61. deutsches mozartfest 12. – 21. oktober 2012 inhalt GruSSWorte eröffnunGSKonZert S. 4 S. 11 Bayerische Kammerphilharmonie, Sergey Dogadin (Violine), David Stern (Dirigent) GotteSDienSt Zum feSt DeS heiliGen Simpert S. 17 Chor und Orchester der Basilika, Teresa Tieschky (Sopran), Laura Landmann (Alt), Gerhard Hölzle (Tenor), Maximilian Lika (Bass), Peter Bader (Dirigent) KammerKonZert S. 19 Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch (Leitung) KammerKonZert matinée S. 25 Solisten der Wallfisch Band Über leopolD moZartS violinSchule S. 30 Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth KlanGSchule 2012: KomponiSt „Zufall“! S. 31 Leitung: Magdalena Brännland, Christina Bründler, Joachim Holzhauser, Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber WallfiSch banD SinfonieKonZert S. 33 Steuart Pincombe (Violoncello), Bruno Weil (Dirigent) nachtmuSiK! S. 38 Die Klassik Lounge im Weißen Lamm heimSpiel hauSmuSiKWettbeWerb S. 40 prometeo Quartett S. 43 Giulio Rovighi (Violine), Aldo Campanari (Violine), Massimo Piva (Viola), Francesco Dillon (Violoncello) 2 3 inhalt 1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn S. 47 Malwina Sosnowski (Violine), Veit Hertenstein (Viola), Rochus Aust (Komposition, Bohrer / Säge / Laubsauger), Fosco Perinti (Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster), Florian Zwissler (Plattenspieler / Radio / Häcksler), Heinz Friedl (Staubsauger / Schleifer / Mixer), Markus Aust (Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik) Don Giovanni Divertimento 4 Amadeus Kids for kids S. 53 Singen auf der Orgelempore für 5- bis 14-Jährige, Isabell Münsch (Sopran), Peter Bader (Orgel) S. 55 Gewinner/-innen der Jahre 2011 und 2012 beim Internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“, Brünn (CZ) Kristine Ayvazyan, Roman Fric, Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová Kirchenkonzert S. 59 Siri Thornhill (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Colin Balzer (Tenor), Hugo Oliveira (Bass) Wallfisch Band, Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler (Einstudierung) Bruno Weil (Dirigent) Philharmoniker unter Strom S. 65 Augsburger Philharmoniker, 1. Deutsches Stromorchester (Ltg. Rochus Aust) Dirk Kaftan (Dirigent) Klavierkind S. 67 Das Theaterstück von Sebastian Seidel zum 61. Deutschen Mozartfest Tinka Kleffner (Schauspiel), Sophia Weidemann (Klavier), Gianna Formicone (Assistenz) Sebastian Seidel (Regie) Mittagskonzerte begleitprogramme FÜR SCHULKLASSEN S. 68 S. 70 S. 73 Ein Ballettabend von, für und mit W. A . Mozart, Eberhard Fritsche (Musikalische Leitung), Kevin O’Day (Choreografie), Thomas Mika (Bühne und Kostüme) MOZART interpretiert – interpretiert Mozart „Wunderkinder“ S. 72 Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadé Mozart Ensemble des Theater Augsburg, Dirk Kaftan (Musikalische Leitung) Patrick Kinmonth (Inszenierung / Bühne und Kostüme) S. 74 Ein Symposium des Leopold Mozart Zentrums in Kooperation mit der Deutschen Mozartgesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Augsburg biografien S. 77 sponsoren / partner / impressum S. 96 4 5 Liebe Festivalbesucher, liebes Publikum, der Dirigent Josef Krips meinte einmal, dass ein großer Komponist in manchen seiner Werke den Himmel erreichen könne – doch Mozart, der komme von dort. Auf solch himmlische Klänge können sich die Besucher des 61. Deutschen Mozartfestes freuen, das in diesem Jahr in Augsburg stattfindet. Hervorragende Musikerinnen und Musiker bringen die Kirchen und Prachtsäle der Stadt zum Klingen. Die Konzerte an historischen Spielstätten bieten dem Publikum Genuss für Augen und Ohren. Es versteht sich nahezu von selbst, dass man in seiner Geburtsstadt auch sehr gern an Leopold Mozart erinnert, den Vater des genialen Wolfgang Amadé. Dies gilt umso mehr, als sich heuer der Todestag des Musikpädagogen und Komponisten zum 225. Mal jährt. So steht das diesjährige Programm unter der Überschrift „Leopold im Spiegel der Zeit" und schlägt einen musikalischen Bogen zwischen dem 18. Jahrhundert und der Gegenwart. das 61. Deutsche Mozartfest, das diesmal ausnahmsweise im Oktober gefeiert wird, besinnt sich ganz auf Leopold Mozart – anlässlich dessen 225. Todestages. Mit ihm begann einst in Augsburg die Geschichte des musikalischen Zweigs der Familie Mozart. Leopold empfing im kulturellen und geistigen Klima der paritätisch gestalteten freien Reichsstadt die Grundlagen für sein eigenes Wirken. Selbst in späteren Salzburger Diensten ließ er sich selbstbewusst das Augsburger Bürgerrecht bestätigen. Grund genug also, ihn als einen großen Sohn der Stadt zu würdigen? Was bedeutet uns Leopold Mozart heute? Zumeist wird seine Rolle auf die des Vaters eines genialen Sohnes reduziert, den er aufopfernd, aber auch zielstrebig und ehrgeizig fördert und fordert. Leopold nimmt sich bewusst zurück, als er das Talent seines Sohnes entdeckt. Er gibt sogar, wie das Nannerl zu berichten weiß, „sowohl die Unterweisungen auf der Violin als auch das componiren ganz auf, um ausser seinen Hochfürstlichen Diensten die übrige Zeit auf die Erziehung seiner zwey (!) Kinder zu wenden“. Ganz in diesem Sinne gestaltet sich schon der Auftakt der Konzertreihe. Die Uraufführung eines Violinkonzerts, das Leopold Mozart gewidmet ist, wird sicherlich einer der Höhepunkte der Festwoche. Der Komponist Alexander Rosenblatt hat sich mit Leopolds Violinschule auseinandergesetzt und präsentiert ein Werk im Stil des 18. Jahrhunderts. Interessante Musikerlebnisse verspricht das Programm mit „Mozart für Kinder" auch für junge Besucher. Kinder und Jugendliche an klassische Musik heranzuführen, ist ein äußerst wichtiges Anliegen für die Zukunft unserer Musiklandschaft. Der Freistaat Bayern unterstützt das Festival anlässlich des 225. Todestages von Leopold Mozart. Ich danke allen weiteren Sponsoren und Förderern, die zu diesem schönen Fest beitragen. Der Festivalleitung und allen Helfern wünsche ich gutes Gelingen, den Musikerinnen und Musikern viel Freude bei ihren Auftritten und dem Publikum zehn himmlisch klangvolle Herbsttage! Ihre München, im August 2012 Dr. Wolfgang Heubisch Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Der 225. Todestag gibt Anlass, im Rahmen des Festivals der Persönlichkeit Leopolds jenseits gängiger Klischees etwas mehr Tiefenschärfe zu geben. In einem facettenreichen Programm wird das allzuoft vernachlässigte musikalische Erbe Leopolds zum Klingen gebracht und in ein Beziehungsgeflecht gesetzt, das auf die Wiener Klassik verweist. Ebenso wird aber der Frage nachgegangen, was Leopold für uns heute bedeuten kann und welche Verantwortung er uns mit seinem pädagogischen Erbe für die Förderung der musikalischen Jugend hinterlassen hat. „Leopold im Spiegel der Zeit“ lautet das Festivalmotto – seine Aktualität damals wie heute wird in zahlreichen Konzerten und Begleitveranstaltungen vom Theaterstück über Vorträge bis hin zu pädagogischen Programmen neu ausgelotet. Wir wünschen allen Künstlern erfolgreiche Konzerte in der Deutschen Mozartstadt und dem Publikum Spaß an musikalischen Entdeckungen mit glänzenden Interpreten und Ensembles. Dr. Kurt Gribl Oberbürgermeister Peter Grab Bürgermeister / Referent für Kultur, Jugendkultur und Sport 6 7 Liebe Mozartfreundinnen und -freunde, Liebe Augsburgerinnen und Augsburger, die Stadt Augsburg ist nicht nur Brecht- und Friedensstadt, sondern auch Deutsche Mozartstadt. Zu Ehren der Familie Mozart veranstaltet die Geburtsstadt des Violinpädagogen Leopold Mozart auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches musikalisches Festprogramm, das 61. Deutsche Mozartfest. Als Partner, Freund und Förderer begleitet die Stadtsparkasse Augsburg dieses außergewöhnliche Festival zwischen Klassik und Moderne. Unser langjähriges Engagement zeigt den Stellenwert, den wir als Kreditinstitut der Kulturförderung einräumen. Wir fühlen uns unserem öffentlichen Auftrag verpflichtet und wollen für das Gemeinwohl Sorge tragen. Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, spielt daher in unserer Unternehmensphilosophie eine wichtige Rolle. Wir stiften, und davon sind wir überzeugt, gesellschaftlichen Nutzen, von dem die Bürger der Mozartstadt Augsburg profitieren. Denn beim Mozartfest dreht es sich nicht nur um glanzvolle Konzerte in schönem Ambiente. Es geht immer auch darum, uns dem Alltag ein Stück zu entreißen und Raum für außergewöhnliche kulturelle Reflektionen zu bieten. Die Mittagskonzerte im Herzen der Stadt oder die „NachtMusik!“ im „Weissen Lamm“ stehen hierfür. Unser Engagement trägt dazu bei, dass der Eintritt zu diesen – neben vielen anderen Veranstaltungen – frei ist. So wird Mozart für alle erlebbar. 2012 jährt sich der Todestag Leopold Mozarts zum 225. Mal. Der Vater von Wolfgang Amadé verstarb am 18. Mai 1787 in Salzburg. So steht der Komponist und Pädagoge im Zentrum des diesjährigen Deutschen Mozartfestes. Wie erfolgreich Leopold Mozart als Pädagoge war, dokumentiert sich bekannterweise am besten an seinem eigenem Sohn. Vielfältig musikalisch ausgebildet, musizierte dieser von frühester Kindheit an mit seiner Schwester Nannerl in ganz Europa als Wunderkind. Doch Leopolds erzieherische Bemühungen und Erfolge konzentrierten sich nicht allein auf die eigenen Kinder. 1756, im Jahr der Geburt seines berühmten Sohnes, erschien Leopold Mozarts Lehrbuch „Versuch einer gründlichen Violinschule“. Das musikpädagogische Werk erlebte viele Neuauflagen und gilt noch heute als Standardliteratur zum richtigen Erlernen des Instruments. Hat dieser Einsatz Leopold Mozarts aber in der heutigen Zeit noch Bedeutung oder kann er im Rahmen bildungspolitischen Engagements sogar Vorbild sein? Das Mozartfest hat diese Überlegung zum Anlass genommen, sich im Rahmen der diesjährigen Konzertreihe mit der Frage auseinander zu setzen, wie man den Zugang zur klassischen Musik in der heutigen Zeit speziell für junge Zuhörer erleichtern kann. Denn was Leopold bei seinem eigenen hochbegabten Sohn so erfolgreich gelang, wird den heutigen Konzertveranstaltern zunehmend zum Problem: den Nachwuchs für klassische Musik zu begeistern und ihn zum Musizieren zu bewegen. Und ganz nebenbei wird auch noch der gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhalt vor Ort gestärkt. Das Mozartfest ist immer auch ein Themenfestival und 2012 steht der große Komponist Leopold Mozart im Mittelpunkt. Der Vater und Mentor von Wolfgang Amadé ist auch heute noch ein Vorbild, seine Violinschule gilt als eine wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis im 18. Jahrhundert. Er überträgt dem Festival damit zugleich die Verantwortung, das Augenmerk, so wie er es tat, auf den zeitgenössischen Nachwuchs zu richten. Der Jugend wird bei diesem Festival eine ganz besondere Bühne geboten. Und auch für ganz junge Musikfreunde gibt es eine Menge zu hören und zu erleben: Unter dem Motto ‚Mozart für Kinder‘ sucht die Klangschule den Komponist „Zufall“ und mit den ‚Wunderkindern‘ – allesamt Gewinner beim internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“ – präsentiert sich dem Augsburger Publikum eine Nachwuchstruppe, die ihres Gleichen sucht. Musik macht Spaß – davon werden sich beim 61. Deutschen Mozartfest alle Besucherinnen und Besucher überzeugen können. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesen besonderen Konzerten in einer einmaligen Atmosphäre. Rolf Settelmeier Vorsitzender des Vorstands Stadtsparkasse Augsburg Dr. Claus Gebhardt Geschäftsführer Stadtwerke Augsburg So bieten im Rahmen des Mozartfestes Workshops wie bspw. die Klangschule in der neuen Reihe „Mozart für Kinder“ oder musikpädagogische Vorträge speziell Kindern und Jugendlichen Gelegenheit, klassische Musik kennen zu lernen und selbst zu musizieren. Heranwachsende können außerdem an drei Abenden in der „Klassik Lounge“ des „Weißen Lamms“ klassische Musik auf ungewohnte Art und abseits des üblichen Konzertsaals entdecken. Der Hausmusikwettbewerb während des Mozartfestes bietet letztlich ein weiteres Forum, das Musizieren von Musikamateuren herauszustellen und professionell zu fördern. Wie sehr sich Kinder und Jugendliche von spannend inszenierten und aufbereiteten Themen begeistern lassen, erfahren Mitarbeiter der Stadtwerke Augsburg regelmäßig bei ihren Schulungen von Kindern bspw. zum „Energiedetektiv“ oder bei Workshops wie der „Busschule“ im Rahmen der Schulkommunikation. Da die Stadtwerke sich auch im Bildungssponsoring engagieren und uns die Zusammenarbeit mit Schulen etwa im Rahmen der Leseförderung sehr wichtig ist, begrüßen wir diese ambitionierte Erweiterung des diesjährigen Festivalprogramms ganz besonders. Als langjähriger Sponsor des Mozartfestes wünschen wir dem Veranstalter deshalb nicht nur viele begeisterte Besucher, sondern vor allem auch viele neue und auch junge Mozartfans. Norbert Walter Geschäftsführer Stadtwerke Augsburg 8 9 Liebes Publikum, In diesem Jahr möchte die Deutsche MozartGesellschaft in der Mozartstadt Augsburg mit einem besonderen Festivalkonzept an den 225. Todestag des Komponisten, Mentors und Pädagogen Leopold Mozart (1719 – 1787) erinnern. Würde man der mitunter inspirationslosen Huldigung von Geburtstagen und Todestagen folgen, könnte man sicherlich berechtigte Zweifel daran haben, ob gerade ein Todestag für das Konzept eines ganzen Festival genügend Substanz bietet. Schließlich nutzt man ja doch lieber die Geburtstage als die Todestage, um heitere Feste zu feiern. Zunächst kann man sicherlich verallgemeinernd feststellen, dass Leopold Mozart nicht nur in der Erinnerungskultur der Mozartstadt Augsburg fest verankert ist, sondern seine Persönlichkeit auch im musikalischen Gedächtnis vieler Künstler und Pädagogen seinen Platz hat. Die Beschäftigung mit seiner Biografie, seinem kompositorischen Werk, seiner Violinschule und seiner Rolle als Förderer des jungen Wolfgang Amadé fasziniert die Musikwelt bis heute. Der Rahmen eines Musikfestivals im Jahre 2012 soll aber nicht dem Ritual der kunstvollen Stilisierung und dem pietätvollen Gedenken einer historischen Persönlichkeit dienen, sondern der 225. Todestag soll vielmehr zu einer weiterführenden Frage Anlass geben, nämlich: Welches Erbe und welche Verpflichtung hat uns denn Leopold Mozart hinterlassen? Mit den Programmen des diesjährigen Festivals wollen wir Leopold Mozart deshalb nicht nur im Spiegel seiner eigenen Epoche betrachten, sondern versuchen, seine Aktualität auch für uns heute auszudeuten. Schließlich war Leopold nicht nur der Förderer „seines“ Wunderkindes, sondern ein Netzwerker, der – polyglott wie er war – vielfältigste Kontakte in ganz Europa pflegte, die komplexe Logistik der Reisen orga- nisierte und sich mit den modernsten Wissenschaften beschäftigte. Er war ein aufgeklärter Geist, der aber auch als Komponist ganz auf der Höhe seiner Zeit war. Heute würden wir salopp sagen: Leopold war breit aufgestellt und ‚up to date‘, wenn es um die geistigen und kulturellen Strömungen seiner Zeit ging. Mit einer reinen Retrospektive würden wir seiner facettenreichen Persönlichkeit daher wohl kaum gerecht und der Spiegel bliebe blind, statt mannigfaltige Reflexionen auszulösen. Mit Leopold als Symbolfigur werden daher im Festivalprogramm sowohl repertoiretechnisch wie auch im pädagogischen Sinne verschiedene ‚Wege zur Klassik‘ eröffnet. Auf der einen Seite bedeutet dies, dass sich die musikalische Dramaturgie auf die Literatur der Vorklassik und die Zeitgenossen Leopold Mozarts konzentriert, um damit die Vorstufe und die Entwicklung zum klassischen Stil zu dokumentieren. Für mustergültige Aufführungen in diesem Sinne konnte das renommierte Originalklang-Ensemble, die Wallfisch Band, mit Elizabeth Wallfisch und Bruno Weil an der Spitze gewonnen werden. In gestaffelter Besetzung, vom solistisch besetzten Kammerkonzert bis hin zum großen Kirchenkonzert mit Leopolds formvollendeter „Missa solemnis“, wird ein oft vernachlässigtes Stück Musikgeschichte zum Klingen gebracht. Auf der anderen Seite will das Festival in exemplarischer Weise einen bildungspolitischen Auftrag wahrnehmen und junge Menschen spielerisch an die klassische Musik hinführen. Daher gibt es offene Proben, Workshops, Würfelkompositionen, Gesprächskonzerte und vieles mehr. Schließlich wird sogar die „Kindersinfonie“ von Leopold zur Folie für eine neue „Toysymphony“ des 1. Deutschen Stromorchesters, bei der plötz- lich die modernen Spielzeughelden und Gameboys Einzug in das sinfonische Schaffen halten. Dieser Ansatz hätte Leopold sicherlich gefallen, galt er doch selbst als ein Mann von „vielem Witz“, der auch seinen Filius gemahnte, dass er das so genannte Populäre nicht vergessen möge. Schließlich kommt ein dritter Aspekt für das Festival hinzu: Rang Leopold Mozart auf seinen zahlreichen Reisen mit dem jungen Wolfgang Amadé nicht um Auftrittsmöglichkeiten und um Anerkennung für die Talente seines Sohnes? Vor diesem Hintergrund möchte das Festival natürlich auch zu einer Plattform für junge Nachwuchskünstler werden, und zwar sowohl für diejenigen, die ihre musikalische Tätigkeit professionalisieren wollen, wie auch für musikalische Amateure im besten Sinne. Die beliebten Mittagskonzerte werden daher ausschließlich von jungen Nachwuchsmusikern wie z.B. Mitgliedern des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters gestaltet, während die „Wunderkinder“ von heute vom Amadeus-Klavierwettbewerb in Brünn entsandt werden. Erstmalig wird aber auch den Amateurmusikern im Rahmen des Deutschen Mozartfestes mit dem Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ein Forum gegeben. Zu guter letzt darf natürlich bei einem Festival, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinen Programmen Unikate zu präsentieren, eine veritable Uraufführung nicht fehlen. Nachdem vom Autor der „Violinschule“ kein entsprechendes Solokonzert überliefert ist, wird das Festival mit einem Leopold gewidmeten Violinkonzert von Alexander Rosenblatt eröffnet. Musikalisch darf man auf den Vexierspiegel gespannt sein, den uns der Komponist mit dem jungen Geiger Sergey Dogadin und der Bayerischen Kammerphilharmonie unter der Leitung von David Stern vorhält. Allen Künstlern wünsche ich einen inspirierenden Aufenthalt und erfolgreiche Konzerte in der traditionsreichen Deutschen Mozartstadt Augsburg. Ihnen, verehrtes Publikum, mögen die Spiegelungen des Augsburger Lokalmatadors viel Vergnügen und so manchen „musikalischen Spaß“ bereiten. Herzlichst Ihr Thomas Weitzel Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft und Künstlerischer Leiter 10 Fr. 12. Oktober 2012 20.00 Uhr, kleiner goldener Saal 11 Eröffnungskonzert Bayerische Kammerphilharmonie Sergey Dogadin Violine David Stern Dirigent Alexander Rosenblatt: Violinkonzert (Uraufführung) An Rosenblatts Klavierwerken, vor allem seinen Bearbeitungen nach Rimsky-Korsakow, Tschaikowsky oder Mussorgsky, kann sich der Hobbypianist leicht verheben. Lauter schwere Brocken, voller komplizierter Griffe, voller rasanter Läufe, die mitunter so leicht gespielt sein wollen, dass man ihre Schwierigkeiten wohl nicht erahnen soll. Werke von Alexander Rosenblatt studiert man nicht mal so nebenbei ein. Vor allem Pianisten wie der junge Russe Nikolai Tokarev oder Marc-André Hamelin haben seine Werke im Konzertsaal und auf Tonträger in den letzten Jahren zunehmend bekannt gemacht. Nun hat Rosenblatt im Auftrag der Stadt Augsburg ein Violinkonzert geschrieben: ein Konzert zu Ehren von Leopold Mozart im Jahr seines 225. Todestags. Es mag überraschen, aber ausgerechnet Mozart, der Vater der neuen Geigenspielkunst, der Autor der vielleicht meistverwendeten Geigenschule seit dem 18. Jahrhundert, hat selbst kein einziges Violinkonzert komponiert. Rosenblatt, 1956 in Moskau in ein musikalisches Umfeld hineingeboren, hat bewusst auf jede stilistische Nachahmung verzichtet. Dennoch erlaubt er sich hier und dort eine Reihe von Anspielungen. Er setzt musikalische Ausdruckselemente, Techniken, Stile des 18. Jahrhunderts und seine eigenen musikalischen Vorlieben auf mal virtuose, mal augenzwinkernde Weise zueinander in Beziehung, vor allem Elemente des Jazz, zu dem sich Rosenblatt seit Studentenzeiten leidenschaftlich hingezogen fühlt: „Ich versuche, diese unterschiedlichen Ebenen miteinander so organisch wie möglich zu verbinden.“ Rosenblatt bezieht sich unter anderem auf Giuseppe Tartinis „Variationen über ein Thema von Corelli“, die er „wie eine technische Grundierung“ der Solostimme verwendet. Außerdem verwendet er – dem Widmungsträger entsprechend – ein Leopold Mozart-Menuett, dieses in leitmotivischer Funk- Leopold Mozart (1719 – 1787): Sinfonie in G-Dur „Neue Lambacher“ I.Allegro II. Andante, un poco Allegretto III.Menuetto IV. Allegro Alexander Rosenblatt (*1956): Violinkonzert (Uraufführung) Pause Igor Strawinsky (1882 – 1971): Konzert in Es-Dur „Dumbarton Oaks“ I. Tempo giusto II.Allegretto III.Con moto Joseph Haydn (1732 – 1809): Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“ I. Adagio – Allegro spiritoso II.Adagio III.Menuetto e Trio. Allegretto IV. Finale: Presto In Zusammenarbeit mit der Mozartgesellschaft Dortmund 12 Fr. 12. oktober 2012 tion. Schließlich finden sich Melodien bzw. Motiv-Teile aus den Divertimenti in D- und C-Dur für zwei Geigen und Cello, ebenfalls von Leopold Mozart. Auch formal hat Rosenblatt ein wenig experimentiert: „Im ersten und dritten Satz habe ich Elemente der Sonatenform aus der VorMozart-Zeit verwendet. Ich würde sie ‚freie Konstruktionen‘ nennen.“ Leopold Mozart: Sinfonie in G-Dur „Neue Lambacher“ Der Name „Lambacher Sinfonien“ hat Mozart-Forschern lange Zeit Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Erst vor einigen Jahren konnte das Verwirrspiel um die Urheberschaft beendet werden. Worum ging es? Leopold Mozart, sorgsamer Karriereplaner seiner Kinder und Organisator der vielen Reisen, hatte stets und am liebsten auf Vorrat einige Kompositionen im Gepäck, vorwiegend Sinfonien, von ihm selbst und von Sohn Wolfgang. Auf der Rückreise von Wien im Jahr 1769 machten die Mozarts Station im oberösterreichischen Kloster Lambach, nicht weit von Linz entfernt. Dort hinterließen sie zwei Sinfonien, offenbar zum Geschenk. Zufall oder nicht? Jedenfalls stehen beide Werke in G-Dur. Ein Mönch hat Kopien dieser beiden Sinfonien gemacht, die jedoch erst in den 1920er Jahren hinter den Klostermauern wiederentdeckt wurden. Da alles sorgfältig beschriftet schien, waren die Musikhistoriker um rasche Zuteilung bemüht: Die kühnere Sinfonie wurde Mozart junior zugeordnet, die stilistisch etwas weniger Eröffnungskonzert markante dem Vater. Doch dann gerieten die Wissenschaftler ins Schleudern. So bezog in den 1960er Jahren die Mozart-Forscherin Anna Amalie Abert Position: Der Mönch habe in seinem Eifer die beiden Werke vertauscht, also dem Sohn das Werk des Vaters zugeschrieben – und umgekehrt. Was die einen als herausragenden Erfolg einer stilkritischen Analyse verbuchten, sorgte bei anderen für Zweifel. Und die Skeptiker sollten Recht behalten. Knapp anderthalb Jahrzehnte später konnte anhand eines weiteren Noten-Fundes nachgewiesen werden: Die eine G-Dur-Sinfonie, die heute unter KV 45a geführt wird, stammt von Wolfgang. Auf diesem Manuskript hatte Leopold eigenhändig vermerkt: „à la Haye [Den Haag] 1766“. Heißt: Das Werk, das der junge Wolfgang den Mönchen geschenkt hatte, war bereits drei Jahre alt und keineswegs eine frische Gabe. Daher bekam sie den Namen „Alte Lambacher Sinfonie“. Bleibt die andere G-Dur-Sinfonie, die also fortan dem Vater unter dem Titel „Neue Lambacher“ zugeschrieben wurde. Das ganze Verwirrspiel hat letztlich gezeigt, wie viel Vorsicht bei Stil-Analysen geboten ist. Mehr noch: Es konnte bewiesen werden, wie sehr MozartVater auch als Komponist auf der Höhe seiner Zeit war. Denn dieses Werk zeigt keinen rückwärtsgewandten Musiker, sondern verrät einen stilistisch hellwachen Geist. Leopold Mozart besaß stets ein Faible für eine versteckte Programmatik, wie vor allem der Einsatz seltener ‚Effektinstrumente‘ und Geräusche wie Radleier, Dudelsack, Hackbrett, Schellengeläut, Kuhhorn, Peitschenknallen und Pistolenschüssen verrät. Gleichzeitig scheute er sich nicht, mit Gewohnheiten zu brechen. Üblich zur damaligen Zeit war, dass die Bläser in den langsamen Sätzen schweigen. Leopold verzichtet zwar im g-Moll-Andante seiner Sinfonie auf die Oboen, nicht aber auf die Hörner (sie sind in der Tonika gestimmt und werden gestopft, um die richtigen Töne zu treffen). Auch das Menuett zeugt von Mozarts Sinn für Klangrelationen und Klangfarben: Anfangs werden nur die Streicher eingesetzt, dann treten zuerst die Oboen und schließlich die Hörner hinzu. Bezeichnend ist, dass diese Instrumentengruppen nie gemeinsam spielen. Das Sturm-und-Drang-Finale, im rauschenden Zwölfachteltakt, verrät, wie sehr Leopold Mozart darauf bedacht war, die handwerklichen Grundlagen effektvoll einzusetzen. So entwickelt sich von Beginn an ein temperamentvoll-virtuoser Kehraus. Igor Strawinsky: Konzert in Es-Dur „Dumbarton Oaks“ Kunstmäzene können etwas Wunderbares sein. Beispiel: Mr. und Mrs. Robert Woods Bliss. Ohne sie wäre die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts um ein interessantes Werk ärmer. Robert Woods Bliss war von 1912 bis 1916 Sekretär der amerikanischen Botschaft in Paris, anschließend für knapp drei Jahre „counselor of the embassy“. In dieser Zeit lernte er Igor Strawinsky kennen. Als das Ehepaar Bliss 1938, längst wieder nach Amerika zurückgekehrt, seinen 30. Hochzeitstag feierte, beauftragten sie den Komponisten – knapp ein Jahr vor dessen 13 Auswanderung in die USA – mit einem neuen Werk: einem Konzert für Kammerorchester, das nach dem Anwesen der Bliss’ in Washington D.C., im Stadtteil Georgetown, benannt wurde: Dumbarton Oaks (wo übrigens 1944 eine Konferenz stattfand, die die Gründung der UNO vorbereitete). Zum Zeitpunkt der Komposition hatte Strawinsky Paris verlassen und war in die Nähe von Genf gezogen, um seine Tochter Mika zu begleiten, die sich dort nach ihrer Tuberkuloseerkrankung in einem Sanatorium aufhielt. Eine schwierige Zeit. Strawinsky suchte musiklische Ablenkung, indem er viel Bach auf dem Klavier spielte. Besonderen Gefallen fand er an den Brandenburgischen Konzerten – was man in „Dumbarton Oaks“ bereits zu Beginn gut heraushören kann. Die Eröffnung erinnert an das dritte Brandenburgische Konzert, sowohl in seiner Instrumentierung (Einsatz von drei Geigen und drei Bratschen) als auch im Wechselspiel zwischen „tutti“ und der „concertino“-Gruppe. Das dreisätzige Werk – auch in der formalen Anlage entspricht es den Bachschen Vorbildern – offenbart, vor allem gegenüber dem Bläseroktett von 1923, Strawinskys Fortschritte im Konzipieren eines kontrapunktischen Gegen- oder Miteinanders der Einzelinstrumente oder ihrer Gruppierungen. Strawinsky hatte in den vorausgegangenen Jahren reichlich Erfahrungen mit Barockmusik gesammelt: Zuerst hatte er ein Concerto grosso von Händel für Streichquartett und Orchester bearbeitet, dann Georg Michael Monns spätbarockes Cembalokonzert zu einem Cellokonzert für 14 Fr. 12. oktober 2012 Emanuel Feuermann umgeschrieben, schließlich besagtes Händel-Konzert zu einem Violinkonzert weiterverarbeitet. Strawinsky hat von seinem „Concerto in Es“ auch eine Fassung für zwei Klaviere erstellt, die er, wie er in einem Brief an seinen damaligen Verleger mitteilt, mit seinem Sohn spielen wollte. Im selben Brief gibt er zu, dass er zur Überprüfung der Bogenführung und der Artikulation die Geigerin Jeanne Gautier zurate gezogen hat. Wer sich die Partitur anschaut, weiß, warum. Strawinsky überlässt nichts dem Zufall und liefert genaue Spiel-Vorgaben. Bei der Uraufführung am 8. Mai 1938, die Nadia Boulanger leitete, konnte Strawinsky nicht anwesend sein. Er hatte gerade eine Lungenheilkur beendet und war nicht reisefähig. Dafür hat er das Werk später gleich zweimal für die Schallplatte eingespielt: 1947 mit einem Dumbarton Oaks Festival Orchestra (für Mercury) und 1962, diesmal mit 15 Instrumentalisten des Columbia Symphony Orchestra (für CBS). Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“ Nummer 92 – sie ist die letzte vor der Gruppe der Zwölf, die letzte vor den so genannten „Londoner Sinfonien“. Ihr Titel: „Oxford“. Auch das ein klarer England-Bezug; und auch von ihrem Profil her passt diese Sinfonie zu den Zwölfen, die noch folgen werden und die alle unterschiedlich sind, dennoch über mehrere kleinere Gemeinsamkeiten verfügen: Alle diese Sinfonien, also die Nummern 93 bis 104, begin- Eröffnungskonzert nen mit einer langsamen, die Spannung fördernden Einleitung; das Menuett wird, im Sinne Beethovens, zu einem eigenen Charakterstück; und: Die Schlusssätze saugen mit ihrer Sonatenform den Rondo-Typ immer mehr auf. Das gilt nun auch für die G-Dur-Sinfonie, die Haydn am 11. März 1791 in London (!) aufführte. Einige Monate später dirigierte er sie erneut, diesmal in Oxford anlässlich seiner Ernennung zum „Doktor der Musik“. Später gestand er: „Jedoch habe ich dieser Doctorwürde in England Viel, ja ich möchte sagen Alles zu verdanken; durch sie trat ich in die Bekanntschaft der ersten Männer und hatte Zutritt in den größten Häusern.“ Warum er ausgerechnet die G-DurSinfonie für diesen feierlichen Anlass wählte? Ungewiss. Vielleicht wegen ihrer besonders kunstvollen, fast gelehrig wirkenden Kontrapunktik im Mittelteil des Finalsatzes. Dabei wäre, unabhängig von London und Oxford, die Bezeichnung „Pariser“ Sinfonie passender gewesen. Denn Haydn hat das Werk für die „Société Olympique“ (Loge Olympique) komponiert, eine freimaurerische Konzertgesellschaft, die 1779 gegründet worden war und in deren Auftrag er bereits seine Sinfonien Nr. 82 bis 87 geschrieben hatte. Das Orchester der Société umfasste im Jahr 1786 insgesamt 65 Mitglieder, davon 43 Berufsmusiker mit einigen namhaften Solisten wie dem Flötisten François Devienne. Gespielt wurde bei exklusiven, nichtöffentlichen Veranstaltungen. Das macht die Datierung von Aufführungen so schwierig – auch bei Haydn. Selbst die Namen der Dirigenten sind bis heute nicht ganz klar. Fest steht, dass Haydn für seine Sinfonien den größten Klangkörper des gesamten „Ancien Régime“ zur Verfügung hatte. Fest steht aber auch, dass Haydn nie die französische Hauptstadt besucht hat und dass sich seine Berührung mit französischem Territorium auf wenige Fleckchen im Norden, auf der Durchreise nach England, beschränkt. Dennoch spielte Paris für die Rezeption seiner Werke, die Aufführung seiner Sinfonien, eine bedeutende Rolle. Haydn war inzwischen in der glücklichen Lage, Aufträge und Anfragen von allen Seiten entgegennehmen zu können. So wünschten sich einerseits die französischen LogenMitglieder weitere Werke (ihrem Wunsch entsprach Haydn mit den Sinfonien Nr. 90 bis 92), andererseits erwarb ein gewisser Krafft-Ernst Fürst zu Oettingen-Wallerstein drei Abschriften des Komponisten – in der Annahme, er besäße damit zugleich ein Exklusivrecht für die Aufführung. Verständlich, dass der Fürst angesäuert reagierte, als er merkte, dass „seine“ Sinfonien andernorts längst bekannt waren. 15 Wie souverän Haydn mit der Gattung Sinfonie umgeht, wie er ihre Freiräume auszunutzen versteht, zeigt die G-Dur-Sinfonie auf fast exemplarische Weise: Am Ende der Exposition im ersten Satz lässt Haydn unvermittelt einen neuen Gedanken hereinsegeln, als sei ihm der gerade noch rechtzeitig eingefallen; die Reprise dieses Satzes gestaltet er so opulent, als wolle er damit eine zweite Durchführung liefern; im Adagio fügt Haydn – für einen langsamen Satz eher untypisch – eine forsche Episode mit Pauken und Trompeten ein; das Trio im dritten Satz führt den Hörer rhythmisch ständig an der Nase herum, weil man, dank der Synkopen, nie so richtig weiß, wo der Hauptakzent liegt. Schließlich beim Finale das kontrapunktische Virtuosenstück im Mittelteil. Haydn war als Musiker unberechenbar. Genau das wollte er auch sein, das macht seine Genialität aus. Christoph Vratz 16 sa. 13. Oktober 2012 18.30 Uhr, Basilika St. Ulrich und Afra Gottesdienst zum Fest des Heiligen Simpert Chor und Orchester der Basilika Teresa Tieschky Sopran Laura Landmann Alt Gerhard Hölzle Tenor Maximilian Lika Bass Peter Bader Dirigent Wurde Leopold Mozart zu Lebzeiten vor allem als Komponist von programmatischer Instrumentalmusik geschätzt, hat sich doch seine Kirchenmusik als der gewichtigere Teil seines Werkes erwiesen. Dies gilt nicht zuletzt auch für den Einfluss, den diese auf die geistlichen Kompositionen seines Sohnes Wolfgang Amadé ausübte. In der um 1765 komponierten Missa in A verschmilzt Leopold Mozart in zeitüblicher Weise barocke und galante Stilelemente und verleiht dem Credo durch formale Gestaltung und eine expressive Tonsprache ein besonderes Gewicht. Aufgrund der generellen Zurückhaltung sowohl in der Ausdehnung als auch in der Besetzung und in der Verwendung kompositorischer Mittel handelt es sich um eine Missa brevis. Themenbildung und Satzanlage zeigen sie als Vorbild für W. A. Mozarts erstes derartiges Werk, der Missa brevis in G KV 49 von 1768. Leopold Mozart (1719 – 1787): Missa in A 17 sa. 13. Oktober 2012 20.00 Uhr, kleiner goldener saal 19 Kammerkonzert Wallfisch Band Elizabeth Wallfisch Leitung Ein Humanist und umfassend Gebildeter war er, der Sohn des Augsburger Buchbinders Johann Georg Mozart, ein von den Jesuiten des heimatlichen Lyzeums von St. Salvator, an der Benediktiner-Universität in Salzburg, vor allem aber im Selbststudium Geschulter, der sich in den Disziplinen der Musik wie Philosophie gleichsam zuhause fühlte. Leopold Mozart aber war dort, wo er wirkte, auch immer Einzelkämpfer, zunächst in eigener Sache, später für seine beiden hochbegabten Kinder und schließlich in geradezu sendungsbewusster Manier für seinen Sohn Wolfgang, von dem er glaubte, dass er nichts weniger als „ein Wunder“ sei, „welches Gott in Salzburg hat lassen geboren werden“. Dem Wunder zu ermöglichen, sich in jeglicher Richtung entfalten zu können, opferte Leopold nicht nur seine bis dato – d.h. bis zum Beginn der dreieinhalbjährigen westeuropäischen Reise ab 1763 – äußerst vielversprechenden Karriereaussichten am fürsterzbischöflichen Hof, sondern wohl auch einen nicht unerheblichen Teil seiner eigenen künstlerischen Schaffenskraft. Immerhin hatte Selbige es ihm erlaubt – nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sinfonie, welches er nachweislich ab den späten 1740er Jahren beschritt – sich zu einem der wichtigsten Vertreter im österreichisch-süddeutschen Raum emporzuarbeiten, wobei ihm sein taktisches Organisationstalent sowie sein stetiger innerer Drang zur Eigeninitiative und Selbstvermarktung in besonderer Weise zugute kam. Als eiserner Verfechter der Aufklärung machte er es sich zur Angewohnheit – immer wenn sich die Gelegenheit dazu bot – mit Gleichgesinnten zu korrespondieren oder selbigen gar einen Besuch abzustatten, wie etwa Friedrich Melchior Grimm in Paris oder Salomon Gessner in Zürich, wo die Familie – bereits auf dem Heimweg in Richtung Salzburg befindlich – im September und Oktober 1766 einen zweiwöchigen Aufenthalt verbrachte. Leopold Mozart (1719 – 1787): Sinfonie (Partia à 5 Stromenti) in C-Dur LMV Vll:C4 für 2 Violini, 2 Violoncelli & Basso I. AIIegro moderato II. Menuetto. Trio III.Andante IV.Presto Georg Christoph Wagenseil (1715 – 1777): Sinfonie in D-Dur WV 376 / KucW 87 für 2 Violini & Basso I. Allegro molto II. Menuetto. Trio III.Andante IV.Allegro Giuseppe Tartini (1692 – 1770): Konzert in D-Dur Op. 1 Nr. 4 Brainard D.15 für Violino principale, 2 Violini di ripieno, Alto Viola & B.c. I.Allegro II.Cantabile III.Allegro Pause 20 Sa. 13. oktober 2012 Leopold Mozart (1719 – 1787): Sinfonie in F-Dur LMV Vll:F1 für 2 Viole, 2 Violoncelli & Basso per il Violone e Fagotto I.Allegro II. Menuetto. Trio III.Andante. A gusto d'un Echo IV. Allegro moderato Johann Joseph Fux (1660 – 1741): Rondeau à 7 in C-Dur E 111 für Violino piccolo e Fagotto concertato, Violini, 2 Viole, Basse de Violon & B.c. Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): Divertimento in D-Dur KV 136 (125a) für 2 Violini, Viole & Basso I.Allegro II.Andante III.Presto Kammerkonzert Noch heute befindet sich im Nachlass der dortigen Musikgesellschaft (einem Schwesternensemble des früheren Augsburger Collegium musicums) die einzig erhaltene Quelle jener Sinfonie in C-Dur, welche den Auftakt des heutigen Konzerts bildet. Eben jener Bestimmung, nämlich der für ein Ensemble, welches sich hauptsächlich aus musizierenden Liebhabern zusammensetzte, wäre auch der zum Populären tendierende Schreibstil der Komposition zuzuschreiben, besonders in den beiden Mittelsätzen, einem bäuerlich-rustikalen Menuett, sowie im anschließenden, sich im sicilianischen 6/8tel-Takt wiegenden Andante mit seiner einfachen, von Terzgängen und Unisonopassagen bestimmten zweitaktigen Gliederung. Wie anders geht es da in jenem zweiten Stück Leopold Mozarts zu, welches von den MusikerInnen der Wallfisch Band gleich nach der Pause zum Erklingen gebracht und für die allermeisten Ohren wohl ein absolut neuer Höreindruck sein wird – zumal es davon bis heute noch kein öffentlich zugängliches Tondokument gibt: Sogleich aufgrund seiner eigenartig anmutenden Besetzung ins Auge stechend, stellt die Sinfonie in F-Dur vermutlich eines jener Verkaufsobjekte dar, die im Dezember 1751 durch Vermittlung des Münchner Hofmusikers Johann Ferdinand Pater in den Besitz der Kapelle der Grafen zu Oettingen-Wallerstein gerieten. Das viersätzige mit jeweils zwei Bratschen- und Cellostimmen sowie einem „Basso per il Violone e Fagotto“ ausgestattete Werk trägt barocke, experimentelle wie musikhistorisch geradezu visionäre Züge. Es steht mit seiner Fünfstimmigkeit noch in der Tradition des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, befreit jedoch die Violen von ihrer angestammten Funktion als harmonische Füllstimmen und lässt selbige sogar als Oberstimmen im diskantlosen Streichersatz sich unter Beweis stellen. Seine Einzigartigkeit in Sachen Besetzung und Satzbild lässt sich aber nicht nur vom Barock aus auf dessen musi- kalische Folgeerscheinungen, sondern auch in entgegengesetzter Richtung betrachten, macht es doch von Techniken Gebrauch, wie sie uns in den „klassischen“ Streichquintetten Luigi Boccherinis, Michael Haydns, W. A. Mozarts sowie zahlreicher Wegbegleiter und Nachfolger wiederbegegnen werden: ein alle nur denkbaren Kombinationsmöglichkeiten zweier Instrumentenpaare nebst zusätzlichem Bassfundament ausschöpfendes, kunstvolles Parallel- und Wechselspiel – nicht nur Violen gegen Celli, sondern auch innerhalb der jeweiligen Gruppen, welches v. a. in den in Binärform angelegten Ecksätzen überhaupt erst eine durchgängige melodische Linie entstehen lässt. Die Mittelposition nehmen ein kontrastreich zu artikulierendes, volkstanzähnliches Menuett sowie ein Andante ein, dessen weitere Satzüberschrift ein Hörereignis der ganz besonderen Art verspricht. Die Berge lassen grüßen! Wir verbleiben zunächst noch im zweiten Programmteil, in dem sich an das eben verklungene sinfonische Experiment in F-Dur das gleichfalls sonderbar instrumentierte Werk eines Meisters anschließt, dessen Schaffen wie auch bei Leopold Mozart von einer (in diesem Fall geradezu epochalen) musiktheoretischen Schrift, nämlich der (noch bis ins 20. Jahrhundert maßgeblichen!) Kompositionslehre „Gradus ad Parnassum“ überstrahlt wird: Johann Joseph Fux, der es als Sohn einer Bauernfamilie bis zum Hofkapellmeister unter Kaiser Karl VI. brachte. Die einsätzige Komposition des Rondeau à 7 dürfte durch den Komponisten Jan Dismas Zelenka, der sich zwischen 1715 und 21 1719 mehrfach in Wien aufhielt und Kompositionsstudien bei Fux betrieb, später nach Dresden gelangt sein, wo seine Handschrift noch heute unter den Beständen der ehemaligen Hofkapelle lagert. An solistischen Partien wird hier – als durchgehend konzertierendes Instrument – ein um eine Terz höher gestimmter Violino piccolo gefordert, zu dem sich in drei späteren Episoden das ansonsten col Basso geführte Fagott gesellt. Selbigem ergeht es dann auch nicht viel besser als seinem durch immer rasanter werdende Figurationen beehrten Kollegen. Eine Konstante bilden hingegen die in Form und Gestalt stets gleichgearteten, nur von einer einzelnen Violinstimme angeführten, dafür aber wiederum mit geteilten Mittelstimmen ausgestatteten Tuttiabschnitte, die wunderbar regelmäßige, durchgehend achttaktige Strukturierung sowie der sich immer wiederholende harmonische Verlauf, welcher dem musikalischen Geschehen schon beinahe etwas Ostinatohaftes verleiht. Ebenfalls ein Schüler von Fux war Georg Christoph Wagenseil, dessen Beförderung zum „Hofscholar in der Composition“ (1736) sowie zum „Hof- und Cammer-Musik-Compositor“ (1739) er maßgeblich beeinflusste. Von Wagenseil, den die Mozarts 1762 in Wien als Klavierlehrer der kaiserlichen Familie und überaus fleißigen Tonschöpfer 1 persönlich kennenlernten, hatte Leopold im Vorfeld der Veröffentlichung seines „Versuchs einer gründlichen Violinschule“ noch befürchtet, er könnte ihm mit der Herausgabe eines eigenen Lehrbuchs für 22 Sa. 13. oktober 2012 die Violine gerade noch zuvor kommen. An die Öffentlichkeit geraten ist ein solches aber nie. Bei der Triosinfonie in D-Dur handelt es sich um ein infolge seines Abdrucks in den „Denkmälern der Tonkunst in Österreich“ (1908) vielfach rezipiertes Werk, welches wohl noch zu Wagenseils Studienzeiten entstanden sein dürfte. Hierfür sprechen v. a. seine etwas unentschieden wirkende Handhabung kompositorischer Mittel, die kontrapunktisch-kanonischen wie den Prinzipien der Fortspinnung folgt, sich mitunter galant und sogleich wieder streng konservativ gibt – bis hin zur Oberstimmenfuge des finalen Allegros. Einen besonders hervorragenden Ruf unter den Meistern der Musik des 18. Jahrhunderts genoss der in Piran (Slowenien) geborene Giuseppe Tartini. Selbigen verdankte er nicht nur seinem Wirken als Violinvirtuose und auch gar nicht so sehr seinen mitunter recht streitbaren theoretischen Schriften, sondern vor allem seiner extraordinären Schülerschaft, von der im Einführungstext zur morgigen Matinée ein wenig mehr berichtet werden soll. Leopold Mozart jedenfalls stand auch den Lehrwerken Tartinis in einem Maße offen gegenüber, dass er nicht einmal davor zurückscheute, dessen Ausführungen über die Verzierungskunst quasi 1:1 in seine Violinschule zu übernehmen. Während uns der Kollege von nördlich der Alpen eigenartigerweise kein einziges Konzert für sein Instrument – also die Violine – hinterlassen hat, bilden diese mit einer Gesamtzahl von mehr als 125 Werken den Kern im Schaffen des Italieners, der sich – infolge eines Kammerkonzert dreijährigen Aufenthalts in Prag, wo er mit Fux, Antonio Caldara und Silvius Leopld Weiss zusammentraf – 1726 dauerhaft in Padua niedergelassen hatte. Das heute erklingende Konzert in D-Dur ist Teil jener Erstveröffentlichung Tartinischer Werke, die – möglicherweise ohne die Erlaubnis des Komponisten dazu einzuholen – durch den Amsterdamer Verleger Le Cène zusammengestellt und 1728 als dessen Opera Prima gedruckt wurde. Von Antonio Vivaldi wie dem gemeinsamen Übervater Arcangelo Corelli beeinflusst, zeigt sich (in geradezu klassisch abgeklärter Manier) das in Ritornellform auftretende erste Allegro. Typisch (für den hier noch relativ frühen Tartini) sind die rein bassbegleiteten Soloabschnitte sowie die mitunter geradezu extrem virtuose Gestaltung derselben. Der folgende Mittelsatz hat eher verbindenden als eigenständigen Charakter, wenngleich nicht nur sein Name bereits auf das kompositorische Aushängeschild des späten Tartini hinweist: das „instrumentale Cantabile“, welches laut Pierluigi Petrobelli sein „Vermächtnis an die Musikgeschichte“ darstelle. Im strengen Kontrapunkt und zum Rhythmus einer Gigue gesetzt, eröffnet das zweite und finale Allegro, in dem sich die Violine dann nochmals nach Lust und Laune doppelgriffig, tänzerisch, synkopisch, abwärts trillernd, sprunghaft, chromatisch, schleifend, seufzend und v. a. gesanglich präsentieren darf. Nahm an den Bildungs- wie Handlungsreisen der Mozarts zunächst noch die ganze Familie teil, waren es – als es im Dezember 1769 erstmals nach Italien ging – nur noch Vater und Sohn, die die Kutsche gen Innsbruck bestiegen, von wo aus ihr Weg sie direkt nach Süden führte. Ganze vier Male hielten sich die beiden in den folgenden gut drei Jahren über eine längere Zeit in der habsburgisch-lombardischen Metropole Mailand auf. Die Begegnung mit der Persönlichkeit wie der Musik des damals etwa 70-jährigen Giovanni Battista Sammartini mag Wolfgang einen merklichen Impuls für die Entstehung jener Werke gegeben haben, die – als „Salzburger Sinfonien“ bzw. „Quartett-Divertimenti“ KV 136138 bekannt – ob ihres wenig schubladenfreudigen Gehalts der Mozartforschung bereits viel Kopfzerbrechen bereitet haben. Mittlerweile scheint man sich zwar einig geworden zu sein, dass Mozart bei deren Komposition wie Niederschrift eine chorische Besetzung im Sinn hatte. Was allerdings seine ursprüngliche Intention betrifft, die gesamte Triologie unter der Bezeichnung „Divertimento“ (im Sinne von „Vergnügen bereitendes mehrsätziges Instrumentalstück“) zu führen, gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Zuhause in Salzburg verstand man darunter in der Regel noch etwas ganz anderes, nämlich eine solistisch besetzte, serenadenhafte, fünf- bis sieben-, manchmal sogar bis zu neunsätzige Komposition. Jedenfalls mögen dahinter durchaus auch „marktorientierte“ Gründe gestanden haben – ob es sich hier nun um jene „quartetten“ handelte, die Vater Leopold am 7. Februar 1772 dem Leiziger Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf anzubieten versuchte, oder auch nicht. 23 Das Divertimento in D-Dur, das erste und zugleich wohl beliebteste der Reihe, hebt mit einer klassischen Melodieformel der Zeit, einem mit Durchgangsnoten verbundenem fallenden Dreiklang der ersten Violinen an, der alsbald in einem bogenförmigen Sechzehntelmotiv auspendeln darf. Zu beinahe durchgehend pulsierender Achtelbegleitung geht es im munteren Wechsel opernhafter Melodien, (teilweise unterlegten) Sechzehntelskalen und allerlei Passagenwerk dahin, wird im menuettähnlichen, still vergnügten Andante ein wenig ausgeruht und mittels einer vornehm kleinen, scherzhaften Geste das Schluss-Presto angekurbelt. Dass auch schon der 16-jährige Wolfgang hin und wieder eine ordentliche Portion Humor in seine musikalischen Werke hinein zu packen beliebte, beweist ein komponierter „Bratschenwitz“, mittels dem ein im strengen, kontrapunktischen Satz verlaufender Abschnitt mit Durchführungscharakter ein wenig unfreiwillig abrupt endet. Als ob ihr niemand vorher mitgeteilt hätte, dass nach den drei markanten Akkorden keine Wiederholung, sondern bereits die Reprise folgen würde ... Christian Moritz-Bauer 1 „[...] Neue Concerten werden wir genug mitbringen. 10 sind schon geschrieben und nun wird eben an 12 anderen geschrieben. Und diese sind alle vom Wagenseil. [...]“, Leopold Mozart an Lorenz Hagenauer in Salzburg, 10. November 1762. s0. 14. Oktober 2012 11.00 Uhr, kleiner goldener saal 25 Kammerkonzert Matinée Solisten der Wallfisch Band Genau zwei Jahrzehnte nach Gründung der „Scuola delle nazioni“, der berühmten Geigenschule und Talentschmiede zu Padua, erschien bei Le Huë in Paris unter der Opuszahl 5 der chronologisch gesehen sechste von insgesamt acht zeitgenössischen Sammeldrucken mit Sonaten ihres Gründers und Leiters Giuseppe Tartini. Ob nun die von Elizabeth Wallfisch präsentierte Sonata VI zu den darin vermuteten Stücken angezweifelter oder aber unbestreitbarer Authentizität zu zählen wäre, möge jeder, der sich dazu berufen fühlt, bitte selbst entscheiden. Ins richtige Bild – nämlich desjenigen eines vergleichsweise jungen Komponisten – passt jedenfalls der (an Corelli orientierte) langsame, dem Primat der Gesanglichkeit folgende Einleitungssatz, auch das in schwindelnde Höhen führende, den Ruf seines Schöpfers als exzentrische Erscheinung unterstreichende zentrale Allegro, sowie zu guter Letzt ein menuettähnliches Andante nebst einer Folge von vier Variationen, die schon inmitten des Themas mit dem Verzieren beginnt, welches im weiteren Verlauf noch wahrhaftig atemberaubende Züge annehmen wird. Jeweils 1762 und 1764 wurden in den Katalogen des Leipziger Verlagshauses Breitkopf, welches gemeinsam mit Johann Jakob Lotter den Vertrieb des „Versuchs einer gründlichen Violinschule“ übernommen hatte, u. a. eine Reihe von „VI Sinfonie“ des „Mus[ico] di Cam[era] d'Arcives[covo] di Salzburg“ nebst einer einzelnen „Sonata a due Violini et Basso di Mozart“ zum Verkauf angeboten. Selbige Sonate ist es auch, die eine handschriftliche, heute von der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrte Sammlung anführt, welche die darin enthaltenen Werke allerdings als „6 Divertimenti“ (also der Vergnügung seiner Spieler wie Zuhörer zugedachte Musikstücke) deklariert. Dass man sein Vergnügen aber nicht nur an Heiterkeit verströmender Kunst zu finden vermag, trägt in besonderem Maße das bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt gebliebene zweite Divertimento zur Schau, sei es in dem (ent- Giuseppe Tartini (1692-1770): Sonate in B-Dur Op. 5 Nr. 6 Brainard 812 für Violino & B.c. I.Affettuoso II.Allegro III.Andante [con IV variazioni] Leopold Mozart (1719-1787): Divertimento II in C-Dur LMV Xll:9 für 2 Violini e Basso I.Allegro II.Andante III.Presto Giovanni Battista Sammartini (1700/01-1775): Sinfonie / Quartetto II in A-Dur J-C 61 für 2 Violini, Viola e Basso I. [Allegro] Spiritoso / Presto II.Andante III.Allegro Pause 26 S0. 