "Millipore", Katalognummer SBGS 025 SB
4
EDTA-Röhrchen von KaBE Labortechnik, Nr. 078001
5
GPT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase
6
GOT = Glutamat-Oxalacetat-Transaminase
7
AP = Alkalische Phosphatase
3
Material und Methoden
Natrium-Heparin-beschichtete Röhrchen9 überführt und bei 800 U/min zentrifugiert. Das
dadurch gewonnene Plasma wurde in ein Eppendorfgefäß pipettiert. In den Fällen, in denen
die Messungen nicht unmittelbar nach der Probengewinnung erfolgten, wurde das Plasma bis
zur Analyse bei -20°C tiefgefroren. Für die Durchführung der Messungen wurde das
Messgerät Reflotron
der Firma Roche
und die jeweils zugehörigen Meßstreifen
eingesetzt, die im einzelnen hier aufgeführt sind:
-Reflotron
GOT, Katalognummer 745120
-Reflotron
GPT, Katalognummer 745138
-Reflotron
Bilirubin, Katalognummer 905321
-Reflotron
AP, Katalognummer 1622773
-Reflotron
Gamma-GT, Katalognummer 745081
-Reflotron
Kreatinin, Katalognummer 886874
-Reflotron
Glukose, Katalognummer 744948
-Reflotron
Pancreatic Amylase, Katalognummer 1126679
-Reflotron
Kreatinkinase, Katalognummer 1126695
-Reflotron
Uric Acid, Katalognummer 745103
2.6 Protokoll der Messungen mit dem Reflotron -Gerät von Roche
Für die Messungen wurde jeweils ein Probenvolumen von 32 µl verwendet. Dabei wurde
darauf geachtet, nur optisch klares Plasma einzusetzen, da bei stärkerer Trübung durch
Hämolyse
die
Gefahr
von
Meßfehlern
besteht.
Bei
geringen
Mengen
an
Untersuchungsmaterial wurde die Probe je nach Bedarf mit dem Puffer PBS bis zu 1:15
vorverdünnt. Die Messungen wurden gemäß dem Herstellerprotokoll durchgeführt.
8
9
GGT = Gamma-Glutamyl-Transferase
Natrium-heparin-beschichtete Röhrchen der Firma KABE Labortechniken, 4 ml Fassungsvermögen
Material und Methoden
2.7 Herstellung von Organpräparaten
Nach zervikaler Dislokation der Mäuse wurden Leber, Lunge und Milz jeweils zur einen
Hälfte in 10%-Formalin fixiert, zur anderen schockgefroren und bei -80°C gelagert.
Die formalin-fixierten Gewebe wurden im Pathologischen Institut der Universität Freiburg in
Paraffin eingebettet. Von diesen wurden 10 µm Schnitte angefertigt, mit HE gefärbt und von
Frau Prof. Dr. A. Schmitt-Gräff histologisch beurteilt.
Die andere Hälfte der Organe wurde für die spätere fluoreszenz-mikroskopische Beurteilung
folgendermaßen schockgefroren:
Ein Gefäß mit Methylbutan10 wurde in ein größeres, Trockeneis und 99%-Ethanol
enthaltendes Behältnis hineingestellt und damit auf ca. –120°C vorgekühlt. Die Organe
wurden anschließend für ca. 5 min in das Methylbutan eingelegt und nach dem
Schockgefrieren bei -80°C aufbewahrt. Die anschließende Herstellung mikroskopischer
Schnittpräparate erfolgte folgendermaßen: Die tiefgefrorenen Organstücke wurden zunächst
in Einbettmedium11 eingelegt. Anschließend wurden mit dem Schneidegerät Frigocut-2800
von Reichert-Jung
10 µm Schnitte hergestellt, auf Objektträger12 aufgetragen und bis zur
Fluoreszenzuntersuchung bei -80°C gelagert.
2.8 Vektorreplikation und -aufbereitung
Ad-GFP ist ein rekombinantes, humanes und durch die Deletion des E1-Gens
replikationsdefizientes Adenovirus. In das Virus-Genom ist eine Expressionskassette für das
Grün Fluoreszierende Protein (GFP) eingebaut.
Die Vermehrung von Ad-GFP erfolgte in 293-Zellen, die das E1-Gen enthalten und somit die
Virusreplikation ermöglichen. 293-Zellen wurden in 15 cm-Schalen13, IMDM-Nährmedium14
und 8% FCS15 bis zu einer Konfluenz von 80% kultiviert und anschließend mit jeweils 3 ml
Virussuspension infiziert (Titer dieser Suspension: 105 PFU/ml). Nach Infektion wurden die
293-Zellen bei 37°C und 5% CO2 2-3 Tage inkubiert16. Anschließend wurde der Inhalt von
10
Von der Firma "Fulka", Katalognummer 59065
tissue freezing medium von Jung, Nr.020108926
12
Objektträger Superfrost von Menzel 76x26 mm
13
Greiner Labortechnik/Frickenhausen
14
Gibco BRL (Eggenstein)
15
FCS: fetal calf serum, PAA Laboratories GmbH/Linz, Österreich
16
Inkubator B 5060 EK-CO2
11
Material und Methoden
drei 15 cm-Schalen in ein 50 ml-Falcon-Gefäß17 überführt und in einer Zentrifuge18 bei 800
U/min pelletiert. Dieses Zellpellet wurde in 2,5 ml PBS + Calcium + Magnesium14
resuspendiert. 5 ml Zellsuspension wurden mit 1g Glass Beads19 und 600 µl 5%
Natriumdeoxycholat-Lösung20 versehen und in ein 30 ml-Gefäß
20
überführt. Nach einer 30-
minütigen Inkubation auf Eis wurde das entstandene Zelllysat 3 min durch Vortexen
vermischt und bei 11000 rpm und 4°C 20 min zentrifugiert21, wodurch zwei Phasen
entstanden. Die obere Phase enthält das Virus, das über einen CsCl-Gradienten22 isoliert
wurde: 2,06 ml einer gesättigten CsCl-Lösung24 in TE-Puffer23 und 3,54 ml des Zelllysates
(entspricht der oben genannten "oberen Phase" nach dem Zentrifugationsschritt bei 11000
U/min) wurden in ein 6 ml Ultrazentifugen-Röhrchen24 überführt, das mit einem Crimper25
verschlossen und in einer TGA-55-Ultrazentrifuge (Firma Kontron/Neufahrn) bei 38000
U/min und 4°C 20 h zentrifugiert wurde. Nach diesem Schritt entstanden virusenthaltende
Banden in der oberen Hälfte des CsCl-Gradienten. Mit einer 1 ml-Spritze und einer 26-GKanüle wurde die Virusbande unter sterilen Bedingungen abpunktiert. Danach erfolgte die
Reinigung des Adenovirus vom CsCl über eine NAP-25-Säule26. Diese Säule wurde mit 25
ml H2O äquilibriert, mit 2,5 ml der punktierten Virussuspension beladen und mit 3,5 ml H2O
eluiert. Das Eluat mit dem Virus wurde mit Millipore-Säulen27 bei 2000 U/min und 4°C auf 1
ml pro Millipore-Röhrchen konzentriert, in Eppendorf-Gefässe28 aliquotiert und bei -80°C
aufbewahrt. Die Titerbestimmung des Vektors erfolgte in der 293-Zellinie durch einen
Plaque-Assay: 293-Zellen wurden bei einer Konfluenz von 100% zur Virustiterbestimmung
mit einer Verdünnungsreihe des Virus infiziert und für 2-3 Stunden bei 37°C und 5% CO2
inkubiert16. Während der Inkubationszeit wurde eine 2,2%-ige Seaplaque® Agarose-Lösung29
in einem Wasserbad auf 42°C erhitzt, 14,5 ml davon wurden in ein 50 ml-Falcon-Gefäß
überführt. In einem zweiten 50 ml-Falcon-Gefäß wurden 14,5 ml 2X-DMEM-Nährmedium20,
400 µl FCS, 400 µl 100x-Penicillin/Streptomycin-Lösung32 und 100X-Glutamin-Lösung32
ebenfalls im Wasserbad bei 38°C erwärmt. Nach einer Stunde wurde die zuvor auf die 29317
Falcon-Gefäß von Becton Dickinson, USA
Zentrifuge: Rettich, "Rotixa/KS"
19
SIGMA®/Taufkirchen
20
Sarstedt/Nümbrecht
21
Sorvall® Zentrifuge RC 5B Plus, Sorvall® DuPont, Bad Homburg. Rotor: HFA 22,50/Heraeus Sepatech
22
CsCl: Caesiumchlorid, (SIGMA®, Taufkirchen)
23
TE-Puffer: Tris-EDTA-Puffer
24
Ultrazentrifugen-Tube von Sorvall® # 03945
25
Von der Firma DuPont/Bad Homburg
26
Pharmacia Biotech, Freiburg
27
cut off MW 300000, Millipore Corporation, Frankfurt
28
1,5 ml, Eppendorf-Netheler-Hinz-GmbH/Hamburg
29
FMC® Bio Products, Rockland, USA
18
Material und Methoden
Zellen pipettierte Virussuspension aspiriert, die 2,2%-ige Seaplaque® Agarose-Lösung mit
dem Nährmedium im Verhältnis 1:1 vermischt und auf die 293-Zellen pipettiert. Nach 6-10
Tagen können im UV-Licht grün fluoreszierende Plaques mikroskopisch ausgezählt, mit dem
entsprechenden Verdünnungsfaktor multipliziert und somit der Virustiter in Plaque Forming
Units (PFU) pro ml bestimmt werden.
2.9 Zellkultur
Gearbeitet wurde mit 293-Zellen, die in Gewebekulturflaschen30 kultiviert und alle 7 Tage
passagiert wurden. Dazu wurde das Medium mit einer Pipette31 aspiriert, die Zellen mit 10 ml
PBS pro 250 ml Gewebekulturflasche30 gewaschen und danach trypsiniert. Zur Durchführung
des letztgenannten Schrittes wurde 5 ml Trypsin-EDTA32 auf die Zellen pipettiert und diese
für 5 min. bei 37°C und 5% CO2 inkubiert16. Anschließend wurde die Trypsinierung mit 5 ml
Medium (IMDM-Nährmedium14 versetzt mit 8% FCS15) gestoppt. Nach Vereinzelung der
Zellen durch mehrmaliges Aspirieren mit einer Pipette31 wurde 1 ml der Zellsuspension in
eine neue 250 ml Gewebekulturflasche überführt. Als Medium wurde wiederum IMDMNährmedium + 8% FCS verwendet und mit 5 ml Penicillin-Streptomycin-Lösung versetzt, um
einer bakteriellen Kontamination vorzubeugen. Die sich nun in dieser Gewebekulturflasche
befindlichen 293-Zellen wuchsen nach ca. 1 Woche zu einem 100%-konfluenten Zellrasen
heran und wurden in diesem Stadium erneut passagiert.
30
31
250 ml Gewebekulturflasche, steril mit Filter,Greiner bio-one
PIPETBOY von IBS INTEGRA BIOSCIENCES
Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1 Zielsetzung der Experimente
Der in der Einleitung erwähnte vielfältige Einsatz adenoviraler Genvektoren verdeutlicht die
Notwendigkeit einer umfassenden Kenntnis ihrer toxischen Nebenwirkungen. Als einen
Beitrag dazu sollten die in diesem Kapitel aufgeführten Ergebnisse dienen:
-
Untersuchungen
vor
allem
hepatotoxischer
Nebenwirkungen
adenoviraler
Genvektoren am Mausmodell durch laborchemische und histologische Analysen.
-
Überblick über eventuelle pankreato- und nephrotoxische Wirkungen.
-
Orientierender Toxizitätsvergleich zwischen einer konventionellen Chemotherapie mit
5-FU und einer adenoviralen Gentherapie.
