Seit der Finanzkrise ver trauen immer mehr Menschen ihr Geld öko

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Pro f it
für die
Umwelt
Seit der Finanzkrise
ver­trauen immer
mehr Menschen ihr
Geld öko-sozialen
Banken an.
Wir besuchten
die GLS Bank in
Bochum – die
weltweit älteste
ihrer Art
Greenpeace Magazin 3.15
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Illustration: Christoph Niemann
von Andrea Hösch
Thorsten Holstein war ein Junkie in Anzug und Krawatte. Tag
für Tag jagte er Zahlen nach. 2000 Euro musste der Banker bis
Feierabend einspielen, egal wie. Wenn er sein Soll zu verpassen
drohte, jubelte er auch mal einer Rentnerin einen riskanten
Ak­tienfonds unter. Holstein graut es, wenn er daran zurückdenkt, an seine Zeiten bei der Dresdner Bank. Vor sechs Jahren
wagte es der Essener, gerade Vater geworden, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Er verzichtete auf ein Drittel seines Gehalts
und wechselte zur GLS Bank. „Da musst du bestimmt deinen
Namen tanzen“, spotteten die Kollegen in Anspielung auf die
anthroposophischen Wurzeln der Bank. Inzwischen trifft er
einige von ihnen bei Mitarbeiterversammlungen wieder.
Holsteins Reich liegt keine 500 Meter vom rot gestrichenen
Hauptsitz seines Arbeitgebers entfernt. Der Mittvierziger leitet
die Bochumer GLS-Filiale. Erfolgsquoten muss er nicht mehr hinterherhecheln, die Geldgeber kommen von alleine. Seit einigen
Jahren vertrauen mehr als 2000 Neukunden im Monat der genossenschaftlich organisierten „Gemeinschaftsbank für Leihen
und Schenken“ ihr Erspartes oder ihr Vermögen an. Seit der
Finanzkrise erfreut sich ihr Geschäftsmodell großer Beliebtheit.
Die GLS Bank fördert ausschließlich soziale und ökologische Projekte in Deutschland. Spekulationsgeschäfte sind tabu.
„Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt.“ Dieser Leitspruch begleitet die weltweit erste ethische
Bank von Anfang an. Im vergangenen Jahr feierte sie mit 4000
Gäs­
ten ihr 40-jähriges Bestehen. Ex-Bundespräsident Horst
Köhler ließ bankenkritische Töne verlauten, der Kabarettist
Georg Schramm beschwor den Krieg „Reich gegen Arm“ (siehe
Greenpeace Magazin 1.15) und einige der Pioniere ließen die Geschichte Revue passieren. Meilensteine waren der erste Windkraftfonds ein Jahr nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl,
das erste Carsharing-Projekt Anfang der 90er-Jahre, wenig später die Starthilfe für die Stromrebellen der Elektrizitätswerke
Schönau sowie die Übernahme der Ökobank im Jahr 2003.
Damals wie heute ist für das Bochumer Bankhaus Geld dazu
da, die Gesellschaft zu gestalten. Die vier Bankgründer Wilhelm
Ernst Barkhoff, Gisela Reuther, Rolf Kerler und Albert Fink
brachten als erste Projekte Waldorfschulen und gemeinschaftlich bewirtschaftete Demeter-Höfe auf den Weg. Als Bürgen­­ge­
meinschaft sicherten Eltern und Hofbetreiber die Kredite
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was“, sagt er, und versucht dagegenzuhalten, denn „wir müssen den Bioanbau im Land stärken und dürfen uns nicht auf
Importe verlassen.“
Hof sucht Bauer. Diese Lücke soll die in diesen Tagen gegrün­
de­te Bio­bodengenossenschaft füllen. Greff kennt eine Reihe jun­
ger Ökolandwirte. Sie stammen meist aus nichtbäuerlichen Fa­mi­
lien und haben keinen Hof geerbt. Vielen fehle das nötige Klein­
geld für eine Übernahme. „Deshalb kaufen wir sterbende Höfe
und suchen die passenden Biolandwirte dafür“, erklärt der Bran­
chen­­ex­per­te. So macht er nicht nur Jungbauern, sondern auch
Verkäufer glücklich, weil ihre Anwesen weiter bewirtschaftet werden. Noch dazu vergrößert das jüngste GLS-Projekt die Bio­an­­bau­­
fläche, ermöglicht gemeinschaftliches Wirtschaften und be­lebt
die dörfliche Region. Ein Anfang ist gemacht: Drei Hö­fe in Meck­
lenburg-Vorpommern und Brandenburg sind bereits gerettet.