14. oktober 2012 Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791) Sonate für Klavier und Violine in G-Dur KV 301 (293a) I. Allegro con spirito II.Allegro sprechend der zeitgenössischen Tonartencharakteristik „den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit“ 1 ausdrückenden) zentralen Andante in c-Moll oder im Schlusssatz, zu dessen sich über einem Orgelpunkt chromatisch emporschraubenden zweiten Thema einst Ernst Ludwig Theiß schrieb, dass es sich durch „eine geradezu dämonische Regung“ 2 auszeichne. Leopold Mozart (1719 – 1787): Ansonsten haben wir es hier (ähnlich wie bei der Parthia in C-Dur „Frosch-Parthia“ gestern erklungenen Sinfonie in F-Dur) mit einer Komposition LMV Xll:7 für Violino, Violoncello e von ausgesprochen klarer Form und rhythmisch-dynamischer Basso Prägnanz zu tun, dessen Melodien sich beispielsweise im I.Moderato Kopfsatz erst aus der Addition der (zwar nicht gerade gleichII. Pastorella. Larghetto à mezza dafür aber allesamt mitspracheberechtigten) drei Instrumenvoce talstimmen bilden und (beinahe) ununterbrochen fortspinnen. III.Vivace Das mittlere 18. Jahrhundert war, was das Musikleben IV.Polonoise vielenorts betrifft, ein wundersam kreatives, produktives wie schnelllebiges Zeitalter. Ob der stetig wachsenden Nachfrage Johann Michael Haydn der fürstlichen, bürgerlichen, städtischen wie kirchlichen (1737 – 1806): Einrichtungen nach immer neuen Tonschöpfungen konnten Divertimento in D-Dur MH Komponisten wie Kopisten, v.a. aber die Verleger, schon hin 319/320 (P 93) für 2 Violini, Viola und wieder in Versuchung geraten – sei es aus Not oder reiner & Contrabasso Geschäftstüchtigkeit – die wahre Autorschaft eines Werkes I. Marcia. Andantino oder gar einer ganzen Gruppe an Werken zu verschleiern, selII. Allegro molto bige unter anderen, verkaufsträchtigeren Namen zu verbreiten III.Menuetto. Allegretto – Trio etc. IV. Rondo. Andante Ein solcher Fall, der sich bis in die ProgrammvorV. Finale. Lieto assai [Tema con Vl schauerstellung zum diesjährigen 61. Deutschen Mozartfest variazioni] ausgewirkt hat, soll hier nun geklärt werden: Verursacher war in diesem Fall der aus Edinburgh stammende und daselbst ab 1754 sowie von 1762 an in London wirkende Robert Bremner, der sich v.a. durch seine Periodical Overtures, eine Serie von 60 sinfonischen Einzeldrucken nationaler wie internationaler Meister seiner Zeit, einen hervorragenden Ruf im Musikverlagswesen erworben hatte. Im Jahr 1765 nun brachte Bremner eine Sammlung von „Six SIMPHONIES in four Parts. Proper for Kammerkonzert Matinée small or great CONCERTS. Composed by J: STAMITZ; his Pupil the EARL of KELLY and Others“ heraus, worin die in Einzelstimmen folgenden 6 Quartetti[!] unüblicher Weise ohne den Namen ihres jeweiligen Komponisten abgedruckt wurden, wohl um der Tatsache willen, dass sich darunter nur ein Werk Johann Stamitz', des mittlerweile verstorbenen Begründers der Mannheimer Schule, sowie wohl nur ein weiteres dessen Schülers Thomas Erskine, 6th Earl of Kellie (Kelly) befand, von deren Namen er sich wohl einen besonderen Verkaufserfolg versprach. Der Vermutung des Musikologen Eugene K. Wolf sowie den Forschungsergebnissen Newell Jenkins’ und Bathia Churgins’ folgend, konnte das Quartetto II mittlerweile niemand geringerem als Giovanni Battista Sammartini zugeschrieben werden. Der Meister aus Mailand, von dessen Begegnung mit bzw. Wirkung auf den jungen Wolfgang bereits im Kontext des gestern zu erlebenden KV 136 berichtet wurde, hinterließ hier eine Musik, welche von der besonders eigentümlichen Kompositionsweise Gebrauch macht, aus einzelnen „Stammzellen” (in diesem Fall handelt es sich um kleine melodische Fragmente) durch gegenseitigen Austausch das thematische Material des gesamten Eröffnungssatzes zu bilden. Der zweite Satz zeigt sich gleichermaßen lyrisch wie klar strukturiert, während der letzte, ein menuettähnliches Allegro, zu überraschenden harmonischen Wendungen greift. Neben diversen handschriftlichen von Stams in Tirol über Prag bis nach Stockholm gelangten Quellen, existiert neben demjenigen Bremners noch ein um zehn 27 Jahre älterer Pariser Druck – 1755 mit königlichem Privileg bei Venier erschienen und somit den Terminus ante quem für die Entstehung des Werkes liefernd. Wolfgang Amadé Mozart kannte keine „Violinsonaten“ – zumindest keine Werke, die er oder seine Zeitgenossen als solche betitelten. Was er kannte, waren entweder Duette für Clavicembalo und Violine, Klaviersonaten mit Begleitung einer Violine oder Ähnliches. Kompositionen dieser Art schrieb er zunächst immer dann, wenn er sich auf Reisen befand. So entstammen die Sonaten KV 6, 7, 8 und 9 wie 26 bis 31 den Jahren 1763 – 66 – Sie wissen schon, die große Europatour – von wo aus eine Lücke bis zum Sommer 1778 klafft, als bei Sieber in Paris „6 Sonates pour Forté Piano avec Accompagnement d'un Violon“ mit einer Widmung an die Kurfürstin Maria Elisabeth von der Pfalz erschienen. Den Plan zu den Sonaten von 1778 soll Mozart (laut eigener Auskunft) bereits im Herbst zuvor beschlossen haben, als er mit der Post vom 6. Oktober aus München der Schwester in Salzburg „6 Duetti“ des Dresdner Kapellmeisters Joseph Schuster zukommen lässt: „ich habe sie hier schon oft gespiellet. Sie sind nicht übel. wen ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen, auf diesen gusto, dann sie gefallen hier sehr.“ Hier sollte zwar nichts mehr daraus werden, wohl aber ein viertel Jahr später in Mannheim, und nicht etwa, weil er wieder Schuster spielte, noch weil ihn die dort kursierenden Sonaten einer Franziska Danzi oder eines Carl Stamitz so inspirierten, sondern weil 28 S0. 14. oktober 2012 ihm zum einen der unliebsame Auftrag des Arztes und Dilletanten Ferdinand Dejean „ein Paar quattro auf die flötte“ zu komponieren in eine kreative Sackgasse geführt hatte, und zum anderen, weil er seinem neu gewonnenen Verständnis als selbstständiger wie -verantwortlicher Künstler 3 ein schriftliches Zeugnis hinterher schicken wollte. Das Ergebnis war – den Worten Ludwig Finschers folgend – eine „anforderungsreiche, affektstarke, in den Tonfällen persönliche Kammermusik in großen, subtil durchgearbeiteten Formen“ 4 . Dem kommt noch verstärkend hinzu, dass wir bei KV 301, wo all diese „Kriterien“ bereits in höchstem Maße erfüllt sind, es mit der ersten violinbegleiteten Sonate zu tun haben, bei deren Ausführung Mozart von vorn herein an ein Fortepiano anstelle eines Cembalos gedacht hatte – so nachhaltig beeindruckt war er gewesen von der persönlichen Begegnung mit den Instrumenten Johann Andreas Steins in Augsburg, vier Monate zuvor. Zuletzt kehren wir noch einmal nach Salzburg zurück, wo sich in der Orchester- wie auch der Kammermusik ein ausgesprochen anlassbezogener Werktypus herausgebildet hatte: die als Serenaden oder Kassationen betitelten „Finalmusiken“, welche von den Studen-ten der Benediktiner-Universität und Mitglie-dern der Hofkapelle zum Ende eines akademischen Jahres zuerst vor dem Landesherren und danach vor den Professoren dargeboten wurden bzw. die für einen intimeren Rahmen gedachte, solistisch besetzte Huldigungsmusik, welche meist einfach nur Divertimento genannt wurde. Beiden gemeinsam war ihre zumeist fünf- bis Kammerkonzert Matinée neunsätzige Anlage, die zumindest ein Menuett, bei den Serenaden hin und wieder mehrere eingebaute Konzertsätze, sowie sehr häufig eine vorangestellte Marcia enthielt, die den Aufmarsch der Musiker vor der gehuldigten Person zumindest musikalisch andeuten sollte. Ein weiteres, zusätzliches Merkmal ist das Vorhandensein einer obligaten Violone- oder Kontrabassstimme, oft sogar auf Kosten einer solchen für das Violoncello. Nicht im Marschtempo, sondern im gemäßigten, aber dennoch von kleinen rhythmischen Unregelmäßigkeiten durchzogenen Schritten kommt die Parthia di Rane oder „Frosch-Parthia“ von Leopold Mozart daher. Ob es sich beim Anlass ihrer einstigen Uraufführung um einen eher informellen und bei ihrem Widmungsträger tatsächlich um Dr. Amandus Schickmayr, den mit Leopold seit gemeinsamen Studienzeiten befreundeten Abt des Benediktinerstiftes zu Lambach handelte, wo die kleine nur viersätzige Komposition immer noch in Ehren gehalten aufbewahrt wird – genauer werden wir es wohl nicht mehr erfahren. Auch wenn man mit dem akustischen Erhaschen der doch recht stilisierten Froschgesänge so seine Mühe und sich stattdessen mit dem Tirilieren der Vögel in der Pastorella zu begnügen hat, darf man sich doch zuletzt an zwei BeinaheMenuetten erfreuen: einem lebhaften, etwas voreiligen Kehraus, in dem sich Violine und Cello gegenseitig mit Triolen bewerfen sowie einer alpenländisch verklärten Polonaise. Die Bestimmung des Divertimentos in D-Dur von Michael Haydn, welches uns in klassischer Salzburger Ausprägung begegnet, erschließt sich hingegen dank der exakten Datierung des Autografen ganz aus der Biografie seines in langjährigem engen Kontakt zu den Mozarts stehenden Schöpfers: Am 30. Mai 1782 wurde der erste Konzertmeister der Hofmusik des Hieronymus von Colloredo zum Hof- und Domorganisten bestellt. Zu seinen Aufgaben gehörten also fortan ebenso das „Accompagnieren“ von Kammermusiken bei Hof, der Theorie- und der Klavierunterricht der Sängerknaben der Dommusik und schließlich die Kompositionsverpflichtung für die Domund die Kammermusik. Letztere Aufgabe scheint ihm von vorne herein wohl besonders lieb gewesen zu sein, feierte er doch mit einer seiner schönsten kammermusikalischen Kompositionen seinen Einstieg ins neue Beschäftigungsfeld und wir heute den Abschluss der Matinée mit der Wallfisch Band. Ähnlich wie in den Streichquartetten seines Bruders, für dessen Komposition das am 27. Mai vollendete Divertimento MH 319, welches am 31. Mai noch um den munter bewegten Marsch MH 320 erweitert, lange Zeit gehalten wurde, bewegt sich die erste Violine mitunter in auffallend hoher Lage, ist die Satzstruktur motivisch kunstvoll durchgearbeitet und auch die anderen Instrumente haben dankbare Aufgaben erhalten. 29 Immer wieder strahlt die wohl erstmals am 1. Juni 1782 zu Ehren des Fürsterzbischofs erklungene Musik eine geradezu heitere Gelöstheit aus, so z. B. wenn sich die vorübergehende tonartliche Verfinsterung während der Durchführung des Allegro molto auf einmal in geradezu Schubertscher Manier in romantisch gefärbtem Licht erhellt, im Trio des Menuetts mit seinen dem bäuerlichen Tanzboden abgehorchten lustvollen Akzenten, oder in der geradezu aberwitzig auspendelnden Coda des in Rondoform gestalteten, von melodischer Erfindung nur so strotzenden und mit weiteren Anklängen an Schubert ausgestatteten Andante. Ein Finale lieto assai für nachhaltiges Wohlgefühl! Christian Moritz-Bauer 1 J. J. Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin 1752, S. 203. 2 E. L. Theiß, Die Instrumentalwerke Johann Georg Leopold Mozarts, in: Neues Augsburger Mozartbuch (Zeitschrift des Histor. Vereins für Schwaben, 62./63. Band), Augsburg 1962, S. 463. 3 „hinschmieren könnte ich freylich den ganzen tag fort; aber so eine sach kommt in die welt hinaus, und da will ich halt daß ich mich nicht schämen darf, wenn mein Namm drauf steht. Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff wenn ich immer für ein instrument (das ich nicht leiden kann) schreiben soll. [...] iezt seze ich mich aber in allen ernst über die Clavier duetten, damit ich sie stechen lassen kann;“ (Brief Wolfgang Amadés an Leopold Mozart, Manneim, 14. Februar 1778) 4 Ludwig Finscher, Mozarts Mannheimer Kompositionen, in: 176 Tage W. A. Mozart in Mannheim, hrsg. Von Karin v. Welck und Liselotte Homering, Mannheim 1991, S. 146. 30 MO. 15. Oktober 2012 19.00 Uhr, ROKOKOSAAL DER REG. VON SCHWABEN Di. 16. Oktober 2012 10.30 Uhr und 18.30 Uhr, Kulturhaus Abraxas 31 Mozart für Kinder Über Leopold Mozarts Violinschule Klangschule 2012: Komponist „Zufall“! Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth Leitung: Magdalena Brännland, Christina Bründler, Joachim Holzhauser, Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber „Mit größter Achtung und Dankbarkeit verehren die Musiker vieler Generationen das Andenken Leopold Mozarts, der hiermit ein Lehrwerk geschaffen hat, dem nicht nur historische Bedeutung zukommt, sondern das bis zur Gegenwart für Pädagogen und Lernende von praktischem Wert geblieben ist.“ 1 David Oistrach Zum großen Vergnügen seiner selbst, seiner Freunde und seiner geschätzten Zuhörer entwickelte Wolfgang Amadé Mozart – wie zahlreiche seiner Zeitgenossen – Würfelkompositionen! Seine „Anleitung Walzer mit zwei Würfeln zu componieren ohne musikalisch zu seyn noch von der Composition etwas zu verstehen“ basiert auf einem einfachen Zahlen- und BuchstabenSchema; die Takte eines vorkomponierten Stücks werden beziffert, doch wann welcher Takt erklingt, das bestimmt das Würfelspiel! 150 Jahre später wurde der „gelenkte Zufall“ erneut zum Kompositionsprinzip: Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen und allen voran John Cage, einer der großen musikalischen Querdenker des 20. Jahrhunderts, dessen Geburtsjahr sich 2012 zum 100. Mal jährt, prägten mit ihrer Komponierweise den Begriff der Aleatorik. Was 150 Jahre zuvor noch ein Spiel war und der Unterhaltung diente, wurde nun zum vielfältigen und komplexen System, das in unterschiedlichster Weise die Interpretation eines Werkes bestimmte. Der Komponist gibt sich in die Hand des Zufalls – keine Aufführung eines solchen Werkes gleicht der anderen. Über mehrere Monate hinweg waren sechs Grundschulgruppen im Rahmen der KlangSchule 2012 dem Komponisten Zufall auf der Spur – und entwickelten mit ihrem Künstler-Lehrer-Team ihr eigenes kompositorisches Zufallsprinzip. Ihre Arbeitsmittel waren dabei vielfältig – Laptop und Stimme, Bodypercussion und Textkomposition, Percussionsinstrument und Münzenwurf. In ihrem gemeinsamen Abschlusskonzert laden die kleinen KomponistInnen ihr Publikum ein, mit auf Klangreise zu gehen und ihr Spiel mit dem Zufall zu begleiten. „Ich eifere für die Reinheit des Vortrages, man nehme mir also nicht übel, wenn ich die Wahrheit rede.“ Dies war wohl die Maxime von Leopold Mozart, als er 1756 sein Lehrbuch „Versuch einer gründlichen Violinschule“ verfasste. Mit großem Ernst und gewissenhafter Genauigkeit beschreibt er von der richtigen Haltung des Instrumentes bis hin zum Gebrauch von Triller und Vibrato alles, was ein Geigenvirtuose wissen muss. Mit teils bissiger Ironie weist er außerdem darauf hin, welche Fehler es zu vermeiden gilt. Das Werk gilt auch heute noch als aktuell und ist für jeden Geiger richtungsweisend, insbesondere was das Stilbewusstsein und die musikalische Vorstellung zu Mozarts Zeit angeht. Der Vortrag gibt Einblicke in Leopold Mozarts Gedankenwelt. Anhand von Klangbeispielen auf der Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr 1703 werden beschriebene Spielweisen demonstriert und wird außerdem erläutert, wie sich das gewonnene Wissen in der heutigen Zeit umsetzen lässt. Denn wie bemerkte Leopold Mozart wohl ganz zu recht: „Es ist doch untröstlich immer so aufs Geratewohl hinzuspielen, ohne zu wissen, was man tut.“ 1 Geleitwort, in: Leopold Mozart: Gründliche Violinschule, Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage (Augsburg 1789), Leipzig 1968, o. S. Eintritt frei – Einlasskarte erforderlich. Reservierungen unter 0821 – 45 06 148 oder [email protected]. Mit SchülerInnen und Schülern der Grundschule St. Anna (Leitung: Frau Obenberger) Parkschule Stadtbergen (Leitung: Frau Schleicher) Grundschule Täfertingen (Leitung: Frau Sailer, Herr Hierdeis) Grund- und Mittelschule Centerville-Süd (Leitung: Frau Jun, Herr Rachuth) Westpark-Schule (Leitung: Frau Schmid) Grundschule bei St. Max (Leitung: Frau Gärtner) Eine Veranstaltung von MEHR MUSIK!, dem Musikvermittlungsprojekt des Theaters Augsburg. Mit freundlicher Unterstützung durch den Kulturfonds Bayern. 32 mi. 17. oktober 2012 20.00 Uhr, kleiner goldener saal 33 Wallfisch Band Sinfoniekonzert Steuart Pincombe Violoncello Bruno Weil Dirigent „... absolut up to date!“ Bruno Weil im Gespräch mit Christian Broy Broy: Das Motto des diesjährigen Mozartfestes lautet „Leopold Mozart im Spiegel der Zeit“. Das Programm des Sinfoniekonzertes bringt jedoch Werke seiner Zeitgenossen Cannabich, Wagenseil, Joseph Haydn und seines Sohnes Wolfgang Amadé. Was hat Sie zu dieser Programmzusammenstellung bewogen? Oder anders gefragt: Wie kommt hier eine Beteiligung Leopold Mozarts zum Ausdruck? Weil: Es ging um den 225. Todestag, das Jahr 1787, und ich wollte Musik aus dem Todesjahr bringen. Da gibt’s ja bekanntlich keine mehr von Leopold. Er hat ja längst vorher aufgehört zu komponieren und nach seinem Tod hat er meines Wissens auch nicht mehr komponiert... Für uns ging es darum, Werke zu suchen, die in diesem Jahr 1787 komponiert wurden. Was ist das erste Stück, das Mozart nach dem Tod des Vaters komponiert hat? Eben der „Musikalische Spaß“. Das war für mich der Ausgangspunkt und jetzt galt es herauszufinden: Warum hat er das komponiert? Man weiß ja nichts über das Stück, warum er es komponiert hat, warum er es aufgeführt hat, ob er es überhaupt aufgeführt hat. Vor allen Dingen hat es nichts mit einem Spaß zu tun. Es ist eine Abrechnung mit den Zeitgenossen, und zwar mit den Komponisten. Lesen Sie einmal nach, was Mozart alles über seine zeitgenössischen Komponistenkollegen gesagt hat. Hier liegt die eigentliche Idee für den „Musikalischen Spaß“. Und dann spielen wir das Werk eines Zeitgenossen, den er hat gelten lassen: Christian Cannabich. Obwohl er über ihn geschrieben hat, dass seine Sinfonien alle gleich anfangen, hat er ihn sehr geschätzt. Die G-Dur-Sinfonie wurde in Mannheim komponiert und Mozart hat sie gehört, er kannte sie, das steht mit Sicherheit fest. Sie hat ihn beeinflusst, denn der zweite Satz dieser Sinfonie, der könnte von Mozart sein – so eine Qualität! Mozart war ja bekannt dafür, dass er Anregungen aufnimmt, und sie dann selbst auf die höchste Höhe transportiert. Dabei Christian Cannabich (1731 – 1798): Sinfonie in G-Dur op. 10, Nr. 2 Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): „Ein musikalischer Spaß“ KV 522 I.Allegro II. Menuetto: Maestoso III.Trio IV. Adagio cantabile V.Presto PAUSE Georg Christoph Wagenseil (1715 – 1777): Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur Joseph Haydn (1732 – 1809): Sinfonie Nr. 89 in F-Dur I.Vivace II. Andante con moto III.Menuett: Allegretto IV. Finale: Vivace assai 34 mi. 17. oktober 2012 nützt er äußere, formale Elemente, die dann aber nicht sinnentleert verwendet werden, sondern mit inneren Gefühlsmomenten aufgeladen werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist übrigens die Verwendung des Mannheimer Crescendo, wenn Belmonte in der „Entführung“ singt „es hebt sich die schwellende Brust“, wo er durch ein Crescendo und das langsame Steigern der Tonhöhe das Äußerliche zum Innerlichen macht. Und schließlich: Welche Haydn-Sinfonie wurde im Jahre 1787 komponiert? Die einzig nachweisbare ist die Nr. 89. Bei der 88 ist man nicht so sicher. Da die 88 wahrscheinlich die beste von allen ist und auch häufig gespielt wird, und die 89 wird nie gespielt – ich hab sie noch nie gehört irgendwo – , so wollte ich sie rehabilitieren. Weil ich sie nämlich für eine großartige Sinfonie halte und da anderer Meinung bin als mein sehr, sehr guter Freund Robbins Landon. Wer hat in Wien Haydn am stärksten beeinflusst? Das war zweifellos Wagenseil. Jetzt wollte ich nicht zwei Sinfonien hintereinander spielen und dachte: Warum nicht ein Cellokonzert? Wir haben einen hervorragenden Cellisten im Orchester, der das aus dem Orchester heraus spielt, wie das damals üblich war. Kraft war ja Solo- und Tutticellist bei Haydn. Das war die Idee für das Instrumentalkonzert. Broy: Georg Christoph Wagenseils Name ist aufgrund seiner Cello- und Posaunenkonzerte fast nur noch Spielern dieser Instrumente bekannt. Cannabich wiederum ist als Nachfolger Stamitz’ in Mannheim als Orchestererzieher im Gedächtnis. Erzählen Sie uns doch etwas über Sinfoniekonzert wallfisch band die Werke von Wagenseil und Cannabich! Weil: Mozart schreibt über Cannabich, das sei der beste Orchesterleiter, den er je erlebt habe. Komponieren gehörte ja zum Handwerk; das war automatisch da, das war Teil der Stellenbeschreibung. Cannabich ist doch der aus meiner Sicht wesentlichste sinfonische Vertreter der Mannheimer Schule, abgesehen von Karl Stamitz. Aber den hat Mozart nicht mehr erlebt, als er in Mannheim war. Cannabich hingegen hatte einen sehr großen Einfluss auf ihn, abgesehen davon, dass er Mozart ins Haus gebeten hat, Mozart dort sogar übernachtete, zum Essen eingeladen war und Rosl Cannabich Klavierstunden gab. Mit dem herrlichen zweiten Satz der Sonate KV 309 hat er ja gleichsam ein musikalisches Porträt von ihr komponiert. Cannabichs Sinfonie ist eine dreisätzige Sinfonie, italienisch beeinflusst, langsam – schnell – langsam. Man sieht die Ansätze der späteren klassischen Sinfonie eindeutig. Erstes Thema – zweites Thema – ganz kurze Durchführung, und dann die Reprise. Der zweite Satz ist ein ganz empfindsamer dreiteiliger Satz mit einer wunderschönen, tiefempfundenen c-Moll-Melodie, die durchaus von Mozart sein könnte – was ihn sicher beeinflusst hat – , und zum Schluss ein Kehraus-Finale. Also die Sinfonie, wie sie damals üblich war und von der’s zehntausende gibt. Bei Wagenseil sind es eben die Cellokonzerte, die Meinardi wiederentdeckt und herausgegeben hat. Es ging darum, natürlich auch ein Instrumentalkonzert im Programm zu haben, aber eben so, wie es damals gemacht wurde, dass einer aus dem Orchester heraus den Solopart spielt. So kam es zu diesem Cellokonzert, das beachtliche Qualitäten hat und in dem damaligen Stil komponiert wurde, mit dem langsamen ersten Satz, dem moderaten sogenannten 8/8tel-Satz. Der Mittelsatz ist ein sehr ausdrucksvolles Stück, gefolgt von einem virtuosen Schlusssatz. Dieses Stück hatte mit Sicherheit Einfluss auf Haydns Cellokonzert Nr. 1, zumal sich beide sehr gut gekannt haben. Haydn war ja zunächst ganz stark von dem Klavierdivertimento Wagenseils beeinflusst, bevor er durch das „Schlüsselerlebnis“ Carl Philipp Emanuel Bach, wie Guido Adler sagt, aus der „leichten Kost“ in die klassische „schwere Kost“ kam. Broy: Joseph Haydns Sinfonie Nr. 89 ist Teil eines Sinfoniepaares, das Haydn für den Geiger Johann Tost komponierte, der im Jahre 1787 nach Paris reiste. Haydn hatte im Jahr zuvor mit seinen „Pariser Sinfonien“ einen beträchtlichen Erfolg gehabt, konnte also darauf hoffen, dass ein Verkauf dieser Sinfonien an bzw. über Tost auch für ihn wiederum von Vorteil sein würde. Howard Chandler Robbins Landon stellt an diesem Sinfoniepaar Nr. 88 und 89 ein deutliches Ungleichgewicht fest, das sich beim Hören bestätigt. Sinfonie Nr. 88 sei ein „inspiriertes Werk von Anfang bis Ende, zeigt die ganze kontrapunktische, melodische und instrumentatorische Kunstfertigkeit Haydns“, während Nr. 89 „weniger inspiriert“ und eine „Rückkehr zur Oberflächlichkeit der vorhergegangenen Periode“ vor den „Sieben letzten Worten des Erlösers am Kreuz“ (1785) sei. Nr. 89 ruft in der Tat einen wesentlich glatteren, routinierter komponierten Ein- 35 druck hervor, und könnte nach Andreas Friesenhagen, ihrem Herausgeber, unter Zeitdruck komponiert worden sein, was auch die Benutzung zweier Sätze eines bereits existierenden Konzertes für zwei „Lire organizzate“ nahelegt. Weil: Die Sinfonie Nr. 89 führt ein Schattendasein, natürlich in harter Konkurrenz – wenn nichts anders komponiert wäre als die Sinfonie Nr. 89, würd’ sie als Meisterwerk dastehen. Da aber grandiose Meisterwerke um sie herum sind, hat man so ein bisschen Vorurteile. Ich liebe diese Sinfonie, weil Haydn aus nix was gemacht hat. Sie fängt an mit einem normalen Dreiklang und dann spinnt Haydn daraus einen substantiellen musikalischen Gedanken. Als er die Sinfonie komponierte, war Haydn unter Zeitdruck. Er hatte sehr viele Opernaufführungen zu dirigieren und kam auf die Idee, zwei Sätze aus diesen Lira-Konzerten zu verwenden, die er für den König von Neapel komponiert hatte, den Re Nasone – weil er eine dicke Nase hatte ... Haydn denkt natürlich „Wenn der da unten in Neapel das exklusiv hat, kommt das nie irgendwo, ich kann’s recyceln. Da nehm’ ich doch zwei Sätze“. Die passen auch wunderbar in die Sinfonie herein. Der erste Satz ist ein hervorragender sinfonischer Satz, hervorragend gearbeitet, mit allen Mitteln, die Haydn draufhat. Der zweite Satz ist eben dieses schöne, leicht beschwingte Stück aus dem Lira-Konzert. Es folgt ein äußerst originelles Menuett mit einem Walzer-Trio, das auch von Johann Strauß sein könnte. Das Finale nimmt er wiederum aus dem Lira-Konzert, ändert es aber ab, nimmt Teile dazu, peppt das Ganze ein bisschen auf und macht etwas ganz 36 mi. 17. oktober 2012 Neues daraus. Also ich mag diese Sinfonie sehr, sehr gern und will sie unbedingt jetzt mit einem Orchester, das das stilistisch beherrscht, ein Stück weit rehabilitieren. Broy: Die Komponisten dieses Programms bilden ein Beziehungsnetz, das Süddeutschland von Wien bis Mannheim abdeckt. Bezieht man zusätzlich Verwandte, Schüler, Freunde und Bekannte mit ein, ergibt sich ein noch wesentlich dichteres Bild: Joseph Haydns Bruder Michael war 1763 nach Salzburg engagiert worden, wobei ich vermute, dass dies auch mit dem Aufbruch Leopold Mozarts zur großen Westeuropareise der Jahre 1763 – 1766 zu tun hatte – wer konnte schon sagen, ob er von diesem Abenteuer wieder nach Salzburg zurückkehren würde? Während dieser Reise trafen die Mozarts mit Cannabich zusammen. Später, 1777/1778, verbrachte Wolfgang den Winter bei Cannabich in Mannheim in der Hoffnung, dass dieser ihm zu einer Anstellung am kurpfälzischen Hof verhelfen könnte. František Xaver Dušek, ein Prager Klavierlehrer, war wiederum Schüler Wagenseils gewesen und hatte die Sängerin Josepha Hambacher geheiratet, eine Enkelin Ignatz Anton Weisers, der in den 1740er- bis 1760er-Jahren Oratorientexte für die Mozarts geschrieben hatte. In Dušeks Landhaus „Villa Bertramka“ komponierte Wolfgang 1787 den „Don Giovanni“. Leopold Mozart wiederum wusste genauestens über Wagenseils Publikationspläne bei Lotter in Augsburg Bescheid. Zudem erlangten alle vier Komponisten europaweite Bekanntheit aufgrund der Drucke ihrer Werke in Paris und London. Sinfoniekonzert wallfisch band Weil: Zu Mozarts Zeiten war’s ja ein echtes Europa ... Er ist ja schon als Kind gereist, konnte Englisch, konnte Französisch, fließend Italienisch. Die wussten alle ganz genau Bescheid und wenn Leopold ihm schreibt, er solle ihm doch unbedingt von Abbé Vogler dieses Lehrbuch schicken, dann wusste er offensichtlich, dass es gerade veröffentlicht worden war ... Broy: Da sind ganze Literaturlisten hin und her gegangen. Weil: Ganze Listen, so ist es. Leopold war mit Sicherheit auf dem neuesten Stand der Dinge. Was ich z.B. auch nicht wusste, dass die Sänger und Sängerinnen in Salzburg vom Erzbischof ein dreijähriges Stipendium nach Venedig bekamen, um sich gesanglich ausbilden zu lassen, Italienisch zu studieren und auch stilistisch up to date zu sein. Maria Lipp, die Frau von Michael Haydn war z. B. dort. Ja, man wollte absolut up to date sein und war informiert über das, was im musikalischen Europa geschah. Leopold Mozart hat seine große Missa solemnis beispielsweise im astreinen neapolitanischen Stil komponiert, bevor er überhaupt mit seinen Kindern nach Italien fuhr. Joseph Haydn hingegen studierte die Sonaten von Carl Philipp Emanuel Bach, die Preußischen, die Württembergischen, und kam gar nicht mehr vom Klavier weg. Haydn war wie seine Kollegen absolut auf dem neuesten Stand der Dinge. In Eszterházy wurden ja auch alle Opern aufgeführt, die damals üblich waren, inklusive „Hochzeit des Figaro“. Broy: Die Wallfisch Band steht durch ihre gezielte Förderung junger Talente in der Tradition der erklingenden Komponisten. Wagenseil entstammte dem Umkreis des Wiener Kaiserhofes und wurde auf dessen Kosten ausgebildet. Er wurde Hofkomponist und verbrachte bis auf gelegentliche Reisen nahezu sein gesamtes Leben in Wien. Cannabich war Sohn eines Mannheimer Hofmusikers, wurde ‚im Hause‘ ausgebildet und blieb dem Hof auch beim Wechsel nach München treu. Über die Ausbildung Wolfgang Amadé Mozarts müssen keine Worte verloren werden; Ziel des Salzburger Hofes dürfte durchaus gewesen sein, ihn sozusagen als Dank für die zahlreich erwiesenen Gunstbezeigungen an Salzburg zu binden. Weil: Ich arbeite mit Elizabeth Wallfisch seit über zwanzig Jahren zusammen und wir haben seit dieser Zeit immer wieder gesagt, wir wollen in Zukunft das, was wir uns erarbeitet haben, weitergeben. Ich möchte es mit jungen Dirigenten machen, sie mit jungen Musikern. So kamen wir auf die Idee: Machen wir es doch gemeinsam! Der Name Band rührt daher, dass dieser Begriff im 18. Jahrhundert in England die übliche Bezeichnung für ein Orchester war. Die Idee war, dass große Profis, Könner, an den Schlüsselinstrumenten sitzen und junge Leute aus der ganzen Welt dort im Orchesterspielen weiter gefördert werden und so den Übergang von der Hochschule ins Profigeschäft unter Umständen ermöglicht bekommen – mit historischer Aufführungspraxis, das ist das entscheidende. Das gibt es noch nicht in der Form, dass es mit einem Dirigenten zusammen stattfindet. 