Ferner sollten im Rahmen der Experimente die Lebertransduktion in Abhängigkeit
verschiedener Vektordosierungen untersucht werden.
Insgesamt sind die beschriebenen Versuche als Vorbereitung für einen detaillierten
Toxizitätsvergleich einer adenoviralen Gentherapie und einer konventioneller Chemotherapie
anzusehen.
Der Versuchsaufbau ist in Tab. 1 zusammengefasst:
Versuchstag
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
PBS
5-FC
5-FC + Vektor
5-FU
PBS i.v.
PBS i.p.
PBS i.p. +
Blutentnahme
PBS i.p.
PBS i.p.
Organ- und
Blutentnahme
PBS i.v.
5-FC i.p.
5-FC i.p. +
Blutentnahme
5-FC i.p.
5-FC i.p.
Organ- und
Blutentnahme
Vektor i.v.
5-FC i.p.
5-FC i.p. +
Blutentnahme
5-FC i.p.
5-FC i.p.
Organ- und
Blutentnahme
5-FU i.p.
5-FU i.p. +
Blutentnahme
5-FU i.p.
5-FU i.p.
Organ- und
Blutentnahme
Tab. 1: Tabellarische Übersicht der einzelnen Versuchsgruppen.
Ergebnisse
Zur Erfassung toxischer Schäden wurden bei allen Versuchsgruppen folgende Serum- bzw.
Blut-Parameter gemessen:
-
GPT und GOT: Erhöhte Werte weisen auf hepatozelluläre Schäden hin.
-
GGT, AP und Bilirubin als Cholestase- bzw. Leberfunktionsparameter.
-
Glukose-Werte: Diese werden durch hepatische Glukoneogenese, Glykogensynthese
und Glykogenolyse beeinflusst und können bei signifikanter Leberinsuffizienz
abfallen.
-
Weiße Blutkörperchen (WBC) als Parameter einer entzündlichen Reaktion.
-
Erhöhung der Pankreatischen Amylase zeigt eine Pankreas-Schädigung an (z.B. als
mögliche Nebenwirkung einer 5-FU-Applikation bekannt).
-
Kreatinin und Harnsäure als Nierenfunktionsparameter.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Parameter findet sich im Anhang (S. 60).
3.2 Laborchemie und Blutbild
Die Ergebnisse der erwähnten Blut- und Serum-Untersuchungen sind auf den folgenden
Seiten dargestellt .
Ergebnisse
GPT
1000
Tag 4
Tag 10
900
800
700
GPT (U/L)
700
600
500
400
300
200
193
100
24
20
24
23
22
21
28
33
20
32
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 1: GPT-Werte der einzelnen Versuchsgruppen mit Mittelwert und Standard-abweichung
der Versuchstage 4 (linker Balken) und 10 (rechter Balken) in Units/Liter. Dargestellt sind:
Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5-Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil (n = 2), 2x108 (n = 2) und
5x108 Ad-GFP (n = 1).
In Abb. 1 dargestellt sind Serum-GPT-Werte in Units/Liter mit Mittelwert und Standardabweichung der einzelnen Versuchsgruppen am Versuchstag 4 und 10. Das für diese
Messungen verwendete Serum wurde jeweils durch Punktion der Schwanzvene gewonnen.
Deutlich ersichtlich ist der ca. 8-fache Anstieg der Serum-GPT-Werte nach Injektion von
2x108 Ad-GFP am Versuchstag 4 und der etwa 30-fache Anstieg am Tag 10 im Vergleich zur
Kontrollgruppe.
Im Gegensatz dazu ist in den Versuchsgruppen PBS, 5-FC und 5-FU kein bzw. kein
signifikanter GPT-Anstieg gegenüber der Kontrollgruppe zu erkennen. Auch zwischen Tag 4
und 10 zeigen diese Versuchsgruppen jeweils keine Unterschiede. Nach Injektion von 5x108
Kontroll-Adenoviren sind die GPT-Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe nur leicht erhöht.
Hier handelt es sich allerdings nur um ein einziges Versuchstier, so daß eine fehlerhafte
Injektion oder eine defekte Vektorpräparation nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Ergebnisse
AP
1200
Tag 10
1000
AP (U/L)
800
727
600
400
179
217
212
193
153
200
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 2: Alkalische Phosphatase gemessen im Serum am Versuchstag 10 mit Mittelwert und
Standardabweichung in Units/Liter. Dargestellt sind: Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5-Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil (n = 2), 2x108 (n = 2) und 5x108 Ad-GFP (n = 1).
In Abb. 2 sind Serumwerte für die AP mit Mittelwert und Standardabweichung am
Versuchstag 10 in Units/Liter dargestellt.
Deutlich zu erkennen ist ein ca. 4-facher Anstieg der AP nach Injektion von 2x108
Adenoviren im Vergleich zur Kontrolle. In allen anderen Versuchsgruppen zeigen sich keine
signifikanten Veränderungen.
Ergebnisse
Bilirubin
8
Tag 10
3,8
7
Bilirubin (mg/dl)
6
5
3
4
3
2
1,6
1,8
2
1,5
1
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 3: Bilirubin-Werte gemessen am Versuchstag 10 mit Mittelwert und Standardabweichung in
mg/dl. Dargestellt sind: Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5-Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil (n =
2), 2x108 (n = 2) und 5x108 Ad-GFP (n = 1).
In Abb. 3 ist das Serum-Bilirubin mit Mittelwert und Standardabweichung am Versuchstag 10
in mg/dl dargestellt.
Im Gegensatz zu GPT und AP zeigt sich bei den Versuchstieren mit 2x108 Adenoviren kein
erkennbarer Bilirubin-Anstieg im Vergleich zu den Kontrollwerten.
Die Werte aller Versuchsreihen liegen eng beieinander und schwanken um 1,7 mg/dl.
Ergebnisse
Glukose
400
Tag 10
350
288
Glukose (m g/dl)
300
278
250
200
157
150
155
138
117
100
50
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 4: Glukose-Werte gemessen am Versuchstag 10 mit Mittelwert und Standardabweichung
in mg/dl. Dargestellt sind: Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5-Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil
(n = 2), 2x108 (n = 2) und 5x108 Ad-GFP (n = 1).
Abb. 4 zeigt Serum-Glukose-Werte der einzelnen Versuchsgruppen mit Mittelwert und
Standardabweichung am Versuchstag 10.
Auffallend sind die deutlich erhöhten Glukose-Werte in der 5-FC-Gruppe. Die Gruppe 5x108
Adenoviren besteht aus nur einem Versuchstier, der Wert dieser Versuchsgruppe ist deshalb
statistisch nicht verwertbar. Im Gegensatz zu den deutlichen Unterschieden der GPT und AP
zeigen die Versuchstiere mit 2x108 Adenoviren keine erkennbaren Abweichungen in den
Serum-Glukose-Werten.
Ergebnisse
Leukozyten
25000
Tag 5
Tag 10
18850
Leukozyten/µl Blut
20000
16000
14700
15000
11550
10033
9200
10000
8000
10500
8000
8200
7100
6100
5000
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 5: Leukozytenzahl gemessen an den Versuchstagen 4 und 10 mit Mittelwert und
Standardabweichung pro µl Blut. Dargestellt sind: Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil (n = 2), 2x108 (n = 2) und 5x108 Ad-GFP (n = 1).
Abb. 5 zeigt die Leukozytenzahl pro µl Vollblut mit Mittelwert und Standardabweichung am
Versuchstag 4 und 10.
Auffallend sind in erster Linie die erhöhten Werte in den Gruppen 2x108 und 5x108
Adenoviren, während die anderen Versuchsgruppen keine signifikanten Veränderungen
gegenüber der Kontrolle aufweisen. Die stark erhöhte Leukozytenzahl in der Gruppe 2x108
Adenoviren entspricht den deutlichen Veränderungen von GPT und AP in dieser
Versuchsgruppe (Abb. 1 und 2).
Ergebnisse
Pankreatische Amylase
9000
Tag 10
Pankreatische Amylase (U/L)
8000
7000
6000
5000
4847
4596
4530
4000
3000
3213
3022
2578
2000
1000
0
Kontrolle
PBS
5-FC
5-FU
2x10e8
5x10e8
Abb. 6: Pankreatische Amylase mit Mittelwert und Standardabweichung in Units/Liter.
Dargestellt sind: Kontrolle (n = 3), PBS (n = 3), 5-Fluorcytosin (n = 3), 5-Fluoruracil (n = 2),
2x108 (n = 2) und 5x108 Ad-GFP (n = 1).
Abb. 6 zeigt die Pankreatische Amylase mit Mittelwert und Standardabweichung am
Versuchstag 10 in Units/Liter.
Die Abweichungen der einzelnen Versuchsgruppen sind jeweils nur gering und statistisch
nicht signifikant. Auch in der Gruppe 2x108 Adenoviren zeigen sich keine erhöhten Werte.
Ergebnisse
3.3 Leberhistologie
Zur weiteren Untersuchung hepatotoxischer Wirkungen der eingesetzten Substanzen wurden
am Pathologischen Institut der Freiburger Universitätsklinik mit HE gefärbte LeberSchnittpräparate angefertigt und von Frau Prof. Dr. A. Schmitt-Gräff beurteilt. Die für diesen
Zweck verwendeten Organe wurden den Mäusen jeweils am Versuchstag 10 entnommen
(s.o.). Die Besprechung der folgenden sechs Abbildungen bezieht sich auf die dazugehörigen
Bilder auf S. 33.
Abb. 7: Leber einer Kontrollmaus
Diese Abbildung ist beispielhaft für eine Leber ohne jegliche Parenchymschädigung. Sie zeigt
die
regelmäßige
Struktur
der
Leberzellbalken
mit
normalen
Hepatozyten
sowie
zwischengelagerten Sinusoiden mit randständigen von Kupffer’schen Sternzellen.
Abb. 8: Leber einer Maus nach PBS-Applikation
Kein Hinweis auf Zellschädigung feststellbar. Unauffällige Zell- und Parenchymstruktur
vergleichbar mit der Normalleber einer Kontrollmaus (s. Abb. 7).
Abb. 9: Leber nach Applikation von 5-FC
Auch hier eine unauffällige Histologie, vergleichbar mit der Normalleber in Abb. 7 und der
Leber nach PBS-Applikation in Abb. 8.
Abb. 10: Leber nach Applikation von 5-FU
Ebenfalls keine signifikanten Parenchymschäden sichtbar.
Ergebnisse
Abb. 11: Leber nach Injektion von 1x107 Kontroll-Adenoviren
Keine signifikanten Schäden sichtbar, entsprechend der Leber in Abb. 7-10.
Abb. 12: Leber nach Injektion von 2 x108 Adenoviren
Im Vergleich zum Kontrollgewebe zeigt dieses Schnittpräparat deutliche Zeichen einer
schweren Parenchymschädigung. Gemischtes Bild aus azidophil geschrumpften (Pfeil 1) und
hydropisch geschwollenen Hepatozyten ( = Zellballonierungen, Pfeil 2), Apoptosen (Pfeil 3)
und Karyorrhexis-Figuren (Pfeil 4). Ferner fokale entzündliche Reaktionen mit granulohistiozytären Infiltraten und Sternzell-Proliferationen (Pfeil 5). Das Parenchym ist insgesamt
sehr ungeordnet, Läppchenstrukturen sind nicht mehr erkennbar, teilweise kaum noch
hepatozytäre Zellgrenzen identifizierbar.
Die für eine Virushepatitis typischen T-lymphozytären Infiltrate sind nicht nachweisbar, da
die verwendeten thymusaplastischen Nacktmäuse keine T-Lymphozyten besitzen.