Mit wem sie es zu tun haben, wollen die GLS-Banker genau
wissen. „Betrüger gibt es überall, auch unter unseren Kun­den“,
sagt der Hamburger Energieberater Christian Marcks.
Wohin das Geld flieSSt
„Ein Geschäft, das nichts als Geld verdient,
ist kein gutes Geschäft.“ Obwohl diese Er­­­kenn­tnis
Industriehallen oder Supermärkten
dem US-Unternehmer und Fließband­erfinder
werden Solar­anlagen montiert, die
Henry Ford zugeschrieben wird, ziert es die
zum Beispiel umliegende Haushalte
Außenwand der GLS Bank in Bochum. Die Mit­
direkt mit um­weltfreundlichem Strom
arbeiter drinnen handeln danach: Im vergan­
versorgen. Biogasanlagen haben da­­
genen Jahr vergab die Bank 1,9 Milliarden Euro,
gegen bei der GLS Bank keine Chance
das entspricht 63 Prozent des Eigen­kapitals,
mehr, da sie zur „Vermaisung“ der
an soziale oder ökologische Projekte und
Landschaft führen. In Zukunft will
Unternehmen. ­Die Prozentzahlen geben an,
die Bank in die Entwicklung diverser
mit welchem Kreditvolumen Projekte in den
Energiespeichertechniken und in
fünf Bereichen unterstützt werden. Wo ihr
intelligente Stromnetze investieren.
Geld hinfließen soll, können die Sparer selbst
entscheiden. Ein Überblick:
sOziales
17,3 Prozent
Im vielfältigsten Bereich finden sich Hospize, Gesund­
heits­­häuser, Lebens- und Arbeitsgemeinschaften für
suchtkranke Menschen, Cafés und
Ernährung
Hostels, selbstverwaltete Fahrrad­
14,6 Prozent
sozialtherapeutische Werkstätten,
Will ein Biolandwirt einen neuen Stall bauen, einen Hof­
Yogazentren, sozialpädagogische
laden einrichten oder einen Traktor kaufen, kann er
Projekte sowie Geburtshäuser.
dafür bei der GLS Bank einen Kredit bekommen. Unter­
Eines der jüngsten Förderprojekte
stützt werden aber auch innovative Geschäfts­ideen
ist „kleinerdrei“ im Hamburger
werkstätten, Nachbarschaftszentren,
wie vegane Eisdielen, die Entwicklung von Holzmodulen
Schanzenviertel. Schwangere und
für den Anbau von Kräutern und Gemüse oder das
junge Eltern können dort von
Augsburger Start-up-Projekt „littlelunch“ – Daniel und
Hebammen geleitete Geburtsvor­
Denis Gibisch (Foto) liefern selbst gekochte Biosuppen
bereits- oder Babykurse (Foto)
in Gläsern nach Hause oder ins Büro.
besuchen und sich über schadstoff­
freies Spielzeug beraten lassen.
„Wir sind nicht Prokon“
bildung
Weil viele Kleinanleger bei der Pleite des Windkraftunter­
nehmens Prokon Geld verloren haben, sollen künftig alle
Ansinnen, sollte man meinen. Doch viele selbstverwaltete
Wohnprojekte, freie Schulen, Energiegenossenschaften und
Dorfläden laufen Sturm. Wie die GLS Bank befürchten sie
das Aus von zivilgesellschaftlichem Engagement, denn das
geplante Kleinanlegerschutzgesetz sieht nicht nur für
Großinvestoren, sondern auch für „Schwarm­finanzierungen“
vieler Bürger hohe Auflagen vor: Jeder Anbieter von Geld­
anlagen muss demnach Verkaufsprospekte erstellen, die pro
Jahr rund 50.000 Euro kosten. Außerdem soll Werbung
mit Flyern oder Broschüren im öffentlichen Raum verboten
werden. Nun hat die Bundesregierung zwar Genossen­
schaften und gemeinwohlorientierte Projekte von der
Prospekt­pflicht befreit, doch dem Aktionsbündnis „Wir sind
nicht Prokon“ reicht das nicht. Neben weiteren Ausnahme­
rege­lun­gen fordert es vor allem, das Werbeverbot für soziale
Initiativen aufzuheben. Damit wäre der Koalitions­vertrag
erfüllt. Darin steht, die Bundesregierung wolle „die Gründung
unternehmerischer Initiativen aus dem bürger­­lichen
Engagement erleichtern“ und „unangemessenen Aufwand
und Bürokratie vermeiden“. syndikat.org
Fotos: Yasemin A.d.Kahmen; Little Lunch; Kleinerdrei; Oliver Helbig
Anlagengeschäfte stärker reguliert werden. Ein lobenswertes
Greenpeace Magazin 3.15
ab, die etablierte Geldinstitute nicht bewilligen wollten. Seither
hat die GLS Bank viele Ableger bekommen: Der Treuhand-Verein – er berät Menschen, die ihr Vermögen schenken, stiften
oder anlegen wollen – gehört ebenso dazu wie einige Tochterfirmen und Stiftungen sowie die Filialen in Berlin, Frankfurt,
Hamburg, München, Stuttgart, Freiburg und Bochum.