37 Wir wollen die Kluft zwischen Dirigent und Orchester dadurch verschwinden lassen, dass man gemeinsam etwas erarbeitet, so wie man das auch im 18. Jahrhundert gemacht hat – wenn man überhaupt erarbeitet hat, meistens hat man vom Blatt gespielt. Broy: Den Eindruck hatte ich bei etlichen Quellen, dass das nicht sehr oft gespielt und auch nicht geprobt wurde, weil die Bleistifteinzeichnungen fehlen. Weil: Natürlich, Haydn schreibt doch, als er die Sinfonien Nr. 90 bis 92 an den OettingenWallerstein-Fürsten schickt, der Herr Kapellmeister solle sie doch mindestens einmal durchspielen, wenigstens einmal vor dem Konzert. Broy: Das legt Leopold Mozart auch dem Collegium musicum in Augsburg nahe, sie sollten sich’s vorher vielleicht doch einmal anschauen. Weil: Ja, ja, aber mehr war’s nicht! Jedenfalls ist dies unsere Art der Talentförderung. Das Ganze fängt erst an, und deswegen sind wir auch so glücklich, dass wir hier in Augsburg mit dem Mozartfest den Einstieg in Deutschland bekommen haben. Broy: Sie sind praktisch Festival-Orchester. Weil: So ist es, ja. Die Wallfisch Band spielt – wie damals auch – von der kleinsten bis zur großen Besetzung: Kammermusik, kleine Besetzung, Orchesterbesetzung, geistliche Musik, also wie’s eben damals erforderlich war. 38 DO. 18. oktober – Sa. 20. Oktober 2012 Nachtmusik! 39 NACHTMUSIK! Die Klassik Lounge im WeiSSen Lamm 19. Oktober 2012 PRELUDE! ab 21.00 Uhr 20. Oktober 2012 BEAT ME WITH A VIOLIN! ab 22.00 Uhr 21. Oktober 2012 250 YEARS OF GOOD MUSIC! ab 21.00 Uhr Klassik ganz ohne Klunker und Krawatten, dunkle Anzüge und feine Abendgarderobe: Für drei Nächte ziehen Geigen, Celli, Schlagwerk, Flöten und andere Instrumente samt ihren SpielerInnen ins Weiße Lamm ein. DJ Gagarino aus Berlin liefert dazu an zwei Abenden das passende DJ-Live Set: Ein Pendeln zwischen klassischer Musik und eigenen Mixes aus Beats und Bässen, in dem er auf die Live-Musik reagiert, sie ergänzt und auch, immer wieder, mit den Musikern interagiert. Seine Gäste entstammen der Augsburger Klassik- und Jazz-Szene, und zwei Gäste bringt er selbst mit: den Geiger Chatschatur Kanajan, einen der besten Neue Musik-Violinisten Deutschlands, und den jungen Beatboxer Whitestripe, mit denen er am 2. Abend gegen Mitternacht ein gemeinsames Set spielen wird. Am dritten Abend übernimmt der local hero „The Likely Lad“ die Plattenteller mit einem Querschnitt auf Vinyl durch 250 Jahre Musikgeschichte. Er wird sekundiert von Augsburger Musikerinnen und Musikern, die live musikalische Kostbarkei-ten aus den letzten zweieinhalb Jahrhunderten präsentieren. Das gemeinsame Projekt des 61. Deutschen Mozartfestes und MEHR MUSIK! steckt das Weiße Lamm für drei Tage und Nächte nicht nur musikalisch in ein nagelneues Gewand: Drei angehende Gestalterinnen für visuelles Marketing – Irma Frank, Banu Tan und Samantha Quadt – von der Berufsschule VI entwerfen unter Leitung der Bühnenbildnerin und Kostümgestalterin Anna van Leen unter dem Motto „Klassik einfach mal anders hören“ ein neues Outfit für das „Lamm“ und verkleiden den oberen Teil der Szenekneipe als Klassik Lounge. Kommen – darauf einlassen – trinken – zuhören – freuen!!! 18. Oktober PRELUDE! ab 21.00 Uhr 20. Oktober 250 YEARS OF GOOD MUSIC! Ab 21.00 Uhr DJ of the Night: Gagarino (Berlin) DJ of the Night: The Likely Lad (Augsburg) Gästeliste: • MEHR MUSIK ENSEMBLE (Leitung: Iris Lichtinger): Alessandro Sica (Cello), Sebas tian Hägele (Fagott), Agnes Liberta (Bass klarinette), Maria Wegner (Flöten), Sophia Rieth (Flöten), Fabian Löbhard (Percussion) • MOZARTIANA-QUARTETT: Senta Kraemer (Violine), Hedwig Gruber (Violine), Oscar Alba-Merchan (Viola), Tobias Hoffmann (Cello) • Sebastian Bodensteiner (Violine) / Marie-Louise Wassermann (Violine) • Dominik Uhrmacher (Loop Cello) Eintritt frei! Gästeliste: • Dace Salmina (Violine), Christian Döring (Viola) & Jakob Janeschitz-Kriegl (Cello) • PROGETTO SEICENTO: Iris Lichtinger (Stimme, Flöten), Juri Kannheiser (Cello), Martin Franke (Violine), Sebastian Hausl (Vibraphon, Percussion) Eintritt: € 2,00 für DJ und Garderobe 19. Oktober BEAT ME WITH A VIOLIN! ab 22.00 Uhr DJ of the Night: Gagarino (Berlin) Gästeliste: • Ensemble SAFARI: Joachim Holzhauser, Harry Alt, Sebastian Hausl, Stephan Brodte (Percussion) • Chatschatur Kanajan (Electric Violin) & Johan nes Weisschnur aka Whitestripe (Beatboxing) Eintritt frei! Änderungen vorbehalten! Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit MEHR MUSIK! und dem Weissen Lamm 40 FR. 19. oktober – S0. 21. Oktober 2012 Heimspiel – Hausmusikwettbewerb 41 Heimspiel Hausmusikwettbewerb 19. Oktober 2012 1. Wettbewerbsrunde 10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr im Saal der Stadtwerke 20. Oktober 2012 „Seitenwechsel“ 11 – 15 Uhr offene Bühne für die beteiligten Ensembles im Kleinen Goldenen Saal 21. Oktober 2012 2. Wettbewerbsrunde und Abschlusskonzert 15 Uhr im Rokokosaal der Reg. von Schwaben Hausmusik? Weckt dieses Wort nicht fatale Erinnerungen an ungeliebte Klavierstunden und frühkindliche Blockflötendesaster unterm weihnachtlichen Christbaum? Ist sie nicht längst von CD und MP3 Player abgelöst worden und ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der Musik primär noch nicht aus der Konserve kam, sondern selbst erzeugt werden musste? Mit dem Heimspiel-Wettbewerb will sich die Deutsche Mozart-Gesellschaft im Rahmen eines vom Kulturprogramm der EU geförderten Projekts auf die Suche nach den AmateurMusikern nicht nur in deutschen Wohnzimmern begeben. Insgesamt 21 Laienensembles haben sich in Augsburg angemeldet, um den Beweis anzutreten, dass die Hausmusik nach wie vor lebendig ist. Mit Verve, Leidenschaft und einer gehörigen Portion Sportsgeist treten sie in der Heimatstadt von Leopold Mozart an, um dem immer mehr auf Hochglanz und Perfektionismus getrimmten Musikbetrieb zu neuer Bodenhaftung zu verhelfen. Denn wie sähe die Zukunft der klassischen Musik aus, wenn es sie nicht gäbe, die Heimspiel-Matadore? Selbst Robert Schumann warnte bereits vor einem übersteigerten Professionalismus und einer einseitig vollzogenen Musikdarbietung von Virtuosen, als er seinem Eusebius zu bedenken gab: „Hüte dich jedoch, Eusebius, den vom Kunstleben unzertrennlichen Dilettantismus (im besseren Sinn) zu gering zu veranschlagen. Denn der Ausspruch ‚Kein Künstler, kein Kenner‘ muss so lange als Halbwahrheit hingestellt werden, als man nicht eine Periode nachweist, in der die Kunst ohne jede Wechselwirkung geblüht hat.“ Zeitgemäßer formulierte es der Musikjournalist Martin Hufner, indem er schrieb: „Musik lebt in Wohnzimmern und Kellern. Der musikalische Sud aus Laien, Liebhabern und Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur“. Im Rahmen des 61. Deutschen Mozartfestes wird diese „Ursuppe“ nun mit einem spannenden Wettbwerb kräftig zum Köcheln gebracht. Für die nötige Abwechslung und Würze des Ganzen sorgen Ensembles, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Belgien, Österreich, der Schweiz und sogar aus China anreisen. Gespielt werden klassische Werke in den unterschiedlichsten Besetzungen und Arrangements, denn erlaubt ist, was gefällt, solange das Repertoire klassisch ist. Neben einem Klaviertrio und Streichquartett werden daher ein Mandolinenquartett oder Blockflötenokttett ebenso beteiligt sein wie viele andere gemischte Ensembles. Und auch beim Alter kennt die Liebe zur Musik keine Grenzen, zwischen 7 und 73 sind die Teilnehmer, die nicht nur um die Gunst der international besetzten Fachjury ringen, sondern natürlich auch um die Gunst des Publikums, das seinen eigenen Gewinner der Herzen küren darf. Die Preise: 1. Preis: Exklusiver Wochenend-Workshop mit einem Dozenten des Tonkünstlerverbandes Bayern. Dem Gewinnerensemble schreibt ein Komponist ein Werk eigens „auf den Leib“, das in Besetzung und Schwierigkeitsgrad angepasst ist. Der Kompositionsauftrag wird von der DMG gemeinsam mit dem Bayerischen Tonkünstlerverband vergeben. Die Uraufführung wird vom Gewinner-Ensemble mit dem Komponisten erarbeitet und beim Mozartfest 2014 erstmals aufgeführt. 2. Preis: Stipendium für einen öffentlichen Kammermusik-Kurs oder die Mozart Musizierwoche der DMG. 3. Preis: Reisekostenzuschuss für die Teilnahme an einem Kammermusik-Kurs. Außerdem stiftet der Bärenreiter Verlag jedem Gewinner-Ensemble einen Notengutschein. Die Jury: Keijo Aho, European Chamber Music Teachers Association (ECMTA); Fridemann Leipold, Bayerischer Rundfunk; Dr. Maria Majno, Europäische Mozartwege und El Sistema Italien; Stefan Metz (Niederlande); Prof. Bernhard Tluck, Bayerischer Tonkünstlerverband; Jakob Schmid, Mozart-Musizierwoche/DMG; Prof. Paul Roczek, »Prima la Musica« (Österreich), European Chamber Music Teachers Association (ECMTA) Mehr zu den beteiligten Ensembles des Wettbewerbs unter: www.heimspiel-mozart.de Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ist ein Projekt der Deutschen Mozart-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Tonkünstlerverband Bayern, den Europäischen Mozartwegen und der European Chamber Music Teachers Association. In Kooperation mit: Mit unterstützung des Kulturprogramms der europäischen union 2007 – 2013 Bärenreiter www.baerenreiter.com 42 Fr. 19. Oktober 2012 20.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben Prometeo Quartett Giulio Rovighi Violine Aldo Campanari Violine Massimo Piva Viola Francesco Dillon Violoncello Über lange Zeit hatte jede Epoche der Musikgeschichte ihre eigene Leitgattung. Eine musikalische Gattung also, die als Prüfstein des Kompositionshandwerks galt und an der sich jeder Komponist, der etwas auf sich hielt, messen lassen musste. Fungierten in der Renaissance die Messe und im Italien des 18. Jahrhunderts die Oper jeweils als Leitgattungen, so nahm diesen Platz am Ende des 18. Jahrhunderts das Streichquartett ein. Es galt als anspruchsvollste kammermusikalische Gattung und überdies als Komposition von ausgesprochen intellektuellem Rang. Im 19. Jahrhundert wurde das Streichquartett schließlich in Johann Christoph Lobes „Lehrbuch der musikalischen Composition“ von 1850 zum Paradigma der Kompositionskunst erhoben und vom Musiklexikografen Arrey von Dommer als „edelste Formgattung nicht nur der Kammermusik […], sondern der Instrumentalmusik überhaupt“ geadelt. Der Grund für diese Hochschätzung lag in der Auszeichnung des Zusammenwirkens von vier gleichberechtigten Stimmen als idealem Satzmodell. Die besondere Würde des vierstimmigen Satzes hat freilich tiefe Wurzeln, die bis in die Renaissance zurückreichen. Dort wurde die Vierstimmigkeit mit den vier Elementen oder den vier Himmelsrichtungen gleichgesetzt und somit als Abbild des geordneten Kosmos verstanden, wie man etwa in Heinrich Glareans „Dodekachordon“ von 1547 nachlesen kann. Das 18. Jahrhundert ergänzt diese Vorstellungen mit dem Rekurs auf die damals von Frankreich herkommende Gesprächskultur, so dass Johann Friedrich Reichardt 1773 „bei dem Quartett […] die Idee eines Gesprächs unter vier Personen“ hatte. Die endgültige Überhöhung des Streichquartetts zu einem musikalisch-intellektuellen Diskurs bereitet schließlich Goethes berühmtes Diktum vor, das er 1829 in einem Brief an Carl Friedrich Zelter formulierte: „Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen.“ Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): Streichquartett in G-Dur KV 387 I. Allegro vivace assai II. Menuetto: Allegro. Trio III. Andante cantabile IV. Molto Allegro Péter Eötvös (*1944): Korrespondenz. Szenen für Streichquartett I. Szene II. Szene III. Szene PAUSE Giorgio Federico Ghedini (1892 – 1965): Quartetto per Archi N. 3, in un sol tempo Adagio e rondò Hugo Wolf (1860 – 1903): Serenade in G-Dur HWW 117 Giuseppe Verdi (1813 – 1901): Streichquartett in e-Moll I. Allegro II. Andantino con eleganza III. Prestissimo IV. Scherzo. Fuga. Allegro assai mosso 43 44 fr. 19. Oktober 2012 Auf Seiten der Rezipienten spiegelte sich die Hochschätzung des Streichquartetts in der Ausbildung eines Bildungspublikums wider, das die Quartettaufführungen im Konzert mit der Partitur verfolgte. Hierfür wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts die Quartette Joseph Haydns, später auch diejenigen Mozarts und Beethovens, nicht nur wie üblich in Stimmen für die Musiker, sondern auch in Partituren zum Mitlesen und Studieren publiziert – den Vorläufern der heutigen Studienpartituren. Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahr-hundert vollzog sich die Kanonisierung der studierenswerten Vorbilder, zunächst Haydn und Mozart, später kam noch Beethoven hinzu. So entwickelte sich das Streichquartett in kurzer Zeit einerseits zur paradigmatischen Gattung der musikalischen Elite, des Bildungsbürgertums, andererseits zur Königsgattung musikalischer Kompositionskunst. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch im Œuvre von Komponisten wie Hugo Wolf oder Giuseppe Verdi, deren Schaffen völlig andere Schwerpunkte aufweist, Streichquartette finden. Wolfgang Amadé Mozarts Streichquartett in G-Dur KV 387, das zu Wolfs und Verdis Zeit längst zum Kreis der kanonisierten Meisterwerke der Gattung gehörte, war zu seiner Entstehungszeit selbst eine Reaktion auf Meisterwerke der Gattung. Es gehört zu der Gruppe von sechs Streichquartetten, die Mozart in den Jahren 1782 bis 1785 in Wien komponierte und die heute unter dem Namen ihres Widmungsträgers als „Haydn-Quartette“ bekannt sind. Sie entsprangen Mozarts Auseinander- Prometeo Quartett setzung mit den berühmten Streichquartetten op. 33 von Joseph Haydn, die dieser 1781 „auf eine gantz neue besondere art“ gesetzt hatte, wie der Komponist selbst formulierte. Haydns Opus 33 erfuhr in kürzester Zeit die Anerkennung anderer Komponisten. Das G-Dur-Quartett trägt auf der ersten Partiturseite die Datierung „li 31 di decembre 1782“ von Mozarts eigener Hand und ist damit das erste Werk der Quartettserie. Dass es Mozart Ernst damit war, eine angemessene musikalische Antwort auf die so schnell berühmt gewordenen Werke des älteren Haydn zu formulieren, zeigt bereits der mit „Allegro vivace assai“ überschriebene Kopfsatz. Mozart hat ihn als sehr konzentriert ausgearbeitete Sonatenform konzipiert. Alle vier Stimmen sind intensiv in das musikalische Geschehen einbezogen: So trägt nach der ersten Violine auch die zweite das Hauptthema solistisch vor. Beim Seitenthema ist es umgekehrt, hier hat die zweite Violine den Vortritt. Die Unterstimmen verleihen dem Satz bemerkenswerte rhythmische Impulse und verlassen damit ihre traditionelle Rolle als bloße Begleitstimmen. In der Durchführung wird sogar die Viola, die traditionell den letzten Platz in der Stimmenhierarchie einnimmt, mit einem Soloabschnitt betraut. Auf den Kopfsatz folgt ein auffallend ausgedehntes Menuett, das sein Gepräge durch chromatische Gänge und wechselnde Dynamik erhält. Wieder hat Mozart im bisweilen imitatorisch angelegten Satz ein Musterbeispiel für die Gleichberechtigung der vier Stimmen vorgelegt. Kontrastierend wirkt das Trio, das sich mit seinem schroffen Charakter in der parallelen Molltonart g-Moll deutlich vom Menuett abhebt. Im zweiteiligen Andante cantabile in C-Dur finden sich, wie in langsamen Streichquartettsätzen nicht unüblich, solistische Episoden der ersten Violine. Ihr tritt diesmal das Violoncello mit seinen Triolenketten als korrespondierendes Instrument zur Seite. Den kontrapunktischen Höhepunkt des Quartetts setzt Mozart mit dem letzten Satz, den er als Kombination von Doppelfuge und Sonatensatz anlegt. In der Verbindung des traditionsreichsten kontrapunktischen Satzprinzips, der Fuge, mit der seinerzeit aktuellen Sonatenform führt Mozart die Vorstellung des Streichquartetts als „gelehrter Komposition“ zu einem grandiosen Finale. Doch „zeigen“, so der Musikwissenschaftler Ludwig Finscher, „die zahlreichen Korrekturen in der Niederschrift des Finale, wie schwer es dem Komponisten zunächst wurde, dem eigenen Ehrgeiz gerecht zu werden“. Joseph Haydn hat die ihm gewidmeten Streichquartette sehr geschätzt. Stolz teilte Leopold Mozart seiner Tochter Nannerl die berühmten Worte mit, die Haydn an ihn gerichtet hatte: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und dem Namen nach kenne; er hat Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft.“ Dass Vater Leopold auf seinen Sohn Wolfgang jedoch keineswegs immer so stolz war, thematisiert das 1992/93 von Peter Eötvös komponierte Streichquartett „Korrespondenz“. Hier wird mit der Idee des Streichquartetts 45 als Gespräch, wie es Goethe formuliert hatte, Ernst gemacht. Denn das dreisätzige Werk basiert auf Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen Leopold Mozart und seinem Sohn, als sich dieser 1778 in Paris vergeblich um eine feste Anstellung bemühte. Eötvös organisiert das Stück in drei Szenen, in denen er die beiden Protagonisten, Vater und Sohn Mozart, auf einer imaginären Bühne erscheinen lässt. Der Bühnenimagination entsprechen Regieanweisungen in den Noten der Quartettspieler, wie etwa zu Anfang „Wolfgang schreibt gehetzt“, „Wolfgang liest entnervt, affektiert“ usw. Der musikalische Charakter der drei Szenen orientiert sich am jeweils thematisierten Briefinhalt. So beherrscht die erste Szene, in der Leopold seinem Sohn vorwirft, er sei in allen seinen Sachen „zu hitzig und zu jähe“, der dramatische Wechsel kurzer Motivfragmente, verbunden mit großen Sprüngen und Glissandi. In der zweiten Szene, in der Vater und Sohn zum Teil französisch kommunizieren, lässt Eötvös die Instrumente „französisch sprechen“, indem sie mit nasaler Tongebung in der Haltung des Violoncello spielen. „Wenn hier ein Ort wäre, wo die Leute Ohren hätten“, seufzt der Sohn. Mit einem markanten Pizzicato-Vortrag der Bratsche wird der dritte Teil eröffnet. Der Wechsel von ruhigen Episoden und heftigen Klangausbrüchen thematisiert den Tod von Mozarts Mutter, der nun im Mittelpunkt des Briefwechsels steht. Im dreifachen piano klingt das Stück aus. Die beiden Werke von Giorgio Federico Ghedini und Hugo Wolf verbindet die Einsätzigkeit sowie die Abkehr von der klassischen Sona- 46 Fr. 19. Oktober 2012 fr. 19. Oktober 2012 20.30 Uhr, Hoffmannkeller 1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn Malwina Sosnowski Violine Veit Hertenstein Viola Rochus Aust Komposition, Bohrer / Säge / Laubsauger Fosco Perinti Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster Florian Zwissler Plattenspieler / Radio / Häcksler Heinz Friedl Staubsauger / Schleifer / Mixer Markus Aust Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik tenform. Ghedini gelangte zu seinem Personalstil über die Auseinandersetzung mit der Musik des italienischen Frühbarock, insbesondere den Werken von Claudio Monteverdi (1567 – 1643) und Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). An die Stelle einer auf thematischer Arbeit basierenden Formkonzeption tritt in seinem 1939 komponierten und mit „Adagio e rondò“ überschriebenen Quartetto per archi N. 3 die Reihung unverbundener Episoden. Den Rondo-Gedanken nimmt auch Hugo Wolf in seinem 1887 komponierten Streichquartett auf, das er 1892 unter dem Titel „Italienische Serenade“ für kleines Orchester umarbeitete. Die Bezeichnung des Quartetts als „Serenade“ rückt das Stück deutlich von den „gelehrten Idealen“ der Gattung „Streichquartett“ ab, auch wenn die erhaltenen Skizzen zeigen, dass Wolf seine Komposition penibel ausarbeitete. In dem 643 Takte umfassenden Werk wechseln motivisch und harmonisch kontrastierende Einzelepisoden ab, wobei sowohl in der Mitte des Stücks als auch an seinem Ende wieder auf das Material des Anfangs zurückgegriffen wird. So erhält die Serenade Züge des klassischen Rondos, das sich in nicht wenigen Serenaden des 18. Jahrhunderts als Schlusssatz findet. Am wenigsten würde man ein Streichquartett wohl vom Nestor der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts erwarten. So trägt das Streichquartett in e-Moll von Giuseppe Verdi zunächst auch alle Züge einer Studienkomposition. Denn das Werk entstand in einer Zwangspause, die der Komponist vor der neapolitanischen Uraufführung seiner Oper „Aida“ am 30. März 1873 im Teatro San Carlo einlegen musste. Bereits im November 1872 war Verdi angereist, um die Proben zu überwachen, doch zwang eine Indisposition der Primadonna zu deren Unterbrechung. Verdi nutzte die Zeit und komponierte ein Streichquartett. Bis sich Verdi zur Veröffentlichung des Stücks entschließen konnte, bedurfte es nach der Uraufführung im privaten Kreis, die zwei Tage nach der Opernpremiere in Neapel stattfand, allerdings noch einer weiteren erfolgreichen Privataufführung am 1. Juni 1876 in Paris. Seine Zurückhaltung gegenüber seinem einzigen Quartett belegt, dass das Stück nicht geplant war. Verdi besaß neben den Klavierwerken Johann Sebastian Bachs die Partituren sämtlicher Streichquartette der Wiener Klassiker, die auch für sein eigenes Quartett Pate standen. Greifbar wird dies etwa in der motivisch-thematischen Arbeit und den fugierten Passagen des Kopfsatzes, den Verdi als modifizierte Sonatenform anlegte. Der Musikdramatiker Verdi meldet sich im liedhaften Charakter des Andantino con eleganza und dessen kontrastierendem Mittelteil sowie in der Violoncello-Kantilene des Scherzo. Dieses steht, wie bei Beethoven, an dritter Stelle. Dem Gattungsideal der „gelehrten Schreibart“ zollte Verdi endlich mit der Schlussfuge seinen Respekt, denn seit Haydns Quartetten op. 20 ist die Fuge der gelehrte Quartettschluss par excellence. So schuf der Opernkomponist mit seinem einzigen Streichquartett ganz bewusst ein Werk im Horizont der Gattung, und doch in seinem ganz eigenen Stil. Martin Dippon Interview mit Herrn Haydn Rochus Aust: Herr Haydn, Sie waren immer sehr offen für Neues in der Musik. Ebenso haben Sie Ihr Publikum gerne überrascht.1 Auf dem Zenith Ihres Schaffens und Ihres Ruhmes tritt der Trompetenkollege Weidinger mit einer kuriosen Erfindung an Sie heran: der chromatischen Klappentrompete.2 Die historische Folge: ein Meisterwerk,3 das das Instrument adelt und Generationen dankbarer Trompeter (Schüler wie Lehrer) beglückt.4 Sie haben sich aber auch für außermusikalische technische Neuerungen interessiert. 