Zusammenfassend können histologisch in den ersten fünf Versuchsgruppen keine
Parenchymschäden nachgewiesen werden. Somit hatten die Substanzen PBS, 5-FC, 5-FU in
den eingesetzten Dosierungen (s. Kapitel 2 ) und eine i.v. Injektion von 1x107 KontrollAdenoviren keine erkennbare toxische Leberschädigung zur Folge. Im Gegensatz dazu zeigt
die Leber nach Applikation einer höheren Vektordosis deutliche Gewebedestruktionen (s.
Abb. 12, S. 33). Diese Befunde decken sich mit den Ergebnissen der laborchemischen
Untersuchungen.
Ergebnisse
Histologie der Leber verschiedener Versuchsgruppen
Kontrolle
Abb. 7: Mausleber, 400 x, HE
Leber eines Kontrolltiers (ohne Behandlung) als Beispiel
für eine Leber ohne Parenchymschäden.
PBS
Abb. 8: Mausleber, 200 x, HE
Leber nach einmaliger intravenöser und fünftägiger
PBS-Applikation (i.p.).
Keine signifikanten Parenchymschäden.
5-FC
Abb. 9: Mausleber, 200 x, HE
Leber nach fünftägiger 5-FC-Applikation (i.p.).
Keine signifikanten Parenchymschäden.
5-FU
Abb. 10: Mausleber, 200 x, HE
Leber nach fünftägiger 5-FU-Applikation (i.p.).
Keine signifikanten Parenchymschäden.
1x107
Ad-GFP
Abb. 11: Mausleber, 200 x, HE
Leber nach i.v. Applikation von 1x107 PFU Adenoviren
(Ad-GFP) + 500 mg 5-FC/kg KG i.p.
Keine signifikanten Parenchymschäden.
2x108
Ad-GFP
Abb. 12: Mausleber, 400 x, HE
Leber nach i.v. Applikation von 2x108 PFU Adenoviren
(Ad-GFP) + 500 mg 5-FC/kg KG i.p.
Ausgeprägte Parenchymschäden in Form von Zytoplasmabasophilie (1), Zellballonierungen (2), Apoptosen (3),
Karyorrhexis-Figuren (4), fokal betonten entzündlichen
Reaktionen mit Sternzellknötchen (5) und doppelkernigen
Hepatozyten (6).
Ergebnisse
3.4 Lebertransduktion in Abhängigkeit verschiedener Vektordosierungen
Die Beurteilung der Lebertransduktion in Abhängigkeit verschiedener Vektordosierungen
wurde
wie
folgt
durchgeführt:
Im
Vektorgenom
integriert
befindet
sich
eine
Expressionskassette für Grün Fluoreszierendes Protein (GFP). Transduzierte Zellen können
damit aufgrund ihrer GFP-Expression unter UV-Licht nachgewiesen werden. Von jedem
Versuchstier wurden Leber-Gefrierschnitte angefertigt (s. Kapitel 2) und die grün
fluoreszierende Fläche dieser Präparate in Bezug zur gesamten Schnittfläche gesetzt, um so
den Transduktionsgrad der Leber zu ermitteln (s. Abb. 13b, 14b und 15b, S. 36). Durch eine
Gegenüberstellung der genannten Gefrierschnitte mit HE-gefärbten histologischen Schnitten
aus der gleichen Leber konnte ferner der Transduktionsgrad mit den histologischen Schäden
verglichen werden (s. Abb. 13a - 15b, S. 36).
Abb. 13a und 13b: Leber nach Injektion von 5 x108 Adenoviren
Beide Präparate stammen von der gleichen Leber. Zum einen als HE-Präparat bei NormalLicht (13a) und zum anderen als Gefrier-Schnittpräparat bei UV-Licht (13b) fotographiert.
Abb. 13a zeigt geringe, fokal betonte Schädigung mit vermehrtem Auftreten von
doppelkernigen Hepatozyten (Pfeil 1), zytoplasmatischen Vakuolisierungen (Pfeil 2) und
vermehrter Basophilie (Pfeil 3).
Abb. 13b zeigt das Ausmaß der Transduktion: Bei den hellgrün fluoreszierenden Arealen
handelt es sich um adenoviral transduzierte Hepatozyten. Weniger als 5% der Schnittfläche
zeigt GFP-Expression.
Abb. 14a und 14b: Leber 1 nach Injektion von 2 x108 Adenoviren
Abb. 14a zeigt eine hochgradige Parenchymschädigung mit vermehrter Kern-polymorphie,
Zytoplasmabasophilie (Pfeil 1), Zellballonierungen (Pfeil 2), Apoptosen (Pfeil 3),
Karyorrhexis-Figuren (Pfeil 4) und fokal betonten, entzündlichen Reaktionen mit
Sternzellknötchen (Pfeil 5). Abb. 14b zeigt das Ausmaß der Transduktion beim selben Organ:
Grüne Fluoreszenz von ca. 60% der Schnittfläche als Hinweis auf eine mittelgradige
Transduktion der Leber.
Ergebnisse
Abb. 15a und 15b: Leber 2 nach Applikation von 2 x108 Adenoviren
Abb. 15a zeigt ebenfalls eine hochgradige Parenchymschädigung mit vermehrter
Kernpolymorphie, Zytoplasmabasophilie (Pfeil 1), Zellballonierungen (Pfeil 2), Apoptosen
(Pfeil 3), Karyorrhexis-Figuren (Pfeil 4) und fokal betonten, entzündlichen Reaktionen mit
Sternzellknötchen (Pfeil 5).
Abb. 15b zeigt das Ausmaß der Transduktion in derselben Leber: Großflächig grüne
Fluoreszenz (ca. 80% des Präparates) als Hinweis auf eine hochgradige Transduktion der
Leber durch den adenoviralen Vektor.
Zusammenfassend zeigt sich bei der Gegenüberstellung der Präparate in den Abb. 13a - 15b
eine gute Korrelation zwischen dem Adenovirus-Transduktionsgrad der Leber und dem
Ausmaß der Parenchymschädigung.
Ergebnisse
Leberparenchymschäden in Relation zur adenoviralen Transduktion der Leber
5x108
Ad-GFP
Abb. 13b: Mausleber, UV-Licht, 100 x
Gleiche Leber wie in Abb. 13a.
Abb. 13a: Mausleber, 400 x, HE
Leber nach i.v. Applikation von 5x108 PFU Adenoviren +
500 mg 5-FC/kg KG i.p.
Geringe, fokal betonte Schädigung mit vermehrtem
Auftreten von doppelkernigen Hepatozyten (1), zytoplasmatischen Vakuolisierungen (2) und vermehrter
Basophilie (3).
Bei den hellgrün fluoreszierenden Arealen handelt es sich
um adenoviral transduzierte Hepatozyten. Weniger als 5%
der Schnittfläche zeigt grüne Fluoreszenz.
2x108
Ad-GFP
Abb. 14a: Mausleber 1, 400 x, HE
Leber nach i.v. Applikation von 2x108 PFU Adenoviren +
500 mg 5-FC/kg KG i.p.
Hochgradige Parenchymschädigung mit vermehrter
Kernpolymorphie, Zytoplasmabasophilie (1), Zellballonierungen (2), Apoptosen (3), Karyorrhexis-Figuren (4)
und fokal betonten entzündlichen Reaktionen mit
Sternzellknötchen (5).
Abb. 14b: Mausleber 1, UV-Licht, 100 x
Gleiche Leber wie in Abb. 14a.
Grüne Fluoreszenz von ca. 50% der Schnittfläche als
Hinweis auf eine mittelgradige Transduktion der Leber
durch adenovirale Vektoren.
2x108
Ad-GFP
Abb. 15a: Mausleber 2, 400 x, HE
Leber nach i.v. Applikation von 2x108 PFU Adenoviren +
500 mg 5-FC/kg KG i.p.
Hochgradige Parenchymschädigung mit vermehrter
Kernpolymorphie, Zytoplasmabasophilie (1), Zellballonierungen (2), Apoptosen (3), Karyorrhexis-Figuren (4)
und fokal betonten entzündlichen Reaktionen mit
Sternzellknötchen (5).
Abb. 15b: Mausleber 2, UV-Licht, 100 x
Gleiche Leber wie in Abb. 15a.
Großflächig grüne Fluoreszenz von ca. 80% der
Schnittfläche als Hinweis auf eine hochgradige Transduktion
der Leber durch adenovirale Vektoren.
Ergebnisse
3.5 Serum- und Blutwerte unbehandelter Mäuse
Normalwerte bei Mäusen variieren in Abhängigkeit von Tierstamm, Blutabnahmetechnik,
Messtechnik und Alter der Tiere. Für die vorliegenden Versuche und für die weiteren Projekte
des Labors war es wichtig, normale Mittelwerte für den hier verwendeten Tierstamm zu
ermitteln. Die unten aufgeführten Werte beruhen jeweils auf Messungen von drei
Versuchstieren. Angegeben sind jeweils Mittelwert und Standardabweichung. Auf die
Ermittlung von Normbereichen wurde verzichtet, da dies eine wesentlich größere Zahl an
Versuchstieren erfordern würde. Zum Vergleich sind die eigenen Werte denjenigen der Firma
Harlan®/Indianapolis gegenübergestellt. Ein Teil der Abweichungen beruht am ehesten auf
Unterschieden in der Blutabnahmetechnik. Bedingt durch die Messmethode erfolgte in
unserem Falle die Blutabnahme für die meisten Werte durch Thorakotomie (s. Tab. 2). Im
Gegensatz dazu beruhen die Normalwerte der Firma Harlan®/Indianapolis ausschließlich auf
Blutabnahmen über die Schwanzvene.
Serum- und Blutwerte
unbehandelter Nacktmäuse
aus eigenen Versuchen (n=3)
Normalwerte für Nacktmäuse
der Firma Harlan®/
Indianapolis
GPT (U/L)
24 (+/- 2,2)
44-91
AP1 (U/L)
179 (+/- 33,3)
110-137
Bilirubin1 (mg/dl)
1,93 (+/- 1,2)
<0,1
Glukose1 (mg/dl)
157 (+/- 20,1)
207-248
WBC (Zellen/µl)
8 x 103 (
1,5-4,2 x 103
Pankreatische
Amylase1 (U/L)
Hämoglobin (mg/dl)
3213 (+/- 626,2)
nicht angegeben
14,6 (+/- 2,1)
14,9-15,2
1,9 x 103)
Tab. 2: Mittelwert und Standardabweichung ( ) verschiedener Serum- und Blutparameter für thymusaplastische Nacktmäuse aus eigenen Versuchen sowie Normalwerte der Firma Harlan®/Indianapolis.
1
Serum post mortem aus dem Thoraxraum entnommen (s. Kapitel 2)
Diskussion
4. Diskussion
Wie in der Einleitung erwähnt, werden in der Gentherapie Vektoren viralen Ursprungs häufig
eingesetzt. Hierbei spielen adenovirale Genvektoren eine wichtige Rolle, einerseits aufgrund
ihrer hohen Transduktionseffizienz (7;15;78), andererseits wegen der einfachen Produktion
und Anzüchtung (15;63;78;91). Beim systemischen Einsatz adenoviraler Verktoren wurde
jedoch eine Vielzahl toxischer Effekte, vor allem auf die Leber, beobachtet (27;
52;56;63;67;85). Eine genaue Kenntnis der Nebenwirkungen ist deshalb sowohl für die
Evaluierung gentherapeutischer Ansätze als auch für die Grundlagenwissenschaft von großer
Bedeutung.