Das Alltagsgeschäft wird online abgewickelt. Wer sein Erspartes der GLS Bank überlässt, kann entscheiden, in welchen
Bereich es investiert werden soll: Ernährung, Bildung, Wohnen,
Soziales und Energie. Gefördert werden beispielsweise alternative Schulen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, Wohnprojekte, Hospize, Bioläden, Ökohöfe und Klimaschutzprojekte
(siehe Seite 41). Geld geben darf jeder. Weitergegeben wird es
von der GLS Bank aber nur unter bestimmten Bedingungen.
Zu den wichtigsten Ausschlusskriterien für Kredite und Geld­
an­
lagen zählen Kinderarbeit, Atomindustrie, Rüstung, Gen­
technik, Agrarchemie, Tierversuche und Massentierhaltung.
Trotz dieser klar definierten Negativliste sehen sich die Berater im Alltagsgeschäft immer wieder mit Grenzfällen kon­
frontiert. Muss eine Waldorfschule Ökostrom beziehen? Darf
sich ein landwirtschaftlicher Großbetrieb mithilfe von GLSKrediten eine effizientere Bewässerungsanlage anschaffen?
Christian Marcks, zuständig für den Bereich Energie im Raum
Hamburg, musste gerade einem Schweinemäster absagen,
der sein Stalldach mit Solaranlagen bestücken wollte. Hätte
ein nachhaltiges Unternehmen auf genau demselben Stall die
Insta­llation der Module geplant, hätte die Bank wahrscheinlich
anders ent­schie­den. „Weil dann der Gewinn aus der Solar­anlage
nicht in die Massentierhaltung fließt“, sagt Marcks.
Dass die Bank von ihren ursprünglichen Werten abdriften
könnte, befürchtet der Hamburger Berater nicht. Er verlässt
sich auf zwei Wächter: zum einen auf den Anlagenausschuss,
dem auch externe Experten angehören. Das Gremium diskutiert grenzwertige Einzelfälle und gibt für die Finanzierung
nur grünes Licht, wenn alle Ausschussmitglied überzeugt sind.
Die zweite Kontrollinstanz sind die Kunden. „Sobald unsere
Kundenzeitschrift ‚Bankspiegel‘ erscheint, in der wir die geför­
derten Projekte offenlegen, gibt es immer wieder kritische
Nach­fragen“, sagt Marcks. „Dann müssen wir gute Argumente
haben.“ Heikle Anfragen grundsätzlich abzulehnen, wäre für
ihn keine Lösung: „Wenn wir erst warten, bis unsere Kreditnehmer dunkelgrün sind, werden wir nichts ändern, sondern
in Schönheit sterben.“
Doch die Bank wächst. Auch mit eigenen Projekten will sie
gesellschaftliche Veränderungen anschieben. Zum Beispiel mit
dem Geldgipfel, einem Kongress, auf dem vergangenes Jahr
eine „Geldwende“ gefordert wurde. Mit der politischen Ein­
flussnahme gegen das geplante Kleinanlegerschutzgesetz (siehe
Kas­ten). Und mit der Biobodengesellschaft. Sie wurde ins Leben
gerufen, weil sich mit dem Biogasboom Energiepflanzen auf
den Feldern ausbreiten und Ackerland knapp und immer teurer
wird. Viele Biobauern können sich die steigenden Bodenpreise
kaum mehr leisten. Deshalb kauft die Bio­bodengesellschaft
Agrarflächen und verpachtet diese langfristig zu erschwinglichen Preisen an Ökolandwirte. Uwe Greff, der diesen GLSAbleger verantwortet, besucht regelmäßig Bio­höfe und kennt
die Nöte der Bauern. In jüngster Zeit hat er einen neuen Trend
beobachtet: Weil sich kein Nachfolger findet, werden immer
öfter ganze Höfe verscherbelt, die der Landwirtschaft verloren
gehen. Diese Entwicklung macht Greff große Sorgen: „Da kippt
16,4 Prozent
wohnen
Die Hauptkreditnehmer im Bereich Bildung sind freie
18,2 Prozent
Kindergärten und Schulen. Finanziert werden Immo­­­­
Ob drei Familien oder dutzende Menschen, in der Stadt
bilienkauf, Gebäudesanierungen, Umbauten sowie die
oder auf dem Land: Alternative Wohnformen sind im
An­­schaffung von Tischen, Stühlen und Spielzeug. Die
Trend. Auf dem Schreibtisch des zuständigen GLS-Kredit­