1775 erfindet John Wilkinson 5 in England eine Präzisionsbohrmaschine zum Aufbohren von Kanonenrohren – wichtig nicht nur für die Schiffahrt. Waren Sie ihr nicht durch Ihre Reisen immer sehr verbunden? Joseph Haydn: jedes linien schiff. oder MAN OF WAR hat 3 Masten ingleichen eine Frigate; die Meisten sind von 3 Etagen / ein Brig hat 2 Masten / Cutter hat nur 1 Mast, ein jedes linien schif muß wenigstens 64 Canonen haben, ein Cutter hat nur 14 oder höchsten 16 Canonen; ein feuer schif hat 2 Masten; in der Mitte Ihrer Segeln hat es 2 grosse lange quer stangen, mit Runden spitzigen dopelten Eisen / beyleuffig; welche wan Sie nahe an feindliche Schife komen; mit diesen Eisen die Seile oder selbst die Segel anfaßen; worauf dan das schif in brand sezt so d. d. andre angeheffte mit verbrenen muß; das Volk reterirt sich in kleine bey sich habende schifgen.6 wehrend der ganzen überfahrt bliebe ich oben auf dem schif um das ungeheure Thier das Meer satsam zu betrachten, solange es windstill war, förchte ich mich nicht, zulezt aber, da der immer stärckere wind ausbrach und ich die heranschlagende ungestimme hohe wellen sah, überfiel mich eine kleine angst, und mit dieser eine kleine üblichkeit.7 Rochus Aust (*1968): Sinfonie mit der Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag feat. Joseph Haydn ( 3. Sinfonie für Stromorchester mit Violine und Viola, Uraufführung) I. Schlag ohne Bezeichnung II. langsam (fl) III.Geldmusik/schneller IV.frei V. immer schneller VI.furioso molto possibile Wolfgang Amadé Mozart (1756µ– 1791): Duo für Violine und Viola Nr. 1 G-Dur KV 423 I.Allegro II.Adagio III.Allegro Duo für Violine und Viola Nr. 2 B-Dur KV 424 I.Adagio II.Allegro III.Andante cantabile IV. Andante con variazioni 47 48 fr. 19. oktober 2012 RA: In Ivry sur Seine 8 errichtet Nicolas Appert 9 1796 seine Versuchswerkstatt zur Konservierung von Lebensmitteln, als Konditor in Hinsicht auf Milchprodukte sehr naheliegend... JH: Das Obers oder die Milch lang zu erhalten, man nihmt eine Buttellie voll mit Milch und thut es in ein andres Erdenes oder kupfer geschirr so mit wasser bis über die Helfte der Buttellie angefült, und stelle es an das feuer. lasse es eine halbe Stund sieden, nehme alsdan die Buttelie heraus und versiegle dieselbe wohl, damit kein luft heraus kan, auf solche arth bleibt die Milch vielle Monathe wohl behalten. NB: die Buttellie muß vorhero ehe dieselbe in das wasser gestellt, durch den stopl gut zugemacht werden. disse sagte mir ein schiffs Capitain – 10 RA: 1791, während Sie in London weilen, wird Alessandro Volta 11 zum Mitglied der Royal Society ernannt. Seine Erfindung der Batterie verursacht letztendlich die Elektrifizierung der Moderne. Sie haben ausgiebig für mechanische Flötenuhren komponiert.12 Wie stehen Sie zum Einsatz elektrischer Maschinen in der Musik? Rasierer oder Föne beispielsweise, immerhin war Ihre Frau die Tochter eines Friseurs? JH: (schweigt beharrlich) 13 RA: Nun, ich möchte Sie nicht langweilen mit bahnbrechenden Erfindungen ... JH: den 15 Junij gienge ich von windsor nach zu H: Doctor Hershel, allwo ich den grossen Telescop sahe – dieser ist 40 Fuß lang und 5 Fuß in Durchschnit, die Machine ist sehr groß, aber so künstlich, daß ein einziger Mann die ganze 1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn Machine mit leichter Mühe in Bewegung setzen kan. Es sind noch 2 kleinere, wovon einer 22 Fuß hat, und welcher 6 tausendmahl vergrössert.14 RA: ..., aber auch stadtplanerische Prozesse haben Sie zeitweilig interessiert? JH: die stadt London gebraucht Jährlich an Kohln 8 mahl hundert tausend karn, jeder karn hält in sich 13 Säcke, jeder Sack hat 2 Metzen. die meisten koln komen von Newcastle: es komen öffters 200 schiffe damit beladen zugleich an, der karn kostet 2 1/2 Pfund.15 die Stad London unterhält zur reinigung der strassen 4000 karn, von welchen täglich 2000 arbeithen.16 RA: Wie haben Sie in England die Menschen erlebt? JH: alsdan fangen sie rangmessig an zu tanzen, aber nur 1 Baar, so wie bey Hof am 6tn Jenner als am Geburtstag des Königs, in diesem kleinen Saal sind beederseits erhabene Bäncke von 4 Stuffen, allwo meistens das schöne Geschlecht die Oberhand hat. Man tanzt in diesem Saal nichts anders als Menuets. Ich konte aber hier nicht länger als ein Viertelstund verbleiben, erstens weil die Hitze wegen so vielen Menschen in einem so engen Raum zu groß ware und 2tns wegen der schlechten Tanz Music, indem nur zwey Violin- und ein Violoncello spieler das gantze Orchest ausmachten, die Menuets waren mehr Pohlisch als nach unser und der italienischen Arth, ich gieng von da in einen andern Saal, welcher mehr einer unterürdischen Höle gleichte, da wurde Englisch getanzt, die Music war da etwas besser, weil ein Troml mitspielte, welche das üble von den Geigern deckte. ich gienge weiter in den grossen Saal, allwo wir speiseten, da war die Music zahlreicher und etwas leydendlicher. (...) Das Wunderbahrste aber ist, daß der eine Theil fort tanzt, ohne einen Ton von der Music zu hören, weil bald an jenen, bald an einem anderen Tisch theils Lieder gebrült, theils Gesundheiten unter den tollen Aufschreyen und Schwenckungen des Glases Hurrey, H: H: gesoffen werden.17 RA: Bleiben wir noch einen Moment bei unserer gemeinsamen Liebe zur Stadt London.18 Der Prince of Wales, zeitweise auch mein Lehnsherr,19 war Ihnen sehr gewogen... JH: Den 1sten Februar 1795 wurde ich durch den Prinzen von Wallis auf eine Abend-Musik (...) eingeladen (...). Es wurde nichts anderes als von meiner Komposition gespielt; ich saß am Klavier; zuletzt mußte ich singen. Der König, der bisher nur Händelsche Musik hören konnte oder wollte, war aufmerksam; er unterhielt sich mit mir, und führte mich zur Königin, die mir viel schmeichelhaftes sagte. Ich sang mein deutsches Lied: „Ich bin der verliebteste.“ Auf den 3ten Febr. war ich zum Prinzen von Wallis eingeladen: den 15ten, 17ten und 19ten Apr. 1795 war ich eben daselbst, den 21ten bey der Königin in Buckinghamhouse.20 RA: ... doch hat er ständig vergessen, Sie zu bezahlen,21 was bei 26 Dirigaten eines Superstars ja auch mal vorkommen kann, oder? JH (holt ein Dokument hervor) 22 RA: Da hatte ich ein wenig mehr Glück, was wohl an der Höhe der Summe liegen mag.23 Dennoch hat er Sie sehr beeindruckt. JH: Printz von Wallis ist das schönste Mannsbild auf gottes Erd boden, liebt die Music ausserordentlich, hat sehr viel gefühl, ABER WENIG GELD: NB UNTER UNS.24 RA: Gerne. Unter uns: Sie haben sich überproportional viel mit Geld auseinandergesetzt. Geld für Ihre Arbeit, für Ihre Musiker, für Halsabschneider, für unglückliche Familienmitglieder, Geld für dies und Geld für jenes. Ich dachte, dass diese Geldkrankheit eher ein Phänomen des Heute sei als des Gestern? JH: 6 guinees, 3 1/2 guinees, 8 guinees, 12 guinees, 30 guinees, 1 guinee, tausend 6 hundert Pfund, 6000 Pfund, 100 guinees, 10 guinees, eine Million Pfund, 1000 guinees, 100000 fl., 500 Pfund, 10 guinees, 10 guinees, 500 Pfund, 1000 und noch mehr Pfund, 1 bis 42 Shilling, 8 tausend Pfund, 6 tausend, 50000 Pfund, 2 Pfund, 2000 Pfund, 7 Pfund, 7 Shilling, 9 Shilling, 1 Coron, 5 shilling, 1 half Crown, 3000 guinees, 25 tausend Pfund, 47 tausend Pfund, 4000 Pfund, 1000 fl., 25,000 Pfund, 1 1/2 guinee, 1/2 guinee, 6 guinees, 1000 Pfund, 1 guinee, 50,000 f., 100 Pfund, 5 schilling 6 penz, 6 schilling 6 penz, 2 Pfund 2 schilling,1 Pfund 4 schilling, 1 Pfund 11 schilling 6 Penni, 6 schilling,18 schilling, 7 schilling 6 Penni, 9 schilling, 1 Pfund 1 schilling, 1 guinee 11 ein Halb Schilling, 5 schilling, 1 guinee, 200 Pfund, 2000 Pfund, 500 Pfund, gold stangen, 700 Pfund, anderthalb Millionen, 1000 Pfund, ungeheure Menge in spanischen Thallern, Gold, 300 Pfund, 27 guinees, 6000 Pfund, 6 Pence, 3 schilling, 75 wiener Gulden, 40,000 Pfund, 10,000 Pfund, 21 tausend Pfund, 500 Pfund, 20 tausend Pfund, 4 49 50 fr. 19. oktober 2012 tausend Gulden, siebenhundert Pfund, zwanzig tausend Pfund, fünf tausend Pfund, halbe Guinee, sechs guineen, eine Guinee 25 RA: Wieviel Freiheit bleibt denn da noch übrig? JH: (...) wie Süss schmeckt doch eine gewisse freyheit, ich hatte einen guten Fürsten, musste aber zu zeiten von niedrigen Seelen abhangen, ich seufzte oft um Erlösung, nun habe ich Sie einiger massen, ich erkenne auch die gutthat derselben ohngeachtet mein geist mit mehrer arbeith beschwert ist. das bewust seyn, kein gebundener diener zu seyn, vergütet alle mühe 26 RA: Wie stehen Sie zu der Idee musikalischer Unikate? JH: (zeigt uns ein Dokument) 27 RA: Hielten Sie das langfristig für realistisch? JH: (lächelt verschmitzt) RA: Herr Haydn, vielen Dank für dieses Gespräch. Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung der Brühler Schlosskonzerte. 1. Deutsches Stromorchester feat. Haydn 1 „Ich fragte [Haydn] einst im Scherz, ob es wahr wäre, dass er das Andante mit dem Paukenschlage komponirt habe, um die in seinem Konzert eingeschlafenen Engländer zu wecken? ‚Nein‘, erhielt ich zur Antwort, ‚sondern es war mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen, und auf eine brillante Art zu debütiren, ...‘.“ Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn, Leipzig 1810; Zitiert nach: Marie Louise Martinez-Göllner, Joseph Haydn – Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag), Wilhelm Fink Verlag, München 1979. 2 Der Wiener Trompeter Anton Weidinger (1766 – 1852) entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts die chromatische Klappentrompete. 3 „Bewundernswert ist Haydns Fähigkeit, die Grenzen eines Instrumentes und einer neuen Technik auszuloten, die weder er noch jemand anderer vor ihm erforschen konnte.“ Aus: Anton Gabmayer, Programmheft der Haydn Festspiele Eisenstadt 2010. 4 „Als ich dreizehn Jahre alt war, durfte ich mich zum ersten Mal an das (heilige) Trompetenkonzert von Joseph Haydn heranwagen. Von da an bat mich mein Lehrer, ihm den langsamen Satz zu Beginn jeder Stunde (oft mehrfach) vorzuspielen. Währenddessen machte er regelmäßig ein kleines Nickerchen, was er mit der ‚Schönheit’ meines Spiels begründete. Ich war sehr stolz darauf, obwohl mein Unterricht immer dienstags um 14.30 Uhr begann.“ Aus: Rochus Aust, Erinnerungen nach Rokipedia. 10 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (1791 – 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 506-507. 11 Alessandro Volta (1745 – 1827), italienischer Physiker, u. a. Erfinder des Elektrophors, des Elektroskops und der Batterie (Voltasche Säule). Die Maßeinheit für elektrische Spannung wurde ihm zu Ehren Volt genannt. 12 Joseph Haydn komponierte 32 Werke für Flötenuhren (Hoboken-Verzeichnis XIX): „Flötenuhren sind mit großen Einschränkungen als Tonträger ihrer Epoche zu betrachten; sie zwangen den Komponisten zu exakten Ausführungsanweisungen in Verzierung und Tempo. Die Kopp-lung von Windwerk und Walze lässt Rückschlüsse auf Mindesttempi zu und macht historische Flötenuhren damit interessant für Fragen der historischen Aufführungspraxis.“ Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3% B6tenuhr# Ursprung_und_Epoche, 12.03.2011. 13 „Ueberhaupt war seine Wahl nicht glücklich ausgefallen, denn seine Gattin war von einem gebieterischen, unfreundlichen Charakter, und er mußste ihr seine Einkünfte sorgfältig verbergen, weil sie den Aufwand liebte, dabey bigott war ...“, Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 21. 14 Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (1791 – 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 486. 15 5 John Wilkinson [Iron Mad Wilkinson] (1728 – 1808), englischer Eisenhüttenfachmann und Eisenfabrikant 6 Aus: Joseph Haydn, Drittes Londoner Notizbuch (1794 – 1795). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 532. 7 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger (Wien), London, 08.01.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 250 – 251. 8 Fosco Perinti (*1961), Sohn eines Konditors, Mitglied im 1. Deutschen Stromorchester und Solist der Pariser Uraufführung, wohnhaft in Ivry sur Seine 9 Nicolas Appert (1749 – 1841), französischer Konditor und Erfinder Ebd., S. 489. 16 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (1791 – 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 511. 17 Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (1791 – 1792). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 482. 18 Haydn war begeistert von der Millionenstadt London, die ihn schätzte und feierte. 19 His Royal Highness The Prince of Wales ist Gründer und Präsident des Royal College of Music in London, an dem Rochus Aust von 1994 bis 1996 studierte. 20 Aus: Joseph Haydn, Viertes Londoner Notizbuch (1794– 1795). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 552 – 553. 21 Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 59 – 60. 22 „Vienna. ye 15th Aprill. 1796. I empower herwith Mr Squire to receive for me from the Hble (Honorable) Commissioners One hundred Pounds due to me by His Royal Highness the Prince of Walis, and acknowledge hereby the receipt of that Sum in full of all demands. Doctor Haydn mppria“, Joseph Haydn an die Kommission des Englischen Parlaments, Wien, 15.04.1796. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeich-nungen, Bärenreiter 1965, S. 308. 23 Rochus Aust bekam vom Royal College of Music in London ein Studienstipendium zuerkannt. 24 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger (Wien), London, 20.12.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 268. 25 Erschrocken stellt der Gesprächsführer fest, dass sich Haydns persönliche Aufzeichnung ständig um Geld und Besitz drehen. Hier sind nur Haydns finanzielle Erwähnungen in den Londoner Notizbüchern vermerkt. In der „Sinfonie mit der Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag“ von Rochus Aust ist der dritte Satz mit „Geldmusik/schneller“ überschrieben. Kompositorisch bildet die Geldliste das metrische Gerüst des dritten Satzes. 26 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger (Wien), London, 17.09.1791. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 260 – 261. 27 „4. Abschnitt der CONVENTION UND VERHALTUNGSNORMA DES VICE-CAPEL-MEISTERS des Fürsten Esterházy: Auf allmaligen befehl Sr HOCHFÜRTSL. DURCHLAUCHT solle er VICE-CAPEL-Meister verbunden seyn solche MUSICALIEN zu COMPONIREN, was vor eine HOCHDIESSELBE verlangen werden, sothanne Neüe-COMPOSITION mit niemanden zu COMMUNICIREN, viel weniger abschreiben zulassen, sondern für IHRO DURCH-LAUCHT eintzig, und allein vorzubehalten, vorzüglich ohne vorwissen, und gnädiger erlaubnus für Niemand andern zu COMPONIREN.“ Wien, 01.05.1761. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 42. 51 52 sa. 20. oktober 2012 14.00 Uhr, basilika St. Ulrich und Afra Kids for kids Mozart für Kinder Singen auf der Orgelempore für 5- bis 14-jährige Isabell Münsch Sopran Peter Bader orgel Singen wie Leopold Mozart auf der Orgelempore der Ulrichsbasilika ... und noch mehr! Leopold war ca. 10 Jahre alt, als seine Stimme als Chorknabe von St. Ulrich durch die große Basilika ertönte – und er hatte sicher Spaß dabei. An diesem Nachmittag steigen wir, wie damals Leopold, 17 Meter über die alte Mozartstiege (hoffen, dass sie hält) in die Höhe auf die Orgelempore und lassen die Stimmen nach unten in den Kirchenraum fliegen. Dort oben erwartet uns eine Königin – die Orgel. W. A. Mozart hat sie die „Königin der Instrumente“ genannt. Mit all ihren lauten und leisen, hohen und tiefen, schnarrenden und flötenden, wütenden und freundlichen Tönen wird sie unser Singen begleiten. Die Mädchen von Aframusica – mit Isabell Münsch und Peter Bader – freuen sich auf ein spannendes Mitmach-Konzert zum Zuhören, Mitsingen, Raten und Mitschwingen. Singen in der Mädchenkantorei St. Afra ... ... kann Mädchen helfen, in einer zunehmend schnelllebigen virtuellen Welt auf innere Töne zu hören und durch das schöpferische Tun gelassener und seelisch stabiler zu werden. ... ermöglicht die Begegnung mit der musikalischen Weltliteratur. Durch eine Mischung aus traditioneller und moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, wird eine interessante Abwechslung geboten. ... fördert Sozialkompetenzen durch die Möglichkeit, sich und andere auf besondere Weise wahrzunehmen. „AFRAMUSICA" möchte eine moderne Jugendgemeinschaft sein, deren Kern eine fundierte Gesangsausbildung ist. Unser Ziel ist es, bei den Mädchen die Freude am Singen zu stärken und bei den wöchentlichen Proben, bei der Gestaltung von Gottesdiensten, Konzerten oder bei Chorfreizeiten Gemeinschaft zu erleben. Die Proben (Dauer: 60 Minuten) finden montags ab 16 Uhr im Pfarrheim St. Ulrich und Afra, Ulrichsplatz 16, Augsburg statt. Parallel zu den Chorproben bekommen die Mädchen in Kleingruppen Stimmbildungsunterricht. Außerdem werden vierteljährlich „Stimmbildungssamstage“ für die jeweiligen Chorgruppen stattfinden. Informationen: per Email an: [email protected] oder per Telefon: 0821/345560 (Pfarrbüro) 53 54 SA. 20. Oktober 2012 16.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben Mozart für Kinder „Wunderkinder“ Gewinner/-innen der Jahre 2011 und 2012 beim Internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“, Brno/Brünn (CZ) Kristine Ayvazyan, Roman Fric, Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová Von Wunderkindern und Wettbewerben Die Bemerkung ließ aufhorchen: „Wagner wusste, Mozart war kein Wunderkind“. Woher Christoph Schlingensief das wusste, als er den Satz in seiner irrwitzig überbordenden Salzburger Installation „chicken balls. der hodenpark“ äußerte: Das ließ er offen. Wagner selbst – bekanntlich einer der überragenden Meister der Musikgeschichte – wusste, dass er selbst nicht das war, was man als „Wunderkind“ zu bezeichnen pflegt. In der „Mitteilung an meine Freunde“ schrieb er, dass man es sehr bezweifeln müsse, ob er in seiner Jugend „jemand als ‚Wunderkind‘ erschienen“ sei: „Mechanische Kunstfertigkeiten wurden nie an mir ausgebildet, auch spürte ich nie den mindesten Trieb dazu.“ Übrigens: Auch Wladimir Horowitz, einer der ganz Großen des Klaviers, debütierte erst mit 17 Jahren. Man sieht: Aus einem „Wunderkind“ – dessen meist vergängliches Genie vor allem darin zu bestehen scheint, die Welt durch „mechanische Kunstfertigkeiten“ zu begeistern – muss noch kein Meister der gereiften Interpretation oder haltbaren Komposition erwachsen. Die Ausnahmen scheinen eher die Regel zu bestätigen: Beethoven trat schon mit sieben Jahren „mit verschiedenen Clavierconcerten und Trios“ in der Öffentlichkeit auf, wobei ihn der Vater um ein Jahr jünger machte. Es fällt auf, dass, wie Beethovens Biograf Anton Schindler berichtete, der „feurige und oft störrische Knabe stets mit allem Ernst an das Klavier getrieben werden musste.“ Zum Violinspiel habe er noch weniger Lust gehabt. Ganz anders Franz Liszt: Den Jungen trieb es nicht nur zum Klavier, dem er später einige der bedeutendsten Kompositionen des 19. Jahrhunderts abgewann. Er beherrschte es, unter sachkundiger Anleitung, schon bald als Supervirtuose, vergaß aber nicht, worauf es letzten Endes ankommt: auf den „Ausdruck“ – was ihn, so ein zeitgenössischer Rezensent, selbst vor bekannten Künstlern auszeichne. Ist das sogenannte Wunderkind ein Mensch namens Mozart, so haben wir es mit dem Unerklärlichen zu Werke von W. A. Mozart, Frédéric Chopin, Aram Khachaturian, Sergej Rachmaninow, Felix MendelssohnBartholdy u. a . Moderation: Adrian Lischka Christine Pilisi Ute Wedig In Zusammenarbeit mit Amadeus 2012 Brno 55 56 sa. 20. Oktober 2012 tun, das sich beim Knaben, so Wolfgang Hildesheimer, nicht durch die Einmaligkeit, sondern durch das Besondere auszeichnet. Der Vater hat es gewusst: „Gott hat meinen kindern solche talente gegeben die, ohne an die Schuldigkeit eines Vatters zu gedenken, mich reitzen würde, alles der guten Erziehung derselben aufzuopfern.“ Die Geschichte der historischen Wunderkinder: Das ist nicht gerade eine Geschichte des Glücks. Musikalische Hochbegabte (wie der Begriff heute lautet) hatten es dabei noch vergleichsweise gut – auch wenn sie, wie im Falle Mozarts, um den Preis ihrer Gesundheit in die frühkindlichen Karrieren gehetzt werden konnten. Es waren nicht allein sehr junge Musiker, die durch Höchstleistungen auf sich aufmerksam machten. Spektakulär sind auch die Sprachoder Rechenkenntnisse, die zumal seit dem 18. Jahrhundert bei auserwählten Kindern bemerkt und in zirkusartigen „performances“ ausgebeutet wurden. Ebenso bemerkenswert ist die Biografie dieser Geschöpfe: viele, die früh starben; viele, die in ihrem erwachsenen Leben in die Normalität zurückfielen; viele, die mit dem „normalen“ Leben nicht zurecht kamen, weil ihre Sonderbegabungen sie zu tragischen Autisten und scheiternden Außenseitern machte. Geradezu gespenstisch ist der Fall des kleinen Lübecker Wunderkindes Christian Heinrich Heineken, der nur vier Jahre alt wurde, elendig an der Zöliakie starb, aber Höchstleistungen der Gedächtniskunst vollbrachte. Adrien Baillet konnte schon 1688 ein dickleibiges Buch veröffentlichen, in dem er hochbegabte Kinder auflistete. Bezog sich der Wunderkinder französische Autor auf „wissenschaftliche“ Leistungen, so ist das Phänomen des musikalischen Wunderkindes zwar nicht jünger, aber allgemein populärer. Die Demonstration außergewöhnlicher Fähigkeiten macht im konzertanten Raum einen unvergleichlichen Effekt – bis heute. Claudio Monteverdi (der schon mit 15 Jahren eigene Kompositionen veröffentlichte), der Gambist Antoine Forqueray (der schon als Knabe vor Ludwig XIV. konzertierte), Telemann (der mit 12 Jahren seine erste Oper schrieb): Sie gingen Mozart voran, erlebten aber niemals das Presseecho ihrer „wissenschaftlichen“ Kollegen. Erst mit der Marketingkampagne, die Leopold Mozart seinem Sohn widmete, geriet das Phänomen des musikalischen Wunderkindes in den Fokus der Aufmerksamkeit eines großen Publikums. „Ein Knirps, der wie ein Teufel Klavier spielen kann, wirkte eben schon immer eindrucksvoller als ein Fünfjähriger, der komplizierte Formeln löst“, wie Josef Engels schrieb. Es mag dahin gestellt sein, ob der Vater wirklich glaubte, dass der liebe Gott bei der Karriereplanung seines Sohnes ein Wörtchen mitzusprechen hat: „Es hänget von S:r göttlichen Gnade ab, ob er dieß Wunder der Natur, so er in die Welt gesetzet hat, auch darinnen erhalten, oder zu sich nehmen will.“ Wichtiger ist der Umstand, dass Wunderkinder niemals ohne die Eltern zu haben sind. Deren Interessen mögen so verschieden sein wie die Kinder selbst: „rein künstlerisch“ motiviert oder eher auf den Reingewinn, auf die Ware Kunst aus. Die Vermarktungssucht zumal der Väter beschränkt sich nicht allein auf das Gebiet des Sports; die Karriere Michael Jacksons war vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Mozart hatte Glück, auch wenn er relativ früh starb: Die Förderung seiner Hochbegabung war derart ganzheitlich und handwerklich profund, dass das, was man damals als „Genie“ zu bezeichnen anfing, sich aus dem bloßen Wunderkindstatus ins Erwachsenenleben hinein entwickeln konnte. Dass genau dieser Prozess bei vielen Wunderkindern ausblieb oder tragische Rückschritte den Lebenslauf bestimmten: Diese statistisch nachweisbare Tatsache ist inzwischen zu einer Binsenweisheit geworden. Man darf allerdings nicht vergessen, dass ein „Wunderkind“ nicht als solches auf die Welt kommt. Es ist immer das Publikum, das ein wie auch immer begabtes Kind zu einem Wunder erklärt. Auch davon erzählt Thomas Manns Erzählung „Das Wunderkind“ von 1903, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Lykourgos „Loris“ Margaritis (1895 – 1953), so hieß das Kind, das Mann in einem Konzert gehört hatte. Margaritis wurde später eine musikalische Größe in seinem Heimatland Griechenland, vom Wunderkind Loris redet kaum noch jemand. Margaritis tat allerdings einiges für die Förderung der musikalischen Jugend, als er 1927 die Klavierkurse bei der Internationalen Sommerakademie Mozarteum in Salzburg gründete. An die Stelle von mehr oder weniger musikalischen Zirkusshows mit „kleinen versierten Wichten“, die „mit durchschlagendem Erfolg“ schwache Stücke zum Besten geben, sind institutionell abgesicherte Veranstaltungen getreten, in denen Mozart, Beethoven, Bartók, 57 Rachmaninow, Brahms gespielt werden. Im Zeitalter der Entdeckung der Ganzheitlichkeit, in dem die Ausbildung der nichtrationalen Fähigkeiten genauso wichtig wurde wie die Entwicklung „vernünftiger“ Eigenschaften, nimmt die Förderung der Hochbegabten natürlich einen besonderen Platz ein. Es kann nicht schaden, wenn ein Kind – auf bisweilen höchstem „seelischem“ und technischem Niveau – sich musikalisch betätigt (vorausgesetzt, dass der ökonomische Hintergrund nicht wesentlicher wird als der persönliche und künstlerische). Der Amadeus-Klavierwettbewerb, der aus Anlass des 225. Jahrestages von Mozarts Aufenthalt in Brünn/Brno gegründet wurde, dieser Wettbewerb fordert zielgerecht alle Kinder heraus, die das elfte Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Handelt es sich bei den Preisträgern um „Wunderkinder“? Im Jahre 1904 kommentierte einmal ein unbekannter Schreiber einen Auftritt des elfjährigen Violin-Virtuosen Florizel von Reuter und des neunjährigen Pianisten Miecio Horszowski: „Ihr thut mir wahrhaft in der Seele leid! Um eure Jugend beraubt, um eure Zukunft betrogen – denn aus hundert Wunderkindern werden oft kaum 10 Wundermänner.