Die mögliche Toxizität adenoviraler Vektoren wurde vor allem durch den Tod des 18 jährigen
Jesse Gelsinger im Rahmen einer gentherapeutischen Studie in Philadelphia Ende Oktober
1999 deutlich. Ziel dieser Studie war es, mit Hilfe adenoviraler Vektoren bei Patienten mit
Ornithintransaminase-Mangel
(OTC-Mangel)
Hepatozyten
mit
dem
OTC-Gen
zu
transzudieren. Der therapeutische Vektor wurde in unterschiedlichen Konzentrationen via
Vena Portae 18 ProbandInnen mit leichter Ausprägung des OTC-Mangels appliziert. Die
ersten 17 Personen zeigten die nach Anwendung von Adenoviren häufig beobachteten
Nebenwirkungen wie Fieber, Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Jesse
Gelsinger, dem die höchste Dosis appliziert wurde (3,8x1013 Viruspartikel), starb jedoch vier
Tage nach Vektorinjektion an den Folgen einer starken systemischen Immunantwort gegen
virale Proteine mit daraus folgendem akuten respiratorischen Distresssyndrom (ARDS),
disseminierter intravasaler Gerinnung und Multiorganversagen (71).
Die vorliegende Arbeit sollte zu einem besseren Verständnis vor allem hepatozellulärer
Nebenwirkungen adenoviraler Vektoren beitragen. Hierzu soll zunächst allgemein auf
immunologische und histopathologische Prozesse im Rahmen viraler Hepatitiden und auf die
Eigenschaften von Adenoviren und adenoviralen Vektoren eingegangen werden. Aufbauend
auf diesen Ausführungen werden anschließend die eigenen Ergebnisse diskutiert.
Diskussion
4.1 Immunologie viraler Hepatitiden
Die immunologische Antwort auf eine Virusinfektion läßt sich vereinfacht in T-Zellantwort,
Antikörper- und Interferonreaktion unterteilen:
4.1.1 Erkennung von viralen Antigenen durch T-Lymphozyten
T-Lymphozyten spielen bei der Immunreaktion des Organismus auf virale Infekte eine
Schlüsselrolle. Vereinfacht kann die Immunantwort auf eine virale Infektion wie folgt
zusammengefaßt werden:
Ein in die Zelle eingedrungenes Virus liefert Fragmente körperfremder Substanzen, die von
einer Gruppe membranständiger Proteine an der Zelloberfläche (MHC-Proteine) „ präsentiert“
werden. Den Komplex aus MHC-Protein und Viruspartikel können T-Lymphozyten mit Hilfe
spezifischer Rezeptoren erkennen und binden. Es finden sich allerdings nur wenige TLymphozyten, deren Rezeptor zum genannten Komplex passen.
Die Bindung führt zu einer Aktivierung der T-Lymphozyten und ihrer selektiven Vermehrung
(klonale Selektion). Dabei helfen verschiedene Interleukine, die von den durch die Bindung
aktivierten Zellen des Immunsystems sezerniert werden. So geben aktivierte Makrophagen
IL-1 ab. Zusätzlich stimulieren die T-Lymphozyten ihre eigene, klonale Vermehrung mit
Hilfe von IL-2.
Die durch die klonale Selektion vermehrten und aktivierten T-Lymphozyten übernehmen je
nach Typ unterschiedliche Aufgaben. Zytotoxische T-Lymphozyten (CD8) sind in der Lage,
körpereigene Zellen, die von Viren befallen sind und ein Virusfragment an ihrer Oberfläche
präsentieren, als verändert zu erkennen und zu binden. Daraufhin geben sie Perforin ab, das
die Zellmembran der gebundenen Zelle durchlässig macht und sie tötet.
T-Helferzellen (CD4) dagegen binden an B-Zellen, die das Virusfragment an MHC-Protein
gebunden auf ihrer Oberfläche präsentieren. Dies führt zu einer Selektion einzelner B-Zellen
und ihrer massiven Vermehrung. Von Interleukin stimuliert, reifen diese B-Zellen zu
Plasmazellen heran und synthetisieren und sezernieren Antikörper (47).
Diskussion
4.1.2 Antivirale Wirkung von Antikörpern
Antikörper können die Interaktion zwischen Virus und Zelle (Adsorption, Penetration,
„ Uncoating“ und Replikation) beeinflussen. Komplement wiederum unterstützt die
Virusneutralisation, indem es dieses umhüllt bzw. dessen Lipidmembran lysiert. AntigenAntikörper-Komplexe in Verbindung mit Komplement können auch virusinfizierte Zellen
lysieren (76).
4.1.3 Interferon
Der übergeordnete Begriff Interferon (IFN) wird für verschiedene, miteinander nicht
verwandte Proteinklassen verwendet, die u.a. auch antivirale Wirkung zeigen.
Interferone werden von vielen verschiedenen Zelltypen als Antwort auf virale Infektionen,
doppelsträngige RNAs, Endotoxine, Mitogene und Antigene gebildet. Die antiviralen
Wirkungen der Interferone basieren hauptsächlich auf folgenden drei Mechanismen (76):
-
Klasse I- und Klasse II-MHC-Glykoproteine werden verstärkt exprimiert, was die
Erkennung viraler Antigene durch das Immunsystem begünstigt.
-
Zellen mit der Fähigkeit, virusinfizierte Zellen zu zerstören (natürliche Killerzellen und
Makrophagen), werden aktiviert.
-
Und schließlich ist auch eine direkte interferonvermittelte Hemmung der viralen
Replikation beobachtet worden.
4.2 Histopathologie viraler Hepatitiden
Hepatitiden, verursacht durch die hepatotropen Viren A-E, sind sich im klinischen Verlauf
und Morphologie sehr ähnlich. Es handelt sich um eine überwiegend vom Immunsystem
gegen das Virusantigen gerichtete, deshalb lymphozyten- und histiozytenreiche Entzündung
mit Parenchymnekrosen. Im weiteren Verlauf dieser Entzündungsreaktion kann es zu einer
portalen Fibrose kommen, die wiederum in einer Leberzirrhose enden kann. Aus letzterem
entsteht in ca. 5% der Fälle ein HCC (75).
Diskussion
Bei viralen Hepatitiden lassen sich je nach Schweregrad drei Verlaufsformen unterscheiden
(75):
1. Akute lobuläre Hepatitis mit Einzelzellnekrosen (klassische akute Hepatitis): Hierbei
sind die Portalfelder verbreitert, ödematös und dicht mit Lymphozyten infiltriert. Ferner sind
Histiozyten, fokal Granulozyten und einige Plasmazellen vorhanden. Die Gallengänge sind
alteriert. In späteren Stadien entsteht meist eine zarte Fibrose .
Bei Übergriff der portalen Entzündung auf die periportale Grenzlamelle entstehen je nach
Schweregrad der Hepatitis einzelne oder zahlreiche lytische hepatozelluläre EinzelzellNekrosen (sog. Mottenfraßnekrosen).
Intralobulär zeigt sich in allen Läppchenarealen ein buntes Bild: Nebeneinander hydropisch
geschwollene, azidophil geschrumpfte oder nekrotische Leberzellen mit umgebender lymphohistiozytärer Reaktion und fokaler Sternzellproliferation. Azidophile Körper (Councilmanbodies = hepatozelluläre Koagulationsnekrosen) sind in den Sinusoiden auszumachen. In
späteren Phasen finden sich an Stelle der Leberzellnekrosen in den Sinusoiden Nester von mit
Zeroidpigment beladenen Histiozyten.
2. Akute lobuläre Hepatitis mit Brücken-Nekrosen: Diese stellt eine schwere Verlaufsform
der Hepatitis mit Ausbildung zusammenhängender Nekrosezonen zwischen mehreren
Portalfeldern und Zentralvenen dar. Histologisches Bild sonst wie bei akuter lobulärer
Hepatitis mit Einzelzellnekrosen.
3. Akute panlobuläre fulminante Hepatitis mit panazinären Nekrosen („ maligne
Hepatitis“): Die Portalfeldzonen sind stark verbreitert, nicht oder nur gering fibrosiert. Im
Grenzbereich sind teilweise deutliche Duktulusproliferationen erkennbar. Weiterhin besteht
eine relativ zellarme lympho-histiozytäre Infiltration. Intralobulär ist ein ausgeprägter
subtotaler Parenchymverlust sichtbar. Nur noch einzelne Leberzellinseln zeigen hochgradige
Zellalterationen und die Sinusoide sind mit Zellschutt ausgefüllt. Folge einer akuten
panlobulären fulminanten Hepatitis ist die Ausbildung großer Narbenfelder. Später kommt es
meistens zur Ausbildung von Regeneratknoten und einer Leberzirrhose.
Eine starke entzündliche Aktivität in der akuten Phase ist oft Ausdruck einer effektiven
Immunantwort des Organismus auf den Virusbefall und somit prognostisch eher günstig für
eine Ausheilung.
Diskussion
4.3 Adenoviren und adenovirale Vektoren
Adenoviren bilden die Familie Adenoviridae mit den Gattungen Mastadenovirus (Säugetiere)
und Aviadenovirus (Vögel). Beim Menschen sind 51 Serotypen bekannt, die jeweils ein
genus-spezifisches Antigen besitzen. Adenoviren sind von großer Bedeutung für Krankheiten
verschiedener Organsysteme des Menschen (z.B. Infektionen des oberen Respirationstraktes,
Pneumonien, Keratokonjunktivitiden, Gastroenteritiden u.a.). Eine Tumorigenität wurde beim
Menschen nicht nachgewiesen, obwohl die Typen 12, 18 und 31 (Subgenus A) nach Injektion
in neugeborene Hamster und andere Nager ein hohes onkogenes Potential besitzen (34;54).
4.3.1 Eigenschaften des Adenovirus
Adenoviren sind ikosaedrische Viren von etwa 60-90 nm Durchmesser mit 252 Kapsomeren
und einer doppelsträngigen linearen DNA. An den Scheitelpunkten tragen die Virionen32
antennenartige Fortsätze mit knopfartig verdickten Enden, sog. Fibern, die der Anheftung der
Viren an die Wirtszelle dienen (s. Abb. 16 - 18). Da die Adenoviren keine Hüllmembran
besitzen, sind sie gegen Lipidlösungsmittel stabil und weisen auch sonst eine hohe
Widerstandsfähigkeit gegenüber Desinfektionsmittel auf. Die 12 Scheitelkapsomere33 am
Virion werden als Pentobasis bezeichnet und bedingen die früh im Verlauf der Infektion
auftretende typische Zytotoxizität (34;54).
32
Virion: Vollständiges, aus Nukleokapsid und gegebenenfalls Envelope (Virushülle) bestehendes, für die
jeweilige Wirtszelle infektiöses Virus
33
Kapsomer: Untereinheit des Kapsids. Kapsid: Proteinumhüllung der Nukleinsäure eines Virions
Diskussion
Abb. 16: Schematische Darstellung eines Adenovirus34
Abb. 17: Elektronenmikroskopisches Bild einer Adenovirus-Ansammlung35
34
Bildquelle: Veterinärmedizinische Universität Wien; http://www.vu-wien.ac.at/i123/SPEZVIR/
ADENOGEN1.HTML
35
Bildquelle: Electron Micrograph Images; http://web.uct.ac.za/depts/mmi/stannard/adeno.html
Diskussion
Abb. 18: Elektronenmikroskopisches Bild zweier Adenoviren mit Fibern35
4.3.2 Pathogenese
Adenoviren befallen vorwiegend Epithelzellen des Respirationstraktes, der Konjunktiva und
des Dünndarms. Bei einer Virämie können aber auch andere Organe betroffen sein, so die
Leber und die Nieren. Allerdings reichen die Virusmengen bei einem klassischen
Infektionsweg über den Respirationstrakt und anschließende Virusabgabe in die Blutbahn in
der Regel nicht aus, um klinisch manifeste Funktionseinschränkungen an Leber oder Nieren
zu verursachen. Dazu bedarf es der direkten Einbringung sehr hoher Virusmengen in die
Blutbahn. Insgesamt ist die Effizienz der Transduktion durch Adenoviren abhängig von der
Spezies und dem jeweiligen Wirtszelltyp (91).