GLS Bank fördert außerdem kulturelle Projekte wie
beraters Benedikt Altrogge landen immer mehr Anträge
Film­dokumentationen, Künstlerkollektive, Theater­pro­
von Wohn- und Hausgemeinschaften. Sie werden
duk­tionen oder die Bayerische Philharmonie, die mit
ebenso gefördert wie gemeinschaftliche Lebensformen
ihren Orchestern und Chören Zugang zu musikalischer
im Alter oder Behinderteneinrichtungen wie auf dem Bio­
Bildung gewährt und die soziale Kompetenz stärkt.
bauernhof Bauckhof (Foto). Darüber hinaus finanziert
die Bochumer Bank Passivhäuser, Holz- und Lehmbauten
energie
sowie die Restaurierung denkmalgeschützter Gebäude.
33,5 Prozent
Die meisten GLS-Kredite fließen in die er­­neuer­baren
Energien. Bundesweit fördert die Bank die An­schaf­fung
und Installation von Fotovoltaik- und Windkraft­anlagen
wie jene in Freiamt bei Freiburg (Foto oben). Sie finan­
ziert aber auch Wasserkraft- und Blockheiz­kraft­werke
sowie Solarthermieanlagen. Relativ neu im Förder­
katalog sind sogenannte Dachpachtmodelle. Auf Ställen,
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Ethische banken im Vergleich
GLS BANK eG
Gründung der Genossenschaftsbank:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1974
Hauptsitz: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bochum
Bilanzsumme: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,6 Milliarden Euro
Kreditvolumen 2014:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,9 Milliarden Euro
Zinssatz Tagesgeld:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,1 %
Zinssatz Sparbrief für 3 Jahre/mind. 1000 Euro: . . . . . . . . . . . . 0,4 %
TRIODOS BANK AG
Gründung der Aktiengesellschaft in den Niederlanden: . . . . . . 1980
Hauptsitz: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeist (Provinz Utrecht)
Bilanzsumme (2013): . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,4 Milliarden Euro
Kreditvolumen 2013:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,5 Milliarden Euro
Zinssatz Tagesgeld:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,4 %
Zinssatz Sparplan für 1 Jahr/mind. 25 Euro mtl.: . . . . . . . . . . . 0,35 %
UMWELTBANK AG
Gründung der Direktbank: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1997
Hauptsitz: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nürnberg
Bilanzsumme: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,6 Milliarden Euro
Kreditvolumen 2014:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,2 Milliarden Euro
Zinssatz Tagesgeld/mind. 500 Euro:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,2 %
Zinssatz Umweltzertifikat für 1 Jahr/mind. 2500 Euro: . . . . . 0,55 %
ETHIKBANK eG
Gründung als Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg: . . 2002
Hauptsitz: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eisenberg in Thüringen
Kreditvolumen 2014:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Millionen Euro
Bilanzsumme:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Millionen Euro
Zinssatz Tagesgeld: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,25 %
Zinssatz Festgeld für 30 bis max. 180 Tage/mind. 5000 Euro:. . 0,01 %
der­ne We­ge­­­la­ge­rei“ des computergesteuerten Hochfrequenzhandels mit Wertpapieren verbieten, fordert der Bankchef, das
würde wirklich helfen. Ein anderes Beispiel sind die Niedrigzinsen. Weil viel zu viel Geld im Umlauf ist, reagiert der Markt
wie üblich bei Überangebot mit sinkenden Preisen. Doch die
GLS Bank lebt wie jedes andere Geldinstitut von der Zinsmarge,
der Differenz zwischen Anlage- und Kreditzinsen. Je mehr diese schrumpft, umso weniger bleibt, um die Kosten zu decken.