“ Nein, „Wundermänner“ müssen die jungen Musiker nicht werden – nur autonome Persönlichkeiten, die das Beste aus ihrer frühmusikalischen Praxis in ihr späteres Leben mitnehmen. Frank Piontek 58 sa. 20. Oktober 2012 20.00 Uhr, Evang. Heilig Kreuz Kirchenkonzert Siri Thornhill Sopran Margot Oitzinger Alt Colin Balzer Tenor Hugo Oliveira Bass Wallfisch Band Augsburger Domsingknaben Reinhard Kammler Einstudierung Bruno Weil Dirigent Im Interview mit Bruno Weil zum Sinfoniekonzert der Wallfisch Band am Mittwoch dieser Mozartfest-Woche (s. S. 33ff) kommt deutlich zur Sprache, dass die Musiker des 18. Jahrhunderts auf mannigfache Weise miteinander in Kontakt standen und stets über die neuesten Entwicklungen auf ihrem Gebiet informiert waren – und im übrigen auch darüber hinaus: Man denke nur an die Stellen der Mozart-Briefe, in denen Leopold Mozart über die politischen Ereignisse seiner Zeit schreibt. Gerade in ihrem ureigensten Gebiet aber war es von äußerster Wichtigkeit, über die jeweils ‚aktuelle(n)‘ Richtung(en) Bescheid zu wissen und im Stil dieser Richtungen komponieren zu können, wenn man über den eigenen engen Wirkungskreis hinaus wahrgenommen werden wollte. Leopold Mozart gehörte zu den wachsten Rezipienten aktuellen Geschehens, wenn man seine Aktivitäten vor dem Hintergrund seiner Zeit betrachtet: Seit etwa 1730 hatte sich in Italien die Sinfonie vom einleitenden Instrumentalstück zum eigenständigen Konzert- und Vortragsstück entwickelt; eine erste Konsolidierung dieser Entwicklung war der ab dem Jahre 1742 erfolgte Druck der Sinfonien Giovanni Battista Sammartinis (1700 – 1775) in Paris. Die erste – wenn auch mit Fragezeichen – datierbare Sinfonie Leopold Mozarts liegt in einer wohl aus dem Stift St. Peter zu Salzburg stammenden Abschrift 1748 vor. Sie stammt von der Hand des 1738 bis 1748 in St. Peter lebenden P. Bernhard Finck und befindet sich heute in der Staatsund Stadtbibliothek Augsburg. Da 1748 aufgrund der Aufenthaltszeit P. Bernhards in St. Peter einen terminus post quem non darstellt, ist zu vermuten, dass Leopold Mozart schon früher ‚auf diesen Zug aufgesprungen‘ war. Viele der Beispiele seiner Violinschule stammen zudem nach den Untersuchungen Pier Luigi Petrobellis aus Werken Giuseppe Tartinis (1692 – 1770). Dazu war es in Salzburg gängige Praxis, den Sängern und Sängerinnen der Hofmusik Studienreisen nach Italien zu ermöglichen; so konnte zum Beispiel der Bassist Joseph Nikolaus Meissner (1725 – 1795) im Jahre 1748 eine Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): „Regina coeli“ KV 108 (74d) I.Allegro II. Tempo moderato III.Adagio un poco Andante IV.Allegro Offertorium de tempore „Misericordias Domini“ KV 222 Moderato PAUSE Leopold Mozart (1719 – 1787): Missa solemnis in C-Dur LMV I:C2 59 60 sa. 20. Oktober 2012 Studienreise und im weiteren Verlauf seiner Karriere mehrere Konzertreisen nach Italien unternehmen. Ein regelmäßiger Kontakt zwischen dem geistlichen Fürstentum Salzburg, zu dessen innerstem Staatsapparat die Hofmusik gehörte, und Italien ist aber allein schon aufgrund der Stellung in der kirchlichen Hierarchie – St. Peter gilt als ältestes Kloster im deutschen Sprachraum, das Bistum Salzburg als das älteste nördlich der Alpen, der Salzburger Metropolit demzufolge als „Primas Germaniae“ – nicht nur anzunehmen, sondern vorauszusetzen. So verwundert es nicht, dass Leopold Mozart anfangs der 1750er-Jahre ausreichend genug informiert war, um zwei den aktuellsten Entwicklungen entsprechende neapolitanische Kantatenmessen schreiben zu können, deren sogenannter „stile misto“ nach Reinhold Kubik bis dahin in Salzburg „eher ungebräuchlich“ war. Leider blieben die im „Leopold-Mozart-Werkverzeichnis“ mit den Nummern I:C1 und I:C2 versehenen Messen trotz (oder doch: wegen?) ihrer Wichtigkeit für die Kenntnis der kompositorischen ‚Vorfahren‘ Wolfgang Amadé Mozarts lange Zeit unediert, obwohl Max Seiffert bereits 1908 auf ihre Existenz hingewiesen und auch eine ausreichende Zahl zuverlässiger Quellen benannt hatte. Die autographe, Kyrie, Gloria und Credo (dazu das nur bis Takt 9 ausgeführte Sanctus) im Chorsatz enthaltende, vor 1975 etwa 100 Jahre unauffindbare Ent-wurfskizze der Messe LMV I:C2 im Archiv des Offenbacher Verlags André galt lange als Werk Wolfgang Amadés; sie fand als „Missa brevis“ unter der Nr. 115, angeblich 1771 entstanden, sogar Auf- Kirchenkonzert nahme ins Köchel-Verzeichnis. Alfred Einstein stellte sie bei seiner Überarbeitung für die 1937 erschienene 3. Auflage ins Jahr 1773 um und gab ihr die neue Nummer 115 (166d). Ihren polyphonen Kompositionsstil versuchte man durch die Annahme zu erklären, es handle sich um eine Auseinandersetzung mit der Setz-weise der Salzburger Vorbilder, namentlich des bis 1762 amtierenden Hofkapellmeisters Johann Ernst Eberlin (1702 – 1762). Nachdem die Messe zunächst nicht im Editionsplan der ersten (Wolfgang-)Mozart-Gesamtausgabe enthalten war, erschien im Jahre 1887 im Supplement doch eine Edition des Fragments in seiner überlieferten Gestalt für vierstimmigen Chor und Orgelbegleitung. Dieses Fragment ergänzte Viktor Boschetti (1871 – 1933), Chordirektor des Salzburger Doms, 1908 um die fehlenden Teile und führte sie in dieser Form mehrfach auf. Eine erste Ausgabe der gesamten Messe LMV I:C2 erschien 1963 als Klavierauszug, der auf Grundlage der Quellen der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Stimmensatz Salzburger Ursprungs) und des British Museum (um die Mitte des 19. Jahrhunderts für Otto Jahn auf Grundlage der Münchner Materialien hergestellte handschriftliche Partitur) erarbeitet wurde, herausgegeben von Douglas Townsend bei Sam Fox in New York. Die 1964 vorgelegte sechste, bislang letzte Ausgabe des Köchel-Verzeichnisses beließ die autographe Entwurfsfassung Leopold Mozarts nach wie vor im Bestand der Werke Wolfgang Amadés, wollte aber nicht mehr ausschließen, dass es sich bei der fraglichen „Missa brevis“ „sehr wohl um die Abschrift einer Messe eines unbekannten Komponisten handeln“ könnte. Angesichts der eng beieinanderliegenden Erscheinensdaten muss von einer zeitlichen Überschneidung der vorbereitenden Arbeiten ausgegangen werden, so dass die sichere Zuschreibung von LMV I:C2 an Leopold Mozart im Verzeichnis der Werke des Sohnes nicht mehr vermerkt werden konnte. Eine moderne Ausgabe der Messe erschien auf Initiative von Roland Bader, dem Chorleiter der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale, im Jahr 1981 zur Vorbereitung ihrer ersten Wiederaufführung in der Berliner Philharmonie am 13. Juni 1981. Sie wurde von Reinhold Kubik auf Grundlage der im engsten Salzburger Umkreis Leopold Mozarts angefertigten Stimmensätze des Stiftes St. Peter (Schreiber: Josef Richard Estlinger) und der Bayerischen Staat-bibliothek (unbekannter Salzburger Kopist auf Salzburger Papier) erarbeitet. Mit dieser Ausgabe lag zum ersten Mal (!) eines der repräsentativen großen Salzburger Kirchenmusik-werke Leopold Mozarts in einer auch für die praktische Verwendung geeigneten Ausgabe vor, nachdem die 1908 von Max Seiffert im Band 9/2 der Reihe „Denkmäler der Tonkunst in Bayern“ herausgegebene Sakramentslitanei in C-Dur (LMV II:C1) aufgrund des wissenschaftlichen Charakters der Ausgabe ohne Aufführungs-material geblieben war. Die Missa LMV I:C1 und das Oratorium „Der Mensch, ein Gottesmörder“ (LMV IV:4) konnten erst 2006 als Resultate eines Forschungsprojektes der Universität Augsburg in modernen Ausgaben erscheinen. 61 Trotz der nunmehr besseren Zugänglichkeit zu Aufführungsmaterialien hatten und haben es die Messen und Oratorien Leopold Mozarts nach wie vor schwer, sich im heutigen Musikleben durchzusetzen. Zudem existiert nur von der Berliner Aufführung der Messe LMV I:C2 im Jahre 1981 eine leicht zugängliche Aufnahme (die Einspielung des Oratoriums LMV IV:4 „Der Mensch, ein Gottesmörder“ des Ensembles Harmonices mundi des Bozener Dirigenten und Cembalisten Claudio Astronio erschien nur als Beilage einer italienischen Musikzeitschrift). Letztlich sind aber die Zurückhaltung gegenüber Aufführungen und die Zuweisung der Kompositionsskizze an Wolfgang Amadé eher versteckte Komplimente an die Fähigkeiten des Komponisten Leopold Mozart. Im Gegensatz zu seinen Instrumentalwerken, die häufig auf Bestellung von Laienensembles und auf deren Fähigkeiten zugeschnitten „verfertigt“ (LM) wurden, schrieb er seine Kirchenmusik in bewusster Auseinandersetzung mit den aktuellen stilistischen Entwicklungen seiner Zeit und für die professionellen Musiker der Salzburger Hofkapelle. Damit sind sie technisch – man führe sich nur den die Messe zu wesentlichen Teilen bestimmenden stark kontrapunktischen Chorsatz und die hohen Anforderungen an die Instrumentalisten vor Augen – für die doch bis heute meist eher beschränkten Verhältnisse landläufiger Kirchenmusiken zu schwer oder zu ‚groß‘, um ins allgemeine Repertoire Eingang zu finden. 62 sa. 20. Oktober 2012 Etwa zwanzig Jahre nach den Messen seines Vaters schrieb Wolfgang Amadé Mozart sein „Regina coeli“ KV 108 (74d), eine Vertonung der marianischen Antiphon. Es war im Mai 1771 vollendet, in einer nur etwa halbjährigen Salzburger Zeitspanne zwischen zwei Italienreisen, die der Komposition von „Mitridate. Re di Ponto“ (KV 87 [74a]) und der auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia zur im Oktober 1771 stattfindenden Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Ferdinand von Toskana komponierten Azione teatrale „Ascanio in Alba“ (KV 111) gewidmet waren. Der ausdrückliche Auftrag an Wolfgang Amadé hielt die Kaiserin andererseits aber nicht davon ab, ihrem Sohn im Brief vom 12. Dezember 1771 dringend vom Engagement derart „unnützer Leute“ wie Vater und Sohn Mozart, die zudem „wie die Bettler“ umherzögen, abzuraten. Das „Regina coeli“ ist ein schlagender Beweis dafür, dass die Kompositionstechniken nicht an die Sphären „geistlich“ oder „weltlich“ gebunden waren, zeigt es doch in seiner formalen Anlage den Ablauf einer jener dreisätzigen italienischen Sinfonien (schnell – langsam – schnell), von denen schon Vater Leopold eine erkleckliche Anzahl geschaffen hatte, aus textlichen Gründen um einen zweiten langsamen Satz erweitert. Die Ecksätze entsprechen in ihrer Anlage den entsprechenden Sinfoniesätzen, die Gesangsstimmen werden zusätzlich in den Satz eingefügt. Im ersten Satz meint man, bei den mehrmals eingeschobenen bordunartigen Takten gar Erinnerungen an die „populare“ Schreibart Leopold Mozarts zu vernehmen. Die Allegro-Ecksätze rahmen zwei koloraturreiche Arien in mäßigem Dreivierteltakt Kirchenkonzert (Tempo moderato), beschlossen von einem kurzen Chorepilog und einem viertaktigen instrumentalen Nachspiel, und langsamem Viervierteltakt (Adagio un poco Andante) ein. Hermann Abert charakterisiert sie folgendermaßen: Sie seien „ganz im Gesangsstil der Oper gehalten ..., nähern sich in Bau und Charakter den Sinfonieandantes, nur der zweite, ‚ora pro nobis Deum‘, enthält ... neben der landläufigen weichen Melodik individuellere, Mozartsche Züge. Hier ist zugleich der einzige Platz für dunklere und ernstere Empfindungen, alles übrige verläuft teils opernhaft gefühlvoll, teils lebhaft und heiter, womit für neapolitanische Begriffe stets ein guter Zusatz prunkvollen Lärms verbunden ist.“ Das Alternieren der Holzbläser zwischen Oboe und Flöte ist durch die personellen Gegebenheiten der Salzburger Hofmusik erklärbar: Die meisten Musiker beherrschten mehrere Instrumente, wie Leopold Mozart bereits in seiner aus dem Jahr 1757 stammenden „Nachricht“ mitteilt; er charakterisiert einen Kollegen beispielsweise so: „Hr. Christoph Burg, aus Mannheim in der Pfaltz, bläset sehr schön Concerten auf der Flöte und Oboe; spielt auch die Violin.“ Eines der vielen von Wolfgang Amadé Mozart verlangten Probestücke, die allesamt jedoch nicht zu einer Anstellung an einem auswärtigen Hof führten, ist das „Misericordias Domini“ (KV 222 [205a]), das er während seines Aufenthaltes in München zu Komposition und Einstudierung der Oper „La finta giardiniera“ (KV 196) auf Geheiß des baierischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph für das Hochamt am 5. März 1775, dem ersten Sonntag der Fastenzeit, komponierte. Gemäß den liturgischen Vorgaben, die in dieser stillen Zeit des Kirchenjahres nur „ContrapunctMessen“ und A-CapellaGesang zuließen, auch Alleluia und Gloria fallen – bis heute – in diesen Wochen weg, disponierte Mozart eine auf den Chor, zwei Violinen und Generalbass reduzierten Apparat. Fraglich ist, ob die Viola zur ursprünglich intendierten Besetzung gehört; die noch in der ‚alten‘ MozartGesamtausgabe enthaltenen Oboen- und HornPaare sind Zutaten späterer Zeiten. Ebenso reduziert erscheint der vertonte Text. Er besteht aus der insgesamt elfmal in strengem homophonem Satz oder im Einklang vorgetragenen Zeile „Misericordias Domini“, dem ebensooft ein kontrapunktisch durchgearbeitetes „Cantabo in aeternam“ folgt, dessen fünf Fugatothemen (mit Varianten) derart angelegt sind, dass sie sowohl einzeln dastehen als auch beliebig miteinander kombiniert werden können. Auf eine selbstständige Führung der Violinen wird größtenteils verzichtet. Ist das „Misericordias“ im ausharmonisierten Satz gestaltet, schweigen sie, erscheint es in der Einstimmigkeit, weist Mozart ihnen ein schlichtes Motiv in Terz-Sext-Parallelführung zu, das auf das gregorianische „Miserere nobis“ der ersten Marienmesse zurückgeführt werden kann. In den polyphonen Abschnitten gehen die Violinen colla parte mit den Singstimmen. Verständlich, dass Vater und Sohn Mozart große Hoffnungen in dieses Meisterwerk setzten. Jedoch erhielt Wolfgang die erhoffte scrittura für die nächste Münchner Saison nicht. Auch die Reaktion P. Giovanni Battista Martinis, dem Wolfgang (oder doch Leopold?) eine Ab- 63 schrift des Werkes am 4. September 1776 übersandte, war nicht ganz die erhoffte. War das „Misericordias“ P. Martini als Beispiel für Wolfgangs Fähigkeiten im ‚alten‘ kontrapunktischen Kirchenstil vorgelegt worden, konstatierte dieser, er fände darin alles, was die ‚moderne‘ Musik verlange: gute Harmonien, reiche Modulation, mäßige Bewegung in den Violinen, natürliche und gute Stimmführung. Die Hauptquelle des „Misericordias“ befindet sich heute in Augsburg. Sie zählt zur reichhaltigen Musikaliensammlung des Dominikanerklosters Heilig Kreuz, die dieses als ‚Erbe‘ des vormaligen Augustiner-Chorherrenstifts übernommen hatte und der Staats- und Stadtbibliothek als Depositum anvertraut hat. Die Stimmen wurden von zwei der ‚Hauskopisten‘ der Familie Mozart, den Salzburger Hofkopisten Maximilian Raab und Joseph Richard Estlinger, geschrieben und blieben zu Leopold Mozarts Lebzeiten stets dessen Privatbesitz. Bei der Versteigerung seiner Hinterlassenschaften, aus der sie Inventarnummer und Preisauszeichnung tragen, scheinen sie keinen Abnehmer gefunden zu haben, so dass Leopolds Tochter, Maria Anna Freifrau von Berchthold zu Sonnenburg, sie – wohl mangels anderer Verwendungsmöglichkeiten – zusammen mit zahlreichen anderen Musikalien von Vater und Bruder dem der Familie seit Jahren freundschaftlich verbundenen Stiftsdechanten P. Ludwig Zöschinger überließ. Christian Broy so. 21. Oktober 2012, 11.00 Uhr, Theater Augsburg 65 Mozart für Kinder Philharmoniker unter Strom! 2. Familienkonzert im Rahmen des Mozartfestes Augsburger Philharmoniker 1. Deutsches Stromorchester Köln (Ltg: Rochus Aust) Schülerinnen und Schüler der Grundund Mittel-schule St. Georg Dirk Kaftan Leitung Was wäre, wenn die Menschen ihre vielen Geräte nicht nur besitzen würden, um mit ihnen herumzuspielen? Wenn Sie anstatt immer gleicher scores, goals, news, likes oder shares wirklich Aufregendes generieren könnten? Wenn sie erkennen würden, dass auch in der einfachsten Funktion ein Geheimnis versteckt sein könnte? Was wäre, wenn Ihre Kinder Ihnen zeigen würden, wie sie dieses Geheimnis finden könnten? ... also fangen wir mit den Kindern an. (Rochus Aust) Die Augsburger Philharmoniker legen Leopold Mozarts Kindersinfonie neu auf und holen sich dafür Verstärkung vom 1. Deutschen Stromorchester aus Köln, die mit allem Musik machen, was ihnen in die Finger kommt, egal ob Toaster, Staubsauger – oder eben Spielzeug! Zu Mozarts Zeit waren das – wie in seiner Partitur vorgeschrieben –„Pfeifferln“ oder „Rätscherln“ – aber was ist heutzutage in Deutschlands Kinderzimmern in? Da müssen natürlich Fachleute her, und die kommen von der St.-Georg-Grund- und Mittelschule Augsburg. Die Schüler haben in ihren Spielzeugkisten gekramt und ihr Spielzeug zu musikalischen Protagonisten gemacht – Sachen, die was and’res machen! Ein Thema, das in Paul Dukas’ berühmtem „Zauberlehrling“ noch einmal ganz andere Dimensionen einnimmt … Lauscher auf und Musik ab! Leopold Mozart (1719 – 1787): Kindersinfonie / Toy Symphony in G-Dur Rochus Aust (* 1968): Toysymphony für Stromorchester Pause Paul Abraham Dukas (1865 – 1935): Der Zauberlehrling (L’apprenti sorcier) für Orchester In Zusammenarbeit mit MEHR MUSIK! Uraufführung 66 Sie ist zweifellos ein „Wunderkind“, und das sage ich ganz bewusst, sie ist ein musikalischer Segen, eine Offenbarung, der wir uns nicht verschließen können, der wir uns nicht entziehen wollen, für die ich so dankbar bin, so unendlich dankbar, und die ich, ohne Übertreibung, als unerwartetes Geschenk Gottes, als das größte Glück auf Erden betrachte. Konzerte sind nur die öffentlich hörbare Folge dieses unendlichen Strebens nach musikalischer Vollkommenheit, nach Ausdruck, nach Haltung, nach einer unverwechselbaren Sprache, die alles auszudrücken vermag, alles, ohne dafür Worte zu gebrauchen. Eine universelle Sprache, die über alle Kontinente hinweg, die über alle großen und kleinen Probleme des Lebens, die über alle sozialen und religiösen Katastrophen der Welt, die Menschen bei hellem Verstand berühren und verbinden kann, ja, sogar harmonieren und visionieren lassen kann, die mich täglich von Neuem in Erstaunen zu versetzen vermag, und die schon so viele wunderbare Musiker beflügelt hat. Meiner Mutter ist es niemals in den Sinn gekommen, dass ihr Wille ein anderer sein könnte als meiner. Mit der ersten Berührung der Tasten, mit dem ersten Lob für eine kleine Tonfolge ergab ich mich, folgte gehorsam und hoffte auf mehr, auf Anerkennung, auf Bestätigung, auf Geborgenheit. Für mich als Kind scheint intuitiv klar gewesen zu sein, dass ich diese nur über die Musik würde erlangen können. Oder gar nicht. aus: Sebastian Seidel: Klavierkind, 2012 Klavierkind Das Theaterstück von Sebastian Seidel zum 61. deutschen Mozartfest Tinka Kleffner Schauspiel Sophia Weidemann Klavier Gianna Formicone Assistenz Sebastian Seidel Regie Die Großmutter war international anerkannte Pianistin, die Enkeltochter ist auf dem besten Wege dazu: Bei „Jugend musiziert“ räumt sie alle Preise ab und studiert bereits als „Jungstudentin“ an der Musikhochschule. Was bleibt da für die Mutter? Eingequetscht zwischen musikalischen Talenten, versucht sie ihr Leben zu meistern. Von klein auf ist sie es gewohnt, dass sich alles um die Musik dreht und den ganzen Tag geübt wird. Erst von der eigenen Mutter, dann von der eigenen Tochter. Das gesamte Familienleben spielt sich rund um den Flügel ab. Wie ist diese Dauerbeschallung auszuhalten? Die eigene „Midlifecrisis“ produziert da nur störende Nebengeräusche. Uraufführung: Do. 11.10.2012 20.30 Uhr, s’ensemble Theater Weitere Spieltermine: Sa. 13.10. / Fr. 19.10. / Sa. 20.10. / Fr. 26.10. / Sa. 27.10. / Fr. 2.11. / Sa. 3.11. Fr. 9.11. / Sa. 10.11.2012 www.sensemble.de 67 68 69 Mittagskonzerte IM HERZEN DER STADT DER EINTRITT ZU ALLEN KONZERTEN IST FREI – UM SPENDEN WIRD GEBETEN Freitag, 12. Oktober 2012, 12.05 Uhr, Festsaal im Schaezlerpalais Sonntag, 14. Oktober 2012, 12.05 Uhr, Goldener Saal im Rathaus Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): „Dissonanzen“-Quartett in C-Dur KV 465 Wolfgang Amadé Mozart: Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): Sinfonie in G-Dur KV 318 Rezitativ und Arie für Sopran „A questo seno deh vieni“ „Orchè il cielo a me ti rende“ KV 374 Leopold Mozart (1719 – 1787): Sinfonie in D-Dur („Bauernhochzeit“) Antonio Rosetti (1750 – 1792): Klarinettenkonzert in Es-Dur C 63 Georg Arzberger, Klarinette und das Mozartiana-Quartett: Senta Kraemer, Violine Hedwig Gruber, Violine Oscar Alba-Merchan, Viola Tobias Hoffmann, Violoncello Katja Stuber, Sopran David Schöndorfer, Klarinette Leopold Mozart Kammerorchester Heinz Schwamm, Dirigent Samstag, 13. Oktober 2012, 12.05 Uhr, Festsaal im Schaezlerpalais Joseph Haydn (1732 – 1809): Quartett in Es-Dur op. 50, Nr. 3 1. Satz (Allegro con brio) und 4. Satz (Presto) Wolfgang Amadé Mozart: Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 Antonín Dvorák (1841 – 1904): Walzer op. 54, Nr. 1 und Nr. 4 Mitglieder des Schwäbischen Jugendsinfonie-Orchesters*: Alina Riegel, Julia Wiedemann, Violine Darius Fischer, Viola Ruth Eichenseher, Violoncello Benedikt Miller, Klarinette Die Mittagskonzerte werden ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Freitag, 19. Oktober 2012, 12.05 Uhr, Festsaal im Schaezlerpalais Samstag, 20. Oktober 2012, 12.05 Uhr, kleiner goldener Saal Friedrich Ernst Fesca (1789 – 1826): Pot-Pourri op. 29 Leone Sinigaglia (1868 – 1944): Romanze op. 3 August Heinrich Gehra (1715 – 1785): Concerto in D-Dur Alexander Glasunow (1865 – 1936): Idyll Johann Ludwig Böhner (1787 – 1860): Variationen op. 24 Louis-François Dauprat (1781 – 1868): Quintett op. 6 Alexander Borodin (1833 – 1887): Streichquartett Nr. 2 in D-Dur, 1. Satz (Allegro moderato) Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): Streichquartett in Es-Dur KV 160, 1. Satz (Allegro), Luigi Boccherini (1743 – 1805): Streichquartett in A-Dur op. 8, Nr. 6 Sergej Rachmaninow (1873 – 1943): Streichquartett Nr. 1 in g-Moll, 2. Satz (Scherzo) Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791): Quartett in C-Dur KV 285b, 1. Satz (Allegro) Mitglieder des Schwäbischen Jugendsinfonie-Orchesters*: Christian Fath, Horn Anna Wiedemann, Carl Riehm, Violine Benjamin Kugler, Viola Katharina Garber, Violoncello Mitglieder des Schwäbischen Jugendsinfonie-Orchesters*: Moritz Meisel, Rukiya Bauhofer Violine Darius Fischer, Viola Amelie Heinl, Violoncello * Die Kammermusikensembles des SJSO werden für dieses Projekt zusammengestellt und betreut von Pamela Rachel (Streicher), Wolfgang Fritzen (Holzbläser) und Ulrich Köbl (Blechbläser). 70 71 begleitProgramme FÜr moZart schulklassen fÜr SchÜler Leopold Mozart hat seinen beiden Kindern den Weg zur Klassischen Musik bereitet und wurde mit seinem „Versuch einer gründlichen Violinschule“ zur Symbolfigur. Das Deutsche Mozartfest 2012 will junge Menschen ebenso an mitunter Ungehörtes und Unbekanntes heranführen. Daher werden bei dem Festival einige Konzerte des herkömmlichen „Erwachsenen“- oder Abendprogramms in Proben in moderierter Form angeboten. mi. 10. / Do. 11. oKtober, vormittaGS Alexander Rosenblatt erläutert sein neu komponiertes Violinkonzert (s. S. 11) Mittwoch: Schulbesuch des Komponisten Donnerstag: Probenbesuch der SchülerInnen ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren fr. 12. oKtober, 10.30 uhr Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 13. Oktober (s. S. 19) moderiert von Elizabeth Wallfisch ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren Di. 16. oKtober, 10.00 uhr Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 17. Oktober (s. S. 33) moderiert von Bruno Weil für SchülerInnen ab 12 Jahren Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich an das Kulturamt der Stadt Augsburg wenden: Tel.: 0821 / 324-32 53. Eine Anmeldung zu den Proben ist auch per Email möglich: [email protected] 72 Fr. 12. Oktober 2012 19.30 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus Sa. 27. Oktober 2012 19.00 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus Don Giovanni Divertimento 4 Amadeus Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadé Mozart Ein Ballettabend von, Für und mit W. A. Mozart Ensemble des Theater Augsburg Dirk Kaftan Musikalische Leitung Patrick Kinmonth Inszenierung / Bühne und Kostüme Er kriegt sie alle: 46 in Italien, 230 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei, und in Spanien sind es sogar 1003 Frauen. Sie alle wurden begehrt und aufs Sinnlichste verführt vom größten Womanizer aller Zeiten, dem spanischen Edelmann Don Giovanni. Er liebt sie alle: quer durch alle Gesellschaftsschichten, ungeachtet dessen, ob sie einem anderen angehören oder frei sind. Er verlässt sie alle: Für Don Giovanni bleibt alles nur ein Spiel, dessen Regeln er allein bestimmt. Doch bei seinem jüngsten Liebesabenteuer läuft nicht alles nach Plan. Schon bald gibt es den ersten Toten. Don Giovanni wird gesucht. Dies hindert den Verführer aller Verführer jedoch nicht daran, die nächste Frau zu begehren: die schöne Bauerntochter Zerlina, die gerade mit Masetto Hochzeit feiert. Die nächste Katastrophe bahnt sich an. Damit nicht genug, es taucht nun Giovannis Ex-Geliebte Donna Elvira auf und möchte sich an ihm rächen. In seiner zweiten Zusammenarbeit mit dem Librettisten Lorenzo da Ponte gelang Mozart ein musikalisches Meisterwerk, das sich zwischen der leichten, komischen Welt der Opera buffa und der düsteren Welt des Dämonischen bewegt. Weitere Termine: So. 14.10. / Fr. 19.10. / Fr. 26.10. / DO. 8.11. / SO. 11.11. Di. 4.12. / Di. 25.12. / Sa. 12.01.2013 Eberhard Fritsche Musikalische Leitung Kevin O’Day Choreografie Thomas Mika Bühne und Kostüme In der ersten Ballettpremiere der neuen Spielzeit 2012/2013 des Theaters Augsburg beschäftigt sich der amerikanische Choreograf Kevin O’Day intensiv mit dem Leben und dem Werk des als „Genie und Wunderkind“ in die Geschichte eingegangenen Komponisten Wolfgang Amadé Mozart. Dessen Musik inspiriert Choreografen und Komponisten immer wieder von Neuem. Auch Kevin O’Day lässt sich sowohl von Mozarts Kompositionen als auch von Werken nach seinen Motiven inspirieren und kreiert einen Ballettabend von, mit und für Wolfgang Amadé Mozart. Bis heute hat der Choreograf Kevin O’Day über 50 Ballette geschaffen. Er erhielt mehrere Preise. Seit der Spielzeit 2002 / 2003 ist O’Day Ballettdirektor des Nationaltheaters Mannheim. Einblick: 17. Oktober, 19.00 Uhr Weitere Termine: Di. 30.10. / Mi. 7.11. / Sa. 10.11. / s0. 