Unter anderem durch die Beanspruchung der wirtseigenen Syntheseprozesse für die
Produktion viraler Proteine kommt es nach der Transduktion zur Zelllyse (s. weiter im Text).
Es wurde ferner beobachtet, daß Adenoviren imstande sind, Apoptose auszulösen (91;31). Die
genaueren direkten zytotoxischen Wirkungen von Adenoviren sind noch nicht vollständig
geklärt.
Die Inkubationszeit bei adenoviral bedingten Erkrankungen variiert (2-15 Tage), was unter
anderem auch durch die Vielzahl der Serotypen und Organmanifestationen zu erklären ist
(33;54).
Diskussion
4.3.3 Genomaufbau
Das Genom des Adenovirus besteht aus einer linearen doppelsträngigen DNA von ungefähr
36 kbp Länge, die in 100 Kartierungseinheiten (map units) unterteilt wird. Die Termini der
viralen DNA sind kovalent mit einem Protein verbunden, das als Primer während der viralen
DNA-Replikation fungiert.
Abb. 19: Adenovirale Genomkarte mit den frühen Regionen (E) und der gesamten späten Region34
4.3.4 Infektionsmechanismen
Nach Adsorption an Wirtszell-Rezeptoren und der anschließenden Transduktion wird das
Kapsid in komplexen Prozessen in Endosomen abgebaut (s. Abb. 20).
Abb. 20: Schematische Darstellung der adenoviralen Transduktion34
Diskussion
Die in den Zellkern gelangte DNA exprimiert „ frühe Gene“, deren Proteine in hochregulierter
Weise die Expression weiterer Virusgene bedingen, was wiederum die Virus-DNAReplikation ermöglicht.
Die DNA-Replikation erfolgt ca. 7 – 8 Stunden nach Infektion. Die dann stattfindende späte
Replikation führt zu den Kapsidproteinen, worauf dann die Virusreifung erfolgen kann.
Besonders erwähnt werden soll die Klasse der frühen E3-Proteine (E für early), die für die
Virusreplikation nicht erforderlich sind, aber im infizierten Organismus immunmodulatorische Funktionen ausüben, z.B. die Reduktion des Transports von Klasse-I-MHCKomponenten (Abschwächung des Effekts von zytotoxischen T-Lymphozyten) oder die
Reduktion der Ansammlung von polymorphkernigen Leukozyten in der Frühphase der
Entzündung (33;54).
4.3.5 Adenovirus-Vermehrung
Die Replikation der Virus-DNA, Transkription und Adenovirusreifung finden im Zellkern
statt. Die mRNA wird im Zytoplasma translatiert. Es entstehen 104 - 105 neue Virionen pro
Zelle. Während dieses Prozesses blockieren virale Faktoren (E1B und E4) einerseits die
Synthese zellulärer Proteine durch die Repression sowohl des RNA-Transports vom Zellkern
ins Zytoplasma als auch deren Translation. Andererseits verhindern sie, daß zelluläre
Faktoren die Virusproduktion unterdrücken. Infolgedessen ist die Zelle schon zu Beginn der
Expression der frühen adenoviralen Gene auf der Ebene des Stoffwechsels unterversorgt. Sie
geht somit innerhalb 30 - 40 Stunden nach der Infektion zugrunde und setzt dann die neu
synthetisierten Virionen frei (33;54). Die adenovirale Genexpression wird in sehr frühe,
spätere frühe und späte eingeteilt (33;54):
1. Sehr frühe Genexpression: Das erste adenovirale Gen, das exprimiert wird, ist das E1AGen.
Die
Expression
dieses
Immediate-Early-Gene
wird
von
zellulären
Transkriptionsfaktoren gesteuert. Mehrere mRNA-Transkripte kodieren für die E1A-Proteine,
die bei der Aktivierung der Transkription der späteren frühen Gene E1B, E2A, E2B, E3 und
E4 eine Rolle spielen.
2. Spätere frühe Genexpression: Die E1B-, E2- und E4-Genregionen kodieren für Proteine mit
essentiellen regulatorischen Funktionen. Die Expression von E1B schützt die virale und
Diskussion
zelluläre DNA vor dem Abbau und hemmt die zelluläre RNA-Translation, wohingegen die
späte virale Genexpression durch eine Kombination der Genfunktion von E1B und E4
beschleunigt wird. Ein zweites, von der E4-Region kodiertes Protein spielt außerdem eine
Rolle in der Regulation der Transkription der E2-Region. E4-Genprodukte sind darüber
hinaus an der viralen Replikation und der Fertigstellung der Virionen beteiligt. Obwohl die
E4-Region für mindestens sieben Genprodukte kodieren kann, sind neben den oben
beschriebenen essentiellen Funktionen die Aufgaben der anderen möglichen Genprodukte
noch unklar. Sie scheinen jedoch nicht essentiell zu sein, da entsprechende Deletionen sich
wenig oder gar nicht auf die Wachstumsfähigkeit des Virus in vitro auswirken.
Die E3-Region ist für die Infektion von Gewebekulturen nicht essentiell, in natürlich
vorkommenden Isolaten jedoch immer vorhanden. Sie scheint daher eine wichtige Rolle in
vivo zu haben. Die E3-Region kodiert für Proteine, die dem Virus helfen, den
Abwehrmechanismen des Immunsystems zu entkommen. Die Lyse von adenovirusinfizierten
Zellen durch zytotoxische T-Lymphozyten wird durch das E3-Genprodukt (Gp19KE3)
blockiert. Zusätzlich spielen die E3-Proteine eine wichtige Rolle als Antagonisten der E1Avermittelten Zunahme der Empfindlichkeit von adenovirusinfizierten Zellen sowohl
gegenüber dem Tumornekrosefaktor (TNF) als auch gegenüber einer Zytolyse durch
aktivierte Makrophagen und natürliche Killerzellen (NK). In menschlichen Zellen besteht ein
zusätzlicher Schutz gegen TNF-Zytolyse durch E1B. Der Schutzmechanismus ist in beiden
Fällen noch unbekannt. Da die daran beteiligten E1B- und E3-Proteine keine gemeinsamen
Eigenschaften zu haben scheinen, existieren vermutlich verschiedene Schutzmechanismen.
3. Späte Genexpression: Der starke späte (Major Late) Promotor (MLP) ist auch bereits in der
frühen Phase des adenoviralen Lebenszyklus aktiv. Es entstehen jedoch ausgehend von der
frühen Major-Late-Transkriptionseinheit (MLTU, Major Late Transcription Unit) durch
frühzeitige Termination der Transkription in dieser Zeit nur kurze mRNA-Moleküle (L1). Zu
einem späteren Zeitpunkt der Infektion wird dieser Terminationsblock aufgehoben und die
späte MLTU produziert große Mengen an langen RNA-Molekülen (von ungefähr 28 kbp), die
man in fünf Familien (L1-5) einteilen kann. Diese fünf mRNA-Familien kodieren fast
ausschließlich für Strukturproteine, die für den Zusammenbau des Cores und des Kapsids
nötig sind. Andere virale Proteine füllen diese Strukturen aus und stabilisieren sie oder sind
mit der viralen DNA im Core assoziiert. Auch Proteine der späten Phase sind für den
Zusammenbau und die Reifung der Virionen notwendig.
Diskussion
4.3.6 Bedeutung der E1-Region des adenoviralen Genoms
Die E1A-Region, welche als erstes virales Gen nach Eintritt in den Zellkern transkribiert
wird, kodiert das 12S- und das 13S-Protein. Beide Proteine sind hauptverantwortlich sowohl
für die Transkription aller weiteren frühen viralen Gene als auch für die Stimulation der
infizierten Zelle, in die S-Phase des Zellzyklus überzugehen, so daß bei Fehlen der E1ARegion eine Virusreplikation nicht möglich ist (72).
Um die Transkription der frühen viralen Gene zu initiieren, interagiert das 13S-Protein mit
dem TATA-Box-Binding-Protein (TBP), welches die DNA-bindende Untereinheit des
Transkriptionsfaktors IID (TFIID) darstellt. TFIID spielt eine zentrale Rolle in der Interaktion
mit
TATA-Box-enthaltenden
Promotoren,
indem
er
den
Initiationskomplex
der
Synthesemaschinerie auf der Template-DNA passend positioniert (36). Desweiteren wird
durch die Bindung des 13S-Proteins mit dem TBP der Komplex des zellulären
Tumorsuppressorgens p53 mit TBP, welcher eine Repression transkriptioneller Vorgänge
bewirkt, kompetitiv gehemmt, da die Bindungsdomänen beider Proteine auf überlappenden
Einheiten positioniert sind (23).
Der Transkriptionsfaktor NF-κB ist ein Schlüsselregulator in der initialen antiviralen
Immunantwort, da er die Transkription von Zytokinen und Adhäsionsmolekülen initiiert und
somit zu einer Reihe von proinflammatorischen Prozessen und anderen Abwehrmechanismen
führt (81). Durch Bindung der E1A-Produkte an Proteine der p300/CBP-Familie wird unter
anderem die IκB-Kinase, die zur Aktivierung des NF-κB entscheidend ist, inhibiert (21).
Weitere Regulations- und Abwehrmechanismen der Zelle werden durch die Bindung an
p300/CBP
beeinflußt.
Somit
werden
auch
die
Fähigkeiten
des
p300
zur
Transkriptionsaktivierung Zellzyklus-regulierender Proteine und die Aktivierung des
Transkriptionsfaktors STAT unterbunden (29).
Durch virale Infekte werden Interferone der Klassen I und II induziert und binden an
Rezeptoren auf der Oberfläche infizierter Zellen. Zelluläre Komplexe (Jak/STAT) werden
hierauf mittels p300 aktiviert, in den Zellkern transferiert und binden dort an InterferonResponse-Elemente (ISREs), wodurch verschiedene Proteinkinasen aktiviert werden, die die
intrazellulären Aktivitäten infizierender Viren bekämpfen (55). Infolge der Bindung der E1AProteine an das p300, bleibt die dadurch stark herabgesetzte Initiierung der STAT-Komplexe
und somit die Aktivierung der ISREs aus und eine gewisse Refraktivität gegenüber
Interferonen ist hergestellt (69;87). Die E1B-Region kodiert zwei große Proteine, E1B-19kDa
und E1B-55kDa, die die E1A-induzierte Apoptose infizierter Zellen verhindern (83). Das
Diskussion
E1B-19kDa-Protein ähnelt in seiner Struktur dem zellulären antiapoptotischen Protein Bcl-2
und blockiert den programmierten Zelltod durch Interaktion mit Proteinen der Bax-Familie,
die Apoptose und Nekrose induzieren (42). Es bindet ebenso wie Bcl-2 an Btf, einen
wichtigen Transkriptionsrepressor, der dem Zelltod durch Erhöhung der Permeabilität
mitochondrialer Membranen, Ausschüttung von Cytochrom C und Initiierung der CaspaseKaskade Vorschub leistet (45;89). Einen parallelen Mechanismus weist die (durch E1A-CR1)
induzierte TNFα-vermittelte Apoptose auf, die durch Ausschüttung von Arachidonsäure,
erhöhte Zellmembranpermeabilität und die Produktion von Prostaglandinen und Leukotrienen
gekennzeichnet ist (19), wobei E1B-19kDa durch die Herabregulation der IκB-Transkription
die
Reaktionskaskade
negativ
beeinflusst
(26).