Andererseits belebt der niedrige Zins das Geschäft: Wenn wir
schon so gut wie keine Zinsen bekommen, sagen sich viele, soll
das Geld wenigstens sinnvoll wirken.
Razzien bei Großbanken, der Steuerskandal bei der Schweizer Großbank HSBC, die Leaks-Affäre in Luxemburg – die
Schlagzeilen reißen nicht ab. Die Finanzbranche hat bei vielen
Kunden ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie lassen ihr Tagesoder Festgeld lieber von Alternativbanken verwalten, die ausschließlich die Realwirtschaft fördern, also keine Spekula­tions­
geschäfte treiben. 190.000 Menschen haben ihr Konto inzwischen bei der GLS Bank. Im Vergleich mit konventionellen
Fi­nan­z­instituten ist sie aber ein Zwerg: Die
Commerzbank etwa betreut elf Millionen
Kunden. Laut einer Potenzial­studie der Be­
ra­­tungsgesellschaft Zeb aus dem Jahr 2012
könnte die GLS Bank aber eines Tages in die­
se Liga aufsteigen: Bis zu 16 Millionen Deut­
sche können sich einen Wechsel zu einer
ethischen Bank vorstellen.
Parallel zur Kundschaft wächst die Beleg­
schaft. 553 Mitarbeiter beschäftigt die GLS
Bank derzeit, darunter Sozialarbeiter, Polito­
lo­gen, Landwirte, Philosophen und andere
Quer­einsteiger. Die Mitarbeiter der oberen
Ge­halts­klassen verdienen im Vergleich zu
an­de­ren Banken weniger, die der unteren
Stu­fen mehr. Neulinge lernen alle Abteilun­
gen der GLS-Welt kennen. Freie Fahrt mit
dem öffentlichen Nahverkehr gehört ebenso
zum Angebot wie Massagen, Rückengym­
nas­tik und die Biokantine in der Zentrale.
Wer möchte, darf auf dem Dottenfelderhof,
einem GLS-Pionierprojekt, oder bei Hilfs­­
pro­
jekten der hauseigenen „Zukunftsstiftung Entwicklung“ mitarbeiten. Wie in den
Projekten steht die Pflege des gemeinschaft­
li­chen Miteinanders hoch im Kurs.
Thorsten Holstein hat seinen Wechsel
noch keinen Tag bereut. Guten Gewissens
fährt er mit Bahn und Rad zur Arbeit. Anzug und Krawatte bleiben im Schrank. Wie
viele Kollegen hat auch er Genossenschaftsanteile erworben. Sie bilden das Eigenkapital der GLS Bank und reichen aus, um fast
alle Kreditprojekte zu finanzieren. Seit Ende 2011 bekommen die insgesamt 37.000
Mitglieder für ihre Anteile eine Dividende
von vier Prozent. Der Bochumer Filialleiter freut sich über den kleinen Bonus, aber
mehr noch über „das schöne Gefühl, dass
ein kleines Stück der Bank mir gehört“.
gls.de, bioboden.de
42
Greenpeace Magazin 3.15
Deshalb gehe kein Kredit ohne ein persönliches Gespräch raus,
sagt er. Zudem schaut sich Marcks den Betrieb immer per­
sönlich an, verlangt technische und wirtschaftliche Gutachten
und will auch noch wissen, wer diese verfasst hat. Der Rest
bleibt Vertrauenssache. Die wenigen Kreditausfälle sprechen
dafür, dass die Experten ein gutes Gespür für verlässliche
Geschäftspartner haben.
Vorstandssprecher Jorberg könnte zufrieden sein. Der Mann
an der Unternehmensspitze kennt die Bank wie kaum ein
an­derer: In jungen Jahren war er ihr erster Lehrling. Ein Foto
aus den 70er-Jahren hängt im Foyer, darauf trägt Jorberg einen
flau­
schigem Oberlippenbart. Doch der inzwischen ergraute
Mana­ger macht sich Sorgen. Denn die Bank ist keine Insel der
Seligen, die Folgen der Finanzkrise wirken sich auch auf den
GLS-Kosmos aus. Zum Beispiel die Bankenregulierung. Wie die
Großen muss nun auch jede kleine Bank ein „bürokratisches
Monster“ bezwingen, klagt Jorberg. Höhere Eigenkapital- und
Liquiditätsgrenzen hält er durchaus für sinnvoll. Statt darüber
hinaus aber jedes Detail zu regeln, sollte die Politik die „mo­
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