25.11. / Do. 6.12. So. 9.12. / Fr. 14.12. / Sa. 22.12. / Fr. 28.12.2012 73 74 Di. 30. Oktober 2012 10.00 Uhr, Rathaus der Stadt Augsburg MOZART interpretiert – interpretiert Mozart Ein Symposium des Leopold Mozart Zentrums in Kooperation mit Der Deutschen Mozartgesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Augsburg Zu allen Zeiten beeinflussten die Erfindungen neuer Instrumente und Fortschritte beim Instrumentenbau das musikalische Denken. Komponisten wurden aufgrund der neuen Spieltechniken und klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten zur Schaffung neuer Werke angeregt. Informierte Interpreten heute belassen es nicht bei der bloßen Reproduktion der entstandenen Notentexte, sondern beschäftigen sich mit dem gesamten Beziehungsgeflecht, in welches ein Werk eingebunden ist. Dazu gehören auch historische Kenntnisse über Instrumentenbau und aufführungspraktische Traditionen. Im Rahmen des Symposiums werden in Konzerten historische und moderne Instrumente vergleichend einander gegenübergestellt und die sich daraus ableitenden unterschiedlichen Interpretationsstile, Aufführungspraktiken, Klangvorstellungen und Spieltechniken in Vorträgen und Workshops reflektiert. Eine Ausstellung zum Musikleben in Augsburg zur Mozartzeit in zeitgenössischen Dokumenten vermag einen Einblick in den kulturellen und gesellschaftlich-sozialen Kontext zu geben. Konzeption Anmeldung und mehr Informationen: Rudolf-Dieter Kraemer Julius Berger Franz Körndle Thomas Weitzel Leopold Mozart Zentrum der Universität Augsburg Maximilianstr. 59 86150 Augsburg Tel.: 0821 / 450416-17 [email protected] 75 Programm 10.00 Uhr Eröffnung des Symposiums Wolfgang Amadé Mozart: Serenade in Es-Dur KV 375 Camerata Augusta: Merlin Lehnert, Agnes Liberta, Klarinette Stefan Kröger, Konstantin Stark, Horn Raphael Sirch, Matthias Löffelmann, Fagott Julius Reger, Kontrafagott Vorträge und Workshops 10.30 Uhr 11.30 Uhr 14.00 Uhr 14.30 Uhr 15.30 Uhr 17.30 Uhr 19.30 Uhr Christoph Hammer/Helmut Balk Instrument und Kontext Christoph Hammer/Franz Körndle Ciarlattani. Mozart im Wettstreit mit anderen Pianisten Susanne Wosnitzka Führung durch die Ausstellung: Musikleben in Augsburg zur Mozartzeit in zeitgenössischen Dokumenten Bernhard Hofmann Ci vuole un studio particolare – Mozart, in pädagogischer Absicht interpretiert Johannes Hoyer Rezeption großer Musik in der Provinz Konzert im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses Feierliche Eröffnung des Wintersemesters 2012 / 2013 Musikalisches Programm: Ludwig van Beethoven: Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ Julius Berger, Violoncello Franz Danzi: Fantasie über „La ci darem la mano“; Markus Schön, Historische Klarinette Christoph Hammer, Hammerflügel Wolfgang Amadé Mozart: Divertimento Nr. 3 KV 493b; Heike Steinbrecher, Oboe, Harald Harrer, Klarinette, Karsten Nagel, Fagott Wolfgang Amadé Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581 Harald Harrer, Klarinette, Markus Schön, Historische Klarinette MozartSolisten Wolfgang Amadé Mozart: Adagio KV 450 José Gallardo, Klavier Wolfgang Amadé Mozart: Sonate in B-Dur KV 378 Linus Roth, Violine, José Gallardo, Klavier Wolfgang Amadé Mozart: Streichquartett in C-Dur (Dissonanzenquartett) KV 465 Christoph Henschel, Senta Kraemer, Violine, Monika Henschel, Viola, Hyun-Jung Berger, Violoncello 77 biografien 1. Deutsches Stromorchester Köln Die konsequente Weiterentwicklung des klassischen SinfonieOrchesters auf elektronischer Basis ist das Stromorchester. Musiziert wird auf elektrisch betriebenen Geräten in der Stärke eines A-Orchesters, um in klassischen Kategorien zu bleiben. Dabei werden die 127 Geräte in Gruppen von 4 – 7 Spielern getaktet, gedimmt und getunt. Jedes einzelne Gerät wird als Instrument behandelt und verwendet. Wie vielfältig dabei die sonst als monoton oder gar störend angesehenen Geräte klingen können, beweist das 1. Deutsche Stromorchester eindrucksvoll: Von heftigen Klangmassiven im Tutti bis hin zu filigranen Miniaturen der Solo-Passagen reicht das Spektrum des ungewöhnlichen Klangkörpers. Georg Arzberger Georg Arzberger wurde 1981 in Aichach geboren. Nachdem er von 1997 – 2001 als Jungstudent von Prof. Harald Harrer am Leopold-Mozart-Konservatorium bzw. an der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg unterrichtet wurde, studierte er bis 2006 bei Prof. Martin Spangenberg an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Georg Arzberger war Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung und wurde mit dem Kulturförderpreis der Stadt Aichach ausgezeichnet. Während seines Studiums spielte er zuerst als Praktikant, später als Aushilfe in der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach und war Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie, bevor er im Januar 2006 als Stellvertretender Solo-Klarinettist zum Orchester der Deutschen Oper Berlin kam. Seit 2010 unterrichtet er als Lehrbeauftragter am LeopoldMozart-Zentrum der Universität Augsburg. 78 79 Rochus Aust 1968 in Recklinghausen geboren, studierte Rochus Aust Musik an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen, und am Royal College of Music, London. Aust ist Preisträger Internationaler Wettbewerbe als Trompeter, Komponist und Bildender Künstler und erhielt Stipendien u. a. durch den DAAD und die Märkische Kulturkonferenz. Konzertreisen führten ihn in über 30 Länder mit CD-Produktionen und Aufnahmen für mehr als 70 Radio- und Fernsehsender. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der Schnittstelle von (Neuer) Musik und visueller Kunst als Solist und mit seinem Ensemble RE-LOAD FUTURA (vormals brass of the moving image). Rochus Aust ist ein Raumwandler. Als Installations- und Klangkünstler, Medienperformer und Musiker sind seine Inszenierungen öffentlicher Räume sparten- und grenzüberschreitend. Ausgangsmaterial für seine utopischen Orte sind Versatzstücke aus dem (noch) gegenwärtigen Alltag. Rochus Aust ist ausgewiesener Spezialist für Personentransportmittel. Genauer gesagt für Verkehrsmittel mit Zukunft. Aframusica – die Mädchenkantorei St. Afra Das junge Ensemble Aframusica besteht seit dem Jahr 2010. Und auch die Sängerinnen aus Augsburg und Umgebung selbst sind jugendlich: Der Altersdurchschnitt liegt bei 12 Jahren. Das Repertoire ist bunt: eine Mischung aus traditioneller und moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, in abwechslungsreichen Begegnungen mit der musikalischen Weltliteratur, die mit Begeisterung im gemeinsamen Singen und Schwingen dargeboten wird. Professionell und leidenschaftlich geleitet wird das Ensemble von der Stimmbildnerin Isabell Münsch und dem Chordirektor Peter Bader, Kirchenmusiker der Basilika St. Ulrich und Afra. Augsburger Domsingknaben Neben ihrem „Kerngeschäft“, der Pflege der musica sacra an der Kathedrale, bewegen sich Domkapellmeister Reinhard Kammler und seine Augsburger Domsingknaben seit Jahren auch sehr erfolgreich im professionellen internationalen Musikbetrieb. Unter Weltstars wie Sir Colin Davis, Roberto Abbado, Fabio Luisi, Jeffrey Tate, Thomas Hengelbrock, Mstislav Rostropowitsch, Sir Neville Marriner, Kent Nagano und Mariss Jansons sangen Knabensolisten oder der Kammerchor der Augsburger Domsingknaben auf Musikfestivals wie den Schwetzinger Festspielen, bei den Europäischen Festwochen Passau oder beim Festival des musiques sacrées in der Schweiz, an bedeutenden Bühnen wie der Bayerischen Staatsoper München, der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf und der Opéra national du Rhin Strasbourg, in München bei Produktionen und Konzertprojekten des Bayerischen Rundfunks in der Philharmonie am Gasteig, im Prinzregententheater oder im Herkulessaal der Residenz. Zahlreiche CDs der Augsburger Domsingknaben sind mittlerweile bei renommierten Labels erschienen. Zudem gibt der Knabenchor regelmäßig Konzerte in ganz Deutschland, vielen Ländern Europas und in Übersee. Die Augsburger Domsingknaben sangen schon mehrfach vor dem Papst im Vatikan und gastieren immer wieder bei offiziellen Anlässen vor bundespolitischer Prominenz in Berlin. Augsburger Philharmoniker Die Augsburger Philharmoniker bestreiten als größter sinfonischer Klangkörper der Stadt rund 120 Musiktheatervorstellungen im Jahr – sowohl im Großen Haus des Theaters, als auch auf der Freilichtbühne. Darüber hinaus stehen unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan ein Dutzend sinfonische Programme auf dem Spielplan: Klassische Sinfoniekonzerte genauso wie Gala-Programme und ein umfangreiches musikpädagogisches Programm, mit dem in jedem Jahr mehrere Tausend junge Menschen in und um Augsburg erreicht werden. In Planung sind darüber hinaus Gastspiele in der Region Schwaben sowie nach Nürnberg, München und Frankfurt und Konzerttourneen nach Mallorca, Italien, Frankreich und in die Türkei. GMD Dirk Kaftan, der seit 2009 die musikalischen Geschicke des Orchesters leitet, steht in einer langen Tradition namhafter Dirigenten, die die Geschichte des Orchesters geprägt haben: Wolfgang Sawallisch, Heinz Wallberg oder Eugen Jochum begannen ihre Karriere in Augsburg, unter den Generalmusikdirektoren finden sich Namen wie Bruno Weil, Michael Luig, Peter Leonard und, von 2002 bis 2009, Rudolf Piehlmayer. Seit jeher ist die zeitgenössische Musik ein wichtiger Bestandteil des Repertoires des Orchesters, das 1865 als „Städtisches Orchester“ für den Einsatz im Theater gegründet wurde und bereits seit 1910 eigene Sinfoniekonzerte spielt. 80 81 Colin Balzer Seine Gesangsausbildung erhielt der gebürtige Kanadier bei David Meek in Kanada und bei Edith Wiens in Deutschland. Daneben besuchte Colin Balzer Meisterkurse bei Helmut Deutsch, Robert Tear, Elly Ameling, Brigitte Fassbaender und Christoph Prégardien. Inzwischen hat Colin Balzer eine ganze Reihe internationaler Preise errungen, und mit einem Repertoire, das von Monteverdi bis Penderecki reicht, eine rege internationale Konzerttätigkeit begonnen. Er hat mit Dirigenten wie Louis Langrée, HansChristoph Rademann, Helmuth Rilling und Simone Young gearbeitet und dabei sehr unterschiedliche Werke aufgeführt: u.a. Händels „Acis & Galatea“, Mozarts „Idomeneo“ und „Don Giovanni“, Brittens „War Requiem“ und Matthesons „Boris Goudenow“. Er war bei den Festspielen in Baden-Baden, Aix-enProvence oder dem Early Music Festival in Boston zu hören. Unter Marc Minkowski hat er u. a. in Frankreich Händels „Chandos Anthems“ aufgeführt und sang 2009 die Titelpartie in Mozarts Idomeneo beim Musikfest Bremen und den Hohepriester beim Festival Aix-en-Provence. Große Tourneen mit Philippe Herreweghe, Marc Minkowski und Enoch zu Guttenberg mit Händel, Haydn und Bach bestimmen den Kalender. 2010 und 2012 war er erneut in Aix in den Neuproduktionen der Mozartopern „Don Giovanni“ und „La Finta Giardiniera“. Auch als Liedsänger hat Colin Balzer bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen. Im Juli 2006 legte er außerdem seine erste CD vor, mit einer Einspielung von Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ in Zusammenarbeit mit Hartmut Höll. Basilikachor St. Ulrich und Afra Der Basilikachor St. Ulrich und Afra ist ein gemischter Chor mit etwa 80 aktiven Sängerinnen und Sängern unter der Leitung von Kirchenmusiker Peter Bader. Vornehmste Aufgabe des Basilikachores ist es, die Liturgie an der Basilika durch den Gesang in seinen vielfältigen Formen zu unterstreichen und den reichen Schatz der „Musica Sacra“ zu bewahren und zu pflegen. Die kirchenmusikalischen und weltlichen Höhepunkte in den zurückliegenden Jahren sind beredtes Zeugnis für den Idealismus und den Eifer der Sängerinnen und Sänger. Diese Begeisterungsfähigkeit verdankt der Chor dem starken Willen, eine wertvolle Tradition durch Generationen weiterzugeben. Hierzu zählt auch die Einbindung des Basilikachores in das weltliche Kulturleben der Stadt Augsburg, wie z. B. bei den „langen Kunstnächten“ oder wie jüngst im Rahmen des „Augsburger Hohen Friedensfestes“. Das Repertoire des Basilikachores umfasst liturgische Kirchenmusik aller Stilrichtungen von der Pflege des Gregorianischen Chorals über Werke der Wiener Klassik bis zu Komponisten unserer Tage. Dabei waren Uraufführungen sowie Aufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk, Direktübertragungen im BR und CD-Einspielungen besondere musikalische Ereignisse. Seit 2006 ist Peter Bader der Kirchenmusiker der Basilika St. Ulrich und Afra. Unter seiner Leitung wurden große kirchenmusikalische Werke, wie z. B. das „Magnificat“ von John Rutter, die Krönungsmesse von Franz Liszt und das „Te Deum“ von Georges Bizet aufgeführt. Ein herausragendes Ereignis war die Aufführung des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy 2009 und der Choraustausch mit dem London Concert Choir. Dazu reiste der Basilikachor im März 2011 nach London, um dort das großartige „Requiem“ von Giuseppe Verdi mit dem London Concert Choir unter der Leitung von Mark Forkgen in der Royal Festival Hall zur Aufführung zu bringen. bayerische kammerphilharmonie Das Ensemble wurde 1990 gegründet, um eigene Konzert- und Programmkonzepte auf höchstem Niveau zu verwirklichen. 1996 erhielt die bayerische kammerphilharmonie den europäischen „Förderpreis für Musik“ der Fördergemeinschaft der europäischen Wirtschaft. Konzerte im In- und Ausland und Einladungen zu internationalen Festivals führten das Ensemble nach Frankreich, in die Schweiz (Montreux), nach Italien, in die Türkei, nach Österreich, Spanien, Zypern, Polen, Tschechien, Griechenland, Malta, Brasilien und in die USA. Zahlreiche CD-Produktionen und die Zusammenarbeit mit SolistInnen und Dirigenten wie Christopher Hogwood, Dietrich Fischer-Dieskau, Mischa Maisky, Mario Venzago, David Geringas, Michel Plasson, Mirijam Contzen, Julia Fischer, Julia Varady, Mstislaw Rostropowitsch, Kontantin Lifschitz, Dave Brubeck, Chick Corea, aber auch mit Persönlichkeiten wie Walter Jens und Norbert Blüm zeugen von der hohen Qualität des Ensembles. Im Januar 2009 wurde Reinhard Goebel zum 1. Gastdirigenten der bayerischen kammerphilharmonie ernannt. CD-Einspielungen liegen inzwischen bei den wichtigsten europäischen Labels vor und wurden von der internationalen Fachwelt mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der „Diapason d’or“ für die 2007 entstandene CD „Mozart in Paris“ mit Reinhard Goebel. Im Oktober 2008 erhielt das Orchester den ECHO Klassik für die Arien-CD „Armida“ mit der Sopranistin Annette Dasch. Im Jahr 2010 erschien die von der internationalen Kritik viel beachtete CD „Mozart in Italien“ mit der Geigerin Mirijam Contzen unter der Leitung von Reinhard Goebel. 82 83 Sergey Dogadin Jürgen Grözinger (DJ Gagarino) Sergey Dogadin stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie. 1988 in St. Petersburg geboren, begann er mit fünf Jahren mit dem Violinspiel. Die Professoren waren: L. Ivashchenko, V. Ovcharek, A. Dogadin (sein Vater) sowie B. Kushnir und Z. Bron. 2012 beendete Sergey Dogadin sein Studium am St. Petersburger Konservatorium. Seit Januar 2012 studiert er in Gstaad (Schweiz) an der Internationalen Menuhin Musik Akademie bei Maxim Vengerov. Beim ARD-Wettbewerb in München 2009 erhielt er den Preis für die beste Interpretation eines Violinkonzerts von Mozart. Sergey Dogadin ist Stipendiat des Russischen Kultusministeriums, der Stiftung „New Names“, der Stiftung „C. Orbelian International Culture Exchange“ und wurde 2003 mit dem „Termirkanov Preis“ und 2008 mit dem Preis des Russischen Präsidenten ausgezeichnet. Er spielte u. a. Konzerte in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, den Niederlanden und England. Dabei begleiteten ihn das Royal Philharmonic Orchestra, das Budapest Symphony Orchestra, die Berliner Symphoniker, die St. Petersburger Philharmoniker, die Nationale Philharmonie Russland, das Münchener Kammerorchester, das English Chamber Orchestra, die Polnische Kammerphilharmonie, etc. Sergey Dogadin arbeitete mit Dirigenten wie Valery Gergiev, Vladimir Ashkenazy, Yuri Simonov, Vladimir Spivakov, Vasiliy Petrenko, Muhay Tang und anderen zusammen. Er spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1758. Der Name erinnert nicht zufällig an den ersten Menschen im kosmischen Raum: Gagarinos DJ-Lounge Konzept steht für Kommunikation, für Überwindung, ein Auflösen von Barrieren zwischen Gattungen, Sparten, Stilen! Musik ist hier Vehikel, um einen Ort zu schaffen, der sensibel macht. Der musikalische Bogen spannt sich in Gagarinos Sets von klassischer Musik bis zu innovativen modernen elektronischen Tunes. Musikalisches Erleben zwischen Klassik, stilvollem Jazz, elegantem Pop, intelligenter World Music sowie innovativem Clubsound. Gagarino ist regelmäßig DJ beim renommierten Projekt „Yellow Lounge“ (Deutsche Grammophon/Universal Music ) und in die renommiertesten Berliner Clubs eingeladen. Gemeinsame Auftritte fanden dort mit internationalen Starkünstlern der Klassik-Szene wie z. B. Hilary Hahn, Janine Jansen, Albrecht Mayer oder dem Emerson String Quartett u. v.m. statt. Ungewöhnliche Party- & Lounge-Konzepte entwickelte er für die Komische Oper Berlin, die Kasseler Musiktage, die ProMusica-Konzerte in Hannover und die Württembergische Philharmonie Reutlingen, wo er im Zusammenspiel mit dem Orchester die Philharmonic Nights gestaltet. Er ist Teil des WorldMusic Projekts „Trans-Formation“ und spielt als DJ – über den Klassik-Rahmen hinaus – auch im eleganten Club- und BarKontext. Mozartiana-Quartett Das Mozartiana-Quartett wurde im Sommer 2010 gegründet und beschäftigt sich neben klassischem Repertoire vermehrt mit moderner Literatur und Aufführungspraxis. Meisterkurse und Kammermusikunterricht erhielt das Ensemble von renommierten Künstlern, u. a. Julius Berger, dem Apollon Musagete Quartett und dem Henschel Quartett. Im Jahr 2011 wirkte das Mozartiana Quartett bei folgenden Veranstaltungen mit: Komponisten-Portrait Peter Michael Hamel, Auftritte im Rahmen des Augsburger Musikfestival Mozartiade, Konzert im Frankfurter „Römer“ zur Preisverleihung des Internationalen Alois-Kottmann-Preises für Senta Kraemer, KomponistenPortrait Manuela Kerer im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg. Senta Kraemer ist Violindozentin am Leopold-Mozart-Zentrum Augsburg, Hedwig Gruber (Masterstudiengang bei Christoph Henschel), Oscar Alba-Merchan (Masterstudiengang beiLudwig Schmalhofer) und Tobias Hoffmann (Bachelorstudien-gang bei Julius Berger) vervollständigen das Ensemble. Veit Hertenstein Der Bratschist Veit Hertenstein, geboren 1985 in Augsburg, ist Gewinner des Ersten Preises der Young Concert Artists International Auditions 2011 und einer der spannendsten Musiker, die sich in den letzten Jahren auf diesem Instrument einen Namen gemacht haben. Das Solistendiplom erwarb er 2009 in Genf, wo er mit der Bratschistin Nobuko Imai sowie mit Miguel da Silva, dem Bratschisten des Ysaye Quartetts, arbeitete. Er trat u. a. beim Menuhin Festival in Gstaad sowie 2009 und 2010 beim Verbier Festival auf, wo er mit dem „Henri Louis de la Grange“ – dem Spezialpreis für Bratschisten – ausgezeichnet wurde. 2010 tourte er mit der berühmten Geigerin Midori durch Japan. Sein New Yorker Debut gibt Veit Hertenstein in der Merkin Hall. In der nächsten Saison debütiert er u. a. auch im Kennedy Center, Washington D.C. Neben einem Bratschenkonzert, das von Pro Helvetia für ihn beim Schweizer Komponisten Nicolas Bolens in Auftrag gegeben wurde, gewann Veit Hertenstein auch zahlreiche wichtige Wettbewerbe. So im Jahr 2009 als erster Bratschist überhaupt den im Jahr 1969 von Sir Yehudi Menuhin gegründeten New Talent Competition der European Broadcasting Union, was zu 84 85 Radiosendungen auf der ganzen Welt führte. Bereits 2007 gewann er als erster Bratschist den Orpheus-Wettbewerb in Zürich, der ihm seine Debüt-CD bei Euro-Classics ermöglichte. Er gab zudem schon Meisterkurse in Tokio und am Konservatorium Shanghai. Veit Hertenstein spielt eine Bratsche von David Tecchler, Rom 1701. Reinhard Kammler Reinhard Kammler studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik in München. Bereits während seiner Studienzeit gründete er die Augsburger Domsingknaben und war Stipendiat des Deutschen Musikrates. Nach langjähriger Tätigkeit als Domorganist wurde er zum Augsburger Domkapellmeister ernannt. Für seine Verdienste um den Aufbau der Augsburger Domsingknaben und um die Pflege der musica sacra erhielt er mehrere Auszeichnungen, u. a. den Päpstlichen Silvesterorden und das Bundesverdienstkreuz. Er gehört dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem an. Zusammen mit den Augsburger Domsingknaben wurde Reinhard Kammler mit dem „Bayerischen Poetentaler“ und dem Kulturpreis der Bayerischen Volksstiftung ausgezeichnet. Dirk Kaftan Dirk Kaftan studierte an der Musikhochschule Detmold und war nach ersten Engagements in Trier und Münster 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Bielefeld und in Dortmund. Von 2006 bis 2009 war er als 1. Kapellmeister und Stellvertreter des Chefdirigenten an der Grazer Oper engagiert, wo er u. a. die Neuproduktionen von „Tannhäuser“, „Rigoletto“, „Der fliegende Holländer“, „Der Freischütz“, „Alcina“, „Lucia di Lammermoor“, „Die Liebe zu den drei Orangen“ und „Wozzeck“ dirigierte. Für die Uraufführung der Oper „Ahasver“ von Volker David Kirchner wurde er 2001 von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum ‚Dirigenten des Jahres‘ gewählt. Seit 2010 ist Dirk Kaftan GMD am Theater Augsburg. Er setzt sich hier besonders für innovative Jugendprojekte ein und dirigierte außerdem neben zahlreichen Sinfoniekonzerten auch die Opernproduktionen „Don Carlos“, „Der ferne Klang“ und „Turandot“. Tinka Kleffner Tinka Kleffner, 1970 in Fribourg / Schweiz geboren, begann ihre Laufbahn als Schauspielerin 1994 in München parallel zu ihrem Sprachen- und Dolmetscherstudium. Nach zahlreichen Produktionen national und international eröffnete sie 1999 mit einem Künstlerkollektiv das Münchner Theater „theater ... und so fort“. Weitere Engagements für Sommertheater und an Münchner Bühnen folgten. 2010 beeindruckte sie in Augsburg als Ruth Berlau in Peter Hugges „Verbrannt“. Sie wirkt in zahlreichen Hörbuchproduktionen mit und arbeitet als Schauspielerin, Texterin und Ghostwriter. Leopold Mozart Kammerorchester Das Leopold Mozart Kammerorchester erarbeitet sich seit mehreren Jahren systematisch die Musik von Leopold und Wolfgang Amadé Mozart sowie deren Zeitgenossen. Im Rahmen der Konzertreihe PROJEKT MOZART SINFONIEN werden seit 2006 sämtliche Sinfonien von W. A.Mozart zur Aufführung gebracht. Als Richtschnur dient dabei die Chronologie der Briefe. Vorgetragen von Sprecher Wolf Euba gewähren diese einen lebendigen Eindruck von den Reisestationen der Familie Mozart sowie von der Entstehungsgeschichte einzelner Werke. Mit jungen Solisten und frischen Interpretationen lässt das Leopold Mozart Kammerorchester die Aufführung zu einem Erlebnis für die ganze Familie werden. Der künstlerische Leiter des LMKO, Heinz Schwamm, studierte Geschichte, Musikwissenschaft und Violine. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich intensiv mit Historischer Aufführungspraxis, wirkte bei renommierten Originalklangorchestern mit und gab als Gründungsmitglied des „ensemble für frühe musik augsburg“ seit 1976 zahlreiche Konzerte mit mittelalterlicher Musik in ganz Europa. The Likely Lad The Likely Lad aka Jan Hassold bringt seit Jahren als Resident DJ im Weißen Lamm die Tanzbeine zum schwingen wie kein zweiter. Als immer perfekt gestylter Dandy mit einem besonderen Gespür fürs Publikum und einer vollbepackten Plattentasche ist er stets der richtige Mann, wenn es um eine gute Party geht. Musikalisch ist er vor allem im Bereich Indie, Britpop, 80's und 60's zuhause. Cheers Lad! 86 87 Margot Oitzinger Margot Oitzinger, geboren in Graz, studierte Sologesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in ihrer Geburtsstadt. Sie absolvierte Meisterkurse bei Emma Kirkby und Peter Kooij und ist Preisträgerin des Internationalen Johann-Sebastian-Bach Wettbewerbes in Leipzig 2008 und des Internationalen Barockgesangswettbewerbs in Chimay (Belgien) 2006. Ihr Repertoire reicht u. a. von den Werken Bachs und Händels mit Schwerpunkt auf Oratorium über Mozart und Haydn bis zur Romantik und Moderne. Sie war bislang mit Orchestern wie dem Concerto Copenhagen, dem L’Orfeo Barockorchester, dem Dunedin Consort and Players, der Wiener Akademie oder Le Concert Lorrain zu hören. Neben zahlreichen Chanson- und Liederabenden, dem Festival Crete Senesi unter Philippe Herreweghe (Brahms), war sie v. a. in Barockopernpartien in der Kammeroper Graz, Kammeroper Wien, bei den Donaufestwochen auf Schloss Greinburg und der Styriarte zu sehen. Margot Oitzinger tritt bei Festivals wie dem Händelfestival in Halle, Bachfest Leipzig, le festival de musique de La Chaise Dieu, dem Bachfest Salzburg oder der Styriarte auf. Ihre Konzert-, Liederabend- und Opernauftritte fanden bis dato in ganz Österreich statt, sowie auch in Italien, Deutschland, Schweiz, England, Frankreich, Bulgarien, Philippinen und Singapur. Hugo Oliveira Geboren in Lissabon, studierte Hugo Oliveira zunächst an der dortigen Escola Superior de Música und später am Koninklijk Conservatorium in Den Haag als Stipendiat der Calouste Gulbenkian Foundation. 2009 gewann Oliveira den Ersten Preis beim 3. Gesangswettbewerb der Portuguese Rotary Foundation sowie beim Stichting Nederlands Vocalisten Presentatie in den Niederlanden. 2011 folgte der Dritte Preis beim Luisa Todi Gesangswettbewerb. Mit dem Porto Opera Studio führte er u. a. Glucks „L’Ivrogne Corrige“ auf. 2006 brachte er am Barbican Centre in London mit dem London Symphony Orchestra HeinzKarl Grubers „Frankenstein!“ unter der Leitung von FrançoisXavier Roth zur Aufführung. Er sang auch in Wagners „Lohengrin“ (Dritter Edler) unter Jaap van Zweden bei der prestigeträchtigen NPS-Opernserie im Concertgebouw Amsterdam. 