E1B-55kDa
modifiziert
die
Zellzyklusprogression, indem es an das Tumorsuppressor-Protein p53 bindet, das ähnlich wie
pRB sowohl das Fortschreiten von der G1- in die S-Phase als auch die virale und die zelluläre
Replikation verhindert (70). E1B-55kDa kollaboriert so mit E1A-Proteinen, ruhende Zellen
zu aktivieren. p53 reguliert gleichzeitig die Transkription verschiedener Gene, die in die
Induktion der Apoptose involviert sind, unter anderem auch die Transkription der Vertreter
der Bax-Familie (s.o.), ein Vorgang der ebenfalls durch die Bindung mit E1B-55kDa
verhindert wird (50). In verschiedenen Zelllinien scheint p53 auch in die Initiierung der
Apoptose durch den TNFα involviert zu sein (57), dessen Blockierung allerdings
hauptsächlich auf die E3-Genprodukte zurückzuführen ist (30). Eine weitere wichtige
Funktion des E1B-55kDa ist der Transport der späten viralen Transkripte, wobei es als
Synergist mit dem E4-34kDa (orf6) einen Komplex bildet (90).
4.4 Adenovirale Vektoren in der Gentherapie
Die in der Gentherapie verwendeten adenoviralen Vektoren vom Serotyp 2 und 5 tragen in
ihrem Genom Deletionen, die zum einen ihre eigene Replikation in Wirtszellen unterbinden
und zum anderen in ihrem doppelsträngigen Genom den notwendigen Platz (bis zu 7,5 kbp)
für das therapeutische Gen schaffen (78). Diese Deletionen beziehen sich bei der ersten
Generation adenoviraler Vektoren hauptsächlich auf die E1-Region des Genoms und bei der
zweiten Generation adenoviraler Vektoren zusätzlich auf die E2a-Region (63).
Die therapeutischen Gene, die in das Virus-Genom eingebaut werden, sind unter die Kontrolle
viraler Promotoren gestellt (15). Die nach der Transduktion passager intranukleäre, aber
extrachromosomale Persistenz der adenoviralen DNA reduziert das Risiko einer malignen
Diskussion
Entartung der Wirtszelle, beschränkt jedoch die Zeitdauer der Genexpression auf wenige
Wochen bis Monate (82;78).
Die Verwendung adenoviraler Vektoren wird durch die Immunogenität viraler Proteine
eingeschränkt, die eine durch T-Lymphozyten vermittelte Immunantwort gegen das Virus und
die infizierten Zellen hervorruft (82;32). Diese Immunantwort ist es auch, die eine
wiederholte Infektion mit Adenoviren stark einschränkt, da eine zweite Abwehr der gleichen
Infektion bei einem intakten Immunsystem um ein vielfaches stärker ausfällt (8).
Weiterentwicklungen in der Vektorforschung haben zum Ziel, immer ausgedehntere
Deletionen im Virus-Genom herbeizuführen, um zunehmend Raum für therapeutische Gene
zu schaffen und mittels verminderter Produktion viraler Proteine eine Reduktion der
Immunantwort zu erreichen (2;41;49;53).
4.5 Untersuchte Serum- und Blutparameter
Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen untersuchten Parameter und ihrer Bedeutung
für unsere Experimente findet sich im Anhang (S. 60).
4.6 Eigene Ergebnisse
Ziel der vorliegenden Arbeit war in erster Linie die Untersuchung hepatotoxischer
Nebenwirkungen adenoviraler Genvektoren erster Generation in thymusaplastischen
Nacktmäusen. Dies wurde zum einen anhand der Leberhistologie, zum anderen mittels
laborchemischer Untersuchungen durchgeführt. Da Adenoviren außer der Leber auch
potenziell andere Organe schädigen können, wurden zusätzlich Pankreatische Amylase sowie
Kreatinin- und Harnsäurewerte zur Erfassung eventueller pankreatischer bzw. renaler
Schädigungen untersucht. Im folgenden werden die histologischen und laborchemischen
Resultate der Tierexperimente diskutiert.
Diskussion
4.6.1 Leberhistologie
4.6.1.1 Ausmaß der Lebertransduktion
Die Lebertransduktion, die wir nach systemischer Anwendung des adenoviralen Vektors
beobachten konnten, erwies sich als variabel und zum Teil diskrepant zur eingesetzten Dosis.
So war die Transduktionseffizienz der Leber nach Applikation von 2x108 PFU Adenoviren
(≅2x109 Viruspartikel) 60 - 80%, während bei einer Dosis von 5x108 PFU (≅5x109 Viruspartikel) lediglich 5% festzustellen war (s. Abb. 13b, S. 36). Die Arbeitsgruppe Li et al.
konnte eine 60% - bzw. 80%-ige Lebertransduktion mit einer Dosis von 3x109 bzw. 4,5x109
Partikel Adenoviren erreichen (bei C57B1/6-Mäusen) (53). In der gleichen Veröffentlichung
wurde die Grenze einer feststellbaren Transduktion der Mausleber durch adenovirale
Vektoren bei einer Dosis von ca. 1x108 Viruspartikeln gesehen (53). Die eigenen
Beobachtungen sind den Daten der genannten Arbeitsgruppe in den Tab. 3 und 4 gegenübergestellt.
Vektordosis (PFU)
Lebertransduktion
1x106
1x107
2x108
5x108
0%
0%
60% bzw. 80%
5%
PFU (≅1x107 Partikel)
PFU (≅1x108Partikel)
PFU (≅2x109Partikel)
PFU (≅5x109Partikel)
Tab. 3: Vektordosis in PFU und in Viruspartikel (i.v. Injektion) und die
jeweilige
Transduktion
der
Leber
eigener
Versuche.
Die
Transduktionseffizienz wurde anhand des Reportergens GFP ermittelt.
Vektordosis (Partikelanzahl) Lebertransduktion
1x108 Partikel
5x108 Partikel
3x109 Partikel
4,5x109 Partikel
5x109 Partikel
0%
10%
60%
80%
85%
Tab. 4: Vektordosis (i.v. Injektion) und die dazu ermittelten Lebertransduktionen von Li et al. (53). Die Lebertransduktion wurde anhand
des Reportergens Lac-Z ermittelt.
Diskussion
Insgesamt zeigt sich eine recht gute Übereinstimmung. Lediglich bei 5x109 zeigt sich bei
unseren Versuchen eine diskrepant niedrige Transduktion der Leber. Allerdings sei hier
darauf hingewiesen, daß es sich nur um ein einziges Versuchstier handelt. Dennoch ist diese
Abweichung aber beispielhaft für häufig vorkommende Diskrepanzen zwischen eingesetzter
Vektordosis und resultierender Lebertransduktion wie sie uns von anderen Arbeitsgruppen
berichtet und zum Teil auch veröffentlicht worden sind (91). Die möglichen Gründe sind
vielfältig. Zum einen ist die Injektionstechnik über die Schwanzvene schwierig und lässt sich
schwer standardisieren. Zum anderen könnte bei manchen Versuchstieren eine gewisse
Immunität gegen Adenoviren aufgrund vorausgegangener Exposition bestehen, was dann eine
beschleunigte Vektor-Clearance nach sich ziehen würde. Dies trifft vor allem auf
immunkompetente Maus-Stämme, weniger aber auf thymusaplastische Nacktmäuse zu.
Abgesehen von den erwähnten Variabilitäten des Versuchstieres bestehen solche auch beim
Vektor. Hier vor allem bei der Bestimmung des Titers. Sowohl die für unsere Versuche
angewandte PFU-Methode, als auch die Virusmengen-Bestimmung durch Messung der
optischen Dichte sind schwankungsanfällig. Bei den jeweils parallel und doppelt
durchgeführten PFU-Messungen unserer Versuche konnten wir regelmäßig Abweichungen
um den Faktor 10 bei derselben Vektorpräparation beobachten. Vergleicht man auch beide
Dosisfindungsmethoden miteinander, so ergeben sich ebenfalls Abweichungen bis Faktor 10
(56). Ferner ist bekannt, daß adenovirale Suspensionen äußerst empfindlich gegenüber
Umwelteinflüssen (vor allem Temperatur- und pH-Veränderungen) sind. So kann sich der
virale Titer allein durch ungünstige Transport- und Lagerungsverhältnisse deutlich verändern.
Insgesamt führen wir die in unserem Einzelfall beobachtete Diskrepanz zwischen Vektordosis
und Lebertransduktion am ehesten auf Schwankungen bei der Titerbestimmung zurück.
4.6.1.2 Lebergewebeschädigung
Die histologische Untersuchung der Leber zeigte 10 Tage nach Applikation von 2x108 PFU
Adenoviren deutliche Zeichen einer akuten, schweren Hepatitis und nach Applikation von
5x108 PFU Adenoviren Zeichen einer nur geringgradigen Hepatitis (s. Abb. 12 und 13a, S.
33). Das Ausmaß der Lebertransduktion betrug bei 5x108 PFU Adenoviren 5% und bei 2x108
PFU Adenoviren 60% bzw. 80%. Dies ist ein Hinweis darauf, daß das Ausmaß der
Leberschädigung in erster Linie mit dem Transduktionsgrad dieses Organs korreliert und
nicht mit der applizierten Vektormenge. Entsprechend fanden sich bei niedriger Verktorsosis
und ohne messbare Lebertransduktion (jeweils drei Mäuse mit Applikation von 1x106 PFU
Diskussion
(≅1x107 Viruspartikel) bzw. 1x107 PFU (≅1x108 Viruspartikel) keine histologischen oder
laborchemischen Zeichen einer Hepatitis (Labordaten nicht gezeigt, histologische Daten s.
Abb. 11, S. 33)
Ähnliche Beobachtungen nach Applikation adenoviraler Vektoren wurden auch von anderen
Arbeitsgruppen
berichtet
(52;91).
Obwohl
hierbei
andere
Vektordosierungen
und
Versuchstiere eingesetzt wurden, sind allen Experimenten Leberparenchymschäden, die vom
Grad der Lebertransduktion abhängen, gemeinsam.
Zusammengefasst zeigen unsere Beobachtungen, daß das Ausmaß der Leberschädigung mit
der Effizienz der Lebertransduktion korreliert.
Die hepatotoxischen Effekte nach Applikation adenoviraler Genvektoren können prinzipiell
folgende Ursachen haben:
1. Hepatische Schäden durch eine Immunantwort auf eine adenovirale Infektion
2. Toxische Nebenwirkungen des therapeutischen Gens (in unserem Fall GFP)
3. Toxische virale Gene bzw. Genprodukte
Ad 1: Der erstgenannte Mechanismus spielt bei Experimenten mit thymusaplastischen
Nacktmäusen eine untergeordnete Rolle, da zu einer kompetenten Immunantwort auf virale
Infektionen T-Lymphozyten notwendig sind, die den Nacktmäusen fehlen. Die in den
histologischen Schnittpräparaten der Leber beobachteten Zellen des MPS (monozytäres
Phagozytensystem, bestehend aus Granulozyten, Histiozyten, Sternzellen u.a.) können im
Gegensatz zu T-Lymphozyten nicht direkt zytotoxisch auf funktionsfähige virusinfizierte
Zellen wirken, sondern phagozytieren lediglich vorgeschädigte bzw. apoptotische Zellen.
Entsprechend wird auch in der Literatur berichtet, daß bei Versuchstieren mit intaktem
Immunsystem die durch adenovirale Vektoren verursachten hepatischen Schäden deutlich
stärker ausfallen als bei immuninkompetenten Nacktmäusen (91).
Ad 2: Die beobachteten hepatischen Schäden können zum Teil auch durch das verwendete
Markergen GFP verursacht sein. Es finden sich in der Literatur Hinweise, daß die
Überexpression von GFP in vivo zytotoxisch ist (10;38). Man vermutet, daß dieser Effekt u.a.
durch Überlastung der zelleigenen Proteinexpression zustande kommt. Da wir keine
Kontrollversuche mit einem anderen Markergen als Vergleich vorliegen haben, können wir
Diskussion
nur vermuten, daß dieser Mechanismus zumindest teilweise für die beobachteten Schäden
verantwortlich sein könnte.