2010 übernahm er beim Festival in Aix-en-Provence die Titelrolle in „Un Retour“ von Oscar Strasnoy. Zu Oliveiras weiteren Opernaufführungen zählen u. a. Mozarts „Le Nozze di Figaro“ (Figaro), Ravels „L'enfant et les Sortilèges“ (Fauteuil) und Purcells „Dido and Eneas“ (Eneas). In der Gattung des Oratoriums reicht sein Repertoire von barocken bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst beispielsweise Mozarts und Brahms’ Requiem oder Stravinskys „Pulcinella“ (Martin Andrè). Hugo Oliveira trat bereits gemeinsam mit Jordi Savall (Les Concert des Nations), Enrico Onofri (Divino Sospiro), Keneth Weiss und Lawrence Cummings auf. Prometeo Quartett Das Prometeo Quartett gründete sich 1993 aus Mitgliedern des Orchestra Giovanile Italiana. Unterstützt von ihren Lehrern Piero Farulli und Milan Skampa errang das Ensemble schnell Anerkennung in Italien und vielen Ländern Europas. 1998 wurde das Streichquartett mit dem Ersten Preis beim Internationalen Streicher-Musikwettbewerb „Prager Frühling“ in Prag ausgezeichnet und erhielt gleichzeitig den Bärenreiter Spezialpreis für die beste und werkgetreueste Ausführung des Streichquartett KV 590 von W. A. Mozart. Außerdem erhielt das Ensemble den Preis der Stadt Prag als ‚Bestes Quartett‘ und den Preis Pro Harmonia Mundi. Spätestens seitdem begegnen sich Österreich und Italien in dem anspruchsvollen Programm des Ensembless. Es hat sich international aber vor allem auch mit seinem besonderen Engagement für die neue Musik seines Heimatlandes etabliert. Konzertreisen führten das Ensemble mittlerweile durch ganz Europa. Aufgenommen hat das Prometeo Quartett die Streichquartette von Robert Schumann, Alfred Schnittke, Vitezslav Novak und Hugo Wolf. Linus Roth Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren Generation. 2006 wurde er für seine EMI Debut CD mit dem Echo-Klassik-Preis der Deutschen Phonoakademie als „Bester Nachwuchskünstler“ ausgezeichnet. Nachdem Linus Roth die Vorklasse von Prof. Nicolas Chumachenco an der Musikhochschule Freiburg besucht hatte, studierte er erst bei Prof. Zakhar Bron. Darauf folgten weitere Studienjahre bei Prof. Ana Chumachenco an den Musikhochschulen Zürich und München. Während seiner Studienzeit war er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter-Stiftung. Als Konzertsolist macht sich Linus Roth mehr und mehr einen Namen. Er trat u. a. auf mit dem Orchester der Staatsoper Stuttgart auf, dem Münchner Kammerorchester, den Radiosinfonieorchestern des SWR und Berlin, Royal Liverpool Philharmonic 88 89 Orchestra, Wiener Kammerphilharmonie, Berner Sinfonieorchester und dem Brucknerorchester Linz. Zu den Dirigenten, mit denen er zusammenarbeitete, gehören u. a. Gerd Albrecht, Herbert Blomstedt, Andrey Boreyko, Dennis Russell Davies, Hartmut Haenchen und Antoni Wit. Linus Roth wurde mehrfach ausgezeichnet, er erhielt u. a. 1995 den 1. Preis des Internationalen Violinwettbewerbes Novosibirsk, 1997 den 2. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs „Joseph Szigeti“, 2003 den 1. Preis des Deutschen Musikwettbewerbs und im gleichen Jahr den Sonderpreis des Schumannhauses Bonn für die beste Interpretation eines Werks von Schumann. Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr 1703, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der L-Bank Baden-Württemberg, Deutschland. Steuart Pincombe Steuart Pincombe absolvierte am Oberlin Conservatory of Music (USA) bei Darrett Adkins ein Studium am modernen Violoncello (Bachelor of Music) sowie bei Catharina Meints ein Studium an der Viola da gamba und am barocken Violoncello (Master of Music). Er konzertierte auf international renommierten Bühnen, u. a. beim Boston Early Music Festival, in der Carnegie Hall, beim Bruges Early Music Festival, Klang und Raum sowie im Amsterdam Concertgebouw. Daneben veröffentlichte er eine Einspielung der Suiten für Cello solo von J. S. Bach auf zwei CDs und nahm Neue Musik für das Label Centaur auf. Zu Pincombes Lehrtätigkeiten gehören Technik-Workshops und Meisterkurse an verschiedenen Institutionen wie u. a. dem Gordon College, der University of California Domingez Hills und der Missouri State University (MSU). Zudem hielt er Gastvorträge am MSU, an der Oral Roberts University und am Oberlin Conservatory of Music. Er ist Mitglied der Fakultät für Cello des Credo Chamber Music Festival und außerdem als Dozent, Historiker und Künstler beim Festival Paradiso in Kalifornien tätig. Zudem ist Pincombe Cellist des Credo Trio, spielt das Barockcello und die Viola da gamba bei „The Bach Project“ sowie das Barockcello in Apollo’s Fire: The Cleveland Baroque Orchestra. Alexander Rosenblatt Alexander Rosenblatt wurde 1956 in Moskau in einer musikalischen Familie geboren. Er absolvierte das Moskauer Konservatorium als Konzertpianist und Komponist und ist Mitglied im Russischen Komponistenverband. Alexander Rosenblatt hat unter anderem sechs Konzerte für verschiedene Soloinstrumente (Geige, Horn, Klavier, Oboe, Cello) und Sinfonieorchester, ein Sextett für Bläserquintett und Klavier, eine Kantate für gemischten Chor und Bläserquintett, Bilder aus der ortodox-russischen Geschichte „Jaroslav Mudrij“ (Jaroslav der Kluge) für Sinfonieorchester, gemischten Chor, Knabenchor und vier Solisten, drei Klaviersonaten, eine Suite für Sinfonieorchester „Music Alice Land“, Variationen über Themen von Chopin, Paganini, Bizet für Klavier, Lieder, Choral- und andere Kompositionen veröffentlicht. Seit 2010 steht er unter Exklusiv-Vertrag beim Verlag Schott Music. Weltberühmte Interpreten wie der Cellist Jojo Ma, Pianisten Nikolai Lugansky und Marc Andre Hamelin führen regelmäßig seine Werke auf. Die Werke von Alexander Rosenblatt erscheinen regelmäßig bei verschiedenen Labels wie SONYMUSIC, Deutsche Grammophon, Solo Musica, u. a. Schwäbisches Jugendsinfonieorchester Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester zählt zu den führenden Jugendorchestern in Süddeutschland. Seit seiner Gründung 1959 durch Richard Maier ist es zu einem großen Sinfonieorchester angewachsen. Eine beträchtliche Anzahl Ehemaliger gehört heute bedeutenden Orchestern an. Zweimal im Jahr kommt das Orchester zu Probenphasen zusammen. Es widmet sich v. a. der großen Orchesterliteratur des 19. Jahrhunderts und – seit Christian Pyhrr 1994 die künstlerische Leitung übernommen hat – auch zunehmend des 20. Jahrhunderts. Garant für die in den Konzertprogrammen stets beachtlichen spieltechnischen und musikalischen Leistungen ist die seit vielen Jahren konstante Gruppe der Dozenten. Das Orchester wurde wiederholt zu Gastkonzerten verpflichtet, u. a. zu einem Festkonzert zum internationalen Richard-Wagner-Kongress, zu den Ottobeurer Basilika-Konzerten, zum Partnerschaftsjubiläum des Bezirk Schwaben mit dem Departement Mayenne in Laval. 2006 trat das SJSO unter dem Motto „Mordnacht Mozart“ im Kurhaustheater Augsburg auf. Moderiert wurde das Konzert von Herbert Feuerstein. Ein weiterer Höhepunkt unter der Leitung von Christian Pyhrr war die Aufführung von Joseph Haydns „Die Schöpfung“ im Jubiläumsjahr des Orchesters. Ab der Herbstarbeitsphase 2012 wird Allan Bergius neuer künstlerischer Leiter von „Schwabens jüngstem aber größtem Sinfonieorchester“. 90 91 David Schöndorfer Malwina Sosnowski Geboren 1991 in Königsbrunn, ist David Schöndorfer seit September 2006 Jungstudent bei Professor Harald Harrer am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Zusätzlich bekommt er Unterricht von Manfred Preis (Berliner Philharmoniker) und Georg Arzberger (Deutsche Oper Berlin). Er ist mehrfacher Preisträger bei „Jugend musiziert“ (Bundesebene) und erhielt 2010 und 2011 den Sparkassen-Sonderpreis für „herausragende Ensemble-Leistung“. 2010 trat er mit dem SARAS-Quintett (Stipendium des Deutschen Musikrates) beim Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen der Konzertreihe „Junge Elite“ auf. 2011 erhielt er mit dem Fagottisten Mathis Stier den Klassikpreis der Stadt Münster und des WDR und wurde zudem mit dem Anerkennungspreis zum Kulturpreis seiner Heimatstadt Königsbrunn ausgezeichnet. Von 2008 bis 2010 war er Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester unter den Dirigaten von Andrés OrozcoEstrada, Christian Vásquez und Mariss Jansons. Im März 2011 wurde er als Stipendiat bei „Yehudi Menuhin Live Music Now e. V.“ in Augsburg und München aufgenommen. Er absolvierte Gastspiele als Soloklarinettist u. a. beim Sinfonischen Blasorchester Ober-/Niederbayern und der Max-Planck Philharmonie in München. Konzertreisen führten ihn u. a. nach Berlin, Frankreich und in die USA. Malwina Sosnowski, eine der „begabtesten, aber auch profundesten jungen Violinsolisten der Schweiz“ (so Benjamin Schmid) trat mit 6 Jahren erstmals öffentlich im Fernsehen mit ihrer Geige auf. Das Jungtalent, Schweizerin mit Polnischen Wurzeln, studierte am Curtis Institute of Music Philadelphia und der Hochschule der Künste Bern (Solistendiplom mit Auszeichnung 2011) bei Ida Kavafian und Benjamin Schmid. Als Solistin konzertierte Malwina Sosnowski in den vergangenen Jahren mit den besten Orchestern der Schweiz, mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin in der Philharmonie Berlin und On-Tour in Japan, Südamerika und in den USA. Radio- und Fernseh-aufnahmen für WQXR New York, Radio France, Espace 2 und BBC. Unbekannte Werke und außergewöhnliche Projekte sind Malwina Sosnowskis Leidenschaft. Violinkonzerte von Bohuslav Martinu, C. A. Hartmann’s „Concerto funèbre“, sowie die musikalische Hauptrolle im Film „Shana“ (Kinostart: 2013) sind aktuelle Herausforderungen. Am Menuhin Festival Gstaad, am Festival „Young Artists in Concert Davos“ sowie am Kammermusikfestival in Sligo / Irland konzertierte sie 2012 als Kammermusikerin unter anderem mit Nicolas Altstaedt und Mitgliedern des Vogler Quartetts. Malwina Sosnowski ist Preisträgerin des Internationalen Tibor Varga Violinwettbewerbs 2010, des Verbier Festival Academy Violin Awards 2009 sowie des Kulturpreises ihres Heimatorts Riehen. Sie ist Stipendiatin des PE-Förderkreises Mannheim e. V. und Migros-KulturprozentSolistin. Sebastian Seidel 1971 in Ulm geboren, studierte Sebastian Seidel Germanistik, Philosophie und Geschichte an der Universität Augsburg und der State University of New York (Albany) und promovierte über Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Er arbeitet als Theaterleiter, Regisseur und Dramatiker. Er gründete und leitet das s’ensemble Theater in Augsburg, eine freie Bühne für zeitgenössische Dramatik. Seine Theaterstücke werden im gesamten deutschsprachigen Raum gespielt. Außerdem ist er tätig als Lehrbeauftragter der Universität Augsburg, als Amateurtheaterberater des Bezirk Schwaben und als 2. Vorstand des Berufsverbandes „Freie Darstellende Künste in Bayern“. David Stern David Stern ist Musikdirektor der Israel Opera und des Ensembles Opera Fuoco in Paris. Der gebürtige New Yorker dirigiert sowohl Barockmusik wie auch Musik aus späteren Epochen. In den beiden ersten Spielzeiten an der Israel Opera realisierte Stern zwei zeitgenössiche israelische Opern von Josef Bardanshvilli und Gil Shochat, zu den zukünftigen Projekten am Haus zählen Verdis „Falstaff“, Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“, Bergs „Wozzeck“ und Brittens „The Turn of the Screw“. Im Jahr 2003 gründete David Stern das Ensemble Opera Fuoco, das auf historischen Instrumenten spielt und regelmäßig u. a. im Concertgebouw in Amsterdam, beim Lucerne Festival sowie beim Festspiel St. Gallen auftritt. Jüngst feierte das Ensemble großen Erfolg in Leipzig mit einer Wiederaufführung von J. C. Bachs „Zanaide“, im Anschluss tourte Opera Fuoca mit einer konzertanten Fassung unter der Leitung von David Stern durch Europa. 92 93 2012 ging David Sterns Zeit als Musikdirektor in St. Gallen zu Ende. Mit furiosem Erfolg dirigierte er hier den „Wozzeck“, „Madame Butterfly“ sowie „Manon“, eine Neuauflage von Simone Mayrs „Medea in Corinto“. Zu den Höhepunkten des kommenden Konzertjahres zählen das Debüt mit dem Wiener Sinfonie-Orchester und Haydn di Bolzano. Auch dirigiert er erneut das Wiener Kammerorchester, die Hong Kong Philharmonic sowie das Ulster Orchestra. Katja Stuber Geboren in Roding, studierte Katja Stuber zunächst an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christian Gerhaher. In München besuchte sie die Oratorien- und Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut Deutsch. Im April 2011 beendete sie ihr Meisterklassenstudium in Saarbrücken bei Ruth Ziesak. Aktuell arbeitet sie mit Margret Honig in Amsterdam. In der Spielzeit 2009 / 10 war die Sopranistin am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. Im Sommer 2011 feierte Katja Stuber ihr viel beachtetes Debüt bei den 100. Bayreuther Festspielen (Partie des Jungen Hirten) in einer Neuinszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ unter musikalischer Leitung von Thomas Hengelbrock. 2012 war sie in der gleichen Partie unter Christian Thielemann zu hören. Als KonzertSolistin musizierte Katja Stuber bereits mit dem Münchner Rundfunkorchester, den Münchener Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern, Concerto Köln u. a., und sang unter namhaften Dirigenten wie z. B. Gabriel Feltz, Helmut Rilling und Lothar Zagrosek. In der Saison 2012 / 13 wird Katja Stuber in Bachs Johannespassion mit dem NDR Sinfonieorchester sowie in konzertanten Aufführungen des „Parsifal“ (1. Blumenmädchen) u. a. in Essen und am Teatro Real in Madrid zu hören sein. Bei SONY, Oehms-Classic und Naxos erschienen Opernaufzeichnungen und Konzertmitschnitte. Seit 2007 wird Katja Stuber von der Organisation „Yehudi Menuhin Live Music Now e. V.“ gefördert. 2008 erhielt sie zudem ein Stipendium des Deutschen Bühnenvereins. Siri Karoline Thornhill Siri Karoline Thornhill begann ihr Gesangsstudium in ihrer Heimatstadt Stavanger in Norwegen und absolvierte ihr Masterstudium in Barockgesang bei Diane Forlano, Rita Dams und Marius van Altena an der Musikhochschule in Den Haag. Sie nahm an Meisterkursen bei Christina Deutekom, Elly Ameling und Anna Reynolds teil. Ihre rege Konzert- und Operntätigkeit umfasst das Repertoire von Alter Musik bis zur Musik des 21. Jahrhundert. So arbeitete sie mit Ton Koopman, Phillippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock, Gottfried von der Goltz, Jos van Veldhoven, Andreas Spering und Sigiswald Kuijken zusammen und trat bei Festspielen wie den Händel-Festspielen Göttingen und Halle, Rheingau Musikfestival, Tage Alter Musik Regensburg, Festival de Printemps Monte Carlo, Festival de L’Opera Beaune und Festival Brügge auf. Sie hat mit namhaften Ensembles wie Freiburger Barockorchester, Collegium Vocale Gent, Nederlandse Bachvereniging, Apollo Ensemble, L’Orfeo Barockorchester Linz und Balthasar Neumann Ensemble gesungen. Siri K. Thornhill sang in Opernproduktionen an der Komischen Oper Berlin, Theater Freiburg und Oper Halle. Viele Rundfunk-, CD- und Fernsehaufnahmen, u. a von Händels Messias, Bachs h-Moll-Messe und Johannes- wie Matthäus-Passion, Telemanns „Der Tod Jesu“, Brahms Requiem, Mozarts Requiem und Haydns „Die Schöpfung“ belegen ihre Erfolge. Elizabeth Wallfisch Elizabeth Wallfisch zählt zu den führenden Interpreten barocker und klassischer Geigenmusik. Aufgrund ihrer herzlichen und sprühenden Persönlichkeit und ihrer unverkennbaren Musikalität ist sie bei Publikum und Orchestern sehr beliebt. Ihre wagemutige und spontane Herangehensweise an die Musik lassen ihre Auftritte zu mitreißenden Erlebnissen werden. Maßgeblich und zukunftsweisend für ihre Kreativität war dabei unter anderem ihre Zeit mit dem Purcell-Quartet und mit dem Locatelli-Trio. Sie ist aber nicht nur eine gefeierte Interpretin von Geigenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts, sondern auch eine begeisternde Ensembleleiterin. Dabei leitete sie mit ihrer Geige bereits viele weltbekannte Ensembles und Orchester für historische wie moderne Instrumente, so u. a. De Nederlandse Bachvereniging, das L'Orfeo Barockorchester, Raglan Baroque, das St. Paul Chamber Orchestra, das Vancouver Symphony Orchestra und das Leipziger wie das Stuttgarter Kammerorchester. 2008 gründete sie die Wallfisch Band, ein ausgezeichnetes Orchester mit hervorragenden Interpreten Alter Musik, deren Leitung sie ebenfalls übernahm. Neben den Konzerten bietet auch die große und beeindruckende Diskografie Elizabeth Wallfischs einen Einblick in ihr breitgefächertes musikalisches Oeuvre. Darüberhinaus setzt sie sich wissenschaftlich mit fundamentalen Aspekten des barocken Geigenspiels auseinander. So verfasste sie „The Art of Playing Chin-Off for the Brave and the Curious“ – die Kunst des Geigenspiels weg vom Kinn. 94 95 Wallfisch Band Bruno Weil Die 2008 von der gefeierten Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch gegründete Wallfisch Band ist ein außergewöhnliches und einzigartiges internationales Ensemble für Alte Musik. Die Wallfisch Band bietet unter der Leitung Elizabeth Wallfischs eine spannende Plattform für junge Musiker, ihr Können zu präsentieren und ihre musikalischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Sie führt junge Talente aus verschiedenen Ländern mit erfahrenen, international renommierten Musikerpersönlichkeiten wie u. a. dem Cellisten Jaap ter Linden, der Geigerin Susan Carpenter-Jacobs oder dem Cembalisten und Organisten AlbertJan Roelofs zusammen. Dabei bietet das Ensemble ein breites Repertoire mit Werken vom frühen Barock bis zur späten Klassik. 2010 tourte die Wallfisch Band durch Neuseeland und Australien, sowie unter der Leitung des legendären Gustav Leonhardt durch Großbritannien und die Niederlande. 2011 fanden Konzerte mit Bruno Weil (Stravinskys Pulcinella) und der Sopranistin Johannetta Zomer (u. a. Werke von W. A. Mozart) statt – aufgezeichnet und ausgestrahlt vom Niederländischen Rundfunk. Das Ensemble nahm auch bei den Internationalen Simon Mayr Festspielen in Ingolstadt einen besonderen Rang ein und trat bereits in der Orangerie des Potsdamer Sans SouciPalastes auf. 2011 spielte die Wallfisch Band die dritte CD einer Reihe für CPO ein, die seit Mai 2010 erscheint und von Presse, Kennern und Liebhabern begeistert aufgenommen wurde. Bruno Weil hat sich sowohl als Gastdirigent bedeutender internationaler Orchester als auch in zahlreichen CD-Aufnahmen den Ruf als einer der weltweit führenden Dirigenten auf dem Gebiet der Wiener Klassik erworben. Er dirigierte u. a. die Berliner und Wiener Philharmoniker, die Dresdner Staatskapelle, die Wiener Symphoniker und das Boston Symphony Orchestra. Als Meisterschüler von Hans Swarowsky kam der Preisträger verschiedener Internationaler Wettbewerbe als damals jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands nach Augsburg. Bis Ende 2001 war Bruno Weil anschließend Generalmusikdirektor der Stadt Duisburg, seit 2003 ist er künstlerischer Leiter der Cappella Coloniensis. Außerdem ist er principal guest conductor des „Tafelmusik Orchestra“ Toronto und der Wallfisch Band London. Für seine Einspielung der Beethoven Sinfonien Nr. 5 und 6 mit diesem Orchester erhielt er 2006 den „Juno Award“. Bruno Weil dirigierte Opernproduktionen u. a. an der Wiener Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin und an der Dresdner Semper-Oper. Seit 1982 war er ständiger Gast bei den Salzburger Festspielen. Als Gründer und Künstlerischer Leiter des Musikfestivals Klang & Raum im Kloster Irsee / Allgäu schuf Bruno Weil ein internationales Forum für Konzerte auf Originalinstrumenten, das alljährlich die Stars der Alten-Musik-Szene präsentierte. Es endete im Jahr 2011. Seit Oktober 2001 unterrichtet Bruno Weil als Professor für Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in München. Seine zahlreichen CD-Einspielungen wurden von der Kritik begeistert aufgenommen. So wurde Bruno Weil 2010 für die beste Aufnahme des 18. Jahrhunderts (Haydn Symphonien Nr. 93, 95, 96) bereits zum 5. Mal mit dem „Deutschen Schallplattenpreis – Echo Klassik“ ausgezeichnet. Sophia Weidemann 1994 in Filderstadt geboren, wurde Sophia Weidemann mit 15 Jahren als Jungstudentin an der Musikhochschule in Stuttgart bei Professor Florian Wiek angenommen. Sie ist mehrmalige Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, u. a. in den Kategorien Klavier Solo (2011), Klavier-Duo (2009) und Klavier-Trio (2010). Außerdem ist sie Preisträgerin beim Tonkünstler-Wettbewerb (2006, 2007, 2009, 2011) und beim Matthaes-Wettbewerb (2005, 2007). Im Frühjahr 2011 flog sie mit einem Orchester aus Filderstadt nach Chicago, um dort das Klavierkonzert in g-Moll von Felix Mendelssohn aufzuführen. Highlights des Augsburger 96 Mozartfests auf CD Wir danken den Sponsoren und Förderern des 61. deutschen Mozartfestes Mit unterstützung des Kulturprogramms der europäischen union 2007 – 2013 SOLOSONATEN UND TRIOS VON LEOPOLD MOZART Christine Schornsheim Sebastian Hess Rüdiger Lotter Partner OC 860 2 CDs – Digipack MEHR MUSIK! wird gefördert durch die Stadt Augsburg und die Stadtsparkasse Augsburg. MEHR MUSIK! ist ein Projekt des Theaters Augsburg. IMPRESSUM Kulturamt der Stadt Augsburg, Bahnhofstraße 18 1/3 a, 86150 Augsburg Tel. +49(0)821/324-3253 oder -3259, Fax +49(0)821/324-3252 [email protected], www.mozartstadt.de Künstlerische Leitung: Thomas Weitzel, Projektassistenz/Redaktion: Barbara Friedrichs Mitarbeit: Marcel Stelter, Presse: Ingrid Erne, Friends PR (www.friends-media-group.de) Gestaltung / Fotografie: KW Neun Grafikagentur Fotos KünstlerInnen: Colin Balzer: Catherina Hess; Sergey Dogadin: Sigi Meller; Bayerische Kammerphilharmonie: Josep Molina; Augsburger Philharmoniker: Nik Schölzl; Linus Roth: www.wildundleise.de; David Stern: Sergei Bermeniev; Katja Stuber: Christine Schneider; Siri Thornhill: Marco Borggreve; Elizabeth Wallfisch / Wallfisch Band: Benjamin Ealovega Redaktionsschluss: 14. September 2012 Druck: meisterdruck GmbH, Kaisheim Mozart in Paris Mozart in Italien OC 705 OC 753 W.A. Mozart, Thomas Linley, Franz La Motte, Venanzio Rauzzini, Johann Adolf Hasse bayerische kammerphilharmonie Reinhard Goebel, Dirigent Mirijam Contzen, Violine J.Chr. Bach, Simon Le Duc, Chevalier de Saint-George, PierreMontan Berton l’Ainé, W.A. Mozart bayerische kammerphilharmonie Reinhard Goebel, Dirigent Yura Lee, Violine v www.oehmsclassics.de Vertrieb: Naxos Deutschland (D) · Gramola, Wien (A) · Musikvertrieb, Zürich (CH) MOZART VERBINDET / CONNECTS WWW.MOZARTWAYS.COM Salzburg Mozart Woche Januar / January www.mozarteum.at Brno Amadeus Wettbewerb/ Competition Ulrich Konrad Wolfgang Amadé Mozart Februar / February www.amadeusbrno.cz Leben · Musik · Werkbestand ISBN 978-3-7618-1821-3 € 36,50 Mozart Festivals Bad Reichenhall Salzburg Mozartwoche OPERNFÜH RER KOMP AKT CLEME NS PROKO P Silke Leopold (Hg.) Mozart-Handbuch Mozart Don Giovanni www.mozarteum.at März / March www.bad-reichenhallerphilharmonie.de St. Gilgen www.mozartdorf.at Augsburg ISBN 978-3-7618-2021-6 € 24,95 Ulrich Konrad MozartWerkverzeichnis ISBN 978-3-7618-1847-3 € 20,50 Guten Morgen, liebes Weibchen! Mozarts Briefe an Constanze ISBN 978-3-7618-1814-5 € 12,95 Mozart · Briefe und Aufzeichnungen Gesamtausgabe 8 Bände im Schuber ISBN 978-3-7618-1749-0 € 148,00 Bärenreiter w w w.b aerenrei ter. com www.kunstsammlungenmuseen.augsburg.de N eu Clemens Prokop Mozart – Don Giovanni Opernführer kompakt (Bärenreiter/Henschel) ISBN 978-3-7618-2246-3 € 12,95 Clemens Prokop Mozart. Der Spieler Augsburg Mozart Häuser / Houses Wien www.mozarthausvienna.at Mozartfest Mai / May www.mozartstadt.de St. Gilgen Nannerlfest Juli / July www.mozartdorf.at Rovereto Intern. Mozartfestival August www.festivalmozartrovereto.com Schwetzingen Mozartfest September www.mozartgesellschaftschwetzingen.de Die Geschichte eines schnellen Lebens ISBN 978-3-7618-1816-9 € 13,50 Laurenz Lütteken H.-J. Hinrichsen (Hg.) Mozarts Lebenswelten Eine Zürcher Ringvorlesung 2006 ISBN 978-3-7618-1891-6 € 25,95 With the support of the programme „Culture 07-13“ of the European Union Major Cultural Route U N I V E R S I T Ä T Mozartstadt Augsburg A U G S B U R G Konzerte im Fronhof ival t s e F 15. 8. INTERNATIONALER VIOLINWETTBEWERB LEOPOLD MOZART 17. – 28. APRIL 2013 Augsburg Ehrenpräsident Bruno Weil / Künstlerischer Leiter Julius Berger DAS PUBLIKUM IST DABEI: HIER WERDEN STARS GEBOREN. VERANSTALTUNGSORTE: Goldener Saal des Rathauses Augsburg, Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, Kongress am Park Augsburg Mitglied im WELTVERBAND DER INTERNATIONALEN MUSIKWETTBEWERBE WWW.LEOPOLD-MOZART-COMPETITION.DE Open Air 19. - 21. Juli 2013 und die Mozart antik Rom Das Orchester SUK-Symphony Prag spielt unter der Leitung von Wilhelm F. Walz Werke von W. A. Mozart Programmvorschau: Opern Gala I / II Carl Maria von Weber: „Der Freischütz“ Orchesterkonzert Mozart: Es-Dur Sinfonie, Beethoven 5. Sinfonie, Weber: 1. Klarinettenkonzert Jazz Meets Classic Leitung: Wolfgang Lackerschmid Cross Over „Munich Brass Connection“ Kammermusik im Rokokosaal Preisträger des 8. Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart mit Werken von Mozart und der Romantik www.konzerte-im-fronhof.de [email protected] Eine Veranstaltung der NahruNg für die SiNNe www.br-klassik.de KlassiK-info 089/59 00 46 46 Augsburg 102.1 | Hof 102.3 | Ingolstadt 88.0 | Lindau 87.6 | München 102.3 Nürnberg 87.6 | Passau 95.6 | Regensburg 97.0 | Würzburg 89.0 Bundesweit digital im Kabel | Europaweit digital über Satellit Astra 19,2 Grad Ost | Weltweit live im Internet team m&m Ohne uns wär’s kein Theater. 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