Ad 3: Wie bereits in Kapitel 4.3.7 erläutert, stellen die Wechselwirkungen zwischen viralen
Proteinen und denen der Wirtszelle komplexe Vorgänge dar, die bei weitem nicht vollständig
entschlüsselt sind. Drei von diesen sollen im folgenden dargestellt werden, die nach aktuellem
Stand der Forschung für die zugrundeliegende Fragestellung (toxische Einflüsse viraler
Gene/Genprodukte) von Bedeutung sein können:
1. Eines der Produkte der viralen E1-Region, das E1B-55kDa-Protein, inhibiert das
proapoptotische Tumorsuppressorprotein p53 (54). Fehlt das E1-Gen - wie im Falle
unseres Vektors - entfällt die Inhibition des p53 und die Wirtszelle kann als Reaktion auf
eine Transduktion in eine apoptotische Phase übergehen und absterben.
2. Abgesehen von p53 kann eine Apoptose der Wirtszelle als Reaktion auf eine Transduktion
mit Adenoviren auch durch TNFα ausgelöst werden (57). Adenovirale E3-Genprodukte
können diesen Vorgang normalerweise durch Hemmung von TNFα blockieren (56). Bei
fehlender E1-Region ist aber die Transkriptionsrate nachgeschalteter Genabschnitte (z.B.
der E3-Region) äußerst gering, so daß diese ihre Wirkung nicht signifikant entfalten
können.
3. Darüber hinaus schützt das E1B-Gen durch die genannte p53-Inhibition vor einer TNFαinduzierten Apoptose. Bei Fehlen dieses Gens entfällt dieser Schutzfaktor (33).
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die aktuellen Kenntnisse über adenovirale
Genprodukte und ihrer Wechselwirkungen mit der Wirtszelle noch unvollständig und weitere,
für die Wirtszelle negative Einflüsse durchaus denkbar sind.
Da die vorliegende Arbeit auch als Vorversuch im Rahmen eines Vergleichs von CDGentherapie und konventioneller 5-FU-Chemotherapie gedacht war, wurde der toxische
Effekt von 5-FC (Prodrug) und 5-FU (konventionelles Chemotherapeutikum) bei
Versuchstieren untersucht. Es fanden sich keine histologischen oder laborchemischen Zeichen
einer Leberschädigung (s. u.a. Abb. 9 und 10, S. 33). Diese Vorversuche lassen vermuten, daß
Diskussion
die konventionelle 5-FU-Chemotherapie wesentlich weniger hepatotoxisch ist als die
adenovirale Gentherapie.
Ebenso fanden sich keine toxischen Zeichen nach Applikation der Trägersubstanz der
adenoviralen Suspensionen, PBS (s. u.a. Abb. 8, S. 33).
4.6.2 Laborchemie
Zur Beurteilung der Toxizität adenoviraler Genvektoren wurden neben den erwähnten
histologischen Untersuchungen auch laborchemische Analysen durchgeführt. Da auch hier die
Beurteilung der Leberschädigung im Vordergrund stand, wurden im Serum GPT, AP, GGT
und Bilirubin bestimmt. Zur Erfassung einer möglichen Nierenschädigung wurde zusätzlich
im Serum Kreatinin und, zum Ausschluß einer möglichen Pankreasschädigung α-Amylase
gemessen. Die Bestimmung der Leukozytenzahl wurde durchgeführt, um eine systemischentzündliche Reaktion zu erfassen. Ausführliche Angaben zu den gemessenen serologischen
Parametern finden sich im Anhang (S. 60).
4.6.2.1 GPT (ALT)
Wie in Abb. 1 dargestellt, konnten wir nach 5%iger Lebertransduktion einen geringen GPTAnstieg (ca. 0,5-fach) und nach 60-80%iger Lebertransduktion einen deutlichen GPT-Anstieg
(ca. 8-fach) beobachten. Umgekehrt wurden bei Versuchen ohne nachweisbare Transduktion
der Leber keine GPT-Erhöhungen verzeichnet (s. Abb. 1 und 11).
Diese Beobachtungen lassen die Schlußfolgerung zu, daß parralel zur histologischen
Leberschädigung auch die Serum-GPT-Werte direkt mit dem Grad der Lebertransduktion
korrelieren.
Die fehlende GPT-Erhöhung bei den Versuchsgruppen PBS, 5-FC und 5-FU bestätigt unsere
histologische Beobachtung, daß diese Substanzen im untersuchten Dosisbereich nicht
hepatotoxisch wirken.
Von einer GPT-Erhöhung nach Applikation adenoviraler Vektoren wird in verschiedenen
Publikationen berichtet. So stiegen die GPT-Werte bei Rhesus-Affen nach einer i.v.
Applikation von 3,8x1012 Viruspartikel/kg KG auf Werte von 800 U/L (56), bei Pavianen
nach i.v. Injektion von 1,2x1012 bzw. 1,2x1013 Viruspartikel/kg KG auf Werte von 107 bzw.
Diskussion
1520 U/L (63) und bei C3H-Mäusen nach gleicher Applikationsart von 4x1011
Viruspartikel/kg KG auf Werte von 500 U/L (55) (s. Tab. 5).
Adenovirale Dosis
Maximale GPT-
GPT-Normalwerte
(i.v. Applikation)
Werte (U/L)
(U/L)
8x10 PFU/kg KG
900
2x1010 PFU/kg KG
30
9
11
200
11
2x10 PFU/kg KG
300
3x1011 PFU/kg KG
400
1x10 PFU/kg KG
11
4x10 PFU/kg KG
11
550
1,2x1012 Partikel/kg KG
100
13
1520
11
250
12
300
12
800
3,4x10 Partikel/kg KG
1,7x10 Partikel/kg KG
3,8x10 Partikel/kg KG
Referenz
22
Nacktmaus
eigene Versuche
20
CH3-Maus
(67)
12-81
Pavian
(63)
32 (+/- 13)
Rhesus-Affe
(56)
500
4,5x10 PFU/kg KG
1,2x10 Partikel/kg KG
Tierart
Tab. 5: Maximale GPT-Werte (U/L) verschiedener Experimente nach i.v. Applikation adenoviraler Genvektoren.
4.6.2.2 Alkalische Phosphatase (AP)
Nach i.v. Injektion einer adenoviralen Dosis von 2x108 PFU konnten wir parallel zum
berichteten GPT-Anstieg auch einen deutlichen Anstieg der AP verzeichnen. Auch dieser
Parameter
bestätigt
damit
unsere
Beobachtung
der
Korrelation
zwischen
dem
Transduktionsgrad und der Leberschädigung: Bei den Versuchsgruppen mit einer Dosis von
5x108, 1x106 und 1x107 PFU sind Transduktion und AP-Anstieg äußerst gering bzw. fehlen
(s. Kapitel 3). In der Literatur wird über einen AP-Anstieg nach i.v. Applikation von
adenoviralen Genvektoren (1,7x1012 Partikel/kg KG) bei Rhesus-Affen berichtet: Demnach
steigt dieser Parameter am 15. Versuchstag auf ein Maximum von 700 U/L an (56) (s. Tab. 6).
Adenovirale Dosis
Maximale AP-Werte AP-Normalwerte
(i.v. Applikation)
Tierart
Referenz
(U/L)
(U/L)
9
730
180
Nacktmaus
eigene Versuche
10
2x10 PFU/kg KG
190
3,4x1011 Partikel/kg KG
190
110 (+/- 43)
Rhesus-Affe
(56)
8x10 PFU/kg KG
12
700
12
1000
1,7x10 Partikel/kg KG
3,8x10 Partikel/kg KG
Tab. 6: Maximale AP-Werte (U/L) nach i.v. Applikation adenoviraler Genvektoren.
Diskussion
4.6.2.3 Bilirubin und Glukose
Bei keiner unserer Versuchsgruppen konnte eine signifikante Änderung der Bilirubin- und
Glukose-Werte gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt werden. Dies weist darauf hin, daß
die histologisch und laborchemisch beobachtete Leberschädigung noch keine schwere
Funktionsstörung dieses Organs zur Folge hatte. Bilirubinerhöhungen nach Applikation
adenoviraler Vektoren sind zuvor beobachtet worden (s. Tab. 7). So wurde z.B. von einem
Anstieg auf maximale Werte von 5 mg/dl nach Applikation von 3,8x1012 Viruspartikel/kg KG
an Rhesus-Affen berichtet, während niedrigere Dosen zu keinem Anstieg führten (56).
Ähnliches wird auch von Morral et al. Berichtet (63). Jedoch wurden diese Beobachtungen
bei immunkompetenten Versuchstieren gemacht, bei denen aufgrund der zusätzlichen
Immunreaktion eine stärkere Leberschädigung zu erwarten ist. Es wird somit deutlich, daß für
einen signifikanten Bilirubin-Anstieg eher hohe Vektormengen und ein intaktes
Immunsystem notwendig sind.
Adenovirale Dosis
Maximale Bilirubin- Bilirubin-Normal-
(i.v. Applikation)
Werte (mg/dl)
werte (mg/dl)
8x109 PFU/kg KG
2,0
10
2x10 PFU/kg KG
12
Referenz
3,8
Nacktmaus
eigene Versuche
0,3-0,7
Pavian
(63)
0,3 (+/- 0,1)
Rhesus-Affe
(56)
1,5
1,2x10 Partikel/kg KG
0,2
1,2x1013 Partikel/kg KG
0,9
11
<1
12
1,7x10 Partikel/kg KG
<1
3,8x1012 Partikel/kg KG
5,2
3,4x10 Partikel/kg KG
Tierart
Tab. 7: Maximale Bilirubin-Werte (mg/dl) verschiedener Experimente nach i.v. Applikation adenoviraler
Genvektoren.
4.6.2.4 α-Amylase (Pankreatische Amylase)
Wir konnten in keiner Versuchsgruppe einen Anstieg dieses Enzyms registrieren (s. Abb. 6,
S. 30), was somit eine Pankreasschädigung applizierter Substanzen in der angewandten
Dosierung ausschließt. In früheren Studien berichten einige Arbeitsgruppen über keine
Pankreasschädigungen, andere über Pankreatitis nach Applikation adenoviraler Genvektoren
(28;62;68).
Diskussion
4.6.2.5 Leukozyten
Nach Applikation von 2x108 und 5x108 Adenoviren wurde ein signifikanter Anstieg der
Gesamtleukozytenzahl gegenüber der Kontrolle beobachtet (Abb.14).
Diese Leukozytose ist als systemische Entzündungsreaktion zu deuten und korreliert ebenfalls
wie die anderen gemessenen Toxizitätsmarker mit der adenoviralen Lebertransduktion und
weniger mit der applizierten Dosis. Ein Anstieg konnte ansonsten bei keiner anderen
Versuchsgruppe festgestellt werden.
4.6.2.6 Andere Parameter
GGT, Kreatinin und Harnsäure konnten mit unserer Methodik nicht bestimmt werden, da der
jeweils untere Grenzwert für eine Messung nicht erreicht wurde (Daten nicht gezeigt). Dies
liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, daß die Proben aufgrund ihrer geringen Menge
stark vorverdünnt werden mußten (1:8 bis 1:15).
Zusammenfassung
5. Zusammenfassung
Unsere Experimente demonstrierten deutliche hepatotoxische Wirkungen adenoviraler
Vektoren erster Generation. Genannte Wirkungen korrelieren viel weniger mit der
applizierten Menge an Vektoren als mit dem Transduktionsgrad der Leber und damit der
Vektoremenge, die in Hepatozyten eindringt. Es zeigte sich ferner durch die Auswahl
geeigneter Versuchstiere, daß Leberparenchymschäden eher auf eine direkte hepatozelluläre
Schädigung durch adenovirale Vektoren als auf eine indirekte immunvermittelte Schädigung
zurückzuführen sind.
Es kann vermutet werden, daß bei einem intakten Immunsystem die durch adenovirale
Vektoren verursachten Schäden am Wirtsorganismus deutlich stärker ausfallen würden, als
bei den von uns untersuchten immuninkompetenten Nacktmäusen. Dies ist durch
Tierexperimente bereits gezeigt worden (63). Wir fanden keine Hinweise darauf, daß 5-FC
oder 5-FU in den untersuchten Dosierungen hepatotoxische Wirkungen besitzen. Anhand
dieser Vorversuche zeigt sich, daß – vor allem in Bezug auf die Leber – eine konventionelle
Chemotherapie mit 5-FU weitaus weniger akute Toxizität verursacht als eine adenovirale
Gentherapie.
Hinweise auf eine Schädigung von Pankreas und Niere durch adenovirale Vektoren ergaben
sich für die eingesetzten Dosierungen nicht.
Die Ergebnisse dieser Arbeit verdeutlichen einen wesentlichen Nachteil der aktuellen
adenoviralen Gentherapie. Einerseits ist eine hohe Transduktion des Zielorgans für eine
erfolgreiche Therapie notwendig bzw. erwünscht, andererseits korreliert das Ausmaß der
Transduktion mit der Organschädigung.
Ein durch die Arbeitsgruppe O´Neal et al. durchgeführter Toxizitätsvergleich zwischen
adenoviralen Genvektoren erster und zweiter Generation erbrachte keine signifikanten
Unterschiede (67).
Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen die Risiken von Therapieversuchen mit intravasal
applizierten adenoviralen Vektoren beim Menschen, vor allem, wenn Leberfunktionseinschränkungen bereits vorhanden sind und verdeutlichen die Notwendigkeit der
Entwicklung neuer, in Bezug auf ihre Toxizität verbesserter Genvektoren.
Anhang
6. Anhang
6.1 Definition untersuchter Serum- und Blutparameter36:
6.1.1 Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) = Alanin-Aminotransferase (ALT)
Dieses Enzym kann als ein leberspezifisches Enzym betrachtet werden und liegt im
Zytoplasma der Hepatozyten in gelöster Form vor. Es ist somit geeignet als Suchenzym zur
Erkennung von Lebererkrankungen. Es zählt neben Glutamat-Oxalacetat-Transaminase zu
den sogenannten Transaminasen. Die Aufgabe von GPT besteht in der Übertragung der NH2Gruppe von Aminosäuren auf Ketosäuren.
Bei der akuten Virushepatitis sind im Wesentlichen alle Zellen eines Leberläppchens befallen.
Es liegt eine Schwellung der Hepatozyten mit einer Permeabilitätsstörung der Zellmembran
vor. Auf diese Weise kann GPT in das Serum gelangen. Die Höhe der in das Serum
übertretenden Enzymaktivitäten korreliert mit der Menge des geschädigten Parenchyms
(Ausnahme: chronische Hepatitis, bei der keine Korrelation zwischen Höhe der GPT und der
Aktivität des entzündlichen Geschehens vorhanden ist). Die Plasma-Halbwertszeit der GPT
beträgt 47 Stunden.
6.1.2 Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) = Aspartat-Aminotransferase (AST)
GOT kommt in der Leber, im Herzmuskel- und im Skelettmuskelgewebe vor. Eine Erhöhung
dieses Enzyms kann somit potenziell auf eine Schädigung aller drei Gewebearten hinweisen.
GOT kommt zu 30% im Zytoplasma gelöst und zu 70% an mitochondriale Strukturen
gebunden vor. Die Funktion und die Pathophysiologie entspricht der von GPT. Die PlasmaHalbwertszeit beträgt 17 Stunden.
Bei einer akuten Virushepatitis ist der GOT/GPT-Quotient normalerweise < 1,0. Stärkere
Leberschädigung verursacht einen vermehrten Übertritt der Transaminasen, insbesondere der
mitochondrialen GOT in das Plasma. Ein GOT/GPT-Quotient > 1,0 ist Indikator eines
solchen Geschehens und zeigt den Untergang von Hepatozyten an.
36
Alle Angaben aus: „Labor und Diagnose“, 5.Auflage 1998, TH-Books-Verlag
Anhang
6.1.3 Alkalische Phosphatase (AP)
Die im Serum/Plasma meßbare Gesamtaktivität der AP ist die Summe der Aktivitäten
multipler Enzymformen, die verschiedenen Geweben entstammen. Es existieren folgende
Isoenzyme: Leber-, Nieren- und Knochen-AP. Bekannt sind ferner das intestinale, das
plazentare und das Keimzell-Gen der AP, die jeweils für spezifische Isoenzyme kodieren.
Die AP ist bei ca. 60% der Leber- und Gallenwegserkrankungen pathologisch erhöht.
Differentialdiagnostische Bedeutung hat sie im Muster mit ALT, AST und GGT zur
Erkennung cholestatischer Zustände. In Relation zur Aktivität der Transaminasen ist die AP
erhöht bei Cholestase und normal bei fehlender cholestatischer Komponente.
Die AP wird in der Leber in Hepatozyten gebildet. Bei hepatobiliären Erkrankungen kommt
es zu einer Zunahme der AP-Synthese. Es wird dabei vermehrt AP auf der Zellmembran
verankert. Durch Phospholipase-D des Plasmas wird diese abgelöst, und es resultiert eine
Erhöhung der Leber-AP im Plasma.
Bei Cholestase wird die in den Gallenwegen zellmembran-gebundene AP nicht von
Phospholipase-D des Plasmas abgelöst, da die Galle dieses Enzym nicht enthält. Es kommt
vielmehr zu einer Ablösung der AP als höhermolekularer Komplex. Unter cholestatischen
Bedingungen passiert die AP die „tight junctions“ und gelangt ins Plasma. Dort wird sie,
typisch für eine Cholestase, als höhermolekulare AP nachgewiesen.
Die Aktivität der AP ist bei Raumtemperatur nach 3 Tagen um 3% vermindert, bei 4°C ist
keine Aktivitätsabnahme innerhalb einer Woche nachzuweisen.
6.1.4 Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)
Die GGT ist ein größtenteils membrangebundenes Enzym und befindet sich vor allem in der
Leber, in den Epithelien der intrahepatischen Gallengänge sowie in Nieren, Pankreas, Milz
und Dünndarm. Die im Serum meßbare GGT stammt größtenteils aus der Leber und ist teils
an HDL-Cholesterin gebunden und teils frei im Plasma gelöst. Die Plasma-Halbwertszeit der
ersten Form beträgt 20 Stunden, die der zweiten 9 Stunden. Messindikation stellen vor allem
Leber- und Gallenwegserkrankungen dar, wobei GGT im Falle einer Cholestase sensitiver als
die AP ist.
Anhang
6.1.5 Bilirubin
Das Gesamtbilirubin (bestehend aus dem direkten, dem indirekten und dem Delta-Bilirubin)
wird zur Differentialdiagnose und der Verlaufsbeurteilung des Ikterus gemessen.
Unkonjugiertes Bilirubin wird in Hepatozyten in direktes Bilirubin umgewandelt und
Letzteres wiederum in die Galle sezerniert. 80% des täglich gebildeten Bilirubins entstehen
aus dem Hämoglobinabbau überalterter Erythrozyten.
Einteilung der Hyperbilirubinämien:
a) Prähepatischer Ikterus: Entsteht durch ein vermehrtes Bilirubinangebot, z.B. bei
Hämolysen.
b) Intrahepatischer Ikterus: Entstehung meistens aufgrund von hepatischen Schädigungen
oder bei Bilirubin-Stoffwechselstörungen. Bei dieser Variante liegen neben einer Erhöhung
aller drei Bilirubin-Fraktionen zusätzlich erhöhte Transaminasen (GOT und GPT) vor.
c) Posthepatischer Ikterus: Entsteht aufgrund eines mechanischen Verschlusses der
Gallenwege.
6.1.6 Glukose
Die intraindividuellen Schwankungen der Blutzuckerkonzentration sind aufgrund der
Abhängigkeit von der Muskelarbeit und dem zeitlichen Abstand von der Nahrungsaufnahme
größer als bei anderen Blutparametern. Bei der Interpretation der Werte sollte eine
Standardisierung der Probenentnahmen erfolgen. Diese beinhaltet das Untersuchungsmaterial
(arterielles oder venöses Vollblut, Plasma oder Serum) und den Zeitpunkt der Entnahme in
Relation zur Nahrungsaufnahme. Da diese Standardisierung bei unseren Tierexperimenten
nicht möglich war, wurde die Alternative der zufälligen Nicht-Nüchternentnahme von
venösem Vollblut gewählt. Den Blutzucker-Messungen im Rahmen unserer Experimente liegt
folgende Überlegung zugrunde: Bei einer deutlich ausgeprägten Schädigung der Leber würde
die Glukoneogenese-Leistung dieses Organs reduziert und somit der Blutzuckerwert abfallen.
Anhang
6.1.7 α-Amylase (Pankreatische Amylase)
α-Amylase wird im sekretorischen Epithel des Pankreas und der Mundspeicheldrüsen
synthetisiert. Beim Gesunden werden 99% dieses Enzyms in den Gastrointestinaltrakt
abgegeben, während Abflußstörungen oder Schädigungen des synthetisierenden Organs zu
einer vermehrten Abgabe der α-Amylase in den Kreislauf führen. Messindikation dieses
Enzyms ist hauptsächlich der Nachweis einer Pankreasschädigung.
α-Amylase, die zu 100% glomerulär filtriert wird, wird zu 50% tubulär rückresorbiert. Die
Plasma-Halbwertszeit ist daher abhängig von der Nierenfunktion und beträgt beim Gesunden
9 - 18 Stunden.
Die Aktivität im Serum weist ein typisches Altersprofil bei hohen individuellen
Abweichungen aus: Neugeborene besitzen nur Speichelamylase mit 25-50% der endgültigen
Konzentration, die nach 12 Monaten auftritt. Pankreasamylase erscheint erst nach 1-2
Monaten. Ihre Konzentration steigt kontinuierlich und erreicht den Referenzbereich
Erwachsener im 5. Lebensjahr.
6.1.8 Weiße Blutkörperchen (WBC) = Leukozyten
Indikationen zur Messung der Leukozytenzahl bestehen u.a. bei Verdacht auf Infektionen,
Entzündungen, Intoxikationen und Gewebenekrosen. Zuverlässige Werte werden im EDTABlut entnommen (s. Material und Methoden). In diesem sind die Leukozyten bei
Raumtemperatur bis zu 24 Stunden und bei 4°C bis zu 48 Stunden stabil.
6.1.9 Harnsäure
Sie ist das Produkt des menschlichen Purinstoffwechsels, wird glomerulär filtriert und zu 90%
von den Nierentubuli rückresorbiert. Der Harnsäurespiegel ist stark von Alter,
Ernährungsgewohnheiten und Nierenfunktion abhängig. Im Falle einer Nierenschädigung
werden erhöhte Werte erwartet werden.
Anhang
6.1.10 Kreatinin
Es ist ein Endprodukt des Muskelproteinstoffwechsels, gelangt ins Plasma und wird durch
glomeruläre Filtration über die Nieren ausgeschieden. Der Serumkreatininwert steht somit in
direkter Relation zur Höhe des Glomerulumfiltrates (GFR) und ist ein Indikator zur
Abschätzung der Nierenfunktion. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß der Kreatininwert
in der Regel erst ab einer Verminderung der GFR um mehr als 50% pathologisch wird.
Literaturverzeichnis
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Hinweis:
Die Seiten 72-76 (Lebenslauf und Danksagung) enthalten persönliche Daten.
Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung
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